HOTSPOT_W_Liesing_131123.pdf
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Fotos: Gerald Netzl<br />
BEZIRKSGESCHICHTE<br />
Foto: zVg<br />
Eine grafische Nachbildung des einstigen Tempels in Atzgersdorf (oben). Auch auf Postkarten wurde einst das Gotteshaus verewigt (unten).<br />
Die Synagoge<br />
von Atzgersdorf<br />
Vor wenigen Wochen jährte sich das<br />
Novemberpogrom zum 75. Mal.<br />
Bezirkshistoriker Gerald Netzl blickt auf<br />
die Geschehnisse bei der Synagoge in<br />
Atzgersdorf zurück.<br />
Die wenigsten Bewohner<br />
unseres Bezirks<br />
wissen, dass wir ganz<br />
in unserer Nähe einen jüdischen<br />
Tempel hatten. Dieser<br />
wurde 1900 errichtet<br />
und stand in der Dirmhirngasse<br />
112 in Atzgersdorf,<br />
an der Gemeindegrenze zu<br />
<strong>Liesing</strong>, nicht weit von der<br />
evangelischen Andreaskirche<br />
entfernt.<br />
In den Morgenstunden des<br />
10. November 1938 wurde<br />
unsere Synagoge von den<br />
Nationalsozialisten und ihren<br />
Helfern zerstört – im<br />
gesamten Deutschen Reich<br />
waren es 191 Synagogen.<br />
Noch im gleichen Monat<br />
wurde die Ruine vollständig<br />
demoliert. Nach dem<br />
Krieg lag das Grundstück<br />
lange brach. 1988 beschloss<br />
die Bezirksvertretung <strong>Liesing</strong><br />
in der Dirmhirngasse<br />
eine Gedenktafel zur Erinnerung<br />
an die Synagoge anzubringen.<br />
Ein Anliegen,<br />
das erst 2005 auf dem unmittelbar<br />
angrenzenden<br />
Grundstück von Wienstrom,<br />
in der Dirmhirngasse<br />
114, umgesetzt werden<br />
konnte. Die Inschrift in<br />
deutscher und auch in hebräischer<br />
Sprache lautet:<br />
„Hier stand die Synagoge<br />
für Atzgersdorf und <strong>Liesing</strong>,<br />
die am 10. November<br />
1938 von den Nationalsozialisten<br />
und ihren Helfern<br />
zerstört wurde. NIEMALS<br />
VERGESSEN! Bezirksvertretung<br />
<strong>Liesing</strong>“.<br />
Die Übersetzung des Tafeltextes<br />
stammt übrigens von<br />
Herrn Natan Blum, der<br />
nach 1945 in Israel lebte,<br />
bis zu seiner Vertreibung<br />
1939 Hans hieß und in Atzgersdorf<br />
wohnte. Eine 24-<br />
seitige Broschüre, im November<br />
2013 erweitert neu<br />
aufgelegt, beschreibt ausführlich<br />
jüdisches Leben in<br />
<strong>Liesing</strong> bis 1938, die Geschichte<br />
der Synagoge und<br />
ihrer Zerstörung sowie das<br />
Novemberpogrom in<br />
Wien. Die Broschüre kann<br />
von der Bezirksvorstehung<br />
<strong>Liesing</strong> (Tel. 4000/23114)<br />
angefordert werden.<br />
Steine der Erinnerung für<br />
<strong>Liesing</strong><br />
Im Oktober 2013 wurden<br />
im 23. Bezirk vier erste<br />
„Steine der Erinnerung“<br />
(siehe Bild unten) verlegt.<br />
Mit diesen Gedenktafeln<br />
aus Metall soll an deren<br />
früheren Wohnhäusern an<br />
das Schicksal der Menschen<br />
erinnert werden, die<br />
in der NS-Zeit ermordet,<br />
deportiert, vertrieben oder<br />
in den Suizid getrieben<br />
wurden. Diesen vier Steinen<br />
sollen weitere folgen.<br />
Bei Interesse an einer Mitarbeit<br />
kontaktieren Sie bitte<br />
steine-liesing@gmx.at<br />
Das Bezirksamt LIesing – seit vielen Jahrzehnten Herz des südlichsten<br />
Stadtteils Wiens und auch ein Gebäude mit viel Geschichte.<br />
Werden Sie unser<br />
<strong>Liesing</strong>-Reporter<br />
Die Wiener Bezirke verändern<br />
sich rasant. Wir blicken<br />
in die Vergangenheit<br />
und suchen alte Fotos und<br />
Geschichten aus <strong>Liesing</strong>.<br />
Der südlichste Bezirk Wiens<br />
hat in den letzten Jahrzehnten<br />
eine rasante Entwicklung erlebt.<br />
Viele Unternehmen siedelten<br />
sich an und das Wohnumfeld<br />
am Stadtrand – nicht<br />
zuletzt wegen der hohen Lebensqualität<br />
– wächst unaufhörlich.<br />
In erster Linie wurde <strong>Liesing</strong><br />
aber von seinen<br />
Bürgern selbst geprägt –<br />
sicher kann jeder<br />
Einzelne persönliche<br />
Lieder darüber<br />
singen, oder interessante<br />
Geschichten aus<br />
längst vergangenen<br />
Tagen erzählen. Diese<br />
Quellen versuchen wir bereits<br />
seit einiger Zeit zu erschließen<br />
und damit einer breiten Öffentlichkeit<br />
zugänglich zu machen<br />
– mit einer Veröffentlichung im<br />
<strong>Liesing</strong> Journal, das zwei Mal<br />
im Jahr (April und November)<br />
erscheint.<br />
Schicken Sie uns also, lieber<br />
Leser, Ihre Texte, Fotos und<br />
Gedichte, egal ob komisch,<br />
tragisch oder „historisch-trocken“.<br />
Damit können Sie zum<br />
<strong>Liesing</strong>-Reporter werden. Ihre<br />
Unterlagen senden Sie bitte<br />
entweder auf dem Postweg an<br />
Gerhard Lahofer, Muthgasse 2,<br />
1191 Wien oder per E-Mail an:<br />
gerhard.lahofer@mediaprint.at<br />
– Einsendeschluss ist der<br />
3. April 2014. Gleichzeitig<br />
möchten wir Sie aber darauf<br />
hinweisen, dass keinerlei<br />
Anspruch auf ein Honorar<br />
besteht und wir<br />
uns vorbehalten,<br />
eingesandte Beiträge<br />
nicht zu veröffentlichen.<br />
Und wenn Sie<br />
in Ihrem Grätzel<br />
einmal irgendwo der<br />
Schuh drücken sollte und<br />
Sie Ihr Herz ausschütten wollen<br />
– einfach aufschreiben, in<br />
ein Kuvert stecken und rein<br />
damit ins Postkastl. Wir werden,<br />
soweit es uns möglich ist,<br />
die Verantwortlichen mit Ihren<br />
Forderungen bzw. Anregungen<br />
konfrontieren.<br />
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