Gesamte Ausgabe runterladen - Zentralverband der Ärzte für ...
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11.Jahrgang Heft 5 Mai 1970<br />
Schriftleitung: H. Haferkamp<br />
Physikalische<br />
Medizin und<br />
Rehabilitation<br />
Zeitschrift <strong>für</strong> allgemeine<br />
und spezielle Medizin<br />
Wissenschaftlicher Beirat:<br />
K. Albrecht (Undenheim) - H. Bialonski (Bad Godesberg) - N. Breidenbach (Stuttgart) - H. Fleischhacker (Wien) - K. Franke (Bad Lauterberg)<br />
- P. Frick (Mainz) - W. Groh (Bad Dürrheim) - H. G. Güttner (Dresden) - H. Harmsen (Hamburg) - R. G. Heyer (Nußdorf/Inn) - M.<br />
Hochrein (Ludwigshafen/Rh.) - A. Hoff (Bad Wörishofen) - W. Huneke (Stuttgart) - K. H. Kahlert (Bad Salzuflen) - K. Kötschau (Schloßberg) -<br />
H. Kolb (Wetzlar) — H. Krauss (Berlin-Buch) - W. Küster (Magdeburg) - H. Lampert (Bad Homburg) - R. v. Leitner (Berlin) - H. Mommsen<br />
(Frankfurt/M.) - W. v. Nathusius (Hirzenhain'Oberhessen) - G. W. Parade (Neustadt/Weinstraße) - H. Paul (Linz) - A. Pischinger (Wien) -<br />
H. P. Rusch (Frankfurt) — H. Seyfarth (Rostock) - W. Schauwecker (Bensheim) — E. G. Schenck (Aachen) - F. X. Schober (Münchberg) -<br />
H. Schoeler (Karlsruhe) - H. Storck (Endbach) - H. Tiegel (Halbergmoos) - R. Voll (Plochingen) - H. F. Voss (Heidenheim/Brenz) - H. L.<br />
Walb (Homburg) - R. F. Weiß (Marstetten-Aitrach) - Graf Wittgenstein (München) - Kh. Woeber (Aachen) - W. Zabel (Berchtesgaden).<br />
Die operative Behandlung <strong>der</strong> Coxarthrose<br />
Die Coxarthrose entsteht durch relative Überlastung. Diese<br />
Überlastung kommt von angeborenen o<strong>der</strong> erworbenen<br />
Gelenkinkongruenzen o<strong>der</strong> von einem Gelenkschaden, <strong>der</strong><br />
degenerativ o<strong>der</strong> entzündlich sein kann. Dementsprechend<br />
spricht man von den viel häufigeren sekundären o<strong>der</strong> von<br />
den selteneren sogenannten primären Coxarthrosen. In<br />
jedem Falle erscheint <strong>der</strong> Schmerz. Der Schmerz erhöht die<br />
Muskelspannung und diese den Gelenkdruck. Damit kommt<br />
ein circulus vitiosus zustande. Für das Verständnis <strong>der</strong><br />
Arthrosen belasteter Gelenke ist die Kenntnis möglicher<br />
Hexenkreise von größter Bedeutung. Der Gelenkdruck wird<br />
nicht nur erhöht durch die einfache Schmerzspannung, son<strong>der</strong>n<br />
vor allem durch die bald entstehende Fehlhaltung. Ein<br />
Streckausfall im Kniegelenk erhöht den femoropatellaren<br />
Druck und den femorotibialen Druck um ein Vielfaches. Ein<br />
Streckausfall im Hüftgelenk o<strong>der</strong> eine Adduktionsfehlstetlung<br />
erhöhen ebenfalls den Gelenkdruck durch vermehrte<br />
Spannung des Glutaeus maximus und <strong>der</strong> Abduktoren.<br />
Grundsätzlich können diese gefährlichen Hexenkreise unterbrochen<br />
werden durch Behandlung des Schmerzes, <strong>der</strong><br />
verkrampften Muskulatur und durch Beseitigung einer Fehlhaltung<br />
o<strong>der</strong> Fehlstellung. Diese führt zu einer Entspannung<br />
des Gelenkes.<br />
Die konservative Behandlung <strong>der</strong> Coxarthrosen mit Medikamenten,<br />
mit lokalen antalgischen Injektionen, mit Badekuren<br />
und Heilgymnastik benützt diese Mechanismen. Ein<br />
Medikament, das die Belastungsresistenz des Knorpels<br />
primär erhöhen würde, wäre sehr willkommen. Eines wissen<br />
wir sicher vom Knorpel: Er scheut die Überlastung und liebt<br />
die Bewegung. Seine Ernährung wird durch die Massage<br />
<strong>der</strong> Bewegung geför<strong>der</strong>t. Ruhigstellung führt zu Degeneration.<br />
ideal werden die Bedingungen von Entspannung, Entlastung<br />
und Bewegung vom Thermalschwimmbad erfüllt.<br />
Lei<strong>der</strong> wissen wir alle, daß es eben praktisch nicht möglich<br />
ist, das Leben im Thermalbad zu verbringen, und daß ganz<br />
allgemein <strong>der</strong> konservativen Behandlung <strong>der</strong> Coxarthrosen<br />
Grenzen gesetzt sind.<br />
Von einer gelenkerhaltenden Operation müssen wir verlangen,<br />
daß sie den erwähnten circulus vitiosus unterbricht<br />
und Voraussetzungen schafft, daß er sich nicht mehr einstellen<br />
kann. Die Operation soll also den Gelenkdruck anhaltend<br />
reduzieren.<br />
Es ist verständlich, daß diese For<strong>der</strong>ung am besten erfüllt<br />
wird durch eine Operation, die nicht nur an den Weichteilen<br />
angreift und durch Tenotomien Muskeln entspannt,<br />
so daß durch einen Eingriff, <strong>der</strong> zusätzlich Fehlstellungen<br />
beseitigt und vor allem die Gelenkkongruenz verbessert.<br />
Es muß also am Knochen operiert werden. Wir tun dies<br />
um so lieber, als dieser Eingriff heute nicht mehr mit einer<br />
Ruhigstellung verbunden ist. Die Mittel <strong>der</strong> stabilen Osteosynthese<br />
erlauben eine schmerzfreie lockere Frühmobilisierung,<br />
was nicht nur vom Patienten, son<strong>der</strong>n auch von<br />
seinem Gelenkknorpel dankbar vermerkt wird. Lei<strong>der</strong> sind<br />
auch die Möglichkeiten <strong>der</strong> gelenkerhaltenden Operationen<br />
begrenzt, so daß noch zahlreiche Fälle bleiben, die nur<br />
durch Arthrodese o<strong>der</strong> vor allem durch die Totalprothese<br />
zu lösen sind.<br />
Nach diesen allgemeinen Vorbemerkungen hoffe ich auf Ihr<br />
Verständnis da<strong>für</strong>, daß ich das mir gestellte Thema nur zum<br />
Teil aus eigener Erfahrung behandeln kann.<br />
Die Voss'sche Operation<br />
Sie besteht aus multiplen Tenotomien und entspannt durch<br />
Osteotomie des großen Trochanters nicht nur die Hüftabduktoren,<br />
son<strong>der</strong>n setzt durch den Knochenschnitt auch<br />
einen Hyperämieregenerationsreiz am oberen Femurende.<br />
Von einigen Autoren wird die ursprüngliche Voss'sche Operation<br />
ergänzt durch Tenotomie <strong>der</strong> Psoassehne, durch<br />
Neurotomie des Nervus obturatorius o<strong>der</strong> durch quere Incision<br />
des Tractus iliotibialis. Alle diese Maßnahmen verbessern<br />
die Gelenkkongruenz nicht und versetzen das Bein<br />
in einen gewissen Schwächezustand. Sie können auch das<br />
Belastungsgleichgewicht am Kniegelenk stören. Die Nachbehandlung<br />
erfor<strong>der</strong>t einen Streckverband und über ca. vier<br />
Wochen. Ich verfüge über keine eigenen Erfahrungen, nicht<br />
nur weil ich wenig befriedigende Resultate an<strong>der</strong>er Kliniken<br />
gesehen habe, son<strong>der</strong>n vor allem deshalb, weil schon aus<br />
theoretischen Gründen die Methode nicht gleich viel leisten<br />
kann wie die intertrochantere Osteotomie. Die Betastung<br />
des Patienten durch Operation und Nachbehandlung erscheint<br />
mir größer als bei einer intertrochanteren Osteotomie.<br />
Die Wendtsdne Osteotomie ist in <strong>der</strong> Schweiz praktisch unbekannt.<br />
Ich kann mich deshalb zu dieser Methode, die uns<br />
wenig verständlich erscheint, nicht äußern.