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—! »Wenn man mit einem lieben Freun<strong>de</strong> und Menschen gestern noch so<br />

fröhlich beisammen war, dann muß es einem wie ein Blitz durch <strong>de</strong>n Körper<br />

fahren, wird einem die To<strong>de</strong>snachricht.« Eines Tages hatte Burckhard zu ihm<br />

in seiner jovialen Art gesagt: »Schurschl, mit die Ritterstiefeln, so geht das<br />

nicht weiter!« Reimers bekam hierauf eine Salonrolle und Burckhard sagte:<br />

»Sixt es, Schurschl, hab' ich nicht recht gehabt?« Er hatte aber nicht recht<br />

gehabt, son<strong>de</strong>rn es war einer <strong>de</strong>r Irrtümer Burckhards. Er glaubte, die Ritterstiefel,<br />

die Herrn Reimers sehr gut paßten, seien schuld. Herr Reimers<br />

aber paßte <strong>de</strong>n Ritterstiefeln nicht und <strong>de</strong>r Salonrock war auch nicht zufrie<strong>de</strong>n.<br />

Aus diesem Konflikt erwuchs Herrn Reimers die tragische Kraft, und das<br />

Burgtheater, das sich in die Differenzen zwischen Schnei<strong>de</strong>r und Schöpfer nie<br />

eingemengt hat und <strong>de</strong>m die Gunst <strong>de</strong>s Obersthofmeisters wichtiger sein<br />

mußte als alle Gna<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Genies, ließ Matkowsky ziehen und behielt Herrn<br />

Reimers. Aber schließlich hatte es ja auch noch Krastel, wenngleich <strong>de</strong>ssen<br />

Feuer schon im Winterabend mehr sang als wärmte. Ein Veteran <strong>de</strong>s Schwunges,<br />

als greise Kopie <strong>de</strong>r eigenen Jugend noch ein Stück Leben neben <strong>de</strong>m Figuranten<br />

Reimers, <strong>de</strong>m man <strong>de</strong>n Harnisch nur glaubte, wenn das Visier geschlossen<br />

war. Trotz<strong>de</strong>m erzählt dieser, wie es ihn nach <strong>de</strong>m Mortimer gelüstete.<br />

Eine liebliche Erinnerung. Burckhard schlug auf <strong>de</strong>n Tisch: »Glauben<br />

Sie, daß ich Ihrethalben <strong>de</strong>n Krastel erschlagen soll?« »Darauf erwi<strong>de</strong>rte ich<br />

erregt: 'Machen Sie, was Sie wollen' und schlug auch mit Wucht auf <strong>de</strong>n<br />

Tisch.« Burckhard, zuerst wütend, meinte: »Darüber re<strong>de</strong>n wir noch!« ... Ein<br />

Ge<strong>de</strong>nkblatt für zwei, die eines natürlichen To<strong>de</strong>s gestorben sind. Der Plan<br />

wur<strong>de</strong> nicht ausgeführt. Na, Schurschl, san mer noch harb?« fragte Burckhard<br />

und sie gingen auf ein Krügl. Auch sonst erledigte Burckhard Konflikte<br />

mit Humor. Herr Reimers erzählt, wie er einmal <strong>de</strong>n Unterschied zwischen<br />

<strong>de</strong>r Wolter und einer neuen Schauspielerin durch <strong>de</strong>n Vergleich eines Fiakers<br />

mit einem Einspänner bezeichnet habe. Aber ich glaube, daß er eben <strong>de</strong>shalb<br />

kein Burgtheaterdirektor war; sonst hätte er es nicht gewagt, <strong>de</strong>n Sonnenwagen<br />

mit <strong>de</strong>n reduzierten Fahrgelegenheiten seiner Ära zu vergleichen. Jetzt<br />

gibts freilich auch solche nicht mehr. Auf seinen starken Schultern trägt Herr<br />

Reimers die Burgtheaterherrlichkeit. Schließlich spürt er sie gar nicht mehr,<br />

sie stirbt mit einem »Servus Schurschl!« auf <strong>de</strong>n Lippen, und er steht allein.<br />

So entschließt er sich, ein <strong>de</strong>nken<strong>de</strong>r Schauspieler zu wer<strong>de</strong>n, und been<strong>de</strong>t<br />

<strong>de</strong>n Nachruf mit <strong>de</strong>m Worte: »Heute rot, morgen tot!«<br />

* * *<br />

DIE QUOTE<br />

»Amtlich wird konstatiert, so wird uns aus Budapest telegraphiert,<br />

daß die Zahl <strong>de</strong>r Esel in Ungarn be<strong>de</strong>utend abnimmt. Das ungarische<br />

Ackerbauministerium veranstaltet nämlich eine Viehzählung,<br />

um <strong>de</strong>n gegenwärtigen Viehstand im Lan<strong>de</strong> genau festzustellen.<br />

Der statistische Ausweis, welcher nun vom Ministerium veröffentlicht<br />

wur<strong>de</strong>, konstatiert unter an<strong>de</strong>rm, daß in Ungarn zu Beginn<br />

<strong>de</strong>s Jahres 1912 nur 17.830 Esel vorhan<strong>de</strong>n waren, während zur<br />

Zeit <strong>de</strong>r letzten Viehzählung im Jahre 1895 noch 21.393 Esel existierten.<br />

Das Ministerium stellt <strong>de</strong>mnach fest, daß die Zahl <strong>de</strong>r Esel<br />

in <strong>de</strong>n letzten 16 Jahren um 3563 Stück abgenommen hat.«<br />

Was geht daraus zur Evi<strong>de</strong>nz hervor?<br />

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