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FWF info-Magazin #86 (3/2013)

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PANOPTIKUM » International ausgezeichnet<br />

» Im Zentrum unserer Forschung steht die Frage,<br />

ob man durch die Beeinflussung metabolischer<br />

Prozesse die Entstehung und den Verlauf von<br />

Krebs beeinflussen kann. « Rudolf Zechner<br />

Krebspatientinnen und -patienten verlieren in einem späteren<br />

Stadium der bösartigen Erkrankung Fett- und Muskelmasse in<br />

dramatischem Ausmaß. Sind die Patientinnen bzw. Patienten<br />

derart geschwächt, werden sie auch anfälliger für Infektionen<br />

und können notwendige Chemo- oder Strahlentherapien<br />

schlechter verkraften. Diese extreme Auszehrung, welche mit<br />

dem Fachbegriff Kachexie bezeichnet wird, ist häufig die eigentliche<br />

Todesursache, nicht die Krebserkrankung selbst.<br />

Gemeinsam mit der Arbeitsgruppe des Pathologen Gerhard Höfler<br />

von der Medizinischen Universität Graz hat das Team um Rudolf<br />

Zechner gezeigt, dass die fettspaltenden Enzyme ATGL und<br />

HSL auch mit der Entstehung der Kachexie in Zusammenhang<br />

stehen. Denn Mäuse mit bestimmten Krebsarten waren gegen Kachexie<br />

geschützt, wenn ihnen ATGL oder HSL fehlte. Bei Patientinnen<br />

und Patienten, die an krebsbedingter Kachexie litten,<br />

konnte eine gesteigerte Aktivität von ATGL und der HSL im Fettgewebe<br />

nachgewiesen werden. Hier könnte sich ein Ansatz zur<br />

Verhinderung von Kachexie abzeichnen, so Zechner. Das ERC-<br />

Preisgeld wird in den kommenden fünf Jahren zur Aufklärung molekularer<br />

Mechanismen, die zur Krebs-assoziierten Kachexie führen,<br />

verwendet werden. Das Ziel wäre natürlich, ein Medikament<br />

zu entwickeln, das die lebensbedrohliche Auszehrung des Körpers<br />

verhindern und so die Lebensqualität der Patientinnen und<br />

Patienten steigern könnte. Aber wohin genau ihn und sein Team<br />

die Forschungsarbeit der nächsten Jahre führen wird, das sei<br />

schwer abzuschätzen. „Im Zentrum unserer Forschung steht die<br />

Frage, ob man durch die Beeinflussung metabolischer Prozesse<br />

die Entstehung und den Verlauf von Krebs beeinflussen kann“, erklärt<br />

Rudolf Zechner, um gleich hinzuzufügen: „Aber wohin die<br />

Reise genau geht, ist offen – echte Grundlagenforschung eben.“<br />

Im ERC Advanced Grant sieht Rudolf Zechner letztlich auch eine<br />

Bestätigung für seine zu Beginn seiner Forschungskarriere getroffene<br />

Entscheidung, dem Ruf der Universität Graz zu vertrauen<br />

und nach einem Forschungsaufenthalt in New York wieder in die<br />

steirische Landeshauptstadt zurückzukehren. Es ist ihm, seinem<br />

Team und seinen Kooperationspartnern gelungen, sich international<br />

im Spitzenfeld der Lipidforschung zu etablieren. Mit den Mitteln<br />

des Europäischen Forschungsrates, aber auch nationalen<br />

Förderungen durch den <strong>FWF</strong> wird in den nächsten Jahren daran<br />

gearbeitet, diese Position weiter auszubauen. « [Elke Ziegler]<br />

» Der am 25. August 1954 in Graz geborene<br />

Rudolf Zechner studierte in seiner Heimatstadt<br />

Chemie, 1980 wurde er zum Doktor phil. promoviert.<br />

Die Jahre 1985 bis 1987 verbrachte er – unter anderem<br />

mit Unterstützung eines Erwin-Schrödinger-Stipendiums<br />

des <strong>FWF</strong> – am Laboratory of Biochemical Genetics and<br />

Metabolism an der Rockefeller University in New York City.<br />

Danach kehrte er nach Graz zurück, wo er von 1990 bis<br />

1998 außerordentlicher Universitätsprofessor am Institut<br />

für medizinische Biochemie und ab 1994 Leiter der Abteilung<br />

für molekulare Biochemie war. 1998 wurde er Universitätsprofessor<br />

für Biochemie. Rudolf Zechner leitete zahlreiche<br />

Forschungsgruppen zum Thema Fettstoffwechsel,<br />

seit 2007 steht er auch dem vom <strong>FWF</strong> geförderten Spezialforschungsbereich<br />

LIPOTOX vor, in diesem Jahr erhielt er<br />

zudem den Wittgenstein-Preis. Rudolf Zechner ist seit 2008<br />

wirkliches Mitglied der Österreichischen Akademie der<br />

Wissenschaften sowie Mitglied der Redaktion mehrerer renommierter<br />

biomedizinischer Fachzeitschriften.<br />

<strong>FWF</strong><strong>info</strong>86» 49

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