«Unser Klima spielt verrückt.» Beharrlich vorwärts. - CARITAS ...
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Reportage: Hoffnung für Haiti<br />
Text: Odilo Noti<br />
Bilder: Rafaelle Castera<br />
«Goudougoudou<strong>»</strong> pflegen die Haitianer<br />
zu sagen, wenn sie über das Erdbeben vom<br />
12. Januar 2010 reden. Das Wort ist eine<br />
kreolische Lautmalerei. «Goudougoudou<strong>»</strong><br />
beschreibt ein Geräusch, das zu hören ist,<br />
wenn die Armierungseisen in den Betondecken<br />
und in den Wänden knarren und<br />
Das Erdbeben hat Haiti den Boden unter<br />
den Füssen weggezogen.<br />
knirschen, weil sich die Erde bewegt, horizontal<br />
und vertikal. Plötzlich ist der Boden<br />
unter den Füssen weg, Zementplatten bersten<br />
und Wellbleche liegen wie zerknautschte<br />
Hüte auf dem Schutt.<br />
«Goudougoudou<strong>»</strong> steht nicht nur für<br />
die Erdbebenkatastrophe von 2010, wie<br />
Hans Christoph Buch in seinem Essay<br />
«Haiti. Nach ruf auf einen gescheiterten<br />
Staat<strong>»</strong> bemerkt. Das Wort steht auch für die<br />
Abwärtsspirale, die der Insel- und Sklavenstaat<br />
seit seiner Unabhängigkeit vor 200<br />
Jahren vollzieht, «eine nicht abreissende<br />
Kette von Katastrophen<strong>»</strong>.<br />
Auch wer die Sicht von Buch in dieser<br />
Radikalität nicht teilen mag, denkt bei einer<br />
Fahrt durch die Hauptstadt Port-au-Prince<br />
unwillkürlich, dass das Beben von 2010<br />
dem Land sprichwörtlich den Boden unter<br />
den Füssen weggezogen hat.<br />
Bild: Die beiden Enkel von Itélia Théodore vor<br />
ihrem neuen Haus: Es bietet Schutz, und es ist<br />
hell und geräumig.<br />
Immer noch leben Hunderttausende in<br />
Zelten oder kampieren in Verschlägen aus<br />
Wellblech, Lumpen und Plastikfolien. Grossfamilien<br />
drängen sich auf engstem Raum<br />
zusammen. Der Fortschritt besteht für sie<br />
darin, dass sie von internationalen Organisationen<br />
regelmässig mit sauberem Wasser<br />
und mit Nahrungsmitteln versorgt werden.<br />
Allerdings ist die Zahl dieser ewigen<br />
Provisorien, so Peter Eppler, Programm verantwortlicher<br />
der Caritas für den Wiederaufbau,<br />
deutlich zurückgegangen. Die Regierung<br />
hat in verschiedenen Quartieren der<br />
Hauptstadt beschädigte Häuser repariert und<br />
Obdachlose umgesiedelt. Und Eppler merkt<br />
an: «Es gibt spürbare Fortschritte. Oft bleiben<br />
in den Zelten und Verschlägen nur vereinzelte<br />
Familienmitglieder zurück, um sich<br />
so ein Anrecht auf die Gutscheine für Wasser<br />
und Nahrungsmittel zu beschaffen. Auch das<br />
gehört zu ihrem Überlebenskampf.<strong>»</strong><br />
Trümmersymbole<br />
Schwere Baumaschinen beseitigen vor unseren<br />
Augen die letzten Reste des Palais National,<br />
der Residenz des Staatspräsidenten.<br />
Die dem Kapitol in Washington nachem<br />
pfundene Mittelkuppel war zehn Meter<br />
in die Tiefe abgerutscht, die Frontfassade<br />
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