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Forschung und Praxis - Deutsche Leberhilfe eV

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<strong>Forschung</strong> <strong>und</strong> <strong>Praxis</strong><br />

Compassionate Use bei Hepatitis C<br />

Bericht vom ELPA-Symposium in Amsterdam<br />

Während des diesjährigen Leberkon -<br />

gresses in Amsterdam (International<br />

Liver Congress ILC oder EASL) veranstaltete<br />

die European Liver Patient<br />

Asso cia tion (ELPA) das Symposium<br />

„Compas sio nate Use: das Leben derer<br />

retten, die nicht warten können“.<br />

Seit den 90er Jahren hat sich die HCV-<br />

Therapie mit schnellen Schritten entwickelt,<br />

sodass Hepatitis C inzwischen<br />

heilbar ist. Mit neuen, direkt antiviral<br />

wirksamen Substanzen (DAAs) haben<br />

sich die Behandlungsergebnisse weiter<br />

verbessert, sodass bis zu 88 % der<br />

Patienten einen anhaltenden Therapie -<br />

erfolg erzielen können. Das große Aber<br />

dabei ist: Nach wie vor gibt es viele<br />

HCV-Patienten, die keinen anhaltenden<br />

Therapieerfolg erzielen konnten,<br />

die schwere (Begleit-)Erkran kun gen<br />

entwickelt haben, die Interferon, das<br />

nach wie vor Bestandteil der The ra pie<br />

ist, nicht vertragen oder die neuen<br />

Substanzen aufgr<strong>und</strong> von Un ver -<br />

träglichkeiten/Nebenwirkungen ab set -<br />

zen müssen. Oder aber jene, deren Le -<br />

ber durch die chronische Virusinfek tion<br />

schon so weit geschädigt ist, dass dies<br />

ein Ausschlusskriterium für eine der<br />

Compassionate Use – was ist das?<br />

Der englische Begriff „Compassionate Use“ (wörtlich „Anwendung aus Mitge -<br />

fühl“) bezeichnet die Therapie mit (noch) nicht zugelassenen Arzneimitteln, im<br />

<strong>Deutsche</strong>n gibt es dafür kein passendes Äquivalent. In der Literatur wird Com -<br />

passionate Use mit „Freigabe aus Barmherzigkeit“, „barmherziger Gebrauch“,<br />

„An wendung eines nicht zugelassenen Arzneimittels an Patienten“ oder „vorzeitig<br />

geduldete Anwendung eines noch nicht zugelassenen Arzneimittels aus humanitären<br />

Erwägungen“ beschrieben. Der Einfachheit halber wird meist der englische<br />

Begriff Compassionate Use verwendet. Im Medizinrecht wird Com passionate Use<br />

folgendermaßen definiert: Unter Compassionate Use wird die An wen dung eines<br />

möglicherweise wirksamen, jedoch noch nicht zugelassenen Arzneimittels im<br />

Einzelfall bei Patienten in lebensbedrohlichen Situationen oder mit schwerwiegenden<br />

nicht oder nicht mehr anderweitig therapierbaren Erkran kun gen im<br />

Rahmen der ärztlichen Behandlungspflicht <strong>und</strong> Therapiefreiheit verstanden.<br />

Die Organisatoren <strong>und</strong> Redner des Symposiums (von links nach rechts): Dr. Hilje<br />

Logtenberg van der Grient (ELPA), Filip Josephson (EMA), Luís Mendao (EATG), Ivan<br />

Gardini (ELPA), Prof. Massimo Puoti (EASL), Tatjana Reic (ELPA-Präsidentin), Prof.<br />

Thomas Berg, Achim Kautz (<strong>Leberhilfe</strong>), Stanimir Hazardhiev (ELPA).<br />

derzeit zugelassenen Therapien ist.<br />

Dabei wäre gerade für diese Patienten<br />

eine verträgliche <strong>und</strong> hoch effektive<br />

The rapie besonders wichtig, um durch<br />

die durch die Lebererkrankung verursachten,<br />

oft lebensbedrohlichen Situa -<br />

tio nen gar nicht erst entstehen zu lassen.<br />

Diese Patienten werden jedoch<br />

von klinischen Studien derzeit zu -<br />

nächst ausgeschlossen. Dieses Paradox<br />

in der Entwicklung neuer antiviraler<br />

Substanzen fasste Prof. Massimo Puoti,<br />

Mailand, zu sam men:<br />

· Studien schließen hauptsächlich<br />

Pa tienten ein, die einfach zu be -<br />

han deln sind <strong>und</strong> bei denen die<br />

Therapie weniger dringlich ist.<br />

· Es gibt nur wenige Studien für<br />

schwie rig zu behandelnde Patien ten.<br />

· Zugelassene Medikamente mit gu -<br />

ten Therapieergebnissen dürfen<br />

HCV-Patienten mit bereits bestehenden,<br />

schweren Krankheits fol -<br />

gen nicht gegeben werden – oder<br />

erst viele Jahre später.<br />

ELPA <strong>und</strong> die European Aids Treatment<br />

Group (EATG) versuchen derzeit, für<br />

diese Patienten die Möglichkeit zu<br />

schaf fen, in sogenannte Expanded-<br />

Access-Programme oder Compas sio -<br />

nate-Use-Programme (CUP) aufge -<br />

nom men zu werden, um Komplika -<br />

tionen zu verhindern <strong>und</strong> deren Leben<br />

zu retten.<br />

Dass auch Patienten mit Zirrhose vor<br />

der Zulassung eines Medikaments in<br />

eine Studie eingeschlossen werden<br />

kön nen <strong>und</strong> die SVR12-Ergebnisse<br />

durch die Zirrhose nicht signifikant be -<br />

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