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Istanbul im Kontext der Europäischen Stadt - TU Wien

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<strong>Istanbul</strong> <strong>im</strong> <strong>Kontext</strong> <strong>der</strong> <strong>Europäischen</strong> <strong>Stadt</strong> 345<br />

Drittens gilt die <strong>Stadt</strong> als „beson<strong>der</strong>er Ort einer urbanen Lebensweise“,<br />

<strong>der</strong>en Beson<strong>der</strong>heit vor allem in <strong>der</strong> Trennung zwischen privater und öffentlicher<br />

Sphäre liegt, welche ihrerseits ihren Ausdruck <strong>im</strong> Raum <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> hat<br />

(2004: 14).<br />

Als vierter Aspekt erscheint wie<strong>der</strong>um das Bild von <strong>der</strong> Gestalt <strong>der</strong> <strong>Europäischen</strong><br />

<strong>Stadt</strong>, und zu guter Letzt schließt Siebel mit <strong>der</strong> sozialstaatlichen Regulierung<br />

<strong>der</strong> <strong>Europäischen</strong> <strong>Stadt</strong>, welche ihre Wirkung unter an<strong>der</strong>em in<br />

<strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>planung durch die regulierenden Maßnahmen <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>verwaltung<br />

als zivilgesellschaftlicher Institution sowie durch den sozialen Wohnungsbau<br />

entfaltet (2004: 17f.).<br />

Die genannten Merkmale lassen sich in eine historische Ursache-Wirkungs-<br />

Abfolge einordnen, welche typisch ist für eine relative kleine Region in welcher<br />

mit Ausgang des Feudalismus erstmalig die <strong>Stadt</strong> zum Zentrum <strong>der</strong> Kapitalakkumulation<br />

erhoben wurde. Durch die Befreiung <strong>der</strong> Gesellschaft aus <strong>der</strong> Monarchie<br />

rückte diese selber ins Zentrum städtischer Verwaltung und etablierte<br />

sozialstaatliche Umverteilungsmechanismen welche jene vorrangegangen zentralistischen<br />

Strukturen ersetzte.<br />

Wir haben es also mit einem Erklärungsmodell für einen best<strong>im</strong>mten Typ<br />

von <strong>Stadt</strong> zu tun, welcher sich innerhalb des weltwirtschaftlichen Trends als<br />

einzigartig herausgebildet hat.<br />

Dennoch sind we<strong>der</strong> die kapitalistische Wirtschaft, noch die Etablierung<br />

bürgerlicher Verwaltungsstrukturen o<strong>der</strong> die Existenz eines Bürgertums überhaupt<br />

Phänomene welche nur die europäische <strong>Stadt</strong> vorzuweisen hat. Sie sollten,<br />

wie dies <strong>im</strong> eurozentristischen Diskurs oft geschieht, keinesfalls als zwangsläufig<br />

miteinan<strong>der</strong> verkoppelt dargestellt werden.<br />

Eine weltwirtschaftliche Perspektive ist für eine korrekte Platzierung dieser<br />

Beobachtungen daher von großer Bedeutung.<br />

Schon bei Siebel wird die Gültigkeit einzelner <strong>der</strong> genannten Merkmale auch für an<strong>der</strong>e<br />

Städte außerhalb Europas nicht ausgeschlossen.<br />

„Keines dieser Merkmale kann für sich genommen eine Beson<strong>der</strong>heit <strong>der</strong> <strong>Europäischen</strong><br />

<strong>Stadt</strong> begründen, denn keines benennt etwas, das einzig die Europäische<br />

<strong>Stadt</strong> charakterisieren würde. Für jedes finden sich Beispiele außerhalb Europas.<br />

Auch findet sich nicht jedes Merkmal gleichermaßen in je<strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> Europas. Aber in<br />

ihrer Summe beschreiben die fünf Merkmale einen Idealtypus von <strong>Stadt</strong>, <strong>der</strong> so nur<br />

auf die Europäische <strong>Stadt</strong> zutrifft.“<br />

( Siebel 2004: 12)<br />

Trotzdessen wird die räumliche Ausprägung <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>, ihr Bild, auf den für die<br />

postfeudale europäische Gesellschaft typischen Werdegang bezogen. Das Erklä-

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