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17<br />

Wie weiter<br />

mit BER?<br />

Der Schein trügt: Es wird noch eine Weile<br />

dauern, bis der neue Berlin Brandenburg<br />

Airport in Betrieb gehen kann.<br />

Foto: Flughafen Berlin<br />

Nachdem bekannt geworden war, dass der neue Berliner Airport auch im Oktober dieses Jahres nicht eröffnet<br />

werden kann, hat der Aufsichtsrat gehandelt: Flughafenchef Rainer Schwarz musste gehen, Matthias<br />

Platzeck löst Klaus Wowereit als Vorsitzenden des Aufsichtsgremiums ab. Die Eröffnung von BER könnte sich<br />

indessen bis ins Jahr 2015 hinziehen.<br />

Am vergangenen 16. Januar hat das<br />

Trauerspiel um den neuen Berliner<br />

Flughafen in Schönefeld zu<br />

personellen Konsequenzen geführt. Der<br />

Aufsichtsrat bestimmte den amtierenden<br />

Ministerpräsidenten des Landes Brandenburg,<br />

Matthias Platzeck, zu seinem neuen<br />

Vorsitzenden. Der SPD-Politiker löst in<br />

dieser Funktion seinen Parteifreund und<br />

amtierenden Berliner Bürgermeister Klaus<br />

Wowereit ab. Dieser hat sein Amt vor mehr<br />

als elf Jahren übernommen, geriet aber in<br />

den vergangenen Monaten heftig in die<br />

Kritik. Das, nachdem er im Mai 2012 eine<br />

erneute Verschiebung des Eröffnungstermins<br />

von BER, die dritte insgesamt, hatte<br />

bekannt geben müssen. Wowereit bleibt<br />

jedoch als Stellvertreter Platzecks im Aufsichtsgremium.<br />

Gleichzeitig musste der bisherige Flughafenchef,<br />

Rainer Schwarz, mit sofortiger<br />

Wirkung seinen Hut nehmen. Viele<br />

sehen in ihm den Hauptverantwortlichen<br />

für das Flughafendebakel, entsprechend<br />

muss er mit Schadenersatzklagen rechnen.<br />

Die Geschäftsleitung der Berliner<br />

Flughafengesellschaft soll in Zukunft<br />

neu aus drei Mitgliedern bestehen: dem<br />

Präsidenten, einem Finanz- sowie einem<br />

Technikchef. Bis das Auswahlverfahren<br />

abgeschlossen ist, leitet Horst Amman,<br />

bisheriger Verantwortlicher für technische<br />

Belange, den neuen Berliner Flughafen.<br />

Lokale Medien sehen in Thomas<br />

Weyer, derzeit Technikchef am Flughafen<br />

München, einen möglichen Nachfolger<br />

für Schwarz. Weyer war bereits von<br />

2004 bis 2008 Chefplaner der Flughafenbaustelle<br />

in Schönefeld und könnte an seinen<br />

früheren Arbeitsort zurückkehren.<br />

Eröffnung erst 2015?<br />

Der Aufsichtsrat um den neuen Vorsitzenden<br />

Matthias Platzeck steht vor grossen<br />

Herausforderungen. Bevor am «Willy-<br />

Brandt-Airport» überhaupt weitergearbeitet<br />

werden kann, geht es darum, den aktuellen<br />

Bauzustand des neuen Flughafens zu<br />

untersuchen. «Unser Ziel ist, in den kommenden<br />

Monaten die Bestandsaufnahme<br />

am Flughafen Berlin Brandenburg, dem<br />

wichtigsten Zukunftsprojekt Ostdeutschlands,<br />

abzuschliessen, um anschliessend<br />

zu einem verlässlichen und erfolgreichen<br />

Fahrplan bis zur Eröffnung des Flughafens<br />

zu kommen. Dafür sind harte Entscheidungen<br />

und eine stärkere Kontrolle des Unternehmens<br />

durch den Aufsichtsrat nötig», so<br />

Brandenburgs Ministerpräsident. Welche<br />

Massnahmen gemeint sind, liess er offen.<br />

Platzeck bekräftigte zudem, es mache derzeit<br />

keinen Sinn, einen neuen Eröffnungstermin<br />

für den Flughafen zu nennen. «Der<br />

Technische Geschäftsführer Horst Amann<br />

muss erst die Probleme so genau analysiert<br />

haben, dass er einen neuen Termin nennen<br />

kann. Das wird einige Monate in Anspruch<br />

nehmen.» Als realistischer Termin<br />

für die Einweihung von BER erscheint derzeit<br />

das Jahr 2015, nachdem Amann Anfang<br />

dieses Jahres auch das zuletzt genannte Eröffnungsdatum<br />

vom 27. Oktober 2013 für<br />

nicht einhaltbar hielt.<br />

Neben den bekannten baulichen und sicherheitsspezifischen<br />

Mängeln wie falsche<br />

Verkabelungen und ungenügende Brandschutzanlage<br />

sind auch die Kosten aus dem<br />

Ruder gelaufen. Im August 2004, als das Infrastrukturministerium<br />

von Brandenburg<br />

trotz heftiger Proteste der Anwohner die<br />

Genehmigung zum Bau des neuen Flughafens<br />

am Standort Schönefeld erteilte, war<br />

zunächst die Rede von 1,7 Milliarden Euro.<br />

Als Eröffnungstermin wurde damals das<br />

Jahr 2010 genannt. Im vergangenen Dezember<br />

kamen Gutachter zum Schluss, dass die<br />

finanziellen Aufwendungen für den neuen<br />

Flughafen 4,3 Milliarden betragen könnten.<br />

Dazu kommen Mehrkosten für die länger<br />

andauernde Aufrechterhaltung des Berliner<br />

Flugbetriebs in Tegel. Matthias Plat zeck sagte,<br />

dass dafür «sicher» ein Euro-Betrag in<br />

zweistelliger Millionenhöhe notwendig sei.<br />

Eine weitere, schon früher immer wieder<br />

gestellte Frage ist, ob der Flughafen Berlin<br />

Brandenburg überhaupt genügend gross geplant<br />

wurde. 2012 benutzten mehr als 25<br />

Millionen Passagiere alle drei Berliner Flughäfen,<br />

BER wurde hingegen für eine Startkapazität<br />

von lediglich 22 bis 25 Millionen<br />

konzipiert. Diese lässt sich zwar durch Erweiterungsbauten<br />

im Westen steigern, würde<br />

die Kosten aber definitiv in ungeahnte<br />

Höhen treiben.<br />

Thomas Strässle<br />

Die Berliner Flughäfen im Jahr<br />

2012<br />

Passagiere 25261192 (+5%)<br />

• davon Tegel:<br />

18163918 (+7,4%)<br />

• davon Schönefeld:<br />

7097274 (–0,2%)<br />

Flugbewegungen 242872 (unverändert)<br />

• davon Tegel:<br />

171114 (+1%)<br />

• davon Schönefeld:<br />

71758 (–2,5%)<br />

Geflogene Fracht 32140 t (+2,9%)<br />

(Angaben: Berlin Airport)

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