Rekonstruktion und Simulation der Ausbreitung ... - OPUS Würzburg
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Kapitel 5 – Diskussion <strong>und</strong> Zusammenfassung<br />
5.5 Zusammenfassung<br />
Die elektrophysiologischen Vorgänge während <strong>der</strong> Depolarisation <strong>und</strong> Repolarisation<br />
des Myokards können mittels <strong>der</strong> Signale des 12-Kanal EKGs selbst bei Vorliegen<br />
großen Expertenwissens nur unzureichend beobachtet bzw. interpretiert werden. Gr<strong>und</strong><br />
hierfür sind vor allen Dingen Inhomogenitäten in <strong>der</strong> kardialen <strong>und</strong> thorakalen<br />
elektrischen Leitfähigkeit sowie die starke Signalabschwächung in den durchlaufenen<br />
Geweben. Intrakardiale Verfahren <strong>der</strong> Signalableitung sind ein Ansatz zu Lösung dieses<br />
Problems; sie sind jedoch aufwändig <strong>und</strong> risikobehaftet.<br />
In dem in dieser Arbeit eingesetzten Verfahren hingegen konnte, durch<br />
patientenindividuelle Modellierung <strong>der</strong> Herz- <strong>und</strong> Thoraxanatomie sowie <strong>der</strong><br />
Leitfähigkeitsverhältnisse, mittels numerischer Verfahren aus einer Vielzahl von<br />
Oberflächen-EKG Ableitungen auf die elektrophysiologischen Vorgänge im Myokard<br />
in ihrem zeitlichen <strong>und</strong> örtlichen Verlauf geschlossen werden (Inverses Problem <strong>der</strong><br />
Elektrokardiographie). Es konnten bei ges<strong>und</strong>en Probanden sowie bei Patienten mit<br />
verschiedenen kardialen Pathologien zeitlich <strong>und</strong> örtlich hochaufgelöste<br />
<strong>Rekonstruktion</strong>en von epikardialen- <strong>und</strong> Transmembranpotentialverteilungen<br />
angefertigt werden. Es zeigte sich, dass insbeson<strong>der</strong>e im Bereich großer Infarktnarben<br />
<strong>der</strong> Herzvor<strong>der</strong>- sowie <strong>der</strong> Herzhinterwand elektrophysiologische Auffälligkeiten<br />
nachweisbar waren. So zeigten sich während <strong>der</strong> Depolarisationsphase Myokardareale<br />
mit einer vermin<strong>der</strong>ten Aktivität <strong>und</strong> Polarisationsumkehr, Bezirke mit verzögerter<br />
Depolarisationsaktivität sowie Areale mit atypisch verlaufen<strong>der</strong><br />
Repolarisationsaktivität.<br />
Anhand <strong>der</strong> vorliegenden Ergebnisse konnte gezeigt werden, dass eine <strong>Rekonstruktion</strong><br />
<strong>der</strong> physiologischen Abläufe im Myokard während <strong>der</strong> Depolarisation <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />
Repolarisation mit dem hierzu implementierten Verfahren möglich ist. Anhand von<br />
elektroanatomischen Modellen konnten darüber hinaus die physiologische sowie die<br />
pathologisch verän<strong>der</strong>te Erregungsausbreitung im Myokard simuliert werden. Durch<br />
Verbesserung <strong>der</strong> <strong>Rekonstruktion</strong>salgorithmen, <strong>der</strong> Methoden <strong>der</strong> Signalverarbeitung<br />
<strong>und</strong> <strong>der</strong> Regularisierung <strong>der</strong> Lösungsverfahren ist zukünftig eine weitere Verbesserung<br />
<strong>der</strong> <strong>Rekonstruktion</strong>sergebnisse zu erwarten. Vor dem klinischen Einsatz <strong>der</strong> Methode<br />
muss eine eingehende Validation erfolgen.<br />
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