Bericht 2013 des nationalen REITOX-Knotenpunkts an die EBDD ...
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116 5.DROGENBEZOGENE BEHANDLUNG: BEHANDLUNGSNACHFRAGE UND BEHANDLUNGSVERFÜGBARKEIT<br />
Eine aktuelle Herausforderung für <strong>die</strong> sächsische Suchthilfe ergibt sich durch <strong>die</strong> gestiegene<br />
Beh<strong>an</strong>dlungsnachfrage für Klienten mit Crystalmissbrauch (SLS <strong>2013</strong>b). Die Vervierfachung<br />
der Klientenzahl zwischen 2002 (N=869) und 2012 (N=3.501) und insbesondere <strong>die</strong><br />
Steigerungsraten der letzten drei Jahre lassen darauf schließen, dass der Konsum nicht<br />
mehr nur in der Partyszene stattfindet, sondern in verschiedenen Bevölkerungsgruppen stark<br />
verbreitet ist. Auffällig ist außerdem der im Vergleich zu <strong>an</strong>deren illegalen Drogen relativ<br />
hohe Frauen<strong>an</strong>teil (Gesamt: ca. 30 %); insbesondere bei den unter 20-Jährigen (>50 %). Die<br />
Herausforderungen für <strong>die</strong> Suchthilfeeinrichtungen bestehen also nicht nur in der<br />
Berücksichtigung der drogenspezifischen Effekte (u. a. Psychosen, Verhaltens- und<br />
Persönlichkeitsveränderungen, kognitive Beeinträchtigungen) und besonders risk<strong>an</strong>ten<br />
Konsummuster (i.v. Konsum), sondern auch im Hinblick auf Schw<strong>an</strong>gerschaften und Kinder<br />
im Haushalt.<br />
Tossm<strong>an</strong>n, Jonas und Kollegen (2012) haben erstmals in Deutschl<strong>an</strong>d <strong>die</strong> Wirksamkeit der<br />
Multidimensionalen Familientherapie (MDFT) bei Jugendlichen mit c<strong>an</strong>nabisbezogenen<br />
Störungen untersucht. Dazu wurde eine r<strong>an</strong>domisiert-kontrollierte Stu<strong>die</strong> (RCT) mit zwei<br />
Versuchsbedingungen und vier Nachbefragungen (drei, sechs, neun und zwölf Monate nach<br />
Stu<strong>die</strong>nbaseline) durchgeführt. Als Vergleich <strong>die</strong>nte ein einzeltherapeutisches Verfahren<br />
(Jugendpsychotherapie, JUP), das im Berliner Therapieladen üblicherweise bei <strong>die</strong>ser<br />
Thematik eingesetzt wird (Treatment as usual, TAU). Es nahmen 120 Jugendliche zwischen<br />
13 und 18 Jahren teil, <strong>die</strong> nach DSM-IV missbräuchlichen oder abhängigen<br />
C<strong>an</strong>nabiskonsum aufwiesen. Es zeigte sich, dass im Vergleich zur Stu<strong>die</strong>nbaseline <strong>die</strong><br />
Teilnehmer beider Treatments im Zwölf-Monats-Follow-Up eine deutliche Reduktion ihres<br />
C<strong>an</strong>nabiskonsums sowie signifik<strong>an</strong>te Verbesserungen konsumbezogener Probleme und<br />
psychischer Auffälligkeiten erreichten. In der Reduktion <strong>des</strong> C<strong>an</strong>nabiskonsums erwies sich<br />
MDFT signifik<strong>an</strong>t effektiver als JUP (d = 0,31), weshalb MDFT ein vielversprechen<strong>des</strong><br />
Therapieverfahren bei c<strong>an</strong>nabisbezogenen Störungen von Jugendlichen darstellt.<br />
Die Effektivität einer auf Motivational Interviewing (MI) basierenden Intervention im Online-<br />
Chat unter jungen Alkohol- und C<strong>an</strong>nabiskonsumenten mit ambivalenter<br />
Änderungsmotivation untersuchten Jonas und Kollegen (2012) in einer r<strong>an</strong>domisiertkontrollierten<br />
Online-Stu<strong>die</strong> mit Nachbefragungen nach einem und nach drei Monaten. Die<br />
Rekrutierung erfolgte über <strong>die</strong> Selbsttests auf der Website www.drugcom.de und schloss nur<br />
Personen mit problematischem Alkohol- oder C<strong>an</strong>nabiskonsum ein. Teilnehmer der<br />
Interventionsgruppe nahmen am privaten MI-Chat teil. Mitglieder der Kontrollgruppe erhielten<br />
im Chat lediglich Sachinformationen über den zuvor genutzten Selbsttest. 302 Personen<br />
wurden r<strong>an</strong>domisiert und in <strong>die</strong> Intention-to-treat (ITT)-Auswertung einbezogen. Es zeigten<br />
sich keine Gruppenunterschiede im Konsum von Alkohol (p ≥ 0,224), C<strong>an</strong>nabis (p = 0,537)<br />
oder in der Änderungsmotivation nach RCQ (p = 0,469). Beide Gruppen senkten ihren<br />
Alkoholkonsum im Stu<strong>die</strong>nverlauf signifik<strong>an</strong>t und zeigten Verbesserungen der<br />
Änderungsbereitschaft. Die Autoren schlussfolgern daher, dass <strong>die</strong> beschriebene Chat-<br />
Intervention keine Verhaltensänderung bei ambivalent eingestellten Konsumenten erzielte<br />
und Online-Interventionen für <strong>die</strong>se Zielgruppe womöglich länger und verbindlicher gestaltet<br />
werden sollten.