Vorlesungsskript Qualitätsmanagement Qualität im ...
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Vorlesung<br />
<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> -<br />
<strong>Qualität</strong> <strong>im</strong> Produktlebenszyklus<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Zäh<br />
Lehrstuhl für Werkzeugmaschinen und<br />
Fertigungstechnik<br />
Prof. Dr.-Ing. U. Lindemann<br />
Lehrstuhl für Produktentwicklung<br />
Prof. Dr. rer. nat. T. Lüth<br />
Lehrstuhl für Mikrotechnik und<br />
Medizingerätetechnik<br />
WS 2006/2007<br />
incl. Übungsskript
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />
<strong>Qualität</strong> <strong>im</strong> Produktlebenszyklus<br />
1. Vorlesung: Donnerstag, 15:15 – 16:45, HS 1801<br />
Datum Kapitel Referent<br />
19.10.06 1+2 Einleitung / Unternehmensstrategie<br />
<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />
Prof. Zäh<br />
26.10.06 3 Produktplanung Prof. Lindemann<br />
02.11.06<br />
09.11.06<br />
4 Produktentwicklung und –konstruktion Prof. Lindemann<br />
16.11.06 5 Produktion, Teil 1 Dr. Irlinger<br />
23.11.06 5 Produktion, Teil 2 Prof. Zäh<br />
30.11.06 Dies Academicus (Keine Vorlesung)<br />
07.12.06 5 Produktion, Teil 3 Prof. Zäh<br />
14.12.06 6 Betreuung nach der Produkterstellung Prof. Zäh<br />
21.12.06 7 Das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system Prof. Zäh<br />
11.01.07 8 Arbeitswissenschaftliche Aspekte<br />
Prof. Zäh<br />
9 Wirtschaftliche Aspekte<br />
18.01.07 10 Rechtliche Aspekte Dr. Scharpf<br />
25.01.07 Exkursion und Industrievortrag Hr. Steidl<br />
2. Übung: Mittwoch, 15:00-17:00, HS 2250 (Seminarraum iwb)<br />
Aufgrund der zu erwartenden Gruppengröße wird die Übung in zwei Gruppen (A+B) geteilt.<br />
Datum Thema<br />
15.11.06 (A) Konstruktions-FMEA Felgen/ Hornfeck<br />
22.11.06 (B)<br />
06.12.06 (A) Prüfplanung Kraus/ Hornfeck<br />
13.12.06 (B)<br />
10.01.07 (A) QM-Methoden Hornfeck<br />
17.01.07 (B)<br />
3. Exkursion und Industrievortrage:<br />
Datum Thema Referent<br />
<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> in einem<br />
Industrieunternehmen -<br />
Prozessmanagement<br />
Passelat/ Steidl<br />
Fa. OCÉ<br />
4. Prüfung: voraussichtlich Donnerstag, 01.02.07, 15:00-17:15<br />
Ort wird kurzfristig bekannt gegeben<br />
Prüfungsvorbesprechung: Mittwoch, 24.01.07, 15.15 - 16.00, HS 2250<br />
Ansprechpartner: Dipl.-Ing. Tobias Hornfeck<br />
Tel.: 089/289-15479 Fax.: 089/289-15555<br />
e-mail: tobias.hornfeck@iwb.tum.de<br />
Änderungen kurzfristig möglich, bitte aktuelle Auhänge beachten!
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Vorwort<br />
I <strong>Qualität</strong> <strong>im</strong> Produktlebenszyklus<br />
Die Bedingungen, unter denen Produktionsunternehmen am Markt erfolgreich sein können,<br />
haben sich gerade in den letzten Jahren entscheidend verändert. Aufgrund der allgemeinen<br />
Markt- und Innovationsdynamik und der zunehmenden Sättigung der Märkte reichen traditionelle<br />
Vorgehensweisen, wie die Übernahme der Kostenführerschaft, nicht mehr aus, um sich<br />
gegenüber Wettbewerbern zu behaupten.<br />
Vor diesem Hintergrund ist die <strong>Qualität</strong> zu einem best<strong>im</strong>menden Wettbewerbsfaktor geworden.<br />
Produktionsunternehmen, die mit einem innovativen, qualitativ hochwertigen Produkt<br />
früher auf den Markt kommen als ihre Wettbewerber, haben die Chance, Marktanteile zu<br />
gewinnen. Der <strong>Qualität</strong>svorteil lässt sich außerdem in einen Kostenvorteil umsetzen, da<br />
durch Fehlervermeidung <strong>im</strong> Produktentstehungsprozess die Produktivität des Unternehmens<br />
gesteigert werden kann.<br />
<strong>Qualität</strong> und <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> <strong>im</strong> Produktlebenszyklus ist daher zu einer ganzheitlichen<br />
Aufgabe geworden, die weit über die klassische Sichtweise der <strong>Qualität</strong> als Produktqualität<br />
hinausgeht. <strong>Qualität</strong> muss als Arbeits- bzw. Ergebnisqualität jeder Tätigkeit <strong>im</strong> Unternehmen<br />
verstanden werden. Jeder Mitarbeiter ist selbst für die <strong>Qualität</strong> seines Handelns und seiner<br />
Arbeitsergebnisse verantwortlich. Aufgabe des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s ist es, qualitätsbewusstes<br />
Handeln als integralen Bestandteil aller Unternehmensfunktionen vom Pförtner bis<br />
zur Unternehmensleitung, vom Marketing bis zum Versand zu etablieren.<br />
Ziel der Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> ist es, ein zukunftsorientiertes Verständnis für qualitätsorientiertes<br />
Denken und Handeln in allen Bereichen eines Unternehmens zu vermitteln.<br />
<strong>Qualität</strong> muss als Erfüllung sowohl der externen als auch der internen Kundenwünsche verstanden<br />
werden. <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>aufgaben und <strong>Qualität</strong>ssicherungsmethoden in einem<br />
Produktionsunternehmen werden anhand der Phasen des Produktlebenszyklus erläutert.<br />
Ausgehend von der Ermittlung der Kundenwünsche über die Umsetzung dieser Wünsche <strong>im</strong><br />
Unternehmen bis hin zur Entsorgung der Produkte nach der Nutzung durch den Kunden<br />
werden ausgewählte Methoden der <strong>Qualität</strong>ssicherung (z.B. Quality Function Deployment<br />
QFD, Fehlermöglichkeits- und Einflussanalyse FMEA, Statistical Process Control SPC, Maschinen-<br />
und Prozessfähigkeitsuntersuchungen MFU/PFU, etc.) vorgestellt. In den begleitenden<br />
Übungen sowie durch externe Vortragende soll der Stoff anhand von Beispielen aus<br />
der Praxis abgerundet werden.<br />
II Zusatzvorwort zur 8. Auflage<br />
„Kontinuierliche Verbesserung“ und „Kundenorientierung“ sind Maßstäbe, welche wir auch<br />
auf unsere eigenen Lehrveranstaltungen anwenden. Immer wieder aktualisieren wir daher<br />
Inhalt und Präsentationsform dieser Vorlesung. Dennoch: "Nobody is perfect" - wir freuen<br />
uns deshalb jederzeit über Ergänzungs- und Verbesserungsvorschläge.<br />
Mittlerweile sind die Inhalte dieser Vorlesung unter dem Titel „<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> - Ein<br />
Kurs für Studium und Praxis“ <strong>im</strong> Springer-Verlag Berlin als Buch erschienen (ISBN 3-540-<br />
61078-2). Dieses Buch soll vorzugsweise interessierte Studenten der Ingenieurswissenschaften,<br />
der Betriebswissenschaften sowie der Naturwissenschaften ansprechen und gleichermaßen<br />
eine wichtige Unterlage für die Praktiker in unseren Wirtschaftsunternehmen<br />
sein.
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Vorwort<br />
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />
Der erste Teil der Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> behandelt die strategische Ausrichtung<br />
von Unternehmen nach einem umfassenden <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>. Der zweite Teil der Vorlesung<br />
beschäftigt sich mit der Integration der <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>aufgaben in die Phasen<br />
des Produktlebenszyklus:<br />
• Produktplanung,<br />
• Produktentwicklung und -konstruktion,<br />
• Produktionsvorbereitung,<br />
• Produktion und<br />
• Betreuung nach Produkterstellung<br />
Anhand eines Produktbeispiels werden Aufgaben und Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />
in den einzelnen Phasen vorgestellt. Der dritte Teil der Vorlesung beschreibt den Aufbau<br />
eines unternehmensweiten <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems. Abschließend werden arbeitswissenschaftliche,<br />
wirtschaftliche und rechtliche Aspekte des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s erörtert.<br />
Garching, Oktober 2004<br />
J. Heinzl U. Lindemann G. Reinhart M. Zäh
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Vorwort<br />
III Grundlegende Literatur zur Vorlesung<br />
− <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> - Methoden und Werkzeuge zur Planung und Sicherung der<br />
<strong>Qualität</strong> (nach DIN ISO 9000 ff); (Hrsg.) Ralph Leist, Anna Scharnagl; WEKA-Verlag;<br />
Augsburg; 1984.<br />
− Die Hohe Schule des Total Quality Management; (Hrsg.) Gerd F. Kamiske; Springer<br />
Verlag; Berlin Heidelberg New York; 1994.<br />
− Handbuch der <strong>Qualität</strong>splanung; Josef M. Juran; mi Verlag; Landsberg; 1989.<br />
− <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>; Tilo Pfeifer; Hanser Verlag; München Wien; 1993.<br />
− Handbuch <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>; (Hrsg.) Walter Masing; Hanser Verlag; München<br />
Wien; 1994.<br />
− Statistische Methoden der <strong>Qualität</strong>ssicherung; Hans-Joach<strong>im</strong> Mittag, Horst Rinne;<br />
Hanser Verlag; München Wien; 1989.<br />
− Statistik - Eine Einführung in die Wahrscheinlichkeitsrechnung, <strong>Qualität</strong>skontrolle<br />
und Zuverlässigkeit für Techniker und Ingenieure; Dieter Franz; Hüthig Buch Verlag;<br />
Heidelberg; 1991.<br />
− <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> <strong>im</strong> Unternehmen; (Hrsg.) W. Hansen, H.H. Jansen, Gerd F. Kamiske;<br />
Springer Verlag; Berlin Heidelberg New York; 1994.<br />
− Integrationspfad <strong>Qualität</strong>; E. Westkämper; Springer Verlag; Berlin Heidelberg New York;<br />
1991.<br />
− <strong>Qualität</strong>sverbesserung <strong>im</strong> Produktionsprozeß; G. Mohr; Würzburg: Vogel; 1991.<br />
− Unterlagen zum <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>-Seminarblock: QM-Systeme, Werkzeuge und<br />
statistische Methoden des QM, Q-Informationen und Q-Kosten; (Hrsg.)<br />
Deutsche Gesellschaft für <strong>Qualität</strong> e.V. - DGQ; Frankfurt; 1994.
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Inhaltsverzeichnis<br />
1 Einführung 1-1<br />
1.1 <strong>Qualität</strong> <strong>im</strong> Wandel der Zeit 1-1<br />
1.2 Der <strong>Qualität</strong>sbegriff 1-4<br />
1.3 <strong>Qualität</strong> <strong>im</strong> Unternehmen 1-6<br />
1.4 Überblick über die Vorlesung 1-10<br />
2 Unternehmensstrategie <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> 2-1<br />
2.1 Der Begriff "<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>" 2-1<br />
2.2 Von der Kontrolle zum Management der <strong>Qualität</strong> 2-3<br />
2.3 Strategieelemente des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s 2-4<br />
2.4 Konzept des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s 2-10<br />
2.5 Total Quality Management 2-16<br />
3 Produktplanung 3-1<br />
3.1 Produktplanung unter <strong>Qualität</strong>saspekten 3-1<br />
3.1.1 <strong>Qualität</strong>splanung 3-1<br />
3.1.2 Randbedingungen für die Anforderungsliste 3-8<br />
3.2 Ermittlung der Produktanforderungen 3-9<br />
3.2.1 Arten von Anforderungen 3-9<br />
3.2.2 Einteilung der Kundenanforderungen 3-10<br />
3.2.3 Datenbeschaffung 3-12<br />
3.3 Umsetzung der Produktanforderungen mit Quality Function Deployment 3-13<br />
3.3.1 QFD – Ziele und prinzipielles Vorgehen 3-13<br />
3.3.2 Das House of Quality (HoQ) als Ausgangsbasis 3-15<br />
3.3.3 Weiteres Vorgehen be<strong>im</strong> QFD 3-23<br />
3.3.4 Ergebnisse und Probleme 3-26<br />
4 Produktentwicklung und -konstruktion (Produktdesign) 4-1<br />
4.1 <strong>Qualität</strong>ssicherung in Entwicklung und Konstruktion 4-2<br />
4.2 <strong>Qualität</strong>sverbesserung mit Checklisten 4-4<br />
4.2.1 Konstruktionsfreigabe (Design Review) 4-4<br />
4.2.2 Sonstige Anwendungsmöglichkeiten von Checklisten 4-6<br />
4.3.2 Fehlerbaumanalyse FBA (Fault Tree Analysis FTA) 4-8<br />
4.3 <strong>Qualität</strong>sverbesserung durch strukturierte Analyse potentieller Fehler 4-11<br />
4.3.1 Fehler-Möglichkeits- und Einfluß-Analyse FMEA 4-11<br />
4.4 <strong>Qualität</strong>sverbesserung durch S<strong>im</strong>ulation 4-22<br />
4.4.1 Rechners<strong>im</strong>ulation 4-22
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Inhaltsverzeichnis<br />
4.4.2 Versuche zur Eigenschaftsfrüherkennung 4-24<br />
5 Produktion 5-1<br />
5.1 <strong>Qualität</strong>ssichernde Maßnahmen in der Produktion 5-1<br />
5.2 <strong>Qualität</strong>sgerechte Produktionsplanung 5-2<br />
5.3 <strong>Qualität</strong>slenkung in der Produktion 5-4<br />
5.4 Grundlagen der <strong>Qualität</strong>sprüfung 5-5<br />
5.4.1 Prüfplanung 5-7<br />
5.4.2 Prüfdatenerfassung 5-11<br />
5.4.3 Datenauswertung 5-32<br />
5.5 Produktionsbegleitende <strong>Qualität</strong>ssicherungsmaßnahmen 5-33<br />
5.5.1 Prozessorientierte Maßnahmen 5-33<br />
5.5.2 Betriebsmittelorientierte Maßnahmen 5-53<br />
5.5.3 Maßnahmen in der Beschaffung 5-59<br />
6 Betreuung nach der Produkterstellung 6-1<br />
6.1 Aufgaben nach der Produkterstellung 6-1<br />
6.2 Inbetriebnahme 6-2<br />
6.3 <strong>Qualität</strong> <strong>im</strong> Produkteinsatz 6-3<br />
6.3.1 Kundenbetreuung 6-3<br />
6.3.2 Ermittlung des Einsatzverhaltens 6-4<br />
6.3.3 Weibullanalyse 6-8<br />
6.3.4 Isochronendiagramm 6-10<br />
6.4 Umweltverträglichkeit 6-11<br />
6.4.1 Recylingfähigkeit 6-11<br />
6.4.2 Demontagefähigkeit 6-12<br />
7 Das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system 7-1<br />
7.1 Bedeutung des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems 7-1<br />
7.2 <strong>Qualität</strong>srelevante Normen und Regelwerke 7-3<br />
7.3 Struktur des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems 7-4<br />
7.4 Methoden und Werkzeuge des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems 7-12<br />
7.5 Einführung des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems 7-17<br />
7.6 Zertifizierung 7-21<br />
7.7 Konformität mit dem Europäischen Gemeinschaftsrecht 7-25<br />
7. 8 Internationale <strong>Qualität</strong>sauszeichnungen 7-27<br />
8 Arbeitswissenschaftliche Aspekte 8-1
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Inhaltsverzeichnis<br />
8.1 Ziele und Inhalte der Arbeitswissenschaft und des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s 8-1<br />
8.2 Der Mensch <strong>im</strong> Unternehmen 8-3<br />
8.2.1 Schwachstelle der herkömmlichen <strong>Qualität</strong>sverbesserung 8-3<br />
8.2.2 Einflußgrößen menschlicher Leistungsfähigkeit 8-4<br />
8.2.3 Gestaltung des Arbeitsplatzes 8-5<br />
8.2.4 Motivation der Mitarbeiter 8-7<br />
8.2.5 Qualifizierung 8-12<br />
8.3 Organisations- und Führungsstrukturen 8-16<br />
8.3.1 Ziele bei der Organisationsgestaltung 8-17<br />
8.3.2 Prozeßorientierung der Organisationsstruktur 8-17<br />
8.3.3 <strong>Qualität</strong>sgruppen 8-18<br />
9 Wirtschaftliche Aspekte 9-1<br />
9.1 Bedeutung der <strong>Qualität</strong>skosten für Unternehmen 9-1<br />
9.2 <strong>Qualität</strong>skostenrechnung 9-2<br />
9.3 <strong>Qualität</strong>skostenmanagement <strong>im</strong> Unternehmen 9-5<br />
10 Rechtliche Aspekte 10-1<br />
10.1 Bedeutung gesetzlicher Vorschriften für Unternehmensprozesse 10-1<br />
10.2 Haftungsregelungen 10-3<br />
10.2.1 Haftungsgrundlagen 10-3<br />
10.2.2 Gewährleistung 10-4<br />
10.2.3 Produkthaftung 10-6<br />
10.3 Wege zur Minderung des Produktrisikos 10-8<br />
10.4 <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> nach rechtlichen Anforderungen 10-9<br />
11 Literatur 11-1<br />
11.1. Begleitende Literatur zur Vorlesung 11-1<br />
11.2. Literatur zu den einzelnen Kapiteln 11-1<br />
12 Glossar 12-1<br />
Übungen zur Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />
Ü1 Konstruktions FMEA Ü1-1<br />
Ü2 Prüfplanung in der Beschaffung Ü2-1
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Inhaltsverzeichnis<br />
Statistische Prozessregelung Ü2-10<br />
Ü3 Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s Ü3-1
<strong>Vorlesungsskript</strong><br />
<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />
<strong>Qualität</strong> <strong>im</strong> Produktlebenszyklus<br />
1 Einführung 1-1<br />
1.1 <strong>Qualität</strong> <strong>im</strong> Wandel der Zeit 1-1<br />
1.2 Der <strong>Qualität</strong>sbegriff 1-4<br />
1.3 <strong>Qualität</strong> <strong>im</strong> Unternehmen 1-6<br />
1.4 Überblick über die Vorlesung 1-9<br />
1-1
Vrolesung <strong>Qualität</strong>smanagment Einführung<br />
Was ist <strong>Qualität</strong>?<br />
© iw b 2005<br />
Was meinen<br />
Sie dazu?<br />
1 Einführung<br />
Gebt mir<br />
anständige<br />
Unterlagen, alles<br />
andere machen wir<br />
Fertigung<br />
Aufgabe der<br />
Fertigung und<br />
der QS<br />
Entwicklung<br />
... was<br />
Geld kostet!<br />
1-2<br />
... unsere<br />
gemeinsame<br />
Aufgabe<br />
Kaufm. Aufgaben<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
... Preis-<br />
Leistungs-<br />
Verhältnis<br />
<strong>Qualität</strong>swesen<br />
Vertrieb<br />
... mein<br />
sicherer<br />
Arbeitsplatz<br />
1.1 <strong>Qualität</strong> <strong>im</strong> Wandel der Zeit<br />
Beschäftigt man sich mit der Frage: "Was ist <strong>Qualität</strong>?" stellt man sehr schnell fest, dass der<br />
Begriff "<strong>Qualität</strong>" mit den unterschiedlichsten Bedeutungen belegt ist.<br />
In Unternehmen herrschen die unterschiedlichsten Meinungen über die Bedeutung des Begriffs,<br />
die Verantwortung des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s und die Vorgehensweise bei der Erzeugung<br />
qualitativ hochwertiger Produkte vor.
Vrolesung <strong>Qualität</strong>smanagment Einführung<br />
<strong>Qualität</strong> als Wettbewerbsfaktor<br />
© iw b 2005<br />
Wettbewerbsfaktoren und ihre Gewichtung<br />
Lieferservice 15%<br />
Kundenbetreuung<br />
15%<br />
Sort<strong>im</strong>entsbreite 5%<br />
Ertrag 15%<br />
1-3<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Produktqualität 30%<br />
Marketing / Werbung 20%<br />
Einer Umfrage nach ist <strong>Qualität</strong> derzeit der wichtigste Wettbewerbsfaktor für Unternehmen.<br />
Betrachtet man die ihrer Gewichtung nach nächsten Wettbewerbsfaktoren "Marketing / Werbung",<br />
"Lieferservice" und "Kundenbetreuung", so betreffen 80% der Nennungen das Verhältnis<br />
des Unternehmens zu seinen Kunden. Hiermit wird deutlich, dass <strong>Qualität</strong> in erster<br />
Linie die bestmögliche Erfüllung der Kundenwünsche ist.
Vrolesung <strong>Qualität</strong>smanagment Einführung<br />
Gründe für steigende<br />
<strong>Qualität</strong>sanforderungen<br />
© iw b 2005<br />
Steigende<br />
Kundenerwartung<br />
Mehr Funktionen<br />
Steigende Komplexität<br />
Höhere Leistung<br />
Besserer Service<br />
Mehr Sicherheit<br />
Höhere Lebensdauer<br />
Geringerer Preis<br />
Gesetzliche Auflagen<br />
Sicherheitsvorschriften<br />
Umweltschutzverordnungen<br />
Produkthaftungsgesetz<br />
Normen / Richtlinien<br />
Systeme<br />
Produkte<br />
Prozesse<br />
Verschärfter<br />
Wettbewerb<br />
Globalisierung<br />
Hochtechnologie<br />
Preiskämpfe<br />
Kürzere Innovationszyklen<br />
1-4<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Wichtige<br />
Unternehmensziele<br />
Fortschrittliche Produkte<br />
Neue Märkte<br />
Hohe Marktakzeptanz<br />
Sekundärkostensenkung<br />
Risikobegrenzung<br />
Firmen<strong>im</strong>age<br />
<strong>Qualität</strong> <strong>im</strong> technischen Sinne ist kein absoluter Begriff, wie dies meist durch die Werbung<br />
suggeriert wird. Ein hohes Maß an <strong>Qualität</strong> liegt dann vor, wenn die Anforderungen an das<br />
Produkt oder die Dienstleistungen bestmöglich erfüllt werden. Das Gütezeichen "Made in<br />
Germany" ist ein Kennzeichen dafür, dass die Anforderungen an Produkte und Dienstleistungen<br />
in Deutschland stets erfüllt wurden. Bei sich ändernden <strong>Qualität</strong>sanforderungen muss<br />
man sich also die Frage stellen, ob dies auch weiterhin der Fall ist bzw. welche zusätzlichen<br />
Anstrengungen hierfür unternommen werden müssen.<br />
Es gibt verschiedene Gründe für steigende <strong>Qualität</strong>sanforderungen - die wichtigsten sind<br />
dem obigen Bild zu entnehmen.
Vrolesung <strong>Qualität</strong>smanagment Einführung<br />
Der <strong>Qualität</strong>sbegriff nach ISO 8402<br />
© iw b 2005<br />
Gebrauchstauglichkeit<br />
Funktionstüchtigkeit oder Leistung<br />
Ausstattung<br />
Zuverlässigkeit<br />
Anforderungserfüllung<br />
Haltbarkeit<br />
...<br />
<strong>Qualität</strong>sbegriff<br />
1-5<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
"Die Gesamtheit von Eigenschaften und Merkmalen eines Produktes<br />
oder einer Dienstleistung, die sich auf deren Eignung zur Erfüllung<br />
gegebener Erfordernisse beziehen."(ISO 8402)<br />
<strong>Qualität</strong>smerkmale<br />
Servicefreundlichkeit<br />
Umweltfreundlichkeit<br />
Sicherheit<br />
Güte<br />
Design<br />
subjektive <strong>Qualität</strong><br />
...<br />
1.2 Der <strong>Qualität</strong>sbegriff<br />
<strong>Qualität</strong> ist ein Begriff mit vielen unterschiedlichen Inhalten. In der Umgangssprache z.B.<br />
steht <strong>Qualität</strong> häufig für Vortrefflichkeit <strong>im</strong> Sinne einer besonderen <strong>Qualität</strong> eines Produktes.<br />
In der Fachliteratur gibt es verschiedene, zum Teil unterschiedliche Definitionen des Begriffs<br />
<strong>Qualität</strong> (DIN 55350, ISO 8402, Deutsche Gesellschaft für <strong>Qualität</strong> (DGQ)).<br />
DIN 55350 definiert <strong>Qualität</strong> als die Beschaffenheit (Gesamtheit aller Merkmale und Merkmalswerte)<br />
einer Einheit (materieller oder <strong>im</strong>materieller Gegenstand der Betrachtung) bezüglich<br />
ihrer Eignung, festgelegte Erfordernisse zu erfüllen.<br />
ISO 8402 definiert <strong>Qualität</strong> als die Gesamtheit von Eigenschaften und Merkmalen eines Produktes<br />
oder einer Dienstleistung, die sich auf deren Eignung zur Erfüllung festgelegter oder<br />
vorausgesetzter Erfordernisse beziehen.<br />
• Problem: <strong>Qualität</strong> wird als Begriff unterschiedlich aufgefasst.<br />
Aufbauend auf den formalen <strong>Qualität</strong>sdefinitionen der Normen (DIN 55350, ISO 8402) gibt<br />
es verschiedene <strong>Qualität</strong>sphilosophien, die visionäre Gedanken zum Thema <strong>Qualität</strong> und<br />
<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> formulieren. Visionen und Philosophien sind notwendig, um die formalen<br />
Definitionen zum "Leben" zu erwecken. Nur so lassen sich deutlich spürbare Sprünge<br />
<strong>im</strong> <strong>Qualität</strong>sniveau eines Unternehmens erzielen.<br />
Armand V. Feigenbaum hat schon 1961 auf die umfassende, ganzheitliche Bedeutung des<br />
Themas <strong>Qualität</strong> aufmerksam gemacht. Er forderte, dass für <strong>Qualität</strong> jedermann in einem<br />
Unternehmen verantwortlich ist (Feigenbaum, 1990).
Vrolesung <strong>Qualität</strong>smanagment Einführung<br />
Josef M. Juran brachte seine Sicht zum Thema <strong>Qualität</strong> 1974 auf einen kurzen Nenner: <strong>Qualität</strong><br />
ist "fitness for use" (Juran, 1993).<br />
Phillip B. Crosby und K. Ishikawa brachten die Gedanken der Fehlerprävention, der Null-<br />
Fehler-Strategie, des kontinuierlichen Verbesserungsprozesses und der Einbeziehung der<br />
Menschen in den Verbesserungsprozess in die Diskussion ein (Crosby, 1990).<br />
1-6
Vrolesung <strong>Qualität</strong>smanagment Einführung<br />
Wirkungsfelder der <strong>Qualität</strong><br />
© iw b 2005<br />
Preis, Kosten<br />
Betreuung,<br />
Information<br />
Produktqualität<br />
Kunde<br />
Umfeldqualität<br />
1-7<br />
Leistung,<br />
Zuverlässigkeit<br />
Liefertreue<br />
Unternehmensqualität<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
1.3 <strong>Qualität</strong> <strong>im</strong> Unternehmen<br />
Ursprünglich bezog sich der Begriff <strong>Qualität</strong> auf die <strong>Qualität</strong> der Endprodukte eines Unternehmens.<br />
Im Zuge der gestiegenen Komplexität von Produktionen und Produktionsprozessen<br />
wurde die Notwendigkeit der Erweiterung des <strong>Qualität</strong>sbegriffes offensichtlich. Nachdem<br />
die Produktentstehungsprozesse <strong>im</strong>mer komplexer wurden, Teilprozesse parallelisiert wurden,<br />
der einzelne Mitarbeiter nicht mehr die Gesamtkomplexität der Vorgänge überblicken<br />
konnte, mussten Methoden entwickelt werden, die dieser Problematik gerecht wurden.<br />
Ganz entscheidend für die Notwendigkeit einer ganzheitlichen Betrachtung des <strong>Qualität</strong>sbegriffes<br />
war die Erkenntnis, dass die <strong>Qualität</strong> eines Produktes kein Wesensmerkmal ist, das<br />
plötzlich vorhanden ist, sondern dass Produktqualität das Ergebnis der <strong>Qualität</strong> aller Arbeitsschritte<br />
in einem Unternehmen ist.<br />
Im Zentrum der Betrachtung steht der Kunde. Ein Kunde bewertet dann ein Produkt als qualitativ<br />
hochwertig, wenn er seine spezifischen Anforderungen an das Produkt als erfüllt ansieht.<br />
Bei den spezifischen Anforderungen handelt es sich um Aspekte wie z.B. den Preis und die<br />
laufenden Betriebskosten sowie die Leistungsfähigkeit und die Zuverlässigkeit des Produktes.<br />
Bei diesen Aspekten handelt es sich um die Wirkungsfelder der Produktqualität. Aspekte<br />
der Betreuung und der Information sowie der Lieferbarkeit der gewünschten Produkte in<br />
Menge und Termin betreffen die Wirkungsfelder der Unternehmensqualität.<br />
• Umfeldqualität beinhaltet z.B. die Umweltverträglichkeit oder die Akzeptanz des Produktes<br />
in der Gesellschaft.
Vrolesung <strong>Qualität</strong>smanagment Einführung<br />
Hohes <strong>Qualität</strong>sniveau als<br />
Wettbewerbsstrategie<br />
© iw b 2005<br />
Globale<br />
Vernetzung<br />
Differenzierung?<br />
hohes<br />
<strong>Qualität</strong>sniveau<br />
Marktsättigung<br />
Kostenführerschaft ?<br />
1-8<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Konzentration<br />
?<br />
Innovationsdynamik<br />
schnelle Produkt- und<br />
Produktionsinnovation<br />
Die Bedingungen, unter denen Wettbewerbsvorteile erlangt werden können, haben sich für<br />
die Unternehmen in den letzten Jahren wesentlich verändert. Auf Grund der allgemeinen<br />
Markt- und Innovationsdynamik und der zunehmenden Sättigung der Märkte reichen die traditionellen<br />
Methoden nicht mehr aus, um sich gegenüber den Wettbewerbern zu profilieren.<br />
So ist Kostenführerschaft in gesättigten Märkten durch mengenmäßige Kostendegression<br />
kaum mehr zu erreichen. Auch wird die Produktdifferenzierung in global vernetzten Märkten<br />
zunehmend schwieriger. Die Konzentration auf wenige Produkte hingegen ist ein riskanter<br />
Weg, um Wettbewerbs-vorteile zu sichern, da wegen des fehlenden Produktmix ein Risikoausgleich<br />
nicht mehr gegeben ist.<br />
Vor diesem Hintergrund wird die <strong>Qualität</strong> zu einem best<strong>im</strong>menden Wettbewerbsfaktor. Unternehmen,<br />
die mit einem innovativen, qualitativ hochwertigen Produkt früher auf den Markt<br />
kommen als ihre Wettbewerber, haben die Chance, Marktanteile zu gewinnen. Der <strong>Qualität</strong>svorteil<br />
lässt sich außerdem in einen Kostenvorteil umsetzen, da durch Fehlervermeidung<br />
die Produktivität gesteigert werden kann.<br />
• <strong>Qualität</strong> als Differenzierungsmerkmal gegenüber Wettbewerbern<br />
• <strong>Qualität</strong> als Ausweg aus dem Dilemma gesättigter Märkte
Vrolesung <strong>Qualität</strong>smanagment Einführung<br />
Deming‘sche Reaktionskette-<br />
Bedeutung der <strong>Qualität</strong> für<br />
Unternehmen und Mitarbeiter<br />
© iw b 2005<br />
Verbesserte<br />
<strong>Qualität</strong><br />
Verbesserte<br />
Produktivität<br />
Sinkende<br />
Kosten<br />
Wettbewerbsfähige<br />
Preise<br />
1-9<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Sichere<br />
Arbeitsplätze<br />
Festigung des<br />
Unternehmens<br />
Sichere<br />
Marktanteile<br />
• Verbesserte <strong>Qualität</strong> sichert über die Deming’sche Reaktionskette den Erfolg des<br />
Unternehmens und die Arbeitsplätze<br />
Jeder Unternehmer wird <strong>Qualität</strong>sverbesserungen nicht um ihrer selbst willen betreiben,<br />
sondern zur Verbesserung oder Sicherung der eigenen Position auf den Märkten und zur<br />
Verbesserung des finanziellen Ergebnisses <strong>im</strong> Unternehmen. Dies begründet die besondere<br />
Verknüpfung von kostenbewusstem, unternehmerischem Handeln mit <strong>Qualität</strong>sverbesserungen.<br />
Edward Deming hat diese Verknüpfung in seiner bekannten Reaktionskette dargestellt.<br />
Am Anfang und am Ende der Kette steht der Mensch. Ausgehend von der konsequenten<br />
Verfolgung der Strategie einer ständigen <strong>Qualität</strong>sverbesserung wird die Produktivität <strong>im</strong><br />
Unternehmen verbessert. Die hierdurch sinkenden Kosten können in wettbewerbsfähige<br />
Preise umgesetzt werden. Die dadurch möglichen sicheren Marktanteile führen zu einer Festigung<br />
der Position des Unternehmens und damit wiederum zu sicheren Arbeitsplätzen.
Vrolesung <strong>Qualität</strong>smanagment Einführung<br />
<strong>Qualität</strong> ist Wesenselement<br />
© iw b 2005<br />
1-10<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
des eigenen Handelns<br />
des eigenen Umfelds und<br />
der Zusammenarbeit<br />
mit anderen<br />
<strong>Qualität</strong> muss als Wesenselement des eigenen Handelns, des eigenen Umfelds und der Zusammenarbeit<br />
mit anderen verstanden werden.<br />
• Disziplin<br />
• <strong>Qualität</strong>sbewusstsein<br />
• Zusammenarbeit<br />
• Kommunikation
Vrolesung <strong>Qualität</strong>smanagment Einführung<br />
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />
© iw b 2005<br />
Arbeitswissenschaftliche<br />
Aspekte<br />
Kap. 3<br />
Kap. 6<br />
Kap. 8<br />
Produktplanung<br />
Betreuung<br />
nach Produkterstellung<br />
Kap. 9<br />
Wirtschaftliche<br />
Aspekte<br />
P rodukt-<br />
<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />
Kap. 2/Kap. 7<br />
lebenszyklus<br />
1-11<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Produktion<br />
R echtliche<br />
Aspekte<br />
Produktentwicklung<br />
und<br />
-konstruktion<br />
Kap. 10<br />
Kap. 4<br />
Kap. 5<br />
1.4 Überblick über die Vorlesung<br />
Die Vorlesung "<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> - <strong>Qualität</strong> <strong>im</strong> Produktlebenszyklus" ist in 10 Kapitel<br />
eingeteilt.<br />
Der erste Teil der Vorlesung (Kapitel 1 und 2) behandelt die strategische Ausrichtung von<br />
Unternehmen nach einem umfassenden <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>. Der zweite Teil der Vorlesung<br />
(Kapitel 3-6) beschäftigt sich mit der Integration der <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>aufgaben in<br />
die Phasen des Produktlebenszyklus<br />
• Produktplanung,<br />
• Produktentwicklung und -konstruktion<br />
• Produktionsvorbereitung<br />
• Produktion und<br />
• Betreuung nach Produkterstellung.<br />
Anhand eines Produktbeispiels werden Aufgaben und Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />
in den einzelnen Phasen vorgestellt.Der dritte Teil der Vorlesung (Kapitel 7) beschreibt den<br />
Aufbau eines unternehmensweiten <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems.Abschließend werden arbeitswissenschaftliche,<br />
wirtschaftliche und rechtliche Aspekte des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />
erörtert (Kapitel 8-10).
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktplanung<br />
<strong>Vorlesungsskript</strong><br />
<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />
<strong>Qualität</strong> <strong>im</strong> Produktlebenszyklus<br />
2 Unternehmensstrategie <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />
2.1 Der Begriff "<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>" 2-1<br />
2.2 Von der Kontrolle zum Management der <strong>Qualität</strong> 2-3<br />
2.3 Strategieelemente des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s 2-4<br />
2.4 Konzept des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s 2-10<br />
2.5 Total Quality Management 2-16<br />
2-12
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktplanung<br />
Definition des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />
Q 02101 Quelle: DIN/ISO 8402<br />
© iw b 2005<br />
"<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>"<br />
2-13<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Alle Tätigkeiten der Gesamtführungsaufgabe, welche<br />
die <strong>Qualität</strong>spolitik, Ziele und Verantwortung festlegen<br />
sowie durch Mittel wie <strong>Qualität</strong>splanung, <strong>Qualität</strong>slenkung<br />
und <strong>Qualität</strong>sverbesserung <strong>im</strong> Rahmen des QM-Systems<br />
<strong>Qualität</strong> verwirklichen.<br />
2 Unternehmensstrategie <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />
2.1 Der Begriff "<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>"<br />
In der DIN/ISO 8402 (vgl. Kap. 1) ist der Begriff des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s wie oben definiert.
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktplanung<br />
Unternehmensstrategie<br />
<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />
Q 02102 Quelle: AWK93<br />
© iw b 2005<br />
Bewertung<br />
Umsetzung<br />
Ergebnisse<br />
Kundenzufriedenheit<br />
Marktposition<br />
Image<br />
Geschäftsergebnisse<br />
MitarbeiterzufriedenheitUmweltverträglichkeit<br />
Was bedeutet "<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>"?<br />
Strategie +<br />
Ziele best<strong>im</strong>men<br />
QM-Elemente<br />
Kunden-, Mitarbeiter-,<br />
Produkt- und Prozeßorientierung,<br />
Präventives Verhaltenund<br />
Ständige Verbesserung<br />
2-14<br />
Zielobjekte<br />
Produkte und<br />
Ergebnisse<br />
Abläufe und<br />
Prozesse<br />
Mitarbeiter und<br />
Kunden<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Voraussetzungen<br />
schaffen<br />
Verantwortung<br />
schaffen<br />
<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> ist eine Unternehmensstrategie, die von der Unternehmensführung als<br />
umfassende, ganzheitliche Aufgabe aller Bereiche und Mitarbeiter initiiert werden muss<br />
(=Gesamtführungsaufgabe).<br />
Diese Strategie konzentriert sich auf einige wesentliche Elemente:<br />
• den Kunden,<br />
• das Produkt bzw. die Dienstleistung<br />
• die manuellen und automatisierten Arbeitsprozesse<br />
• präventives Verhalten und die<br />
• Mitarbeiterorientierung.<br />
Sie setzt vielfältige Werkzeuge und Methoden ein, um Voraussetzungen für ein opt<strong>im</strong>ales<br />
Zusammenwirken der Elemente mit dem Ergebnis opt<strong>im</strong>aler Produkt- bzw. Dienstleistungsqualität<br />
zu schaffen.<br />
Um diese Strategie in eine Unternehmensphilosophie verwandeln zu können, ist vor allem<br />
das gute Beispiel und die überzeugende Umsetzung durch die Unternehmensführung notwendig.<br />
Sie muss die Mitarbeiter darüber hinaus mit der Verantwortung und Kompetenz ausstatten,<br />
die zur Realisierung der proklamierten <strong>Qualität</strong>sziele vonnöten ist. Eine ständige<br />
Fortentwicklung ist durch die Nutzung der gesammelten Erfahrungen möglich, wenn der Bewertung<br />
der Fortschritte und Fehler ein lenkender Einfluss auf das Geschehen <strong>im</strong> Unternehmen<br />
eingeräumt wird.<br />
Einschlägige Normen zur Abgrenzung der Vielzahl der <strong>im</strong> folgenden verwandten Begriffe<br />
sind DIN/ISO 8402, DIN 55350 und DIN/ISO 9000ff, insbesondere die DIN/ISO 9000.
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktplanung<br />
Entwicklungstendenzen des<br />
<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />
© iw b 2005<br />
2-15<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
2.2 Von der Kontrolle zum Management der <strong>Qualität</strong><br />
Der Übergang von der Ära der <strong>Qualität</strong>skontrolle hin zum umfassenden <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />
vollzieht sich durch einen breit angelegten Wandel. Methoden und Instrumentarien der<br />
<strong>Qualität</strong>ssicherung haben sich ebenso geändert und erweitert wie ihr eigentlicher Gegenstand.<br />
Für diesen Wandel gibt es eine Reihe von Ursachen:<br />
• Der technologische Fortschritt <strong>im</strong> Bereich der Datenverarbeitung und der Messtechnik<br />
• Methoden wie z.B. der statistischen Prozesskontrolle<br />
• Online-<strong>Qualität</strong>sprüfung<br />
• Entfeinerung der tayloristischen Arbeitsteilung<br />
• Selbstkontrolle mehr oder weniger autonomer Einheiten<br />
• (<strong>Qualität</strong>s-) Regelkreisen<br />
Die betriebswissenschaftliche Erkenntnis, dass das Ausmerzen von Fehlern in der Produktion<br />
viel teurer ist als die vorausschauende Verhinderung solcher Fehler schon in der Entwicklungsphase,<br />
hat zur Konsequenz, dass die präventive in die Zukunft gerichtete <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
mit ihren speziellen Methoden wie QFD, FMEA, Versuchsplanung usw. die<br />
früher rein reagierende und gegenwartsorientierte <strong>Qualität</strong>ssicherung erweitert hat.<br />
Das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> als Spitze der Entwicklung bezieht auch die nicht unmittelbar an<br />
der Wertschöpfung beteiligten Unternehmensbereiche und Prozesse mit ein. Das ganze Unternehmen<br />
und seine Mitarbeiter, die Beziehungen zwischen Lieferanten und Kunden, der<br />
gesamte Lebenszyklus der Produkte und alle Prozesse sind nun Gegenstand der <strong>Qualität</strong>sbetrachtungen.
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktplanung<br />
QM-Strategieelement <strong>Qualität</strong>skreis<br />
Q 02301<br />
© iw b 2005<br />
<strong>Qualität</strong>skreis<br />
Lager- und<br />
VersandqualitätL<br />
Servicequalität<br />
<strong>Qualität</strong> der<br />
Prüfung<br />
Service<br />
Lager / Versand<br />
Prüfung<br />
Umweltqualität<br />
Entsorgung<br />
Montage<br />
Montagequalität<br />
2-16<br />
Kundenberatung<br />
und<br />
-betreuung<br />
Produktlebenszyklus<br />
Vertriebsqualität<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Konzept<br />
Konstruktion /<br />
Berechnung<br />
Planung<br />
Zulieferung<br />
<strong>Qualität</strong><br />
Ausführung<br />
des<br />
Vormaterials<br />
Fertigungsqualität<br />
<strong>Qualität</strong> der Information<br />
<strong>Qualität</strong> des Personals<br />
2.3 Strategieelemente des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />
Entwurfsqualität<br />
Planungsqualität<br />
Die Strategieelemente des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s sind folgende Grundprinzipien:<br />
− Der <strong>Qualität</strong>skreis, d.h. die Ausdehnung der <strong>Qualität</strong>sanstrengungen auf den gesamten<br />
Produkt-lebenszyklus<br />
− Kundenorientierung, d.h. die Umsetzung des Kunden-Lieferanten-Prinzips in den unternehmensinternen<br />
und -übergreifenden Abläufen<br />
− Prozessorientierung, d.h. die Einbeziehung des Prozesses in die <strong>Qualität</strong>sbetrachtungen<br />
− Produktorientierung<br />
− Mitarbeiterorientierung, d.h. deren Verantwortlichkeit für die <strong>Qualität</strong> der Prozesse und<br />
Produkte<br />
− Präventives Verhalten und ständige Verbesserung<br />
2.3.1 Produktorientierung - Der <strong>Qualität</strong>skreis zur ganzheitlichen<br />
Betrachtung des Produktlebenszyklus<br />
Nicht nur die einzelnen Wertschöpfungsstufen <strong>im</strong> Unternehmen, sondern auch die Phase der<br />
Produktnutzung und der früher vernachlässigte Bereich der Entsorgung und des Recyclings<br />
müssen Gegenstand von <strong>Qualität</strong>sbetrachtungen sein. Die produktorientierte Betrachtung<br />
gewinnt so neue D<strong>im</strong>ensionen.
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktplanung<br />
QM-Strategieelement<br />
Kundenorientierung<br />
Q 02302<br />
© iw b 2005<br />
2-17<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
A B<br />
Kommunikation, Informationsaustausch<br />
Anforderung, Rückmeldung<br />
Lieferant Produzent Kunde Lieferant Produzent Kunde<br />
Leistungsaustausch<br />
Leistung und Gegenleistung,<br />
Waren und Dienste<br />
"Jeder ist Kunde, Produzent und Lieferant"<br />
2.3.2 Kundenorientierung<br />
Jeder ist gleichzeitig Kunde, Produzent und Lieferant. Das ist das Drei-Rollen-Konzept von<br />
Juran.<br />
Als Kunde empfängt er Leistungen vom Lieferanten.<br />
Als Produzent setzt er Eingaben in Produkte um.<br />
Als Lieferant versorgt er Kunden mit Produkten.<br />
Juran nennt eine organisatorische Einheit, die diese drei Rollen übern<strong>im</strong>mt, ein "Verarbeiter-<br />
Team". Dabei ist ihre Größe beliebig, sowohl ein einzelner Mitarbeiter als auch eine Abteilung<br />
oder das Gesamtunternehmen kann so beschrieben werden. Die Realität ist insofern<br />
komplexer, als es mehrere interne und externe Kunden, mehrere Prozessschritte und mehrere<br />
Lieferanten gibt. Die Kombination von Kunden, Prozessschritten und Lieferanten charakterisiert<br />
den jeweiligen Prozess in seiner Einzigartigkeit (Juran, 1989).<br />
Die externen Kunden stehen am Ende der Kette. Sie werden nur dann in den Genuss fehlerfreier<br />
Produkte und Dienstleistungen kommen können, wenn die unternehmensinternen<br />
Kunden-Lieferanten-Beziehungen durch den Austausch von qualitativ hochwertigen Leistungen<br />
und Informationen best<strong>im</strong>mt sind.
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktplanung<br />
QM-Strategieelement<br />
Kundenorientierung<br />
© iw b 2005<br />
Interne<br />
Kunden<br />
eigener Lieferung von<br />
Kunde<br />
fehlerfreien<br />
<strong>Qualität</strong>s- Produkten &<br />
verantwortung des Dienstleistungen<br />
einzelnen<br />
an den inner-<br />
Mitarbeiters<br />
für seine betrieblichen<br />
Arbeit<br />
Kunden<br />
2-18<br />
Externe<br />
Kunden<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Wachstum des Marktanteils durch begeisterte Kunden<br />
Voraussetzung<br />
Lieferung von<br />
fehlerfreien<br />
Produkten &<br />
Dienstleistungen<br />
an externe<br />
Kunden<br />
Eine kundenorientierte <strong>Qualität</strong>splanung muss folgende grundlegende Aufgaben erfüllen:<br />
1) Identifiziere die Kunden und ihre Bedürfnisse<br />
2) Entwickle ein Produkt, das diese Bedürfnisse erfüllt<br />
3) Entwickle einen Prozess, der fähig ist, dieses Produkt zu erzeugen<br />
Das Drei-Rollen-Konzept führt in diesem Zusammenhang u.a. auf folgende Kernfragen:<br />
− Wer sind unsere Kunden?<br />
− Was sind ihre (<strong>Qualität</strong>s-)Bedürfnisse?<br />
− Erfüllen unsere Produkte die Bedürfnisse unserer Kunden?<br />
− Sind unsere Produkte wettbewerbsfähig?<br />
− Ist unser Prozess in der Lage, die Bedürfnisse unserer Kunden zu erfüllen?<br />
− Sind unsere Maßnahmen zur Prozessregelung angemessen?<br />
− St<strong>im</strong>men bei unseren Produkten <strong>Qualität</strong> und Kosten?<br />
− Dienen unsere Produkte einem vernünftigen Zweck?<br />
− Welche Verbesserungsmöglichkeiten bestehen?
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktplanung<br />
QM-Strategieelement<br />
Prozessorientierung<br />
Q 02302<br />
© iw b 2005<br />
- Input / Output<br />
- Verantwortliche(r)<br />
- Leistung des Prozesses<br />
- Anforderungen an den Prozess<br />
bezüglich <strong>Qualität</strong>, Kosten und Zeit<br />
- Für den Prozess zur Verfügung<br />
stehende Ressourcen (5''M'')<br />
- Wertschöpfungsanteil<br />
- Kunden und Lieferanten<br />
- Meßgrößen<br />
- Wiederholungsrate<br />
2-19<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Abstammung: Prozess: Ablauforganisatorische Zusammenfassung von Elementaraufg<br />
zur Transformation von Material, Energie und / oder Information<br />
Definition:<br />
Merkmale:<br />
Q 02304<br />
Prozesskette: logische Reihenfolge von betriebswirtschaftlichen, administra<br />
oder technischen Aufgaben samt zugehörigem Informationsflus<br />
Logische Reihenfolge zweckbetonter Handlungen betriebswirtschaftlichen,<br />
administrativen und technischen Inhalts zur Transformation von Material,<br />
Energie und / oder Information.<br />
2.3.3 Prozessorientierung<br />
Professor Juran hat gesagt: Wer die Prozesse in einem Unternehmen nicht beherrscht, beherrscht<br />
gar nichts in einem Unternehmen.<br />
In Kapitel 6 wird detailliert auf den Prozess eingegangen. Prozessorientierung bedeutet,<br />
dass der Prozess zu einem ganz wesentlichen Untersuchungsgegenstand der <strong>Qualität</strong>sbetrachtungen<br />
gemacht werden muss. Vorab einige Bemerkungen zum Prozess:<br />
− Ein Prozess ist der systematische Ablauf von Aktivitäten zur Verwirklichung eines oder<br />
mehrerer Ziele.<br />
− Prozesse umfassen fertigungs- und nicht fertigungsbezogene Abläufe (z.B. Konstruktionsprozess)<br />
und betreffen Mitarbeiter und Betriebsmittel.<br />
− Alle Prozesse streuen. Das Ausmaß dieser Streuung ist messbar (Kennwerte).<br />
− Prozessfähigkeit beschreibt die prozesstypische Leistungsfähigkeit (Definition in Kap. 6).<br />
− Prozessfähigkeitswerte werden meist aus Betriebsdaten ermittelt.<br />
− Prozesse können zwar auch ohne quantitative Prozessfähigkeitsdaten geplant werden.<br />
Sie sind dann jedoch nicht mit quantitativ geplanten Prozessen konkurrenzfähig.<br />
− Die Quantifizierung der Prozessfähigkeit dient mehreren Zielen, zum Beispiel:<br />
1. Festzustellen, ob ein Prozess in der Lage ist, die vorgegebenen Toleranzen zu erfüllen.<br />
2. Prozessalternativen zu bewerten und zu vergleichen.<br />
3. Den Lieferanten der Prozesse die geltenden Genauigkeitsanforderungen mitzuteilen.<br />
− Bei Nicht-Fertigungsprozessen verfügt man über keine standardisierte Vorgehensweise<br />
und Quantifizierbarkeit der Prozessfähigkeit wie bei Fertigungsprozessen.
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktplanung<br />
„Null Fehler“ durch ständige<br />
Verbesserung und präventives Verhalten<br />
Q 02305<br />
© iw b 2005<br />
Strategie "Null-Fehler"<br />
2-20<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
<strong>Qualität</strong>sverbesserung in allen Bereichen erfordert:<br />
Ständige Verbesserung statt sporadischer<br />
Aktionen<br />
Fehlerverhütung statt Fehlerbeseitigung<br />
Systematisches, professionelles Vorgehen<br />
( Plan, Do, Check, Action)<br />
2.3.4 Präventives Verhalten und Ständige Verbesserung<br />
Das Prinzip des präventiven Handelns hat zum Ziel, Fehler vor ihrer Entstehung zu verhüten.<br />
Durch präventives Handeln und ständige Verbesserung soll das Ziel der "Null-Fehler-<br />
Strategie" erreicht werden. Durch systematisches Vorgehen ("Plan-Do-Check-Act“ - Zyklus<br />
:Planen - Durchführen - Messen - Verbessern) können diese Prinzipien z.B. durch Anwendung<br />
eines Prozessaudits vorteilhaft verwirklicht werden. Der Prozessaudit ist ein Bewertungsverfahren,<br />
das u.a. Aufschluss über Verbesserungsmöglichkeiten eines Prozesses liefert.<br />
Warum Null-Fehler? Es genügt doch auch 99,9% Fehlerfreiheit!<br />
Hier sind einige Beispiele dafür:<br />
99,9% Fehlerfreiheit bedeutet:<br />
1600 Postsendungen, die jede Stunde durch die Bundespost verloren gehen!<br />
20000 falsche Rezepte für Medikamente jede Jahr.<br />
22000 Schecks, die jede Stunde von falschen Bankkonten abgezogen werden.<br />
Die Forderung nach Null-Fehler macht unter gewissen Umständen doch einen Sinn.
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktplanung<br />
QM-Strategieelement<br />
Mitarbeiterorientierung<br />
Q 02306<br />
© iw b 2005<br />
Arbeitsmittel<br />
2.3.5 Mitarbeiterorientierung<br />
Arbeitsmaterial<br />
Mitarbeiter<br />
2-21<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Arbeitsmethoden<br />
Die Mitarbeiter kennen ihren Arbeitsplatz und ihre Arbeitsmittel, -methoden und -materialien<br />
ganz genau. Sie können aufgrund ihrer spezifischen Erfahrung zur <strong>Qualität</strong>sverbesserung<br />
(z.B. durch individuelle Verbesserungsvorschläge) oder auch zur <strong>Qualität</strong>splanung (Mitwirkung<br />
bei der Problemanalyse) beitragen. Viele Mitarbeiter sind an einer solchen Beteiligung<br />
interessiert, dieses Potential muss genutzt werden. Die Einbeziehung der Mitarbeiter fördert<br />
die Motivation und verbessert das Verhältnis zu ihren Führungskräften. Möglichkeiten für die<br />
Mitwirkung bieten z.B. die Gruppenarbeit, die Einrichtung von <strong>Qualität</strong>szirkeln oder die Zusammenarbeit<br />
von produktiven Mitarbeitern und Experten bei der <strong>Qualität</strong>splanung.<br />
• Erfahrung des Mitarbeiters erschließen und nutzen<br />
• Steigert die Motivation, da er „gebraucht“ wird<br />
• Gruppenarbeit, <strong>Qualität</strong>szirkel, <strong>Qualität</strong>splanung
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktplanung<br />
Grundsätze der <strong>Qualität</strong>spolitik der<br />
Firma X<br />
Q 02302<br />
© iw b 2005<br />
2-22<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
<strong>Qualität</strong>spolitik<br />
Grundsätze<br />
1. Es ist fester Bestandteil der Geschäftspolitik, in <strong>Qualität</strong> und Zuverlässigkeit<br />
unserer Produkte die Spitzenposition anzustreben und zu behaupten.<br />
2. Erzeugnisse entsprechen den internen und externen Spezifikationen.<br />
3. Jeder Mitarbeiter ist für die <strong>Qualität</strong> der von ihm erzeugten Leistungen<br />
selbst verantwortlich. Diese Verantwortung gilt für alle Ressorts und<br />
sämtliche Hierachie-Ebenen.<br />
4. Die <strong>Qualität</strong> unserer Produkte wird am Markt und durch unsere Kunden<br />
beurteilt. <strong>Qualität</strong>swirksame Maßnahmen sind daher pr<strong>im</strong>är aus<br />
Kundensicht zu bewerten.<br />
5. Vorbeugende Fehlerverhütung ist vorrangiges Ziel bei Konstruktion,<br />
Planung, Zulieferung und Fertigung, da <strong>Qualität</strong> und Zuverlässigkeit<br />
nicht durch vermehrte Prüfung erzwungen werden kann.<br />
2.4 Konzept des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />
2.4.1 <strong>Qualität</strong>spolitik<br />
Durch die <strong>Qualität</strong>spolitik stellt sich ein Unternehmen nach innen und außen dar. Sie ist ein<br />
Element der Unternehmenspolitik. Das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> hat die Aufgabe, die formulierten<br />
Ziele und Grundsätze durch geeignete Methoden und Maßnahmen zu realisieren.
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktplanung<br />
Konzept des ganzheitlichen<br />
<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />
© iw b 2005<br />
<strong>Qualität</strong>splanung<br />
Tätigkeiten, welche die Zielsetzungen und die <strong>Qualität</strong>sforderungen<br />
sowie die Forderungen für die Anwendung<br />
der Elemente des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>ssystems<br />
festlegen.<br />
<strong>Qualität</strong>splanung umfaßt:<br />
-Planung bez. Produkt<br />
-Planung bez. Führungs- und Ausführungstätigkeiten<br />
-Vorbereitung von <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>plänen<br />
-Treffen von Vorkehrungen für die <strong>Qualität</strong>sverbesserung<br />
<strong>Qualität</strong>sverbesserung<br />
Die überall in der Organisation ergriffenen Maßnahmen<br />
zur Erhöhung der Effektivität und Effizienz der<br />
Tätigkeiten und Prozesse zur Erzielung von Nutzen<br />
sowohl für die Organisation als auch für die Kunden.<br />
Q 02402 Quelle: DIN/ISO 8402, DIN/ISO 9000 ff., DIN/ISO 55350<br />
"<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>"<br />
2-23<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
<strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
Alle geplanten und systematischen Tätigkeiten,<br />
die innerhalb des QM-Systems verwirklicht sind,<br />
und die wie erforderlich dargelegt werden, um<br />
angemessenes Vertrauen zu schaffen, daß eine Einheit<br />
die <strong>Qualität</strong>sforderung erfüllen wird.<br />
Sie verschafft innerhalb einer Organisation der Führung<br />
Vertrauen, und in vertraglichen und anderen Situationen<br />
den Kunden und Anderen Vertrauen.<br />
<strong>Qualität</strong>slenkung<br />
Die Arbeitstechniken und Tätigkeiten, die zur Erfüllung<br />
der <strong>Qualität</strong>sforderungen angewendet werden.<br />
Deren Zweck ist<br />
sowohl die Überwachung eines Prozesses<br />
als auch die Beseitigung von Ursachen nicht<br />
zufriedenstellender Leistung<br />
in allen Stadien des <strong>Qualität</strong>skreises, um<br />
wirtschaftliche Effizienz zu erreichen.<br />
2.4.2 Überblick über die Funktionen des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />
Allen neueren Ansätzen ist gemein, dass sie die <strong>Qualität</strong> der Erzeugnisse durch aktive Veränderung<br />
überkommener Sichtweisen und Strukturen und durch Ausdehnung und Anwendung<br />
des Begriffes der <strong>Qualität</strong> auf den gesamten Wertschöpfungsprozess erzielen wollen.<br />
Die <strong>Qualität</strong> der ganzen Unternehmung ist der Betrachtungshorizont. Aus diesem Grund<br />
wurde der Begriff "<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>" zur Kennzeichnung der strategischen Ausrichtung<br />
der qualitätsbezogenen Aktivitäten gewählt. Der Begriff "<strong>Qualität</strong>ssicherung" wird innerhalb<br />
einer begrifflichen Neuordnung für die Darlegung oder Demonstration der qualitätsbezogenen<br />
Tätigkeiten nach innen (Unternehmensführung) und nach außen (Kunden) verwendet.<br />
Er steht für die operative Ausrichtung und beschreibt das Bemühen um ein funktionierendes<br />
<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>. Der Nachweis eines effektiven <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s ist letztendlich<br />
auch die Motivation der Zertifizierung nach DIN/ISO 9000ff.<br />
Auch <strong>im</strong> angloamerikanischen Sprachraum wurde 1990 entschieden, den Begriff des "quality<br />
management" als Oberbegriff zu verwenden. Der Begriff der "quality assurance" entspricht<br />
der "<strong>Qualität</strong>ssicherung" und wird entsprechend verwendet. Der "<strong>Qualität</strong>slenkung" entspricht<br />
der Begriff "quality control“. Die früher dominante <strong>Qualität</strong>sprüfung wird heute als ein Bestandteil<br />
der <strong>Qualität</strong>slenkung aufgefasst. Der "<strong>Qualität</strong>sverbesserung" ist der Begriff "quality<br />
<strong>im</strong>provement" zugeordnet.
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktplanung<br />
<strong>Qualität</strong>splanung<br />
© iw b 2005<br />
2.4.3 <strong>Qualität</strong>splanung<br />
Die <strong>Qualität</strong>splanung hat folgende Aufgaben (DIN/ISO 8402):<br />
2-24<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
• Planung bez. des Produkts:<br />
Identifizieren, Klassifizieren und Gewichten der <strong>Qualität</strong>smerkmale<br />
Festlegen der Ziele, <strong>Qualität</strong>sforderungen und einschränkenden Bedingungen<br />
• Planung bez. der Führungs- und Ausführungstätigkeiten:<br />
Vorbereitung der Anwendung des QM-Systems (s. Kap. 9) samt Ablauf- und Zeitplänen<br />
• Vorbereitung von <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>plänen (= Darlegung qualitätsbezogener Arbeitsweisen,<br />
Hilfsmittel und Ablauf der Tätigkeiten <strong>im</strong> Hinblick auf ein einzelnes Produkt, Projekt<br />
oder einen Vertrag) und Treffen von Vorkehrungen für die <strong>Qualität</strong>sverbesserung<br />
Die wirtschaftliche Bedeutung der <strong>Qualität</strong>splanung erschließt sich durch folgende Zahlen:<br />
• 70% der Herstellkosten werden bei der Entwicklung und Konstruktion eines Produkts<br />
festgelegt.<br />
• 70-80% aller Fehler am Produkt beruhen auf unzulänglicher Planung und Konzeption vor<br />
dem eigentlichen Fertigungsbeginn, aber:<br />
• 80% der Fehlerbehebung setzt erst <strong>im</strong> Bereich der Endprüfung oder be<strong>im</strong> Kunden in der<br />
Erprobungs- und Einsatzphase ein.
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktplanung<br />
<strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
Q 02404<br />
© iw b 2005<br />
Sicherstellen eines<br />
funktionierenden<br />
<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />
2-25<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Darstellung aller geplanten und<br />
systematischen Tätigkeiten innerhalb<br />
des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems,<br />
die zur Sicherstellung der <strong>Qualität</strong>sforerungen<br />
an eine Einheit getroffen<br />
werden; z.B.:<br />
Abläufe und Zuständigkeiten<br />
Methoden und Prüfverfahren<br />
<strong>Qualität</strong>ssicherung soll Transparenz nach innen und außen schaffen<br />
<strong>Qualität</strong>ssicherung soll für ein Funktionieren des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s sorgen<br />
2.4.4 <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
...<br />
Transparenz des<br />
<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s für:<br />
die Kunden<br />
die Unternehmensführung<br />
Die <strong>Qualität</strong>ssicherung hat zwei Aspekte, zum einen das Schaffen von Transparenz der qualitäts-bezogenen<br />
Aktivitäten nach innen (für die Unternehmensführung) und außen (für die<br />
Kunden) und zum anderen das Sichern des Zusammenspiels der planenden und lenkenden<br />
Funktionen des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s. Den <strong>Qualität</strong>snachweisforderungen der Kunden<br />
kann der Lieferant auf zwei Arten entsprechen:<br />
• Zertifizierung des QM-Systems des Lieferanten durch eine dritte, neutrale Instanz (z.B.<br />
DQS, TÜV, Germanischer Lloyd) (s. Kap. 8).<br />
• Der Kunde n<strong>im</strong>mt be<strong>im</strong> Lieferanten Audits vor. Neben dem bei der Zertifizierung eingesetzten<br />
Systemaudit gibt es das Produkt- und das Verfahrensaudit (s. Kap. 8).<br />
Während der Fokus des Systemaudits das QM-System der Unternehmung ist, zielt das Produktaudit<br />
auf die Überprüfung der produktbezogenen <strong>Qualität</strong>smerkmale aus Kundensicht.<br />
Das Verfahrensaudit bezieht sich auf die Durchleuchtung best<strong>im</strong>mter Arbeitsfolgen oder Verfahren,<br />
die besonders bei bereichsübergreifender Verfolgung Schwachstellen <strong>im</strong> Ablauf aufdecken<br />
kann.
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktplanung<br />
Aufgabe der <strong>Qualität</strong>slenkung<br />
Q 02405<br />
© iw b 2005<br />
kurzfristig<br />
langfristig<br />
2-26<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Überwachung Korrektur<br />
Vorbeugung<br />
Produkt<br />
<strong>Qualität</strong>sprüfung<br />
Prozess<br />
Prozesskontrolle<br />
2.4.5 <strong>Qualität</strong>slenkung<br />
<strong>Qualität</strong>slenkung<br />
Produkt<br />
Prozess<br />
Nacharbeit<br />
Parametervariation<br />
Neue Verfahren,<br />
Rohstoffe & Anlagen<br />
Personal<br />
Aktualisierung<br />
des QS-Wissens<br />
Die <strong>Qualität</strong>slenkung umfasst nach Definition (DIN/ISO 8402) die zur Erfüllung der <strong>Qualität</strong>sforderungen<br />
notwendigen Arbeitstechniken und Tätigkeiten (<strong>Qualität</strong>sforderung: die spezifischen<br />
Anforderungen an die Merkmale einer Einheit zur Ermöglichung ihrer Realisierung und<br />
Prüfung). Dabei können die lenkenden Aktivitäten nach Zeithorizont, Bezug und Intention<br />
unterteilt werden.
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktplanung<br />
<strong>Qualität</strong>sverbesserung<br />
Q 02406<br />
© iw b 2005<br />
Ständige Weiterentwicklung der<br />
Effektivität und Effizienz der<br />
Tätigkeiten und Prozesse zur<br />
Steigerung des Nutzens für die<br />
Kunden und das Unternehmen<br />
2.4.6 <strong>Qualität</strong>sverbesserung<br />
2-27<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
<strong>Qualität</strong>sverbesserung<br />
Das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> darf sich nicht überleben. Die ständige Weiterentwicklung zum<br />
Programm zu machen ist Ziel der <strong>Qualität</strong>sverbesserung. Allerdings darf sich dieses Programm<br />
nicht mit Appellen begnügen, gefordert sind Unternehmensstrukturen und Abläufe,<br />
die die Weiterentwicklung fördern und nicht unnötig hemmen.<br />
Dabei sind das Interesse des Mitarbeiters an seiner Arbeit und die Möglichkeit, sie mitzugestalten,<br />
wesentliche Faktoren für seine Motivation, Verbesserungsmöglichkeiten zu entdecken<br />
und umzusetzen. Aus diesem Grund ist die Verwirklichung am Arbeitsplatz keine leere Formel,<br />
sondern die Bedingung dafür, die Potentiale der Mitarbeiter in hohem Maße ausnutzen<br />
zu können.<br />
• Interesse und Mitwirkung der Mitarbeiter ist entscheidender Erfolgsfaktor<br />
• Ständige Weiterentwicklung ist unabdingbar.
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktplanung<br />
Der Begriff TQM<br />
© iw b 2005<br />
TQM<br />
Q 02501 Quelle: DIN/ISO 8402<br />
2-28<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Auf der Mitwirkung aller ihrer Mitglieder<br />
beruhende Führungsmethode einer Organisation,<br />
die <strong>Qualität</strong> in den Mittelpunkt stellt, und durch Zufriedenstellung<br />
der Kunden auf langfristigen Geschäftserfolg sowie auf Nutzen<br />
für die Mitglieder der Organisation und für die Gesellschaft zielt.<br />
2.5 Total Quality Management<br />
2.5.1 Begriff des Total Quality Management<br />
Definition des Begriffs "Total Quality Management" in der DIN/ISO 8402.
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktplanung<br />
Vision als Programm: totale <strong>Qualität</strong><br />
Q 02502<br />
© iw b 2005<br />
<strong>Qualität</strong>skontrolle<br />
rational - konservativ<br />
<strong>Qualität</strong> ist eine Funktion<br />
von vielen<br />
<strong>Qualität</strong> wird an<br />
Spezialisten delegiert<br />
Produktqualität steht<br />
<strong>im</strong> Vordergrund<br />
Quelle: nach KAM94<br />
2.5.2 Konzept des TQM<br />
Integration der<br />
<strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
integral - halbherzig<br />
<strong>Qualität</strong> als separate<br />
Funktion wird aufgelöst<br />
und in die anderen<br />
integriert<br />
<strong>Qualität</strong> geht jeden an<br />
jeder macht unter<br />
anderem auch <strong>Qualität</strong><br />
<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />
2-29<br />
strategisch -<br />
programmatisch<br />
<strong>Qualität</strong> ist Chefsache<br />
und Führungsaufgabe<br />
<strong>Qualität</strong> ist allen anderen<br />
Funktionen übergeordnet<br />
Produktqualität als<br />
Ergebnis opt<strong>im</strong>aler<br />
Prozesse und Abläufe<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Total Quality Management<br />
ganzheitlichvisionär<br />
Einbindung der QM-Methoden<br />
und -instrum ente in eine<br />
Unternehmenskultur<br />
Identifikation mit den <strong>Qualität</strong>svorstellung<br />
des Kunden<br />
ständige Fortentwicklung als<br />
Programmziel: Die Vision der<br />
perfekten Qualiät von<br />
Produkten und Prozessen,<br />
Organisation und Führung,<br />
Mitarbeiteridentifikation und<br />
Zusammenarbeit<br />
In den Grundhaltungen zur <strong>Qualität</strong> und der Frage, wie man sie realisiert, lassen sich wesentliche<br />
Entwicklungsstufen beobachten. Das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> mit seinen Elementen<br />
wie <strong>Qualität</strong>ssicherung, <strong>Qualität</strong>splanung, etc. ist als Teil der Gesamtführungsaufgabe in den<br />
Normen definiert und spezifiziert. Diese Festschreibung dokumentiert die aktuelle institutionelle<br />
Haltung zur <strong>Qualität</strong>. Auch der Begriff TQM ist in den Normen als Führungsmethode<br />
definiert. Er steht darüber hinaus aber in der einschlägigen Literatur auch für eine Philosophie<br />
und eine best<strong>im</strong>mte Unternehmenskultur, die naturgemäß nicht in einer Norm beschrieben<br />
werden kann. TQM ist als Führungsmethode ein Instrument des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />
• TQM = Philosophie, Unternehmenskultur, Führungsprinzip, Führungsmethode
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktplanung<br />
Aspekte des TQM<br />
Q 02503 Quelle: nach KAM94<br />
© iw b 2005<br />
bereichs- und<br />
funktionsübergreifend<br />
denken und agieren<br />
partnerschaftliche Kommunikation<br />
mit dem Kunden<br />
dialog- und mitwirkungsorientierte<br />
Öffentlichkeitsarbeit<br />
Einbeziehung aller<br />
Unternehmensangehörigen<br />
T ständige Q<br />
otal uality<br />
Verbesserungen<br />
M<br />
anagement<br />
- zeigt Führungsqualität (als Vorbildfunktion)<br />
- definiert <strong>Qualität</strong>spolitik und -ziele<br />
- fördert Team- und Lernfähigkeit<br />
- bemüht sich beharrlich um Verbesserungen<br />
2-30<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
<strong>Qualität</strong> der Arbeit<br />
<strong>Qualität</strong> der Prozesse<br />
<strong>Qualität</strong> des Unternehmens<br />
<strong>Qualität</strong> der Produkte<br />
Jeder der drei Buchstaben von TQM steht für einen wichtigen Inhalt:<br />
T für Total meint das Einbeziehen aller Mitarbeiter, aber auch ganz besonders der Kunden,<br />
weg vom isolierten Bereichs- hin zum Ganzheitsdenken.<br />
Q steht für <strong>Qualität</strong>; <strong>Qualität</strong> der Arbeit, des Unternehmens und der Prozesse, aus der heraus<br />
die <strong>Qualität</strong> der Produkte wie selbstverständlich erwächst./KAM94<br />
M für Management schließlich stellt die Vorbildfunktion der Führungskräfte heraus. Als treibende<br />
Kraft definiert das Management die <strong>Qualität</strong>spolitik und -ziele und hält den Verbesserungsprozess<br />
in Gang.
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktplanung<br />
TQM und Führung<br />
Stärke des Wandels<br />
zur <strong>Qualität</strong>sorientierung<br />
Q 02504 Quelle: nach KAM94<br />
© iw b 2005<br />
hoch<br />
niedrig<br />
Bedarf an Führung<br />
2-31<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
TQM verlangt Führung (Leadership)<br />
Führung in beträchtlichem<br />
Ausmaß, aber wenig<br />
Verwaltung nötig<br />
Wenig Verwaltung und<br />
wenig Führung nötig (wie<br />
in den meisten Unternehmen<br />
bis zu Beginn<br />
dieses Jahrhunderts)<br />
niedrig<br />
Bedarf an Verwaltung<br />
Sowohl Führung als auch<br />
Verwaltung in beträchtlichem<br />
Ausmaß erforderlich<br />
(wie heute in den meisten<br />
Unternehmen erforderlich)<br />
Sehr viel Verwaltung, aber<br />
wenig Führung erforderlich<br />
(wie erfolgreiche Unternehmen<br />
in den 50er, 60er und<br />
70er Jahren)<br />
Komplexität des Vorhabens<br />
(abhängig von Unternehmensgröße, Art, Problemstelllung, etc.)<br />
hoch<br />
Total Quality<br />
Management<br />
<strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
2.5.3 Bewältigung des Wandels als Führungsaufgabe des TQM<br />
Management umfasst Aufgaben der Führung und der Verwaltung. Verwaltung bedeutet planen,<br />
budgetieren, organisieren. Führung bedeutet Mitarbeiter auf gemeinsame Zukunftsziele<br />
hin zu motivieren. Das Bild zeigt die sich wandelnden Schwerpunkte in diesen Managementaufgaben.<br />
Im Gegensatz zur Ära der <strong>Qualität</strong>ssicherung mit dem Schwerpunkt auf der Administration<br />
setzt TQM auf Führung <strong>im</strong> Sinne von Teamorientierung, Motivation und Begeisterung,<br />
Kooperation mit anderen Bereichen und die Verfolgung langfristiger <strong>Qualität</strong>sziele.<br />
Traditionelle, autoritär ausgerichtete Führungsstile versagen heute deshalb, da sie die Mitarbeiter<br />
nicht in der Bewältigung tief greifender Wandlungsvorgänge unterstützen.<br />
• Wettbewerbssituation erfordert Wandel zur <strong>Qualität</strong>sorientierung<br />
• Einstellung muss vom Management vorgegeben werden<br />
• Mitarbeiter muss aktive Rolle einnehmen und mit Verantwortung und Befugnissen<br />
ausgestattet sein
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktplanung<br />
TQM als kontinuierlicher Prozess<br />
Q 02505<br />
© iw b 2005<br />
Bewußtseinswandel<br />
Zieldefinition<br />
Führungsstil<br />
Verantwortung<br />
Anstoß /<br />
Initiierung<br />
Motivation<br />
Kunde<br />
TQM<br />
Mitarbeiter /<br />
Lieferanten<br />
2-32<br />
Eigenverantwortung<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Markterfolg<br />
Produktverbesserung<br />
Prozeßverbesserung<br />
Teamarbeit<br />
2.5.4 Ständige Verbesserung als Triebfeder des TQM<br />
Der kontinuierliche Verbesserungsprozess (KVP) ist die Voraussetzung für Markt- und Kundennähe<br />
eines Unternehmens. Das Unternehmen möchte den Kunden ansprechen, erreichen,<br />
ihn gewinnen und behalten. Der Kunde erwartet vom Unternehmen die Erfüllung der<br />
gegebenen Versprechungen.<br />
Deshalb muss der Kundenwunsch der Anstoß für die Zieldefinition des Unternehmens bezogen<br />
auf seine Produkte sein. Die sich ständig wandelnde Marktsituation erfordert eine dauernde<br />
Anpassung der gesetzten <strong>Qualität</strong>s- und Unternehmensziele durch die Unternehmensspitze.<br />
Dann müssen sie "top-down" umgesetzt werden. Voraussetzung dafür sind beispielhaftes<br />
Führungsverhalten und Organisationsstrukturen, die die Mitarbeiter be<strong>im</strong> Bewältigen<br />
des Wandels unterstützen. Sie sollen ihre Erfahrungen in die Verbesserung der Prozesse<br />
und Produkte ‘’bottom-up’’ einfließen lassen. Ein Markterfolg des dynamischer agierenden<br />
Unternehmens ist das Ziel der gemeinsamen Anstrengung, darf aber nicht Ende des<br />
Prozesses sein. Er muss wie ein Motor ständig am Laufen gehalten werden. Das ist auch<br />
eine wesentliche Führungsaufgabe.
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktplanung<br />
2.5.5 Barrieren des Total Quality Management<br />
Fehler bei der Einführung können sein:<br />
• Geringes Engagement des Managements, Mangel eines klaren Konzepts und klarer Ziele<br />
• Irreale Zeitvorstellungen, Unklarheiten über die Reichweite von TQM<br />
• Falsches Selbstverständnis des Steuergremiums, Misstrauen der Mitarbeiter<br />
2-33
<strong>Vorlesungsskript</strong><br />
<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />
<strong>Qualität</strong> <strong>im</strong> Produktlebenszyklus<br />
3 Produktplanung 3-1<br />
3.1 Produktplanung unter <strong>Qualität</strong>saspekten .................................................................3-1<br />
3.1.1 <strong>Qualität</strong>splanung.......................................................................................3-1<br />
3.1.2 Randbedingungen für die Anforderungsliste ............................................3-8<br />
3.2 Ermittlung der Produktanforderungen ......................................................................3-9<br />
3.2.1 Arten von Anforderungen .........................................................................3-9<br />
3.2.2 Einteilung der Kundenanforderungen.....................................................3-10<br />
3.2.3 Datenbeschaffung ..................................................................................3-12<br />
3.3 Umsetzung der Produktanforderungen mit Quality Function Deployment .............3-13<br />
3.3.1 QFD – Ziele und prinzipielles Vorgehen.................................................3-13<br />
3.3.2 Das House of Quality (HoQ) als Ausgangsbasis....................................3-15<br />
3.3.3 Weiteres Vorgehen be<strong>im</strong> QFD ...............................................................3-23<br />
3.3.4 Ergebnisse und Probleme ......................................................................3-28<br />
3-1
Kosten pro Fehler<br />
1<br />
Konsequenzen<br />
für das<br />
Unternehmen<br />
Planung Entwicklung/<br />
Konstruktion<br />
sehr gering<br />
Zehnerregel der Fehlerkosten<br />
Fehlerverhütung Fehlerentdeckung<br />
Fehlerkostenfestlegung<br />
Arbeitsvorbereitung<br />
geringer<br />
Zeitverlust<br />
© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />
3 Produktplanung<br />
10<br />
Fertigung<br />
Nacharbeit viel Nacharbeit Versandkosten<br />
Neuplanung verspätete Verwaltungs-<br />
der Arbeit Auslieferung kosten<br />
zusätzliche Rufschädigung<br />
Kontrolle<br />
Verlust von<br />
Marktanteilen<br />
3-2<br />
100<br />
Fehlerkostenentstehung<br />
Endprüfung<br />
Phase vor dem Beginn der eigentlichen Entwicklungstätigkeit.<br />
1000<br />
Kunde<br />
3.1 Produktplanung unter <strong>Qualität</strong>saspekten<br />
3.1.1 <strong>Qualität</strong>splanung<br />
Unter <strong>Qualität</strong>splanung versteht man nach DIN 55350 Teil 11 die<br />
“Festlegung der Produktanforderungen und der Umsetzungsmöglichkeiten unter Berücksichtigung<br />
qualitätskonformer Aspekte”.<br />
Da bereits in der Entwicklung und Konstruktion etwa 70% der späteren Herstellkosten des<br />
Produkts festgelegt werden – und damit in ähnlicher Höhe alle weiteren Produkteigenschaften<br />
– ist die <strong>Qualität</strong>splanung von großer Bedeutung. So müssen die Aspekte der <strong>Qualität</strong><br />
bereits dort sorgfältig geplant und festgelegt sein.<br />
Aufgaben der <strong>Qualität</strong>splanung sind:<br />
• Planung der Produkteigenschaften<br />
• Planung der Realisierung<br />
• <strong>Qualität</strong>ssicherung (QS)-Programmplanung<br />
• Nachweisführung.<br />
Bzw. nach DIN ISO 8402:<br />
• Planung bzgl. Produkt<br />
• Planung bzgl. Führungs- und Ausführungstätigkeiten<br />
• Vorbereitung von <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>plänen, Treffen von Vorkehrungen für <strong>Qualität</strong>sver-besserungen<br />
(QS-Systemplanung und Prüfplanung sind nicht Aufgaben der <strong>Qualität</strong>splanung).
U-Bahn Anbindung fehlt(e),<br />
Parkplatzsituation kritisch<br />
Bedeutung der Aufgabenklärung<br />
© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />
3-3<br />
Bedienung erfordert hohe Aufmerksamkeit<br />
Sonnenschutz fehlt(e)
Phasenspezifisch<br />
Quelle: Pfeifer<br />
Nachweisführung<br />
Entwicklung<br />
Konstruktion<br />
Arbeitsvorbereitung<br />
Fertigung<br />
Produktspezifisch<br />
Aufgaben der <strong>Qualität</strong>splanung<br />
© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />
Planung der Produkteigenschaften<br />
Zuverlässigkeitssicherung Sicherheitsanforderungen<br />
Ausfallhypothesen<br />
Zuverl.-<br />
Analysen<br />
Aufgaben der <strong>Qualität</strong>splanung sind:<br />
• Planung der Produkteigenschaften<br />
• Planung der Verwirklichung<br />
• QS-Programmplanung<br />
• Nachweisführung.<br />
bzw. nach DIN ISO 8402:<br />
Kundenanforderungen,<br />
Technische Spezifikationen<br />
Zuverlässigkeitsberechnung<br />
3-4<br />
<strong>Qualität</strong>splanung<br />
Vertrag<br />
____________<br />
_________________<br />
_________________ Checkliste<br />
_________________<br />
_________________ ____________<br />
_________________<br />
_________________<br />
_________________ Lastenheft<br />
_________________<br />
_________________ ____________<br />
_________________<br />
_________________<br />
_________________<br />
_________________<br />
_________________<br />
_________________<br />
_________________<br />
_________________<br />
_________________<br />
Risikoakzeptanz<br />
Sicherheitsanalysen<br />
QS-Programmplanung<br />
Festlegung der produktbezogenen<br />
QS-Maßnahmen:<br />
• QS-Methoden <strong>im</strong> Produktzyklus<br />
• QS-Organisation<br />
Anforderungsliste<br />
Kraft Sicher Ta st e<br />
Bedienung funktional<br />
QFD<br />
Taste<br />
2 4<br />
Rasten<br />
3 4<br />
Kontakt<br />
3 3<br />
Sc halten<br />
2 5<br />
Anzeigen<br />
4 4<br />
Auslösen<br />
3 3<br />
Mit nehm en<br />
2 4<br />
elektrisch me ch anísch<br />
St rom AC/DC Weg Feder [N,<br />
[A] [V] [mm] N/ mm]<br />
Kennlinie<br />
min. Kraf t<br />
max. Kraf t<br />
Ausrasten<br />
Einrasten<br />
Signal<br />
Last<br />
Signal<br />
Last<br />
Na chfol ger<br />
Vorgän ger<br />
Priorität<br />
Verkaufsp unkt<br />
Gewi chtu ng<br />
Gewichtung 11 4 11 4 17 25 47 12 8<br />
Priorität 9 3 9 3 22 1, 0 55 12 9<br />
Vorgänger 4 2 250 12 3,2 2, 0 15 6 lin.<br />
Nachfolger 5 2 250 12 3,0 4, 0 15 7 lin.<br />
Risiko<br />
Sicherheitsbewertung<br />
Planung der<br />
Realisierungsbedingungen<br />
Produktionsmittel<br />
Management<br />
Personal<br />
• Planung bzgl. Produkt<br />
• Planung bzgl. Führungs- und Ausführungstätigkeiten<br />
• Vorbereitung von <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>plänen, Treffen von Vorkehrungen für <strong>Qualität</strong>sverbesserungen<br />
(QS-Systemplanung und Prüfplanung sind nicht Aufgaben der <strong>Qualität</strong>splanung).<br />
Zeugnis
%<br />
150<br />
100<br />
50<br />
Quelle: Masing<br />
© 2006 P f Li d<br />
Wert<br />
KapazitätsanforderungenHaushaltsspühlmaschine<br />
Untererfüllung<br />
hart bestraft<br />
Wertfunktion eines <strong>Qualität</strong>smerkmals<br />
KapazitätsanforderungenGastronomiespühlmaschine<br />
Übererfüllung<br />
kärglich belohnt<br />
Kapazität<br />
(z. B. Maßgedecke je Stunde)<br />
3.1.1.1 Planung der Produkteigenschaften<br />
Der Nutzer beurteilt die <strong>Qualität</strong> durch die Erfüllung seiner Anforderungen an das Produkt.<br />
Aus diesem Grund müssen Wünsche eines Kunden, für die er bereit ist zu zahlen, erfüllt<br />
werden. Ein Übertreffen seiner Standardanforderungen empfindet der Kunde nur dann als<br />
positiv, wenn es ihm einen zusätzlichen Nutzen verschafft. Ist das nicht der Fall, wird der<br />
Kunde nicht bereit sein, für diese Übererfüllung zu zahlen.<br />
Werden alltägliche Anwendungsfälle durch das Produkt nicht zufrieden stellend abgedeckt,<br />
wird sich das Produkt – wenn überhaupt – nur unter erheblichen Preisabschlägen verkaufen<br />
lassen. Bei solch einer Untererfüllung der Anforderungen des Kunden lassen sich die Herstellkosten<br />
nicht mehr decken.<br />
Dies lässt sich in einer Wertfunktion darstellen (s. Bild).<br />
3-5<br />
Aufgaben der<br />
Produktplanung<br />
• <strong>Qualität</strong>sanforderungen<br />
des Marktes/Kunden<br />
ermitteln<br />
• <strong>Qualität</strong>sanforderungen<br />
auf Erfüllbarkeit<br />
überprüfen<br />
• Lasten-/Pflichtenheft<br />
überprüfen<br />
• System für Kundenrückinformationunterhalten
Merkmal<br />
Nr.<br />
1. Aussehen<br />
2. Verarbeitung<br />
3. Handhabung<br />
4. Wartung<br />
5. Reparatur<br />
6. Zubehör<br />
7. Betriebssicherheit<br />
8. Garantie<br />
<strong>Qualität</strong>s- und Preisvergleich zur Ermittlung der Preiswürdigkeit<br />
1<br />
veraltet<br />
grob, unsauber<br />
umständlich<br />
aufwendig<br />
nur Werksreparatur<br />
möglich<br />
Hersteller können<br />
Zubehör liefern<br />
sicher be<strong>im</strong> Betrieb unter<br />
zahlreichen Vorschriften<br />
1 /2 Jahr<br />
Punktwert<br />
2<br />
dem Zeitgeschmack<br />
entsprechend<br />
Vertrauen erweckend<br />
einfach<br />
normal<br />
Reparatur durch<br />
Fachpersonal<br />
teilweise mitgeliefert,<br />
teilweise Zukauf<br />
bei normaler<br />
Beanspruchung sicher<br />
1 Jahr<br />
erreichte Punktzahl<br />
relative <strong>Qualität</strong> =<br />
max. erreichbare Punktzahl<br />
Qi<br />
rel Q<br />
max<br />
Quelle: Pfeifer<br />
© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />
<strong>Qualität</strong>svergleich Preisvergleich<br />
3-6<br />
3<br />
der Zeit voraus,<br />
richtunggebend<br />
werkstoff- und<br />
funktionsgerecht<br />
narrensicher<br />
wartungsfrei<br />
keine Reparatur innerhalb<br />
der Garantie zu erwarten<br />
Kundenbaukasten<br />
absolut betriebssicher<br />
über 5 Jahre<br />
Katalog<br />
idealer Preis<br />
relativer Preis =<br />
Produktpreis<br />
Prel P<br />
= Pi<br />
Pideal<br />
Preislisten<br />
__________<br />
__________<br />
__________<br />
__________<br />
Technische __________<br />
Daten<br />
__________<br />
__________<br />
__________<br />
__________<br />
__________<br />
ideal Q = ; = 0,<br />
7*<br />
Pmin<br />
Die <strong>Qualität</strong> eines Produkts wird vom Nutzer dem Preis gegenübergestellt. Der Kunde entscheidet<br />
sich bei der Wahl eines Produkts dabei für das preiswürdigste. Deshalb muss ein<br />
Hersteller auch die Konkurrenzprodukte entsprechend den Kundenanforderungen hinsichtlich<br />
ihrer Preiswürdigkeit beurteilen.<br />
Eine quantifizierte Preiswürdigkeit lässt sich darstellen als<br />
Preiswürdigkeitsurteil PW = relative <strong>Qualität</strong> Q<br />
rel<br />
⋅ relativer Preis P<br />
rel<br />
Die relative <strong>Qualität</strong> Qrel lässt sich z.B. aus einem Bewertungsschema ableiten, der relative<br />
Preis ergibt sich aus den Marktpreisen Pi vergleichbarer Produkte.<br />
P<br />
P rel =<br />
P<br />
ideal<br />
i
Quelle: VDI 2225<br />
Preiswürdigkeitsurteil PW<br />
PW = Q * P<br />
relativer Preis<br />
P rel =<br />
relative <strong>Qualität</strong><br />
Q =<br />
rel<br />
rel<br />
Pideal<br />
Pi<br />
Qi<br />
Qmax<br />
Preiswürdigkeitsdiagramm<br />
relativer Preis<br />
0,5<br />
© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />
rel<br />
3-7<br />
1<br />
0<br />
Produkt 2<br />
zunehmende Preiswürdigkeit<br />
0<br />
relative <strong>Qualität</strong><br />
Produkt 4<br />
Produkt 1<br />
Produkt 3<br />
0,5 1<br />
Ingenieure in den Entwicklungsabteilungen versuchen häufig, das technisch Machbare umzusetzen.<br />
Dabei entstehen Produkte, die weit mehr leisten können, als der Kunde erwartet.<br />
Hieraus ergibt sich folgende Forderung:<br />
Das Produkt muss das leisten, was der Kunde will, nicht mehr (wegen der unnötigen Kosten)<br />
und nicht weniger (wegen des <strong>Qualität</strong>sdefizits und dem damit verbundenen Verlust an Kunden).<br />
Dies hat zu einem angemessenen Preis zu erfolgen.<br />
Um ein kundengerechtes Produkt zu realisieren, müssen neben der ausreichenden Erfüllung<br />
der vorhandenen Funktionen, alle Kundenanforderungen beachtet werden.
Quelle:Pfeifer<br />
Planung des <strong>Qualität</strong>ssicherungsprogramms<br />
Produktidee <strong>Qualität</strong>splanung Entwicklung<br />
<strong>Qualität</strong>splanung<br />
QS-Programmplanung<br />
Dokumentation<br />
aller QS-<br />
Maßnahmen<br />
Festlegen<br />
der QS-<br />
Organisation<br />
QS-<br />
Programmplan<br />
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<strong>im</strong><br />
Zuverlässigkeitssicherung<br />
3-8<br />
Arbeitsvorbereitung<br />
Zeichnungsfreigabe<br />
Produktnutzung<br />
Prüfplanerstellung<br />
Trend: Zunehmende Parallelisierung<br />
der Prozessschritte<br />
3.1.1.2 QS-Programmplanung und Nachweisführung<br />
Den Begriff QS-Programmplanung/Nachweisführung definiert DIN 55350 Teil 11 wie folgt:<br />
„Alle notwendigen Tätigkeiten, um das Vertrauen herzustellen, dass die <strong>Qualität</strong>sforderungen<br />
erfüllt werden.“<br />
Insbesondere bei komplexen Produkten müssen frühzeitig die QS-Aktivitäten geplant werden.<br />
Hierzu wird ein Programm aufgestellt, in dem wesentliche Punkte über durchzuführende<br />
QS-Maßnahmen in der Entwicklungsphase festgelegt werden, die zu best<strong>im</strong>mten Terminen<br />
erfüllt sein müssen (<strong>im</strong> Sinne einer Freigabevoraussetzung).<br />
Weiterhin ist die Nachweisführung für eine Zertifizierung nach DIN ISO 9001 gefordert. Vor<br />
allem bei sicherheitstechnisch relevanten Produkten war diese Norm bereits bisher verbreitet.
(vgl. DIN 9004T1)<br />
Einbaukonfiguration<br />
Randbedingungen für die Anforderungsliste<br />
Leistungsmerkmale<br />
Verpackung<br />
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3-9<br />
Anforderungsliste<br />
sensorische Merkmale<br />
Darlegung der <strong>Qualität</strong>ssicherung,<br />
Verifizierung<br />
Q<br />
anzuwendende<br />
Normen<br />
3.1.2 Randbedingungen für die Anforderungsliste<br />
Um grundlegende Randbedingungen darzustellen, werden durch das Marketing bereits in<br />
der Definitionsphase Anforderungen an das Produkt formuliert. Hierbei ist eine umfassende<br />
Sicht aller möglichen Anforderungen notwendig.<br />
§§§§
gesetzliche<br />
Best<strong>im</strong>mungen<br />
• Sicherheit<br />
• Umweltverträglichkeit<br />
• Recyclingfähigkeit<br />
• Lärmemission<br />
•…<br />
Anforderungen an Produkte<br />
unternehmensinterne<br />
Anforderungen<br />
• Montagegerecht<br />
• Fertigungsgerecht<br />
• Standardteilverwendung<br />
• Firmennormen<br />
•…<br />
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3.2 Ermittlung der Produktanforderungen<br />
3.2.1 Arten von Anforderungen<br />
Anforderungen an ein Produkt kommen von drei Seiten:<br />
3-10<br />
…<br />
Kundenanforderungen<br />
•Preis<br />
• Leistung<br />
• Aussehen<br />
•…<br />
• Ausgangspunkt der Anforderungsermittlung ist in erster Linie der Kunde.<br />
• Durch gesetzliche Best<strong>im</strong>mungen werden einzuhaltende Bedingungen festgelegt.<br />
• Unternehmensinterne Vorgaben dienen vor allem der Montage- und Fertigungsgerechtheit<br />
sowie der Standardisierung.
Forderung nach<br />
Begeisterungsmerkmalen<br />
(z. B. Oberkorbspülen)<br />
<strong>Qualität</strong>s- und<br />
Leistungsanforderungen<br />
(z. B. Anzahl von Maßgedecken, Wasser und<br />
Energieverbrauch)<br />
Arten von Kundenanforderungen<br />
Kundenzufriedenheit<br />
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3-11<br />
Erfüllungsgrad<br />
der Forderungen<br />
Grundforderungen<br />
(z. B. Maschine spült sauber,<br />
Maschine beschädigt kein Geschirr)<br />
3.2.2 Einteilung der Kundenanforderungen<br />
Es gibt nach dem Kano-Modell drei Arten von Kundenanforderungen:<br />
• Grundforderungen (Basic)<br />
• <strong>Qualität</strong>s- und Leistungsforderungen (Performance)<br />
KANO-Modell<br />
• Begeisterungsforderung (Excitement).<br />
Die Erfüllung der drei Forderungsarten trägt in verschiedener Art zur Zufriedenheit bei:<br />
Die Erfüllung der Grundforderung wird vom Kunden erwartet. Er setzt die Erfüllung voraus,<br />
ohne dass er dies explizit ausspricht bzw. fordert. Die entsprechenden Produktmerkmale<br />
werden als Stand der Technik angesehen. Die Erfüllung bringt keine Zufriedenheit, die<br />
Nichterfüllung jedoch ein hohes Maß an Unzufriedenheit.<br />
Die Forderung nach Leistung und <strong>Qualität</strong> ergibt einen proportionalen Zusammenhang<br />
zwischen der Zufriedenheit und der Erfüllung der Leistungsforderungen. Je mehr Leistung<br />
bzw. <strong>Qualität</strong> das Produkt hat, desto zufriedener ist der Kunde. Dies wird er auch als<br />
Wunsch formulieren.<br />
Forderung nach Begeisterungsmerkmalen sind Forderungen nach Produktmerkmalen,<br />
welche das eine Produkt vom anderen abheben. Der Kunde wird diese Produktmerkmale<br />
nicht erwarten und auch nicht formulieren. Wenn er sie erfährt, wird er jedoch überrascht<br />
sein und ihnen einen positiven Nutzen zumessen, der seine Begeisterung auslöst.<br />
Die einzelnen Forderungen verändern <strong>im</strong> Zeitablauf ihre Zuordnung zu den Kategorien: So<br />
werden Begeisterungsmerkmale, da sie in <strong>im</strong>mer mehr Produkten am Markt enthalten sind,<br />
zu Leistungsmerkmalen und letztlich zum Stand der Technik, d.h. sie gehen in die Grundforderungen<br />
des Kunden über.
Ermittlung der Kundenanforderungen (intern und extern)<br />
• Kundenumfragen, Kundeninterviews, Kundenforen, Expertengespräche<br />
• Werbeveranstaltungen, Messen, Prototypenvorstellung, Lifestyle Planning<br />
• Trendforschung<br />
• Interne Informationsquellen:<br />
– Reklamationen, Beschwerdemanagement<br />
– Außendienst (Kundendienstmonteure, Vertriebsingenieure)<br />
� Wer sind die Kunden?<br />
� Warum benutzten sie das Produkt?<br />
� Wozu benutzen sie das Produkt?<br />
� Wann benutzen sie das Produkt?<br />
Frageliste zu Kundenanforderungen:<br />
© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />
3-12<br />
� Wo benutzen sie das Produkt?<br />
� Wie benutzen sie das Produkt?<br />
� Was sind ihre Vorlieben?<br />
� Welche Trends sind zu erwarten?
pr<strong>im</strong>äre<br />
Erhebung<br />
• Befragung<br />
(Experten, Händler, Kunden)<br />
• Beobachtung<br />
(Feld-, Laborbeobachtung)<br />
• Exper<strong>im</strong>ent<br />
(Feld-/Laborexper<strong>im</strong>ent,<br />
Sukzessiv-, S<strong>im</strong>ultanexper<strong>im</strong>ent)<br />
• Panelverfahren<br />
(Händler-, Verbraucherpanel)<br />
Ermittlung der Kundenanforderungen<br />
© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />
3-13<br />
Kunde<br />
Marktforschung Vertrieb, Entwicklung<br />
und Konstruktion<br />
sekundäre<br />
Erhebung<br />
• extern<br />
(amtl. Statistik, Wirtschaftsverbände,<br />
Fachliteratur, …)<br />
• intern<br />
(Reklamationen, Garantiefälle)<br />
Festlegung der Spezifikation<br />
<strong>im</strong> Verlauf von<br />
Auftragsgesprächen<br />
3.2.3 Datenbeschaffung<br />
Abhängig vom Kundentyp (z.B. Einzelauftraggeber, Massenmarkt) sind verschiedene Datenerhebungsmethoden<br />
üblich. Grundsätzlich sind folgende Möglichkeiten gegeben:<br />
• Befragung,<br />
• Beobachtung,<br />
• Exper<strong>im</strong>ent,<br />
• Panelverfahren,<br />
• Sekundärquellen.<br />
Befragung:<br />
Expertenbefragung, Händlerbefragung, Kundenbefragung, Vollerhebung, Stichproben<br />
Beobachtung:<br />
Feldbeobachtung, Laborbeobachtung<br />
Exper<strong>im</strong>ent:<br />
Feld-/Laborexper<strong>im</strong>ent, Sukzessiv-/S<strong>im</strong>ultanexper<strong>im</strong>ent (hintereinander, gleichzeitig), eine<br />
bzw. verschiedene Gruppen vor und nach bzw. nur nach dem Testfaktor<br />
Panel:<br />
Ausgewählter Personenkreis wird über längeren Zeitraum wiederholt zum gleichen Gegenstand<br />
befragt. Händler-, Verbraucherpanel (Haushalts-, Einzelpersonenpanel) usw.<br />
Sekundärmaterial:<br />
extern: z.B. amtl. Statistik, Wirtschaftsverbände, wissenschaftliche Institute, Fachliteratur,<br />
-zeitschriften, Geschäftsberichte, .... Intern: Betriebsstatistik
gesetzliche<br />
Best<strong>im</strong>mungen<br />
Unterstützung des<br />
Produkterstellungsprozesses<br />
mit QFD<br />
Ziel von „Quality Function Deployment“<br />
© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />
Kundenanforderungen<br />
werden übersetzt in<br />
Produktmerkmale<br />
werden umgesetzt in<br />
Fertigungs-, Montage-, Prüfprozesse<br />
kundengerechtes Produkt<br />
3-14<br />
ergibt ein<br />
findet Akzeptanz auf dem<br />
Markt<br />
unternehmensinterne<br />
Anforderungen<br />
3.3 Umsetzung der Produktanforderungen mit Quality Function<br />
Deployment<br />
3.3.1 QFD – Ziele und prinzipielles Vorgehen<br />
Ziel von QFD ist es die Forderung des Kunden („St<strong>im</strong>me des Kunden“) in jeder Phase des<br />
Produktentstehungsprozesses als Maß für Entscheidungen zu sehen. Nicht das technisch<br />
Machbare, sondern nur das vom Kunden Geforderte soll in der Produktentwicklung verwirklicht<br />
werden.<br />
Die Anforderungen werden als Zielvorgaben für die Entwicklung und Produktion an alle betroffenen<br />
Stellen weitergegeben und angepasst. Grundlegender Ansatz des QFD ist die Verbindung<br />
von Produkteigenschaften auf verschiedenen Modellierungsstufen mit Hilfe von Matrizen.<br />
Diese dienen als Kommunikationsmittel und Schnittstellen für die integrierte, s<strong>im</strong>ultane<br />
Arbeit in SE-Teams.
Zusammensetzung des QFD-Teams<br />
Das QFD-Team besteht üblicherweise aus vier bis sieben Personen und verfügt<br />
über Fachkompetenz bezüglich:<br />
– Marketing<br />
– Beschaffung<br />
– Produktplanung<br />
– Controlling<br />
– Entwicklung/Konstruktion<br />
– <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />
– Herstellung/Prüfung<br />
– Vertrieb, Service<br />
© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />
Was passiert bei QFD?<br />
• Große Informationsmengen werden durch interdisziplinäre Zusammenarbeit<br />
– erfasst, verdichtet, strukturiert,<br />
– in miteinander verknüpften Matrizen (House of Quality) dargestellt und<br />
– schließlich bewertet und priorisiert.<br />
• Durch die Aufgabe, ein House of Quality (HoQ) zu erstellen, wird das QFD-<br />
Team angehalten, alle für die Planung notwendigen Informationen zu<br />
beschaffen und transparente, nachvollziehbare Entscheidungsgrundlagen zu<br />
erarbeiten.<br />
• Das strukturierte Vorgehen unterstützt auch die Koordination und Abst<strong>im</strong>mung<br />
bei der Teamarbeit.<br />
© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />
3-15
Bedeutung der<br />
Spaltenwerte<br />
Schwierigkeitsgrad<br />
Technische<br />
Zielwerte<br />
Technischer<br />
Vergleich zum<br />
Wettbewerb<br />
Hinweis 1<br />
Hinweis 2<br />
absolut<br />
relativ [%]<br />
besser<br />
2<br />
4<br />
6<br />
8<br />
10<br />
schlechter<br />
Der QFD Prozess: House of Quality<br />
Hinweis<br />
Änderungsrichtung<br />
Kunden<br />
Vergleich zum<br />
WIE A B Wettbewerb aus für<br />
Cahrakteristiken<br />
Kundensicht<br />
schlechter besser<br />
WAS 2 4 6 8 10<br />
Kunden-<br />
Bedeutung<br />
forderungen<br />
B<br />
Bedeutung<br />
© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />
3-16<br />
IST-Bewertung<br />
Wettbewerber A<br />
Wettbewerber B<br />
Soll-Zustand/Ziel<br />
E Entwicklungsbedarf<br />
V Verkaufsschwerpunkt<br />
G Gewichtung<br />
3.3.2 Das House of Quality (HoQ) als Ausgangsbasis<br />
Erstellen der Ausgangsmatrix:<br />
1. Ausgangspunkt sind die gewichteten Kundenforderungen: Der Kunde äußert verschiedene<br />
Wünsche an das Produkt und gibt an, wie wichtig ihm die einzelnen Wünsche relativ<br />
zueinander sind. Pr<strong>im</strong>äre Fragestellung: Was soll das Produkt leisten?<br />
Für jede Kundenforderung werden vom QFD-Team <strong>Qualität</strong>smerkmale definiert, mit deren<br />
Hilfe sich die Kundenforderungen quantifizieren lassen (techn. Spezifikation). Dabei stellt<br />
sich die pr<strong>im</strong>äre Frage: Wie kann die Erfüllung der Kundenforderungen technisch beschrieben<br />
und gemessen werden?<br />
Beispielsweise ist eine Kundenforderung für einen Geschirrspüler: “Soll wenig Wasser<br />
verbrauchen”. Wobei der “Verbrauch von Wasser bei Standardprogramm in l” ein <strong>Qualität</strong>smerkmal<br />
darstellt.<br />
2. Für die einzelnen <strong>Qualität</strong>smerkmale werden Zielwerte best<strong>im</strong>mt (z.B. Zielverbrauch 20l<br />
Wasser) und der Schwierigkeitsgrad bezüglich des Erreichens des Wertes eingeschätzt<br />
(“Wie viel” - Frage). Besondere Schwierigkeiten sollten entweder zur Verwendung<br />
eines anderen <strong>Qualität</strong>smerkmals führen, das die Kundenforderung ebenso beschreibt<br />
und leichter zu verwirklichen ist oder zu besonderen Anstrengungen in der<br />
Entwicklung führen.“<br />
3. Im so genannten Dach des HoQ werden positive und negative Wechselwirkungen zwischen<br />
<strong>Qualität</strong>smerkmalen gekennzeichnet. Negative Wechselwirkungen erfordern besondere<br />
Anstrengungen, um dennoch eine kundenideale Lösung zu verwirklichen. Gegebenenfalls<br />
sind neue Lösungsprinzipien zu erarbeiten.<br />
4. Eigene Vorgängerprodukte werden aus Kundensicht und durch die technischen Merkmale<br />
(<strong>Qualität</strong>smerkmale) mit Konkurrenzprodukten verglichen. Es zeigt sich, wo Konkurrenzprodukte<br />
besser waren und wo aus der Kundenbeurteilung heraus ein besonderer Verbesserungsbedarf<br />
am eigenen Produkt besteht.
Kundenwünsche<br />
Kundenforderungen<br />
Kundenbedürfnisse<br />
1 Ermittlung und Strukturierung der Kundenforderungen<br />
WAS<br />
© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />
Kundenforderungen<br />
Erstellung des <strong>Qualität</strong>splans<br />
© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />
2<br />
WAS<br />
3-17<br />
BEWERTUNG<br />
Vergleich mit Wettbewerb<br />
(aus Kunden-Sicht) 2a<br />
Übertrag<br />
<strong>Qualität</strong>splan<br />
2b
3 Umsetzung der Kundenforderungen in technische Merkmale<br />
Kundenforderungen<br />
<strong>Qualität</strong>sentwurf<br />
WAS<br />
WIE<br />
Wie sollen Kundenwünsche<br />
erfüllt<br />
werden?<br />
© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />
© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />
3-18<br />
3a<br />
Technische Merkmale<br />
3b Quantifizierung der WIE‘s<br />
4 Verknüpfung der Kundenforderungen und der technischen Merkmale<br />
Kundenforderungen<br />
WAS<br />
WIE<br />
4b<br />
4a<br />
Abhängigkeiten<br />
Technische Merkmale<br />
Berechnung der relativen<br />
und der absoluten<br />
Bedeutung
© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />
6<br />
5<br />
Das House of Quality (HoQ) - Korrelationsmatrix<br />
Korrelationsmatrix<br />
WIE<br />
© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />
3-19<br />
Technische Merkmale<br />
Das House of Quality (HoQ) – technische Bedeutung <strong>im</strong> Vergleich mit der<br />
Kundenbewertung<br />
<strong>Qualität</strong>sentwurf<br />
WIE<br />
Vergleich mit<br />
Wettbewerb (aus<br />
technischer Sicht)<br />
WIE VIEL<br />
6a<br />
Technische Merkmale<br />
6b<br />
WARUM<br />
<strong>Qualität</strong>splan<br />
Vergleich von 6a mit 2
Schwierigkeitsgrad<br />
7<br />
Schwierigkeit der Erfüllung der Zielwerte<br />
© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />
© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />
7<br />
Was ist QFD?<br />
Quality Function Deployment ist eine formalisierte<br />
Methode, um in fachübergreifender Teamarbeit<br />
Kundenanforderungen und Kundenerwartungen<br />
zielorientiert in Produkteigenschaften<br />
umzusetzen. QFD ist in allen Phasen der<br />
Produktentstehung einsetzbar. Die Methode kann<br />
auch auf technische Prozesse, Dienstleistungen,<br />
Entwicklung von Marketing- und<br />
Geschäftsstrategien etc. angewendet werden.<br />
3-20<br />
Wie schwierig ist die<br />
Erfüllung der Merkmale<br />
mit ihren Zielen?<br />
Einflussfaktoren und Zusammenhänge werden systematisch ermittelt und in<br />
einem „House of Quality“ übersichtlich dargestellt und bewertet.<br />
St<strong>im</strong>me des Ingenieurs<br />
St<strong>im</strong>me des Kunden
Bedeutung der<br />
Spaltenwerte<br />
Schwierigkeitsgrad<br />
Technische<br />
Zielwerte<br />
Technischer<br />
Vergleich zum<br />
Wettbewerb<br />
Hinweis 1<br />
Hinweis 2<br />
absolut<br />
relativ [%]<br />
besser<br />
2<br />
4<br />
6<br />
8<br />
10<br />
schlechter<br />
Der QFD Prozess: House of Quality<br />
Hinweis<br />
Änderungsrichtung<br />
Kunden<br />
Vergleich zum<br />
WIE A B<br />
für<br />
Wettbewerb aus<br />
Cahrakteristiken<br />
Kundensicht<br />
3a<br />
schlechter besser<br />
WAS 2 4 6 8 10<br />
Kunden-<br />
Bedeutung<br />
forderungen<br />
B<br />
Bedeutung<br />
© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
1 4a<br />
2<br />
7<br />
6a<br />
4b<br />
3b 6b<br />
Zusammenfassung der neun Abschnitte I<br />
© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />
3-21<br />
IST-Bewertung<br />
Wettbewerber A<br />
Wettbewerber B<br />
Soll-Zustand/Ziel<br />
E Entwicklungsbedarf<br />
V Verkaufsschwerpunkt<br />
G Gewichtung<br />
Kundenanforderungen („St<strong>im</strong>me des Kunden“) unter (1) und Bedeutung (B) der<br />
Kundenanforderungen in den daneben liegenden Spalten eintragen.<br />
a) Bewertung des eigenen Produkts (der Dienstleistung) <strong>im</strong> Vergleich zu gleichartigen<br />
Produkten der Wettbewerber aus Sicht der Kunden durchführen, entweder durch subjektiven<br />
Vergleich durch die Kunden, Benchmarking oder Ergebnissen der Kundenbefragung.<br />
b) Übertrag der Werte.<br />
a) Wie sollen die Kundenwünsche erfüllt werden? Eintragen der charakteristischen Merkmale<br />
der Funktionen, welche die Kundenanforderungen erfüllen.<br />
b) Welche Zielwerte sollen die Merkmale (3a) erreichen? In welche Richtung soll eine<br />
Veränderung erfolgen?<br />
Beziehungsstärke der WIE‘s zu den WAS‘s:<br />
a) Wie stark unterstützt das Merkmal (3a) die Forderung des Kunden (1)? Bewertung: 9-3-1,<br />
noch besser sind Symbole.<br />
b) Multiplikation der Zahlenwerte (4a) mit den Zahlenwerten der Spalte „Bedeutung“<br />
(1). Anschließend Addition der einzelnen Zellen in den Spalten und Berechnung der relativen<br />
Bedeutung (%).<br />
2
5<br />
6<br />
7<br />
Zusammenfassung der Arbeitsschritte II<br />
Korrelationen <strong>im</strong> Dach überprüfen, Vergleich der einzelnen WIE-Merkmale:<br />
Gibt es positive oder negative Korrelationen?<br />
a) Technischer Vergleich und Bewertung durch das eigene Unternehmen.<br />
b) St<strong>im</strong>men die Bewertungen (6a) mit dem subjektiven Vergleich (2) überein oder gibt es starke<br />
Abweichungen?<br />
Wie schwierig ist die Erfüllung der Merkmale mit ihren Zielwerten?<br />
Abschließend: Interpretation der Ergebnisse durch das QFD-Team.<br />
© 2005 Prof. Lindemann QM WS05/06<br />
leicht zu benutzen<br />
anhalten fahren<br />
Gangabstufung<br />
House of Quality<br />
Hinweis<br />
Änderungsrichtung ? ? ? ? ?<br />
Kunden<br />
Vergleich zum<br />
WIE A B<br />
für<br />
Wettbewerb aus<br />
Cahrakteristiken<br />
Kundensicht<br />
schlechter besser<br />
WAS 2 4 6 8 10<br />
Kunden-<br />
Bedeutung<br />
forderungen<br />
1 2 3 4 5<br />
B<br />
Bedeutung<br />
bequem zu<br />
treten 7<br />
leicht zu<br />
lenken 5<br />
x<br />
x<br />
7<br />
5<br />
8<br />
9<br />
5<br />
9<br />
7<br />
8<br />
10 1,2 1,3 10,5<br />
9 1 1 5<br />
Berge<br />
hochfahren 9<br />
x<br />
9 6 9 4 10 1,6 1,5 21,6<br />
schnell<br />
bremsen 6<br />
x<br />
6 5 9 6 10 2 1,5 18<br />
gewohnt<br />
bremsen 2<br />
2 8 6 6 8 1 1 2<br />
SchaltgenauigkeitBremsverzögerungRollwiderstand<br />
© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />
Vorlauf<br />
Bedeutung der absolut<br />
Spaltenwerte relativ [%]<br />
Schwierigkeitsgrad<br />
Technische<br />
Zielwerte<br />
besser<br />
2<br />
5 cm vor<br />
21<br />
Durch-<br />
Gänge stoßpunkt<br />
Technischer 4<br />
Vergleich zum<br />
Wettbewerb<br />
6<br />
8<br />
10<br />
x x<br />
schlechter<br />
x<br />
0,8 g<br />
x<br />
x<br />
3-22<br />
x<br />
IST-Bewertung<br />
Wettbewerber A<br />
Wettbewerber B<br />
Soll-Zustand/Ziel<br />
E Entwicklungsbedarf<br />
V Verkaufsschwerpunkt<br />
G Gewichtung<br />
Legende:<br />
schwach (1)<br />
mittel (3)<br />
stark (6)
Prioritäten<br />
House of Quality<br />
Randbedingungen<br />
leicht zu benutzen<br />
anhalten fahren<br />
Bedeutung der absolut<br />
Spaltenwerte relativ [%]<br />
Schwierigkeitsgrad<br />
Technische<br />
Zielwerte<br />
besser<br />
2<br />
5 cm vor<br />
21<br />
Durch-<br />
Gänge stoßpunkt<br />
Technischer 4<br />
Vergleich zum<br />
Wettbewerb<br />
6<br />
8<br />
10<br />
x x<br />
schlechter<br />
Zusammenfassung<br />
© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />
x<br />
0,8 g<br />
x<br />
3-23<br />
x<br />
Darstellung von Zielkonflikten<br />
x<br />
x<br />
x<br />
Schwerpunkt<br />
IST-Bewertung<br />
Wettbewerber A<br />
Wettbewerber B<br />
Soll-Zustand/Ziel<br />
E Entwicklungsbedarf<br />
V Verkaufsschwerpunkt<br />
G Gewichtung<br />
Hinweis<br />
Änderungsrichtung ?<br />
? ? ? ?<br />
Kunden<br />
Vergleich zum<br />
WIE A B<br />
für<br />
Wettbewerb aus<br />
Cahrakteristiken<br />
Kundensicht<br />
schlechter besser<br />
WAS 2 4 6 8 10<br />
Kunden-<br />
Bedeutung<br />
forderungen<br />
1 2 3 4 5<br />
B<br />
Bedeutung<br />
bequem zu<br />
treten 7<br />
x<br />
7 8 5 7 10 1,2 1,3 10,5<br />
leicht zu<br />
lenken 5<br />
x<br />
5 9 9 8 9 1 1 5<br />
Berge<br />
hochfahren 9<br />
schnell<br />
9 6 9 4 10 1,6 1,5 21,6<br />
bremsen 6<br />
6 5 9 6 10 2 1,5 18<br />
gewohnt<br />
bremsen 2<br />
2 8 6 6 8 1 1 2<br />
Gangabstufung<br />
Vorlauf<br />
SchaltgenauigkeitBremsverzögerungRollwiderstand
Gewichtung der<br />
Kundenanforderungen<br />
Kundenanforderungen<br />
Gewichtung der<br />
<strong>Qualität</strong>smerkmale<br />
Funktionen<br />
Baugruppen<br />
Einzelteile<br />
2 4<br />
3 4<br />
2 3<br />
4 4<br />
2 5<br />
3 3<br />
2 3<br />
QFD-Matrizenstruktur nach Akao<br />
3 3<br />
2 4<br />
3 4<br />
3 5<br />
2 5<br />
© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
<strong>Qualität</strong>smerkmale<br />
des Endprodukts<br />
•<br />
•<br />
3-24<br />
•<br />
•<br />
Gewichtung der Funktionen,<br />
Entwicklungsprioritäten,<br />
Zielkostenaufteilung<br />
Baugruppengewichtung,<br />
Baugruppenkosten,<br />
Engpässe<br />
3.3.3 Weiteres Vorgehen be<strong>im</strong> QFD<br />
Aus den Kundenforderungen und weiteren zu berücksichtigenden Anforderungen (gesetzliche,<br />
unter-nehmensinterne) werden Produktfunktionen analysiert. Dies geschieht ähnlich der<br />
Funktionsanalyse in der Wertanalyse.<br />
Beispielhafte Funktionen des Geschirrspülers sind etwa “Wasser aufheizen” oder “Geräusch<br />
dämmen”.<br />
Diese Funktionen werden zum einen bezogen auf die Erfüllung der gewählten <strong>Qualität</strong>smerkmale<br />
und zum anderen auf die Einhaltung der Kundenforderungen gewichtet. Dies geschieht<br />
jeweils in eigens dafür erstellten Matrizen, in denen die Stärke der Verknüpfung eingetragen<br />
wird.<br />
Zur Funktionserfüllung werden anschließend Baugruppen bzw. Komponenten best<strong>im</strong>mt.<br />
Auch hier wird wieder die technische Beurteilung und die Gewichtung aus Kundensicht in<br />
Matrizen berücksichtigt.<br />
Auf die gleiche Weise werden Funktionen bis auf Bauteile konkretisiert. Hieraus lassen sich<br />
Fertigungs-, Prüf- und Montageprozesse best<strong>im</strong>men.<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•
Quelle: King<br />
Kundenwünsche<br />
Funktionen<br />
Baugruppen<br />
Teile, Komponenten<br />
QS-Prozessentwicklung<br />
<strong>Qualität</strong>smerkmale<br />
QFD-Matrixstruktur nach King<br />
Kosten,<br />
Sonderfunktionen<br />
© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />
Es gibt verschiedene Darstellungen von QFD alle verfolgen die Verknüpfung der Kundenforderungen<br />
mit technischen Merkmalen und deren Umsetzung in Produktmerkmale, Funktionen,<br />
Baugruppen und Prozesse mit Matrizen.<br />
Matrix of Matrices<br />
Ansatz von Bob King: Ableitung einer Matrix von Matrizen aus der Idee von Akao:<br />
Starrer Aufbau, einzelne Matrizen werden je nach Bedarf ausgefüllt. Kochrezeptartiges Vorgehen,<br />
dabei wird der Sinn jeder einzelnen Matrix wird erläutert.<br />
Four Houses of Quality<br />
Vereinfachtes Modell von Makabe, verbreitet durch das American Supplier Institute (ASI):<br />
Vier starre Matrizen zur Produkt-, Komponenten-, Prozess- und Produktionsplanung.<br />
3-25<br />
Mechanismen<br />
Fehlermöglichkeiten<br />
Methoden<br />
(WA, FMEA, …)
Kundenanforderungen<br />
Quelle: Hauser/Clausing<br />
Matrixstruktur nach Makabe/Sullivan/American Supplier Institute<br />
Produktplanung<br />
Komponentenplanung<br />
<strong>Qualität</strong>smerkmale<br />
Zielgröße<br />
© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />
Markt<br />
neuer<br />
bestehender<br />
<strong>Qualität</strong>smerkmale<br />
Teilemerkmale<br />
Zielgröße<br />
3-26<br />
Teilemerkmale<br />
Prozessplanung<br />
Fertigungsprozesse<br />
Zielgröße Fertiguns-<br />
Wann ist die Methode QFD geeignet?<br />
sehr gut<br />
geeignet<br />
© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />
kann<br />
verwendet<br />
werden<br />
Produktionsplanung<br />
prozesse<br />
Produktionsmittel<br />
Zielgröße<br />
Eignung<br />
prüfen<br />
gering mittel hoch sehr hoch<br />
Neuheitsgrad der Entwicklung
© 2006 P f Li d<br />
3.3.4 Ergebnisse und Probleme<br />
Vorteile durch QFD<br />
Vorteile von QFD<br />
• Vermeidung von „Schnellschüssen“, aber Chance auf wohldurchdachte und<br />
strukturierte Ergebnisse hoher <strong>Qualität</strong>.<br />
• Identifikation von Engpässen, dadurch gezielter Ressourceneinsatz möglich.<br />
Die Folge: Einhaltung und Beschleunigung der Entwicklungszeiten (dies ist mit<br />
der entscheidenste Faktor für die Rentabilität).<br />
• Deutliche Kostenreduzierung möglich (dazu muss QFD beherrscht werden!).<br />
• Nachvollziehbare Einbindung der Kundenanforderungen in den<br />
Produkterstellungsprozess (DIN ISO 9001).<br />
• Integration aller an der Produkterstellung beteiligter Bereiche.<br />
• Verknüpfung und Berücksichtigung aller Bedürfnisse möglich.<br />
• Informationsspeicherung, Arbeitsstrukturierung.<br />
Die schrittweise Befüllung der Verknüpfungsmatrizen ermöglicht in jeder Phase der Produkterstellung<br />
eine Beurteilung der Bedeutung der Erfüllung von Anforderungen aus Sicht des<br />
Kunden. Weiterhin kann dadurch eine Aussage bezüglich der technischen Schwierigkeit<br />
bzw. der nötigen Anstrengung zur Realisierung von Anforderungen gemacht werden. Man<br />
erkennt bereits in der Planung, wo der Einsatz der Entwicklungsressourcen schwerpunktmäßig<br />
stattfinden muss.<br />
Dies führt schließlich dazu, dass ein Produkt erstellt wird, das den Kundenanforderungen<br />
opt<strong>im</strong>al gerecht wird. Der Produktentstehungsprozess ist von Beginn an auf die Schwachpunkte<br />
des Produkts ausgerichtet und die Berücksichtigung aller Forderungen ist gewährleistet.<br />
Als Folge wird nicht nur der Ressourceneinsatz opt<strong>im</strong>iert, sondern die gesamte Entwicklungszeit<br />
bis zum Produktionsbeginn kann verkürzt werden.<br />
Die Anfangsphase geht langsamer vor sich als gewöhnlich. Gerade in dieser Phase ist ein<br />
sorgfältiger Produktentwurf aber auch wichtig, da Fehler später nur unter unverhältnismäßig<br />
großem Aufwand beseitigt werden können (vgl. “Rule of Ten”). Das Ergebnis von QFD ist ein<br />
wohlstrukturiertes Produktkonzept hoher <strong>Qualität</strong>, durch das spätere Änderungen weitgehend<br />
vermieden werden können.<br />
3-27
© 2006 P f Li d<br />
Schwierigkeiten bei QFD<br />
Probleme bei QFD<br />
• Die <strong>Qualität</strong>stabelle wird zu groß (nicht selten über 100x100 Elemente), wenn<br />
die rechtzeitige Reduzierung der Umfänge auf das Wesentliche versäumt<br />
wurde.<br />
• Mangelhafte Kunden- und Anwenderinformationen.<br />
• Keine Erfahrung mit Teammethoden, mangelnde Kompetenz des QFD-<br />
Projektleiters/-Moderators.<br />
• Aufwand für ein QFD-Projekt wird unterschätzt (zu wenig Zeit/Personal).<br />
• QFD sollte nicht auf Entwicklungen völlig neuer Produkte angewendet werden.<br />
QFD-Projekte, die ein Misserfolg waren, weisen häufig folgende Probleme auf:<br />
• Das Projekt war das erste und einzige QFD-Projekt. QFD muss jedoch erst erlernt und<br />
geübt werden. Be<strong>im</strong> ersten Mal berichten auch die erfolgreichen QFD-Anwender selten<br />
von einem Zeit- und Kostenvorteil. Erst bei weiteren Anwendungen zeigte sich ein solcher<br />
Nutzen.<br />
• Projekt- und Teamleiter waren nicht fähig oder hatten nicht die nötigen Kompetenzen.<br />
• Um konkurrierende Abteilungsinteressen koordinieren zu können, muss es einen Machtpromotor<br />
geben. Bekanntes Problem aller bereichsübergreifenden Teammethoden.<br />
• QFD-Projekt abgebrochen, da der Aufwand unterschätzt wurde. Zu wenig Zeit und Personal<br />
zur Unterstützung der Teamarbeit ließ das Projekt scheitern.<br />
3-28
Vorteile einer Produktentwicklung mit QFD<br />
Durch den Einsatz von QFD in der Produktentwicklung…<br />
• wird das Produkt kundenorientiert entwickelt,<br />
• werden Zusammenhänge dokumentiert,<br />
• werden Entscheidungen nachvollziehbarer,<br />
• werden Zielkonflikte frühzeitig erkannt,<br />
• wird die gesamte Produktentwicklung kürzer,<br />
• wird die Zusammenarbeit verbessert,<br />
•…<br />
© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />
3-29
<strong>Vorlesungsskript</strong><br />
<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />
<strong>Qualität</strong> <strong>im</strong> Produktlebenszyklus<br />
4 Produktentwicklung und -konstruktion (Produktdesign) 4-1<br />
4.1 <strong>Qualität</strong>ssicherung in Entwicklung und Konstruktion................................................4-2<br />
4.2 <strong>Qualität</strong>sverbesserung mit Checklisten....................................................................4-4<br />
4.2.1 Konstruktionsfreigabe (Design Review) ...................................................4-4<br />
4.2.2 Sonstige Anwendungsmöglichkeiten von Checklisten .............................4-6<br />
4.2.3 Fehlerbaumanalyse FBA (Fault Tree Analysis FTA) ................................4-8<br />
4.3 <strong>Qualität</strong>sverbesserung durch strukturierte Analyse potentieller Fehler..................4-11<br />
4.3.1 Fehler-Möglichkeits- und Einfluß-Analyse FMEA ...................................4-11<br />
4.4 <strong>Qualität</strong>sverbesserung durch S<strong>im</strong>ulation................................................................4-23<br />
4.4.1 Rechners<strong>im</strong>ulation..................................................................................4-23<br />
4.4.2 Versuche zur Eigenschaftsfrüherkennung..............................................4-25<br />
3-1
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktentwicklung und -konstruktion<br />
Entwicklung und Konstruktion <strong>im</strong><br />
weiteren Sinn (Produktdesign):<br />
Quelle: DIN ISO 9001<br />
• Entwicklung und Konstruktion<br />
- Konzept<br />
- Entwurf<br />
- Gestaltung<br />
- Berechnung<br />
Produktdesign und Designlenkung<br />
© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />
Aufgabe der Designlenkung:<br />
Entwurfsqualität sichern<br />
• Entwicklung planen<br />
- Personal<br />
- Hilfsmittel<br />
- Organisation und Schnittstellen<br />
• Vorgaben für die Entwicklung<br />
• Entwicklungsergebnisse<br />
- Erfüllung der Vorgaben<br />
- Annahmekriterien<br />
- Gesetzliche Vorschriften<br />
- Kritische Merkmale<br />
• Prüfen der Entwicklungsergebnisse<br />
- Entwurfsprüfungen (Design Reviews)<br />
- Qualifikationsprüfungen<br />
- Alternative Berechnungen<br />
- Vergleich mit ähnlichen Produkten<br />
• Entwurfsänderungen<br />
- Durchführung<br />
- Prüfung<br />
- Freigabe<br />
4 Produktentwicklung und -konstruktion (Produktdesign)<br />
Entwicklung und Konstruktion <strong>im</strong> Sinne des Produktdesign ist mehr als durch die enge Begriffsauslegung<br />
best<strong>im</strong>mt ist:<br />
Nach DIN ISO 9001 kann das Design die Entwicklung, Berechnung, Konstruktion, Entwurf,<br />
Gestaltung und Konzept einschließen.<br />
Die Designlenkung soll die Entwurfsqualität sichern.<br />
4 - 1
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktentwicklung und -konstruktion<br />
© 2006 P f Li d<br />
4.1 <strong>Qualität</strong>ssicherung in Entwicklung und Konstruktion<br />
Technische Änderungen <strong>im</strong> Produkterstellungsprozess sind häufig, aber auch teuer und zeitaufwendig.<br />
Um diese Änderungen in der Entwicklungsphase und v.a. nach dem Produktionsanlauf<br />
zu vermeiden, müssen rechtzeitig Maßnahmen ergriffen werden, um die <strong>Qualität</strong><br />
des Produkts bereits in der Entstehungsphase sicherzustellen.<br />
Hierzu wurden Instrumente zur vorbeugenden <strong>Qualität</strong>ssicherung geschaffen, sog. präventive<br />
<strong>Qualität</strong>smaßnahmen. Beispiele hierfür sind die:<br />
− Konstruktionsfreigabe (Design-Review),<br />
− <strong>Qualität</strong>sbewertung,<br />
− Fehlermöglichkeits- und -einflussanalyse FMEA,<br />
− Fehlerbaumanalyse FBA,<br />
− S<strong>im</strong>ulation und<br />
Präventive <strong>Qualität</strong>smaßnahmen und ihre Auswirkungen<br />
Präventive <strong>Qualität</strong>smaßnahmen<br />
Quality Function Deployment<br />
Konstruktions-FMEA<br />
Fehlerbaumanalyse<br />
<strong>Qualität</strong>sbewertung<br />
Design Review<br />
Prozess-FMEA<br />
statistische Versuchsmethodik<br />
statistische Toleranzanalyse<br />
Entwicklung Prozessplanung Fertigung<br />
Marktforschung Konstruktion Einkauf<br />
Fertigungsfreigabe<br />
− Statistische Toleranzanalyse.<br />
Einzelne Instrumente wie z.B. FMEA, statistische Toleranzanalyse und S<strong>im</strong>ulation sind nicht<br />
auf die Entwicklungs- und Konstruktionsphase beschränkt.<br />
Zeit<br />
4 - 2<br />
Häufigkeit der konstruktiven Änderungen<br />
US-Firmen<br />
Jap.-Firmen<br />
Serienanlauf<br />
-24 Monate -3 Monate 3 Monate<br />
Quelle: Pfeifer
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktentwicklung und -konstruktion<br />
Problem- und Handlungsfelder <strong>im</strong> Integrierten Änderungsmanagement<br />
Hohe Häufigkeit der<br />
Wiederholung von Fehlern<br />
Späte Erkennung von<br />
Änderungen<br />
Ausschließliche Betrachtung<br />
der Änderungssymptome<br />
Unstrukturierte Problemlösung<br />
Keine Lösungsalternativen<br />
Hohe Anzahl an<br />
Folgeänderungen<br />
Fehlende Kosten-/<br />
Nutzenanalyse<br />
Lange Durchlaufzeiten<br />
von Änderungen<br />
Mangelhafte Dokumentation<br />
und Auswertung<br />
© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />
Vermeidung und<br />
Vorverlagerung von Änderungen<br />
Änderungserkennung<br />
Problem- und<br />
Ursachenanalyse<br />
Synthese von<br />
Lösungsalternativen<br />
Auswirkungserfassung und<br />
Änderungsplanung<br />
Wirtschaftliche Bewertung<br />
und Entscheidung<br />
Effiziente Abwicklung<br />
von Änderungen<br />
Lernorientierte Auswertung<br />
von Änderungsdaten<br />
4 - 3<br />
Integriertes Änderungsmanagement<br />
Methode<br />
Methode<br />
Methode<br />
Methode<br />
Methode<br />
Methode<br />
Methode<br />
Methode
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktentwicklung und -konstruktion<br />
Nr.<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
Checkpunkt<br />
…<br />
Beispiel für ein Design Review einer Produktkomponente<br />
Review-Checkliste<br />
Ausarbeitungsphase<br />
Produkt: Spülmaschine X/7<br />
Wird die max<strong>im</strong>ale Fördermenge erreicht?<br />
Werden Verunreinigungen ausreichend gefiltert?<br />
Ist der Dauerbetrieb gewährleistet?<br />
St<strong>im</strong>men die Anschlussmaße?<br />
Sind die elektrischen Kontakte spritzwassergeschützt?<br />
Sind die Steckverbindungen verwechslungssicher?<br />
Sind die Steckverbindungen vibrationsfest?<br />
Ist die Pumpe leicht austauschbar?<br />
© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />
4 - 4<br />
i. O.<br />
Stand: 10/04<br />
Objekt: Pumpe<br />
Ident.-Nr.: 4711<br />
n. i. O.<br />
Bemerkung<br />
4.2 <strong>Qualität</strong>sverbesserung mit Checklisten<br />
Bei der <strong>Qualität</strong>sverbesserung handelt es sich nach DIN ISO 9004 T4 um Maßnahmen zur<br />
Erhöhung der Effektivität und Effizienz von Prozessen zur Erzielung von ergänzendem Nutzen<br />
sowohl für die Organisation als auch für ihre Kunden.<br />
4.2.1 Konstruktionsfreigabe (Design Review)<br />
Die Konstruktionsfreigabe bzw. das Design Review ist eine kritische Entwurfsüberprüfung<br />
und verfolgt dabei folgende Aufgaben:<br />
• Nutzen der Erfahrung aller Beteiligten,<br />
• Bereichsübergreifende Kommunikation ermöglichen,<br />
• Auffinden von Fehlern und Unzulänglichkeiten,<br />
• Dokumentation der Ergebnisse.<br />
Zur Durchführung von Design Reviews werden Checklisten angewendet, die ausgehend von<br />
Erfahrungen mit früheren Projekten aufgebaut werden können.<br />
Ein Design Review ist durch andere Methoden abzusichern (z. B. FMEA, Versuchsmethoden,<br />
...).
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktentwicklung und -konstruktion<br />
Quelle: Leist/Scharnagel<br />
Freigabezeitpunkte für ein Design Review<br />
Feinentwurf Realisierung<br />
Feinentwürfe HW<br />
Baugr. Testpläne<br />
Feinentwürfe SW<br />
Baugr. Testpläne<br />
Integrations-Testpläne<br />
Schulungskonzept<br />
QS-Plan<br />
Schaltungsentwurf<br />
© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />
Code Erstellung<br />
Projekt- und Terminverfolgung<br />
Review Phasenende<br />
4 - 5<br />
Baugr. Erstellung Baugr. Test<br />
Integrations-Test-Spec.<br />
System-Test-Plan<br />
System-Test-Spec.<br />
Fertigungsunterlagen<br />
Modul Test<br />
Be<strong>im</strong> Design Review werden am Ende von definierten Arbeitsphasen bzw. Meilensteinen die<br />
Ergebnisse auf Einhaltung der zu Beginn definierten Anforderungen überprüft. Ziel dabei ist<br />
das frühzeitige Aufdecken von Fehlern oder Unzulänglichkeiten, um so früh wie möglich Lösungen<br />
zu deren Vermeidung bzw. Behebung zu erarbeiten. Dadurch kann eine Reduzierung<br />
der Änderungen sowie die Verkürzung der Entwicklungszeiten erreicht werden.
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktentwicklung und -konstruktion<br />
rein technische<br />
Anforderungen<br />
Checkliste für technisch-wirtschaftliche und organisatorische Anforderungen<br />
technische<br />
Umgebung<br />
techn.-wirtschaftl.<br />
Anforderungen<br />
Schnittstellen Kosten<br />
Mensch,<br />
Gesellschaft,<br />
© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />
Anforderungen<br />
Gesetze, Normen,<br />
Patente,<br />
Garantien<br />
4 - 6<br />
organisatorische<br />
Anforderungen<br />
Zeit Personal Hilfsmittel<br />
• Terminplan?<br />
Umwelt • Hardware?<br />
• Versuchszeit?<br />
• Software?<br />
• Festigkeit?<br />
• Reparaturzeit?<br />
• Messgeräte?<br />
• Lebensdauer?<br />
• Kostenziel?<br />
• Inbetriebnahme?<br />
• Sonder-<br />
•<br />
• Montierbar?<br />
• Betriebskosten?<br />
•<br />
werkzeuge?<br />
• Schwingungen?<br />
• Instand- • Schutzrechte?<br />
• Schulung?<br />
• Wartung und<br />
•<br />
haltungskosten? • Werkstoff- und<br />
• Kundendienst?<br />
Instand-<br />
• Entsorgungs- Prüfvorschriften?<br />
• Kapazität?<br />
haltung? • Vertriebskosten?<br />
• Garantiezeiten?<br />
• Beratung?<br />
• Transportgünstig? •<br />
• Entsorgung?<br />
• Dokumentation?<br />
probleme? • Design?<br />
•<br />
•<br />
•<br />
• Sicherheit?<br />
Quelle: Ehrlenspiel<br />
• Recycling?<br />
•<br />
4.2.2 Sonstige Anwendungsmöglichkeiten von Checklisten<br />
Checklisten lassen sich nach verschiedenen Gesichtspunkten erstellen. Je nach Zweck, Einsatzbereich,<br />
Phase und Konkretisierungsstufe können entsprechend gestaltete Listen zur<br />
Absicherung eines Produktentwurfs herangezogen werden. So werden in der Managementebene<br />
weniger detaillierte, dafür weit reichendere Listen Anwendung finden als in der Komponenten-<br />
und Bauteilkonstruktion.
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktentwicklung und -konstruktion<br />
Inhalt<br />
Zeitpunkt<br />
Ziel<br />
© 2006 P f Li d<br />
Freigabe QB1<br />
<strong>Qualität</strong>sbewertung<br />
QB1<br />
Theoretische Vorbereitung<br />
bezüglich Funktion und<br />
Zuverlässigkeit<br />
Ende der Konstruktionsphase<br />
<strong>Qualität</strong>sbewertung mit Checklisten<br />
QB2<br />
Auswertung des <strong>Qualität</strong>sstandes<br />
aufgrund der<br />
Mustergeräteerprobung<br />
Ende der Nullserien<br />
Freigabe QB2<br />
Einzelbewertung<br />
1. Allgemein<br />
QB1<br />
QB2<br />
1.1 Gesetzliche Vorschriften ?_____________ ?_____________<br />
1.2 Eigene Spezifikation ?_____________ ?_____________<br />
1.3 …<br />
?_____________ ?_____________<br />
1.4 …<br />
?_____________ ?_____________<br />
2. Zuverlässigkeit<br />
2.1 Spültechnik<br />
2.2 Betriebsfunktion<br />
2.3 Bedienung<br />
2.4 …<br />
?_____________<br />
?_____________<br />
?_____________<br />
?_____________<br />
?_____________<br />
?_____________<br />
?_____________<br />
?_____________<br />
3. Terminplanung<br />
4. Herstellbarkeit<br />
.<br />
.<br />
.<br />
?_____________ ?_____________<br />
Nachweis des<br />
<strong>Qualität</strong>sstandes aufgrund<br />
von Erprobungsergebnissen<br />
der Nullserien<br />
Ende der Nullserien, zum<br />
Serienanlauf<br />
Freigabe QB3<br />
Nach DIN ISO 8402 Nr. 4.6 versteht man unter dem Begriff <strong>Qualität</strong>sbewertung die<br />
„Systematische Untersuchung, inwieweit eine Einheit fähig ist, die festgelegten <strong>Qualität</strong>sforderungen<br />
zu erfüllen.“ Die <strong>Qualität</strong>sbewertung bezieht sich dabei z. B. auf Prozesse, Personal,<br />
Systeme und Lieferanten.<br />
Ein Beispiel für <strong>Qualität</strong>sbewertungen sind sog. <strong>Qualität</strong>saudits, in der Phase der Entwicklung<br />
und Konstruktion spricht man in diesem Zusammenhang von einem Produktaudit. Ein<br />
<strong>Qualität</strong>saudit ist eine systematische Überprüfung des QS-Systems, es wird von unabhängigen<br />
Stellen durchgeführt. Das Produktaudit ist eine Untersuchung von Produkten zur Beurteilung<br />
des <strong>Qualität</strong>ssicherungssystems.<br />
QB3<br />
4 - 7<br />
QB3<br />
?_____________<br />
?_____________<br />
?_____________<br />
?_____________<br />
1.1 Gesetzliche Vorschriften<br />
• Erfüllung sämtlicher VDE-Vorschriften<br />
?_____________<br />
• Erfüllung der DVGW Vorschriften<br />
?_____________<br />
• Erfüllung länderspezifischer Vorschriften<br />
?_____________<br />
• Physiologische Unbedenklichkeit<br />
?_____________<br />
?_____________<br />
1.2 Eigene Spezifikation<br />
QB1<br />
QB2<br />
QB3<br />
?________ ?________ ?________<br />
?________ ?________ ?________<br />
?________ ?________ ?________<br />
?________ ?________ ?________<br />
?________ ?________ ?________<br />
?________ ?________ ?________
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktentwicklung und -konstruktion<br />
Pr<strong>im</strong>ärausfall<br />
Motor dreht<br />
nicht<br />
=1<br />
Sekundärausfall<br />
Fehlerbaumanalyse eines Pumpenmotorausfalls<br />
Kommandoausfall<br />
Wasserpumpe<br />
läuft nicht an<br />
© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />
=1<br />
Presssitz<br />
locker<br />
wird nicht<br />
angetrieben<br />
4 - 8<br />
Welle<br />
gebrochen<br />
Pumpenrotor<br />
dreht nicht<br />
=1<br />
Materialermüdung<br />
blockiert<br />
Umgebungseinflüsse<br />
Temperatur Spülmittel Alterung<br />
4.2.3 Fehlerbaumanalyse FBA (Fault Tree Analysis FTA)<br />
Die FBA ist die systematische Suche nach denkbaren Ursachen für einen best<strong>im</strong>mten Fehler.<br />
Ausgehend von Fehlern werden alle möglichen Ausfallkombinationen in Form eines Fehlerbaums<br />
dargestellt (logische Verknüpfungen aller Ausfallmöglichkeiten).<br />
Die FBA ermöglicht:<br />
• Identifikation aller möglichen Ausfälle bzw. Ausfallkombinationen mit ihren Ursachen,<br />
• Darstellung kritischer Ereigniskombinationen,<br />
• Berechnung von Zuverlässigkeitskenngrößen<br />
(z.B. Wahrscheinlichkeit eines Ereignisses, Verfügbarkeit),<br />
• übersichtliche Dokumentation und Darstellung von Ausfallmechanismen und deren Zusammenhänge.
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktentwicklung und -konstruktion<br />
Quelle: Pfeifer<br />
Ablauf einer Fehlerbaumanalyse<br />
Fehlerbaumanalyse<br />
Systemanalyse<br />
Festlegung der unerwünschten Ereignisse und der Ausfallkriterien<br />
Festlegung der relevanten Zuverlässigkeitskenngröße und des Zeitintervalls<br />
Best<strong>im</strong>mung der Ausfallarten der Komponenten<br />
Aufstellung des Fehlerbaums<br />
Bewertung der Eingänge des Fehlerbaums mit Ausfallraten, Ausfallzeiten, etc.<br />
Auswertung des Fehlerbaums<br />
Bewertung der Ergebnisse<br />
© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />
Die FBA ermöglicht neben der Untersuchung von Produkten auch die Betrachtung von Fertigungsprozessen.<br />
Folgende Stichpunkte beschreiben das Vorgehen bei der Erstellung einer FBA:<br />
− Systemanalyse,<br />
− Festlegung des unerwünschten Ereignisses und der Ausfallkriterien,<br />
− Festlegung der relevanten Zuverlässigkeitskenngrößen und des Zeitintervalls,<br />
− Best<strong>im</strong>mung der Ausfallarten der Komponenten,<br />
− Aufstellung des Fehlerbaums,<br />
− Bewertung der Eingänge des Fehlerbaums mit Ausfallraten, Ausfallzeiten, etc.,<br />
− Auswertung des Fehlerbaums,<br />
− Bewertung der Ergebnisse.<br />
Die FBA wird vorallem bei Sicherheitsanalysen von logisch verknüpften Systemen eingesetzt.<br />
Dabei werden die Ausfallarten in drei Kategorien unterschieden:<br />
− Pr<strong>im</strong>ärausfall (Ausfall bei zulässigen Einsatzbedingungen z. B. wegen Materialfehler o. Ä.)<br />
− Sekundärausfall (Ausfall bei unzulässigen Bedingungen z. B. Umgebungseinflüsse)<br />
− Kommandoausfall (Fehlbedienung, Missbrauch).<br />
Ein Fehlerbaum wird soweit ausgeführt, bis in allen Zweigen Pr<strong>im</strong>ärausfälle vorhanden sind.<br />
Diese sind dann die Ursachen für den untersuchten Fehler.<br />
4 - 9
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktentwicklung und -konstruktion<br />
Der Fehlerbaum <strong>im</strong> Rahmen der System-Produkt-FMEA<br />
Bauteil 1<br />
Funktion Bauteil 1<br />
Fehlfunktion Bauteil 1<br />
Baugruppe 1<br />
Funktion Baugruppe 1<br />
Fehlfunktion Baugruppe 1<br />
jeweils logische Einheit aus Strukturelement,<br />
Funktion und Fehlfunktion<br />
© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />
Produkt/Lieferumfang<br />
Funktion Produkt/Lieferumfang<br />
Fehlfunktion Produkt/Lieferumfang<br />
Bauteil 2<br />
Funktion Bauteil 2<br />
Fehlfunktion Bauteil 2<br />
4 - 10<br />
Folge<br />
Ursache<br />
Bauteil 3<br />
Funktion Bauteil 3<br />
Fehlfunktion Bauteil 3<br />
1. Schritt<br />
2. Schritt<br />
3. Schritt<br />
4. Schritt
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktentwicklung und -konstruktion<br />
Grundgedanken der Fehlermöglichkeits- und Einflussanalyse (FMEA)<br />
6.<br />
Wie können<br />
Fehlfunktionen entdeckt<br />
werden, bevor sie zum<br />
Kunden gelangen bzw.<br />
Schäden verursachen?<br />
Wie wahrscheinlich ist das<br />
Auftreten einer<br />
Fehlfunktion?<br />
Welche Funktionen<br />
erfüllen die Elemente<br />
meines Produkts?<br />
© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />
1.<br />
5.<br />
Frühzeitiges Erkennen von<br />
potenziellen Fehlern sowie<br />
deren Auswirkungen auf die<br />
Produktfunktion <strong>im</strong> Rahmen des<br />
Produkterstellunsprozesses<br />
Wie hoch ist die<br />
Bedeutung der<br />
Fehlfunktion?<br />
4 - 11<br />
4.<br />
2.<br />
Welche Fehlfunktionen<br />
können auftreten?<br />
3.<br />
Welche Ursachen und<br />
welche Auswirkungen<br />
haben die Fehlfunktionen<br />
auf die Funktion des<br />
Gesamtprodukts bzw. die<br />
Umwelt?<br />
4.3 <strong>Qualität</strong>sverbesserung durch strukturierte Analyse potenzieller<br />
Fehler<br />
Zur Fehlervermeidung in den planerischen Phasen werden in der DIN ISO 9004 “periodische<br />
Entwurfsbewertungen an signifikanten Entwicklungsstufen” gefordert. Als Beispiele werden<br />
dort die Fehlermöglichkeits- und -einflussanalyse FMEA sowie die Fehlerbaumanalyse FBA<br />
angegeben.<br />
4.3.1 Fehlermöglichkeits- und -einflussanalyse FMEA<br />
(engl. Bezeichnung: Failure Mode and Effects Analysis)<br />
Die FMEA wird auf die potenziellen Fehler be<strong>im</strong> Planen des Gesamtprodukts (System-<br />
FMEA, Zusammenwirken einzelner Systeme <strong>im</strong> Gesamtsystem), be<strong>im</strong> Konstruieren von<br />
Baugruppen oder Einzelteilen (Konstruktions- oder Produkt-FMEA) und bei der Planung der<br />
Produktionsprozesse für das Produkt (Prozess-FMEA, vgl. Pkt. 6.2) angewandt.<br />
Ziel: Potenzielle Fehler in der Entwurfsphase zu entdecken, deren Risiko zu beurteilen und<br />
ggf. zu beseitigen, sowie die Sammlung von Fehlerzusammenhängen.<br />
Die FMEA lehnt sich an die Ausfalleffektanalyse nach DIN 25448 an und wurde zunächst<br />
v.a. von der Automobilindustrie angewandt und verbreitet. In der Industrie gibt es heute, von<br />
den verschiedenen Anwendungsbereichen geprägte, Abwandlungen, z. B. FMECA (FME<br />
and Criticality Analysis; Luftfahrt), Matrix-Form-FMEA (Elektronik-Ind.)
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktentwicklung und -konstruktion<br />
Nach VDA und vielen<br />
Lieferverträgen verpflichtend<br />
Moderationshilfsmittel für<br />
Projektteams<br />
Weitere Aspekte der System-Produkt-FMEA<br />
Projektfortschrittskontrolle<br />
© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />
100%<br />
75%<br />
50%<br />
25%<br />
0%<br />
Weniger Iterationen <strong>im</strong><br />
Entwicklungsprozess durch<br />
frühe Fehlererkennung,<br />
wichtiges Hilfsmittel der<br />
Eigenschaftsfrüherkennung<br />
96%<br />
FMEA<br />
© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />
4 - 12<br />
Dokumentation von<br />
Erfahrungen und<br />
„Expertenwissen“<br />
Verbreitungsgrad der FMEA<br />
80%<br />
Automobilindustrie Elektrounternehmen<br />
Verringerung der<br />
Änderungshäufigkeit nach<br />
Serienanläufen<br />
50%<br />
andere<br />
Verbesserung der<br />
Produktqualität<br />
Stand 1999
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktentwicklung und -konstruktion<br />
Charakteristika:<br />
Charakteristika der FMEA<br />
• Strukturierte Vorgehensweise<br />
• Teamorientierte Methode<br />
• Dokumentationshilfsmittel<br />
• Kennzahlensystem für objektive Risikobewertung<br />
• Hoher Zeitaufwand<br />
© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />
Die Schritte zur Erstellung der System-Produkt-FMEA<br />
Definition der Systemelemente und Systemstruktur<br />
Suche nach Funktionen und Funktionsstrukturen<br />
Fehleranalyse<br />
Bewertung des Risikos<br />
Opt<strong>im</strong>ierung des Systems<br />
© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />
4 - 13<br />
Bearbeitung <strong>im</strong><br />
Fehlerbaum<br />
Bearbeitung <strong>im</strong> FMEA Formblatt
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktentwicklung und -konstruktion<br />
Erzeugnis<br />
Fahrzeug<br />
Fahrzeug<br />
bleibt<br />
liegen<br />
Funktionsträger<br />
Motor<br />
Motor<br />
defekt<br />
Konstruktionsgruppe<br />
Motorbremssystem<br />
„System-FMEA 2“<br />
Folge Fehler Ursache<br />
Quelle: Edenhofer<br />
Motorbremsleistung<br />
zu<br />
gering<br />
Einordnung der FMEA-Arten<br />
Untersystem<br />
„Konstant<br />
-drosselbremssystem“<br />
Konstantdrosselbremsleistung<br />
fehlt<br />
Technische „Tiefe“<br />
Baugruppe<br />
Anordnung<br />
„Konstantdrossel“<br />
„System-FMEA 1“<br />
Folge Fehler Ursache<br />
Drosselventil<br />
öffnet<br />
nicht<br />
Fehler, Ausfallvariante<br />
© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />
4 - 14<br />
Bauteil<br />
Ventil<br />
Konstruktions-FMEA<br />
Fehler-<br />
Fehler<br />
folgen<br />
Ventil<br />
klemmt<br />
Merkmal,<br />
Eigenschaft<br />
Ventildurchmesser<br />
Durchmessermaß<br />
nicht<br />
in Ordnung<br />
Konzept/<br />
Prozess<br />
Prozessschritt<br />
Schleifen<br />
Fehlerursache<br />
Prozess-FMEA<br />
Fehler-<br />
Fehler<br />
folgen<br />
Schleiffehler<br />
Prozessparameter<br />
Einstellung,<br />
Störgröße<br />
Fehlerursache<br />
Werkzeug,<br />
Einspannung,<br />
usw.<br />
Mit der FMEA wird die Schwere von möglichen Fehlern analysiert und beurteilt. Daraus werden<br />
Abstellmaßnahmen abgeleitet. Die FMEA wird in drei Hauptschritten durchgeführt:<br />
1. Risikoanalyse:<br />
• Wahrscheinlichkeit des Auftretens:<br />
Bewertung der möglichen Häufigkeit einer Fehlerursache für einen identifizierten Fehler<br />
(sehr gering = 1, sehr hoch = 10).<br />
• Bedeutung des Fehlers:<br />
Abschätzen der Auswirkung des möglichen Fehlers auf den Kunden bzw. die Umwelt<br />
(kaum wahrnehmbar = 1 äußerst schwerwiegender Fehler = 9-10). Bei mehreren Bedeutungen<br />
eines Fehlers wird der schwerwiegendste zugrunde gelegt, da dieser das Maß für<br />
den entsprechenden Fehler ist.<br />
• Wahrscheinlichkeit der Entdeckung:<br />
Abschätzen der Entdeckungswahrscheinlichkeit eines Fehlers vor Auslieferung an den<br />
Kunden. Dies hat unter Berücksichtigung der eingesetzten QS-Maßnahmen zu erfolgen<br />
(hoch = 1 unwahrscheinlich = 10).<br />
2. Ableitung des Handlungsbedarfs:<br />
• Multiplikation obiger drei Bewertungen ergibt die Risikoprioritätszahl RPZ. Im Allgemeinen<br />
bedeutet ein Wert von 125 eine mittlere Priorität. Das Management bzw. das verantwortliche<br />
Entwicklungsteam entscheidet über einen Grenzwert, ab dem in jedem Fall eine Verbesserung<br />
erfolgen muss (i.d.R. über 125, nicht selten auch 100).<br />
3. Ableitung von Verbesserungsmaßnahmen:<br />
• Auswahl einer Erfolg versprechenden Verbesserungsmaßnahme und Bewertung des verbesserten<br />
Zustands hinsichtlich Auftreten, Bedeutung (i.d.R. unverändert) und Entdeckung.<br />
Die neue RPZ muss in jedem Fall unter dem Grenzwert liegen.
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktentwicklung und -konstruktion<br />
FMEA-<br />
Formblatt<br />
Bauteile/Prozessschritte<br />
Objekt<br />
Potenzielle Potenzielle Folgen Potenzielle<br />
Fehler des Fehlers Fehlerursachen<br />
Konstruktions-FMEA<br />
Fehler-Möglichkeits- und Einfluss-Analyse<br />
Konstruktions-FMEA Prozess-FMEA<br />
Bestätigung durch betroffene<br />
Abteilung und/oder Lieferanten<br />
Schadensart<br />
Auswirkung<br />
Ursache<br />
Name/Abt./Lieferant<br />
Derzeitiger Stand<br />
Vorgesehene<br />
VerhütungsundPrüfmaßnahmen<br />
Bedeutung<br />
Auftreten<br />
© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />
Entdeckung<br />
Risikoprioritätszahl<br />
Ist-Prüfung<br />
bisherige<br />
Bewertung<br />
Risikoanalyse Risikobewertung<br />
Die Risikoprioritätszahl<br />
Risikoprioritätszahl RPZ<br />
RPZ = B x A x E<br />
© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />
4 - 15<br />
< 120<br />
> 120<br />
Teile-Name<br />
Modell/System/Fertigung<br />
Erstellt durch (Name/Abt.)<br />
Empfohlene<br />
Abstellmaßnahmen<br />
Verantwortlichkeit<br />
vorgeschlagene<br />
Maßnahme verantwortlicher<br />
Bereich<br />
B Bedeutung der Fehlerfolge<br />
A Auftretenswahrscheinlichkeit der<br />
Fehlerursache<br />
E Entdeckungswahrscheinlichkeit der<br />
aufgetretenen Fehlerursache, Fehler<br />
bzw. Fehlerfolge<br />
B, A, E jeweils von 1 bis 10<br />
Teile-Nummer<br />
Techn. Änderungsstand<br />
Datum überarbeitet Datum<br />
Verbesserter Zustand<br />
Getroffene<br />
Maßnahmen<br />
durchgeführte<br />
Änderung<br />
Abhilfemaßnahmen<br />
Auftreten<br />
Bedeutung<br />
Entdeckung<br />
Risikoprioritätszahl<br />
neue<br />
Bewertung
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktentwicklung und -konstruktion<br />
Bewertung<br />
10<br />
9<br />
8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
Bewertung der Fehlerbedeutung – Beispiel der Bewertung mit Punkten<br />
Erläuterung<br />
sehr hoch:<br />
Sicherheitsrisiko, Nichterfüllung gesetzlicher Vorschriften, „Liegenbleiber“<br />
hoch:<br />
Funktionsfähigkeit des Fahrzeugs stark eingeschränkt, sofortiger Werkstattaufenthalt zwingend<br />
erforderlich, Funktionseinschränkung wichtiger Teilsysteme<br />
mäßig:<br />
Funktionsfähigkeit des Fahrzeugs stark eingeschränkt, sofortiger Werkstattaufenthalt nicht<br />
zwingend erforderlich, Funktionseinschränkung von wichtigen Bedien- und Komfortsystemen<br />
gering:<br />
geringe Funktionsbeeinträchtigung des Fahrzeugs, Beseitigung be<strong>im</strong> nächsten planmäßigen<br />
Werkstattaufenthalt, Funktionseinschränkung von Bedien- und Komfortsystemen<br />
sehr gering:<br />
Sehr geringe Funktionsbeeinträchtigung, nur vom Fachpersonal erkennbar<br />
© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />
System-Produkt-FMEA<br />
Vermeidungsmaßnahmen:<br />
(Bewertung über Auftretenswahrscheinlichkeit<br />
A)<br />
Entdeckungsmaßnahmen:<br />
(Bewertung über Entdeckungswahrscheinlichkeit<br />
E)<br />
System-Prozess-FMEA<br />
Vermeidungsmaßnahmen:<br />
(Bewertung über Auftretenswahrscheinlichkeit<br />
A)<br />
Entdeckungsmaßnahmen:<br />
(Bewertung über Entdeckungswahrscheinlichkeit<br />
E)<br />
Vermeidungs- und Entdeckungsmaßnahmen<br />
© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />
Berechnung und Eigenschaftsfrüherkennungsversuche bzw.<br />
Erfahrungen aus Vorgängerprodukten.<br />
Absichernde Versuche vor der Konstruktionsfreigabe, durch die<br />
vermieden wird, dass Fehler bis in die Produktion gelangen.<br />
Präventivmaßnahmen gegen Fehler <strong>im</strong> Produktionsprozess.<br />
<strong>Qualität</strong>ssicherungsmaßnahmen, durch die vermieden wird, dass<br />
aufgetretene Fehler bis zum Kunden gelangen.<br />
4 - 16
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktentwicklung und -konstruktion<br />
Kunde<br />
Vertrieb<br />
Legende:<br />
Prod.<br />
Kunde<br />
Quelle: Pfeifer<br />
verantwortlich<br />
ständig<br />
beteiligt<br />
zeitweise<br />
beteiligt<br />
Moderator<br />
System<br />
FMEA<br />
Konstruktion<br />
Entw.<br />
Beschaff.<br />
Zusammensetzung von FMEA-Teams<br />
Aufgabe des Moderators<br />
• Projektplanung und -organisation<br />
• Dokumentation, Auswertung<br />
• Methodische Korrektheit sicherstellen<br />
• Gesprächsführung<br />
Entw.<br />
Beschaff<br />
.<br />
Moderator<br />
Konstr.<br />
FMEA<br />
Konstruktion<br />
© 2006 P f Li d QM WS06/07<br />
Die FMEA ist eine Teammethode und nutzt bereichsübergreifende Problemlösungskapazitäten<br />
aus verschiedenen Abteilungen des Unternehemens. Dadurch führt die FMEA erfahrungsgemäß<br />
zu einer wesentlichen Reduzierung der Fehler in den frühen Phasen der Produkterstellung.<br />
Der hohe Aufwand für eine FMEA erfordert den gezielten Einsatz und die Konzentration auf<br />
die wesentlichen Elemente einer Produktentwicklung. Durch die Vermeidung überflüssiger<br />
FMEA's verringert sich der Gesamtaufwand.<br />
Der Einsatzzeitpunkt ist so früh wie möglich zu wählen, aber am besten erst bei Vorhandensein<br />
eines relativ genauen Entwurfs (Zielkonflikt).<br />
Die Gefahr bei der FMEA liegt in der Subjektivität der Zahlen. Das leichte (bewusstes oder<br />
unbewusstes) Falschbewerten kann zu erheblichen Bandbreiten der RPZ führen.<br />
4 - 17<br />
FP<br />
QS<br />
Abkürzungen:<br />
FP = Fertigungsplanung<br />
QS= <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
TF = Technische Funktionen<br />
(z. B. Lagerung, Wartung)<br />
FP<br />
QS<br />
Moderator<br />
Prozess<br />
FMEA<br />
Konstruktion<br />
TF<br />
Prod.
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktentwicklung und -konstruktion<br />
Quelle: BSHG GmbH<br />
© 2006 P f Li d<br />
Führungsrippen<br />
Spule mit Ankermagnet<br />
Beispiel für eine FMEA: Absperrventil<br />
Konstruktions-FMEA an einem Absperrventil<br />
Das Absperrventil einer Spülmaschine schaltet den Wasserstrom für den unteren Sprüharm<br />
ab, wenn die Betriebsart Oberkorbspülen eingestellt ist. Sobald das Ventil geöffnet ist<br />
(Schw<strong>im</strong>mer wird durch einen Magneten nach unten gezogen) läuft der Wasserstrom durch<br />
beide Sprüharme, ist es geschlossen (Schw<strong>im</strong>mer schw<strong>im</strong>mt auf und verschließt den Auslauf)<br />
nur durch den Oberen.<br />
4 - 18<br />
Auslauf zum unteren Sprüharm<br />
(Ventil geschlossen)<br />
Schw<strong>im</strong>merventil mit<br />
Magnet (geöffnet)
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktentwicklung und -konstruktion<br />
Ein möglicher Fehler, der am Ventilmechanismus auftreten kann, ist das Hängenbleiben des<br />
Schw<strong>im</strong>mers in der oberen Position (Ventil geschlossen). Dies führt dazu, dass der untere<br />
Sprüharm <strong>im</strong> normalen Spülmodus nicht betrieben wird und das Spülergebnis mangelhaft ist.<br />
Aus einer Fehlerbaumanalyse (vgl. 5.3.2) lassen sich beispielsweise Ursachen identifizieren,<br />
wie zum Beispiel: Führungsrippen zu eng, schlecht aufgeteilt, Schw<strong>im</strong>mer verklebt, Fremdteile<br />
verklemmen den Schw<strong>im</strong>mer, Außendurchmesser des Schw<strong>im</strong>mers zu groß, Schweißgrat<br />
am Schw<strong>im</strong>mer etc.<br />
Beispiel:<br />
Bauteil<br />
Absperrventil<br />
Quelle: BSHG GmbH<br />
© 2006 P f Li d<br />
Potenzieller<br />
Fehler<br />
Schw<strong>im</strong>mer bleibt<br />
hängen<br />
Konstruktions-FMEA an einem Absperrventil<br />
Folge des<br />
Fehlers<br />
schlechtes<br />
Spülergebnis<br />
(i.d.R.: kein<br />
Unterkorbspülen)<br />
• Der Fehler “Schweißgrat am Schw<strong>im</strong>mer” hat große Bedeutung, da er zu starker Verärgerung<br />
der Kunden führt (Ventil verklemmt � schlechtes Spühlwergebnis) → Bewertung mit<br />
8.<br />
• Aus Erfahrungen mit dem Herstellverfahren weiß man, dass die Häufigkeit des Auftretens<br />
zwar gering ist, dennoch können solche Grate auftreten → Bewertung 5.<br />
• Die Fertigungskontrolle wird in der gegenwärtigen Herstellweise durch Sichtprüfung vorgenommen<br />
→ Bewertung 5.<br />
Als Risikoprioritätszahl ergibt sich: RPZ = 8 x 5 x 5 = 200 – es besteht Handlungsbedarf!<br />
Als Maßnahme wird eine Grenzlehre eingeführt, durch welche die fertigen Schw<strong>im</strong>mer passen<br />
müssen, andernfalls werden sie automatisch aussortiert. Neue Entdeckungswahrscheinlichkeit<br />
→ hoch = 1.<br />
Neue RPZ = 8 x 5 x 1 = 40 – Fehler ist unkritisch.<br />
Fehlerursachen<br />
Schweißgrat am<br />
Schw<strong>im</strong>mer<br />
4 - 19<br />
…<br />
...<br />
derzeitiger Zustand,<br />
Abstellmaßnahme<br />
…<br />
Auftreten: 5<br />
Bedeutung: 8<br />
Entdeckung: 5<br />
? RPZ:<br />
Maßnahme:<br />
200<br />
Grenzlehre einführen<br />
A: 5<br />
B: 8<br />
E: 1<br />
? RPZ: 40<br />
...
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktentwicklung und -konstruktion<br />
Vorteile der FMEA (1)<br />
• Systematik: Mit der systematischen FMEA-Vorgehensweise können<br />
Fehlermöglichkeiten auf rein analytischem Weg umfassend festgelegt werden.<br />
• Wirksamkeit: Präventiver statt korrigierender Qualtitätssicherungsansatz.<br />
• Dokumentation: Einheitliche, einfache und verständliche, jederzeit überprüfbare<br />
und ergänzbare Aufzeichnungsform.<br />
• Universalität: Die FMEA-Methode ist auf viele Untersuchungsobjekte (Produkte,<br />
Prozesse) anwendbar.<br />
• Produktqualität: Verbesserung der <strong>Qualität</strong> durch Vermeidung potenzieller<br />
Fehler bei gesteigerter Entwicklungs- und Planungsqualität in kürzerer Zeit.<br />
© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />
Vorteile der FMEA (2)<br />
• Produktivität und Kosten: Die Vermeidung von Fehlern reduziert den Aufwand<br />
für die Herstellung marktführender Produkte und verkürzt die Entwicklungszeiten.<br />
Je früher innerhalb in der Produktentstehungsphase potenzielle Fehler<br />
mit Hilfe der FMEA erkannt und vermieden bzw. nachhaltig beseitigt werden<br />
können, desto geringer sind die Fehlerbeseitigungskosten und desto höher die<br />
Einsparungen.<br />
• Förderung bereichsübergreifender Zusammenarbeit bei verbessertem<br />
Informations- und Erfahrungsaustausch.<br />
• Verbesserung des Firmen<strong>im</strong>age durch die gezielte Förderung des<br />
Wettbewerbkriteriums „<strong>Qualität</strong>“.<br />
• Erleichterung der Einarbeitung von neuen Mitarbeitern. Der Know-how Transfer<br />
wird aufgrund der einfach nachvollziehbaren FMEA-Arbeitsdokumentation<br />
erleichtert.<br />
• Förderung des <strong>Qualität</strong>sbewusstseins der Mitarbeiter.<br />
© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />
4 - 20
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktentwicklung und -konstruktion<br />
Schwächen der FMEA<br />
• Hoher Aufwand für die Durchführung des Verfahrens: Eine vollständige und<br />
gründliche Durchführung der FMEA ist sehr zeit- und personalintensiv.<br />
• Falscher methodischer Ansatz: Es werden durch die FMEA Fehler „erfunden“,<br />
woraus eine Kostenerhöhung aufgrund der Vorsorge gegen potenzielle, nie<br />
auftretende Fehler resultiert.<br />
•Die gezielte Einführung des FMEA-Verfahrens scheint nicht notwendig, da ein<br />
Fachmann diese Analyse <strong>im</strong>mer intuitiv durchführen sollte.<br />
• Die FMEA untersucht nur Ausfallmöglichkeiten eines Systems auf der Basis<br />
einzelner Fehler/Ausfälle, wobei Kombinationen von Fehlern/Ausfällen nicht<br />
berücksichtigt werden.<br />
• Risikobewertung: Die FMEA liefert keine quantitativen Zuverlässigkeitskennwerte<br />
des analysierten Systems.<br />
© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />
Vollfaktorieller Analyseplan<br />
• Wann?<br />
– keinerlei Vorkenntnisse über Zusammenhänge zwischen Ein- und Ausgangsgrößen<br />
besitzen.<br />
•Warum?<br />
– ermöglicht die Untersuchung des direkten Einflusses von Größen sowie deren<br />
Wechselwirkung mit der Ausgangsgröße<br />
– Aussagekraft der Ergebnisse ist bei korrekter Durchführung am höchsten.<br />
• Problem?<br />
– Vollfaktorielle Analysen sind sehr aufwändig, da der Umfang mit der Anzahl der<br />
Eingangsgrößen exponentiell ansteigt.<br />
© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />
4 - 21
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktentwicklung und -konstruktion<br />
Teilfaktiorieller Analyseplan<br />
• Wann?<br />
– Partielle Vorkenntnisse über Zusammenhänge zwischen Ein- und<br />
Ausgangsgrößen vorhanden<br />
Einfaktorieller Versuchsplan<br />
•Warum?<br />
– Vielzahl an Eingangsgrößen<br />
• Wann? – Vollfaktorieller Analyseplan zu zeit- und kostenintensiv<br />
– – Gleiche Ausreichende Anzahl von Vorkenntnisse Eingangsgrößen, über Zusammenhänge weniger Analysen. zwischen Ein- und<br />
•Wie? Ausgangsgrößen vorhanden.<br />
• Warum? – Die Reduzierung der Anzahl der Analysen beruht auf der Annahme, dass<br />
– Wechselwirkungen Schnell und mit geringsten zwischen einigen Ressourcen Eingangsgrößen durchführbar. schwach oder gut bekannt<br />
• Problem? sind.<br />
– Wechselwirkungen zwischen den Eingangsgrößen nur schwer zu erkennen<br />
sind, da jeweils nur eine Eingangsgröße betrachtet wird.<br />
© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />
© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />
4 - 22
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktentwicklung und -konstruktion<br />
einfaches Pappmodell Prototyp<br />
© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />
4.4 <strong>Qualität</strong>sverbesserung durch S<strong>im</strong>ulation<br />
Die S<strong>im</strong>ulation stellt eine kostengünstige Analyse zur Entscheidungsunterstützung dar.<br />
Durch sie sollen folgende Fragen beantwortet werden:<br />
• Welcher Lösungsvorschlag erfüllt die Anforderungen?<br />
• Erfüllt die gewählte Lösung die Anforderungen?<br />
4.4.1 Rechners<strong>im</strong>ulation<br />
Durch die Rechners<strong>im</strong>ulation kann die Entwurfsqualität frühzeitig überprüft werden. Verschiedene<br />
Verfahren mit unterschiedlichem Aufwand sind möglich, z. B.:<br />
• kinematische/dynamische S<strong>im</strong>ulation,<br />
• vereinfachte/genaue Rechnermodelle,<br />
• Finite Elemente Methoden/Boundary Elements-Methode.<br />
4 - 23
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktentwicklung und -konstruktion<br />
Quelle: Giapoulis<br />
Analyse mittels einer FEM-S<strong>im</strong>ulation<br />
Vermeidung von Dauerbrüchen durch frühzeitige Beanspruchungsanalyse<br />
(Beispiel eines Teils einer Wellenkupplung)<br />
Ausgangssituation verbesserte Konstruktion endgültige Lösung<br />
© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />
4.4.2 Versuche zur Eigenschaftsfrüherkennung<br />
Zur Versuchsplanung muss man zunächst entscheiden, welche Art von Versuchen hinsichtlich<br />
der erwarteten Ergebnisse durchzuführen ist: orientierende Versuche, Prototypversuche<br />
oder Prüfstandsversuche. In einer frühen Phase der Produktentwicklung bieten sich hauptsächlich<br />
einfache Versuche zur Eigenschaftsfrüherkennung an. Hierbei können z. B. Handversuche,<br />
orientierende Versuche, Rapid Prototyping, Modellversuche, etc. angewendet<br />
werden.<br />
4 - 24
Zusammenfassung<br />
• Mittels eines Design Reviews wird eine Entwicklung beispielsweise auf die<br />
Erfüllung ihrer Anforderungen/auf ihre Funktionalität hin untersucht.<br />
• Durch den Einsatz einer FMEA in der Produktentwicklung…<br />
– wird die Produktqualität gesteigert (frühzeitiges Erkennen potenzieller<br />
Fehler und Auswirkungen),<br />
– kann eine Projektfortschrittskontrolle durchgeführt werden,<br />
– werden Erfahrungen und „Expertenwissen“ dokumentiert,<br />
– wird eine strukturierte Vorgehensweise unterstützt,<br />
– werden Maßnahmen zur Entdeckung und Vermeidung von Fehlern<br />
erarbeitet,<br />
– …<br />
• Versuchsanalysen helfen, die gegenseitige Abhängigkeiten von Parametern<br />
zu untersuchen.<br />
© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />
4-25
<strong>Vorlesungsskript</strong><br />
<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />
<strong>Qualität</strong> <strong>im</strong> Produktlebenszyklus<br />
5 Produktion 5-1<br />
5.1 <strong>Qualität</strong>ssichernde Maßnahmen in der Produktion ..................................................5-1<br />
5.2 <strong>Qualität</strong>sgerechte Produktionsplanung ....................................................................5-2<br />
5.3 <strong>Qualität</strong>slenkung in der Produktion ..........................................................................5-4<br />
5.4 Grundlagen der <strong>Qualität</strong>sprüfung.............................................................................5-5<br />
5.4.1 Prüfplanung ..............................................................................................5-6<br />
5.4.2 Prüfdatenerfassung ................................................................................5-10<br />
5.4.3 Datenauswertung ...................................................................................5-31<br />
5.5 Produktionsbegleitende <strong>Qualität</strong>ssicherungsmaßnahmen.....................................5-32<br />
5.5.1 Prozeßorientierte Maßnahmen...............................................................5-32<br />
5.5.2 Betriebsmittelorientierte Maßnahmen.....................................................5-52<br />
5.5.3 Maßnahmen in der Beschaffung ............................................................5-58<br />
5-1
<strong>Qualität</strong>ssichernde Maßnahmen<br />
in der Produktion<br />
© iw b 2005<br />
5 Produktion<br />
5-2<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
5.1 <strong>Qualität</strong>ssichernde Maßnahmen in der Produktion<br />
<strong>Qualität</strong>ssichernde Methoden und Maßnahmen in der Produktion sollen eine einwandfreie<br />
Produktqualität unmittelbar in der Entstehungsphase sicherstellen. Im Gegensatz zu früher<br />
ist der heute verfolgte Ansatz breiter: Unter <strong>Qualität</strong>ssicherung in der Produktion wird nicht<br />
mehr allein <strong>Qualität</strong>sprüfung <strong>im</strong> klassischen Sinn verstanden. Vielmehr sollen durch fertigungsbegleitende<br />
<strong>Qualität</strong>sprüfungen Abweichungen möglichst bald erkannt werden, so<br />
dass korrigierend in den Fertigungsprozess eingegriffen werden kann. Die Maßnahmen wie<br />
SPC (Statistische Prozessregelung) oder Fähigkeitsuntersuchungen beziehen sich auf das<br />
Produkt, den Prozess und die Betriebsmittel; sie alle haben das Ziel, <strong>Qualität</strong> nicht zu erprüfen,<br />
sondern von vornherein zu fertigen.<br />
Die “klassische” <strong>Qualität</strong>sprüfung bezieht sich auf das Produkt, während die SPC sowohl das<br />
Produkt als auch den Prozess betrachtet. Bei der SPC werden die Prüfdaten nach statistischen<br />
Gesichtspunkten ausgewertet und zur Korrektur der Prozessparameter verwendet.<br />
Die Fähigkeitsuntersuchungen orientieren sich am Prozess und den Betriebsmitteln. Sie weisen<br />
die Eignung einer Maschine, eines Gerätes oder eines Prozesses zur Gewährleistung<br />
einer stabilen Produktion nach. Die systematische Überwachung der eingesetzten Prüfmittel<br />
bildet die Grundlage für die <strong>Qualität</strong>sprüfung.
Aspekte der Produktionsplanung<br />
© iw b 2005<br />
5.2 <strong>Qualität</strong>sgerechte Produktionsplanung<br />
5-3<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Neben dem Einsatz von qualitätssichernden Methoden in der Produktion ist eine qualitätsgerechte<br />
Produktionsplanung zur Erzielung einer hohen Produktqualität erforderlich. Dazu sind<br />
die möglichen Auswirkungen sämtlicher Planungsschritte auf die <strong>Qualität</strong> zu prüfen und bei<br />
Bedarf zu opt<strong>im</strong>ieren. Wesentliche Planungsschritte sind die Produktionsablaufplanung, die<br />
Betriebsmittelauswahl, die Layoutplanung und die Material- und Informationsflussplanung.<br />
Zwischen den einzelnen Planungsschritten und der Produktqualität bestehen Wechselbeziehungen,<br />
die durch folgende Beispiele verdeutlicht werden:<br />
Es kann beispielsweise vorkommen, dass manuelle Montagesysteme so geplant werden,<br />
dass die Mitarbeiter <strong>im</strong> System ständig unter Zeitdruck stehen und der Zwang oder der Versuch,<br />
Zeit zu sparen, zu hastigem oder schlechtem Arbeiten und zur Minderung der <strong>Qualität</strong><br />
führt.<br />
Bei der Kapazitätsplanung von Maschinen führt eine zu hohe Auslastung einzelner Maschinen<br />
zu erhöhtem Verschleiß und zur Verringerung von Wartungstätigkeiten. Damit wird die<br />
<strong>Qualität</strong>sfähigkeit der Maschine und infolgedessen auch die <strong>Qualität</strong> der produzierten Güter<br />
verringert.<br />
Die starke Wechselwirkung zwischen der Logistik und der Produktqualität ist u.a. be<strong>im</strong> Lackierprozess,<br />
einem sehr schwer einzustellenden Fertigungsprozess, gegeben. Um wirtschaftlich<br />
mit hoher <strong>Qualität</strong> lackieren zu können, müssen mehrere Karosserien gleicher<br />
Farbe hintereinander lackiert werden. Andererseits müssen Karosserien mit Lackfehlern<br />
ausgeschleust und den Lackierbereich erneut passieren können. Dies muss in der Logistikplanung<br />
berücksichtigt werden.
Hilfsmittel der Produktionsplanung<br />
Q 05202<br />
© iw b 2005<br />
Baukästen,<br />
Plantechniken<br />
CheckChecklistelisteCheckliste�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
Checklisten,<br />
Kataloge<br />
5-4<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Rechnerhilfsmittel<br />
3D/2D - CAD<br />
Ablaufs<strong>im</strong>ulation<br />
graphische S<strong>im</strong>ulation<br />
Für die Produktionsplanung stehen dem Planer eine Reihe von Hilfsmitteln, wie z.B. Checklisten<br />
und Kataloge, Baukästen und Plantechniken sowie Rechnerhilfsmittel zur Verfügung.<br />
Unter den Randbedingungen <strong>im</strong>mer komplexer und kapitalintensiver werdender Produktionssysteme<br />
bieten Rechnerhilfsmittel oft die einzige Möglichkeit, hohe Ergebnisqualität bei<br />
gleichzeitig hoher Planungseffizienz zu erreichen. Mit ihnen können die Eigenschaften von<br />
Fertigungssystemen in einem frühen Planungsstadium, noch vor der Beschaffung, erkannt<br />
werden. Beispielsweise stellt die S<strong>im</strong>ulation ein kostengünstiges Exper<strong>im</strong>entierfeld dar, welches<br />
es ermöglicht, Investitionen bereits <strong>im</strong> Vorfeld abzusichern.<br />
Zu unterscheiden sind grundsätzlich statische und dynamische Rechnerhilfsmittel. Statische<br />
Hilfsmittel (z.B. CAD) unterstützen den Planer in erster Linie bei der Variation der Planungsergebnisse<br />
und der Bewertung von Planungsalternativen. Der Einsatz dynamischer Hilfsmittel<br />
(z.B. S<strong>im</strong>ulatoren) führt in der Regel zu wichtigen zusätzlichen Erkenntnissen, da das zeitliche<br />
Verhalten der Anlage berücksichtigt wird. Allerdings erfordert er meist einen höheren<br />
Aufwand bezüglich Bedienpersonal und EDV.
<strong>Qualität</strong>slenkung in der Montage<br />
Flexibilität<br />
Q 05301<br />
Objektidentifikation<br />
Prozessüberwachung<br />
steigende Abhängigkeit<br />
von Produktgeometrie<br />
C) <strong>Qualität</strong>sprüfung am<br />
Produkt<br />
<strong>Qualität</strong>sprüfung<br />
B) Direkte Fügeprozessüberwachung<br />
5-5<br />
Anteil<br />
10%<br />
30%<br />
60%<br />
1980<br />
A) Zellenübergreifende<br />
Objektidentifikation<br />
Inbetriebnahme 15%<br />
Kosten für Projektie rung<br />
und Programmierung<br />
50%<br />
Kosten der<br />
Steuerungstechnik<br />
Hardwarekosten für<br />
SPS, Vernetzung, etc.<br />
35%<br />
1995<br />
(nach Rubach)<br />
5.3 <strong>Qualität</strong>slenkung in der Produktion (Beispiel Montage)<br />
Unter <strong>Qualität</strong>slenkung fallen alle Maßnahmen, die vorbeugend, überwachend oder korrigierend<br />
in den Fertigungsprozess eingreifen, um die <strong>Qualität</strong> sicherzustellen. Z.B. gibt es bei<br />
einer Montageanlage drei Strategien zur <strong>Qualität</strong>slenkung:<br />
A) Zellenübergreifende Objektidentifikation: Sie ist nicht an einzelne Montagestationen gebunden.<br />
Aufgaben sind die Anwesenheits- oder Lageüberwachung, die Überwachung des<br />
Materialflusses oder die Kontrolle des Erfolgs von Fügeprozessen über mehrere Stationen<br />
hinweg.<br />
B) Direkte Fügeprozessüberwachung: Sie dient zur Überwachung des Fügeprozesses<br />
selbst. Meist werden Prozesskräfte, -momente, Fügewege oder akustische Emissionen während<br />
des Fügens überwacht. Ihre best<strong>im</strong>mende Eigenschaft ist, dass sie unmittelbar am Prozess<br />
angreifen.<br />
C) <strong>Qualität</strong>sprüfung am Produkt: Sie dient zur Prüfung von Produkteigenschaften, die nicht<br />
allein über die beiden bisher vorgestellten Strategien sichergestellt werden können. Prüfkriterien<br />
sind bei Zwischen- und Endprüfungen geometrische, mechanische oder elektrische Produktfunktionen.<br />
Bei elektromechanischen Produkten erfolgt meist ein Probelauf, in dem wichtige<br />
Funktionen getestet werden.
Für die Auswahl der <strong>Qualität</strong>slenkungsmaßnahme gilt in der Montage: Zunächst sollte versucht<br />
werden, Prüfungen oder Überwachungsmaßnahmen durch geeignete Abst<strong>im</strong>mung von<br />
Montagebetriebsmitteln und erlaubten Toleranzfeldern für die Produkte zu vermeiden. Gelingt<br />
dies nicht, sollte geprüft werden, ob mit Verfahren der Objektidentifikation bzw. der Fügeprozessüberwachung<br />
die geforderte <strong>Qualität</strong> garantiert werden kann. Prüfstationen zur<br />
Endprüfung sollten wegen ihrer starken Abhängigkeit von den Produkten <strong>im</strong>mer erst dann in<br />
Erwägung gezogen werden, wenn die <strong>Qualität</strong>smerkmale nicht mit einfacheren Mitteln oder<br />
kostengünstiger gewährleistet werden können. Vergleichskriterium ist auch hier das wirtschaftliche<br />
Opt<strong>im</strong>um aus zusätzlichen Prüfkosten und alternativ anfallenden höheren Investitionskosten<br />
für die Betriebsmittel, etwa zur Realisierung von Montageprozessen mit höherer<br />
Präzision. Im folgenden Abschnitt 6.4 wird die <strong>Qualität</strong>sprüfung behandelt, die prozessbegleitenden<br />
Maßnahmen bilden den Schwerpunkt in Abschnitt 6.5.<br />
5-6
Stellung der produktionsnahen <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
<strong>im</strong> Produktentstehungsprozess<br />
Q 05401 Quelle: Naumann<br />
Konstrukt./ Entwicklung<br />
Arbeits- u. Prüfplanung<br />
Fertigung und Montage<br />
5.4 Grundlagen der <strong>Qualität</strong>sprüfung<br />
5-7<br />
<strong>Qualität</strong>sdatenbasis<br />
-produktbeschreibende<br />
Daten<br />
-produktîonsbeschreibende<br />
Daten<br />
<strong>Qualität</strong>sprüfung<br />
Die in der <strong>Qualität</strong>sprüfung gewonnenen Daten stellen eine wichtige Informationsquelle für<br />
Produktplanung und Produktion das. Damit auf diese zentral und dezentral erfassten Informationen<br />
durchgängig zugegriffen werden kann, ist eine Systematik der Datenstrukturen<br />
erforderlich. Sie soll in Form der <strong>Qualität</strong>sdatenbasis vorliegen. Um dieses Element muss die<br />
klassische <strong>Qualität</strong>skontrolle erweitert werden, damit <strong>Qualität</strong>sregelkreise <strong>im</strong> Kleinen und<br />
Großen möglich sind.<br />
Die <strong>Qualität</strong>sdatenbasis gliedert sich in einen Beschreibungsteil und einen Zugriffsteil. Der<br />
Beschreibungsteil enthält<br />
• Stammdaten (z.B. Prüfpläne, Prüfmerkmalslisten, Prüfplatzdaten oder Prüfvorrichtungsdaten),<br />
die sich nur lang- oder mittelfristig ändern, und<br />
• Historiendaten (z.B. Prüfdaten, Maschinenfähigkeits- oder Prozessfähigkeitskennwerte,<br />
Instandhaltungsdaten), die laufend auf den aktuellen Stand gebracht werden.<br />
Der Zugriffsteil beinhaltet die Informationen, die notwendig sind, um die <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
durchführen zu können. Darin sind z.B. enthalten: Prozessdaten, Konstruktionsdaten, Arbeitsplandaten,<br />
Maschinendaten.
Die <strong>Qualität</strong>sdatenbasis stellt Informationen für die Konstruktion/Entwicklung sowie für die<br />
Arbeits- und Prüfplanung zur Verfügung. Sie können in mehrfacher Hinsicht genutzt werden,<br />
z.B.<br />
• als Anstoß für Produkt- oder Prozessänderungen aufgrund von festgestellten <strong>Qualität</strong>smängeln,<br />
• als Vergleichs- oder Erfahrungswerte bei der Entwicklung eines neuen Produkts, etwa als<br />
Eingangsgröße für FMEA-Analysen,<br />
• bei der Analyse kritischer Fertigungsprozesse.<br />
5-8
Vergleich der Aufgaben von<br />
Arbeits- und Prüfplanung<br />
Q 05402<br />
Materialfluss<br />
Fertigungsablauf<br />
Prozessdurchführung<br />
Montage<br />
Betriebsmittel<br />
Personal<br />
Kosten<br />
5.4.1 Prüfplanung<br />
Arbeitsplanung<br />
Konstruktion,<br />
Entwicklung<br />
5-9<br />
Prüfplanung<br />
Fertigung, Montage,<br />
<strong>Qualität</strong>sprüfung<br />
5.4.1.1 Vergleich der Aufgaben von Arbeits- und Prüfplanung<br />
Wareneingangsprüfung<br />
Fertigungsprüfung<br />
Fähigkeitsprüfung<br />
Montageprüfung<br />
Betriebsmittelprüfung<br />
Prüfplanerstellung<br />
Produktprüfung<br />
Unter Prüfplanung versteht man die Planung der <strong>Qualität</strong>sprüfung für den gesamten Produktionsprozess<br />
vom Wareneingang bis zur Auslieferung an den Kunden. Sie ist als Ergänzung<br />
zur Arbeitsplanung zu betrachten und wird in der Regel gemeinsam mit ihr durchgeführt.<br />
Notwendig wurde sie mit dem Aufkommen industrieller Fertigungsmethoden (Taylorisierung).<br />
Während <strong>im</strong> Handwerk die <strong>Qualität</strong> vom Meister oder Gesellen noch selbst beurteilt<br />
werden kann, ist in der industriellen Fertigung durch die Arbeitsteilung der Einzelne nicht<br />
mehr in der Lage zu entscheiden, was, wann und wie oft geprüft werden sollte. Diese Aufgaben<br />
übern<strong>im</strong>mt der Prüfplaner: Er erstellt den Prüfplan, veranlasst neue Prüfmethoden zu<br />
entwickeln und legt die Art der Prüfdatenverarbeitung fest.<br />
In der Produktionsphase stellen die von Arbeits- und Prüfplanung erzeugten Unterlagen die<br />
Grundlage für die Aufrechterhaltung der Produktqualität dar.
Dokumente zur Prüfplanung<br />
Q 05403<br />
Zeichnungen<br />
Stücklisten<br />
Normen<br />
5.4.1.2 Prüfplanerstellung<br />
was<br />
Bestellunterlagen<br />
Pflichtenheft<br />
wieviel<br />
Prüfplan<br />
5-10<br />
womit<br />
durch wen<br />
Sicherheitsvorschriften<br />
Prüfplanung<br />
wann<br />
wie oft<br />
wie<br />
Eingangsinformationen und Ergebnisse der Prüfplanung<br />
wo<br />
Fertigungsplan<br />
Prüfmittelspezifikation<br />
Eine Prüfplanung unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten erfordert ein fundiertes Wissen über<br />
die Arbeitsabläufe (Fertigung, Montage usw.), die Messtechniken sowie die Methoden<br />
zur <strong>Qualität</strong>ssicherung (SPC, PMÜ usw.). Grundlagen für die Planung sind technische Unterlagen,<br />
wie technische Zeichnungen, Stücklisten, Normen sowie Kenntnisse über die verwendeten<br />
Fertigungsprozesse mit all ihren Schwierigkeiten (z.B. Maßabweichungen, Temperaturschwankungen,<br />
etc.). Weiterhin benötigt der Prüfplaner Zugriff zu den qualitätsbeschreibenden<br />
Unterlagen wie Maschinenfähigkeitsuntersuchungen, Fehlersammelkarten (Menge<br />
und Art der Fehler) oder <strong>Qualität</strong>sberichte (Jahres-, Monats-, Wochenbericht). Zur zeitlichen<br />
Planung des Prüfablaufes sind Terminpläne, Personal- und Gerätekapazitätslisten erforderlich.<br />
Aus den vorliegenden Dokumenten erstellt der Prüfplaner einen Prüfplan. Dieser enthält <strong>im</strong><br />
allgemeinen Prüfspezifikationen (festgelegte Prüfmerkmale und Prüfverfahren), Prüfanweisungen<br />
(Anleitungen für die Durchführung der <strong>Qualität</strong>sprüfung) und Prüfablaufpläne (Festlegung<br />
der Abfolge der <strong>Qualität</strong>sprüfung). Diese Unterlagen bilden die Grundlage für die<br />
Durchführung der <strong>Qualität</strong>sprüfung in der Fertigung und Montage.
Vorgehen bei der Prüfplanerstellung<br />
nach VDI 2619<br />
Q 05404<br />
Nachforderung<br />
an zuständigen<br />
Fachbereich<br />
nein<br />
nein<br />
Start<br />
Prüfen der<br />
Unterlagen<br />
in<br />
Ordnung?<br />
ja<br />
Erkennen der<br />
Merkmale<br />
Merkmale<br />
ausreichend<br />
beschrieben?<br />
ja<br />
Auswahl der<br />
Prüfmerkmale<br />
Prüfmerkmal?<br />
nein<br />
keine weitere<br />
Bearbeitung<br />
Prüfplanerstellung nach VDI-Richtlinie 2619<br />
ja<br />
ggf. Änderung<br />
durch anderen<br />
Bereich<br />
5-11<br />
ja<br />
Abarbeiten der<br />
einzelnen Prüfmerkmale<br />
mit<br />
Festlegen der:<br />
- Prüfhäufigkeit<br />
- Prüfmethode<br />
- Prüfdatenverarbeitung<br />
Abst<strong>im</strong>men<br />
mit anderen<br />
Fachbereichen<br />
Änderung<br />
erforderlich?<br />
nein<br />
Eintragen in<br />
Prüfplan /<br />
Fertigungsplan<br />
Die VDI/VDE/DGQ-Richtlinie 2619 zur Prüfplanung beschreibt die Vorgehensweise zur Prüfplanerstellung.<br />
Anhand einer Vielzahl von Ablaufplänen werden die wesentlichen Tätigkeiten<br />
und Entscheidungsschritte, die zur Erstellung eines Prüfplans erforderlich sind, dargelegt.<br />
Obiges Bild zeigt die vorgesehenen Arbeitsschritte in Form eines exemplarischen Ablaufplanes.<br />
Einzelne Schritte werden in der Richtlinie durch ergänzende, detaillierte Ablaufpläne<br />
dargestellt.<br />
Das Problem der isolierten Darstellung des Prüfplanungsprozesses nach der VDI-Richtlinie<br />
2619 liegt darin, dass bei S<strong>im</strong>ultaneous-Engineering-Ansätzen, wie sie heute häufig in der<br />
Industrie anzutreffen sind, eine sequentielle Ausführung der Prüfplanung nicht mehr möglich<br />
ist. Dann die verschiedenen Dokumente liegen nicht bereits zu Beginn vor, vielmehr werden<br />
sie erst schrittweise während des Entwicklungsprozesses erstellt.<br />
Ende
Beispiel für einen Prüfplan<br />
Q 05405 Quelle: Zeller<br />
Prüfplankopf<br />
Prüfplananweisungsteil<br />
Prüfplan - Identifizierungs-Nr.<br />
Werkstück - / Teilebezeichnung<br />
Werksrück - / Teilesicherheitsklasse<br />
Teilefamilien - Nr.<br />
Arbeitsplan - Nr.<br />
Fa. Prüfplan-Nr.: 2334260002 PRÜFPLANER:<br />
Werkstückbezeichnung: Antriebswelle Losgröße: 80<br />
Werkstück - Nr.: 270854 Zeichnungs - Nr.: M069277543<br />
Arb. Prüf-<br />
vorg. vorg.<br />
10 1<br />
20 1<br />
2<br />
40 1<br />
2<br />
Prüfmerkmal<br />
Länge 268<br />
Breite 20<br />
Durchmesser<br />
32<br />
Durchmesser<br />
95<br />
Durchmesser<br />
49<br />
Oberer<br />
Grenzw.<br />
272.000<br />
20.100<br />
32.600<br />
95.110<br />
49.010<br />
Prüfplan - Nr.<br />
Teilprüfungs - Nr.<br />
Prüfmerkmalsbeschreibung<br />
- Prüfmerkmalsbezeichnung<br />
- Nennwert<br />
- Toleranz<br />
- Grenzwerte<br />
Prüfumfangsvorgaben<br />
Prüfmittel<br />
Prüfzeitpunkt<br />
Prüfer<br />
Prüfort<br />
Dokumentationshinweise<br />
5.4.1.3 Beispiel für einen Prüfplan<br />
Unterer Ein-<br />
Grenzw. heit<br />
269.000<br />
20.000<br />
32.500<br />
95.010<br />
48.990<br />
mm<br />
mm<br />
mm<br />
mm<br />
mm<br />
5-12<br />
Stichprobe<br />
5<br />
5<br />
5<br />
100<br />
100<br />
organisatorische Daten<br />
Datum: 09.11.94<br />
Stamm - Prüfplan - Nr.:<br />
Standard - Prüfplan - Nr.:<br />
Prüfmittel<br />
Prüfer Prüfort<br />
P1006 Funke Halle 1<br />
P1006 Maier Halle 1<br />
P1006 Maier Halle 1<br />
P1015 Schmidt Halle 3<br />
P1015 Schmidt Halle 3<br />
prüfvorgangsbezogene Daten<br />
Prüftext/<br />
Dokument.-<br />
Hinweis<br />
Annahmeent.<br />
J / N<br />
Annahmeent.<br />
J / N<br />
Annahmeent.<br />
J / N<br />
IstwertaufnahmeIstwertaufnahme<br />
Das Layout und die Detaillierung von Prüfplänen ist weitgehend firmenspezifisch. Die Dokumentation<br />
des Prüfablaufes reicht von einfachen Prüfskizzen mit eingetragenen Prüfhinweisen<br />
bis hin zu detailliert ausgearbeiteten Prüfplänen. Stets vorhanden in den Unterlagen sind<br />
jedoch organisatorische Daten (Prüfplankopf) und prüfvorgangsbezogene Daten (Anweisungsteil).<br />
Nur ein Teil der Tätigkeiten bei der Prüfplanung ist schöpferischer Natur. Bei Routinetätigkeiten<br />
unterstützen heute am Markt erhältliche CAQ-Systeme. Es fehlt jedoch noch an allgemeinen<br />
Konzepten und Strategien, um den Prozess der Prüfplanung selbst, d.h. die fachlichen<br />
Tätigkeiten z.B. bei der Ableitung von Prüfmerkmalen, zu unterstützen.
Prüfvorgang in der <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
Q 05406<br />
Prüfprotokoll<br />
Prüfprotokoll<br />
qualitative bzw.<br />
quantitative<br />
Merkmale<br />
formulieren<br />
Prüfspezifikation<br />
qualitativ<br />
(Attributprüfung)<br />
quantitativ<br />
(Variablenprüfung)<br />
5.4.2 Prüfdatenerfassung<br />
5.4.2.1 Grundlagen<br />
Prüfen<br />
subjektiv<br />
objektiv<br />
5-13<br />
Merkmale subjektiv<br />
erfassen<br />
Sinneswahrnehmungen<br />
Merkmale objektiv<br />
erfassen (messen)<br />
Meßwerte<br />
Prüfdaten auswerten Prüfaussagen<br />
Definition wichtiger Begriffe der Mess- und Prüftechnik<br />
Unter Prüfen versteht man den Vorgang innerhalb der <strong>Qualität</strong>ssicherung, bei dem festgestellt<br />
wird, ob ein materielles oder <strong>im</strong>materielles Prüfobjekt die vorgegebene <strong>Qualität</strong>sanforderung<br />
erfüllt. Diese ergibt sich aus den Einzelanforderungen an die sogenannten Prüfmerkmale.<br />
Prüfmerkmale sind diejenigen technischen (physikalischen oder chemischen)<br />
oder nichttechnischen (z.B. biologischen oder soziotechnischen) Größen oder Parameter<br />
des Prüfobjektes, die seine Eigenschaft “<strong>Qualität</strong>” ausmachen und mit einer gewissen Unsicherheit<br />
behaftet, d.h. prüfenswert sind.<br />
Die Prüfmerkmale können a) qualitativ sein, d.h. sie werden nicht zahlenmäßig beurteilt<br />
(Beispiel: eine Welle soll sich ohne Zwang in eine Buchse einführen lassen); und b) quantitativ<br />
sein, d.h. sie werden gemessen und gezählt. Entsprechend dieser Unterscheidung<br />
handelt es sich um eine qualitative Prüfung (Attributprüfung) oder eine quantitative Prüfung<br />
(Variablenprüfung). Eine weitere Unterscheidung ergibt sich nach der Art des Prüfvorgangs.<br />
So ist eine Prüfung subjektiv, wenn ein Merkmal durch eine Sinneswahrnehmung<br />
beurteilt wird, z.B. eine Sichtprüfung. Bei einer objektiven Prüfung wird ein Merkmal mit
Prüfobjekte in der <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
Q 05407<br />
Prüfmerkmale:<br />
Geometrie<br />
Material<br />
Konzentration/<br />
Zusammensetzg.<br />
Funktion<br />
Vollständigkeit<br />
Beschädigung<br />
...<br />
Produkt<br />
materiell <strong>im</strong>materiell oder Tätigkeit<br />
Prüfmerkmale:<br />
Informations-<br />
inhalt<br />
Wirksamkeit<br />
Nutzen<br />
Strukturierung<br />
Übersichtlichkeit<br />
...<br />
Prüfen<br />
5-14<br />
Prozess<br />
Prüfmerkmale:<br />
Kraft<br />
Moment<br />
Weg / Position<br />
Temperatur<br />
Druck<br />
Materialfluß/<br />
Präsenz<br />
...<br />
Betriebsmittel<br />
Prüfmittel<br />
Fertigungseinrichtung<br />
Montagevorrichtg.<br />
Arbeitsraum<br />
Ver-/Entsorgungseinrichtung<br />
...<br />
Hilfe eines Messgerätes erfasst. Messen ist allein der exper<strong>im</strong>entelle Vorgang zur Ermittlung<br />
des Wertes einer physikalischen Größe. Im Unterschied dazu wird be<strong>im</strong> Prüfen festgestellt,<br />
ob die <strong>Qualität</strong>sanforderungen erfüllt sind. Die geometrische Größe bzw. Abweichung selbst<br />
wird nicht ermittelt. Mit Hilfe von CAQ-Systemen können die erfassten Prüfdaten ausgewertet<br />
und dargestellt werden. Die Auswertung kann auftrags-, chargen-, teile-, und merkmalsorientiert<br />
durchgeführt werden und führt zur Prüfaussage in Form von z.B. Liniendiagrammen,<br />
Histogrammen, statistischen Kennwerten und Angaben über ein anschließendes Sortieren,<br />
Ausschuss bzw. Nacharbeit. Mit Hilfe der<br />
Prüfungsauswertung sind kurz- und längerfristige Analysen möglich, systematische und zufällige<br />
<strong>Qualität</strong>sänderungen können unterschieden werden.<br />
Prüfobjekte und Prüfmerkmale in der <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
Prüfungen <strong>im</strong> Rahmen der <strong>Qualität</strong>ssicherung können sich beziehen auf materielle oder <strong>im</strong>materielle<br />
Prüfobjekte. Unterschieden werden:<br />
• Materielle Produkte, <strong>im</strong>materielle Produkte und Tätigkeiten sowie Kombinationen aus<br />
diesen. Ein <strong>im</strong>materielles Produkt ist z.B. ein Softwareprogramm; eine Tätigkeit ist z.B. eine<br />
Dienstleistung. Es werden demnach nicht nur die Produkte selbst geprüft, sondern<br />
auch Tätigkeiten, die zur Entstehung der Produkte erforderlich sind.<br />
• Prozesse, d.h. maschinelle Arbeitsabläufe oder Verfahren. Bei der Produktion wirken<br />
Störgrößen, z.B. Temperatur, Schwingungen oder Verschleiß auf die Prozesse ein und rufen<br />
Veränderungen der Produktmerkmale hervor. Schadhafte Produktionskomponenten
müssen so früh wie möglich erkannt werden. Werden die relevanten Störgrößen des Prozesses<br />
erfasst, kann eine Kompensation vorgenommen werden.<br />
• Betriebsmittel: Eine wichtige Teilaufgabe der <strong>Qualität</strong>ssicherung ist die Prüfung des qualitativen<br />
Zustandes der Betriebsmittel in festgelegten Abständen.<br />
Die Prüfmerkmale werden <strong>im</strong> Rahmen der Prüfplanung festgelegt, Merkmale mit “Prüfzwang”<br />
(bei Sicherheitsteilen) sind automatisch Prüfmerkmale. Ansonsten ist von Fall zu Fall<br />
eine Entscheidung zu treffen. Entscheidungskriterien für das Festlegen eines Merkmals zum<br />
Prüfmerkmal sind zum Beispiel die Sicherheit eines Produktionsprozesses, die möglichen<br />
Auswirkungen für Nachfolgeprozesse, die Anforderungen hinsichtlich Zuverlässigkeit und<br />
Lebensdauer, der Produktionsort, die Reaktion des Kunden, die Prüfkosten. Die Auswahl der<br />
Prüfmittel zählt zu den schwierigsten Aufgaben der Prüfplanung. Zum einen erfordern die<br />
vielen Randbedingungen, wie die Eigenschaften des Werkstückes, des<br />
Fertigungsprozesses, des Prüfortes oder der Prüfdatenverarbeitung ein fundiertes Wissen.<br />
Weiterhin gibt es für die Zuordnung zwischen Prüfmerkmal und Prüfmittel oftmals mehrere<br />
Möglichkeiten.<br />
5-15
Festlegung des Prüfumfangs<br />
Q 05408<br />
Auswirkungen<br />
fehlerbehafteter<br />
Prüfmerkmale:<br />
Fehlerkosten<br />
intern / extern<br />
*<br />
*<br />
*<br />
Prüfumfang<br />
vollständige<br />
Prüfung<br />
100% - Prüfung<br />
Stichprobenprüfung<br />
Skip - Lot - Verfahren<br />
SPC<br />
...<br />
<strong>Qualität</strong>skosten und ihr Einfluss auf den Prüfumfang<br />
5-16<br />
Fehlerverhütungsund<br />
Prüfkosten<br />
Die <strong>Qualität</strong>skosten sind schwer zu erfassen. Sie werden jedoch wesentlich vom Prüfumfang<br />
beeinflusst. Bei seiner Festlegung steht der Prüfplaner <strong>im</strong> Konflikt zwischen den Kosten<br />
infolge fehlerhafter Prüfmerkmale und den Kosten zur Vermeidung fehlerhafter Prüfmerkmale.<br />
Interne Fehlerkosten sind z.B. die Kosten für Ausschuss, Nacharbeit, Produktionsausfälle,<br />
Nachentwicklungen, Sortierprüfungen, Fehleranalysen, Wiederholungsprüfungen, Fehlmengen<br />
oder Lagerbestandsunterschiede.<br />
Externe Fehlerkosten entstehen z.B. durch Garantie-/Kulanzfälle, durch Wertminderung,<br />
Rückrufaktionen, Produkthaftung oder entgangener Nutzen.<br />
Fehlerverhütungskosten entstehen z.B. <strong>im</strong> Rahmen der <strong>Qualität</strong>splanung, der Konzeptüberprüfung,<br />
der Kontrolle von Unterlagen, der Fähigkeitsuntersuchung, der Erstellung von<br />
technischen Liefer- und Abnahmebedingungen oder der Prüfplanung.<br />
Die Prüfkosten entstehen z.B. durch die Wareneingangsprüfung, die Fertigungsprüfungen,<br />
die Zertifizierung, die Inbetriebnahme, die Prototypenprüfung oder Laboruntersuchungen.<br />
Nach DIN 55350, Teil 17 ist eine<br />
• vollständige Prüfung eine <strong>Qualität</strong>sprüfung hinsichtlich aller <strong>Qualität</strong>smerkmale;<br />
• eine 100%-Prüfung eine <strong>Qualität</strong>sprüfung an allen Einheiten eines Prüfloses. Eine 100%-<br />
Prüfung, bei der sämtliche fehlerbehafteten Einheiten aussortiert werden, wird als Sortierprüfung<br />
bezeichnet. Eine 100%-Prüfung, bei der entsprechend dem Prüfergebnis zur<br />
weiteren Verwendung in Klassen eingeordnet wird, nennt man Klassierprüfung.<br />
Stichprobenprüfungen werden <strong>im</strong> allgemeinen nach statistischen Methoden ausgewertet.<br />
Hierzu zählt beispielsweise das Skip-Lot-Verfahren oder die SPC (statistical process control).
Unterscheidungsmerkmale von<br />
Prüfmethoden<br />
Q 05409<br />
Prüfungsausführung<br />
Fertigungspersonal<br />
<strong>Qualität</strong>sprüfer<br />
Prüfmethoden<br />
manuell<br />
teilautomatisiert<br />
vollautomatisiert<br />
Die Prüfmethode ergibt sich aus<br />
• dem Prüfobjekt,<br />
• dem Prüfumfang,<br />
• der Prüfungsausführung,<br />
• dem Prüfungszeitpunkt und<br />
• dem Messverfahren.<br />
Prüfobjekt<br />
Produkt<br />
Prozess<br />
Betriebsmittel<br />
Prüfmethode<br />
5-17<br />
Prüfumfang<br />
vollständige Prüfung<br />
100%-Prüfung<br />
Stichproben- /<br />
Auswahlprüfung<br />
Prüfungszeitpunkt<br />
Entwurfsphase<br />
Prototypenphase<br />
Wareneingang<br />
Fertigung<br />
Montage<br />
Warenausgang<br />
Nutzungsphase<br />
Meßverfahren<br />
direkt / indirekt<br />
analog / digital<br />
zeitkontinuierlich/<br />
zeitdiskontinuierlich<br />
Ausschlags-/ Kompensationsverfahren
Messverfahren<br />
Q 05410<br />
direktes<br />
Messverfahren<br />
zeitkontinuierliches<br />
Messverfahren<br />
f(t)<br />
f(t)<br />
e<br />
L<br />
f(t)<br />
Zeit<br />
Zeit<br />
Zeit<br />
5.4.2.2 Messtechnik<br />
indirektes<br />
Messverfahren<br />
zeitdiskontinuierliches<br />
Messverfahren<br />
f(t)<br />
f(t)<br />
L<br />
C<br />
Zeit<br />
Zeit<br />
5-18<br />
analoges<br />
Messverfahren<br />
0<br />
10V<br />
Ausschlagverfahren<br />
0<br />
0,5<br />
1kg<br />
m<br />
digitales<br />
Messverfahren<br />
00019259 V<br />
Kompensationsverfahren<br />
(Nullverfahren)<br />
0<br />
Messverfahren<br />
Eine Klassifizierung der in der Messtechnik angewandten Messverfahren lässt sich anhand<br />
folgender Gesichtspunkte durchführen:<br />
• Direktes Messverfahren: Der Messwert einer Messgröße wird durch den direkten Vergleich<br />
mit einem Normal einer gleichartigen Messgröße gewonnen, z.B. eine Längenmessung<br />
mit Hilfe eines Maßstabs. Indirektes Messverfahren: Die Messgröße wird über eine<br />
andersartige Messgröße ermittelt und der Messwert mittels einer physikalischen Gesetzmäßigkeit<br />
best<strong>im</strong>mt, z.B. eine Längenmessung mit Hilfe eines kapazitiven Sensors.<br />
Bei diesem Messverfahren unterscheiden sich demnach Messwert und Messergebnis.<br />
• Analoges Messverfahren: Die Information des Messsignals beruht auf der direkten Zuordnung<br />
der Maßzahl einer Messgröße zur Maßzahl der physikalischen Größe (der Signalparameter<br />
ist wertkontinuierlich). Als Beispiel kann das Quecksilberthermometer genannt<br />
werden, bei dem die Fadenlänge unmittelbar einer best<strong>im</strong>mten Temperatur entspricht.<br />
Digitales Messverfahren: Der Messwert liegt in diskreter Form auf der Basis eines<br />
Zahlensystems vor (der Signalparameter ist wertdiskret). Der Messwert besitzt einen<br />
Quantisierungsfehler; das Ablesen des Messwertes erfolgt jedoch fehlerfrei.<br />
• Zeitkontinuierliches Messverfahren: Alle Elemente der Messeinrichtung arbeiten zeitlich<br />
kontinuierlich. Zeitdiskontinuierliches Messverfahren: Mindestens ein Element der<br />
Messeinrichtung arbeitet zeitlich diskontinuierlich (getastete Messung).<br />
• Ausschlagverfahren: Die Messgröße bewirkt einen Ausschlag an einer Skala, der <strong>im</strong><br />
Vergleich zu einem Normal bewertet ist. Kompensationsverfahren (Nullverfahren): Die<br />
Differenz zwischen der Messgröße und einer Vergleichsgröße wird in einem Regelkreis<br />
min<strong>im</strong>iert, und der Wert der Vergleichsgröße stellt den Messwert dar.
Häufig angewandte physikalische Effekte<br />
in der Fertigungs- und Prozessmesstechnik<br />
physikalische<br />
Einordnung<br />
kapazitive<br />
Sensoren<br />
induktive Sensoren<br />
Widerstandssensoren<br />
piezoelektrische<br />
Sensoren<br />
Induktionssensoren<br />
physikalisches Prinzip<br />
Kapazitätsänderung durch<br />
a) Abstands-/Flächenänderung der Platten<br />
b) geometr. Änderung des Dielektrikums<br />
Induktivitätsänderung durch<br />
a] Bewegen des weichmagnet. Kerns/Ankers<br />
b) magnetoelastischen Effekt<br />
c) Wirbelströme<br />
Widerstandsänderung durch<br />
a) veränderlichen Abgriff<br />
b) Dehnung<br />
c) Engeeffekt<br />
d) Magnetowiderstandseffekt<br />
5-19<br />
p(assiv)<br />
a(aktiv)<br />
piezoelektrischer Effekt a<br />
Induktion durch<br />
a) Änderung des Magnetfeldes<br />
b) Bewegung zw. Spule u. Permanentmagnet<br />
c) Kopplungsänderung zwischen zwei Spulen<br />
p<br />
p<br />
p<br />
p<br />
p<br />
p<br />
p<br />
p<br />
p<br />
a<br />
a<br />
p<br />
technische<br />
Anwendung<br />
Drehkondensator<br />
dielektr. Wegsensor<br />
Quer-/Tauchankerspule<br />
Kraftmeßdose<br />
Wirbelstromsensor<br />
Potentiometer<br />
Metall-/Halbleiter-DMS<br />
Engewiderstandssensor<br />
Feldplatte<br />
Kraft-/Ultraschallsensor<br />
Drehzahlsensor<br />
Tauchmagnetsensor<br />
Inductosyn<br />
Hallsensoren Halleffekt p Magnetschranke<br />
thermoelektrische/<br />
photoelektrische<br />
Sensoren<br />
(optische Sensoren)<br />
Q 05411<br />
pyroelektrischer Effekt<br />
äußerer Photoeffekt<br />
innerer Photoeffekt<br />
Sperrschichtphotoeffekt<br />
a<br />
p<br />
p<br />
a/p<br />
selten angewandt<br />
angewandt<br />
häufig angewandt<br />
Infrarotsensor<br />
Photozelle<br />
Photowiderstand<br />
Photoelement/-diode<br />
Präsenz<br />
Form/Durchmesser<br />
Moment<br />
Druck<br />
Kraft<br />
Dehnung<br />
Winkel/Neigung<br />
Beschleunigung<br />
Drehzahl<br />
Geschwindigkeit<br />
Weg/Länge<br />
5.4.2.2.1 Überblick über angewandte physikalische Messprinzipien<br />
In der <strong>Qualität</strong>sprüfung besitzt das Erfassen von mechanischen, insbesondere von geometrischen<br />
Größen die höchste Bedeutung. Obige Tabelle nennt die wichtigsten physikalischen<br />
Prinzipien, ihre Wirkungsweise (aktiv/passiv) und die erfassbaren Größen.<br />
Aktive Sensoren bilden das Ausgangssignal an die Recheneinheit ohne eine Hilfsenergie<br />
allein unter dem Einwirken einer Messgröße. So führt beispielsweise bei piezoelektrischen<br />
Sensoren eine äußere Belastung zu einer Polarisationsänderung <strong>im</strong> Material und damit zu<br />
einer Ladungsänderung, die ausgewertet wird. Die zur Signalbildung benötigte Energie wird<br />
der Messgröße z.B. als mechanische Energie entzogen. Infolge der Rückkoppelung besteht<br />
bei aktiven Sensoren die Gefahr, dass die Messgröße verfälscht wird. Passive Sensoren<br />
benötigen eine Hilfsenergie. Die Rückwirkungen auf den Messprozess und damit verbundene<br />
Signalverfälschungen sind deshalb geringer.<br />
Betrachtet man die drei Strategien zur <strong>Qualität</strong>slenkung in der Montage (vgl. S. 5-4), so lassen<br />
sich für die dargestellten Sensortypen folgende Zuordnungen treffen: optische Sensoren<br />
werden hauptsächlich zur Objektidentifikation eingesetzt, z.B. Lichtschranken, CCD-<br />
Kameras (Bildverarbeitung). Hauptanwendungsgebiet für die Piezoelektrischen Sensoren<br />
und Widerstandssensoren ist die Prozessüberwachung. Bei der <strong>Qualität</strong>sprüfung finden je<br />
nach der Aufgabenstellung auch die anderen Sensortypen Anwendung. Im folgenden sollen<br />
einige wichtige Sensortypen vorgestellt werden, welche die Grundlage für die Maßnahmen<br />
zur <strong>Qualität</strong>slenkung darstellen.
Kapazitive Sensoren<br />
Q 05412<br />
a<br />
a 1 a<br />
0 εr1<br />
2<br />
a 0<br />
a=a + a<br />
0<br />
l0<br />
b0<br />
Kapazitive Sensoren:<br />
A<br />
C = ε0 ∗εR∗ a<br />
Vorteile:<br />
ε r2<br />
C<br />
a 0<br />
ε r2<br />
C/C0<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
-1 0 1 2 3<br />
Kondensator mit veränderlichem<br />
Plattenabstand<br />
C<br />
Kondensator mit geschichteten Dielektrika und<br />
mit einem Dielektrikum variabler Eintauchtiefe<br />
0<br />
a/a0<br />
ε r1<br />
b 0<br />
C<br />
5-20<br />
a0<br />
C<br />
elektrisch<br />
nichtleitende<br />
Flüssigkeit<br />
Elektroden<br />
Isolation<br />
C: Kapazität<br />
0<br />
C/C0<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
0 1 2 3 4<br />
Kondensator mit veränderlich<br />
wirksamer Plattenfläche<br />
Kapazitive Füllstandsmessung für<br />
elektrisch nichtleitende Flüssigkeiten<br />
0: elektrische Feldkonstante<br />
R: relative Dielektrizitätszahl<br />
A: Plattenfläche<br />
+ einfacher Aufbau<br />
+ meist berührungslose Messung<br />
+ Messgröße entzieht dem Prozess nur wenig Energie (nahezu rückwirkungsfreie Messung)<br />
+ vielseitig einsetzbar durch hohe Anpassungsfähigkeit<br />
+ hohe bis extrem hohe Empfindlichkeit<br />
+ verwendbar für zeitlich konstante und dynamische Vorgänge<br />
+ je nach relativer Dielektrizitätszahl geringe Temperaturempfindlichkeit<br />
+ unempfindlich gegen Magnetfelder<br />
Nachteile:<br />
− kleine Messsignale<br />
− Herabsetzung der Empfindlichkeit durch Kabelkapazitäten (spezielle Anpassungsschaltungen)<br />
ε r1<br />
ε r2<br />
0<br />
/ 0
− Empfindlich gegen ungewollt in den Kondensator eindringende Substanzen, wie Öle, Fette<br />
oder Wasser, die die relative Dielektrizitätszahl beeinflussen<br />
Kapazitive Sensoren werden neben temperatur-, feuchtigkeits- oder füllstandsensiblen Anwendungen<br />
insbesondere für Weg-, Winkel-, Druck und Präsenzmessungen verwendet.<br />
Induktive Sensoren<br />
Q 05413<br />
Spule<br />
Induktive Sensoren:<br />
L N<br />
2<br />
l<br />
= ; mit Rm ≅<br />
R<br />
μ<br />
Vorteile:<br />
m r<br />
+ Hohe Empfindlichkeit<br />
magnetische<br />
Feldlinien<br />
verschiebbarer<br />
weichmagnetischer<br />
Kern<br />
Induktiver Sensor nach dem<br />
Tauchankerprinzip<br />
5-21<br />
μ<br />
r Fμr*<br />
Magnetoelastischer Sensor<br />
Queranker<br />
Spule<br />
magnetische Feldlinien<br />
Kern<br />
einfache Ausführung<br />
L: Induktivität<br />
N: Windungszahl der Spule<br />
Rm: magnetischer Widerstand<br />
l: Weglänge der magnetischen Feldlinien<br />
μR: Permeabilitätszahl
+ Robuster Aufbau<br />
+ Berührungslose und damit verschleißfreie Messung<br />
+ Verwendbar für zeitlich konstante und dynamische Vorgänge<br />
Nachteile:<br />
− Störanfälligkeit gegen magnetische Felder<br />
− mitunter nicht vernachlässigbare Messkraft<br />
Induktive Sensoren werden z.B. zur Abfrage der Verschraubungstiefe bei automatischen<br />
Schraubprozessen eingesetzt.<br />
Widerstandssensoren<br />
U =U ( = )<br />
0 s max<br />
Q 05414<br />
max<br />
Linearpotentiometer<br />
F<br />
DMS4<br />
DMS 1 DMS2<br />
DMS3<br />
Widerstandsdraht<br />
Schleifkontakt<br />
F<br />
U =U (R)=U ( )<br />
s s s<br />
U s=U ( )<br />
s α<br />
α<br />
α max<br />
Drehpotentiometer<br />
Zug / Druck<br />
kompensierte<br />
Größen:<br />
Biegung<br />
Torsion<br />
Temperatur<br />
U 0<br />
+<br />
5-22<br />
DMS 1<br />
DMS 4<br />
F<br />
F<br />
DMS 2 , DMS 3<br />
r<br />
r- r<br />
Dehnungssensor<br />
Biegung<br />
kompensierte<br />
Größen:<br />
Zug / Druck<br />
Torsion<br />
Temperatur<br />
F
Widerstandssensoren<br />
R<br />
l<br />
=<br />
A<br />
∗ ρ<br />
Vorteile/Nachteile bei veränderlichem Abgriff:<br />
5-23<br />
R: Ohmscher Widerstand<br />
ρ: spezifischer Widerstand<br />
l: Länge des elektrischen Leiters<br />
A: Querschnittsfläche<br />
+ großer Messbereich (bis 2000 mm oder Vielfache von 360°)<br />
+ hohe Auflösung, kleiner Linearitätsfehler<br />
− Verschleiß infolge Reibung zwischen Widerstandsdraht und Schleifer<br />
Vorteile/Nachteile von Dehnungssensoren (DMS):<br />
+ kleine Abmessungen, geringe Masse, große Vielfalt an Ausführungen<br />
+ sehr hohe Messfrequenz möglich, hohe Dauerschwingfestigkeit<br />
+ sehr gute Linearität<br />
− Befestigung und elektrischer Anschluss erfordern sorgfältige Handhabung<br />
− sehr kleiner Messeffekt<br />
− mechanisch sehr empfindlich, meist nur einmal verwendbar<br />
− feuchtigkeits- und temperaturempfindlich (Kompensation erforderlich)<br />
Widerstandssensoren werden zum einen als kostengünstige Weg- und Winkelsensoren eingesetzt.<br />
Zweites großes Einsatzgebiet ist die Verwendung als Dehnmessstreifen zur Messung<br />
von Belastungen (Zug, Druck, Biegung) in Bauteilen.
Piezoelektrische Sensoren<br />
Piezoelektrische Sensoren:<br />
Vorteile:<br />
+ extrem weiter Messbereich (Verhältnis Messspanne zu Auflösung bis über 10 8 )<br />
+ sehr hohe Empfindlichkeit<br />
+ geringe Rückwirkungen auf das Messobjekt<br />
+ bei Quarz sehr gute Linearität<br />
+ bei Quarz sehr geringe Temperaturempfindlichkeit<br />
+ extrem hohe Messfrequenz bis in den Mega-Hertz-Bereich<br />
+ unempfindlich gegen magnetische und elektrische Felder<br />
+ hohe mechanische Stabilität<br />
Nachteile:<br />
− statische Messungen nur bedingt möglich, da entstehende Ladung nicht beliebig lange<br />
gespeichert werden kann<br />
− Hysterese bei piezoelektrischen Mischkeramiken<br />
5-24
Piezoelektrische Sensoren werden vor allem bei dynamischen Messungen als Kraft- und<br />
Beschleunigungsaufnehmer verwendet. Sie sind i.a. genauer als Widerstandssensoren, weniger<br />
temperaturempfindlich, aber auch deutlich teurer.<br />
Photoelektrische Sensoren mit Maßstab<br />
Q 05416<br />
L: Lichtquelle<br />
Dm: Durchlichtmaßstab<br />
Am: Auflichtmaßstab<br />
Durchlichtverfahren Auflichtverfahren Projektionsverfahren<br />
Optische Messverfahren<br />
5-25<br />
B:<br />
P:<br />
S:<br />
Blende<br />
photoelektrischer Wandler<br />
Spiegel<br />
Für technische Messzwecke wird <strong>im</strong> wesentlichen der Bereich der optischen Strahlung zwischen<br />
l=100nm und l=100mm genutzt. Folgende physikalische Eigenschaften der optischen<br />
Strahlung werden zum Messen herangezogen:<br />
• Wellenlänge: Sie kann z.B. durch die Temperatur beeinflusst oder durch Prismen separiert<br />
werden.<br />
• Phasenlage: Sie definiert den momentanen Zustand der elektromagnetischen Schwingung<br />
und kann aus der Interferenz von zwei Wellenlängen best<strong>im</strong>mt werden. Eine Beeinflussung<br />
der Phasenlage kann z.B. durch unterschiedliche optische Wege erreicht werden.<br />
• Polarisation: Richtung, in die der magnetische Feldvektor schwingt; sie kann z.B. durch<br />
Magnetfelder oder durch einen Polarisator beeinflusst werden.<br />
• Intensität (Energie): Sie ist der senkrecht auf eine Fläche wirkende Strahlungsfluss. Die<br />
Intensität kann z.B. durch eine teilweise Abschattung des elektromagnetischen Energiestroms<br />
oder durch die Transmission eines Mediums beeinflusst werden.
Vorteile von optischen Messverfahren:<br />
+ trägheitsloses Medium<br />
+ sehr hohe Messfrequenz möglich<br />
+ flächenhafte Messung möglich<br />
+ einfache Speicherung der Messsignale (z.B. Film)<br />
Lichtschranken<br />
Q 05417 Quelle: Rofos/Pfeifer<br />
v<br />
Einweg-<br />
Lichtschranke<br />
Photoelektrische Sensoren mit Maßstab<br />
5-26<br />
Reflexions-<br />
Lichtschranke<br />
Ein übliches Verfahren für Weg- und Winkelmessungen ist die photoelektrische Abtastung<br />
von Maßstäben mit einer Längen- oder Winkelteilung. Die Abtastung kann erfolgen <strong>im</strong><br />
• Durchlichtverfahren: Hier wird der Maßstab durchleuchtet und die entsprechend der<br />
vorliegenden Teilung modulierte Strahlung ausgewertet.<br />
• Auflichtverfahren: Hier wird die am Maßstab reflektierte Strahlung ausgewertet, die entsprechend<br />
der aufgebrachten Teilung moduliert wird.<br />
• Projektionsverfahren: Hier wird die Teilung entweder über eine Reflexion am Messobjekt<br />
auf den photoelektrischen Wandler projiziert, oder sie wird auf das Messobjekt projiziert<br />
und von dort auf den Wandler abgebildet.<br />
Beispiel: Lichtschranke
Lichtschranken sind einfache photoelektrische Sensoren zur Unterbrechungsmessung (Einweg-Lichtschranke)<br />
oder Näherungsmessung (Reflexlichtschranke). Es sind einfache, robuste<br />
und preis-günstige Sensoren. Sie werden vor allem zu Steuerungszwecken verwendet, für<br />
Zählaufgaben oder zur Lage- und Positionserkennung. Längenmessungen können realisiert<br />
werden, wenn die Zeit der Unterbrechung ausgewertet wird.<br />
Triangulationssensor<br />
Q 05418<br />
Messbereich<br />
Beispiel: Triangulation<br />
Fokussieroptik<br />
P<br />
P<br />
1<br />
P<br />
2<br />
3<br />
5-27<br />
LD<br />
PSD<br />
P´ P´<br />
3 1<br />
P´<br />
2<br />
Abbildungsoptik<br />
Messobjekt<br />
Die Triangulation ist das am weitesten verbreitete Verfahren zur Abstands- und Längenmessung.<br />
Der Messstrahl von der Laserdiode LD wird auf das Messobjekt fokussiert und erzeugt<br />
hier einen Messpunkt. Dieser wird über die Abbildungsoptik auf die PSD-Diode (photo sensitive<br />
device) abgebildet. Aus seiner Lage auf der PSD-Diode kann mit Hilfe von trigonometrischen<br />
Beziehungen auf die Position des Messobjekts geschlossen werden.
Interferenz - Messtechnik<br />
Michelson - Interferometer<br />
zur Längenmessung<br />
Q 05419<br />
monochromatische<br />
Lichtquelle<br />
Strahlteiler<br />
Beobachtungsebene<br />
Referenzspiegel<br />
Meßspiegel<br />
Beispiel: Laser-Interferometer<br />
z<br />
ebene Welle<br />
monochromatische<br />
Lichtquelle<br />
mit Aufweitungsoptik<br />
Strahlteiler<br />
Beobachtungsebene<br />
Twyman - Green - Interferometer<br />
für Flächenmessung<br />
Messobjekt Interferogramm<br />
5-28<br />
Referenzspiegel<br />
a<br />
Meßspiegel<br />
(Meßobjekt)<br />
Ort in x-Richtung<br />
Schnitt durch den Intensitätsverlauf<br />
eines Interferogramms<br />
Schnitt durch das "Sägezahnbild"<br />
und das Phasenbild eines<br />
Interferogramms<br />
Bei Interferometern wird die Kohärenz des Laserlichts ausgenutzt. Die Längen- oder Winkelmessungen<br />
resultieren aus der Intensitäts-Modulation des Lichts, die sich infolge der Interferenz<br />
von zwei relativ zueinander bewegten Wellenzügen derselben Lichtquelle ergibt.<br />
Üblicherweise dient der eine Wellenzug als Referenzwelle, zu dem der andere Wellenzug<br />
(Messwelle) infolge der Bewegung des Messobjekts verschoben wird. In der Längen- und<br />
Winkelmesstechnik dominiert der Aufbau nach Michelson. Be<strong>im</strong> Twyman-Green-<br />
Interferometer ist die auf den Strahlteiler fallende Lichtwelle aufgeweitet, so dass eine flächige<br />
Messobjektauswertung durchgeführt werden kann. Das Interferogramm ergibt sich aus<br />
den unterschiedlichen Wegen von Messwelle und Referenzwelle bis zur Beobachtungsebene.<br />
Die automatische Auswertung von Interferogrammen erfolgt nach dem sogenannten<br />
Phasenshiftverfahren, das aus dem Intensitätsverlauf einen eindeutigen Phasenverlauf berechnet.<br />
Anwendung findet dieses Messverfahren überall dort, wo eine sehr genaue Längen- oder<br />
Winkelmessung benötigt wird, z.B. bei Messaufgaben in der Halbleiterfertigung oder in der<br />
Mikrosystemtechnik.<br />
Intensität<br />
a( x)<br />
x<br />
b(x)<br />
Sägezahnkurve<br />
Phasenkurve
Ursachen für Messabweichungen bei der<br />
Messdatenerfassung<br />
Messobjekt<br />
Q 05420 (nach Profos/Pfeifer)<br />
Messgröße<br />
Rückwirkung<br />
äußere Störeinflüsse<br />
dem Messsignal<br />
überlagert<br />
Übertragungsverhalten<br />
des<br />
Sensors<br />
innere Störeinflüsse<br />
5-29<br />
das Übertragungsverhalten<br />
beeinflussend<br />
5.4.2.2.2 Messabweichungen und ihre Ursachen<br />
Störeinflüsse auf den Messprozess lassen sich wie folgt gliedern:<br />
Äußere Störeinflüsse:<br />
Signal an<br />
Steuer- und<br />
Recheneinheit<br />
Rückwirkung<br />
Recheneinheit<br />
• Dem Messsignal überlagert: Die Messabweichungen, die sie verursachen, sind unabhängig<br />
von dem Wert der Messgröße. Beispiele sind Längenabweichungen infolge einer<br />
Temperaturänderung oder Volumenabweichung infolge einer Druckänderung.<br />
• Das Übertragungsverhalten beeinflussend: Der funktionale Zusammenhang zwischen der<br />
Messgröße und dem Signal an die Steuer- und Recheneinheit wird durch äußere Einflüsse,<br />
z.B. durch die Umgebungstemperatur oder magnetische Felder, beeinflusst.<br />
Innere Störeinflüsse:<br />
Sensorinterne Störungen sind unabhängig von äußeren Einflüssen. Sie liegen z.B. in Form<br />
von Lagerspiel bei mechanischen Übertragungsgliedern oder Reibung vor und führen in der<br />
Regel zu unbeabsichtigten Nichtlinearitäten.<br />
Rückwirkungen vom Sensor auf den Messprozess:<br />
Je nach Messprinzip wird die Messgröße vom Sensor mehr oder weniger beeinflusst. Die<br />
Gefahr der Verfälschung des Messsignals ist bei aktiven Sensoren größer, da sie die Energie<br />
zur Signalbildung der Messgröße entziehen, z.B. als mechanische Energie.<br />
Rückwirkungen von der Steuer- und Recheneinheit auf den Sensor:
Fehlt z.B. eine galvanische Trennung zwischen Sensor und der nachfolgenden Steuer- und<br />
Recheneinheit, so besteht die Gefahr einer Rückwirkung.<br />
Messwert und Messabweichungen<br />
Häufigkeit der<br />
Messwerte<br />
unbekannte<br />
systematische<br />
Abweichung<br />
berichtigter Wert x Erwartungswert μ<br />
E<br />
wahrer Wert x<br />
Messwert x<br />
Q 05421 Quelle: Dutschke<br />
W<br />
e s,u<br />
Messwert und Messabweichungen<br />
systematische Messabweichung<br />
e r= e + e<br />
s,b s,u<br />
e r<br />
Messabweichung e r +e s<br />
des Messwertes x<br />
bekannte systematische<br />
Messabweichung<br />
es,b<br />
5-30<br />
Korrektion = -e<br />
s,b<br />
e r<br />
zufällige<br />
Messabweichung<br />
Wahrer Wert xW: der gesuchte Wert der Messgröße, der sich wegen der stets vorhandenen<br />
Messabweichungen nicht best<strong>im</strong>men lässt.<br />
Messwert x: der zur Messgröße gehörende Wert. Er setzt sich zusammen aus: x=xW+er+es<br />
Berichtigter Messwert xE: der bekannte Teil der systematischen Abweichungen es,b kann<br />
zur Berichtigung des Messwertes x verwendet werden. Es gilt: xE=x+es,b<br />
Erwartungswert µ: der Wert der Messgröße, dem sich das arithmetische Mittel der Messwerte<br />
einer Messreihe mit steigender Anzahl der Messungen nähert. Der Erwartungswert µ<br />
st<strong>im</strong>mt mit dem Messwert xW überein, wenn keine systematischen Abweichungen es vorhanden<br />
sind.<br />
Systematische Messabweichungen eS: der Teil der Messabweichung, der auch bei wiederholten<br />
Messungen konstant bleibt und deshalb nicht erkannt werden kann. Ursachen sind<br />
z.B.<br />
• Temperatureinflüsse<br />
• Abnutzung, Alterung
• Rückwirkungen des Sensors auf die Messgröße<br />
• Systematische Einflüsse des Beobachters<br />
Der bekannte Teil der systematischen Abweichungen es,b kann zur Korrektur des Messwertes<br />
verwendet werden. Der unbekannte Teil der systematischen Abweichungen es,u kann nur<br />
schwer von den zufälligen Messabweichungen getrennt werden.<br />
Zufällige Messabweichungen er : die Folge der Messwertstreuung. Mögliche Ursachen<br />
sind alle nicht beherrschbaren Einflüsse, z.B.<br />
• Störschwingungen am Ort der Messung,<br />
• Elektrische Störschwingungen in der Elektronik des Sensors.<br />
Vermeidung von Messabweichungen durch<br />
Einhaltung des Abbeschen Komparatorprinzips<br />
5.4.2.2.3 Vermeidung von Messabweichungen<br />
Abbesches Komparatorprinzip<br />
Ernst Abbe hat bereits <strong>im</strong> Jahr 1890 einen Grundsatz aufgestellt, der für die Konstruktion von<br />
Messgeräten von großer Bedeutung ist: “Das Gerät ist stets so anzuordnen, dass die zu<br />
messende Strecke die geradlinige Fortsetzung der als Maßstab dienenden Teilung ist.” (Abbesches<br />
Komparatorprinzip). Damit hat er den günstigsten Aufbau eines Längenmessgerätes<br />
festgelegt: Maßverkörperung und Prüfling sollen fluchtend hintereinander angeordnet<br />
sein.<br />
5-31
Wird das Abbesche Komparatorprinzip eingehalten, tritt bei einem Kippen zwischen Maßverkörperung<br />
und Prüfling nur ein Fehler 2. Ordnung (Cosinusfehler) auf, der bei kleinen Winkeln<br />
so gering ist, dass er gegenüber Fehlern 1.Ordnung (Sinusfehlern) vernachlässigt werden<br />
kann. Das Kippen kann z.B. durch Führungsabweichungen entstehen. Am Beispiel des<br />
Messschiebers lassen sich die beiden Fehler sehr gut erläutern.<br />
Führungsabweichungen von Bauteilen,<br />
die be<strong>im</strong> Messen bewegt werden<br />
Q 05423<br />
T z y<br />
x<br />
T x y<br />
z<br />
R x y<br />
Führungsabweichungen einer<br />
translatorischen Führung<br />
Führungsabweichungen<br />
R z y<br />
P y y<br />
R y y<br />
y<br />
5-32<br />
x<br />
T x z<br />
R x z<br />
z<br />
T z z<br />
P z z<br />
R y z y<br />
Führungsabweichungen einer<br />
rotatorischen Führung<br />
Bedingt durch Ungenauigkeiten in den Führungen treten be<strong>im</strong> Bewegen von Bauteilen neben<br />
der gewünschten Beweglichkeit auch unerwünschte auf, die als Führungsabweichungen<br />
bezeichnet werden. Nach DIN 2617 Blatt 3 steht die Bezeichnung T für eine translatorische<br />
Abweichung, R für eine rotatorische Abweichung und P für eine Positionsabweichung. Der<br />
erste Index gibt jeweils die Richtung an, in der sich die Abweichung auswirkt, der zweite Index<br />
zeigt die Achse an, entlang der die Abweichung auftritt.<br />
P y z
Nutzung sensorischer<br />
Eigenschaften von Aktoren<br />
Q 05424<br />
Beispiel: Prüfung der Funktion eines Pneumatikventils<br />
5-33<br />
U<br />
I<br />
I<br />
Aktor Elektromagnet<br />
Bolzen fehlt<br />
Bolzen klemmt<br />
Ventil o.k.<br />
Feder fehlt<br />
Bolzen<br />
S<br />
Prüfaufbau: Elektromagnet wird<br />
als Sensor benutzt<br />
t<br />
Auswertung der Anzugsströme des<br />
Elektromagneten<br />
5.4.2.2.4 Nutzung der sensorischen Eigenschaften von Aktoren<br />
Die Aufgaben von Aktoren und Sensoren innerhalb eines Prozesses sind üblicherweise getrennt<br />
verteilt: Die Aktoren bewirken unter Aufnahme von Energie eine Änderung des Prozesszustandes;<br />
die Sensoren stellen Informationen über den Prozesszustand bereit. Bei<br />
vielen Aktoren besteht jedoch ein Zusammenhang zwischen der Energieaufnahme und dem<br />
Prozesszustand bzw. seiner Änderung. D.h., dass bei einer Auswertung des Verlaufs oder<br />
der Schwankungen an Versorgungsleitungen oder Aktoreingängen Informationen über die<br />
Verhältnisse <strong>im</strong> Prozess zu gewinnen sind. Das ermöglicht die Durchführung von Überwachungsaufgaben<br />
und Funktionsprüfungen. Die sensorischen Eigenschaften können in der<br />
unmittelbaren Umkehrung des phsysikalischen Aktorprinzips liegen, z.B. bei piezoelektrischem<br />
Material, oder auf der Nutzung eines charakteristischen Kennlinienverlaufs der Eingangssignale<br />
beruhen.<br />
Im Bild ist ein besonders anschauliches Beispiel dargestellt: Die Schaltung eines Pneumatikventils<br />
erfolgt über die Stellung des Bolzens, der zwischen zwei Positionen mit Hilfe eines<br />
Elektromagneten bewegt wird. Man kann auf sehr einfache Weise eine Funktionsprüfung<br />
durchführen, wenn man den Strom be<strong>im</strong> Anziehen des Bolzens auswertet. Es zeigt sich<br />
nämlich, dass Montagefehler, etwa das Fehlen oder Klemmen des Bolzens, mit charakteristischen<br />
Stromverläufen verbunden sind, die sich deutlich vom Stromverlauf eines ordnungsgemäß<br />
funktionierenden Ventils unterscheiden. Be<strong>im</strong> Einsatz konventioneller Sensorik hätte<br />
man hier große Probleme mit der Zugänglichkeit der Messstelle.
Diese Meßmethode hat wesentliche Vorteile gegenüber konventionellen Sensoren. Es können<br />
Kosten und Bauraum durch das Wegfallen des Sensors eingespart werden. Weiter können<br />
laufende Prüfkosten durch den verringerten Kalibrierungsbedarf und die Probleme hinsichtlich<br />
der Standzeit von Sensoren unter Produktionsbedingungen reduziert werden.<br />
In der Praxis wird dieses Messverfahren zur <strong>Qualität</strong>sprüfung aber bisher selten eingesetzt.<br />
Dies liegt daran, dass die technischen Voraussetzungen und Kenntnisse für den Einsatz<br />
dieses Messverfahrens oft nicht vorhanden sind.<br />
Sensorlose <strong>Qualität</strong>sprüfung für PKW-<br />
Schiebedach<br />
Anwendungsbeispiel: Sensorlose <strong>Qualität</strong>sprüfung für PKW-Schiebedach<br />
Prüfkriterien bei der <strong>Qualität</strong>sprüfung sind das Betätigungsdrehmoment, die Öffnungs- und<br />
Schließzeiten sowie die Verschiebekraft des Sonnenschutzes sowie die Prüfung der Anwesenheit<br />
von best<strong>im</strong>mten Bauteilen. Es zeigt sich, dass eine konventionelle Lösung mit Kraft-<br />
bzw. Drehmomentsensoren nicht den technischen und wirtschaftlichen Anforderungen genügt.<br />
Die Produktprüfung wird deshalb über die Nutzung sensorischer Eigenschaften des<br />
eingebauten Elektroantriebs durchgeführt. Ausgewertet wird der vom Elektromotor aufgenommene<br />
Strom, der bei Gleichstrom-Kleinmotoren direkt proportional zum abgegebenen<br />
Drehmoment ist. Bei der <strong>Qualität</strong>sprüfung wird ein kompletter Betätigungszyklus des Schiebedachs<br />
(Öffnen, Schließen, Ausheben und Absenken) durchgeführt. Aus dem Schließvorgang<br />
können das Drehmoment, die Schließzeit und die Anwesenheit von Bauteilen best<strong>im</strong>mt<br />
werden. Über dieses Messverfahren kann sogar die Verschiebekraft des Sonnenschutzes<br />
best<strong>im</strong>mt werden, indem ein Teil des Öffnungsweges zuerst mit Sonnenschutz und dann<br />
5-34
noch einmal ohne zurückgelegt wird. Daraus kann über eine Differenzbildung der Messwerte<br />
die Verschiebekraft ermittelt werden.<br />
Durch die Anwendung dieses Messverfahrens ließen sich die Prüfstandskosten um ca. 40%<br />
reduzieren. Ebenso wurde eine Verringerung der laufenden Prüfkosten erreicht und letztlich<br />
ein Verfahren realisiert, das auch leicht auf andere Schiebedachtypen übertragbar ist.<br />
Das Hauptanwendungsgebiet dieses sensorlosen Messverfahrens liegt in der <strong>Qualität</strong>s- bzw.<br />
Funktionsprüfung elektromechanischer Produkte oder Baugruppen.<br />
Koordinatenmesstechnik<br />
Definition eines<br />
Bezugspunktes<br />
Q 05426 Quelle: Profos/Pfeifer<br />
5.4.2.3 Koordinatenmesstechnik<br />
Antasten der<br />
Objektpunkte<br />
5-35<br />
Verknüpfen der<br />
Objektpunkte<br />
Der Koordinatenmesstechnik liegt ein von der konventionellen Messtechnik abweichendes<br />
Konzept zugrunde: Erfasst werden nicht mehr die Maße und die Form eines Messobjekts mit<br />
speziell abgest<strong>im</strong>mten Messeinrichtungen. Vielmehr wird das Messobjekt durch eine Vielzahl<br />
von diskreten Messpunkten abgetastet, die in einem durch die Achsen des Koordinatenmessgerätes<br />
mechanisch nachgebildeten Koordinatensystem definiert sind. Die Geometrie<br />
des Messobjekts ergibt sich dann durch die Verknüpfung der Messpunkte zu geometrischen<br />
Ersatzelementen. Erfasst werden können auf diese Weise nahezu beliebige Geometrien. Die<br />
<strong>Qualität</strong> der Messungen hängt <strong>im</strong> wesentlichen von der mechanischen Verkörperung des<br />
Koordinatensystems, dem verwendeten Taster und der Auswerte-Software ab.
Das Hauptanwendungsgebiet dieses Verfahrens liegt in der dreid<strong>im</strong>ensionalen geometrischen<br />
Vermessung von Werkstücken in der Teilefertigung.<br />
Messsignalauswertung<br />
Prozess<br />
Messfühler<br />
Q 05427 Quelle: Profos/Pfeifer<br />
Verstärker<br />
5.4.3 Datenauswertung<br />
Anti-<br />
Aliasing-<br />
Filter<br />
Messsignal<br />
5-36<br />
Multiplexer<br />
Halteglied<br />
zeitlich<br />
diskretisierters<br />
Signal<br />
Analog /<br />
Digital-<br />
Wandler<br />
Amplitudendiskretisierters<br />
Signal<br />
Auswerteeinheit<br />
Digitalisiertes<br />
Signal<br />
Messgrößen sind <strong>im</strong> allgemeinen analoge Größen. Ihre Aufbereitung für die nachfolgende<br />
Recheneinheit erfolgt durch die Elemente: Verstärker, Anti-Aliasing-Filter, Halteglied, A/D-<br />
Wandler. Die Messsignale liegen damit in einer zeit- und amplitudendiskretisierten Form vor<br />
(Digital-Signal) und können ausgewertet werden, z.B. in Form von:<br />
• Mittelwertbildung<br />
• Frequenzanalyse<br />
• Korrelation
Inhalte der Produktionsvorbereitung<br />
Q 05501<br />
© iw b 2005<br />
Prozess<br />
Vermeidung fehlerhafter<br />
Prozesse<br />
Auslegung und<br />
Einstellung der<br />
Prozesse<br />
Produktionsanlage<br />
5-37<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Material<br />
5.5 Produktionsbegleitende <strong>Qualität</strong>ssicherungsmaßnahmen<br />
Die Durchführung von <strong>Qualität</strong>sprüfungen in der laufenden Fertigung ermöglicht es, Fehlentwicklungen<br />
in der Produktion rasch zu identifizieren und zu korrigieren. Dabei spielt die<br />
Zielsetzung “<strong>Qualität</strong> erzeugen anstatt erprüfen” eine zentrale Rolle. Die Konsequenz ist<br />
eine zunehmend detaillierte und sorgfältiger Betrachtung der drei wesentlichen Schwerpunkte:<br />
• Prozessplanung und –verbesserung<br />
• Auswahl, Anordnung und Überprüfung der Produktionsanlage<br />
• Material- und Zukaufteilbeschaffung<br />
5.5.1 Prozessorientierte Maßnahmen<br />
Die Motivation einer qualitätsgerechten Prozessplanung liegt in der Grundidee, dass opt<strong>im</strong>al<br />
eingestellte Prozesse fehlerfreie Produkte liefern. Im Vordergrund steht die Vermeidung fehlerhafter<br />
Prozesse durch den Einsatz qualitätsorientierter Verfahren und Techniken. Im folgenden<br />
werden die Methoden der statistischen Versuchsplanung (design of exper<strong>im</strong>ents,<br />
DOE) bei der Prozessauslegung näher betrachtet.
Zielsetzung der Versuchsmethodik<br />
© iw b 2005<br />
5.5.1.1 Versuchsmethodik zur Prozessopt<strong>im</strong>ierung<br />
5-38<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
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Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Die Einstellung eines Fertigungsprozesses vor Produktionsanlauf erfolgt häufig über einen<br />
Einstelllauf. Von einer ersten Grundeinstellung ausgehend, die auf statischen Einstellvorschriften<br />
basiert, oder von der Erfahrung des Bedieners abhängt, werden solange Produkte<br />
gefertigt, gemessen und die Prozesseinstellungen korrigiert, bis ein brauchbares Ergebnis<br />
erzielt wird. Der Erfolg einer solchen Vorgehensweise (Trial & Error) hängt entscheidend<br />
vom Fingerspitzengefühl des Bedieners ab, sowohl bei der Grundeinstellung als auch der<br />
geeigneten Variation der Einstellparameter.<br />
Die Nachteile dieses Verfahrens sind offenkundig:<br />
− hoher Zeitaufwand, insbesondere bei neuen Prozessen ohne Erfahrungswissen<br />
− fehlende Dokumentation und fehlender, über den einzelnen Mitarbeiter hinausgehender<br />
Lerneffekt<br />
− starke Abhängigkeit der Produktionsqualität von den einzelnen Mitarbeitern<br />
− stark vom Zufall abhängige Einstellung, da Einflussgrößen nicht berücksichtigt<br />
werden<br />
Am Beispiel der Prozesseinstellung wird das Ziel der statistischen Versuchsplanung als Methodik<br />
der off-line <strong>Qualität</strong>ssicherung deutlich. Über ein systematisches, statistisch abgesichertes<br />
Vorgehen soll die Einstellphase reduziert und das Ergebnis abgesichert werden.<br />
Störeinflüsse werden gezielt variiert und die jeweiligen Prozessergebnisse festgehalten. In<br />
Abhängigkeit des gewählten Versuchsplanungsverfahrens können die Auswirkungen der
3-stufiges Vorgehen der<br />
Versuchsmethodik<br />
?<br />
Q 05503 Quelle: nach Pfeifer<br />
© iw b 2005<br />
- Auswertung der Ergebnisse<br />
- Interpretation<br />
- Verifikation<br />
- Randomisierung der Versuchsreihenfolge<br />
- Erfassen der Faktoren<br />
- Erfassen der Zielgröße<br />
Planung<br />
Durchführung<br />
- Zusammenstellung aller Größen<br />
(Parameter, Prozesskenngrößen, Störgrößen)<br />
- Abschätzen möglicher Wechselwirkungen<br />
- Auswahl der wesentlichen Einflüsse (Faktoren)<br />
- Auswahl der Messtechnik<br />
- Auswahl des Versuchsplans<br />
- Erstellen des Plans<br />
5-39<br />
Analyse<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
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Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Störeinflüsse rechnerisch ermittelt, die Haupteinflussgrößen extrahiert oder eine hohe Anzahl<br />
von Einflüssen bei min<strong>im</strong>aler Anzahl von Versuchen untersucht werden.<br />
Für den Einsatz der Versuchsplanung wird grundsätzlich das <strong>im</strong> Bild dargestellte Vorgehen<br />
vorgeschlagen. Die Durchführung erfolgt in einem interdisziplinären Team, das sich aus Experten<br />
der Statistik und Versuchsplanung sowie aus Personen, die mit der Technologie des<br />
zu untersuchenden Prozesses vertraut sind, zusammensetzt. Dieses technologische Wissen<br />
ist für den Erfolg der Methode sowie für die Reduzierung des Versuchsaufwands von großer<br />
Bedeutung. Der wesentliche Aufwand liegt daher auch in der Zusammenstellung der Parameter<br />
(Prozessparameter, Kenngrößen, Störgrößen) und der Auswahl der <strong>im</strong> Versuch zu<br />
berücksichtigenden Faktoren. Je geschickter ein Versuch geplant ist, desto geringer ist der<br />
Aufwand für die Versuchsdurchführung und desto zuverlässiger ist die Aussage, die aus der<br />
Versuchsauswertung gezogen werden kann.
Überblick über industrielle Verfahren<br />
der statistischen Versuchsmethodik<br />
Q 05504<br />
© iw b 2005<br />
Shainin<br />
1000<br />
20<br />
Schrittweise<br />
Eingrenzung der<br />
Einflüsse<br />
Verwendung<br />
klassischer Verfahren<br />
Vollfaktorieller Versuch<br />
A B C<br />
- - +<br />
+ - -<br />
- + -<br />
+ + +<br />
5-40<br />
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und Betriebswissenschaften<br />
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Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Taguchi<br />
A B C Ergebnis<br />
5<br />
- - 3mm - -<br />
+<br />
Versuchszahl abhängig<br />
von Einflusszahl und<br />
+<br />
-<br />
+<br />
-<br />
+<br />
+<br />
5mm<br />
2mm<br />
6mm<br />
+<br />
-<br />
+<br />
-<br />
+<br />
möglichen Einstellungen<br />
Unterscheidung von<br />
Statistisch abgesicherte Einflüssen<br />
Auswertung Reduzierung des<br />
Versuchsaufwands<br />
durch Hochvermengung<br />
Die Akzeptanz der Versuchsmethodik war in der Entstehungszeit aufgrund der stark mathematischen<br />
und statistischen Ausrichtung sehr gering. Erst in neuerer Zeit haben sich einige<br />
Verfahren stärker durchgesetzt, unter anderem ein Verdienst von Dr. Genichi Taguchi, der<br />
versucht hat, die Probleme ungenauer Prozesse in der Sprache des Managements (Ausschusskosten,<br />
Nacharbeitskosten) darzustellen.<br />
Taguchis Versuchsplanung zielt auf eine extreme Reduzierung des Versuchsaufwands sowie<br />
eine zweigeteilte Betrachtung von Einflussgrößen zur Entwicklung robuster, d.h. unempfindlicher<br />
Prozesse ab (Taguchi,1989).<br />
Shainin verwendet <strong>im</strong> Gegensatz dazu eine gestufte Vorgehensweise, bei der die Haupteinflussgrößen<br />
schrittweise eingegrenzt werden. Dabei greift Shainin hauptsächlich auf klassische<br />
Verfahren zurück.<br />
Das fundamentale Werkzeug der statistischen Versuchsmethodik, das sich bei Taguchi und<br />
Shainin wiederfindet, ist der teilfaktorielle Versuch. Die Faktoreinstellungen werden dabei<br />
von Versuch zu Versuch nach einer gewissen Systematik verändert. Die Auswertung ergibt<br />
Informationen über die Reaktion des Prozesses bei der Veränderung einzelner Faktoren<br />
sowie über deren Wechselwirkungen.<br />
x<br />
x<br />
-<br />
+<br />
+<br />
+
Einfaktorielle Versuche<br />
Q 05505<br />
Untersuchung eines Faktors<br />
pro Versuch<br />
Zielgröße:<br />
Nachteile:<br />
© iw b 2005<br />
Dichtigkeit d des Wärmetauschers<br />
[mm³]<br />
Hohe Versuchszahl bei<br />
unbegrenzter Stufenzahl<br />
der Faktoren<br />
Unsichtbare Wechselwirkung<br />
der Faktoren<br />
Versuch 1<br />
Versuch 2<br />
Versuch 3c<br />
Grundzüge der klassischen Versuchsmethodik<br />
Einfaktorielle Versuche<br />
5-41<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
d<br />
d<br />
d<br />
Positive Korrelation<br />
Schweißdauer<br />
Negative Korrelation<br />
Innendruck<br />
Keine Korrelation<br />
Schweißtemperatur<br />
Die Einfaktor-Methode war lange Zeit die bevorzugte Vorgehensweise bei der Durchführung<br />
von Versuchen. Charakteristisch ist, dass von Versuch zu Versuch <strong>im</strong>mer nur eine<br />
Einflußgröße bei Konstanthaltung der jeweils anderen variiert wird und die Auswirkung auf<br />
die Zielgröße beobachtet wird.<br />
Am Beispiel des Folienschweißens am Wärmetauscher und der fiktiven Zielgröße “Dichtigkeit<br />
d” sollen die Grundzüge der klassischen Versuchsmethodik verdeutlicht werden. Be<strong>im</strong><br />
einfaktoriellen Versuch werden in 3 Versuchen die Schweißdauer, der Innendruck sowie die<br />
Schweißtemperatur variiert. Werden dabei, wie <strong>im</strong> Bild dargestellt, sehr viele Stufen oder<br />
Einstellungen der Faktoren berücksichtigt, erhält man Streudiagramme, die eine bestehende<br />
Korrelation zwischen Faktor und Zielgröße aufzeigen. Die Versuchszahl ist entsprechend<br />
hoch und begrenzt das Einsatzspektrum dieser Methode.<br />
Zur Reduzierung der Versuchszahlen bei einfaktoriellen Versuchen ist die Beschränkung der<br />
Faktorstufen auf 2 Einstellungen möglich. Damit ergibt sich als Versuchszahl:<br />
Anzahl der Versuche = k + 1<br />
mit: k = Faktorenzahl<br />
Die Einfaktor-Methode verleitet dazu, Wechselwirkungen zu vernachlässigen. Wechselwirkungen<br />
sind Beeinflussungen der Faktoren untereinander. Das bedeutet, die Wirkung eines<br />
Faktors auf die Zielgröße ist abhängig von der Einstellung eines anderen Faktors. Bei der<br />
separaten Variation eines Faktors besteht die Gefahr, diejenige Einstellung, die zu einer
Vollfaktorielle Versuche<br />
Untersuchung von k Faktoren<br />
mit x Stufen durch x Versuche<br />
Q 05506<br />
© iw b 2005<br />
V<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
Dauer<br />
-<br />
+<br />
-<br />
+<br />
Faktoren: Schweißdauer<br />
Schweißtemperatur<br />
Systematik:<br />
5-42<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Zielgröße: Dichtigkeit d des Wärmetauschers [mm³]<br />
Temp.<br />
-<br />
-<br />
+<br />
+<br />
d<br />
3<br />
5<br />
2<br />
6<br />
Systematik:<br />
Effekt Effekt Effekt<br />
Dauer Temp. Wechselwirkung<br />
- - +<br />
+ - -<br />
- + -<br />
+ + +<br />
Verbesserung des Prozessergebnisses führt, als endgültige Einstellung anzunehmen, ohne<br />
eventuelle Abhängigkeiten von der Einstellung anderer Faktoren zu berücksichtigen.<br />
Vollfaktorielle Versuche<br />
Be<strong>im</strong> Vollfaktorellen Versuch werden alle Kombinationen von Einflussgrößen mit ihren Stufen<br />
<strong>im</strong> Versuch erfasst und die Zielgröße gemessen.<br />
Im Beispiel des Wärmetauschers werden als Haupteinflussfaktoren auf den Schweißprozess<br />
die Schweißdauer und die Schweißtemperatur auf jeweils zwei Stufen (Dauer: Lang/Kurz;<br />
Temperatur: Hoch/Tief) variiert. Nach der angegebenen Systematik wird ein orthogonaler<br />
Versuchsplan erstellt. Orthogonal bedeutet, dass jede Stufe eines Faktors gleich oft in der<br />
Spalte des Faktors und die Kombination der Stufen in zwei beliebigen Spalten ebenfalls<br />
gleich oft auftritt. Eine derartige Anordnung bietet die Voraussetzung für eine Mittelung der<br />
Werte bei der Versuchsauswertung.<br />
Im Anschluss an die Planerstellung werden die Versuche durchgeführt. Dazu sollte die Reihenfolge<br />
durch die “Randomisierung” zufällig festgelegt werden, um sonstige Einflüsse ohne<br />
systematische Auswirkung auf das Versuchsergebnis zu erfassen. Jedes Versuchsergebnis<br />
wird entsprechend in die letzte Spalte des Plans eingetragen.<br />
Ziel der Versuchsauswertung ist es, die Wirkungen (Effekte) der Einflüsse sowie die Wechselwirkung<br />
zwischen zwei und mehreren Einflüssen zu best<strong>im</strong>men. Mit Hilfe eines aus dem<br />
Versuchsplan abgeleiteten Auswertungsplans lässt sich die Berechnung einfach durchführen.<br />
Die Vorzeichen helfen, die richtigen Versuchsergebnisse zusammenzufassen.
Auswertung und Darstellung der<br />
Versuche<br />
Q 05507<br />
© iw b 2005<br />
5-43<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
grafische Darstellung der Effekte Berechnung der Effekte<br />
d<br />
6<br />
4<br />
2<br />
d<br />
6<br />
4<br />
2<br />
d<br />
6<br />
4<br />
2<br />
- +<br />
- +<br />
Dauer +<br />
Effekt<br />
Dauer<br />
Temp.<br />
Dauer -<br />
Temp<br />
- +<br />
E 1<br />
1<br />
Dauer = (V2+V4) - (V1+V3) = 3 mm³<br />
Anz(+)<br />
Anz(-)<br />
1<br />
1<br />
E = (V3+V4) - (V1+V2) = 0 mm³<br />
Temp Anz(+)<br />
Anz(-)<br />
1<br />
1<br />
E = (V1+V4) - (V2+V3) = 1 mm³<br />
WW Anz(+)<br />
Anz(-)<br />
Zur Berechnung werden die Versuchsergebnisse bei Einstellung eines Faktors auf Stufe “+”<br />
mit der Einstellung auf Stufe “-“ verglichen. Für den Haupteffekt der Schweißdauer wird also<br />
der Mittelwert der Ergebnisse aus den Versuchen 1 und 3 vom Mittelwert der Ergebnisse aus<br />
den Versuchen 2 und 4 subtrahiert. Zur Berechnung der Wechselwirkungseffekte werden die<br />
Ergebnisse bei gleicher Einstellung der Wechselwirkungseinflüsse mit den Ergebnissen bei<br />
unterschiedlicher Einstellung verglichen. Im Beispiel bedeutet das die Subtraktion des Mittelwertes<br />
aus den Ergebnissen der Versuche 2 und 3 von dem der Versuche 1 und 4.<br />
Deutlich wird, dass stets alle Ergebnisse zur Berechnung eines Effekts benutzt werden. Aufgrund<br />
der Orthogonalität des Versuchsplans lassen sich die Ergebnisse aus mehreren Versuchen<br />
mitteln. Damit wird nahezu die gleiche Aussagewahrscheinlichkeit einer Versuchswiederholung<br />
erreicht.<br />
Aus der Berechnung ergibt sich für das Beispiel:<br />
• Die Schweißdauer beeinflusst die Dichtigkeit entscheidend.<br />
• Die Temperatur besitzt keinen Einfluss.<br />
• Die Wechselwirkung zwischen den beiden Einflüssen ist stark ausgeprägt.<br />
Die grafische Darstellung verdeutlicht die Effekte. Als opt<strong>im</strong>ale Einstellung des Prozesses<br />
empfiehlt sich also eine lange Schweißdauer bei gleichzeitig hoher Schweißtemperatur.
Teilfaktorielle Versuche<br />
Vollfaktorieller Versuchsplan<br />
V<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
Q 05508<br />
© iw b 2005<br />
A<br />
-<br />
+<br />
-<br />
+<br />
B<br />
-<br />
-<br />
+<br />
+<br />
Vorteil:<br />
A<br />
-<br />
+<br />
-<br />
+<br />
B<br />
-<br />
-<br />
+<br />
+<br />
AB<br />
+<br />
-<br />
-<br />
+<br />
Es existiert eine<br />
weitere, orthogonale<br />
Spalte<br />
Ein zusätzlicher<br />
Faktor C wird<br />
aufgenommen<br />
5-44<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Teilfaktorieller Versuchsplan<br />
V<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
Untersuchung von 3 Faktoren mit 4 Versuchen<br />
Nachteil: Wechselwirkungseffekte werden nicht dargestellt<br />
Haupteffekte A, B, und C sind mit den Wechselwirkungseffekten<br />
überlagert<br />
Teilfaktorielle Versuche<br />
A<br />
-<br />
+<br />
-<br />
+<br />
B<br />
-<br />
-<br />
+<br />
+<br />
C<br />
+<br />
-<br />
-<br />
+<br />
A+ B+ C+<br />
BC AC AB<br />
- - +<br />
+ - -<br />
- + -<br />
+ + +<br />
Bei der Betrachtung der Versuchszahl der vollfaktoriellen Versuchspläne wird das größte<br />
Einsatzhemmnis deutlich: Jeder weitere Faktor führt zu einer Verdoppelung der Versuchszahl,<br />
jede weitere Stufe erhöht die Anzahl ebenfalls. In der Praxis handhabbare Pläne umfassen<br />
max<strong>im</strong>al 4 Einflussgrößen auf 2 Stufen (entspricht 16 Versuchen).<br />
Analysiert man den vollfaktoriellen Versuchsplan rein statistisch, gibt es nach Gesetzen der<br />
Kombinatorik noch genau eine weitere Spalte, ohne die Orthogonalität des Plans und damit<br />
die Vereinfachung der Auswertung zu verletzen. Es kann also ein weiterer Faktor in den Versuch<br />
mitaufgenommen werden. Derartige Versuchspläne werden als teilfaktorielle Versuchspläne<br />
bezeichnet (fractional factorial).<br />
Ein Vergleich des teilfaktoriellen Versuchsplans mit der Auswertematrix des vollfaktoriellen<br />
Versuchsplans zeigt Überschneidungen. Anstelle der Wechselwirkungen mit weiteren Faktoren<br />
A und B wurde ein neuer Faktor C eingesetzt. Diese Überlagerung der Wechselwirkungen<br />
mit weiteren Faktoren kann dazu benutzt werden, die zu untersuchende Einflusszahl<br />
drastisch zu erhöhen. Beispielsweise können bei einer 4-Faktoren-Untersuchung insgesamt<br />
11 Wechselwirkungsspalten mit zusätzlichen Faktoren belegt werden. Damit lassen sich mit<br />
16 Versuchen 15 Faktoren untersuchen.<br />
Vergleicht man die Auswertungsbereiche beider Pläne, wird der Nachteil der teilfaktoriellen<br />
Versuche deutlich. Es ist nicht mehr möglich, Wechselwirkungen zwischen den Faktoren<br />
darzustellen. Weiterhin sind die Haupteffekte der Faktoren den Wechselwirkungseffekten<br />
überlagert. Man spricht hier von einer Vermengung der Effekte. Sinnvolle und korrekte<br />
Er
Gefahr der Nutzung teilfaktorieller<br />
Pläne<br />
Q 05509<br />
Anteil der Folienablösungen<br />
© iw b 2005<br />
Folienmaterial<br />
Temperatur<br />
Mitarbeiter<br />
5-45<br />
Folienmaterial<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Temperatur<br />
-<br />
Mitarbeiter<br />
1 -<br />
+<br />
2 + - -<br />
3 - + -<br />
4 + + +<br />
Effekt 0 0 - 30 %<br />
Anteil<br />
Fehlteile<br />
10 %<br />
40 %<br />
40 %<br />
10 %<br />
Interpretation: Folienmaterial hat keinen Effekt<br />
Temperatur hat keinen Effekt<br />
Mitarbeiter ist die Hauptursache<br />
Empfehlung: Mitarbeiterschulung durchführen<br />
gebnisse erhält man also nur, wenn diejenigen Wechselwirkungen, die durch zusätzliche<br />
Effekte überlagert werden, vernachlässigbar klein sind.<br />
Ein einfaches Beispiel verdeutlicht die Gefahr der Nutzung teilfaktorieller Pläne.<br />
Das bereits angesprochene Aufschweißen der Folie auf das Gehäuse des Wärmetauschers<br />
bereitet Probleme, da sich bei einer gewissen Prozentzahl der Tauscher die Folien wieder<br />
ablösen. In einem Versuch sollen die Faktoren “Folienmaterial”, “Schweißtemperatur” und<br />
“Mitarbeiter an der Anlage” auf die Auswirkungen hin betrachtet werden.<br />
Die Wechselwirkungsspalte des vollfaktoriellen Plans wird mit dem Haupteffekt des Mitarbeiters<br />
belegt. Die konsequente Interpretation dieses teilfaktoriellen Versuchs löst als Empfehlung<br />
eine Mitarbeiterschulung aus, ohne das tatsächliche Problem zu beseitigen. Be<strong>im</strong> Einsatz<br />
eines vollfaktoriellen Versuchsplans hätte die Auswertung ergeben, dass nur bei einer<br />
Abst<strong>im</strong>mung des Folienmaterials auf die Temperatur eine Verringerung der Ablösungen erzielt<br />
werden kann. Die Einzeleffekte der Faktoren sind unbedeutend. Wird die Wechselwirkung,<br />
wie bei diesem Beispiel, von vornherein also ausgeschlossen, ist die Gefahr der Fehlinterpretation<br />
sehr groß.<br />
Die Technik der teilfaktoriellen Versuchspläne setzt ein hohes Maß an technologischem<br />
Fachwissen voraus, um Wechselwirkungen <strong>im</strong> Vorfeld auszugrenzen. Dann<br />
allerdings lässt sich eine starke Reduzierung des Versuchsaufwands erreichen, die<br />
insbesondere von Taguchi eingesetzt wird.
Die Philosophie von Taguchi<br />
Q 05510<br />
© iw b 2005<br />
Traditionelles Denken<br />
gut<br />
schlecht schlecht<br />
unterer<br />
Grenzwert<br />
Zielwert<br />
oberer<br />
Grenzwert<br />
5-46<br />
DM<br />
Verlust<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Prozeßergebnis<br />
OGW Zielwert UGW<br />
Prozeß innerhalb der Grenzen "robuster Prozeß"<br />
Philosophie von Taguchi<br />
Taguchi´s Denken der Verluste<br />
L(y) = Verlustfunktion<br />
Sensibilität des Prozesses gegenüber<br />
Rauschfaktoren durch opt<strong>im</strong>ale Einstellung<br />
der Konzeptfaktoren min<strong>im</strong>ieren<br />
Dr. Genichi Taguchi ist ein Statistiker, der maßgeblich am Aufbau des japanischen Telefonnetzes<br />
beteiligt war. Der von ihm propagierten Philosophie liegt Taguchis eigene Definition<br />
der <strong>Qualität</strong> zugrunde: “Die <strong>Qualität</strong> eines Produktes wird durch den (geringst möglichen)<br />
Verlust best<strong>im</strong>mt, der der Gesellschaft ab dem Zeitpunkt entsteht, an dem das Produkt verschickt<br />
wurde.” Die <strong>Qualität</strong> wird dabei als geldwerter Verlust gemessen, der durch unterschiedliche<br />
Formeln abgeschätzt werden kann. Im allgemeinen wird allerdings eine quadratische<br />
Verlustfunktion benutzt. Diese Verlustfunktion drückt dabei ein völlig anderes Toleranzverständnis<br />
aus. Jede Abweichung vom festgelegten Zielwert führt bereits zu einem <strong>Qualität</strong>sverlust.<br />
Darüber hinaus ist Taguchi für seine Methode der Versuchsplanung bekannt, die darauf abzielt,<br />
schwer beherrschbare sog. Rauschfaktoren in ihrem Einfluss auf einen Prozess zu min<strong>im</strong>ieren.<br />
Versuchsplanung nach Shainin<br />
Shainins Versuchsplanung zielt auf eine schrittweise Eingrenzung der Haupteinflussgrößen<br />
ab. Wichtigste Randbedingung ist das Pareto-Prinzip, das besagt, dass unter vielen Einflussgrößen<br />
nur wenige einen dominanten Einfluss besitzen (“The vital few – The trivial many”).<br />
Shainin begibt sich nun auf die Suche nach der Haupteinflussgröße (“Rotes X”).<br />
y
Prozess, Einflussgrößen,<br />
Prozessergebnis<br />
© iw b 2005<br />
5.5.1.2 Prozessregelung<br />
Statistische Grundlagen der Prozessbeschreibung<br />
5-47<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Ein Prozess umfasst das Zusammenwirken verschiedener Einflussgrößen und Ursachen, um<br />
aus Eingangsgrößen (Rohteil) ein Ergebnis mit einem best<strong>im</strong>mten <strong>Qualität</strong>smerkmal (Produkt<br />
mit gewisser Spezifikation) zu erzeugen. Die Ausprägungen und Veränderungen der<br />
Prozesse werden durch Zahlen dargestellt, die mit Hilfe der beurteilenden Statistik analysiert,<br />
dargestellt und interpretiert werden.<br />
Zwei Ergebnisse eines Prozesses sind nie identisch. Durch unabhängige Einflussgrößen<br />
werden Variationen produziert, die sich beispielsweise mit der Gaußschen Normalverteilung<br />
darstellen lassen. Am Beispiel des Galtonschen Nagelbretts wird die Wirkung der Einflüsse<br />
deutlich. An jedem Nagel einer Nagelreihe (=Einfluss) besteht die Wahrscheinlichkeit 50 %,<br />
dass eine Kugel nach links oder rechts fällt. Nach einer gewissen Anzahl von Nagelreihen<br />
ergibt sich eine Kugelanordnung, die normalverteilt ist.<br />
Übertragen auf den Prozess wirken auf die Eingangsgröße zahlreiche Einflüsse der 5 M, die<br />
zu einer Streuung des Prozessergebnisses führen.<br />
Die Einflüsse können dabei zufälliger oder systematischer Natur sein. Zufallseinflüsse sind<br />
auf viele Ursachen zurückzuführen und <strong>im</strong>mer in unterschiedlicher Stärke in allen Prozessen<br />
vorhanden. Systematische Einflüsse beruhen auf beeinflussbaren Faktoren, die häufig unregelmäßig<br />
und instabil und damit nicht voraussagbar sind.
Diskrete und stetige Verteilungen<br />
© iw b 2005<br />
Bernoulliverteilung<br />
0,8<br />
0,2<br />
0<br />
1<br />
0,8<br />
0<br />
Q 05514<br />
be(x|0,2)<br />
Be(x|0,2)<br />
0 1<br />
0 1<br />
Verteilungsformen<br />
Wahrscheinlichkeitsfunktion<br />
Verteilungsfunktion<br />
Poissonverteilung<br />
5-48<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Diskrete <strong>Qualität</strong>smerkmale Stetige <strong>Qualität</strong>smerkmale<br />
x<br />
x<br />
po(x|0,5)<br />
0,8<br />
0,6<br />
0,4<br />
0,2<br />
0<br />
0 1 2 3 4<br />
1<br />
0,8<br />
0,6<br />
0,4<br />
0,2<br />
0<br />
Po(x|0,5)<br />
0<br />
1 2 3 4<br />
x<br />
x<br />
Exponentialverteilung Normalverteilung<br />
ex(x0,5)<br />
0,5<br />
0,3<br />
0,1<br />
0 1 2 3 4 5<br />
1<br />
0,8<br />
0,6<br />
0,4<br />
0,2<br />
0<br />
Ex(x|0,5)<br />
1 2 3 4 5<br />
x<br />
Dichtefunktion<br />
x<br />
0,4<br />
0,5<br />
Verteilungsfunktion<br />
no(x|0,1)<br />
-3 -2 -1 0 1 2 3<br />
No(x|0,1)<br />
1<br />
-3 -2 -1 0 1 2 3<br />
Es gibt verschiedene Verteilungsformen, denen die unterschiedlichen Prozessergebnisse<br />
bzw. <strong>Qualität</strong>smerkmale gehorchen. Grundsätzlich kann zwischen diskreten und stetigen<br />
<strong>Qualität</strong>smerkmalen und deren Verteilungen unterschieden werden.<br />
Die Bernoulli- und die Poisson-Verteilung stellen zwei wichtige Verteilungsformen diskreter<br />
Merkmale dar. Wird die Güte eines Produkts in zwei Klassen eingeteilt, z.B. fehlerhaft/fehlerfrei,<br />
so ist dieses <strong>Qualität</strong>smerkmal über die Produktgesamtheit Bernoulli-verteilt.<br />
Interessiert die Anzahl der Fehler in den Produkten, liegt eine Poisson-Verteilung vor.<br />
Häufig werden in der Produktionstechnik geometrische Merkmale gemessen, deren Werte<br />
nach oben und unten abweichen können und damit normalverteilt sind. Daneben gibt es die<br />
Lebensdauerverteilungen, z.B. die Exponentialfunktion usw., die in Kap. 6 ausführlicher beschrieben<br />
werden.<br />
Die Wahrscheinlichkeitsfunktion ist die Funktion, die den Zusammenhang zwischen der Ausprägung<br />
eines <strong>Qualität</strong>smerkmals und der Eintrittswahrscheinlichkeit vermittelt. Die Dichtefunktion<br />
entspricht <strong>im</strong> stetigen Fall der Wahrscheinlichkeitsfunktion. Die Verteilungsfunktion<br />
kann durch Summation bzw. Integration aus der Wahrscheinlichkeitsfunktion bzw. Dichtefunktion<br />
errechnet werden. Sie gibt die Wahrscheinlichkeit dafür an, dass das <strong>Qualität</strong>smerkmal<br />
Werte bis zu einer best<strong>im</strong>mten Ausprägungsform ann<strong>im</strong>mt.<br />
x<br />
x
Theorie der Normalverteilung<br />
Q 05515<br />
© iwb 2005<br />
h(x)<br />
arithmetisches<br />
Mittel<br />
Standardabweichung<br />
0,135%<br />
Vertrauensbereich<br />
für Mittelwert<br />
-3σ +3σ<br />
99,73%<br />
-1σ +1σ<br />
68,26%<br />
5-49<br />
Institut für Werkzeugmaschinen<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Zäh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Wendepunkt<br />
Vertrauensbereich<br />
für Streuung<br />
0,135%<br />
Stichprobe Indirekter<br />
Schluss<br />
Grundgesamtheit<br />
Theorie der Normalverteilung<br />
s =<br />
x =<br />
1 Σ x<br />
n ι<br />
Σ(x - x)²<br />
ι<br />
n - 1<br />
x<br />
Mittelwert μ<br />
Streuung<br />
Die Normalverteilung ist durch die Eigenschaft charakterisiert, dass der Logarithmus der<br />
Wahrscheinlichkeitsdichte eines Wertes x mit dem Quadrat der Abweichung des Wertes x<br />
vom wahren Mittelwert μ abn<strong>im</strong>mt. Die Normalverteilung ist vollständig best<strong>im</strong>mt durch ihren<br />
Mittelwert m und ihre Streuung σ. σ ist der Abstand des Wendepunktes vom Mittelwert.<br />
Die Wahrscheinlichkeiten, dass irgendein Wert x innerhalb gewisser Intervalle liegt, werden<br />
durch Flächenstücke, die von der Dichtefunktion begrenzt sind, best<strong>im</strong>mt. Das bedeutet, die<br />
Wahrscheinlichkeit, dass ein Wert x innerhalb +/- 3 σ vom Mittelwert liegt, beträgt 99,73 %.<br />
Die Zahl lässt sich auch anders interpretieren: 99,73 % aller Prozessergebnisse sind nicht<br />
weiter als +/- 3 σ vom Mittelwert entfernt.<br />
In der Praxis besteht kaum die Möglichkeit, alle Prozessergebnisse zu messen und damit<br />
exakte Werte für μ und σ zu erbringen. Vielmehr werden <strong>im</strong>mer nur Teile der Gesamtheit<br />
(Stichproben) entnommen und Schätzwerte x (arithmetisches Mittel) für den Mittelwert und s<br />
(Standardabweichung) für die Streuung ermittelt. Es ist einleuchtend, dass in Abhängigkeit<br />
des Stichprobenumfangs n die Aussagesicherheit variiert. Aus diesem Grund wird eine Vertrauenswahrscheinlichkeit<br />
1 - α (häufig 0,95) gefordert und der zugehörige Vertrauensbereich<br />
in Abhängigkeit von der Stichprobengröße berechnet. Man versteht darunter ein Intervall<br />
um den Schätzwert, in dem mit der geforderten Wahrscheinlichkeit der wahre Wert liegt.<br />
Die Parameter t und κ 2 werden in Abhängigkeit der Vertrauenswahrscheinlichkeit und des<br />
Stichprobenumfangs statistischen Tabellen entnommen.<br />
σ
Werkzeuge des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />
Stratifizierung<br />
Stratifizierung<br />
Stratifizieren heißt Daten trennen und in Kategorien (Gruppen) einteilen.<br />
Dies geschieht hauptsächlich zur Analyse.<br />
Ziel ist zu erkennen, welche Kategorien Einfluß auf das zu lösende Problem haben.<br />
Vorgehen<br />
(1) Stratifizierungskriterien auswählen<br />
(Bei der Erhebung neuer Daten sicherstellen, dass für alle möglichen Stratifizierungskriterien<br />
die entsprechenden Kenngrößen aufgezeichnet werden)<br />
(2) Für jedes Stratifizierungskriterium Klassen (Werte, Bereiche) aufstellen<br />
(3) Beobachtungen den Klassen zuordnen<br />
(4) Beobachtungen in jeder Klasse zählen, Ergebnisse grafisch darstellen<br />
(5) Ergebnisse bestätigen (zusätzliche Daten, andere Methoden, Versuche)<br />
(6) Für weitere Stratifizierungskriterien (2) bis (5) wiederholen<br />
Beispiel (siehe Abbildung)<br />
Eine Firma hatte häufig Ärger mit fehlerhaften Rechnungen. Ein Team befaßte sich mit diesem<br />
Problem, sammelte 60 fehlerhafte Rechnungen und stratifizierte die vorliegenden Daten:<br />
(1) Folgende Stratifizierungskriterien wurden ausgewählt:<br />
- Wochentag der Rechnungsstellung<br />
- Woche der Rechnungsstellung <strong>im</strong> Monat<br />
- Angestellter, der die Rechnung bearbeitete<br />
(2) Klassen für<br />
Rechnung Nr.<br />
Wochentag<br />
Woche <strong>im</strong> Monat<br />
Angestellter<br />
Rechnung Nr.<br />
Wochentag<br />
Woche <strong>im</strong> Monat<br />
Angestellter<br />
Rechnung Nr.<br />
Wochentag<br />
Woche <strong>im</strong> Monat<br />
Angestellter<br />
Rechnung Nr.<br />
Wochentag<br />
Woche <strong>im</strong> Monat<br />
Angestellter<br />
- Wochentag: Mo, Di, Mi, Do, Fr<br />
- Woche <strong>im</strong> Monat: 1, 2, 3, 4<br />
5-50<br />
Institut für Werkzeugmaschinen<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Zäh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15<br />
Mo Do Di Mo Di Mi Di Do Fr Fr Mo Mi Do Fr Di<br />
1 4 3 4 4 4 1 2 4 3 4 1 4 3 4<br />
A B A C B A B C A B C A B C A<br />
16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30<br />
Do Fr Fr Do Mo Di Di Di Mi Di Mi Do Fr Mo Mo<br />
4 2 4 4 4 4 1 3 4 4 4 4 3 1 4<br />
A B A C C D D D D A B C D A A<br />
31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45<br />
Mo Mi Mi Di Fr Do Do Mo Mi Fr Do Di Di Mi Fr<br />
4 3 2 4 2 3 4 3 2 4 4 2 4 3 2<br />
A C D D A C C D A C D B A B C<br />
46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60<br />
Fr Fr Do Mi Mi Mi Do Mo Di Do Mi Fr Mo Fr Mi<br />
4 4 3 4 4 4 2 1 4 4 2 4 2 1 4<br />
D D D C A D C D A C C C A D C
- Angestellter: A, B, C, D<br />
siehe Tabelle!<br />
(4)<br />
Anzahl der Fehler<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Mo Di Mi Do Fr<br />
Fehler in Rechnungen<br />
Wochentage Angestellte<br />
5-51<br />
A B C D<br />
Die Stratifizierung nach Wochentagen brachte keine Aufschlüsse.<br />
Die Stratifizierung nach Angestellten legte den Schluß nahe, dass der Angestellte B seine<br />
Arbeit deutlich besser ausführte als seine Kollegen.<br />
(5) Dieses Ergebnis bestätigte sich jedoch nicht: Der Angestellte B ist eine Halbtagskraft.<br />
Das ist die Erklärung dafür, dass er in der Fehlerliste nur etwa halb so oft auftaucht wie<br />
seine Kollegen.<br />
(6)<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Fehler nach Wochen - absolut und prozentual<br />
Fehler absolut<br />
1 2 3 4<br />
Wochen<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
Fehler prozentual<br />
1 2 3 4<br />
Wochen<br />
Aufschlußreich war die Stratifizierung nach Wochen <strong>im</strong> Monat.*) Dabei zeigte sich, dass in<br />
der letzten Woche des Monats die meisten Fehler gemacht wurden. Ursache dafür war der<br />
zum Monatsende hin zunehmende Termindruck, der aufgrund dieser Erkenntnis durch bessere<br />
Planung des Arbeitsablaufs abgebucht werden konnte.<br />
*) Achtung: Umgang mit „Überhangtagen“ muss eindeutig festgelegt sein!
<strong>Qualität</strong>sregelkarte<br />
Q 05516 Quelle: Pfeifer<br />
© iw b 2005<br />
<strong>Qualität</strong>sregelkarte<br />
9:00<br />
8:00<br />
8:00<br />
10:00<br />
9:00<br />
11:00<br />
11:00<br />
10:00<br />
Systematische<br />
Abweichung<br />
5-52<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
obere<br />
Eingriffsgrenze<br />
obere<br />
Warngrenze<br />
zufällige<br />
Abweichung<br />
untere<br />
Warngrenze<br />
untere<br />
Eingriffsgrenze<br />
Eine <strong>Qualität</strong>sregelkarte – abgekürzt QRK – ist ein Formblatt zur graphischen Darstellung<br />
von Werten und deren Streuung, die bei einer Prüfung ermittelt werden. Diese Werte sind<br />
Messwerte bzw. daraus berechnete statistische Kennwerte oder Zählwerte und dienen dazu,<br />
mit Hilfe vorher eingetragener Warn- und Eingriffgrenzen den Prozess zu regeln. Die QRK<br />
enthält ein rechtwinkliges Koordinatensystem. An der horizontalen Achse wird die Nummer<br />
der Stichprobe aufgetragen oder der Zeitpunkt ihrer Entnahme. An der senkrechten Achse<br />
wird eine Skala für das diskrete oder stetige Merkmal mit de m in den Stichproben zu erwartenden<br />
Bereich aufgetragen. In das Koordinatennetz einer QRK werden die Mittellinie, evtl.<br />
Warngrenzen und die Eingriffsgrenzen eingetragen, die für jeden Fertigungsprozess berechnet<br />
werden.<br />
Das Führen der QRK geschieht dadurch, dass der laufenden Fertigung in regelmäßigen Abständen<br />
Stichproben entnommen werden. Überschreitet das <strong>Qualität</strong>smerkmal der Stichprobe<br />
eine Warngrenze, so ist erhöhte Aufmerksamkeit geboten, und es wird in kürzeren Zeitabständen<br />
geprüft oder sofort eine neue Stichprobe entnommen. Das Überschreiten der<br />
Eingriffsgrenze erfordert dagegen einen sofortigen Eingriff in den zu überwachenden Prozess.<br />
Zu beachten ist, dass zwischen den Eingriffsgrenzen einer klassischen QRK und eventuellen<br />
Toleranzgrenzen für das <strong>Qualität</strong>smerkmal, wie sie i.a. vom Produktdesign vorgegeben<br />
sind, kein funktionaler Zusammenhang besteht. Die Eingriffsgrenzen werden nach statistischen<br />
Kriterien festgelegt, nämlich in Abhängigkeit von der Streuung der Stichprobenfunktion<br />
bei ungestörter Fertigung. Durch das Führen von <strong>Qualität</strong>sregelkarten wird die Produktivität<br />
der Fertigung erhöht, dokumentiert und nachgewiesen.
SPC-Regelung<br />
© iw b 2005<br />
SPC – Statistische Prozessregelung<br />
5-53<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Die Statistische Prozessregelung (Statistical Process Control, SPC) wird zur Steuerung von<br />
Prozessen eingesetzt, um das Niveau von <strong>Qualität</strong>smerkmalen auf vorgegebenen Sollwerten<br />
oder innerhalb best<strong>im</strong>mter Toleranzgrenzen zu halten. Hierzu wird ein prozessnaher Regelkreis<br />
aus Fertigung, Prüfung der gefertigten Teile, Analyse der Prüfergebnisse und Rückkopplung<br />
in den Prozess realisiert. Die Auswertung der geprüften Stichproben erfolgt mit<br />
<strong>Qualität</strong>sregelkarten. Der Verlauf der Prüfwerte und das aktuelle Stichprobenergebnis ermöglichen<br />
den Rückschluss auf die <strong>Qualität</strong>slage der laufenden Fertigung. Abhängig von der<br />
Lage und Ausprägung der Stichprobenergebnisse wird regelnd in den Prozess eingegriffen.<br />
Die Regelung setzt die Kenntnis eines möglichst exakten Prozessmodells voraus.<br />
Für die SPC müssen folgende Voraussetzungen erfüllt sein:<br />
− Fertigungsprozess muss beherrscht und fähig sein<br />
− Prozessparameter müssen mess- und regelbar sein<br />
− Prozessmodell muss bekannt sein<br />
− Stückzahlen müssen ausreichend groß sein<br />
− Reaktionszeit zwischen Auswertung und Regelung muss kurz sein<br />
Ziel der Statistischen Prozessregelung ist das frühzeitige Erkennen von systematischen Abweichungen<br />
<strong>im</strong> Fertigungsprozess und die Beseitigung der Ursachen, um mit fähigen und<br />
beherrschten Prozessen die Produktqualität zu verbessern (Siehe auch Kap 7.3.3 '<strong>Qualität</strong>sregelkreis').
Ablauf e iner SPC<br />
Q 05518 Quelle: Pfeifer<br />
© iw b 2005<br />
Vorlauf durchführen<br />
ja<br />
nein<br />
Prozess opt<strong>im</strong>ieren<br />
Q<br />
weitere<br />
Stichprobe<br />
fähig<br />
Ablauf einer SPC<br />
Stichprobe<br />
messen<br />
Eingriffsgrenzen<br />
best<strong>im</strong>men<br />
Punkte mit<br />
systematischem<br />
Einfluss kenn-<br />
nein zeichnen und bei<br />
der Neuberechnung<br />
ja<br />
der Eingriffsgrenzen<br />
ausschließen<br />
ja<br />
Eingriffsgrenzen<br />
berechnen und<br />
eintragen<br />
5-54<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Regelkarte führen<br />
Q<br />
systematischer<br />
Fehler<br />
Stichprobe<br />
messen<br />
Kenngrößen<br />
berechnen<br />
und einzeichnen<br />
nein<br />
Fehlerursache<br />
ermitteln<br />
und Fehler<br />
el<strong>im</strong>inieren<br />
Bei installierten Fertigungsprozessen ist es notwendig, vor dem Einsatz der Regelkartentechnik<br />
das Prozessverhalten durch einen Vorlauf zu untersuchen, um die Parameter der<br />
Verteilung des <strong>Qualität</strong>smerkmals zu best<strong>im</strong>men. Sind die <strong>Qualität</strong>smerkmale messbar, dann<br />
sind sie gewöhnlich normalverteilt. Um die Parameter der Verteilung best<strong>im</strong>men zu können,<br />
werden mehrere Stichproben aus dem Prozess entnommen. Für die Größe der Stichprobe<br />
gibt es in der Literatur unterschiedliche Angaben. Sie reichen von mind. 50 bis mind. 200<br />
Einzelmesswerten, von denen jeweils 5 Messwerte zu einer Stichprobe zusammenzufassen<br />
sind. Die Stichproben werden zu Kennwerten verdichtet und einem statistischen Test unterzogen,<br />
der die Störungsfreiheit des Vorlaufs mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit garantiert.<br />
Dazu wird in dem Test die Verteilung der Mittelwerte und der Standardabweichungen<br />
der einzelnen Stichproben überprüft. Anschließend wird die Fertigungslage und die Fertigungsstreuung<br />
des <strong>Qualität</strong>smerkmals geschätzt. Dazu existieren verschiedene Schätzfunktionen,<br />
mit denen die Standardabweichung und der Mittelwert des <strong>Qualität</strong>smerkmals errechnet<br />
werden.<br />
Mit Hilfe des geschätzten Mittelwerts und der Standardabweichung wird die Prozessfähigkeit<br />
berechnet und bei fähigem Prozess werden die Eingriffsgrenzen ermittelt.<br />
Ermittlung der Eingriffsgrenzen<br />
Die Ermittlung von Eingriffsgrenzen kann graphisch, mit Hilfe von Tabellen oder rechnerisch<br />
erfolgen. Für die grafische Best<strong>im</strong>mung stehen für die möglichen Verteilungsformen der<br />
<strong>Qualität</strong>smerkmale verschiedene Nomogramme zur Verfügung.
Voraussetzungen der Untersuchungen<br />
Stabilität<br />
des<br />
Prozesses<br />
Normalverteilung<br />
des<br />
Prozesses<br />
Q 05519<br />
© iw b 2005<br />
systematische Einflüsse<br />
sind noch vorhanden<br />
andere Berechnungsarten<br />
müssen gewählt werden<br />
5-55<br />
17:00<br />
12:00<br />
8:00<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
nur zufällige<br />
Einflüsse wirken<br />
17:00<br />
12:00<br />
8:00<br />
Prozess ist<br />
beherrscht<br />
Formeln zur Berechnung<br />
können angewendet werden<br />
Für die Best<strong>im</strong>mung der Eingriffsgrenzen für <strong>Qualität</strong>smerkmale die Bernoulli-verteilt sind,<br />
wird häufig die Binomialverteilung und damit das Larson-Diagramm, für poissonverteilte<br />
Merkmale das Thorndike-Diagramm und für normal-verteilte Merkmale das Wahrscheinlichkeitsnetz<br />
verwendet.<br />
Das Larson-Nomogramm zeigt in grafischer Form den Zusammenhang zwischen dem Anteil<br />
fehlerhafter Einheiten p in der Grundgesamtheit, der Anzahl fehlerhafter Einheiten x in der<br />
Stichprobe vom Umgang n und der dazugehörigen Wahrscheinlichkeitssumme G.<br />
Im Wahrscheinlichkeitsnetz wird durch die logarithmische Hochachse die Normalverteilung<br />
der Messwerte durch eine Gerade repräsentiert. Damit kann auf einfache Art und Weise überprüft<br />
werden, ob die Messwerte normalverteilt sind, und das Diagramm kann zur grafischen<br />
Ermittlung der Eingriffsgrenzen verwendet werden.<br />
Im deutschsprachigen Raum werden die Grenzlinien i.a. in der Weise berechnet, dass die<br />
Kennwerte, die aus den Stichproben ermittelt werden, bei ungestörtem Prozessverlauf mit<br />
99%-iger Wahrscheinlichkeit innerhalb der Eingriffsgrenzen und – bei Verwendung der<br />
Warngrenzen – mit 95%-iger Wahrscheinlichkeit innerhalb der Warngrenzen liegen. Ist die<br />
Prozesskenngröße über einen längeren Zeitraum in Regelkarten eingetragen, können die<br />
Eingriffs- und Warngrenzen erneut berechnet und in den Regelkarten angepasst werden. Bei<br />
der Berechnung müssen die Kennwerte, bei denen systematische Prozesseinflüsse vorhanden<br />
waren, ausgeschlossen werden. Durch die <strong>im</strong> Vergleich zum Vorlauf größere Anzahl an<br />
Stichproben können die Parameter der Verteilung der Prozesskenngrößen genauer ermittelt<br />
und dadurch die Grenzen genauer best<strong>im</strong>mt werden.
Kenngrößen der Fähigkeit<br />
© iw b 2005<br />
Prozessfähigkeit <strong>im</strong> Vorlauf best<strong>im</strong>men<br />
5-56<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Für die Beurteilung der Fähigkeit und die Auswahl der Berechnungsverfahren müssen be<strong>im</strong><br />
Prozess zwingende Voraussetzungen erfüllt sein.<br />
Die Stabilität gibt Auskunft über die zeitliche Abweichung der Mittelwerte einzelner Stichproben.<br />
Hierzu werden am selben Ort durch den selben Werker an den selben Teilen und zu<br />
unterschiedlichen Zeiten Stichproben entnommen. Die Ergebnisse werden häufig in Form<br />
von QRKs dargestellt. Ist ein Prozess instabil, sind systematische Einflüsse vorhanden, die<br />
in jedem Fall vor einer Fähigkeitsuntersuchung abgestellt werden müssen.<br />
Eine weitere Grundvoraussetzung zur Anwendung der Berechnungsformeln ist die Normalverteilung<br />
des Prozesses. Liegen andere Verteilungsformen vor, wie z.B. schiefe Verteilungen<br />
oder einseitig begrenzte Verteilungen, müssen alternative Berechnungsarten gewählt<br />
werden, denen allerdings identische Überlegungen zugrunde liegen. Der Nachweis der Normalverteilung<br />
erfolgt grafisch über ein Wahrscheinlichkeitsnetz.<br />
Ein Prozess gilt dann als fähig und wird beherrscht, wenn sämtliche auftretenden Toleranzen<br />
stabil innerhalb der vorher definierten Grenzen liegen und nur noch zufällige Abweichungen<br />
innerhalb dieser Grenzen auftreten.<br />
Im Rahmen der Fähigkeitsuntersuchungen werden zwei Kerngrößen unterschieden. Bei der<br />
Berechnung des Prozesspotentials (Index p) wird der vorgegebene Toleranzbereich mit der<br />
tatsächlichen Prozessstreuung verglichen. Sie ist das Maß für die beste Leistung, die der<br />
Prozess erbringen könnte. Bei der Prozessfähigkeit (Index pk) einer Maschine wird sowohl<br />
die Lage des produzierten Mittelwerts relativ zum Sollwert als auch die Prozessstreuung relativ<br />
zu den Grenzwerten berücksichtigt. Sie ist damit ein Maß für die tatsächliche Fähigkeit
Berechnung und<br />
Ergebnisinterpretation<br />
Berechnung für<br />
normal verteilte<br />
Prozessergebnisse<br />
Prozesspotential<br />
Q 05521 Quelle: Pfeifer<br />
© iw b 2005<br />
Cp =<br />
Prozessfähigkeit Cpk =min<br />
Mindestforderungen an Fähigkeit und Potential<br />
zum Beispiel nach Ford Q101<br />
vorläufige Prozessfähigkeit<br />
vorläufiges Prozesspotential<br />
fortdauernde Prozessfähigkeit<br />
fortdauerndes Prozesspotential<br />
x<br />
-3s +3s<br />
OGW - UGW<br />
2 (3s)<br />
OGW - x x - UGW<br />
3s<br />
;<br />
3s<br />
Ppk<br />
Pp Cpk Cp 1,67<br />
1,33<br />
5-57<br />
3s<br />
x<br />
3s<br />
x<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
- OGW<br />
x<br />
x<br />
UGW OGW<br />
C p =5.00<br />
C pk =5.00<br />
C p =1.67<br />
C pk =1.33<br />
C p =2.50<br />
C pk =1.00<br />
C p =0.71<br />
C pk =0.71<br />
Prozess ist<br />
fähig<br />
Prozess muss<br />
zentriert werden<br />
Prozess ist<br />
nicht fähig<br />
des Prozesses, ein best<strong>im</strong>mtes Merkmal in gleich bleibender Weise innerhalb der Spezifikationsgrenzen<br />
zu erzeugen.<br />
Die Kenngrößen geben weiterhin den zeitlichen Aspekt der Untersuchung an. Die Kennzahl<br />
C bezeichnet die fortdauernde Prozessfähigkeit. Dazu ist eine Betrachtung der Maschine<br />
über einen längeren Produktionszeitraum (5-20 Arbeitstage) notwendig. Die Kennzahl P bezeichnet<br />
die vorläufige Prozessfähigkeit. Dazu ist häufig die Entnahme einer Stichprobe mit<br />
einem Umfang n = 50 ausreichend. Da man davon ausgeht, dass bei einer kurzen Untersuchung<br />
nur Einflüsse des Betriebsmittels wirken und Umgebungseinflüsse unwirksam bleiben,<br />
findet man auch die Bezeichnung Maschinenfähigkeit.<br />
Zur Berechnung der Indizes werden aus den Einzelstichproben die Mittelwerte und daraus<br />
der Gesamtmittelwert berechnet. Aus dem Gesamtmittelwert sowie der Streuung s werden<br />
gemäß den Formeln die Indizes ermittelt. Die unteren Grenzwerte für Potential und Fähigkeit<br />
liegen überlicherweise bei 1,67 und 1,33.<br />
Ist die Fähigkeit damit nachgewiesen, kann der Prozess mittels SPC laufend überwacht und,<br />
wenn erforderlich, korrigiert werden.
Erkennung von Prozessstörungen<br />
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Mittelwert<br />
Überschreiten der<br />
Eingriffsgrenze<br />
2 von 3 Werten auf der<br />
selben Seite mehr als 2<br />
von der Mittellinie entfernt<br />
Q 05522 Quelle: Pfeifer<br />
Mehr als 7 Werte auf einer<br />
Seite der Mittellinie (Run)<br />
4 von 5 Werten zwischen<br />
Mittellinie und 1 -Linie<br />
5-58<br />
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Mehr als 7 Werte mit<br />
gleichem Steigungsvorzeichen<br />
(Trend)<br />
Es existiert eine Vielzahl von Testkriterien, um das Eintreten nichtzufälliger Ereignisse in der<br />
Regelkarte zu erkennen. Der Stichprobenbefund kann innerhalb der Warngrenzen, zwischen<br />
Warn- und Eingriffsgrenzen und außerhalb der Eingriffsgrenzen liegen. Liegt der Stichprobenbefund<br />
innerhalb der Warngrenzen, ist der Fertigungsprozess unter statistischer Kontrolle.<br />
Es ist keine Aktion erforderlich, und man lässt den Prozess weiterlaufen. Liegt der Stichprobenbefund<br />
zwischen Warn- und Eingriffsgrenzen, ist der Verdacht auf Eintritt einer Störung<br />
gegeben. Man zieht i.a. zusätzliche Stichproben, die wiederum beurteilt werden. Liegt<br />
der Befund innerhalb der Warngrenzen, wird der Verdacht ausgeräumt. Liegt er außerhalb,<br />
muss der Prozess wieder unter statistische Kontrolle gebracht werden. Liegt der Stichprobenbefund<br />
auf oder außerhalb der Eingriffsgrenzen, ist der Prozess nicht mehr unter statistischer<br />
Kontrolle. Es muss sofort korrigierend in den Prozess eingegriffen werden. Was der<br />
Eingriff konkret bedeutet, hängt vom jeweiligen Prozess und von den Prozesskenntnissen<br />
ab. Es sind u.U. auch die seit der letzten Probenentnahme gefertigten Teile zu sortieren.<br />
Neben der Überschreitung der Eingriffs- und Warngrenzen wird getestet, ob mehr als 7 aufeinander<br />
folgende Werte auf einer Seite der Mittellinie liegen (Run) oder in aufsteigender<br />
oder abfallender Reihenfolge auftreten (Trend). Die Wahrscheinlichkeit für 7 Werte auf einer<br />
Seite ist 0,5 7 =0,008
Betriebsmittelorientierte<br />
<strong>Qualität</strong>smaßnahmen<br />
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5.5.2 Betriebsmittelorientierte Maßnahmen<br />
5-59<br />
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Ein weiterer Inhalt der Produktion ist die Auswahl der Produktionssysteme, die zur Fertigung<br />
des Produktes benötigt werden. Die Teilaspekte Prozess und Produktionssystem sind dabei<br />
nur schwer trennbar. Ein robuster und stabiler Prozess ist nur mit einer entsprechenden,<br />
qualitativ hochwertigen Anlage realisierbar. Häufig ist die letzte Möglichkeit einer Prozessverbesserung<br />
ein Austausch der Maschine.<br />
Um dies zu vermeiden, sind die Planungen und Überlegungen bei Auswahl der Anlage so zu<br />
gestalten, dass Prozess, Produkt und Produktionssystem auch bei Einwirkungen äußerer<br />
Einflüsse die an sie gestellten Anforderungen erfüllen. Gleichzeitig gilt es, die Erfüllung dieser<br />
Anforderungen noch vor der Integration des Systems in die Serienfertigung nachzuweisen.<br />
Beispiele für mögliche Maßnahmen:<br />
• Beschaffung: Lieferantenaudit<br />
• Prozess: Auditierung, QRK, Cpk-Best<strong>im</strong>mung<br />
• Betriebsmittel: Maschinenfähigkeitsuntersuchung, Abgleich mit Lastenheft
Dokumenterstellung als gemeinsame<br />
Aufgabe von Kunde und Hersteller<br />
Q 05524<br />
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5.5.2.1 Lastenheft, Pflichtenheft und Abnahme<br />
5-60<br />
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Funktionsumfang, Einsatzbereich und Einsatzbedingungen müssen bei der Bestellung einer<br />
Anlage schriftlich in Form eines Lastenheftes festgehalten werden. Ein Entwurf der VDI/VDE-<br />
Richtlinie 3694 gibt dazu an:<br />
“Das Lastenheft ist eine Zusammenstellung aller Anforderungen des Auftraggebers hinsichtlich<br />
Liefer- und Leistungsumfang“.<br />
Es wird vom Auftraggeber oder in dessen Auftrag erstellt. Es dient als Ausschreibungs-, Angebots-<br />
und/oder Vertragsgrundlage. Im Lastenheft wird definiert, “was” und „wofür die Aufgabe”<br />
zu lösen ist. Das Lastenheft enthält die Wünsche und Anforderungen des Kunden.<br />
Das Pflichtenheft basiert auf den Informationen des Lastenhefts. Nach der VDI/VDE-<br />
Richtlinie lautet die Definition:<br />
“Das Pflichtenheft ist die Beschreibung der Realisierung aller Anforderungen des Lastenhefts."<br />
Der Auftragnehmer prüft bei der Erstellung die Widerspruchsfreiheit und Realisierbarkeit der<br />
genannten Anforderungen. Im Pflichtenheft wird definiert, ”wie” und ”womit” die Anforderungen<br />
zu realisieren sind. Es enthält die Ideen und Lösungen des Auftragnehmers für das<br />
Problem des Auftraggebers.
Schrittweise Erstellung von<br />
Lasten- und Pflichtenheft<br />
© iw b 2005<br />
5-61<br />
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Die Erstellung des Lasten- und Pflichtenhefts erfolgt in mehreren Schritten.<br />
Erster Schritt ist dabei eine detaillierte Produkt-, Prozess- und Umfeldanalyse durch den<br />
Auftraggeber. Damit werden die technischen und auftragsspezifischen Aufgaben, die die<br />
Anlage zu erfüllen hat, sowie die vorherrschenden Einsatzbedingungen vorgegeben.<br />
Im zweiten Schritt werden diese Informationen mit maschinenspezifischen Vorgaben der<br />
Bereiche Mechanik, Elektrik, Fluidtechnik und Software ergänzt. Dabei werden häufig allgemeine,<br />
anwender-spezifische Betriebsmittelvorschriften oder Ausführungsrichtlinien als<br />
Grundlage für den speziellen Anwendungsfall eingesetzt.<br />
Der dritte Schritt vervollständigt das Lastenheft mit kundenspezifischen Informationen.<br />
Dazu zählen beispielsweise Anforderungen an die Aufstellung und Montage der Anlage, die<br />
Schulung von Mitarbeitern sowie die Projektabwicklung, also die Definition von Meilensteinen,<br />
Benennung des Projektleiters usw. Hinzu kommen detaillierte Anforderungen an die<br />
<strong>Qualität</strong> der Anlage. Neben den <strong>Qualität</strong>smerkmalen sollen hierbei auch Maßnahmen und<br />
Methoden der <strong>Qualität</strong>ssicherung sowie Anforderungen an den <strong>Qualität</strong>snachweis aufgeführt<br />
werden. Dabei sind auch detaillierte Hinweise zur Durchführung der Abnahmeprüfung aufzunehmen.<br />
Nach diesem dritten Schritt erfolgt die Übergabe des Lastenhefts an den Auftragnehmer.<br />
Die Punkte des Lastenheftes werden in das Pflichtenheft übernommen und mit der Darstellung<br />
der Lösung ergänzt. Als Gestaltungsgrundlage kann die VDI/VDE-Richtlinie 3683 verwendet<br />
werden.
Zielsetzung und Folgen<br />
der Abnahme<br />
Q 05526<br />
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5-62<br />
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und Betriebswissenschaften<br />
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Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Das Pflichtenheft bedarf schließlich der Genehmigung durch den Auftraggeber. Nach Genehmigung<br />
wird das Pflichtenheft die verbindliche Vereinbarung für die Realisierung und<br />
Abwicklung des Projekts für Auftraggeber und Auftragnehmer.<br />
Die Anforderungen, die <strong>im</strong> Lastenheft vom Auftraggeber festgehalten wurden, müssen in<br />
einer Abnahmeprüfung verifiziert werden. Modalitäten der Abnahme, wie betriebliche<br />
Randbedingungen und Termine sind Inhalt des Pflichtenhefts.<br />
Mit der Unterschrift von Auftraggeber und Auftragnehmer unter das Abnahmeprotokoll ändert<br />
sich das rechtliche Verhältnis. Vor der Abnahme muss der Auftragnehmer nachweisen, dass<br />
die Anlage mängelfrei ist. Nach der Abnahme dreht sich die Beweislast um, d.h. der Auftraggeber<br />
muss beweisen, dass an der Anlage vorhandene Mängel bereits vor der Abnahme<br />
vorhanden waren. Kann er diesen Beweis nicht führen, so geht die Unklarheit zu seinen Lasten.<br />
Weiterhin beginnt nach der Abnahme der Gewährleistungszeitraum, die Zeit, in der<br />
der Auftragnehmer Fehler der Anlage auf seine Kosten zu beseitigen hat. Der Gefahrübergang<br />
auf den Anwender bedeutet, dass der Hersteller auch für den Fall, dass die Anlage<br />
ohne sein Verschulden Schaden n<strong>im</strong>mt, seinen Vergütungsanspruch behält. Das Gesetz<br />
knüpft weiterhin die Fälligkeit der Vergütung, beziehungsweise der letzten Rate an den Abnahmezeitpunkt,<br />
sofern nicht <strong>im</strong> Einzelfall anders lautende Vereinbarungen getroffen wurden.<br />
Die Abnahme erhält aus rechtlicher Sicht damit eine weitaus größere Bedeutung als aus<br />
technischer und qualitätsbezogener Sicht.
Beurteilung des Anlagenverhaltens<br />
λ(t)<br />
Ausfallrate<br />
© iw b 2005<br />
5-63<br />
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Frühausfälle Zufallsausfälle Verschleißausfälle<br />
z. B. Montagefehler,<br />
Fertigungsfehler, Werkstoffehler,Konstruktionsfehler<br />
Q 05527 Quelle: Bertsche/Lechner<br />
5.5.2.2 Instandhaltung<br />
bei erhöhter Belastung<br />
z.B. verursacht durch<br />
Bedienungsfehler, Schmutz-<br />
partikel, Wartungsfehler<br />
Lebensdauer<br />
z.B. Dauerbruch,<br />
Alterung, Grübchen<br />
Um hohe Produktqualität produzieren zu können, müssen die Betriebsmittel ein zuverlässiges<br />
Betriebsverhalten aufweisen. Fallen die Betriebsmittel häufig aus, hat dies Einfluss auf<br />
die mit den Betriebsmitteln produzierte <strong>Qualität</strong>. So treten beispielsweise nach der Reparatur<br />
einer Maschine häufig Wideranlaufprobleme auf. Der Prozess muss bei größeren Reparaturmaßnahmen<br />
erneut eingestellt und die Prozessfähigkeit nachgewiesen werden.<br />
Die Ausfallrate λ zu einem best<strong>im</strong>mten Zeitpunkt ist ein Maß für das Ausfallrisiko des Betriebsmittels.<br />
Sie gibt an, welcher Anteil der bis zur Lebensdauer t noch nicht ausgefallener<br />
Produkte <strong>im</strong> darauf folgenden Abschnitt t+dt ausfällt. In der Badewannenkurve wird die Ausfallrate<br />
dazu benutzt, das gesamte Ausfallverhalten eines Betriebsmittels zu beschreiben.<br />
Jedem der Bereiche liegen verschiedene Ausfallursachen zugrunde. Entsprechend den verschiedenen<br />
Ausfallursachen erfordert jeder Bereich andere Maßnahmen zur Erhöhung der<br />
Zuverlässigkeit. So kann die Ausfallrate <strong>im</strong> Bereich der Frühausfälle durch entsprechende<br />
Prüfungen bei der Abnahme reduziert werden. Daneben kann durch geeignete Instandhaltungsstrategien<br />
der Bereich der Zufallsausfälle in die Länge und der Bereich der Verschleiß-<br />
und Ermüdungsausfälle nach hinten verschoben werden.<br />
t
Instandhaltungsstrategien<br />
Q 05528<br />
© iw b 2005<br />
Instandhaltungsstrategie<br />
-ausfallbedingt<br />
"Feuerwehrstrategie"<br />
- periodisch vorbeugend<br />
"Präventivstrategie"<br />
- zustandsabhängig<br />
vorbeugend<br />
"Inspektionsstrategie"<br />
Vorteil<br />
volle<br />
Nutzung der<br />
Bauelementelebensdauer<br />
hohe<br />
Verfügbarkeit<br />
Planbarkeit<br />
hohe<br />
Zuverlässigkeit<br />
Planbarkeit<br />
Es stehen 3 Grundstrategien zur Verfügung:<br />
1. Ausfallstrategie:<br />
Nachteil<br />
hohe<br />
Ausfallzeit<br />
hohe<br />
Kosten<br />
zusätzliche<br />
Inspektion<br />
5-64<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
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Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Abnutzungsvorrat<br />
Schadensgrenze<br />
Abnutzungsvorrat<br />
Schadensgrenze<br />
Abnutzungsvorrat<br />
Schadensgrenze<br />
volle<br />
Funktionsfähigkeit<br />
unzulässige<br />
Beeinträchtigung<br />
volle<br />
Funktionsfähigkeit<br />
Inspektion<br />
Restabnutzungsvorrat<br />
Ausfallzeit<br />
Ausfallzeit<br />
Soll- Zustand<br />
Soll- Ist-<br />
Differenz<br />
Restnutzungsdauer<br />
Die Ausfallstrategie eignet sich, wenn das Betriebsmittel nicht jederzeit verfügbar sein muss,<br />
keine hohe Zuverlässigkeit gefordert ist, keine hohen Folgeschäden zu erwarten sind und<br />
der Zustand des Betriebsmittels nicht vermittelt werden kann.<br />
2. Präventivstrategie:<br />
Eine periodisch wirksame Präventivstrategie ist sinnvoll, wenn das Betriebsmittel jederzeit<br />
verfügbar sein muss, hohe Zuverlässigkeit gefordert ist, technische Folgeschäden zu erwarten<br />
sind, oder die Kosten einer periodischen Instandsetzung geringer sind als die möglichen<br />
Folgekosten durch den Ausfall.<br />
3. Inspektionsstrategie:<br />
Die zustandsabhängige vorbeugende Inspektionsstrategie wird angewandt, wenn durch<br />
Soll/Ist-Vergleiche der Abnutzungszustand, die restliche Nutzungsdauer und damit der voraussichtliche<br />
Ausfallzeitpunkt best<strong>im</strong>mt werden können. Voraussetzung dazu ist die Ermittlung<br />
des Verschleißverhaltens des Betriebsmittels mit vertretbarem Aufwand.<br />
Grundsätzlich ist eine fachgerechte Instandhaltung der Betriebsmittel eine Grundvoraussetzung<br />
für die Produktion von <strong>Qualität</strong>sprodukten. Dabei sollten einfache Wartungsarbeiten<br />
regelmäßig und selbständig vom Bedienpersonal und aufwendige Instandsetzungsarbeiten<br />
von Experten durchgeführt werden. In der Praxis hat sich gezeigt, dass der Ausschussanteil<br />
durch umfassende Instandhaltungsmaßnahmen um bis zu 50% reduziert werden kann.<br />
Ausfallzeit<br />
Schaden<br />
Zeit<br />
Zeit<br />
Zeit
<strong>Qualität</strong>ssicherung in der Beschaffung<br />
Q 05529<br />
© iw b 2005<br />
prozessorientiert<br />
betriebsmittelorientiert<br />
5.5.3 Maßnahmen in der Beschaffung<br />
5-65<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
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Maßnahmen<br />
in der Beschaffung<br />
<strong>Qualität</strong>sbetrachtung<br />
von Lieferanten<br />
Waren<br />
Die Beschaffung von Material, Komponenten oder Einzelteilen macht einen Transfer des<br />
internen <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s über die Grenzen des eigenen Unternehmens hinaus notwendig.<br />
Aufgrund des fehlenden direkten Einflusses auf die <strong>Qualität</strong> der Waren best<strong>im</strong>men<br />
zusätzliche Gesichtspunkte die Arbeit des <strong>Qualität</strong>swesens. Die Integration von psychologischen,<br />
logistischen, rechtlichen und <strong>Qualität</strong>saspekten ist für eine fruchtbare Zusammenarbeit<br />
mit Zulieferbetrieben unabdingbar.
Steigende Anforderungen an die<br />
<strong>Qualität</strong>ssicherung von Lieferant und<br />
Kunde<br />
Q 05530<br />
© iw b 2005<br />
1950 1960 1970 1980 1990<br />
Zukaufteile werden komplexer<br />
Entwicklungsanteil steigt<br />
Kapitalbindung steigt<br />
hohe Anforderungen an die<br />
<strong>Qualität</strong>ssicherung in der<br />
Produktion des Lieferanten<br />
5.5.3.1 Ausgangssituation<br />
LIEFERANTEN ZA H L<br />
FERTIGUNGSTIEF E<br />
5-66<br />
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2000<br />
Bedeutender Anteil an der Wertschöpfung<br />
des Produkts wird<br />
durch Beschaffung abgedeckt<br />
hohe Anforderungen an die<br />
<strong>Qualität</strong>ssicherung <strong>im</strong> Wareneingang<br />
des Kunden<br />
Die Abnahme der Fertigungstiefe bei gleichzeitigem Rückgang der Zuliefererzahl (Single<br />
Sourcing) in den letzten Jahren ist Hauptursache für steigende Anforderungen an die <strong>Qualität</strong>ssicherung,<br />
sowohl bei Kunden als auch be<strong>im</strong> Lieferanten.<br />
In der Automobilindustrie liegt bspw. der Anteil der zugekauften Waren bei 60% und ist damit<br />
in den vergangenen Jahren um über 20% gestiegen. Der Wertschöpfungsanteil, der durch<br />
Beschaffung abgedeckt wird, liegt bereits höher als der der Fertigung. Die Anforderungen an<br />
die <strong>Qualität</strong>ssicherung <strong>im</strong> Bereich der Wareneingangsprüfung nehmen als Konsequenz daraus<br />
zu.<br />
Vom Abnehmer werden in verringertem Maße Einzelteile und in verstärktem Maße Produktsysteme<br />
bzw. vormontierte Baugruppen bestellt. Der Komplexitätszuwachs der georderten<br />
Zulieferteile wirkt sich insbesondere auf die Entwicklungskosten und –risiken des Zulieferers<br />
aus. Die Reduzierung der Aufwendungen für Forschung und Entwicklung, Fertigung und<br />
<strong>Qualität</strong>ssicherung be<strong>im</strong> Kunden führt zu einer entsprechenden Zunahme dieser Posten<br />
be<strong>im</strong> Zulieferer. Zudem erhöht sich seine Kapitalbindung.<br />
Um dieses erhöhte Risiko abzudecken, ist der Druck auf die <strong>Qualität</strong>ssicherung des Zulieferbetriebs<br />
enorm. Hinzu kommen die Forderungen des Kunden, der aufgrund des hohen Wertschöpfungsanteils<br />
<strong>im</strong> Zuliefergeschäft besonderes Augenmerk auf die <strong>Qualität</strong>saktivitäten<br />
des Lieferanten legt.
Ablauf der Be schaffung<br />
aus Sicht der <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
Q 05531<br />
© iw b 2005<br />
technische Lieferbedingung<br />
Erstmusterbewertung<br />
in Ordnung<br />
nicht<br />
in Ordnung<br />
5-67<br />
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Produktbeschreibung<br />
Konstruktion<br />
Prüfplanung <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
Lieferantenauswahl<br />
Bestellung<br />
Prüfauftrag<br />
Identprüfung<br />
Erstprüfung<br />
Bereitstellung für die Produktion<br />
Nacharbeit<br />
<strong>Qualität</strong>ssicherung + Einkauf<br />
Konstruktion + Einkauf<br />
<strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
Einkauf<br />
<strong>Qualität</strong>ssicherung + AV<br />
Wareneingang + <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
Wareneingang + <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
Rückweisung<br />
Einkauf<br />
Fertigung<br />
Am chronologischen Ablauf der Beschaffung wird die Integration aller Bereiche eines Unternehmens<br />
deutlich. Im ersten Schritt erfolgt die detaillierte Produktbeschreibung durch die<br />
Konstruktion. Bei der sich anschließenden Prüfplanerstellung werden für das Zulieferteil die<br />
Prüfmerkmale sowie der Prüfumfang festgelegt. Weiterhin unterstützt die <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
die Einkaufsabteilung bei der Auswahl geeigneter Lieferanten durch Audits und Lieferantenbewertungen.<br />
Nach Festlegung der technischen Lieferbedingungen, die meist Gegenstand<br />
des Kaufvertrags sind, kann der Einkauf die Lieferverträge aushandeln.<br />
Während der Erstmusterbewertung werden die Vorgaben an einem Serienprodukt der<br />
Nullserie überprüft. Häufig sind danach letzte Änderungen an Konstruktions- und Fertigungsprozessen<br />
fällig. Bei positivem Ergebnis wird das Zulieferteil zur Bestellung freigegeben.<br />
Einige Tage vor der Warenanlieferung wird durch die Arbeitsvorbereitung auf Basis des<br />
Prüfplans der aktuelle Prüfauftrag erstellt. Bei Anlieferung erfolgt zunächst die Identprüfung,<br />
bei der die internen Bestelldaten aus dem Einkauf mit der tatsächlichen Warenlieferung verglichen<br />
werden. Ist laut Prüfauftrag nur die Identprüfung durchzuführen, wird die Ware für die<br />
Produktion bereitgestellt. In der Erstprüfung werden alle Prüfmerkmale überprüft. Werden<br />
dabei <strong>Qualität</strong>smängel aufgedeckt, wird <strong>im</strong> weiteren Vorgehen über die Rückweisung des<br />
Loses oder eine eventuelle Nacharbeit entschieden.
Wertanalytische Betrachtung<br />
unterschiedlicher Lieferanten<br />
© iw b 2005<br />
Entwicklungspotential<br />
und -leistung<br />
Q 05532 Quelle: nach VW<br />
Termindisziplin<br />
Preisverhalten<br />
Kommunikation<br />
Liefertreue<br />
Lieferflexibilität<br />
5-68<br />
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FE Einkauf Logistik QS Produktion<br />
Checklistenverfahren<br />
5.5.3.2 Lieferantenbewertung<br />
Bewertende Bereiche des Unternehmens<br />
Punktbewertungsmethode<br />
ausgewählter Lieferant<br />
<strong>Qualität</strong>sfähigkeit<br />
und<br />
<strong>Qualität</strong>sleistung<br />
Geldwertmethode<br />
Die <strong>Qualität</strong>sbewertung der Lieferanten lässt sich grob in zwei Bereiche teilen:<br />
Montageprobleme<br />
Reaktion bei<br />
Beanstandungen<br />
− Bewertung vor Auftragsvergabe mit dem Ziel der Lieferantenauswahl<br />
− Beurteilung bei laufender Lieferung mit dem Ziel des <strong>Qualität</strong>snachweises des Lieferanten.<br />
Die meisten Methoden der <strong>Qualität</strong>ssicherung können in beiden Bereichen eingesetzt werden.<br />
Je nach Bereich stehen unterschiedliche Bewertungskriterien <strong>im</strong> Vordergrund.<br />
Um eine objektive Lieferantenbewertung zu begründen, werden in der Praxis verschiedene<br />
Verfahren eingesetzt. Be<strong>im</strong> Checklistenverfahren werden die für best<strong>im</strong>mte Bedarfssituationen<br />
relevanten Kriterien aufgelistet und die Angebote der Lieferanten überprüft, inwieweit<br />
sie das Anforderungsprofil erfüllen.<br />
Die Punktbewertungsmethode verwendet als Grundlage gewichtete Kriterien. Aus der<br />
Kombination von Erfüllungsgrad und Gewichtung ergibt sich die Rangfolge. Die Methode ist<br />
der Nutzwertanalyse sehr ähnlich.<br />
Die Geldwertmethode beruht auf einer konsequenten Anwendung der <strong>im</strong> Materialwirtschaftsbereich<br />
bekannten Technik der Wertanalyse. Den einzelnen Kriterien werden nach<br />
eigenen Unternehmenszielen Geldwerte zugewiesen. Die Summe der Geldwerte der unterschiedlichen<br />
Angebote wird gegenübergestellt.
Direkte Lieferantenbeurteilung<br />
Q 05533<br />
© iw b 2005<br />
Direkt<br />
Produkt<br />
Beurteilung von: - Produktqualität<br />
- Logistische <strong>Qualität</strong> Logistik<br />
kritischer Fehler<br />
Hauptfehler<br />
Nebenfehler<br />
Q<br />
Q<br />
Produkt<br />
Audit<br />
Q<br />
Logistik<br />
<strong>Qualität</strong>swertzahl<br />
QGesamt Lieferantenbeurteilung<br />
5-69<br />
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Liefertreue<br />
mo di mi do fr<br />
Lieferflexibilität<br />
mo di mi do fr<br />
Änderungsflexibilität<br />
Indirekt<br />
Die Lieferantenbeurteilung ist ein wichtiges Regelinstrument zur objektiven Beurteilung von<br />
Lieferant und Lieferung über den Zeitpunkt der Bestellung hinaus. Es lassen sich zwei Verfahren<br />
unterscheiden, wobei Überschneidungen vorhanden sind.<br />
• Direkte Lieferantenbeurteilung<br />
• Indirekte Lieferantenbeurteilung<br />
Bei der direkten Lieferantenbeurteilung steht die fortlaufende Überwachung der tatsächlichen<br />
Produktqualität sowie der logistischen <strong>Qualität</strong> <strong>im</strong> Vordergrund. Grundlage für die Berechnung<br />
der Produkt-<strong>Qualität</strong>skennzahl sind die Ergebnisse der Wareneingangsprüfung.<br />
Jede Nichterfüllung eines <strong>Qualität</strong>smerkmals wird als Fehler gewertet und in Abhängigkeit<br />
seiner Schwere gewichtet. Auf ähnlicher Grundlage erfolgt die Berechnung der Logistik-<br />
<strong>Qualität</strong>skennzahl. Logistische <strong>Qualität</strong>smerkmale sind bspw. die Lieferzeit und –treue oder<br />
die Reaktion auf Änderungswünsche. Die <strong>Qualität</strong>swertzahl ergibt sich aus den einzelnen<br />
Kennzahlen, wobei zusätzlich auch die Ergebnisse einer Audit-Bewertung mit einfließen<br />
können. Anhand der <strong>Qualität</strong>swertzahl, die kontinuierlich aktualisiert wird, lässt sich die aktuelle<br />
<strong>Qualität</strong>sfähigkeit des Lieferanten darstellen.
Indirekte Lieferantenbeurteilung<br />
Q 05534<br />
© iw b 2005<br />
Direkt<br />
Systemaudit<br />
Beurteilung der<br />
einzelnen Elemente des<br />
<strong>Qualität</strong>sicherungssystems<br />
auf ihre Existenz<br />
und ihre Anwendung<br />
Lieferantenbeurteilung<br />
Indirekt<br />
Beurteilung von: - Arbeitsweise<br />
- Systematik<br />
- Einrichtungen<br />
- Mitarbeiter<br />
durch<br />
<strong>Qualität</strong>saudit<br />
Verfahrensaudit<br />
Überprüfung best<strong>im</strong>mter<br />
Verfahren und Arbeitsabläufe<br />
auf Einhaltung<br />
und Zweckmäßigkeit<br />
5-70<br />
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Produktaudit<br />
systemorientiert verfahrensorientiert produktorientiert<br />
Untersuchung einer<br />
kleinen Zahl von Produkten<br />
auf Übereinst<strong>im</strong>mung<br />
mit den vorgegebenen<br />
<strong>Qualität</strong>smerkmalen<br />
Im Gegensatz zur direkten bewertet die indirekte Lieferantenbeurteilung die Arbeitsweise,<br />
Systematik sowie die Einrichtungen und Mitarbeiter des Lieferanten. Sie bezieht sich damit<br />
nicht direkt auf das tatsächlich erzielte Ergebnis, sondern auf den gesamten Entstehungsprozess.<br />
Die Beurteilung erfolgt in Form sogenannter Audits, die system-, verfahrens- oder<br />
produktorientiert sein können.<br />
Das <strong>Qualität</strong>saudit ist eine systematische und unabhängige Untersuchung, um festzustellen,<br />
ob die qualitätsbezogenen Tätigkeiten und die damit zusammenhängenden Ergebnisse<br />
den geplanten Anforderungen entsprechen und ob diese Anforderungen wirkungsvoll realisiert<br />
werden können und geeignet sind, die Ziele zu erreichen.<br />
Das Systemaudit überprüft das QS-System auf seine Effizienz und veranlasst die Einleitung<br />
oder Überwachung von Verbesserungen. Betrachtet werden dazu Verfahrensanweisungen,<br />
deren Inhalt und Befolgung und vor allem deren Wirksamkeit <strong>im</strong> Hinblick auf das Erreichen<br />
der <strong>Qualität</strong>sziele.<br />
Das Verfahrensaudit überprüft Verfahren und Arbeitsabläufe auf Einhaltung und Zweckmäßigkeit<br />
und versucht mögliche Schwachstellen aufzudecken.<br />
Ziel des Produktaudits ist es festzustellen, wo Fehlerschwerpunkte, systematische Fehler<br />
oder Entwicklungstrends von Fehlern ihre Ausprägung am Produkt haben und wo ihre Ursachen<br />
liegen.<br />
Die Lieferantenaudits werden jedoch mehr und mehr von einer vertraglich vereinbarten <strong>Qualität</strong>ssicherungsnachweisführung<br />
und der Zertifizierung abgelöst. Die Zertifizierung ist ein<br />
Audit durch eine anerkannte Zertifizierungsstelle.
Prüfung von Erstmustern<br />
Erstmuster:<br />
Wann wird geprüft?<br />
Warum wird geprüft?<br />
Was wird geprüft?<br />
Wie wird geprüft?<br />
Wer prüft?<br />
Q 05535<br />
© iw b 2005<br />
5-71<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Geringe Anzahl von Produkten aus einem größeren Produktionslauf,<br />
der mit endgültigen Werkzeugen und Prozessen durchgeführt wurde<br />
QS-Maßnahmen bei Zulieferanten<br />
- vor der ersten Serienlieferung des Produkts<br />
- vor der ersten Serienlieferung nach Produkt- oder Prozessänderung<br />
- vor der ersten Serienlieferung von einer neuen Fertigungsstätte oder<br />
nach Verwendung neuer oder verlagerter Werkzeuge und Einrichtungen<br />
- Feststellung systematischer Fehler noch vor Serienlieferung<br />
- Korrekturen durch Lieferant können sofort veranlasst werden<br />
- Festgelegte, wichtige Produktmerkmale<br />
- Vollprüfung: Materialprüfung<br />
Geometrieprüfung<br />
Funktionsprüfung<br />
- Kunde prüft be<strong>im</strong> Lieferant<br />
- Lieferant prüft, erstellt Bericht zum Nachweis<br />
Die bei den Zulieferanten zu treffenden QS-Maßnahmen entsprechen denjenigen, die auch<br />
be<strong>im</strong> Produzenten bzw. Kunden getroffen werden. Ziel ist, daß durch geeignete QS-<br />
Maßnahmen be<strong>im</strong> Lieferanten die Wareneingangskontrolle be<strong>im</strong> Kunden entweder auf<br />
Stichproben- oder Identprüfungen reduziert werden oder ganz entfallen kann.<br />
5.5.3.3 Wareneingangsprüfung<br />
Ein Erstmuster ist eine geringe Anzahl von Produkten aus einem größeren Produktionslauf,<br />
der mit endgültigen Werkzeugen und Prozessen durchgeführt wurde. Mit der Erstmusterprüfung<br />
soll bestätigt werden, dass unter Produktionsbedingungen gefertigte Teile allen Anforderungen<br />
von Zeichnungen und Spezifikationen entsprechen.<br />
Die Prüfung wird bei neuen oder geänderten Produkten sowie nach Prozess- und Betriebsmitteländerungen<br />
durchgeführt. Ziel ist eine Fehlervermeidung noch vor Serienanlauf.<br />
Die Prüfdurchführung hängt von den Erfahrungen vergangener Erstmusterprüfungen sowie<br />
vom Ergebnis der laufenden Lieferantenbeurteilung ab. So kann beispielsweise ein hoch<br />
eingestufter Lieferant die Erstmusterprüfung selbständig durchführen und das Ergebnis sowie<br />
das Muster an den Kunden weitergeben. Bei negativen Erfahrungen und Lieferanten<br />
ohne <strong>Qualität</strong>sfähigkeitsnachweis oder bei kritischen Prozessen übern<strong>im</strong>mt der Kunde die<br />
Prüfaufgaben be<strong>im</strong> Lieferanten.
Prüfstrategien <strong>im</strong> Wareneingang<br />
© iw b 2005<br />
Kritischer<br />
Fehler<br />
Automatisierbarkeit<br />
der Messung<br />
Produkte<br />
Stückzahlen<br />
5-72<br />
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Vertrauensbasis<br />
Lieferant - Kunde<br />
Prüfdynamisierung<br />
Hauptfehler<br />
Neben-<br />
Fehler<br />
Strategie Vollprüfung 100% Prüfung Stichprobenprüfung Prüfverzicht<br />
Q 05536<br />
Aus der Tradition der “Kontrolle” zählt die <strong>Qualität</strong>sprüfung <strong>im</strong> Wareneingang zu den klassischen<br />
Aufgaben der <strong>Qualität</strong>ssicherung in der Beschaffung. Die Unterschiede zur Fertigungsüberwachung<br />
liegen in der Betrachtung klar definierter Mengen (Lose), die <strong>im</strong> Rahmen<br />
von Stichprobenüberprüfungen auf das Vorhandensein best<strong>im</strong>mter, vertraglich festgelegter<br />
Eigenschaften überprüft werden.<br />
Die Art der Prüfstrategie, die <strong>im</strong> Wareneingang eingesetzt wird, ist von mehreren Faktoren<br />
abhängig. So entscheiden bspw. die Automatisierbarkeit der Messung, die Gesamtstückzahlen<br />
oder das Vertrauensverhältnis zwischen Kunden und Lieferanten über die Art der Prüfung.<br />
Weiterhin kann die Prüfstrategie in Abhängigkeit vergangener, positiver Prüfergebnisse,<br />
<strong>im</strong>mer weiter entschärft werden (Prüfdynamisierung), bis hin zum Prüfverzicht.<br />
Bei der Best<strong>im</strong>mung des Prüfumfangs sowie der Auswahl der Prüfmerkmale ist die Auswirkung<br />
eines Fehlers des Zulieferteils auf die weitere Fertigung oder das fertige Produkt zu<br />
berücksichtigen. Nach DIN 55350 unterscheidet man hierzu für den Wareneingangsbereich<br />
die 3 Fehlerarten: Kritischer Fehler, Hauptfehler und Nebenfehler.<br />
Bei der Vollprüfung bzw. der vollständigen Prüfung wird das gesamte Los auf Einhaltung<br />
aller Produktspezifikationen überprüft.<br />
Im Gegensatz dazu überprüft die 100%-Prüfung nur ausgewählte <strong>Qualität</strong>smerkmale, jedoch<br />
ebenfalls an allen Teilen eines Loses.
Schema einer fortlaufenden<br />
Wareneingangsprüfung<br />
Q 05537<br />
© iw b 2005<br />
Datenbasis<br />
Lieferschein-<br />
Erfassung<br />
Prüfergebnis-<br />
Erfassung<br />
Entscheidung<br />
5-73<br />
Prüfanweisung<br />
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Wareneingang<br />
Prüfverfahren<br />
Stichprobe<br />
Ergebnis<br />
Die Durchführung der Wareneingangsprüfung ist als kontinuierlicher Prozess zu sehen. Beginnend<br />
mit der Anlieferung der Ware wird auf Basis des Lieferscheins sowie des zugehörigen<br />
Prüfplans eine Prüfanweisung ausgegeben. Nach dem festgelegten Prüfverfahren wird<br />
eine Stichprobenprüfung der Ware durchgeführt und das Ergebnis festgehalten. Das Prüfergebnis<br />
wird in eine Datenbasis integriert, die unter Berücksichtigung vergangener Ergebnisse<br />
die Prüfanweisung für die nächste Warenanlieferung dynamisch anpasst.<br />
Die Annahme-Stichprobenprüfung n<strong>im</strong>mt in Kauf, dass ein Anteil der fehlerhaften Einheiten<br />
nicht erkannt wird, denn es wird nur eine Teilmenge des Loses, die Stichprobe, geprüft. Die<br />
damit verbundenen Risiken lassen sich jedoch abschätzen. Die Vorteile der Stichprobenprüfung<br />
sind:<br />
− geringere Prüfkosten,<br />
− weniger Hantierungsfehler,<br />
− Anwendung auch bei zerstörender Prüfung,<br />
− Lose sind schneller verfügbar,<br />
− weniger Prüfpersonal mit besserer Qualifikation<br />
− Motivation durch höherwertige und weniger monotone Arbeit<br />
− Rückweisung von Losen hat Signalwirkung<br />
− Bestandsaufnahme bei Lieferant und Abnehmer<br />
Es gibt zwei Möglichkeiten, bei der Durchführung einer stichprobenartigen Abnahmeprüfung<br />
eine Fehlentscheidung zu treffen. Man kann das Los abweisen, obwohl der Fehleranteil <strong>im</strong><br />
Los den Grenzwert nicht überschreitet. Diese Fehlentscheidung heißt Fehler 1. Art, Lieferantenrisiko<br />
oder α-Fehler, wobei die Eintrittswahrscheinlichkeit mit α bezeichnet wird. Der ande-
e mögliche Irrtum besteht darin, dass man das Los ann<strong>im</strong>mt, obwohl die <strong>Qualität</strong> des Loses<br />
zu gering ist. Dieser Fehler heißt Fehler 2. Art, Abnehmerrisiko, oder β-Fehler. Die Wahrscheinlichkeiten<br />
für das Begehen eines Fehlers 1. und 2. Art lassen sich berechnen. Man<br />
kann aber auch die Eintrittswahrscheinlichkeit vorgeben und die Prüfvorschrift entsprechend<br />
auslegen.<br />
Strategien der Beschaffung<br />
Q 05539<br />
Lieferantenbeurteilung<br />
Lieferantenbewertung<br />
Lieferantenaudit<br />
Erstmusterprüfung<br />
Eingangsprüfung<br />
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Single Sourcing<br />
5-74<br />
Just in T<strong>im</strong>e<br />
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Kunde Lieferant<br />
Null-Fehler-Lieferung<br />
Es existieren unterschiedliche Stichprobensysteme für die zählende und die messende Abnahmeprüfung.<br />
Die Prüfstrategie besteht darin,<br />
• die Wahrscheinlichkeit für die Rückweisung einzelner guter Lose prinzipiell klein zu halten,<br />
wenn die <strong>Qualität</strong>slage der angelieferten Lose gleich einer vereinbarten <strong>Qualität</strong>slage<br />
oder besser ist,<br />
• die Wahrscheinlichkeit für die Annahme einzelner schlechter Lose prinzipiell klein zu halten,<br />
wenn die <strong>Qualität</strong>slage der angelieferten Lose schlechter als eine vereinbarte <strong>Qualität</strong>slage<br />
ist,<br />
• einen wirtschaftlichen Kompromiss zu finden zwischen Prüfaufwand und Risiko für Lieferant<br />
und Abnehmer.<br />
Just-in-T<strong>im</strong>e-Lieferung bedeutet, dass das Zulieferteil exakt zum benötigten Zeitpunkt an den<br />
Abnehmer geliefert wird. Ziel ist dabei die Wirtschaftlichkeit durch Wegfall eines Wareneingangslagers<br />
und der Wareneingangsprüfung zu erhöhen. Dies setzt Null-Fehler-Lieferungen<br />
voraus. Dies bedeutet wiederum eine Beschränkung auf nur wenige Zulieferer (Single Sourcing)<br />
und deren langfristige Bindung. Die Basis für diese enge Kunden-Lieferant-Beziehung<br />
sind sehr detailliert gestaltete Verträge, die nicht nur Spezifikationen des Produktes beinhalten,<br />
sondern auch Anforderungen an die Produktionsmittel und <strong>Qualität</strong>ssicherungsaktivitäten.
<strong>Vorlesungsskript</strong><br />
<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />
<strong>Qualität</strong> <strong>im</strong> Produktlebenszyklus<br />
6 Betreuung nach der Produkterstellung 6-1<br />
6.1 Aufgaben nach der Produkterstellung......................................................................6-1<br />
6.2 Inbetriebnahme ........................................................................................................6-2<br />
6.3 <strong>Qualität</strong> <strong>im</strong> Produkteinsatz .......................................................................................6-3<br />
6.3.1 Kundenbetreuung .....................................................................................6-3<br />
6.3.2 Ermittlung des Einsatzverhaltens .............................................................6-5<br />
6.3.3 Weibullanalyse .........................................................................................6-8<br />
6.3.4 Isochronendiagramm..............................................................................6-10<br />
6.4 Umweltverträglichkeit .............................................................................................6-11<br />
6.4.1 Recylingfähigkeit ....................................................................................6-11<br />
6.4.2 Demontagefähigkeit................................................................................6-12<br />
5-1
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Betreuung nach der Produkterstellung<br />
Aufgabenbereichen der Betreuung<br />
nach der Produkterstellung<br />
Q 06101<br />
© iw b 2005<br />
6- 1<br />
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und Betriebswissenschaften<br />
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Aufgabenbereiche der Betreuung nach der Produkterstellung<br />
Auslieferung Inbetriebnahme Produkteinsatz Rückführung<br />
- Handhabung<br />
- Lagerung<br />
- Identifikation<br />
- Verpackung<br />
- Versand<br />
(Distribution)<br />
- Anlauf<br />
- Dokumentationen (Anleitungen)<br />
- Kundendienst<br />
(Ersatzteil-, Reparaturservice)<br />
- Ermittlung des Einsatzverhaltens<br />
Auswertung und Analyse des Produktverhaltens<br />
6 Betreuung nach der Produkterstellung<br />
6.1 Aufgaben nach der Produkterstellung<br />
- Redistribution<br />
- Demontage<br />
- Recycling<br />
<strong>Qualität</strong> hört nicht mit der Produkterstellung auf. Sie hat auch unmittelbar vor, während und<br />
nach dem Produkteinsatz eine hohe Bedeutung, da der Kunde <strong>Qualität</strong> auch nach den Leistungen<br />
des Kundenservice misst. Die einzelnen <strong>Qualität</strong>saspekte nach der Produkterstellung<br />
sind <strong>im</strong> Bild dargestellt. Daraus lassen sich zwei Aufgabenbereiche ableiten:<br />
• unmittelbare Aufgaben:<br />
Zufriedenstellen des gegenwärtigen Kunden durch z.B. ordnungsgemäße Auslieferung,<br />
Funktionsfähigkeit sowie Information über Funktion und Gebrauch.<br />
• mittelbare Aufgaben:<br />
Sichern der <strong>Qualität</strong> zukünftiger Produkte und damit der Zufriedenheit zukünftiger Kunden<br />
durch ständige Analyse des Produktverhaltens be<strong>im</strong> Kunden z.B. durch Auswertung von<br />
Kundenreklamationen, Kundendienstberichten usw.. Um dies zu erreichen, muss das<br />
Kundenrückinformationssystem eng mit dem Marketingbereich verknüpft sein, um so laufend<br />
die ermittelten Informationen bei der Planung neuer Produkte oder <strong>im</strong> Rahmen von<br />
Modellpflege einfließen lassen zu können. <strong>Qualität</strong>ssichernde Methoden bei der Produktplanung<br />
wurden in Kapitel 3 vorgestellt.
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Betreuung nach der Produkterstellung<br />
<strong>Qualität</strong> bei der Inbetriebnahme<br />
Q 06201<br />
© iw b 2005<br />
Grundsatz<br />
Einteilung<br />
Bezeichnung<br />
Überprüfung<br />
Informationsaufbereitung<br />
6- 2<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
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Produktqualität verfügbare Information<br />
Informationspräsentation<br />
6.2 Inbetriebnahme<br />
Grundsatz:<br />
Erstellen einer Anleitung<br />
Information nach Empfänger ausrichten<br />
Gebrauchsanleitung, Montageanleitung, Inbetriebsetzungsanleitung,<br />
Bedienungsanleitung, Zubereitungsanleitung<br />
- Verfasser: Vollständigkeit, Genauigkeit, Eindeutigkeit<br />
- Fachleute: sachliche Richtigkeit<br />
- Berater: Lernwirksamkeit, Richtigkeit der Sprache<br />
Gliederung in Lernziele und Lernschritte<br />
einfache Darstellung<br />
Handzettel, Bücher, Aufkleber, Hotline, Video, Helpfiles<br />
Die <strong>Qualität</strong> des Produktes ist untrennbar mit der <strong>Qualität</strong> der zur Verfügung gestellten Information<br />
über die Bedienung des Produktes verbunden. Der Betrieb eines Produktes ist<br />
<strong>im</strong>mer dann ein Risiko, wenn die notwendige Information nicht, unvollständig oder zu umfangreich<br />
vorhanden ist. Ungenügende Information und daraus resultierendes Fehlverhalten<br />
können die Produkthaftplicht auslösen. Wichtig ist die Ausrichtung von Anleitungen auf den<br />
Benutzer. Die Anleitung ist die "Visitenkarte" des Produkts.<br />
Bezeichnungen von Anleitungen:<br />
Die Gebrauchsanleitung stellt in Kurzform für einfache Geräte alles Wissenswerte über<br />
Verwendungszweck, Inbetriebsetzung und Bedienung dar.<br />
Die Zubereitungsanleitung tritt bei Lebensmitteln an Stelle der Gebrauchsanleitung. Auf<br />
Gefahren sollte hingewiesen werden.<br />
Eine Montageanleitung (Aufbaurichtlinie) wird benötigt, wenn komplizierte Produkte vor<br />
ihrem Einsatz mit anderen Baugruppen zu einem System zusammengefügt und evtl. angepasst<br />
und modifiziert werden müssen.<br />
Die Inbetriebsetzungsanleitung ist die Anleitung für die Inbetriebnahme und beschreibt den<br />
ordnungsgemäßen Anschluss an Versorgungs- und Entsorgungsnetze (Strom, Wasser, Gas<br />
...) und die Gefahren.
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Betreuung nach der Produkterstellung<br />
Kundenanforderungsprofil an den<br />
Service<br />
© iw b 2005<br />
Leistungsmerkmal<br />
- Eintreffen in der erwarteten Zeit<br />
- vollständige, gründliche Reparatur<br />
- schnelle Reparatur<br />
- Kompetenter Telefonpartner<br />
- Techniker hört zu<br />
- schnelle problemlose Installation<br />
- Techniker höflich und interessiert<br />
- Schulung für kleine Störungen<br />
- Rücknahme von Verbrauchsmaterial<br />
- Ferndiagnose<br />
6- 3<br />
47 %<br />
46 %<br />
43 %<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
"wichtig für ... % aller Befragten"<br />
96 %<br />
93 %<br />
90 %<br />
79 %<br />
70 %<br />
69 %<br />
67 %<br />
0 1 0 2 0 3 0 4 0 5 0 6 0 7 0 8 0 9 0 1 00<br />
Die Bedienungsanleitung beschreibt die notwendigen Maßnahmen zur Ingangsetzung,<br />
Überwachung, Steuerung und Pflege während des Betriebs, Außerbetriebsetzung und<br />
Selbsthilfemaßnahmen bei Betriebsausfall.<br />
6.3 <strong>Qualität</strong> <strong>im</strong> Produkteinsatz<br />
6.3.1 Kundenbetreuung<br />
Das Kundenanforderungsprofil an den Service ist oft je nach Branche, Marktsegment oder<br />
regionalen Gesichtspunkten sehr unterschiedlich. Deshalb gilt es herauszufinden: welches<br />
sind die entscheidenden Bedürfnisse und in welcher Reihenfolge treten sie auf? Wichtige<br />
Kriterien sind:<br />
• Erreichbarkeit<br />
• Reaktionszeit<br />
• Ersatzteilverfügbarkeit<br />
• Preis/Leistungsverhältnis<br />
• Technische Kompetenz
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Betreuung nach der Produkterstellung<br />
Ermittlung des Einsatzverhaltens<br />
© iw b 2005<br />
S<strong>im</strong>ulation einzelner<br />
Beanspruchungen<br />
Umwelts<strong>im</strong>ulation<br />
Feldversuche<br />
vor Kundeneinsatz<br />
Befragung<br />
Beobachtung<br />
Exper<strong>im</strong>ent<br />
Daten<br />
6- 4<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Serienerprobung Marktforschung Felddatenerfassung<br />
Kriterien zur Messung der Servicequalität:<br />
Ermittlung des Einsatzverhaltens<br />
Methode<br />
in Garantiezeit<br />
Während Kundeneinsatz /<br />
Kundenrückinformationssystem<br />
Auswerten der gesammelten Daten<br />
Korrekturmaßnahmen<br />
Rückkopplung zu Produktplanung<br />
nach Garantiezeit<br />
• Reaktionszeit<br />
• Störungsbeseitigung be<strong>im</strong> ersten Besuch<br />
• Ausbleiben von Wiederholungen der Störung<br />
• Perfektionsgrad der Installation<br />
Service ist sehr personalintensiv. Die Auswahl, Qualifizierung, Weiterbildung und der zielorientierte<br />
Einsatz des Servicepersonals sind daher entscheidend, um sowohl aus Kundensicht<br />
als auch aus innerbetrieblicher Sicht kostengünstig arbeiten zu können.<br />
6.3.2 Ermittlung des Einsatzverhaltens<br />
Serienerprobung: Prüfung auf Überlebenswahrscheinlichkeit vollständiger, verkaufsfertiger<br />
Produkte.<br />
S<strong>im</strong>ulation einzelner Beanspruchungen: Min<strong>im</strong>ieren der Anzahl der äußeren Einflüsse, S<strong>im</strong>ulation<br />
einzelner Prüfbedingungen, Beanspruchungen deutlich über den Betriebsbeanspruchungen,<br />
Beschleunigen der Alterung und Aktivieren der Ausfallmechanismen.<br />
Umwelts<strong>im</strong>ulation: S<strong>im</strong>ulation einzelner Beanspruchungen, oft nicht den tatsächlichen Belastungen<br />
entsprechend, Kombination einzelner Beanspruchungen in Umwelts<strong>im</strong>ulation,<br />
Annäherung an Gebrauchssituationen.<br />
Feldversuche: Produkt <strong>im</strong> praktischen Einsatz unter realen Umweltbedingungen.<br />
Garantie<br />
Garantie
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Betreuung nach der Produkterstellung<br />
Prinzipieller Ablauf bei der<br />
Felddatenverarbeitung und -auswertung<br />
© iw b 2005<br />
Kennzahlen<br />
technische<br />
Statistik<br />
An alysen t<br />
6- 5<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Ausfalldaten Stammdaten Bezugsgrößen<br />
Datenaufbereitung<br />
- Weibull-Analyse<br />
Analysen<br />
- Garantiekosten-<br />
- Isochronen-Diagramm analyse<br />
An alysen t<br />
- Fehler, Schwachstellen<br />
- Lebensdauer<br />
- Wirksamkeit von Verbesserungen<br />
Kennzahlen<br />
Kaufmännische<br />
Statistik<br />
- Garantiekosten<br />
Marktforschung: vgl. auch 4.2.3 Datenbeschaffung bei der Ermittlung der Produktanforderungen.<br />
Befragung: Ermittlung des Ausfallverhaltens bei Investitions- und Konsumgütern; bei Konsumgütern<br />
häufig die einzige Möglichkeit eine Verbindung zum Kunden herzustellen.<br />
Beobachtung: Erfassung von wahrnehmbaren Sachverhalten wie Sort<strong>im</strong>entsbestände oder<br />
Kundenverhaltensweisen; dient zur Bewertung der Gebrauchstauglichkeit von Konsumgütern.<br />
Exper<strong>im</strong>ent: Befragung und Beobachtung mit exper<strong>im</strong>entellem Charakter, Konsument kennt<br />
seine Funktion als Testperson, Erfassung der Wirkung auf Verbraucher (z.B. der Preis<br />
etc.).<br />
Felddatenerfassung: Daten zeigen tatsächliche Gegebenheiten und Beanspruchungen der<br />
Nutzung ( Versuch) und liefern Auskünfte über Zuverlässigkeit. Die wichtigste<br />
Quelle für die Felddatenermittlung ist die Garantiereparatur, da zum einen eine vollständige<br />
Datenerfassung gewährleistet ist und zum anderen die hier anfallenden Kosten<br />
direkt vom Unternehmen zu tragen sind. Die Daten für eine spätere ausführliche<br />
Analyse werden aus der vom Kundendienstpersonal angefertigten Schadensdokumentation<br />
oder direkt aus Untersuchungen an den Ausfallteilen gewonnen.<br />
Stammdaten: werden benötigt, um später Ergebnisse zuordnen und Maßnahmen ableiten zu<br />
können (Identifizierung).<br />
Bsp.: Erzeugnisnummer; Erzeugnisbezeichnung; Angabe von Baureihe, Baumuster, Modell,<br />
Typ; Produktionsort; Hersteller.
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Betreuung nach der Produkterstellung<br />
Datenaufbereitung<br />
© iwb 2005<br />
Beleganalyse<br />
von Garantiefällen bei<br />
Geschirrspüler x<br />
Rennliste<br />
Auswertung der Ausfälle<br />
für den Geschirrspüler X<br />
<strong>im</strong> Quartal 4/97<br />
Geräusch<br />
Kein Wassereinlauf<br />
Kein Fehlerbefund<br />
Spülergebnis<br />
Türverschluss<br />
Korb / Korbrollen<br />
Platz<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
Häufigkeit<br />
123<br />
69<br />
61<br />
54<br />
42<br />
9.8.2006 Seite 7<br />
6- 6<br />
Institut für Werkzeugmaschinen<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Zäh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Ausfallratenanteile<br />
Fehlerort<br />
Umwälzpumpe<br />
Eingangsmagnetventil<br />
Durchlauferhitzer<br />
Türverschluss<br />
Reinigerbehälter<br />
Fehlerart<br />
lautes Spülgeräusch<br />
kein Wassereinlauf<br />
schlechtes Spülergebnis<br />
undicht<br />
schlechtes Spülergebnis<br />
Trend<br />
Kosten<br />
Ausfalldaten: geben Auskunft über Häufigkeit und Art der Ausfälle, eigentliche Aussage über<br />
das Verhalten der Produkte während der Nutzung. Zum Beispiel:<br />
• Fehlerdaten wie Fehlerarten (Fehlernummer), Fehlerort, Fehlerursachen<br />
• Reparaturart (gibt an, ob Garantiefall an einem neuen oder bereits reparierten oder ausgetauschten<br />
Erzeugnis aufgetreten ist)<br />
• Fertigungs-, Kauf-, Zulassungs-, Ausfalldatum (trendmäßige Vorhersage der Ausfallzahlen)<br />
Bezugsgrößen: liefern Auskunft über Produktionsausstoß wie z.B. Fertigungs- u. Verkaufsmengen<br />
eines Berichtzeitraums oder Anzahl der sich <strong>im</strong> Betrieb oder Garantie befindlichen<br />
Erzeugnisse.<br />
Kennzahlen: sind Hilfsgrößen für Statistiken, die alleine aber noch nicht genügend aussagekräftig<br />
sind.<br />
Bsp.: relative Schadenshäufigkeit = Summe der Kundendienstreparaturen / Summe der in<br />
Garantie befindlichen Geräte.<br />
Statistiken und Analysen:<br />
technische Statistiken: Ausfallstatistiken, Weibull-Analyse zur Einteilung nach Ausfallmechanismen,<br />
Isochronendiagramm zur Beurteilung von Änderungsmaßnahmen<br />
wirtschaftliche Statistiken: Garantiekostendiagramm (auch in Isochronendarstellung möglich)<br />
61,5<br />
60,0<br />
52,7<br />
33,8<br />
20,5
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Betreuung nach der Produkterstellung<br />
Im Bild wird ein mögliches Ergebnis einer monatlichen Beleganalyse von Garantiefällen bei<br />
einem Geschirrspüler gezeigt. Die <strong>im</strong> Reparaturschein eingetragenen Fehlerarten dienen als<br />
Grundlage für diese Analyse. Dabei werden die zehn häufigsten Fehler, ihre Ausfallratenanteile<br />
und die Änderung der Ausfallrate gegenüber dem vorherigen Berichtszeitraum dargestellt<br />
und ermöglichen so erste Fehlerbeseitigungsmaßnahmen einzuleiten bzw. bereits getroffene<br />
Korrekturmaßnahmen zu beurteilen.<br />
Eine weitere Möglichkeit der Datenaufbereitung ist die Darstellung der aufgetretenen Fehler<br />
in einer "Rennliste" (vgl. Bild). Die Fehler werden dabei nach ihrer Auftretenshäufigkeit sortiert<br />
und zu einer Tabelle zusammengestellt.<br />
Pareto-Analyse<br />
Die Pareto-Analyse (ABC-Analyse, Lorenz-Verteilung) liefert eine Rangordnung der Einflüsse,<br />
die ein <strong>Qualität</strong>sproblem betreffen.<br />
Man erkennt damit die wenigen wesentlichen Faktoren und kann sich bei der Bearbeitung<br />
auf sie konzentrieren.<br />
Pareto-Diagramme und –Tabellen enthalten <strong>im</strong>mer drei Grundelemente:<br />
(1) die Faktoren, die am betrachteten Problem insgesamt Anteil haben, absteigend geordnet<br />
nach der Größe ihres Einflusses<br />
(2) die Bedeutung jedes Einflußfaktors (zahlenmäßig)<br />
(3) den kumulierten Anteil der Einflußfaktoren (in Prozent)<br />
Vorgehen<br />
(1) Auswirkung jedes Einflußfaktors best<strong>im</strong>men, Gesamtsumme bilden<br />
(2) Einflußfaktoren vom bedeutendsten zum unbedeutendsten ordnen<br />
(3) Kumulierten Anteil an der Gesamtsumme in Prozent best<strong>im</strong>men<br />
(4) Linke senkrechte Achse zeichnen und beschriften (0 bis Gesamtsumme; Maßeinheit)<br />
(5) Waagrechte Achse zeichnen und beschriften (Einflußfaktoren von links nach rechts vom<br />
größten zum kleinsten)<br />
(6) Rechte senkrechte Achse zeichnen und beschriften (0 – 100%, 100% entspricht Gesamtsumme;<br />
„Kumulierter Anteil in %“)<br />
(7) Säulen zeichnen entsprechend der Größe jedes Einflußfaktors (Achse li.)<br />
(8) Kumulierten Anteil in % mit Linienzug darstellen (Achse rechts)<br />
(9) Diagramm analysieren<br />
(10) Titel, „wenige wesentliche“, „viele unwesentliche“ und deren kumulierten Anteil in<br />
Prozent angeben<br />
Beispiel<br />
Die Zentrale einer Firma erhielt von den Außenstellen oft fehlerhaft ausgefüllte Auftragsformulare.<br />
Diese enthielten 18 Positionen, die hier mit A bis R bezeichnet werden.<br />
Ein Team befaßte sich mit diesem Problem, prüfte eine Woche lang alle Aufträge und stellte<br />
dann eine Pareto-Tabelle (Q_U314 a)) auf.<br />
6- 7
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Betreuung nach der Produkterstellung<br />
Sie enthält 3 Grundelemente (vgl.S.1):<br />
Position am Anzahl der Anteil (%) an der Kumulierter<br />
Auftragsfomular Fehler Gesamtsumme Anteil (%)<br />
G 44 29 29<br />
J 38 25 54<br />
M 31 21 75<br />
Q 16 11 86<br />
B 8 5 91<br />
D 5 3 96<br />
C 3 2 97<br />
A 1 0,67 98<br />
O 1 0,67 98<br />
R 1 0,67 99<br />
N 1 0,67 99<br />
L 1 0,66 100<br />
I 0 0 100<br />
E 0 0 100<br />
H 0 0 100<br />
K 0 0 100<br />
F 0 0 100<br />
P 0 0 100<br />
Gesamt 150 100<br />
- 1.Spalte: Einflußfaktoren (18 Formularpositionen geordnet nach Anzahl der jeweils<br />
gefundenen Fehler)<br />
- 2./3. Spalte: Bedeutung der Faktoren (Fehleranzahl/Anteil an Gesamtsumme)<br />
- 4. Spalte: Kumulierter Anteil in % am gesamten Fehlergeschehen (Schlüssel zur Pareto-Analyse)<br />
Der „Kumulierte Anteil In %“ ist die Summe der Werte in Spalte 3 bis zur betrachteten Position<br />
einschließlich. Für Position J beträgt der kumulierte Anteil z.B. 29% + 25% = 54%, für Q<br />
29% + 25% + 21% + 11% = 86%.<br />
Die ersten vier Positionen G, J, M und Q sind für 86% der gefunden Fehler verantwortlich.<br />
Sie sind die „wenigen wesentlichen“.<br />
Anzahl der Fehler<br />
50<br />
45<br />
40<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
wenige<br />
wesentliche<br />
viele<br />
unwesentliche<br />
G J M Q B D C A O R N L I E H K F P<br />
Position <strong>im</strong> Auftragsformular<br />
Das Pareto-Diagramm veranschaulicht die in der Pareto-Tabelle enthaltenen Informationen:<br />
6- 8<br />
105<br />
85<br />
65<br />
45<br />
25<br />
5<br />
-15<br />
Kumulierter Anteil [%]
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Betreuung nach der Produkterstellung<br />
- Die 18 Positionen sind an der waagrechten Achse in der Reihenfolge ihres Anteils am<br />
gesamten Fehlergeschehen aufgelistet.<br />
- Die Höhe jeder Säule bezieht sich auf die linke senkrechte Achse und zeigt die jeweilige<br />
für die Position gefundene Fehleranzahl.<br />
- Der Linienzug bezieht sich auf die rechte senkrechte Achse und zeigt den kumulierten<br />
Anteil am gesamten Fehlergeschehen in Prozent.<br />
Die ersten vier Positionen (die „wenigen wesentlichen“) verursachen 86% aller gefundenen<br />
Fehler. Danach flacht der Linienzug deutlich ab.<br />
Aufgrund der Erkenntnisse aus der Pareto-Analyse konzentrierte das Team seine Anstrengungen<br />
auf vier der insgesamt 18 Positionen <strong>im</strong> Auftragsformular. Damit konnte eine deutliche<br />
Verbesserung erreicht werden.<br />
Die Pareto-Analyse ermöglicht eine effektive Bearbeitung von Problemen.<br />
6- 9
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Betreuung nach der Produkterstellung<br />
Weibullverteilung<br />
Häufigkeit h(%)<br />
© iw b 2005<br />
Dichtefunktion<br />
b t b-1<br />
( )<br />
b = 2<br />
b = 1<br />
b = 0,5<br />
1-exp(-(x/2)**2)<br />
Lebensdauer t<br />
-( )<br />
t b<br />
T<br />
Integration der Dichtefunktion<br />
1-exp(-(x/2))<br />
1-exp(-(x/2)**.5)<br />
t Lebenszeit<br />
T char. Lebensdauer<br />
Summenhäufigkeit H(%)<br />
63,2<br />
Verteilungsfunktion<br />
f(t) = T T e b Formparameter F(t) = 1 - e<br />
b = 2<br />
b = 1<br />
b = 0,5<br />
1-exp(-(x/2)**2)<br />
1-exp(-(x/2))<br />
1-exp(-(x/2)**.5)<br />
6- 10<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
t b<br />
-( T )<br />
Doppeltes Logarithmieren<br />
der Verteilungsfunktion<br />
Summenhäufigkeit H(%)<br />
63,2<br />
tan α = b<br />
b1 Verschleißausfälle<br />
T<br />
T<br />
Lebensdauer t Lebensdauer t<br />
Dichtefunktion f(t) Verteilungsfunktion F(t) Verteilungsfunktion F(t)<br />
6.3.3 Weibullanalyse<br />
α<br />
b = 2<br />
1-exp(-(x/2)**2)<br />
1-exp(-(x/2)) b = 1<br />
1-exp(-(x/2)**.5)<br />
Die Weibullanalyse ist ein Verfahren zum Erkennen unterschiedlicher Ausfallmechanismen in<br />
der Nutzungsphase eines best<strong>im</strong>mten Produktes, um geeignete Änderungen an Konstruktion,<br />
Fertigung oder Montage einleiten zu können.<br />
Grundzusammenhänge und wichtige Größen:<br />
b−1 t<br />
b<br />
b t<br />
( )<br />
• Dichtefunktion T<br />
ft () = ⋅ e<br />
T T<br />
⎛ ⎞ −<br />
⎜ ⎟ ⋅ (= Ausfallhäufigkeit h: Anteil der Gesamtmenge,<br />
⎝ ⎠<br />
der in einem best<strong>im</strong>mten Zeitintervall ausgefallen ist).<br />
t b<br />
• Verteilungsfunktion<br />
( )<br />
T<br />
Ft ( ) = f(t)dt = −e −<br />
∫ 1 (=Summenausfallhäufigkeit H: Anteil aller<br />
bis zu einer best<strong>im</strong>mten Lebensdauer insgesamt ausgefallenen Erzeugnisse).<br />
( )<br />
• Zuverlässigkeit, Überlebenswahrscheinlichkeit T<br />
Rt () = − Ft () = e<br />
−<br />
1 (Anteil einer Menge,<br />
der eine best<strong>im</strong>mte Lebensdauer übertroffen hat).<br />
b<br />
dR b t<br />
• Ausfallrate λ( t)<br />
=− ⋅ = ⋅<br />
R dt T T<br />
⎛<br />
−1<br />
1<br />
⎞<br />
⎜ ⎟ (=Anteil des Restbestandes, der <strong>im</strong> nächsten Zeitin-<br />
⎝ ⎠<br />
tervall ausfällt).<br />
• Ausfallquote ≈ Ausfallrate (=Anzahl aller ausgefallenen Erzeugnisse einer Lebensdauer<br />
bezogen auf die Gesamtmenge).<br />
t b<br />
b = 0,5
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Betreuung nach der Produkterstellung<br />
Einteilung der Ausfälle mit Hilfe der<br />
Weibullanalyse<br />
© iw b 2005<br />
Summenausfallhäufigkeitsdiagramm<br />
%<br />
Summenausfallhäufigkeit<br />
Lebensdauer<br />
t<br />
Verschleiß- und<br />
Ermüdungsausfälle<br />
Zufallsausfälle<br />
Frühausfälle<br />
6- 11<br />
Ausfallrate<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
"Badewannenkurve"<br />
= Summe der Kurven<br />
Lebensdauer<br />
Einteilung der Ausfallmechanismen: Die Einteilung erfolgt <strong>im</strong> Lebensdauernetz (grafische<br />
Darstellung der Verteilungsfunktion in einem Koordinatensystem, in dem die Ordinate "doppeltlogarithmisch-reziprok"<br />
und die Abszisse logarithmisch verzerrt ist) über die Geradensteigung<br />
bzw. den Formparameter b (vgl. rechtes Teilbild). Darüber hinaus lässt sich über den<br />
Formparameter b die Art der Verteilung best<strong>im</strong>men. So entspricht b ≈ 1 einer Exponentialverteilung,<br />
b ≈ 2 einer Logonormalverteilung und b ≈ 3,2...3,6 einer Normalverteilung.<br />
Anwendung der Weibullanalyse<br />
Ziel der Weibullanalyse ist die Best<strong>im</strong>mung der vorliegenden Ausfallmechanismen und ggf.<br />
das Aufstellen einer Prognose über den weiteren Verlauf der Schadenshäufigkeit. Prognosen<br />
über zu erwartende Ausfallraten sind allerdings nur bei entsprechender Erfahrung in einem<br />
gewissen Umfang möglich.<br />
Die wichtigsten Schritte bei der Weibullanalyse sind:<br />
• Definieren einer Stichprobe einer Grundgesamtheit aller Einheiten. Das Lebensdauermerkmal<br />
ist die Überlebenszeit, die für alle Elemente der Stichprobe bekannt ist.<br />
• Bilden von Summenhäufigkeiten Hj (Klassenbildung bei Stichproben über 50) und Eintragen<br />
der Wertepaare (Hj ,tj ) <strong>im</strong> Lebensdauernetz (Diagramm auf der vorigen Seite)<br />
• Ermittlung der Weibullparameter:<br />
- Formparameter b: Steigung der Verteilungsfunktion <strong>im</strong> Lebensdauernetz,<br />
- charakteristische Lebensdauer T: Zeit bei der 1-e -1 = 63,2% der Teile ausgefallen<br />
sind<br />
t
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Betreuung nach der Produkterstellung<br />
•<br />
Isochronendiagramm<br />
Fehler bzw. Ausfälle<br />
© iw b 2005<br />
%<br />
1,4<br />
1,2<br />
1<br />
0,8<br />
0,6<br />
0,4<br />
0,2<br />
0<br />
< 9<br />
< 8<br />
< 7<br />
< 6<br />
6- 12<br />
< 5<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
1/92 2/92 3/92 4/92 1/93 2/93 3/93 4/93 1/94<br />
Fertigungsquartal<br />
• Einteilung der Ausfallmechanismen nach Tabelle<br />
• Best<strong>im</strong>mung des Vertrauensbereichs der Lebensdauerkurve, da die ermittelte Lebensdauerverteilung<br />
nur das Ausfallverhalten der Stichprobe widerspiegelt (je größer t desto<br />
sicherer die Aussage, da mit zunehmender Lebensdauer die Anzahl ausgefallener Einheiten<br />
zun<strong>im</strong>mt)<br />
6.3.4 Isochronendiagramm<br />
Will man beurteilen, welche Wirkung die ergriffenen Maßnahmen zeigen, muss die Produktqualität<br />
über der Zeit verfolgt werden. Das Isochronendiagramm beschreibt die Beanstandungshäufigkeit<br />
für Produkte gleichen Alters (Isochronen = Kurven gleichen Alters). Ausfälle<br />
werden nicht zum Zeitpunkt des Auftretens festgehalten, sondern dem Fertigungsquartal<br />
zugeordnet. Damit wird ein Abbild der <strong>Qualität</strong>sfähigkeit zum Zeitpunkt der Produktentstehung<br />
gezeigt.<br />
Das Isochronendiagramm wird in folgenden Schritten erstellt:<br />
• Sortieren der <strong>im</strong> aktuellen Quartal aufgetretenen Ausfälle nach dem Alter der ausgefallenen<br />
Produkte. Anhand des Alters der Produkte lässt sich das Fertigungsquartal ermitteln,<br />
in dem die betreffenden Produkte hergestellt wurden.<br />
• Ausgehend davon wird das Isochronendiagramm (<strong>im</strong> obiger Abbildung sind diese mit<br />
dem Alter des Produkts, z.B.
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Betreuung nach der Produkterstellung<br />
Recyclinggerechte<br />
Produktentwicklung<br />
Q 06401<br />
© iw b 2005<br />
Produktplanung<br />
Entwicklung<br />
und<br />
Konstruktion<br />
Rohstoffe<br />
Vertrieb<br />
Produktnutzung<br />
Abfallstoffe<br />
Fertigung Recycling<br />
Rückführung<br />
6- 13<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Problem:<br />
isolierte Betrachtung der<br />
einzelnen Prozessschritte<br />
Recyclingpotetiale nicht<br />
opt<strong>im</strong>al genutzt<br />
zu hohe und unwirtschaftliche<br />
Anforderungen<br />
Recyclinggerechte<br />
Produktentwicklung<br />
Aus dem Isochronendiagramm lassen sich z.B. Aussagen darüber ableiten, welche Auswirkungen<br />
eine Änderung <strong>im</strong> Produktionsprozess auf die Ausfallhäufigkeit der Produkte in den<br />
verschiedenen Phasen des Produktlebenszyklus hat.<br />
Nach obiger Abbildung wurden z.B. <strong>im</strong> Fertigungsquartal 2/92 Änderungen vorgenommen,<br />
die zu einer Verringerung der Ausfallhäufigkeiten in den ersten 2 Quartalen des Produkteinsatzes<br />
bewirkt haben. Dagegen steigt aber die Ausfallhäufigkeit bei den Produkten, die älter<br />
als vier Quartale sind<br />
6.4 Umweltverträglichkeit<br />
6.4.1 Recyclingfähigkeit<br />
Bisher werden <strong>im</strong> Produktlebenslauf meist nur die Phasen bis zur Produktnutzung betrachtet<br />
und die Planung und Entwicklung ist darauf abgest<strong>im</strong>mt. Material wird nicht wie in der Natur<br />
in geschlossenen Kreisläufen wiederverwendet, sondern deponiert bzw. verbrannt. Geplante<br />
Verordnungen und Gesetze zur Rücknahme von Altprodukten sowie wachsendes Umweltbewusstsein<br />
der Kunden zwingen Unternehmen sich mehr mit Redistribution (Rücknahme<br />
von Altgeräten) und Recycling zu beschäftigen.<br />
Problematik:
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Betreuung nach der Produkterstellung<br />
Aufgaben und Funktionen der<br />
Demontage<br />
© iw b 2005<br />
Aufgaben<br />
6- 14<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
- Gewinnung von wieder- und weiterzuverwendenden Baugruppen<br />
- Trennen von mechanisch nicht wirtschaftlich separierbaren Recyclingmodulen<br />
<strong>im</strong> Rahmen des Materialrecycling<br />
- Entfernen von Schad- und Betriebsstoffen<br />
Bereitstellen<br />
Teilfunktionen<br />
Zuführen Trennen Abführen<br />
Durch eine isolierte Betrachtung der einzelnen Prozessschritte werden Recyclinganforderungen<br />
und<br />
-wissen in den vorangehenden Prozessschritten wie z.B. Planung, Konstruktion, Produktion<br />
nicht genügend berücksichtigt. Recyclingpotentiale werden so nicht ausreichend genutzt<br />
(z.B. angestrebte Sortenreinheit wird nicht erreicht) und führen zu hohen Recyclingkosten<br />
(z.B. Abfallbeseitigung, Schadstoffentsorgung) bzw. geringen Recyclingmaterialerlösen.<br />
Abhilfe:<br />
• Recyclinggerechte Produktentwicklung durch<br />
• Denken in Prozessketten zur Erhöhung der Recyclingquote,<br />
• Berücksichtigung von Recyclinganforderungen in den ersten Produktentstehungsphasen<br />
(Organisatorische Einbindung des Recyclings in die Produktentwicklung z.B. <strong>im</strong> Team und<br />
damit Förderung von Wissens- und Informationsaustausch zwischen den einzelnen an der<br />
Herstellung beteiligten Abteilungen),<br />
• Einteilung in Recyclinggruppen und -verfahren.<br />
Formen des Recycling:<br />
• Wiederverwendung: erneute Benutzung eines Produkts für den gleichen Zweck<br />
• Weiterverwendung: Nutzung eines Produkts für einen anderen als den ursprünglichen<br />
Zweck<br />
• Wiederverwertung: Materialien eines Altprodukts werden in einem gleichartigen Produktionsprozess<br />
eingesetzt<br />
• Weiterverwertung: Materialien eines Altprodukts werden in einem verschiedenartigen<br />
Produktionsprozess eingesetzt (meist auf niedrigerem Niveau)
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Betreuung nach der Produkterstellung<br />
6.4.2 Demontagefähigkeit<br />
Die Demontage als Teilprozess des Recycling gliedert sich in die Gewinnung von wieder-<br />
und weiter zu verwendenden Baugruppen, das Trennen von mechanisch nicht wirtschaftlich<br />
separierbaren Recyclingmodulen <strong>im</strong> Rahmen des Materialrecyclings und das Entfernen von<br />
Schad- und Betriebsstoffen.<br />
Folgende Teilfunktionen sind zu bewältigen:<br />
• Bereitstellen:<br />
Vorgänge von der Anlieferung bis hin zur lagegerechten Positionierung der zu demontierenden<br />
Bauteile<br />
• Zuführen:<br />
Bewegen des Demontageobjekts vom Bereitstellungsort zum Demontageprozess<br />
• Trennen:<br />
Prozesse, die geeignet sind, den Zusammenhalt eines oder mehrerer fester Körper örtlich<br />
aufzuheben.<br />
• Abführen:<br />
Vorgänge, die die getrennten Teile vom Demontageort weg zu einem Speicher oder einem<br />
weiteren Demontageort bewegen.<br />
6- 15
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Betreuung nach der Produkterstellung<br />
Recyclinggerechte Produktgestaltung<br />
bei einem Geschirrspüler<br />
© iw b 2005<br />
6- 16<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
1. Behälter<br />
2. Rahmen<br />
3. Tür<br />
4. Türscharnier<br />
5. Laugenpumpe<br />
6. Anschlußtechnik<br />
7. Pumpentopf<br />
8. Montageboden<br />
9. Umlaufpumpe<br />
Ein modularer Aufbau ist vorteilhaft für Herstellung, Wartung und Recycling (Demontage).<br />
Beispiele:<br />
• Montage von unten nach oben durch modularen Aufbau<br />
• Montageboden besteht aus gekennzeichnetem, recycelten Kunststoff<br />
• <strong>im</strong> Montageboden sind Halterungen integriert, so dass keine zusätzlichen Befestigungselemente<br />
notwendig sind<br />
• Aggregate können <strong>im</strong> zurückgeklappten Zustand einfach eingelegt werden.
<strong>Vorlesungsskript</strong><br />
<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />
<strong>Qualität</strong> <strong>im</strong> Produktlebenszyklus<br />
7 Das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system 7-1<br />
7.1 Bedeutung des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems........................................................7-1<br />
7.2 <strong>Qualität</strong>srelevante Normen und Regelwerkte...........................................................7-3<br />
7.3 Struktur des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems.............................................................7-4<br />
7.4 Methoden und Werkzeuge des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems.............................7-12<br />
7.5 Einführung des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems......................................................7-17<br />
7.6 Zertifizierung ..........................................................................................................7-21<br />
7.7 Konformität mit dem Europäischen Gemeinschaftsrecht .......................................7-25<br />
7.8 Internationale <strong>Qualität</strong>sauszeichnungen ................................................................7-27<br />
5-1
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system<br />
Bedeutung des<br />
<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems<br />
definiert<br />
unternehmensspezifische<br />
Grundsätze<br />
© iw b 2005<br />
<strong>Qualität</strong>spolitik<br />
Strategie<br />
<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system<br />
Realisierung<br />
setzt <strong>Qualität</strong>spolitik und <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />
in konkrete Aufgabenstellungen um<br />
7 Das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system<br />
7 - 1<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />
Führungsaufgabe<br />
verankert<br />
<strong>Qualität</strong><br />
als<br />
übergeordnete<br />
Führungsaufgabe<br />
7.1 Bedeutung des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems<br />
Nach DIN ISO 8402 umfasst das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system "die Organisationsstruktur,<br />
Verantwortlichkeiten, Verfahren, Prozesse und erforderliche Mittel für die Verwirklichung des<br />
<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s."<br />
Die unternehmensspezifische Ausprägung wird durch die <strong>Qualität</strong>spolitik, welche unternehmensspezifische<br />
Grundsätze definiert, und durch das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>, welches die<br />
<strong>Qualität</strong>spolitik als unternehmerische Führungsaufgabe verankert, entscheidend beeinflusst.<br />
Die DIN ISO 8402 besagt weiterhin, dass das QM-System "nur den zum Erreichen der <strong>Qualität</strong>sziele<br />
erforderlichen Umfang haben sollte", jedoch umfangreicher sein muss, als die Forderungen<br />
eines speziellen Kunden.<br />
Ausgehend von einer nicht mehr zeitgemäßen Organisation der innerbetrieblichen <strong>Qualität</strong>ssicherung,<br />
z.B. in Form von End- bzw. Wareneingangskontrollen, erfordert der Aufbau eines<br />
unternehmensweiten <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems einen erheblichen Aufwand, welcher<br />
viele Unternehmen zunächst abschreckt. Der Nutzen, den ein QM-System erbringt, ist zunächst<br />
nicht direkt monetär quantifizierbar und auch <strong>im</strong> Nachhinein nur schwer auf die Einführung<br />
des QM-Systems zurückzuführen.
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system<br />
Aufwand und Nutzen eines<br />
<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems<br />
© iw b 2005<br />
Aufwand<br />
DM<br />
Prozent<br />
Investition für<br />
den Aufbau<br />
Krankenstand<br />
Zeit<br />
Zeit<br />
DM<br />
Prozent<br />
Schulungsaufwand<br />
für M itarbeiter<br />
7 - 2<br />
Zeit<br />
Identifikation mit<br />
dem Unternehmen<br />
Zeit<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Grad<br />
Prozent<br />
Einbeziehung der<br />
Mitarbeiter<br />
Fehlerkosten<br />
Zeit<br />
Zeit<br />
Nutzen<br />
Neben dem investiven Aufwand für die Werkzeuge des QM-Systems sowie der organisatorischen<br />
Änderung der innerbetrieblichen Leistungserbringung ist ein hoher Aufwand für die<br />
Schulung und Qualifizierung aller Mitarbeiter erforderlich. In diesem Zusammenhang ist auch<br />
der notwendige Aufwand zur Einbeziehung der Mitarbeiter zu nennen. Hierunter fällt die Überzeugungsarbeit,<br />
die auf allen hierarchischen Unternehmensebenen zu leisten ist, um das<br />
Potential der Mitarbeiter effizient nutzen zu können.<br />
Neben der Senkung der Kosten, die durch das Auftreten von Fehlern entstehen, können dem<br />
Unternehmen noch weitere Nutzenpotentiale eröffnet werden. Der Krankenstand kann reduziert<br />
werden. Dies ist ein direkter Rückschluss durch die Erhöhung der Arbeitszufriedenheit<br />
und Motivation insbesondere bei den operativ tätigen Mitarbeitern. Aber auch die Identifikation<br />
mit dem Unternehmen kann steigen, was wiederum nicht nur positive Auswirkungen auf<br />
die <strong>Qualität</strong> der hergestellten Produkte bewirkt.<br />
Bei der Einführung ist aber besonders zu beachten, dass sich der Nutzen nicht zwingend<br />
sofort einstellen muss. Es ist durchaus möglich, dass nach der Einführung zunächst eine<br />
Verschlechterung der Bedingungen eintritt. Dies ist auf die Unsicherheit der Mitarbeiter gegenüber<br />
dem neuen System zurückzuführen. Nach einer Gewöhnungsphase sollten sich<br />
diese Verschlechterungen jedoch schnell in positive Effekte verändern.<br />
Die dargestellten Aufwände und Nutzen sind nur ein kleiner Teil der möglichen Effekte eine<br />
QM-Systems.
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system<br />
Die Normenreihe DIN ISO 9000 ff.<br />
Erklärung grundsätzlicher<br />
Konzepte<br />
zur QM-Nachweisführung,<br />
Anleitung für<br />
die Auswahl und<br />
Nutzung der<br />
9001-9004<br />
© iw b 2005<br />
Leitfaden zur Auswahl<br />
und Anwendung<br />
der Normen zu QM,<br />
Elementen eines QM-<br />
Systems und zu QM-<br />
Nachweisstufen<br />
Anforderungen<br />
an das QM in<br />
drei Nachweisstufen<br />
Vertragliche Vereinbarung<br />
Kunde-Lieferant<br />
Begriffe der QS,<br />
Begriffe Begriffe des der QM, QS,<br />
Hinweise für für die die<br />
Anwendung der der<br />
Normen für für inter- interne<br />
nes QS QM und und den<br />
den<br />
Vertragsfall<br />
Auswahl durch<br />
Struktur des<br />
Unternehmens<br />
Kundenforderung<br />
7 - 3<br />
umfassender<br />
Grundstock von<br />
Anforderungen<br />
und Elementen<br />
von QM-Systemen<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Ziele DIN/ISO 9000 Inhalt Inhalt DIN/ISO 9004 Ziele<br />
Inhalt<br />
Aufbau eines<br />
QM-Systems<br />
DIN/ISO 9003<br />
DIN/ISO 9002<br />
DIN/ISO 9001<br />
<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>nachweisstufe<br />
für<br />
nachweisstufenachweisstufe<br />
für Produktion und<br />
für<br />
Entwicklung,<br />
Endprüfungen<br />
Montage<br />
Konstruktion,<br />
Produktion,<br />
Montage und<br />
Kundendienst<br />
<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />
und Elemente<br />
eines <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems,<br />
Leitfaden<br />
Ziele<br />
Normung der<br />
Nachweisforderung<br />
über die Eignung<br />
eines Lieferers<br />
Unterstützung<br />
bei der Entwicklung<br />
und Einführung von<br />
QM-Systemen<br />
7.2 <strong>Qualität</strong>srelevante Normen und Regelwerke<br />
Das wachsende Verlangen nach einer hohen Produktqualität und der <strong>Qualität</strong> der entsprechenden<br />
Produktion hat in den 80er Jahren zu einem international abgest<strong>im</strong>mten Leitfaden<br />
geführt, der unter der Bezeichnung DIN ISO 9000-9004 <strong>im</strong> Jahr 1987 als Norm in der 1. Auflage<br />
veröffentlicht worden ist. Er ist heute als das zentrale Normenwerk <strong>im</strong> Bereich des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />
anzusehen und mittlerweile in 53 Ländern in der jeweiligen Landessprache<br />
als nationale Norm herausgegeben worden. Als EN 29000-29004 wurde die Normenreihe<br />
in das europäische Normenwerk integriert.<br />
Das Normenwerk ist in seinem Anwendungsgebiet universell, d.h. es ist nicht auf best<strong>im</strong>mte<br />
Unternehmen bzw. Branchen beschränkt. Aus diesem Grund hat die Normenreihe den Charakter<br />
eines Leitfadens, dessen Inhalte vor dem Hintergrund der unternehmensspezifischen<br />
Randbedingungen angewendet werden müssen, um die individuellen Ausprägungen einzelner<br />
Umsetzungsmöglichkeiten von qualitätssichernden Maßnahmen zu bewerten und festzulegen.<br />
Die Norm gliedert sich in<br />
− einen Leitfaden zur Auswahl und Anwendung der Normenreihe (DIN ISO 9000),<br />
− die Normen DIN ISO 9001-9003, die Modelle zur Darlegung des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />
in drei unterschiedlichen Stufen beinhalten und<br />
− die Norm DIN ISO 9004, die Empfehlungen für den Aufbau eines <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems<br />
gibt.
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system<br />
Die drei Modelle des<br />
<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems<br />
© iw b 2005<br />
DIN ISO 9001<br />
DIN ISO 9002<br />
DIN ISO 9003<br />
Designlenkung<br />
Kundendienst<br />
Vertragsüberprüfung<br />
Beschaffung<br />
beigestellte Produkte<br />
Prozeßlenkung<br />
Korrekturmaßnahmen<br />
<strong>Qualität</strong>saudits (intern)<br />
statistische Methoden<br />
Verantwortung der obersten Leitung<br />
Lenkung der Dokumente<br />
Identifikation/Rückverfolgbarkeit<br />
Prüfungen<br />
Prüfmittel<br />
Prüfstatus<br />
Lenkung fehlerhafter Produkte<br />
Handhabung, Lagerung,<br />
Verpackung, Versand<br />
<strong>Qualität</strong>saufzeichnungen<br />
Schulung<br />
7 - 4<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Design, Entwicklung, Produktion,<br />
Montage und Kundendienst<br />
Produktion, Montage und<br />
Kundendienst<br />
Endprüfung<br />
7.3 Struktur des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems<br />
7.3.1 Modelle des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems<br />
Im Rahmen der Normenreihe DIN ISO 9000 ff. werden drei mögliche Modelle eines <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems<br />
(als Darlegungsstufen bezeichnet) in Abhängigkeit des Anwendungshorizonts<br />
innerhalb eines Unternehmens vorgeschlagen.<br />
Die Darlegungsstufen unterscheiden sich in ihrer Komplexität, d.h. in der Anzahl der enthaltenen<br />
QM-Elemente. Die Modelle bauen bzg. der enthaltenen QM-Elemente aufeinander auf,<br />
wobei das Darlegungsmodell für ein QM-System in den Bereichen Design, Entwicklung, Produktion,<br />
Montage und Kundendienst nach DIN ISO 9001 am umfangreichsten ist. Die Darlegungsmodelle<br />
nach DIN ISO 9001, 9002 und 9003 stellen die Grundlage für die Zertifizierung<br />
dar.<br />
Die Inhalte der wesentlichen QM-Elemente wurden bereits in den vorangegangenen Kapiteln<br />
am Beispiel des Produktlebenszyklus dargestellt. Ein weiteres Element mit entscheidender<br />
Bedeutung für den Erfolg des QM-Systems wird <strong>im</strong> folgenden erläutert.<br />
<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system in ...
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system<br />
Verantwortung<br />
© iw b 2005<br />
<strong>Qualität</strong>spolitik, <strong>Qualität</strong>sziele,<br />
<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system .................<br />
<strong>Qualität</strong>sstrategien, Maßnahmen,<br />
Verbesserungsprogramme ...............<br />
Koordinierte Teilziele,<br />
Verbesserungsprojekte .............<br />
Abgeleitete Einzelziele,<br />
Maßnahmen zur<br />
Fehlervermeidung .........<br />
GF<br />
Unternehmensbereiche<br />
Mittleres<br />
Management<br />
Ausführende<br />
Mitarbeiter<br />
7 - 5<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Top-Down<br />
Bottom-Up<br />
Konsens<br />
Die Einführung eines <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems ist ohne die volle Unterstützung und<br />
Mitarbeit der Unternehmensleitung nicht realisierbar. Dies wird häufig in der Aussage zusammengefasst:<br />
<strong>Qualität</strong> ist Managementaufgabe!<br />
Die Erfüllung notwendiger Aufgaben des Management wird durch folgende Maßnahmen erreicht.<br />
Führungsaufgaben der obersten Leitung:<br />
• <strong>Qualität</strong>spolitik einführen und festlegen<br />
• <strong>Qualität</strong>sziele definieren<br />
• <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system durch Führungskräfte entwickeln und überwachen<br />
Grundsätze zum QM-System:<br />
• Struktur und Ablauforganisation festlegen<br />
• Formelle, schriftliche Anweisungen erstellen<br />
• Überwachung der Wirksamkeit -> d.h. Überprüfung<br />
Wirtschaftlichkeit, Überlegungen zu qualitätsbezogenen Kosten:<br />
• Kosten erfassen und darstellen<br />
• Kosten/Nutzen-Analysen durchführen
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system<br />
<strong>Qualität</strong>sregelkreis in direkten<br />
Produktionsbereichen<br />
© iw b 2005<br />
Informationen<br />
Rohmaterial<br />
Stellgröße<br />
Maschineneinstellung<br />
Werkzeugnachstellung<br />
Werkzeugwechsel<br />
...<br />
Korrekturwerte<br />
P r o z e s s<br />
Regler<br />
Prozeßrechner<br />
Bediener<br />
...<br />
Störgrößen<br />
Regelstrecke<br />
Maschine<br />
Verfahren<br />
Umwelt<br />
...<br />
7 - 6<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Informationen<br />
Produkte<br />
Regelgröße<br />
Maschinendaten<br />
Werkzeugdaten<br />
Werkstückdaten<br />
...<br />
Führungsgröße<br />
Maschinen-Vorgaben<br />
Werkzeug-Vorgaben<br />
Werkstück-Vorgaben<br />
...<br />
7.3.2 <strong>Qualität</strong>sregelkreis<br />
Im Sinne einer präventiven Fehlervermeidung bzw. einer Vermeidung eines erneuten Auftretens<br />
des Fehlers ist dem <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system das Prinzip des aus der Regelungstechnik<br />
bekannten Regelkreises unterlegt. Das Funktionsprinzip der <strong>Qualität</strong>sregelkreise<br />
basiert auf der Rückführung und Verarbeitung von Informationen und Wissen aus nachgelagerten<br />
Phasen des Produktentstehungsprozesses.<br />
Die abgebildete Regelung stellt einen <strong>Qualität</strong>sregelkreis in direkten Produktionsbereichen<br />
dar.<br />
• Die Regelgröße ist die Ausgangsgröße der Regelstrecke und soll auf einem vorgegebenen<br />
Wert gehalten werden. Sie entspricht der <strong>Qualität</strong> des Produkts.<br />
• Die Sollgröße oder Führungsgröße entspricht der in der <strong>Qualität</strong>splanung definierten Ausprägung<br />
des <strong>Qualität</strong>smerkmals.<br />
• Die Stellgröße ist die Größe, durch deren Änderung die Regelgröße über die Stellgröße<br />
beeinflusst werden kann. Sie repräsentiert hier die durchgeführte qualitätssichernde Maßnahme.<br />
Die Stellgröße kann sowohl auf das Produkt als auch auf das zur Herstellung eingesetzte<br />
Betriebsmittel bzw. auf den Fertigungsprozess wirken.<br />
• Störgrößen werden durch eine ungeplante und veränderte Einwirkung aus den Einflussbereichen<br />
Mensch, Maschine, Material, Mitwelt oder Methode (5 M) repräsentiert.<br />
(siehe auch Kap. 5: Statistische Prozessregelung)
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system<br />
Technische und organisatorische<br />
<strong>Qualität</strong>sregelkreise <strong>im</strong> Unternehmen<br />
© iw b 2005<br />
Status<br />
Ergebnisse<br />
Zielvorgaben<br />
Führungsebene<br />
Planungsebene<br />
Steuerungsebene<br />
operative Ebene<br />
maschinennaher<br />
Regelkreis<br />
7 - 7<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
maschineninterner<br />
Regelkreis<br />
ebenenübergreifende<br />
Regelkreise<br />
ebenenübergreifende<br />
Regelkreise<br />
<strong>Qualität</strong>sregelkreise sind theoretisch auf allen Unternehmensebenen anwendbar. Die Abbildung<br />
zeigt ein vierstufiges Unternehmensmodell mit Darstellung der Informationsflüsse, die<br />
wie bereits angedeutet, in engem Zusammenhang mit <strong>Qualität</strong>sregelkreisen stehen. Ineinandergeschachtelt<br />
arbeiten hier <strong>Qualität</strong>sregelkreise mit unterschiedlichen organisatorischen<br />
Spannen und Zeithorizonten. Auf der operativen Ebene gibt es sehr schnelle maschineninterne<br />
(innerhalb der Steuerung <strong>im</strong>plementierte) und maschinennahe Regelkreise (z.B. SPC),<br />
die durch ebeneninterne Regelkreise vermascht sind. Ebenenübergreifende Regelkreise<br />
verbinden operative Ebene und Steuerungsebene mit Planungs- und Führungsebene. Mit<br />
zunehmendem Umfang n<strong>im</strong>mt die Reaktionsgeschwindigkeit der Regelkreise ab.<br />
Aus heutiger Sicht ist die Modellvorstellung in diesem Umfang nur teilweise realisiert und<br />
stellt ein langfristig anvisiertes Unternehmensziel dar. Dagegen sind kleine Regelkreise zur<br />
unmittelbaren Bewertung und Korrektur des beobachteten Prozesses auf operativer Ebene<br />
vielfach realisiert.<br />
Aufgaben der ebeneninternen Regelkreise:<br />
• Rückführung der Ergebnisse an den Verursacher, z.B. Bewertung von Lieferwegen, Fertigungslosen,<br />
Schichtergebnissen<br />
• Dynamisierung von Prüftätigkeiten<br />
• kurzfristige Aufdeckung von Schwachstellen<br />
Aufgaben der ebenenübergreifenden Regelkreise:<br />
• Aktualisierung und Korrektur der Planungsprozesse
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system<br />
Ziele der Dokumentation des<br />
<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems<br />
Q 07305 Quelle: VDW<br />
© iw b 2005<br />
Nachweis<br />
- Behörden<br />
- Versicherungen<br />
- Gerichte<br />
Ablauf<br />
- tranparenter und<br />
rationeller Ablauf<br />
- min. Reaktionszeiten<br />
- beschl. Durchführung<br />
von Audits<br />
Akzeptanz des<br />
QM-Systems<br />
durch:<br />
extern<br />
Original<br />
QM<br />
intern<br />
Aufrechterhaltung<br />
des<br />
QM-Systems<br />
7 - 8<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Akquisition<br />
- Kunden<br />
Aufbau<br />
- transparenter<br />
Aufbau<br />
- personalunabhängig<br />
7.3.3 Dokumentation des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems<br />
Nach DIN ISO 9004 Teil 1 sollten "alle von einer Organisation für ihr QM-System übernommenen<br />
Elemente, Forderungen und Vorkehrungen in einer systematischen, geordneten und<br />
verständlichen Weise in Form schriftlich niedergelegter Grundsätze und Verfahrensanweisungen<br />
dokumentiert werden." Um den Umfang dieser Dokumentation in einem sinnvollen<br />
Rahmen zu halten, sollte sie auf das "für die Anwendung sachdienliche Ausmaß" beschränkt<br />
werden.<br />
Die Dokumentation bietet folgende Vorteile:<br />
• Die schriftliche Festlegung von Anforderungen erreicht einen höheren Ordnungs- und<br />
Wirkungsgrad. Unterlassungen, Versäumnisse und Missverständnisse werden weitgehend<br />
vermieden. Eine bessere und nachprüfbare Übersichtlichkeit des Systems wird erreicht.<br />
Mündliche Anweisungen sind hierfür kein Ersatz.<br />
• Das System ist nur nachweisbar, wenn es schriftlich dargestellt ist. Jeder Außenstehende<br />
kann sich vor dem Beginn von Geschäftsbeziehungen vom Vorhandensein zweckmäßig<br />
angeordneter Maßnahmen auch ohne Einblick in den Betrieb überzeugen. Dadurch wird<br />
eine vertrauensvolle Atmosphäre geschaffen, die anders kaum zu erreichen ist.<br />
• Im Produkthaftungsfall hat eine Entlastung nach §831 BGB nur dann Aussicht auf Erfolg,<br />
wenn die Unterlagen zweckmäßig gestaltet sind und einen lückenlosen Nachweis der<br />
Wahrnehmung unternehmerischer Sorgfaltspflicht möglich machen.
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system<br />
Struktur der Dokumentation der<br />
<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems<br />
© iw b 2005<br />
Beschreibungshorizont<br />
ganzes<br />
Unternehmen<br />
Teilbereiche,<br />
Abteilung<br />
Sachgebiet,<br />
Arbeitsplatz<br />
Anwendungshorizont<br />
Intern:<br />
Unternehmensleitung,<br />
Abteilungsleitung<br />
Extern:<br />
Auf Anforderung<br />
Nur Intern:<br />
Abteilung<br />
Nur Intern:<br />
Tätigkeit<br />
7 - 9<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Bezeichnung Inhalte<br />
Original<br />
Original Original Original Original Original<br />
Original Original Original Original Original Original Original Original Original Original Original<br />
Grundsätze, Aufbau- und Ablauforganisation,<br />
betriebsweite Zusammenhänge,<br />
Verantwortungen<br />
und Befugnisse, Verweis auf mitgeltende<br />
Unterlagen<br />
Detaillierte Beschreibung von<br />
Teilgebieten des QM-Systems.<br />
Enthält organisatorisches und<br />
fachliches Know-how des<br />
Unternehmens.<br />
Festlegung von Einzeltätigkeiten,<br />
Detailanweisungen,<br />
sowohl auftragsneutral als<br />
auch auftragsgebunden.<br />
Enthält fachliches Know-how.<br />
Die Dokumentation besteht aus folgenden Dokumenten, die sich in den Punkten Beschreibungs-<br />
und Anwendungshorizont sowie dem dargestellten Inhalt unterscheiden:<br />
• das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>-Handbuch<br />
• die <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>-Verfahrensanweisungen und<br />
• Arbeitsanweisungen mit qualitätsrelevantem Inhalt.<br />
Darüber hinaus gibt es produktspezifische Dokumentationen, wie z.B.<br />
• technische Spezifikationen,<br />
• <strong>Qualität</strong>spläne,<br />
• Prüfunterlagen für die Durchführung von Prüfungen,<br />
• <strong>Qualität</strong>snachweise und<br />
• <strong>Qualität</strong>sberichte (verdichtete <strong>Qualität</strong>sdaten).
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system<br />
Vorgehensweise bei der Erstellung des<br />
<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>-Handbuchs<br />
© iw b 2005<br />
Pflege und Sicherstellung<br />
der Anwendung<br />
Einführung des QM-Handbuchs<br />
Überprüfung der<br />
Anwendung<br />
Anpassung des QM-<br />
Handbuchs an sich<br />
ändernde Rahmenbedingungen<br />
Erstellung<br />
Erarbeitung von Richtlinien<br />
zur Erstellung des Handbuchs<br />
Erstellung von Formblättern<br />
Sichtung und Überprüfung bestehender<br />
Richtlinien und Anweisungen<br />
Diskussion neuer Richtlinien mit Betroffenen<br />
Erstellung neuer Anweisungen und Richtlinien<br />
Freigabe von Richtlinien und Anweisungen<br />
Erstellung eines<br />
QM-Handbuchs<br />
7 - 10<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Vorbereitung<br />
Überzeugung der Geschäftsführung<br />
von der Notwendigkeit<br />
des QM-Handbuchs<br />
Benennung eines Verantwortlichen<br />
für die Erstellung<br />
des Handbuchs<br />
Erstellung eines Grobkonzeptes<br />
und eines<br />
Zeitplans<br />
Einbeziehung der<br />
jeweiligen Führungskräfte<br />
in die Konzeption<br />
Festlegung von<br />
Verantwortungsbereichen<br />
Zuordnung von Aufgaben<br />
<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> ist eine Querschnittsaufgabe. Daher sollten an der Erstellung des<br />
<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>-Handbuchs alle Bereiche und Mitarbeiter eines Unternehmens<br />
teilnehmen, durch die die beschriebenen Regelungen zur Anwendung kommen. Darüber<br />
hinaus hat die Praxis gezeigt, dass ohne die vorherige Einbeziehung der Mitarbeiter keine<br />
ausreichende Akzeptanz erreicht wird.<br />
Eine unverzichtbare Voraussetzung ist die aktive Unterstützung der Geschäftsleitung bei<br />
der Erstellung des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>-Handbuchs.<br />
Das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>-Handbuch enthält die Darlegung der <strong>Qualität</strong>spolitik und die<br />
Beschreibung des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems. Es muss neben der <strong>Qualität</strong>spolitik<br />
auch über strukturorganisatorische und ablauforganisatorische Regelungen, über die Festlegung<br />
der Zuständigkeiten für die <strong>Qualität</strong>, über alle Maßnahmen und Regelungen sowie über<br />
die Dokumentation und die Überwachung des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s durch interne Audits<br />
hinreichend Auskunft geben. Im <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>-Handbuch kann gegebenenfalls auf<br />
Verfahrensanweisungen (Durchführungsbest<strong>im</strong>mungen) verwiesen werden.<br />
Es ist zwingend notwendig, das einmal erstellte QM-Handbuch stets an die sich ändernden<br />
Verhältnisse, wie z.B. Änderungen an den Produkten, an den genutzten Technologien, bei<br />
Kundenforderungen und an Regelwerken, anzupassen.
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system<br />
Typische Gliederung<br />
7 - 11<br />
Institut für Werkzeugmaschinen<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Zäh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
© iwb 2005 11.8.2006<br />
Quelle: Gleason-Hurth<br />
Seite 15<br />
Das Bild zeigt eine typische Gliederung eines QM-Handbuches als Ergebnis der Zertifizierungsbemühungen<br />
nach DIN ISO 9000 ff.
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system<br />
Auszug aus Verfahrensanweisung<br />
Quelle: Gleason-Hurth<br />
E=Entscheid; D=Durchführungsverantwortung; M=Mitwirken; I=Informationsempfänger<br />
© iwb 2005 11.8.2006 Seite 16<br />
7 - 12<br />
Institut für Werkzeugmaschinen<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Zäh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Einzelne Verfahrensanweisungen enthalten die Details bezüglich der Prozesse, die es zu<br />
steuern gilt. Das Bild zeigt eine typische Verfahrensanweisung für den zentralen Prozess der<br />
Abwicklung eines Kundenauftrages.
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system<br />
Auszug aus Prüfanweisung<br />
Quelle: Gleason-Hurth<br />
E=Entscheid; D=Durchführungsverantwortung; M=Mitwirken; I=Informationsempfänger<br />
© iwb 2005 11.8.2006 Seite 17<br />
7 - 13<br />
Institut für Werkzeugmaschinen<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Zäh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Im Bild ist ein weiterer Vertreter einer typischen Verfahrensanweisung zu sehen.
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system<br />
Kritische Betrachtung der<br />
<strong>Qualität</strong>sdokumentation<br />
Q 07308<br />
© iw b 2005<br />
7 - 14<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Vorteile? Nachteile?<br />
Grundlagen zur ständigen<br />
Verbesserung der Abläufe<br />
Know - how Transfer<br />
Informationslücken geschlossen<br />
Unternehmensziele und<br />
- philosophie bekannt<br />
Nachweisforderungen der Kunden<br />
und gesetzliche Auflagen erfüllt<br />
...<br />
Hoher Aufwand bei Erstellung<br />
und Pflege der Dokumentation<br />
Gefahr der Zementierung der<br />
einmal festgelegten Strukturen<br />
Gefahr von Inkonsistenzen<br />
Bürokratisierung der Tätigkeiten<br />
...<br />
Betrachtet man die <strong>Qualität</strong>sdokumentation unter kritischen Gesichtspunkten, so kommt <strong>im</strong><br />
Wesentlichen zwei Aspekten eine besondere Bedeutung zu.<br />
Damit die Vorteile, die eine durchgängige Dokumentation des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems<br />
bietet, realisiert werden können, ist ein hoher Aufwand bei der Erstellung und der Pflege zu<br />
betreiben. Notwendige Änderungen <strong>im</strong> <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system, die aufgrund von Änderungen<br />
in der Systemumwelt erforderlich werden, müssen zwangsläufig in die Dokumentation<br />
übernommen werden, damit keine Inkonsistenzen auftreten.<br />
Ein weiterer kritischer Aspekt der <strong>Qualität</strong>sdokumentation besteht in der "Zementierung" des<br />
<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems. Durch den hohen Aufwand, der in die Entwicklung des <strong>Qualität</strong>shandbuches<br />
und der Verfahrensanweisungen investiert werden muss, trifft man heute in<br />
vielen Unternehmen auf eine mangelnde Weiterentwicklungsbereitschaft. Vielfach begnügt<br />
man sich mit dem bestehenden System, da dieses angeblich den gestellten Anforderungen<br />
entspricht und eine erneute Überarbeitung wiederum zu einem Mehraufwand führen würde.<br />
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ein <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system, und somit auch<br />
die Dokumentation, nur dann wirksam sein können, wenn es ein dynamisches System bildet.
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system<br />
Der kontinuierliche<br />
Verbesserungsprozess<br />
Q 07401<br />
© iw b 2005<br />
Schrittweise<br />
Verbesserung<br />
Erwartungsniveau<br />
Innovationssprünge<br />
Innovation<br />
<strong>Qualität</strong><br />
- große Schritte<br />
- technologischer Durchbruch<br />
- Investitionen<br />
- Ergebnisorientierung<br />
- Herausragende Einzelleistung<br />
- von Zeit zu Zeit<br />
+<br />
7 - 15<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Niveau der<br />
Innovation<br />
mit KVP<br />
Zeit<br />
- kleine Schritte<br />
- kontinuierliches Know-how<br />
- Bemühungen<br />
- Prozessorientierung<br />
- Einbeziehung aller<br />
Mitarbeiter<br />
- permanent<br />
<strong>Qualität</strong>ssteigerung<br />
durch<br />
KVP<br />
Praxisniveau<br />
der Innovation<br />
ohne KVP<br />
Kontinuierliche<br />
Verbesserung<br />
7.4 Methoden und Werkzeuge des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>-<br />
systems<br />
7.4.1 Kontinuierliche Verbesserung (KVP)<br />
Das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> und dessen Operationalisierung in Form des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems<br />
verfolgt das Ziel der systematischen und kontinuierlichen Verbesserung auf<br />
allen Gebieten der innerbetrieblichen Leistungserstellung.<br />
Prinzipiell unterscheidet man bei Verbesserungen zwischen<br />
• der Innovation und<br />
• der kontinuierlichen Verbesserung in kleinen Schritten.<br />
Betrachtungsschwerpunkte sind<br />
• die Vereinfachung von Prozessen,<br />
• die Beseitigung von Verschwendungen,<br />
• die Steigerung der Sicherheit,<br />
• die Verbesserung der Produkt-, Dienstleistungs- und Prozessqualität,<br />
• die Steigerung der Produktivität,
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system<br />
•<br />
Methoden des<br />
<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems<br />
(3-Phasen-Konzept in Anlehnung an Juran)<br />
Q 07402<br />
© iwb 2005<br />
% Ausschuß + Nacharbeit<br />
(Toleranzüberschreitung)<br />
Methoden Aufgaben<br />
10<br />
5<br />
0<br />
zu schlecht<br />
-geplant A+N 5%<br />
<strong>Qualität</strong>splanung<br />
Betriebsmittelplanung<br />
Prüfplanung<br />
QFD<br />
FMEA<br />
DOE<br />
zu teuer<br />
Prozesslenkung<br />
Eigenkontrolle der<br />
Produktion<br />
Einhaltung von<br />
Toleranzen<br />
9.8.2006 Seite 17<br />
7 - 16<br />
Institut für Werkzeugmaschinen<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Zäh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Planen Sichern Verbessern<br />
Q-Planung<br />
Q-Sicherung<br />
Q-Verbesserung<br />
(Quality Function<br />
Deployment)<br />
(Konstruktion und<br />
Prozess)<br />
(Design of Exper<strong>im</strong>ents)<br />
die Verbesserung der Liefertreue,<br />
• die Reduzierung der Kosten und<br />
• die Steigerung des Ertrags.<br />
3 - Phasen - Q - Konzept<br />
häufig einzeln Prozessverbesserung<br />
Fertigungsbeginn<br />
(Fehler abstellen,<br />
Standardisieren)<br />
neue<br />
Prozessgrenzen<br />
Prozessverbesserung<br />
Prozessanalyse<br />
Opt<strong>im</strong>ierung der<br />
Prozessparameter<br />
SPC<br />
KAIZEN<br />
7 WERKZEUGE<br />
TPM (Total Productive<br />
Maintenance=<br />
PROZESS-FMEA<br />
Vorbeugende Wartung) DOE<br />
<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system<br />
ständige Verbesserung<br />
(Ishikawa,<br />
Pareto u.a.)<br />
(Designs of Exper<strong>im</strong>ents)<br />
7.4.2 Methoden und deren Einsatz <strong>im</strong> <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system<br />
Im Bereich des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s sind in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten<br />
viele Philosophien und Strategien entwickelt worden. Sie alle beschreiben, wie ein qualitätsbezogenes<br />
Denken und Handeln gestaltet sein sollte. So prägte zum Beispiel Crosby den<br />
Begriff "Null Fehler", der jegliche Vermeidung des Auftretens von Fehlern zum Ziel hat. Kaizen<br />
verfolgt die ständige Verbesserung aller Leistungen und Leistungserbringungen<br />
in kleinen Schritten, initiiert durch den jeweiligen Verantwortlichen.<br />
Aus diesen Philosophien und Strategien sind eine Vielzahl von Methoden und Werkzeugen<br />
entwickelt worden, die für die Operationalisierung dieser Ansätze hilfreich sind. Viele dieser<br />
Verfahren sind keine revolutionären Entwicklungen, sondern eine Systematisierung und Benennung<br />
existierender Vorgehensweisen. Fragt man einen Arbeiter in einem japanischen<br />
Unternehmen, ob während des Produktdesigns die Methode QFD angewendet wird, so wird<br />
er mit großer Wahrscheinlichkeit verneinen. Lässt man ihn allerdings die angewendete Vorgehensweise<br />
beschreiben, so wird sich diese mit der Vorgehensweise des QFD decken.<br />
Welche Methoden <strong>im</strong> Rahmen eines <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system angewendet werden,<br />
muss auf der Basis der unternehmensspezifischen Anforderungen und Gegebenheiten<br />
ent
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system<br />
Phasen des Benchmarking-Prozesses<br />
Q 07403<br />
© iw b 2005<br />
Akzeptanz<br />
erreichen<br />
Ergebnisse<br />
durchsprechen<br />
Funktionale<br />
Ziele setzen<br />
Leistungsniveauprojektieren<br />
Integration<br />
Analyse<br />
Aktionsplan<br />
entwickeln<br />
Benchmarking-<br />
Prozess<br />
Leistungsdifferenz<br />
best<strong>im</strong>men<br />
Aktion<br />
Planung<br />
Realisieren u.<br />
Ergebnisse<br />
festhalten<br />
Datenerhebung<br />
planen und<br />
durchführen<br />
7 - 17<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Reifegrad<br />
Führungsposition<br />
erreicht<br />
Benchmarks<br />
rekalibrieren<br />
Identifikation, was<br />
beurteilt werden soll<br />
Vergleichbare<br />
Unternehmen<br />
identifizieren<br />
schieden werden. Allen gemeinsam ist jedoch der Schulungsaufwand vor dem Methodeneinsatz.<br />
Von ihrer spezifischen Aufgabenstellung und Zielorientierung lassen sich diese Methoden<br />
entlang der grundlegenden Phasen des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s, der <strong>Qualität</strong>splanung, der<br />
<strong>Qualität</strong>ssicherung und der <strong>Qualität</strong>sverbesserung anordnen. Eine Auswahl bedeutender<br />
Methoden und deren Einordnung ist in der Abbildung dargestellt.<br />
Ein Werkzeug, das in den vergangenen Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen hat, ist<br />
das Benchmarking.<br />
Das Benchmarking geht von dem unternehmerischen Wunsch aus, in der eigenen<br />
Branche, der "Klassenbeste" werden zu wollen. Hierfür bietet das Benchmarking ein systematisiertes<br />
Vorgehen, bei dem sich mindestens zwei Unternehmen (sog. Benchmarking-<br />
Partner) anhand von vorher definierten charakteristischen Größen, den Benchmarks, vergleichen<br />
und somit die wesentlichen Unterschiede und Erfolgsfaktoren des anderen ersichtlich<br />
werden. Das prinzipielle Vorgehen ist in der Abbildung in Form des Phasenmodells auf<br />
zwei unterschiedlich detaillierten Ebenen dargestellt.<br />
Insbesondere ist die Möglichkeit interessant, sich mit Benchmarking-Partnern aus vollkommen<br />
unterschiedlichen Branchen zu vergleichen. Dies bietet den Vorteil, das eigene Handeln<br />
von einem ganz neuen Gesichtspunkt aus zu betrachten.
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system<br />
<strong>Qualität</strong>sdaten und deren<br />
Entstehungsorten<br />
Grundlagen einer <strong>Qualität</strong>sdatenbasis<br />
Wareneingang<br />
Q 07404<br />
© iw b 2005<br />
Einkauf<br />
Q-Anforderungen<br />
Lieferantenbewertung<br />
Bestellvorschriften<br />
Lieferanten<br />
Zertifikate<br />
Fertigungsvorfeld / Administration<br />
Kostenrechnung<br />
Konstruktion<br />
CAD<br />
Planung<br />
CAP<br />
Mess- und<br />
Prüffeld<br />
PPS<br />
<strong>Qualität</strong>sdatenbasis<br />
CAM - Bereich<br />
7 - 18<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Reklamationsbearbeitung<br />
Vorschriften<br />
Prüfplanung<br />
Prüfaufträge<br />
dynamische<br />
Prüfsteuerung<br />
Fertigungsstufe 1Fertigungsstufe 2Fertigungsstufe 3Fertigungsstufe n Endprüfung<br />
Verkauf<br />
Q-Anforderungen<br />
Vorschriften<br />
Audits<br />
Kunden<br />
Zertifikate<br />
Erstmuster-<br />
Prüfberichte<br />
Waren-<br />
Prüfberichte<br />
ausgang<br />
7.4.3 Informationsverarbeitung<br />
<strong>Qualität</strong>sinformationen sind ein fundamentaler Bestandteil eines wirksamen <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems.<br />
Sie sind:<br />
• Voraussetzung für eine zielgerichtete Tätigkeit,<br />
• Nachweis der Erfüllung von <strong>Qualität</strong>sforderungen und<br />
• Regelgröße zur Opt<strong>im</strong>ierung der Prozessfähigkeiten und Kosten.<br />
Alle QS-Nachweisstufen nach DIN ISO 9001-9003 verlangen als Forderungen an QS-<br />
Maßnahmen die Aufzeichnungspflicht von qualitätsrelevanten Informationen.<br />
<strong>Qualität</strong>sinformationen beziehen sich in erster Linie auf die <strong>Qualität</strong>szustände der Produkte<br />
und Leistungen bei ihrer Planung, Entwicklung, Beschaffung, Herstellung, Verteilung, Nutzung<br />
und Entsorgung. Ihre Aussagen erstrecken sich aber auch auf weitergehende qualitätsrelevante<br />
Fakten <strong>im</strong> Unternehmen, die für die Entstehung der Produktqualität von Bedeutung<br />
sind. Dies sind:<br />
• Technische <strong>Qualität</strong>sinformationen (produktbezogen, prozessbezogen, Analysen, Berechnungen,<br />
Auswertungen),<br />
• kostenbezogene <strong>Qualität</strong>sinformationen,<br />
• QM-systembezogene <strong>Qualität</strong>sinformationen,<br />
• organisations-, ablaufbezogene <strong>Qualität</strong>sinformationen,<br />
• arbeitsbezogene <strong>Qualität</strong>sinformationen und<br />
• Termine.
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system<br />
Das Unternehmensweite<br />
<strong>Qualität</strong>sinformationssystem<br />
Q 07405<br />
© iw b 2005<br />
Konstruktion<br />
Leitstand<br />
Arbeitsvorbereitung<br />
Maschine<br />
Einkauf<br />
Maschine<br />
7 - 19<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Geschäftsleitung<br />
Messmaschine<br />
Vertrieb<br />
PPS<br />
Disposition<br />
In einem Unternehmen fallen ständig an verschiedenen Stellen/Bereichen, an unterschiedlichen<br />
räumlichen Orten, zu verschiedenen Zeiten und aufgrund unterschiedlicher Veranlassungen<br />
und Ursachen <strong>Qualität</strong>sinformationen an. Durch den Einsatz rechnergestützter<br />
Systeme wird dieses Informationsangebot zusätzlich deutlich gesteigert, da mit diesem<br />
Hilfsmittel die Gewinnung und Ablage von Daten und der Zugriff auf diese deutlich vereinfacht<br />
wird.<br />
Im Rahmen eines <strong>Qualität</strong>sinformationssystems kommen die unterschiedlichsten rechnergestützten<br />
Systeme zum Einsatz. Klassische rechnergestützte Systeme, die breite Verwendung<br />
finden, sind<br />
• CAQ-Systeme,<br />
• SPC-Systeme und<br />
• Diagnose-Systeme.<br />
Einsatz und Verwendung dieser rechnergestützten Systeme müssen in der <strong>Qualität</strong>sdokumentation,<br />
z.B. Arbeitsanweisungen, festgehalten werden.
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system<br />
Voraussetzungen für die Einführung<br />
eines <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems<br />
Q 07501 Quelle: McKinsey TOP 500 CEO´s Survey<br />
© iw b 2005<br />
7 - 20<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Das Wichtigste bei<br />
der Einführung eines <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems<br />
...vom Topmanagement<br />
unterstützen und begleiten<br />
...Mitarbeiter schulen<br />
und motivieren<br />
...QM-System in die Unternehmensstruktur<br />
einbinden<br />
...Zielgrößen definieren<br />
und überwachen<br />
...das Topmanagement<br />
motivieren und sensibilisieren<br />
...Bewusstsein schaffen<br />
60<br />
73<br />
70<br />
95<br />
87<br />
82<br />
ist ist nicht<br />
Grundvoraussetzung<br />
für den Erfolg<br />
eines QM - Systems<br />
7.5 Einführung des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems<br />
7.5.1 Voraussetzungen für die Einführung des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems<br />
Für die erfolgreiche Einführung des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s bzw. des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems<br />
müssen grundlegende Voraussetzungen in einem Unternehmen erfüllt sein. In der<br />
Grafik sind die wichtigsten Aspekte dargestellt.<br />
Entscheidend für die Einführung ist die Unterstützung und Begleitung der Einführung<br />
durch das Topmanagement bzw. die Geschäftsleitung. Diese Aussage wird auch dadurch<br />
unterstrichen, dass Mitarbeiter nicht das tun, was man ihnen sagt, sondern das, was<br />
man ihnen vorlebt. Eine Geschäftsleitung die sich nicht an den gesteckten <strong>Qualität</strong>szielen<br />
des Unternehmens orientiert, wird auch nicht die Mitarbeiter von der Notwendigkeit überzeugen.<br />
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Definition und Überwachung geeigneter Ziel- bzw.<br />
Messgrößen, anhand derer die Einführung und die Wirksamkeit des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems<br />
transparent gemacht wird.<br />
Zusammenfassend wird ersichtlich, dass für die Einführung eines <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems<br />
neben der rein organisatorischen und technischen Implementierung gleichermaßen<br />
auch sogenannte "soft values" eine sehr große Bedeutung besitzen. Ohne die Überzeugung<br />
aller Beteiligten ist das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system zum Scheitern verurteilt.<br />
40<br />
27<br />
30<br />
13<br />
18<br />
5
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system<br />
Integration des<br />
<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems in die<br />
Aufbau- und Ablauforganisation<br />
Entwicklung Produktion<br />
© iw b 2005<br />
Q-<br />
Sicherung<br />
Aufbauorganisation<br />
Horizontale Ausbreitung der<br />
<strong>Qualität</strong>sverantwortung<br />
Q-<br />
Sicherung<br />
Q-<br />
Prüfung<br />
Geschäftsführung<br />
Einkauf<br />
+<br />
Logistik<br />
Q-<br />
Sicherung<br />
Verkauf<br />
+<br />
Service<br />
Q-<br />
Sicherung<br />
<strong>Qualität</strong>swesen<br />
Q-<br />
Planung<br />
Q-<br />
Förderung<br />
Q-<br />
Analyse<br />
Prüfplanung<br />
Komplexe<br />
Prüfungen<br />
Vertikale Ausbreitung der<br />
<strong>Qualität</strong>sverantwortung<br />
7 - 21<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Ablauforganisation<br />
Kundenorientierung<br />
integrierte<br />
Arbeits- und<br />
Prüfplanung<br />
Werkerselbstprüfung<br />
Prüfen<br />
7.5.2 Integration des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems<br />
Die Integration des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems in die Aufbau- und Ablauforganisation des<br />
Unternehmens bedeutet eine horizontale und vertikale Ausbreitung der <strong>Qualität</strong>sverantwortung.<br />
Die Sicherstellung der <strong>Qualität</strong> ist keine zentrale Aufgabe einer einzelnen Abteilung, früher<br />
als <strong>Qualität</strong>ssicherung bezeichnet, sondern stellt eine Querschnittsaufgabe dar. Darüber<br />
hinaus muss die Überzeugung verstärkt werden, dass nicht nur das materielle Produkt, die<br />
hergestellte Ware, eine bewertbare <strong>Qualität</strong> aufweist. Vielmehr müssen sämtliche innerbetrieblichen<br />
Leistungserstellungsprozesse - und dazu gehört z.B. auch die Erstellung eines<br />
Arbeitsplans bzw. die Erstellung eines Auftragsangebots - Gegenstand der <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
sein.<br />
Ablauforganisatorisch ist die <strong>Qualität</strong>sverantwortung vertikal auszubreiten. Die Kompetenz<br />
qualitätsfördernde Entscheidungen zu treffen und qualitätssichernde Maßnahmen zu<br />
ergreifen muss an die Stelle der Leistungserstellung verlagert werden. Darüber hinaus müssen<br />
sich inhaltlich ähnelnde Aufgaben zusammengefasst werden, wie z.B. die Erstellung von<br />
Arbeits- und Prüfplan.<br />
Oberstes Ziel bei der Verlagerung der <strong>Qualität</strong>sverantwortung ist die Schaffung einer Kundenorientierung<br />
<strong>im</strong> gesamten Unternehmen. Dies beinhaltet sowohl den externen als auch<br />
den internen Kunden.
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system<br />
Vorgehensweise be<strong>im</strong> Aufbau eines<br />
<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems<br />
© iw b 2005<br />
Kunden<br />
Markt<br />
Fehlerquelle<br />
Konstruktion<br />
Fertigung 1<br />
Fertigung 2<br />
Fertigung 3<br />
QM-<br />
Handbuch<br />
IST-Zustand<br />
FMEA<br />
DEFIZIT<br />
SPC<br />
DEFIZIT<br />
Gesetze<br />
Richtlinien<br />
<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system<br />
IST-Analyse<br />
Schwachstellen<br />
ermitteln<br />
Defizite herleiten/<br />
beseitigen<br />
Gestalten und<br />
Dokumentieren<br />
7 - 22<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Unternehmens<br />
- philosophie<br />
- einflüsse<br />
- QM-Funktionen<br />
- QM-Hilfsmittel<br />
- QM-Formulare<br />
- QM-Dokumentation<br />
- . . .<br />
- Auftragsannahme<br />
- Konstruktion<br />
- Fertigung<br />
- Montage<br />
- . . .<br />
- Fehlende<br />
Funktionen<br />
- unzureichende Formulare<br />
- keine Methoden<br />
- . . .<br />
- Formblätter<br />
gestalten<br />
- Ablaufschemata erstellen<br />
- Handbuch aufbauen<br />
- . . .<br />
7.5.3 Vorgehensweise be<strong>im</strong> Aufbau des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems<br />
Der Aufbau eines Unternehmensweiten <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems untergliedert sich in<br />
die dargestellten Schritte.<br />
In der Ist-Analyse muss der gesamte Produktentstehungsprozess von der Auftragsdefinition<br />
über den Warenausgang bis hin zur Produktnutzung unter der Fragestellung betrachtet werden,<br />
welche QM-Aufgaben durchgeführt und welche Hilfsmittel hierfür verwendet werden.<br />
Dieser Produktentstehungsprozess ist dann <strong>im</strong> Rahmen der Schwachstellenanalyse auf<br />
Risiken und systematische Fehler hin zu untersuchen.<br />
Die erkannten Defizite des bestehenden Systems sind daraufhin durch geeignete Maßnahmen<br />
abzustellen. Das Gesamtsystem muss anschließend <strong>im</strong> Rahmen der <strong>Qualität</strong>sdokumentation<br />
dargelegt und unternehmensweit transparent gemacht werden.
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system<br />
Hemmnisse bei der Einführung des<br />
<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems<br />
Ausgangssituation<br />
© iw b 2005<br />
Leistung / Motivation<br />
Angst der<br />
Mitarbeiter vor<br />
Veränderungen<br />
Zeit<br />
7 - 23<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Gesagt ist noch nicht gehört!<br />
Gehört ist noch nicht verstanden!<br />
Verstanden ist noch nicht akzeptiert!<br />
Akzeptiert ist noch nicht getan!<br />
Einmal getan sichert noch keine Kontinuität!<br />
7.5.4 Hemmnisse<br />
In der Abbildung sind zwei wesentliche Hemmnisse bei der Einführung des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems<br />
dargestellt. Diese führen häufig zu einem Scheitern des Einführungsprojekts.<br />
Die Erwartungen an die Einführung des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems werden in der Regel<br />
relativ hoch gesteckt. Dabei wird insbesondere eine Steigerung der Leistung bzw. Motivation<br />
der Mitarbeiter erwartet. Es ist aber durchaus möglich, dass zu Beginn der Einführung zunächst<br />
eine Verringerung dieser beiden Faktoren einsetzt, auch über die Ausgangssituation<br />
hinaus. Ursache hierfür ist die Unsicherheit bzw. das Sicherheitsbedürfnis der Mitarbeiter,<br />
welches durch die Veränderung bestehender Strukturen und Abläufe eingeschränkt und beeinträchtigt<br />
wird.<br />
Die Einführung muss durch einen hohen Aufwand an Schulungen und Qualifizierungen<br />
begleitet werden. Allein die Dokumentation und das einmalige Vorstellen des Konzepts<br />
und der neuen Abläufe sichern noch keinen Erfolg. Organisationen besitzen dabei die Tendenz<br />
schnell wieder zu dem Ausgangszustand zurückzukehren.
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system<br />
Ziele der Zertifizierung<br />
© iw b 2005<br />
Forderung<br />
des Kunden<br />
Dokumentiertes<br />
QM-System<br />
7.6 Zertifizierung<br />
Auditierung<br />
Qualifizierung<br />
Senkung der<br />
<strong>Qualität</strong>skosten<br />
Zertifizierung<br />
7 - 24<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Verbesserung<br />
der <strong>Qualität</strong><br />
Werbezwecke<br />
Identifikation<br />
der Mitarbeiter<br />
7.6.1 Gründe für die Zertifizierung<br />
Die Gründe für die Entscheidung eines Unternehmens für die Zertifizierung sowie die Ziele,<br />
die damit verbunden werden, sind vielfältiger Natur. Die Erklärung wesentlicher Ziele ist <strong>im</strong><br />
folgenden dargestellt.<br />
Das zertifizierte QM-System bzw. die Urkunde (Zertifikat) bietet dem Unternehmen die Gelegenheit,<br />
über die Selbstdarstellung in der Werbung den Unterschied zu seinen Wettbewerbern<br />
herauszustellen. Das Zertifikat als Werbe- bzw. Verkaufsargument setzt aber auch Unternehmen,<br />
die noch nicht zertifiziert sind, unter Zugzwang. Darüber hinaus gilt, dass in zunehmendem<br />
Maße die Unternehmen, die kein zertifiziertes <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system<br />
betreiben, sich vom Markt ausschließen und damit ihre Existenzgrundlage entziehen.
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system<br />
Anlässe für die Zertifizierung<br />
© iw b 2005<br />
Interne Anlässe<br />
Kostensenkung<br />
3%<br />
Q-Sicherung<br />
Q-Verbesserung<br />
6%<br />
Konzernvorgabe 8%<br />
4%<br />
Firmenstrategie 2%<br />
Sonstige<br />
22%<br />
11%<br />
Wettbewerbsvorteile/<br />
Wettbewerbsdruck<br />
Umsetzungsdruck von außen: 65,9%<br />
Produkthaftungs-<br />
Gesetz<br />
3%<br />
7 - 25<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
5%<br />
EG-Markt<br />
EG-Richtlinien<br />
Kundenwünsche/<br />
Kundenfor-<br />
36% derungen<br />
Externe Anlässe<br />
In dieser Grafik ist die prozentuale Verteilung der Anlässe aufgeführt, die Unternehmen in<br />
den vergangenen Jahren dazu bewegt haben, sich zertifizieren zu lassen.<br />
Bemerkenswert ist, dass der Anteil externer Anlässe, also Gründe für die Zertifizierungsentscheidung<br />
eines Unternehmens die außerhalb des unternehmenseigenen Einflussbereiches<br />
liegen, überwiegt. Dies kann ein Anzeichen dafür sein, dass die meisten Unternehmen den<br />
eigentlichen Sinn bzw. die Chance, die ein funktionierendes <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system<br />
bietet, noch nicht erkannt haben.
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system<br />
Ablaufschema der Zertifizierung des<br />
<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems<br />
© iw b 2005<br />
Nachauditierung<br />
Korrekturmaßnahmen<br />
<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>vorstudie<br />
Einführung des<br />
QM-Systems<br />
Aktivitäten des<br />
QM-Systems<br />
Zertifizierungsaudit<br />
Erteilung des<br />
Zertifikates<br />
7 - 26<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Programm zur Durchführung<br />
Formulierung der Q-Politik<br />
und -zielsetzung<br />
Bewertung des Ist-Zustandes<br />
Einführung des QM-Systems<br />
Beschreibung des Soll-Zustands<br />
Erarbeitung qualitätssichernder<br />
Maßnahmen -> Maßnahmenplan<br />
Überarbeitung der Dokumentation<br />
Schulung und Motivation<br />
Einführung der QM-Methoden<br />
Maßnahmen umsetzen<br />
Termin- und Kostenüberwachung<br />
Erfüllungsgrad der Normkonformität<br />
Zertifikat<br />
7.6.2 Ablaufschema der Zertifizierung des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems<br />
Voraussetzung für die Zertifizierung ist die normkonforme Einführung und Stabilisierung eines<br />
unternehmensweiten <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems. Erst wenn die Organisation funktioniert<br />
und die Verfahren sicher angewandt werden, erfolgt das eigentliche Verfahren der<br />
Zertifizierung.<br />
Die Auditoren des Zertifizierungsorgans überprüfen <strong>im</strong> Rahmen eines Zertifizierungsaudits,<br />
welches sich über mehrere Tage erstrecken kann, die Normkonformität und stellen bei einem<br />
hohen Erfüllungsgrad das Zertifikat aus. Nach der ersten Erteilung des Zertifikats, das in der<br />
Regel drei Jahre gültig ist, wird jährlich durch den Zertifizierer eine Nachauditierung durchgeführt<br />
Analyse<br />
Konzeption<br />
Realisierung<br />
Stabilisierung
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system<br />
Ablauf des Systemaudits<br />
© iw b 2005<br />
Dokumente<br />
Auditplan<br />
Checkliste<br />
Zeitplan<br />
Abweichungsbericht<br />
Auditbericht<br />
Abgeschlossene<br />
Abweichungsberichte<br />
Auditbericht<br />
Nachaudit<br />
bzw.<br />
Kontrolle<br />
durchführen<br />
ja<br />
7 - 27<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Ablauf Zuständigkeit<br />
Start<br />
Auditteam<br />
zusammenstellen<br />
Checklisten, Zeitpläne<br />
vorbereiten<br />
bestätigten Zeitplan<br />
verteilen<br />
Systemaudit<br />
Auditbericht<br />
verteilen<br />
Nachkontrolle<br />
?<br />
nein<br />
Abgeschlossenen<br />
Auditbericht<br />
archivieren<br />
QS<br />
Auditor/QS<br />
Auditor<br />
QS<br />
Auditor<br />
Auditor<br />
Auditor/QS<br />
7.6.3 Systemaudit<br />
Ein Werkzeug, das auch bei der Zertifizierung des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems zum Einsatz<br />
kommt, ist das Systemaudit. Der allgemeine Ablauf eines Systemaudits ist in der Abbildung<br />
dargestellt.<br />
Das Systemaudit ist nach DIN ISO 9000 ff. "eine systematische und unabhängige Untersuchung,<br />
um festzustellen, ob die qualitätsbezogenen Tätigkeiten und die damit zusammenhängenden<br />
Ergebnisse den geplanten Vorgaben entsprechen und ob diese Vorgaben wirkungsvoll<br />
verwirklicht und geeignet sind, die Ziele zu erreichen."<br />
Das Systemaudit wird durch eine neutrale Person, den Auditor (Ausbildung erforderlich), auf<br />
ein <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system oder auf einzelne Elemente davon angewendet. Es besteht<br />
<strong>im</strong> wesentlichen aus einer Überprüfung qualitätsrelevanter Dokumente und Abläufe, einer<br />
direkten Befragung des leitenden und ausführenden Personals sowie einer Stichprobenprüfung<br />
vor Ort. Zum Systemaudit gehört auch die Veranlassung von Korrekturmaßnahmen<br />
sowie die Überprüfung deren Wirksamkeit.<br />
Das Systemaudit kann sowohl als internes Werkzeug des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems als<br />
auch als Werkzeug zur Zertifizierung verwendet werden. Die Vorgehensweise ist bei beiden<br />
Formen weitgehend identisch.<br />
QS
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system<br />
Normung in der EU am Beispiel der<br />
EG-Maschinenrichtlinie 89/392/EWG<br />
© iw b 2005<br />
7 - 28<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
7.7 Konformität mit dem Europäischen Gemeinschaftsrecht<br />
7.7.1 Europäische Normung<br />
Innerhalb der EU wird die Politik der Beseitigung von Handelshemmnissen für den freien<br />
Verkehr von Waren und Gütern verfolgt. Hierzu sind insbesondere auf dem technischen Gebiet<br />
Harmonisierungen vorhandener, national unterschiedlicher Normen und Richtlinien erforderlich.<br />
Ziel dieser Harmonisierung ist die Verkehrsfähigkeit einer einzigen Produktausführung<br />
<strong>im</strong> gesamten EU-Markt.<br />
Früher verfolgte man in der EU die Strategie der max<strong>im</strong>alen Harmonisierung. Man versuchte,<br />
alle technischen Detailregelungen ursprünglicher nationaler Vorschriften auf ein möglichst<br />
breites Produktspektrum anzuwenden, was in Einzelfällen zu unsinnigen Forderungen an<br />
Exportgüter führte. Ein Beispiel: Ein Rasenmäher, Produktgruppe Maschine, hätte früher nur<br />
in Verbindung mit einem Feuerlöscher exportiert werden dürfen, welcher dann bei Inbetriebnahme<br />
des Rasenmähers durch den Bediener hätte geschultert werden müssen, um eine<br />
geeignete Löscheinheit für diesen Maschinentyp bereitzustellen.
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system<br />
Die CE - Kennzeichnung für Maschinen<br />
Q 07702<br />
© iw b 2005<br />
...ist ab dem 1.1.1995 Pflicht<br />
... ist die allgemeingültige<br />
Konformitätskennzeichnung<br />
mit der/den EG-Richtlinie(n)<br />
... ist kein <strong>Qualität</strong>ssiegel<br />
oder die Bestätigung der<br />
Umweltverträglichkeit<br />
... bedeutet die Konformität<br />
mit sämtlichen grundlegenden<br />
Sicherheitsanforderungen der<br />
EG-Maschinenrichtlinie<br />
CE<br />
7 - 29<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
... steht mit den QM-Aktivitäten<br />
(EN 29000 ff) in keinem<br />
Zusammenhang<br />
... harmonisiert nationale Normen<br />
und baut technische Handelshemmnisse<br />
<strong>im</strong> Binnenmarkt ab<br />
... erasst eine ständig wachsende<br />
Zahl von Produktgruppen<br />
und wird an Bedeutung weiter<br />
gewinnen<br />
... beruht auf der Anwendung der<br />
"Neuen Konzeption" harmonisierter<br />
europäischer Normen<br />
Ziel des neuen Konzeptes von 1985 ist es, auf EU-Ebene nur noch die wesentlichen Anforderungen<br />
in Bezug auf Gesundheit und Sicherheit des Bedieners vorzuschreiben. Eine weitere<br />
Konkretisierung dieser Anforderungen obliegt den europäischen Normenorganisationen,<br />
die hierfür entsprechende technische Spezifikationen erstellen müssen. Die Konformität mit<br />
diesen Richtlinien wird durch das CE-Kennzeichen symbolisiert. Die CE-Kennzeichnung ist<br />
seit dem 1.1.1995 Pflicht für alle Maschinen die Zugang auf den EU-Markt haben.<br />
Weitere EG-Richtlinien existieren bereits für Niederspannungsgeräte, einfache Druckbehälter,<br />
Sicherheit von Spielzeugen, Bauprodukte, persönliche Schutzausrüstungen, Medizinprodukte,<br />
<strong>im</strong>plantierbare medizinische Geräte, Gasverbrauchseinrichtungen, nichtselbsttätige<br />
Waagen, Warmwasserheizkessel und Telekommunikationssendeeinrichtungen.<br />
Das CE-Zeichen bescheinigt die Konformität des Produktes mit der Richtlinie und ermöglicht<br />
somit den freien Zugang zum europäischen Binnenmarkt. Es trifft grundsätzlich<br />
keine Aussage über die Produktqualität oder über die obligatorischen Vorschriften<br />
hinausgehenden Kundenerwartungen. Ausschlaggebend für die Kennzeichnungspflicht<br />
eines Produktes sind ausschließlich die entsprechenden CE-Richtlinien und nicht andere<br />
europäische Rechtsnormen. Zielgruppe des Zeichens sind vor allem die Marktaufsichtsbehörden.
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system<br />
Kriterien des European Quality Award<br />
(EQA)<br />
Q 07801 nach: Kirstein<br />
© iw b 2005<br />
7 - 30<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Menschen Prozesse Ergebnisse<br />
Leitung<br />
(10 %)<br />
Mitarbeiterorientierung<br />
(9 %)<br />
Unternehmenspolitik,<br />
-strategie<br />
(8 %)<br />
Ressourcen<br />
(9 %)<br />
Wertschöpfungsprozess<br />
(14 %)<br />
Mitarbeiterzufriedenheit<br />
(9 %)<br />
Kundenzufriedenheit<br />
(20 %)<br />
Image des<br />
Unternehmens<br />
(6 %)<br />
Unternehmensergebnisse<br />
(15 %)<br />
Enablers (Befähiger) Results (Ergebnisse)<br />
7.8 Internationale <strong>Qualität</strong>sauszeichnungen<br />
7.8.1 Der European Quality Award<br />
Zur Würdigung und Auszeichnung der Leistungen von Unternehmen, die sich besonders für<br />
die Förderung der <strong>Qualität</strong> engagieren, begann die European Foundation for Quality Management<br />
(EFQM) <strong>im</strong> Jahr 1992 mit der Vergabe von Europäischen <strong>Qualität</strong>spreisen und dem<br />
European Quality Award (EQA). Um mit einem <strong>Qualität</strong>spreis ausgezeichnet zu werden, hat<br />
ein Unternehmen den Nachweis zu erbringen, dass sein Vorgehen zur Verwirklichung von<br />
TQM über eine Reihe von Jahren einen beträchtlichen Beitrag zur Erfüllung der Erwartungen<br />
von Kunden, Mitarbeitern usw. geleistet hat.<br />
Neben dem EQA gibt es noch weitere <strong>Qualität</strong>spreise, so z.B. den Malcolm Baldrige National<br />
Quality Award, bei dem nur Amerikanische Firmen teilnahmeberechtigt sind, d.h. mindestens<br />
50 Prozent aller Mitarbeiter müssen in den USA beschäftigt sein bzw. mindestens 50 Prozent<br />
aller Anlagen müssen in den USA stehen.
<strong>Vorlesungsskript</strong><br />
<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />
<strong>Qualität</strong> <strong>im</strong> Produktlebenszyklus<br />
8 Arbeitswissenschaftliche Aspekte 8-1<br />
8.1 Ziele und Inhalte der Arbeitswissenschaft und des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s............8-1<br />
8.2 Der Mensch <strong>im</strong> Unternehmen ..................................................................................8-3<br />
8.2.1 Schwachstelle der herkömmlichen <strong>Qualität</strong>sverbesserung ......................8-3<br />
8.2.2 Einflußgrößen menschlicher Leistungsfähigkeit .......................................8-4<br />
8.2.3 Gestaltung des Arbeitsplatzes..................................................................8-5<br />
8.2.4 Motivation der Mitarbeiter .........................................................................8-7<br />
8.2.5 Qualifizierung..........................................................................................8-12<br />
8.3 Organisations- und Führungsstrukturen.................................................................8-16<br />
8.3.1 Ziele bei der Organisationsgestaltung ....................................................8-16<br />
8.3.2 Prozessorientierung der Organisationsstruktur ......................................8-17<br />
8.3.3 <strong>Qualität</strong>sgruppen ....................................................................................8-18<br />
5-1
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Arbeitswissenschaftliche Aspekte<br />
Ziele und Inhalte von<br />
Arbeitswissenschaft und<br />
<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />
Q 08101 Pfeiffer/Luczak und Volpert<br />
© iw b 2005<br />
Prozessorientierung<br />
Arbeits- und<br />
Betriebsmittelgestaltung<br />
Qualifizierung<br />
Identifikation<br />
Mitwirkung<br />
Gesellschaftliche<br />
Verantwortung<br />
<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />
Produkte<br />
und Dienstleistungen<br />
Arbeitsabläufe<br />
und<br />
-verfahren<br />
Arbeitsbedingungen<br />
Außenbeziehungen<br />
technische<br />
Bedingungen<br />
soziale<br />
Bedingungen<br />
8 - 1<br />
organisatorische<br />
Bedingungen<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Arbeitsbedingungen<br />
• ausführbar<br />
• erträglich<br />
• beeinträchtigungsfrei<br />
• schädigungslos<br />
Arbeitswissenschaft<br />
Standards sozialer<br />
Angemessenheit<br />
• Arbeitsinhalt<br />
• Arbeitsaufgabe<br />
• Arbeitsumgebung<br />
• Entlohnung<br />
• Kooperation<br />
Spielräume zur<br />
• Kommunikation und<br />
Kooperation mit anderen<br />
• Entfaltung der<br />
Persönlichkeit<br />
• Erwerb von Fähigkeiten<br />
8 Arbeitswissenschaftliche Aspekte des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />
8.1 Ziele und Inhalte der Arbeitswissenschaft und des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />
Die Arbeitswissenschaft analysiert, ordnet und gestaltet<br />
• technische<br />
• organisatorische und<br />
• soziale<br />
Bedingungen, mit dem Ziel, menschliche Arbeitsbedingungen, sozial angemessene Standards<br />
und Spielräume zu schaffen, die dem Mitarbeiter die Möglichkeit geben, in der Kommunikation<br />
und Kooperation mit anderen seine Persönlichkeit zu entwickeln und seine Fähigkeiten<br />
zu erweitern.<br />
In diesem Zusammenhang ist es Ziel des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s, neben der <strong>Qualität</strong>sverbesserung<br />
der eigentlichen Produkte bzw. Dienstleistungen auch die <strong>Qualität</strong> der<br />
• Arbeitsabläufe<br />
• Arbeitsbedingungen und<br />
• Außenbeziehungen
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Arbeitswissenschaftliche Aspekte<br />
Das Unternehmen als soziotechnologisches<br />
System<br />
© iw b 2005<br />
zu erhöhen.<br />
Arbeitswelt<br />
Arbeitswelt<br />
Soziales System<br />
• Funktionen, Aufgaben,<br />
Kompetenzen,<br />
Verantwortung<br />
• Zusammenwirken<br />
von Menschen,<br />
Gruppen<br />
• Menschliches<br />
Interesse, Wissen, Können<br />
• Struktur,<br />
Aufbauorganisation<br />
<strong>Qualität</strong>s<strong>Qualität</strong>ssteigerungsteigerung Gesellschaft<br />
Gesellschaft<br />
Produktivitätssteigerung<br />
8 - 2<br />
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Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Volkswirtschaft<br />
Volkswirtschaft<br />
• Technik,<br />
physische Mittel<br />
• Prozesse,<br />
Ablauforganisation<br />
• Ökonomie<br />
Technologisches<br />
System<br />
FlexibilitätsFlexibilitätssteigerungsteigerung<br />
Im Vordergrund stehen dabei die Prozessorientierung und Opt<strong>im</strong>ierung der Abläufe, die Gestaltung<br />
der Arbeit sowie die Qualifikation der Mitarbeiter für ihre eventuell neue oder erweiterte<br />
Aufgabe.<br />
Damit soll die über lange Zeit festgeschriebene Anonymisierung der Arbeit aufgebrochen<br />
und eine neue Identifikation der Mitarbeiter mit ihrem Produkt und ihrem Unternehmen<br />
erreicht werden.<br />
Neben der herkömmlichen Betrachtung des Unternehmens aus rein technischer Sicht, mit<br />
seinen Elementen Technik, Organisation und Ökonomie, ist jedes Unternehmen auch ein<br />
soziales System. Wesentlicher Bestandteil dieses sozialen Systems sind die <strong>im</strong> Unternehmen<br />
beschäftigten Menschen, deren Zusammenwirken und deren Interessen.<br />
Daher ist ein Unternehmen <strong>im</strong>mer ein soziotechnologisches System, welches unter den<br />
Umwelteinflüssen Arbeitswelt, Volkswirtschaft und Gesellschaft die Erfüllung und Steigerung<br />
von Produktivität, <strong>Qualität</strong> und Flexibilität anstrebt.
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Arbeitswissenschaftliche Aspekte<br />
Ungleichgewicht herkömmlicher<br />
Verbesserungsmaßnahmen<br />
© iw b 2005<br />
Unternehmensqualität<br />
technische<br />
<strong>Qualität</strong>sverbesserung<br />
8.2 Der Mensch <strong>im</strong> Unternehmen<br />
8 - 3<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
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Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
soziale <strong>Qualität</strong>sverbesserung<br />
8.2.1 Schwachstelle der herkömmlichen <strong>Qualität</strong>sverbesserung<br />
Die bisherigen Maßnahmen zur Verbesserung der Unternehmensqualität zielten vor allem<br />
auf die Verbesserung technischer <strong>Qualität</strong>.<br />
Zunehmend genauere Bearbeitungsmaschinen ermöglichen den Vorstoß in neue Bereiche<br />
der Bearbeitungsgenauigkeit, hochpräzise Messmaschinen erlauben die Überprüfung der<br />
gefertigten Maße. Extreme Formen der Arbeitsteilung gestatten Stückzahlsteigerungen in der<br />
Serien- und Massenproduktion, führen jedoch gleichzeitig zu einer Entfremdung von Mitarbeiter<br />
und Unternehmen.<br />
Im Mittelpunkt dieser Maßnahmen stand vor allem die technische Seite des soziotechnologischen<br />
Systems - die Verbesserung der <strong>Qualität</strong> sozialer Bereiche wurde somit vernachlässigt.
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Arbeitswissenschaftliche Aspekte<br />
Einflussgroßen menschlicher Leistung<br />
Q 08202 Zink<br />
© iw b 2005<br />
Sachliche<br />
Leistungselemente<br />
Situationsbedingte<br />
Einflussgrößen<br />
z.B.:<br />
technologische<br />
Verfahren und<br />
Betriebsmittel<br />
Art und Zustand<br />
der Werkstoffe<br />
Organisationsstruktur<br />
Struktur der<br />
Aufgabe<br />
Einflussgrößen menschlicher Leistung<br />
(verknüpft in der Betriebsorganisation)<br />
Soziale<br />
Leistungselemente<br />
z.B.:<br />
Führungsstil<br />
Gruppenmerkmale<br />
Anlage<br />
Leistungsfähigkeit<br />
psychophysiologische<br />
Kapazität<br />
8 - 4<br />
Entfaltung<br />
Wachstum Training<br />
Erfahrung<br />
Beziehung zwischen<br />
Individuen<br />
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Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
individuelle<br />
Einflussgrößen<br />
Beziehung zwischen Individual- und Sachsphäre<br />
Leistungsbereitschaft<br />
physiologisch psychologisch<br />
Kondition und<br />
Disposition<br />
Motivation<br />
8.2.2 Einflussgrößen menschlicher Leistungsfähigkeit<br />
Die Verbesserung der sozialen <strong>Qualität</strong> ist kein Selbstzweck. Sie findet ihre Berechtigung in<br />
der Erhaltung und Steigerung der Leistungskraft der <strong>im</strong> Unternehmen beschäftigten Mitarbeiter.<br />
Die Leistung eines Individuums wird einerseits durch das Individuum selbst, andererseits<br />
durch die Situation bedingt, in der sich das Individuum befindet.<br />
Während bei den situationsbedingten Einflussgrößen<br />
• sachliche und<br />
• soziale<br />
Leistungselemente zu unterscheiden sind, wird bei den individuell bedingten Einflussgrößen<br />
nach dem Können und Wollen, also nach<br />
• Leistungsfähigkeit und<br />
• Leistungsbereitschaft<br />
gefragt.<br />
Die Vielzahl unterschiedlicher Einflussgrößen menschlicher Leistung bedingt vielfältige Beziehungen,<br />
sowohl zwischen den Individual- und Sachsphären als auch zwischen den Individualsphären<br />
selbst.
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Arbeitswissenschaftliche Aspekte<br />
Wissenschaftliche Aspekte bei der<br />
Gestaltung von Arbeitsplätzen<br />
© iw b 2005<br />
Anatomie Physiologie Anthropometrie<br />
Physiologische<br />
Psychologie<br />
Gestaltung des Arbeitsplatzes<br />
Exper<strong>im</strong>entelle<br />
Psychologie<br />
8 - 5<br />
Physik<br />
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und Betriebswissenschaften<br />
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Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Arbeitsmedizin<br />
Ingenieurwissenschaften<br />
8.2.3 Gestaltung des Arbeitsplatzes<br />
Die Vielfältigkeit der Beziehungen zwischen dem arbeitenden Menschen und seiner Umgebung<br />
spiegelt sich in den wissenschaftlichen Disziplinen wider, welche diese Beziehungen<br />
beschreiben.<br />
Wichtige Erkenntnisse bei der Gestaltung des menschlichen Arbeitsplatzes liefern:<br />
• Anatomie und Physiologie, (Untersuchung von Aufbau und Funktionen des menschlichen<br />
Körpers),<br />
• Anthropometrie, welche die Maße des menschlichen Körpers systematisch beschreibt,<br />
• physiologische Psychologie, die sich mit der Funktion des Gehirns und des Nervensystems<br />
befasst,<br />
• exper<strong>im</strong>entelle Psychologie, die das menschliche Verhalten untersucht,<br />
• Arbeitsmedizin, in der die Arbeitsbedingungen betrachtet werden sowie<br />
• Physik und Ingenieurwissenschaften, die Kenntnisse über die Umgebungsfaktoren<br />
besitzen,
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Arbeitswissenschaftliche Aspekte<br />
Rechnergestützte Planung des<br />
Arbeitsplatzes<br />
© iw b 2005<br />
8 - 6<br />
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Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Haltungsanalyse Belastungsanalyse<br />
S<strong>im</strong>ulation der Bewegungsabläufe<br />
Zeit- und Belastungsstudien<br />
Arbeitsplatzlayout und Arbeitsplatzstückliste<br />
Arbeitsunterweisung durch An<strong>im</strong>ation<br />
Bei der Arbeitsplatzgestaltung sind:<br />
• die Arbeit selbst, d.h.<br />
• die Gestaltung des Arbeitsinhalts<br />
• die Anpassung der Arbeitsintensität an die rhythmische Leistungsfähigkeit und<br />
• die Verteilung der Belastungs- und Erholungsphasen<br />
• sowie die Umgebung, d.h. Wechselwirkungen des Systems Mensch/Maschine und<br />
Umwelteinflüsse<br />
zu berücksichtigen.<br />
Zur Planung des Arbeitsplatzes stehen heute rechnergestützte Planungsmodule zur Verfügung,<br />
mit denen die anfallenden Planungstätigkeiten in einem Planungssystem ausführt<br />
werden können.<br />
So ist es <strong>im</strong> Falle des Planungssystems AnySIM-man beispielsweise möglich,<br />
• S<strong>im</strong>ulationen der Bewegungsfolgen,<br />
• Zeitermittlungen,<br />
• Bewertungen auftretender Kräfte und<br />
• Bewertungen von Körperhaltungen<br />
durchzuführen.
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Arbeitswissenschaftliche Aspekte<br />
Entstehung von Motivation<br />
© iw b 2005<br />
Reaktion Determinierung<br />
Anreize<br />
Situation<br />
8.2.4 Motivation der Mitarbeiter<br />
Anreize<br />
8 - 7<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Motive<br />
Motive<br />
Motive<br />
Aktivierung<br />
Anreize<br />
8.2.4.1 Definition der Motivation<br />
Die Arbeitswissenschaft wählt einen sehr behavioristischen Ansatz zur Definition der Motivation,<br />
demzufolge Motivation aus der Interaktion eines Individuums und einer Situation entsteht.<br />
Im Individuum werden eine Reihe unterschiedlicher Bereitschaften zu zielgerichtetem Verhalten<br />
angenommen, sogenannte Motive. Die Situation wiederum enthält best<strong>im</strong>mte Gegebenheiten,<br />
sogenannte Anreize.<br />
Durch das Individuum wahrgenommen, aktivieren diese Anreize ihnen zugeordnete Motive,<br />
die ihrerseits das Verhalten des Individuums determinieren und zu einer Reaktion führen.<br />
Der Einzelne wird dabei <strong>im</strong>mer versuchen, durch sein Verhalten von seiner Umwelt entweder<br />
eine positive Verstärkung zu erlangen oder zumindest eine negative Verstärkung abzuwenden.
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Arbeitswissenschaftliche Aspekte<br />
Zwei-Faktoren-Theorie von Herzberg<br />
© iw b 2005<br />
Faktoren, die als besonders<br />
unbefriedigend angesehen wurden<br />
8 - 8<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
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Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Faktoren, die als besonders<br />
befriedigend angesehen wurden<br />
50% 40% 30% 20% 10% 0% 10% 20% 30% 40% 50%<br />
Erfolg<br />
Anerkennung der eigenen Leistung<br />
Arbeit an sich<br />
Verantwortung<br />
Fortschritt<br />
Aufstieg<br />
Unternehmenspolitik<br />
Führungsstil<br />
Beziehung zu Vorgesetzten<br />
Arbeitsbedingungen<br />
Entlohnung<br />
Beziehung zu Kollegen<br />
Persönliche Lebensbedingungen<br />
Beziehung zu Untergebenen<br />
Status<br />
Arbeitssicherheit<br />
8.2.4.2 Motivationstheorien<br />
Eine Reihe von Wissenschaftlern hat sich mit dem Gebiet der Motivation befasst, so zum<br />
Beispiel Herzberg, Neuberger, von Rosenstiel und Maslow.<br />
Aus den dabei entwickelten Motivationstheorien sei hier zunächst die von Herzberg und seinen<br />
Mitarbeitern 1959 entwickelte Zwei-Faktoren-Theorie hervorgehoben, da sich aus ihr,<br />
trotz kontroverser Diskussionen <strong>im</strong> Bereich der Arbeitswissenschaft, <strong>im</strong>plizit Hinweise zur<br />
Arbeitsgestaltung ableiten lassen.<br />
In umfassenden Untersuchungen befragte Herzberg seine Versuchspersonen unter anderem<br />
nach Ereignissen, die zu deren besonderen Zufriedenheit bzw. zu deren besonderen Unzufriedenheit<br />
beigetragen haben.<br />
In den Untersuchungsergebnissen ließen sich sogenannte<br />
• Defizitmotivatoren und<br />
• Expansionsmotivatoren<br />
identifizieren.<br />
Zu den Defizitmotivatoren zählte Herzberg<br />
• Führungsstil,<br />
• Unternehmenspolitik/Verwaltung,<br />
Beziehung zu Vorgesetzten,<br />
Arbeitsbedingungen,
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Arbeitswissenschaftliche Aspekte<br />
Motivationspyramide von Maslow<br />
© iw b 2005<br />
Selbstverwirklichung<br />
Ich-Motive<br />
(Anerkennung, Status,<br />
Prestige, Achtung)<br />
Soziale Motive<br />
(Kontakt, Liebe, Zugehörigkeit)<br />
Sicherheitsmotive<br />
(Schutz, Vorsorge, Angstfreiheit)<br />
Physiologische Bedürfnisse<br />
(Hunger, Durst, Atmung, Schlafen ...)<br />
• Entlohnung,<br />
• Beziehung zu Kollegen,<br />
• Persönliche Lebensbedingungen,<br />
• Beziehung zu Untergebenen,<br />
• Status und<br />
8 - 9<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Wachstums-<br />
Motive<br />
Defizit-<br />
Motive<br />
• Arbeitssicherheit<br />
Über die Befriedigung dieser Faktoren lässt sich, wenn überhaupt, nur sehr kurzfristig eine<br />
Leistungssteigerung erzielen. Die Erfüllung der Defizitmotivatoren oder auch Dissatisfaktoren<br />
wird vielmehr als Voraussetzung für ein Nicht-Unzufriedensein angesehen. In Anlehnung an<br />
die Medizin ist auch die Bezeichnung Hygienefaktoren gebräuchlich, da diese Faktoren auf<br />
die Befriedigung der menschlichen Grundbedürfnisse ausgerichtet sind.<br />
Als Expansionsmotivatoren identifizierte Herzberg<br />
• Erfolg<br />
• Anerkennung der eigenen Leistung<br />
• Arbeit an sich<br />
• Verantwortung<br />
• Fortschritt<br />
• Aufstieg
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Arbeitswissenschaftliche Aspekte<br />
Motivationsmaßnahmen<br />
© iw b 2005<br />
Leistung und Erfolg<br />
Anerkennung<br />
Arbeit selbst<br />
Verantwortung<br />
Fortschritt<br />
Aufstieg<br />
Expansionsmotivation<br />
Defizitmotivation<br />
8 - 10<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
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Führung durch Zielvereinbarung<br />
Rückmeldung über den Grad der Zielerreichung<br />
Lob und Kritik als Führungselemente<br />
Institutionalisierte Mitarbeiterbeurteilung<br />
Anpassung an quantitative und qualitative Leistungsfähigkeit<br />
Berücksichtigung des Selbstverständnisses des Mitarbeiters<br />
Identifikation mit der Aufgabe<br />
Ausgewogenheit zwischen Aufgaben und Rechten<br />
Möglichkeit zur Horizonterweiterung<br />
Arbeitsgebiet als Lernfeld<br />
Erreichen höherer Hierarchien<br />
Erweiterter Handlungsspielraum<br />
Erst eine Befriedigung dieser auf Wachstum ausgerichteten Satisfaktoren führt zu einer Steigerung<br />
der Zufriedenheit über eine bloße Nicht-Unzufriedenheit hinaus und bedingt demnach<br />
eine länger anhaltende Leistungssteigerung.<br />
Etwas losgelöst von der eigentlichen Arbeitszufriedenheit entwickelte Maslow seine Theorie<br />
der Selbstverwirklichung. Trotz ihres Ursprungs in der klinischen Psychologie genießt diese<br />
Theorie wegen ihrer leichten Operationalisierbarkeit in der Organisationspsychologie vielfache<br />
Beachtung.<br />
Ähnlich wie Herzberg unterscheidet Maslow zwei Klassen von Bedürfnissen, sogenannte<br />
• Defizitmotive und<br />
• Wachstumsmotive.<br />
Fehlende Befriedigung der Defizitmotive führt zu Krankheit, ihre Befriedigung zu Gesundheit<br />
- an dieser Stelle wird der klinische Ursprung deutlich. Erst die Erfüllung der Wachstumsmotive<br />
führt jedoch zu einer Selbstverwirklichung.<br />
Zusätzlich zu Herzberg bringt Maslow eine Hierarchisierung ein. Die Erfüllung der Wachstumsbedürfnisse<br />
erfordert zwingend erfüllte Defizitbedürfnisse.<br />
Eine häufige Darstellung der Maslow`schen Theorie der Selbstverwirklichung ist die Motivationspyramide,<br />
welche die Hierarchisierung zwischen und innerhalb der Motivklassen<br />
verdeutlicht.
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Arbeitswissenschaftliche Aspekte<br />
8.2.4.3 Motivationsmaßnahmen<br />
Die entwickelten Motivationstheorien liefern neben den rein wissenschaftlichen Erkenntnissen<br />
zur Motivation und deren Mechanismus auch eine Reihe von Hinweisen zur Entwicklung<br />
geeigneter Motivationsmaßnahmen.<br />
Ein wichtiger Ansatz sind Herzbergs Defizitmotivatoren aus dessen Zwei-Faktoren-Theorie.<br />
Da sie die menschlichen Grundbedürfnisse ansprechen, sind sie bei der Entwicklung von<br />
Motivationsmaßnahmen unerlässlich. Im Sinne von Maslows Hierarchisierung können sie<br />
jedoch nur ein Fundament darstellen, auf dem Selbstverwirklichung und Wachstumsdrang<br />
ansprechende Motivationsmaßnahmen aufbauen.<br />
Für die Entwicklung effizienter Motivationsmaßnahmen müssen diese zusätzlich Faktoren<br />
ansprechen, die in der Lage sind, den Menschen von sich aus zu motivieren - Herzbergs<br />
Motivatoren können hier als Gestaltungsempfehlung gesehen werden.<br />
Im Bereich Leistung und Erfolg geben klar formulierte Ziele dem Mitarbeiter die Möglichkeit,<br />
die Erfüllung seiner Aufgabe sich und seinem Vorgesetzten gegenüber nachvollziehbar zu<br />
dokumentieren. Führung durch Zielvereinbarung bedeutet in diesem Zusammenhang die<br />
Ziele<br />
• präzise aber nicht dirigistisch<br />
• herausfordern jedoch erreichbar<br />
• messbar und akzeptiert<br />
zu gestalten.<br />
Für die Anerkennung der Leistung ist es notwendig, gegenüber dem Mitarbeiter in regelmäßigen,<br />
idealer Weise institutionalisierten Personalbeurteilungen Stellung zu den Ergebnissen<br />
seiner Handlungen zu beziehen. Lob und sachliche Kritik sind hier wichtige Elemente der<br />
Mitarbeiterführung.<br />
Die Gestaltung der Arbeit selbst ist so vorzunehmen, dass der Arbeitsinhalt auf die Fähigkeiten<br />
des Mitarbeiters, sowohl in quantitativer als auch in qualitativer Hinsicht abgest<strong>im</strong>mt ist.<br />
Insbesondere sind die Fähigkeiten zu berücksichtigen, die der Mitarbeiter zu seinen Stärken<br />
zählt. Defizite in diesem Bereich sind nach Möglichkeit durch eine gezielte Qualifikation der<br />
Mitarbeiter auszugleichen.<br />
Für die Übernahme von Verantwortung müssen die Rechte des einzelnen Mitarbeiters an<br />
seine Aufgaben angepasst werden. Sich verantwortlich fühlen, heißt <strong>im</strong>mer auch, sich mit<br />
dem zu identifizieren, wofür Verantwortung übernommen wird. Zusätzlich muss dem Mitarbeiter<br />
die Möglichkeit gegeben werden, die Auswirkungen seiner Handlungen überhaupt<br />
wahrnehmen zu können. Auch damit wird wieder der weite Bereich der Arbeits- und Umfeldgestaltung<br />
angesprochen.<br />
Der Aspekt Fortschritt ist sehr eng mit dem Wunsch nach persönlichem Wachstum verknüpft.<br />
Fortschreiten heißt <strong>im</strong>mer auch neue Erfahrungen sammeln und seinen Horizont erweitern.<br />
Möglichkeiten der Fort- und Weiterbildung sowie entsprechender Handlungsspielraum müssen<br />
dem Mitarbeiter die Gelegenheit geben, sein Arbeitsgebiet als Lernfeld zu interpretieren.<br />
Die Möglichkeit eines Aufstiegs spricht den Wunsch des Menschen an, seinen Status zu erhöhen.<br />
Im Zusammenhang mit seiner Arbeit heißt dies, aus Verdienst für Leistungen in einer<br />
Position, höhere Hierarchien zu erreichen, die neben besserer finanzieller Dotierung auch<br />
mit einem erweiterten Arbeitsinhalt und mehr Verantwortung ausgestattet sind.<br />
8 - 11
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Arbeitswissenschaftliche Aspekte<br />
Ziele der Qualifizierung<br />
© iw b 2005<br />
Personalförderung<br />
Erweiterung der Fähigkeiten<br />
Erhöhung des Überblicks<br />
Flexibilisierung<br />
Identifikation mit dem Produkt<br />
Sicherheit<br />
Einhaltung der Normen<br />
und Vorschriften<br />
Absicherung gegen<br />
Gewährleistungsansprüche<br />
8.2.5 Qualifizierung<br />
8.2.5.1 Ziele der Qualifizierung<br />
Personalförderung<br />
8 - 12<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Effektivität<br />
Opt<strong>im</strong>ierung der Abläufe<br />
Neue Produktionsverfahren<br />
Behebung unvorhersehbarer<br />
Probleme <strong>im</strong> Auftragsablauf<br />
Marktposition<br />
Ansehen des Unternehmens<br />
Auftragseingänge<br />
Auditierung durch den Kunden<br />
Jede Qualifizierung stellt zunächst eine Personalförderung dar. Die Mitarbeiter erhalten einen<br />
höheren Ausbildungsstand, der ihre Fähigkeiten erweitert und ihnen einen größeren Überblick<br />
über ihr Arbeitsgebiet verschafft. Die erweiterten Fähigkeiten flexibilisieren den Personaleinsatz<br />
und tragen zur Humanisierung der Arbeit bei. Mit dem größeren Überblick über<br />
das Arbeitsgebiet werden Zusammenhänge <strong>im</strong> Produktionsablauf deutlich und die Identifikation<br />
mit dem Unternehmen und dem Produkt fällt leichter, als dies in einem anonymen Umfeld<br />
der Fall wäre.<br />
Bei der Qualifizierung wurde bisher häufig übersehen, dass dieselben Mitarbeiter, die<br />
an ihrem Arbeitsplatz <strong>im</strong> Sinne strenger Arbeitsteilung nur wenige Handgriffe verrichten,<br />
in ihrer Freizeit fähig sind, ein Haus zu bauen oder verantwortungsvolle Tätigkeiten<br />
in Vereinen zu übernehmen. Dieses Potential gilt es bei der Personalförderung zu<br />
nutzen.
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Arbeitswissenschaftliche Aspekte<br />
Effektivität<br />
Da eine Qualifizierung für das Unternehmen <strong>im</strong>mer auch mit Kosten verbunden ist, stellt sich<br />
aus Unternehmenssicht, über die reine Personalförderung hinaus, die legit<strong>im</strong>e Frage nach<br />
dem Return On Invest.<br />
Dieser Investitionsrückfluss äußert sich für das Unternehmen in einer deutlichen Erhöhung<br />
der Effektivität seiner Produktionsprozesse. Qualifizierte und motivierte Mitarbeiter werden<br />
ihr Problemlösungspotential ihrem Unternehmen zur Verfügung stellen, indem sie Anhaltspunkte<br />
für die Opt<strong>im</strong>ierung der Abläufe und für neue Produktionsverfahren liefern, aber auch<br />
flexibel bei der Behebung von unvorhersehbaren Problemen <strong>im</strong> Auftragsablauf reagieren<br />
können. Durch den zielgerichteten Einsatz<br />
des <strong>im</strong> Unternehmen vorhandenen Potentials wird entscheidend zur Verringerung von Blind-<br />
bzw. Fehlleistung und zur Steigerung der Produktivität, Flexibilität und <strong>Qualität</strong> beigetragen.<br />
Sicherheit<br />
Jedes Unternehmen übern<strong>im</strong>mt mit der Auslieferung seiner Produkte ein je nach Produkt<br />
mehr oder minder hohes Maß an Verantwortung. Die zu gewährleistende Sicherheit reglementieren<br />
unternehmenseigene, inländische sowie internationale Normen- und Vorschriften.<br />
Nicht selten übertrifft dabei das Volumen der Regelwerke den Umfang der eigentlichen Produktbeschreibung.<br />
Die Kenntnis dieser Regelwerke erleichtert deren Einhaltung und hilft damit, das Unternehmen<br />
gegen etwaige Gewährleistungen und Produkthaftpflichtansprüche abzusichern. So<br />
einleuchtend der Aspekt der Regelwerke ist, so schwierig ist deren Handhabung für Hersteller<br />
sicherheitsrelevanter Produkte, besonders wenn diese international agieren.<br />
Marktposition<br />
Das Unternehmensziel einer guten Marktposition ist ein weiterer Aspekt bei der Qualifizierung<br />
der Mitarbeiter. Neben den direkt spürbaren Auswirkungen mangelhafter <strong>Qualität</strong> hat<br />
ein Unternehmen, welches unter dem Ruf steht, qualitativ nicht hochwertige Produkte herzustellen,<br />
auf einem hart umkämpften Markt einen schweren Stand, was sich in der Zahl der<br />
Auftragseingänge niederschlägt.<br />
Hinzu kommt, dass gerade <strong>im</strong> Bereich höherwertiger Güter die Kunden heute in der Position<br />
sind, ihren Lieferanten weitreichende Vorschriften, von der Produktqualität bis hin zum Produktionsprozess,<br />
zu machen. Die Auditierungen, in denen diese Forderungen von Kundenseite<br />
überprüft werden, übertreffen in ihrer Schärfe nicht selten deutlich die Anforderungen,<br />
die bei einer Zertifizierung nach DIN / ISO gestellt werden.<br />
8 - 13
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Arbeitswissenschaftliche Aspekte<br />
Entwicklung und Durchführung eines<br />
Lernprogramms<br />
© iw b 2005<br />
Lernziele<br />
Lernziele<br />
festlegen<br />
festlegen<br />
Schulungphase<br />
Feedback-Phase<br />
Soll-Zustand<br />
definieren<br />
Ergebnis-<br />
Feedback<br />
Ist-Zustand<br />
ermitteln<br />
Lernprogramm<br />
Erfolg<br />
kontrollieren<br />
Erlerntes<br />
verifizieren<br />
8 - 14<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
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Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Überprüfungskriterien<br />
ermitteln Methoden und<br />
Schulungsort<br />
auswählen<br />
Schulungsmaßnahmen<br />
mit den<br />
Beteiligten besprechen<br />
Schulung<br />
durchführen<br />
Lernprogramm<br />
Überprüfungskriterien<br />
entwickeln ableiten<br />
Schulungsphase<br />
8.2.5.2 Aus- und Weiterbildung<br />
Mit Rücksicht auf rechtliche Verordnungen ist zwischen Aus- und Weiterbildung zu unterscheiden.<br />
Die Ausbildung einer Person führt zum Erlernen eines Basisberufs, während die<br />
Weiterbildung die Spezialisierung <strong>im</strong> Basisberuf zur Folge hat.<br />
In der betrieblichen Praxis wird jedoch nicht zwischen Aus- und Weiterbildung unterschieden<br />
- in der Regel sind damit Maßnahmen gemeint, die best<strong>im</strong>mte Fähigkeiten der Mitarbeiter<br />
festigen oder verbessern.<br />
Festlegen der Lernziele<br />
Der erste Schritt bei der Entwicklung effizienter Schulungsmaßnahmen ist die Definition der<br />
Lernziele. Eine Gegenüberstellung des Ist- und des Soll-Zustandes der für eine best<strong>im</strong>mte<br />
Position nötigen Fähigkeiten liefert den Schulungsbedarf,<br />
Lernprogramm entwickeln<br />
Anschließend ist ein Lernprogramm zu entwickeln, in dem ausgehend von dem Zweck der<br />
Schulung und den Merkmalen des Auszubildenden geeignete Methoden auszuwählen und<br />
der Ausbildungsort festzulegen ist.<br />
Der Zweck der Schulung kann beispielsweise die Vermittlung von kognitiven, motorischen<br />
oder interpersonellen Fähigkeiten sein.
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Arbeitswissenschaftliche Aspekte<br />
Unter den Merkmalen des Auszubildenden sind dessen Vorkenntnisse zu verstehen, die sich<br />
aus der Ermittlung des Ist-Zustandes seiner Fähigkeiten ergeben. Ein weiteres Merkmal ist<br />
seine hierarchische Stellung, besonders wenn es um die Vermittlung von Führungstechniken<br />
geht.<br />
Die Methoden, in denen die Lerninhalte vermittelt werden, reichen von der individuellen Erklärung,<br />
über Plenarvorträge, Beobachtung anderer, dem Rollenspiel, einem Workshop, bis<br />
hin zur Übung an einem konkreten Beispiel.<br />
Mit den Methoden in engem Zusammenhang steht die Wahl des Ausbildungsortes, also ob<br />
ein Seminar, Workshop etc. extern oder intern abgehalten wird oder ob die Ausbildung am<br />
Arbeitsplatz selbst stattfinden kann.<br />
Schulungsphase<br />
Schließlich ist in der Schulungsphase das Lernprogramm durchzuführen.<br />
Feedback-Phase<br />
Teil der Feedback-Phase ist die Erfolgskontrolle und das Feedback der Ergebnisse. Hier gilt<br />
es zu überprüfen, inwieweit die Schulungsmaßnahmen den angestrebten Lernerfolg erzielt<br />
haben.<br />
8 - 15
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Arbeitswissenschaftliche Aspekte<br />
Ziele bei der Organisationsgestaltung<br />
© iw b 2005<br />
Aufbau<br />
Organisation<br />
Ziele<br />
Verringerung der Schleifen<br />
Verkürzung der Rückwirkungsketten<br />
Reduktion der Schnittstellen<br />
Überschaubare Einheiten<br />
Klare Regelung der Zuständigkeiten<br />
8.3 Organisations- und Führungsstrukturen<br />
8 - 16<br />
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und Betriebswissenschaften<br />
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Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Ablauf<br />
8.3.1 Ziele bei der Organisationsgestaltung<br />
Die Organisationsform eines Unternehmens beinhaltet zum einen den Rahmen, in dem das<br />
Unternehmen seine Tätigkeiten ausübt und zum anderen die Zielorientierung der Prozesse.<br />
Es stellt sich damit die Frage nach dem formalen Aufbau einer Organisation und dem zur<br />
Produkterstellung notwendigen Ablauf.<br />
Ziel bei der Gestaltung von Organisationsstrukturen ist es, einen formalen Aufbau zu finden,<br />
der den zur Produkterstellung notwendigen Ablauf opt<strong>im</strong>al berücksichtigt.<br />
Anzustreben sind dabei<br />
• überschaubare Einheiten,<br />
• eindeutige Zuständigkeiten,<br />
• reduzierte Anzahl von Schnittstellen,<br />
• verringerte Anzahl von Schleifen und<br />
• verkürzte Rückwirkungsketten<br />
Insbesondere ist der organisatorische Aufbau so zu gestalten, dass er sich weitestgehend an<br />
den Prozessen orientiert. Daraus folgt einerseits, dass es keine auf alle Unternehmen anwendbare<br />
Organisationsform gibt, sondern für jedes Unternehmen aufgrund seiner individuellen<br />
Prozesse ein spezieller organisatorischer Aufbau gefunden werden muss. Zum zweiten<br />
orientiert sich die eingeführte Organisationsform an den zum Untersuchungszeitpunkt gültigen<br />
Prozessen - demzufolge hat sich der Aufbau idealer Weise <strong>im</strong>mer wieder an sich ändernde<br />
Prozesse anzupassen.
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Arbeitswissenschaftliche Aspekte<br />
Prozessorientierung der<br />
Organisationsstrukturen<br />
Kommunikation<br />
Materialfluss<br />
Datenfluss<br />
Q 09302<br />
© iw b 2005<br />
Analyse<br />
Synthese<br />
Vorgänger<br />
Input<br />
Element<br />
Output<br />
Nachfolger<br />
8 - 17<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Opt<strong>im</strong>ierung Zusammenfassung<br />
Streichen<br />
Vertauschen<br />
8.3.2 Prozessorientierung der Organisationsstruktur<br />
Bei der Prozessorientierung der Organisationsstruktur ist in einer ersten Phase<br />
• Materialfluss,<br />
• Datenfluss und<br />
• Kommunikation<br />
zwischen den Prozessschritten zu analysieren. Insbesondere ist auf eine eindeutige Identifizierung<br />
der notwendigen Vorgänger und Nachfolger sowie auf die klare Best<strong>im</strong>mung der<br />
relevanten In- und Output-Daten zu achten. Aus den Ergebnissen dieser Analyse kann nun<br />
der Gesamtprozess synthetisiert werden.<br />
Die anschließende Opt<strong>im</strong>ierungsphase untersucht den Gesamtprozess auf unnötige Schleifen<br />
und Redundanzen. Durch Vertauschen bzw. durch Streichen von Prozessschritten bzw.<br />
Teilprozessen wird versucht, kritische Bereiche zu opt<strong>im</strong>ieren und den Gesamtprozess zu<br />
verbessern.<br />
In der Phase der Zusammenfassung werden bezüglich Inhalt und Ablauf zusammengehörige<br />
Teilprozesse zu organisatorischen Einheiten zusammengefasst. Bei diesem Schritt ist insbesondere<br />
darauf zu achten, inwieweit sich Konflikte mit anderen Prozessketten ergeben. Hier<br />
liefern die Erkenntnisse der Analysephase wichtige Gestaltungshinweise.
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Arbeitswissenschaftliche Aspekte<br />
Formen der <strong>Qualität</strong>sgruppen<br />
Arten von<br />
<strong>Qualität</strong>sgruppen<br />
Q 08306 Zink<br />
© iw b 2005<br />
<strong>Qualität</strong>s-<br />
Gespräche<br />
<strong>Qualität</strong>s-<br />
Projektgruppen<br />
<strong>Qualität</strong>szirkel<br />
8.3.3 <strong>Qualität</strong>sgruppen<br />
Formen der <strong>Qualität</strong>sgruppen<br />
Wesentliche<br />
Aufgabenstellungen<br />
Diskussion aktueller <strong>Qualität</strong>sfragen,<br />
Analyse beispielhafterKunden-Lieferanten-Beziehungen<br />
Lösung konkreter, vorgegebenerProblemstellungen,<br />
Analyse bereichsübergreifender<br />
Prozesse<br />
Mitwirken an der Lösung<br />
frei gewählter Problemstellungen<br />
( i. a. des<br />
eigenen Arbeitsbereiches)<br />
8 - 18<br />
Zusammensetzung<br />
Vorgesetzter und die<br />
ihm direkt unterstellten<br />
Mitarbeiter<br />
nach fachlichen<br />
Gesichtspunkten<br />
Mitarbeiter der ausführenden<br />
Ebene eines<br />
Arbeitsbereiches<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Zeitliche Befristung<br />
keine<br />
zeitliche Befristung<br />
Auflösung der Gruppe<br />
nach Abschluss der<br />
Aufgabe<br />
keine<br />
zeitliche Befristung<br />
Die Übertragung des Ansatzes der Gruppenarbeit hat <strong>im</strong> Bereich des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />
zu der Entwicklung von <strong>Qualität</strong>sgruppen geführt.<br />
Im wesentlichen lassen sich nach ZINK folgende <strong>Qualität</strong>sgruppen unterscheiden:<br />
• <strong>Qualität</strong>sgespräche<br />
• <strong>Qualität</strong>s-Projektgruppen<br />
• <strong>Qualität</strong>szirkel<br />
Die <strong>Qualität</strong>sgruppen unterscheiden sich in den Aspekten Aufgabenstellung, personelle Zusammensetzung<br />
und zeitliche Befristung.<br />
Das Ziel aller <strong>Qualität</strong>sgruppen ist die Nutzung der unternehmensweit vorhandenen Ressourcen<br />
des <strong>Qualität</strong>swissens und der Erfahrungen der Mitarbeiter bei der Lösung qualitätsbezogener<br />
Problemstellungen. Trotz der hohen fachlichen Kompetenz innerhalb der Gruppen,<br />
besitzen diese i.d.R. keine Entscheidungskompetenz, sondern erarbeiten lediglich Lösungsalternativen,<br />
die von einem Steuerkreis oder der Geschäftsleitung bewertet werden.
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Arbeitswissenschaftliche Aspekte<br />
Voraussetzungen von <strong>Qualität</strong>szirken<br />
Q 08307<br />
© iw b 2005<br />
<strong>Qualität</strong>szirkel<br />
freiwillige Teilnahme<br />
Gruppengröße 6-8<br />
8 - 19<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Ablauf: - einmal pro Monat ca. 1 Std.<br />
- außerhalb des Arbeitsplatzes in einem geeigneten Raum<br />
- innerhalb der Arbeitszeit<br />
Leitung: Startphase Vorgesetzter (Meister, Gruppenleiter)<br />
später Zirkelteilnehmer<br />
Themen: werden von den Mitgliedern best<strong>im</strong>mt; z.B. aus folgenden Bereichen:<br />
- maschinenbezogene Technik<br />
- organisatorische Verfahren<br />
- produktbezogene (<strong>Qualität</strong>s-)Fragen<br />
- personelle Überlegungen (zum Beispiel Führungsverhalten)<br />
- Arbeitsabläufe und Zusammenarbeit mit Nachbarbereichen<br />
Der erfolgreiche Einsatz von <strong>Qualität</strong>szirkeln erfordert die Einhaltung wichtiger Voraussetzungen:<br />
• Die Mitarbeit muss grundsätzlich freiwillig sein, da der Erfolg der Arbeit in hohem Maße<br />
von der konstruktiven und kreativen Mitarbeit aller Teilnehmer abhängt. Ein Teilnahmezwang<br />
wirkt sich hierauf jedoch negativ aus.<br />
• Die Gruppengröße muss begrenzt sein, da praktische Erfahrungen gezeigt haben, dass<br />
mit zunehmender Gruppengröße die Möglichkeit zur aktiven Teilnahme aller Mitglieder<br />
sinkt.<br />
• Die <strong>Qualität</strong>szirkel bearbeiten nur arbeitsbezogene Probleme, da eine sinnvolle Gruppenarbeit<br />
nur dann gewährleistet ist, wenn alle Gruppenmitglieder über die notwendigen<br />
Kenntnisse und Erfahrungen verfügen und diese auch selbst beeinflussen können.<br />
• Die Gruppe muss für die gesamte Problembearbeitung verantwortlich sein. Sie muss von<br />
der Auswahl des Problems bis zur Erarbeitung einer entsprechenden Lösung echte Mitwirkungsmöglichkeiten<br />
und Freiräume besitzen. Für eine sachgerechte Bearbeitung erforderliche<br />
Beratungen durch Spezialisten müssen möglich sein.<br />
• Die Gruppenarbeit erfolgt unter der Führung eines Gruppenleiters, der eine zielgerichtete<br />
und wirksame Gruppenarbeit gewährleisten muss.
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Arbeitswissenschaftliche Aspekte<br />
• Die Gruppensitzungen müssen regelmäßig und während der Arbeitszeit in geeigneten<br />
Räumen außerhalb des Arbeitsplatzes erfolgen.<br />
Die Missachtung dieser grundlegenden Voraussetzungen führt zu einem Scheitern der <strong>Qualität</strong>sgruppenarbeit.<br />
Versuche, diese Gruppen gezielt für andere Aufgaben, wie z.B. Rationalisierungen,<br />
zu verwenden, sind nicht zulässig.<br />
8 - 20
<strong>Vorlesungsskript</strong><br />
<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />
<strong>Qualität</strong> <strong>im</strong> Produktlebenszyklus<br />
9 Wirtschaftliche Aspekte 9-1<br />
9.1 Bedeutung der <strong>Qualität</strong>skosten für Unternehmen 9-1<br />
9.2 <strong>Qualität</strong>skostenrechnung 9-2<br />
9.3 <strong>Qualität</strong>skostenmanagement <strong>im</strong> Unternehmen 9-5<br />
21
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Wirtschaftlichkeitsbetrachtung und <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />
Die versteckte Fabrik<br />
© iw b 2005<br />
9 Wirtschaftliche Aspekte<br />
9 - 1<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Verlustquellen in der Fertigung<br />
- Überproduktion<br />
- Stillstand<br />
- Transport<br />
- Herstellung, ausgewähltes Fertigungsverfahren<br />
- Lagerhaltung<br />
- Bewegung<br />
- Fertigung von fehlerhaften Teilen<br />
<strong>Qualität</strong>skosten (DIN 55350):<br />
Bewerteter Verbrauch von Gütern und<br />
Dienstleistungen, der durch die Planung,<br />
Prüfung, Steuerung und Förderung<br />
der <strong>Qualität</strong> verursacht wird oder den<br />
<strong>Qualität</strong>smaßnahmen zuzuordnen ist.<br />
9.1 Bedeutung der <strong>Qualität</strong>skosten für Unternehmen<br />
Unterzieht man Unternehmen einer genaueren Betrachtung, so kann man in der Regel innerhalb<br />
des Unternehmens eine "versteckte Fabrik" entdecken. Diese "versteckte Fabrik"<br />
trägt nicht zur Wertschöpfung des Unternehmens bei. Es handelt sich um Prozesse, die sich<br />
<strong>im</strong> Laufe der Zeit manifestiert haben und die niemand mehr in Frage gestellt hat.<br />
Erst in neuerer Zeit, <strong>im</strong> Rahmen der <strong>Qualität</strong>skostenrechnung und der Geschäftsprozessopt<strong>im</strong>ierung<br />
durchleuchtet man alle Unternehmensprozesse um den sogenannten nicht wertschöpfenden<br />
Prozessen auf die Spur zu kommen. Es kann sich hierbei um Überproduktionen,<br />
Stillstände, Lagerhaltung und um die Fertigung fehlerhafter Teile handeln.<br />
Einen nicht unerheblichen Teil der Verlustquellen stellen die Fehlerkosten als Teil der <strong>Qualität</strong>skosten<br />
eines Unternehmens dar. Jede Tätigkeit <strong>im</strong> Unternehmen, die nicht fehlerfrei<br />
durchgeführt wurde und dadurch anschließend nochmals durchgeführt oder nachgebessert<br />
werden muss kann vermieden werden und belastet somit das Betriebsergebnis nicht.
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Wirtschaftlichkeitsbetrachtung und <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />
Gliederung der <strong>Qualität</strong>skosten<br />
Q 09201 Quelle: DGQ<br />
© iw b 2005<br />
FEHLERVERHÜTUNGS-<br />
KOSTEN<br />
<strong>Qualität</strong>splanung<br />
<strong>Qualität</strong>sfähigkeitsuntersuchungen<br />
Lieferantenbeurteilung u. -beratung<br />
Prüfplanung<br />
<strong>Qualität</strong>saudit<br />
Leitung des <strong>Qualität</strong>swesens<br />
<strong>Qualität</strong>slenkung<br />
Schulung in <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
<strong>Qualität</strong>sförderungsprogramme<br />
<strong>Qualität</strong>svergleiche mit dem<br />
Wettbewerb<br />
sonst. Maßnahmen und Anschaffungen<br />
zur <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
Eingangsprüfung<br />
Fertigungsprüfung<br />
Endprüfung<br />
<strong>Qualität</strong>sprüfung bei eigenen<br />
Außenmontagen<br />
Abnahmeprüfung<br />
Prüfmittel<br />
Prüfdokumentation<br />
sonst. Maßnahmen und Anschaffungen<br />
zur <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
9 - 2<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
PRÜFKOSTEN FEHLERKOSTEN<br />
Instandhaltung von Prüfmitteln<br />
<strong>Qualität</strong>sgutachten<br />
Laboruntersuchungen<br />
innerbetrieblich<br />
Ausschuss<br />
Nacharbeit<br />
Mengenabweichung<br />
Wertminderung<br />
Sortierprüfung<br />
WiederholungsprüfungProblemuntersuchung<br />
<strong>Qualität</strong>sbedingte<br />
Ausfallzeit<br />
sonst. Kosten<br />
innerbetrieblich<br />
festgestellter<br />
Fehler<br />
Nicht die <strong>Qualität</strong> kostet, Fehler kosten!<br />
Nicht die <strong>Qualität</strong> kostet, Fehler kosten!<br />
9.2 <strong>Qualität</strong>skostenrechnung<br />
9.2.1 Gliederung der <strong>Qualität</strong>skosten<br />
Die Gliederung der <strong>Qualität</strong>skosten erfolgt traditionell in drei Kostengruppen:<br />
außerbetrieblich<br />
Ausschuss<br />
Nacharbeit<br />
Gewährleistung<br />
Produzentenhaftung<br />
sonst. Kosten<br />
außerbetrieblich<br />
festgestellter<br />
Fehler<br />
- Fehlerverhütungskosten (prevention costs) sind alle Kosten, die durch fehlerverhütende<br />
oder vorbeugende Tätigkeiten und Maßnahmen <strong>im</strong> Rahmen des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />
verursacht werden.<br />
- Prüfkosten (appraisal costs) sind Kosten, die vorwiegend durch <strong>Qualität</strong>sprüfungen verursacht<br />
werden.<br />
- Fehlerkosten (failure costs) werden durch Produkte und Dienstleistungen verursacht, die<br />
ihren vorgegebenen Anforderungen nicht genügen.<br />
Entsprechend dem Fehlerentdeckungsort werden unternehmensinterne und -externe Fehlerkosten<br />
unterschieden. Diese Differenzierung begründet sich zum einen darin, dass unternehmensinterne<br />
Fehler häufig früher entdeckt und vom betrieblichen Rechnungswesen erfasst<br />
werden müssen als externe Fehler. Zum anderen haben unternehmensexterne Fehler<br />
meist über die eigentlichen Fehlerkosten hinaus Auswirkungen. So drohen z.B. durch Verschlechterung<br />
des Firmen<strong>im</strong>age Umsatzeinbußen, welche die eigentlichen Fehlerkosten weit<br />
übersteigen können. Außerdem ist die Beseitigung der externen Fehler mit weit höheren<br />
Kosten verbunden als die der internen Fehler.
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Wirtschaftlichkeitsbetrachtung und <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />
<strong>Qualität</strong>skostenanteile<br />
Materialkosten<br />
© iw b 2005<br />
Sonstige Kosten<br />
19%<br />
Personalkosten<br />
13%<br />
68%<br />
15%<br />
Prüfkosten<br />
Herstellkosten<br />
9 - 3<br />
35%<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Fehlerverhütungskosten<br />
7%<br />
43%<br />
<strong>Qualität</strong>skosten<br />
15%<br />
Externe<br />
Fehlerkosten<br />
Interne<br />
Fehlerkosten<br />
In der Abbildung ist exemplarisch für ein Unternehmen des Maschinenbaus die <strong>Qualität</strong>skostenstruktur<br />
dargestellt. Basis der Zahlen sind <strong>Qualität</strong>skostenuntersuchungen, die über den<br />
Verlauf zweier Jahre in dem Unternehmen durchgeführt wurden.<br />
Wichtigster Aspekt der Untersuchung ist, dass Fehlerkosten in Höhe von ca. 8.5% der Herstellkosten<br />
akzeptiert werden, aber dass nur ca. 1% der Herstellkosten in Fehlerverhütungskosten<br />
bzw. -maßnahmen investiert werden.<br />
<strong>Qualität</strong>skostenuntersuchungen sind eine wichtige Erkenntnis für einzelne Unternehmen, da<br />
in der Regel keine Transparenz über die <strong>Qualität</strong>skostenanteile vorliegen. Auch herrscht oft<br />
Unkenntnis darüber vor, in welchen Abhängigkeiten die <strong>Qualität</strong>skostenanteile untereinander<br />
stehen. Dies wird in der folgenden Abbildung näher erläutert.
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Wirtschaftlichkeitsbetrachtung und <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />
Abhängigkeiten der<br />
<strong>Qualität</strong>skostenanteilen<br />
© iw b 2005<br />
Kosten<br />
<strong>Qualität</strong>skosten<br />
Fehlerkosten<br />
Fehlerkosten<br />
Prüfkosten<br />
Prüfkosten<br />
Vollkommenheitsgrad<br />
9 - 4<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Opt<strong>im</strong>ale<br />
<strong>Qualität</strong>skosten<br />
FehlerverhütungsFehlerverhütungskosten<br />
In der Abbildung ist der Verlauf der <strong>Qualität</strong>skosten und ihrer Kostenanteile bezogen auf den<br />
Vollkommenheitsgrad der Produkte und Dienstleistungen dargestellt. Man kann erkennen,<br />
daß die Fehlerkosten und die Prüfkosten mit zunehmender Vollkommenheit abnehmen,<br />
demgegenüber die Fehlerverhütungskosten stark ansteigen. Dies liegt daran, dass die Vollkommenheit<br />
(Null-Fehler) nur mit verstärktem Einsatz präventiver Maßnahmen erreicht werden<br />
kann.<br />
Es ergibt sich somit ein <strong>Qualität</strong>skostenopt<strong>im</strong>um, bei dem die <strong>Qualität</strong>skosten min<strong>im</strong>al<br />
sind. Dieses Opt<strong>im</strong>um ist nicht allgemeingültig festzulegen, sondern muss spezifisch für jedes<br />
Unternehmen, sogar für jeden Produktbereich ermittelt werden.
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Wirtschaftlichkeitsbetrachtung und <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />
<strong>Qualität</strong>skostengliederung nach<br />
Crosby<br />
© iw b 2005<br />
traditionelle <strong>Qualität</strong>skostengliederung<br />
Fehlerverhütungskosten<br />
Kosten der<br />
Übereinst<strong>im</strong>mung<br />
Beitrag zum<br />
Unternehmenserfolg<br />
Prüfkosten<br />
neue <strong>Qualität</strong>skostengliederung<br />
neue Kostengliederung<br />
9 - 5<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Fehlerkosten<br />
Kosten der<br />
Abweichung<br />
Verschwendung von<br />
Ressourcen<br />
9.3 <strong>Qualität</strong>skostenmanagement <strong>im</strong> Unternehmen<br />
Die traditionelle <strong>Qualität</strong>skostengliederung hat in der Vergangenheit oft zu zeitraubenden<br />
und unnützen Diskussionen sowie Abgrenzungs- und Erfassungsversuchen geführt.<br />
Crosby hat demzufolge einen Vorschlag einer neuen <strong>Qualität</strong>skostengliederung gemacht.<br />
Die Kosten der Übereinst<strong>im</strong>mung können als Investitionen zur Erfüllung der Kundenwünsche<br />
gesehen werden. Es handelt sich hierbei um die Fehlerverhütungskosten und um die unbedingt<br />
notwendigen Anteile der Prüfkosten. Sie leisten einen Beitrag zum Unternehmenserfolg.<br />
Die Kosten der Abweichung beinhalten die Fehler- und Fehlerfolgekosten sowie die<br />
überflüssigen Prüfkostenanteile. Sie bedeuten eine Verschwendung von Ressourcen.
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Wirtschaftlichkeitsbetrachtung und <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />
Leistungsarten der<br />
Unternehmensprozesse<br />
Q 09302 Quelle: Kamiske<br />
© iw b 2005<br />
9 - 6<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Nutzleistung Stützleistung Blindleistung Fehlleistung<br />
W<br />
K W K W K W K W<br />
K<br />
Bearbeitung<br />
Montage<br />
Entwicklung<br />
Einkauf<br />
Marketing<br />
Leistungsarten der Prozesse<br />
W<br />
K<br />
Transport<br />
Wareneingang<br />
Prüfung<br />
WerkzeugwechselMaschinenbestückung<br />
Prod.steuerung<br />
W<br />
K<br />
Zwischenlager,<br />
Sicherheitspuffer<br />
Konstruktionsänderung<br />
nach<br />
Freigabe<br />
Transport zu<br />
und von Puffern<br />
W<br />
K<br />
Ausschuss<br />
Nacharbeit<br />
Fehlerfolgen<br />
Sortierprüfung<br />
Störungen,<br />
Intern und<br />
Extern<br />
K: Kosten<br />
W: Wert<br />
Einen noch weiteren Ansatz macht Kamiske. Er führt eine Gliederung der Leistungsarten von<br />
Prozessen ein. Unternehmensprozesse werden gemäß ihres Nutzens in Nutz-, Stütz-,<br />
Blind- und Fehlleistungsprozesse eingeteilt.<br />
Untersuchungen haben ergeben, dass max. 25% des Unternehmensaufwandes Nutzleistung<br />
ist. Ca. 10% sind Fehlleistungen. Zwischen der Nutzleistung und der Fehlleistung liegt ein<br />
Graubereich von ca. 65% der Unternehmensleistung. Es handelt sich hierbei um notwendige<br />
Stützleistung und um unnütze Blindleistung ("Versteckte Fabrik").<br />
Fehl- und Blindleistung zusammen, angenommen es seien 30% mit einer Schätzunsicherheit<br />
von 10%, sind zu 100% entgangener Gewinn.<br />
Der hier gewählte Ansatz ist als Erweiterung der <strong>Qualität</strong>skostenrechnung zu sehen. Die<br />
traditionellen <strong>Qualität</strong>skostenanteile werden ergänzt um die nicht notwendigen Unternehmensprozesse.
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Wirtschaftlichkeitsbetrachtung und <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />
Wirkungsgrad von<br />
Unternehmensprozessen<br />
Leistungsarten der Prozesse<br />
Q 09303 Quelle: Kamiske<br />
© iw b 2005<br />
Fehlleistung<br />
Prozesswirkungsgrad<br />
W p<br />
9 - 7<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Nutzleistung<br />
Einsatz von <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> steigt<br />
Blindleistung und<br />
Scheinleistung<br />
In der Abbildung ist ein idealtypischer Zusammenhang der Leistungsarten dargestellt. Mit<br />
zunehmendem Einsatz von <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>techniken steigt der Wirkungsgrad des<br />
Unternehmens an. Der Wirkungsgrad ist definiert als der Quotient von werterhöhenden Leistungen<br />
zu der gesamten aufgewendeten Leistung <strong>im</strong> Unternehmen.
<strong>Vorlesungsskript</strong><br />
<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />
<strong>Qualität</strong> <strong>im</strong> Produktlebenszyklus<br />
10 Rechtliche Aspekte 10-1<br />
10.1 Bedeutung gesetzlicher Vorschriften für Unternehmensprozesse 10-1<br />
10.2 Haftungsregelungen 10-3<br />
10.2.1 Haftungsgrundlagen 10-3<br />
10.2.2 Gewährleistung 10-5<br />
10.2.3 Produkthaftung 10-7<br />
10.3 Wege zur Minderung des Produktrisikos 10-9<br />
10.4 <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> nach rechtlichen Anforderungen 10-10<br />
8
Auswirkungen fehlerhafter Produkten<br />
© iw b 2005<br />
10 Rechtliche Aspekte<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
10.1 Bedeutung gesetzlicher Vorschriften für Unternehmensprozesse<br />
Gesetz und Rechtsprechung stellen vor allem über das Instrument der Produkthaftung Anforderungen<br />
an produktbezogenes, unternehmerisches Handeln. Dabei sind nur die grundlegenden<br />
Rahmenbedingungen kodifiziert, die <strong>im</strong> Einzelfall, d.h. in Urteilen zu Schadensfällen,<br />
konkretisiert werden.<br />
<strong>Qualität</strong>sfördernde Maßnahmen, soweit sie systematisch und wirksam betrieben werden,<br />
können das Haftungsrisiko reduzieren. Die in den aktuellen Normen (DIN ISO 9000 ff.) beschriebenen<br />
Elemente eines <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems umfassen allerdings nur Teile<br />
der aus rechtlicher Sicht erforderlichen Maßnahmen. Insoweit kann eine auf diesen Normen<br />
basierende Zertifizierung auch nur eine begrenzte Wirkung haben - die Verantwortung bleibt<br />
<strong>im</strong>mer be<strong>im</strong> Hersteller.<br />
In der Abbildung sind die Auswirkungen fehlerhafter Produkte in einer Karikatur dargestellt.<br />
Diese können <strong>im</strong> Extremfall sehr schwerwiegende Folgen haben. Der Produzent des Produktes<br />
haftet für die von ihm in Verkehr gebrachten Produkte. Dies kann bis zur strafrechtlichen<br />
Ahndung gehen.
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Rechtliche Aspekte<br />
Produktrisiken des Unternehmens<br />
nicht rechtlich<br />
Wirtschaftliche<br />
Verluste<br />
Einbußen an<br />
•Umsatz<br />
• Marktstellung<br />
•Image<br />
© iw b 2005<br />
Garantiehaftung<br />
Bei v orheriger<br />
(f reiwillig!)<br />
übernommener<br />
Garantieerklärung<br />
durch den Verkäuf er<br />
oder Produzenten<br />
f ür Beschaff enheit<br />
oder Haltbarkeit<br />
Folgen fehlerhafter Produkte<br />
Zivilrecht<br />
10-2<br />
rechtlich<br />
Gew ährleistung<br />
Mängelausgleich<br />
• Nacherf üllung:<br />
Mangelbeseitigung,<br />
Ersatzlief erung<br />
• Minderung oder<br />
Rücktritt<br />
• Schadensersatz<br />
statt der Leistung<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Produkthaftung<br />
Schadensersatz<br />
für Folgeschäden<br />
• Personenschäden<br />
• Sachschäden<br />
• Vermögensschäden<br />
Strafrecht<br />
Strafrechtliche<br />
Produktverantwortung<br />
Sanktionen<br />
• Freiheitsstraf e<br />
• Geldstraf e<br />
Das Produkthaftungsgesetz (PHG, seit 1.1.1990 in Kraft) hat auf das Verhältnis von Kunde<br />
und Lieferant zusätzliche Auswirkungen. Im Rahmen dieses Kapitels sollen daher die rechtlichen<br />
Rahmenbedingungen des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s erläutert werden.<br />
Mit rechtlichen Konsequenzen für wirtschaftliches Handeln muss dann gerechnet werden,<br />
wenn dessen Ergebnisse fehlerhaft sind.<br />
Die Rechtsfolgen Gewährleistung und Produkthaftung können zu dem Oberbegriff der zivilrechtlichen<br />
Haftung zusammengefasst werden. Die strafrechtliche Verantwortung vervollständigt diese.<br />
Oft haben nichtrechtliche Konsequenzen erhebliche Auswirkungen für ein Unternehmen,<br />
wenn Kunden wegbleiben, das Produkt- und Firmenansehen leiden und diesen Folgen durch<br />
große finanzielle Aufwendungen (z.B. Werbung) entgegengewirkt werden muss.
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Rechtliche Aspekte<br />
Haftungsgrundlagen<br />
Garantiehaftung<br />
(§ 443 BGB)<br />
f ür all das,<br />
wof ür die<br />
Garantie<br />
übernomme<br />
n wurde<br />
© iw b 2005<br />
Mängelhaftung<br />
(§ 437 bzw. § 634<br />
BGB)<br />
• Nacherf üllung<br />
• Ersatzv ornahme<br />
be<strong>im</strong> Werkv ertrag<br />
• Rücktritt oder<br />
Minderung<br />
• Schadensersatz<br />
statt der Leistung<br />
oder Ersatz<br />
v ergeblicher<br />
Auf wendungen<br />
Vertragshaftung<br />
gegenüber dem<br />
Vertragspartner<br />
Schadensersatz wegen<br />
• Verletzung der Pf licht,<br />
auf die Rechtsgüter des<br />
Vertragspartners Rücksicht<br />
zu nehmen<br />
§§ 280 I, 241 II BGB<br />
• Vertretenmüssen wird<br />
vermutet<br />
�<br />
v erschuldensunabhängig<br />
nur bei Übernahme einer<br />
Garantie<br />
10-3<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
aus Vertrag: Kauf- / Werkvertrag § 433 / § 631 BGB aus Gesetz: § 823 I BGB / PHG<br />
10.2 Haftungsregelungen<br />
Produktverantwortung<br />
Produkthaftung<br />
Haftung f ür Folgeschäden durch f ehlerhafte Produkte<br />
Deliktshaftung gegenüber<br />
jedermann<br />
Schadensersatz wegen<br />
Unerlaubter<br />
Handlung<br />
§ 823 I BGB<br />
Verschulden wird<br />
vermutet<br />
(Anspruchsgegner<br />
kann Gegenbeweis<br />
f ühren �<br />
kein Pf lichtv erstoß,<br />
Produkt f ehlerf rei<br />
be<strong>im</strong> In-Verkehr-<br />
Bringen)<br />
Hersteller-<br />
Eigenschaf t<br />
§1 PHG<br />
v erschuldensunabhängig<br />
(möglicherweise<br />
Ausschluss nach<br />
§1 II PHG)<br />
10.2.1 Haftungsgrundlagen<br />
Die Produktverantwortung des Herstellers – und sinngemäß die des Händlers und<br />
Dienstleisters – kann aus einem Vertrag oder unmittelbar aus dem Gesetz resultieren.<br />
Aus dem Vertrag ergibt sich in erster Linie die Pflicht für den Hersteller, die vertraglichen<br />
Pflichten zu erfüllen, die Ware zu liefern bzw. die Leistung zu erstellen. Ist ein Produkt (eine<br />
Leistung) fehlerhaft, hat der Kunde bei vertraglicher Beziehung Ansprüche <strong>im</strong> Rahmen der<br />
Gewährleistung (§§ 437 ff; 634 ff BGB). Daneben kann auch für Folgeschäden, die durch ein<br />
fehlerhaftes Produkt ausgelöst werden, ein Anspruch auf Schadensersatz bestehen. Denn<br />
jeder Teil ist verpflichtet, auf die Güter, Rechte und Interessen seines Vertragspartners<br />
Rücksicht zu nehmen. Diese Ansprüche stehen unter dem Sammelbegriff Produkthaftung.<br />
Es handelt sich hierbei um Vertragshaftung gegenüber dem Vertragspartner.<br />
Neben der nur gegenüber dem Vertragspartner wirksamen vertraglichen Haftung gibt es die<br />
<strong>im</strong> Gesetz verankerte deliktische Haftung (§§ 823 ff BGB) und das Produkthaftungsgesetz (§<br />
1 PHG), welche gegenüber jedermann wirken und damit keiner vertraglichen Beziehung bedürfen.
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Rechtliche Aspekte<br />
Vertragliche Bindungen von<br />
Unternehmen mit Kunden und<br />
Lieferanten<br />
© iw b 2005<br />
10-4<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
existente Sache noch zu erstellende Sache Dienstleistung<br />
Kaufvertrag<br />
§§ 433 bis 452 BGB<br />
Übergabe und<br />
Übereignung der<br />
Sache wird bezahlt<br />
Lieferung<br />
herzustellender oder zu<br />
erzeugender beweglicher<br />
Sache<br />
Werklieferungsvertrag<br />
§ 651 BGB<br />
vertretbare<br />
Sachen<br />
(Sachen ohne<br />
indiv iduelle<br />
Merkmale �<br />
austauschbar)<br />
grundsätzlich wie Kaufvertrag<br />
nicht vertretbare<br />
Sachen<br />
(Spezial-/ Sonderanf<br />
ertigungen)<br />
sonstige<br />
Herstellung einer<br />
Sache<br />
Werkvertrag<br />
§§ 631 bis 650 BGB<br />
Herstellung des<br />
Werkes (Erf olg)<br />
wird bezahlt<br />
Werkvertragsrecht nur ergänzend<br />
Dienstvertrag<br />
§§ 611 bis 630 BGB<br />
Tun, Bemühen<br />
(Auf wand wird<br />
bezahlt �<br />
unabhängig<br />
vom Erfolg)<br />
Seit dem 1. Januar 1990 ist das Produkthaftungsgesetz in Kraft. Es stellt eine zusätzliche<br />
Anspruchsgrundlage (Anspruchskonkurrenz) dar und tritt neben das bisher geltende deliktische<br />
Haftungsrecht hinzu. Wesentliche Neuerung ist der Wegfall der Verschuldensvoraussetzung,<br />
was bedeutet, dass eine Entlastung des Herstellers nicht mehr möglich ist.<br />
Immerhin muss der Anspruchsteller nach wie vor als Grundvoraussetzung den Fehler des<br />
Produktes, die Ursächlichkeit dieses Fehler für den Verletzungserfolgs und den daraus entstanden<br />
Schaden beweisen.
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Rechtliche Aspekte<br />
Gewährleistung bei Kauf- und<br />
Werkvertrag<br />
© iw b 2005<br />
Kaufvertrag und Werkvertrag<br />
10-5<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Sachmangel<br />
Ist-Beschaffenheit entspricht nicht Soll-Beschaffenheit, v gl. § 434 BGB und § 633 BGB<br />
Rechte des Käufers bzw. des Bestellers bei Mängeln, § 437 bzw. § 634 BGB<br />
zunächst: Recht auf<br />
Nacherf üllung (Beseitigung des<br />
Mangels oder Neulief erung<br />
bzw. Neuherstellung<br />
nach Fristablauf oder f alls Frist entbehrlich<br />
Ersatz der<br />
erf orderlichen<br />
Auf wendungen f ür<br />
die Selbstv ornahme<br />
(nur bei<br />
Werkv ertrag)<br />
Schadenersatz<br />
statt der<br />
Leistung oder<br />
Ersatz<br />
v ergeblicher<br />
Auf wendungen<br />
daneben Ersatz sonstiger durch einen Mangel v erursachte Schäden, § 280 I BGB<br />
Rücktritt<br />
oder<br />
Minderung<br />
10.2.2 Gewährleistung<br />
Bei vertraglichen Beziehungen und deren möglichen Haftungsfolgen spielen unterschiedliche<br />
Vertragstypen eine Rolle.<br />
Der in der Praxis häufigste Vertragstyp ist der Kaufvertrag (§§ 433 ff BGB). Immer dann,<br />
wenn es um eine schon existierende Sache geht, liegt ein Kaufvertrag vor.<br />
Be<strong>im</strong> Werkvertrag (§§ 631 ff BGB) ist dagegen die Sache erst noch zu erstellen, sie existiert<br />
zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses noch nicht.<br />
Ein Werklieferungsvertrag (i.S.v. § 651 BGB) liegt vor, wenn der Auftragnehmer eine bewegliche<br />
Sache herzustellen oder zu erzeugen hat und diese dem Besteller liefern muss.<br />
Vertragsrechtlich wird er grundsätzlich wie ein Kaufvertrag behandelt. Bei nicht vertretbaren<br />
Sachen sind zudem werkvertragsrechtliche Vorschriften lediglich ergänzend anzuwenden.<br />
Be<strong>im</strong> Dienstvertrag (§ 611 BGB) geht es nicht um eine fehlerfreie Lieferung oder Herstellung,<br />
also um einen Erfolg, sondern nur um ein Tätig werden, den Aufwand, der unabhängig<br />
vom erzielten Erfolg zu bezahlen ist.<br />
Gattungssache: Diese ist bei Vertragsabschluss noch nicht genau konkretisiert, sondern nur<br />
nach allgemeinen Merkmalen der jeweiligen Gattung bezeichnet. Vertragsgegenstand ist<br />
demnach eine Sache von mittlerer Art und Güte aus best<strong>im</strong>mter Gattung.
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Rechtliche Aspekte<br />
Kaufvertrag: Die Sache muss die vereinbarte Beschaffenheit haben oder, wenn diese nicht<br />
vereinbart ist, für den vertraglich vorausgesetzten oder sonst gewöhnlichen Gebrauch tauglich<br />
sein. Wird die <strong>Qualität</strong>sanforderung nicht erfüllt, obliegt es dem Abnehmer, den Mangel<br />
gegenüber seinem Vertragspartner geltend zu machen. Das Gesetz verpflichtet dann den<br />
Verkäufer, Nacherfüllung nach Wahl des Käufers in Form von Mangelbeseitigung oder Lieferung<br />
einer mangelfreien Sachen zu erbringen. Erst nach erfolgloser Nacherfüllung kann der<br />
Käufer zurücktreten oder den Kaufpreis mindern. Daneben hat er bei Verschulden des Verkäufers<br />
einen Anspruch auf Schadens- oder Aufwendungsersatz.<br />
Werkvertrag: Vergleichbar verhält es sich be<strong>im</strong> Werkvertrag. Entspricht die erstellte Leistung<br />
nicht den vertraglichen Anforderungen, dann kann der Besteller Nacherfüllung jedoch<br />
nach Wahl des Unternehmers in Form von Mangelbeseitigung oder Herstellung eines neuen<br />
Werkes verlangen. Ist diese erfolglos, steht dem Besteller ebenso ein Rücktritts- bzw. Minderungsrecht<br />
sowie bei Verschulden des Herstellers ein Anspruch auf Schadens- oder Aufwendungsersatz<br />
zu.<br />
10-6
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Rechtliche Aspekte<br />
Produkthaftung<br />
Haftung<br />
nach<br />
aus<br />
für<br />
gegenüber<br />
wegen<br />
© iw b 2005<br />
Produkthaftung<br />
1. Sc haden<br />
als Folg e<br />
2. ei nes f ehler haft en Produkts (Folgeschaden)<br />
3. Ursächlichk eit des Fehlers für den Sc haden (Kaus alität)<br />
Verletzung der Pflicht, auf die<br />
Rechtsgüter des anderen Teils<br />
Rücksicht zu nehmen<br />
(§ 241II BGB)<br />
bei Vertretenmüssen<br />
(wird vermutet)<br />
versc huldensunabhängig<br />
nur falls Übernahme ei ner<br />
Garanti e<br />
insbesondere widerrechtlicher<br />
Verletzung von<br />
Leben, Körper, G esundheit<br />
und Eigentum<br />
bei Verschulden<br />
(aber: Anspruc hsgegner<br />
trägt Beweislast bzgl.<br />
Fehlerfreiheit bei In-Verkehr-<br />
Bringen des Produktes und<br />
Nichtvorliegen eines<br />
objekti ven Pflichtverstoßes)<br />
10-7<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissensch aften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Vertragsrecht Deliktsrecht<br />
Vertrag<br />
Personen-, Sachund<br />
Ver mögenssc häden<br />
unerlaubter Handlung<br />
(§ 823 I BGB)<br />
Personen- und Sac h-<br />
(nur bedingt Vermögens-)<br />
Schäden<br />
PHG (ab 1.1.1990)<br />
Personenund<br />
Sac hschäden<br />
Vertragspartner jedermann jedermann<br />
Herstellereigenschaft<br />
(Definition des Herstellers:<br />
§4 PHG)<br />
versc huldensunabhängig<br />
Ausnahme: Aussc hluss<br />
der Ersatz pflicht nac h<br />
§1 II PHG<br />
10.2.3 Produkthaftung (Mangelfolgeschäden)<br />
Für die Produkthaftung müssen 3 Voraussetzungen vorliegen. Es muss ein Schaden als Folge<br />
eines fehlerhaften Produkts mit der Ursächlichkeit des Fehlers für den Schaden bestehen.<br />
Die Produkthaftung aus dem Kaufvertrag bietet die Möglichkeit der Forderung nach Ersatz des Schadens,<br />
der durch die mangelhafte Sache entstanden ist. Gemäß § 241 II BGB ist der Vertragspartner<br />
nämlich verpflichtet, auf die Rechtsgüter des anderen Teils Rücksicht zu nehmen. Diese Pflicht verletzt<br />
er, wenn durch seine mangelhafte Ware ein Schaden bei den Rechtsgütern des anderen Teils<br />
entsteht. Sein Verschulden wird dabei vermutet, das heißt, es obliegt ihm, das Gegenteil zu beweisen.<br />
Das Deliktsrecht gegenüber jedermann bietet zwei Anspruchsgrundlagen. Zum einen besteht<br />
die Haftung aus unerlaubter (deliktischer) Handlung gemäß § 823 I BGB bei einer verschuldeten<br />
Verletzung der absoluten Rechte <strong>im</strong> Sinne des § 823 I BGB. Zum anderen gilt das<br />
Produkthaftungsgesetz, das in Anspruchskonkurrenz zur deliktischen Haftung steht. Voraussetzung<br />
der verschuldensunabhängigen Produkthaftung ist eine bewegliche Sache in Form<br />
eines Produkts, das einem best<strong>im</strong>mten Hersteller zugeordnet werden kann und mit einem<br />
Fehler behaftet ist.
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Rechtliche Aspekte<br />
Konsequenzen aus dem<br />
Produkthaftungsgesetz<br />
© iw b 2005<br />
Wird durch den<br />
Fehler eines Produkts<br />
jemand<br />
getötet<br />
sein Körper oder<br />
seine Gesundheit verletzt oder<br />
eine Sache beschädigt<br />
so ist der Hersteller<br />
des Produkts<br />
verpflichtet, dem Geschädigten<br />
den daraus entstehenden<br />
Schaden zu ersetzen.<br />
10-8<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Tatbestand:<br />
Haftungsvoraussetzung (ohne Verschulden)<br />
An spruchssteller<br />
(Geschädigter)<br />
geschützte Rechtsgüter<br />
(nicht: Vermögen!)<br />
An spruchsadressat<br />
(Schuldner des Sc hadens ersatzes)<br />
Rechtsfolge:<br />
Schadens ersatz pflicht<br />
Das Produkthaftungsgesetz vom 1. Januar 1990 stellt eine Transformation der 1985 verabschiedeten<br />
EG-Richtlinie über die Haftung für fehlerhafte Produkte in deutsches Recht dar.<br />
Nach dem Produkthaftungsgesetz wird der Hersteller des Produktes zum Ersatz von Personen-<br />
und Sachschäden verpflichtet, die durch Fehler des Produkts verursacht worden sind.<br />
Der wichtigste Unterschied zur deliktischen Haftung nach dem BGB ist die fehlende Verschuldensvoraussetzung.<br />
Vorsatz oder Fahrlässigkeit wird nicht verlangt.
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Rechtliche Aspekte<br />
Unternehmerisches Produkt-<br />
Risikomanagement<br />
betriebliche<br />
Organisation<br />
• Inf ormationssy stem<br />
© iw b 2005<br />
vorbeugende<br />
Schadensverhütung<br />
• Funktions- und<br />
Verantwortungsstruktur<br />
• Personalstruktur<br />
• <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />
Produktsicherheit<br />
• technische Fehlerf<br />
reiheit (Konstruktion,<br />
Fabrikation)<br />
• beschreibende<br />
Sicherheit<br />
• Bewährung <strong>im</strong> Einsatz<br />
Dokumentation<br />
Information/Beratung/Vermittlung von Know-how<br />
Empfehlungen von Verbesserungsmaßnahmen<br />
10-9<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Begrenzen oder Verlagern<br />
der Schadenfolgen<br />
Vertragsgestaltung<br />
• Auftrags- und<br />
Lief erspezif ikationen<br />
• Haf tungsregelung mit<br />
AGB oder Indiv idualv<br />
ertrag<br />
• Organisationsv erträge<br />
10.3 Wege zur Minderung des Produktrisikos<br />
Ansätze zur Minderung des Produktrisikos gibt es mit zwei Zielrichtungen:<br />
Haftpflichtversicherung<br />
• Betriebshaftpf licht<br />
• erweiterte Produkthaf<br />
tpf licht<br />
• Sonderv ereinbarungen<br />
Versicherer:<br />
• Schadenausgleich<br />
• Abwehr unberechtigter<br />
Ansprüche<br />
• v orbeugende<br />
Schadensv erhütung<br />
• vorbeugend, schadenverhütend<br />
• haftungsabwehrend, schadenabwälzend.<br />
Im Rahmen der Risikominderung ist ein unternehmensumfassendes <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system<br />
ein wichtiger Baustein. Ein Zertifikat (z.B. nach DIN ISO 9001) kann zwar die Risiken<br />
und damit die Wahrscheinlichkeit eines Schadens mindern, berührt jedoch nicht die Haftung<br />
des Herstellers.
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Rechtliche Aspekte<br />
Herstellerverantwortung<br />
© iw b 2005<br />
10-10<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
“Hersteller“ -Verantwortung<br />
Nach § 4 PHG haften als Hersteller der Endhersteller, Zulief erer, EG-Importeure und (bedingt) Händler<br />
Wegfall der<br />
“Ausreißerverteidigung“<br />
für Vorgänge <strong>im</strong><br />
eigenen Unternehmen<br />
pr<strong>im</strong>äre Verantwortung<br />
(Sorgfaltspflichten)<br />
• Konstruktion<br />
• Fabrikation, einschl.<br />
<strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
und Vertrieb<br />
• Instruktion<br />
• Produktbeobachtung<br />
• Organisation<br />
für Vorgänge <strong>im</strong><br />
vorgeschalteten Unternehmen<br />
verschuldensunabhängige Produkthaftung:<br />
Inverkehrbringen fehlerhafter Produkte vermeiden!<br />
Produktverschuldenshaftung:<br />
(Herstellungs-) Fehler vermeiden<br />
Mitverantwortung<br />
(3 “A“ s)<br />
• “Auswahl“<br />
(Qualifikation)<br />
• “Anweisung“<br />
(Pflichtenspezifikation)<br />
• “Aufsicht“<br />
(Überwachung)<br />
Pflichtenkanalisierung<br />
auf jeweilige<br />
Fertigungsstufe<br />
10.4 <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> nach rechtlichen Anforderungen<br />
Die entscheidende Voraussetzung der Produkthaftung ist der Produktfehler. Im Umkehrschluss<br />
für das Unternehmen bedeutet dies, dass ein fehlerfreies Produkt keinen Folgeschaden<br />
bewirken kann und somit keine Haftung nach sich ziehen wird.<br />
Die Herstellerverantwortung bezieht sich sowohl auf Vorgänge <strong>im</strong> eigenen Unternehmen, als<br />
auch auf Vorgänge in vorgeschalteten Unternehmen.<br />
Hinsichtlich der Produktverschuldenshaftung gilt es in erster Linie, Fehler zu vermeiden.<br />
Hierbei sind Sorgfaltspflichten bzgl. der Fehlerfreiheit in der Konstruktion, Fabrikation, Instruktion,<br />
Produktbeobachtung und der Organisation besonders zu beachten. In Bezug auf<br />
vorgeschaltete Unternehmen existiert eine Mitverantwortung bzgl. der Auswahl, der Anweisung<br />
und der Aufsicht der Lieferanten. Ein funktionierendes <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> kann bei<br />
den hier gestellten Aufgaben gute Dienste leisten.<br />
Bei der verschuldensunabhängigen Produkthaftung sind die Anforderungen noch etwas<br />
höher. Denn die „Ausreißerverteidigung" fällt weg, wenn es sich um den Fehler an einem<br />
Einzelstück aus einer Serie handelt. Die Verantwortung für die Verwendung fehlerhafter Vorprodukte<br />
wird jeweils dem Verwender zugerechnet. Bei mehrstufiger Produktion läuft be<strong>im</strong><br />
Endhersteller letztlich alles zusammen. Der sieht sich somit dem gesamten Haftungsrisiko<br />
ausgesetzt. In erster Linie sollte die notwendige Schlussfolgerung sein, die Fehlerfreiheit der<br />
eingesetzten Zulieferteile zu sichern, was geeignete und wirksame <strong>Qualität</strong>ssicherungsmaßnahmen<br />
an der Schnittstelle von Zulieferer und Weiterverarbeiter oder Endhersteller<br />
erfordert. An dieser Stelle greift das Handelsrecht (HGB).
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Rechtliche Aspekte<br />
Rechtliche Anforderungen an das<br />
<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />
nach traditioneller Produktverschuldenshaftung<br />
(Maßstab: das Mögliche und Zumutbare):<br />
© iw b 2005<br />
technische Sicherheit<br />
beschreibende Sicherheit<br />
dauerhafte Bewährung<br />
Produktbeobachtung<br />
allg. Verkehrssicherungspflicht<br />
Gesetz und/oder Rechtssprechung verlangen<br />
Konstruktion<br />
Produktion<br />
Instruktion<br />
Organisation<br />
10-11<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
nach verschuldensunabhängiger Produkthaftung<br />
(Maßstab: Stand von Wissenschaft und Technik):<br />
(allg.) Produktsicherheit<br />
mit Betonung von<br />
Präsentation<br />
Benutzungserwartung<br />
damit indirekt<br />
Verhinderung des<br />
Inverkehrbringens<br />
unsicherer/gefährlicher<br />
Produkte<br />
keine konkreten Forderungen zur Installation, keine speziellen Vorgaben zur<br />
Gestaltung eines betrieblichen QS-Systems<br />
Frage: In welchem Umf ang erf üllen die eingef ührten Normen<br />
(DIN ISO 9000 bis 9004) die rechtlichen Maßstäbe?<br />
In der Abbildung sind die Anforderungen an das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> für unternehmensinterne<br />
Prozesse dargestellt.<br />
Betrachtet man die Normenreihe DIN ISO 9000 ff., so kann man feststellen, dass eine Reihe<br />
wichtiger rechtlicher Fragen nicht oder jedenfalls nicht <strong>im</strong> notwendigen Umfang abgedeckt<br />
werden.
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Rechtliche Aspekte<br />
Rechtliche Anforderungen an das<br />
<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />
nach traditioneller Produktverschuldenshaftung<br />
(Maßstab: das Mögliche und Zumutbare):<br />
© iw b 2005<br />
Zulieferer-Auswahl<br />
(technische, organisatorische<br />
und persönliche Qualifikation)<br />
Zulieferer-Bindung<br />
(Pflichtenspezifikation)<br />
Zulieferer-Überwachung<br />
(Überprüfung der<br />
Zuliefererproduktmerkmale<br />
und -leistungen)<br />
Gesetz und/oder Rechtssprechung verlangen<br />
10-12<br />
Institut für W erkzeugmaschin en<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
nach verschuldensunabhängiger Produkthaftung<br />
(Maßstab: Stand von Wissenschaft und Technik):<br />
(allg.) Produktsicherheit<br />
und damit<br />
(auf jeder Fertigungsstufe)<br />
volle Verantwortung für<br />
die Fehlerfreiheit des<br />
jeweiligen (Teil-) Produkts<br />
keine konkreten Forderungen zum Einsatz best<strong>im</strong>mter Verf ahren der Überewchung, zum<br />
Inhalt v on Audits oder zur Gestaltung v on Prüf maßnahmen<br />
Frage: In welchem Umf ang können die eingef ührten Normen (DIN ISO 9000 bis 9004)<br />
die rechtlichen Maßstäbe ausf üllen?<br />
Analog zur vorangegangenen Abbildung sind hier die rechtlichen Anforderungen an das<br />
<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> bzgl. der Lieferantenauswahl und -überwachung dargestellt.<br />
Im gleichen Maße stellt sich hier die Frage, in welchem Umfang die Normenreihe DIN ISO<br />
9000 ff. die rechtlichen Maßstäbe ausfüllen kann?
<strong>Vorlesungsskript</strong><br />
<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />
<strong>Qualität</strong> <strong>im</strong> Produktlebenszyklus<br />
11 Literatur 11-1<br />
11.1. Begleitende Literatur zur Vorlesung ....................................................................11-1<br />
11.2. Literatur zu den einzelnen Kapiteln .....................................................................11-1
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Literatur<br />
10 Literatur<br />
Begleitende Literatur zur Vorlesung<br />
Reinhart, G.; Lindemann, U.; Heinzl, J. (1996): <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> -<br />
Ein Kurs für Studium und Praxis. Springer, München<br />
10.1 Literatur zu den einzelnen Kapiteln<br />
10.1.1 Literatur zu Kapitel 1<br />
1.1 Hansen, W.; Jansen, H.H.; Kamiske, G.F. (Hrsg) (1993): <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> <strong>im</strong><br />
Unternehmen. Springer, Berlin<br />
1.2 Kirstein, H. (1994): Der Einfluß Demings auf die Entwicklung des Total Quality Managements.<br />
Hanser, München<br />
1.3 Juran, J.M. (1993): Der neue Juran - <strong>Qualität</strong> von Anfang an. Verlag Moderne Industrie,<br />
Landsberg am Lech<br />
1.4 Taguchi, G. (1989): Quality Engineering. gfmt, München<br />
1.5 Feigenbaum, A.V. (1990): Management of Quality - the Key to the Nineties. Hanser,<br />
München<br />
10.1.2 Literatur zu Kapitel 2<br />
2.1 Sprenger, R. K. (1995) Das Prinzip Selbstverantwortung: Wege zur Motivation. Campus-Verlag,<br />
Frankfurt/Main<br />
2.2 Weckenmann, A. (1993) Vorlesung <strong>Qualität</strong>ssicherung. Lehrstuhl <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
und Fertigungsmeßtechnik, Universität Erlangen<br />
2.3 Masing, W. (1988) Handbuch der <strong>Qualität</strong>ssicherung. Hanser, München<br />
2.4 Juran,.J. M. (1989) Handbuch der <strong>Qualität</strong>splanung. Verlag Moderne Industrie, Landberg/Lech<br />
2.5 Evershe<strong>im</strong> (Hrsg.) (1993) Marktorientierte Flexibilisierung der Produktion: Sicherung<br />
der Wettbewerbsfähigkeit am Standort Deutschland. Tagungsband Aachener Werkzeugmaschinen<br />
Kolloquium 1993, TÜV Rheinland, Köln<br />
2.6 Jansen, H. H. (1993) <strong>Qualität</strong>ssicherung in der Wertschöpfungskette Teil 1: Unternehmenspolitik;<br />
<strong>Qualität</strong>spolitik; Strategien; Ziele. In: Hansen, W.; Jansen, H. H, Kamiske,<br />
G. F (Hrsg) <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> <strong>im</strong> Unternehmen, Springer, Berlin Heidelberg New York.<br />
2.7 Schneider, W. (1994) Erfolgsfaktor <strong>Qualität</strong>. Cornelsen Giradet, Berlin<br />
2.8 DIN EN ISO 8402 (1995) <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>. Beuth, Berlin<br />
2.9 Hering, E.; Triemel, J.; Blank, H. P. (Hrsg) (1993) <strong>Qualität</strong>ssicherung für Ingenieure.<br />
VDI-Verlag, Düsseldorf<br />
2.10 Kamiske, G. F., Malorny, Chr. (1994) Total Quality Management - eine herausfordernde<br />
Chance. In: Kamiske, G. F. (1994) Die Hohe Schule des Total Quality Management,<br />
Springer, Berlin Heidelberg New York<br />
11-1
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Literatur<br />
2.11 Krusche, D. (1983) Japan, konkrete Fremde: Dialog mit einer fernen Kultur. Hirzel,<br />
Stuttgart,<br />
2.12 Rehfeld, J. E. (1991) Japan I: Methoden, die Sie nicht kennen - ein Topmanager berichtet.<br />
In HARVARD manager 3/1991<br />
2.13 Schneidewind, D.(1991) Beobachtungen zur Entscheidungsfindung in japanischen<br />
Unternehmen. In Zeitschrift für Betriebswirtschaft (ZfB), Gabler-Verlag, Wiesbaden<br />
2.14 Jones, K. K. (1992) Competing to learn in Japan. In THE McKINSEY QUARTERLY<br />
1992 NUMBER 1<br />
2.15 Henkel, H.O. (1994) Offensive Strategien für den Standort Deutschland. In Milberg,<br />
J.; Reinhart, G. (Hrsg.) Unsere Stärken stärken: der Weg zu Wettbewerbsfähigkeit und<br />
Standortsicherung/Münchener Kolloquium '95. Verlag Moderne Industrie, Landberg/Lech<br />
2.16 Leibinger, B. (1994) Der Maschinenbau und seine Abnehmer- Zwang zur Partnerschaft.<br />
In Milberg, J.; Reinhart, G. (Hrsg.) Unsere Stärken stärken: Der Weg zur Wettbewerbsfähigkeit<br />
und Standortsicherung/Münchener Kolloquium`95. Verlag Moderne Industrie,<br />
Landsberg/Lech<br />
2.17 Pischetsrieder, B. (1994) Standortsicherung und Internationalisierung - Grundsätzliche<br />
Überlegungen über die Automobilindustrie und ihre Zulieferer. In Milberg, J.; Reinhart,G.<br />
(Hrsg.) Unsere Stärken stärken: Der Weg zur Wettbewerbsfähigkeit und Standortsicherung/Münchener<br />
Kolloquium `95. Verlag Moderne Industrie, Landsberg/Lech<br />
2.18 Milberg, J. (1994) Unsere Stärken stärken - Der Weg zur Wettbewerbsfähigkeit und<br />
Standortsicherung/Münchener Kolloquium `95. Verlag Moderne Industrie, Landsberg/Lech<br />
10.1.3 Literatur zu Kapitel 3<br />
3.1 Rupp, M. (1983) Produkt / Marktstrategien. Verlag industrielle Organisation, Zürich<br />
3.2 Rupp, M. (1983) Produkt / Marktstrategien. Verlag industrielle Organisation, Zürich<br />
3.3 Danzer, H. H. (1990) Quality-Denken stärkt die Schlagkraft des Unternehmens. TÜV<br />
Rheinland, Köln<br />
3.4 DIN 55350 Teil 11 (1987) Begriffe der <strong>Qualität</strong>ssicherung und Statistik. Beuth, Berlin<br />
3.5 VDI-Richtlinie 2247 (Entwurf) (1994) <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> in der Produktentwicklung.<br />
VDI-Verlag, Düsseldorf<br />
3.6 Ehrlenspiel, K. (1995) Integrierte Produktentwicklung: Methoden für Prozeßorganisation,<br />
Produkterstellung und Konstruktion. Hanser, München<br />
3.7 Berekoven, L.; Eckert, W.; Ellenrieder, P. (1989) Marktforschung: Methodische<br />
Grundlagen und praktische Anwendung. 5. Aufl. Gabler, Wiesbaden<br />
3.8 Berekoven, L.; Eckert, W.; Ellenrieder, P. (1989) Marktforschung: Methodische<br />
Grundlagen und praktische Anwendung. 5. Aufl. Gabler, Wiesbaden<br />
3.9 Grafers, H. W. (1980) Investitionsgütermarketing. Poeschel Stuttgart<br />
3.10 Hüttner (1989) Grundzüge der Marktforschung. 5. Aufl. Verlag Walter de Gruyter,<br />
Berlin New York<br />
11-2
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Literatur<br />
3.11 Meffert, H. (1987) Marketing: Grundlagen der Absatzpolitik. Gabler, Wiesbaden<br />
3.12 Miller, P. (1993) Marktforschung als notwendige Grundlage für ein fundiertes I+T-<br />
Marketing In: Hofmaier, R. (Hrsg.) (1993) Investitionsgüter- und High-Tech-Marketing (ITM).<br />
2. Aufl. Moderne Industrie, Landsberg/Lech<br />
3.13 Curtius, B.; Ertürk, Ü. (1994) QFD-Einsatz in Deutschland. <strong>Qualität</strong> und Zuverlässigkeit<br />
39 (4, 94): 349<br />
3.14 Berekoven, L.; Eckert, W.; Ellenrieder, P. (1989) Marktforschung: Methodische<br />
Grundlagen und praktische Anwendung. 5. Aufl. Gabler, Wiesbaden<br />
3.15 Ehrlenspiel, K. (1995) Integrierte Produktentwicklung: Methoden für Prozeßorganisation,<br />
Produkterstellung und Konstruktion. Hanser, München<br />
3.16 Berekoven, L.; Eckert, W.; Ellenrieder, P. (1989) Marktforschung: Methodische<br />
Grundlagen und praktische Anwendung. 5. Aufl. Gabler, Wiesbaden<br />
3.17 Berekoven, L.; Eckert, W.; Ellenrieder, P. (1989) Marktforschung: Methodische<br />
Grundlagen und praktische Anwendung. 5. Aufl. Gabler, Wiesbaden<br />
3.18 Rupp, M. (1983) Produkt / Marktstrategien. Verlag industrielle Organisation, Zürich<br />
3.19 Beumers, M. (1992) <strong>Qualität</strong>sgerechte Gestaltung: Opt<strong>im</strong>ierung der Schnittstelle zwischen<br />
Entwicklung und Fertigung mittels <strong>Qualität</strong>smerkmalsfokussierung. RWTH, Aachen.<br />
3.20 Akao, Y. (1992) QFD: Quality Function Deployment. Moderne Industrie Landsberg/Lech<br />
3.21 Clausing, D. (1994) Total Quality Development: A Step-by-Step Guide to World-Class<br />
Concurrent Engineering. ASME Press, New York<br />
3.22 Akao, Y. (1992) QFD: Quality Function Deployment. Moderne Industrie Landsberg/Lech<br />
3.23 King, B. (1994) Doppelt so schnell wie die Konkurrenz: Quality Function Deployment.<br />
2. Aufl. gfmt St. Gallen<br />
3.24 King, B. (1994) Doppelt so schnell wie die Konkurrenz: Quality Function Deployment.<br />
2. Aufl. gfmt St. Gallen<br />
3.25 Pugh, S. (1990) Total Design: Integrated Methods for Successful Product Engineering.<br />
Addison-Wesley Wokingham, England:.<br />
3.26 King, B. (1994) Doppelt so schnell wie die Konkurrenz: Quality Function Deployment.<br />
2. Aufl. gfmt St. Gallen<br />
3.27 Stuffer, R. (1994) Planung und Steuerung der Integrierten Produktentwicklung. Hanser,<br />
München<br />
3.28 Burghardt, M. (1993) Projektmanagement: Leitfaden für die Planung, Überwachung<br />
und Steuerung von Entwicklungsprojekten. 2. Auflage Siemens-Aktiengesellschaft, Berlin<br />
München<br />
3.29 Madauss, B.-J. (1984) Projektmanagement: Ein Handbuch für Industriebetriebe, Unternehmensberater<br />
und Behörden. 2. Aufl. Poeschel, Stuttgart<br />
10.1.4 Literatur zu Kapitel 4<br />
11-3
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Literatur<br />
4.1 Ehrlenspiel, K. (1995) Integrierte Produktentwicklung: Methoden für Prozeßorganisation,<br />
Produkterstellung und Konstruktion. Hanser, München<br />
4.2 Ehrlenspiel, K. (1995) Integrierte Produktentwicklung: Methoden für Prozeßorganisation,<br />
Produkterstellung und Konstruktion. Hanser, München<br />
4.3 Pahl, G.; Beitz, W. (1993) Konstruktionslehre: Methoden und Anwendung, 4. Aufl.<br />
Springer, Berlin Heidelberg New York<br />
4.4 Ehrlenspiel, K. (1995) Integrierte Produktentwicklung: Methoden für Prozeßorganisation,<br />
Produkterstellung und Konstruktion. Hanser, München<br />
4.5 Daenzer, W. E. (Hrsg.) (1988) Systems Engineering: Leitfaden zur methodischen<br />
Durchführung umfangreicher Planungsvorhaben. 7. Aufl. Industrielle Organisation, Zürich<br />
4.6 Ehrlenspiel, K. (1995) Integrierte Produktentwicklung: Methoden für Prozeßorganisation,<br />
Produkterstellung und Konstruktion. Hanser, München<br />
4.7 VDI-Richtlinie 2221 (1993) Methodik zum Entwickeln und Konstruieren technischer<br />
Systeme und Produkte. VDI-Verlag Düsseldorf<br />
4.8 Ehrlenspiel, K. (1995) Integrierte Produktentwicklung: Methoden für Prozeßorganisation,<br />
Produkterstellung und Konstruktion. Hanser, München<br />
4.9 Ehrlenspiel, K. (1995) Integrierte Produktentwicklung: Methoden für Prozeßorganisation,<br />
Produkterstellung und Konstruktion. Hanser, München<br />
4.10 Pahl, G.; Beitz, W. (1993) Konstruktionslehre: Methoden und Anwendung, 4. Aufl.<br />
Springer, Berlin Heidelberg New York<br />
4.11 Bullinger, H. J. (1986) Systematische Montageplanung. Hanser, München Wien<br />
4.11 Märker, M. (1995) Gestaltungsrichtlinie für Gestelle von Verarbeitungsmaschinen,<br />
insbesondere von Textilmaschinen. Konstruktion 47 (1995) 7/8, S.241-249<br />
4.12 Giapoulis, A.; Ehrlenspiel, K. (1995) Konstruktionsbegleitende, effektive FEM-<br />
S<strong>im</strong>ulation VDI, VDI Bericht Nr. 1215 S<strong>im</strong>ulation in der Praxis- Neue Produkte effizienter<br />
entwickeln 95:209<br />
4.13 VDI-Richtlinie 2221 (1993) Methodik zum Entwickeln und Konstruieren technischer<br />
Systeme und Produkte. VDI-Verlag Düsseldorf<br />
4.14 Ehrlenspiel, K. (1995) Integrierte Produktentwicklung: Methoden für Prozeßorganisation,<br />
Produkterstellung und Konstruktion. Hanser, München<br />
4.15 Ehrlenspiel, K. (1995) Integrierte Produktentwicklung: Methoden für Prozeßorganisation,<br />
Produkterstellung und Konstruktion. Hanser, München<br />
4.16 Wöhe, G. (1976) Einführung in die allgemeine Betriebswirtschaftslehre, 12. Auflage<br />
Franz Vahlen, München<br />
4.17 VDI-Richtlinie 2221 (1993) Methodik zum Entwickeln und Konstruieren technischer<br />
Systeme und Produkte. VDI-Verlag Düsseldorf<br />
4.18 St<strong>im</strong>mler, P. (1993) Design Review, <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>: Methoden und Werkzeuge<br />
zur Planung und Sicherung der <strong>Qualität</strong> (nach DIN ISO 9000 ff). WEKA Fachverlag Augsburg<br />
11-4
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Literatur<br />
4.19 Stockinger, K. (1993) Fehlermöglichkeits und Einflußanalyse (FMEA), <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />
<strong>im</strong> Unternehmen: Grundlagen, Methoden und Praxisbeispiele. Springer, Berlin<br />
Heidelberg New York<br />
4.20 Scheucher, F. (1993) FTA - Fehlerbaumanalyse, <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>: Methoden<br />
und Werkzeuge zur Planung und Sicherung der <strong>Qualität</strong> (nach DIN ISO 9000 ff.). WEKA<br />
Fachverlag Augsburg<br />
4.21 Scheucher, F. (1993) FTA - Fehlerbaumanalyse, <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>: Methoden<br />
und Werkzeuge zur Planung und Sicherung der <strong>Qualität</strong> (nach DIN ISO 9000 ff.). WEKA<br />
Fachverlag Augsburg<br />
4.22 VDI-Richtlinie 2247 (Entwurf) (1994) <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> in der Produktentwicklung.<br />
VDI-Verlag, Düsseldorf<br />
10.1.5 Literatur zu Kapitel 5<br />
5.1 Pfeifer, T. (1998) Fertigungsmeßtechnik. Oldenbourg Verlag, München Wien<br />
5.2 Pfeifer, T. (1993) <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>. Hanser-Verlag, München Wien<br />
5.3 VDI/VDE/DGQ 2619 (1985) Richtlinie zur Prüfplanung. Beuth Verlag, Berlin<br />
5.4 Naumann, H.; u.a. (1993) Koordinatenmeßtechnik. Kontakt & Studium, Band 427.<br />
Expert Verlag, Ehningen bei Böblingen<br />
5.5 DIN 55350 Teil 11ff. (1987) Begriffe der <strong>Qualität</strong>ssicherung und Statistik. Beuth Verlag,<br />
Berlin<br />
5.6 Masing, W. (1994) Handbuch <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>. Hanser-Verlag, München Wien<br />
5.7 Zeller, P. (1990) Automatisierte Prüfplanerstellung und Prüfzeichnungsgenerierung.<br />
Dissertation RWTH Aachen<br />
5.8 Spath, D.; Bös, K. (1994) Integration der <strong>Qualität</strong>s- und Prüfplanung in die Produktentwicklung<br />
und Arbeitsplanung. In: VDI-Berichte Nr. 1106 Wege zum erfolgreichen <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />
in der Produktentwicklung. VDI-Verlag, Düsseldorf<br />
5.9 Ehrlenspiel, K.; Reinhart, G. (1995) Integration von Konstruktion und Planung. In:<br />
SFB 336 Kolloquiumsband. Eigenverlag TU München<br />
5.10 Irlinger, R.; Trautenberg, W.; Zanker, W. (1995) Konstruktionswerkzeuge. In: SFB<br />
336 Kolloquiumsband 1996. Eigenverlag TU München<br />
5.11 DIN 1319, Teil 1 (1995) Grundlagen der Meßtechnik. Beuth Verlag, Berlin<br />
5.12 DIN 1301, Teil 1 (1985) Einheiten. Beuth Verlag, Berlin<br />
5.13 DIN 1301, Teil 2 (1978) Einheiten. Beuth Verlag, Berlin<br />
5.14 Frohne, H.; Ueckert, E. (1984) Grundlagen der elektrischen Meßtechnik. B. G. Teubner,<br />
Stuttgart<br />
5.15 Profos, P.; Pfeifer, T. (Hrsg.) (7. Auflage, 1994) Handbuch der industriellen Meßtechnik.<br />
R. Oldenbourg Verlag, München Wien<br />
5.16 Czichos, H. (Hrsg.) (27. Auflage, 1991) Hütte: Die Grundlagen der Ingenieurwissenschaften.<br />
Springer-Verlag, Berlin Heidelberg New York<br />
11-5
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Literatur<br />
5.17 Schrüfer, E. (4. Auflage, 1988) Elektrische Meßtechnik. Carl Hanser Verlag, München<br />
Wien<br />
5.18 Beitz, W.; Küttner, K.-H. (Hrsg.) (17. Auflage, 1990) Dubbel: Taschenbuch für den<br />
Maschinenbau. Springer-Verlag, Berlin Heidelberg New York<br />
5.19 VDI/VDE-Richtlinie 2617, Blatt 3 (1989) Genauigkeit von Koordinatenmeßgeräten.<br />
VDI-Verlag, Düsseldorf<br />
5.20 Dutschke, W. (2. Auflage, 1993) Fertigungsmeßtechnik. B.G. Teubner, Stuttgart<br />
5.21 Hering, E.; Triemel, J; Blank, H.-P. (1993) <strong>Qualität</strong>ssicherung für Ingenieure. VDI-<br />
Verlag, Düsseldorf<br />
5.22 DGQ (1993) Werkzeuge und statistische Methoden für das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />
5.23 Krottmaier, J. (1994) Versuchsplanung: Ein integraler Bestandteil der TQM-Strategie.<br />
Verlag TÜV Rheinland, Köln<br />
5.24 Quentin, H. (1994) Versuchsmethoden <strong>im</strong> <strong>Qualität</strong>s-Engineering. Vieweg, Wiesbaden<br />
5.25 Rinne, H.; Mittag, H.J.; (1989) Statistische Methoden der <strong>Qualität</strong>ssicherung. Hanser-<br />
Verlag, München Wien<br />
5.26 Mohr, G. (1991) <strong>Qualität</strong>sverbesserung <strong>im</strong> Produktionsprozeß. Vogel Verlag, Würzburg<br />
5.27 Dietrich, E.; Schulze, A. (1995) Statistische Verfahren zur Maschinen- und Prozeßqualifikation.<br />
Hanser-Verlag, München Wien<br />
5.28 Ford (1990) Weltweite <strong>Qualität</strong>ssystem-Richtlinie Q-101. Corporate Quality Office<br />
10.1.6 Literatur zu Kapitel 6<br />
6.1 Surges, H. (1993) <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> in der Produktentwicklung als strategischer<br />
Erfolgsfaktor. In: Messen und Regeln <strong>im</strong> CAD-CAM-CAQ Informationsverbund. wbk, Karlsruhe<br />
6.2 Ebner, C. (1995) Ganzheitliches Verfügbarkeits- und <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> unter<br />
Verwendung von Felddaten. Dissertation TU München<br />
6.3 Junghans, W. (1994) Benutzerinformation. In: W. Masing (Hrsg.): Handbuch <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>.<br />
Hanser, München<br />
6.4 DIN 31000/VDE 1000 (1979) Allgemeine Leitsätze für das sicherheitsgerechte Gestalten<br />
technischer Erzeugnisse. Beuth, Berlin<br />
6.5 Walek, J. (1988) Inbetriebnahme. In: W. Masing (Hrsg.): Handbuch der <strong>Qualität</strong>ssicherung.<br />
Hanser, München<br />
6.6 Frankenberger, K. (1995) Kundenservice. In: Leist R, Scharnagl A. (Hrsg.): <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>.<br />
WEKA, Augsburg<br />
6.7 Winkler, J. (1994) Kundendienst. In: W. Masing (Hrsg.): Handbuch <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>.<br />
Hanser, München<br />
6.8 Seidel W., Stauss B. (1995) Beschwerdemangement. QZ 40 (1995) 8, S. 915-920<br />
11-6
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Literatur<br />
6.9 Pfeifer, T. (1993) <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>. Hanser, München<br />
6.10 DGQ-Schrift 17-33 (1987) Einführung in die Zuverlässigkeitssicherung. Beuth, Berlin<br />
6.11 Schrüfer, E. (1990) Signalverarbeitung: Numerische Verarbeitung digitaler Signale.<br />
Hanser, München<br />
6.12 DGQ-Schrift 17-26 (1995) Das Lebensdauernetz. Beuth, Berlin<br />
6.13 Birolini, E. (1991) <strong>Qualität</strong> und Zuverlässigkeit technischer Systeme. Springer, Berlin<br />
6.14 Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (Hrsg.) (1992)<br />
Verordnung über die Vermeidung, Verringerung und Verwertung von Abfüllen gebrauchter<br />
elektrischer und elektronischer Geräte (Elektronik-Schrott-Verordnung) (Arbeitspapier). Bonn<br />
6.15 Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (Hrsg.) (1993)<br />
Gesetz zur Förderung einer abfallarmen Kreislaufwirtschaft und Sicherung der umweltverträglichen<br />
Entsorgung von Abfällen (Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz - Krw-/ AbfG)<br />
(Gesetzentwurf). Bonn<br />
6.16 Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (Hrsg.) (1994)<br />
Verordnung über die Vermeidung, Verringerung und Verwertung von Abfällen aus der Altautoentsorgung<br />
(Altauto-Verordnung) (Arbeitspapier). Bonn<br />
6.17 Milberg, J.; Schuster, G.; Fischbacher, J.; Dieterle, A. (1992) Montage- und demontagegerechte<br />
Produkte durch Integration der Produkt- und Arbeitssystemgestaltung. In: Montage<br />
und Demontage - Aspekte erfolgreicher Produktkonstruktion. VDI-Bericht 997. VDI-<br />
Verlag, Düsseldorf<br />
10.1.7 Literatur zu Kapitel 7<br />
7.1 Kamiske, G. F.; Brauer, J. P. (1993) <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> von A-Z. Hanser, München<br />
7.2 Geiger, W. (1994) <strong>Qualität</strong>slehre. Vieweg, Braunschweig Wiesbaden<br />
7.3 Ford (1990) Weltweite <strong>Qualität</strong>ssystem-Richtlinie Q-101. Corporate Quality Office<br />
7.4 VDW (1994) Leitfaden zur systematischen Einführung eines QS Systems mit<br />
Schwerpunkt auf den QS Elementen „Verantwortung der obersten Leitung" und „QS System".<br />
Unveröffentlichter Forschungsbericht VDW 0158/2<br />
7.5 Jütting, K; Möbus, M. (1993) Aufbau eines unternehmensweiten <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems<br />
und Vorbereitung auf die Zertifizierung. In Zertifizierung, Sonderteil in Hanser<br />
Fachzeitschriften, Hanser, München<br />
7.6 Engelke, M.; Pfohl, H. C. (1994) QM Systeme sind extern motiviert - Ergebnisse einer<br />
empirischen Studie zu den Gründen der Zertifizierung nach DIN ISO 9000 ff. In QZ 8:860,<br />
Hanser, München<br />
7.7 Dieck, D.; Schmidt, H. W. (1994) Wer ,A" sagt muß auch ,B" sagen. In <strong>Qualität</strong> und<br />
Zuverlässigkeit 39:110, Hanser, München<br />
7.8 Riekeles, H. (1994) Maschinenrichtlinie und CE-Kennzeichnung. In Zertifizierung,<br />
Sonderteil in Hanser Fachzeitschriften, Hanser, München<br />
11-7
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Literatur<br />
7.9 Pfeifer, T.; Theis, C. (1994) Das CE Zeichen - Reisepaß deutscher Exportgüter. In pa<br />
3:25, Oldenbourg, München<br />
7.10 Berghaus H.: (1994) Technische Harmonisierung und CE-Kennzeichnung. In Zertifizierung,<br />
Sonderteil in Hanser Fachzeitschriften, Hanser, München<br />
7.11 Stumpf, T. (1994) EG-Konformitätsbewertungsverfahren. In Unterlagen zu DGQ<br />
Lehrgang Block QB/QM, Eigenverlag<br />
7.12 United States Department of Commerce (1992) The Malcolm Baldrige National Quality<br />
Award. National Institute of Standards and Technology (Hrsg.), Eigenverlag<br />
7.13 European Foundation for Quality Management (Hrsg.) (1995) Selbstbewertung 1995<br />
Richtlinien, E.F.Q.M., 5. Jahrgang, Eigenverlag, Brüssel, 1995<br />
7.14 European Foundation for Quality Management (Hrsg.) (1995) Prel<strong>im</strong>inary Information<br />
about the European Quality Award (I), Eigenverlag,Eindhoven/ Holland<br />
7.15 Kirstein, H. (1994) Der Einfluß Demings auf die Entwicklung des Total Quality Managements.<br />
Hanser, München<br />
7.16 DIN ISO 9000 - <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>- und Qaulitätssicherungsnormen; Leitfaden zur<br />
Auswahl und Anwendung, Beuth Verlag GmbH, Berlin, 1990<br />
7.17 DIN ISO 9001 - <strong>Qualität</strong>ssicherungssysteme; Modell zur Darlegung der <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
in Design/Entwicklung, Produktion und Kundendienst, Beuth Verlag GmbH, Berlin,<br />
1990<br />
7.18 DIN ISO 9002 - <strong>Qualität</strong>ssicherungssysteme; Modell zur Darlegung der <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
in Produktion und Montage, Beuth Verlag GmbH, Berlin, 1990<br />
7.19 DIN ISO 9003 - <strong>Qualität</strong>ssicherungssysteme; Modell zur Darlegung der <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
bei der Endprüfung, Beuth Verlag GmbH, Berlin, 1990<br />
7.20 DIN ISO 9004 - <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> und Elemente eines <strong>Qualität</strong>ssicherungssystems;<br />
Leitfaden, Beuth Verlag GmbH, Berlin, 1990<br />
10.1.8 Literatur zu Kapitel 8<br />
8.1 Taylor, W. F. (1919) The Principles of Scientific Management. Raben, München<br />
8.2 Ulich, E (1994) Arbeitspsychologie. Schaeffer-Poeschel, Stuttgart<br />
8.3 Reinhart, G.; Lindemann, U.; Heinzl, J. (1995) <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> - <strong>Qualität</strong> <strong>im</strong><br />
Produktlebenszyklus. Skriptum zur gleichnamigen Vorlesung. Eigenverlag, München<br />
8.4 von Rosenstiel, L. (1992) Grundlagen der Organisationspsychologie. Schaeffer-<br />
Poeschel, Stuttgart<br />
8.5 Herzberg, F.; Mausner, B.; Snyderman, B. (1959) The Motivation to work. Wiley &<br />
Sons, New York<br />
8.6 Neuberger, O. (1974) Theorien der Arbeitszufriedenheit. Kohlhammer, Stuttgart<br />
8.7 Neuberger, O. (1974) Messung der Arbeitszufriedenheit. Kohlhammer, Stuttgart<br />
8.8 Maslow, A. H. (1954) Motivation and personality. Harper, New York<br />
11-8
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Literatur<br />
8.9 Albert, H. (1995) Einsatz und Wirkung eines qualitäts- und leistungsorientierten Anreiz-<br />
und Motivationssystems. In Reinhart, G.; Milberg, J. (Hrsg.) <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> - der<br />
Weg ist das Ziel. Utz, München<br />
8.10 Neuberger, O. (1978) Führung. In Mayer, A. (Hrsg.) Organisationspsychologie. Kohlhammer,<br />
Stuttgart<br />
8.11 Weinert, A. B. (1989) Führung und soziale Steuerung. In Roth, E. (Hrsg.) Grundlagen<br />
der Organisationspsychologie. Hogrefe, Göttingen<br />
8.12 Jochum, E. (1993) Laterale Führung und Zusammenarbeit - Der Umgang mit Kollegen.<br />
In v. Rosenstiel, L.; Regnet, E.; Domsch, M. (Hrsg.) Führung von Mitarbeitern. Schaeffer-Poeschel,<br />
Stuttgart<br />
8.13 Hauser, E. (1993) Coaching von Mitarbeitern. In v. Rosenstiel, L.; Regnet, E.;<br />
Domsch, M. (Hrsg.) Führung von Mitarbeitern. Schaeffer-Poeschel, Stuttgart<br />
8.14 Wunderer, R. (1987) Laterale Kooperation als Führungsaufgabe. In Kieser, A.; Reber,<br />
G.; Wunderer, R. (Hrsg.) Handwörterbuch der Führung. Schaeffer-Poeschel, Stuttgart<br />
8.15 Merei, F. (1949) Group, leadership and institutionalization. Human relations<br />
8.16 Pohl, Chr. (1991) Gruppenarbeit und Qualifizierung für die Montage der Zukunft. In<br />
Seitz, D. (Hrsg.) Qualifizierung und Personalentwicklung. Rationalisierungs-Kuratorium der<br />
Deutschen Wirtschaft e.V., Eschborn<br />
8.17 Küpper, H.-U. (1981) Ablauforganisation. Gustav Fischer, Stuttgart, New York<br />
8.18 Wiswede, G. (1977) Rollentheorie. Kohlhammer, Stuttgart<br />
8.19 Wahren, H.-K. E. (1992) Gruppen- und Teamarbeit <strong>im</strong> Unternehmen. De Gruyter,<br />
Berlin, New York<br />
8.20 Zink, K. J.; Schick, G. (1987) Quality Circles. Hanser, München<br />
8.21 Antoni, C.; Bungard, W. (1989) Quality Circles <strong>im</strong> Büro-, Verwaltungs- bzw. Angestelltenbereich.<br />
Deutscher Quality-Circle-Kongreß, Mannhe<strong>im</strong><br />
8.22 Bungard, W. (1991) <strong>Qualität</strong>szirkel - Ein soziotechnisches System auf dem Prüfstand.<br />
Mannhe<strong>im</strong><br />
8.23 Womack, J.P.; Jones, D.T.; Roos, D. (1991) Die zweite Revolution in der Automobilindustrie.<br />
Konsequenzen aus der weltweiten Studie des MIT. Campus, Frankfurt a. M.<br />
8.24 Kummetsteiner, G. (1994) 3D-Bewegungss<strong>im</strong>ulation als integratives Hilfsmittel zur<br />
Planung manueller Montagesysteme. TU-München, iwb Forschungsberichte Band 69.<br />
Springer Verlag, Heidelberg Berlin New York<br />
8.25 Milberg, J.; Reinhart, G. (Hrsg.) 3D-S<strong>im</strong>ulation: schneller, sicherer und kostengünstiger<br />
zum Ziel. Seminarberichte/iwb, Institut für Werkzeugmaschinen und Betriebswissenschaften;<br />
Band 9. Herbert Utz Verlag Wissenschaft, München<br />
8.26 Koestler, A. (1989) The Ghost in the Machine. Arkana Books<br />
8.27 Fuchs, J. (1994) Das Unternehmen - lebender Organismus oder tote Institution. In:<br />
Fuchs, J. (Hrsg): Das biokybernetische Modell - Unternehmen als Organismen. Gabler,<br />
Wiesbaden<br />
8.28 Kühnle, H. et al. (1995) Produzieren <strong>im</strong> turbulenten Umfeld. In: Warnecke, H.J. (Hrsg)<br />
Aufbruch zum Fraktalen Unternehmen - Praxisbeispiele für neues Denken und Handeln.<br />
Springer, Heidelberg Berlin New York<br />
11-9
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Literatur<br />
8.29 Warnecke, H.J. (1993) Revolution der Unternehmenskultur - das Fraktale Unternehmen.<br />
Springer, Heidelberg Berlin New York<br />
10.1.9 Literatur zu Kapitel 9<br />
9.1 Crosby, P. (1990): <strong>Qualität</strong> ist machbar, Hamburg 1990<br />
9.2 Danzer, H. (1990): Quality-Denken stärkt die Schlagkraft des Unternehmens, Verlag<br />
TÜV Rheinland, Köln<br />
9.3 Deutsche Gesellschaft für <strong>Qualität</strong> (1990): <strong>Qualität</strong>ssicherung für Mitarbeiter in der<br />
Fertigung, 2. Auflage, DGQ<br />
9.4 Fischer, T. (1993): Kostenmanagement strategischer Erfolgsfaktoren, Verlag Vahlen,<br />
München<br />
9.5 Fröhling, O. (1994): Dynamisches Kostenmanagement, Verlag Vahlen, München<br />
1994<br />
9.6 Hahner, A.(1981): Qualitäskostenrechnung als Informationssystem zur <strong>Qualität</strong>slenkung,<br />
Carl Hanser Verlag, München<br />
9.7 Kandaouroff, A. (1994): <strong>Qualität</strong>skosten, in: Zeitschrift für Betriebswirtschaft 64 (1994)<br />
6, S. 122-123<br />
9.8 Masing, W. (1993): Nachdenken über qualitätsbezogene Kosten, in QZ, 38 (1993) 3,<br />
S.122-123<br />
9.9 Rauba, A. (1990): Planungsmethodik für ein <strong>Qualität</strong>skostensystem, Springer Verlag,<br />
Berlin<br />
9.10 Rollwage, N. (1994): Kosten- und Leistungsrechnung, 5. Auflage, WRW-Verlag, Köln<br />
9.11 Steinbach, W. (1985): Erfassen und Beurteilen von <strong>Qualität</strong>skosten, VDI-Verlag, Düsseldorf<br />
9.12 Wildemann, H. (1995): Kosten- und Leistungsrechnung für präventive <strong>Qualität</strong>ssicherungssysteme,<br />
Transfer-Centrum-Verlag, München<br />
10.1.10 Literatur zu Kapitel 10<br />
10.1 Hollmann, H.H. (1985): Die EG Produkthaftungsrichtlinie, Teil1, DB<br />
10.2 Hollmann, H.H. (1986): Strengere Haftungsregeln aufgrund EG-Produkthaftungs-<br />
Richtlinie, QZ<br />
10.3 Lemor, U.D. (1986): Verschärfung der Regeln über die Haftung für fehlerhafte Produkte<br />
in der EG, Versicherungswirtschaft 2/1986<br />
BGB, Bürgerliches Gesetzbuch, 35.Auflage, Nördlingen 1993<br />
11-10
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Literatur<br />
HGB, Handelsgesetzbuch, 211. Auflage, Nördlingen 1993<br />
Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch, 411. Aufl., München 1989<br />
10.4 Westphalen, F. Graf v. (1988): <strong>Qualität</strong>ssicherungsvereinbarungen: Rechtsprobleme<br />
des Just-In-T<strong>im</strong>e-Delivery. In Festschrift 40 Jahre der Betrieb. Stuttgart<br />
11-11
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Literatur<br />
11-12
<strong>Vorlesungsskript</strong><br />
<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />
<strong>Qualität</strong> <strong>im</strong> Produktlebenszyklus<br />
12 Glossar 12-1
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Glossar<br />
11 Glossar<br />
Abbesches Komparatorprinzip: “Das Gerät ist stets so anzuordnen, daß die zu messende<br />
Strecke die geradlinige Fortsetzung der als Maßstab dienenden Teilung ist.”<br />
Maßverkörperung und Prüfling sollen fluchtend hintereinander angeordnet sein.<br />
Dadurch werden geringe Messfehler erzielt (Fehler 2. Ordnung).<br />
Anforderungsliste: Hier werden in der Definitionsphase alle Anforderungen an das Produkt<br />
aufgestellt.<br />
Arbeitswissenschaft: Die Arbeitswissenschaft analysiert, ordnet und gestaltet technische,<br />
organisatorische und soziale Bedingungen, mit dem Ziel, menschliche Arbeitsbedingungen,<br />
sozial angemessene Standards und Spielräume zu schaffen, die dem<br />
Mitarbeiter die Möglichkeit geben, in der Kommunikation und Kooperation mit anderen<br />
seine Persönlichkeit zu entwickeln und seine Fähigkeiten zu erweitern.<br />
Audit: allg.: Untersuchung, Anhörung.<br />
Produktaudit: Methode der => Indirekten Lieferantenbeurteilung.<br />
Ziel des Produktaudits ist es festzustellen, wo Fehlerschwerpunkte, systematische<br />
Fehler oder Entwicklungstrends von Fehlern ihre Ausprägung am Produkt<br />
haben und wo ihre Ursachen liegen.<br />
<strong>Qualität</strong>saudit: Methode der => Indirekten Lieferantenbeurteilung.<br />
Eine systematische und unabhängige Untersuchung, um festzustellen, ob die<br />
qualitätsbezogenen Tätigkeiten und die damit zusammenhängenden Ergebnisse<br />
den geplanten Anforderungen entsprechen und ob diese Anforderungen wirkungsvoll<br />
realisiert werden können und geeignet sind, die Ziele zu erreichen.<br />
Systemaudit: Methode der => Indirekten Lieferantenbeurteilung. Das Systemaudit überprüft<br />
das <strong>Qualität</strong>ssicherungssystem auf seine Effizienz und veranlasst die Einleitung<br />
oder Überwachung von Verbesserungen. Betrachtet werden dazu Verfahrensanweisungen,<br />
deren Inhalt und Befolgung und vor allem deren Wirksamkeit <strong>im</strong> Hinblick<br />
auf das Erreichen der <strong>Qualität</strong>sziele.<br />
Verfahrensaudit: Methode der => Indirekten Lieferantenbeurteilung. Das Verfahrensaudit<br />
überprüft Verfahren und Arbeitsabläufe auf Einhaltung und Zweckmäßigkeit und<br />
versucht mögliche Schwachstellen aufzudecken.<br />
Benchmarking: allgemein: Leistungsvergleich hier: Methode <strong>im</strong> Rahmen des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems.<br />
Systematisiertes Vorgehen, bei dem sich mindestens zwei<br />
Unternehmen (sog. Benchmarking-Partner) anhand von vorher definierten charakteristischen<br />
Größen, den Benchmarks, vergleichen und somit die wesentlichen<br />
Unterschiede und Erfolgsfaktoren des anderen ersichtlich werden.<br />
DGQ (Deutsche Gesellschaft für <strong>Qualität</strong>): Die DGQ hat sich zur Aufgabe gemacht, "das<br />
Gedankengut des QM einschließlich seiner Systeme umfassend in deren gesellschaftlichen,<br />
wirtschaftlichen, rechtlichen, betrieblichen, unternehmerischen und<br />
wissenschaftlichen Umfeldern und Beziehungen in allen Zweigen der Wirtschaft<br />
und des öffentlichen Lebens anzuregen, zu fördern und zu verbreiten" (§2 der<br />
DGQ-Satzung).<br />
12-1
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Glossar<br />
Checklistenverfahren: Methode der Lieferantenbewertung. Bei diesem Verfahren werden<br />
die für best<strong>im</strong>mte Bedarfssituationen relevanten Kriterien aufgelistet und die Angebote<br />
der Lieferanten überprüft, inwieweit sie das Anforderungsprofil erfüllen.<br />
Deming'sche Reaktionskette: Von Edward Deming entwickeltes Modell, das die Verknüpfungen<br />
zwischen kostenbewusstem, unternehmerischem Handeln und <strong>Qualität</strong>sverbesserungen<br />
darstellt. Ausgehend von der konsequenten Verfolgung der Strategie<br />
einer ständigen <strong>Qualität</strong>sverbesserung wird die Produktivität <strong>im</strong> Unternehmen<br />
verbessert. Die hierdurch sinkenden Kosten können in wettbewerbsfähige<br />
Preise umgesetzt werden. Die dadurch möglichen sicheren Marktanteile führen<br />
zu einer Festigung der Position des Unternehmens und damit wiederum zu sicheren<br />
Arbeitsplätzen.<br />
Design Review: Formale Überprüfung eines Entwurfes/Entwicklungsergebnisses zur Feststellung<br />
von Problembereichen und Unzulänglichkeiten, die Auswirkungen auf<br />
den Einsatzzweck und die Einsatzbedingungen eines Produktes haben.<br />
Drei-Rollen-Konzept v. Juran: Jedem werden gleichzeitig drei Rollen zugewiesen: Kunde,<br />
Produzent und Lieferant.<br />
Fehlerbaumanalyse (Fault Tree Analysis FTA): Methode zur systematischen Suche nach<br />
denkbaren Ursachen für einen best<strong>im</strong>mten Fehler. Ausgehend von Fehlern werden<br />
alle möglichen Ausfallkombinationen in Form eines Fehlerbaums dargestellt<br />
(logische Verknüpfungen aller Ausfallmöglichkeiten).<br />
Fehler-Möglichkeits- und Einfluss-Analyse FMEA (Failure Mode and Effects Analysis):<br />
Methodische Untersuchung mit dem Ziel, potentielle Fehler bei der Entwicklung<br />
eines Produktes bzw. bei (neuen) Fertigungsverfahren bereits während der Planung<br />
aufzudecken und durch geeignete Maßnahmen zu vermeiden.<br />
Geldwertmethode:Methode der Lieferantenbewertung. Die Geldwertmethode beruht auf<br />
einer konsequenten Anwendung der Wertanalyse. Den einzelnen Kriterien werden<br />
nach eigenen Unternehmenszielen Geldwerte zugewiesen. Die Summe der<br />
Geldwerte der unterschiedlichen Angebote wird gegenübergestellt.<br />
House of Quality (HoQ): Formblatt mit Matrixstruktur, das für den Ablauf eines QFD benötigt<br />
wird.<br />
12-2
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Glossar<br />
Instandhaltung<br />
Ausfallstrategie: Eine Instandsetzung erfolgt erst <strong>im</strong> Fehlerfall und eignet sich, wenn das<br />
Betriebsmittel nicht jederzeit verfügbar sein muss, keine hohe Zuverlässigkeit gefordert<br />
ist, keine hohen Folgeschäden zu erwarten sind und der Zustand des Betriebsmittels<br />
nicht vermittelt werden kann.<br />
Präventivstrategie: Diese Art der Instandhaltung ist sinnvoll, wenn das Betriebsmittel jederzeit<br />
verfügbar sein muss, hohe Zuverlässigkeit gefordert ist, technische Folgeschäden<br />
zu erwarten sind, oder die Kosten einer periodischen Instandsetzung geringer<br />
sind als die möglichen Folgekosten durch den Ausfall.<br />
Inspektionsstrategie: Diese Präventivstrategie wird angewandt, wenn durch Soll/Ist-<br />
Vergleiche der Abnutzungszustand, die restliche Nutzungsdauer und damit der<br />
voraussichtliche Ausfallzeitpunkt best<strong>im</strong>mt werden können. Voraussetzung dazu<br />
ist die Ermittlung des Verschleißverhaltens des Betriebsmittels mit vertretbarem<br />
Aufwand.<br />
Isochronendiagramm: Darstellung der Beanstandungshäufigkeit für Produkte gleichen Alters<br />
(Kurven gleichen Alters = Isochronen)<br />
KANO-Modell: Es gibt nach dem Kano-Modell drei Arten von Kundenanforderungen an ein<br />
Produkt:<br />
- Grundforderungen (Basic)<br />
- <strong>Qualität</strong>s- und Leistungsforderungen (Performance)<br />
- Begeisterungsforderung (Excitement).<br />
Die Erfüllung der drei Forderungsarten trägt in verschiedener Art zur Zufriedenheit<br />
bei.<br />
Konstruktionsfreigabe: siehe => Design Review<br />
λ: Ausfallrate, Maß für das Risiko eines Betriebsmittels zu einem best<strong>im</strong>mten Zeitpunkt<br />
auszufallen.<br />
Lastenheft: Zusammenstellung aller Anforderungen des Auftraggebers hinsichtlich Liefer-<br />
und Leistungsumfang.<br />
Lieferantenbeurteilung: Regelinstrument zur objektiven Beurteilung von Lieferant und Lieferung<br />
über den Zeitpunkt der Bestellung hinaus. Es lassen sich zwei Verfahren unterscheiden:<br />
Lieferantenbeurteilung, direkt: Fortlaufende Überwachung der tatsächlichen Produktqualität<br />
sowie der logistischen <strong>Qualität</strong> aufgrund der Ergebnisse der Wareneingangsprüfung.<br />
Jede Nichterfüllung eines <strong>Qualität</strong>smerkmals wird als Fehler gewertet<br />
und in Abhängigkeit seiner Schwere gewichtet.<br />
Lieferantenbeurteilung, indirekt: Diese Methode bewertet die Arbeitsweise, Systematik<br />
sowie die Einrichtungen und Mitarbeiter des Lieferanten. Die Beurteilung erfolgt in<br />
Form sogenannter => Audits, die system-, verfahrens- oder produktorientiert sein<br />
können.<br />
Maslow, Theorie der Selbstverwirklichung: Maslow unterscheidet zwei Klassen von Bedürfnissen,<br />
sogenannte Defizitmotive und Wachstumsmoitve. Fehlende Befriedi-<br />
12-3
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Glossar<br />
gung der Defizitmotive führt zu Krankheit, ihre Befriedigung zu Gesundheit. Erst<br />
die Erfüllung der Wachstumsmotive führt jedoch zu einer Selbstverwirklichung.<br />
Maslow führt dabei eine Hierarchisierung ein: Die Erfüllung der Wachstumsbedürfnisse<br />
erfordert zwingend erfüllte Defizitbedürfnisse. Eine häufige Darstellung<br />
ist die Motivationspyramide, welche die Hierarchisierung zwischen und innerhalb<br />
der Motivklassen verdeutlicht.<br />
Motivationspyramide: siehe => Maslow, Theorie der Selbstverwirklichung<br />
Null-Fehler-Strategie: Präventives Handeln mit dem Ziel, Fehler vor ihrer Entstehung zu<br />
verhüten. Dadurch sollen ausschließlich fehlerfreie Produkte oder Dienstleistungen<br />
geboten werden.<br />
Pflichtenheft: Das Pflichtenheft ist die Beschreibung der Realisierung aller Anforderungen<br />
des Lastenhefts.<br />
Prozesskenngrößen<br />
C: Bezeichnung für die fortdauernde Prozessfähigkeit. Zu ihrer Ermittlung muss die<br />
Maschine über einen längeren Zeitraum betrachtet werden.<br />
p (Index): Prozesspotential: Ein Maß für die beste Leistung, die der Prozess erbringen<br />
könnte. Bei der Berechnung wird der vorgegebene Toleranzbereich mit der tatsächlichen<br />
Prozessstreuung verglichen.<br />
P: Vorläufige Prozessfähigkeit. Meist ist zu ihrer Best<strong>im</strong>mung die Entnahme einer<br />
kleinen Stichprobe ausreichend.<br />
pk (Index):Prozessfähigkeit. Hierbei wird sowohl die Lage des produzierten Mittelwerts relativ<br />
zum Sollwert, als auch die Prozessstreuung relativ zu den Grenzwerten berücksichtigt.<br />
Sie ist damit ein Maß für die tatsächliche Fähigkeit des Prozesses, ein<br />
best<strong>im</strong>mtes Merkmal in gleichbleibender Weise innerhalb der Spezifikationsgrenzen<br />
zu erzeugen<br />
Statistische Prozessregelung (Statistical Process Control, SPC): Dieses Verfahren wird zur<br />
Steuerung von Prozessen eingesetzt, um das Niveau von <strong>Qualität</strong>smerkmalen<br />
auf vorgegebenen Sollwerten oder innerhalb best<strong>im</strong>mter Toleranzgrenzen zu halten.<br />
Hierzu wird ein prozessnaher Regelkreis aus Fertigung, Prüfung der gefertigten<br />
Teile, Analyse der Prüfergebnisse und Rückkopplung in den Prozess realisiert.<br />
Prüfmerkmale: Diejenigen technischen (physikalischen oder chemischen) oder nichttechnischen<br />
(z.B. biologischen oder soziotechnischen) Größen oder Parameter des<br />
Prüfobjektes, die seine Eigenschaft “<strong>Qualität</strong>” ausmachen und mit einer gewissen<br />
Unsicherheit behaftet, d.h. prüfenswert sind.<br />
Prüfplanung: Unter Prüfplanung versteht man die Planung der <strong>Qualität</strong>sprüfung für den gesamten<br />
Produktionsprozess vom Wareneingang bis zur Auslieferung an den<br />
Kunden.<br />
Prüfung, 100%-: <strong>Qualität</strong>sprüfung an allen Einheiten eines Prüfloses.<br />
12-4
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Glossar<br />
Prüfung, Klassier-: Klassierprüfung ist eine Form der 100%-Prüfung, bei der entsprechend<br />
dem Prüfergebnis zur weiteren Verwendung in Klassen eingeordnet wird.<br />
Prüfung, Sortier-: Sortierprüfung bezeichnet eine 100%-Prüfung, bei der sämtliche fehlerbehafteten<br />
Einheiten aussortiert werden.<br />
Prüfung, Stichproben-: Bei Stichprobenprüfungen werden nur Teile einer Produktion ausgewertet,<br />
<strong>im</strong> allgemeinen nach statistischen Methoden.<br />
Prüfung, Voll-: <strong>Qualität</strong>sprüfung hinsichtlich aller <strong>Qualität</strong>smerkmale.<br />
Punktbewertungsmethode: Methode der Lieferantenbewertung. Grundlage dieses Verfahrens<br />
sind gewichtete Kriterien. Aus der Kombination von Erfüllungsgrad und Gewichtung<br />
ergibt sich die Rangfolge. Die Methode ist der Nutzwertanalyse sehr<br />
ähnlich.<br />
Qualifizierung: Personalförderung mit dem Ziel, den Mitarbeitern einen höheren Ausbildungsstand<br />
zu verschaffen, der ihre Fähigkeiten erweitert und ihnen einen größeren<br />
Überblick über ihr Arbeitsgebiet verschafft.<br />
<strong>Qualität</strong>sgrenzlage, annehmbar (AQL): Nach best<strong>im</strong>mten Kriterien kann ein sogenannter<br />
AQL-Wert für die Annahmestichprobenprüfung vereinbart werden. Je nach AQL-<br />
Wert sind best<strong>im</strong>mte Stichprobenanweisungen mit Regeln für ihre Anwendung<br />
festgelegt. Es handelt sich dabei um ein genormtes Stichprobensystem.<br />
<strong>Qualität</strong>sgruppen: <strong>Qualität</strong>sgruppen sind Teams <strong>im</strong> Bereich des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s, die<br />
sich je nach Einsatzzweck in den Aspekten Aufgabenstellung, personelle Zusammensetzung<br />
und zeitliche Befristung unterscheiden. Das Ziel aller <strong>Qualität</strong>sgruppen<br />
ist die Nutzung der unternehmensweit vorhandenen Ressourcen des<br />
<strong>Qualität</strong>swissens und der Erfahrungen der Mitarbeiter bei der Lösung qualitätsbezogener<br />
Problemstellungen. Die Gruppen besitzen i.d.R. keine Entscheidungskompetenz,<br />
sondern erarbeiten lediglich Lösungsalternativen, die von einem<br />
Steuerkreis oder der Geschäftsleitung bewertet werden.<br />
<strong>Qualität</strong>sinformationssystem: Aufgabe eines <strong>Qualität</strong>sinformationssystems ist es, die für<br />
das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> notwendigen Daten herauszufiltern, zu verdichten und<br />
in geeigneter Form zur Verfügung zu stellen.<br />
<strong>Qualität</strong>skosten: Bewerteter Verbrauch von Gütern und Dienstleistungen, der durch die Planung,<br />
Prüfung, Steuerung und Förderung der <strong>Qualität</strong> verursacht wird oder den<br />
<strong>Qualität</strong>smaßnahmen zuzuordnen ist.<br />
<strong>Qualität</strong>skreis: Die Ausdehnung der <strong>Qualität</strong>sanstrengungen auf den gesamten Produktlebenszyklus,<br />
d.h. von der Konzeption bis zur Entsorgung.<br />
<strong>Qualität</strong>slenkung: Die zur Erfüllung der <strong>Qualität</strong>sforderungen notwendigen Arbeitstechniken<br />
und Tätigkeiten (<strong>Qualität</strong>sforderung: die spezifischen Anforderungen an die<br />
Merkmale einer Einheit zur Ermöglichung ihrer Realisierung und Prüfung).<br />
<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>: Alle Tätigkeiten der Gesamtführungsaufgabe, welche die <strong>Qualität</strong>spolitik,<br />
Ziele und Verantwortung festlegen sowie durch Mittel wie Qualitästplanung,<br />
<strong>Qualität</strong>slenkung und <strong>Qualität</strong>sverbesserung <strong>im</strong> Rahmen des QM-Systems<br />
verwirklichen<br />
12-5
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Glossar<br />
<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system: Das QM-System umfasst die Organisationsstruktur, Verantwortlichkeiten,<br />
Verfahren, Prozesse und erforderliche Mittel für die Verwirklichung<br />
des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s.<br />
<strong>Qualität</strong>splanung: Zu den Aufgaben der <strong>Qualität</strong>splanung gehört:<br />
- Planung der Produkteigenschaften<br />
- Planung der Verwirklichung<br />
- QS-Programmplanung<br />
- Nachweisführung<br />
<strong>Qualität</strong>sregelkarte (QRK): Eine <strong>Qualität</strong>sregelkarte ist ein Formblatt zur graphischen Darstellung<br />
von Werten und deren Streuung, die bei einer Prüfung ermittelt werden.<br />
Diese Werte sind Messwerte bzw. daraus berechnete statistische Kennwerte oder<br />
Zählwerte und dienen dazu, mit Hilfe vorher eingetragener Warn- und Eingriffgrenzen<br />
den Prozess zu regeln.<br />
<strong>Qualität</strong>sregelkreis: Im Sinne einer präventiven Fehlervermeidung bzw. einer Vermeidung<br />
eines erneuten Auftretens des Fehlers ist dem <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system das<br />
Prinzip des Regelkreises unterlegt. Das Funktionsprinzip der <strong>Qualität</strong>sregelkreise<br />
basiert auf der Rückführung und Verarbeitung von Informationen und Wissen aus<br />
nachgelagerten Phasen des Produktentstehungsprozesses.<br />
<strong>Qualität</strong>ssicherung: Teilaspekt des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s. Die <strong>Qualität</strong>ssicherung hat zwei<br />
Aspekte, zum einen das Schaffen von Transparenz der qualitätsbezogenen Aktivitäten<br />
nach innen (für die Unternehmensführung) und außen (für die Kunden),<br />
und zum anderen das Sichern des Zusammenspiels der planenden und lenkenden<br />
Funktionen des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s.<br />
<strong>Qualität</strong>szirkel: Team von Mitarbeitern, das selbst gewählte, arbeitsbezogene Probleme<br />
bearbeitet, z.B. produktbezogene <strong>Qualität</strong>sfragen.<br />
Quality Function Deployment (QFD): In jeder Phase des Produktentstehungsprozesses<br />
sollen die Forderungen des Kunden (“St<strong>im</strong>me des Kunden”) wesentliches Maß in<br />
allen Entscheidungsprozessen sein. Nicht das technisch machbare, sondern nur<br />
das vom Kunden geforderte soll in der Produktentwicklung verwirklicht werden.<br />
Die Anforderungen werden als Zielvorgaben für die Entwicklung und Produktion<br />
an alle betroffenen Stellen weitervermittelt und angepasst. Grundlegender Ansatz<br />
des QFD ist die Verbindung verschiedener Modellierungsstufen der Produkteigenschaften<br />
über Matrizen. Diese dienen als Kommunikationsmittel und Schnittstellen<br />
für die integrierte, s<strong>im</strong>ultane Arbeit in S<strong>im</strong>ultaneous-Engineering-Teams.<br />
Shainin, Versuchsplanung: Shainins Versuchsplanung zielt auf eine schrittweise Eingrenzung<br />
der Haupteinflussgrößen ab. Wichtigste Randbedingung ist das Pareto-<br />
Prinzip, das besagt, dass unter vielen Einflussgrößen nur wenige einen dominanten<br />
Einfluss besitzen. es wird nun nach der Haupteinflussgröße gesucht (“Rotes<br />
X”). Die Auswahl der verwendeten Techniken richtet sich nach der Zahl der noch<br />
vorhandenen Einflussgrößen.<br />
Teilautonome Gruppenkonzepte: Die Gruppe stellt ein Organisationselement innerhalb<br />
eines Unternehmens dar. Teilautonomie erlaubt Gruppen, Selbststeuermechanismen<br />
aufzubauen. Dies reicht von der gruppeninternen Mitarbeiterführung, der<br />
Ressourcenplanung, der Festlegung der Auftragsreihenfolge und der Qualifizierung<br />
der Gruppenmitglieder bis hin zum Vorschlag notwendiger Investitionen.<br />
12-6
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Glossar<br />
Total Quality Management (TQM): Auf der Mitwirkung aller ihrer Mitglieder beruhende Führungsmethode<br />
einer Organisation, die <strong>Qualität</strong> in den Mittelpunkt stellt, und durch<br />
Zufriedenstellung der Kunden auf langfristigen Geschäftserfolg sowie auf Nutzen<br />
für die Mitglieder der Organisation und für die Gesellschaft zielt.<br />
Statistische Kenngrößen<br />
X: Messgröße<br />
n 1<br />
X : Arithmetischer Mittelwert (der Stichprobe), definiert durch: X = ∑ n =<br />
s: Standardabweichung:<br />
s =<br />
n<br />
∑<br />
i=<br />
1<br />
( X<br />
i<br />
n −1<br />
12-7<br />
− X )<br />
σ oben / unten : Vertrauensbereich der Standardabweichung: oben / unten<br />
2<br />
2<br />
σ<br />
=<br />
xi<br />
i 1<br />
2<br />
s ( n −1)<br />
χ<br />
2<br />
χ wird abhängig von der geforderten Vertrauenswahrscheinlichkeit und dem<br />
Stichprobenumfang aus Tabellen entnommen.<br />
μ : Arithmetischer Mittelwert der Grundgesamtheit (gesamte zu beurteilende Menge):<br />
μ = X ± t<br />
s<br />
n<br />
μ : Vertrauensbereich des arithmetischen Mittelwertes der Grundgesamtheit:<br />
oben /<br />
unten<br />
s<br />
μ oben / unten = X ± t<br />
n<br />
t wird abhängig von der geforderten Vertrauenswahrscheinlichkeit und dem<br />
Stichprobenumfang aus Tabellen entnommen.<br />
Versuch, einfaktoriell: Bei einem Versuch zur Prozessopt<strong>im</strong>ierung wird jeweils nur ein Einflussparameter<br />
verändert, alle anderen bleiben unverändert.<br />
Versuch, teilfaktoriell: Nach Gesetzen der Kombinatorik wird ein weiterer Faktor zum Versuchsplan<br />
eines vollfaktoriellen Versuchs hinzugefügt, wodurch sich die Anzahl<br />
der nötigen Versuche reduziert.<br />
Versuch, vollfaktoriell: Im Gegensatz zum => Einfaktoriellen Versuch werden mehrere Einflussparameter<br />
gemeinsam systematisch verändert, so dass Informationen über<br />
Wechselwirkungen zwischen den Faktoren erhalten werden.<br />
Zehnerregel der Fehlerkosten: Mit jeder Produktentwicklungsphase, die ein Fehler unentdeckt<br />
durchläuft, verzehnfachen sich die Fehlerkosten<br />
Zertifizierung: Anerkennung der zuverlässigen Erfüllung der Normen EN 29000 ff. durch das<br />
QM-System eines Unternehmens, bescheinigt durch ein unabhängiges Gremium.
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Glossar<br />
Zwei-Faktoren-Theorie: Herzberg unterscheidet Defizit- und Expansionsmotivatoren. Erfüllung<br />
der Defizitmotivatoren führt nur zu geringer Befriedigung, ihre Nicht-<br />
Erfüllung jedoch zu großer Unzufriedenheit. Umgekehrt die Expansionsmotivatoren,<br />
deren Nichterfüllung nur zu geringer Unzufriedenheit führt, ihre Erfüllung hingegen<br />
als sehr befriedigend empfunden wird und die dadurch zu länger anhaltender<br />
Leistungssteigerung führen.<br />
12-8
Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Glossar<br />
12-9
<strong>Vorlesungsskript</strong><br />
<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />
<strong>Qualität</strong> <strong>im</strong> Produktlebenszyklus<br />
Übung 1<br />
Konstruktions-FMEA
Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Konstruktions-FMEA<br />
Übung zur Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />
Gliederung<br />
Konstruktions-FMEA<br />
(Fehler-Möglichkeits- und Einfluß-Analyse)<br />
1 Einführung in die Konstruktions-FMEA (ca. 15 min)<br />
2 Durchführung einer Konstruktions-FMEA in Gruppenarbeit (ca. 85 min)<br />
2.1 Kurze Erklärung des betrachteten Bauteils und Gruppenaufteilung (ca. 10 min)<br />
2.2 Funktion und Aufbau des Bauteils in der Gruppe diskutieren (ca. 5 min)<br />
2.3 Funktionsanalyse mit Formblatt durchführen (ca. 15 min)<br />
2.4 K-FMEA mit Formblatt durchführen (ca. 55 min)<br />
3 Präsentation der Ergebnisse durch Gruppensprecher (ca. 20 min)<br />
Verlauf der Fehlerbeseitungskosten (rule of 10)<br />
Kosten pro Fehler<br />
1<br />
Planung Entwicklung AV Fertigung Endprüfung Kunde<br />
und Konstruktion<br />
Konsequenzen<br />
für die<br />
Firma<br />
Fehlerverhütung Fehlerentdeckung<br />
sehr gering<br />
Fehlerkostenfestlegung<br />
10<br />
geringer<br />
Zeitverlust<br />
Nacharbeit<br />
Neuplanung<br />
der Arbeit<br />
Ü1 - 1<br />
100<br />
Fehlerkostenentstehung<br />
viel<br />
Nacharbeit<br />
verspätete<br />
Auslieferung<br />
zusätzliche<br />
Kontrolle<br />
1000<br />
VersandkostenVerwaltungskosten<br />
Rufschädigung<br />
Verlust von<br />
Marktanteilen
Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Konstruktions-FMEA<br />
Was versteht man unter FMEA ?<br />
Fehler-Möglichkeits- und Einfluß-Analyse oder Failure Mode and Effects Analysis<br />
Risiko<br />
Methode zur Voraussage potentieller Fehler und deren Folgen<br />
(Analyse eines zukünftigen Systems, das derzeit noch nicht real existiert!)<br />
Welche potentiellen Fehler existieren?<br />
Welche Fehlerfolgen können daraus entstehen?<br />
Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, daß der Fehler eintritt?<br />
Welches damit verbundene Risiko ergibt sich daraus?<br />
Welche Maßnahmen sind zur Reduzierung der Risiken notwendig?<br />
Methode <strong>im</strong> interdisziplinären Team<br />
Risiko<br />
potientielle<br />
Folgen<br />
gering<br />
schwer<br />
Ü1 - 2<br />
Eintrittswahrscheinlichkeit<br />
gering hoch<br />
geringes<br />
Risiko<br />
hohes<br />
Risiko<br />
hohes<br />
Risiko<br />
sehr hohes<br />
Risiko
Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Konstruktions-FMEA<br />
Beispiele für Risiko<br />
Spieler A ist viel besser Spieler B<br />
potientielle Folgen<br />
gering<br />
schwer<br />
Fehler -Möglichkeit und Einflußanalyse<br />
FMEA<br />
Risikoanalyse<br />
=> =><br />
Risikobewertung<br />
Verbesserungsmaßnahmen<br />
Folgen des Fehlers<br />
Eintrittswahrscheinlichkeit<br />
gering hoch<br />
Spieler A<br />
verliert ein<br />
Weißbier<br />
Spieler A<br />
verliert sein<br />
Auto<br />
Risiko durch einen<br />
Fehler<br />
Fehler entsteht<br />
(Entstehungswahrscheinlichkeit)<br />
Ü1 - 3<br />
der Fehler tritt auf<br />
&<br />
Spieler B<br />
verliert ein<br />
Weißbier<br />
Spieler B<br />
verliert sein<br />
Auto<br />
Fehler wird nicht<br />
entdeckt<br />
(Entdeckungswahrscheinlichkeit)
Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Konstruktions-FMEA<br />
Beispiel für eine Funktionsanalyse<br />
1.<br />
2.<br />
3.<br />
Funktionsanalyse<br />
Hauptfunktion der Betrachtungseinheit<br />
Funktionssystem<br />
Studium<br />
Sachnummer<br />
3156794<br />
Modell<br />
Maschinenbau<br />
Datum<br />
20.11.93<br />
Erstellt durch (Name/Abt.) Blatt<br />
AD/KO<br />
1<br />
Teilfunktion Funktionselement Schnittstelle/Bemerkung<br />
Vordiplom bestehen<br />
Hauptdiplom bestehen<br />
Diplomarbeit erstellen<br />
"Prüfungsthematik"<br />
...<br />
Formblatt zur FMEA<br />
Bauteile/<br />
Funktionssystem<br />
Prozeßschritte<br />
Potentielle<br />
Fehler<br />
Wahrscheinlichkeit des Auftretens<br />
(Fehler kann vorkommen)<br />
unwahrscheinlich<br />
1<br />
sehr gering<br />
2 - 3<br />
gering<br />
4 - 6<br />
mäßig<br />
7 - 8<br />
hoch<br />
9 - 10<br />
1.1<br />
1.2<br />
...<br />
3.1<br />
3.2<br />
3.3<br />
3.4<br />
Nachbar<br />
Unterlagen<br />
...<br />
Dip.- Ing. werden<br />
Thema<br />
Bearbeitung des Themas<br />
Ausarbeitung<br />
Abschlußvortrag<br />
Fehler-Möglichkeits- und Einfluß-Analyse<br />
Konstruktions-FMEA Prozeß-FMEA<br />
Bestätigung durch<br />
betroffene Abteilungen<br />
und/oder Lieferant<br />
Potentielle<br />
Folgen<br />
des Fehlers<br />
Name/Abt./Lieferant<br />
Name/Abt./Lieferant<br />
Potentielle<br />
Fehlerursachen<br />
Vorgesehene<br />
VerhütungsundPrüfmaßnahmen<br />
Auftreten<br />
Bedeutung<br />
Entdeckung<br />
Bedeutung (Auswirkungen auf den Kunden)<br />
kaum wahrnehmbare Auswirkungen<br />
1<br />
unbedeutender Fehler, geringe Belästigung des Kunden 2 - 3<br />
mäßig schwerer Fehler<br />
4 - 6<br />
schwerer Fehler, Verärgerung des Kunden<br />
7 - 8<br />
äußerst schwerwiegender Fehler<br />
9 - 10<br />
Ü1 - 4<br />
Teil-Name Teil-Nummer<br />
Modell/Typ Datum<br />
Erstellt durch (Name/Abt.) überarbeitet<br />
Derzeitiger Zustand Empfohlene Verant- Verbesserter Zustand<br />
Abstellwortmaßnahmenlichkeit<br />
Getroffene<br />
Maßnahmen<br />
Risikobe-<br />
Risikoanalyse "<br />
Konzeptopt<strong>im</strong>ierung<br />
wertung<br />
Risikoprioritätszahl<br />
W ahrscheinlichkeit der Entdeckung<br />
(vor Auslieferung an Kunden)<br />
hoch<br />
1<br />
mäßig<br />
2 - 5<br />
gering<br />
6 - 8<br />
sehr gering<br />
9<br />
unwahrscheinlich<br />
10<br />
Auftreten<br />
Bedeutung<br />
Entdeckung<br />
Risikoprioritätszahl<br />
Priorität (R PZ)<br />
hoch<br />
m ittel<br />
keine<br />
1000<br />
125<br />
1
Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Konstruktions-FMEA<br />
Risikoanalyse<br />
Bauteile/<br />
Funktionssystem<br />
Prozeßschritte<br />
Potentielle<br />
Fehler<br />
Wahrscheinlichkeit des Auftretens<br />
(Fehler kann vorkom m en)<br />
unwahrscheinlich<br />
1<br />
sehr gering<br />
2 - 3<br />
gering<br />
4 - 6<br />
mäßig<br />
7 - 8<br />
hoch<br />
9 - 10<br />
Risikobewertung<br />
Bauteile/<br />
Funktionssystem<br />
Potentielle<br />
Fehler<br />
W ahrscheinlichkeit des Auftretens<br />
(Fehler kann vorkommen)<br />
unwahrscheinlich<br />
1<br />
sehr gering<br />
2 - 3<br />
gering<br />
4 - 6<br />
mäßig<br />
7 - 8<br />
hoch<br />
9 - 10<br />
Fehler-Möglichkeits- und Einfluß-Analyse<br />
Konstruktions-FMEA Prozeß-FMEA<br />
Bestätigung durch<br />
betroffene Abteilungen<br />
und/oder Lieferant<br />
Potentielle<br />
Folgen<br />
des Fehlers<br />
Name/Abt./Lieferant<br />
Name/Abt./Lieferant<br />
Potentielle<br />
Fehlerursachen<br />
Vorgesehene<br />
VerhütungsundPrüfmaßnahmen<br />
Bedeutung (Auswirkungen auf den Kunden)<br />
kaum wahrnehm bare Auswirkungen<br />
1<br />
unbedeutender Fehler, geringe Belästigung des Kunden 2 - 3<br />
mäßig schwerer Fehler<br />
4 - 6<br />
schwerer Fehler, Verärgerung des Kunden<br />
7 - 8<br />
äußerst schwerwiegender Fehler<br />
9 - 10<br />
Fehler-Möglichkeits- und Einfluß-Analyse<br />
Konstruktions-FMEA Prozeß-FMEA<br />
Bestätigung durch<br />
betroffene Abteilungen<br />
und/oder Lieferant<br />
Potentielle<br />
Folgen<br />
des Fehlers<br />
Name/Abt./Lieferant<br />
Name/Abt./Lieferant<br />
Potentielle<br />
Fehlerursachen<br />
Vorgesehene<br />
VerhütungsundPrüfmaßnahmen<br />
RPZ = A x B x E<br />
Welche Fehler können am betrachteten<br />
Bauteil des Teilsystems auftreten ?<br />
Welche Folgen haben diese Fehler für<br />
den Kunden und den Hersteller ?<br />
Was sind die Ursachen für diese Fehler<br />
des Bauteils ?<br />
Welche Maßnahmen sind zur Entdeckung /<br />
Vermeidung des Fehlers vorgesehen ?<br />
Derzeitiger Zustand<br />
Ü1 - 5<br />
Teil-Name Teil-Nummer<br />
Modell/Typ Datum<br />
Erstellt durch (Name/Abt.) überarbeitet<br />
Risikoanalyse<br />
Auftreten<br />
Bedeutung<br />
Entdeckung<br />
Bedeutung (Auswirkungen auf den Kunden)<br />
kaum wahrnehm bare Auswirkungen<br />
unbedeutender Fehler, geringe Belästigung des Kunden<br />
mäßig schwerer Fehler<br />
schwerer Fehler, Verärgerung des Kunden<br />
äußerst schwerwiegender Fehler<br />
1<br />
2 - 3<br />
4 - 6<br />
7 - 8<br />
9 - 10<br />
Risikoprioritätszahl<br />
Wahrscheinlichkeit der Entdeckung<br />
(vor Auslieferung an Kunden)<br />
hoch<br />
1<br />
mäßig<br />
2 - 5<br />
gering<br />
6 - 8<br />
sehr gering<br />
9<br />
unwahrscheinlich<br />
10<br />
Teil-Name Teil-Nummer<br />
Modell/Typ Datum<br />
Erstellt durch (Name/Abt.) überarbeitet<br />
A B E RPZ<br />
Risikobewertung<br />
W ahrscheinlichkeit der Entdeckung<br />
(vor Auslieferung an Kunden)<br />
hoch<br />
1<br />
mäßig<br />
2 - 5<br />
gering<br />
6 - 8<br />
sehr gering<br />
9<br />
unwahrscheinlich<br />
10<br />
Priorität (R PZ)<br />
hoch<br />
mittel<br />
keine<br />
1000<br />
125<br />
1<br />
Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, daß die<br />
genannte Ursache unter Berücksichtigung<br />
der vorgesehenen Verhütungsmaßnahmen<br />
den Fehler bewirkt ?<br />
Wie stark wirkt sich dieser Fehler be<strong>im</strong><br />
Kunden aus ?<br />
Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, den<br />
Fehler mit den vorgesehenen Prüfmaßnahmen<br />
vor Auslieferung an den Kunden<br />
zu entdecken ?<br />
Priorität (R PZ)<br />
hoch<br />
m ittel<br />
keine<br />
1000<br />
125<br />
1
Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Konstruktions-FMEA<br />
Konzeptopt<strong>im</strong>ierung<br />
Konzeptopt<strong>im</strong>ierung<br />
Welche konstruktive Maßnahmen können eingeleitet werden, um den<br />
Fehler zu vermeiden ?<br />
Welche Prüfmaßnahmen sind geeignet, die Entdeckungswahrscheinlichkeit<br />
zu erhöhen ?<br />
Wer ist für die Durchführung dieser Maßnahmen verantwortlich ?<br />
Welche Maßnahmen wurden letztendlich durchgeführt ?<br />
Wie ist das Risiko nach Durchführung dieser Maßnahmen zu beurteilen ?<br />
W ahrscheinlichkeit des Auftretens<br />
(Fehler kann vorkom m en)<br />
unwahrscheinlich<br />
1<br />
sehr gering<br />
2 - 3<br />
gering<br />
4 - 6<br />
mäßig<br />
7 - 8<br />
hoch<br />
9 - 10<br />
Fehler-Möglichkeits- und Einfluß-Analyse<br />
Konstruktions-FMEA Prozeß-FMEA<br />
Bestätigung durch<br />
betroffene Abteilungen<br />
und/oder Lieferant<br />
Name/Abt./Lieferant<br />
Name/Abt./Lieferant<br />
Bedeutung (Auswirkungen auf den Kunden)<br />
kaum wahrnehmbare Auswirkungen<br />
1<br />
unbedeutender Fehler, geringe Belästigung des Kunden 2 - 3<br />
mäßig schwerer Fehler<br />
4 - 6<br />
schwerer Fehler, Verärgerung des Kunden<br />
7 - 8<br />
äußerst schwerwiegender Fehler<br />
9 - 10<br />
Beispiel für eine Konstruktions-FMEA<br />
Bauteile/<br />
Funktionssystem<br />
Endschalter<br />
PW0815<br />
Prüfung<br />
bestehen<br />
Prozeßschritte<br />
Bestätigung durch<br />
betroffene Abteilungen<br />
und/oder Lieferant<br />
Potentielle<br />
Fehler<br />
schaltet<br />
nicht<br />
Prüfung<br />
nicht<br />
bestehen<br />
Wahrscheinlichkeit des Auftretens<br />
(Fehler kann vorkommen)<br />
unwahrscheinlich<br />
1<br />
sehr gering<br />
2 - 3<br />
gering<br />
4 - 6<br />
mäßig<br />
7 - 8<br />
hoch<br />
9 - 10<br />
Vorgesehene<br />
VerhütungsundPrüfmaßnahmen<br />
Auftreten<br />
Bedeutung<br />
Entdeckung<br />
Bedeutung (Auswirkungen auf den Kunden)<br />
kaum wahrnehmbare Auswirkungen<br />
1<br />
unbedeutender Fehler, geringe Belästigung des Kunden 2 - 3<br />
mäßig schwerer Fehler<br />
4 - 6<br />
schwerer Fehler, Verärgerung des Kunden<br />
7 - 8<br />
äußerst schwerwiegender Fehler<br />
9 - 10<br />
Ü1 - 6<br />
Teil-Name Teil-Nummer<br />
Modell/Typ Datum<br />
Erstellt durch (Name/Abt.) überarbeitet<br />
Risikoprioritätszahl<br />
Empfohlene<br />
Abstellmaßnahmen<br />
Verantwortlichkeit<br />
W ahrscheinlichkeit der Entdeckung<br />
(vor Auslieferung an Kunden)<br />
hoch<br />
1<br />
mäßig<br />
2 - 5<br />
gering<br />
6 - 8<br />
sehr gering<br />
9<br />
unwahrscheinlich<br />
10<br />
Verbesserter Zustand<br />
Getroffene<br />
Maßnahmen<br />
W ahrscheinlichkeit der Entdeckung<br />
(vor Auslieferung an Kunden)<br />
hoch<br />
1<br />
mäßig<br />
2 - 5<br />
gering<br />
6 - 8<br />
sehr gering<br />
9<br />
unwahrscheinlich<br />
10<br />
Priorität (R PZ)<br />
hoch<br />
m ittel<br />
keine<br />
Auftreten<br />
Bedeutung<br />
Entdeckung<br />
Teil-Name Teil-Nummer<br />
Palettenwechsler 089-909940<br />
Konstruktions-FMEA Prozeß-FMEA<br />
Name/Abt./Lieferant<br />
Name/Abt./Lieferant<br />
Modell/Typ<br />
BAZ/DC30<br />
Erstellt durch (Name/Abt.)<br />
Müller/KO<br />
Datum<br />
überarbeitet<br />
20.11.93<br />
26.11.93<br />
Potentielle Potentielle Derzeitiger Zustand Empfohlene Verant- Verbesserter Zustand<br />
Folgen FehlerAbstellwort<br />
des Fehlers ursachenmaßnahmenlichkeit<br />
Getroffene<br />
Maßnahmen<br />
Fehler-Möglichkeits- und Einfluß-Analyse<br />
Palettenwechsler<br />
wechselt<br />
nicht<br />
längere<br />
Studiendauer<br />
Kühlmitteleinfluß<br />
-Vorbereitung<br />
schlecht<br />
-Blackout<br />
Funktionsprüfung<br />
"trocken"<br />
6 6 9 324 Funktionsprüfung<br />
unter<br />
Kühlmitteleinfluß<br />
Spickzettel 2 8 1 16 Keine<br />
EB/KO<br />
zusätzliche<br />
Kapselung<br />
Funktionsprüfung<br />
unter<br />
Kühlmitteleinfluß<br />
1000<br />
125<br />
1<br />
Risikoprioritätszahl<br />
Priorität (R PZ)<br />
hoch<br />
m ittel<br />
keine<br />
Auftreten<br />
Bedeutung<br />
Entdeckung<br />
1000<br />
125<br />
1<br />
Risikoprioritätszahl<br />
4 6 2 48
Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Konstruktions-FMEA<br />
Gründe für die Durchführung einer K-FMEA<br />
Durchführung einer K-FMEA<br />
Finanzen<br />
FMEA-<br />
TEAM<br />
Versuch<br />
Planung<br />
Wann ist eine K-FMEA sinnvoll ?<br />
Neue bzw. geänderte Teile,<br />
Neue bzw. geänderte Werkstoffe,<br />
geänderte bzw. zusätzliche Verwendung / Anforderungen,<br />
geänderte gesetzliche Vorgaben,<br />
Besondere Funktions- und Sicherheitsrisiken,<br />
Fertigungstechnische Problemdauerbrenner,<br />
Teile, die erfahrungsgemäß problembehaftet sind,<br />
sehr schwierige Prüfbarkeit von Teilen bzw. Funktionen.<br />
Vorgehen Vorarbeiten - Festlegung Umfang durch Projektverantwortlichen<br />
- Beschaffung von Unterlagen<br />
Logistik<br />
Lieferant<br />
Entwicklung<br />
Produktion<br />
<strong>Qualität</strong>ssicherung<br />
Vertrieb<br />
Kunde<br />
Teambildung - Kernteam aus max. 5 Personen wird bei Bedarf<br />
durch weitere Wissensträger kurzfristig ergänzt.<br />
Risikoanalyse<br />
- Klarheit schaffen über Aufbau und Funktion des<br />
Systems / Bauteils durch Funktionsanalyse<br />
- Negierte Teilfuktion sind potentielle Fehler<br />
- Ursachen potentieller Fehler<br />
- Fehlerfolge be<strong>im</strong> Kunden<br />
- Maßnahmen der Fehlerentdeckung<br />
- Wahrscheinlichkeit, daß der Fehler entdeckt wird<br />
bevor er be<strong>im</strong> Kunden auftritt<br />
Risikobewertung - Auftretenswahrscheinlichkeit, Bedeutung,<br />
Entdeckungswahrscheinlichkeit, RPZ<br />
Maßnahmen- - Abstellmaßnahmen<br />
erarbeitung - Verantwortlichkeiten / Termine<br />
Ergebnisbeurteilung -getroffene Maßnahmen, erneute Risikobewertung.<br />
Ü1 - 7
Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Konstruktions-FMEA<br />
Ereignisbaumanalyse EBA<br />
Fehlerbaumanalyse FBA (FTA)<br />
Ursache<br />
Fehler<br />
Ü1 - 8<br />
Fehlerfolgen<br />
Fehlerbaumanalyse Ereignisbaumanalyse<br />
Häufige Fehler bei der Durchführung einer K-FMEA<br />
Themenauswahl nicht sinnvoll<br />
Fehler bei der Konstruktions - FMEA<br />
FMEA nicht um ihrer selbst willen machen<br />
Falsch verstandendes Vollständigkeitsstreben<br />
Unterschiedliche Bewertungsziffern für gleiche Auftretenswahrscheinlichkeit,<br />
Bedeutung, Entdeckung<br />
Wahllos erarbeitete Abstellmaßnahmen (unrealistisch, nicht notwedig,...)<br />
Erstellung in Eigenregie bzw. ständiger Wechsel der Teammitglieder<br />
=> "Moderator" einsetzen
Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Konstruktions-FMEA<br />
Kompakt-Geschirrspüler<br />
Beispielprodukt<br />
Konstruktionsskizze<br />
Sprüharmlager<br />
Auslauf zum Sprüharm<br />
Pumpentopf<br />
(Schw<strong>im</strong>merventil<br />
geschlossen)<br />
Führungsrippen<br />
Schw<strong>im</strong>merventil mit<br />
Magnet (geöffnet)<br />
Thermoaktuator<br />
Ü1 - 9<br />
Funktionsprinzip<br />
Schw<strong>im</strong>merventil Pumpentopf<br />
Magnete<br />
Feder<br />
Thermoaktuator<br />
S<br />
N<br />
Funktion: Unterkorbspülung an / aus<br />
N S<br />
N S
Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Konstruktions-FMEA<br />
Funktionssystem Sachnummer<br />
Modell Datum<br />
Funktionsanalyse<br />
Erstellt durch (Name/Abt.) Blatt<br />
Hauptfunktion der Betrachtungseinheit<br />
Verbinden der Bauteile Rillenkugellager, Gehäuse<br />
Teilfunktion Funktionselement Schnittstelle/Bemerkung<br />
Ü1 - 10<br />
...
Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Konstruktions-FMEA<br />
Teil-Name Teil-Nummer<br />
Fehler-Möglichkeits- und Einfluß-Analyse<br />
Modell/Typ Datum<br />
Konstruktions-FMEA Prozeß-FMEA<br />
Name/Abt./Lieferant<br />
Erstellt durch (Name/Abt.) überarbeitet<br />
Name/Abt./Lieferant<br />
Bestätigung durch<br />
betroffene Abteilungen<br />
und/oder Lieferant<br />
Derzeitiger Zustand Empfohlene Verant- Verbesserter Zustand<br />
Abstellwortmaßnahmenlichkeit Getroffene<br />
Maßnahmen<br />
Potentielle<br />
Fehlerursachen<br />
Potentielle<br />
Folgen<br />
des Fehlers<br />
Potentielle<br />
Fehler<br />
Bauteile/<br />
Funktionssystem<br />
Risikoprioritätszahl<br />
Entdeckung<br />
Auftreten<br />
Bedeutung<br />
Risikoprioritätszahl<br />
Entdeckung<br />
Auftreten<br />
Bedeutung<br />
Vorgesehene<br />
VerhütungsundPrüfmaßnahmen<br />
Prozeßschritte<br />
Ü1 - 11<br />
Priorität (RPZ)<br />
1000<br />
125<br />
1<br />
hoch<br />
mittel<br />
keine<br />
Wahrscheinlichkeit der Entdeckung<br />
(vor Auslieferung an Kunden)<br />
hoch<br />
1<br />
mäßig<br />
2 - 5<br />
gering<br />
6 - 8<br />
sehr gering<br />
9<br />
unwahrscheinlich<br />
10<br />
1<br />
2 - 3<br />
4 - 6<br />
7 - 8<br />
9 - 10<br />
Bedeutung (Auswirkungen auf den Kunden)<br />
kaum wahrnehmbare Auswirkungen<br />
unbedeutender Fehler, geringe Belästigung des Kunden<br />
mäßig schwerer Fehler<br />
schwerer Fehler, Verärgerung des Kunden<br />
äußerst schwerwiegender Fehler<br />
Wahrscheinlichkeit des Auftretens<br />
(Fehler kann vorkommen)<br />
unwahrscheinlich<br />
1<br />
sehr gering<br />
2 - 3<br />
gering<br />
4 - 6<br />
mäßig<br />
7 - 8<br />
hoch<br />
9 - 10
<strong>Vorlesungsskript</strong><br />
<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />
<strong>Qualität</strong> <strong>im</strong> Produktlebenszyklus<br />
Übung 2<br />
1. Prüfplanung in der Beschaffung<br />
2. Statistische Prozessregelung
Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s
Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s
Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s
Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s
Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s
Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s
Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />
Arbeitspaper: Beschaffungsstrategien<br />
Das Ergebnis einer „Strategiebesprechung“ in Ihrem Unternehmen ist eine Neuorientierung<br />
<strong>im</strong> Beschaffungsbereich. Als Verantwortlicher für den Geschäfts-bereich „Beschaffung“<br />
sollen Sie für unterschiedliche Teile bzw. Baugruppen die Beschaffungsstrategie,<br />
eine Lieferantenbewertung usw. entwickeln. Gehen Sie davon aus, dass es<br />
bei den zu beschaffenden Teilen und Baugruppen verschiedene Rahmenbedingungen<br />
zu berücksichtigen gilt, wie z.B. Beschaffung auf Lager, direkt Lieferung ans<br />
Band usw.<br />
Bearbeiten Sie die folgenden 5 Aufgaben in der Gruppe und präsentieren Sie am<br />
Ende Ihre Ergebnisse. Gehen Sie davon aus, dass sie Ihre Ergebnisse der Geschäftsleitung<br />
vorstellen.<br />
Aufgabe 1: Beschaffungsstrategien:<br />
Bitte diskutieren Sie in der Gruppe die vorgestellten Beschaffungsstrategien und entscheiden<br />
Sie sich für eine bzw. mehrere Strategien für die unterschiedlichen Bauteile.<br />
(Gehen Sie davon aus, dass für sämtliche Strategie Lieferanten zur Verfügung stehen<br />
und die Entscheidung in Ihrem Unternehmen anhand des Produktspektrums zu<br />
treffen ist)<br />
Just-In-T<strong>im</strong>e Single Sourcing Global Sourcing<br />
pro: pro: pro:<br />
contra: contra: contra:
Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />
Aufgabe 2: Lieferantenbewertung und -beurteilung<br />
Sie haben sich für eine Beschaffungsstrategie entschieden. Nun geht es um die konkrete<br />
Festlegung von welchem Lieferanten die Teile bezogen werden sollen. Stellen<br />
Sie eine „Bewertungsmethodik“ auf, die es erlaubt <strong>im</strong> Vorfeld bzw. während der Lieferbeziehung<br />
eine Lieferantenbeurteilung durchzuführen.
Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />
Aufgabe 3: <strong>Qualität</strong>ssicherungsvereinbarungen<br />
Nach reger Diskussion haben Sie sich für einen Lieferanten entschieden. Nun müssen<br />
sie als QM-Beauftrager die QS - Vereinbarungen mit dem Lieferanten aushandeln.<br />
Was ist Ihre Ansicht nach Inhalt dieser QS- Vereinbarungen und welchen<br />
Zweck erfüllen diese Vereinbarungen? Diskutieren Sie die gestellte Frage in der<br />
Gruppe und stellen exemplarisch Ihre QS- Vereinbarungen dar.
Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />
Aufgabe 4: Differenzierung nach Fehlerarten<br />
Damit eine wirtschaftliche Wareneingangskontrolle durchgeführt werden kann, wird<br />
nach verschiedenen Fehlerarten differenziert: Kritischer Fehler, Hauptfehler und Nebenfehler.<br />
Durch wen und wie soll die <strong>Qualität</strong> der gelieferten Produkte sichergestellt<br />
werden. Diskutieren Sie die zu verfolgenden Wareneingangsprüfungen anhand der<br />
vorgestellten Fehlerarten.
Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />
Aufgabe 5: Wirtschaftliche und rechtliche Aspekte
Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />
Bei der Gestaltung von Lieferantenbeziehungen müssen des weiteren wirtschaftliche<br />
und rechtliche Aspekte berücksichtigt werden. Ordnen Sie den vorgestellte Fehlerarten<br />
entsprechende Prüfmethoden zu und diskutieren Sie deren Einsatz anhand der<br />
„Theorie der <strong>Qualität</strong>skosten“. Jede Lieferantenbeziehung wird durch einen Vertrag<br />
festgelegt. Diskutieren Sie notwendige Vertragsbestandteile die in jedem Fall Inhalt<br />
des Vertrages sein müssen.
Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />
Arbeitsunterlagen Statistische Prozessregelung<br />
Neben den eigenen Lieferanten existiert auch die eigene Fertigung. Als Beispiel soll eine<br />
Spülmaschine dienen. Dabei wird in der firmeneigenen Spritzgießerei der variantenfreie Adapter<br />
für den Thermoaktuator produziert.<br />
Folgende Randbedingungen sind bekannt:<br />
Vorgesehen ist eine Jahresproduktion von ca. 100.000 Stück, wobei die Fertigungslosgröße<br />
bei ca. 10.000 Stück liegt. Aus wirtschaftlichen Überlegungen erfolgt die Fertigung <strong>im</strong> Zweischichtbetrieb.<br />
Einem möglichen Störgrößeneinfluss, wie er etwa durch Temperaturschwankungen,<br />
Bedienerwechsel oder durch die 10 Jahre alte Anlage denkbar ist, soll in der Prüfplanung<br />
Rechnung getragen werden.<br />
Aus dem Vorgängermodell ist bekannt, dass Gießfehler gerade <strong>im</strong> Bereich der Thermoaktuatorbefestigung<br />
auftreten. Dabei wurde festgestellt, dass der Adapter <strong>im</strong>mer fehlerfrei gegossen<br />
wurde, wenn das Bajonett-Verschlussmaß 3,1 in der Toleranz liegt. Eine <strong>im</strong> Vorfeld<br />
durchgeführte Prozess-FMEA (s.u.) ergab eine RPZ von 160. Im Rahmen der Prüfplanung<br />
sollen diese Gießfehler am Adapter möglichst früh erkannt werden und eine Weiterverwendung<br />
von Bauteilen, die n.i.O. sind, sicher verhindert werden.<br />
Aufgabe 1:<br />
Welche grundsätzlichen Prüfumfänge kommen in Frage? Nennen sie jeweils Vor- und<br />
Nachteile der Prüfverfahren. Welche verbesserten RPZ ergeben Sich daraus in der Prozess-<br />
FMEA?
Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s
Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s
Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />
Um den Gießprozess regeln zu können, bietet sich die SPC an. In einem Vorlauf wurden<br />
hierfür bereits Messwerte (s.u.) aufgenommen.<br />
Aufgabe 2:<br />
Welche Voraussetzungen müssen für die SPC erfüllt sein? Sind diese Voraussetzungen erfüllt?<br />
Aufgabe 3:<br />
Im Folgenden sollen anhand einer Mittelwert-/Spannweitenregelkarte die Stabilität und die<br />
Prozessfähigkeit des Prozesses ermittelt werden. Vervollständigen sie hierzu die Regelkarte.<br />
Best<strong>im</strong>men sie dazu den Prozessmittelwert x und den Mittelwert der einzelnen Spannweiten<br />
R . Weiterhin sind die Eingriffsgrenzen zu best<strong>im</strong>men. Verwenden Sie die angegebenen<br />
Berechnungsgrundlagen für die Mittelwert-/Spannweitenkarte.
Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s
Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s
Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />
Berechnungsgrundlage für die Mittelwert-/Spannweitenkarte:<br />
Prozessmittelwerte:<br />
Eingriffsgrenzen/Mittelwert:<br />
x1<br />
+ x2<br />
+ ... + xm<br />
x =<br />
m<br />
R1<br />
+ R2<br />
+ ... + R<br />
R =<br />
m<br />
OEG<br />
UEG<br />
x<br />
x<br />
= x + A<br />
= x − A<br />
R = x − x<br />
Spannweite: max min<br />
Eingriffsgrenzen/Spannweite:<br />
Näherungsgleichung für Standardabweichung:<br />
Tabellenwerte:<br />
OEG<br />
UEG<br />
s<br />
s<br />
x<br />
R<br />
=<br />
R<br />
R<br />
2<br />
2<br />
R<br />
d<br />
⋅R<br />
⋅R<br />
m<br />
= D4<br />
⋅R<br />
= D ⋅R<br />
2<br />
2<br />
3<br />
d 3 ⋅R<br />
=<br />
d<br />
n A2 D3 D4 d2 d3<br />
2 1,880 - 3,267 1,128 0,8525<br />
3 1,023 - 2,574 1,693 0,8884<br />
4 0,729 - 2,282 2,059 0,8798<br />
5 0,577 - 2,114 2,326 0,8641<br />
6 0,483 - 2,004 2,534 0,8480<br />
7 0,419 0,076 1,924 2,704 0,8332<br />
... ... ... ... ... ...<br />
... ... ... ... ... ...
Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />
Aufgabe 4:<br />
Ist der Prozess stabil; sind systematische Einflüsse erkennbar? Begründen Sie ihr Ergebnis<br />
unter Zuhilfenahme des <strong>Vorlesungsskript</strong>es<br />
Aufgabe 5:<br />
Ist der Prozess fähig? Berechnen Sie die Fähigkeitskennwerte.
Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />
<strong>Vorlesungsskript</strong><br />
<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />
<strong>Qualität</strong> <strong>im</strong> Produktlebenszyklus<br />
Übung 3<br />
Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s
Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />
Ü3 Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />
1 Karten-Abfrage<br />
Wozu?<br />
Zur Sammlung von Themen, Fragen, Ideen, Lösungsansätzen ... ist die Kartenabfrage die<br />
Methode schlechthin.<br />
Vorteile:<br />
Jeder Teilnehmer wird einbezogen. Alle Nennungen sind gleich wichtig, es gibt keine Hierarchie-<br />
oder sonstigen Unterschiede. Die Nennungen können jederzeit neu geordnet werden.<br />
Nachteile:<br />
Hoher Zeitaufwand. Sie wird bei großen Gruppen und/oder vielen Nennungen leicht unübersichtlich.<br />
Letzteres ist aber nur bedingt als Nachteil zu werten, da die Möglichkeit besteht, die<br />
Karten zu l<strong>im</strong>itieren.<br />
Wie?<br />
Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />
Offene Kartenabfrage<br />
Worüber möchten<br />
Sie hier sprechen?<br />
knappe<br />
Vo r g a b en<br />
wenig<br />
Zeit<br />
Streß<br />
Zeit Abfall Z usammenarbeit<br />
<strong>im</strong>mer<br />
Zeitdruck<br />
Papierabfall<br />
Mülle<strong>im</strong>er<br />
Abfall<br />
Absprache Um gang<br />
Zusammenarbeit<br />
Die Moderatoren stellen eine auf einer Pinwand visualisierte Frage an die Gruppe. Die Beantwortung<br />
dieser Frage soll in schriftlicher Form geschehen. Hierzu verteilen sie Moderationskarten.<br />
Diese haben eine einheitliche Farbe, damit nicht Einzelkarten schon aufgrund<br />
ihrer Farbe hervortreten (beachte: Farben und Formen sind Bedeutungsträger!).<br />
Sie bitten nun die Teilnehmer um schriftliche Beantwortung der gestellten Frage. Dabei ist<br />
darauf zu achten, dass die Teilnehmer...<br />
... mit Filzstiften schreiben;<br />
... in Druckschrift schreiben;<br />
... die Karten groß und deutlich, max<strong>im</strong>al aber dreizeilig, beschreiben, damit sie später, wenn<br />
sie an der Pinwand hängen, für alle Teilnehmer lesbar sind;<br />
Ü3 - 1<br />
Institut für Werkzeugmaschinen<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Zäh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Beziehungen<br />
Streit<br />
Urlaubsabsprache<br />
Miteinander
Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />
... max<strong>im</strong>al einen Gedanken pro Karte notieren.<br />
Der nächste Schritt ist nun das Einsammeln der Karten. Dabei ist darauf zu achten, dass<br />
diese verdeckt (mit dem „Gesicht nach unten“) eingesammelt werden. Dies ist wichtig, weil<br />
auch die offene Kartenabfrage möglichst anonym ablaufen soll.<br />
Dann folgt das Anpinnen der Karten an der Pinwand. Hierzu ist folgende Aufgabenteilung<br />
zwischen den Moderatoren sinnvoll: während der eine eine Karte der Gruppe zeigt und dabei<br />
vorliest, bereitet sein Partner die Nadeln vor und pinnt die Karte an.<br />
Bei den folgenden Karten stellt der Moderator die Frage an die Gruppe, ob diese der bereits<br />
angepinnten Karte zugeordnet werden kann oder eine neue Sinneinheit bildet und deshalb<br />
nicht darunter, sondern daneben angepinnt werden muß. Dieser Prozeß ist abgeschlossen,<br />
wenn alle Karten angeheftet worden sind.<br />
Abschließend überprüft die Gruppe die Zuordnung der Karten.<br />
Wann?<br />
Vorrangig in Schritt 2: “Themen sammeln“ situativ in jedem Moderationsschritt anwendbar.<br />
Ü3 - 2
Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />
2 Mehrpunktabfrage<br />
Wozu?<br />
Die Mehrpunktabfrage ist in der Moderation Ersatz für die Abst<strong>im</strong>mung. Sie eignet sich dazu,<br />
Entscheidungen herbeizuführen und Prioritäten zu setzen.<br />
Wie?<br />
Die Moderatoren fordern die Teilnehmer auf, eine vorab formulierte und visualisierte Frage<br />
durch das Kleben von mehreren Punkten zu beantworten. Hierbei müssen verschiedene Alternativen<br />
vorgegeben sein, beispielsweise die Überbegriffe aus der Themensammlung, die<br />
<strong>im</strong> Themenspeicher aufgelistet sind.<br />
Regel: Die Anzahl der Klebepunkte entspricht der Anzahl der Alternativen, dividiert durch<br />
zwei, wobei gegebenenfalls abgerundet wird.<br />
Jeder Teilnehmer klebt an der Pinwand max<strong>im</strong>al zwei Punkte pro Alternative zu den Themen,<br />
für die er sich entschieden hat.<br />
Wann?<br />
Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />
Mehrpunktabfrage<br />
Themenspeicher<br />
Nr.<br />
Schritt 3: „Thema auswählen“<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
Thema<br />
Zeitdruck in der Fertigstellung<br />
Zusammenarbeit<br />
Weiterbildung<br />
Neue Mitarbeiter <strong>im</strong> WE<br />
Ü3 - 3<br />
Institut für Werkzeugmaschinen<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Zäh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
7<br />
5<br />
4<br />
6<br />
1<br />
3<br />
4<br />
2
Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />
3 Ursachen-Wirkungs-Diagramm<br />
Wozu?<br />
Das Ursachen-Wirkungs-Diagramm eignet sich zur systematischen Analyse der Ursachen<br />
eines Problems, vor allem <strong>im</strong> quantitativen (meßbaren) Bereich.<br />
Vorteil:<br />
Die Vorstrukturierung der Problemlandschaft ist eine große Hilfe für die Problemanalyse. Sie<br />
konzentriert die Aufmerksamkeit der Gruppe auf die vorgegebenen Kategorien.<br />
Nachteil:<br />
Im Rahmen der Lösungssuche muss jede in das Diagramm eingetragenen Nennung nochmal<br />
besprochen werden.<br />
Wie?<br />
Die Moderatoren stellen der Gruppe die Grobstruktur eines Flußdiagrammes nach dem<br />
Fischgrätenmuster, das Ursachen-Wirkungs-Diagramm, vor. Am „Kopfende“ wird das zu untersuchende<br />
Problem eingetragen. Die vier Hauptarme werden mit den Begriffen „Mensch“,<br />
„Maschine“, „Methode“ und „Material“ beschriftet. Anschließend tragen die Moderatoren die<br />
Problemursachen, die die Gruppe sieht, per Zuruf in das Schema ein.<br />
Ein Moderator steuert den Prozeß, währen der andere die Beiträge, für alle sichtbar, mitvisualisiert.<br />
Wann?<br />
Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />
Ursachen-Wirkungs-Diagramm<br />
Was verursacht<br />
bei uns ...<br />
Schritt 4: „Thema bearbeiten“<br />
Mensch Maschine<br />
Personal-<br />
engpässe<br />
zuviel Nacharbeit<br />
Kontrollen dauern<br />
viel zu lang<br />
Härtezeiten<br />
zu lang<br />
Maschinenausfälle<br />
Engpässe<br />
zum Teil<br />
fehlerhaft<br />
Methode Material<br />
Ü3 - 4<br />
Institut für Werkzeugmaschinen<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Zäh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
... zu<br />
lange<br />
Lieferzeiten
Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />
4 Netzbild<br />
Wozu?<br />
Das Netzbild eignet sich besonders zur Vertiefung eines Themas, zum Aufzeigen von Aufbaustrukturen<br />
und zur Verdeutlichung von Beziehungen. Es ist eine gute Methode, um „in die<br />
Tiefe“ zu gehen.<br />
Vorteile:<br />
Breite Anwendungsmöglichkeiten.<br />
Nachteile:<br />
Bei vielen Punkten/Nennungen kann die Darstellung unübersichtlich werden.<br />
Wie?<br />
© iwb 2005<br />
Der Ausgangspunkt des Netzbildes ist <strong>im</strong>mer ein in der Mitte des Plakats angebrachter<br />
Kreis, in dem stichwortartig das Thema bzw. die Problemstellung, als Frage oder Satzergänzung,<br />
visualisiert ist. Ein Beispiel: “Was gehört zu den Aufgaben eines Moderators? Die Moderatoren<br />
bitten die Gruppe, das Schema per Zuruf zu ergänzen, und visualisieren die Zurufe<br />
auf dem Plakat mit. Wichtig ist hierbei, dass das Bild von innen nach außen wächst.<br />
Ist die Ausgangsfrage erschöpfend bearbeitet, wird jeweils eine neue Fragestellung für die<br />
gefundenen Punkte formuliert. Angenommen, wir hätten in unserem Beispiel den Punkt<br />
„Steuerung der Gruppe“ erhalten, so könnte die weiterführende Frage lauten: „Was gehört<br />
zur Steuerung der Gruppe?“. Dieser Prozeß dauert so lange, bis das Thema entsprechend<br />
der Zielsetzung in ausreichendem Umfang bearbeitet ist.<br />
Wann?<br />
Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />
Netzbild<br />
Was gehört<br />
zu den ...<br />
Auf offene<br />
Kommunikation<br />
achten<br />
Methode<br />
visualisieren<br />
Methode<br />
vorstellen<br />
Diskussion<br />
leiten<br />
Methoden<br />
anbieten<br />
Gruppe auf<br />
Methode<br />
konzentrieren<br />
Formulierung<br />
mit der Gruppe<br />
Aufgaben<br />
eines<br />
Moderators<br />
Beiträge<br />
visualisieren<br />
Fragen<br />
stellen<br />
offene Fragen<br />
stellen<br />
Sauber<br />
visualisieren<br />
Fragen an<br />
die Gruppe<br />
geben<br />
Fragende<br />
Haltung<br />
einnehmen<br />
In Schritt 4: „Thema bearbeiten“<br />
Was haben wir<br />
von der ...<br />
Zeitersparnis<br />
durch<br />
Einsparung<br />
des Arbeitsvorganges<br />
II<br />
Institut für Werkzeugmaschinen<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Zäh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
bringt<br />
Planung<br />
... Lösung<br />
dieses<br />
Problems<br />
Mehrarbeit<br />
für<br />
Ü3 - 5<br />
führt<br />
zu<br />
verursacht<br />
weniger<br />
Ärger<br />
aufgrund<br />
Kosten<br />
für<br />
Überstundenreduzierung<br />
Werkzeuge<br />
Transportbehälter<br />
Seite 5
Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />
5 Ablaufplan<br />
Wozu?<br />
Der Ablaufplan eignet sich besonders für die Bearbeitung eines Themas, wenn sich ein Ablauf<br />
zur Strukturierung der Arbeit anbietet, wie zum Beispiel in einem Produktionsprozeß.<br />
Vorteil:<br />
Klare Strukturierung der Arbeit<br />
Nachteil:<br />
Engt möglicherweise den Blick ein.<br />
Wie?<br />
Die Moderatoren erarbeiten mit der Gruppe einen Ablauf bzw. geben diesen vor, wenn er<br />
allgemein bekannt ist.<br />
Die Gruppe bearbeitet dann die zu dem jeweiligen Ablaufschritt gehörenden Fragen und<br />
Probleme. Die Moderatoren steuern arbeitsteilig den Prozeß und visualisieren die Teilnehmerbeiträge<br />
auf dem Plakat mit.<br />
Wann?<br />
Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />
Ablaufplan<br />
Was verursacht den<br />
hohen Au schuß?<br />
ablängen<br />
stanzen<br />
entgraten<br />
polieren<br />
grundieren<br />
Im Schritt 4: „Thema bearbeiten“<br />
Grate durch ungenaue Einstellungen<br />
fehlende vorbeugende Wartung der Substanzen<br />
hohe Verletzungsgefahr<br />
wird nicht sorgfältig genung gemacht<br />
Arbeitsplätze nicht staubfrei!<br />
Pads werden zu spät gewechselt<br />
Ü3 - 6<br />
Institut für Werkzeugmaschinen<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Zäh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart
Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />
6 Maßnahmenplan<br />
Wozu?<br />
Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />
Maßnahmeplan<br />
Maßnahmen<br />
Nr.<br />
1<br />
2<br />
3<br />
was? wozu? wer? wann?<br />
Zusätzliche<br />
Anwände<br />
kaufen<br />
Geruchsarme<br />
Stifte kaufen<br />
Prüfen, ob Info-<br />
Copy bestellt<br />
werden kann und<br />
gf. bestellen<br />
Arbeitsmöglichkeit<br />
verbessern<br />
Lösungsmitteldampf<br />
abstellen<br />
Protokolle<br />
schneller<br />
erstellen<br />
können<br />
H. Moser<br />
H. Müller<br />
Fr. Bauer<br />
Der Maßnahmenplan soll gewährleisten, dass die Gruppensitzung nicht ergebnislos bleibt,<br />
sondern mit konkreten Vorhaben abgeschlossen wird, zu deren Realisierung auch konkrete<br />
Maßnahmen vereinbart werden.<br />
Wie?<br />
Die Moderatoren stellen der Gruppe eine Tabelle vor, deren Spaltenüberschriften bereits<br />
visualisiert sind. Es geht darum, festzulegen, ...<br />
... wer,<br />
... was,<br />
... mit welchem Ziel (wozu)<br />
... bis/ab wann tut und<br />
... wie die Ausführung kontrolliert werden soll, bzw. auf welche Art die anderen Rückmeldung<br />
über<br />
deren Erledigung erhalten.<br />
Die Gruppe muss sich am Ende der gemeinsamen Arbeit einigen, welche der angedachten<br />
Maßnahmen/Lösungen sie konkret weiterverfolgen wird und welche konkreten Maßnahmen<br />
sich daraus ergeben.<br />
Aufgabe der Moderatoren ist es, darauf zu achten, dass die einzelnen Maßnahmen möglichst<br />
konkret formuliert und von der Gruppe selbst umsetzbar sind. Dies bedeutet, dass in<br />
den jeweiligne Spalten nur Namen von Teilnehmern der Gruppe eingetragen werden können<br />
und auf konkrete Terminvereinbarungen zu achten ist. Die Moderatoren übernehmen keine<br />
inhaltlichen Aufgaben!<br />
Wann?<br />
Im Schritt 5: „Maßnahmen planen“<br />
Ü3 - 7<br />
KW 3/93<br />
KW 2/93<br />
KW 3/93<br />
Institut für Werkzeugmaschinen<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Zäh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Rückmeldung<br />
Info über<br />
Liefertermin<br />
bei nächst.<br />
Treffen<br />
"<br />
Info über<br />
Ergebnis<br />
bei nächst.<br />
Treffen
Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />
Werkzeuge des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />
Problemlösung<br />
Vorgehen<br />
Schritte der Problemlösung<br />
- Projektorganisation (1, 2)<br />
- Diagnose (3-6)<br />
- Therapie (7-10)<br />
- Stabilisierung (11, 12)<br />
1) Probleme auflisten und priorisieren<br />
2) Projekt und Team benennen<br />
3) Symptome analysieren<br />
4) Theorien über Ursachen formulieren<br />
5) Theorien prüfen<br />
6) Grundlegende Ursachen feststellen<br />
7) Lösungsalternativen betrachten<br />
8) Lösungen + Prüfmethoden entwerfen<br />
9) Auf Widerstände eingehen<br />
10) Lösungen und Prüfmethoden einführen<br />
11) Wirksamkeit der Maßnahmen prüfen<br />
12) Regelungssystem <strong>im</strong> Auge behalten<br />
7 Werkzeuge des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />
7.1 Problemlösung<br />
Werkzeuge zur <strong>Qualität</strong>sverbesserung<br />
Flußdiagramm<br />
Brainstorming<br />
Fischgräten-Diagramm<br />
Datenerhebung<br />
Graphische Darstellung<br />
Stratifizierung<br />
Pareto-Analyse<br />
Histogramm<br />
Korrelationsdiagramm<br />
Box Plots<br />
- Ohne logisch strukturierten Ansatz sind chronische Probleme in einem Unternehmen<br />
nicht zu lösen.<br />
- Bei jedem Schritt der Problemlösung sind geeignete Werkzeuge zur <strong>Qualität</strong>sverbesserung<br />
anzuwenden.<br />
Ü3 - 8<br />
Institut für Werkzeugmaschinen<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Zäh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Anwendung des Werkzeugs:<br />
häufig<br />
selten<br />
nie/sehr selten
Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />
Werkzeuge des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />
Erstellen von Flußdiagrammen<br />
7.2 Flußdiagramme<br />
Ein Flußdiagramm ist die grafische Darstellung einer Schrittfolge, die zu einem best<strong>im</strong>mten<br />
Ergebnis (zu einer Sache, einer Dienstleistung, einer Information oder zu einer Kombination<br />
daraus) führt.<br />
Flußdiagramme erleichtern die Prozeßanalyse.<br />
Vorgehen<br />
Start<br />
Zweck<br />
diskutieren<br />
Detaillierungs<br />
grad festlegen<br />
Start / Ende<br />
definieren<br />
ersten Schritt<br />
angeben<br />
Verzwei-<br />
gung?<br />
nein<br />
vertraut?<br />
ja<br />
Prozeß-<br />
grenze?<br />
nein<br />
nächsten<br />
Schritt<br />
angeben<br />
zusätzl. Schritt<br />
angeben<br />
ja<br />
nein<br />
ja<br />
Ast wählen,<br />
weitermachen<br />
markieren,<br />
überspringen<br />
(1) Zweck des Flußdiagramms diskutieren<br />
(2) Detaillierungsgrad festlegen<br />
(3) Grenzen des zu untersuchenden Prozesses definieren (Start/Ende)<br />
(4) Alle Schritte beginnend mit dem ersten (oder letzten) folgerichtig darstellen<br />
(Durchgängige Richtung: Start oben oder links, Ende unten oder rechts)<br />
(5) Bei Verzweigungen einen Ast auswählen und konsequent weiterverfolgen<br />
(6) Ist ein Schritt keinem Anwesenden vertraut: markieren und auslassen<br />
(7) [4, 5, 6] wiederholen, bis der letzte (oder erste) Prozeßschritt erreicht ist<br />
(8) Zurückgehen; von den Verzweigungen aus die übrigen Äste behandeln<br />
(9) Lücken (6) schließen durch Informationen von außen: Prozeß direkt beobachten, Erfahrungsträger<br />
(evtl. Werker) befragen<br />
(10) Genauigkeit und Vollständigkeit überprüfen; zur Analyse übergehen<br />
Hinweis<br />
Der tatsächlich laufende Prozeß soll analysiert und ggf. verbessert werden. Das Flußdiagramm<br />
muss daher den Prozeß so zeigen, wie er ist, nicht wie er sein soll.<br />
Ü3 - 9<br />
ja<br />
Institut für Werkzeugmaschinen<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Zäh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
weitere<br />
Äste?<br />
nein<br />
auf Sonderfälle<br />
prüfen<br />
Sonder-<br />
fälle?<br />
nein<br />
Lücken<br />
schließen<br />
ja<br />
Diagramm<br />
analysieren<br />
Ende
Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />
Werkzeuge des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />
Fischgräten-Diagramme<br />
7.3 Fischgräten-Diagramme<br />
Fischgräten-Diagramme dienen zur Problemanalyse. Sie helfen be<strong>im</strong> Ermitteln von Streuungsursachen.<br />
Man nennt sie:<br />
Ursache-Wirkungs-Diagramme (nach dem Zweck),<br />
Fischgräten-Diagramme (nach der Form) oder<br />
Ishikawa-Diagramme (nach dem Erfinder)<br />
Vorgehen<br />
Drehen<br />
Q_U309<br />
Bohren<br />
Schleifen Härten<br />
Gliederung nach Streuungsursachen:<br />
"4 M" (s. Bild), dazu oft "3 neue M"<br />
(Mitwelt, Meßbarkeit, Management)<br />
Gliederung nach Prozeßschritten<br />
(häufig geeignet zur Vorklärung)<br />
Wirkung<br />
Mensch Maschine<br />
(1) Definition des Problems („Wirkung“)<br />
(2) Arbeitsgruppe bilden zur Analyse der Einflußgrößen („Ursachen“)<br />
(3) Auswahl der geeigneten Fischgrätenstruktur<br />
(4) Sammeln (Brainstorming) und Einordnen der „Ursachen“ (Moderator!)<br />
(5) Zusammenhang der „Ursachen“ mit der „Wirkung“ kennzeichnen<br />
Lieferant Zusammenhang wesentlich, bekannt und qualifizierbar<br />
Wärme Zusammenhang vorhanden, aber nicht quantifizierbar und/oder komplexer Art<br />
Rauhtiefe Kein Zusammenhang bekannt<br />
(6) Prioritäten der Bearbeitung festlegen (Diskussion, Punktvergabe...)<br />
Ü3 - 10<br />
Ursachengruppe<br />
Material<br />
Institut für Werkzeugmaschinen<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Zäh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
Methode<br />
Einzelursache<br />
Wirkung
Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />
Hinweis<br />
Es gibt fehlerorientierte und erfolgsorientierte Fischgräten-Diagramme. Diese beiden Arten<br />
sind streng auseinanderzuhalten:<br />
Be<strong>im</strong> erfolgsorientierten Fischgräten-Diagramm wird als „Wirkung“ das Ziel angegeben,<br />
also ein positiver, erwünschter Zustand (z.B. „paßgenaue Fensterdichtung“). Als „Ursachen“<br />
hat man dann die Voraussetzungen zu erarbeiten, die zum Erreichen des Soll-Zustands erforderlich<br />
sind. Diese induktive Vorgehensweise eignet sich besonders für die Betrachtung<br />
von Gesamtsystemen, speziell in der Planungsphase.<br />
Be<strong>im</strong> fehlerorientierten Fischgräten-Diagramm geht man den deduktiven Weg. Als „Wirkung“<br />
wird ein definierter Fehler in das Diagramm eingetragen (z.B. „Fensterdichtung wellig“<br />
oder – wie in obigem Beispiel – „bitterer Kaffee“). Zu suchen sind dann die möglichen „Ursachen“<br />
des Fehlers. Dieses Vorgehen bietet sich an, wenn ein Fehler bereits vorhanden ist<br />
und systematisch analysiert und abgestellt werden soll.<br />
Beide Arten des Fischgräten-Diagramms erleichtern durch ihren strukturierten Aufbau Diskussion<br />
und Analyse von Problemstellungen. Trotz dieses gemeinsamen Vorteils dürfen sie<br />
jedoch keinesfalls miteinander vermengt werden.<br />
Ü3 - 11
Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />
7.4 Datenerhebung<br />
Daten und Fakten sind die Grundlage jeder <strong>Qualität</strong>sverbesserung.<br />
Die Erhebung von Daten erfordert daher gründliche Vorbereitung und den richtigen Einsatz<br />
geeigneter Werkzeuge.<br />
Vorgehen<br />
(1) Im Hinblick auf die benötigten Informationen gezielte Fragen formulieren<br />
(2) Geeignete Datenanalyse-Werkzeuge auswählen und die Erhebung der dafür nötigen<br />
Daten sicherstellen (wo <strong>im</strong>mer möglich in Form von Meßwerten)<br />
(3) Prozeßschritte ermitteln, an denen umfassende Datenerhebung möglich ist<br />
(4) Unvoreingenommene Prüfer auswählen<br />
(5) Möglichkeiten der Prüfer und Prüfmittel berücksichtigen<br />
(6) Prüfmethode festlegen (möglichst unter Beteiligung der Prüfer)<br />
- Prüfvorgänge einfach halten<br />
- Fehlerquellen reduzieren<br />
- Bezugsgrößen für spätere Analyse festhalten<br />
- Formblätter selbst-erklärend gestalten<br />
- Formblätter müssen „offiziell“ aussehen.<br />
(7) Trainigsmaßnahmen vorbereiten<br />
(8) Formulare und Trainingsmaßnahmen prüfen<br />
(9) Prüfer trainieren, Trainingserfolg überprüfen<br />
(10) Datenerhebungsprozeß prüfen und Gültigkeit der Ergebnisse nachweisen<br />
Hinweis<br />
Bei der Datenerhebung sind folgende Punkte wesentlich:<br />
- Ziel der Datenerhebung <strong>im</strong> Auge behalten<br />
- Stichproben repräsentativ und zufällig ziehen<br />
- Zu messende Merkmale kennen<br />
- Meßmethoden und Meßeinrichtungen beherrschen<br />
- Meß(un)genauigkeit berücksichtigen<br />
Werkzeuge zur Datenerhebung<br />
Wichtig bei jeder Datenerhebung ist das Erfassen der Bezugsgrößen. In Bild 7 und 8 wird<br />
dies exemplarisch gezeigt (Datum, Linie, Prüfer, Bemerkungen), bei den anderen Beispielen<br />
wurde aus Platzgründen darauf verzichtet.<br />
Fehlerart<br />
locker<br />
beschädigt<br />
wellig<br />
Spalt<br />
Überlappung<br />
Maß 35,2<br />
2x45°<br />
Sonstiges<br />
Anzahl<br />
II<br />
IIII I<br />
II<br />
IIII<br />
Bild 1:<br />
Fehlersammelliste für<br />
mehrere Fehlerarten<br />
I<br />
Risse Anzahl<br />
0<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
mehr<br />
IIII III<br />
IIII<br />
I<br />
II<br />
Bild 2:<br />
Fehlersammelliste<br />
für eine Fehlerart<br />
Lackfehler Frontklappe<br />
Ü3 - 12<br />
xx xx<br />
x<br />
x xx<br />
x<br />
Bild 3:<br />
Fehlerort-Diagramm<br />
x<br />
Merkmal<br />
Kriterium 1<br />
Kriterium 2<br />
...<br />
Kriterium X<br />
Messung A<br />
Messung B<br />
...<br />
Messung Y<br />
Bild 4:<br />
Checkliste<br />
Ergebnis<br />
i.O.<br />
n.i.O.<br />
...<br />
...<br />
15,03<br />
19.57<br />
...<br />
...
Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />
Das gebräuchlichste Hilfsmittel der Datenerhebung ist die Strichliste.<br />
Bei attributiven Prüfungen (Entscheidung: „gut/schlecht“) unterscheidet man die Fehlersammelliste<br />
für mehrere Fehlerarten (Bild 1), die Fehlersammelliste für eine Fehlerart (Bild 2)<br />
und – sozusagen als „grafische Strichliste“ – das Fehlerort-Diagramm (Bild 3). Diese Werkzeuge<br />
sind anwendbar bei der Prüfung eines Teils oder bei der Prüfung mehrerer Teile, deren<br />
definierte Anzahl unbedingt angegeben werden muß.<br />
Für die Prüfung eines komplexen Teils (z.B. Motor) werden häufig Checklisten (Bild 4) verwendet.<br />
Dabei ist eine Folge attributiver (z.B. Zylinderkopfdichtung i.O./n.i.O.) und/oder variabler<br />
Merkmale (z.B. Öldruck 1,6 bar) zu prüfen.<br />
Obwohl die Checkliste beides vereint, sind attributive („gut/schlecht“- Entscheidung; qualitativ)<br />
und variable Prüfungen (Messung; quantitativ) zu unterscheiden.<br />
Merkmalswert<br />
57,0<br />
57,1<br />
57,2<br />
57,3<br />
57,4<br />
57,5<br />
57,6<br />
57,7<br />
57,8<br />
57,9<br />
58,0<br />
Anzahl<br />
I<br />
III<br />
II<br />
IIII IIII II<br />
IIII III<br />
III<br />
Bild 5: Strichliste<br />
für Meßwerte mit Urwerten<br />
II<br />
Löt-Temperatur<br />
Datum:<br />
8.8.88<br />
Linie:<br />
4a<br />
Prüfer:<br />
Paralaxo<br />
Klasse<br />
> 56,8-57,0<br />
> 57,0-57,2<br />
> 57,2-57,4<br />
> 57,4-57,6<br />
> 57,6-57,8<br />
> 57,8-58,0<br />
> 58,0-58,2<br />
Anzahl<br />
I<br />
IIII<br />
IIII IIII IIII IIII<br />
III<br />
II<br />
Bild 6: Strichliste<br />
für Meßwerte mit Klassen<br />
Bemerkungen:<br />
Löt-Temperatur (°C)<br />
120<br />
118<br />
116<br />
114<br />
112<br />
110<br />
108<br />
106<br />
104<br />
102<br />
100<br />
gemessen: 11.12 Uhr<br />
Ü3 - 13<br />
Tageszeit<br />
08.00 Uhr<br />
09.00 Uhr<br />
10.00 Uhr<br />
x<br />
11.00 Uhr<br />
12.00 Uhr<br />
13.00 Uhr<br />
14.00 Uhr<br />
15.00 Uhr<br />
16.00 Uhr<br />
17.00 Uhr<br />
Löt-Temperatur<br />
116°C<br />
117°C<br />
113°C<br />
113°C<br />
112°C<br />
108°C<br />
110°C<br />
107°C<br />
104°C<br />
104°C<br />
Bemerkungen<br />
x gemessen:<br />
11.12 Uhr<br />
Anlage steht<br />
13.10 - 13.30 Uhr<br />
Datum: 8.8.88 Linie: 4a Prüfer: Paralaxo<br />
Bild 7: Datenblatt<br />
Anlage steht 13.10 - 13.30 Uhr<br />
08 09 10 11 12 13 14 15 16 17<br />
Uhrzeit<br />
Bild 8:<br />
Liniendiagramm<br />
Auch bei der Erfahrung meßbarer Merkmalswerte ist die Strichlist verwendbar. Dabei kann<br />
man die Urwerte direkt eintragen (Bild 5) oder Klassen zuordnen (Bild 6). In beiden Fällen ist<br />
bereits be<strong>im</strong> Entwurf der Strichliste darauf zu achten, dass jeder Wert eindeutig (durch einen<br />
Strich) eingeordnet werden kann (Rundungsregeln beachten; Klassenbildung siehe Nr.<br />
9, „Histogramme“).<br />
Trotz ihrer Vielseitigkeit hat die Strichliste einen Nachteil: Die Informationen über die zeitliche<br />
Folge der Daten geht verloren. Dies ist manchmal unwesentlich (z.B. Prüfung mehrerer Teile<br />
aus einer Lieferung <strong>im</strong> Wareneingang), manchmal dagegen von entscheidender Bedeutung<br />
(z.B. bei der laufenden Überwachung von Fertigungsprozessen). In solchen Fällen sind geeignete<br />
Datenblätter (Bild 7) oder entsprechende Liniendiagramme (Bild 8) zu entwerfen.<br />
Letztere können durch Angabe von Warn- und Eingriffsgrenzen zu <strong>Qualität</strong>sregelkarten weiterentwickelt<br />
werden.
Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />
Ergänzende Anmerkung<br />
x<br />
x<br />
x x<br />
x<br />
x x<br />
Bild 9: "Fehler" und "fehlerhafte Einheit"<br />
Ü3 - 14<br />
Stichprobe 1<br />
3 Einheiten geprüft<br />
1 Fehler gefunden<br />
1 fehlerhafte Einheit<br />
Stichprobe 2<br />
3 Einheiten geprüft<br />
3 Fehler gefunden<br />
1 fehlerhafte Einheit<br />
Stichprobe 3<br />
3 Einheiten geprüft<br />
3 Fehler gefunden<br />
3 fehlerhafte Einheiten<br />
Bei der Erhebung attributiver Daten sind die Begriffe „Fehler“ und „fehlerhafte Einheit“ auseinanderzuhalten.<br />
Bild 9 verdeutlicht den Unterschied.
Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />
Werkzeuge des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />
Stratifizierung<br />
7.5 Stratifizierung<br />
Stratifizieren heißt Daten trennen und in Kategorien (Gruppen) einteilen.<br />
Dies geschieht hauptsächlich zur Analyse.<br />
Ziel ist zu erkennen, welche Kategorien Einfluß auf das zu lösende Problem haben.<br />
Vorgehen<br />
(7) Stratifizierungskriterien auswählen<br />
(Bei der Erhebung neuer Daten sicherstellen, dass für alle möglichen Stratifizierungskriterien<br />
die entsprechenden Kenngrößen aufgezeichnet werden)<br />
(8) Für jedes Stratifizierungskriterium Klassen (Werte, Bereiche) aufstellen<br />
(9) Beobachtungen den Klassen zuordnen<br />
(10) Beobachtungen in jeder Klasse zählen, Ergebnisse grafisch darstellen<br />
(11) Ergebnisse bestätigen (zusätzliche Daten, andere Methoden, Versuche)<br />
(12) Für weitere Stratifizierungskriterien (2) bis (5) wiederholen<br />
Beispiel (siehe Abbildung)<br />
Eine Firma hatte häufig Ärger mit fehlerhaften Rechnungen. Ein Team befaßte sich mit diesem<br />
Problem, sammelte 60 fehlerhafte Rechnungen und stratifizierte die vorliegenden Daten:<br />
(3) Folgende Stratifizierungskriterien wurden ausgewählt:<br />
- Wochentag der Rechnungsstellung<br />
- Woche der Rechnungsstellung <strong>im</strong> Monat<br />
- Angestellter, der die Rechnung bearbeitete<br />
(4) Klassen für<br />
Rechnung Nr.<br />
Wochentag<br />
Woche <strong>im</strong> Monat<br />
Angestellter<br />
Rechnung Nr.<br />
Wochentag<br />
Woche <strong>im</strong> Monat<br />
Angestellter<br />
Rechnung Nr.<br />
Wochentag<br />
Woche <strong>im</strong> Monat<br />
Angestellter<br />
Rechnung Nr.<br />
Wochentag<br />
Woche <strong>im</strong> Monat<br />
Angestellter<br />
- Wochentag: Mo, Di, Mi, Do, Fr<br />
- Woche <strong>im</strong> Monat: 1, 2, 3, 4<br />
Ü3 - 15<br />
Institut für Werkzeugmaschinen<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Zäh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15<br />
Mo Do Di Mo Di Mi Di Do Fr Fr Mo Mi Do Fr Di<br />
1 4 3 4 4 4 1 2 4 3 4 1 4 3 4<br />
A B A C B A B C A B C A B C A<br />
16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30<br />
Do Fr Fr Do Mo Di Di Di Mi Di Mi Do Fr Mo Mo<br />
4 2 4 4 4 4 1 3 4 4 4 4 3 1 4<br />
A B A C C D D D D A B C D A A<br />
31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45<br />
Mo Mi Mi Di Fr Do Do Mo Mi Fr Do Di Di Mi Fr<br />
4 3 2 4 2 3 4 3 2 4 4 2 4 3 2<br />
A C D D A C C D A C D B A B C<br />
46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60<br />
Fr Fr Do Mi Mi Mi Do Mo Di Do Mi Fr Mo Fr Mi<br />
4 4 3 4 4 4 2 1 4 4 2 4 2 1 4<br />
D D D C A D C D A C C C A D C
Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />
- Angestellter: A, B, C, D<br />
siehe Tabelle!<br />
(4)<br />
Anzahl der Fehler<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Mo Di Mi Do Fr<br />
Fehler in Rechnungen<br />
Wochentage Angestellte<br />
Ü3 - 16<br />
A B C D<br />
Die Stratifizierung nach Wochentagen brachte keine Aufschlüsse.<br />
Die Stratifizierung nach Angestellten legte den Schluß nahe, dass der Angestellte B seine<br />
Arbeit deutlich besser ausführte als seine Kollegen.<br />
(6) Dieses Ergebnis bestätigte sich jedoch nicht: Der Angestellte B ist eine Halbtagskraft.<br />
Das ist die Erklärung dafür, dass er in der Fehlerliste nur etwa halb so oft auftaucht wie<br />
seine Kollegen.<br />
(6)<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Fehler nach Wochen - absolut und prozentual<br />
Fehler absolut<br />
1 2 3 4<br />
Wochen<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
Fehler prozentual<br />
1 2 3 4<br />
Wochen<br />
Aufschlußreich war die Stratifizierung nach Wochen <strong>im</strong> Monat.*) Dabei zeigte sich, dass in<br />
der letzten Woche des Monats die meisten Fehler gemacht wurden. Ursache dafür war der<br />
zum Monatsende hin zunehmende Termindruck, der aufgrund dieser Erkenntnis durch bessere<br />
Planung des Arbeitsablaufs abgebucht werden konnte.<br />
*) Achtung: Umgang mit „Überhangtagen“ muss eindeutig festgelegt sein!
Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />
7.6 Pareto-Analyse<br />
Die Pareto-Analyse (ABC-Analyse, Lorenz-Verteilung) liefert eine Rangordnung der Einflüsse,<br />
die ein <strong>Qualität</strong>sproblem betreffen.<br />
Man erkennt damit die wenigen wesentlichen Faktoren und kann sich bei der Bearbeitung<br />
auf sie konzentrieren.<br />
Pareto-Diagramme und –Tabellen enthalten <strong>im</strong>mer drei Grundelemente:<br />
(4) die Faktoren, die am betrachteten Problem insgesamt Anteil haben, absteigend geordnet<br />
nach der Größe ihres Einflusses<br />
(5) die Bedeutung jedes Einflußfaktors (zahlenmäßig)<br />
(6) den kumulierten Anteil der Einflußfaktoren (in Prozent)<br />
Vorgehen<br />
(11) Auswirkung jedes Einflußfaktors best<strong>im</strong>men, Gesamtsumme bilden<br />
(12) Einflußfaktoren vom bedeutendsten zum unbedeutendsten ordnen<br />
(13) Kumulierten Anteil an der Gesamtsumme in Prozent best<strong>im</strong>men<br />
(14) Linke senkrechte Achse zeichnen und beschriften (0 bis Gesamtsumme; Maßeinheit)<br />
(15) Waagrechte Achse zeichnen und beschriften (Einflußfaktoren von links nach rechts<br />
vom größten zum kleinsten)<br />
(16) Rechte senkrechte Achse zeichnen und beschriften (0 – 100%, 100% entspricht Gesamtsumme;<br />
„Kumulierter Anteil in %“)<br />
(17) Säulen zeichnen entsprechend der Größe jedes Einflußfaktors (Achse li.)<br />
(18) Kumulierten Anteil in % mit Linienzug darstellen (Achse rechts)<br />
(19) Diagramm analysieren<br />
(20) Titel, „wenige wesentliche“, „viele unwesentliche“ und deren kumulierten Anteil in<br />
Prozent angeben<br />
Beispiel<br />
Die Zentrale einer Firma erhielt von den Außenstellen oft fehlerhaft ausgefüllte Auftragsformulare.<br />
Diese enthielten 18 Positionen, die hier mit A bis R bezeichnet werden.<br />
Ein Team befaßte sich mit diesem Problem, prüfte eine Woche lang alle Aufträge und stellte<br />
dann eine Pareto-Tabelle (Q_U314 a)) auf.<br />
Position am Anzahl der Anteil (%) an der Kumulierter<br />
Auftragsfomular Fehler Gesamtsumme Anteil (%)<br />
G 44 29 29<br />
J 38 25 54<br />
M 31 21 75<br />
Q 16 11 86<br />
B 8 5 91<br />
D 5 3 96<br />
C 3 2 97<br />
A 1 0,67 98<br />
O 1 0,67 98<br />
R 1 0,67 99<br />
N 1 0,67 99<br />
L 1 0,66 100<br />
I 0 0 100<br />
E 0 0 100<br />
H 0 0 100<br />
K 0 0 100<br />
F 0 0 100<br />
P 0 0 100<br />
Gesamt 150 100<br />
Ü3 - 17
Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />
Sie enthält 3 Grundelemente (vgl.S.1):<br />
- 1.Spalte: Einflußfaktoren (18 Formularpositionen geordnet nach Anzahl der jeweils<br />
gefundenen Fehler)<br />
- 2./3. Spalte: Bedeutung der Faktoren (Fehleranzahl/Anteil an Gesamtsumme)<br />
- 4. Spalte: Kumulierter Anteil in % am gesamten Fehlergeschehen (Schlüssel zur Pareto-Analyse)<br />
Der „Kumulierte Anteil In %“ ist die Summe der Werte in Spalte 3 bis zur betrachteten Position<br />
einschließlich. Für Position J beträgt der kumulierte Anteil z.B. 29% + 25% = 54%, für Q<br />
29% + 25% + 21% + 11% = 86%.<br />
Die ersten vier Positionen G, J, M und Q sind für 86% der gefunden Fehler verantwortlich.<br />
Sie sind die „wenigen wesentlichen“.<br />
Anzahl der Fehler<br />
50<br />
45<br />
40<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
wenige<br />
wesentliche<br />
viele<br />
unwesentliche<br />
G J M Q B D C A O R N L I E H K F P<br />
Position <strong>im</strong> Auftragsformular<br />
Das Pareto-Diagramm veranschaulicht die in der Pareto-Tabelle enthaltenen Informationen:<br />
- Die 18 Positionen sind an der waagrechten Achse in der Reihenfolge ihres Anteils am<br />
gesamten Fehlergeschehen aufgelistet.<br />
- Die Höhe jeder Säule bezieht sich auf die linke senkrechte Achse und zeigt die jeweilige<br />
für die Position gefundene Fehleranzahl.<br />
- Der Linienzug bezieht sich auf die rechte senkrechte Achse und zeigt den kumulierten<br />
Anteil am gesamten Fehlergeschehen in Prozent.<br />
Die ersten vier Positionen (die „wenigen wesentlichen“) verursachen 86% aller gefundenen<br />
Fehler. Danach flacht der Linienzug deutlich ab.<br />
Aufgrund der Erkenntnisse aus der Pareto-Analyse konzentrierte das Team seine Anstrengungen<br />
auf vier der insgesamt 18 Positionen <strong>im</strong> Auftragsformular. Damit konnte eine deutliche<br />
Verbesserung erreicht werden.<br />
Die Pareto-Analyse ermöglicht eine effektive Bearbeitung von Problemen.<br />
Ü3 - 18<br />
105<br />
85<br />
65<br />
45<br />
25<br />
5<br />
-15<br />
Kumulierter Anteil [%]
Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />
7.7 Histogramme<br />
Histogramme sind Häufigkeitsschaubilder.<br />
Bei der Auswertung einer Meßreihe lassen sie Lage, Streuung und Form der Meßwert-<br />
Verteilung auf einen Blick erkennen.<br />
Voraussetzung: Mindestens 50 Meßwerte<br />
Vorgehen<br />
(1) Werteanzahl n, Größtwert xmax und Kleinstwert xmin feststellen<br />
(2) Spannweite R berechnen: R = xmax – xmin<br />
(3) Richtwert für Klassenanzahl k best<strong>im</strong>men: k = √n; für n > 400: k = 20<br />
(4) Richtwert für Klassenweite w ermitteln: w = R/k<br />
(5) Klassengrenzen festlegen (jeder Wer muss eindeutig in eine Klasse fallen):<br />
(a) Nur natürliche Rundungsgrenzen könne Klassengrenzen sein<br />
(b) Klassenweite w mit Endziffer 1, 2 oder 5 wählen (einfache Klassierung)<br />
(c) Die Klassenweite w muss <strong>im</strong> ganzen Bereich jeweils gleich sein<br />
(6) Strichliste erstellen: Werteanzahl in jeder Klasse markieren<br />
(7) Achsen einteilen, beschriften: Benennung, Einheit (waagrecht); Anzahl (senkrecht)<br />
(8) Säulen zeichnen: Höhe entsprechend der Werteanzahl in der Klasse<br />
(9) Überschrift, Werteanzahl n, ggf. Sollwert und Toleranzgrenzen angeben<br />
(10) Verteilung erklären und analysieren<br />
Beispiel:<br />
Reihenschaltungen von Verstärkern zeigten mangelnde Leistung. Zur Klärung der Ursache<br />
wurden 120 einzelne Verstärker geprüft (siehe folgende Tabelle):<br />
8,1 10,4 8,8 9,7 7,8 9,9 11,7 8,0 9,3 9,0<br />
8,2 8,9 10,1 9,4 9,2 7,9 9,5 10,9 7,8 8,3<br />
9,1 8,4 9,6 11,1 7,9 8,5 8,7 7,8 10,5 8,5<br />
11,5 8 7,9 8,3 8,7 10 9,4 9 9,2 10,7<br />
9,3 9,7 8,7 8,2 8,9 8,6 9,5 9,4 8,8 8,3<br />
8,4 9,1 10,1 7,8 8,1 8,8 8 9,2 8,4 7,8<br />
7,9 8,5 9,2 8,7 10,2 7,9 9,8 8,3 9 9,6<br />
9,9 10,6 8,6 9,4 8,8 8,2 10,5 9,7 9,1 8<br />
8,7 9,8 8,5 8,9 9,1 8,4 8,1 9,5 8,7 9,3<br />
8,1 10,1 9,6 8,3 8 9,8 9 8,9 8,1 9,7<br />
8,5 8,2 9 10,2 9,5 8,3 8,9 9,1 10,3 8,4<br />
8,6 9,2 8,5 9,6 9 10,7 8,6 10 8,8 8,6<br />
Tabelle: Leistung von 120 Verstärkern in dB.<br />
Die Analyse der Daten wurde gemäß den obigen 10 Schritten wie folgt durchgeführt:<br />
(1) Werteanzahl n = 120, Größtwert xmax = 11,7; und Kleinstwert xmin = 7,8<br />
(2) Spannweite R = xmax – xmin = 11,7 – 7,8 = 3,9 (dB)<br />
(3) Richtwert für Klassenanzahl k = √n = √120 = 11<br />
(4) Richtwert für Klassenweite w ermitteln: w = R/k<br />
Ü3 - 19
Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />
(5) Klassengrenzen festlegen (jeder Wer muss eindeutig in eine Klasse fallen):<br />
(a) Kleinstwert xmin = 7,8; Rundungsgrenzen: 7,75 – 7,85 – 7,95 usw.<br />
(b) Gewählte Klassenweite w = 0,5<br />
(c) Klassengrenzen: 7,75 x < 8,25; 8,25 x < 8,75; ... (exakte Angabe)<br />
(6) Strichliste<br />
Kassen<br />
7,75 - 8,25<br />
8,25 - 8,75<br />
8,75 - 9,25<br />
9,25 - 9,75<br />
9,75 - 10,25<br />
10,25 - 10,75<br />
10,75 - 11,25<br />
11,25 - 11,75<br />
(7) Achsen, (8) Achsen, (9) Angaben.<br />
Anzahl<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Anzahl der Meßwerte<br />
IIII IIII IIII IIII IIII<br />
IIII IIII IIII IIII IIII III<br />
IIII IIII IIII IIII IIII I<br />
IIII IIII IIII IIII<br />
IIII IIII II<br />
IIII II<br />
II<br />
II<br />
Ergebnisse der Verstärker-Prüfung<br />
Teil Nummer: AN895 120 Teile geprüft<br />
UGW<br />
7,75 dB<br />
Soll<br />
10 dB<br />
Ü3 - 20<br />
24<br />
28<br />
26<br />
19<br />
12<br />
7<br />
2<br />
2<br />
120<br />
OGW<br />
12,5 dB<br />
8 9 10 11 12 13<br />
Verstärkung (dB)<br />
(10) Verteilung:<br />
Die Leistung aller geprüften Verstärker liegt innerhalb der Toleranz. Die Verteilung ist nicht<br />
symmetrisch zum Sollwert, die Mehrzahl der Verstärker hat eine geringere Leistung als 10<br />
dB.<br />
Negative Abweichungen einzelner Verstärker vom Sollwert werden deshalb in der Reihenschaltung<br />
nicht wie erhofft durch positive ausgeglichen. Die negativen Abweichungen summieren<br />
sich und führen zu unerwartet geringer Gesamtleistung.<br />
Dieser Zusammenhang bleibt in der Meßwert-Tabelle verborgen, <strong>im</strong> Histogramm tritt er dagegen<br />
deutlich hervor.
Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />
Werkzeuge des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />
Histogramme<br />
Verteilungen (Form; Interpretation; Ursache; Maßnahme):<br />
Glockenformige Verteilung: Symmetrisch, Gipfel in der Mitte; normale Verteilung = Normalverteilung;<br />
(Abweichungen davon erfordern Untersuchung der äußeren Einflüsse auf den<br />
Prozeß.)<br />
Zweigipflige Verteilung: Tal in der Mitte, Gipfel an den Seiten; Kombination aus zwei Normalverteilungen;<br />
meist: Mischverteilung aus zwei Prozessen; Untergruppen bilden (Stratifizierung).<br />
Rechteckverteilung: Oben flach, kein Gipfel, kaum seitl. Auslauf; Kombination mehrerer<br />
Normalverteilungen; oft ausgeprägter Trend; Flußdiagramm des Prozesses erstellen.<br />
Kammförmige Verteilung: Abwechselnd große und kleine Häufigkeiten; systematisch „zerklüftete“<br />
Verteilung; oft: Meß-, Rundungs- oder Klassierungsfehler; Datensammlung überprüfen.<br />
Schiefe Verteilung: Unsymmetrisch, „kurzes und langes Ende“; linkssteile bzw. rechtssteile<br />
Verteilung; oft: Natürliche Grenze (z.B. zeit <strong>im</strong>mer > 0); prüfen, wie sich das „lange Ende“<br />
auswirkt.<br />
Gestutzte Verteilung*): Unsymmetrisch, einseitig abruptes Ende; abgeschnittene Normalverteilung;<br />
100%-Prüfung, aussortierte Teile; Notwendigkeit klären (Prüf-/Ausschußkosten!)<br />
*) Achtung: Extrem schiefe Verteilungen (s.o.) sehen genauso aus wie gestutzte!<br />
Inselgipflige Verteilung: 2 separate, unterschiedlich große Verteilungen; Normalverteilung<br />
mit „vorgelagerter Insel“; zeitweise läuft 2.Prozeß (Unregelmäßigkeit); klären (Fehler be<strong>im</strong><br />
Messen, Auswerten?).<br />
Randgipflige Verteilung: Gipfelartige Häufung am Rand der Verteilung; „überbesetzte“<br />
Klasse (vor Toleranzgrenze?); oft: Verhindern von Toleranzüberschreitungen; klären (Manipulation?).<br />
Ü3 - 21<br />
Institut für Werkzeugmaschinen<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Zäh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
glockenförmig zweigipflig rechteckig kammförmig<br />
schief gestutzt*) inselgipflig randgipflig
Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />
7.8 Korrelationsdiagramme<br />
Korrelationsdiagramme zeigen die Beziehung zwischen zwei meßbaren oder Rang-<br />
Merkmalen nach Art und Stärke.<br />
Bei Problemanalysen dienen sie zum Feststellen von Ursache und Wirkung; in der Meßtechnik<br />
zum Best<strong>im</strong>men brauchbarer Stellvertreter-Merkmale.<br />
Vorgehen<br />
(1) Entwickeln einer fachlich fundierten Theorie zu der vermuteten Beziehung zwischen den<br />
beiden interessierenden Merkmalen.<br />
(2) Sammeln geeigneter Datenpaare.<br />
(3) Erstellen des Korrelationsdiagramms.<br />
(4) Best<strong>im</strong>men des „Bildes“ der Korrelation und Vergleich mit der Theorie.<br />
(5) Infragestellen der ursprünglichen Theorie; andere Erklärung für das beobachtete Korrelationsbild<br />
diskutieren.<br />
Beispiel<br />
(1) Elektronische Sensoren funktionierten <strong>im</strong> Feld nicht einwandfrei. Es wurde die Theorie<br />
aufgestellt, die Spannungsabgabe der Sensoren steige mit der Luftfeuchtigkeit an und<br />
dies führe zu den Funktionsfehlern.<br />
(2) In einer Kl<strong>im</strong>akammer wurde ein Versuch mit 5 Sensoren durchgeführt. Die Feuchte (F)<br />
wurde in Stufen gesteigert und die jeweilige Spannungsabgabe (U) festgestellt.<br />
F U F U F U F U F U<br />
10 43,1 30 46 50 51,2 70 54 90 58,9<br />
39,9 43,2 47 52 56,5<br />
41,3 45,5 50,1 51,3 56,1<br />
42,2 45,8 51,2 54,6 58,2<br />
40,4 44,1 49,7 53,2 56,7<br />
20 45,2 40 49,1 60 53,6 80 57,1 100 60,5<br />
42,9 45 50,5 55,1 58,4<br />
42,6 48,4 51,4 54,3 57<br />
44,3 48,9 52,1 55,8 59,3<br />
43,1 46,3 52,9 55,8 57,5<br />
Tabelle: Gepaarte Meßwerte<br />
(3) Korrelationsdiagramm erstellen.<br />
(a) Max<strong>im</strong>al- und Min<strong>im</strong>alwerte beider Merkmale feststellen (Urwertliste)<br />
(b) Merkmal auf der waagrechten Achse festlegen<br />
- Soll ein Ursache-Wirkungs-Zusammenhang untersucht werden, so setzt man die<br />
vermutete Ursache auf die waagrechte Achse.<br />
(c) Beide Achsen zeichnen, skalieren und benennen<br />
- Achsen etwa gleich lang zeichnen (quadratische Zeichenfläche)<br />
- Kleinsten Skalenwert etwas unter dem Min<strong>im</strong>alwert, größten etwas über dem Max<strong>im</strong>alwert<br />
des betreffenden Merkmals festlegen<br />
- Skalierung nach oben bzw. rechts ansteigend vornehmen<br />
- Achsen mit einer Teilung in (etwa) 6 Schritten versehen, Skalenpunkte mit einem<br />
geeigneten Vielfachen von 1, 2 oder 5 Wählen<br />
- Merkmale und Maßeinheiten an den Achsen benennen<br />
(d) Datenpunkte einzeichnen<br />
- Identische Datenpaare durch konzentrische Kreise kennzeichnen<br />
- Bei gruppierten Daten gefüllte und ungefüllte Symbole verwenden<br />
(e) Titel und Hinweise anbringen<br />
Ü3 - 22
Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />
Ausgangsspannung [mV]<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
AX124 Sensor-Versuch<br />
Kl<strong>im</strong>akammer 126 874, Voltmeter 436 759<br />
0 20 40 60 80 100<br />
rel. Feuchte [%]<br />
(4) Korrelationsbild analysieren und interpretieren<br />
Das Bild stützt die anfängliche Theorie. Die Spannung wächst praktisch linear <strong>im</strong> Bereich<br />
von 10 bis 100% Feuchte an.<br />
(5) Entscheidungen treffen<br />
(a) Analyse auf mögliche Fehlinterpretationen prüfen<br />
(b) Gemeinsame Faktoren und andere mögliche Deutungen für das Korrelationsbild in Betracht<br />
ziehen<br />
(c) Über die nächsten Schritte entscheiden.<br />
Ü3 - 23
Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />
Werkzeuge des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />
Korrelationsdiagramme<br />
© iwb 2005<br />
Hinweise<br />
y<br />
y<br />
x<br />
stark positiv<br />
x<br />
schwach negativ<br />
(1) Das obenstehende Bild zeigt einige Typen von Korrelationsformen:<br />
Mit zunehmendem x... ...n<strong>im</strong>mt y deutlich zu: stark positive Korrelation<br />
...n<strong>im</strong>mt y deutlich ab: stark negative Korrelation<br />
...n<strong>im</strong>mt y etwas zu: schwach positive Korrelation<br />
...n<strong>im</strong>mt y etwas ab: schwach negative Korrelation<br />
y scheint von x abhängig zu sein, aber nicht linear: komplexe Korrelation<br />
y unabhängig von x: keine Korrelation<br />
y<br />
y<br />
x<br />
stark negativ<br />
x<br />
komplex<br />
Institut für Werkzeugmaschinen<br />
und Betriebswissenschaften<br />
Prof. Dr.-Ing. M. Zäh<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />
(2) Hinter jedem Korrelationsdiagramm muss stets eine fachlich sinnvolle Annahme (Theorie,<br />
Hypothese) stehen (andernfalls: Nonsens-Korrelation).<br />
(3) Ein Korrelationsdiagramm zeigt die Beziehung zwischen zwei Merkmalen. Es beweist<br />
allein dadurch jedoch nicht, dass ein Merkmal vom anderen abhängt oder es verursacht<br />
(Scheinkorrelation).<br />
(4) Ein nicht deutlich erkennbarer oder komplexer Zusammenhang von zwei Merkmalen <strong>im</strong><br />
Korrelationsdiagramm kann auf einen oder mehrere überlagernde Einflüsse zurückzuführen<br />
sein, die nicht erfaßt worden sind (gemeinsame Faktoren).<br />
y<br />
y<br />
Ü3 - 24<br />
x<br />
schwach positiv<br />
x<br />
keine Korrelation<br />
Seite 15
Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />
7.9 Fehlerbaumanalyse<br />
Der Fehlerbaum<br />
Trotz aller Bemühungen, bereits in der Planungsphase Fehlermöglichkeiten zu erkennen und<br />
auszuschließen, ist es in der Praxis nicht möglich, das Auftreten von Störungen generell zu<br />
vermeiden. In einem Fehlerbaum können die aufgetretenen Störungen bzw. Fehler mit ihren<br />
Ursachen in einer baumartigen Struktur abgebildet werden. Ausgehend von einem festgestellten<br />
Fehler verzweigt sich der Baum <strong>im</strong>mer weiter, je genauer die möglichen Fehlerursachen<br />
dokumentiert werden.<br />
Ausfall von Zelle XY<br />
><br />
= 1<br />
Steuerung defekt Werkzeugsystem defekt<br />
&<br />
lokaler Handhabungsautomat defekt mobiler Roboter nicht verfügbar<br />
Die Anwendung eines Fehlerbaums dient zum Dokumentieren und schnellen Auffinden einer<br />
Fehlerursache. Durch die übersichtliche und strukturierte Darstellung <strong>im</strong> Fehlerbaum kann<br />
dies mit geringem Aufwand geschehen. Eine weitere Anwendung ist die statistische Auswertung<br />
z.B. der Fehlerhäufigkeiten, Fehlerdauern und der Verfügbarkeit des betrachteten Systems.<br />
Aufbau eines Fehlerbaums<br />
Ausgehend von einem Fehler werden seine möglichen Ursachen abgebildet. Im Bild ist der<br />
Fehler der Ausfall der Zelle XY. Eine mögliche Ursache sei z.B. ein defektes Werkzeugsystem<br />
oder ein Steuerungsdefekt. Ein defektes Werkzeugsystem ist aber nur dann für den<br />
Fehler verantwortlich, wenn <strong>im</strong> betrachteten System der lokale Werkzeug-<br />
Handhabungsautomat defekt und der mobile Roboter nicht verfügbar ist. Diese Bedingungen<br />
werden durch UND-, ODER-, und NICHT- Verknüpfungen abgebildet (s. Bild). Wird die tatsächliche<br />
Ursache mit Hilfe der Fehlerbaumanalyse entdeckt, kann die Fertigung nach der<br />
Reparatur der defekten Einheit wieder anlaufen.<br />
ODER-<br />
Verknüpfung<br />
E1<br />
A<br />
><br />
= 1<br />
E2<br />
UND-<br />
Verknüpfung<br />
&<br />
A<br />
E1 E2<br />
Nicht-<br />
Verknüpfung<br />
A<br />
= 1<br />
E<br />
Ü3 - 25<br />
Standardeingang<br />
X1<br />
X1=0: funktionsfähig<br />
X1=1: ausgefallen<br />
Kommentar<br />
A= Ausgang des Verknüpfungselements<br />
E= Eingang des Verknüpfungselements<br />
X= Standardeingang des Fehlerbaums
Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />
Aufgaben<br />
1 Stellen Sie den Demontageprozeß dar!<br />
Methode: Ablaufplan, Flußdiagramm<br />
12 Untersuchen Sie den Entschraubprozeß näher.<br />
Ermitteln Sie Ursache-Wirkungs-Beziehungen !<br />
Methode: Ursache-Wirkungsdiagramm<br />
Wirkung: Deckel kann nicht gelöst werden<br />
Gliederung: z.B. Mensch, Material, Methode, Maschinen<br />
13 Wählen Sie aus den ermittelten Ursachen die Ihrer<br />
Meinung nach wichtigste(n) aus !<br />
Methode: Clustern / Punkte kleben<br />
14 Suchen Sie nach Lösungsmöglichkeiten für das Problem<br />
!<br />
Methode: Brainstorming, Kartenabfrage<br />
15 Bewerten Sie die gefundenen Lösungen !<br />
Methode: Nutzwertanalyse<br />
Kriterien: Schnelle Umsetzbarkeit<br />
Aufwand, Kosten<br />
Kundennutzen<br />
Mitarbeiternutzen<br />
Unternehmensnutzen<br />
etc.<br />
zus.Methode: evtl. paarweiser Vergleich (Gewichtung der Kriterien)<br />
16 Entwickeln Sie einen Maßnahmenkatalog zur Umsetzung<br />
der Lösungen!<br />
Methode: Maßnahmenplan, Aktionsplan<br />
Ü3 - 26