Pascale Ehrenfreund neue FWF-Präsidentin
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PANOPTIKUM » Persönliche Paradigmen<br />
wendung oft erst im Nachhinein ungeplant<br />
ergeben kann.<br />
» Horn: Natürlich könnte man alle Bemühungen<br />
auf einen Bereich, der kurz- bis<br />
mittelfristig eine Anwendungsperspektive<br />
eröffnet, fokussieren. Aber wenn nicht<br />
gleichzeitig auch Grundlagen geschaffen<br />
werden, um komplexe biologische Systeme<br />
besser zu verstehen, wird man irgendwann<br />
anstoßen, dann wird es keine <strong>neue</strong>n<br />
Impulse mehr geben für anwendungsorientierte<br />
Forschung.<br />
» Stadler: Wenn Sie für Ihr Forschungsfeld<br />
in die Zukunft blicken, wird es da eine<br />
stärkere Spezialisierung oder eine fächerübergreifende<br />
Vernetzung geben?<br />
» Horn: Die Zukunft sind ganz klar interdisziplinäre<br />
Ansätze bei gleichzeitiger Spezialisierung.<br />
Wir alle werden immer spezifischer<br />
in dem, was wir machen und wo wir<br />
uns auskennen. Gerade im Bereich der mikrobiellen<br />
Symbiosen ist man immer auf eine<br />
interdisziplinäre Zusammenarbeit angewiesen,<br />
beispielsweise mit Forschern, die<br />
den Partnerorganismus – in unserem Fall<br />
die Wirtszelle – besser verstehen.<br />
» Stadler: Was würden Sie sich zur Verbesserung<br />
wünschen?<br />
» Horn: Als wir vor zehn Jahren hergekommen<br />
sind, ging es den Hauptförderern<br />
auf dem Gebiet der Grundlagenforschung,<br />
vor allem dem <strong>FWF</strong>, deutlich besser.<br />
Wenn ich das vergleiche mit den<br />
deutschen Forschungsförderern, ist der<br />
<strong>FWF</strong> eine wesentlich effizientere, besser<br />
aufgestellte und forscherfreundlichere<br />
Organisation. Er ermöglicht es, mit den<br />
Instrumenten, die im Moment angeboten<br />
werden, wirklich weitgehend frei von bürokratischen<br />
Zwängen zu arbeiten. Man<br />
kann hier als junger Forscher schon früh<br />
ein Team aufbauen, und der <strong>FWF</strong> hat<br />
auch den Mut, da was zu riskieren. Ich<br />
würde mir wünschen, dass der <strong>FWF</strong> seitens<br />
der Politik wieder mehr Unterstützung<br />
erfährt.<br />
» Stadler: Wenn Sie noch einmal vorausschauen,<br />
wo Sie persönlich landen möchten,<br />
am Ende Ihrer Karriere, wohin geht<br />
die Reise?<br />
» Horn: Das weiß ich noch gar nicht, das ist<br />
relativ offen. Ich würde mir vor allem gerne<br />
die Neugierde behalten, und ich würde es<br />
gerne schaffen, aus diesem Hamsterrad<br />
» Wichtig ist schlussendlich nur, die Neugier<br />
zu bewahren, sie ist die Voraussetzung dafür,<br />
dass man kreativ bleiben kann. « Matthias Horn<br />
des Wissenschaftsbetriebs, also die zunehmende<br />
Evaluierung anhand von Eckdaten,<br />
ein wenig rauszukommen. Ich bin nicht der<br />
klassische, zum Forscher geborene Wissenschafter,<br />
ich hatte immer auch noch andere<br />
Vorstellungen für mein Leben. Wichtig<br />
ist schlussendlich nur, die Neugier zu<br />
bewahren, sie ist die Voraussetzung dafür,<br />
dass man kreativ bleiben kann.<br />
» Stadler: Herzlichen Dank für das<br />
Gespräch.<br />
» Matthias Horn ist seit September 2007 Professor für Mikrobielle Symbiosen an der Fakultät für Lebenswissenschaften<br />
der Universität Wien. Nach seinem Studium der Mikrobiologie an der Technischen Universität<br />
München ging Horn 1998 im Zuge eines Forschungsaufenthalts an die University of Seattle in die<br />
USA, ehe er 2001 sein Doktorat summa cum laude abschloss. Anschließend war Horn zwei Jahre Postdoc<br />
am Lehrstuhl für Mikrobiologie an der Technischen Universität München. 2003 kam Matthias<br />
Horn an das Department für Mikrobielle Ökologie der Universität Wien und habilitierte sich 2005 für<br />
das Fach Mikrobiologie ebendort. Ebenfalls 2005 erhielt Horn den START-Preis, die<br />
höchstdotierte und prestigeträchtigste Auszeichnung des <strong>FWF</strong> für Spitzen-<br />
Nachwuchsforschende. Nicht zuletzt als Bestätigung dieser Exzellenz erhielt<br />
Horn im Jahr 2011 auch den ERC Starting Grant.