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Krise des Kapitalismus und Neuorientierung der Wirtschaftspolitik

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3. Schluss mit <strong>der</strong> Politik <strong>der</strong> Ausreden –<br />

Unter Schrö<strong>der</strong> entwickelte sich die deutsche Wirtschaft<br />

so schlecht wie seit den Ölkrisen nicht mehr<br />

Schrö<strong>der</strong>s Leistungen in <strong>der</strong> <strong>Wirtschaftspolitik</strong> sind schlechter als die fast<br />

aller Nachkriegskanzler – <strong>und</strong> die Arbeitslosigkeit ist noch nicht einmal<br />

das Hauptproblem. Der Konjunkturabschwung <strong>der</strong> Jahre 2001 <strong>und</strong> 2002<br />

<strong>und</strong> die <strong>Krise</strong> in Amerika sind keine ausreichenden Erklärungen für die<br />

Wirtschaftskrise Deutschlands. Ein Blick ins Ausland lehrt – die <strong>Krise</strong> ist<br />

hausgemacht; die Regierung Schrö<strong>der</strong> redet sich heraus. Wo bei unseren<br />

Nachbarn <strong>Wirtschaftspolitik</strong> mit statt gegen den Markt gemacht wurde,<br />

brummt auch die Wirtschaft.<br />

Wie schlecht die Zeiten wirtschaftlich sind, ist nicht mehr<br />

allein den Reden <strong>der</strong> Opposition zu entnehmen. In den<br />

Statistiken von OECD, Eurostat <strong>und</strong> Statistischem Bun<strong>des</strong>amt<br />

ist die <strong>Krise</strong> unübersehbar. Deutschland ist mittlerweile<br />

Schlusslicht bei den Wachstumsraten in <strong>der</strong> Europäischen<br />

Union, die international vergleichenden Studien<br />

über Wettbewerbsfähigkeit sehen das Land auf den hinteren<br />

Rängen, <strong>und</strong> die Arbeitslosigkeit steigt, nach einer<br />

kurzen Erholung in den Jahren 2000 <strong>und</strong> 2001, wie<strong>der</strong><br />

an. Die Zahl <strong>der</strong> Unternehmenspleiten ist im ersten<br />

Halbjahr 2002 auf Rekordniveau gestiegen. Als Gerhard<br />

Schrö<strong>der</strong> in seiner letzten Regierungserklärung vor dem<br />

Bun<strong>des</strong>tag die Wirtschaft als robust <strong>und</strong> leistungsstark<br />

bezeichnete, haben sich wohl viele Bürger gew<strong>und</strong>ert, in<br />

welchem Land <strong>der</strong> Kanzler wohl lebt. Die Entschuldigungen<br />

– <strong>der</strong> 11. September, die Konjunkturkrise in Amerika,<br />

die Enron- <strong>und</strong> WorldCom-Pleiten – mag niemand so<br />

recht glauben. Und die neuesten Vorschläge <strong>der</strong> Hartz-<br />

Kommission zur Bekämpfung <strong>der</strong> Arbeitslosigkeit erscheinen<br />

eher als Wahlkampftaktik denn als ernstgemeinter<br />

Vorschlag.<br />

Die Wirtschaftskompetenz ist zum zentralen Thema <strong>des</strong><br />

Wahlkampfes geworden <strong>und</strong> wird auch von <strong>der</strong> Flutkatastrophe<br />

nicht in den Hintergr<strong>und</strong> gedrängt. Nach<br />

einer Umfrage <strong>des</strong> Instituts für Demoskopie Allensbach<br />

aus dem Juli 2002 waren 80 Prozent <strong>der</strong> deutschen Führungskräfte<br />

mit <strong>der</strong> <strong>Wirtschaftspolitik</strong> <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>regierung<br />

unzufrieden; 60 Prozent hielten die CDU für kompetenter.<br />

Die Umfragen in <strong>der</strong> Bevölkerung führen zu ähnlichen<br />

Ergebnissen. Doch wie schlecht ist die wirtschaftliche<br />

Leistung <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>regierung wirklich? Und was ist dran<br />

an den immer wie<strong>der</strong> zu hörenden Erklärungen, dass <strong>der</strong><br />

weltweite Wachstumseinbruch für die Schwierigkeiten in<br />

Deutschland verantwortlich sei? Wir verwenden einen<br />

international anerkannten Indikator für die Performance<br />

<strong>der</strong> <strong>Wirtschaftspolitik</strong> <strong>und</strong> versuchen, neue Antworten zu<br />

geben. Um die deutsche Entwicklung in den internationalen<br />

Kontext zu stellen <strong>und</strong> die Folgen <strong>der</strong> internationalen<br />

Verlangsamung <strong>des</strong> Wachstums angemessen zu berücksichtigen,<br />

betrachten wir außerdem die an<strong>der</strong>en großen<br />

Län<strong>der</strong> Europas sowie die USA.<br />

Das Maß <strong>der</strong> Misere<br />

Der Harvard-Ökonom Robert Barro hat einen so genannten<br />

„Misery Index“ entwickelt, <strong>der</strong> Glanz <strong>und</strong> Elend <strong>der</strong><br />

<strong>Wirtschaftspolitik</strong> messen soll. Als Barro das letzte Mal<br />

seinen Index auf den neuesten Stand brachte, lautete<br />

seine Frage – wer war wirtschaftlich <strong>der</strong> beste Präsident<br />

Tabelle 1: „Barro Misery Index“ für die USA<br />

Rang Regierungschef Gesamt Arbeitslosigkeit Inflation Wachstum Zinsen<br />

1 Reagan – 10,90 0,37 – 8,85 0,19 – 2,61<br />

2 Clinton – 4,07 – 2,29 – 0,45 – 0,35 – 0,98<br />

3 Kennedy – 0,73 0,40 0,09 – 1,09 – 0,12<br />

4 Johnson – 0,42 – 1,47 1,33 – 1,92 1,65<br />

5 Bush Jr. 0,00 1,09 – 0,97 1,20 – 1,33<br />

6 Bush Sr. 1,19 0,81 0,26 1,96 – 1,84<br />

7 Nixon 3,06 1,43 0,77 – 0,33 1,19<br />

8 Carter 6,57 – 1,16 3,94 – 0,05 3,85<br />

9 Ford 7,49 2,38 2,41 1,92 0,77<br />

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