Menschliche Sexualität: Wahrheit und Bedeutung - Deutsche ...
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Selbstverwirklichung finden wollen. Denn der Mensch ist als Geist im<br />
Fleisch, das heißt als Seele <strong>und</strong> Leib in der Einheit der Person, zur Liebe<br />
berufen. Die menschliche Liebe schließt ja den Leib mit ein, <strong>und</strong> der Leib<br />
bringt auch die geistige Liebe zum Ausdruck. 1 Folglich ist die Geschlechtlichkeit<br />
nichts rein Biologisches, sie betrifft vielmehr den innersten<br />
Kern der Person. <strong>Sexualität</strong> als physische Hingabe ist dann verwirklicht<br />
<strong>und</strong> erfüllt ihren eigentlichen Sinn, wenn sie Ausdruck der personalen<br />
Hingabe von Mann <strong>und</strong> Frau bis an ihr Lebensende ist. Diese Liebe<br />
allerdings ist wie das ganze Leben des Menschen der Hinfälligkeit ausgesetzt,<br />
die eine Folge der Erbsünde ist, <strong>und</strong> sie wird in vielen soziokulturellen<br />
Bereichen als negativ, zuweilen auch als abwegig <strong>und</strong> traumatisch<br />
eingestuft. Doch das Erlösungswerk des Herrn hat den positiven Umgang<br />
mit der Keuschheit zu einer realen Möglichkeit <strong>und</strong> einem Gr<strong>und</strong> zur<br />
Freude gemacht. Dies gilt sowohl für die zur Ehe Berufenen – sei es vorher,<br />
in der Vorbereitung, oder nachher, im Verlauf des ehelichen Lebens –<br />
als auch für die, die das Geschenk einer besonderen Berufung zum gottgeweihten<br />
Leben erhalten haben.<br />
4. Unter dem Blickwinkel der Erlösung <strong>und</strong> im Rahmen der Entwicklung<br />
der Heranwachsenden <strong>und</strong> Jugendlichen wird die Tugend der Keuschheit,<br />
die in der Mäßigung enthalten ist – eine der Kardinaltugenden, die bei der<br />
Taufe durch das Wirken der Gnade emporgehoben <strong>und</strong> bereichert worden<br />
ist –, nicht als eine Einschränkung verstanden, sondern im Gegenteil als<br />
das Sichtbarmachen <strong>und</strong> zugleich das Bewahren eines kostbaren <strong>und</strong> reichen<br />
Geschenkes, der Liebe, die man empfangen hat im Hinblick auf die<br />
Selbsthingabe, die sich in der besonderen Berufung eines jeden verwirklicht.<br />
Die Keuschheit ist demnach jene „geistige Kraft, die die Liebe gegen<br />
die Gefahren von Egoismus <strong>und</strong> Aggressivität zu schützen <strong>und</strong> zu ihrer<br />
vollen Entfaltung zu führen versteht“ 2 .<br />
Im Katechismus der Katholischen Kirche wird die Keuschheit so beschrieben<br />
<strong>und</strong> in gewisser Hinsicht auch definiert: „Keuschheit bedeutet die geglückte<br />
Integration der Geschlechtlichkeit in die Person <strong>und</strong> folglich die innere<br />
Einheit des Menschen in seinem leiblichen <strong>und</strong> geistigen Sein“ 3 .<br />
5. Die Anleitung zur Keuschheit im Rahmen der Erziehung der Jugendlichen<br />
zur Selbstverwirklichung <strong>und</strong> Selbsthingabe setzt voraus, daß insbesondere<br />
die Eltern auch bei der Ausbildung anderer Tugenden mitwirken<br />
wie etwa der Mäßigung, der Tapferkeit <strong>und</strong> der Klugheit. Die Keuschheit<br />
als Tugend kann nicht bestehen ohne die Fähigkeit zum Verzicht, zum<br />
Opfer, zum Warten.<br />
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