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Paul Wriede: Der feldgraue Kasper Putschenelle<br />
http://lithes.uni-graz.at/texte.html<br />
NEHRIG. Jä, das is nämlich man, indem ich gerne wissen möchte, ob ich zum Winter wieder was einnehmen<br />
soll, nich?<br />
KASPER. Wenn de Doktor di dat verordent hett, denn doh dat man.<br />
NEHRIG. Ne, um so’n Einnehmen hannelt sich das jo gar nich. Das is man wegen Kantoffeln und so zum<br />
Wiederverkaufen, nich?<br />
KASPER. Och so, du büst Greunhöker?<br />
NEHRIG. Das nich gerade. Früher hab’ ich ja geschustert, nich?<br />
KASPER einwerfend. Wie kann ick weten, ob du schoostert hest!<br />
NEHRIG. Ja, das hab’ ich! Lange Jahrn lang! Un denn hab’ ich ja ümmer ’n bischen sparsam gelebt, nich?<br />
un hab’ was auf die hohe Kante gelegt, nich, un nu bin ich denn ja Rentjeh, nich?<br />
KASPER. So, du büst en Renntier! For sowat Ähnliches heff ick di all ansehn.<br />
NEHRIG. Na, un denn hab’ ich mir ja ’n Haus gekauft, nich?<br />
KASPER. Un de Mieters opdreben, nich?<br />
NEHRIG. Jä, sehn Sie mal, das muß man ja auch! Un da tut man ja auch kein Unrecht mit. Son Haus soll<br />
doch man was einbringen, nich? Und das spielt für den einzelten Mieter ja auch gar keine Rolle, ob er<br />
das ganze Jahr über so’n 20, 30 Mark mehr bezahlt. Bei ’ne Familie von 6, 8 Köpfe, da macht das ja<br />
auch man 2, 3 Mark per Kopf, nich? Aber <strong>bei</strong> mir, da kamen denn all’ die 2 und 3 Mark in eine Tasche,<br />
nich? Jä, sehn Sie, so muß man rechnen!<br />
KASPER. Un denn nix moken loten, denn lohnt dat!<br />
NEHRIG. Na, sehen Sie, Sie haben’s raus, Sie sollten man auch mal sowas in die Hand nehmen, nich? Aber<br />
nu nich gerade in diese Zeit! Nu is schlecht Hauswirt spielen, von wegen den Krieg, nich? und von wegen<br />
die Mieteausfälle, nich? Ich habe mein Haus ja gerade rechtzeitig verkauft gehabt und hab’ das schöne<br />
Geld ja erstmal in die Tasche gesteckt, nich?<br />
KASPER grob. Dat weet ick nich, wonehm du dien verfluchtes Geld loten hest. Ole Nichmichel!<br />
NEHRIG. Was nu mein Nachfolger is, der stöhnt un tut natürlich. Neulich wollt’ er Geld von mir leinen.<br />
Ne, mein lieber Mann, sag ich, pumpen tu ich jetzt nix, nu haben wir Borgfrieden, hähähä! Un denn<br />
überhaupt nu, wo die Lebensmittel so teuer sind und wo man doch außerdem sein Geld ganz anderwo<br />
gewinnbringend anlegen kann. Sehn Sie, ich hab’s nämlich richtig gemacht: erst hab ich en Posten Reis<br />
gekauft, nachher en kleinen Posten Zucker un en ganzen Berg Kantoffeln. Und das hab’ ich allns<br />
hübsch liegen lassen, bis daß die Preise ordentlich hoch gegangen waren. Un verkauft hab’ ich, eher daß<br />
der Staat Handel un Wandel durch Höchstpreise für die Waren stören tat. Un so hab’ ich denn ja en netten<br />
Schilling Geld verdient, nich?<br />
KASPER schlägt ihn. Nu lettst ober dien ole dummerhaftige Nicheree no, versteihst? Ick mag dat nu nich<br />
mehr mit anheurn! Sullst di jo leeber wat schomen, den lütten Mann dat bitten Eten for Froo un Kinner<br />
noch dühr to moken in Kriegstieden, wo he sick noch dorto villicht mit Russen un Serben un Franzosen<br />
aftogeln mutt!<br />
NEHRIG. Och, wissen Sie, das nehmen Sie nu viel zu tragisch! Wenn das Fund nu wirklich en paar Fennig<br />
mehr kost, was macht das auf die einzelte<br />
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