FRÜHLINGSERWACHEN - Hindenburger Stadtzeitschrift für ...
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GARTEN-SPEZIAL<br />
Lebendig<br />
Unglaublich vielfältig, farbenfroh und wild<br />
präsentiert sich der Naturgarten.<br />
Bunte Blumenwiese statt Einheitsrasen, lebendiger Gartenteich statt<br />
steriler Pool, freiwachsende Nahrungshecke statt makellose Ansammlung<br />
von Thujabäumen – ein Naturgarten ist Lebensraum <strong>für</strong><br />
zahlreiche Tier- und Pflanzenarten und gleichzeitig Erlebnisraum <strong>für</strong><br />
seine Besitzer.<br />
Heimische Pflanzen und Tiere haben sich im Laufe der Entwicklungsgeschichte<br />
sehr eng aufeinander eingespielt. Sie sind voneinander<br />
abhängig. Die meisten fremdländischen Bäume, Blumen und Sträucher<br />
sind daher im ökologischen Sinne wertlose Fremdkörper. Die<br />
Früchte des heimischen Weißdorns werden beispielsweise von 32<br />
Vogelarten gefressen, die des nahverwandten nordamerikanischen<br />
Scharlachdorns nur von zwei Arten. Während heimische Pflanzen<br />
und regionaltypische Obstsorten ein schier unerschöpfliches Nahrungsangebot<br />
<strong>für</strong> Insekten bieten, findet man an fremdländischen<br />
Pflanzen kaum Fraßspuren. Zudem sind heimische Pflanzen viel<br />
günstiger, wesentlich robuster und pflegeleichter als Exoten.<br />
Mit ein paar einfachen Mitteln lässt sich der Garten<br />
in eine Arche <strong>für</strong> Libelle, Frosch und Co. verwandeln.<br />
Besonders wichtig beim naturnahen<br />
Garten ist die Bodenpflege:<br />
Auf die Beete gehört immer eine<br />
schützende Decke aus Laub oder<br />
Grasschnitt. Mulch schützt den Boden,<br />
versorgt die Sträucher mit natürlichen<br />
Nährstoffen und bietet<br />
vielen Lebewesen Schutz und Nahrung.<br />
Deshalb darf der Boden auch<br />
nicht umgegraben, sondern nur<br />
aufgelockert werden. Mit einem<br />
einzigen Spatenstich würde die<br />
fein geschichtete und hochspezialisierte Bodenlebewelt komplett<br />
auf den Kopf gestellt werden. Selbst erzeugter Kompost aus Gartenund<br />
Küchenabfällen ist der perfekte Dünger im Naturgarten.<br />
Alternativ lässt sich auch das Blumenbeet nach dem Vorbild einer<br />
Wildblumenwiese bepflanzen. Dazu werden niedrigere und höhere<br />
Stauden wild mit verschiedenen Blütenformen kombiniert. Der Fantasie<br />
sind dabei kaum Grenzen gesetzt. Eine freiwachsende Hecke ist<br />
das Herzstück des Naturgartens und beherbergt jede Menge Leben.<br />
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Sie sollte aus verschiedenen Sträuchern bestehen, wie z. B. Hasel,<br />
Holunder, Brombeere und Wildrosen. Strukturvielfalt kann mit Einbuchtungen<br />
und wechselnden Breiten erzeugt werden.<br />
Ein Garten darf nicht zu aufgeräumt sein.<br />
Völlig unbewirtschaftete Natur-Ecken und spezielle Lebensraumangebote<br />
wie Holz-, Reisig-, Laub- und Steinhaufen, Trockenmauern,<br />
Schmetterlingswiesen oder Fledermausgärten bieten Insekten und<br />
Kleintieren Nahrung und Unterschlupf. Komplett wird das Ensemble<br />
mit Nisthilfen <strong>für</strong> Vögel, Bienen, Hummeln und Ohrenkneifer.<br />
Auch Totholz in jeglicher Form, von abgestorbenen Ästen bis vermodernden<br />
Stämmen, lässt sich hervorragend in den Naturgarten integrieren.<br />
Mit der Zeit entwickelt sich daraus ein Mikrokosmos: Pilze<br />
zersetzen langsam das von Moos überzogene und von Farne umwucherte<br />
Holz. Auch im Holz selbst tobt das Leben: Käfer, Schlupfwespen,<br />
Ameisen und andere Insekten siedeln sich an, was wiederum<br />
Igel, Kröten und Spitzmäuse anlockt, die hier Nahrung und Unterschlupf<br />
finden.<br />
In der Natur gibt es weder Nützlinge noch Schädlinge. Zu Problemen<br />
kommt es erst, wenn das ökologische Gleichgewicht gestört<br />
ist. Je größer die Artenvielfalt, desto geringer die Gefahr, dass sich<br />
bestimmte Arten massenhaft vermehren und zu Schädlingen werden.<br />
Marienkäfer haben z. B. Riesenappetit auf Blattläuse, Vögel und<br />
Schlupfwespen auf gefräßige Raupen, Igel und Kröten auf Nacktschnecken.<br />
Infos rund um den Naturgarten, dessen Bewohner und Gestaltung,<br />
gibt’s beim Naturschutzbund unter www.nabu.de.<br />
Tipp: Hummel-Behausung<br />
Pelzige Wildbienen können in großen Blumentöpfen<br />
aus Ton angesiedelt werden. Dazu<br />
den Topf halb mit getrocknetem Moos füllen,<br />
die Öffnung mit Draht als Schutz vor Mäusen<br />
verschließen und das Ganze mit der Unterseite<br />
nach oben so eingraben, dass das Wasserabflussloch<br />
vom Topf (dient als Einflugloch)<br />
ein wenig über der Erde hinausragt.