Pascale Ehrenfreund neue FWF-Präsidentin
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PANOPTIKUM » International ausgezeichnet<br />
ERC Starting Grant<br />
für Friederike Range<br />
Von Hunden, Wölfen und Menschen<br />
» „Man muss schon vorsichtig sein, wenn man von der<br />
Einzigartigkeit des Menschen spricht.“ Friederike Range<br />
ist es gewöhnt, immer wieder die Trennlinie zwischen<br />
Menschen und Tieren auf ihre Stichhaltigkeit zu hinterfragen.<br />
Denn Tiere reagieren in vielen Situationen ähnlich wie der<br />
Mensch – aber sind es auch kognitiv die gleichen Mechanismen?<br />
Genau diese Frage beschäftigt die Biologin schon seit Beginn<br />
ihrer Forschungsarbeit. Damit sie gemeinsam mit ihrem<br />
Team am Beispiel von Hunden und Wölfen Antworten darauf finden<br />
kann, hat sie 2012 einen ERC Starting Grant des Europäischen<br />
Forschungsrates bekommen.<br />
Kampf um den „besten Freund“ Dass sie beruflich „etwas mit<br />
Tieren“ machen möchte, war der 1971 in Bad Pyrmont in Niedersachsen<br />
geborenen Forscherin laut eigener Erzählung schon<br />
in ihrer Kindheit klar. Als leidenschaftliche Reiterin hatte sie eine<br />
innige Beziehung zu Pferden, und der Hund ihrer Oma war<br />
Grund genug, einen jahrelangen Kampf um einen eigenen „besten<br />
Freund“ zu führen. „Es stellte sich eigentlich nur die Frage,<br />
ob ich mich für Biologie oder Veterinärmedizin entscheiden<br />
sollte“, erzählt Friederike Range. Bei näherer Beschäftigung mit<br />
den Studieninhalten war aber schnell klar, dass es die Biologie<br />
werden würde. Während des Studiums an der Universität Bayreuth<br />
kristallisierte sich heraus, dass es insbesondere das Verhalten<br />
von Tieren war, das das Interesse der späteren Verhaltensbiologin<br />
fesseln sollte. Sie konnte sich nie vorstellen, Forschung<br />
nur im Labor zu betreiben, und suchte deshalb schon bei<br />
ihrer Diplomarbeit nach einer Möglichkeit, Tiere in ihrer Lebensumgebung<br />
zu beobachten. Die Gelegenheit dazu bot sich in der<br />
Elfenbeinküste in Westafrika, wo Friederike Range gemeinsam<br />
mit einem Kollegen frei lebende Mangaben vor allem hinsichtlich<br />
des Sozialsystems der erwachsenen Weibchen untersuchte.<br />
Die Arbeit mit dieser Primatenart setzte die Verhaltensbiologin<br />
im Rahmen ihrer Dissertation fort, die sie an der Universität<br />
Pennsylvania in den USA verfasste. Es faszinierte sie, wie die<br />
Tiere Koalitionen mit anderen schließen, um Probleme zu lösen<br />
– und kurz darauf wieder in Konkurrenz treten, wenn es beispielsweise<br />
um Futter geht.<br />
Dieses Spannungsfeld zwischen Kooperation und Konkurrenz<br />
wollte Friederike Range in einem nächsten Schritt am Beispiel<br />
von Hunden und Wölfen erforschen. Bei ihrer Suche nach anderen<br />
Forschern, die an diesen Tieren forschen bzw. forschen<br />
möchten, stieß sie auf den Wiener Verhaltensforscher Kurt<br />
Kotrschal. Auch er wollte mit Wölfen arbeiten – gemeinsam hatten<br />
sie aber ein Problem: keine Erfahrung mit Wölfen, weshalb<br />
die ersten Projektanträge auch scheiterten. Dass es letztlich<br />
doch möglich war, ein „Clever Dog Lab“ und in weiterer Folge<br />
ein „Wolf Science Center“ zu gründen, war zwei Zufällen zu verdanken:<br />
Zum einen gelang es Friederike Range, über den damals<br />
noch an der Universität Wien tätigen Kognitionsbiologen<br />
Ludwig Huber eine Stelle zur Erforschung des sozialen Lernens<br />
von Vögeln, Affen und Hunden zu bekommen. Und zum zweiten<br />
konnte sie mit Zsófia Virányi eine Kollegin für das Vorhaben gewinnen,<br />
die sich bereits mit dem Verhalten von Hunden beschäftigt<br />
hatte. Zu dritt probierten sie es 2008 noch einmal, ein Forschungsprojekt<br />
zu Kognition und emotionalem Hintergrund der<br />
Kooperation bei Wölfen und Hunden einzureichen – und dieses<br />
Mal wurde der Antrag vom <strong>FWF</strong> genehmigt, wie auch ein Nachfolgeantrag<br />
im Jahr 2012.<br />
Hochsoziale Tiere Aber warum eigentlich ausgerechnet Hunde<br />
und Wölfe? „Wölfe sind hochsoziale Tiere, die untereinander<br />
ausgeprägte Beziehungen aufbauen“, erklärt Friederike Range.<br />
Die Tiere arbeiten beispielsweise beim Jagen, bei der Verteidigung<br />
von Territorien sowie bei der Aufzucht des Nachwuchses<br />
zusammen und müssen bei der Aufteilung der Beute Lösungen<br />
für komplexe Probleme wie den gerechten Anteil für alle beteiligten<br />
Tiere finden. Hunde hingegen gehen enge Bindungen mit<br />
dem Menschen ein und kooperieren mit ihren Besitzern. Bisher<br />
wusste man wenig über die Mechanismen, die diese Verhaltensweisen<br />
bei Hunden und Wölfen steuern. Relativ unklar war auch,<br />
© Daniel Zupanc<br />
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