Menschliche Sexualität: Wahrheit und Bedeutung - Deutsche ...
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II. Wahre Liebe <strong>und</strong> Keuschheit<br />
16. Sowohl die jungfräuliche als auch die eheliche Liebe, die, wie wir später<br />
noch ausführen werden, die beiden Formen sind, in welchen sich die<br />
Berufung der Person zur Liebe verwirklicht, setzen, um sich entfalten zu<br />
können, voraus, daß ein jeder sich seinem Stand entsprechend zur<br />
Keuschheit verpflichtet. Die Geschlechtlichkeit – so formuliert es der Katechismus<br />
der Katholischen Kirche – „wird persönlich <strong>und</strong> wahrhaft<br />
menschlich, wenn sie in die Beziehung von Person zu Person, in die vollständige<br />
<strong>und</strong> zeitlich unbegrenzte wechselseitige Hingabe von Mann <strong>und</strong><br />
Frau eingegliedert ist“ 27 . Es versteht sich von selbst, daß das Wachsen in<br />
der Liebe, insofern es die aufrichtige Selbsthingabe einschließt, gefördert<br />
wird von jener Zügelung der Empfindungen, der Leidenschaften <strong>und</strong> der<br />
Gefühle, die uns zur Selbstbeherrschung hinführt. Niemand kann etwas<br />
geben, was er nicht besitzt: wenn der Mensch nicht Herr seiner selbst ist<br />
– aufgr<strong>und</strong> der Tugenden <strong>und</strong>, konkret, aufgr<strong>und</strong> der Keuschheit –, dann<br />
gehört er nicht sich selbst <strong>und</strong> kann sich mithin auch nicht verschenken.<br />
Die Keuschheit ist die geistige Kraft, die die Liebe von Egoismus <strong>und</strong><br />
Aggressivität befreit. In dem Maße, in dem die Keuschheit im Menschen<br />
nachläßt, wird seine Liebe zunehmend egoistischer, das heißt, sie ist nicht<br />
länger Selbsthingabe, sondern Befriedigung einer Lust.<br />
Die Keuschheit als Selbsthingabe<br />
17. Die Keuschheit ist das frohe Bekenntnis dessen, der die Selbsthingabe<br />
frei von jeder Knechtschaft des Egoismus zu leben vermag. Dies setzt<br />
voraus, daß der Mensch gelernt hat, die Person des anderen wahrzunehmen,<br />
sich auf sie einzulassen <strong>und</strong> dabei ihre Würde in der Andersartigkeit<br />
zu achten. Der keusche Mensch kreist weder um sich selbst, noch sind seine<br />
Beziehungen zu anderen Personen egoistischer Natur. Die Keuschheit<br />
bringt die Persönlichkeit zur Harmonie, läßt sie reifen <strong>und</strong> erfüllt sie mit<br />
innerem Frieden. Diese Reinheit des Geistes <strong>und</strong> des Körpers hilft uns, zu<br />
echter Selbstachtung zu finden, <strong>und</strong> befähigt uns gleichzeitig dazu, die<br />
anderen zu achten, denn in ihnen zeigt sie uns Personen, die Anspruch haben<br />
auf unsere Ehrerbietung, weil sie nach dem Bilde Gottes geschaffen<br />
<strong>und</strong> durch die Gnade Kinder Gottes sind, neugeschaffen von Christus,<br />
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