DANKSAGUNG - Bücher für diplomierte Legasthenietrainer des EÖDL
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Besonders eindrucksvoll in Zusammenhang mit der Legasthenieforschung sind Zwillingsstudien,<br />
welche an eineiigen Zwillingen durchgeführt wurden. In einigen Untersuchungen war in hundert<br />
Prozent der Fälle der zweite Zwilling ebenfalls Legastheniker, wenn es der erste war. Bei<br />
zweieiigen Zwillingen war dies nicht so häufig der Fall. Die Konkordanzrate (Rate der<br />
Übereinstimmungen) lag bei 30% (vgl. Warnke et al., 2002: 36; vgl. Warnke et al., 2004: 20f.).<br />
Allgemein ist aufgefallen, dass die Rate der Übereinstimmungen bei einer vorliegenden<br />
Rechtschreibschwäche höher ist als bei einer Leseschwäche (vgl. Warnke et al., 2004: 20f.; vgl.<br />
Klicpera et al., 2003: 164). In Bezug auf die Lesefähigkeit fiel auf, dass die Fähigkeit <strong>des</strong><br />
phonologischen Rekodierens eher vererbt wird als die Fähigkeit, Wörter mit Hilfe <strong>des</strong><br />
orthographischen Gedächtnisses wieder zu erkennen (vgl. Olson et al., 1989; in Sölter, 2001).<br />
Schulte-Körne et al. (vgl. 1998; in Sölter, 2001) gehen davon aus, dass der Anteil der genetisch<br />
bedingten Lese(un)fähigkeit zwischen 3 -63% Prozent beträgt, der genetische Anteil in Bezug auf<br />
die Rechtschreibleistung liegt bei 60-70% .<br />
Abschließend möchte ich noch daran erinnern, dass das Gehirn ein lernfähiges und reifen<strong>des</strong> Organ<br />
ist, welches sich stets verändert. So können sich Menschen mit identischen Voraussetzungen auf<br />
unterschiedlichste Art und Weise entwickeln. Es ist auch möglich, dass Defizite in den lese- und<br />
rechtschreibrelevanten Regionen mit der Zeit von selbst ausgeglichen bzw. verbessert werden<br />
(Warnke et al., 2004: 21). In den meisten Fällen ist es auch Legasthenikern möglich, das Lesen (bis<br />
zu einem gewissen Grad) zu erlernen, da unser Gehirn über die nötige Flexibilität verfügt, Defizite<br />
zu kompensieren. Da<strong>für</strong> benötigen Legastheniker zumeist alternative Lernstrategien und müssen<br />
einen enormen Mehraufwand in Kauf nehmen (vgl. Ramus in Gazzaniga, 2004: 820).<br />
5.2 Aufbau <strong>des</strong> Gehirns<br />
Unser Gehirn besteht aus zwei einander gleichenden Großhirnhälften (Hemisphären; siehe<br />
Abbildung 1), welche durch drei Querbahnen (Kommissuren) verbunden sind. Diese bestehen aus<br />
zahlreichen Nervenverbindungen und garantieren so den reibungslosen Informationsaustausch<br />
zwischen den beiden Gehirnhälften (vgl. Wikipedia, 2006 17 ). Bei Legasthenikern weist vor allem<br />
der corpus callosum 18 Unterschiede auf, da er an zwei Stellen dünner ist als in nichtlegasthenen<br />
Gehirnen (vgl. Firnhaber, 2002: 38; vgl. Klicpera et al., 2003: 171f.). Die Hemisphären sind, was<br />
ihren Aufbau betrifft, weitgehend symmetrisch. In ihrer Funktion unterscheiden sie sich jedoch<br />
grundlegend. In Tabelle 1 werden die Funktionen der Gehirnhälften sehr vereinfacht dargestellt:<br />
17 „Hemisphären“ (n.d.). Wikipedia. Die freie Enzyklopädie. [Online]. Wikipedia.<br />
http://de.wikipedia.org/wiki/Gro%C3%9Fhirn [2006, März 20].<br />
18 Corpus callosum: „Balken“; eine der drei Querbahnen