28.12.2013 Aufrufe

Glossen - Welcker-online.de

Glossen - Welcker-online.de

Glossen - Welcker-online.de

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

SEHR RICHTIG,<br />

»man kennt die originelle Entwicklung <strong>de</strong>s trefflichen, auf <strong>de</strong>m<br />

Gebiete <strong>de</strong>r Popularisierung <strong>de</strong>r Kunst unausgesetzt tätigen Mannes«<br />

nämlich <strong>de</strong>s fünfzigjährigen Hofrats Strzygowski.<br />

»Vier Jahre später konnte er sich ... bald wen<strong>de</strong>te er sich jedoch ...<br />

und es gelang ihm ... hierauf gab er ...«<br />

Und unvergessen wird es ihm bleiben, daß er Berufungen nach Breslau<br />

und Halle abgelehnt hat. Von <strong>de</strong>r mo<strong>de</strong>rnen Kunst aber hat er gesagt:<br />

»ich vermisse viel, bewun<strong>de</strong>re ebensoviel. Und vor allem, ich gehe<br />

und ringe mit <strong>de</strong>n Künstlern, hoffe mit Ihnen«<br />

nämlich, daß sie die Wän<strong>de</strong> eines Bor<strong>de</strong>lls, hat er gesagt, zum Ausmalen<br />

bekommen wer<strong>de</strong>n. Hat er gesagt. Er hält es mit <strong>de</strong>r Zukunft.<br />

»Auf <strong>de</strong>r nächsten Osterfahrt wird er Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Wiener Urania<br />

durch das Land <strong>de</strong>r Pyrami<strong>de</strong>n begleiten. Man kann sich wohl<br />

keinen besseren Cicerone ... «<br />

Er wird mit ihnen gehen, als wären es Künstler, er wird ihnen die Pyrami<strong>de</strong>n<br />

zeigen und nicht die Bor<strong>de</strong>lle, und er wird nicht mit ihnen ringen.<br />

* * *<br />

DER GERONT<br />

Herr Oskar Blumenthal ist sechzig Jahre alt gewor<strong>de</strong>n. Das war nicht zu<br />

verhin<strong>de</strong>rn. Natürlich versteht sich wer wür<strong>de</strong> zweifeln selbstverständlich<br />

hatte er sichs verbeten und wollte absolut nicht, daß man dieses Tages ge<strong>de</strong>nke.<br />

Die Folge ist, daß man ge<strong>de</strong>nkt; daß das Schäkerspiel aufgeführt wird, wie<br />

einer »die Flucht ergreift«, um eingeholt zu wer<strong>de</strong>n; daß es im Blätterwald<br />

vom Kitschmotiv <strong>de</strong>s Jungseins, wenn man alt wird, wi<strong>de</strong>rhallt und daß allerorten<br />

<strong>de</strong>r Lindau, <strong>de</strong>r noch jünger, nämlich noch älter ist, auftaucht und sich<br />

erinnert, wie <strong>de</strong>r Blumenthal noch jünger war und was damals Vielversprechen<strong>de</strong>s<br />

an ihm beobachtet wur<strong>de</strong>, und <strong>de</strong>rgleichen Süßigkeiten mehr. Konditoreimädchen<br />

überessen sich am ersten Tag und rühren dann durch dreißig<br />

Jahre die Ware nicht an. Die süßen Herren vom Bau <strong>de</strong>lektieren sich nie zu<br />

En<strong>de</strong>. Man möchte glauben, daß Herrn Lindau endlich einmal vom Herrn Blumenthal<br />

übel wird und vice versa, nein, es wird fortgenascht. Und da necken<br />

sie sich coram populo, und <strong>de</strong>r Herr Schlenther plau<strong>de</strong>rt aus, wie das war, damals,<br />

als <strong>de</strong>m Blumenthal »um Wangen und Kinn noch ein Vollbart wucherte«<br />

und er — nun, was noch hatte? Einen »krausen Haarkranz«. Damals verhielt<br />

er sich zu Rudolf Gottschall »wie Thersites zu Aias <strong>de</strong>m Telamonier«. Was,<br />

glaubt man, wird aus <strong>de</strong>m Thersites — nun, was? Ein Nestor! Damals hielt<br />

man Oskar Blumenthal für ein Pseudonym <strong>de</strong>s Herrn Paul Lindau; man <strong>de</strong>nke.<br />

Es wäre natürlich ein großes Unglück für die Literaturgeschichte gewesen,<br />

wenn sich das Mißverständnis nicht bald aufgeklärt hätte und Herr Oskar Blumenthal<br />

nicht »als ein Lebewesen eigenster Art« erkannt wor<strong>de</strong>n wäre, ich<br />

glaube, daß man später einmal <strong>de</strong>r Vereinfachung halber wie<strong>de</strong>r, und zwar<br />

vielleicht Herrn Lindau für ein Pseudonym <strong>de</strong>s Herrn Blumenthal halten und<br />

endlich auch diese Chiffre streichen wird. Herr Schlenther schil<strong>de</strong>rt die Karriere,<br />

die Herrn Blumenthal vom Kritiker zum Autor, von diesem zum Direktor<br />

führte, und nun sei er zur »vierten Stufe« emporgestiegen, zum Villenbesit-<br />

4

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!