04.12.2013 Aufrufe

Die Stufe 142

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

der Red.) sehr viel Erfolg. <strong>Die</strong> Leute haben begriffen, dass hinter<br />

Volkstanz viel mehr steckt als Hopstheater.<br />

Höschele: Jugendarbeit fällt und steht mit den Leuten, die sie<br />

betreiben.<br />

Koch: Ja, das hängt an den Leuten, die Jugend leiten, egal ob<br />

in einem Sportverein, einer Tanzgruppe oder einer kirchlichen<br />

Jugend. Derjenige, der vorn dran steht, kriegt die Jugend.<br />

Fischer: Ein großer Unterschied ist, dass wir heute weniger Leute<br />

zur Verfügung haben, die über einen langen Zeitraum bei einer<br />

Sache bleiben können. Für eine Ausbildung geht man an andere<br />

Orte, für ein Studium erst recht. Bei kleineren Freizeiten wird der<br />

Charakter stark durch die Gruppe der Betreuer bestimmt. Weil<br />

sich die Zeiten geändert haben, brauchen wir die Leitbilder. <strong>Die</strong><br />

Leute sind immer noch dabei, deswegen machen wir die Freizeit<br />

noch in diesem Stil weiter.<br />

STUFE: Wo treten die Dinge, die Herr Koch als selbstverständlich<br />

angesehen hat – Wandern, Naturschutz, Volkstanz, Musik<br />

machen – heute noch bei den zentralen Freizeiten der Albvereinsjugend<br />

zutage?<br />

Fischer: Ich kann für die Derneck-Freizeit sprechen, die ich die<br />

letzten Jahre kenne. Das sind alle feste Punkte. Wandern allein<br />

schon mangels anderer Fortbewegungsmittel, weil es Spaß<br />

macht und weil wir das Ziel haben, Kindern und Jugendlichen<br />

eine Welt draußen zu zeigen, die viele nicht kennen. Selber musizieren<br />

am Lagerfeuer ist der Klassiker schlechthin. Am Anfang<br />

wehren sich manche, andere sind von vornherein heiß drauf.<br />

Musik am Lagerfeuer geht einfach zu einer Freizeit dazu. Vor zwei<br />

Jahren haben wir Volkstanz locker verpackt und irische Volkstänze<br />

eingebaut, weil der damalige Leiter Johannes Rosenkranz<br />

gerade aus Irland zurückkam. Der Volkstanz hat sich bis auf die<br />

Musik nicht groß von einem schwäbischen unterschieden und<br />

genauso viel Spaß gemacht. Auf dem diesjährigen Fuchsfarm-<br />

Festival haben wir einen Massen-Volkstanz gemacht.<br />

Höschele: Da kommt der Punkt, weshalb man den „Altenverein“<br />

zu solchen Veranstaltungen so ungern einlädt. Wir haben<br />

damals auch irische Volksmusik gemacht. Wenn man damit<br />

versucht hat, den „Altenverein“ zu gewinnen, sich diese Musik<br />

anzuhören, haben wir nur Kopfschütteln geerntet: Das war keine<br />

Volksmusik und englischer Gesang war sowieso schlecht. Es war<br />

spürbar, dass man mit modernen Volkstänzen nicht akzeptiert<br />

wurde. Wenn man nicht akzeptiert wird, bleibt man eben eher<br />

für sich. Letzteres hat sich wohl erhalten.<br />

STUFE: Und beim Wandern?<br />

Koch: Wir wandern ja nicht durch die Gegend, um von A nach<br />

B zu „rennen“, sondern Leuten die Gegend zu zeigen und zu<br />

erklären – sei es Geologie, Natur, Kirchen. Leute fragen heute<br />

nur noch, wie weit es bis zum Ziel ist. Das passt nicht mehr zum<br />

Albverein.<br />

Höschele: Ist es nicht der persönliche Anspruch, der sich im<br />

Laufe eines Lebens ändert? Als Kind und Jugendlicher habe<br />

ich Albvereinswanderungen in Erinnerung, bei denen man von<br />

A nach B gewandert ist und bei B in die Gaststätte zum Essen<br />

eingekehrt ist. Mir war tödlich langweilig. Wir Kinder gingen vor<br />

die Gaststätte und haben darauf gewartet, dass die da drinnen<br />

ihre blöden Lieder fertiggesungen haben. Für mich war es die<br />

Phase, in der ich Natur intensiv erlebte, aber ohne den Albverein,<br />

weil ich sie mit dem Albverein gar nicht erleben konnte. Da hat<br />

mir auch der Alpenverein nichts gegeben. Günter, wenn du<br />

davon sprichst, Wissen über Kultur und Natur weiterzugeben,<br />

dann waren das eher einzelne interessierte Leute, zu denen<br />

du dazu gehörst, die aufgrund ihrer Persönlichkeit Wissen<br />

vermitteln konnten.<br />

Koch: Der NABU hat regen Zulauf mit seinen geführten Wanderungen,<br />

die Geld kosten. Da wird weniger gewandert als<br />

sich thematisch eines Themas angenommen. Bei uns war das<br />

immer kostenlos. Wenn man etwas nicht kann, sollte man sich<br />

das eingestehen und Fachleute einladen, die Themen jugendgerecht<br />

aufbereiten, zum Beispiel über Imkerei, Schäferei oder<br />

Grenzsteine. Wir müssen den Jugendlichen zeigen, um was es<br />

draußen in der Natur geht und was man erleben kann. Das ist<br />

mit einem PC nicht zu machen. Ich finde deshalb den Powerwalk<br />

auf der Derneck-Freizeit ganz toll. Eine Zwei-Tages-Tour, bei der<br />

im Freien übernachtet wird und die Jugendlichen auf sich allein<br />

gestellt sind.<br />

Fischer: Das gibt auch einen Riesenreiz, weil es nicht mehr<br />

selbstverständlich ist. Zum Powerwalk gehören besondere<br />

Aufgaben. Für manche ist dies schon alleine die Strecke, weil sie<br />

das sonst nie machen. Da wir ein gemischtes Publikum haben,<br />

kann ein Powerwalk in zwei Tagen keine 45 km lang sein. Dass<br />

wollen wir auch nicht. Wir wollen den Spaß und die Freude daran<br />

vermitteln, gemeinsam unterwegs zu sein und morgens noch<br />

nicht zu wissen, wo man abends übernachtet.<br />

STUFE: Mit "Up'n'away" gab es vor wenigen Jahren eine<br />

Freizeit, bei welcher vorab auch nicht klar war, wohin es geht.<br />

Höschele: Bei dem Namen wissen viele Eltern nicht, was dahinter<br />

steckt. Da müsste sogar ich überlegen, was das bedeuten<br />

könnte. Ich möchte jetzt nicht gegen das Englische wettern,<br />

für die Älteren sind solche Begriffe aber schwieriger. Um die<br />

Jugendlichen anzusprechen ist es sicher nicht falsch, gleichzeitig<br />

vergrößert man aber die Diskrepanz zu den Älteren.<br />

9

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!