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Die Stufe 142

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Koch: Zu meiner Zeit kamen in der STUFE natürlich schon Artikel,<br />

die den Albverein gewaltig angegriffen haben. Es wurden auch<br />

Leute persönlich angegriffen, die gegen die Jugend geschafft<br />

haben. Wir haben jetzt im Hauptausschuss niemanden mehr,<br />

der gegen die Jugend arbeitet. Mein Eindruck ist, dass die Erwachsenen<br />

großzügiger geworden sind und den Jugendlichen<br />

viel mehr durchgehen lassen.<br />

Höschele: Ich habe einen ganz anderen Eindruck. Ich glaube,<br />

dass die ältere Generation das gleiche Unverständnis der<br />

Jugend gegenüber bringt wie früher. Aber sie machen nichts<br />

mehr dagegen. Ich sehe es nicht so, dass die Albvereinsjugend<br />

früher immer nur dagegen war, sondern sie hat neue Gedanken<br />

reingebracht. Mein Leitspruch ist schon seit vielen Jahren: Nur<br />

gegen Strom gelangt man zur Quelle. Tatsächlich findet man<br />

nur neue Ziele, wenn man kontrovers diskutiert. Mein subjektives<br />

Empfinden ist, dass sich nicht sonderlich viel bewegt. Ich<br />

möchte es nicht bewerten, aber aus meiner Sicht ist etwas wenig<br />

Bewegung im Topf.<br />

Fischer: Ich sehe keinen Grund, per se gegen etwas rebellieren<br />

zu müssen. Der Albvereinsjugend geht es gut, sie steht auf einem<br />

sinnvollen Fundament. Sie muss nicht um ihr Leben innerhalb<br />

des Albvereins kämpfen, deshalb muss man keinen Stunk gegen<br />

den Albverein machen. Wir müssen aber danach schauen, dass<br />

auch unsere Interessen vertreten werden. Wo wir jetzt was gemacht<br />

haben war mit der Energieeffizienz der Wanderheime. Wir<br />

haben durchgesetzt, dass die Wanderheime auf Energieeffizienz<br />

überprüft werden. Das ist eine wichtige Sache und sie kam<br />

von uns. Da hat die Jugend Verantwortung übernommen und<br />

gesagt: "Irgendwann sind das auch unsere Wanderheime und<br />

wir müssen heute schon danach schauen." Das ist ein Beispiel<br />

dafür, dass wir nicht brav sind, wenn es darauf ankommt.<br />

Koch: Das ist ein schlechtes Beispiel, da ich der verantwortliche<br />

Betroffene bin. Da sieht man aber, dass der Hauptverein<br />

der Jugend viel mehr zugesteht als früher. Beim Vorgänger-<br />

Präsident wäre dieser Antrag in dieser Form wahrscheinlich<br />

nicht durchgegangen. Hier hat man den Konflikt bereits<br />

ausgeräumt, indem man zugestimmt hat. So wird viel abgenickt.<br />

Es ist ja im Ausschuss niemand mehr, der gegen die<br />

Jugend spricht. Früher hatte man noch Leute mit viel Einfluss,<br />

so dass alles aus der Jugend erstmal abgebügelt wurde.<br />

Früher gab es viel mehr Jugendgruppen. Wir hatten Pfingstjugendtreffen<br />

mit 600 Kindern und Jugendlichen, jetzt sind es nur<br />

noch 150 - 200 Teilnehmer. Warum kommen da nicht mehr?<br />

Fischer: Heute gibt es schon viel mehr Angebote.<br />

Höschele: Als Ergebnis auf die Frage, ob die Albvereinsjugend<br />

brav geworden ist, könnte man eigentlich antworten, dass der<br />

Albverein brav geworden ist. Deshalb hat die Jugend gar keinen<br />

Grund mehr, groß zu rebellieren. <strong>Die</strong> Freiheiten, die sie jetzt<br />

hat, resultieren vielleicht aus den kontroversen Diskussionen<br />

in den Achtzigern.<br />

Bezüglich der geringeren Teilnehmerzahlen muss ich sagen,<br />

dass ich immer noch nicht glaube, dass es heute mehr unterschiedliche<br />

Angebot gibt als früher. Im Gegenteil, als du noch<br />

Jugendlicher warst, hat man sich selber entwickelt und hat gar<br />

keine Vereine gebraucht. Ich glaube schon, dass es einen Grund<br />

gibt, der im Verein zu suchen ist. Ende der Achtziger Jahre hat<br />

man es Jugendleitern noch schwer gemacht, wenn er nicht so<br />

viel mit Tradition zu tun hatte, gerade in einer kleinen, konservativen<br />

Ortsgruppe auf dem Dorf. Das hat bestimmt Hemmungen<br />

hervorgerufen bei Leuten, sich zukünftig dort zu engagieren.<br />

War nicht gerade Ende der Achtziger Jahre der Schwund bei den<br />

Jugendgruppen massiv?<br />

Fischer: Ich finde die Teilnehmerzahl auf dem Fuchsfarm-<br />

Festival, auch wenn es nur 150 Teilnehmer sind, schon toll.<br />

Wenn man aber bedenkt, dass das die zentrale Veranstaltung<br />

für die Jugend ist und auf die Vereinsgröße bezogen, würde ich<br />

mir natürlich auch wünschen, dass es mehr Teilnehmer wären.<br />

Schade ist, dass manche Ortsgruppen über Jahre hinweg nie<br />

hinkommen.<br />

Koch: Als ich 17 war, kamen ganze Ortschaften zu so einem Treffen,<br />

obwohl damals die Anreise viel schwieriger war als heute.<br />

STUFE: Was sollte die Schwäbische Albvereinsjugend in fünf<br />

oder zehn Jahren haben, was sie heute nicht hat?<br />

Höschele: Mir persönlich wäre das Naturbewusstsein ganz wichtig,<br />

vielleicht sogar als Vordergrund. Es wird immer schwieriger,<br />

dies den Kinder und Jugendlichen zu vermitteln.<br />

Koch: Ich würde ein Augenmerk beim Umweltschutz darauf richten,<br />

auch über die Hintergründe aufzuklären. Was ist notwendig,<br />

um etwas zu erzeugen? <strong>Die</strong> Jugend sollte mehr hinterfragen. Wie<br />

viel Kilowatt Strom sind zum Beispiel notwendig um Holzpellets<br />

herzustellen? Wenn ich mir zum Beispiel die ganze nördliche<br />

Albrandlinie voll mit Windrädern vorstelle, dann hat das mit der<br />

Landschaft nichts mehr zu tun. Man muss den Jugendlichen das<br />

Für und Wider erklären.<br />

Fischer: Ich wünsche mir für die Albvereinsjugend zwei Dinge:<br />

Das Eine ist, dass wir eine so tolle Arbeit machen, dass wir<br />

Mitgliederzuwachs haben, der es schafft, den Verein insgesamt<br />

etwas zu stabilisieren. Das werden wir nicht alleine schaffen,<br />

aber wir können dazu beitragen.<br />

Das zweite ist, dass wir es schaffen, die Jugendlichen bei der<br />

Stange zu halten und in den Hauptverein rüberzubringen. Da<br />

bei ist nicht nur die Jugend gefordert, sondern der ganze Verein.<br />

Das ist für den Verein wichtig und es wird sich in den nächsten<br />

fünf bis zehn Jahren entscheiden. Ich finde es auch wichtig, dass<br />

man Werte vermittelt und zeigt was es alles gibt. Wir müssen vor<br />

allem die Jugendlichen mitnehmen, die das bisher nicht kennen.<br />

Gerade auf zwei Wochen Freizeit sieht man das sehr oft, dass<br />

Kinder und Jugendliche auftauen und die Augen aufmachen. Das<br />

muss nicht nur in der Natur, das kann auch in der Gruppe sein.<br />

Christian Bendig und Germar Schulte-Hunsbeck<br />

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