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Der Gefangene - Wo sind die Lügen dieser Welt?

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1. Kapitel<br />

Wenn der Herr <strong>die</strong> <strong>Gefangene</strong>n von Zion erlösen wird,<br />

werden wir sein wie <strong>die</strong> Träumenden.<br />

Sie gehen hin und weinen und tragen edlen Samen<br />

und kommen mit Freuden und bringen ihre Garben.<br />

(Ps.126,1)<br />

(Ps.126,6)<br />

"Gehst du mit dem", ein Legionär zeigt auf den <strong>Gefangene</strong>n, dem <strong>die</strong> Hände auf<br />

dem Rücken festgebunden <strong>sind</strong>, dessen Strickende er in Fäusten hält, "nicht zu<br />

glimpflich um? Pilatus hat befohlen …" <strong>Der</strong> Angeredete, ein Unterführer, erwidert<br />

barsch:<br />

"Juda liegt schon hinter uns. Nicht Pilatus, der das angeordnet hat! Durch <strong>die</strong><br />

sonderbare Kreuzigung, ihm abgezwungen, na — lassen wir es sein. Jedenfalls<br />

ist verantwortlich der Kaiphas, in dem mehr Härte wohnt, als in allen Legionären<br />

einer unserer Legionen. Seht", sagt er zu den drei ihm Unterstellten, "ich<br />

habe einen Sohn, so alt wie <strong>die</strong>ser." Mit der Fußspitze deutet er auf den <strong>Gefangene</strong>n,<br />

der am Wegrand niederbrach.<br />

"Auf, weiter! In Sidon wartet <strong>die</strong> Galeere, es fehlen Ruderer und dort liefern wir<br />

ihn ab; dann ist für uns <strong>die</strong> Sache abgetan." Denkst du wirklich, alter Römer? In<br />

dir wohnt ein weicheres Gemüt, doch Befehle <strong>sind</strong> Befehle. Er hilft dem <strong>Gefangene</strong>n<br />

aufzustehen, der mit gebundenen Händen dazu behindert ist. Auf der<br />

Stirne klafft auch eine große Wunde, das Blut sickert in das rechte Auge und ist<br />

schon völlig zugeklebt. <strong>Der</strong> Römer gibt ihm einen Becher Wasser, weniger aus<br />

Mitleid, sondern daß er endlich den <strong>Gefangene</strong>n weiterbringt. So marschieren<br />

sie dahin, zwei drei Stunden, in der Hitze eines frühen Nachmittags.<br />

Von ferne sieht man Staub, der emporgewirbelt wird. Das könnten Reiter sein.<br />

'Wenn <strong>die</strong> Pferde übrig haben, nehmen wir sie weg', nimmt sich der Unterführer<br />

vor. Schon zeigt sich der erste Mann, gerüstet, hinter ihm <strong>die</strong> kaiserliche Feldstandarte.<br />

Schreck, wer kommt denn da? Er heißt <strong>die</strong> Legionäre an den Wegrand<br />

treten, den <strong>Gefangene</strong>n neben sich. Nun, es mag kommen wer da will; er hat den<br />

schriftlichen Befehl bei sich und ihn geht <strong>die</strong> 'ganze Sache' auch nichts an.<br />

<strong>Der</strong> Erste vom Beritt forscht <strong>die</strong> Gruppe aus. Noch von Cyrenius her hat er<br />

einen Siegelbrief, 'alle Anhänger des Jesu von Nazareth nach Möglichkeit zu<br />

schützen'. Cyrenius lebt nicht mehr, doch sein Neffe, Cornelius, besitzt <strong>die</strong><br />

Schrift; und er ist's, der des Weges kam. Er ist vom Dienst befreit, besitzt jedoch<br />

noch <strong>die</strong> Befehlsgewalt. Auch er ist schon älter, allein immer noch so rüstig, um<br />

verschiedene Ämter auszuführen.<br />

Er betrachtet den <strong>Gefangene</strong>n. Verunstaltet durch <strong>die</strong> Wegstrapazen und <strong>die</strong><br />

Wunde, aus der es weiter sickert, ja — wer soll da jemand wiederkennen?<br />

Cornelius springt vom Pferd und geht auf ihn zu. "Wie heißt du?" fragt er<br />

— 2 —

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