Kunst, Kultur, Erwachsenen- bildung
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Schwerpunkt <strong>Kunst</strong>, <strong>Kultur</strong>, <strong>Erwachsenen</strong><strong>bildung</strong><br />
Notwendigkeit gesehen, ein breites Spektrum an Querschnittskompetenzen<br />
und jene Rolle, die kulturelles<br />
Engagement bei deren Erlangung spielen kann, neu zu<br />
bewerten. Natürlich handelt es sich bei „<strong>Kultur</strong>bewusstsein<br />
und kultureller Ausdrucksfähigkeit” um die nahe<br />
liegendsten Schlüsselkompetenzen (Bezugsrahmen<br />
für Schlüsselkompetenzen, 2006 3 ), da diese zentralen<br />
Querschnittskompetenzen wichtig für die Förderung der<br />
eigenen Kreativität, des Sinns für Wertschätzung der<br />
kulturellen und interkulturellen Diversität usw. sind.<br />
Stakeholder aus <strong>Kultur</strong> und Bildung sind daher mit der<br />
zentralen Herausforderung befasst, <strong>Kultur</strong>bewusstsein<br />
und kulturelle Ausdrucksfähigkeit innerhalb ihres Zielpublikums<br />
zu steigern.<br />
Und doch bedeutet kulturelles Engagement viel mehr<br />
als <strong>Kultur</strong>bewusstsein: Wie Forschungsarbeiten, die von<br />
„Access to Culture“ durchgeführt wurden, zeigen, 4 bietet<br />
der <strong>Kultur</strong>sektor lebenslange und lebensumspannende<br />
Lernmöglichkeiten für alle Altersgruppen innerhalb<br />
formaler, nicht-formaler und informeller Settings. Dies<br />
kann teilweise auf die Tatsache zurückgeführt werden,<br />
dass der <strong>Kultur</strong>sektor viele nicht-traditionelle Partner in<br />
den Lernprozess einbinden kann, um ursprüngliche pädagogische<br />
Szenarien kreieren zu können. Mehrere empirische<br />
Beispiele belegen die Effizienz dieses bereichsübergreifenden<br />
Partnerschaftsansatzes, 5 der auch von<br />
der Kommission in ihrer jüngsten Mitteilung gewürdigt<br />
wurde. Auf der Ebene des Individuums fördert kulturelles<br />
Engagement ein Gefühl der Teilhabe an der <strong>Kunst</strong> und<br />
entwickelt das individuelle kreative Potenzial. Es führt<br />
auch zu höherer Lernmotivation durch den Einsatz origineller<br />
und innovativer Trägermedien und erhöht Wohlbefinden<br />
und Selbstvertrauen. <strong>Kultur</strong>elles Engagement<br />
ist überdies für die gesamte Gemeinschaft von Vorteil,<br />
da es den sozialen Zusammenhalt, das gesellschaftliche<br />
Engagement und einen aktiven europäischen Bürgersinn<br />
durch die Bewusstseinsschaffung für kulturelle Diversität<br />
stärkt. All diese Elemente sind Teil der zentralen Querschnittskompetenzen,<br />
die 2006 aufgestellt wurden und in<br />
den nächsten Jahren verbessert werden müssen, um den<br />
eu-Strategien für Bildung und Aus<strong>bildung</strong> neue Richtungsimpulse<br />
zu geben. Eine Beschränkung der Querschnittskompetenzen<br />
auf unternehmerische Fertigkeiten<br />
käme einer Leugnung des Großteils ihrer Zwecke und<br />
einem Ignorieren der wichtigen Rolle, die kulturelles Engagement<br />
in deren Erreichung spielt, gleich.<br />
Empfehlung 2: Auf eu-Ebene sollte der maßgebliche<br />
Beitrag des kulturellen Engagements zur Erlangung von<br />
Querschnittskompetenzen (speziell der sozialen Kompetenz<br />
und Bürgerkompetenz sowie der „Lernkompetenz”)<br />
anerkannt und dementsprechend gefördert werden, da<br />
es dem Einzelnen und der Gesellschaft als Ganzes große<br />
Vorteile bringt.<br />
<strong>Kultur</strong> als Bildungsweg: eine breitere Öffnung des<br />
Zugangs zu lebenslangem Lernen<br />
Die Einbindung kultureller Aktivitäten in einen lebensumspannenden<br />
Zugang zum Lernen ermöglicht die<br />
Einsicht, dass der Bildungssektor und der <strong>Kultur</strong>sektor<br />
im Hinblick auf ihre Zielgruppen sehr viel gemeinsam<br />
haben. Die augenscheinlichste Überschneidung findet<br />
innerhalb der formalen Bildung durch die Einführung<br />
von <strong>Kultur</strong> und <strong>Kunst</strong> in der schulischen Bildung statt. 6<br />
Das Heranführen an <strong>Kultur</strong> und <strong>Kunst</strong> beginnt bereits<br />
in der Erziehung und Betreuung von Kleinkindern (z.<br />
B. Verbesserung der Psychomotorik durch Zirkusaktivitäten,<br />
Verbesserung der Kreativität) und wird innerhalb<br />
der eu als wichtiger Teil der Lehrpläne angesehen (Medienkompetenz,<br />
<strong>Kultur</strong>erbe<strong>bildung</strong>) und mit Hilfe von<br />
<strong>Kunst</strong>unterricht, Spezialisierungen etc. realisiert.<br />
Als Beispiel dient eine Eurydice-Studie aus dem Jahr<br />
2009, die zeigt, dass Musik und bildende <strong>Kunst</strong> in allen<br />
europäischen Ländern wenigstens für eine gewisse Zeit in<br />
der Pflichtschulaus<strong>bildung</strong> unterrichtet wurden. Aber die<br />
Studie macht auch auf das Problem aufmerksam, dass vor<br />
allem in der unteren Sekundarstufe nur sehr wenig Unterrichtszeit<br />
dafür vorhanden ist. 7 Aus diesem Grund soll<br />
die eu-Aktion die Mitgliedsstaaten dazu animieren, <strong>Kultur</strong><br />
und <strong>Kunst</strong> im Schulbetrieb aufzuwerten, um eine ganze<br />
Reihe an Schlüsselkompetenzen zu entwickeln – von<br />
Grundfertigkeiten (z. B. Sprachkenntnisse durch Schauspielerei)<br />
bis hin zu Querschnittskompetenzen (z. B. Logik<br />
durch Jonglieren). Dies gelingt besonders durch eine<br />
verbesserte Aus<strong>bildung</strong> von schulischen Lehrkräften,<br />
in der diesen die Bedeutung von <strong>Kultur</strong> näher gebracht<br />
wird und die Lehrkräfte Gefallen an der Zusammenarbeit<br />
mit Künstlerinnen und Künstlern finden. Außerhalb des<br />
Schulbetriebs ist es ebenso notwendig, in hochqualitative<br />
Erst<strong>bildung</strong> (berufliche Bildung und Weiter<strong>bildung</strong>,<br />
Hochschul<strong>bildung</strong>) und Fort<strong>bildung</strong> für Fachkräfte des<br />
<strong>Kultur</strong>sektors (z. B. darstellende Künstler, <strong>Kunst</strong>therapeuten)<br />
zu investieren, wie das die 2010 unesco Seoul<br />
3 Europäisches Parlament und Rat: Schlüsselkompetenzen für<br />
lebensbegleitendes Lernen - Ein europäischer Referenzrahmen.<br />
Beilage zu: Empfehlung des Europäischen Parlaments und Rates vom<br />
18. Dezember 2006 zu Schlüsselkompetenzen für lebensbegleitendes<br />
Lernen, 30.12.2006.<br />
4 Zipsane, Henrik: We are more! The overlooked potential of learning<br />
through cultural engagement.PASCAL online pdf, posted 17.01.2011.<br />
http://pure.pascalobservatory.org/pascalnow/pascal-activities/<br />
news/we-are-more-overlooked-potential-learning-through-culturalengageme<br />
. [18.09.2013]<br />
5 Zipsane, Henrik: Untraditional creative partnerships . PASCAL online<br />
pdf, posted 08.03.2012. http://pascalobservatory.org/pascalnow/<br />
blogentry/untraditional-creative-partnerships. [18.09.2013]<br />
6 European agenda for culture. Open method of coordination, by the<br />
Working Group on developing synergies with education, especially arts<br />
education. Final report, June 2010. http://ec.europa.eu/culture/ourpolicy-development/documents/201212access-to-culture-omc-report.<br />
pdf . Eine Kurzfassung des Abschlussberichtes in deutscher Sprache unter<br />
http://ec.europa.eu/culture/our-policy-development/documents/121205-<br />
executive-summary-access_de.pdf. [18.09.2013]<br />
7 <strong>Kunst</strong>- und <strong>Kultur</strong>erziehung an den Schulen in Europa.<br />
Zusammenfassung, hrsg. v. EACEA P9 EURYDICE, Oktober 2009.<br />
http://eacea.ec.europa.eu/education/eurydice/documents/thematic_<br />
reports/113DE.pdf . [18.09.2013]<br />
12 — DIE ÖSTERREICHISCHE VOLKSHOCHSCHULE · 03-2013 · NR. 249