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FWF info-Magazin #86 (3/2013)

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THEMA » Driven by Curiosity – Interview Pascale Ehrenfreund<br />

» Ehrenfreund: Das wissen wir<br />

nicht. Aber der Mars ist jener Planet,<br />

der die größten Chancen hat<br />

und den wir in einer relativ kurzen Zeitspanne<br />

erreichen können, um auf ihm kompetente<br />

Instrumente einzusetzen, um nach Lebensspuren<br />

zu suchen. Ein großes Problem,<br />

das wir mit den jetzigen Raumfahrtmissionen<br />

noch haben, ist, dass wir auf die Oberfläche<br />

bzw. sehr kleine Bohrer begrenzt sind.<br />

Die Zustände auf der Oberfläche und in der<br />

Atmosphäre sind aber sehr lebensfeindlich.<br />

Wir gehen davon aus, dass, wenn sich Lebensspuren<br />

präserviert haben, man tiefer<br />

wird bohren müssen. Die nächste Mars-Mission,<br />

welche die ESA für 2018 geplant hat,<br />

wird daher bereits zwei Meter tief bohren. In<br />

weiterer Zukunft hoffen wir auch, dass wir<br />

Proben zurück auf die Erde bringen können,<br />

um sie hier im Labor mit hochsensitiven Instrumenten<br />

messen zu können. Bis wir eines<br />

Tages Menschen auf den Mars bringen werden,<br />

wird es noch sehr, sehr lange dauern.<br />

» Jeder möchte wissen, wie es auf einem anderen<br />

Planeten aussieht. Jeder möchte wissen, ob wir<br />

erfolgreich nach Lebenspuren suchen können. Es<br />

berührt die Frage ›Are we alone?‹ « Pascale Ehrenfreund<br />

» Bernhardt: Das Mars-Programm der<br />

NASA ist ja relativ stark unter Druck gekommen<br />

und wurde gekürzt bzw. zeitlich so gestreckt,<br />

dass es bei Weitem nicht mehr so<br />

ambitioniert daherkommt wie noch unter<br />

der Amtszeit von George W. Bush. Beeinträchtigt<br />

das die Forschung?<br />

» Ehrenfreund: Ja, natürlich. Es ist aber auch<br />

ein schönes Beispiel, wie aktiv die wissenschaftliche<br />

Community sein kann, denn die<br />

Wissenschafter sind auf die Barrikaden gegangen.<br />

Das Budget für planetare Forschung<br />

ist stark gekürzt worden, dann wieder teilweise<br />

zurückgegeben, und dann wieder gekürzt<br />

worden. Doch die Wissenschafter „beschäftigen“<br />

sich mit der Politik, <strong>info</strong>rmieren dabei<br />

auch die Bevölkerung und kämpfen so<br />

zurück. Und das können sie, weil ein sehr<br />

erfolgreicher Rover derzeit auf dem Mars<br />

operiert. Das ist sehr spektakulär und für die<br />

Bevölkerung interessant. Das ist ein starkes<br />

Argument, das natürlich eingesetzt wird.<br />

» Bernhardt: Welche Rolle spielt da der<br />

Outreach?<br />

» Ehrenfreund: Der ist enorm wichtig, vor<br />

allem für aufwändige Missionen, beispielsweise<br />

zum Mars. Als das MSL (Anm.: Mars<br />

» Pascale Ehrenfreund ist seit September <strong>2013</strong> die neue Präsidentin des Wissenschaftsfonds <strong>FWF</strong>. Die Astrophysikerin<br />

studierte Astronomie und Biologie/Genetik an der Universität Wien. Ihr Masterstudium der<br />

Molekularbiologie absolvierte sie in Salzburg an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften; ihren<br />

PhD in Astrophysik absolvierte Pascale Ehrenfreund in Paris und Wien. 1999 habilitierte sie sich an der Universität<br />

Wien im Fach Astrochemie, finanziert aus Mitteln eines APART-Stipendiums der Österreichischen<br />

Akademie der Wissenschaften. 2008 absolvierte Ehrenfreund zusätzlich ein Masterstudium in Management<br />

und Internationale Beziehungen.<br />

Ab 2001 war Pascale Ehrenfreund Professor für Astrobiologie in Amsterdam sowie Leiden, wo sie seit 2006 als<br />

Visiting Professor arbeitet. 2005 zog es Ehrenfreund in die Vereinigten Staaten. Dort wurde sie Distinguished<br />

Visiting Scientist bei JPL/Caltech in Pasadena. Seit 2008 ist Pascale Ehrenfreund Research Professor of Space<br />

Policy and International Affairs am Center for International Science and Technology Policy an der George<br />

Washington University (USA). Dort arbeitet sie an wissenschaftspolitischen Themen mit einem Schwerpunkt<br />

auf internationalen Beziehungen. Seit 2008 ist sie zudem Lead Investigator am NASA Astrobiology Institute<br />

und sucht nach Lebensspuren im Sonnensystem. Seit 2010 ist Ehrenfreund Vorsitzende des Committee<br />

on Space Research COSPAR Panel on Exploration PEX. Von 2011 bis <strong>2013</strong> war sie Mitglied<br />

der European Commission FP7 Space Advisory Group SAG. Neben zahlreichen anderen<br />

Mitgliedschaften ist Ehrenfreund seit 2012 Mitglied des NRC Committee on Human<br />

Space Flight. Seit dem Jahr 1999 ist sie auch im All zu finden, der Asteroid „9826<br />

Ehrenfreund 2114 T-3“ trägt ihren Namen.<br />

© NASA/JPL-Caltech/Malin Space Science Systems, NASA/JPL-Caltech, <strong>FWF</strong>/Hans Schubert

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