FWF info-Magazin #86 (3/2013)
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PANOPTIKUM » Persönliche Paradigmen<br />
» Stadler: Wie schaut es mit der Astrologie<br />
aus?<br />
» Güdel: Dort handelt es sich wieder um eine<br />
Vermischung von Methoden. Die Astrologie<br />
maßt sich an, mit naturwissenschaftlichen<br />
Regeln vorzugehen, und bricht dieselben<br />
umgehend am laufenden Band. Das<br />
ist ein typischer Fall, wo es nicht funktionieren<br />
kann, weil die Methoden die falschen<br />
sind. Dafür haben wir Astrophysiker<br />
relativ wenig Verständnis – Wissenschaft<br />
muss in jeder Beziehung wissenschaftlichen<br />
Grundsätzen folgen.<br />
» Stadler: Sie haben einmal die Erwartung<br />
formuliert, dass im Universum außer uns<br />
noch Leben existiert. Die Interpretation von<br />
Leben bis hin zum Menschen ist ja sehr<br />
dehnbar. Haben Sie wirklich die Vision,<br />
dass menschliches Leben einmal auftauchen<br />
könnte, und was würde das für uns<br />
bedeuten?<br />
» Die Vielfalt im Universum ist derart groß, dass<br />
die Voraussetzungen sicherlich an vielen Orten<br />
in vielen Planetensystemen gegeben sind, um<br />
Leben in Gang zu setzen. Ob es irgendwo größere<br />
Gehirne gibt … vielleicht. « Manuel Güdel<br />
» Güdel: Natürlich habe ich darauf keine<br />
Antwort, wir wissen es ja nicht. Es gibt zu<br />
viele Faktoren. Wir würden damit aber jedenfalls<br />
beweisen, dass wir nicht einzigartig<br />
sind, und das wäre schon viel. Ich persönlich<br />
glaube, dass die Vielfalt im Universum<br />
derart groß ist, dass die Voraussetzungen<br />
sicherlich an vielen Orten in vielen<br />
Planetensystemen gegeben sind, um Leben<br />
in Gang zu setzen. Ob es irgendwo größere<br />
Gehirne gibt … vielleicht.<br />
Was genau wir etwas vermessen mit Intelligenz<br />
bezeichnen, und ob so was noch einmal<br />
möglich ist, ist eine schwierige Frage.<br />
Von den vielen Lebensformen auf der Erde<br />
hat interessanterweise keine dieselbe Art<br />
von Reflexion angenommen wie wir.<br />
» Stadler: Wäre das so etwas wie eine<br />
zweite Kopernikanische Wende, wenn so<br />
eine weitere „narzisstische Kränkung“<br />
stattfindet, wenn unsere Einmaligkeit und<br />
Einzigartigkeit noch einmal runtergefahren<br />
würden?<br />
» Güdel: Es hätte sicherlich einen großen Einfluss.<br />
Dass wir uns als Ausnahmeerscheinung<br />
erkennen, hat die Menschheitsgeschichte geprägt.<br />
Diese Haltung würde durch Entdeckung<br />
anderer Lebensformen außerhalb der<br />
Erde umgestoßen werden und unser Weltbild<br />
ändern. Es würde uns zeigen, dass unsere Art<br />
auf der Welt zu leben, die Art von menschlichem<br />
Dasein, nur eine Realisation von Leben<br />
oder Intelligenz sein könnte, und dass wir uns<br />
in unserer Selbsteinschätzung vielleicht ein<br />
wenig zurücknehmen sollten.<br />
» Stadler: Herzlichen<br />
Dank für das Gespräch.<br />
» Manuel Güdel ist seit Anfang 2010 Professor für Astronomie, Satelliten- und experimentelle Astronomie<br />
am Institut für Astrophysik der Universität Wien. Der gebürtige Schweizer studierte theoretische Physik an<br />
der ETH Zürich und promovierte 1991 ebendort in Astrophysik. Es folgte ein dreijähriger Forschungsaufenthalt<br />
an der University of Colorado (USA), bevor er in sein Heimatland zurückkehrte. International<br />
ist Manuel Güdel unter anderem seit 2003 als Co-Principal Investigator des Mid Infrared Instruments<br />
auf dem James Webb Space Telescope mit der NASA /ESA vernetzt. Gastaufenthalte<br />
führten ihn u. a. an die University of Colorado, ans Max-Planck-Institut für Astronomie in<br />
Heidelberg (D), ans Leiden Observatory der Leiden University (NL) sowie ans Laboratoire<br />
d’Astrophysique de l’Observatoire de Grenoble (FR). Beim <strong>FWF</strong> leitet Manuel Güdel<br />
ein Einzelprojekt sowie ein Nationales Forschungsnetzwerk (NFN); weiters ist er ein<br />
Mitglied eines Großforschungsprojektes der Europäischen Union.