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Zehn14 - Das Evangelische Elternmagazin (Pilotausgabe)

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<strong>Zehn14</strong> sommer 2013 Kind<br />

So machen wir das<br />

Hand auf’s Herz<br />

Was läuft in der U3-Betreuung?<br />

„Keine Lust auf Kita“<br />

„Heute<br />

nicht!“<br />

Eva Schneider, 25, ist Erzieherin in der<br />

<strong>Evangelische</strong>n Kindertagesstätte „Raiffeisenring“<br />

in Neuwied. Dort betreut<br />

sie in der Krippe Kinder zwischen einem<br />

halben Jahr und drei Jahren. Sieben<br />

Gruppen gibt es in der Kita, die<br />

insgesamt 109 Kinder besuchen.<br />

„Es ist völlig normal, dass Kinder auch mal<br />

keine Lust auf die Kita haben und dass<br />

sie weinen, wenn sie sich von Mama oder<br />

Papa verabschieden. In diesem Moment<br />

wenden wir uns dem Kind besonders zu<br />

und versuchen, seine Aufmerksamkeit<br />

auf ein tolles Spiel oder ein besonderes<br />

Bastelangebot zu lenken. Seifenblasen<br />

sind auch ein bewährtes Mittel.<br />

Weint ein Kind, nimmt das auch die Eltern<br />

mit. Ihnen fällt es schwer, sich dann<br />

zu verabschieden. Wenn ich das merke,<br />

biete ich den Eltern an, dass sie noch<br />

einen Moment vor der Tür warten können<br />

und ich ihnen dann Bescheid gebe,<br />

wenn sich ihr Sohn oder ihre Tochter beruhigt<br />

hat. <strong>Das</strong> ist meist nämlich ganz<br />

schnell der Fall. Auch dürfen sie gerne<br />

noch einmal telefonisch nachfragen. Denn<br />

Eltern sollten nicht den ganzen Morgen<br />

das Bild ihres weinenden Kindes im Kopf<br />

haben müssen.“<br />

„Ich habe<br />

gar keine<br />

lust!“<br />

Sabine Henrici ist Erzieherin und hat<br />

zwei Söhne, vier und sechs Jahre alt.<br />

Ihr jüngstes Kind besucht die <strong>Evangelische</strong><br />

Kindertagesstätte Anhausen.<br />

Sabine Henrici gestaltet aktiv das Gemeindeleben<br />

in der <strong>Evangelische</strong>n Kirchengemeinde<br />

Anhausen mit.<br />

„Natürlich darf mein Sohn auch mal keine<br />

Lust auf die Kita haben. <strong>Das</strong> verstehe<br />

ich, aber weil ich berufstätig bin, habe<br />

ich keine andere Wahl, als ihn auch<br />

in solchen Momenten morgens hinzubringen.<br />

Gemeinsam überlegen wir dann,<br />

wer heute wohl so alles da ist. Unsicher<br />

werde ich bei meiner Entscheidung nicht,<br />

denn das spüren die Kinder sofort. Wenn<br />

er mal weint, ist das für uns beide natürlich<br />

nicht schön. Ich weiß aber, dass es<br />

ihm im Kindergarten gut geht und er sich<br />

in der Regel schnell beruhigt. Und wenn<br />

es mal wirklich nicht klappt, würden<br />

mich die Erzieherinnen auch anrufen.“<br />

„Ich will<br />

ABER nicht…“<br />

Silke Zimmermann ist 35 Jahre alt und<br />

arbeitet als kaufmännische Angestellte.<br />

Ihr Sohn, dreieinhalb Jahre alt, besucht<br />

die <strong>Evangelische</strong> Kindertagesstätte<br />

„Raiffeisenring“ in Neuwied.<br />

„Wenn mein Sohn morgens keine Lust<br />

auf die Kita hat, versuche ich ihn davon<br />

zu überzeugen, dass er dort viele schöne<br />

Dinge erlebt und seine Freunde trifft.<br />

Eine andere Wahl, als ihn hinzubringen,<br />

habe ich nicht – ich muss ja zur Arbeit.<br />

Und das weiß er auch, denn ich habe<br />

ihn schon mal mit ins Büro genommen<br />

und ihm gezeigt, wo ich arbeite. Zum<br />

Glück kommt es nicht so häufig vor,<br />

dass er vor der Kita quengelt oder sogar<br />

weint. Und wenn doch, versuche ich mir<br />

so viel Zeit zu nehmen, dass ich noch<br />

fünf Minuten bei ihm bleiben kann. In<br />

solchen Momenten erfahre ich aber<br />

auch viel Unterstützung von den Erzieherinnen,<br />

die ihn dann direkt ein bisschen<br />

betütteln. Gemeinsam kriegen wir<br />

den Start am Morgen dann schon hin.“<br />

Gesammelt von Stefanie Bona<br />

Dürfen Eltern<br />

ihr Kind<br />

anlügen?<br />

In der Spielzeugabteilung vom Kaufhaus: Ein kleiner Junge<br />

quengelt, er will unbedingt das Feuerwehrauto mitnehmen.<br />

Die Mutter interveniert: „<strong>Das</strong> kaufen wir beim nächsten Mal.<br />

Ich habe heute gar kein Geld dabei.“ Ob das stimmt? Vermutlich<br />

nicht, denn Eltern greifen in solchen Situationen gern mal<br />

zu einer kleinen Lüge. „Sie tun das, um einen Konflikt zu vermeiden“,<br />

erklärt Friedrich Thoss, Leiter der evangelischen Familienberatungsstelle<br />

in Lengerich. „Manchmal aus einer echten<br />

Not heraus, manchmal aus reiner Bequemlichkeit.“<br />

Der Psychotherapeut hält es für wichtig, dass Eltern ehrlich<br />

zu ihrem Nachwuchs sind, hat aber als Vater von zwei Kindern<br />

großes Verständnis für elterliche Notlügen: „Oft sind sie<br />

reiner Selbstschutz für die Eltern. Zum Beispiel, wenn ein<br />

Elternteil nach einem stressigen Tag weiß: Ich gehe gleich<br />

an die Decke, wenn ich jetzt noch lange übers Fernsehgucken<br />

diskutieren muss.“ Dann sei es manchmal für alle Beteiligten<br />

besser, wenn die Eltern einfach die Batterien aus der<br />

Fernbedienung nehmen und sagen, der Fernseher sei kaputt.<br />

Ob und wie oft Eltern im Erziehungsalltag zu solchen Notlügen<br />

greifen, müssen sie aber letztlich selbst mit ihrem Gewissen<br />

vereinbaren. Und sie müssen sich überlegen, wie sie reagieren<br />

wollen, wenn ihre Kinder die Notlügen irgendwann aufdecken<br />

oder sogar selbst anwenden.<br />

Die sogenannten Märchenlügen über den Osterhasen oder<br />

das Christkind findet unser Experte Friedrich Thoss nicht bedenklich.<br />

„<strong>Das</strong> passt zur Kinderwelt und schafft eine angenehme<br />

Atmosphäre, vor allem, wenn schöne Rituale damit<br />

verbunden sind.“ Und manchmal sei es auch notwendig, dass<br />

Eltern ihre Kinder durch eine Lüge schützen – wenn es um<br />

Wahrheiten geht, die sie altersmäßig noch gar nicht verarbeiten<br />

könnten, zum Beispiel im Zusammenhang mit Gewalt.<br />

Eine ganz klare Grenze zieht der Erziehungsexperte aber bei<br />

Lügen, die das Kind verunsichern: Wenn Eltern androhen,<br />

wegzugehen und nicht mehr wiederzukommen. „Kinder brauchen<br />

eine sichere Bindung und Lügen dieser Art schüren tiefe<br />

Angst“, sagt Friedrich Thoss. „So etwas geht gar nicht.“<br />

Friederich Thoss, 58 Jahre, ist Psychologischer Psychotherapeut<br />

und Leiter der Beratungsstelle für Eltern, Kinder und<br />

Jugendliche in Lengerich. Er ist Vater von zwei Kindern im<br />

Alter von 14 und 22 Jahren.<br />

Viel Aufmerksamkeit<br />

schon beim<br />

Eingewöhnen<br />

Seitdem evangelische Kitas auch Kinder unter drei Jahren<br />

aufnehmen, haben sich die Erziehenden auf deren<br />

besondere Bedürfnisse eingestellt. <strong>Das</strong> gilt auch für die<br />

„Eingewöhnung“: den Übergang in die Kita. Für das<br />

Kleinkind und seine Entwicklung ist es zum Beispiel wichtig,<br />

langsam eine stabile Beziehung zu den Erziehenden aufzubauen.<br />

Dafür besucht sie die Familie zu Hause. „<strong>Das</strong> ist eine gute<br />

Erfahrung für die Kinder, die Erzieherin in ihrer vertrauten Umgebung<br />

kennenzulernen“, sagt Heike Brombach, Leiterin der<br />

evangelischen Kindertageseinrichtung „Arche“ in Duisburg.<br />

Für die erste Zeit im Kindergarten ist vorgesehen, dass die Eltern<br />

zunächst in der Gruppe bleiben, zu der das Kleinkind gehört.<br />

Die Entscheidung, wann sie sich von ihm verabschieden<br />

und ob das dann nur für eine Stunde zum Einkaufen oder schon<br />

für einen längeren Zeitraum geschieht, wird individuell zwischen<br />

Eltern und Erzieherin abgesprochen. „Viele Kleinkinder<br />

kennen schon Spielgruppen, Tagesmütter oder die Oma als<br />

Bezugsperson. Dann fällt die Abnabelung leichter“, beobachtet<br />

Heike Brombach.<br />

Der Kita-Leiterin ist zudem wichtig, „dass wir ein gutes Miteinander<br />

in der Kita selbst pflegen“. Alle Mitarbeitenden der Arche<br />

kennen alle Kinder. „<strong>Das</strong>“, sagt Heike Brombach, „macht sich<br />

gerade in Vertretungssituationen positiv bemerkbar.“<br />

Heike Brombach, 49 Jahre, leitet die <strong>Evangelische</strong> Kindertageseinrichtung<br />

„Arche“ im Kirchenkreis Duisburg. Die<br />

dreigruppige Einrichtung wird von 60 Kindern besucht. Davon<br />

sind bis zu 18 Kinder jünger als drei Jahre.<br />

Foto: istockphoto.com / Ryan Christensen<br />

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