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Das Regionale Patientenmagazin - Pieks 11/2013

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DAS REGIONALE PATIENTENMAGAZIN | LESEN - SEHEN - HÖREN Seite 26<br />

AUFGESCHLAGEN NEUE BÜCHER<br />

Ein abgefahrener Trip<br />

Sven Regener ist wieder<br />

da – mit dem vierten<br />

Band seiner Trilogie<br />

um Herrn Lehmann, der<br />

aber gar nicht mitspielt.<br />

Eine Trilogie mit vier Folgen?<br />

Ein Protagonist, der lediglich<br />

in der Erinnerung<br />

seines besten Kumpels Karl<br />

Schmidt auftaucht? Wie soll<br />

das denn bitte funktionieren?<br />

Wer mit solch schlauen<br />

Fragen aufkreuzt, ist bei Regener<br />

und dessen neuem<br />

Hauptdarsteller Karl<br />

Schmidt genau richtig. Hat<br />

er doch für die wirklich<br />

wichtigen Fragen des Lebens<br />

zwar nicht immer eine Antwort,<br />

aber doch meistens eine<br />

treffende Einschätzung<br />

parat. Etwa: „Die Zukunft ist<br />

eine dumme Sau. Man weiß<br />

nie, womit sie als Nächstes<br />

um die Ecke kommt.“<br />

Karl Schmidt? Da war<br />

doch was. Genau, das ist jener<br />

grobschlächtige Thekenphilosoph<br />

und rasch Herr<br />

Lehmanns bester Kumpel in<br />

Berlin, der im bis dato letzten<br />

Band der Trilogie nach<br />

einem Drogentrip am Abend<br />

des Mauerfalls in der Psychiatrie<br />

gelandet war und es<br />

nun bis in eine Hamburger-<br />

Therapie-WG geschafft hat.<br />

Als einige seiner alten Kumpels<br />

nach mehreren Jahren<br />

bei ihm auftauchen, steigt er<br />

– wenngleich trocken – mit<br />

ihnen in den Tourbus und<br />

durchstreift die mittlerweile<br />

wiedervereinigte Republik –<br />

und die Rave-Szene der<br />

1990er-Jahre. Unter dem<br />

gleichen Titel wie dereinst<br />

die Beatles: „Magical Mystery“.<br />

Ein abgefahrener Trip.<br />

Und ein weiteres Lesevergnügen<br />

von Regener – wie<br />

immer fast ohne Punkt, aber<br />

mit vielen Kommas. Macht<br />

Lust auf mehr.<br />

Mario Hübner<br />

Sven Regener: „Magical Mystery<br />

oder: Die Rückkehr des<br />

Karl Schmidt“, 503 Seiten,<br />

Galiani-Berlin, 22,99 Euro.<br />

Fette Beute im Visier<br />

Woran erkennt man<br />

ein gutes Kinderund<br />

Jugendbuch?<br />

Daran, dass es Erwachsenen<br />

auch gefällt.<br />

Dem italienischen Autor<br />

Christian Frascella gelingt<br />

das mühelos. Sein Buch<br />

macht Spaß, ist frech, hat einen<br />

guten Plot und – in Jugendbüchern<br />

macht sich das<br />

immer gut – vermittelt sogar<br />

nicht allzu auffällig Botschaften.<br />

Sieben Jungs im Alter von<br />

zwölf Jahren haben genug<br />

vom Leben in ihrer italienischen<br />

Kleinstadt. Ihre Zukunft<br />

erscheint ihnen trostlos.<br />

Deshalb schmieden sie<br />

einen Plan: Sie wollen die<br />

Bank von Roccella, ihrer<br />

kleinen Stadt, ausrauben. Ihre<br />

Strategie ist so einfach wie<br />

genial. Während der Wachmann<br />

wie gewöhnlich einen<br />

Kaffee im Eiscafé gegenüber<br />

der Bank schlürft, solange<br />

die Direktorin das Geld<br />

zählt, wollen die Jungs zuschlagen.<br />

Dafür muss aber<br />

einer mit „Speckbacke“ der<br />

Tochter des Barbesitzers anbändeln,<br />

damit sie dem<br />

Wachmann unauffällig<br />

Schlafpulver in den Kaffee<br />

rühren können. Doch dann<br />

kommt alles anders. Denn<br />

plötzlich ist der Mexikaner<br />

wieder in der Stadt. Viele<br />

Jahre hatte er hinter Gittern<br />

verbracht, doch nun ist er<br />

zurück und lässt die Einwohner<br />

Roccellas zittern. Der<br />

Mexikaner war früher der<br />

Obergangster und hat viele<br />

krumme Sachen gedreht.<br />

Trotzdem wollen die sieben<br />

Freunde ihren Raub durchziehen.<br />

Christian Frascella<br />

ist mit seinem Roman eine<br />

richtig gute Räuberpistole<br />

gelungen. Ein flott geschriebenes,<br />

großartiges Plädoyer<br />

auf die Freundschaft.<br />

Stefanie Glandien<br />

Christian Frascella: Sieben<br />

kleine Verdächtige, Frankfurter<br />

Verlagsanstalt, 320 Seiten,<br />

22,90 Euro<br />

VORGELESEN NEUES HÖRBUCH<br />

Uwe und Sabine drehen sich im Kreis<br />

Sabine und Uwe waren<br />

ein Paar – und wo diese<br />

Geschichte endet, beginnen<br />

Jan Weilers Erzählungen<br />

in „Die Beziehungskiste“.<br />

Die Box vereint drei<br />

schon länger erschienene<br />

Teile aus der Sabine-Uwe-<br />

Reihe: „Liebe Sabine“<br />

(2007), „MS Romantik“<br />

(2009) und „Uwes letzte<br />

Chance“ (2010).<br />

Wer drei Stunden herrlichster<br />

Unterhaltung im Stil<br />

von „Maria, ihm schmeckt’s<br />

nicht“ erwartet hat, wird<br />

enttäuscht. Hier steht man<br />

vor den Scherben einer Beziehung,<br />

hört mit, wie Sabine<br />

und Uwe miteinander und<br />

allein um Worte und Formulierungen<br />

ringen, sich trennen,<br />

sich wieder versöhnen,<br />

Stück für Stück das Scheitern<br />

ihrer Beziehung aufarbeiten<br />

– um sich am Ende<br />

doch immer wieder im Kreis<br />

zu drehen.<br />

<strong>Das</strong> ist von Jan Weiler gewohnt<br />

geschliffen getextet<br />

und als Hörspiel mit drei<br />

Sprechern und den passenden<br />

Hintergrundgeräuschen<br />

handwerklich gut gemacht.<br />

Allerdings ist es weder besonders<br />

witzig noch besonders<br />

spannend. Und die<br />

Wendungen der Geschichte<br />

wirken reichlich konstruiert,<br />

um die nächste Fortsetzung<br />

möglich zu machen.<br />

Eva Großeastroth<br />

Jan Weiler: „Die Beziehungskiste“,<br />

gesprochen von Jan<br />

Weiler, Annette Frier und<br />

Sandra Limoncini, 3 Audio-<br />

CDs, 217 Minuten, Der Hörverlag,<br />

19,99 Euro.<br />

Sie lesen hier Auszüge aus Rezensionen, die bereits im Trierischen Volksfreund erschienen sind. Die Komplettversion und weitere<br />

Rezensionen finden Sie auf www.volksfreund.de/kolumne

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