15.01.2014 Aufrufe

Januar, Februar, März 2014 - Kommunales Kino guckloch

Januar, Februar, März 2014 - Kommunales Kino guckloch

Januar, Februar, März 2014 - Kommunales Kino guckloch

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

VS-Villingen Mittwoch 05. <strong>März</strong> <strong>2014</strong><br />

5 Broken Cameras<br />

Themenschwerpunkt:<br />

Mit der Kamera kämpfen<br />

Beginn: 20:15 Uhr<br />

Palästina, Israel,<br />

Frankreich 2011<br />

Regie<br />

Emad Burnat, Guy Davidi<br />

Kamera<br />

Emad Burnat<br />

Festivals & Preise<br />

Academy Awards (Oscar) 2013 -<br />

Nominierung als bester<br />

Dokumentarfilm<br />

Jerusalem Film Festival 2012<br />

Bester Dokumentarfilm<br />

Sundance Film Festival 2012<br />

- Bester Dokumentarfilm<br />

Aufführungsrechte<br />

UniFrance, Paris<br />

Dauer<br />

94 Minuten, Farbe, OmU<br />

5 Broken<br />

Cameras<br />

2005 kaufte der palästinensische<br />

Bauer Emad Burnat eine einfache<br />

Videokamera, um die Entwicklung<br />

seines gerade neugeboren Sohnes<br />

Gibril auf Video festzuhalten. Doch<br />

bald schon wurde es eben so wichtig<br />

für ihn, die Ereignisse in seinem<br />

Heimatdorf Bil'in zu dokumentieren.<br />

Nachdem die israelische Armee<br />

begann, einen Schutzzaun zu errichten,<br />

der eine nahe liegende jüdische<br />

Siedlung schützen sollte, war Dorf<br />

von den umliegenden Olivenwädern,<br />

von denen ein großer Teil der<br />

Bevölkerung lebt, abgeschnitten. In<br />

den folgenden Jahren wurde Bil'in<br />

zum weltweiten Symbol des gewaltlosen<br />

Widerstandes gegen die israelischen<br />

Grenzanlagen.<br />

Aus über 700 Stunden Material<br />

haben der israelische Regisseur<br />

Guy Davidi und Emad Burnat nun<br />

diesen Film erstellt. Eine wahre<br />

Mammutaufgabe, allein um die<br />

Menge dieses Materials zu sichten<br />

bräuchte man mehr als 3 Monate<br />

– wenn man es schafft, jede Woche<br />

50 Stunden im Sichtungsraum zu<br />

zu verbringen. Um dem Film sein<br />

narratives Rückgrat zu geben, und<br />

das im Verlauf von 5 Jahren aufgenommene<br />

Material zu strukturieren,<br />

bedienen sich die beiden Regisseure<br />

zweier Elemente. Zum einen<br />

unterteilen sie den Film in fünf<br />

Kapitel, von denen jedes einer der<br />

Kameras gewidmet ist, die Burnat<br />

während sechs Jahren verwendete –<br />

die namensgebenden fünf Kameras,<br />

die von israelischen Miltärs zerstört<br />

wurden. Zum anderen steht der<br />

junge Gibril im Zentrum des Films,<br />

der ja der ursprüngliche Anlass für<br />

seinen Vater war, mit dem filmen<br />

zu beginnen. Aus dem Baby wird<br />

im Laufe des Films ein Kleinkind –<br />

und seine ersten Erfahrungen mit<br />

der Welt in die er hineingeboren<br />

wurde bilden das Gerüst des Films.<br />

An einem Punkt des Films sagt<br />

Burnat, durch die Kamera habe er<br />

gelernt, das Leben wieder mit Kinderaugen<br />

zu sehen.<br />

Durch diese Entscheidungen wird<br />

so aus einem überaus subjektiven<br />

Dokumentarfilm – der ja insbesondere<br />

bei diesem Thema immer die<br />

Gefahr birgt, in den Bereich eines<br />

propagandistischen Manifestes<br />

abzugleiten, ein erschütterndes<br />

Dokument über eine gestohlene<br />

Kindheit. Das Wissen, das in<br />

5 Broken Cameras nichts inszeniert,<br />

nichts nachgestellt ist, macht<br />

manche dieser Bilder zu einem<br />

wahren Horrortrip in menschliche<br />

Abgründe, etwa, wenn wir sehen,<br />

wie Soldaten einen Demonstranten<br />

festhalten, um ihm aus nächster<br />

Nähe in die Kniescheibe zu schießen.<br />

Man fragt sich, was schlimmer<br />

ist, dies so unmittelbar zu sehen,<br />

oder zu wissen, das keiner dieser<br />

Soldaten jemals juristisch dafür<br />

belangt wurde.<br />

Seine stärksten Momente hat der<br />

Film jedoch in jenen Momenten,<br />

in denen die monströse Absurdität<br />

dieses Konfliktes deutlich<br />

wird – etwa beim Anblick der jahrhunderte-alten<br />

Olivenbäume, die<br />

von israelischen Siedlern in Brand<br />

gesetzt wurden – als Racheakt.<br />

Oder wenn seine Mutter dem 4-jährigen<br />

Gibril erklärt, wie er sich eine<br />

Zwiebel vor die Nase halten muss,<br />

um sich vor Tränengas zu schützen.<br />

Obwohl 5 Broken Cameras ein<br />

äußerst subjektiver Film ist, kommentiert<br />

er nicht und wertet nicht.<br />

Er zeigt, was passiert und überlässt<br />

es uns, zu fragen, warum all dies<br />

passieren muss. Trotz zahlreicher<br />

Preise auf internationalen Festivals<br />

kam der Film bislang nicht in die<br />

deutschen <strong>Kino</strong>s.<br />

Für die Vorstellungen im Guckloch<br />

haben wir eine Aufführungsgenehmigung<br />

der französischen Co-<br />

Produktionsfirma bekommen und<br />

eigens eine deutsch untertitelte Fassung<br />

erstellen lassen. In Israel (wo<br />

der Film in kommerziellen <strong>Kino</strong>s<br />

zu sehen war) hat der Co-Regisseur<br />

des Films jetzt eine Crowdfunding-<br />

Kampagne gestartet, um den Film<br />

auch in Schulen zeigen zu können:<br />

http://www.indiegogo.<br />

com/5bcyouth Mit Beiträgen ab<br />

fünf Euro kann man mithelfen,<br />

Lehrmaterial über den Film und<br />

Schulvorstellungen in Israel zu<br />

finanzieren. <<br />

Richard Hehn<br />

32<br />

33

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!