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Zehn14 - Das Evangelische Elternmagazin (Pilotausgabe)

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<strong>Zehn14</strong> sommer 2013 Glaube<br />

„Gott kennt<br />

meinen Namen“<br />

Eine Taufe im Kita-Alter ist nichts Ungewöhnliches.<br />

Sie hat sogar Vorteile: Die Kinder können alles<br />

bewusst miterleben – und manches mitentscheiden.<br />

Wie die fünfjährige Ellenor aus Hürth.<br />

Text: Anne Meyer<br />

Fotos: Anna-Lisa Mauriello<br />

Bettina Mathar und ihre Töchter Ellenor und Laura haben gute Erfahrungen mit der Taufe gemacht.<br />

Mit vier Jahren beschloss Ellenor Mathar,<br />

dass sie getauft werden möchte. „Ich will,<br />

dass der liebe Gott meinen Namen kennt“,<br />

sagte sie zu ihren Eltern und wiederholte<br />

ihren Wunsch fortan immer wieder. In<br />

der Kinderkirche in Hürth-Hermülheim<br />

hatte sie schon oft miterlebt, wie das<br />

geht: wie die Pfarrerin Christiane Birgden<br />

die Gemeinde ums Taufbecken versammelt,<br />

wie das Taufwasser ins Gesicht<br />

fließt. Doch selbst war Ellenor noch nicht<br />

getauft. „Ich bin erst kürzlich evangelisch<br />

geworden“, erzählt ihre Mutter Bettina.<br />

Mit der Taufe ihrer Töchter wollten sie<br />

und ihr Mann sich eigentlich noch ein<br />

wenig Zeit lassen.<br />

Doch Ellenor blieb hartnäckig. Im Frühjahr<br />

2013 wurde sie im Alter von fünf<br />

Jahren getauft – und ihre dreijährige<br />

Schwester Laura gleich mit. Die beiden<br />

können sich noch gut an den Tag erinnern:<br />

Die anderen Kinder aus der Gemeinde<br />

drängelten sich ums Taufbecken<br />

und alle sangen „Segne, Vater, tausend<br />

Sterne“. „Wir hatten eine feine Damenstrumpfhose<br />

an und Laura hatte Angst<br />

vor dem kalten Wasser“, erzählt Ellenor,<br />

und ihre Schwester ruft: „Und dann gab<br />

es Gummibärchen!“<br />

Eine Taufe im Kita-<br />

Alter? „Nicht ungewöhnlich“,<br />

sagt<br />

Pfarrerin Christiane<br />

Birgden – vor<br />

allem in Hürth, wo<br />

viele junge Eltern<br />

wohnen. Oft sind sie gerade erst dorthin<br />

gezogen und beruflich stark eingespannt.<br />

„Es heißt dann oft, eine Taufe passt gerade<br />

nicht. Zumal, wenn die Patentante<br />

extra aus Neuseeland anreisen muss oder<br />

der Patenonkel aus München.“<br />

Manche Eltern sind auch unentschieden<br />

oder haben noch gar nicht darüber nachgedacht,<br />

ob sie ihr Kind taufen lassen wol-<br />

„Für die Taufe ist<br />

es nie zu spät“,<br />

sagt die Pfarrerin.<br />

len. In diesen Fällen ist es häufig dem<br />

Engagement von Christiane Birgden zu<br />

verdanken, dass Kinder und Eltern über<br />

eine Taufe nachdenken. Wenn die Pfarrerin<br />

zum Beispiel einen Gottesdienst in der<br />

Schule hält oder in der Kita der Gemeinde.<br />

Dort erleben die<br />

Kinder eine Gemeinschaft,<br />

in der<br />

gesungen und gebetet<br />

wird. Sie spüren<br />

dann ein Grundbedürfnis<br />

nach Zugehörigkeit,<br />

das mit<br />

der Taufe gestillt wird. Damit alle in der<br />

Gemeinde das neue Mitglied kennenlernen,<br />

regt Christiane Birgden an, die Taufe<br />

im normalen Sonntagsgottesdienst zu<br />

feiern. Für Familien, denen das zu viel Aufmerksamkeit<br />

ist, bietet sie aber auch kleinere<br />

Taufgottesdienste an Samstagen an.<br />

Für die Taufe sei es nie zu spät, sagt die<br />

Pfarrerin. „Es gibt aber auch kein richti-<br />

ges Alter dafür – nur in der Trotzphase<br />

würde ich vorsichtig sein“, sagt sie lachend.<br />

Sonst könne es passieren, dass<br />

der Täufling auf die Frage „Willst du getauft<br />

werden?“ aus heiterem Himmel mit<br />

„Nein“ antworte. Ansonsten habe eine<br />

Taufe im Kita- oder Schulalter auch Vorteile.<br />

So könnten die Kinder alles bewusst<br />

miterleben. „Am Abend vorher zeige ich<br />

dem Taufkind, wo das Taufbecken ist<br />

und wie die Eltern bei der Taufe stehen<br />

werden“, erzählt Christiane Birgden. „An<br />

der Taufe selbst beteilige ich auch gerne<br />

die Geschwister, die dann zum Beispiel<br />

das Taufwasser eingießen können.“<br />

Kinder im Kita-Alter können bei ihrer<br />

Taufe aber auch schon manches mitentscheiden.<br />

Ellenor und Laura etwa haben<br />

die Lieder für ihre Taufe ausgesucht.<br />

Als die Pfarrerin sie fragte, riefen sie begeistert<br />

„Ja!“. Seitdem ist sich Elle nor<br />

wirklich sicher: Der liebe Gott kennt ihren<br />

Namen. ✲<br />

Was Taufe bedeutet<br />

Die Taufe ist ein Gottesgeschenk. Gott sagt Ja zu einem Kind. Ohne<br />

Wenn und Aber. Die evangelische Kirche tauft bereits kleine Kinder, weil<br />

gerade an ihnen deutlich wird, dass Gottes Liebe nicht an Voraussetzungen<br />

gebunden ist: Gott sagt Ja zu einem Kind, bevor es selbst Ja sagen kann.<br />

Die Taufe ist ein Versprechen. Gott sagt zu, dass er mit seiner Liebe bei<br />

dem Kind bleiben wird. Dieses Versprechen ist die Basis des eigenen Glaubens,<br />

der im Leben Früchte trägt.<br />

Die Taufe ist kein Abwehrzauber gegen alle Gefahren. Aber Gott sagt zu,<br />

dass das Kind bei allem, was ihm begegnet, nie allein ist.<br />

Die Taufe ist ein Sakrament. Ein wirkendes Zeichen für eine starke Verbindung:<br />

die Verbindung von Gott, Mensch und christlicher Gemeinde. Neben<br />

der Familie, Patinnen und Paten gibt es in der Gemeinde noch viele andere<br />

Menschen, die ein Kind begleiten.<br />

Die Taufe ist nicht für bürgerliche Kleinfamilien reserviert. Familie bedeutet<br />

vor allem Schutz für das Leben von der Geburt bis zum Tod. Die<br />

evangelische Kirche ermutigt deshalb zum Beispiel auch Alleinerziehende,<br />

ihr Kind taufen zu lassen. Bei der Taufe steht das Kind im Mittelpunkt –<br />

nicht das, was andere denken.<br />

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