PDF-Ausgabe - G´sund Online
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16<br />
GESUNDHEIT & FORSCHUNG<br />
LKH Stolzalpe: Überblick über nachhaltige Behandlung<br />
Moderne Knorpeltherapie als<br />
Allheilmittel?!<br />
Durch den immer größer werdenden<br />
Anspruch der Menschen im täglichen<br />
Leben und bei der Sportausübung sowie<br />
durch das<br />
zunehmende<br />
Durchschnittsalter<br />
steigt auch<br />
von der Medizin<br />
das<br />
OA. Dr. Thomas<br />
Paszicsnyek,<br />
LKH Stolzalpe.<br />
Bedürfnis,<br />
die normale<br />
Gelenksanatomie<br />
zu erhalten<br />
und<br />
dem Patienten<br />
Schmerzen<br />
zu verringern<br />
bzw. eventuell sogar zu nehmen.<br />
Dabei spielt die moderne Knorpeltherapie<br />
eine große Rolle. Der folgende Überblick<br />
zeigt auf, welche Methoden derzeit in<br />
welcher Situation sinnvoll und mit Erfolg<br />
verbunden sind.<br />
Konservative<br />
Behandlungsmöglichkeiten<br />
Gerade den konservativen Behandlungsmöglichkeiten<br />
gegenüber sind die meisten<br />
Patienten von vornherein positiv eingestellt,<br />
da hier mit kleinstem Aufwand<br />
möglicherweise ein Erfolg erzielt wird.<br />
Verschiedenste Injektionen, die ins Knie<br />
oder den Muskel verabreicht werden, helfen<br />
durch Anreicherung von Grundsubstanzen<br />
des Knorpels bei einer Regeneration.<br />
Wichtig ist aber, nicht zu große<br />
Hoffnungen in eine derartige Therapie zu<br />
setzen, ist doch ein halbwegs normaler<br />
Knorpel Voraussetzung für eine nachhaltige<br />
Wirkung dieser Behandlungsform.<br />
Denn sollte der Knorpel aufgebraucht<br />
sein, bzw. durch einen Unfall ein umschriebener<br />
Knorpeldefekt vorhanden<br />
sein, so kann kein Aufbaumittel den Knorpel<br />
dort wieder zum Wachstum anregen.<br />
Operative Techniken:<br />
1. Anbohrung/Micro fractures<br />
Eine Methode, die bereits seit vielen Jahren<br />
zum Therapiestandard gehört, ist das<br />
Anbohren von Knorpeldefekten. Durch<br />
viele Studien ist bewiesen, dass durch die<br />
Anbohrung des Knorpeldefekts sich zumindest<br />
eine Narbe in diesem bilden und<br />
so zu einer Schmerzreduktion führen<br />
kann. Nach demselben Prinzip arbeitet<br />
die Technik der sogenannten „micro-fractures“,<br />
also Haarrisse, die im Defekt gesetzt<br />
werden, um einen ähnlichen Mechanismus<br />
wie beim Anbohren in Gang zu<br />
setzen. Bei diesen Techniken sind einerseits<br />
die Durchblutung und somit das Alter<br />
ein wesentlicher limitierender Faktor, andererseits<br />
ist diese nur bis zu einer Größe<br />
von knapp 1 cm 2 sinnvoll.<br />
2. Mosaik-Plastik<br />
Eine neuere Methode, die Anfang der<br />
90er Jahre vom ungarischen Kniechirurgen<br />
Hangody entwickelt wurde, ist die<br />
Knorpel-Knochen-Transplantation, wo aus<br />
Gebieten ungenutzten Knorpels Knochen-<br />
Knorpelzylinder in Defekte eingesetzt werden.<br />
Diese bereits weltweit angewandte<br />
Standard für die Physiotherapie nach einer Mosaik Plastik:<br />
Postoperativ: Stationärer Aufenthalt ca. 7 Tage. Physikalische Therapie mit Motorschiene und Eis<br />
bzw. Kühlpumpe. Gehen mit zwei Stützkrücken (bis zur 6. Woche), Belastung des<br />
betroffenen Beines nur bis 10 kg (Sohlenkontakt). Bewegung für 3 Wochen bis 60°<br />
Beugung begrenzt mittels der Knieorthese. Täglich verschiedene Kräftigungsübungen<br />
der Beinmuskulatur.<br />
Ab 3. Woche: Steigerung des Bewegungsumfanges auf 90°, Unterwasser-Bewegungstherapie<br />
möglich und wünschenswert.<br />
Ab 6. Woche: Entwöhnung von den Krücken, allmähliche Steigerung der Belastung bis zur vollen<br />
Belastbarkeit, Freigabe des vollen Bewegungsumfanges.<br />
Ab 12. Woche: Weitere Steigerung der Belastung, lockeres Laufen auf weichem Untergrund möglich.<br />
Ab 6. Monat: Beginn mit sportlicher Betätigung, Kontaktsportarten bzw. Stop-and-Go-Sportarten<br />
vermeiden.<br />
Ab 12. Monat: Alle Sportarten erlaubt.<br />
Methode bringt immerhin schon eine Erfolgschance<br />
von bis zu 90% mit sich,<br />
aber auch hier ist die Größe des Defektes<br />
der limitierende Faktor. Es ist zwar möglich,<br />
Defekte von 2 bis 6 cm 2 zu decken,<br />
doch die maximale Erfolgschance ergibt<br />
sich bis zu einer Größe von 2–3 cm 2 .<br />
Diese Methode, die zusätzlich zu den bewährten<br />
Operationen (Anbohren, microfractures)<br />
nun bereits seit längerer Zeit<br />
auch mit sehr gutem Erfolg im LKH Stolzalpe<br />
angewandt wird, ist derzeit bei den<br />
meisten Indikationen als der „Golden<br />
Standard“ zu bezeichnen.<br />
3. Knorpelzellzüchtung<br />
(ACT – Autologe Chondrozyten-<br />
Transplantation)<br />
Die neueste Therapieform mit allerdings<br />
derzeit noch nicht eindeutigen Ergebnissen<br />
ist die Knorpelzellzüchtung. Diese<br />
Methode wird von vielen Gruppen intensiv<br />
erforscht und jedes Jahr kommen neue<br />
Verbesserungen auf den Markt, sodass in<br />
einigen Jahren hier möglicherweise die<br />
Knorpelzellzüchtung die Standardtherapie<br />
von Knorpelschäden sein wird.<br />
Derzeit ist als einzige gesicherte Indikation<br />
der frische umschriebene Knorpelschaden<br />
nach einem Unfall beim jungen Patienten<br />
bis etwa 50 Jahre beschrieben.<br />
Nach Entnahme von Zellen während einer<br />
Arthroskopie wird dieses Material<br />
gekühlt in ein Labor transportiert, dort wird<br />
ein Knorpelzellschwamm gezüchtet, der<br />
dann in den Defekt eingesetzt werden<br />
kann. Die Züchtungszeit beträgt ca. 3<br />
Wochen und die ersten 5-Jahresergebnisse<br />
geben zu berechtigter Hoffnung Anlass.<br />
Auch diese Methode wird am LKH<br />
Stolzalpe angewandt, doch nur bei sehr<br />
strenger Indikationsstellung.<br />
Knieendoprothetik<br />
Bei ausgedehnten durch Abnützung entstandenen<br />
Knorpelschäden ab dem 50.<br />
Lebensjahr bietet die moderne Knieendoprothetik<br />
eine sehr erfolgreiche Behandlungsmöglichkeit.<br />
Vor dem künstlichen<br />
Gelenksersatz sollten aber gerade in diesem<br />
Alter jedoch alle konservativen Behandlungsmöglichkeiten<br />
ausgeschöpft<br />
werden.<br />
■<br />
Juni 2003<br />
Menschen helfen Menschen