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Konsumräume

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1. Definitionen, Zielvorstellungen, Rahmenbedingungen<br />

Unter „<strong>Konsumräume</strong>n“ (synonym mit „Druckraum“, „Fixerstube“, „Gassenzimmer“,<br />

„Gesundheitsraum“) versteht man Lokalitäten, in denen mitgebrachte Drogen unter<br />

Einhaltung bestimmter Regeln unter hygienischen Bedingungen eingenommen werden<br />

können. Als Zielgruppe von <strong>Konsumräume</strong>n sind grundsätzlich alle Drogengebraucher<br />

illegalisierter Drogen zu verstehen, die Mehrzahl der Nutzer sind jedoch gesundheitlich und<br />

sozial zumeist verelendete, ältere Drogenkonsumenten. Anonymität der Nutzung von<br />

<strong>Konsumräume</strong>n ist eine Voraussetzung für ihre Akzeptanz.<br />

Bislang stehen derartige Räumlichkeiten überwiegend jenen Konsumenten psychoaktiver<br />

Substanzen zur Verfügung, die intravenösen Gebrauch betreiben. Bestimmte Veränderungen<br />

in den Konsummustern in den offenen Drogenszenen führen dazu, dass dieses Konzept neu<br />

überdacht wird und zum Beispiel in Frankfurt Experimente mit <strong>Konsumräume</strong>n für Crack-<br />

Gebraucher geplant sind und in der Schweiz bereits <strong>Konsumräume</strong> für injizierende und<br />

inhalierende Gebraucher geöffnet wurden. In den Niederlanden, in denen schon lange Zeit ein<br />

großes Segment der Heroinkonsumenten inhalierenden Gebrauch übt, bestehen Angebote für<br />

geschützten Konsum verschiedener Einnahmemodalitäten quasi routinemäßig in vielen<br />

<strong>Konsumräume</strong>n.<br />

1.1. Zielvorstellungen<br />

Aufgrund der vorliegenden Erfahrungen und der Ergebnisse von Evaluationen bestimmter<br />

Einrichtungen wurden Zielvorstellungen entwickelt. In der Evaluation der Züricher<br />

Gassenzimmer (RONCO et al. 1996) etwa beschrieben die Autoren knapp, was in diesen<br />

Einrichtungen zu beobachten war und was deshalb für die Zukunft zu erwarten ist:<br />

„Die Angebote der Einrichtung wurden umfassend genutzt. Es (entstand) keine Sogwirkung<br />

auf weiter entfernt liegende Gebiete. Als Folge der intensiven Nutzung dieser Strukturen<br />

durch die Drogenabhängigen dieser Region ist eine Verlagerung der Drogenszene von der<br />

Gasse weg in die Gassenzimmer erfolgt. Generell zeigt sich bei den BenutzerInnen eine<br />

Stabilisierung oder sogar Verbesserung ihres allgemeinen Gesundheitszustandes. Eine<br />

bedeutende Funktion hatten die Gassenzimmer auch in der Verbesserung der sozialen<br />

Einbindung der Drogenabhängigen (...). Die EvaluatorInnen kamen zum Schluss, dass nicht<br />

nur die Notwendigkeit für eine kontinuierliche Aufrechterhaltung der Einrichtungen besteht,<br />

sondern zusätzliche Aufwertungen für eine Verbesserung des psychosozialen Angebotes<br />

gerechtfertigt seien.“<br />

Für das Betreiben von <strong>Konsumräume</strong>n gelten heute folgende Zielvorstellungen:<br />

• Sozialmedizinische, die mittels Risikominimierung bei Konsum illegalisierter Drogen<br />

die Gesundheit der Abhängigen und in seuchenhygienischem Sinn der Allgemeinheit<br />

fördern wollen. Man denkt, dass das Angebot der Sucht unter hygienischen<br />

Bedingungen nachgehen zu können, ein geeignetes Mittel ist, die Inzidenz von<br />

Infektionskrankheiten und tödliche Zwischenfälle zu reduzieren.<br />

• Sicherheitspolitische: Der öffentliche gesellschaftliche Raum soll vom<br />

Konsumgeschehen und seinen Problemen entlastet werden.<br />

• Therapeutische: Der harte Kern der Heroinkonsumenten soll erreicht und in die Nähe<br />

weiterführender Betreuungseinrichtungen herangeführt werden. Die <strong>Konsumräume</strong><br />

erfüllen mit ihren niedrigstschwelligen und akzeptanzorientierten<br />

Kontaktmöglichkeiten eine Brückenfunktion in weiterführende Angebote<br />

gesundheitlicher und psychosozialer Unterstützung. Sie sollten daher organisatorisch<br />

eingebettet sein in ein soziales und medizinisch orientiertes Hilfesystem in der<br />

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