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Gesamte Ausgabe runterladen - Zentralverband der Ärzte für ...

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Die intertrochantere Umlagerungsosteotomie<br />

Sie ist zweifellos die intelligenteste Hüftoperation, da sie<br />

Voraussetzungen schaffen kann, die den Organismus zwingen,<br />

ein zerstörtes schmerzhaftes Hüftgelenk zu regenerieren<br />

und funktionstüchtig schmerzfrei zu machen.<br />

Von den 12 verschiedenen Korrekturmöglichkeiten sind acht<br />

praktisch wichtig: Die Verän<strong>der</strong>ung des Schenkelhalswinkels<br />

im Sinne <strong>der</strong> Valgisation und <strong>der</strong> Varisation, die Medialverschiebung<br />

des Femurschaftes, die Verkürzung, die<br />

Rotationen um die Axen des Femurs und des Schenkelhalses.<br />

Meistens werden drei bis vier dieser Möglichkeiten<br />

miteinan<strong>der</strong> kombiniert.<br />

Wir erreichen bei richtiger Planung die folgenden Wirkungen:<br />

1. Beseitigung einer Fehlstellung. Dadurch wird <strong>der</strong> intraartikuläre<br />

Druck reduziert.<br />

2. Verbesserung <strong>der</strong> Gelenkkongruenz durch bessere Einstellung<br />

des Kopfes ins Gelenk nach den Gesetzen von<br />

Pauwels.<br />

3. Verbesserung <strong>der</strong> Gelenkkongruenz durch Drehung des<br />

Schenkelkopfes um die Schenkelhalsachse. Dadurch<br />

wird ein möglichst intaktes konzentrisches Kopfsegment<br />

in die Hauptbelastungszone gedreht.<br />

4. Gelenkentlastung nach den Hebelgesetzen von Pauwells,<br />

gültig <strong>für</strong> die Variation (Vergrößerung des Lateralen<br />

Hebels) als auch <strong>für</strong> die Valgisation (Verkleinerung des<br />

medialen Hebels!).<br />

5. Die Osteotomie erzeugt eine Hyperämie im oberen<br />

Femurende und einen vermehrten Knochenumbau. Die<br />

Trabekelstruktur des Knochens wird nach dem Wolffschen<br />

Transformationsgesetz den neuen statistischen<br />

Bedingungen angepaßt. Dieser Umbau kann pathologische<br />

Strukturen auslöschen.<br />

Die Entspannung des Gelenkes durch Reduktion des Muskeldruckes<br />

wegen des schmerzlosen Zustandes, durch Vergrößerung<br />

<strong>der</strong> tragenden Kopfoberfiäche und Druckreduktion<br />

pro Flächeneinheit, die Druckreduktion durch Hebelgesetzwirkung,<br />

die Hyperämie und Knochenumbau ermöglicht<br />

zusammen mit schmerzloser Frühmobilisierung eine<br />

Kongruenzverbesserung, eine Besserung <strong>der</strong> pathologischen<br />

Strukturen und eine echte Knorpelregeneration, wie<br />

sie durch die folgenden Beispiele arthrographisch und<br />

histologisch belegt werden.<br />

Die Hauptschwierigkeit <strong>der</strong> Osteotomie ist die Indikation<br />

und die Planung <strong>der</strong>selben. Die Planung kann nur mit gezielten<br />

Funktionsbil<strong>der</strong>n erfolgen, die die klinische Untersuchung<br />

ergänzen.<br />

Die Indikation ist gegeben bei aktiven, bewegungsbegabten<br />

und gut gesinnten Patienten, die noch einen Flexionsumfang<br />

von ca. 45° haben. Der Kopf muß vital sein, und im<br />

Röntgenbild soll eine gewisse Gelenkkongruenz erreichbar<br />

sein. Die Breite des Gelenkspaltes und die Schwere <strong>der</strong><br />

Strukturstörungen spielen dabei keine Rolle.<br />

Bei Spastikern, Misanthropen und Besserwissern ist die<br />

Osteotomie im allgemeinen kontraindiziert.<br />

Das Alter spielt kaum eine Rolle. Schöne Resultate sind<br />

auch im Alter über 70 Jahre zu erwarten. Die erstaunlichen<br />

Erfolge <strong>der</strong> Totalprothese haben aber die Osteotomien im<br />

Alter verdrängt, weil die beschwerliche postoperative Entlastungszeit<br />

entfällt und das Heilresultat rasch erreicht wird.<br />

Die Indikation zur Osteotomie soll möglichst frühzeitig gestellt<br />

werden. Je kleiner <strong>der</strong> Gelenkschaden ist, desto<br />

rascher und vollständiger kann <strong>der</strong> Erfolg erwartet werden.<br />

Eine Badekur ist nach <strong>der</strong> Osteotomie viel segensreicher<br />

als vor <strong>der</strong> Operation.<br />

Äußerst dankbar sind die Osteotomien zur Beseitigung <strong>der</strong><br />

Präarthrosen. Schmerzen im Bein o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Hüftgegend<br />

nach einer anstrengenden Schul reise sollen immer ernst<br />

genommen werden. Die radioiogische Abklärung zeigt dann<br />

häufig eine verkannte, schon fixierte Epiphysenlösung, eine<br />

Coxa valga mit Pfannendysplasie o<strong>der</strong> eine pathologische<br />

Antetorsion des Schenkelhalses, alles präartrotische Zustände,<br />

die sofort operiert werden sollten.<br />

Bei Bedarf kann die Osteotomie ergänzt werden durch<br />

Tenotomien <strong>der</strong> Adduktoren, <strong>der</strong> Rectussehne o<strong>der</strong> des<br />

lleopsoas. Im allgemeinen sind jedoch diese Tenotomien<br />

nicht nötig.<br />

Bei guter Indikation sind etwa 80% subjektiv befriedigende<br />

Resultate zu erwarten. Entscheidend gebessert werden<br />

Schmerz und Gehfähigkeit. Der Beugeumfang wird im<br />

Durchschnitt nicht viel verbessert im Gegensatz zum Rotationsumfang.<br />

Man darf dem Patienten auch nie einen hinkfreien<br />

Gang versprechen. Von den ca. 70% objektiv befriedigenden<br />

Resultaten in den ersten fünf Jahren nach <strong>der</strong><br />

Operation verbleiben nach 10 Jahren noch etwa 50% gute<br />

Resultate. Es erschöpft sich also ein Teil <strong>der</strong> regenerierten<br />

Gelenke wie<strong>der</strong>.<br />

Die Arthrodese<br />

Sie ist die klassische Methode, um eine Hüfte schmerzfrei<br />

und standfest zu machen. Früher war die Operation mit<br />

einem langen Spitalaufenthalt und Nachbehandlung im<br />

Beckengips belastet. Wenn die Hüfte dann endlich steif<br />

war, dann war es oft auch das Kniegelenk. Heute stellt die<br />

Kreuzplattenarthrodese mit Beckenosteotomie eine Methode<br />

dar, mit <strong>der</strong> es gelingt, ohne Gips und mit einer kurzen<br />

Hospitaltsationszeit von drei bis vier Wochen eine Hüfte zu<br />

versteifen. Die Indikation zur Arthrodese ist durch das Aufkommen<br />

<strong>der</strong> Totalprothese in den letzten Jahren stark eingeschränkt<br />

worden. Sie gilt heute nur noch <strong>für</strong> beson<strong>der</strong>e<br />

Fälle. Es sind dies:<br />

jüngere Patienten mit normaler Wirbelsäule und freien<br />

an<strong>der</strong>en Gelenken bis 170 cm Körpergröße;<br />

jüngere Patienten über 170 cm Körpergröße, die sich mit<br />

einem schmerzhaften, schon fast ganz versteiften Hüftgelenk<br />

befriedigend zurechtfinden;<br />

bakterielle Osteoarthritis.<br />

Ich habe 1968 von 232 Hüftoperationen nur noch 13 Arthrodesen<br />

gemacht.<br />

Die Totalprothese<br />

Die Methode <strong>der</strong> Totalprothese fußt auf <strong>der</strong> Tatsache, daß<br />

es eine dauernde, vom Körper ohne irgendwelche Fremdkörperreaktion<br />

ertragene, solide Verbindung des Kunststoffes<br />

Methylmetacrylat mit dem Knochen gibt. Bei mechanischer<br />

Ruhe zwischen Zement und Knochen gibt es auch<br />

bei starker Beanspruchung keinen Knochenabbau, son<strong>der</strong>n<br />

einen Knochenaufbau, wie wir ihn kennen von den Metallimplantaten.<br />

Sie wurde vor zehn Jahren von Charnley in<br />

England begründet. Im Gegensatz zu den früheren Hüftprothesen<br />

schaltet sie die Bewegung zwischen lebendem<br />

Gewebe und Fremdmaterial aus. Die Pfanne bestand früher<br />

aus Teflon. Teflon wurde vom Körper vertragen, es war<br />

aber in <strong>der</strong> Salzlösung des Plasmas im Gegensatz zur<br />

Materialprüfung an <strong>der</strong> Luft <strong>der</strong> mechanischen Beanspruchung<br />

nicht gewachsen. Die von uns in den Jahren 1961 bis<br />

1962 eingesetzten Teflonprothesen mußten alle ersetzt werden.<br />

Seit 1964 gebrauchen wir Pfannen aus Polyäthylen.<br />

Sie haben bis heute keine Erschöpfungszeichen gezeigt.<br />

Wir haben die ursprünglich von Charnley verwendete Kopfprothese<br />

mit 24 mm Durchmesser verlassen und verwenden<br />

heute eine solche mit einem Kopfdurchmesser von<br />

32 mm. Sie besteht, wie früher, aus einem V4a-Stahl o<strong>der</strong><br />

aus einer Chrom-Kobalt-Legierung. Die Operationstechnik<br />

ist wesentlich verbessert worden. Es gelingt heute, ohne<br />

Wegnahme des Trochanters und fast ohne Muskelläsion<br />

und ohne Knochenheilungsproblem die Prothese einzusetzen,<br />

so daß eine sofortige Mobilisierung und Belastung<br />

möglich wird. Dadurch ist die Operation <strong>für</strong> den Patienten<br />

sehr schonend und wenig schockierend geworden. Die Indikation<br />

ist dadurch auch im hohen Alter zu stellen.<br />

Die Operation stellt große Anfor<strong>der</strong>ungen an den Operateur.<br />

Pfanneneingangsebene und Schenkelhalsrichtung<br />

müssen stimmen, damit eine normale Beinstellung gewähr-

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