Kunst, Kultur, Erwachsenen- bildung
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Schwerpunkt <strong>Kunst</strong>, <strong>Kultur</strong>, <strong>Erwachsenen</strong><strong>bildung</strong><br />
Wahrnehmung und flexible Verarbeitung von äußeren<br />
Eindrücken gehörten zu den erkennbaren Merkmalen.<br />
(Vgl. Csíkszentmihályi, 2010, S. 80-82).<br />
Kreative Menschen gelten als komplex. Sie vereinen<br />
widersprüchliche Extreme in sich und sind daher nicht<br />
durch individuelle Einheitlichkeit sondern durch individuelle<br />
Vielfalt ausgezeichnet. Das beinhaltet, dass kreative<br />
Menschen spielerisch sein können und gerne mit<br />
Ideen experimentieren. Aber es braucht in der Folge auch<br />
die Fähigkeit, eine gute Idee von einer schlechten zu unterscheiden,<br />
und es braucht harte Arbeit, die Idee in die<br />
Tat umzusetzen. (Vgl. ebd., S. 88).<br />
Für den Intelligenzforscher Howard Gardner (vgl.<br />
2008, S. 146) braucht es Zähigkeit, Selbstvertrauen und<br />
Hingabe an die Arbeit, um ans Ziel zu kommen. Er stellt<br />
fest, dass eine Aus<strong>bildung</strong>szeit von ungefähr zehn Jahren<br />
nötig ist, um eine „Domäne in den Griff ” zu bekommen,<br />
aber dass Meisterschaft nicht mit Schöpferkraft gleichzusetzen<br />
ist. Schöpferische Menschen würden sich, neben<br />
ihrer Meisterschaft, vor allem durch ihre Persönlichkeit<br />
und nicht zuletzt durch ihre Intelligenz auszeichnen. Er<br />
meint weiters, dass schöpferische Menschen sich ihrer<br />
Schwächen und Stärken sehr wohl bewusst seien, aber<br />
nicht kostbare Zeit damit verschwenden würden, dem<br />
nachzujammern, was sie nicht können. (Vgl. Gardner,<br />
2008, S. 150).<br />
Der Intelligenzforscher Guilford (vgl. Fanselow, 2004,<br />
S. 5) merkt dazu an, dass kreative Menschen sowohl divergierend<br />
(Ideen entwickelnd, wechselnde Perspektiven<br />
einnehmend, originell) als auch konvergierend (rational,<br />
lösungsorientiert) denken können.<br />
Große Erwartungen werden an kreative Menschen<br />
gestellt. Sie sollen offen, neugierig, unabhängig, nonkonformistisch,<br />
motiviert, gleichzeitig aber auch fleißig,<br />
zielstrebig, zäh und durchsetzungsfähig sein. Sie sollen<br />
zudem divergent, konvergent und bewertend denken<br />
können. Diese Menschen sollen etwas Neues schaffen, in<br />
ihrer Domäne anerkannt sein, das Feld bedienen, sowohl<br />
originell als auch angepasst sein. Es wird vorausgesetzt,<br />
dass sie sich konzentriert einer Aufgabe widmen können,<br />
die auch eine gewisse Fähigkeit zum Alleinsein braucht;<br />
gleichzeitig erwartet man, dass sie kommunikativ in der<br />
Öffentlichkeit verkehren können.<br />
Frederick Mayer (1990, S. 107) fordert den kreativen<br />
Menschen auf, zuallererst aktiv zu werden, in der Arbeit,<br />
in der Freizeit und auch in der Lebensgestaltung: „Der<br />
schöpferische Mensch ist niemals passiver Zuschauer. Er<br />
wartet nicht auf eine ideale Zeit. Er reagiert nicht in einer<br />
indifferenten Weise. Stattdessen versucht er ständig, seine<br />
Welt und seine Umgebung dynamisch zu gestalten.”<br />
Zielgebiete der Kreativität<br />
„Kreativität ist die Anwendung von schöpferischer<br />
Überlegung und Intuition, um nutzbringend Neues zu<br />
schaffen, worunter man sich auch eine wesentliche Verbesserung<br />
von Bisherigem vorstellen kann. Zielgebiete<br />
der Kreativität können sein: technische, künstlerische,<br />
organisatorische, geistige, wissenschaftliche, soziologische,<br />
ethische und religiöse Zielbereiche.“ (Scheitlin,<br />
1993, S. 23).<br />
Viktor Scheitlin unterscheidet zwischen expressiver und<br />
operationaler Kreativität. Bei expressiver Kreativität, bezogen<br />
auf künstlerische Gestaltung wie in der Malerei,<br />
der Literatur, der Rhetorik, handle es sich um geistig-seelisches<br />
Ausdrucksvermögen. Die operationale Kreativität<br />
beschäftigte sich mit Innovationen (Produkt-, Verfahrens-<br />
und Sozial-Innovationen) in Firmen und „Zweckorganisationen“.<br />
(Vgl. Scheitlin, 1993, S. 23-24).<br />
Kreativität im soziokulturellen Kontext<br />
Für Csíkszentmihályi (vgl. 2010, S. 41) ist Kreativität<br />
eine geistige Aktivität und er führt weiters aus, dass Kreativität<br />
nicht im Kopf des Individuums stattfinde, sondern<br />
dass es einer Interaktion zwischen dem individuellen<br />
Denken und einem soziokulturellen Kontext bedürfe.<br />
Eine Komponente dieses soziokulturellen Systems ist<br />
die „Domäne“, z. B. die Malerei. Die Domänen sind in der<br />
<strong>Kultur</strong> verankert, in dem symbolischen Wissen, das von<br />
der gesamten Menschheit und von einer bestimmten Gesellschaft<br />
geteilt wird.<br />
Eine weitere Komponente ist das „Feld“, das sind prinzipiell<br />
alle Menschen, die zu der Domäne Zugang haben.<br />
Wichtiger Teil dieses Systems sind die „Experten“, die<br />
entscheiden, wer Erfolg hat oder nicht. Das Individuum,<br />
das mit den Symbolen der Domänen arbeitet, eine neue<br />
Idee hat oder ein neues Muster entwickelt, hat die Chance,<br />
vom „Feld“ ausgewählt und in die entsprechende Domäne<br />
aufgenommen zu werden. (Vgl. Csíkszentmihályi,<br />
2010, S. 47).<br />
Dafür gilt die Voraussetzung, etwas „wahrhaft Neues“<br />
zu schaffen, das als so wertvoll gilt, dass es der <strong>Kultur</strong> hinzu<br />
gefügt wird, nötig. (Vgl. ebd., S. 43).<br />
Zusammenfassend definiert Csíkszentmihályi: „So<br />
gesehen entsteht Kreativität aus der Interaktion dreier<br />
Elemente, die gemeinsam ein System bilden: einer <strong>Kultur</strong>,<br />
die symbolische Regeln umfaßt, einer Einzelperson,<br />
die etwas Neues in diese symbolische Domäne einbringt<br />
und einem Feld von Experten, die diese Innovation anerkennen<br />
und bestätigen.” (Ebd., S. 17).<br />
Bedingungen der Kreativität<br />
Rainer M. Holm-Hadulla (vgl. 2010, S. 33) untersucht<br />
vor allem die Bedingungen, wie kreative Persönlichkeiten<br />
entstehen können, was die Kreativität unterstützt und<br />
was sie hemmt. Motivationale Faktoren wie Neugier, Interesse<br />
und Ehrgeiz sind stark von Umweltbedingungen<br />
abhängig. Faktoren wie Unabhängigkeit, Nonkonformismus,<br />
weit gespannte Interessen, Offenheit für neue<br />
Erfahrungen und Risikobereitschaft sind Faktoren, die<br />
gezielt gefördert und unterstützt werden können.<br />
Hartmut von Hentig teilt diese Ansicht nicht (vgl.<br />
Hentig, 2000, S. 72) und führt aus, dass kreative Menschen<br />
nicht gefördert und hergestellt werden können,<br />
sondern dass man nur deren „Verhinderung“ vermeiden<br />
muss. Er ist der Meinung, dass sich Kreativität nicht verordnen<br />
und auch nicht wissenschaftlich verpacken lässt<br />
(vgl. ebd., S. 55- 57).<br />
Gute Beobachtungsgabe, Feilen an der Arbeitstechnik<br />
und geduldiges Ausprobieren von Varianten treiben die<br />
Geschicklichkeit voran. Die Geschicklichkeit des <strong>Kunst</strong>-<br />
20 — DIE ÖSTERREICHISCHE VOLKSHOCHSCHULE · 03-2013 · NR. 249