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Forschung und Praxis - Deutsche Leberhilfe eV

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<strong>Forschung</strong> <strong>und</strong> <strong>Praxis</strong><br />

Sustained Virologic Response (SVR) = Heilung<br />

... meistens jedenfalls. Achten Sie auf die Zahl dahinter!<br />

SVR24 = Die HCV-RNA ist 24 Wochen nach Therapieende immer noch negativ.<br />

Dies ist die traditionelle „sustained virologic response“ <strong>und</strong> wird als Heilung angesehen.<br />

Rückfälle nach diesem Zeitpunkt sind äußerst selten.<br />

SVR12 = Die HCV-RNA ist zwölf Wochen nach Therapieende immer noch negativ.<br />

Die jüngere <strong>Forschung</strong> zeigt, dass die SVR12 fast genauso zuverlässig ist wie die<br />

SVR24. Die europäischen <strong>und</strong> amerikanischen Arzneimittelbehörden EMA <strong>und</strong> FDA<br />

erkennen nun auch die SVR12 bereits als „Endpunkt“ bzw. „Heilung“ an. Hierdurch<br />

können Studien schneller ausgewertet <strong>und</strong> vielversprechende Medikamente u. U.<br />

schneller zugelassen werden.<br />

SVR4 = Die HCV-RNA ist vier Wochen nach Therapieende noch negativ.<br />

Viele Veröffentlichungen zeigen nun auch SVR4-Raten, da die meisten Rückfälle in<br />

den ersten Wochen nach Behandlungsende auftreten. SVR4 liefert schon gute Hinweise<br />

auf einen Therapieerfolg, ist aber noch nicht so sicher wie SVR12 <strong>und</strong> SVR24.<br />

täg lich zu exakten Zeit punk ten eingenommen<br />

werden müssen.<br />

Beim Boceprevir ist eine recht punktgenaue<br />

Einnahme alle acht St<strong>und</strong>en<br />

notwendig; vorher sollte eine Klei nig -<br />

keit gegessen werden.<br />

Beim Telaprevir ist vor der Einnahme<br />

eine Mahlzeit mit mindestens 20 g Fett<br />

notwendig. Eine Herausforderung, da<br />

manche Patienten durch die Therapie<br />

mit Übelkeit zu kämpfen haben; bislang<br />

mussten die Telaprevir-Tabletten<br />

ebenfalls alle acht St<strong>und</strong>en eingenommen<br />

werden. Ende Mai wurde die Zu -<br />

lass ung so erweitert, dass die Tabletten<br />

auf zwei Zeit punkte pro Tag verteilt<br />

wer den dürfen – alle zwölf statt alle acht<br />

St<strong>und</strong>en. Eine Stu die hatte im letz ten<br />

Jahr gezeigt, dass die Heilungs ra ten<br />

gleich bleiben. Die Tab lettenzahl bleibt<br />

gleich, aber pro Tag ist dann eine fettreiche<br />

Mahl zeit we niger notwendig.<br />

Risiken der Dreifachtherapien<br />

In einigen Fällen kann es unter den<br />

Dreifachtherapien mit Bo ceprevir <strong>und</strong><br />

Telaprevir ernste Kom plikationen ge -<br />

ben. Das Risiko ist besonders erhöht,<br />

wenn bereits eine Zirrhose vorliegt.<br />

In der französischen CUPIC-Studie<br />

wurden Zirrhosepatienten mit Boce -<br />

previr bzw. Telaprevir behandelt; im<br />

Durch schnitt wurden 40–41 % dieser<br />

schwer kranken Patienten dauerhaft<br />

vi rusfrei (SVR12).<br />

Komplikationen bei Zirrhosepatienten<br />

wa ren je doch be son ders häufig: Mit t -<br />

ler weile gab es zehn Tote in dieser<br />

Studie. Sieben von 295 Patienten verstarben<br />

unter Tela pre vir (2,4%) <strong>und</strong><br />

drei von 190 Pa tien ten unter Bo ce pre -<br />

vir (1,6 %). Haupt ur sa che wa ren zu -<br />

sätz liche In fek tio nen wäh rend der The -<br />

rapie, die zu Blutver gif tungen führten.<br />

Besonders gefährdet waren Zirrhose -<br />

patienten, die schon vor der Therapie<br />

eine niedrige Blut plätt chen zahl (unter<br />

100.000/μl) <strong>und</strong> niedrige Albu min spie -<br />

gel im Blut hatten (unter 35–45 g/l).<br />

Derzeit laufen weitere Studien mit der<br />

Dreifachtherapie bei Zirrhosepa tien -<br />

ten. Todesfälle wurden auch hier beobach<br />

tet, sind aber seltener. Dies könnte<br />

da ran liegen, dass die CUPIC-Stu die<br />

noch vor der offiziellen Zu las sung<br />

ge star tet wurde <strong>und</strong> man mit den<br />

neuen Me dika men ten heute mehr Er -<br />

fah rung hat.<br />

Haut ausschläge unter Telaprevir sind<br />

ein häufiges Problem, welches nicht<br />

ignoriert werden darf. Bedrohlich werden<br />

diese selten, doch ausgeschlossen<br />

ist dies nicht. Mittlerweile sind drei au -<br />

ßer gewöhnlich schwere Ver läufe mit<br />

zwei Todesfällen bekannt, wo die The -<br />

rapie trotz ernster Hautkomplikationen<br />

nicht wie vorgeschrie ben abgebrochen<br />

wurde. Daraufhin ver schick te die Her -<br />

steller firma Janssen im April einen<br />

sogenannten Rote-Hand-Brief an die<br />

Ärzte, um Hinweise zum richtigen Um -<br />

gang mit Hautaus schlä gen zu geben.<br />

Pa tienten sollten ihre Ärzte so fort in -<br />

formieren, wenn Haut aus schläge auftreten.<br />

Dies gilt erst recht, wenn sich<br />

ein bestehender Haut aus schlag ver -<br />

schlechtert <strong>und</strong>/oder noch weitere<br />

Symp tome hinzukommen wie Fieber,<br />

Müdigkeit, Ge sichts- oder Lymph kno -<br />

ten schwel lung. Höchste Alarm stufe<br />

gilt, wenn sich Haut schich ten ablösen<br />

<strong>und</strong>/oder sich schmerzhafte Bla sen auf<br />

Haut, M<strong>und</strong> schleimhaut, den Augen<br />

oder im Intimbereich bilden.<br />

Bei Boceprevir wurde der Beipackzettel<br />

kürzlich um den Warnhinweis erwei -<br />

tert, dieses nach allergischen Über -<br />

reak tionen nicht erneut einzusetzen.<br />

Die Drei fachtherapie mit Boceprevir<br />

oder Te la pre vir sollte gr<strong>und</strong>sätzlich von<br />

erfahrenen Ärzten überwacht wer den.<br />

Dies gilt insbesondere, wenn Patienten<br />

schon eine Zirrhose haben.<br />

Faldaprevir mit Peg-Interferon<br />

<strong>und</strong> Ribavirin<br />

Faldaprevir ist ein neuartiger Protease -<br />

hemmer des Herstellers Boehringer-<br />

Ingelheim, der sowohl mit als auch<br />

ohne Interferon untersucht wird. Fal -<br />

da previr wird einmal täglich als Kapsel<br />

eingenommen. Die Interferon-freien<br />

Stu dien laufen noch.<br />

Bereits abgeschlossen ist jedoch eine<br />

Zu lassungs studie namens STARTverso1,<br />

die Falda previr als Drei fachtherapie<br />

mit Inter feron <strong>und</strong> Ri ba virin untersuchte.<br />

Die 652 Patienten hatten den<br />

Genotyp 1 <strong>und</strong> waren noch nie zuvor<br />

therapiert worden („therapienaiv“).<br />

Die Dreifachtherapie lief über insgesamt<br />

24 bis 48 Wochen. Peg-Interferon<br />

<strong>und</strong> Ribavirin wurden über den gesamten<br />

Zeitraum gegeben. Faldaprevir kam<br />

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