Zen Tempel Gangnam Style - Universität Augsburg
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Erfahrungsbericht<br />
Name: Eun-Bo Elischa Rüschenschmidt<br />
Austauschjahr: WS 2012/2013<br />
Gastuniversität: Ewha Womans University<br />
Stadt: Seoul<br />
Land: Südkorea<br />
Zwischen<br />
<strong>Zen</strong> <strong>Tempel</strong><br />
und<br />
<strong>Gangnam</strong><br />
<strong>Style</strong><br />
Austausch in Seoul<br />
Sinchon - das Univiertel<br />
Seoul ist extrem.<br />
Hier findet der wahre Culture Crash statt, Tradition trifft auf Moderne. Diese Millionenmetropole<br />
(der zweitgrößte Ballungsraum der Welt!) ist ein gigantischer, pulsierender Superlativ.<br />
Wer Postkartenpanorama und Hängemattenidylle sucht, wird hier nicht unbedingt glücklich.<br />
Wer aber den Mut für ein Abenteuer hat, den wird Seoul mit Bildern und Geschmäckern belohnen,<br />
die man nie wieder vergisst.
Ankunft in Seoul<br />
Da ich Familie in Korea habe, bin ich bereits einen Monat vor Semesterbeginn nach Seoul<br />
gereist und innerhalb der Stadt zweimal umgezogen. Es empfiehlt sich aber unbedingt, den<br />
„Buddy Pick Up“ in Anspruch zu nehmen, damit man sich nicht allein und verloren am Flughafen<br />
fühlt. Der Flughafen und die Verkehrsanbindung sind ausgezeichnet, aber nach einem<br />
fast 20-stündigen Flug in ein unbekanntes Land tut ein warmer Empfang mit Sicherheit gut.<br />
Die „Buddies“ sind Studentinnen der Ewha Womans University, die freiwillig internationale<br />
Austauschstudenten bei allen To-Do’s und Problemen unterstützen und in vielen Fällen – wie<br />
auch bei mir – zu engen Freunden werden.<br />
Vom Flughafen Incheon dauert es zwischen ein und eineinhalb Stunden bis zum Campus, je<br />
nachdem, ob die Metro oder die Airport Limousine (ein komfortabler Reisebus) gewählt<br />
wird. Meiner Meinung nach ist der Bus die bessere Alternative, auch wenn er im Vergleich<br />
zur Metro (ca. 3,500 Won = 3 Euro) deutlich teurer ist (ca. 12,000 Won = 9 Euro). Man sieht<br />
etwas von der Landschaft und muss nicht umsteigen. Die Umsteigezeiten in der Seouler<br />
Ubahn sollte man auf keinen Fall unterschätzen! Viele U-Bahnhöfe sind von unvorstellbarem<br />
Ausmaß in Größe und Tiefe und besonders zu den Rush Hours stark gefüllt. Mit schwerem<br />
Gepäck also keine spaßige Angelegenheit...<br />
Eine weitere Option ist, ein Taxi zu nehmen. Das ist jedoch nicht schneller als der Bus und<br />
kann sehr teuer werden. Grundsätzlich sind Taxis in Korea sehr günstig, eine Fahrt vom<br />
Flughafen in die Stadt kostet aber zwischen 45,000 und 70,000 Won (ca. 35 bis 50 Euro). Ich<br />
hatte nie Probleme mit tricksenden Taxifahrern, aber andere, eindeutig als Ausländer zu erkennende<br />
Freunde berichteten oft von Umwegen und schwieriger Kommunikation. Man sollte<br />
deshalb immer die koreanische Adresse seines Ziels auf einem Zettel dabeihaben. Mit<br />
Englisch kommen die wenigsten Taxifahrer zurecht.<br />
Wohnen auf dem Campus<br />
Mit den Unterlagen zur Einschreibung, die alle sehr übersichtlich sind und so gut wie alle<br />
Fragen beantworten, erhält man den Hinweis auf die Bewerbung für das Wohnheim. Es ist<br />
definitiv die günstigste und beste Unterbringung für ein oder zwei Semester in Seoul. Es<br />
gibt insgesamt 2 International Houses, 1 Graduate House sowie weitere Wohnheime für reguläre<br />
Studentinnen, die sich alle auf dem Campus befinden. Die International Houses und<br />
das Graduate House liegen aber eindeutig zentraler und sind zu jeder Tages- und Nachtzeit<br />
für ihre Bewohner zugänglich. In den letzten Jahren ist die Zahl der Austauschstudenten<br />
stetig angestiegen – und somit auch das Kontingent an Zimmern begrenzt. Man sollte sich<br />
bei der Bewerbung also nicht allzu viel Zeit lassen.<br />
Die Zimmer<br />
Für die Bewerbung auf einen Wohnheimplatz muss eine Pauschalgebühr von 60,000 Won<br />
(ca. 40 Euro) gezahlt werden. Vier Monate im Einzelzimmer kosten 2,480,000 Won (ca. 1700<br />
Euro), im Doppelzimmer mit 1,390,000 Won (ca. 950 Euro) nur etwa halb so viel.<br />
Das Wohnheim hat mich positiv überrascht. Alle Gebäude sind sehr gepflegt, besonders das<br />
D-Gebäude ist wohl erst vor wenigen Jahren eröffnet worden.<br />
Die Einzelzimmer sind von luxuriöser Größe und mit einem privaten Badezimmer ausgestattet<br />
und ähneln sich im Hinblick auf Einrichtung und Schnitt. Bei den Doppelzimmern gibt es<br />
mehr Unterschiede. Die eine Hälfte verfügt über ein privates Badezimmer mit Toilette und<br />
Dusche, dementsprechend ist der verbleibende Raum enger und lässt wenig Privatsphäre.<br />
Die Bewohner der anderen Doppelzimmer benutzen Gemeinschaftswaschräume (sauber<br />
und mit Einzelkabinen ausgestattet), haben aber deshalb auch komfortablere, größere Zimmer.
Alle Zimmer sind sauber und komplett eingerichtet (Einzelbett, Schreibtisch, Kleiderschrank,<br />
Bücherregal, Nachtschränkchen, Schuhschrank). Außerdem verfügen alle Räume über einen<br />
Balkon, Klimaanlage, Fußbodenheizung und Kühlschrank. Für die Nutzung aller Waschräume<br />
(auch der privaten) empfehle ich, Badeschlappen zu tragen. Bettlaken, Kissen und Decken<br />
werden zur Verfügung gestellt, Handtücher sollte man selbst mitbringen. Im technikverliebten<br />
Korea gibt es für Häuser und Zimmer statt Schlüsseln oft PIN-Nummern, was ich im<br />
Alltag sehr komfortabel fand.<br />
Ich habe mich für ein Doppelzimmer beworben. Bei der Online-Bewerbung konnte ich neben<br />
den üblichen Formalitäten auch angeben, welche Muttersprache ich spreche und welche<br />
Sprache ich bei meiner Mitbewohnerin bevorzugen bzw. weniger bevorzugen würde. Ich<br />
wollte kein deutschsprachiges Pendant, um mir ein wenig Privatsphäre zu bewahren – bei<br />
Skypetelefonaten in die Heimat wollte ich frei sprechen können. Außerdem war ich gespannt<br />
auf den Austausch mit einer anderssprachigen Mitbewohnerin!<br />
Letztendlich passten meine chinesische Mitbewohnerin und ich nicht optimal zusammen und<br />
manchmal beneidete ich andere Bewohner um ihre großen Zimmer mit abgetrennten „privaten<br />
Ecken“. Bei der Wahl der Zimmerart und auch des Mitbewohners sollte man deshalb<br />
gründlich überlegen, wie viel Privatsphäre man sich wünscht und auch, mit welcher Kultur<br />
man im tagtäglichen Zusammenleben zurechtkommen kann.<br />
Ausstattung der Wohnheime und Sicherheit<br />
Jedes Stockwerk hat eine Gemeinschaftsküche mit Tischen und Stühlen, Wasserkocher,<br />
Mikrowelle, kleinem Toaster bzw. Ofen und Wasserspender. Richtig kochen kann man also<br />
nicht. Da es aber sowieso viel spannender ist, die günstige Restaurantvielfalt Seouls auszuprobieren,<br />
hat mich das nicht gestört. Manche Küchen sind mit einem Fernseher ausgestattet.<br />
Außerdem gibt es Computer- und Lernräume, Fernsehräume, ein kostenloses Fitnessstudio<br />
im Graduate Building, Waschkeller mit Waschmaschinen und Trocknern, einen Geldautomaten<br />
(Global ATM, der neben Kreditkarten auch deutsche EC Karten akzeptiert), Getränke<br />
und Süßigkeitenautomaten und sogar einen kleinen Kiosk, in dem man sich während<br />
der Prüfungszeit auch im Pyjama Instant Nudeln, frische Sandwiches, Obst oder Süßigkeiten<br />
kaufen kann.<br />
Zugang haben nur Bewohner mit der Key Card, der Wohnheim-Karte. Diese wird bei Eintreten<br />
und Verlassen auf den Kartenleser gehalten, damit sich die Tür öffnet. Im Eingangsbereich<br />
des C-Gebäudes befindet sich „das Office“, in dem tagsüber englischsprechende und<br />
sehr hilfsbereite Studentinnen für Fragen stehen. Hier meldet man Probleme, holt Pakete ab,<br />
bittet um Hilfe beim Telefonat mit dem Lieferservice, druckt Formulare aus, fragt nach dem<br />
Busplan... Kurzum: Hier wird einem geholfen.<br />
Da die Ewha University eine Frauenuniversität ist, wird auf dem gesamten Gelände viel Wert<br />
auf Sicherheit gelegt. Haupt- und Hintereingang des Campus werden von Sicherheitspersonal<br />
„bewacht“, das Main Gate schließt um Mitternacht. Der Hintereingang nahe der International<br />
Houses ist hingegen rund um die Uhr zugänglich. Anders als bei vielen koreanischen<br />
<strong>Universität</strong>en herrscht auf dem Ewha Campus keine „Curfew“, also keine Ausgangssperre<br />
für die ausländischen Gäste und man kann so unbeschwert das Nachtleben Seouls genießen.<br />
Einige Regeln sind aber strikt zu befolgen. Rauchen und Alkohol sind im Wohnheim nicht<br />
gestattet, sowie externer Besuch in den Zimmern, vor allem über Nacht. Im Wohnheim sind<br />
an vielen gemeinschaftlich genutzten Stellen Überwachungskameras angebracht, deren Aufzeichnungen<br />
im Falle einer Beschwerde genutzt werden, um die „Übeltäter“ zu identifizieren.<br />
Bei Missachtung der Regeln droht der Rausschmiss, damit ist also nicht zu spaßen. Trotzdem<br />
sollte man sich keine Sorgen machen. Ich habe mich immer sicher, aber nie kontrolliert<br />
gefühlt.
Leben auf dem Campus<br />
Der französische Architekt Dominique Perrault hat mit dem ECC – dem Ewha Campus Center,<br />
oder auch „Campus Valley“ – quasi ein Denkmal geschaffen. Der canyonartige Gebäudekomplex<br />
ist das Markenzeichen der <strong>Universität</strong> und zieht das ganze Jahr über Touristen<br />
an. Das ECC ist nur wenige Schritte vom Wohnheim entfernt und beherbergt modernen neben<br />
Hörsälen eine Bibliothek, einen Kinosaal, ein Fitnessstudio (kostenpflichtig), zahlreiche<br />
Cafés, kleine Restaurants, Schreibwarenläden, ein Copycenter, ein Blumengeschäft, eine<br />
Bankfiliale mit englischsprachigen Personal, ein Postamt, einen kleinen Supermarkt – kurz:<br />
alles, was ein Student oder eine Studentin für den Uni-Alltag braucht. Hier ist auch das OGA<br />
zu finden, das Office of Global Affairs, die für formale Fragen zum Auslandsstudium zur<br />
Verfügung stehen. Das OGA versendet außerdem regelmäßig Emails mit Hinweisen zu Ausflügen,<br />
Festen, Feiertagen und allgemeinen Veranstaltungen. Neben dem ECC sind auch<br />
alle anderen <strong>Universität</strong>sgebäude direkt auf dem Campus zu finden. Trotzdem sind die Wege<br />
nicht zu unterschätzen. Vom Gebäude, in dem mein Koreanischkurs stattfand, bis in meinen<br />
Hörsaal im ECC habe ich jedes Mal zehn Minuten gebraucht!<br />
Essensmöglichkeiten<br />
Korea hat eine einmalige Esskultur. Kaum jemand kocht selbst und so sieht man die unzähligen<br />
Restaurants und Straßenküchen zu jeder Tageszeit bis tief in die Nacht gefüllt mit jungen<br />
Leuten. Dabei ist das Essengehen so günstig, dass ich fast jeden Tag für mindestens<br />
eine Mahlzeit in ein Restaurant gehen konnte. Manchmal wollte ich trotzdem nicht erst den<br />
Campus verlassen und besonders billig essen – an diesen Tagen nutzte ich die Mensa.<br />
Die Mensa liegt direkt neben dem Wohnheim und hat jeden Wochentag bis in den späten<br />
Nachmittag geöffnet. Hier gibt es eine Auswahl, die für jeden etwas bereithält. Generell hat<br />
man es wider Erwarten schwer als Vegetarier, abwechslungsreich zu essen. In der Mensa<br />
ist das nicht anders. Es gibt traditionelle koreanische Küche, die aus einem Hauptgericht<br />
(Reis mit Suppe oder Sauce, Eintopf etc.) und verschiedenen Beilagen besteht. Dabei gibt<br />
es durchaus vegetarische Beilagen wie das berühmte Kimchi (scharf eingelegter Chinakohl<br />
und anderes Gemüse) und Salate, aber auch Fleisch und Fisch. Koreanisches Essen ist oft<br />
scharf gewürzt und beinhaltet manchmal ungewöhnliche Zutaten wie Seetang und Meeresfrüchte<br />
und ist daher nicht jedermanns Sache. Aber es gibt täglich wechselnde „panasiatische“<br />
Gerichte wie gebratene Nudeln oder europäisierte Küche, z.B. Reis mit einer Art<br />
Schnitzel. In einem Schaukasten kann man sich alle Gerichte des Tages ansehen und eine<br />
englische Beschreibung dazu lesen. Außerdem gibt es Eis und frische Waffeln.<br />
Jede Mahlzeit kostet zwischen 2,000 und 4,000 Won (1,50 – 3,00 Euro). Damit ist die Mensa<br />
billiger als Restaurants. Die Qualität ist absolut in Ordnung und ich kenne niemanden, der<br />
Probleme mit dem Essen hatte. Ich habe ausschließlich die koreanischen Gerichte gegessen,<br />
die allesamt direkt vor den Augen der Studenten gekocht werden.<br />
Männer an der Frauenuniversität<br />
Wie der Name schon sagt, ist die Ewha Womans (ja, Womans) University eine Frauenuniversität.<br />
Die einzige Ausnahme gilt für männliche Austauschstudenten. Die Koreanerinnen<br />
sind an die Anwesenheit der vielen Exchange Students gewöhnt, aber Männer müssen bei<br />
Begegnung hin und wieder mit verstohlenen Blicken und Kichern rechnen. Meine männlichen<br />
Freunde hat das in der Regel aber nie gestört, ganz im Gegenteil. Koreanische Männer sind<br />
auf dem Campus natürlich auch willkommen, allerdings nur als Besucher oder Dozenten.<br />
Gesundheit<br />
Im Krankheitsfall wendet man sich am besten an das Health Center in unmittelbarer Nähe<br />
des Wohnheims. Pro Semester bezahlt man eine Pauschale von 20,000 Won (ca. 14 Euro)<br />
und kann zu jeder Zeit medizinische Behandlungen in Anspruch nehmen. Ich war zweimal im
Health Center, um mich untersuchen zu lassen. Die Ärztinnen sprechen Englisch und sind<br />
freundlich. In Acht nehmen sollte man sich aber vor den Tabletten, die mitgegeben werden.<br />
Koreanische Medikamente sind in der Regel viel stärker als deutsche und Ärzte verschreiben<br />
oft unnötige Arzneimittel – gerne auch mal zur reinen Vorbeugung. Nachdem ich einige koreanische<br />
Pillen für meine Erkältung recherchiert hatte, war ich froh um meine mitgebrachte<br />
Reiseapotheke! Handelt es sich also nur um leichte Erkrankungen, rate ich dringend dazu,<br />
auf die verschriebenen Tabletten zu verzichten und stattdessen auf Aspirin und Co. zurückzugreifen.<br />
Studieren an der Ewha Womans University<br />
Vor meiner Bewerbung auf den Studienplatz in Seoul hatte ich mir das englischsprachige<br />
Kursangebot auf der Homepage der Uni angesehen. Dem ersten Eindruck nach gab es für<br />
meinen Fachbereich (Medien und Kommunikation) ausreichend Veranstaltungen. Ich wusste<br />
zwar, dass ich nur wenige Punkte brauchen würde, aber ich wollte natürlich trotzdem eine<br />
Auswahl haben. Auf der Homepage kann man sich das aktuelle, englischsprachige Vorlesungsverzeichnis<br />
sowie die der vergangenen Jahre ansehen und sich so einen Überblick<br />
verschaffen. Eine Garantie, dass gewünschte Kurse wieder angeboten werden, gibt es aber<br />
nicht. So hatte ich wider Erwarten nur zwei bzw. drei Seminare zur engeren Auswahl. Neben<br />
regulären Veranstaltungen gibt es außerdem ein breites Angebot an Onlinekursen.<br />
Formales<br />
Wie in Deutschland gibt es zwei Semester. Die Vorlesungszeit für das Wintersemester beginnt<br />
Anfang September und endet kurz vor Weihnachten. Das Sommersemester beginnt<br />
Anfang März und endet bereits Mitte Juni. Mit Beginn des Semesters ist die Onlineanmeldung<br />
für die Kurse freigeschaltet. Hierfür gibt es eine detaillierte Anleitung in Englisch. Generell<br />
gilt das Prinzip „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“. Als Austauschstudent hat man es<br />
aber in der Regel leichter, in bereits volle Veranstaltungen zu kommen. Ich hatte keine Probleme<br />
mit der Anmeldung. Nach den ersten Wochen besteht die Möglichkeit, sich von bereits<br />
gewählten Kursen abzumelden.<br />
Das Bewertungs- und Prüfungssystem ist anders aufgebaut als in Deutschland. Es gibt<br />
Angebote mit 1.0 oder 1.5 Credits wie Sport- und Kunstveranstaltungen sowie Kurse mit 2.0<br />
oder 3.0 Credits. Diese Credits entsprechen nicht 1:1 unseren Standards, sondern gehen in<br />
der Regel mit 2- bis 3fachem Arbeitsaufwand einher. Das sollte man bei der Zusammenstellung<br />
des Stundenplans unbedingt beachten! Als Richtlinie gelten mindestens 9 und maximal<br />
15 Credits pro Semester. Wer den Sprachkurs ernst nimmt, sollte sich nicht übernehmen.<br />
Andersherum gilt natürlich: Wer viele Credits braucht, sollte auf den sehr intensiven<br />
Sprachkurs verzichten.<br />
Die Gesamtnote setzt sich je nach Veranstaltung und Dozent unterschiedlich zusammen. In<br />
der Regel besteht sie aus Anwesenheit, Mitarbeit, kürzeren „Hausaufgaben“ wie Assignments<br />
oder Kommentaren, einer Präsentation, einer längeren Seminararbeit und/oder<br />
einer schriftlichen Prüfung. Die Anerkennung der Kurse stellte kein Problem dar, musste<br />
aber vorab in einem Learning Agreement schriftlich festgelegt werden. Die Kursauswahl sollte<br />
man daher frühzeitig vom Lehrstuhl der Heimatuniversität bestätigen lassen. Ein offizielles<br />
Transcript mit Erläuterungen zum Bewertungssystem verschickt die Ewha University nach<br />
Ende des Auslandssemesters an die <strong>Universität</strong> <strong>Augsburg</strong>.<br />
Die Vorlesungszeiten variieren wie an jeder Uni. Veranstaltungen finden den ganzen Tag<br />
über statt und dauern 90 oder 180 Minuten. Blockseminare gibt es nicht.<br />
Qualität der Veranstaltungen<br />
Ich habe neben dem Sprachkurs auch „Pop Goes Korea: Korean media and culture“ und<br />
anfänglich „Global Journalism“ belegt (später aber aufgrund des Zeitaufwands abgewählt).
Die Dozenten der englischsprachigen Veranstaltungen sind entweder selbst englische Muttersprachler<br />
oder KoreanerInnen mit Auslandserfahrung und sprechen deshalb einwandfreies<br />
Englisch. Auch die meisten koreanischen Studentinnen in diesen Veranstaltungen haben<br />
mich mit ihrem guten bis sehr guten Englisch beeindruckt. Viele von ihnen haben bereits<br />
einige Zeit im Ausland verbracht oder belegen englischsprachige Kurse, um sich auf ihren<br />
Auslandsaufenthalt vorzubereiten. Außerdem ist Englisch ein wichtiger Bestandteil in ihrem<br />
Studium und gilt als absolute Must-Have Soft Skill. Im alltäglichen Leben trifft man selten auf<br />
Menschen mit guten Englischkenntnissen, deshalb hat mich das Sprachniveau an der Ewha<br />
University sehr überrascht.<br />
Das Lehrniveau ist meines Erachtens ebenfalls sehr hoch. Ich kann nur von meinen Erfahrungen<br />
berichten, aber die verwendeten Themen und Materialien waren immer aktuell und<br />
vielseitig gestaltet. Aber auch die Qualität und Bewertung variiert natürlich je nach Veranstaltung<br />
und Dozent. In meinen Seminaren wurde viel Wert auf Meinungsaustausch gelegt, wodurch<br />
ich immer wieder angeregt wurde, Standpunkte zu artikulieren und zu überdenken.<br />
Auch die Ausstattung der Hörsäle ist sehr modern. In meinem Seminarraum gab es einen<br />
leinwandgroßen Touchscreen, der als Projektionsfläche sowie als interaktive „Tafel“ diente.<br />
Jede unserer Vorlesungen aus „Pop Goes Korea“ wurde live nach Thailand und Hong Kong<br />
übertragen und so konnten wir unsere Diskurse auf zwei weitere <strong>Universität</strong>en ausweiten.<br />
Koreanisch lernen<br />
Wie bereits erwähnt ist der Koreanischkurs an der Uni sehr intensiv und zeitaufwendig. Er<br />
findet Montag bis Donnerstag von 8.00 bis 10.45 Uhr statt, zweimal im Semester gibt es Prüfungen.<br />
Das hat viele Interessierte abgeschreckt, was ich sehr schade finde. Es gab am Ende<br />
meines Semesters viele Freunde, die abgereist sind, ohne ein Wort Koreanisch sprechen<br />
zu können. Eine Alternative wird an der Uni nicht angeboten, aber es gibt in Seoul öffentliche<br />
Institutionen, die weniger intensive Sprachkurse anbieten. Dazu habe ich leider keine Informationen<br />
oder Ansprechpartner. Ich bin aber sicher, dass das OGA bei der Recherche weiterhilft.<br />
Viele Austauschstudenten dachten anfangs, sie könnten die Sprache „einfach so“ im Alltag<br />
lernen, aber das ist ohne Kurs kaum möglich. Das Leben als AustauschstudentIn konzentriert<br />
sich sehr auf den kleinen Kosmos auf dem Campus und anders als z.B. Spanisch oder<br />
Französisch bietet Koreanisch keine Anhaltspunkte für einen Europäer ohne Vorkenntnisse,<br />
auf denen man aufbauen könnte. Eine Option ist der aktive Austausch mit den „Buddies“.<br />
Einige der Koreanerinnen - wie auch mein „Buddy“ – studieren sogar Germanistik und freuen<br />
sich über einen Tandempartner.<br />
Der Sprachkurs ist für alle sinnvoll, die nicht überlastet mit Vorlesungen sind und ein ernsthaftes<br />
Interesse an der Sprache und Kultur haben. Da ich bereits das Bewertungssystem<br />
angesprochen habe, kann man sich nun wohl vorstellen, wie viel Zeitaufwand der Sprachkurs<br />
mit 6.0 Credits bedeutet.<br />
Meiner Meinung nach kann man hier in einem Semester wirklich große Fortschritte machen<br />
und sich auch als absoluter Anfänger eine gute Basis aneignen. Es gibt zwei Anfängerstufen<br />
(beide Level 1): Eine für Teilnehmer ohne Vorkenntnisse und eine für Austauschstudenten,<br />
die z.B. bereits das Alphabet und einfache Wörter beherrschen. Ich habe die nächste Stufe<br />
(Level 2) belegt. Darüberhinaus gibt es noch die Stufen 3 und 4 sowie die Stufen 5 und 6 für<br />
akademisches Koreanisch.<br />
Die Klassen sind bunt gemischt, werden aber nach meinem Eindruck eher von Japanerinnen<br />
und Chinesinnen besucht als von Studenten westlicher Länder.<br />
Auch wenn man vorhat, den Anfängerkurs zu belegen, empfehle ich, sich vorab ein wenig<br />
mit der Sprache auseinanderzusetzen und vielleicht das Alphabet zu lernen. Anders als Chinesisch<br />
und Japanisch ist die Schrift sehr einfach, aber gerade in Level 1 scheint der Zeitdruck<br />
sehr hoch zu sein. Freunde von mir klagten immer wieder über die Unmengen an<br />
Grammatik und Vokabeln. Da ich bereits Koreanisch spreche, hat mir der Unterricht nie Probleme<br />
bereitet und ich fand das Tempo genau richtig. Aber objektiv betrachtet wird den Studenten<br />
zuviel abverlangt, es wird eben typisch „asiatisches“ Lernen erwartet: Pauken, pau-
ken, pauken. Aber auch wenn die Anforderungen hoch sind, nehmen die Lehrerinnen Rücksicht<br />
auf ihre Schüler. Alle Austauschstudenten, die ich kenne, haben ihre Kurse bestanden,<br />
ohne wochenlang auf die Prüfungen zu lernen.<br />
Jeder Kurs wird von zwei Lehrerinnen unterrichtet, die sich abwechseln. Ich habe nicht nur<br />
meine Sprachkenntnisse enorm verbessern können, sondern auch viel Neues über die Kultur<br />
gelernt. Meine Lehrerinnen waren immer sehr engagiert und bemüht, alle Fragen zu beantworten<br />
und den Unterricht anschaulich zu gestalten. Es war oft schwer, morgens um 7 Uhr<br />
aufzustehen, aber ich habe jeden Unterrichtstag mit Spaß erlebt und würde den Sprachkurs<br />
immer wieder belegen. Die Bücher müssen selbst gekauft werden (zwei Text- und zwei Arbeitsbücher<br />
pro Level, ca. 50,000 Won = 35,00 Euro), sind sehr modern und übersichtlich<br />
gestaltet. Die Klassen sind angenehm klein, man lernt in einer Gruppe von rund 10 Studenten<br />
zusammen. Im Unterricht werden neben den Büchern auch Powerpoint, Tafel und Arbeitsblätter<br />
eingesetzt. Insgesamt wird viel Wert auf eine Ausgewogenheit zwischen Sprach-,<br />
Schreib- und Leseübungen gelegt, was den Unterricht wirklich abwechslungsreich macht.<br />
Lange Rede, kurzer Sinn: Der Sprachkurs ist anstrengend, aber lohnt sich!<br />
Leben in Seoul<br />
Nach all den Informationen ist und bleibt die brennende Frage natürlich „Und wie ist das Leben<br />
in Seoul?“ Diese Frage muss jeder für sich selbst beantworten. Aber ich kann einiges<br />
erzählen, das vielleicht die Entscheidung zu einem Auslandssemester erleichtert. Korea bietet<br />
in meinen Augen eine spannende Mischung aus Exotik und westlichem Komfort. Man<br />
erlebt jeden Tag etwas Neues, ist begeistert oder auch mal geschockt, aber immer im Rahmen<br />
einer hochtechnologisierten, wohlhabenden Informationsgesellschaft. Da ich Wurzeln in<br />
Korea habe, musste ich natürlich nicht lange überlegen, wo ich mein Auslandssemester<br />
verbringen würde. Auch jetzt in Deutschland vergeht kein Tag, an dem ich nicht an die Zeit<br />
zurückdenke und davon träume, bald wieder nach Seoul zu reisen. Aber auch meine deutschen,<br />
französischen, spanischen, italienischen, amerikanischen, singapurischen und japanischen<br />
Freunde (um nur einige Nationalitäten zu nennen) haben dieses Land und seine<br />
Menschen in vier Monaten kennen und schätzen gelernt. Neben allen Eigenheiten des Landes<br />
sind es vor allem die Freundschaften, die einen Auslandsaufenthalt unvergesslich machen.<br />
Daher sollte man nicht zögern, etwas Ungewöhnliches zu wagen. Es gibt immer andere,<br />
denen es ähnlich geht und mit denen man Gedanken und Erlebnisse teilen kann.<br />
Wetter und Landschaft<br />
Das Klima ist wie in Deutschland gemäßigt, aber die Jahreszeiten sind etwas stärker ausgeprägt.<br />
Ich bin im August in Korea angekommen, in der heißesten Zeit des Jahres. Anders als<br />
hierzulande ist der Sommer aber nicht nur heiß (bis zu 35 Grad), sondern auch schwül. Die<br />
Luftfeuchtigkeit beträgt dann bis zu 95%, die auf Winde aus Südostasien zurückzuführen ist.<br />
Dazu kommt die Luftverschmutzung. Seoul hat nicht mit so schweren Abgasen wie z.B. Peking<br />
zu kämpfen, aber es handelt sich doch um eine Millionenmetropole mit enorm viel Verkehr.<br />
Im August und September gab es neben klaren Tagen auch Regentage mit Monsun:<br />
starken Stürmen und unvorstellbaren Niederschlägen. Man konnte an manchen Tagen das<br />
Haus nicht verlassen, aber ich fand es eine spannende Erfahrung. Im Oktober wurde es kühler<br />
und trockener. Der koreanische Herbst ist wunderschön und man kann viele Wochen lang<br />
den Laubwechsel bewundern. Im Dezember und Januar war es am kältesten. Dabei ist das<br />
Winterwetter von sibirischen Winden geprägt und die Temperaturen fallen auf Minusgrade.<br />
Schnee fällt seltener als in Deutschland, aber in den Bergen reicht es zum Skifahren. Neben<br />
dem Herbst ist der Frühling in Korea die angenehmste Jahreszeit. Aus früheren Reisen weiß<br />
ich, dass das Wetter mild und sonnig ist.<br />
Korea ist eine Halbinsel und somit sehr küstenreich. Besonders an der östlichen Küstenseite<br />
gibt es viele Sandstrände wie z.B. in der zweitgrößten Stadt Busan. Das Land selbst besteht
zu drei Vierteln aus Gebirge. Im Sommer geben die grünen bewaldeten Hügel eine wunderschöne<br />
Kulisse; auch Seoul ist von einigen Bergen durchzogen bzw. umgeben. Diese locken<br />
Einheimische wie Touristen zu zahlreichen Wanderungen, vor allem im Herbst. Auf der südlichen<br />
Meerseite gibt es unzählige kleine Inseln sowie ein beliebtes Reiseziel der Koreaner:<br />
Jeju-do oder Jeju Island, eine größere Insel mit teilweise tropischem Klima und Flora.<br />
Lebensstandard und Geld<br />
Der Lebensunterhalt ist allgemein günstiger als in Deutschland, hängt aber stark von den<br />
persönlichen Gewohnheiten ab. Der Lebensstandard ist aber ähnlich. Abgesehen von der<br />
Miete gibt es keine größeren Ausgaben. Wie bereits angedeutet sind Essen sowie öffentliche<br />
Verkehrsmittel sehr billig. Die meisten Strecken im inneren Stadtgebiet kosten umgerechnet<br />
weniger als ein Euro. U-Bahnen und Busse fahren bis Mitternacht, in den frühen<br />
Morgenstunden nutzen die allermeisten Menschen Taxis, die sehr viel billiger als in Deutschland<br />
sind. Kurze Fahrten kosten selten mehr als 3,000 Won (2,00 Euro), zehnminütige Fahrten<br />
etwa zwischen 5,000 und 8,000 Won (3,50 bis 5,50 Euro).<br />
Für eine Mahlzeit im Restaurant bezahlt man ebenfalls zwischen 5,000 und 8,000 Won.<br />
Einkaufen im Supermarkt kann aber sehr schnell teuer werden, da viele Produkte wie Obst<br />
und Gemüse importiert werden. Westliche Produkte sind sehr teuer, wie z.B. Brot, Schokolade<br />
etc. Ebenfalls teuer sind westliche Kleidungsmarken, aber Seoul bietet besonders im<br />
Univiertel Sinchon (in dem sich auch der Campus befindet) zahlreiche günstige Einkaufsmöglichkeiten.<br />
Ich würde sagen, dass man durchaus sparsamer als in Deutschland haushalten kann. Aber<br />
generell empfehle ich, mit demselben Lebensunterhalt wie in der Heimat zu kalkulieren.<br />
Seoul bietet schier unendliche Unterhaltungs-, Ausflugs- und Einkaufsmöglichkeiten, die man<br />
unbedingt nutzen sollte. Das Nachtleben in Seoul ist pulsierend und teuer. Wer also gerne<br />
feiert, sollte hier mit höheren Eintritts- und Getränkepreisen als in Deutschland rechnen.<br />
Trotz der enormen Größe ist Seoul eine sehr sichere Stadt. Weder ich noch meine Freunde<br />
wurden jemals von Taschendieben oder sonstigen Kriminellen belästigt. Auch dichtgedrängt<br />
in einer vollen U-Bahn muss man nie um seine Handtasche fürchten. Verkehrszeichen wie<br />
Ampeln werden eingehalten, aber man sollte natürlich trotzdem aufmerksam sein.<br />
Bei Einkäufen auf Märkten oder an Straßenständen empfiehlt es sich immer, über den Preis<br />
zu verhandeln. Besonders Ausländer werden gerne mit viel zu hohen Preisen getäuscht.<br />
Ohne Koreanischkenntnisse ist das Feilschen natürlich schwierig, aber im Univiertel und in<br />
den Touristenzentren wie z.B. Myeongdong sprechen viele Verkäufer etwas Englisch.<br />
Einen Nebenjob in Seoul zu finden ist für einen Austauschstudenten schwierig. Man benötigt<br />
eine spezielle Erweiterung des Visums und vor allen Dingen Koreanischkenntnisse. Auch als<br />
Nachhilfelehrer für Sprachen kommt man nicht weit. Es gibt zahlreiche private Institutionen,<br />
die professionelle Sprachkurse anbieten. Wer unbedingt arbeiten möchte, sollte sich vorab<br />
informieren und sich eher an deutschen Firmen mit Sitz in Seoul orientieren.<br />
Ein koreanisches Konto ist unnötig. Ich habe in der Bankfiliale auf dem Campus ein Konto<br />
eröffnet, aber brauchte es während des gesamten Semesters kein einziges Mal. Im Wohnheim,<br />
im ECC sowie in Touristenvierteln gibt es Global ATMs, an denen man mit deutschen<br />
EC- und Kreditkarten Geld abheben kann. Die anfallenden Gebühren unterscheiden sich je<br />
nach Institut, deshalb unbedingt vorher informieren! Freunde hatten die besten Erfahrungen<br />
mit der Kreditkarte der DKB, mit der sie gebührenfrei Bargeld abheben konnten. Generell<br />
kann man in Korea alles mit Kreditkarte bezahlen, selbst die kleinsten Beträge. Aber Bargeld<br />
ist meiner Meinung nach für Ausländer am bequemsten.
Werte und Etikette<br />
Korea ist von konfuzianischen Werten geprägt, die auch heute das gesellschaftliche Leben<br />
bestimmen. Dazu gehört die starke Position der Familie, besonders die der Eltern und Älteren.<br />
Im modernen Seoul herrscht aber allgemein großes Verständnis für Ausländer. Trotzdem<br />
ist es hilfreich, einige Dinge zu berücksichtigen.<br />
Koreaner besitzen einen starken Nationalstolz und freuen sich über Ausländer, die ihre Kultur<br />
anerkennen und im Besonderen einige Brocken Koreanisch sprechen. Bei Englisch<br />
schrecken viele Passanten oft zurück. Einfache Vokabeln wie „Guten Tag“, „Danke“ und andere<br />
kurze Sätze brechen schnell das Eis und bringen die Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft<br />
der Koreaner zum Vorschein.<br />
Älteren ist grundsätzlich der Vortritt zu leisten. In U-Bahnen und Bussen gibt es speziell gekennzeichnete<br />
Sitze für Ältere oder körperlich Benachteiligte. Selbst in gefüllten U-Bahnen<br />
sieht man niemals junge Leute auf diesen Plätzen sitzen.<br />
Es gilt außerdem als unhöflich, sich laut in U-Bahnen und Bussen zu unterhalten. Ich<br />
wurde in – meiner Meinung nach – normal lauten Gesprächen schon von umstehenden älteren<br />
Männern oder Frauen zur Ruhe ermahnt. In Deutschland ist so ein Verhalten zwar unvorstellbar,<br />
aber der öffentliche Raum in Korea wird als etwas angesehen, das man mit seinen<br />
Mitmenschen teilt, dementsprechend sollte man sich so rücksichtsvoll wie möglich verhalten.<br />
Auch Telefonate werden in U-Bahnen und Bussen nur mit vorgehaltener Hand geführt,<br />
da viele Menschen die Fahrten zur Entspannung bis hin zum Nickerchen nutzen. Auf<br />
den Straßen sollte man sich trotzdem nicht wundern, wenn man vermeintlich angerempelt<br />
wird. Besonders Ältere bestehen auf ihre Vorrechte und drängeln sich manchmal schamlos<br />
ihren Weg durch die Mengen. Jüngere Passanten sind hingegen oft so von ihren Smartphones<br />
abgelenkt, dass sie schlichtweg unaufmerksam von A nach B gehen.<br />
Ebenfalls sollte man auf engem Raum (besonders beim Essen) vermeiden, sich lautstark<br />
die Nase zu putzen. Das gilt als besonders respektlos. Beim Essen hingegen darf man gerne<br />
laut sein. Trinkgeld wird in Korea nicht gegeben.<br />
To Do!<br />
Seoul bietet unendlich viel zu entdecken und es ist aufregend, Neues mit anderen Austauschstudenten<br />
zu entdecken. Aber wo es sich ergibt, sollte man versuchen, die Stadt mit<br />
Einheimischen zu erkunden. Dafür ist das Buddy-Programm der Ewha Womans University<br />
perfekt. Die koreanischen Studentinnen helfen nicht nur bei Alltäglichem wie dem Kauf eines<br />
Handys oder der Bantragung der Alien Registration Card, sondern sind auch begeisterte<br />
und engagierte Stadtführerinnen. Es ist im Allgemeinen schwer, „einfach so“ Freundschaften<br />
mit Koreanern zu schließen, da sich das Campus- und Exchange Student Leben doch sehr<br />
auf den Kontakt mit anderen Austauschstudenten beschränkt. Trotz meiner eigenen koreanischen<br />
Freundinnen war ich im Austausch sehr dankbar für die Unterstützung der Buddies.<br />
Essen<br />
Auch wenn man eher bodenständig ist, was Leibgerichte und Esserfahrungen angeht, sollten<br />
die abertausenden Restaurants, so gut es geht, erkundet und ausprobiert werden. Allein im<br />
Univiertel gibt es viele koreanische, japanische und chinesische und „Fusion“-Restaurants,<br />
die mit frischen, aber billigen Gerichten locken. Einige typische Spezialitäten, die man unbedingt<br />
kosten sollte, sind: koreanisches Barbeque „Samgyeopsal“, die typisch koreanische<br />
und fischlose Sushirollenvariante „Kimbab“, Reis mit buntem Gemüse „Bibimbab“, im<br />
Sommer die beliebten kalten Nudeln „Naengmyeon“ und im Winter eher die chinesischen<br />
Nudeln „Jjajangmyeon“ oder auch die scharfe Nudelsuppe „Ramyeon“, mariniertes Rindfleisch<br />
„Bulgogi“, Straßenessen wie scharfer Reiskuchen „Tteokbokki“, sehr amerikani-
siertes Huhn „Chicken and Beer“, koreanische Eintöpfe wie „Kimchijjigae“, mariniertes<br />
Huhn mit Gemüse „Jjimtak“ und natürlich viele, viele mehr...<br />
Mit Freunden unterwegs<br />
Koreaner verbringen viel Zeit auswärts – sei es beim Essen, Feiern oder auch Lernen. Besuche<br />
zuhause sind selten. Man sollte also nicht enttäuscht sein, wenn man nicht zu Koreanern<br />
nach Hause eingeladen wird. Das findet eher bei feierlichen Anlässen statt. Neben den uns<br />
bekannten Orten wie Restaurants, Bars und Cafés gibt es aber noch viel mehr: Im „Noraebang“<br />
singt man mit Freunden Karaoke, in Arcades - Spielhallen - und „Play Station<br />
Rooms“ kann man Videospiele spielen, riesige Fotoautomaten wie „Photo Sticker“ laden<br />
dazu ein, Fotos im japanischen „Harajuku“ Stil von sich und Freunden zu machen und zu<br />
verzieren, und Shoppen kann man fast rund um die Uhr in riesigen Malls und Einkaufsstraßen<br />
wie in Myeongdong, <strong>Gangnam</strong> und Dongdaemun. Bei einem heißen Bad oder im<br />
Dampfbad kann man in der koreanischen Spa-Sauna „Jjimjilbang“ entspannen und sogar<br />
günstig übernachten. Eine lustige Variante zum normalen Café sind sogenannte „Cat Cafés“<br />
oder „Puppy Cafés“, in denen Katzen bzw. Welpen herumtollen und mit sich spielen<br />
lassen. Ein Tipp für Cinefans: Englischsprachige Filme laufen in koreanischen Kinos grundsätzlich<br />
im Original.<br />
Sehenswürdigkeiten<br />
Unzählige Reiseführer geben genauso unzählig viele Tipps zu Sehenswürdigkeiten, und die<br />
Auswahl sei auch jedem selbst überlassen. Einige Highlights sind der Königspalast „Gyeongbokgung“<br />
sowie der dazugehörige Platz und das Tor „Gwanghamun“, der gigantische<br />
Fischmarkt „Noryangjin“, der traditionelle Markt „Namdaemun Sijang“ bzw „Namdaemun<br />
Market“, buddhistische <strong>Tempel</strong> wie z.B. der „Jogyesa <strong>Tempel</strong>“, der „N Seoul Tower“, von<br />
dem man einen Blick über die ganze Stadt hat – besonders abends zu empfehlen.<br />
Ausflüge im Stadtgebiet<br />
Am Stadtfluss „Hangang“ oder Han River kann man besonders im Sommer schöne Nachmittage<br />
und Abende verbringen. Entweder man leiht sich Fahrräder aus und fährt am Fluss<br />
entlang, genießt den Ausblick auf die Skyline oder man sieht den vielen Familien dabei zu,<br />
wie sie Drachen steigen lassen und ruht sich auf einer der vielen Wiesen aus. Oft spielen<br />
auch Livebands oder es finden kleine Kulturfestivals statt. Besonders sehenswert ist das<br />
International Fireworks Festival im Herbst, das längste und größte Feuerwerk, das ich in<br />
meinem Leben gesehen habe!<br />
Ein Ausflugsziel für Wanderfreunde ist die Bugaksan Mauer und Festung, zu der man einen<br />
Marsch in Kauf nehmen muss. Von dort hat man aber einen schönen Ausblick auf die<br />
Stadt.<br />
Ein Ausflug der besonderen Art ist eine geführte Tour an die DMZ – die demilitarisierte<br />
Zone an der Grenze zu Nordkorea. Verschiedene Reiseveranstalter bieten Tagestouren an,<br />
die zwischen 70 und über 150 US Dollar kosten. Ich habe zwei Touren erlebt und empfehle<br />
die Panmunjom Tour. Dabei fährt man an mehrere Stationen, die beeindruckendste davon ist<br />
die JSA – Joint Security Area, in der man für kurze Zeit nordkoreanische Soldaten beobachten<br />
und sogar ein UN-Gebäude betreten kann, in dem man offiziell auf nordkoreanischem<br />
Boden ist.<br />
Reisen<br />
Obwohl Seoul genügend Attraktionen für Jahre zu bieten hat, sollte man die wärmeren Jahreszeiten<br />
(Frühling, Sommer, Herbst) dazu nutzen, mehr von Korea zu sehen. Die Reisekosten<br />
sind niedriger als in Deutschland und auch Hostels sind in der Regel sehr günstig.<br />
Besonders schön im Herbst ist das Gebirge „Seoraksan“ an der Ostküste. Der Farbwechsel<br />
der Laubbäume ist atemberaubend schön und es gibt viele Wanderrouten und heiße
Quellen, an denen man sich nach einem Kletterausflug erholen kann. Einzuplanen ist hier<br />
zumindest eine Übernachtung, wenn man eine Wanderung in den Bergen vorhat. Die alte<br />
Hauptstadt Koreas ist „Gyeongju“ nahe der zweitgrößten Stadt Busan. Diese beiden Städte<br />
kann man gut in einem mehrtägigen Trip erkunden. Ich bin mit einem Expressbus gefahren<br />
(ca. 60,000 Won, also ca. 40 Euro von Seoul und zurück) war ein verlängertes Wochenende<br />
an der südlichen Ostküste unterwegs und habe die alten <strong>Tempel</strong>anlagen in Gyeongju und<br />
die Strände und Bars in Busan genossen. Ein beliebtes Urlaubsziel der Koreaner ist die südliche<br />
Insel Jeju-Do, auf der ich leider nicht war. Hier herrscht z.T. tropisches Klima, man<br />
kann baden und Wasserfälle bestaunen, Wassersport betreiben und den alten Inselvulkan<br />
besteigen. Hierhin kann man entweder fliegen oder mit Bus und Fähre gelangen. Auch für<br />
Jeju-Do sollte man mehrere Tage einplanen.<br />
Von Korea aus kann man natürlich auch gut in die umliegenden Nachbarländer wie Japan<br />
und China fliegen. Für Reisen nach China sind bestimmte Visumsregelungen zu beachten.<br />
Die Reiseplanung gestaltet sich laut einiger meiner deutschen Freunde nicht ganz leicht.<br />
Man kann aber z.B. über Hong Kong oder Taiwan leichter einreisen als direkt von Korea. Ich<br />
persönlich habe keine weiteren Länder außer Korea bereist, aber viele Freunde schwärmten<br />
vom Shopping in Taiwan oder den Stränden auf den Philippinen und in Thailand. Wer also<br />
Zeit und ein wenig Reisebudget mitbringt, sollte unbedingt die zentrale Lage Koreas nutzen,<br />
um Asien zu entdecken!<br />
Nützliche Links<br />
Homepage der <strong>Universität</strong><br />
http://www.ewha.ac.kr/english/<br />
Englischsprachiges Kursangebot<br />
http://www.ewha.ac.kr/english/html/002/002001007.html<br />
International House<br />
http://engihouse.ewha.ac.kr<br />
Allgemeines zu Reisen und Leben in Korea<br />
http://english.visitkorea.or.kr<br />
http://www.lonelyplanet.com/south-korea<br />
http://www.tripadvisor.de/Attractions-g294197-Activities-Seoul.html<br />
http://www.studyinkorea.go.kr<br />
http://www.korea4expats.com<br />
Koreanische Küche<br />
http://koreanfoodgallery.com<br />
http://german.visitkorea.or.kr/ger/1061_ger_sub7.jsp<br />
Bei Fragen rund um Korea helfe ich gerne persönlich weiter.