Der Gefangene - Wo sind die Lügen dieser Welt?
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"Bist du ein Prophet?" höhnt Kaiphas. "Ich kenne <strong>die</strong> Propheten besser, als du es<br />
ahnst. GOTT wird euch 'weder Wurzel noch Zweige lassen' (Mal.3,19)! Das hat<br />
der Meister, der viele Wunder tat, sogar bestätigt (Matt.3,10). Du mußt <strong>die</strong><br />
<strong>Wo</strong>rte wissen! Oder nicht?" "Seit wann bist du in unsern Schriften so bewandert?"<br />
"Was geht's dich an? Sieh zu, wie du verfährst!" "Glaubst du an den —" "Was<br />
geht's dich wieder an? Du hast eueren Schriften nicht geglaubt, hast den<br />
HERRN verleugnet, wie man den Messias nennt. Du merkst noch heute, was<br />
Rom zu unternehmen weiß!" Grußlos geht der Römer fort. Mit dem Wissen<br />
bleibt ein Mann zurück: er hockt auf einem Feuerstoß; nur eine Fackel, und —<br />
Cornelius sieht wie in Vision <strong>die</strong> Flammen lodern, hört das Weinen vieler<br />
Kinder, sieht den Tod der Mütter, <strong>die</strong> Männer, in den 'Moloch Krieg' gerissen.<br />
Er muß trotzdem seines Amtes walten, befiehlt den Truppen, gegen Abend,<br />
wenn <strong>die</strong> Stadt lebendig wird, vor dem Tempel anzutreten. "Du nicht, Pilatus,<br />
für dich ist's besser, du bleibst der Sache fern." "Dank dir, weil du mich entlastest<br />
und — ich bin krank." "Mein Arzt soll nach dir sehen, wenn du willst."<br />
"Gern, ich kann mir nicht mehr helfen."<br />
Die Stunde. Schon der Aufmarsch des Jerusalemer Gros, <strong>die</strong> Truppe des<br />
Tribuns, zu der zwei Zenturien aus der Nähe herbefohlen <strong>sind</strong>, lassen alles kriegerisch<br />
erscheinen. Das Volk will in <strong>die</strong> Häuser flüchten, doch es ist bereits<br />
umstellt und man muß hören, was des Cäsars Stellvertreter spricht.<br />
Es <strong>sind</strong> schwere <strong>Wo</strong>rte, doch wer will, hört <strong>die</strong> gute Mahnung des Tribuns<br />
heraus, <strong>die</strong> des Herrschers Willen mildern. <strong>Der</strong> Römer mahnt zur Ruhe, sich<br />
nicht auf Höhere zu stützen, denn "Bedenkt: wir <strong>sind</strong> stets gerüstet. Zwei Legionen<br />
<strong>sind</strong> im Anmarsch, niemand hält sie auf als ihr allein. Bewahrt ihr Ruhe und<br />
<strong>die</strong> Treue, ihr wisset ja, wieviel Erleichterungen zugebilligt wurden, da könnt ihr<br />
euer Land behalten, solang ihr euch bewährt!<br />
Ich — ein Römer — sage hier ein offenes <strong>Wo</strong>rt, das keiner meinem Kaiser<br />
hinzutragen braucht; ich sagte es ihm selbst! Lügner", sein Adlerblick, vom<br />
Alter nicht getrübt, fliegt zur Gruppe, <strong>die</strong> — wie wurde das geführt? — von<br />
Söldner abgeriegelt ist, "kommen nicht beim Kaiser an!" Es <strong>sind</strong> Pharisäer,<br />
eingeschworene Leute des Hannas und des Kaiphas, von denen einige in Rom<br />
gewesen <strong>sind</strong> und Pilatus jene böse Schlinge legten.<br />
"Ihr habt den Messias hingemordet, nicht Pilatus! Das abgefeimte Spiel, Jesu<br />
auszuschalten, weil Er den Tempelrat entlarvte, sollte Rom betreffen! Geirrt!!<br />
Ob ich an Ihn glaube, ist meine Sache ganz allein. Einer meiner Knechte war<br />
erkrankt; ich ging zum Herrn und bat, ihn gesund zu machen, aus der Ferne —<br />
wohlgemerkt, weil ich es wußte, was IHM möglich war (Matt.8,5-10). War es<br />
nicht für euch beschämend, daß ich — der Heide — Ihm mehr Glauben<br />
schenkte, den Er hier bei euch nicht fand?!<br />
Sehet zu, wie ihr mit dem auferstandenen Heiland fertig werdet. Aber hütet<br />
euch, gegen unsere Kriegsmacht vorzugehen! Wir wollen euch beschützen, wir<br />
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