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Pascale Ehrenfreund neue FWF-Präsidentin

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THEMA » Die Ära Christoph Kratky<br />

2009<br />

Jänner<br />

Der <strong>FWF</strong> muss erstmals seit seiner Gründung<br />

eine Kuratoriumssitzung aussetzen,<br />

da er kein verfügbares Budget hat<br />

1. Februar<br />

Der <strong>FWF</strong> wird in die Alleinzuständigkeit<br />

des BMWF als Aufsichtsbehörde<br />

gestellt<br />

März<br />

Auch die zweite Kuratoriumssitzung<br />

des Jahres 2009 muss mangels Budget<br />

ausgesetzt werden<br />

21. April<br />

Die Budgetrede des Finanzministers<br />

schafft Klarheit über das <strong>FWF</strong>-Budget<br />

10.–13. Mai<br />

In einer viertägigen Kuratoriumssitzung<br />

werden rund 500 begutachtete<br />

Projekte, die sich seit der letzten<br />

Kuratoriumssitzung im Dezember<br />

2008 angestaut haben, entschieden<br />

2010<br />

26. Jänner<br />

Beatrix Karl wird zur <strong>neue</strong>n Wissenschaftsministerin<br />

angelobt<br />

» Mitte 2009 fiel während einer<br />

Auftaktveranstaltung zum Strategiefindungsprozess<br />

einer <strong>neue</strong>n<br />

F&E-Strategie der legendäre Satz des Präsidenten<br />

der Wirtschaftskammer Österreich<br />

Christoph Leitl, der wörtlich meinte: „Österreich<br />

braucht keine Grundlagenforschung.“<br />

Nur wenige Wochen später wurde die Forschungsprämie<br />

für Unternehmen erhöht,<br />

Kostenpunkt 200 Mio. €, wobei Österreich<br />

bereits zuvor im Hinblick auf unternehmensbezogene<br />

Forschungsförderung im internationalen<br />

Spitzenfeld lag. Die von Christoph<br />

Kratky wenige Monate zuvor dem Ministerium<br />

in Erinnerung gerufene Empfehlung<br />

des RFTE einer jährlichen <strong>FWF</strong>-Budgetsteigerung<br />

von 9 % sowie die Notwendigkeit<br />

von Langfristigkeit und Planbarkeit<br />

hätte nur einen Bruchteil davon gekostet.<br />

Nüchtern stellte <strong>FWF</strong>-Präsident Kratky fest<br />

und rief gleichzeitig dazu auf, dass sich die<br />

Grundlagenforschung in Österreich auf die<br />

Hinterbeine wird stellen müssen, um nicht<br />

marginalisiert zu werden.<br />

Ende 2009 nahm sich Christoph Kratky<br />

schließlich noch der Finanzierung der Universitäten<br />

an, genauer gesagt der Trennung<br />

von Forschung und Lehre. Der 46-%-Forschungsanteil<br />

als statistisches Artefakt<br />

wurde dabei von Kratky als „bequeme Lebenslüge“<br />

bezeichnet. Denn die Zahl sei eine<br />

Hausnummer, meilenweit entfernt von<br />

der Realität, intransparent gehandhabt und<br />

nicht nachvollziehbar. Aber, so Kratky, diese<br />

Intransparenz scheine für die Hauptbeteiligten<br />

– die Universitäten und die Politik<br />

– durchaus komfortabel. Die Politik verweise<br />

darauf, dass sie ohnehin viel Geld<br />

ausgebe und dafür erwarten könne, dass<br />

jedem, der ein bestimmtes Fach studieren<br />

will, die Möglichkeit dazu geboten werden<br />

müsse. Und die Universitäten als Empfänger<br />

des Geldes seien froh, dass ihnen niemand<br />

vorschreibe, wofür sie das Geld aufwenden<br />

sollen. Seitens der Wissenschaftsund<br />

Hochschulpolitik käme noch ein weiteres,<br />

etwas skurril anmutendes Argument<br />

hinzu: die oft zitierte Forschungsquote. Gemäß<br />

den Lissabon-Zielen sollte die Forschungsquote<br />

bis 2010 auf 3 % klettern, im<br />

Jahr 2012 lag sie übrigens bei 2,8 %. Der<br />

46-%-Forschungsanteil – das statistische<br />

Artefakt – zählt natürlich bei der Berechnung<br />

der Forschungsquote mit. Würde sich<br />

nun – sauber berechnet – herausstellen,<br />

dass die Forschungsausgaben der Universitäten<br />

tatsächlich viel niedriger als der<br />

46-%-Anteil waren, so wäre die Erreichung<br />

der in Zahlen gegossenen Lissabon-Ziele in<br />

weite Ferne entschwunden; das sei politisch<br />

unerwünscht, daher sei die „Lebenslüge“<br />

der bequemere Weg, so Kratky.<br />

Zu Beginn des Jahres 2010 analysierte<br />

Christoph Kratky nüchtern, dass sich die<br />

Grundlagenforschung bei der Verteilung<br />

der öffentlichen Forschungsaufwendungen<br />

„schlecht durchgesetzt“ hatte. Einzig rhetorisch<br />

wurde in Österreich auf wesentliche<br />

Grundlagen unseres Gesellschaftssystems –<br />

Bildung, Wissenschaft und Forschung –<br />

nicht vergessen. Aber angesichts der Fakten<br />

und der konkret absehbaren Maßnahmen<br />

täte sich eine enorme Lücke auf zwischen<br />

den rhetorischen Bekenntnissen und<br />

dem, was tatsächlich unternommen wird<br />

oder werden sollte.<br />

Neuen Schwung sollte die <strong>neue</strong>, in Ausarbeitung<br />

befindliche FTI-Strategie bringen,<br />

die auf umfangreiche Daten und Vorschläge<br />

zur Verbesserung des Systems zurückgreifen<br />

konnte: Forschungsdialog, Systemevaluierung,<br />

CREST-Expertenreport zur österreichischen<br />

FTI-Politik oder die Strategie<br />

2020 des RFTE. Auch Christoph Kratky<br />

unterbreitete mehrfach Vorschläge, wie das<br />

Wissenschaftssystem aus Sicht des <strong>FWF</strong> in<br />

seiner Gesamtheit verbessert werden<br />

© <strong>FWF</strong>/Marc Seumenicht, <strong>FWF</strong>/Hans Schubert, <strong>FWF</strong>/APA/Denk, Shutterstock<br />

16 »<strong>FWF</strong>info85

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