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Dabei 10 Jahre Nachhaltiges Wirtschaften - Stadt Heidelberg

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65<br />

dafür einsetzen<br />

Karl Breer befindet sich mitten in der Vorbereitung<br />

für eine Tagung zum Thema Nachhaltigkeit<br />

des Bundesinnungsverbandes des<br />

Gebäudereiniger-Handwerks in Kassel, als er<br />

sagt: „Meiner Meinung nach brauchen wir in der<br />

gesamten Nachhaltigkeitsdebatte eine größere<br />

Gewichtung des sozialen Aspekts. Denn umwelttechnisch<br />

sind wir weit vorne, aber im sozialen<br />

Bereich hinken wir im internationalen Vergleich<br />

noch hinterher.“ Der Geschäftsführer der Breer<br />

Gebäudedienste GmbH leitet beim Verband den<br />

Ausschuss für Technik und Betriebsführung und<br />

ist mit einer neuen Zertifizierung innerhalb des<br />

EU LIFE+ Projekts befasst. Hierbei stehen neben<br />

ökologischen Gesichtspunkten der Nachhaltigkeit<br />

auch soziale sowie Führung und Management<br />

im Mittelpunkt.<br />

Keine konflikte zwischen den<br />

Nationalitäten<br />

Während Breer über seine Branche berichtet,<br />

in der es früh darum ging, umweltfreundliche<br />

Mittel zu produzieren und einzusetzen, wird<br />

schnell deutlich, dass es ihm um die Menschen<br />

geht. Aktuell arbeiten 740 Frauen und Männer<br />

für sein Unternehmen, das Breer 1992 in <strong>Heidelberg</strong>-Handschuhsheim<br />

gründete. Die Mitarbeiter<br />

stammen aus 58 Ländern, die sich über sechs<br />

Kontinente verteilen. Der <strong>Heidelberg</strong>er Standort<br />

gehört zur Breer Unternehmensgruppe, die mit<br />

Sitz in Iserlohn in vierter Generation von Breer<br />

und seinem Bruder Jens geführt wird.<br />

„Wir sind sehr stolz, dass es hier keine Konflikte<br />

zwischen den Nationalitäten gibt. Gerade<br />

bei den Feiertagen sehen die Mitarbeiter natürlich<br />

auch die vielen Vorteile multinationaler Kollegen“,<br />

sagt Breer. Die Dienstleistung in Krankenhäusern,<br />

Hotels oder der SAP Arena kennt<br />

keinen Feiertag. Doch Muslime oder orthodoxe<br />

Christen springen für die Weihnachts- und Silvester-Schichten<br />

gerne ein, weil sie wissen, dass<br />

beispielsweise ihre deutschen Kollegen Gleiches<br />

dann an den orthodoxen und muslimischen Feiertagen<br />

tun. Damit kann ein russisch-orthodoxer<br />

Christ Weihnachten am 6. und Silvester am 14.<br />

Januar feiern.<br />

„Ein Muttersprachler kann immer<br />

vermitteln“<br />

Dass Breer ein Unternehmer der alten Schule<br />

ist, der sich sowohl beschützend vor als auch<br />

Rücken stärkend hinter seine Mitarbeiter stellt,<br />

unterstreichen seine Erzählungen über schöne<br />

und weniger schöne Erlebnisse. Das Gemeinschaftsgefühl<br />

wird etwa bei der Weihnachtsfeier<br />

hoch gehalten, wenn rund 400 Mitarbeiter<br />

einem Motto frönen. Zuletzt stand die Feier<br />

unter der Überschrift Eurovision Song Contest.<br />

„Vor der Weihnachtsfeier sprechen wir mit Männern<br />

muslimischer Mitarbeiterinnen, damit diese<br />

auch kommen dürfen.“ Das Unternehmen<br />

bietet Sprachkurse und Fortbildungen an, auch<br />

fachspezifisch beispielsweise für den Hotelbereich.<br />

In den Abteilungen arbeiten Mitarbeiter<br />

verschiedenster Herkunft Hand in Hand. Wobei<br />

in der mittleren Führungsebene alle Nationalitäten<br />

vertreten sind. „Wenn es darauf ankommt,<br />

kann immer ein Muttersprachler vermitteln“,<br />

erklärt der Rohrbacher. Laut eingangs genannter<br />

Gallup-Studie lässt sich die Mitarbeitermotivation<br />

nicht durch Gehaltserhöhungen oder<br />

Boni erkaufen. Eher geeignet scheint da schon<br />

ein Maß der Mitsprache zu sein. Bei Breer gibt<br />

es einen siebenköpfigen Führungskreis, der an<br />

wichtigen Unternehmensentscheidungen beteiligt<br />

ist. „Normalerweise kommen wir zu einvernehmlichen<br />

Entscheidungen. Wenn nicht, habe<br />

ich auch nur eine Stimme“, sagt Breer.<br />

Problem Recruiting<br />

Wie wichtig die Mitarbeiter sind, wird nicht zuletzt<br />

beim Thema Nachwuchs offenbar. Das Image<br />

der Gebäudereiniger nennt Breer nach wie vor<br />

verbesserungswürdig, weshalb das <strong>Heidelberg</strong>er<br />

Unternehmen Probleme beim Recruiting beklagt.<br />

Und gleichzeitig beeindruckt der Familienvater<br />

mit einer anderen Zahl: „Zurzeit sind 80 Prozent<br />

unserer Auszubildenden Kinder von Mitarbeitern.“<br />

Das Unternehmen hat aktuell 20 Azubis,<br />

jedes Jahr zwischen fünf bis sieben neue. Wären<br />

die Breer-Mitarbeiter nicht in der Lage, positiv<br />

über abwechslungsreiche und etwa im Klinikbereich<br />

in der OP-Reinigung sehr anspruchsvolle<br />

Tätigkeiten zu berichten, müsste Breer noch größere<br />

Hürden überwinden, um angehende Fachkräfte<br />

zu finden – ungeachtet guter Aufstiegschancen<br />

in einer Branche mit Zukunft („bei uns<br />

gibt es null Arbeitslosigkeit“). Der <strong>Heidelberg</strong>er<br />

<strong>Stadt</strong>rat ist vorausschauend genug, um auch hierfür<br />

eine Lösung parat zu haben. Mit weiteren <strong>Heidelberg</strong>er<br />

Unternehmen, unterstützt von Agentur<br />

für Arbeit sowie Industrie- und Handelskammer<br />

(IHK), hat Breer Kontakt zur Außenhandelskammer<br />

in Barcelona aufgenommen. Während<br />

bereits junge Leute aus Polen Praktika absolvieren,<br />

soll bald auch Nachwuchs aus Spanien

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