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Vorlesungsskript Qualitätsmanagement Qualität im ...

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Vorlesung<br />

<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> -<br />

<strong>Qualität</strong> <strong>im</strong> Produktlebenszyklus<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Zäh<br />

Lehrstuhl für Werkzeugmaschinen und<br />

Fertigungstechnik<br />

Prof. Dr.-Ing. U. Lindemann<br />

Lehrstuhl für Produktentwicklung<br />

Prof. Dr. rer. nat. T. Lüth<br />

Lehrstuhl für Mikrotechnik und<br />

Medizingerätetechnik<br />

WS 2006/2007<br />

incl. Übungsskript


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />

<strong>Qualität</strong> <strong>im</strong> Produktlebenszyklus<br />

1. Vorlesung: Donnerstag, 15:15 – 16:45, HS 1801<br />

Datum Kapitel Referent<br />

19.10.06 1+2 Einleitung / Unternehmensstrategie<br />

<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />

Prof. Zäh<br />

26.10.06 3 Produktplanung Prof. Lindemann<br />

02.11.06<br />

09.11.06<br />

4 Produktentwicklung und –konstruktion Prof. Lindemann<br />

16.11.06 5 Produktion, Teil 1 Dr. Irlinger<br />

23.11.06 5 Produktion, Teil 2 Prof. Zäh<br />

30.11.06 Dies Academicus (Keine Vorlesung)<br />

07.12.06 5 Produktion, Teil 3 Prof. Zäh<br />

14.12.06 6 Betreuung nach der Produkterstellung Prof. Zäh<br />

21.12.06 7 Das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system Prof. Zäh<br />

11.01.07 8 Arbeitswissenschaftliche Aspekte<br />

Prof. Zäh<br />

9 Wirtschaftliche Aspekte<br />

18.01.07 10 Rechtliche Aspekte Dr. Scharpf<br />

25.01.07 Exkursion und Industrievortrag Hr. Steidl<br />

2. Übung: Mittwoch, 15:00-17:00, HS 2250 (Seminarraum iwb)<br />

Aufgrund der zu erwartenden Gruppengröße wird die Übung in zwei Gruppen (A+B) geteilt.<br />

Datum Thema<br />

15.11.06 (A) Konstruktions-FMEA Felgen/ Hornfeck<br />

22.11.06 (B)<br />

06.12.06 (A) Prüfplanung Kraus/ Hornfeck<br />

13.12.06 (B)<br />

10.01.07 (A) QM-Methoden Hornfeck<br />

17.01.07 (B)<br />

3. Exkursion und Industrievortrage:<br />

Datum Thema Referent<br />

<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> in einem<br />

Industrieunternehmen -<br />

Prozessmanagement<br />

Passelat/ Steidl<br />

Fa. OCÉ<br />

4. Prüfung: voraussichtlich Donnerstag, 01.02.07, 15:00-17:15<br />

Ort wird kurzfristig bekannt gegeben<br />

Prüfungsvorbesprechung: Mittwoch, 24.01.07, 15.15 - 16.00, HS 2250<br />

Ansprechpartner: Dipl.-Ing. Tobias Hornfeck<br />

Tel.: 089/289-15479 Fax.: 089/289-15555<br />

e-mail: tobias.hornfeck@iwb.tum.de<br />

Änderungen kurzfristig möglich, bitte aktuelle Auhänge beachten!


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Vorwort<br />

I <strong>Qualität</strong> <strong>im</strong> Produktlebenszyklus<br />

Die Bedingungen, unter denen Produktionsunternehmen am Markt erfolgreich sein können,<br />

haben sich gerade in den letzten Jahren entscheidend verändert. Aufgrund der allgemeinen<br />

Markt- und Innovationsdynamik und der zunehmenden Sättigung der Märkte reichen traditionelle<br />

Vorgehensweisen, wie die Übernahme der Kostenführerschaft, nicht mehr aus, um sich<br />

gegenüber Wettbewerbern zu behaupten.<br />

Vor diesem Hintergrund ist die <strong>Qualität</strong> zu einem best<strong>im</strong>menden Wettbewerbsfaktor geworden.<br />

Produktionsunternehmen, die mit einem innovativen, qualitativ hochwertigen Produkt<br />

früher auf den Markt kommen als ihre Wettbewerber, haben die Chance, Marktanteile zu<br />

gewinnen. Der <strong>Qualität</strong>svorteil lässt sich außerdem in einen Kostenvorteil umsetzen, da<br />

durch Fehlervermeidung <strong>im</strong> Produktentstehungsprozess die Produktivität des Unternehmens<br />

gesteigert werden kann.<br />

<strong>Qualität</strong> und <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> <strong>im</strong> Produktlebenszyklus ist daher zu einer ganzheitlichen<br />

Aufgabe geworden, die weit über die klassische Sichtweise der <strong>Qualität</strong> als Produktqualität<br />

hinausgeht. <strong>Qualität</strong> muss als Arbeits- bzw. Ergebnisqualität jeder Tätigkeit <strong>im</strong> Unternehmen<br />

verstanden werden. Jeder Mitarbeiter ist selbst für die <strong>Qualität</strong> seines Handelns und seiner<br />

Arbeitsergebnisse verantwortlich. Aufgabe des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s ist es, qualitätsbewusstes<br />

Handeln als integralen Bestandteil aller Unternehmensfunktionen vom Pförtner bis<br />

zur Unternehmensleitung, vom Marketing bis zum Versand zu etablieren.<br />

Ziel der Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> ist es, ein zukunftsorientiertes Verständnis für qualitätsorientiertes<br />

Denken und Handeln in allen Bereichen eines Unternehmens zu vermitteln.<br />

<strong>Qualität</strong> muss als Erfüllung sowohl der externen als auch der internen Kundenwünsche verstanden<br />

werden. <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>aufgaben und <strong>Qualität</strong>ssicherungsmethoden in einem<br />

Produktionsunternehmen werden anhand der Phasen des Produktlebenszyklus erläutert.<br />

Ausgehend von der Ermittlung der Kundenwünsche über die Umsetzung dieser Wünsche <strong>im</strong><br />

Unternehmen bis hin zur Entsorgung der Produkte nach der Nutzung durch den Kunden<br />

werden ausgewählte Methoden der <strong>Qualität</strong>ssicherung (z.B. Quality Function Deployment<br />

QFD, Fehlermöglichkeits- und Einflussanalyse FMEA, Statistical Process Control SPC, Maschinen-<br />

und Prozessfähigkeitsuntersuchungen MFU/PFU, etc.) vorgestellt. In den begleitenden<br />

Übungen sowie durch externe Vortragende soll der Stoff anhand von Beispielen aus<br />

der Praxis abgerundet werden.<br />

II Zusatzvorwort zur 8. Auflage<br />

„Kontinuierliche Verbesserung“ und „Kundenorientierung“ sind Maßstäbe, welche wir auch<br />

auf unsere eigenen Lehrveranstaltungen anwenden. Immer wieder aktualisieren wir daher<br />

Inhalt und Präsentationsform dieser Vorlesung. Dennoch: "Nobody is perfect" - wir freuen<br />

uns deshalb jederzeit über Ergänzungs- und Verbesserungsvorschläge.<br />

Mittlerweile sind die Inhalte dieser Vorlesung unter dem Titel „<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> - Ein<br />

Kurs für Studium und Praxis“ <strong>im</strong> Springer-Verlag Berlin als Buch erschienen (ISBN 3-540-<br />

61078-2). Dieses Buch soll vorzugsweise interessierte Studenten der Ingenieurswissenschaften,<br />

der Betriebswissenschaften sowie der Naturwissenschaften ansprechen und gleichermaßen<br />

eine wichtige Unterlage für die Praktiker in unseren Wirtschaftsunternehmen<br />

sein.


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Vorwort<br />

Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />

Der erste Teil der Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> behandelt die strategische Ausrichtung<br />

von Unternehmen nach einem umfassenden <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>. Der zweite Teil der Vorlesung<br />

beschäftigt sich mit der Integration der <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>aufgaben in die Phasen<br />

des Produktlebenszyklus:<br />

• Produktplanung,<br />

• Produktentwicklung und -konstruktion,<br />

• Produktionsvorbereitung,<br />

• Produktion und<br />

• Betreuung nach Produkterstellung<br />

Anhand eines Produktbeispiels werden Aufgaben und Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />

in den einzelnen Phasen vorgestellt. Der dritte Teil der Vorlesung beschreibt den Aufbau<br />

eines unternehmensweiten <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems. Abschließend werden arbeitswissenschaftliche,<br />

wirtschaftliche und rechtliche Aspekte des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s erörtert.<br />

Garching, Oktober 2004<br />

J. Heinzl U. Lindemann G. Reinhart M. Zäh


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Vorwort<br />

III Grundlegende Literatur zur Vorlesung<br />

− <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> - Methoden und Werkzeuge zur Planung und Sicherung der<br />

<strong>Qualität</strong> (nach DIN ISO 9000 ff); (Hrsg.) Ralph Leist, Anna Scharnagl; WEKA-Verlag;<br />

Augsburg; 1984.<br />

− Die Hohe Schule des Total Quality Management; (Hrsg.) Gerd F. Kamiske; Springer<br />

Verlag; Berlin Heidelberg New York; 1994.<br />

− Handbuch der <strong>Qualität</strong>splanung; Josef M. Juran; mi Verlag; Landsberg; 1989.<br />

− <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>; Tilo Pfeifer; Hanser Verlag; München Wien; 1993.<br />

− Handbuch <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>; (Hrsg.) Walter Masing; Hanser Verlag; München<br />

Wien; 1994.<br />

− Statistische Methoden der <strong>Qualität</strong>ssicherung; Hans-Joach<strong>im</strong> Mittag, Horst Rinne;<br />

Hanser Verlag; München Wien; 1989.<br />

− Statistik - Eine Einführung in die Wahrscheinlichkeitsrechnung, <strong>Qualität</strong>skontrolle<br />

und Zuverlässigkeit für Techniker und Ingenieure; Dieter Franz; Hüthig Buch Verlag;<br />

Heidelberg; 1991.<br />

− <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> <strong>im</strong> Unternehmen; (Hrsg.) W. Hansen, H.H. Jansen, Gerd F. Kamiske;<br />

Springer Verlag; Berlin Heidelberg New York; 1994.<br />

− Integrationspfad <strong>Qualität</strong>; E. Westkämper; Springer Verlag; Berlin Heidelberg New York;<br />

1991.<br />

− <strong>Qualität</strong>sverbesserung <strong>im</strong> Produktionsprozeß; G. Mohr; Würzburg: Vogel; 1991.<br />

− Unterlagen zum <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>-Seminarblock: QM-Systeme, Werkzeuge und<br />

statistische Methoden des QM, Q-Informationen und Q-Kosten; (Hrsg.)<br />

Deutsche Gesellschaft für <strong>Qualität</strong> e.V. - DGQ; Frankfurt; 1994.


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Inhaltsverzeichnis<br />

1 Einführung 1-1<br />

1.1 <strong>Qualität</strong> <strong>im</strong> Wandel der Zeit 1-1<br />

1.2 Der <strong>Qualität</strong>sbegriff 1-4<br />

1.3 <strong>Qualität</strong> <strong>im</strong> Unternehmen 1-6<br />

1.4 Überblick über die Vorlesung 1-10<br />

2 Unternehmensstrategie <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> 2-1<br />

2.1 Der Begriff "<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>" 2-1<br />

2.2 Von der Kontrolle zum Management der <strong>Qualität</strong> 2-3<br />

2.3 Strategieelemente des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s 2-4<br />

2.4 Konzept des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s 2-10<br />

2.5 Total Quality Management 2-16<br />

3 Produktplanung 3-1<br />

3.1 Produktplanung unter <strong>Qualität</strong>saspekten 3-1<br />

3.1.1 <strong>Qualität</strong>splanung 3-1<br />

3.1.2 Randbedingungen für die Anforderungsliste 3-8<br />

3.2 Ermittlung der Produktanforderungen 3-9<br />

3.2.1 Arten von Anforderungen 3-9<br />

3.2.2 Einteilung der Kundenanforderungen 3-10<br />

3.2.3 Datenbeschaffung 3-12<br />

3.3 Umsetzung der Produktanforderungen mit Quality Function Deployment 3-13<br />

3.3.1 QFD – Ziele und prinzipielles Vorgehen 3-13<br />

3.3.2 Das House of Quality (HoQ) als Ausgangsbasis 3-15<br />

3.3.3 Weiteres Vorgehen be<strong>im</strong> QFD 3-23<br />

3.3.4 Ergebnisse und Probleme 3-26<br />

4 Produktentwicklung und -konstruktion (Produktdesign) 4-1<br />

4.1 <strong>Qualität</strong>ssicherung in Entwicklung und Konstruktion 4-2<br />

4.2 <strong>Qualität</strong>sverbesserung mit Checklisten 4-4<br />

4.2.1 Konstruktionsfreigabe (Design Review) 4-4<br />

4.2.2 Sonstige Anwendungsmöglichkeiten von Checklisten 4-6<br />

4.3.2 Fehlerbaumanalyse FBA (Fault Tree Analysis FTA) 4-8<br />

4.3 <strong>Qualität</strong>sverbesserung durch strukturierte Analyse potentieller Fehler 4-11<br />

4.3.1 Fehler-Möglichkeits- und Einfluß-Analyse FMEA 4-11<br />

4.4 <strong>Qualität</strong>sverbesserung durch S<strong>im</strong>ulation 4-22<br />

4.4.1 Rechners<strong>im</strong>ulation 4-22


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Inhaltsverzeichnis<br />

4.4.2 Versuche zur Eigenschaftsfrüherkennung 4-24<br />

5 Produktion 5-1<br />

5.1 <strong>Qualität</strong>ssichernde Maßnahmen in der Produktion 5-1<br />

5.2 <strong>Qualität</strong>sgerechte Produktionsplanung 5-2<br />

5.3 <strong>Qualität</strong>slenkung in der Produktion 5-4<br />

5.4 Grundlagen der <strong>Qualität</strong>sprüfung 5-5<br />

5.4.1 Prüfplanung 5-7<br />

5.4.2 Prüfdatenerfassung 5-11<br />

5.4.3 Datenauswertung 5-32<br />

5.5 Produktionsbegleitende <strong>Qualität</strong>ssicherungsmaßnahmen 5-33<br />

5.5.1 Prozessorientierte Maßnahmen 5-33<br />

5.5.2 Betriebsmittelorientierte Maßnahmen 5-53<br />

5.5.3 Maßnahmen in der Beschaffung 5-59<br />

6 Betreuung nach der Produkterstellung 6-1<br />

6.1 Aufgaben nach der Produkterstellung 6-1<br />

6.2 Inbetriebnahme 6-2<br />

6.3 <strong>Qualität</strong> <strong>im</strong> Produkteinsatz 6-3<br />

6.3.1 Kundenbetreuung 6-3<br />

6.3.2 Ermittlung des Einsatzverhaltens 6-4<br />

6.3.3 Weibullanalyse 6-8<br />

6.3.4 Isochronendiagramm 6-10<br />

6.4 Umweltverträglichkeit 6-11<br />

6.4.1 Recylingfähigkeit 6-11<br />

6.4.2 Demontagefähigkeit 6-12<br />

7 Das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system 7-1<br />

7.1 Bedeutung des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems 7-1<br />

7.2 <strong>Qualität</strong>srelevante Normen und Regelwerke 7-3<br />

7.3 Struktur des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems 7-4<br />

7.4 Methoden und Werkzeuge des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems 7-12<br />

7.5 Einführung des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems 7-17<br />

7.6 Zertifizierung 7-21<br />

7.7 Konformität mit dem Europäischen Gemeinschaftsrecht 7-25<br />

7. 8 Internationale <strong>Qualität</strong>sauszeichnungen 7-27<br />

8 Arbeitswissenschaftliche Aspekte 8-1


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Inhaltsverzeichnis<br />

8.1 Ziele und Inhalte der Arbeitswissenschaft und des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s 8-1<br />

8.2 Der Mensch <strong>im</strong> Unternehmen 8-3<br />

8.2.1 Schwachstelle der herkömmlichen <strong>Qualität</strong>sverbesserung 8-3<br />

8.2.2 Einflußgrößen menschlicher Leistungsfähigkeit 8-4<br />

8.2.3 Gestaltung des Arbeitsplatzes 8-5<br />

8.2.4 Motivation der Mitarbeiter 8-7<br />

8.2.5 Qualifizierung 8-12<br />

8.3 Organisations- und Führungsstrukturen 8-16<br />

8.3.1 Ziele bei der Organisationsgestaltung 8-17<br />

8.3.2 Prozeßorientierung der Organisationsstruktur 8-17<br />

8.3.3 <strong>Qualität</strong>sgruppen 8-18<br />

9 Wirtschaftliche Aspekte 9-1<br />

9.1 Bedeutung der <strong>Qualität</strong>skosten für Unternehmen 9-1<br />

9.2 <strong>Qualität</strong>skostenrechnung 9-2<br />

9.3 <strong>Qualität</strong>skostenmanagement <strong>im</strong> Unternehmen 9-5<br />

10 Rechtliche Aspekte 10-1<br />

10.1 Bedeutung gesetzlicher Vorschriften für Unternehmensprozesse 10-1<br />

10.2 Haftungsregelungen 10-3<br />

10.2.1 Haftungsgrundlagen 10-3<br />

10.2.2 Gewährleistung 10-4<br />

10.2.3 Produkthaftung 10-6<br />

10.3 Wege zur Minderung des Produktrisikos 10-8<br />

10.4 <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> nach rechtlichen Anforderungen 10-9<br />

11 Literatur 11-1<br />

11.1. Begleitende Literatur zur Vorlesung 11-1<br />

11.2. Literatur zu den einzelnen Kapiteln 11-1<br />

12 Glossar 12-1<br />

Übungen zur Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />

Ü1 Konstruktions FMEA Ü1-1<br />

Ü2 Prüfplanung in der Beschaffung Ü2-1


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Inhaltsverzeichnis<br />

Statistische Prozessregelung Ü2-10<br />

Ü3 Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s Ü3-1


<strong>Vorlesungsskript</strong><br />

<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />

<strong>Qualität</strong> <strong>im</strong> Produktlebenszyklus<br />

1 Einführung 1-1<br />

1.1 <strong>Qualität</strong> <strong>im</strong> Wandel der Zeit 1-1<br />

1.2 Der <strong>Qualität</strong>sbegriff 1-4<br />

1.3 <strong>Qualität</strong> <strong>im</strong> Unternehmen 1-6<br />

1.4 Überblick über die Vorlesung 1-9<br />

1-1


Vrolesung <strong>Qualität</strong>smanagment Einführung<br />

Was ist <strong>Qualität</strong>?<br />

© iw b 2005<br />

Was meinen<br />

Sie dazu?<br />

1 Einführung<br />

Gebt mir<br />

anständige<br />

Unterlagen, alles<br />

andere machen wir<br />

Fertigung<br />

Aufgabe der<br />

Fertigung und<br />

der QS<br />

Entwicklung<br />

... was<br />

Geld kostet!<br />

1-2<br />

... unsere<br />

gemeinsame<br />

Aufgabe<br />

Kaufm. Aufgaben<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

... Preis-<br />

Leistungs-<br />

Verhältnis<br />

<strong>Qualität</strong>swesen<br />

Vertrieb<br />

... mein<br />

sicherer<br />

Arbeitsplatz<br />

1.1 <strong>Qualität</strong> <strong>im</strong> Wandel der Zeit<br />

Beschäftigt man sich mit der Frage: "Was ist <strong>Qualität</strong>?" stellt man sehr schnell fest, dass der<br />

Begriff "<strong>Qualität</strong>" mit den unterschiedlichsten Bedeutungen belegt ist.<br />

In Unternehmen herrschen die unterschiedlichsten Meinungen über die Bedeutung des Begriffs,<br />

die Verantwortung des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s und die Vorgehensweise bei der Erzeugung<br />

qualitativ hochwertiger Produkte vor.


Vrolesung <strong>Qualität</strong>smanagment Einführung<br />

<strong>Qualität</strong> als Wettbewerbsfaktor<br />

© iw b 2005<br />

Wettbewerbsfaktoren und ihre Gewichtung<br />

Lieferservice 15%<br />

Kundenbetreuung<br />

15%<br />

Sort<strong>im</strong>entsbreite 5%<br />

Ertrag 15%<br />

1-3<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Produktqualität 30%<br />

Marketing / Werbung 20%<br />

Einer Umfrage nach ist <strong>Qualität</strong> derzeit der wichtigste Wettbewerbsfaktor für Unternehmen.<br />

Betrachtet man die ihrer Gewichtung nach nächsten Wettbewerbsfaktoren "Marketing / Werbung",<br />

"Lieferservice" und "Kundenbetreuung", so betreffen 80% der Nennungen das Verhältnis<br />

des Unternehmens zu seinen Kunden. Hiermit wird deutlich, dass <strong>Qualität</strong> in erster<br />

Linie die bestmögliche Erfüllung der Kundenwünsche ist.


Vrolesung <strong>Qualität</strong>smanagment Einführung<br />

Gründe für steigende<br />

<strong>Qualität</strong>sanforderungen<br />

© iw b 2005<br />

Steigende<br />

Kundenerwartung<br />

Mehr Funktionen<br />

Steigende Komplexität<br />

Höhere Leistung<br />

Besserer Service<br />

Mehr Sicherheit<br />

Höhere Lebensdauer<br />

Geringerer Preis<br />

Gesetzliche Auflagen<br />

Sicherheitsvorschriften<br />

Umweltschutzverordnungen<br />

Produkthaftungsgesetz<br />

Normen / Richtlinien<br />

Systeme<br />

Produkte<br />

Prozesse<br />

Verschärfter<br />

Wettbewerb<br />

Globalisierung<br />

Hochtechnologie<br />

Preiskämpfe<br />

Kürzere Innovationszyklen<br />

1-4<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Wichtige<br />

Unternehmensziele<br />

Fortschrittliche Produkte<br />

Neue Märkte<br />

Hohe Marktakzeptanz<br />

Sekundärkostensenkung<br />

Risikobegrenzung<br />

Firmen<strong>im</strong>age<br />

<strong>Qualität</strong> <strong>im</strong> technischen Sinne ist kein absoluter Begriff, wie dies meist durch die Werbung<br />

suggeriert wird. Ein hohes Maß an <strong>Qualität</strong> liegt dann vor, wenn die Anforderungen an das<br />

Produkt oder die Dienstleistungen bestmöglich erfüllt werden. Das Gütezeichen "Made in<br />

Germany" ist ein Kennzeichen dafür, dass die Anforderungen an Produkte und Dienstleistungen<br />

in Deutschland stets erfüllt wurden. Bei sich ändernden <strong>Qualität</strong>sanforderungen muss<br />

man sich also die Frage stellen, ob dies auch weiterhin der Fall ist bzw. welche zusätzlichen<br />

Anstrengungen hierfür unternommen werden müssen.<br />

Es gibt verschiedene Gründe für steigende <strong>Qualität</strong>sanforderungen - die wichtigsten sind<br />

dem obigen Bild zu entnehmen.


Vrolesung <strong>Qualität</strong>smanagment Einführung<br />

Der <strong>Qualität</strong>sbegriff nach ISO 8402<br />

© iw b 2005<br />

Gebrauchstauglichkeit<br />

Funktionstüchtigkeit oder Leistung<br />

Ausstattung<br />

Zuverlässigkeit<br />

Anforderungserfüllung<br />

Haltbarkeit<br />

...<br />

<strong>Qualität</strong>sbegriff<br />

1-5<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

"Die Gesamtheit von Eigenschaften und Merkmalen eines Produktes<br />

oder einer Dienstleistung, die sich auf deren Eignung zur Erfüllung<br />

gegebener Erfordernisse beziehen."(ISO 8402)<br />

<strong>Qualität</strong>smerkmale<br />

Servicefreundlichkeit<br />

Umweltfreundlichkeit<br />

Sicherheit<br />

Güte<br />

Design<br />

subjektive <strong>Qualität</strong><br />

...<br />

1.2 Der <strong>Qualität</strong>sbegriff<br />

<strong>Qualität</strong> ist ein Begriff mit vielen unterschiedlichen Inhalten. In der Umgangssprache z.B.<br />

steht <strong>Qualität</strong> häufig für Vortrefflichkeit <strong>im</strong> Sinne einer besonderen <strong>Qualität</strong> eines Produktes.<br />

In der Fachliteratur gibt es verschiedene, zum Teil unterschiedliche Definitionen des Begriffs<br />

<strong>Qualität</strong> (DIN 55350, ISO 8402, Deutsche Gesellschaft für <strong>Qualität</strong> (DGQ)).<br />

DIN 55350 definiert <strong>Qualität</strong> als die Beschaffenheit (Gesamtheit aller Merkmale und Merkmalswerte)<br />

einer Einheit (materieller oder <strong>im</strong>materieller Gegenstand der Betrachtung) bezüglich<br />

ihrer Eignung, festgelegte Erfordernisse zu erfüllen.<br />

ISO 8402 definiert <strong>Qualität</strong> als die Gesamtheit von Eigenschaften und Merkmalen eines Produktes<br />

oder einer Dienstleistung, die sich auf deren Eignung zur Erfüllung festgelegter oder<br />

vorausgesetzter Erfordernisse beziehen.<br />

• Problem: <strong>Qualität</strong> wird als Begriff unterschiedlich aufgefasst.<br />

Aufbauend auf den formalen <strong>Qualität</strong>sdefinitionen der Normen (DIN 55350, ISO 8402) gibt<br />

es verschiedene <strong>Qualität</strong>sphilosophien, die visionäre Gedanken zum Thema <strong>Qualität</strong> und<br />

<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> formulieren. Visionen und Philosophien sind notwendig, um die formalen<br />

Definitionen zum "Leben" zu erwecken. Nur so lassen sich deutlich spürbare Sprünge<br />

<strong>im</strong> <strong>Qualität</strong>sniveau eines Unternehmens erzielen.<br />

Armand V. Feigenbaum hat schon 1961 auf die umfassende, ganzheitliche Bedeutung des<br />

Themas <strong>Qualität</strong> aufmerksam gemacht. Er forderte, dass für <strong>Qualität</strong> jedermann in einem<br />

Unternehmen verantwortlich ist (Feigenbaum, 1990).


Vrolesung <strong>Qualität</strong>smanagment Einführung<br />

Josef M. Juran brachte seine Sicht zum Thema <strong>Qualität</strong> 1974 auf einen kurzen Nenner: <strong>Qualität</strong><br />

ist "fitness for use" (Juran, 1993).<br />

Phillip B. Crosby und K. Ishikawa brachten die Gedanken der Fehlerprävention, der Null-<br />

Fehler-Strategie, des kontinuierlichen Verbesserungsprozesses und der Einbeziehung der<br />

Menschen in den Verbesserungsprozess in die Diskussion ein (Crosby, 1990).<br />

1-6


Vrolesung <strong>Qualität</strong>smanagment Einführung<br />

Wirkungsfelder der <strong>Qualität</strong><br />

© iw b 2005<br />

Preis, Kosten<br />

Betreuung,<br />

Information<br />

Produktqualität<br />

Kunde<br />

Umfeldqualität<br />

1-7<br />

Leistung,<br />

Zuverlässigkeit<br />

Liefertreue<br />

Unternehmensqualität<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

1.3 <strong>Qualität</strong> <strong>im</strong> Unternehmen<br />

Ursprünglich bezog sich der Begriff <strong>Qualität</strong> auf die <strong>Qualität</strong> der Endprodukte eines Unternehmens.<br />

Im Zuge der gestiegenen Komplexität von Produktionen und Produktionsprozessen<br />

wurde die Notwendigkeit der Erweiterung des <strong>Qualität</strong>sbegriffes offensichtlich. Nachdem<br />

die Produktentstehungsprozesse <strong>im</strong>mer komplexer wurden, Teilprozesse parallelisiert wurden,<br />

der einzelne Mitarbeiter nicht mehr die Gesamtkomplexität der Vorgänge überblicken<br />

konnte, mussten Methoden entwickelt werden, die dieser Problematik gerecht wurden.<br />

Ganz entscheidend für die Notwendigkeit einer ganzheitlichen Betrachtung des <strong>Qualität</strong>sbegriffes<br />

war die Erkenntnis, dass die <strong>Qualität</strong> eines Produktes kein Wesensmerkmal ist, das<br />

plötzlich vorhanden ist, sondern dass Produktqualität das Ergebnis der <strong>Qualität</strong> aller Arbeitsschritte<br />

in einem Unternehmen ist.<br />

Im Zentrum der Betrachtung steht der Kunde. Ein Kunde bewertet dann ein Produkt als qualitativ<br />

hochwertig, wenn er seine spezifischen Anforderungen an das Produkt als erfüllt ansieht.<br />

Bei den spezifischen Anforderungen handelt es sich um Aspekte wie z.B. den Preis und die<br />

laufenden Betriebskosten sowie die Leistungsfähigkeit und die Zuverlässigkeit des Produktes.<br />

Bei diesen Aspekten handelt es sich um die Wirkungsfelder der Produktqualität. Aspekte<br />

der Betreuung und der Information sowie der Lieferbarkeit der gewünschten Produkte in<br />

Menge und Termin betreffen die Wirkungsfelder der Unternehmensqualität.<br />

• Umfeldqualität beinhaltet z.B. die Umweltverträglichkeit oder die Akzeptanz des Produktes<br />

in der Gesellschaft.


Vrolesung <strong>Qualität</strong>smanagment Einführung<br />

Hohes <strong>Qualität</strong>sniveau als<br />

Wettbewerbsstrategie<br />

© iw b 2005<br />

Globale<br />

Vernetzung<br />

Differenzierung?<br />

hohes<br />

<strong>Qualität</strong>sniveau<br />

Marktsättigung<br />

Kostenführerschaft ?<br />

1-8<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Konzentration<br />

?<br />

Innovationsdynamik<br />

schnelle Produkt- und<br />

Produktionsinnovation<br />

Die Bedingungen, unter denen Wettbewerbsvorteile erlangt werden können, haben sich für<br />

die Unternehmen in den letzten Jahren wesentlich verändert. Auf Grund der allgemeinen<br />

Markt- und Innovationsdynamik und der zunehmenden Sättigung der Märkte reichen die traditionellen<br />

Methoden nicht mehr aus, um sich gegenüber den Wettbewerbern zu profilieren.<br />

So ist Kostenführerschaft in gesättigten Märkten durch mengenmäßige Kostendegression<br />

kaum mehr zu erreichen. Auch wird die Produktdifferenzierung in global vernetzten Märkten<br />

zunehmend schwieriger. Die Konzentration auf wenige Produkte hingegen ist ein riskanter<br />

Weg, um Wettbewerbs-vorteile zu sichern, da wegen des fehlenden Produktmix ein Risikoausgleich<br />

nicht mehr gegeben ist.<br />

Vor diesem Hintergrund wird die <strong>Qualität</strong> zu einem best<strong>im</strong>menden Wettbewerbsfaktor. Unternehmen,<br />

die mit einem innovativen, qualitativ hochwertigen Produkt früher auf den Markt<br />

kommen als ihre Wettbewerber, haben die Chance, Marktanteile zu gewinnen. Der <strong>Qualität</strong>svorteil<br />

lässt sich außerdem in einen Kostenvorteil umsetzen, da durch Fehlervermeidung<br />

die Produktivität gesteigert werden kann.<br />

• <strong>Qualität</strong> als Differenzierungsmerkmal gegenüber Wettbewerbern<br />

• <strong>Qualität</strong> als Ausweg aus dem Dilemma gesättigter Märkte


Vrolesung <strong>Qualität</strong>smanagment Einführung<br />

Deming‘sche Reaktionskette-<br />

Bedeutung der <strong>Qualität</strong> für<br />

Unternehmen und Mitarbeiter<br />

© iw b 2005<br />

Verbesserte<br />

<strong>Qualität</strong><br />

Verbesserte<br />

Produktivität<br />

Sinkende<br />

Kosten<br />

Wettbewerbsfähige<br />

Preise<br />

1-9<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Sichere<br />

Arbeitsplätze<br />

Festigung des<br />

Unternehmens<br />

Sichere<br />

Marktanteile<br />

• Verbesserte <strong>Qualität</strong> sichert über die Deming’sche Reaktionskette den Erfolg des<br />

Unternehmens und die Arbeitsplätze<br />

Jeder Unternehmer wird <strong>Qualität</strong>sverbesserungen nicht um ihrer selbst willen betreiben,<br />

sondern zur Verbesserung oder Sicherung der eigenen Position auf den Märkten und zur<br />

Verbesserung des finanziellen Ergebnisses <strong>im</strong> Unternehmen. Dies begründet die besondere<br />

Verknüpfung von kostenbewusstem, unternehmerischem Handeln mit <strong>Qualität</strong>sverbesserungen.<br />

Edward Deming hat diese Verknüpfung in seiner bekannten Reaktionskette dargestellt.<br />

Am Anfang und am Ende der Kette steht der Mensch. Ausgehend von der konsequenten<br />

Verfolgung der Strategie einer ständigen <strong>Qualität</strong>sverbesserung wird die Produktivität <strong>im</strong><br />

Unternehmen verbessert. Die hierdurch sinkenden Kosten können in wettbewerbsfähige<br />

Preise umgesetzt werden. Die dadurch möglichen sicheren Marktanteile führen zu einer Festigung<br />

der Position des Unternehmens und damit wiederum zu sicheren Arbeitsplätzen.


Vrolesung <strong>Qualität</strong>smanagment Einführung<br />

<strong>Qualität</strong> ist Wesenselement<br />

© iw b 2005<br />

1-10<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

des eigenen Handelns<br />

des eigenen Umfelds und<br />

der Zusammenarbeit<br />

mit anderen<br />

<strong>Qualität</strong> muss als Wesenselement des eigenen Handelns, des eigenen Umfelds und der Zusammenarbeit<br />

mit anderen verstanden werden.<br />

• Disziplin<br />

• <strong>Qualität</strong>sbewusstsein<br />

• Zusammenarbeit<br />

• Kommunikation


Vrolesung <strong>Qualität</strong>smanagment Einführung<br />

Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />

© iw b 2005<br />

Arbeitswissenschaftliche<br />

Aspekte<br />

Kap. 3<br />

Kap. 6<br />

Kap. 8<br />

Produktplanung<br />

Betreuung<br />

nach Produkterstellung<br />

Kap. 9<br />

Wirtschaftliche<br />

Aspekte<br />

P rodukt-<br />

<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />

Kap. 2/Kap. 7<br />

lebenszyklus<br />

1-11<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Produktion<br />

R echtliche<br />

Aspekte<br />

Produktentwicklung<br />

und<br />

-konstruktion<br />

Kap. 10<br />

Kap. 4<br />

Kap. 5<br />

1.4 Überblick über die Vorlesung<br />

Die Vorlesung "<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> - <strong>Qualität</strong> <strong>im</strong> Produktlebenszyklus" ist in 10 Kapitel<br />

eingeteilt.<br />

Der erste Teil der Vorlesung (Kapitel 1 und 2) behandelt die strategische Ausrichtung von<br />

Unternehmen nach einem umfassenden <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>. Der zweite Teil der Vorlesung<br />

(Kapitel 3-6) beschäftigt sich mit der Integration der <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>aufgaben in<br />

die Phasen des Produktlebenszyklus<br />

• Produktplanung,<br />

• Produktentwicklung und -konstruktion<br />

• Produktionsvorbereitung<br />

• Produktion und<br />

• Betreuung nach Produkterstellung.<br />

Anhand eines Produktbeispiels werden Aufgaben und Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />

in den einzelnen Phasen vorgestellt.Der dritte Teil der Vorlesung (Kapitel 7) beschreibt den<br />

Aufbau eines unternehmensweiten <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems.Abschließend werden arbeitswissenschaftliche,<br />

wirtschaftliche und rechtliche Aspekte des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />

erörtert (Kapitel 8-10).


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktplanung<br />

<strong>Vorlesungsskript</strong><br />

<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />

<strong>Qualität</strong> <strong>im</strong> Produktlebenszyklus<br />

2 Unternehmensstrategie <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />

2.1 Der Begriff "<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>" 2-1<br />

2.2 Von der Kontrolle zum Management der <strong>Qualität</strong> 2-3<br />

2.3 Strategieelemente des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s 2-4<br />

2.4 Konzept des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s 2-10<br />

2.5 Total Quality Management 2-16<br />

2-12


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktplanung<br />

Definition des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />

Q 02101 Quelle: DIN/ISO 8402<br />

© iw b 2005<br />

"<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>"<br />

2-13<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Alle Tätigkeiten der Gesamtführungsaufgabe, welche<br />

die <strong>Qualität</strong>spolitik, Ziele und Verantwortung festlegen<br />

sowie durch Mittel wie <strong>Qualität</strong>splanung, <strong>Qualität</strong>slenkung<br />

und <strong>Qualität</strong>sverbesserung <strong>im</strong> Rahmen des QM-Systems<br />

<strong>Qualität</strong> verwirklichen.<br />

2 Unternehmensstrategie <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />

2.1 Der Begriff "<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>"<br />

In der DIN/ISO 8402 (vgl. Kap. 1) ist der Begriff des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s wie oben definiert.


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktplanung<br />

Unternehmensstrategie<br />

<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />

Q 02102 Quelle: AWK93<br />

© iw b 2005<br />

Bewertung<br />

Umsetzung<br />

Ergebnisse<br />

Kundenzufriedenheit<br />

Marktposition<br />

Image<br />

Geschäftsergebnisse<br />

MitarbeiterzufriedenheitUmweltverträglichkeit<br />

Was bedeutet "<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>"?<br />

Strategie +<br />

Ziele best<strong>im</strong>men<br />

QM-Elemente<br />

Kunden-, Mitarbeiter-,<br />

Produkt- und Prozeßorientierung,<br />

Präventives Verhaltenund<br />

Ständige Verbesserung<br />

2-14<br />

Zielobjekte<br />

Produkte und<br />

Ergebnisse<br />

Abläufe und<br />

Prozesse<br />

Mitarbeiter und<br />

Kunden<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Voraussetzungen<br />

schaffen<br />

Verantwortung<br />

schaffen<br />

<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> ist eine Unternehmensstrategie, die von der Unternehmensführung als<br />

umfassende, ganzheitliche Aufgabe aller Bereiche und Mitarbeiter initiiert werden muss<br />

(=Gesamtführungsaufgabe).<br />

Diese Strategie konzentriert sich auf einige wesentliche Elemente:<br />

• den Kunden,<br />

• das Produkt bzw. die Dienstleistung<br />

• die manuellen und automatisierten Arbeitsprozesse<br />

• präventives Verhalten und die<br />

• Mitarbeiterorientierung.<br />

Sie setzt vielfältige Werkzeuge und Methoden ein, um Voraussetzungen für ein opt<strong>im</strong>ales<br />

Zusammenwirken der Elemente mit dem Ergebnis opt<strong>im</strong>aler Produkt- bzw. Dienstleistungsqualität<br />

zu schaffen.<br />

Um diese Strategie in eine Unternehmensphilosophie verwandeln zu können, ist vor allem<br />

das gute Beispiel und die überzeugende Umsetzung durch die Unternehmensführung notwendig.<br />

Sie muss die Mitarbeiter darüber hinaus mit der Verantwortung und Kompetenz ausstatten,<br />

die zur Realisierung der proklamierten <strong>Qualität</strong>sziele vonnöten ist. Eine ständige<br />

Fortentwicklung ist durch die Nutzung der gesammelten Erfahrungen möglich, wenn der Bewertung<br />

der Fortschritte und Fehler ein lenkender Einfluss auf das Geschehen <strong>im</strong> Unternehmen<br />

eingeräumt wird.<br />

Einschlägige Normen zur Abgrenzung der Vielzahl der <strong>im</strong> folgenden verwandten Begriffe<br />

sind DIN/ISO 8402, DIN 55350 und DIN/ISO 9000ff, insbesondere die DIN/ISO 9000.


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktplanung<br />

Entwicklungstendenzen des<br />

<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />

© iw b 2005<br />

2-15<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

2.2 Von der Kontrolle zum Management der <strong>Qualität</strong><br />

Der Übergang von der Ära der <strong>Qualität</strong>skontrolle hin zum umfassenden <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />

vollzieht sich durch einen breit angelegten Wandel. Methoden und Instrumentarien der<br />

<strong>Qualität</strong>ssicherung haben sich ebenso geändert und erweitert wie ihr eigentlicher Gegenstand.<br />

Für diesen Wandel gibt es eine Reihe von Ursachen:<br />

• Der technologische Fortschritt <strong>im</strong> Bereich der Datenverarbeitung und der Messtechnik<br />

• Methoden wie z.B. der statistischen Prozesskontrolle<br />

• Online-<strong>Qualität</strong>sprüfung<br />

• Entfeinerung der tayloristischen Arbeitsteilung<br />

• Selbstkontrolle mehr oder weniger autonomer Einheiten<br />

• (<strong>Qualität</strong>s-) Regelkreisen<br />

Die betriebswissenschaftliche Erkenntnis, dass das Ausmerzen von Fehlern in der Produktion<br />

viel teurer ist als die vorausschauende Verhinderung solcher Fehler schon in der Entwicklungsphase,<br />

hat zur Konsequenz, dass die präventive in die Zukunft gerichtete <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

mit ihren speziellen Methoden wie QFD, FMEA, Versuchsplanung usw. die<br />

früher rein reagierende und gegenwartsorientierte <strong>Qualität</strong>ssicherung erweitert hat.<br />

Das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> als Spitze der Entwicklung bezieht auch die nicht unmittelbar an<br />

der Wertschöpfung beteiligten Unternehmensbereiche und Prozesse mit ein. Das ganze Unternehmen<br />

und seine Mitarbeiter, die Beziehungen zwischen Lieferanten und Kunden, der<br />

gesamte Lebenszyklus der Produkte und alle Prozesse sind nun Gegenstand der <strong>Qualität</strong>sbetrachtungen.


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktplanung<br />

QM-Strategieelement <strong>Qualität</strong>skreis<br />

Q 02301<br />

© iw b 2005<br />

<strong>Qualität</strong>skreis<br />

Lager- und<br />

VersandqualitätL<br />

Servicequalität<br />

<strong>Qualität</strong> der<br />

Prüfung<br />

Service<br />

Lager / Versand<br />

Prüfung<br />

Umweltqualität<br />

Entsorgung<br />

Montage<br />

Montagequalität<br />

2-16<br />

Kundenberatung<br />

und<br />

-betreuung<br />

Produktlebenszyklus<br />

Vertriebsqualität<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Konzept<br />

Konstruktion /<br />

Berechnung<br />

Planung<br />

Zulieferung<br />

<strong>Qualität</strong><br />

Ausführung<br />

des<br />

Vormaterials<br />

Fertigungsqualität<br />

<strong>Qualität</strong> der Information<br />

<strong>Qualität</strong> des Personals<br />

2.3 Strategieelemente des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />

Entwurfsqualität<br />

Planungsqualität<br />

Die Strategieelemente des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s sind folgende Grundprinzipien:<br />

− Der <strong>Qualität</strong>skreis, d.h. die Ausdehnung der <strong>Qualität</strong>sanstrengungen auf den gesamten<br />

Produkt-lebenszyklus<br />

− Kundenorientierung, d.h. die Umsetzung des Kunden-Lieferanten-Prinzips in den unternehmensinternen<br />

und -übergreifenden Abläufen<br />

− Prozessorientierung, d.h. die Einbeziehung des Prozesses in die <strong>Qualität</strong>sbetrachtungen<br />

− Produktorientierung<br />

− Mitarbeiterorientierung, d.h. deren Verantwortlichkeit für die <strong>Qualität</strong> der Prozesse und<br />

Produkte<br />

− Präventives Verhalten und ständige Verbesserung<br />

2.3.1 Produktorientierung - Der <strong>Qualität</strong>skreis zur ganzheitlichen<br />

Betrachtung des Produktlebenszyklus<br />

Nicht nur die einzelnen Wertschöpfungsstufen <strong>im</strong> Unternehmen, sondern auch die Phase der<br />

Produktnutzung und der früher vernachlässigte Bereich der Entsorgung und des Recyclings<br />

müssen Gegenstand von <strong>Qualität</strong>sbetrachtungen sein. Die produktorientierte Betrachtung<br />

gewinnt so neue D<strong>im</strong>ensionen.


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktplanung<br />

QM-Strategieelement<br />

Kundenorientierung<br />

Q 02302<br />

© iw b 2005<br />

2-17<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

A B<br />

Kommunikation, Informationsaustausch<br />

Anforderung, Rückmeldung<br />

Lieferant Produzent Kunde Lieferant Produzent Kunde<br />

Leistungsaustausch<br />

Leistung und Gegenleistung,<br />

Waren und Dienste<br />

"Jeder ist Kunde, Produzent und Lieferant"<br />

2.3.2 Kundenorientierung<br />

Jeder ist gleichzeitig Kunde, Produzent und Lieferant. Das ist das Drei-Rollen-Konzept von<br />

Juran.<br />

Als Kunde empfängt er Leistungen vom Lieferanten.<br />

Als Produzent setzt er Eingaben in Produkte um.<br />

Als Lieferant versorgt er Kunden mit Produkten.<br />

Juran nennt eine organisatorische Einheit, die diese drei Rollen übern<strong>im</strong>mt, ein "Verarbeiter-<br />

Team". Dabei ist ihre Größe beliebig, sowohl ein einzelner Mitarbeiter als auch eine Abteilung<br />

oder das Gesamtunternehmen kann so beschrieben werden. Die Realität ist insofern<br />

komplexer, als es mehrere interne und externe Kunden, mehrere Prozessschritte und mehrere<br />

Lieferanten gibt. Die Kombination von Kunden, Prozessschritten und Lieferanten charakterisiert<br />

den jeweiligen Prozess in seiner Einzigartigkeit (Juran, 1989).<br />

Die externen Kunden stehen am Ende der Kette. Sie werden nur dann in den Genuss fehlerfreier<br />

Produkte und Dienstleistungen kommen können, wenn die unternehmensinternen<br />

Kunden-Lieferanten-Beziehungen durch den Austausch von qualitativ hochwertigen Leistungen<br />

und Informationen best<strong>im</strong>mt sind.


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktplanung<br />

QM-Strategieelement<br />

Kundenorientierung<br />

© iw b 2005<br />

Interne<br />

Kunden<br />

eigener Lieferung von<br />

Kunde<br />

fehlerfreien<br />

<strong>Qualität</strong>s- Produkten &<br />

verantwortung des Dienstleistungen<br />

einzelnen<br />

an den inner-<br />

Mitarbeiters<br />

für seine betrieblichen<br />

Arbeit<br />

Kunden<br />

2-18<br />

Externe<br />

Kunden<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Wachstum des Marktanteils durch begeisterte Kunden<br />

Voraussetzung<br />

Lieferung von<br />

fehlerfreien<br />

Produkten &<br />

Dienstleistungen<br />

an externe<br />

Kunden<br />

Eine kundenorientierte <strong>Qualität</strong>splanung muss folgende grundlegende Aufgaben erfüllen:<br />

1) Identifiziere die Kunden und ihre Bedürfnisse<br />

2) Entwickle ein Produkt, das diese Bedürfnisse erfüllt<br />

3) Entwickle einen Prozess, der fähig ist, dieses Produkt zu erzeugen<br />

Das Drei-Rollen-Konzept führt in diesem Zusammenhang u.a. auf folgende Kernfragen:<br />

− Wer sind unsere Kunden?<br />

− Was sind ihre (<strong>Qualität</strong>s-)Bedürfnisse?<br />

− Erfüllen unsere Produkte die Bedürfnisse unserer Kunden?<br />

− Sind unsere Produkte wettbewerbsfähig?<br />

− Ist unser Prozess in der Lage, die Bedürfnisse unserer Kunden zu erfüllen?<br />

− Sind unsere Maßnahmen zur Prozessregelung angemessen?<br />

− St<strong>im</strong>men bei unseren Produkten <strong>Qualität</strong> und Kosten?<br />

− Dienen unsere Produkte einem vernünftigen Zweck?<br />

− Welche Verbesserungsmöglichkeiten bestehen?


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktplanung<br />

QM-Strategieelement<br />

Prozessorientierung<br />

Q 02302<br />

© iw b 2005<br />

- Input / Output<br />

- Verantwortliche(r)<br />

- Leistung des Prozesses<br />

- Anforderungen an den Prozess<br />

bezüglich <strong>Qualität</strong>, Kosten und Zeit<br />

- Für den Prozess zur Verfügung<br />

stehende Ressourcen (5''M'')<br />

- Wertschöpfungsanteil<br />

- Kunden und Lieferanten<br />

- Meßgrößen<br />

- Wiederholungsrate<br />

2-19<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Abstammung: Prozess: Ablauforganisatorische Zusammenfassung von Elementaraufg<br />

zur Transformation von Material, Energie und / oder Information<br />

Definition:<br />

Merkmale:<br />

Q 02304<br />

Prozesskette: logische Reihenfolge von betriebswirtschaftlichen, administra<br />

oder technischen Aufgaben samt zugehörigem Informationsflus<br />

Logische Reihenfolge zweckbetonter Handlungen betriebswirtschaftlichen,<br />

administrativen und technischen Inhalts zur Transformation von Material,<br />

Energie und / oder Information.<br />

2.3.3 Prozessorientierung<br />

Professor Juran hat gesagt: Wer die Prozesse in einem Unternehmen nicht beherrscht, beherrscht<br />

gar nichts in einem Unternehmen.<br />

In Kapitel 6 wird detailliert auf den Prozess eingegangen. Prozessorientierung bedeutet,<br />

dass der Prozess zu einem ganz wesentlichen Untersuchungsgegenstand der <strong>Qualität</strong>sbetrachtungen<br />

gemacht werden muss. Vorab einige Bemerkungen zum Prozess:<br />

− Ein Prozess ist der systematische Ablauf von Aktivitäten zur Verwirklichung eines oder<br />

mehrerer Ziele.<br />

− Prozesse umfassen fertigungs- und nicht fertigungsbezogene Abläufe (z.B. Konstruktionsprozess)<br />

und betreffen Mitarbeiter und Betriebsmittel.<br />

− Alle Prozesse streuen. Das Ausmaß dieser Streuung ist messbar (Kennwerte).<br />

− Prozessfähigkeit beschreibt die prozesstypische Leistungsfähigkeit (Definition in Kap. 6).<br />

− Prozessfähigkeitswerte werden meist aus Betriebsdaten ermittelt.<br />

− Prozesse können zwar auch ohne quantitative Prozessfähigkeitsdaten geplant werden.<br />

Sie sind dann jedoch nicht mit quantitativ geplanten Prozessen konkurrenzfähig.<br />

− Die Quantifizierung der Prozessfähigkeit dient mehreren Zielen, zum Beispiel:<br />

1. Festzustellen, ob ein Prozess in der Lage ist, die vorgegebenen Toleranzen zu erfüllen.<br />

2. Prozessalternativen zu bewerten und zu vergleichen.<br />

3. Den Lieferanten der Prozesse die geltenden Genauigkeitsanforderungen mitzuteilen.<br />

− Bei Nicht-Fertigungsprozessen verfügt man über keine standardisierte Vorgehensweise<br />

und Quantifizierbarkeit der Prozessfähigkeit wie bei Fertigungsprozessen.


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktplanung<br />

„Null Fehler“ durch ständige<br />

Verbesserung und präventives Verhalten<br />

Q 02305<br />

© iw b 2005<br />

Strategie "Null-Fehler"<br />

2-20<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

<strong>Qualität</strong>sverbesserung in allen Bereichen erfordert:<br />

Ständige Verbesserung statt sporadischer<br />

Aktionen<br />

Fehlerverhütung statt Fehlerbeseitigung<br />

Systematisches, professionelles Vorgehen<br />

( Plan, Do, Check, Action)<br />

2.3.4 Präventives Verhalten und Ständige Verbesserung<br />

Das Prinzip des präventiven Handelns hat zum Ziel, Fehler vor ihrer Entstehung zu verhüten.<br />

Durch präventives Handeln und ständige Verbesserung soll das Ziel der "Null-Fehler-<br />

Strategie" erreicht werden. Durch systematisches Vorgehen ("Plan-Do-Check-Act“ - Zyklus<br />

:Planen - Durchführen - Messen - Verbessern) können diese Prinzipien z.B. durch Anwendung<br />

eines Prozessaudits vorteilhaft verwirklicht werden. Der Prozessaudit ist ein Bewertungsverfahren,<br />

das u.a. Aufschluss über Verbesserungsmöglichkeiten eines Prozesses liefert.<br />

Warum Null-Fehler? Es genügt doch auch 99,9% Fehlerfreiheit!<br />

Hier sind einige Beispiele dafür:<br />

99,9% Fehlerfreiheit bedeutet:<br />

1600 Postsendungen, die jede Stunde durch die Bundespost verloren gehen!<br />

20000 falsche Rezepte für Medikamente jede Jahr.<br />

22000 Schecks, die jede Stunde von falschen Bankkonten abgezogen werden.<br />

Die Forderung nach Null-Fehler macht unter gewissen Umständen doch einen Sinn.


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktplanung<br />

QM-Strategieelement<br />

Mitarbeiterorientierung<br />

Q 02306<br />

© iw b 2005<br />

Arbeitsmittel<br />

2.3.5 Mitarbeiterorientierung<br />

Arbeitsmaterial<br />

Mitarbeiter<br />

2-21<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Arbeitsmethoden<br />

Die Mitarbeiter kennen ihren Arbeitsplatz und ihre Arbeitsmittel, -methoden und -materialien<br />

ganz genau. Sie können aufgrund ihrer spezifischen Erfahrung zur <strong>Qualität</strong>sverbesserung<br />

(z.B. durch individuelle Verbesserungsvorschläge) oder auch zur <strong>Qualität</strong>splanung (Mitwirkung<br />

bei der Problemanalyse) beitragen. Viele Mitarbeiter sind an einer solchen Beteiligung<br />

interessiert, dieses Potential muss genutzt werden. Die Einbeziehung der Mitarbeiter fördert<br />

die Motivation und verbessert das Verhältnis zu ihren Führungskräften. Möglichkeiten für die<br />

Mitwirkung bieten z.B. die Gruppenarbeit, die Einrichtung von <strong>Qualität</strong>szirkeln oder die Zusammenarbeit<br />

von produktiven Mitarbeitern und Experten bei der <strong>Qualität</strong>splanung.<br />

• Erfahrung des Mitarbeiters erschließen und nutzen<br />

• Steigert die Motivation, da er „gebraucht“ wird<br />

• Gruppenarbeit, <strong>Qualität</strong>szirkel, <strong>Qualität</strong>splanung


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktplanung<br />

Grundsätze der <strong>Qualität</strong>spolitik der<br />

Firma X<br />

Q 02302<br />

© iw b 2005<br />

2-22<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

<strong>Qualität</strong>spolitik<br />

Grundsätze<br />

1. Es ist fester Bestandteil der Geschäftspolitik, in <strong>Qualität</strong> und Zuverlässigkeit<br />

unserer Produkte die Spitzenposition anzustreben und zu behaupten.<br />

2. Erzeugnisse entsprechen den internen und externen Spezifikationen.<br />

3. Jeder Mitarbeiter ist für die <strong>Qualität</strong> der von ihm erzeugten Leistungen<br />

selbst verantwortlich. Diese Verantwortung gilt für alle Ressorts und<br />

sämtliche Hierachie-Ebenen.<br />

4. Die <strong>Qualität</strong> unserer Produkte wird am Markt und durch unsere Kunden<br />

beurteilt. <strong>Qualität</strong>swirksame Maßnahmen sind daher pr<strong>im</strong>är aus<br />

Kundensicht zu bewerten.<br />

5. Vorbeugende Fehlerverhütung ist vorrangiges Ziel bei Konstruktion,<br />

Planung, Zulieferung und Fertigung, da <strong>Qualität</strong> und Zuverlässigkeit<br />

nicht durch vermehrte Prüfung erzwungen werden kann.<br />

2.4 Konzept des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />

2.4.1 <strong>Qualität</strong>spolitik<br />

Durch die <strong>Qualität</strong>spolitik stellt sich ein Unternehmen nach innen und außen dar. Sie ist ein<br />

Element der Unternehmenspolitik. Das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> hat die Aufgabe, die formulierten<br />

Ziele und Grundsätze durch geeignete Methoden und Maßnahmen zu realisieren.


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktplanung<br />

Konzept des ganzheitlichen<br />

<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />

© iw b 2005<br />

<strong>Qualität</strong>splanung<br />

Tätigkeiten, welche die Zielsetzungen und die <strong>Qualität</strong>sforderungen<br />

sowie die Forderungen für die Anwendung<br />

der Elemente des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>ssystems<br />

festlegen.<br />

<strong>Qualität</strong>splanung umfaßt:<br />

-Planung bez. Produkt<br />

-Planung bez. Führungs- und Ausführungstätigkeiten<br />

-Vorbereitung von <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>plänen<br />

-Treffen von Vorkehrungen für die <strong>Qualität</strong>sverbesserung<br />

<strong>Qualität</strong>sverbesserung<br />

Die überall in der Organisation ergriffenen Maßnahmen<br />

zur Erhöhung der Effektivität und Effizienz der<br />

Tätigkeiten und Prozesse zur Erzielung von Nutzen<br />

sowohl für die Organisation als auch für die Kunden.<br />

Q 02402 Quelle: DIN/ISO 8402, DIN/ISO 9000 ff., DIN/ISO 55350<br />

"<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>"<br />

2-23<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

<strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

Alle geplanten und systematischen Tätigkeiten,<br />

die innerhalb des QM-Systems verwirklicht sind,<br />

und die wie erforderlich dargelegt werden, um<br />

angemessenes Vertrauen zu schaffen, daß eine Einheit<br />

die <strong>Qualität</strong>sforderung erfüllen wird.<br />

Sie verschafft innerhalb einer Organisation der Führung<br />

Vertrauen, und in vertraglichen und anderen Situationen<br />

den Kunden und Anderen Vertrauen.<br />

<strong>Qualität</strong>slenkung<br />

Die Arbeitstechniken und Tätigkeiten, die zur Erfüllung<br />

der <strong>Qualität</strong>sforderungen angewendet werden.<br />

Deren Zweck ist<br />

sowohl die Überwachung eines Prozesses<br />

als auch die Beseitigung von Ursachen nicht<br />

zufriedenstellender Leistung<br />

in allen Stadien des <strong>Qualität</strong>skreises, um<br />

wirtschaftliche Effizienz zu erreichen.<br />

2.4.2 Überblick über die Funktionen des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />

Allen neueren Ansätzen ist gemein, dass sie die <strong>Qualität</strong> der Erzeugnisse durch aktive Veränderung<br />

überkommener Sichtweisen und Strukturen und durch Ausdehnung und Anwendung<br />

des Begriffes der <strong>Qualität</strong> auf den gesamten Wertschöpfungsprozess erzielen wollen.<br />

Die <strong>Qualität</strong> der ganzen Unternehmung ist der Betrachtungshorizont. Aus diesem Grund<br />

wurde der Begriff "<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>" zur Kennzeichnung der strategischen Ausrichtung<br />

der qualitätsbezogenen Aktivitäten gewählt. Der Begriff "<strong>Qualität</strong>ssicherung" wird innerhalb<br />

einer begrifflichen Neuordnung für die Darlegung oder Demonstration der qualitätsbezogenen<br />

Tätigkeiten nach innen (Unternehmensführung) und nach außen (Kunden) verwendet.<br />

Er steht für die operative Ausrichtung und beschreibt das Bemühen um ein funktionierendes<br />

<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>. Der Nachweis eines effektiven <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s ist letztendlich<br />

auch die Motivation der Zertifizierung nach DIN/ISO 9000ff.<br />

Auch <strong>im</strong> angloamerikanischen Sprachraum wurde 1990 entschieden, den Begriff des "quality<br />

management" als Oberbegriff zu verwenden. Der Begriff der "quality assurance" entspricht<br />

der "<strong>Qualität</strong>ssicherung" und wird entsprechend verwendet. Der "<strong>Qualität</strong>slenkung" entspricht<br />

der Begriff "quality control“. Die früher dominante <strong>Qualität</strong>sprüfung wird heute als ein Bestandteil<br />

der <strong>Qualität</strong>slenkung aufgefasst. Der "<strong>Qualität</strong>sverbesserung" ist der Begriff "quality<br />

<strong>im</strong>provement" zugeordnet.


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktplanung<br />

<strong>Qualität</strong>splanung<br />

© iw b 2005<br />

2.4.3 <strong>Qualität</strong>splanung<br />

Die <strong>Qualität</strong>splanung hat folgende Aufgaben (DIN/ISO 8402):<br />

2-24<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

• Planung bez. des Produkts:<br />

Identifizieren, Klassifizieren und Gewichten der <strong>Qualität</strong>smerkmale<br />

Festlegen der Ziele, <strong>Qualität</strong>sforderungen und einschränkenden Bedingungen<br />

• Planung bez. der Führungs- und Ausführungstätigkeiten:<br />

Vorbereitung der Anwendung des QM-Systems (s. Kap. 9) samt Ablauf- und Zeitplänen<br />

• Vorbereitung von <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>plänen (= Darlegung qualitätsbezogener Arbeitsweisen,<br />

Hilfsmittel und Ablauf der Tätigkeiten <strong>im</strong> Hinblick auf ein einzelnes Produkt, Projekt<br />

oder einen Vertrag) und Treffen von Vorkehrungen für die <strong>Qualität</strong>sverbesserung<br />

Die wirtschaftliche Bedeutung der <strong>Qualität</strong>splanung erschließt sich durch folgende Zahlen:<br />

• 70% der Herstellkosten werden bei der Entwicklung und Konstruktion eines Produkts<br />

festgelegt.<br />

• 70-80% aller Fehler am Produkt beruhen auf unzulänglicher Planung und Konzeption vor<br />

dem eigentlichen Fertigungsbeginn, aber:<br />

• 80% der Fehlerbehebung setzt erst <strong>im</strong> Bereich der Endprüfung oder be<strong>im</strong> Kunden in der<br />

Erprobungs- und Einsatzphase ein.


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktplanung<br />

<strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

Q 02404<br />

© iw b 2005<br />

Sicherstellen eines<br />

funktionierenden<br />

<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />

2-25<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Darstellung aller geplanten und<br />

systematischen Tätigkeiten innerhalb<br />

des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems,<br />

die zur Sicherstellung der <strong>Qualität</strong>sforerungen<br />

an eine Einheit getroffen<br />

werden; z.B.:<br />

Abläufe und Zuständigkeiten<br />

Methoden und Prüfverfahren<br />

<strong>Qualität</strong>ssicherung soll Transparenz nach innen und außen schaffen<br />

<strong>Qualität</strong>ssicherung soll für ein Funktionieren des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s sorgen<br />

2.4.4 <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

...<br />

Transparenz des<br />

<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s für:<br />

die Kunden<br />

die Unternehmensführung<br />

Die <strong>Qualität</strong>ssicherung hat zwei Aspekte, zum einen das Schaffen von Transparenz der qualitäts-bezogenen<br />

Aktivitäten nach innen (für die Unternehmensführung) und außen (für die<br />

Kunden) und zum anderen das Sichern des Zusammenspiels der planenden und lenkenden<br />

Funktionen des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s. Den <strong>Qualität</strong>snachweisforderungen der Kunden<br />

kann der Lieferant auf zwei Arten entsprechen:<br />

• Zertifizierung des QM-Systems des Lieferanten durch eine dritte, neutrale Instanz (z.B.<br />

DQS, TÜV, Germanischer Lloyd) (s. Kap. 8).<br />

• Der Kunde n<strong>im</strong>mt be<strong>im</strong> Lieferanten Audits vor. Neben dem bei der Zertifizierung eingesetzten<br />

Systemaudit gibt es das Produkt- und das Verfahrensaudit (s. Kap. 8).<br />

Während der Fokus des Systemaudits das QM-System der Unternehmung ist, zielt das Produktaudit<br />

auf die Überprüfung der produktbezogenen <strong>Qualität</strong>smerkmale aus Kundensicht.<br />

Das Verfahrensaudit bezieht sich auf die Durchleuchtung best<strong>im</strong>mter Arbeitsfolgen oder Verfahren,<br />

die besonders bei bereichsübergreifender Verfolgung Schwachstellen <strong>im</strong> Ablauf aufdecken<br />

kann.


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktplanung<br />

Aufgabe der <strong>Qualität</strong>slenkung<br />

Q 02405<br />

© iw b 2005<br />

kurzfristig<br />

langfristig<br />

2-26<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Überwachung Korrektur<br />

Vorbeugung<br />

Produkt<br />

<strong>Qualität</strong>sprüfung<br />

Prozess<br />

Prozesskontrolle<br />

2.4.5 <strong>Qualität</strong>slenkung<br />

<strong>Qualität</strong>slenkung<br />

Produkt<br />

Prozess<br />

Nacharbeit<br />

Parametervariation<br />

Neue Verfahren,<br />

Rohstoffe & Anlagen<br />

Personal<br />

Aktualisierung<br />

des QS-Wissens<br />

Die <strong>Qualität</strong>slenkung umfasst nach Definition (DIN/ISO 8402) die zur Erfüllung der <strong>Qualität</strong>sforderungen<br />

notwendigen Arbeitstechniken und Tätigkeiten (<strong>Qualität</strong>sforderung: die spezifischen<br />

Anforderungen an die Merkmale einer Einheit zur Ermöglichung ihrer Realisierung und<br />

Prüfung). Dabei können die lenkenden Aktivitäten nach Zeithorizont, Bezug und Intention<br />

unterteilt werden.


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktplanung<br />

<strong>Qualität</strong>sverbesserung<br />

Q 02406<br />

© iw b 2005<br />

Ständige Weiterentwicklung der<br />

Effektivität und Effizienz der<br />

Tätigkeiten und Prozesse zur<br />

Steigerung des Nutzens für die<br />

Kunden und das Unternehmen<br />

2.4.6 <strong>Qualität</strong>sverbesserung<br />

2-27<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

<strong>Qualität</strong>sverbesserung<br />

Das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> darf sich nicht überleben. Die ständige Weiterentwicklung zum<br />

Programm zu machen ist Ziel der <strong>Qualität</strong>sverbesserung. Allerdings darf sich dieses Programm<br />

nicht mit Appellen begnügen, gefordert sind Unternehmensstrukturen und Abläufe,<br />

die die Weiterentwicklung fördern und nicht unnötig hemmen.<br />

Dabei sind das Interesse des Mitarbeiters an seiner Arbeit und die Möglichkeit, sie mitzugestalten,<br />

wesentliche Faktoren für seine Motivation, Verbesserungsmöglichkeiten zu entdecken<br />

und umzusetzen. Aus diesem Grund ist die Verwirklichung am Arbeitsplatz keine leere Formel,<br />

sondern die Bedingung dafür, die Potentiale der Mitarbeiter in hohem Maße ausnutzen<br />

zu können.<br />

• Interesse und Mitwirkung der Mitarbeiter ist entscheidender Erfolgsfaktor<br />

• Ständige Weiterentwicklung ist unabdingbar.


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktplanung<br />

Der Begriff TQM<br />

© iw b 2005<br />

TQM<br />

Q 02501 Quelle: DIN/ISO 8402<br />

2-28<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Auf der Mitwirkung aller ihrer Mitglieder<br />

beruhende Führungsmethode einer Organisation,<br />

die <strong>Qualität</strong> in den Mittelpunkt stellt, und durch Zufriedenstellung<br />

der Kunden auf langfristigen Geschäftserfolg sowie auf Nutzen<br />

für die Mitglieder der Organisation und für die Gesellschaft zielt.<br />

2.5 Total Quality Management<br />

2.5.1 Begriff des Total Quality Management<br />

Definition des Begriffs "Total Quality Management" in der DIN/ISO 8402.


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktplanung<br />

Vision als Programm: totale <strong>Qualität</strong><br />

Q 02502<br />

© iw b 2005<br />

<strong>Qualität</strong>skontrolle<br />

rational - konservativ<br />

<strong>Qualität</strong> ist eine Funktion<br />

von vielen<br />

<strong>Qualität</strong> wird an<br />

Spezialisten delegiert<br />

Produktqualität steht<br />

<strong>im</strong> Vordergrund<br />

Quelle: nach KAM94<br />

2.5.2 Konzept des TQM<br />

Integration der<br />

<strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

integral - halbherzig<br />

<strong>Qualität</strong> als separate<br />

Funktion wird aufgelöst<br />

und in die anderen<br />

integriert<br />

<strong>Qualität</strong> geht jeden an<br />

jeder macht unter<br />

anderem auch <strong>Qualität</strong><br />

<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />

2-29<br />

strategisch -<br />

programmatisch<br />

<strong>Qualität</strong> ist Chefsache<br />

und Führungsaufgabe<br />

<strong>Qualität</strong> ist allen anderen<br />

Funktionen übergeordnet<br />

Produktqualität als<br />

Ergebnis opt<strong>im</strong>aler<br />

Prozesse und Abläufe<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Total Quality Management<br />

ganzheitlichvisionär<br />

Einbindung der QM-Methoden<br />

und -instrum ente in eine<br />

Unternehmenskultur<br />

Identifikation mit den <strong>Qualität</strong>svorstellung<br />

des Kunden<br />

ständige Fortentwicklung als<br />

Programmziel: Die Vision der<br />

perfekten Qualiät von<br />

Produkten und Prozessen,<br />

Organisation und Führung,<br />

Mitarbeiteridentifikation und<br />

Zusammenarbeit<br />

In den Grundhaltungen zur <strong>Qualität</strong> und der Frage, wie man sie realisiert, lassen sich wesentliche<br />

Entwicklungsstufen beobachten. Das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> mit seinen Elementen<br />

wie <strong>Qualität</strong>ssicherung, <strong>Qualität</strong>splanung, etc. ist als Teil der Gesamtführungsaufgabe in den<br />

Normen definiert und spezifiziert. Diese Festschreibung dokumentiert die aktuelle institutionelle<br />

Haltung zur <strong>Qualität</strong>. Auch der Begriff TQM ist in den Normen als Führungsmethode<br />

definiert. Er steht darüber hinaus aber in der einschlägigen Literatur auch für eine Philosophie<br />

und eine best<strong>im</strong>mte Unternehmenskultur, die naturgemäß nicht in einer Norm beschrieben<br />

werden kann. TQM ist als Führungsmethode ein Instrument des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />

• TQM = Philosophie, Unternehmenskultur, Führungsprinzip, Führungsmethode


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktplanung<br />

Aspekte des TQM<br />

Q 02503 Quelle: nach KAM94<br />

© iw b 2005<br />

bereichs- und<br />

funktionsübergreifend<br />

denken und agieren<br />

partnerschaftliche Kommunikation<br />

mit dem Kunden<br />

dialog- und mitwirkungsorientierte<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

Einbeziehung aller<br />

Unternehmensangehörigen<br />

T ständige Q<br />

otal uality<br />

Verbesserungen<br />

M<br />

anagement<br />

- zeigt Führungsqualität (als Vorbildfunktion)<br />

- definiert <strong>Qualität</strong>spolitik und -ziele<br />

- fördert Team- und Lernfähigkeit<br />

- bemüht sich beharrlich um Verbesserungen<br />

2-30<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

<strong>Qualität</strong> der Arbeit<br />

<strong>Qualität</strong> der Prozesse<br />

<strong>Qualität</strong> des Unternehmens<br />

<strong>Qualität</strong> der Produkte<br />

Jeder der drei Buchstaben von TQM steht für einen wichtigen Inhalt:<br />

T für Total meint das Einbeziehen aller Mitarbeiter, aber auch ganz besonders der Kunden,<br />

weg vom isolierten Bereichs- hin zum Ganzheitsdenken.<br />

Q steht für <strong>Qualität</strong>; <strong>Qualität</strong> der Arbeit, des Unternehmens und der Prozesse, aus der heraus<br />

die <strong>Qualität</strong> der Produkte wie selbstverständlich erwächst./KAM94<br />

M für Management schließlich stellt die Vorbildfunktion der Führungskräfte heraus. Als treibende<br />

Kraft definiert das Management die <strong>Qualität</strong>spolitik und -ziele und hält den Verbesserungsprozess<br />

in Gang.


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktplanung<br />

TQM und Führung<br />

Stärke des Wandels<br />

zur <strong>Qualität</strong>sorientierung<br />

Q 02504 Quelle: nach KAM94<br />

© iw b 2005<br />

hoch<br />

niedrig<br />

Bedarf an Führung<br />

2-31<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

TQM verlangt Führung (Leadership)<br />

Führung in beträchtlichem<br />

Ausmaß, aber wenig<br />

Verwaltung nötig<br />

Wenig Verwaltung und<br />

wenig Führung nötig (wie<br />

in den meisten Unternehmen<br />

bis zu Beginn<br />

dieses Jahrhunderts)<br />

niedrig<br />

Bedarf an Verwaltung<br />

Sowohl Führung als auch<br />

Verwaltung in beträchtlichem<br />

Ausmaß erforderlich<br />

(wie heute in den meisten<br />

Unternehmen erforderlich)<br />

Sehr viel Verwaltung, aber<br />

wenig Führung erforderlich<br />

(wie erfolgreiche Unternehmen<br />

in den 50er, 60er und<br />

70er Jahren)<br />

Komplexität des Vorhabens<br />

(abhängig von Unternehmensgröße, Art, Problemstelllung, etc.)<br />

hoch<br />

Total Quality<br />

Management<br />

<strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

2.5.3 Bewältigung des Wandels als Führungsaufgabe des TQM<br />

Management umfasst Aufgaben der Führung und der Verwaltung. Verwaltung bedeutet planen,<br />

budgetieren, organisieren. Führung bedeutet Mitarbeiter auf gemeinsame Zukunftsziele<br />

hin zu motivieren. Das Bild zeigt die sich wandelnden Schwerpunkte in diesen Managementaufgaben.<br />

Im Gegensatz zur Ära der <strong>Qualität</strong>ssicherung mit dem Schwerpunkt auf der Administration<br />

setzt TQM auf Führung <strong>im</strong> Sinne von Teamorientierung, Motivation und Begeisterung,<br />

Kooperation mit anderen Bereichen und die Verfolgung langfristiger <strong>Qualität</strong>sziele.<br />

Traditionelle, autoritär ausgerichtete Führungsstile versagen heute deshalb, da sie die Mitarbeiter<br />

nicht in der Bewältigung tief greifender Wandlungsvorgänge unterstützen.<br />

• Wettbewerbssituation erfordert Wandel zur <strong>Qualität</strong>sorientierung<br />

• Einstellung muss vom Management vorgegeben werden<br />

• Mitarbeiter muss aktive Rolle einnehmen und mit Verantwortung und Befugnissen<br />

ausgestattet sein


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktplanung<br />

TQM als kontinuierlicher Prozess<br />

Q 02505<br />

© iw b 2005<br />

Bewußtseinswandel<br />

Zieldefinition<br />

Führungsstil<br />

Verantwortung<br />

Anstoß /<br />

Initiierung<br />

Motivation<br />

Kunde<br />

TQM<br />

Mitarbeiter /<br />

Lieferanten<br />

2-32<br />

Eigenverantwortung<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Markterfolg<br />

Produktverbesserung<br />

Prozeßverbesserung<br />

Teamarbeit<br />

2.5.4 Ständige Verbesserung als Triebfeder des TQM<br />

Der kontinuierliche Verbesserungsprozess (KVP) ist die Voraussetzung für Markt- und Kundennähe<br />

eines Unternehmens. Das Unternehmen möchte den Kunden ansprechen, erreichen,<br />

ihn gewinnen und behalten. Der Kunde erwartet vom Unternehmen die Erfüllung der<br />

gegebenen Versprechungen.<br />

Deshalb muss der Kundenwunsch der Anstoß für die Zieldefinition des Unternehmens bezogen<br />

auf seine Produkte sein. Die sich ständig wandelnde Marktsituation erfordert eine dauernde<br />

Anpassung der gesetzten <strong>Qualität</strong>s- und Unternehmensziele durch die Unternehmensspitze.<br />

Dann müssen sie "top-down" umgesetzt werden. Voraussetzung dafür sind beispielhaftes<br />

Führungsverhalten und Organisationsstrukturen, die die Mitarbeiter be<strong>im</strong> Bewältigen<br />

des Wandels unterstützen. Sie sollen ihre Erfahrungen in die Verbesserung der Prozesse<br />

und Produkte ‘’bottom-up’’ einfließen lassen. Ein Markterfolg des dynamischer agierenden<br />

Unternehmens ist das Ziel der gemeinsamen Anstrengung, darf aber nicht Ende des<br />

Prozesses sein. Er muss wie ein Motor ständig am Laufen gehalten werden. Das ist auch<br />

eine wesentliche Führungsaufgabe.


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktplanung<br />

2.5.5 Barrieren des Total Quality Management<br />

Fehler bei der Einführung können sein:<br />

• Geringes Engagement des Managements, Mangel eines klaren Konzepts und klarer Ziele<br />

• Irreale Zeitvorstellungen, Unklarheiten über die Reichweite von TQM<br />

• Falsches Selbstverständnis des Steuergremiums, Misstrauen der Mitarbeiter<br />

2-33


<strong>Vorlesungsskript</strong><br />

<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />

<strong>Qualität</strong> <strong>im</strong> Produktlebenszyklus<br />

3 Produktplanung 3-1<br />

3.1 Produktplanung unter <strong>Qualität</strong>saspekten .................................................................3-1<br />

3.1.1 <strong>Qualität</strong>splanung.......................................................................................3-1<br />

3.1.2 Randbedingungen für die Anforderungsliste ............................................3-8<br />

3.2 Ermittlung der Produktanforderungen ......................................................................3-9<br />

3.2.1 Arten von Anforderungen .........................................................................3-9<br />

3.2.2 Einteilung der Kundenanforderungen.....................................................3-10<br />

3.2.3 Datenbeschaffung ..................................................................................3-12<br />

3.3 Umsetzung der Produktanforderungen mit Quality Function Deployment .............3-13<br />

3.3.1 QFD – Ziele und prinzipielles Vorgehen.................................................3-13<br />

3.3.2 Das House of Quality (HoQ) als Ausgangsbasis....................................3-15<br />

3.3.3 Weiteres Vorgehen be<strong>im</strong> QFD ...............................................................3-23<br />

3.3.4 Ergebnisse und Probleme ......................................................................3-28<br />

3-1


Kosten pro Fehler<br />

1<br />

Konsequenzen<br />

für das<br />

Unternehmen<br />

Planung Entwicklung/<br />

Konstruktion<br />

sehr gering<br />

Zehnerregel der Fehlerkosten<br />

Fehlerverhütung Fehlerentdeckung<br />

Fehlerkostenfestlegung<br />

Arbeitsvorbereitung<br />

geringer<br />

Zeitverlust<br />

© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />

3 Produktplanung<br />

10<br />

Fertigung<br />

Nacharbeit viel Nacharbeit Versandkosten<br />

Neuplanung verspätete Verwaltungs-<br />

der Arbeit Auslieferung kosten<br />

zusätzliche Rufschädigung<br />

Kontrolle<br />

Verlust von<br />

Marktanteilen<br />

3-2<br />

100<br />

Fehlerkostenentstehung<br />

Endprüfung<br />

Phase vor dem Beginn der eigentlichen Entwicklungstätigkeit.<br />

1000<br />

Kunde<br />

3.1 Produktplanung unter <strong>Qualität</strong>saspekten<br />

3.1.1 <strong>Qualität</strong>splanung<br />

Unter <strong>Qualität</strong>splanung versteht man nach DIN 55350 Teil 11 die<br />

“Festlegung der Produktanforderungen und der Umsetzungsmöglichkeiten unter Berücksichtigung<br />

qualitätskonformer Aspekte”.<br />

Da bereits in der Entwicklung und Konstruktion etwa 70% der späteren Herstellkosten des<br />

Produkts festgelegt werden – und damit in ähnlicher Höhe alle weiteren Produkteigenschaften<br />

– ist die <strong>Qualität</strong>splanung von großer Bedeutung. So müssen die Aspekte der <strong>Qualität</strong><br />

bereits dort sorgfältig geplant und festgelegt sein.<br />

Aufgaben der <strong>Qualität</strong>splanung sind:<br />

• Planung der Produkteigenschaften<br />

• Planung der Realisierung<br />

• <strong>Qualität</strong>ssicherung (QS)-Programmplanung<br />

• Nachweisführung.<br />

Bzw. nach DIN ISO 8402:<br />

• Planung bzgl. Produkt<br />

• Planung bzgl. Führungs- und Ausführungstätigkeiten<br />

• Vorbereitung von <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>plänen, Treffen von Vorkehrungen für <strong>Qualität</strong>sver-besserungen<br />

(QS-Systemplanung und Prüfplanung sind nicht Aufgaben der <strong>Qualität</strong>splanung).


U-Bahn Anbindung fehlt(e),<br />

Parkplatzsituation kritisch<br />

Bedeutung der Aufgabenklärung<br />

© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />

3-3<br />

Bedienung erfordert hohe Aufmerksamkeit<br />

Sonnenschutz fehlt(e)


Phasenspezifisch<br />

Quelle: Pfeifer<br />

Nachweisführung<br />

Entwicklung<br />

Konstruktion<br />

Arbeitsvorbereitung<br />

Fertigung<br />

Produktspezifisch<br />

Aufgaben der <strong>Qualität</strong>splanung<br />

© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />

Planung der Produkteigenschaften<br />

Zuverlässigkeitssicherung Sicherheitsanforderungen<br />

Ausfallhypothesen<br />

Zuverl.-<br />

Analysen<br />

Aufgaben der <strong>Qualität</strong>splanung sind:<br />

• Planung der Produkteigenschaften<br />

• Planung der Verwirklichung<br />

• QS-Programmplanung<br />

• Nachweisführung.<br />

bzw. nach DIN ISO 8402:<br />

Kundenanforderungen,<br />

Technische Spezifikationen<br />

Zuverlässigkeitsberechnung<br />

3-4<br />

<strong>Qualität</strong>splanung<br />

Vertrag<br />

____________<br />

_________________<br />

_________________ Checkliste<br />

_________________<br />

_________________ ____________<br />

_________________<br />

_________________<br />

_________________ Lastenheft<br />

_________________<br />

_________________ ____________<br />

_________________<br />

_________________<br />

_________________<br />

_________________<br />

_________________<br />

_________________<br />

_________________<br />

_________________<br />

_________________<br />

Risikoakzeptanz<br />

Sicherheitsanalysen<br />

QS-Programmplanung<br />

Festlegung der produktbezogenen<br />

QS-Maßnahmen:<br />

• QS-Methoden <strong>im</strong> Produktzyklus<br />

• QS-Organisation<br />

Anforderungsliste<br />

Kraft Sicher Ta st e<br />

Bedienung funktional<br />

QFD<br />

Taste<br />

2 4<br />

Rasten<br />

3 4<br />

Kontakt<br />

3 3<br />

Sc halten<br />

2 5<br />

Anzeigen<br />

4 4<br />

Auslösen<br />

3 3<br />

Mit nehm en<br />

2 4<br />

elektrisch me ch anísch<br />

St rom AC/DC Weg Feder [N,<br />

[A] [V] [mm] N/ mm]<br />

Kennlinie<br />

min. Kraf t<br />

max. Kraf t<br />

Ausrasten<br />

Einrasten<br />

Signal<br />

Last<br />

Signal<br />

Last<br />

Na chfol ger<br />

Vorgän ger<br />

Priorität<br />

Verkaufsp unkt<br />

Gewi chtu ng<br />

Gewichtung 11 4 11 4 17 25 47 12 8<br />

Priorität 9 3 9 3 22 1, 0 55 12 9<br />

Vorgänger 4 2 250 12 3,2 2, 0 15 6 lin.<br />

Nachfolger 5 2 250 12 3,0 4, 0 15 7 lin.<br />

Risiko<br />

Sicherheitsbewertung<br />

Planung der<br />

Realisierungsbedingungen<br />

Produktionsmittel<br />

Management<br />

Personal<br />

• Planung bzgl. Produkt<br />

• Planung bzgl. Führungs- und Ausführungstätigkeiten<br />

• Vorbereitung von <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>plänen, Treffen von Vorkehrungen für <strong>Qualität</strong>sverbesserungen<br />

(QS-Systemplanung und Prüfplanung sind nicht Aufgaben der <strong>Qualität</strong>splanung).<br />

Zeugnis


%<br />

150<br />

100<br />

50<br />

Quelle: Masing<br />

© 2006 P f Li d<br />

Wert<br />

KapazitätsanforderungenHaushaltsspühlmaschine<br />

Untererfüllung<br />

hart bestraft<br />

Wertfunktion eines <strong>Qualität</strong>smerkmals<br />

KapazitätsanforderungenGastronomiespühlmaschine<br />

Übererfüllung<br />

kärglich belohnt<br />

Kapazität<br />

(z. B. Maßgedecke je Stunde)<br />

3.1.1.1 Planung der Produkteigenschaften<br />

Der Nutzer beurteilt die <strong>Qualität</strong> durch die Erfüllung seiner Anforderungen an das Produkt.<br />

Aus diesem Grund müssen Wünsche eines Kunden, für die er bereit ist zu zahlen, erfüllt<br />

werden. Ein Übertreffen seiner Standardanforderungen empfindet der Kunde nur dann als<br />

positiv, wenn es ihm einen zusätzlichen Nutzen verschafft. Ist das nicht der Fall, wird der<br />

Kunde nicht bereit sein, für diese Übererfüllung zu zahlen.<br />

Werden alltägliche Anwendungsfälle durch das Produkt nicht zufrieden stellend abgedeckt,<br />

wird sich das Produkt – wenn überhaupt – nur unter erheblichen Preisabschlägen verkaufen<br />

lassen. Bei solch einer Untererfüllung der Anforderungen des Kunden lassen sich die Herstellkosten<br />

nicht mehr decken.<br />

Dies lässt sich in einer Wertfunktion darstellen (s. Bild).<br />

3-5<br />

Aufgaben der<br />

Produktplanung<br />

• <strong>Qualität</strong>sanforderungen<br />

des Marktes/Kunden<br />

ermitteln<br />

• <strong>Qualität</strong>sanforderungen<br />

auf Erfüllbarkeit<br />

überprüfen<br />

• Lasten-/Pflichtenheft<br />

überprüfen<br />

• System für Kundenrückinformationunterhalten


Merkmal<br />

Nr.<br />

1. Aussehen<br />

2. Verarbeitung<br />

3. Handhabung<br />

4. Wartung<br />

5. Reparatur<br />

6. Zubehör<br />

7. Betriebssicherheit<br />

8. Garantie<br />

<strong>Qualität</strong>s- und Preisvergleich zur Ermittlung der Preiswürdigkeit<br />

1<br />

veraltet<br />

grob, unsauber<br />

umständlich<br />

aufwendig<br />

nur Werksreparatur<br />

möglich<br />

Hersteller können<br />

Zubehör liefern<br />

sicher be<strong>im</strong> Betrieb unter<br />

zahlreichen Vorschriften<br />

1 /2 Jahr<br />

Punktwert<br />

2<br />

dem Zeitgeschmack<br />

entsprechend<br />

Vertrauen erweckend<br />

einfach<br />

normal<br />

Reparatur durch<br />

Fachpersonal<br />

teilweise mitgeliefert,<br />

teilweise Zukauf<br />

bei normaler<br />

Beanspruchung sicher<br />

1 Jahr<br />

erreichte Punktzahl<br />

relative <strong>Qualität</strong> =<br />

max. erreichbare Punktzahl<br />

Qi<br />

rel Q<br />

max<br />

Quelle: Pfeifer<br />

© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />

<strong>Qualität</strong>svergleich Preisvergleich<br />

3-6<br />

3<br />

der Zeit voraus,<br />

richtunggebend<br />

werkstoff- und<br />

funktionsgerecht<br />

narrensicher<br />

wartungsfrei<br />

keine Reparatur innerhalb<br />

der Garantie zu erwarten<br />

Kundenbaukasten<br />

absolut betriebssicher<br />

über 5 Jahre<br />

Katalog<br />

idealer Preis<br />

relativer Preis =<br />

Produktpreis<br />

Prel P<br />

= Pi<br />

Pideal<br />

Preislisten<br />

__________<br />

__________<br />

__________<br />

__________<br />

Technische __________<br />

Daten<br />

__________<br />

__________<br />

__________<br />

__________<br />

__________<br />

ideal Q = ; = 0,<br />

7*<br />

Pmin<br />

Die <strong>Qualität</strong> eines Produkts wird vom Nutzer dem Preis gegenübergestellt. Der Kunde entscheidet<br />

sich bei der Wahl eines Produkts dabei für das preiswürdigste. Deshalb muss ein<br />

Hersteller auch die Konkurrenzprodukte entsprechend den Kundenanforderungen hinsichtlich<br />

ihrer Preiswürdigkeit beurteilen.<br />

Eine quantifizierte Preiswürdigkeit lässt sich darstellen als<br />

Preiswürdigkeitsurteil PW = relative <strong>Qualität</strong> Q<br />

rel<br />

⋅ relativer Preis P<br />

rel<br />

Die relative <strong>Qualität</strong> Qrel lässt sich z.B. aus einem Bewertungsschema ableiten, der relative<br />

Preis ergibt sich aus den Marktpreisen Pi vergleichbarer Produkte.<br />

P<br />

P rel =<br />

P<br />

ideal<br />

i


Quelle: VDI 2225<br />

Preiswürdigkeitsurteil PW<br />

PW = Q * P<br />

relativer Preis<br />

P rel =<br />

relative <strong>Qualität</strong><br />

Q =<br />

rel<br />

rel<br />

Pideal<br />

Pi<br />

Qi<br />

Qmax<br />

Preiswürdigkeitsdiagramm<br />

relativer Preis<br />

0,5<br />

© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />

rel<br />

3-7<br />

1<br />

0<br />

Produkt 2<br />

zunehmende Preiswürdigkeit<br />

0<br />

relative <strong>Qualität</strong><br />

Produkt 4<br />

Produkt 1<br />

Produkt 3<br />

0,5 1<br />

Ingenieure in den Entwicklungsabteilungen versuchen häufig, das technisch Machbare umzusetzen.<br />

Dabei entstehen Produkte, die weit mehr leisten können, als der Kunde erwartet.<br />

Hieraus ergibt sich folgende Forderung:<br />

Das Produkt muss das leisten, was der Kunde will, nicht mehr (wegen der unnötigen Kosten)<br />

und nicht weniger (wegen des <strong>Qualität</strong>sdefizits und dem damit verbundenen Verlust an Kunden).<br />

Dies hat zu einem angemessenen Preis zu erfolgen.<br />

Um ein kundengerechtes Produkt zu realisieren, müssen neben der ausreichenden Erfüllung<br />

der vorhandenen Funktionen, alle Kundenanforderungen beachtet werden.


Quelle:Pfeifer<br />

Planung des <strong>Qualität</strong>ssicherungsprogramms<br />

Produktidee <strong>Qualität</strong>splanung Entwicklung<br />

<strong>Qualität</strong>splanung<br />

QS-Programmplanung<br />

Dokumentation<br />

aller QS-<br />

Maßnahmen<br />

Festlegen<br />

der QS-<br />

Organisation<br />

QS-<br />

Programmplan<br />

© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />

<strong>im</strong><br />

Zuverlässigkeitssicherung<br />

3-8<br />

Arbeitsvorbereitung<br />

Zeichnungsfreigabe<br />

Produktnutzung<br />

Prüfplanerstellung<br />

Trend: Zunehmende Parallelisierung<br />

der Prozessschritte<br />

3.1.1.2 QS-Programmplanung und Nachweisführung<br />

Den Begriff QS-Programmplanung/Nachweisführung definiert DIN 55350 Teil 11 wie folgt:<br />

„Alle notwendigen Tätigkeiten, um das Vertrauen herzustellen, dass die <strong>Qualität</strong>sforderungen<br />

erfüllt werden.“<br />

Insbesondere bei komplexen Produkten müssen frühzeitig die QS-Aktivitäten geplant werden.<br />

Hierzu wird ein Programm aufgestellt, in dem wesentliche Punkte über durchzuführende<br />

QS-Maßnahmen in der Entwicklungsphase festgelegt werden, die zu best<strong>im</strong>mten Terminen<br />

erfüllt sein müssen (<strong>im</strong> Sinne einer Freigabevoraussetzung).<br />

Weiterhin ist die Nachweisführung für eine Zertifizierung nach DIN ISO 9001 gefordert. Vor<br />

allem bei sicherheitstechnisch relevanten Produkten war diese Norm bereits bisher verbreitet.


(vgl. DIN 9004T1)<br />

Einbaukonfiguration<br />

Randbedingungen für die Anforderungsliste<br />

Leistungsmerkmale<br />

Verpackung<br />

© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />

3-9<br />

Anforderungsliste<br />

sensorische Merkmale<br />

Darlegung der <strong>Qualität</strong>ssicherung,<br />

Verifizierung<br />

Q<br />

anzuwendende<br />

Normen<br />

3.1.2 Randbedingungen für die Anforderungsliste<br />

Um grundlegende Randbedingungen darzustellen, werden durch das Marketing bereits in<br />

der Definitionsphase Anforderungen an das Produkt formuliert. Hierbei ist eine umfassende<br />

Sicht aller möglichen Anforderungen notwendig.<br />

§§§§


gesetzliche<br />

Best<strong>im</strong>mungen<br />

• Sicherheit<br />

• Umweltverträglichkeit<br />

• Recyclingfähigkeit<br />

• Lärmemission<br />

•…<br />

Anforderungen an Produkte<br />

unternehmensinterne<br />

Anforderungen<br />

• Montagegerecht<br />

• Fertigungsgerecht<br />

• Standardteilverwendung<br />

• Firmennormen<br />

•…<br />

© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />

3.2 Ermittlung der Produktanforderungen<br />

3.2.1 Arten von Anforderungen<br />

Anforderungen an ein Produkt kommen von drei Seiten:<br />

3-10<br />

…<br />

Kundenanforderungen<br />

•Preis<br />

• Leistung<br />

• Aussehen<br />

•…<br />

• Ausgangspunkt der Anforderungsermittlung ist in erster Linie der Kunde.<br />

• Durch gesetzliche Best<strong>im</strong>mungen werden einzuhaltende Bedingungen festgelegt.<br />

• Unternehmensinterne Vorgaben dienen vor allem der Montage- und Fertigungsgerechtheit<br />

sowie der Standardisierung.


Forderung nach<br />

Begeisterungsmerkmalen<br />

(z. B. Oberkorbspülen)<br />

<strong>Qualität</strong>s- und<br />

Leistungsanforderungen<br />

(z. B. Anzahl von Maßgedecken, Wasser und<br />

Energieverbrauch)<br />

Arten von Kundenanforderungen<br />

Kundenzufriedenheit<br />

© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />

3-11<br />

Erfüllungsgrad<br />

der Forderungen<br />

Grundforderungen<br />

(z. B. Maschine spült sauber,<br />

Maschine beschädigt kein Geschirr)<br />

3.2.2 Einteilung der Kundenanforderungen<br />

Es gibt nach dem Kano-Modell drei Arten von Kundenanforderungen:<br />

• Grundforderungen (Basic)<br />

• <strong>Qualität</strong>s- und Leistungsforderungen (Performance)<br />

KANO-Modell<br />

• Begeisterungsforderung (Excitement).<br />

Die Erfüllung der drei Forderungsarten trägt in verschiedener Art zur Zufriedenheit bei:<br />

Die Erfüllung der Grundforderung wird vom Kunden erwartet. Er setzt die Erfüllung voraus,<br />

ohne dass er dies explizit ausspricht bzw. fordert. Die entsprechenden Produktmerkmale<br />

werden als Stand der Technik angesehen. Die Erfüllung bringt keine Zufriedenheit, die<br />

Nichterfüllung jedoch ein hohes Maß an Unzufriedenheit.<br />

Die Forderung nach Leistung und <strong>Qualität</strong> ergibt einen proportionalen Zusammenhang<br />

zwischen der Zufriedenheit und der Erfüllung der Leistungsforderungen. Je mehr Leistung<br />

bzw. <strong>Qualität</strong> das Produkt hat, desto zufriedener ist der Kunde. Dies wird er auch als<br />

Wunsch formulieren.<br />

Forderung nach Begeisterungsmerkmalen sind Forderungen nach Produktmerkmalen,<br />

welche das eine Produkt vom anderen abheben. Der Kunde wird diese Produktmerkmale<br />

nicht erwarten und auch nicht formulieren. Wenn er sie erfährt, wird er jedoch überrascht<br />

sein und ihnen einen positiven Nutzen zumessen, der seine Begeisterung auslöst.<br />

Die einzelnen Forderungen verändern <strong>im</strong> Zeitablauf ihre Zuordnung zu den Kategorien: So<br />

werden Begeisterungsmerkmale, da sie in <strong>im</strong>mer mehr Produkten am Markt enthalten sind,<br />

zu Leistungsmerkmalen und letztlich zum Stand der Technik, d.h. sie gehen in die Grundforderungen<br />

des Kunden über.


Ermittlung der Kundenanforderungen (intern und extern)<br />

• Kundenumfragen, Kundeninterviews, Kundenforen, Expertengespräche<br />

• Werbeveranstaltungen, Messen, Prototypenvorstellung, Lifestyle Planning<br />

• Trendforschung<br />

• Interne Informationsquellen:<br />

– Reklamationen, Beschwerdemanagement<br />

– Außendienst (Kundendienstmonteure, Vertriebsingenieure)<br />

� Wer sind die Kunden?<br />

� Warum benutzten sie das Produkt?<br />

� Wozu benutzen sie das Produkt?<br />

� Wann benutzen sie das Produkt?<br />

Frageliste zu Kundenanforderungen:<br />

© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />

3-12<br />

� Wo benutzen sie das Produkt?<br />

� Wie benutzen sie das Produkt?<br />

� Was sind ihre Vorlieben?<br />

� Welche Trends sind zu erwarten?


pr<strong>im</strong>äre<br />

Erhebung<br />

• Befragung<br />

(Experten, Händler, Kunden)<br />

• Beobachtung<br />

(Feld-, Laborbeobachtung)<br />

• Exper<strong>im</strong>ent<br />

(Feld-/Laborexper<strong>im</strong>ent,<br />

Sukzessiv-, S<strong>im</strong>ultanexper<strong>im</strong>ent)<br />

• Panelverfahren<br />

(Händler-, Verbraucherpanel)<br />

Ermittlung der Kundenanforderungen<br />

© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />

3-13<br />

Kunde<br />

Marktforschung Vertrieb, Entwicklung<br />

und Konstruktion<br />

sekundäre<br />

Erhebung<br />

• extern<br />

(amtl. Statistik, Wirtschaftsverbände,<br />

Fachliteratur, …)<br />

• intern<br />

(Reklamationen, Garantiefälle)<br />

Festlegung der Spezifikation<br />

<strong>im</strong> Verlauf von<br />

Auftragsgesprächen<br />

3.2.3 Datenbeschaffung<br />

Abhängig vom Kundentyp (z.B. Einzelauftraggeber, Massenmarkt) sind verschiedene Datenerhebungsmethoden<br />

üblich. Grundsätzlich sind folgende Möglichkeiten gegeben:<br />

• Befragung,<br />

• Beobachtung,<br />

• Exper<strong>im</strong>ent,<br />

• Panelverfahren,<br />

• Sekundärquellen.<br />

Befragung:<br />

Expertenbefragung, Händlerbefragung, Kundenbefragung, Vollerhebung, Stichproben<br />

Beobachtung:<br />

Feldbeobachtung, Laborbeobachtung<br />

Exper<strong>im</strong>ent:<br />

Feld-/Laborexper<strong>im</strong>ent, Sukzessiv-/S<strong>im</strong>ultanexper<strong>im</strong>ent (hintereinander, gleichzeitig), eine<br />

bzw. verschiedene Gruppen vor und nach bzw. nur nach dem Testfaktor<br />

Panel:<br />

Ausgewählter Personenkreis wird über längeren Zeitraum wiederholt zum gleichen Gegenstand<br />

befragt. Händler-, Verbraucherpanel (Haushalts-, Einzelpersonenpanel) usw.<br />

Sekundärmaterial:<br />

extern: z.B. amtl. Statistik, Wirtschaftsverbände, wissenschaftliche Institute, Fachliteratur,<br />

-zeitschriften, Geschäftsberichte, .... Intern: Betriebsstatistik


gesetzliche<br />

Best<strong>im</strong>mungen<br />

Unterstützung des<br />

Produkterstellungsprozesses<br />

mit QFD<br />

Ziel von „Quality Function Deployment“<br />

© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />

Kundenanforderungen<br />

werden übersetzt in<br />

Produktmerkmale<br />

werden umgesetzt in<br />

Fertigungs-, Montage-, Prüfprozesse<br />

kundengerechtes Produkt<br />

3-14<br />

ergibt ein<br />

findet Akzeptanz auf dem<br />

Markt<br />

unternehmensinterne<br />

Anforderungen<br />

3.3 Umsetzung der Produktanforderungen mit Quality Function<br />

Deployment<br />

3.3.1 QFD – Ziele und prinzipielles Vorgehen<br />

Ziel von QFD ist es die Forderung des Kunden („St<strong>im</strong>me des Kunden“) in jeder Phase des<br />

Produktentstehungsprozesses als Maß für Entscheidungen zu sehen. Nicht das technisch<br />

Machbare, sondern nur das vom Kunden Geforderte soll in der Produktentwicklung verwirklicht<br />

werden.<br />

Die Anforderungen werden als Zielvorgaben für die Entwicklung und Produktion an alle betroffenen<br />

Stellen weitergegeben und angepasst. Grundlegender Ansatz des QFD ist die Verbindung<br />

von Produkteigenschaften auf verschiedenen Modellierungsstufen mit Hilfe von Matrizen.<br />

Diese dienen als Kommunikationsmittel und Schnittstellen für die integrierte, s<strong>im</strong>ultane<br />

Arbeit in SE-Teams.


Zusammensetzung des QFD-Teams<br />

Das QFD-Team besteht üblicherweise aus vier bis sieben Personen und verfügt<br />

über Fachkompetenz bezüglich:<br />

– Marketing<br />

– Beschaffung<br />

– Produktplanung<br />

– Controlling<br />

– Entwicklung/Konstruktion<br />

– <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />

– Herstellung/Prüfung<br />

– Vertrieb, Service<br />

© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />

Was passiert bei QFD?<br />

• Große Informationsmengen werden durch interdisziplinäre Zusammenarbeit<br />

– erfasst, verdichtet, strukturiert,<br />

– in miteinander verknüpften Matrizen (House of Quality) dargestellt und<br />

– schließlich bewertet und priorisiert.<br />

• Durch die Aufgabe, ein House of Quality (HoQ) zu erstellen, wird das QFD-<br />

Team angehalten, alle für die Planung notwendigen Informationen zu<br />

beschaffen und transparente, nachvollziehbare Entscheidungsgrundlagen zu<br />

erarbeiten.<br />

• Das strukturierte Vorgehen unterstützt auch die Koordination und Abst<strong>im</strong>mung<br />

bei der Teamarbeit.<br />

© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />

3-15


Bedeutung der<br />

Spaltenwerte<br />

Schwierigkeitsgrad<br />

Technische<br />

Zielwerte<br />

Technischer<br />

Vergleich zum<br />

Wettbewerb<br />

Hinweis 1<br />

Hinweis 2<br />

absolut<br />

relativ [%]<br />

besser<br />

2<br />

4<br />

6<br />

8<br />

10<br />

schlechter<br />

Der QFD Prozess: House of Quality<br />

Hinweis<br />

Änderungsrichtung<br />

Kunden<br />

Vergleich zum<br />

WIE A B Wettbewerb aus für<br />

Cahrakteristiken<br />

Kundensicht<br />

schlechter besser<br />

WAS 2 4 6 8 10<br />

Kunden-<br />

Bedeutung<br />

forderungen<br />

B<br />

Bedeutung<br />

© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />

3-16<br />

IST-Bewertung<br />

Wettbewerber A<br />

Wettbewerber B<br />

Soll-Zustand/Ziel<br />

E Entwicklungsbedarf<br />

V Verkaufsschwerpunkt<br />

G Gewichtung<br />

3.3.2 Das House of Quality (HoQ) als Ausgangsbasis<br />

Erstellen der Ausgangsmatrix:<br />

1. Ausgangspunkt sind die gewichteten Kundenforderungen: Der Kunde äußert verschiedene<br />

Wünsche an das Produkt und gibt an, wie wichtig ihm die einzelnen Wünsche relativ<br />

zueinander sind. Pr<strong>im</strong>äre Fragestellung: Was soll das Produkt leisten?<br />

Für jede Kundenforderung werden vom QFD-Team <strong>Qualität</strong>smerkmale definiert, mit deren<br />

Hilfe sich die Kundenforderungen quantifizieren lassen (techn. Spezifikation). Dabei stellt<br />

sich die pr<strong>im</strong>äre Frage: Wie kann die Erfüllung der Kundenforderungen technisch beschrieben<br />

und gemessen werden?<br />

Beispielsweise ist eine Kundenforderung für einen Geschirrspüler: “Soll wenig Wasser<br />

verbrauchen”. Wobei der “Verbrauch von Wasser bei Standardprogramm in l” ein <strong>Qualität</strong>smerkmal<br />

darstellt.<br />

2. Für die einzelnen <strong>Qualität</strong>smerkmale werden Zielwerte best<strong>im</strong>mt (z.B. Zielverbrauch 20l<br />

Wasser) und der Schwierigkeitsgrad bezüglich des Erreichens des Wertes eingeschätzt<br />

(“Wie viel” - Frage). Besondere Schwierigkeiten sollten entweder zur Verwendung<br />

eines anderen <strong>Qualität</strong>smerkmals führen, das die Kundenforderung ebenso beschreibt<br />

und leichter zu verwirklichen ist oder zu besonderen Anstrengungen in der<br />

Entwicklung führen.“<br />

3. Im so genannten Dach des HoQ werden positive und negative Wechselwirkungen zwischen<br />

<strong>Qualität</strong>smerkmalen gekennzeichnet. Negative Wechselwirkungen erfordern besondere<br />

Anstrengungen, um dennoch eine kundenideale Lösung zu verwirklichen. Gegebenenfalls<br />

sind neue Lösungsprinzipien zu erarbeiten.<br />

4. Eigene Vorgängerprodukte werden aus Kundensicht und durch die technischen Merkmale<br />

(<strong>Qualität</strong>smerkmale) mit Konkurrenzprodukten verglichen. Es zeigt sich, wo Konkurrenzprodukte<br />

besser waren und wo aus der Kundenbeurteilung heraus ein besonderer Verbesserungsbedarf<br />

am eigenen Produkt besteht.


Kundenwünsche<br />

Kundenforderungen<br />

Kundenbedürfnisse<br />

1 Ermittlung und Strukturierung der Kundenforderungen<br />

WAS<br />

© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />

Kundenforderungen<br />

Erstellung des <strong>Qualität</strong>splans<br />

© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />

2<br />

WAS<br />

3-17<br />

BEWERTUNG<br />

Vergleich mit Wettbewerb<br />

(aus Kunden-Sicht) 2a<br />

Übertrag<br />

<strong>Qualität</strong>splan<br />

2b


3 Umsetzung der Kundenforderungen in technische Merkmale<br />

Kundenforderungen<br />

<strong>Qualität</strong>sentwurf<br />

WAS<br />

WIE<br />

Wie sollen Kundenwünsche<br />

erfüllt<br />

werden?<br />

© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />

© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />

3-18<br />

3a<br />

Technische Merkmale<br />

3b Quantifizierung der WIE‘s<br />

4 Verknüpfung der Kundenforderungen und der technischen Merkmale<br />

Kundenforderungen<br />

WAS<br />

WIE<br />

4b<br />

4a<br />

Abhängigkeiten<br />

Technische Merkmale<br />

Berechnung der relativen<br />

und der absoluten<br />

Bedeutung


© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />

6<br />

5<br />

Das House of Quality (HoQ) - Korrelationsmatrix<br />

Korrelationsmatrix<br />

WIE<br />

© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />

3-19<br />

Technische Merkmale<br />

Das House of Quality (HoQ) – technische Bedeutung <strong>im</strong> Vergleich mit der<br />

Kundenbewertung<br />

<strong>Qualität</strong>sentwurf<br />

WIE<br />

Vergleich mit<br />

Wettbewerb (aus<br />

technischer Sicht)<br />

WIE VIEL<br />

6a<br />

Technische Merkmale<br />

6b<br />

WARUM<br />

<strong>Qualität</strong>splan<br />

Vergleich von 6a mit 2


Schwierigkeitsgrad<br />

7<br />

Schwierigkeit der Erfüllung der Zielwerte<br />

© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />

© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />

7<br />

Was ist QFD?<br />

Quality Function Deployment ist eine formalisierte<br />

Methode, um in fachübergreifender Teamarbeit<br />

Kundenanforderungen und Kundenerwartungen<br />

zielorientiert in Produkteigenschaften<br />

umzusetzen. QFD ist in allen Phasen der<br />

Produktentstehung einsetzbar. Die Methode kann<br />

auch auf technische Prozesse, Dienstleistungen,<br />

Entwicklung von Marketing- und<br />

Geschäftsstrategien etc. angewendet werden.<br />

3-20<br />

Wie schwierig ist die<br />

Erfüllung der Merkmale<br />

mit ihren Zielen?<br />

Einflussfaktoren und Zusammenhänge werden systematisch ermittelt und in<br />

einem „House of Quality“ übersichtlich dargestellt und bewertet.<br />

St<strong>im</strong>me des Ingenieurs<br />

St<strong>im</strong>me des Kunden


Bedeutung der<br />

Spaltenwerte<br />

Schwierigkeitsgrad<br />

Technische<br />

Zielwerte<br />

Technischer<br />

Vergleich zum<br />

Wettbewerb<br />

Hinweis 1<br />

Hinweis 2<br />

absolut<br />

relativ [%]<br />

besser<br />

2<br />

4<br />

6<br />

8<br />

10<br />

schlechter<br />

Der QFD Prozess: House of Quality<br />

Hinweis<br />

Änderungsrichtung<br />

Kunden<br />

Vergleich zum<br />

WIE A B<br />

für<br />

Wettbewerb aus<br />

Cahrakteristiken<br />

Kundensicht<br />

3a<br />

schlechter besser<br />

WAS 2 4 6 8 10<br />

Kunden-<br />

Bedeutung<br />

forderungen<br />

B<br />

Bedeutung<br />

© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

1 4a<br />

2<br />

7<br />

6a<br />

4b<br />

3b 6b<br />

Zusammenfassung der neun Abschnitte I<br />

© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />

3-21<br />

IST-Bewertung<br />

Wettbewerber A<br />

Wettbewerber B<br />

Soll-Zustand/Ziel<br />

E Entwicklungsbedarf<br />

V Verkaufsschwerpunkt<br />

G Gewichtung<br />

Kundenanforderungen („St<strong>im</strong>me des Kunden“) unter (1) und Bedeutung (B) der<br />

Kundenanforderungen in den daneben liegenden Spalten eintragen.<br />

a) Bewertung des eigenen Produkts (der Dienstleistung) <strong>im</strong> Vergleich zu gleichartigen<br />

Produkten der Wettbewerber aus Sicht der Kunden durchführen, entweder durch subjektiven<br />

Vergleich durch die Kunden, Benchmarking oder Ergebnissen der Kundenbefragung.<br />

b) Übertrag der Werte.<br />

a) Wie sollen die Kundenwünsche erfüllt werden? Eintragen der charakteristischen Merkmale<br />

der Funktionen, welche die Kundenanforderungen erfüllen.<br />

b) Welche Zielwerte sollen die Merkmale (3a) erreichen? In welche Richtung soll eine<br />

Veränderung erfolgen?<br />

Beziehungsstärke der WIE‘s zu den WAS‘s:<br />

a) Wie stark unterstützt das Merkmal (3a) die Forderung des Kunden (1)? Bewertung: 9-3-1,<br />

noch besser sind Symbole.<br />

b) Multiplikation der Zahlenwerte (4a) mit den Zahlenwerten der Spalte „Bedeutung“<br />

(1). Anschließend Addition der einzelnen Zellen in den Spalten und Berechnung der relativen<br />

Bedeutung (%).<br />

2


5<br />

6<br />

7<br />

Zusammenfassung der Arbeitsschritte II<br />

Korrelationen <strong>im</strong> Dach überprüfen, Vergleich der einzelnen WIE-Merkmale:<br />

Gibt es positive oder negative Korrelationen?<br />

a) Technischer Vergleich und Bewertung durch das eigene Unternehmen.<br />

b) St<strong>im</strong>men die Bewertungen (6a) mit dem subjektiven Vergleich (2) überein oder gibt es starke<br />

Abweichungen?<br />

Wie schwierig ist die Erfüllung der Merkmale mit ihren Zielwerten?<br />

Abschließend: Interpretation der Ergebnisse durch das QFD-Team.<br />

© 2005 Prof. Lindemann QM WS05/06<br />

leicht zu benutzen<br />

anhalten fahren<br />

Gangabstufung<br />

House of Quality<br />

Hinweis<br />

Änderungsrichtung ? ? ? ? ?<br />

Kunden<br />

Vergleich zum<br />

WIE A B<br />

für<br />

Wettbewerb aus<br />

Cahrakteristiken<br />

Kundensicht<br />

schlechter besser<br />

WAS 2 4 6 8 10<br />

Kunden-<br />

Bedeutung<br />

forderungen<br />

1 2 3 4 5<br />

B<br />

Bedeutung<br />

bequem zu<br />

treten 7<br />

leicht zu<br />

lenken 5<br />

x<br />

x<br />

7<br />

5<br />

8<br />

9<br />

5<br />

9<br />

7<br />

8<br />

10 1,2 1,3 10,5<br />

9 1 1 5<br />

Berge<br />

hochfahren 9<br />

x<br />

9 6 9 4 10 1,6 1,5 21,6<br />

schnell<br />

bremsen 6<br />

x<br />

6 5 9 6 10 2 1,5 18<br />

gewohnt<br />

bremsen 2<br />

2 8 6 6 8 1 1 2<br />

SchaltgenauigkeitBremsverzögerungRollwiderstand<br />

© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />

Vorlauf<br />

Bedeutung der absolut<br />

Spaltenwerte relativ [%]<br />

Schwierigkeitsgrad<br />

Technische<br />

Zielwerte<br />

besser<br />

2<br />

5 cm vor<br />

21<br />

Durch-<br />

Gänge stoßpunkt<br />

Technischer 4<br />

Vergleich zum<br />

Wettbewerb<br />

6<br />

8<br />

10<br />

x x<br />

schlechter<br />

x<br />

0,8 g<br />

x<br />

x<br />

3-22<br />

x<br />

IST-Bewertung<br />

Wettbewerber A<br />

Wettbewerber B<br />

Soll-Zustand/Ziel<br />

E Entwicklungsbedarf<br />

V Verkaufsschwerpunkt<br />

G Gewichtung<br />

Legende:<br />

schwach (1)<br />

mittel (3)<br />

stark (6)


Prioritäten<br />

House of Quality<br />

Randbedingungen<br />

leicht zu benutzen<br />

anhalten fahren<br />

Bedeutung der absolut<br />

Spaltenwerte relativ [%]<br />

Schwierigkeitsgrad<br />

Technische<br />

Zielwerte<br />

besser<br />

2<br />

5 cm vor<br />

21<br />

Durch-<br />

Gänge stoßpunkt<br />

Technischer 4<br />

Vergleich zum<br />

Wettbewerb<br />

6<br />

8<br />

10<br />

x x<br />

schlechter<br />

Zusammenfassung<br />

© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />

x<br />

0,8 g<br />

x<br />

3-23<br />

x<br />

Darstellung von Zielkonflikten<br />

x<br />

x<br />

x<br />

Schwerpunkt<br />

IST-Bewertung<br />

Wettbewerber A<br />

Wettbewerber B<br />

Soll-Zustand/Ziel<br />

E Entwicklungsbedarf<br />

V Verkaufsschwerpunkt<br />

G Gewichtung<br />

Hinweis<br />

Änderungsrichtung ?<br />

? ? ? ?<br />

Kunden<br />

Vergleich zum<br />

WIE A B<br />

für<br />

Wettbewerb aus<br />

Cahrakteristiken<br />

Kundensicht<br />

schlechter besser<br />

WAS 2 4 6 8 10<br />

Kunden-<br />

Bedeutung<br />

forderungen<br />

1 2 3 4 5<br />

B<br />

Bedeutung<br />

bequem zu<br />

treten 7<br />

x<br />

7 8 5 7 10 1,2 1,3 10,5<br />

leicht zu<br />

lenken 5<br />

x<br />

5 9 9 8 9 1 1 5<br />

Berge<br />

hochfahren 9<br />

schnell<br />

9 6 9 4 10 1,6 1,5 21,6<br />

bremsen 6<br />

6 5 9 6 10 2 1,5 18<br />

gewohnt<br />

bremsen 2<br />

2 8 6 6 8 1 1 2<br />

Gangabstufung<br />

Vorlauf<br />

SchaltgenauigkeitBremsverzögerungRollwiderstand


Gewichtung der<br />

Kundenanforderungen<br />

Kundenanforderungen<br />

Gewichtung der<br />

<strong>Qualität</strong>smerkmale<br />

Funktionen<br />

Baugruppen<br />

Einzelteile<br />

2 4<br />

3 4<br />

2 3<br />

4 4<br />

2 5<br />

3 3<br />

2 3<br />

QFD-Matrizenstruktur nach Akao<br />

3 3<br />

2 4<br />

3 4<br />

3 5<br />

2 5<br />

© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

<strong>Qualität</strong>smerkmale<br />

des Endprodukts<br />

•<br />

•<br />

3-24<br />

•<br />

•<br />

Gewichtung der Funktionen,<br />

Entwicklungsprioritäten,<br />

Zielkostenaufteilung<br />

Baugruppengewichtung,<br />

Baugruppenkosten,<br />

Engpässe<br />

3.3.3 Weiteres Vorgehen be<strong>im</strong> QFD<br />

Aus den Kundenforderungen und weiteren zu berücksichtigenden Anforderungen (gesetzliche,<br />

unter-nehmensinterne) werden Produktfunktionen analysiert. Dies geschieht ähnlich der<br />

Funktionsanalyse in der Wertanalyse.<br />

Beispielhafte Funktionen des Geschirrspülers sind etwa “Wasser aufheizen” oder “Geräusch<br />

dämmen”.<br />

Diese Funktionen werden zum einen bezogen auf die Erfüllung der gewählten <strong>Qualität</strong>smerkmale<br />

und zum anderen auf die Einhaltung der Kundenforderungen gewichtet. Dies geschieht<br />

jeweils in eigens dafür erstellten Matrizen, in denen die Stärke der Verknüpfung eingetragen<br />

wird.<br />

Zur Funktionserfüllung werden anschließend Baugruppen bzw. Komponenten best<strong>im</strong>mt.<br />

Auch hier wird wieder die technische Beurteilung und die Gewichtung aus Kundensicht in<br />

Matrizen berücksichtigt.<br />

Auf die gleiche Weise werden Funktionen bis auf Bauteile konkretisiert. Hieraus lassen sich<br />

Fertigungs-, Prüf- und Montageprozesse best<strong>im</strong>men.<br />

•<br />

•<br />

•<br />


Quelle: King<br />

Kundenwünsche<br />

Funktionen<br />

Baugruppen<br />

Teile, Komponenten<br />

QS-Prozessentwicklung<br />

<strong>Qualität</strong>smerkmale<br />

QFD-Matrixstruktur nach King<br />

Kosten,<br />

Sonderfunktionen<br />

© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />

Es gibt verschiedene Darstellungen von QFD alle verfolgen die Verknüpfung der Kundenforderungen<br />

mit technischen Merkmalen und deren Umsetzung in Produktmerkmale, Funktionen,<br />

Baugruppen und Prozesse mit Matrizen.<br />

Matrix of Matrices<br />

Ansatz von Bob King: Ableitung einer Matrix von Matrizen aus der Idee von Akao:<br />

Starrer Aufbau, einzelne Matrizen werden je nach Bedarf ausgefüllt. Kochrezeptartiges Vorgehen,<br />

dabei wird der Sinn jeder einzelnen Matrix wird erläutert.<br />

Four Houses of Quality<br />

Vereinfachtes Modell von Makabe, verbreitet durch das American Supplier Institute (ASI):<br />

Vier starre Matrizen zur Produkt-, Komponenten-, Prozess- und Produktionsplanung.<br />

3-25<br />

Mechanismen<br />

Fehlermöglichkeiten<br />

Methoden<br />

(WA, FMEA, …)


Kundenanforderungen<br />

Quelle: Hauser/Clausing<br />

Matrixstruktur nach Makabe/Sullivan/American Supplier Institute<br />

Produktplanung<br />

Komponentenplanung<br />

<strong>Qualität</strong>smerkmale<br />

Zielgröße<br />

© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />

Markt<br />

neuer<br />

bestehender<br />

<strong>Qualität</strong>smerkmale<br />

Teilemerkmale<br />

Zielgröße<br />

3-26<br />

Teilemerkmale<br />

Prozessplanung<br />

Fertigungsprozesse<br />

Zielgröße Fertiguns-<br />

Wann ist die Methode QFD geeignet?<br />

sehr gut<br />

geeignet<br />

© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />

kann<br />

verwendet<br />

werden<br />

Produktionsplanung<br />

prozesse<br />

Produktionsmittel<br />

Zielgröße<br />

Eignung<br />

prüfen<br />

gering mittel hoch sehr hoch<br />

Neuheitsgrad der Entwicklung


© 2006 P f Li d<br />

3.3.4 Ergebnisse und Probleme<br />

Vorteile durch QFD<br />

Vorteile von QFD<br />

• Vermeidung von „Schnellschüssen“, aber Chance auf wohldurchdachte und<br />

strukturierte Ergebnisse hoher <strong>Qualität</strong>.<br />

• Identifikation von Engpässen, dadurch gezielter Ressourceneinsatz möglich.<br />

Die Folge: Einhaltung und Beschleunigung der Entwicklungszeiten (dies ist mit<br />

der entscheidenste Faktor für die Rentabilität).<br />

• Deutliche Kostenreduzierung möglich (dazu muss QFD beherrscht werden!).<br />

• Nachvollziehbare Einbindung der Kundenanforderungen in den<br />

Produkterstellungsprozess (DIN ISO 9001).<br />

• Integration aller an der Produkterstellung beteiligter Bereiche.<br />

• Verknüpfung und Berücksichtigung aller Bedürfnisse möglich.<br />

• Informationsspeicherung, Arbeitsstrukturierung.<br />

Die schrittweise Befüllung der Verknüpfungsmatrizen ermöglicht in jeder Phase der Produkterstellung<br />

eine Beurteilung der Bedeutung der Erfüllung von Anforderungen aus Sicht des<br />

Kunden. Weiterhin kann dadurch eine Aussage bezüglich der technischen Schwierigkeit<br />

bzw. der nötigen Anstrengung zur Realisierung von Anforderungen gemacht werden. Man<br />

erkennt bereits in der Planung, wo der Einsatz der Entwicklungsressourcen schwerpunktmäßig<br />

stattfinden muss.<br />

Dies führt schließlich dazu, dass ein Produkt erstellt wird, das den Kundenanforderungen<br />

opt<strong>im</strong>al gerecht wird. Der Produktentstehungsprozess ist von Beginn an auf die Schwachpunkte<br />

des Produkts ausgerichtet und die Berücksichtigung aller Forderungen ist gewährleistet.<br />

Als Folge wird nicht nur der Ressourceneinsatz opt<strong>im</strong>iert, sondern die gesamte Entwicklungszeit<br />

bis zum Produktionsbeginn kann verkürzt werden.<br />

Die Anfangsphase geht langsamer vor sich als gewöhnlich. Gerade in dieser Phase ist ein<br />

sorgfältiger Produktentwurf aber auch wichtig, da Fehler später nur unter unverhältnismäßig<br />

großem Aufwand beseitigt werden können (vgl. “Rule of Ten”). Das Ergebnis von QFD ist ein<br />

wohlstrukturiertes Produktkonzept hoher <strong>Qualität</strong>, durch das spätere Änderungen weitgehend<br />

vermieden werden können.<br />

3-27


© 2006 P f Li d<br />

Schwierigkeiten bei QFD<br />

Probleme bei QFD<br />

• Die <strong>Qualität</strong>stabelle wird zu groß (nicht selten über 100x100 Elemente), wenn<br />

die rechtzeitige Reduzierung der Umfänge auf das Wesentliche versäumt<br />

wurde.<br />

• Mangelhafte Kunden- und Anwenderinformationen.<br />

• Keine Erfahrung mit Teammethoden, mangelnde Kompetenz des QFD-<br />

Projektleiters/-Moderators.<br />

• Aufwand für ein QFD-Projekt wird unterschätzt (zu wenig Zeit/Personal).<br />

• QFD sollte nicht auf Entwicklungen völlig neuer Produkte angewendet werden.<br />

QFD-Projekte, die ein Misserfolg waren, weisen häufig folgende Probleme auf:<br />

• Das Projekt war das erste und einzige QFD-Projekt. QFD muss jedoch erst erlernt und<br />

geübt werden. Be<strong>im</strong> ersten Mal berichten auch die erfolgreichen QFD-Anwender selten<br />

von einem Zeit- und Kostenvorteil. Erst bei weiteren Anwendungen zeigte sich ein solcher<br />

Nutzen.<br />

• Projekt- und Teamleiter waren nicht fähig oder hatten nicht die nötigen Kompetenzen.<br />

• Um konkurrierende Abteilungsinteressen koordinieren zu können, muss es einen Machtpromotor<br />

geben. Bekanntes Problem aller bereichsübergreifenden Teammethoden.<br />

• QFD-Projekt abgebrochen, da der Aufwand unterschätzt wurde. Zu wenig Zeit und Personal<br />

zur Unterstützung der Teamarbeit ließ das Projekt scheitern.<br />

3-28


Vorteile einer Produktentwicklung mit QFD<br />

Durch den Einsatz von QFD in der Produktentwicklung…<br />

• wird das Produkt kundenorientiert entwickelt,<br />

• werden Zusammenhänge dokumentiert,<br />

• werden Entscheidungen nachvollziehbarer,<br />

• werden Zielkonflikte frühzeitig erkannt,<br />

• wird die gesamte Produktentwicklung kürzer,<br />

• wird die Zusammenarbeit verbessert,<br />

•…<br />

© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />

3-29


<strong>Vorlesungsskript</strong><br />

<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />

<strong>Qualität</strong> <strong>im</strong> Produktlebenszyklus<br />

4 Produktentwicklung und -konstruktion (Produktdesign) 4-1<br />

4.1 <strong>Qualität</strong>ssicherung in Entwicklung und Konstruktion................................................4-2<br />

4.2 <strong>Qualität</strong>sverbesserung mit Checklisten....................................................................4-4<br />

4.2.1 Konstruktionsfreigabe (Design Review) ...................................................4-4<br />

4.2.2 Sonstige Anwendungsmöglichkeiten von Checklisten .............................4-6<br />

4.2.3 Fehlerbaumanalyse FBA (Fault Tree Analysis FTA) ................................4-8<br />

4.3 <strong>Qualität</strong>sverbesserung durch strukturierte Analyse potentieller Fehler..................4-11<br />

4.3.1 Fehler-Möglichkeits- und Einfluß-Analyse FMEA ...................................4-11<br />

4.4 <strong>Qualität</strong>sverbesserung durch S<strong>im</strong>ulation................................................................4-23<br />

4.4.1 Rechners<strong>im</strong>ulation..................................................................................4-23<br />

4.4.2 Versuche zur Eigenschaftsfrüherkennung..............................................4-25<br />

3-1


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktentwicklung und -konstruktion<br />

Entwicklung und Konstruktion <strong>im</strong><br />

weiteren Sinn (Produktdesign):<br />

Quelle: DIN ISO 9001<br />

• Entwicklung und Konstruktion<br />

- Konzept<br />

- Entwurf<br />

- Gestaltung<br />

- Berechnung<br />

Produktdesign und Designlenkung<br />

© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />

Aufgabe der Designlenkung:<br />

Entwurfsqualität sichern<br />

• Entwicklung planen<br />

- Personal<br />

- Hilfsmittel<br />

- Organisation und Schnittstellen<br />

• Vorgaben für die Entwicklung<br />

• Entwicklungsergebnisse<br />

- Erfüllung der Vorgaben<br />

- Annahmekriterien<br />

- Gesetzliche Vorschriften<br />

- Kritische Merkmale<br />

• Prüfen der Entwicklungsergebnisse<br />

- Entwurfsprüfungen (Design Reviews)<br />

- Qualifikationsprüfungen<br />

- Alternative Berechnungen<br />

- Vergleich mit ähnlichen Produkten<br />

• Entwurfsänderungen<br />

- Durchführung<br />

- Prüfung<br />

- Freigabe<br />

4 Produktentwicklung und -konstruktion (Produktdesign)<br />

Entwicklung und Konstruktion <strong>im</strong> Sinne des Produktdesign ist mehr als durch die enge Begriffsauslegung<br />

best<strong>im</strong>mt ist:<br />

Nach DIN ISO 9001 kann das Design die Entwicklung, Berechnung, Konstruktion, Entwurf,<br />

Gestaltung und Konzept einschließen.<br />

Die Designlenkung soll die Entwurfsqualität sichern.<br />

4 - 1


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktentwicklung und -konstruktion<br />

© 2006 P f Li d<br />

4.1 <strong>Qualität</strong>ssicherung in Entwicklung und Konstruktion<br />

Technische Änderungen <strong>im</strong> Produkterstellungsprozess sind häufig, aber auch teuer und zeitaufwendig.<br />

Um diese Änderungen in der Entwicklungsphase und v.a. nach dem Produktionsanlauf<br />

zu vermeiden, müssen rechtzeitig Maßnahmen ergriffen werden, um die <strong>Qualität</strong><br />

des Produkts bereits in der Entstehungsphase sicherzustellen.<br />

Hierzu wurden Instrumente zur vorbeugenden <strong>Qualität</strong>ssicherung geschaffen, sog. präventive<br />

<strong>Qualität</strong>smaßnahmen. Beispiele hierfür sind die:<br />

− Konstruktionsfreigabe (Design-Review),<br />

− <strong>Qualität</strong>sbewertung,<br />

− Fehlermöglichkeits- und -einflussanalyse FMEA,<br />

− Fehlerbaumanalyse FBA,<br />

− S<strong>im</strong>ulation und<br />

Präventive <strong>Qualität</strong>smaßnahmen und ihre Auswirkungen<br />

Präventive <strong>Qualität</strong>smaßnahmen<br />

Quality Function Deployment<br />

Konstruktions-FMEA<br />

Fehlerbaumanalyse<br />

<strong>Qualität</strong>sbewertung<br />

Design Review<br />

Prozess-FMEA<br />

statistische Versuchsmethodik<br />

statistische Toleranzanalyse<br />

Entwicklung Prozessplanung Fertigung<br />

Marktforschung Konstruktion Einkauf<br />

Fertigungsfreigabe<br />

− Statistische Toleranzanalyse.<br />

Einzelne Instrumente wie z.B. FMEA, statistische Toleranzanalyse und S<strong>im</strong>ulation sind nicht<br />

auf die Entwicklungs- und Konstruktionsphase beschränkt.<br />

Zeit<br />

4 - 2<br />

Häufigkeit der konstruktiven Änderungen<br />

US-Firmen<br />

Jap.-Firmen<br />

Serienanlauf<br />

-24 Monate -3 Monate 3 Monate<br />

Quelle: Pfeifer


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktentwicklung und -konstruktion<br />

Problem- und Handlungsfelder <strong>im</strong> Integrierten Änderungsmanagement<br />

Hohe Häufigkeit der<br />

Wiederholung von Fehlern<br />

Späte Erkennung von<br />

Änderungen<br />

Ausschließliche Betrachtung<br />

der Änderungssymptome<br />

Unstrukturierte Problemlösung<br />

Keine Lösungsalternativen<br />

Hohe Anzahl an<br />

Folgeänderungen<br />

Fehlende Kosten-/<br />

Nutzenanalyse<br />

Lange Durchlaufzeiten<br />

von Änderungen<br />

Mangelhafte Dokumentation<br />

und Auswertung<br />

© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />

Vermeidung und<br />

Vorverlagerung von Änderungen<br />

Änderungserkennung<br />

Problem- und<br />

Ursachenanalyse<br />

Synthese von<br />

Lösungsalternativen<br />

Auswirkungserfassung und<br />

Änderungsplanung<br />

Wirtschaftliche Bewertung<br />

und Entscheidung<br />

Effiziente Abwicklung<br />

von Änderungen<br />

Lernorientierte Auswertung<br />

von Änderungsdaten<br />

4 - 3<br />

Integriertes Änderungsmanagement<br />

Methode<br />

Methode<br />

Methode<br />

Methode<br />

Methode<br />

Methode<br />

Methode<br />

Methode


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktentwicklung und -konstruktion<br />

Nr.<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

Checkpunkt<br />

…<br />

Beispiel für ein Design Review einer Produktkomponente<br />

Review-Checkliste<br />

Ausarbeitungsphase<br />

Produkt: Spülmaschine X/7<br />

Wird die max<strong>im</strong>ale Fördermenge erreicht?<br />

Werden Verunreinigungen ausreichend gefiltert?<br />

Ist der Dauerbetrieb gewährleistet?<br />

St<strong>im</strong>men die Anschlussmaße?<br />

Sind die elektrischen Kontakte spritzwassergeschützt?<br />

Sind die Steckverbindungen verwechslungssicher?<br />

Sind die Steckverbindungen vibrationsfest?<br />

Ist die Pumpe leicht austauschbar?<br />

© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />

4 - 4<br />

i. O.<br />

Stand: 10/04<br />

Objekt: Pumpe<br />

Ident.-Nr.: 4711<br />

n. i. O.<br />

Bemerkung<br />

4.2 <strong>Qualität</strong>sverbesserung mit Checklisten<br />

Bei der <strong>Qualität</strong>sverbesserung handelt es sich nach DIN ISO 9004 T4 um Maßnahmen zur<br />

Erhöhung der Effektivität und Effizienz von Prozessen zur Erzielung von ergänzendem Nutzen<br />

sowohl für die Organisation als auch für ihre Kunden.<br />

4.2.1 Konstruktionsfreigabe (Design Review)<br />

Die Konstruktionsfreigabe bzw. das Design Review ist eine kritische Entwurfsüberprüfung<br />

und verfolgt dabei folgende Aufgaben:<br />

• Nutzen der Erfahrung aller Beteiligten,<br />

• Bereichsübergreifende Kommunikation ermöglichen,<br />

• Auffinden von Fehlern und Unzulänglichkeiten,<br />

• Dokumentation der Ergebnisse.<br />

Zur Durchführung von Design Reviews werden Checklisten angewendet, die ausgehend von<br />

Erfahrungen mit früheren Projekten aufgebaut werden können.<br />

Ein Design Review ist durch andere Methoden abzusichern (z. B. FMEA, Versuchsmethoden,<br />

...).


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktentwicklung und -konstruktion<br />

Quelle: Leist/Scharnagel<br />

Freigabezeitpunkte für ein Design Review<br />

Feinentwurf Realisierung<br />

Feinentwürfe HW<br />

Baugr. Testpläne<br />

Feinentwürfe SW<br />

Baugr. Testpläne<br />

Integrations-Testpläne<br />

Schulungskonzept<br />

QS-Plan<br />

Schaltungsentwurf<br />

© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />

Code Erstellung<br />

Projekt- und Terminverfolgung<br />

Review Phasenende<br />

4 - 5<br />

Baugr. Erstellung Baugr. Test<br />

Integrations-Test-Spec.<br />

System-Test-Plan<br />

System-Test-Spec.<br />

Fertigungsunterlagen<br />

Modul Test<br />

Be<strong>im</strong> Design Review werden am Ende von definierten Arbeitsphasen bzw. Meilensteinen die<br />

Ergebnisse auf Einhaltung der zu Beginn definierten Anforderungen überprüft. Ziel dabei ist<br />

das frühzeitige Aufdecken von Fehlern oder Unzulänglichkeiten, um so früh wie möglich Lösungen<br />

zu deren Vermeidung bzw. Behebung zu erarbeiten. Dadurch kann eine Reduzierung<br />

der Änderungen sowie die Verkürzung der Entwicklungszeiten erreicht werden.


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktentwicklung und -konstruktion<br />

rein technische<br />

Anforderungen<br />

Checkliste für technisch-wirtschaftliche und organisatorische Anforderungen<br />

technische<br />

Umgebung<br />

techn.-wirtschaftl.<br />

Anforderungen<br />

Schnittstellen Kosten<br />

Mensch,<br />

Gesellschaft,<br />

© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />

Anforderungen<br />

Gesetze, Normen,<br />

Patente,<br />

Garantien<br />

4 - 6<br />

organisatorische<br />

Anforderungen<br />

Zeit Personal Hilfsmittel<br />

• Terminplan?<br />

Umwelt • Hardware?<br />

• Versuchszeit?<br />

• Software?<br />

• Festigkeit?<br />

• Reparaturzeit?<br />

• Messgeräte?<br />

• Lebensdauer?<br />

• Kostenziel?<br />

• Inbetriebnahme?<br />

• Sonder-<br />

•<br />

• Montierbar?<br />

• Betriebskosten?<br />

•<br />

werkzeuge?<br />

• Schwingungen?<br />

• Instand- • Schutzrechte?<br />

• Schulung?<br />

• Wartung und<br />

•<br />

haltungskosten? • Werkstoff- und<br />

• Kundendienst?<br />

Instand-<br />

• Entsorgungs- Prüfvorschriften?<br />

• Kapazität?<br />

haltung? • Vertriebskosten?<br />

• Garantiezeiten?<br />

• Beratung?<br />

• Transportgünstig? •<br />

• Entsorgung?<br />

• Dokumentation?<br />

probleme? • Design?<br />

•<br />

•<br />

•<br />

• Sicherheit?<br />

Quelle: Ehrlenspiel<br />

• Recycling?<br />

•<br />

4.2.2 Sonstige Anwendungsmöglichkeiten von Checklisten<br />

Checklisten lassen sich nach verschiedenen Gesichtspunkten erstellen. Je nach Zweck, Einsatzbereich,<br />

Phase und Konkretisierungsstufe können entsprechend gestaltete Listen zur<br />

Absicherung eines Produktentwurfs herangezogen werden. So werden in der Managementebene<br />

weniger detaillierte, dafür weit reichendere Listen Anwendung finden als in der Komponenten-<br />

und Bauteilkonstruktion.


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktentwicklung und -konstruktion<br />

Inhalt<br />

Zeitpunkt<br />

Ziel<br />

© 2006 P f Li d<br />

Freigabe QB1<br />

<strong>Qualität</strong>sbewertung<br />

QB1<br />

Theoretische Vorbereitung<br />

bezüglich Funktion und<br />

Zuverlässigkeit<br />

Ende der Konstruktionsphase<br />

<strong>Qualität</strong>sbewertung mit Checklisten<br />

QB2<br />

Auswertung des <strong>Qualität</strong>sstandes<br />

aufgrund der<br />

Mustergeräteerprobung<br />

Ende der Nullserien<br />

Freigabe QB2<br />

Einzelbewertung<br />

1. Allgemein<br />

QB1<br />

QB2<br />

1.1 Gesetzliche Vorschriften ?_____________ ?_____________<br />

1.2 Eigene Spezifikation ?_____________ ?_____________<br />

1.3 …<br />

?_____________ ?_____________<br />

1.4 …<br />

?_____________ ?_____________<br />

2. Zuverlässigkeit<br />

2.1 Spültechnik<br />

2.2 Betriebsfunktion<br />

2.3 Bedienung<br />

2.4 …<br />

?_____________<br />

?_____________<br />

?_____________<br />

?_____________<br />

?_____________<br />

?_____________<br />

?_____________<br />

?_____________<br />

3. Terminplanung<br />

4. Herstellbarkeit<br />

.<br />

.<br />

.<br />

?_____________ ?_____________<br />

Nachweis des<br />

<strong>Qualität</strong>sstandes aufgrund<br />

von Erprobungsergebnissen<br />

der Nullserien<br />

Ende der Nullserien, zum<br />

Serienanlauf<br />

Freigabe QB3<br />

Nach DIN ISO 8402 Nr. 4.6 versteht man unter dem Begriff <strong>Qualität</strong>sbewertung die<br />

„Systematische Untersuchung, inwieweit eine Einheit fähig ist, die festgelegten <strong>Qualität</strong>sforderungen<br />

zu erfüllen.“ Die <strong>Qualität</strong>sbewertung bezieht sich dabei z. B. auf Prozesse, Personal,<br />

Systeme und Lieferanten.<br />

Ein Beispiel für <strong>Qualität</strong>sbewertungen sind sog. <strong>Qualität</strong>saudits, in der Phase der Entwicklung<br />

und Konstruktion spricht man in diesem Zusammenhang von einem Produktaudit. Ein<br />

<strong>Qualität</strong>saudit ist eine systematische Überprüfung des QS-Systems, es wird von unabhängigen<br />

Stellen durchgeführt. Das Produktaudit ist eine Untersuchung von Produkten zur Beurteilung<br />

des <strong>Qualität</strong>ssicherungssystems.<br />

QB3<br />

4 - 7<br />

QB3<br />

?_____________<br />

?_____________<br />

?_____________<br />

?_____________<br />

1.1 Gesetzliche Vorschriften<br />

• Erfüllung sämtlicher VDE-Vorschriften<br />

?_____________<br />

• Erfüllung der DVGW Vorschriften<br />

?_____________<br />

• Erfüllung länderspezifischer Vorschriften<br />

?_____________<br />

• Physiologische Unbedenklichkeit<br />

?_____________<br />

?_____________<br />

1.2 Eigene Spezifikation<br />

QB1<br />

QB2<br />

QB3<br />

?________ ?________ ?________<br />

?________ ?________ ?________<br />

?________ ?________ ?________<br />

?________ ?________ ?________<br />

?________ ?________ ?________<br />

?________ ?________ ?________


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktentwicklung und -konstruktion<br />

Pr<strong>im</strong>ärausfall<br />

Motor dreht<br />

nicht<br />

=1<br />

Sekundärausfall<br />

Fehlerbaumanalyse eines Pumpenmotorausfalls<br />

Kommandoausfall<br />

Wasserpumpe<br />

läuft nicht an<br />

© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />

=1<br />

Presssitz<br />

locker<br />

wird nicht<br />

angetrieben<br />

4 - 8<br />

Welle<br />

gebrochen<br />

Pumpenrotor<br />

dreht nicht<br />

=1<br />

Materialermüdung<br />

blockiert<br />

Umgebungseinflüsse<br />

Temperatur Spülmittel Alterung<br />

4.2.3 Fehlerbaumanalyse FBA (Fault Tree Analysis FTA)<br />

Die FBA ist die systematische Suche nach denkbaren Ursachen für einen best<strong>im</strong>mten Fehler.<br />

Ausgehend von Fehlern werden alle möglichen Ausfallkombinationen in Form eines Fehlerbaums<br />

dargestellt (logische Verknüpfungen aller Ausfallmöglichkeiten).<br />

Die FBA ermöglicht:<br />

• Identifikation aller möglichen Ausfälle bzw. Ausfallkombinationen mit ihren Ursachen,<br />

• Darstellung kritischer Ereigniskombinationen,<br />

• Berechnung von Zuverlässigkeitskenngrößen<br />

(z.B. Wahrscheinlichkeit eines Ereignisses, Verfügbarkeit),<br />

• übersichtliche Dokumentation und Darstellung von Ausfallmechanismen und deren Zusammenhänge.


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktentwicklung und -konstruktion<br />

Quelle: Pfeifer<br />

Ablauf einer Fehlerbaumanalyse<br />

Fehlerbaumanalyse<br />

Systemanalyse<br />

Festlegung der unerwünschten Ereignisse und der Ausfallkriterien<br />

Festlegung der relevanten Zuverlässigkeitskenngröße und des Zeitintervalls<br />

Best<strong>im</strong>mung der Ausfallarten der Komponenten<br />

Aufstellung des Fehlerbaums<br />

Bewertung der Eingänge des Fehlerbaums mit Ausfallraten, Ausfallzeiten, etc.<br />

Auswertung des Fehlerbaums<br />

Bewertung der Ergebnisse<br />

© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />

Die FBA ermöglicht neben der Untersuchung von Produkten auch die Betrachtung von Fertigungsprozessen.<br />

Folgende Stichpunkte beschreiben das Vorgehen bei der Erstellung einer FBA:<br />

− Systemanalyse,<br />

− Festlegung des unerwünschten Ereignisses und der Ausfallkriterien,<br />

− Festlegung der relevanten Zuverlässigkeitskenngrößen und des Zeitintervalls,<br />

− Best<strong>im</strong>mung der Ausfallarten der Komponenten,<br />

− Aufstellung des Fehlerbaums,<br />

− Bewertung der Eingänge des Fehlerbaums mit Ausfallraten, Ausfallzeiten, etc.,<br />

− Auswertung des Fehlerbaums,<br />

− Bewertung der Ergebnisse.<br />

Die FBA wird vorallem bei Sicherheitsanalysen von logisch verknüpften Systemen eingesetzt.<br />

Dabei werden die Ausfallarten in drei Kategorien unterschieden:<br />

− Pr<strong>im</strong>ärausfall (Ausfall bei zulässigen Einsatzbedingungen z. B. wegen Materialfehler o. Ä.)<br />

− Sekundärausfall (Ausfall bei unzulässigen Bedingungen z. B. Umgebungseinflüsse)<br />

− Kommandoausfall (Fehlbedienung, Missbrauch).<br />

Ein Fehlerbaum wird soweit ausgeführt, bis in allen Zweigen Pr<strong>im</strong>ärausfälle vorhanden sind.<br />

Diese sind dann die Ursachen für den untersuchten Fehler.<br />

4 - 9


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktentwicklung und -konstruktion<br />

Der Fehlerbaum <strong>im</strong> Rahmen der System-Produkt-FMEA<br />

Bauteil 1<br />

Funktion Bauteil 1<br />

Fehlfunktion Bauteil 1<br />

Baugruppe 1<br />

Funktion Baugruppe 1<br />

Fehlfunktion Baugruppe 1<br />

jeweils logische Einheit aus Strukturelement,<br />

Funktion und Fehlfunktion<br />

© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />

Produkt/Lieferumfang<br />

Funktion Produkt/Lieferumfang<br />

Fehlfunktion Produkt/Lieferumfang<br />

Bauteil 2<br />

Funktion Bauteil 2<br />

Fehlfunktion Bauteil 2<br />

4 - 10<br />

Folge<br />

Ursache<br />

Bauteil 3<br />

Funktion Bauteil 3<br />

Fehlfunktion Bauteil 3<br />

1. Schritt<br />

2. Schritt<br />

3. Schritt<br />

4. Schritt


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktentwicklung und -konstruktion<br />

Grundgedanken der Fehlermöglichkeits- und Einflussanalyse (FMEA)<br />

6.<br />

Wie können<br />

Fehlfunktionen entdeckt<br />

werden, bevor sie zum<br />

Kunden gelangen bzw.<br />

Schäden verursachen?<br />

Wie wahrscheinlich ist das<br />

Auftreten einer<br />

Fehlfunktion?<br />

Welche Funktionen<br />

erfüllen die Elemente<br />

meines Produkts?<br />

© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />

1.<br />

5.<br />

Frühzeitiges Erkennen von<br />

potenziellen Fehlern sowie<br />

deren Auswirkungen auf die<br />

Produktfunktion <strong>im</strong> Rahmen des<br />

Produkterstellunsprozesses<br />

Wie hoch ist die<br />

Bedeutung der<br />

Fehlfunktion?<br />

4 - 11<br />

4.<br />

2.<br />

Welche Fehlfunktionen<br />

können auftreten?<br />

3.<br />

Welche Ursachen und<br />

welche Auswirkungen<br />

haben die Fehlfunktionen<br />

auf die Funktion des<br />

Gesamtprodukts bzw. die<br />

Umwelt?<br />

4.3 <strong>Qualität</strong>sverbesserung durch strukturierte Analyse potenzieller<br />

Fehler<br />

Zur Fehlervermeidung in den planerischen Phasen werden in der DIN ISO 9004 “periodische<br />

Entwurfsbewertungen an signifikanten Entwicklungsstufen” gefordert. Als Beispiele werden<br />

dort die Fehlermöglichkeits- und -einflussanalyse FMEA sowie die Fehlerbaumanalyse FBA<br />

angegeben.<br />

4.3.1 Fehlermöglichkeits- und -einflussanalyse FMEA<br />

(engl. Bezeichnung: Failure Mode and Effects Analysis)<br />

Die FMEA wird auf die potenziellen Fehler be<strong>im</strong> Planen des Gesamtprodukts (System-<br />

FMEA, Zusammenwirken einzelner Systeme <strong>im</strong> Gesamtsystem), be<strong>im</strong> Konstruieren von<br />

Baugruppen oder Einzelteilen (Konstruktions- oder Produkt-FMEA) und bei der Planung der<br />

Produktionsprozesse für das Produkt (Prozess-FMEA, vgl. Pkt. 6.2) angewandt.<br />

Ziel: Potenzielle Fehler in der Entwurfsphase zu entdecken, deren Risiko zu beurteilen und<br />

ggf. zu beseitigen, sowie die Sammlung von Fehlerzusammenhängen.<br />

Die FMEA lehnt sich an die Ausfalleffektanalyse nach DIN 25448 an und wurde zunächst<br />

v.a. von der Automobilindustrie angewandt und verbreitet. In der Industrie gibt es heute, von<br />

den verschiedenen Anwendungsbereichen geprägte, Abwandlungen, z. B. FMECA (FME<br />

and Criticality Analysis; Luftfahrt), Matrix-Form-FMEA (Elektronik-Ind.)


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktentwicklung und -konstruktion<br />

Nach VDA und vielen<br />

Lieferverträgen verpflichtend<br />

Moderationshilfsmittel für<br />

Projektteams<br />

Weitere Aspekte der System-Produkt-FMEA<br />

Projektfortschrittskontrolle<br />

© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />

100%<br />

75%<br />

50%<br />

25%<br />

0%<br />

Weniger Iterationen <strong>im</strong><br />

Entwicklungsprozess durch<br />

frühe Fehlererkennung,<br />

wichtiges Hilfsmittel der<br />

Eigenschaftsfrüherkennung<br />

96%<br />

FMEA<br />

© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />

4 - 12<br />

Dokumentation von<br />

Erfahrungen und<br />

„Expertenwissen“<br />

Verbreitungsgrad der FMEA<br />

80%<br />

Automobilindustrie Elektrounternehmen<br />

Verringerung der<br />

Änderungshäufigkeit nach<br />

Serienanläufen<br />

50%<br />

andere<br />

Verbesserung der<br />

Produktqualität<br />

Stand 1999


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktentwicklung und -konstruktion<br />

Charakteristika:<br />

Charakteristika der FMEA<br />

• Strukturierte Vorgehensweise<br />

• Teamorientierte Methode<br />

• Dokumentationshilfsmittel<br />

• Kennzahlensystem für objektive Risikobewertung<br />

• Hoher Zeitaufwand<br />

© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />

Die Schritte zur Erstellung der System-Produkt-FMEA<br />

Definition der Systemelemente und Systemstruktur<br />

Suche nach Funktionen und Funktionsstrukturen<br />

Fehleranalyse<br />

Bewertung des Risikos<br />

Opt<strong>im</strong>ierung des Systems<br />

© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />

4 - 13<br />

Bearbeitung <strong>im</strong><br />

Fehlerbaum<br />

Bearbeitung <strong>im</strong> FMEA Formblatt


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktentwicklung und -konstruktion<br />

Erzeugnis<br />

Fahrzeug<br />

Fahrzeug<br />

bleibt<br />

liegen<br />

Funktionsträger<br />

Motor<br />

Motor<br />

defekt<br />

Konstruktionsgruppe<br />

Motorbremssystem<br />

„System-FMEA 2“<br />

Folge Fehler Ursache<br />

Quelle: Edenhofer<br />

Motorbremsleistung<br />

zu<br />

gering<br />

Einordnung der FMEA-Arten<br />

Untersystem<br />

„Konstant<br />

-drosselbremssystem“<br />

Konstantdrosselbremsleistung<br />

fehlt<br />

Technische „Tiefe“<br />

Baugruppe<br />

Anordnung<br />

„Konstantdrossel“<br />

„System-FMEA 1“<br />

Folge Fehler Ursache<br />

Drosselventil<br />

öffnet<br />

nicht<br />

Fehler, Ausfallvariante<br />

© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />

4 - 14<br />

Bauteil<br />

Ventil<br />

Konstruktions-FMEA<br />

Fehler-<br />

Fehler<br />

folgen<br />

Ventil<br />

klemmt<br />

Merkmal,<br />

Eigenschaft<br />

Ventildurchmesser<br />

Durchmessermaß<br />

nicht<br />

in Ordnung<br />

Konzept/<br />

Prozess<br />

Prozessschritt<br />

Schleifen<br />

Fehlerursache<br />

Prozess-FMEA<br />

Fehler-<br />

Fehler<br />

folgen<br />

Schleiffehler<br />

Prozessparameter<br />

Einstellung,<br />

Störgröße<br />

Fehlerursache<br />

Werkzeug,<br />

Einspannung,<br />

usw.<br />

Mit der FMEA wird die Schwere von möglichen Fehlern analysiert und beurteilt. Daraus werden<br />

Abstellmaßnahmen abgeleitet. Die FMEA wird in drei Hauptschritten durchgeführt:<br />

1. Risikoanalyse:<br />

• Wahrscheinlichkeit des Auftretens:<br />

Bewertung der möglichen Häufigkeit einer Fehlerursache für einen identifizierten Fehler<br />

(sehr gering = 1, sehr hoch = 10).<br />

• Bedeutung des Fehlers:<br />

Abschätzen der Auswirkung des möglichen Fehlers auf den Kunden bzw. die Umwelt<br />

(kaum wahrnehmbar = 1 äußerst schwerwiegender Fehler = 9-10). Bei mehreren Bedeutungen<br />

eines Fehlers wird der schwerwiegendste zugrunde gelegt, da dieser das Maß für<br />

den entsprechenden Fehler ist.<br />

• Wahrscheinlichkeit der Entdeckung:<br />

Abschätzen der Entdeckungswahrscheinlichkeit eines Fehlers vor Auslieferung an den<br />

Kunden. Dies hat unter Berücksichtigung der eingesetzten QS-Maßnahmen zu erfolgen<br />

(hoch = 1 unwahrscheinlich = 10).<br />

2. Ableitung des Handlungsbedarfs:<br />

• Multiplikation obiger drei Bewertungen ergibt die Risikoprioritätszahl RPZ. Im Allgemeinen<br />

bedeutet ein Wert von 125 eine mittlere Priorität. Das Management bzw. das verantwortliche<br />

Entwicklungsteam entscheidet über einen Grenzwert, ab dem in jedem Fall eine Verbesserung<br />

erfolgen muss (i.d.R. über 125, nicht selten auch 100).<br />

3. Ableitung von Verbesserungsmaßnahmen:<br />

• Auswahl einer Erfolg versprechenden Verbesserungsmaßnahme und Bewertung des verbesserten<br />

Zustands hinsichtlich Auftreten, Bedeutung (i.d.R. unverändert) und Entdeckung.<br />

Die neue RPZ muss in jedem Fall unter dem Grenzwert liegen.


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktentwicklung und -konstruktion<br />

FMEA-<br />

Formblatt<br />

Bauteile/Prozessschritte<br />

Objekt<br />

Potenzielle Potenzielle Folgen Potenzielle<br />

Fehler des Fehlers Fehlerursachen<br />

Konstruktions-FMEA<br />

Fehler-Möglichkeits- und Einfluss-Analyse<br />

Konstruktions-FMEA Prozess-FMEA<br />

Bestätigung durch betroffene<br />

Abteilung und/oder Lieferanten<br />

Schadensart<br />

Auswirkung<br />

Ursache<br />

Name/Abt./Lieferant<br />

Derzeitiger Stand<br />

Vorgesehene<br />

VerhütungsundPrüfmaßnahmen<br />

Bedeutung<br />

Auftreten<br />

© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />

Entdeckung<br />

Risikoprioritätszahl<br />

Ist-Prüfung<br />

bisherige<br />

Bewertung<br />

Risikoanalyse Risikobewertung<br />

Die Risikoprioritätszahl<br />

Risikoprioritätszahl RPZ<br />

RPZ = B x A x E<br />

© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />

4 - 15<br />

< 120<br />

> 120<br />

Teile-Name<br />

Modell/System/Fertigung<br />

Erstellt durch (Name/Abt.)<br />

Empfohlene<br />

Abstellmaßnahmen<br />

Verantwortlichkeit<br />

vorgeschlagene<br />

Maßnahme verantwortlicher<br />

Bereich<br />

B Bedeutung der Fehlerfolge<br />

A Auftretenswahrscheinlichkeit der<br />

Fehlerursache<br />

E Entdeckungswahrscheinlichkeit der<br />

aufgetretenen Fehlerursache, Fehler<br />

bzw. Fehlerfolge<br />

B, A, E jeweils von 1 bis 10<br />

Teile-Nummer<br />

Techn. Änderungsstand<br />

Datum überarbeitet Datum<br />

Verbesserter Zustand<br />

Getroffene<br />

Maßnahmen<br />

durchgeführte<br />

Änderung<br />

Abhilfemaßnahmen<br />

Auftreten<br />

Bedeutung<br />

Entdeckung<br />

Risikoprioritätszahl<br />

neue<br />

Bewertung


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktentwicklung und -konstruktion<br />

Bewertung<br />

10<br />

9<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

Bewertung der Fehlerbedeutung – Beispiel der Bewertung mit Punkten<br />

Erläuterung<br />

sehr hoch:<br />

Sicherheitsrisiko, Nichterfüllung gesetzlicher Vorschriften, „Liegenbleiber“<br />

hoch:<br />

Funktionsfähigkeit des Fahrzeugs stark eingeschränkt, sofortiger Werkstattaufenthalt zwingend<br />

erforderlich, Funktionseinschränkung wichtiger Teilsysteme<br />

mäßig:<br />

Funktionsfähigkeit des Fahrzeugs stark eingeschränkt, sofortiger Werkstattaufenthalt nicht<br />

zwingend erforderlich, Funktionseinschränkung von wichtigen Bedien- und Komfortsystemen<br />

gering:<br />

geringe Funktionsbeeinträchtigung des Fahrzeugs, Beseitigung be<strong>im</strong> nächsten planmäßigen<br />

Werkstattaufenthalt, Funktionseinschränkung von Bedien- und Komfortsystemen<br />

sehr gering:<br />

Sehr geringe Funktionsbeeinträchtigung, nur vom Fachpersonal erkennbar<br />

© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />

System-Produkt-FMEA<br />

Vermeidungsmaßnahmen:<br />

(Bewertung über Auftretenswahrscheinlichkeit<br />

A)<br />

Entdeckungsmaßnahmen:<br />

(Bewertung über Entdeckungswahrscheinlichkeit<br />

E)<br />

System-Prozess-FMEA<br />

Vermeidungsmaßnahmen:<br />

(Bewertung über Auftretenswahrscheinlichkeit<br />

A)<br />

Entdeckungsmaßnahmen:<br />

(Bewertung über Entdeckungswahrscheinlichkeit<br />

E)<br />

Vermeidungs- und Entdeckungsmaßnahmen<br />

© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />

Berechnung und Eigenschaftsfrüherkennungsversuche bzw.<br />

Erfahrungen aus Vorgängerprodukten.<br />

Absichernde Versuche vor der Konstruktionsfreigabe, durch die<br />

vermieden wird, dass Fehler bis in die Produktion gelangen.<br />

Präventivmaßnahmen gegen Fehler <strong>im</strong> Produktionsprozess.<br />

<strong>Qualität</strong>ssicherungsmaßnahmen, durch die vermieden wird, dass<br />

aufgetretene Fehler bis zum Kunden gelangen.<br />

4 - 16


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktentwicklung und -konstruktion<br />

Kunde<br />

Vertrieb<br />

Legende:<br />

Prod.<br />

Kunde<br />

Quelle: Pfeifer<br />

verantwortlich<br />

ständig<br />

beteiligt<br />

zeitweise<br />

beteiligt<br />

Moderator<br />

System<br />

FMEA<br />

Konstruktion<br />

Entw.<br />

Beschaff.<br />

Zusammensetzung von FMEA-Teams<br />

Aufgabe des Moderators<br />

• Projektplanung und -organisation<br />

• Dokumentation, Auswertung<br />

• Methodische Korrektheit sicherstellen<br />

• Gesprächsführung<br />

Entw.<br />

Beschaff<br />

.<br />

Moderator<br />

Konstr.<br />

FMEA<br />

Konstruktion<br />

© 2006 P f Li d QM WS06/07<br />

Die FMEA ist eine Teammethode und nutzt bereichsübergreifende Problemlösungskapazitäten<br />

aus verschiedenen Abteilungen des Unternehemens. Dadurch führt die FMEA erfahrungsgemäß<br />

zu einer wesentlichen Reduzierung der Fehler in den frühen Phasen der Produkterstellung.<br />

Der hohe Aufwand für eine FMEA erfordert den gezielten Einsatz und die Konzentration auf<br />

die wesentlichen Elemente einer Produktentwicklung. Durch die Vermeidung überflüssiger<br />

FMEA's verringert sich der Gesamtaufwand.<br />

Der Einsatzzeitpunkt ist so früh wie möglich zu wählen, aber am besten erst bei Vorhandensein<br />

eines relativ genauen Entwurfs (Zielkonflikt).<br />

Die Gefahr bei der FMEA liegt in der Subjektivität der Zahlen. Das leichte (bewusstes oder<br />

unbewusstes) Falschbewerten kann zu erheblichen Bandbreiten der RPZ führen.<br />

4 - 17<br />

FP<br />

QS<br />

Abkürzungen:<br />

FP = Fertigungsplanung<br />

QS= <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

TF = Technische Funktionen<br />

(z. B. Lagerung, Wartung)<br />

FP<br />

QS<br />

Moderator<br />

Prozess<br />

FMEA<br />

Konstruktion<br />

TF<br />

Prod.


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktentwicklung und -konstruktion<br />

Quelle: BSHG GmbH<br />

© 2006 P f Li d<br />

Führungsrippen<br />

Spule mit Ankermagnet<br />

Beispiel für eine FMEA: Absperrventil<br />

Konstruktions-FMEA an einem Absperrventil<br />

Das Absperrventil einer Spülmaschine schaltet den Wasserstrom für den unteren Sprüharm<br />

ab, wenn die Betriebsart Oberkorbspülen eingestellt ist. Sobald das Ventil geöffnet ist<br />

(Schw<strong>im</strong>mer wird durch einen Magneten nach unten gezogen) läuft der Wasserstrom durch<br />

beide Sprüharme, ist es geschlossen (Schw<strong>im</strong>mer schw<strong>im</strong>mt auf und verschließt den Auslauf)<br />

nur durch den Oberen.<br />

4 - 18<br />

Auslauf zum unteren Sprüharm<br />

(Ventil geschlossen)<br />

Schw<strong>im</strong>merventil mit<br />

Magnet (geöffnet)


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktentwicklung und -konstruktion<br />

Ein möglicher Fehler, der am Ventilmechanismus auftreten kann, ist das Hängenbleiben des<br />

Schw<strong>im</strong>mers in der oberen Position (Ventil geschlossen). Dies führt dazu, dass der untere<br />

Sprüharm <strong>im</strong> normalen Spülmodus nicht betrieben wird und das Spülergebnis mangelhaft ist.<br />

Aus einer Fehlerbaumanalyse (vgl. 5.3.2) lassen sich beispielsweise Ursachen identifizieren,<br />

wie zum Beispiel: Führungsrippen zu eng, schlecht aufgeteilt, Schw<strong>im</strong>mer verklebt, Fremdteile<br />

verklemmen den Schw<strong>im</strong>mer, Außendurchmesser des Schw<strong>im</strong>mers zu groß, Schweißgrat<br />

am Schw<strong>im</strong>mer etc.<br />

Beispiel:<br />

Bauteil<br />

Absperrventil<br />

Quelle: BSHG GmbH<br />

© 2006 P f Li d<br />

Potenzieller<br />

Fehler<br />

Schw<strong>im</strong>mer bleibt<br />

hängen<br />

Konstruktions-FMEA an einem Absperrventil<br />

Folge des<br />

Fehlers<br />

schlechtes<br />

Spülergebnis<br />

(i.d.R.: kein<br />

Unterkorbspülen)<br />

• Der Fehler “Schweißgrat am Schw<strong>im</strong>mer” hat große Bedeutung, da er zu starker Verärgerung<br />

der Kunden führt (Ventil verklemmt � schlechtes Spühlwergebnis) → Bewertung mit<br />

8.<br />

• Aus Erfahrungen mit dem Herstellverfahren weiß man, dass die Häufigkeit des Auftretens<br />

zwar gering ist, dennoch können solche Grate auftreten → Bewertung 5.<br />

• Die Fertigungskontrolle wird in der gegenwärtigen Herstellweise durch Sichtprüfung vorgenommen<br />

→ Bewertung 5.<br />

Als Risikoprioritätszahl ergibt sich: RPZ = 8 x 5 x 5 = 200 – es besteht Handlungsbedarf!<br />

Als Maßnahme wird eine Grenzlehre eingeführt, durch welche die fertigen Schw<strong>im</strong>mer passen<br />

müssen, andernfalls werden sie automatisch aussortiert. Neue Entdeckungswahrscheinlichkeit<br />

→ hoch = 1.<br />

Neue RPZ = 8 x 5 x 1 = 40 – Fehler ist unkritisch.<br />

Fehlerursachen<br />

Schweißgrat am<br />

Schw<strong>im</strong>mer<br />

4 - 19<br />

…<br />

...<br />

derzeitiger Zustand,<br />

Abstellmaßnahme<br />

…<br />

Auftreten: 5<br />

Bedeutung: 8<br />

Entdeckung: 5<br />

? RPZ:<br />

Maßnahme:<br />

200<br />

Grenzlehre einführen<br />

A: 5<br />

B: 8<br />

E: 1<br />

? RPZ: 40<br />

...


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktentwicklung und -konstruktion<br />

Vorteile der FMEA (1)<br />

• Systematik: Mit der systematischen FMEA-Vorgehensweise können<br />

Fehlermöglichkeiten auf rein analytischem Weg umfassend festgelegt werden.<br />

• Wirksamkeit: Präventiver statt korrigierender Qualtitätssicherungsansatz.<br />

• Dokumentation: Einheitliche, einfache und verständliche, jederzeit überprüfbare<br />

und ergänzbare Aufzeichnungsform.<br />

• Universalität: Die FMEA-Methode ist auf viele Untersuchungsobjekte (Produkte,<br />

Prozesse) anwendbar.<br />

• Produktqualität: Verbesserung der <strong>Qualität</strong> durch Vermeidung potenzieller<br />

Fehler bei gesteigerter Entwicklungs- und Planungsqualität in kürzerer Zeit.<br />

© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />

Vorteile der FMEA (2)<br />

• Produktivität und Kosten: Die Vermeidung von Fehlern reduziert den Aufwand<br />

für die Herstellung marktführender Produkte und verkürzt die Entwicklungszeiten.<br />

Je früher innerhalb in der Produktentstehungsphase potenzielle Fehler<br />

mit Hilfe der FMEA erkannt und vermieden bzw. nachhaltig beseitigt werden<br />

können, desto geringer sind die Fehlerbeseitigungskosten und desto höher die<br />

Einsparungen.<br />

• Förderung bereichsübergreifender Zusammenarbeit bei verbessertem<br />

Informations- und Erfahrungsaustausch.<br />

• Verbesserung des Firmen<strong>im</strong>age durch die gezielte Förderung des<br />

Wettbewerbkriteriums „<strong>Qualität</strong>“.<br />

• Erleichterung der Einarbeitung von neuen Mitarbeitern. Der Know-how Transfer<br />

wird aufgrund der einfach nachvollziehbaren FMEA-Arbeitsdokumentation<br />

erleichtert.<br />

• Förderung des <strong>Qualität</strong>sbewusstseins der Mitarbeiter.<br />

© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />

4 - 20


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktentwicklung und -konstruktion<br />

Schwächen der FMEA<br />

• Hoher Aufwand für die Durchführung des Verfahrens: Eine vollständige und<br />

gründliche Durchführung der FMEA ist sehr zeit- und personalintensiv.<br />

• Falscher methodischer Ansatz: Es werden durch die FMEA Fehler „erfunden“,<br />

woraus eine Kostenerhöhung aufgrund der Vorsorge gegen potenzielle, nie<br />

auftretende Fehler resultiert.<br />

•Die gezielte Einführung des FMEA-Verfahrens scheint nicht notwendig, da ein<br />

Fachmann diese Analyse <strong>im</strong>mer intuitiv durchführen sollte.<br />

• Die FMEA untersucht nur Ausfallmöglichkeiten eines Systems auf der Basis<br />

einzelner Fehler/Ausfälle, wobei Kombinationen von Fehlern/Ausfällen nicht<br />

berücksichtigt werden.<br />

• Risikobewertung: Die FMEA liefert keine quantitativen Zuverlässigkeitskennwerte<br />

des analysierten Systems.<br />

© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />

Vollfaktorieller Analyseplan<br />

• Wann?<br />

– keinerlei Vorkenntnisse über Zusammenhänge zwischen Ein- und Ausgangsgrößen<br />

besitzen.<br />

•Warum?<br />

– ermöglicht die Untersuchung des direkten Einflusses von Größen sowie deren<br />

Wechselwirkung mit der Ausgangsgröße<br />

– Aussagekraft der Ergebnisse ist bei korrekter Durchführung am höchsten.<br />

• Problem?<br />

– Vollfaktorielle Analysen sind sehr aufwändig, da der Umfang mit der Anzahl der<br />

Eingangsgrößen exponentiell ansteigt.<br />

© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />

4 - 21


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktentwicklung und -konstruktion<br />

Teilfaktiorieller Analyseplan<br />

• Wann?<br />

– Partielle Vorkenntnisse über Zusammenhänge zwischen Ein- und<br />

Ausgangsgrößen vorhanden<br />

Einfaktorieller Versuchsplan<br />

•Warum?<br />

– Vielzahl an Eingangsgrößen<br />

• Wann? – Vollfaktorieller Analyseplan zu zeit- und kostenintensiv<br />

– – Gleiche Ausreichende Anzahl von Vorkenntnisse Eingangsgrößen, über Zusammenhänge weniger Analysen. zwischen Ein- und<br />

•Wie? Ausgangsgrößen vorhanden.<br />

• Warum? – Die Reduzierung der Anzahl der Analysen beruht auf der Annahme, dass<br />

– Wechselwirkungen Schnell und mit geringsten zwischen einigen Ressourcen Eingangsgrößen durchführbar. schwach oder gut bekannt<br />

• Problem? sind.<br />

– Wechselwirkungen zwischen den Eingangsgrößen nur schwer zu erkennen<br />

sind, da jeweils nur eine Eingangsgröße betrachtet wird.<br />

© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />

© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />

4 - 22


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktentwicklung und -konstruktion<br />

einfaches Pappmodell Prototyp<br />

© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />

4.4 <strong>Qualität</strong>sverbesserung durch S<strong>im</strong>ulation<br />

Die S<strong>im</strong>ulation stellt eine kostengünstige Analyse zur Entscheidungsunterstützung dar.<br />

Durch sie sollen folgende Fragen beantwortet werden:<br />

• Welcher Lösungsvorschlag erfüllt die Anforderungen?<br />

• Erfüllt die gewählte Lösung die Anforderungen?<br />

4.4.1 Rechners<strong>im</strong>ulation<br />

Durch die Rechners<strong>im</strong>ulation kann die Entwurfsqualität frühzeitig überprüft werden. Verschiedene<br />

Verfahren mit unterschiedlichem Aufwand sind möglich, z. B.:<br />

• kinematische/dynamische S<strong>im</strong>ulation,<br />

• vereinfachte/genaue Rechnermodelle,<br />

• Finite Elemente Methoden/Boundary Elements-Methode.<br />

4 - 23


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Produktentwicklung und -konstruktion<br />

Quelle: Giapoulis<br />

Analyse mittels einer FEM-S<strong>im</strong>ulation<br />

Vermeidung von Dauerbrüchen durch frühzeitige Beanspruchungsanalyse<br />

(Beispiel eines Teils einer Wellenkupplung)<br />

Ausgangssituation verbesserte Konstruktion endgültige Lösung<br />

© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />

4.4.2 Versuche zur Eigenschaftsfrüherkennung<br />

Zur Versuchsplanung muss man zunächst entscheiden, welche Art von Versuchen hinsichtlich<br />

der erwarteten Ergebnisse durchzuführen ist: orientierende Versuche, Prototypversuche<br />

oder Prüfstandsversuche. In einer frühen Phase der Produktentwicklung bieten sich hauptsächlich<br />

einfache Versuche zur Eigenschaftsfrüherkennung an. Hierbei können z. B. Handversuche,<br />

orientierende Versuche, Rapid Prototyping, Modellversuche, etc. angewendet<br />

werden.<br />

4 - 24


Zusammenfassung<br />

• Mittels eines Design Reviews wird eine Entwicklung beispielsweise auf die<br />

Erfüllung ihrer Anforderungen/auf ihre Funktionalität hin untersucht.<br />

• Durch den Einsatz einer FMEA in der Produktentwicklung…<br />

– wird die Produktqualität gesteigert (frühzeitiges Erkennen potenzieller<br />

Fehler und Auswirkungen),<br />

– kann eine Projektfortschrittskontrolle durchgeführt werden,<br />

– werden Erfahrungen und „Expertenwissen“ dokumentiert,<br />

– wird eine strukturierte Vorgehensweise unterstützt,<br />

– werden Maßnahmen zur Entdeckung und Vermeidung von Fehlern<br />

erarbeitet,<br />

– …<br />

• Versuchsanalysen helfen, die gegenseitige Abhängigkeiten von Parametern<br />

zu untersuchen.<br />

© 2006 Prof. Lindemann QM WS06/07<br />

4-25


<strong>Vorlesungsskript</strong><br />

<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />

<strong>Qualität</strong> <strong>im</strong> Produktlebenszyklus<br />

5 Produktion 5-1<br />

5.1 <strong>Qualität</strong>ssichernde Maßnahmen in der Produktion ..................................................5-1<br />

5.2 <strong>Qualität</strong>sgerechte Produktionsplanung ....................................................................5-2<br />

5.3 <strong>Qualität</strong>slenkung in der Produktion ..........................................................................5-4<br />

5.4 Grundlagen der <strong>Qualität</strong>sprüfung.............................................................................5-5<br />

5.4.1 Prüfplanung ..............................................................................................5-6<br />

5.4.2 Prüfdatenerfassung ................................................................................5-10<br />

5.4.3 Datenauswertung ...................................................................................5-31<br />

5.5 Produktionsbegleitende <strong>Qualität</strong>ssicherungsmaßnahmen.....................................5-32<br />

5.5.1 Prozeßorientierte Maßnahmen...............................................................5-32<br />

5.5.2 Betriebsmittelorientierte Maßnahmen.....................................................5-52<br />

5.5.3 Maßnahmen in der Beschaffung ............................................................5-58<br />

5-1


<strong>Qualität</strong>ssichernde Maßnahmen<br />

in der Produktion<br />

© iw b 2005<br />

5 Produktion<br />

5-2<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

5.1 <strong>Qualität</strong>ssichernde Maßnahmen in der Produktion<br />

<strong>Qualität</strong>ssichernde Methoden und Maßnahmen in der Produktion sollen eine einwandfreie<br />

Produktqualität unmittelbar in der Entstehungsphase sicherstellen. Im Gegensatz zu früher<br />

ist der heute verfolgte Ansatz breiter: Unter <strong>Qualität</strong>ssicherung in der Produktion wird nicht<br />

mehr allein <strong>Qualität</strong>sprüfung <strong>im</strong> klassischen Sinn verstanden. Vielmehr sollen durch fertigungsbegleitende<br />

<strong>Qualität</strong>sprüfungen Abweichungen möglichst bald erkannt werden, so<br />

dass korrigierend in den Fertigungsprozess eingegriffen werden kann. Die Maßnahmen wie<br />

SPC (Statistische Prozessregelung) oder Fähigkeitsuntersuchungen beziehen sich auf das<br />

Produkt, den Prozess und die Betriebsmittel; sie alle haben das Ziel, <strong>Qualität</strong> nicht zu erprüfen,<br />

sondern von vornherein zu fertigen.<br />

Die “klassische” <strong>Qualität</strong>sprüfung bezieht sich auf das Produkt, während die SPC sowohl das<br />

Produkt als auch den Prozess betrachtet. Bei der SPC werden die Prüfdaten nach statistischen<br />

Gesichtspunkten ausgewertet und zur Korrektur der Prozessparameter verwendet.<br />

Die Fähigkeitsuntersuchungen orientieren sich am Prozess und den Betriebsmitteln. Sie weisen<br />

die Eignung einer Maschine, eines Gerätes oder eines Prozesses zur Gewährleistung<br />

einer stabilen Produktion nach. Die systematische Überwachung der eingesetzten Prüfmittel<br />

bildet die Grundlage für die <strong>Qualität</strong>sprüfung.


Aspekte der Produktionsplanung<br />

© iw b 2005<br />

5.2 <strong>Qualität</strong>sgerechte Produktionsplanung<br />

5-3<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Neben dem Einsatz von qualitätssichernden Methoden in der Produktion ist eine qualitätsgerechte<br />

Produktionsplanung zur Erzielung einer hohen Produktqualität erforderlich. Dazu sind<br />

die möglichen Auswirkungen sämtlicher Planungsschritte auf die <strong>Qualität</strong> zu prüfen und bei<br />

Bedarf zu opt<strong>im</strong>ieren. Wesentliche Planungsschritte sind die Produktionsablaufplanung, die<br />

Betriebsmittelauswahl, die Layoutplanung und die Material- und Informationsflussplanung.<br />

Zwischen den einzelnen Planungsschritten und der Produktqualität bestehen Wechselbeziehungen,<br />

die durch folgende Beispiele verdeutlicht werden:<br />

Es kann beispielsweise vorkommen, dass manuelle Montagesysteme so geplant werden,<br />

dass die Mitarbeiter <strong>im</strong> System ständig unter Zeitdruck stehen und der Zwang oder der Versuch,<br />

Zeit zu sparen, zu hastigem oder schlechtem Arbeiten und zur Minderung der <strong>Qualität</strong><br />

führt.<br />

Bei der Kapazitätsplanung von Maschinen führt eine zu hohe Auslastung einzelner Maschinen<br />

zu erhöhtem Verschleiß und zur Verringerung von Wartungstätigkeiten. Damit wird die<br />

<strong>Qualität</strong>sfähigkeit der Maschine und infolgedessen auch die <strong>Qualität</strong> der produzierten Güter<br />

verringert.<br />

Die starke Wechselwirkung zwischen der Logistik und der Produktqualität ist u.a. be<strong>im</strong> Lackierprozess,<br />

einem sehr schwer einzustellenden Fertigungsprozess, gegeben. Um wirtschaftlich<br />

mit hoher <strong>Qualität</strong> lackieren zu können, müssen mehrere Karosserien gleicher<br />

Farbe hintereinander lackiert werden. Andererseits müssen Karosserien mit Lackfehlern<br />

ausgeschleust und den Lackierbereich erneut passieren können. Dies muss in der Logistikplanung<br />

berücksichtigt werden.


Hilfsmittel der Produktionsplanung<br />

Q 05202<br />

© iw b 2005<br />

Baukästen,<br />

Plantechniken<br />

CheckChecklistelisteCheckliste�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

�<br />

Checklisten,<br />

Kataloge<br />

5-4<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Rechnerhilfsmittel<br />

3D/2D - CAD<br />

Ablaufs<strong>im</strong>ulation<br />

graphische S<strong>im</strong>ulation<br />

Für die Produktionsplanung stehen dem Planer eine Reihe von Hilfsmitteln, wie z.B. Checklisten<br />

und Kataloge, Baukästen und Plantechniken sowie Rechnerhilfsmittel zur Verfügung.<br />

Unter den Randbedingungen <strong>im</strong>mer komplexer und kapitalintensiver werdender Produktionssysteme<br />

bieten Rechnerhilfsmittel oft die einzige Möglichkeit, hohe Ergebnisqualität bei<br />

gleichzeitig hoher Planungseffizienz zu erreichen. Mit ihnen können die Eigenschaften von<br />

Fertigungssystemen in einem frühen Planungsstadium, noch vor der Beschaffung, erkannt<br />

werden. Beispielsweise stellt die S<strong>im</strong>ulation ein kostengünstiges Exper<strong>im</strong>entierfeld dar, welches<br />

es ermöglicht, Investitionen bereits <strong>im</strong> Vorfeld abzusichern.<br />

Zu unterscheiden sind grundsätzlich statische und dynamische Rechnerhilfsmittel. Statische<br />

Hilfsmittel (z.B. CAD) unterstützen den Planer in erster Linie bei der Variation der Planungsergebnisse<br />

und der Bewertung von Planungsalternativen. Der Einsatz dynamischer Hilfsmittel<br />

(z.B. S<strong>im</strong>ulatoren) führt in der Regel zu wichtigen zusätzlichen Erkenntnissen, da das zeitliche<br />

Verhalten der Anlage berücksichtigt wird. Allerdings erfordert er meist einen höheren<br />

Aufwand bezüglich Bedienpersonal und EDV.


<strong>Qualität</strong>slenkung in der Montage<br />

Flexibilität<br />

Q 05301<br />

Objektidentifikation<br />

Prozessüberwachung<br />

steigende Abhängigkeit<br />

von Produktgeometrie<br />

C) <strong>Qualität</strong>sprüfung am<br />

Produkt<br />

<strong>Qualität</strong>sprüfung<br />

B) Direkte Fügeprozessüberwachung<br />

5-5<br />

Anteil<br />

10%<br />

30%<br />

60%<br />

1980<br />

A) Zellenübergreifende<br />

Objektidentifikation<br />

Inbetriebnahme 15%<br />

Kosten für Projektie rung<br />

und Programmierung<br />

50%<br />

Kosten der<br />

Steuerungstechnik<br />

Hardwarekosten für<br />

SPS, Vernetzung, etc.<br />

35%<br />

1995<br />

(nach Rubach)<br />

5.3 <strong>Qualität</strong>slenkung in der Produktion (Beispiel Montage)<br />

Unter <strong>Qualität</strong>slenkung fallen alle Maßnahmen, die vorbeugend, überwachend oder korrigierend<br />

in den Fertigungsprozess eingreifen, um die <strong>Qualität</strong> sicherzustellen. Z.B. gibt es bei<br />

einer Montageanlage drei Strategien zur <strong>Qualität</strong>slenkung:<br />

A) Zellenübergreifende Objektidentifikation: Sie ist nicht an einzelne Montagestationen gebunden.<br />

Aufgaben sind die Anwesenheits- oder Lageüberwachung, die Überwachung des<br />

Materialflusses oder die Kontrolle des Erfolgs von Fügeprozessen über mehrere Stationen<br />

hinweg.<br />

B) Direkte Fügeprozessüberwachung: Sie dient zur Überwachung des Fügeprozesses<br />

selbst. Meist werden Prozesskräfte, -momente, Fügewege oder akustische Emissionen während<br />

des Fügens überwacht. Ihre best<strong>im</strong>mende Eigenschaft ist, dass sie unmittelbar am Prozess<br />

angreifen.<br />

C) <strong>Qualität</strong>sprüfung am Produkt: Sie dient zur Prüfung von Produkteigenschaften, die nicht<br />

allein über die beiden bisher vorgestellten Strategien sichergestellt werden können. Prüfkriterien<br />

sind bei Zwischen- und Endprüfungen geometrische, mechanische oder elektrische Produktfunktionen.<br />

Bei elektromechanischen Produkten erfolgt meist ein Probelauf, in dem wichtige<br />

Funktionen getestet werden.


Für die Auswahl der <strong>Qualität</strong>slenkungsmaßnahme gilt in der Montage: Zunächst sollte versucht<br />

werden, Prüfungen oder Überwachungsmaßnahmen durch geeignete Abst<strong>im</strong>mung von<br />

Montagebetriebsmitteln und erlaubten Toleranzfeldern für die Produkte zu vermeiden. Gelingt<br />

dies nicht, sollte geprüft werden, ob mit Verfahren der Objektidentifikation bzw. der Fügeprozessüberwachung<br />

die geforderte <strong>Qualität</strong> garantiert werden kann. Prüfstationen zur<br />

Endprüfung sollten wegen ihrer starken Abhängigkeit von den Produkten <strong>im</strong>mer erst dann in<br />

Erwägung gezogen werden, wenn die <strong>Qualität</strong>smerkmale nicht mit einfacheren Mitteln oder<br />

kostengünstiger gewährleistet werden können. Vergleichskriterium ist auch hier das wirtschaftliche<br />

Opt<strong>im</strong>um aus zusätzlichen Prüfkosten und alternativ anfallenden höheren Investitionskosten<br />

für die Betriebsmittel, etwa zur Realisierung von Montageprozessen mit höherer<br />

Präzision. Im folgenden Abschnitt 6.4 wird die <strong>Qualität</strong>sprüfung behandelt, die prozessbegleitenden<br />

Maßnahmen bilden den Schwerpunkt in Abschnitt 6.5.<br />

5-6


Stellung der produktionsnahen <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

<strong>im</strong> Produktentstehungsprozess<br />

Q 05401 Quelle: Naumann<br />

Konstrukt./ Entwicklung<br />

Arbeits- u. Prüfplanung<br />

Fertigung und Montage<br />

5.4 Grundlagen der <strong>Qualität</strong>sprüfung<br />

5-7<br />

<strong>Qualität</strong>sdatenbasis<br />

-produktbeschreibende<br />

Daten<br />

-produktîonsbeschreibende<br />

Daten<br />

<strong>Qualität</strong>sprüfung<br />

Die in der <strong>Qualität</strong>sprüfung gewonnenen Daten stellen eine wichtige Informationsquelle für<br />

Produktplanung und Produktion das. Damit auf diese zentral und dezentral erfassten Informationen<br />

durchgängig zugegriffen werden kann, ist eine Systematik der Datenstrukturen<br />

erforderlich. Sie soll in Form der <strong>Qualität</strong>sdatenbasis vorliegen. Um dieses Element muss die<br />

klassische <strong>Qualität</strong>skontrolle erweitert werden, damit <strong>Qualität</strong>sregelkreise <strong>im</strong> Kleinen und<br />

Großen möglich sind.<br />

Die <strong>Qualität</strong>sdatenbasis gliedert sich in einen Beschreibungsteil und einen Zugriffsteil. Der<br />

Beschreibungsteil enthält<br />

• Stammdaten (z.B. Prüfpläne, Prüfmerkmalslisten, Prüfplatzdaten oder Prüfvorrichtungsdaten),<br />

die sich nur lang- oder mittelfristig ändern, und<br />

• Historiendaten (z.B. Prüfdaten, Maschinenfähigkeits- oder Prozessfähigkeitskennwerte,<br />

Instandhaltungsdaten), die laufend auf den aktuellen Stand gebracht werden.<br />

Der Zugriffsteil beinhaltet die Informationen, die notwendig sind, um die <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

durchführen zu können. Darin sind z.B. enthalten: Prozessdaten, Konstruktionsdaten, Arbeitsplandaten,<br />

Maschinendaten.


Die <strong>Qualität</strong>sdatenbasis stellt Informationen für die Konstruktion/Entwicklung sowie für die<br />

Arbeits- und Prüfplanung zur Verfügung. Sie können in mehrfacher Hinsicht genutzt werden,<br />

z.B.<br />

• als Anstoß für Produkt- oder Prozessänderungen aufgrund von festgestellten <strong>Qualität</strong>smängeln,<br />

• als Vergleichs- oder Erfahrungswerte bei der Entwicklung eines neuen Produkts, etwa als<br />

Eingangsgröße für FMEA-Analysen,<br />

• bei der Analyse kritischer Fertigungsprozesse.<br />

5-8


Vergleich der Aufgaben von<br />

Arbeits- und Prüfplanung<br />

Q 05402<br />

Materialfluss<br />

Fertigungsablauf<br />

Prozessdurchführung<br />

Montage<br />

Betriebsmittel<br />

Personal<br />

Kosten<br />

5.4.1 Prüfplanung<br />

Arbeitsplanung<br />

Konstruktion,<br />

Entwicklung<br />

5-9<br />

Prüfplanung<br />

Fertigung, Montage,<br />

<strong>Qualität</strong>sprüfung<br />

5.4.1.1 Vergleich der Aufgaben von Arbeits- und Prüfplanung<br />

Wareneingangsprüfung<br />

Fertigungsprüfung<br />

Fähigkeitsprüfung<br />

Montageprüfung<br />

Betriebsmittelprüfung<br />

Prüfplanerstellung<br />

Produktprüfung<br />

Unter Prüfplanung versteht man die Planung der <strong>Qualität</strong>sprüfung für den gesamten Produktionsprozess<br />

vom Wareneingang bis zur Auslieferung an den Kunden. Sie ist als Ergänzung<br />

zur Arbeitsplanung zu betrachten und wird in der Regel gemeinsam mit ihr durchgeführt.<br />

Notwendig wurde sie mit dem Aufkommen industrieller Fertigungsmethoden (Taylorisierung).<br />

Während <strong>im</strong> Handwerk die <strong>Qualität</strong> vom Meister oder Gesellen noch selbst beurteilt<br />

werden kann, ist in der industriellen Fertigung durch die Arbeitsteilung der Einzelne nicht<br />

mehr in der Lage zu entscheiden, was, wann und wie oft geprüft werden sollte. Diese Aufgaben<br />

übern<strong>im</strong>mt der Prüfplaner: Er erstellt den Prüfplan, veranlasst neue Prüfmethoden zu<br />

entwickeln und legt die Art der Prüfdatenverarbeitung fest.<br />

In der Produktionsphase stellen die von Arbeits- und Prüfplanung erzeugten Unterlagen die<br />

Grundlage für die Aufrechterhaltung der Produktqualität dar.


Dokumente zur Prüfplanung<br />

Q 05403<br />

Zeichnungen<br />

Stücklisten<br />

Normen<br />

5.4.1.2 Prüfplanerstellung<br />

was<br />

Bestellunterlagen<br />

Pflichtenheft<br />

wieviel<br />

Prüfplan<br />

5-10<br />

womit<br />

durch wen<br />

Sicherheitsvorschriften<br />

Prüfplanung<br />

wann<br />

wie oft<br />

wie<br />

Eingangsinformationen und Ergebnisse der Prüfplanung<br />

wo<br />

Fertigungsplan<br />

Prüfmittelspezifikation<br />

Eine Prüfplanung unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten erfordert ein fundiertes Wissen über<br />

die Arbeitsabläufe (Fertigung, Montage usw.), die Messtechniken sowie die Methoden<br />

zur <strong>Qualität</strong>ssicherung (SPC, PMÜ usw.). Grundlagen für die Planung sind technische Unterlagen,<br />

wie technische Zeichnungen, Stücklisten, Normen sowie Kenntnisse über die verwendeten<br />

Fertigungsprozesse mit all ihren Schwierigkeiten (z.B. Maßabweichungen, Temperaturschwankungen,<br />

etc.). Weiterhin benötigt der Prüfplaner Zugriff zu den qualitätsbeschreibenden<br />

Unterlagen wie Maschinenfähigkeitsuntersuchungen, Fehlersammelkarten (Menge<br />

und Art der Fehler) oder <strong>Qualität</strong>sberichte (Jahres-, Monats-, Wochenbericht). Zur zeitlichen<br />

Planung des Prüfablaufes sind Terminpläne, Personal- und Gerätekapazitätslisten erforderlich.<br />

Aus den vorliegenden Dokumenten erstellt der Prüfplaner einen Prüfplan. Dieser enthält <strong>im</strong><br />

allgemeinen Prüfspezifikationen (festgelegte Prüfmerkmale und Prüfverfahren), Prüfanweisungen<br />

(Anleitungen für die Durchführung der <strong>Qualität</strong>sprüfung) und Prüfablaufpläne (Festlegung<br />

der Abfolge der <strong>Qualität</strong>sprüfung). Diese Unterlagen bilden die Grundlage für die<br />

Durchführung der <strong>Qualität</strong>sprüfung in der Fertigung und Montage.


Vorgehen bei der Prüfplanerstellung<br />

nach VDI 2619<br />

Q 05404<br />

Nachforderung<br />

an zuständigen<br />

Fachbereich<br />

nein<br />

nein<br />

Start<br />

Prüfen der<br />

Unterlagen<br />

in<br />

Ordnung?<br />

ja<br />

Erkennen der<br />

Merkmale<br />

Merkmale<br />

ausreichend<br />

beschrieben?<br />

ja<br />

Auswahl der<br />

Prüfmerkmale<br />

Prüfmerkmal?<br />

nein<br />

keine weitere<br />

Bearbeitung<br />

Prüfplanerstellung nach VDI-Richtlinie 2619<br />

ja<br />

ggf. Änderung<br />

durch anderen<br />

Bereich<br />

5-11<br />

ja<br />

Abarbeiten der<br />

einzelnen Prüfmerkmale<br />

mit<br />

Festlegen der:<br />

- Prüfhäufigkeit<br />

- Prüfmethode<br />

- Prüfdatenverarbeitung<br />

Abst<strong>im</strong>men<br />

mit anderen<br />

Fachbereichen<br />

Änderung<br />

erforderlich?<br />

nein<br />

Eintragen in<br />

Prüfplan /<br />

Fertigungsplan<br />

Die VDI/VDE/DGQ-Richtlinie 2619 zur Prüfplanung beschreibt die Vorgehensweise zur Prüfplanerstellung.<br />

Anhand einer Vielzahl von Ablaufplänen werden die wesentlichen Tätigkeiten<br />

und Entscheidungsschritte, die zur Erstellung eines Prüfplans erforderlich sind, dargelegt.<br />

Obiges Bild zeigt die vorgesehenen Arbeitsschritte in Form eines exemplarischen Ablaufplanes.<br />

Einzelne Schritte werden in der Richtlinie durch ergänzende, detaillierte Ablaufpläne<br />

dargestellt.<br />

Das Problem der isolierten Darstellung des Prüfplanungsprozesses nach der VDI-Richtlinie<br />

2619 liegt darin, dass bei S<strong>im</strong>ultaneous-Engineering-Ansätzen, wie sie heute häufig in der<br />

Industrie anzutreffen sind, eine sequentielle Ausführung der Prüfplanung nicht mehr möglich<br />

ist. Dann die verschiedenen Dokumente liegen nicht bereits zu Beginn vor, vielmehr werden<br />

sie erst schrittweise während des Entwicklungsprozesses erstellt.<br />

Ende


Beispiel für einen Prüfplan<br />

Q 05405 Quelle: Zeller<br />

Prüfplankopf<br />

Prüfplananweisungsteil<br />

Prüfplan - Identifizierungs-Nr.<br />

Werkstück - / Teilebezeichnung<br />

Werksrück - / Teilesicherheitsklasse<br />

Teilefamilien - Nr.<br />

Arbeitsplan - Nr.<br />

Fa. Prüfplan-Nr.: 2334260002 PRÜFPLANER:<br />

Werkstückbezeichnung: Antriebswelle Losgröße: 80<br />

Werkstück - Nr.: 270854 Zeichnungs - Nr.: M069277543<br />

Arb. Prüf-<br />

vorg. vorg.<br />

10 1<br />

20 1<br />

2<br />

40 1<br />

2<br />

Prüfmerkmal<br />

Länge 268<br />

Breite 20<br />

Durchmesser<br />

32<br />

Durchmesser<br />

95<br />

Durchmesser<br />

49<br />

Oberer<br />

Grenzw.<br />

272.000<br />

20.100<br />

32.600<br />

95.110<br />

49.010<br />

Prüfplan - Nr.<br />

Teilprüfungs - Nr.<br />

Prüfmerkmalsbeschreibung<br />

- Prüfmerkmalsbezeichnung<br />

- Nennwert<br />

- Toleranz<br />

- Grenzwerte<br />

Prüfumfangsvorgaben<br />

Prüfmittel<br />

Prüfzeitpunkt<br />

Prüfer<br />

Prüfort<br />

Dokumentationshinweise<br />

5.4.1.3 Beispiel für einen Prüfplan<br />

Unterer Ein-<br />

Grenzw. heit<br />

269.000<br />

20.000<br />

32.500<br />

95.010<br />

48.990<br />

mm<br />

mm<br />

mm<br />

mm<br />

mm<br />

5-12<br />

Stichprobe<br />

5<br />

5<br />

5<br />

100<br />

100<br />

organisatorische Daten<br />

Datum: 09.11.94<br />

Stamm - Prüfplan - Nr.:<br />

Standard - Prüfplan - Nr.:<br />

Prüfmittel<br />

Prüfer Prüfort<br />

P1006 Funke Halle 1<br />

P1006 Maier Halle 1<br />

P1006 Maier Halle 1<br />

P1015 Schmidt Halle 3<br />

P1015 Schmidt Halle 3<br />

prüfvorgangsbezogene Daten<br />

Prüftext/<br />

Dokument.-<br />

Hinweis<br />

Annahmeent.<br />

J / N<br />

Annahmeent.<br />

J / N<br />

Annahmeent.<br />

J / N<br />

IstwertaufnahmeIstwertaufnahme<br />

Das Layout und die Detaillierung von Prüfplänen ist weitgehend firmenspezifisch. Die Dokumentation<br />

des Prüfablaufes reicht von einfachen Prüfskizzen mit eingetragenen Prüfhinweisen<br />

bis hin zu detailliert ausgearbeiteten Prüfplänen. Stets vorhanden in den Unterlagen sind<br />

jedoch organisatorische Daten (Prüfplankopf) und prüfvorgangsbezogene Daten (Anweisungsteil).<br />

Nur ein Teil der Tätigkeiten bei der Prüfplanung ist schöpferischer Natur. Bei Routinetätigkeiten<br />

unterstützen heute am Markt erhältliche CAQ-Systeme. Es fehlt jedoch noch an allgemeinen<br />

Konzepten und Strategien, um den Prozess der Prüfplanung selbst, d.h. die fachlichen<br />

Tätigkeiten z.B. bei der Ableitung von Prüfmerkmalen, zu unterstützen.


Prüfvorgang in der <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

Q 05406<br />

Prüfprotokoll<br />

Prüfprotokoll<br />

qualitative bzw.<br />

quantitative<br />

Merkmale<br />

formulieren<br />

Prüfspezifikation<br />

qualitativ<br />

(Attributprüfung)<br />

quantitativ<br />

(Variablenprüfung)<br />

5.4.2 Prüfdatenerfassung<br />

5.4.2.1 Grundlagen<br />

Prüfen<br />

subjektiv<br />

objektiv<br />

5-13<br />

Merkmale subjektiv<br />

erfassen<br />

Sinneswahrnehmungen<br />

Merkmale objektiv<br />

erfassen (messen)<br />

Meßwerte<br />

Prüfdaten auswerten Prüfaussagen<br />

Definition wichtiger Begriffe der Mess- und Prüftechnik<br />

Unter Prüfen versteht man den Vorgang innerhalb der <strong>Qualität</strong>ssicherung, bei dem festgestellt<br />

wird, ob ein materielles oder <strong>im</strong>materielles Prüfobjekt die vorgegebene <strong>Qualität</strong>sanforderung<br />

erfüllt. Diese ergibt sich aus den Einzelanforderungen an die sogenannten Prüfmerkmale.<br />

Prüfmerkmale sind diejenigen technischen (physikalischen oder chemischen)<br />

oder nichttechnischen (z.B. biologischen oder soziotechnischen) Größen oder Parameter<br />

des Prüfobjektes, die seine Eigenschaft “<strong>Qualität</strong>” ausmachen und mit einer gewissen Unsicherheit<br />

behaftet, d.h. prüfenswert sind.<br />

Die Prüfmerkmale können a) qualitativ sein, d.h. sie werden nicht zahlenmäßig beurteilt<br />

(Beispiel: eine Welle soll sich ohne Zwang in eine Buchse einführen lassen); und b) quantitativ<br />

sein, d.h. sie werden gemessen und gezählt. Entsprechend dieser Unterscheidung<br />

handelt es sich um eine qualitative Prüfung (Attributprüfung) oder eine quantitative Prüfung<br />

(Variablenprüfung). Eine weitere Unterscheidung ergibt sich nach der Art des Prüfvorgangs.<br />

So ist eine Prüfung subjektiv, wenn ein Merkmal durch eine Sinneswahrnehmung<br />

beurteilt wird, z.B. eine Sichtprüfung. Bei einer objektiven Prüfung wird ein Merkmal mit


Prüfobjekte in der <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

Q 05407<br />

Prüfmerkmale:<br />

Geometrie<br />

Material<br />

Konzentration/<br />

Zusammensetzg.<br />

Funktion<br />

Vollständigkeit<br />

Beschädigung<br />

...<br />

Produkt<br />

materiell <strong>im</strong>materiell oder Tätigkeit<br />

Prüfmerkmale:<br />

Informations-<br />

inhalt<br />

Wirksamkeit<br />

Nutzen<br />

Strukturierung<br />

Übersichtlichkeit<br />

...<br />

Prüfen<br />

5-14<br />

Prozess<br />

Prüfmerkmale:<br />

Kraft<br />

Moment<br />

Weg / Position<br />

Temperatur<br />

Druck<br />

Materialfluß/<br />

Präsenz<br />

...<br />

Betriebsmittel<br />

Prüfmittel<br />

Fertigungseinrichtung<br />

Montagevorrichtg.<br />

Arbeitsraum<br />

Ver-/Entsorgungseinrichtung<br />

...<br />

Hilfe eines Messgerätes erfasst. Messen ist allein der exper<strong>im</strong>entelle Vorgang zur Ermittlung<br />

des Wertes einer physikalischen Größe. Im Unterschied dazu wird be<strong>im</strong> Prüfen festgestellt,<br />

ob die <strong>Qualität</strong>sanforderungen erfüllt sind. Die geometrische Größe bzw. Abweichung selbst<br />

wird nicht ermittelt. Mit Hilfe von CAQ-Systemen können die erfassten Prüfdaten ausgewertet<br />

und dargestellt werden. Die Auswertung kann auftrags-, chargen-, teile-, und merkmalsorientiert<br />

durchgeführt werden und führt zur Prüfaussage in Form von z.B. Liniendiagrammen,<br />

Histogrammen, statistischen Kennwerten und Angaben über ein anschließendes Sortieren,<br />

Ausschuss bzw. Nacharbeit. Mit Hilfe der<br />

Prüfungsauswertung sind kurz- und längerfristige Analysen möglich, systematische und zufällige<br />

<strong>Qualität</strong>sänderungen können unterschieden werden.<br />

Prüfobjekte und Prüfmerkmale in der <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

Prüfungen <strong>im</strong> Rahmen der <strong>Qualität</strong>ssicherung können sich beziehen auf materielle oder <strong>im</strong>materielle<br />

Prüfobjekte. Unterschieden werden:<br />

• Materielle Produkte, <strong>im</strong>materielle Produkte und Tätigkeiten sowie Kombinationen aus<br />

diesen. Ein <strong>im</strong>materielles Produkt ist z.B. ein Softwareprogramm; eine Tätigkeit ist z.B. eine<br />

Dienstleistung. Es werden demnach nicht nur die Produkte selbst geprüft, sondern<br />

auch Tätigkeiten, die zur Entstehung der Produkte erforderlich sind.<br />

• Prozesse, d.h. maschinelle Arbeitsabläufe oder Verfahren. Bei der Produktion wirken<br />

Störgrößen, z.B. Temperatur, Schwingungen oder Verschleiß auf die Prozesse ein und rufen<br />

Veränderungen der Produktmerkmale hervor. Schadhafte Produktionskomponenten


müssen so früh wie möglich erkannt werden. Werden die relevanten Störgrößen des Prozesses<br />

erfasst, kann eine Kompensation vorgenommen werden.<br />

• Betriebsmittel: Eine wichtige Teilaufgabe der <strong>Qualität</strong>ssicherung ist die Prüfung des qualitativen<br />

Zustandes der Betriebsmittel in festgelegten Abständen.<br />

Die Prüfmerkmale werden <strong>im</strong> Rahmen der Prüfplanung festgelegt, Merkmale mit “Prüfzwang”<br />

(bei Sicherheitsteilen) sind automatisch Prüfmerkmale. Ansonsten ist von Fall zu Fall<br />

eine Entscheidung zu treffen. Entscheidungskriterien für das Festlegen eines Merkmals zum<br />

Prüfmerkmal sind zum Beispiel die Sicherheit eines Produktionsprozesses, die möglichen<br />

Auswirkungen für Nachfolgeprozesse, die Anforderungen hinsichtlich Zuverlässigkeit und<br />

Lebensdauer, der Produktionsort, die Reaktion des Kunden, die Prüfkosten. Die Auswahl der<br />

Prüfmittel zählt zu den schwierigsten Aufgaben der Prüfplanung. Zum einen erfordern die<br />

vielen Randbedingungen, wie die Eigenschaften des Werkstückes, des<br />

Fertigungsprozesses, des Prüfortes oder der Prüfdatenverarbeitung ein fundiertes Wissen.<br />

Weiterhin gibt es für die Zuordnung zwischen Prüfmerkmal und Prüfmittel oftmals mehrere<br />

Möglichkeiten.<br />

5-15


Festlegung des Prüfumfangs<br />

Q 05408<br />

Auswirkungen<br />

fehlerbehafteter<br />

Prüfmerkmale:<br />

Fehlerkosten<br />

intern / extern<br />

*<br />

*<br />

*<br />

Prüfumfang<br />

vollständige<br />

Prüfung<br />

100% - Prüfung<br />

Stichprobenprüfung<br />

Skip - Lot - Verfahren<br />

SPC<br />

...<br />

<strong>Qualität</strong>skosten und ihr Einfluss auf den Prüfumfang<br />

5-16<br />

Fehlerverhütungsund<br />

Prüfkosten<br />

Die <strong>Qualität</strong>skosten sind schwer zu erfassen. Sie werden jedoch wesentlich vom Prüfumfang<br />

beeinflusst. Bei seiner Festlegung steht der Prüfplaner <strong>im</strong> Konflikt zwischen den Kosten<br />

infolge fehlerhafter Prüfmerkmale und den Kosten zur Vermeidung fehlerhafter Prüfmerkmale.<br />

Interne Fehlerkosten sind z.B. die Kosten für Ausschuss, Nacharbeit, Produktionsausfälle,<br />

Nachentwicklungen, Sortierprüfungen, Fehleranalysen, Wiederholungsprüfungen, Fehlmengen<br />

oder Lagerbestandsunterschiede.<br />

Externe Fehlerkosten entstehen z.B. durch Garantie-/Kulanzfälle, durch Wertminderung,<br />

Rückrufaktionen, Produkthaftung oder entgangener Nutzen.<br />

Fehlerverhütungskosten entstehen z.B. <strong>im</strong> Rahmen der <strong>Qualität</strong>splanung, der Konzeptüberprüfung,<br />

der Kontrolle von Unterlagen, der Fähigkeitsuntersuchung, der Erstellung von<br />

technischen Liefer- und Abnahmebedingungen oder der Prüfplanung.<br />

Die Prüfkosten entstehen z.B. durch die Wareneingangsprüfung, die Fertigungsprüfungen,<br />

die Zertifizierung, die Inbetriebnahme, die Prototypenprüfung oder Laboruntersuchungen.<br />

Nach DIN 55350, Teil 17 ist eine<br />

• vollständige Prüfung eine <strong>Qualität</strong>sprüfung hinsichtlich aller <strong>Qualität</strong>smerkmale;<br />

• eine 100%-Prüfung eine <strong>Qualität</strong>sprüfung an allen Einheiten eines Prüfloses. Eine 100%-<br />

Prüfung, bei der sämtliche fehlerbehafteten Einheiten aussortiert werden, wird als Sortierprüfung<br />

bezeichnet. Eine 100%-Prüfung, bei der entsprechend dem Prüfergebnis zur<br />

weiteren Verwendung in Klassen eingeordnet wird, nennt man Klassierprüfung.<br />

Stichprobenprüfungen werden <strong>im</strong> allgemeinen nach statistischen Methoden ausgewertet.<br />

Hierzu zählt beispielsweise das Skip-Lot-Verfahren oder die SPC (statistical process control).


Unterscheidungsmerkmale von<br />

Prüfmethoden<br />

Q 05409<br />

Prüfungsausführung<br />

Fertigungspersonal<br />

<strong>Qualität</strong>sprüfer<br />

Prüfmethoden<br />

manuell<br />

teilautomatisiert<br />

vollautomatisiert<br />

Die Prüfmethode ergibt sich aus<br />

• dem Prüfobjekt,<br />

• dem Prüfumfang,<br />

• der Prüfungsausführung,<br />

• dem Prüfungszeitpunkt und<br />

• dem Messverfahren.<br />

Prüfobjekt<br />

Produkt<br />

Prozess<br />

Betriebsmittel<br />

Prüfmethode<br />

5-17<br />

Prüfumfang<br />

vollständige Prüfung<br />

100%-Prüfung<br />

Stichproben- /<br />

Auswahlprüfung<br />

Prüfungszeitpunkt<br />

Entwurfsphase<br />

Prototypenphase<br />

Wareneingang<br />

Fertigung<br />

Montage<br />

Warenausgang<br />

Nutzungsphase<br />

Meßverfahren<br />

direkt / indirekt<br />

analog / digital<br />

zeitkontinuierlich/<br />

zeitdiskontinuierlich<br />

Ausschlags-/ Kompensationsverfahren


Messverfahren<br />

Q 05410<br />

direktes<br />

Messverfahren<br />

zeitkontinuierliches<br />

Messverfahren<br />

f(t)<br />

f(t)<br />

e<br />

L<br />

f(t)<br />

Zeit<br />

Zeit<br />

Zeit<br />

5.4.2.2 Messtechnik<br />

indirektes<br />

Messverfahren<br />

zeitdiskontinuierliches<br />

Messverfahren<br />

f(t)<br />

f(t)<br />

L<br />

C<br />

Zeit<br />

Zeit<br />

5-18<br />

analoges<br />

Messverfahren<br />

0<br />

10V<br />

Ausschlagverfahren<br />

0<br />

0,5<br />

1kg<br />

m<br />

digitales<br />

Messverfahren<br />

00019259 V<br />

Kompensationsverfahren<br />

(Nullverfahren)<br />

0<br />

Messverfahren<br />

Eine Klassifizierung der in der Messtechnik angewandten Messverfahren lässt sich anhand<br />

folgender Gesichtspunkte durchführen:<br />

• Direktes Messverfahren: Der Messwert einer Messgröße wird durch den direkten Vergleich<br />

mit einem Normal einer gleichartigen Messgröße gewonnen, z.B. eine Längenmessung<br />

mit Hilfe eines Maßstabs. Indirektes Messverfahren: Die Messgröße wird über eine<br />

andersartige Messgröße ermittelt und der Messwert mittels einer physikalischen Gesetzmäßigkeit<br />

best<strong>im</strong>mt, z.B. eine Längenmessung mit Hilfe eines kapazitiven Sensors.<br />

Bei diesem Messverfahren unterscheiden sich demnach Messwert und Messergebnis.<br />

• Analoges Messverfahren: Die Information des Messsignals beruht auf der direkten Zuordnung<br />

der Maßzahl einer Messgröße zur Maßzahl der physikalischen Größe (der Signalparameter<br />

ist wertkontinuierlich). Als Beispiel kann das Quecksilberthermometer genannt<br />

werden, bei dem die Fadenlänge unmittelbar einer best<strong>im</strong>mten Temperatur entspricht.<br />

Digitales Messverfahren: Der Messwert liegt in diskreter Form auf der Basis eines<br />

Zahlensystems vor (der Signalparameter ist wertdiskret). Der Messwert besitzt einen<br />

Quantisierungsfehler; das Ablesen des Messwertes erfolgt jedoch fehlerfrei.<br />

• Zeitkontinuierliches Messverfahren: Alle Elemente der Messeinrichtung arbeiten zeitlich<br />

kontinuierlich. Zeitdiskontinuierliches Messverfahren: Mindestens ein Element der<br />

Messeinrichtung arbeitet zeitlich diskontinuierlich (getastete Messung).<br />

• Ausschlagverfahren: Die Messgröße bewirkt einen Ausschlag an einer Skala, der <strong>im</strong><br />

Vergleich zu einem Normal bewertet ist. Kompensationsverfahren (Nullverfahren): Die<br />

Differenz zwischen der Messgröße und einer Vergleichsgröße wird in einem Regelkreis<br />

min<strong>im</strong>iert, und der Wert der Vergleichsgröße stellt den Messwert dar.


Häufig angewandte physikalische Effekte<br />

in der Fertigungs- und Prozessmesstechnik<br />

physikalische<br />

Einordnung<br />

kapazitive<br />

Sensoren<br />

induktive Sensoren<br />

Widerstandssensoren<br />

piezoelektrische<br />

Sensoren<br />

Induktionssensoren<br />

physikalisches Prinzip<br />

Kapazitätsänderung durch<br />

a) Abstands-/Flächenänderung der Platten<br />

b) geometr. Änderung des Dielektrikums<br />

Induktivitätsänderung durch<br />

a] Bewegen des weichmagnet. Kerns/Ankers<br />

b) magnetoelastischen Effekt<br />

c) Wirbelströme<br />

Widerstandsänderung durch<br />

a) veränderlichen Abgriff<br />

b) Dehnung<br />

c) Engeeffekt<br />

d) Magnetowiderstandseffekt<br />

5-19<br />

p(assiv)<br />

a(aktiv)<br />

piezoelektrischer Effekt a<br />

Induktion durch<br />

a) Änderung des Magnetfeldes<br />

b) Bewegung zw. Spule u. Permanentmagnet<br />

c) Kopplungsänderung zwischen zwei Spulen<br />

p<br />

p<br />

p<br />

p<br />

p<br />

p<br />

p<br />

p<br />

p<br />

a<br />

a<br />

p<br />

technische<br />

Anwendung<br />

Drehkondensator<br />

dielektr. Wegsensor<br />

Quer-/Tauchankerspule<br />

Kraftmeßdose<br />

Wirbelstromsensor<br />

Potentiometer<br />

Metall-/Halbleiter-DMS<br />

Engewiderstandssensor<br />

Feldplatte<br />

Kraft-/Ultraschallsensor<br />

Drehzahlsensor<br />

Tauchmagnetsensor<br />

Inductosyn<br />

Hallsensoren Halleffekt p Magnetschranke<br />

thermoelektrische/<br />

photoelektrische<br />

Sensoren<br />

(optische Sensoren)<br />

Q 05411<br />

pyroelektrischer Effekt<br />

äußerer Photoeffekt<br />

innerer Photoeffekt<br />

Sperrschichtphotoeffekt<br />

a<br />

p<br />

p<br />

a/p<br />

selten angewandt<br />

angewandt<br />

häufig angewandt<br />

Infrarotsensor<br />

Photozelle<br />

Photowiderstand<br />

Photoelement/-diode<br />

Präsenz<br />

Form/Durchmesser<br />

Moment<br />

Druck<br />

Kraft<br />

Dehnung<br />

Winkel/Neigung<br />

Beschleunigung<br />

Drehzahl<br />

Geschwindigkeit<br />

Weg/Länge<br />

5.4.2.2.1 Überblick über angewandte physikalische Messprinzipien<br />

In der <strong>Qualität</strong>sprüfung besitzt das Erfassen von mechanischen, insbesondere von geometrischen<br />

Größen die höchste Bedeutung. Obige Tabelle nennt die wichtigsten physikalischen<br />

Prinzipien, ihre Wirkungsweise (aktiv/passiv) und die erfassbaren Größen.<br />

Aktive Sensoren bilden das Ausgangssignal an die Recheneinheit ohne eine Hilfsenergie<br />

allein unter dem Einwirken einer Messgröße. So führt beispielsweise bei piezoelektrischen<br />

Sensoren eine äußere Belastung zu einer Polarisationsänderung <strong>im</strong> Material und damit zu<br />

einer Ladungsänderung, die ausgewertet wird. Die zur Signalbildung benötigte Energie wird<br />

der Messgröße z.B. als mechanische Energie entzogen. Infolge der Rückkoppelung besteht<br />

bei aktiven Sensoren die Gefahr, dass die Messgröße verfälscht wird. Passive Sensoren<br />

benötigen eine Hilfsenergie. Die Rückwirkungen auf den Messprozess und damit verbundene<br />

Signalverfälschungen sind deshalb geringer.<br />

Betrachtet man die drei Strategien zur <strong>Qualität</strong>slenkung in der Montage (vgl. S. 5-4), so lassen<br />

sich für die dargestellten Sensortypen folgende Zuordnungen treffen: optische Sensoren<br />

werden hauptsächlich zur Objektidentifikation eingesetzt, z.B. Lichtschranken, CCD-<br />

Kameras (Bildverarbeitung). Hauptanwendungsgebiet für die Piezoelektrischen Sensoren<br />

und Widerstandssensoren ist die Prozessüberwachung. Bei der <strong>Qualität</strong>sprüfung finden je<br />

nach der Aufgabenstellung auch die anderen Sensortypen Anwendung. Im folgenden sollen<br />

einige wichtige Sensortypen vorgestellt werden, welche die Grundlage für die Maßnahmen<br />

zur <strong>Qualität</strong>slenkung darstellen.


Kapazitive Sensoren<br />

Q 05412<br />

a<br />

a 1 a<br />

0 εr1<br />

2<br />

a 0<br />

a=a + a<br />

0<br />

l0<br />

b0<br />

Kapazitive Sensoren:<br />

A<br />

C = ε0 ∗εR∗ a<br />

Vorteile:<br />

ε r2<br />

C<br />

a 0<br />

ε r2<br />

C/C0<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

-1 0 1 2 3<br />

Kondensator mit veränderlichem<br />

Plattenabstand<br />

C<br />

Kondensator mit geschichteten Dielektrika und<br />

mit einem Dielektrikum variabler Eintauchtiefe<br />

0<br />

a/a0<br />

ε r1<br />

b 0<br />

C<br />

5-20<br />

a0<br />

C<br />

elektrisch<br />

nichtleitende<br />

Flüssigkeit<br />

Elektroden<br />

Isolation<br />

C: Kapazität<br />

0<br />

C/C0<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

0 1 2 3 4<br />

Kondensator mit veränderlich<br />

wirksamer Plattenfläche<br />

Kapazitive Füllstandsmessung für<br />

elektrisch nichtleitende Flüssigkeiten<br />

0: elektrische Feldkonstante<br />

R: relative Dielektrizitätszahl<br />

A: Plattenfläche<br />

+ einfacher Aufbau<br />

+ meist berührungslose Messung<br />

+ Messgröße entzieht dem Prozess nur wenig Energie (nahezu rückwirkungsfreie Messung)<br />

+ vielseitig einsetzbar durch hohe Anpassungsfähigkeit<br />

+ hohe bis extrem hohe Empfindlichkeit<br />

+ verwendbar für zeitlich konstante und dynamische Vorgänge<br />

+ je nach relativer Dielektrizitätszahl geringe Temperaturempfindlichkeit<br />

+ unempfindlich gegen Magnetfelder<br />

Nachteile:<br />

− kleine Messsignale<br />

− Herabsetzung der Empfindlichkeit durch Kabelkapazitäten (spezielle Anpassungsschaltungen)<br />

ε r1<br />

ε r2<br />

0<br />

/ 0


− Empfindlich gegen ungewollt in den Kondensator eindringende Substanzen, wie Öle, Fette<br />

oder Wasser, die die relative Dielektrizitätszahl beeinflussen<br />

Kapazitive Sensoren werden neben temperatur-, feuchtigkeits- oder füllstandsensiblen Anwendungen<br />

insbesondere für Weg-, Winkel-, Druck und Präsenzmessungen verwendet.<br />

Induktive Sensoren<br />

Q 05413<br />

Spule<br />

Induktive Sensoren:<br />

L N<br />

2<br />

l<br />

= ; mit Rm ≅<br />

R<br />

μ<br />

Vorteile:<br />

m r<br />

+ Hohe Empfindlichkeit<br />

magnetische<br />

Feldlinien<br />

verschiebbarer<br />

weichmagnetischer<br />

Kern<br />

Induktiver Sensor nach dem<br />

Tauchankerprinzip<br />

5-21<br />

μ<br />

r Fμr*<br />

Magnetoelastischer Sensor<br />

Queranker<br />

Spule<br />

magnetische Feldlinien<br />

Kern<br />

einfache Ausführung<br />

L: Induktivität<br />

N: Windungszahl der Spule<br />

Rm: magnetischer Widerstand<br />

l: Weglänge der magnetischen Feldlinien<br />

μR: Permeabilitätszahl


+ Robuster Aufbau<br />

+ Berührungslose und damit verschleißfreie Messung<br />

+ Verwendbar für zeitlich konstante und dynamische Vorgänge<br />

Nachteile:<br />

− Störanfälligkeit gegen magnetische Felder<br />

− mitunter nicht vernachlässigbare Messkraft<br />

Induktive Sensoren werden z.B. zur Abfrage der Verschraubungstiefe bei automatischen<br />

Schraubprozessen eingesetzt.<br />

Widerstandssensoren<br />

U =U ( = )<br />

0 s max<br />

Q 05414<br />

max<br />

Linearpotentiometer<br />

F<br />

DMS4<br />

DMS 1 DMS2<br />

DMS3<br />

Widerstandsdraht<br />

Schleifkontakt<br />

F<br />

U =U (R)=U ( )<br />

s s s<br />

U s=U ( )<br />

s α<br />

α<br />

α max<br />

Drehpotentiometer<br />

Zug / Druck<br />

kompensierte<br />

Größen:<br />

Biegung<br />

Torsion<br />

Temperatur<br />

U 0<br />

+<br />

5-22<br />

DMS 1<br />

DMS 4<br />

F<br />

F<br />

DMS 2 , DMS 3<br />

r<br />

r- r<br />

Dehnungssensor<br />

Biegung<br />

kompensierte<br />

Größen:<br />

Zug / Druck<br />

Torsion<br />

Temperatur<br />

F


Widerstandssensoren<br />

R<br />

l<br />

=<br />

A<br />

∗ ρ<br />

Vorteile/Nachteile bei veränderlichem Abgriff:<br />

5-23<br />

R: Ohmscher Widerstand<br />

ρ: spezifischer Widerstand<br />

l: Länge des elektrischen Leiters<br />

A: Querschnittsfläche<br />

+ großer Messbereich (bis 2000 mm oder Vielfache von 360°)<br />

+ hohe Auflösung, kleiner Linearitätsfehler<br />

− Verschleiß infolge Reibung zwischen Widerstandsdraht und Schleifer<br />

Vorteile/Nachteile von Dehnungssensoren (DMS):<br />

+ kleine Abmessungen, geringe Masse, große Vielfalt an Ausführungen<br />

+ sehr hohe Messfrequenz möglich, hohe Dauerschwingfestigkeit<br />

+ sehr gute Linearität<br />

− Befestigung und elektrischer Anschluss erfordern sorgfältige Handhabung<br />

− sehr kleiner Messeffekt<br />

− mechanisch sehr empfindlich, meist nur einmal verwendbar<br />

− feuchtigkeits- und temperaturempfindlich (Kompensation erforderlich)<br />

Widerstandssensoren werden zum einen als kostengünstige Weg- und Winkelsensoren eingesetzt.<br />

Zweites großes Einsatzgebiet ist die Verwendung als Dehnmessstreifen zur Messung<br />

von Belastungen (Zug, Druck, Biegung) in Bauteilen.


Piezoelektrische Sensoren<br />

Piezoelektrische Sensoren:<br />

Vorteile:<br />

+ extrem weiter Messbereich (Verhältnis Messspanne zu Auflösung bis über 10 8 )<br />

+ sehr hohe Empfindlichkeit<br />

+ geringe Rückwirkungen auf das Messobjekt<br />

+ bei Quarz sehr gute Linearität<br />

+ bei Quarz sehr geringe Temperaturempfindlichkeit<br />

+ extrem hohe Messfrequenz bis in den Mega-Hertz-Bereich<br />

+ unempfindlich gegen magnetische und elektrische Felder<br />

+ hohe mechanische Stabilität<br />

Nachteile:<br />

− statische Messungen nur bedingt möglich, da entstehende Ladung nicht beliebig lange<br />

gespeichert werden kann<br />

− Hysterese bei piezoelektrischen Mischkeramiken<br />

5-24


Piezoelektrische Sensoren werden vor allem bei dynamischen Messungen als Kraft- und<br />

Beschleunigungsaufnehmer verwendet. Sie sind i.a. genauer als Widerstandssensoren, weniger<br />

temperaturempfindlich, aber auch deutlich teurer.<br />

Photoelektrische Sensoren mit Maßstab<br />

Q 05416<br />

L: Lichtquelle<br />

Dm: Durchlichtmaßstab<br />

Am: Auflichtmaßstab<br />

Durchlichtverfahren Auflichtverfahren Projektionsverfahren<br />

Optische Messverfahren<br />

5-25<br />

B:<br />

P:<br />

S:<br />

Blende<br />

photoelektrischer Wandler<br />

Spiegel<br />

Für technische Messzwecke wird <strong>im</strong> wesentlichen der Bereich der optischen Strahlung zwischen<br />

l=100nm und l=100mm genutzt. Folgende physikalische Eigenschaften der optischen<br />

Strahlung werden zum Messen herangezogen:<br />

• Wellenlänge: Sie kann z.B. durch die Temperatur beeinflusst oder durch Prismen separiert<br />

werden.<br />

• Phasenlage: Sie definiert den momentanen Zustand der elektromagnetischen Schwingung<br />

und kann aus der Interferenz von zwei Wellenlängen best<strong>im</strong>mt werden. Eine Beeinflussung<br />

der Phasenlage kann z.B. durch unterschiedliche optische Wege erreicht werden.<br />

• Polarisation: Richtung, in die der magnetische Feldvektor schwingt; sie kann z.B. durch<br />

Magnetfelder oder durch einen Polarisator beeinflusst werden.<br />

• Intensität (Energie): Sie ist der senkrecht auf eine Fläche wirkende Strahlungsfluss. Die<br />

Intensität kann z.B. durch eine teilweise Abschattung des elektromagnetischen Energiestroms<br />

oder durch die Transmission eines Mediums beeinflusst werden.


Vorteile von optischen Messverfahren:<br />

+ trägheitsloses Medium<br />

+ sehr hohe Messfrequenz möglich<br />

+ flächenhafte Messung möglich<br />

+ einfache Speicherung der Messsignale (z.B. Film)<br />

Lichtschranken<br />

Q 05417 Quelle: Rofos/Pfeifer<br />

v<br />

Einweg-<br />

Lichtschranke<br />

Photoelektrische Sensoren mit Maßstab<br />

5-26<br />

Reflexions-<br />

Lichtschranke<br />

Ein übliches Verfahren für Weg- und Winkelmessungen ist die photoelektrische Abtastung<br />

von Maßstäben mit einer Längen- oder Winkelteilung. Die Abtastung kann erfolgen <strong>im</strong><br />

• Durchlichtverfahren: Hier wird der Maßstab durchleuchtet und die entsprechend der<br />

vorliegenden Teilung modulierte Strahlung ausgewertet.<br />

• Auflichtverfahren: Hier wird die am Maßstab reflektierte Strahlung ausgewertet, die entsprechend<br />

der aufgebrachten Teilung moduliert wird.<br />

• Projektionsverfahren: Hier wird die Teilung entweder über eine Reflexion am Messobjekt<br />

auf den photoelektrischen Wandler projiziert, oder sie wird auf das Messobjekt projiziert<br />

und von dort auf den Wandler abgebildet.<br />

Beispiel: Lichtschranke


Lichtschranken sind einfache photoelektrische Sensoren zur Unterbrechungsmessung (Einweg-Lichtschranke)<br />

oder Näherungsmessung (Reflexlichtschranke). Es sind einfache, robuste<br />

und preis-günstige Sensoren. Sie werden vor allem zu Steuerungszwecken verwendet, für<br />

Zählaufgaben oder zur Lage- und Positionserkennung. Längenmessungen können realisiert<br />

werden, wenn die Zeit der Unterbrechung ausgewertet wird.<br />

Triangulationssensor<br />

Q 05418<br />

Messbereich<br />

Beispiel: Triangulation<br />

Fokussieroptik<br />

P<br />

P<br />

1<br />

P<br />

2<br />

3<br />

5-27<br />

LD<br />

PSD<br />

P´ P´<br />

3 1<br />

P´<br />

2<br />

Abbildungsoptik<br />

Messobjekt<br />

Die Triangulation ist das am weitesten verbreitete Verfahren zur Abstands- und Längenmessung.<br />

Der Messstrahl von der Laserdiode LD wird auf das Messobjekt fokussiert und erzeugt<br />

hier einen Messpunkt. Dieser wird über die Abbildungsoptik auf die PSD-Diode (photo sensitive<br />

device) abgebildet. Aus seiner Lage auf der PSD-Diode kann mit Hilfe von trigonometrischen<br />

Beziehungen auf die Position des Messobjekts geschlossen werden.


Interferenz - Messtechnik<br />

Michelson - Interferometer<br />

zur Längenmessung<br />

Q 05419<br />

monochromatische<br />

Lichtquelle<br />

Strahlteiler<br />

Beobachtungsebene<br />

Referenzspiegel<br />

Meßspiegel<br />

Beispiel: Laser-Interferometer<br />

z<br />

ebene Welle<br />

monochromatische<br />

Lichtquelle<br />

mit Aufweitungsoptik<br />

Strahlteiler<br />

Beobachtungsebene<br />

Twyman - Green - Interferometer<br />

für Flächenmessung<br />

Messobjekt Interferogramm<br />

5-28<br />

Referenzspiegel<br />

a<br />

Meßspiegel<br />

(Meßobjekt)<br />

Ort in x-Richtung<br />

Schnitt durch den Intensitätsverlauf<br />

eines Interferogramms<br />

Schnitt durch das "Sägezahnbild"<br />

und das Phasenbild eines<br />

Interferogramms<br />

Bei Interferometern wird die Kohärenz des Laserlichts ausgenutzt. Die Längen- oder Winkelmessungen<br />

resultieren aus der Intensitäts-Modulation des Lichts, die sich infolge der Interferenz<br />

von zwei relativ zueinander bewegten Wellenzügen derselben Lichtquelle ergibt.<br />

Üblicherweise dient der eine Wellenzug als Referenzwelle, zu dem der andere Wellenzug<br />

(Messwelle) infolge der Bewegung des Messobjekts verschoben wird. In der Längen- und<br />

Winkelmesstechnik dominiert der Aufbau nach Michelson. Be<strong>im</strong> Twyman-Green-<br />

Interferometer ist die auf den Strahlteiler fallende Lichtwelle aufgeweitet, so dass eine flächige<br />

Messobjektauswertung durchgeführt werden kann. Das Interferogramm ergibt sich aus<br />

den unterschiedlichen Wegen von Messwelle und Referenzwelle bis zur Beobachtungsebene.<br />

Die automatische Auswertung von Interferogrammen erfolgt nach dem sogenannten<br />

Phasenshiftverfahren, das aus dem Intensitätsverlauf einen eindeutigen Phasenverlauf berechnet.<br />

Anwendung findet dieses Messverfahren überall dort, wo eine sehr genaue Längen- oder<br />

Winkelmessung benötigt wird, z.B. bei Messaufgaben in der Halbleiterfertigung oder in der<br />

Mikrosystemtechnik.<br />

Intensität<br />

a( x)<br />

x<br />

b(x)<br />

Sägezahnkurve<br />

Phasenkurve


Ursachen für Messabweichungen bei der<br />

Messdatenerfassung<br />

Messobjekt<br />

Q 05420 (nach Profos/Pfeifer)<br />

Messgröße<br />

Rückwirkung<br />

äußere Störeinflüsse<br />

dem Messsignal<br />

überlagert<br />

Übertragungsverhalten<br />

des<br />

Sensors<br />

innere Störeinflüsse<br />

5-29<br />

das Übertragungsverhalten<br />

beeinflussend<br />

5.4.2.2.2 Messabweichungen und ihre Ursachen<br />

Störeinflüsse auf den Messprozess lassen sich wie folgt gliedern:<br />

Äußere Störeinflüsse:<br />

Signal an<br />

Steuer- und<br />

Recheneinheit<br />

Rückwirkung<br />

Recheneinheit<br />

• Dem Messsignal überlagert: Die Messabweichungen, die sie verursachen, sind unabhängig<br />

von dem Wert der Messgröße. Beispiele sind Längenabweichungen infolge einer<br />

Temperaturänderung oder Volumenabweichung infolge einer Druckänderung.<br />

• Das Übertragungsverhalten beeinflussend: Der funktionale Zusammenhang zwischen der<br />

Messgröße und dem Signal an die Steuer- und Recheneinheit wird durch äußere Einflüsse,<br />

z.B. durch die Umgebungstemperatur oder magnetische Felder, beeinflusst.<br />

Innere Störeinflüsse:<br />

Sensorinterne Störungen sind unabhängig von äußeren Einflüssen. Sie liegen z.B. in Form<br />

von Lagerspiel bei mechanischen Übertragungsgliedern oder Reibung vor und führen in der<br />

Regel zu unbeabsichtigten Nichtlinearitäten.<br />

Rückwirkungen vom Sensor auf den Messprozess:<br />

Je nach Messprinzip wird die Messgröße vom Sensor mehr oder weniger beeinflusst. Die<br />

Gefahr der Verfälschung des Messsignals ist bei aktiven Sensoren größer, da sie die Energie<br />

zur Signalbildung der Messgröße entziehen, z.B. als mechanische Energie.<br />

Rückwirkungen von der Steuer- und Recheneinheit auf den Sensor:


Fehlt z.B. eine galvanische Trennung zwischen Sensor und der nachfolgenden Steuer- und<br />

Recheneinheit, so besteht die Gefahr einer Rückwirkung.<br />

Messwert und Messabweichungen<br />

Häufigkeit der<br />

Messwerte<br />

unbekannte<br />

systematische<br />

Abweichung<br />

berichtigter Wert x Erwartungswert μ<br />

E<br />

wahrer Wert x<br />

Messwert x<br />

Q 05421 Quelle: Dutschke<br />

W<br />

e s,u<br />

Messwert und Messabweichungen<br />

systematische Messabweichung<br />

e r= e + e<br />

s,b s,u<br />

e r<br />

Messabweichung e r +e s<br />

des Messwertes x<br />

bekannte systematische<br />

Messabweichung<br />

es,b<br />

5-30<br />

Korrektion = -e<br />

s,b<br />

e r<br />

zufällige<br />

Messabweichung<br />

Wahrer Wert xW: der gesuchte Wert der Messgröße, der sich wegen der stets vorhandenen<br />

Messabweichungen nicht best<strong>im</strong>men lässt.<br />

Messwert x: der zur Messgröße gehörende Wert. Er setzt sich zusammen aus: x=xW+er+es<br />

Berichtigter Messwert xE: der bekannte Teil der systematischen Abweichungen es,b kann<br />

zur Berichtigung des Messwertes x verwendet werden. Es gilt: xE=x+es,b<br />

Erwartungswert µ: der Wert der Messgröße, dem sich das arithmetische Mittel der Messwerte<br />

einer Messreihe mit steigender Anzahl der Messungen nähert. Der Erwartungswert µ<br />

st<strong>im</strong>mt mit dem Messwert xW überein, wenn keine systematischen Abweichungen es vorhanden<br />

sind.<br />

Systematische Messabweichungen eS: der Teil der Messabweichung, der auch bei wiederholten<br />

Messungen konstant bleibt und deshalb nicht erkannt werden kann. Ursachen sind<br />

z.B.<br />

• Temperatureinflüsse<br />

• Abnutzung, Alterung


• Rückwirkungen des Sensors auf die Messgröße<br />

• Systematische Einflüsse des Beobachters<br />

Der bekannte Teil der systematischen Abweichungen es,b kann zur Korrektur des Messwertes<br />

verwendet werden. Der unbekannte Teil der systematischen Abweichungen es,u kann nur<br />

schwer von den zufälligen Messabweichungen getrennt werden.<br />

Zufällige Messabweichungen er : die Folge der Messwertstreuung. Mögliche Ursachen<br />

sind alle nicht beherrschbaren Einflüsse, z.B.<br />

• Störschwingungen am Ort der Messung,<br />

• Elektrische Störschwingungen in der Elektronik des Sensors.<br />

Vermeidung von Messabweichungen durch<br />

Einhaltung des Abbeschen Komparatorprinzips<br />

5.4.2.2.3 Vermeidung von Messabweichungen<br />

Abbesches Komparatorprinzip<br />

Ernst Abbe hat bereits <strong>im</strong> Jahr 1890 einen Grundsatz aufgestellt, der für die Konstruktion von<br />

Messgeräten von großer Bedeutung ist: “Das Gerät ist stets so anzuordnen, dass die zu<br />

messende Strecke die geradlinige Fortsetzung der als Maßstab dienenden Teilung ist.” (Abbesches<br />

Komparatorprinzip). Damit hat er den günstigsten Aufbau eines Längenmessgerätes<br />

festgelegt: Maßverkörperung und Prüfling sollen fluchtend hintereinander angeordnet<br />

sein.<br />

5-31


Wird das Abbesche Komparatorprinzip eingehalten, tritt bei einem Kippen zwischen Maßverkörperung<br />

und Prüfling nur ein Fehler 2. Ordnung (Cosinusfehler) auf, der bei kleinen Winkeln<br />

so gering ist, dass er gegenüber Fehlern 1.Ordnung (Sinusfehlern) vernachlässigt werden<br />

kann. Das Kippen kann z.B. durch Führungsabweichungen entstehen. Am Beispiel des<br />

Messschiebers lassen sich die beiden Fehler sehr gut erläutern.<br />

Führungsabweichungen von Bauteilen,<br />

die be<strong>im</strong> Messen bewegt werden<br />

Q 05423<br />

T z y<br />

x<br />

T x y<br />

z<br />

R x y<br />

Führungsabweichungen einer<br />

translatorischen Führung<br />

Führungsabweichungen<br />

R z y<br />

P y y<br />

R y y<br />

y<br />

5-32<br />

x<br />

T x z<br />

R x z<br />

z<br />

T z z<br />

P z z<br />

R y z y<br />

Führungsabweichungen einer<br />

rotatorischen Führung<br />

Bedingt durch Ungenauigkeiten in den Führungen treten be<strong>im</strong> Bewegen von Bauteilen neben<br />

der gewünschten Beweglichkeit auch unerwünschte auf, die als Führungsabweichungen<br />

bezeichnet werden. Nach DIN 2617 Blatt 3 steht die Bezeichnung T für eine translatorische<br />

Abweichung, R für eine rotatorische Abweichung und P für eine Positionsabweichung. Der<br />

erste Index gibt jeweils die Richtung an, in der sich die Abweichung auswirkt, der zweite Index<br />

zeigt die Achse an, entlang der die Abweichung auftritt.<br />

P y z


Nutzung sensorischer<br />

Eigenschaften von Aktoren<br />

Q 05424<br />

Beispiel: Prüfung der Funktion eines Pneumatikventils<br />

5-33<br />

U<br />

I<br />

I<br />

Aktor Elektromagnet<br />

Bolzen fehlt<br />

Bolzen klemmt<br />

Ventil o.k.<br />

Feder fehlt<br />

Bolzen<br />

S<br />

Prüfaufbau: Elektromagnet wird<br />

als Sensor benutzt<br />

t<br />

Auswertung der Anzugsströme des<br />

Elektromagneten<br />

5.4.2.2.4 Nutzung der sensorischen Eigenschaften von Aktoren<br />

Die Aufgaben von Aktoren und Sensoren innerhalb eines Prozesses sind üblicherweise getrennt<br />

verteilt: Die Aktoren bewirken unter Aufnahme von Energie eine Änderung des Prozesszustandes;<br />

die Sensoren stellen Informationen über den Prozesszustand bereit. Bei<br />

vielen Aktoren besteht jedoch ein Zusammenhang zwischen der Energieaufnahme und dem<br />

Prozesszustand bzw. seiner Änderung. D.h., dass bei einer Auswertung des Verlaufs oder<br />

der Schwankungen an Versorgungsleitungen oder Aktoreingängen Informationen über die<br />

Verhältnisse <strong>im</strong> Prozess zu gewinnen sind. Das ermöglicht die Durchführung von Überwachungsaufgaben<br />

und Funktionsprüfungen. Die sensorischen Eigenschaften können in der<br />

unmittelbaren Umkehrung des phsysikalischen Aktorprinzips liegen, z.B. bei piezoelektrischem<br />

Material, oder auf der Nutzung eines charakteristischen Kennlinienverlaufs der Eingangssignale<br />

beruhen.<br />

Im Bild ist ein besonders anschauliches Beispiel dargestellt: Die Schaltung eines Pneumatikventils<br />

erfolgt über die Stellung des Bolzens, der zwischen zwei Positionen mit Hilfe eines<br />

Elektromagneten bewegt wird. Man kann auf sehr einfache Weise eine Funktionsprüfung<br />

durchführen, wenn man den Strom be<strong>im</strong> Anziehen des Bolzens auswertet. Es zeigt sich<br />

nämlich, dass Montagefehler, etwa das Fehlen oder Klemmen des Bolzens, mit charakteristischen<br />

Stromverläufen verbunden sind, die sich deutlich vom Stromverlauf eines ordnungsgemäß<br />

funktionierenden Ventils unterscheiden. Be<strong>im</strong> Einsatz konventioneller Sensorik hätte<br />

man hier große Probleme mit der Zugänglichkeit der Messstelle.


Diese Meßmethode hat wesentliche Vorteile gegenüber konventionellen Sensoren. Es können<br />

Kosten und Bauraum durch das Wegfallen des Sensors eingespart werden. Weiter können<br />

laufende Prüfkosten durch den verringerten Kalibrierungsbedarf und die Probleme hinsichtlich<br />

der Standzeit von Sensoren unter Produktionsbedingungen reduziert werden.<br />

In der Praxis wird dieses Messverfahren zur <strong>Qualität</strong>sprüfung aber bisher selten eingesetzt.<br />

Dies liegt daran, dass die technischen Voraussetzungen und Kenntnisse für den Einsatz<br />

dieses Messverfahrens oft nicht vorhanden sind.<br />

Sensorlose <strong>Qualität</strong>sprüfung für PKW-<br />

Schiebedach<br />

Anwendungsbeispiel: Sensorlose <strong>Qualität</strong>sprüfung für PKW-Schiebedach<br />

Prüfkriterien bei der <strong>Qualität</strong>sprüfung sind das Betätigungsdrehmoment, die Öffnungs- und<br />

Schließzeiten sowie die Verschiebekraft des Sonnenschutzes sowie die Prüfung der Anwesenheit<br />

von best<strong>im</strong>mten Bauteilen. Es zeigt sich, dass eine konventionelle Lösung mit Kraft-<br />

bzw. Drehmomentsensoren nicht den technischen und wirtschaftlichen Anforderungen genügt.<br />

Die Produktprüfung wird deshalb über die Nutzung sensorischer Eigenschaften des<br />

eingebauten Elektroantriebs durchgeführt. Ausgewertet wird der vom Elektromotor aufgenommene<br />

Strom, der bei Gleichstrom-Kleinmotoren direkt proportional zum abgegebenen<br />

Drehmoment ist. Bei der <strong>Qualität</strong>sprüfung wird ein kompletter Betätigungszyklus des Schiebedachs<br />

(Öffnen, Schließen, Ausheben und Absenken) durchgeführt. Aus dem Schließvorgang<br />

können das Drehmoment, die Schließzeit und die Anwesenheit von Bauteilen best<strong>im</strong>mt<br />

werden. Über dieses Messverfahren kann sogar die Verschiebekraft des Sonnenschutzes<br />

best<strong>im</strong>mt werden, indem ein Teil des Öffnungsweges zuerst mit Sonnenschutz und dann<br />

5-34


noch einmal ohne zurückgelegt wird. Daraus kann über eine Differenzbildung der Messwerte<br />

die Verschiebekraft ermittelt werden.<br />

Durch die Anwendung dieses Messverfahrens ließen sich die Prüfstandskosten um ca. 40%<br />

reduzieren. Ebenso wurde eine Verringerung der laufenden Prüfkosten erreicht und letztlich<br />

ein Verfahren realisiert, das auch leicht auf andere Schiebedachtypen übertragbar ist.<br />

Das Hauptanwendungsgebiet dieses sensorlosen Messverfahrens liegt in der <strong>Qualität</strong>s- bzw.<br />

Funktionsprüfung elektromechanischer Produkte oder Baugruppen.<br />

Koordinatenmesstechnik<br />

Definition eines<br />

Bezugspunktes<br />

Q 05426 Quelle: Profos/Pfeifer<br />

5.4.2.3 Koordinatenmesstechnik<br />

Antasten der<br />

Objektpunkte<br />

5-35<br />

Verknüpfen der<br />

Objektpunkte<br />

Der Koordinatenmesstechnik liegt ein von der konventionellen Messtechnik abweichendes<br />

Konzept zugrunde: Erfasst werden nicht mehr die Maße und die Form eines Messobjekts mit<br />

speziell abgest<strong>im</strong>mten Messeinrichtungen. Vielmehr wird das Messobjekt durch eine Vielzahl<br />

von diskreten Messpunkten abgetastet, die in einem durch die Achsen des Koordinatenmessgerätes<br />

mechanisch nachgebildeten Koordinatensystem definiert sind. Die Geometrie<br />

des Messobjekts ergibt sich dann durch die Verknüpfung der Messpunkte zu geometrischen<br />

Ersatzelementen. Erfasst werden können auf diese Weise nahezu beliebige Geometrien. Die<br />

<strong>Qualität</strong> der Messungen hängt <strong>im</strong> wesentlichen von der mechanischen Verkörperung des<br />

Koordinatensystems, dem verwendeten Taster und der Auswerte-Software ab.


Das Hauptanwendungsgebiet dieses Verfahrens liegt in der dreid<strong>im</strong>ensionalen geometrischen<br />

Vermessung von Werkstücken in der Teilefertigung.<br />

Messsignalauswertung<br />

Prozess<br />

Messfühler<br />

Q 05427 Quelle: Profos/Pfeifer<br />

Verstärker<br />

5.4.3 Datenauswertung<br />

Anti-<br />

Aliasing-<br />

Filter<br />

Messsignal<br />

5-36<br />

Multiplexer<br />

Halteglied<br />

zeitlich<br />

diskretisierters<br />

Signal<br />

Analog /<br />

Digital-<br />

Wandler<br />

Amplitudendiskretisierters<br />

Signal<br />

Auswerteeinheit<br />

Digitalisiertes<br />

Signal<br />

Messgrößen sind <strong>im</strong> allgemeinen analoge Größen. Ihre Aufbereitung für die nachfolgende<br />

Recheneinheit erfolgt durch die Elemente: Verstärker, Anti-Aliasing-Filter, Halteglied, A/D-<br />

Wandler. Die Messsignale liegen damit in einer zeit- und amplitudendiskretisierten Form vor<br />

(Digital-Signal) und können ausgewertet werden, z.B. in Form von:<br />

• Mittelwertbildung<br />

• Frequenzanalyse<br />

• Korrelation


Inhalte der Produktionsvorbereitung<br />

Q 05501<br />

© iw b 2005<br />

Prozess<br />

Vermeidung fehlerhafter<br />

Prozesse<br />

Auslegung und<br />

Einstellung der<br />

Prozesse<br />

Produktionsanlage<br />

5-37<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Material<br />

5.5 Produktionsbegleitende <strong>Qualität</strong>ssicherungsmaßnahmen<br />

Die Durchführung von <strong>Qualität</strong>sprüfungen in der laufenden Fertigung ermöglicht es, Fehlentwicklungen<br />

in der Produktion rasch zu identifizieren und zu korrigieren. Dabei spielt die<br />

Zielsetzung “<strong>Qualität</strong> erzeugen anstatt erprüfen” eine zentrale Rolle. Die Konsequenz ist<br />

eine zunehmend detaillierte und sorgfältiger Betrachtung der drei wesentlichen Schwerpunkte:<br />

• Prozessplanung und –verbesserung<br />

• Auswahl, Anordnung und Überprüfung der Produktionsanlage<br />

• Material- und Zukaufteilbeschaffung<br />

5.5.1 Prozessorientierte Maßnahmen<br />

Die Motivation einer qualitätsgerechten Prozessplanung liegt in der Grundidee, dass opt<strong>im</strong>al<br />

eingestellte Prozesse fehlerfreie Produkte liefern. Im Vordergrund steht die Vermeidung fehlerhafter<br />

Prozesse durch den Einsatz qualitätsorientierter Verfahren und Techniken. Im folgenden<br />

werden die Methoden der statistischen Versuchsplanung (design of exper<strong>im</strong>ents,<br />

DOE) bei der Prozessauslegung näher betrachtet.


Zielsetzung der Versuchsmethodik<br />

© iw b 2005<br />

5.5.1.1 Versuchsmethodik zur Prozessopt<strong>im</strong>ierung<br />

5-38<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

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Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Die Einstellung eines Fertigungsprozesses vor Produktionsanlauf erfolgt häufig über einen<br />

Einstelllauf. Von einer ersten Grundeinstellung ausgehend, die auf statischen Einstellvorschriften<br />

basiert, oder von der Erfahrung des Bedieners abhängt, werden solange Produkte<br />

gefertigt, gemessen und die Prozesseinstellungen korrigiert, bis ein brauchbares Ergebnis<br />

erzielt wird. Der Erfolg einer solchen Vorgehensweise (Trial & Error) hängt entscheidend<br />

vom Fingerspitzengefühl des Bedieners ab, sowohl bei der Grundeinstellung als auch der<br />

geeigneten Variation der Einstellparameter.<br />

Die Nachteile dieses Verfahrens sind offenkundig:<br />

− hoher Zeitaufwand, insbesondere bei neuen Prozessen ohne Erfahrungswissen<br />

− fehlende Dokumentation und fehlender, über den einzelnen Mitarbeiter hinausgehender<br />

Lerneffekt<br />

− starke Abhängigkeit der Produktionsqualität von den einzelnen Mitarbeitern<br />

− stark vom Zufall abhängige Einstellung, da Einflussgrößen nicht berücksichtigt<br />

werden<br />

Am Beispiel der Prozesseinstellung wird das Ziel der statistischen Versuchsplanung als Methodik<br />

der off-line <strong>Qualität</strong>ssicherung deutlich. Über ein systematisches, statistisch abgesichertes<br />

Vorgehen soll die Einstellphase reduziert und das Ergebnis abgesichert werden.<br />

Störeinflüsse werden gezielt variiert und die jeweiligen Prozessergebnisse festgehalten. In<br />

Abhängigkeit des gewählten Versuchsplanungsverfahrens können die Auswirkungen der


3-stufiges Vorgehen der<br />

Versuchsmethodik<br />

?<br />

Q 05503 Quelle: nach Pfeifer<br />

© iw b 2005<br />

- Auswertung der Ergebnisse<br />

- Interpretation<br />

- Verifikation<br />

- Randomisierung der Versuchsreihenfolge<br />

- Erfassen der Faktoren<br />

- Erfassen der Zielgröße<br />

Planung<br />

Durchführung<br />

- Zusammenstellung aller Größen<br />

(Parameter, Prozesskenngrößen, Störgrößen)<br />

- Abschätzen möglicher Wechselwirkungen<br />

- Auswahl der wesentlichen Einflüsse (Faktoren)<br />

- Auswahl der Messtechnik<br />

- Auswahl des Versuchsplans<br />

- Erstellen des Plans<br />

5-39<br />

Analyse<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Störeinflüsse rechnerisch ermittelt, die Haupteinflussgrößen extrahiert oder eine hohe Anzahl<br />

von Einflüssen bei min<strong>im</strong>aler Anzahl von Versuchen untersucht werden.<br />

Für den Einsatz der Versuchsplanung wird grundsätzlich das <strong>im</strong> Bild dargestellte Vorgehen<br />

vorgeschlagen. Die Durchführung erfolgt in einem interdisziplinären Team, das sich aus Experten<br />

der Statistik und Versuchsplanung sowie aus Personen, die mit der Technologie des<br />

zu untersuchenden Prozesses vertraut sind, zusammensetzt. Dieses technologische Wissen<br />

ist für den Erfolg der Methode sowie für die Reduzierung des Versuchsaufwands von großer<br />

Bedeutung. Der wesentliche Aufwand liegt daher auch in der Zusammenstellung der Parameter<br />

(Prozessparameter, Kenngrößen, Störgrößen) und der Auswahl der <strong>im</strong> Versuch zu<br />

berücksichtigenden Faktoren. Je geschickter ein Versuch geplant ist, desto geringer ist der<br />

Aufwand für die Versuchsdurchführung und desto zuverlässiger ist die Aussage, die aus der<br />

Versuchsauswertung gezogen werden kann.


Überblick über industrielle Verfahren<br />

der statistischen Versuchsmethodik<br />

Q 05504<br />

© iw b 2005<br />

Shainin<br />

1000<br />

20<br />

Schrittweise<br />

Eingrenzung der<br />

Einflüsse<br />

Verwendung<br />

klassischer Verfahren<br />

Vollfaktorieller Versuch<br />

A B C<br />

- - +<br />

+ - -<br />

- + -<br />

+ + +<br />

5-40<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Taguchi<br />

A B C Ergebnis<br />

5<br />

- - 3mm - -<br />

+<br />

Versuchszahl abhängig<br />

von Einflusszahl und<br />

+<br />

-<br />

+<br />

-<br />

+<br />

+<br />

5mm<br />

2mm<br />

6mm<br />

+<br />

-<br />

+<br />

-<br />

+<br />

möglichen Einstellungen<br />

Unterscheidung von<br />

Statistisch abgesicherte Einflüssen<br />

Auswertung Reduzierung des<br />

Versuchsaufwands<br />

durch Hochvermengung<br />

Die Akzeptanz der Versuchsmethodik war in der Entstehungszeit aufgrund der stark mathematischen<br />

und statistischen Ausrichtung sehr gering. Erst in neuerer Zeit haben sich einige<br />

Verfahren stärker durchgesetzt, unter anderem ein Verdienst von Dr. Genichi Taguchi, der<br />

versucht hat, die Probleme ungenauer Prozesse in der Sprache des Managements (Ausschusskosten,<br />

Nacharbeitskosten) darzustellen.<br />

Taguchis Versuchsplanung zielt auf eine extreme Reduzierung des Versuchsaufwands sowie<br />

eine zweigeteilte Betrachtung von Einflussgrößen zur Entwicklung robuster, d.h. unempfindlicher<br />

Prozesse ab (Taguchi,1989).<br />

Shainin verwendet <strong>im</strong> Gegensatz dazu eine gestufte Vorgehensweise, bei der die Haupteinflussgrößen<br />

schrittweise eingegrenzt werden. Dabei greift Shainin hauptsächlich auf klassische<br />

Verfahren zurück.<br />

Das fundamentale Werkzeug der statistischen Versuchsmethodik, das sich bei Taguchi und<br />

Shainin wiederfindet, ist der teilfaktorielle Versuch. Die Faktoreinstellungen werden dabei<br />

von Versuch zu Versuch nach einer gewissen Systematik verändert. Die Auswertung ergibt<br />

Informationen über die Reaktion des Prozesses bei der Veränderung einzelner Faktoren<br />

sowie über deren Wechselwirkungen.<br />

x<br />

x<br />

-<br />

+<br />

+<br />

+


Einfaktorielle Versuche<br />

Q 05505<br />

Untersuchung eines Faktors<br />

pro Versuch<br />

Zielgröße:<br />

Nachteile:<br />

© iw b 2005<br />

Dichtigkeit d des Wärmetauschers<br />

[mm³]<br />

Hohe Versuchszahl bei<br />

unbegrenzter Stufenzahl<br />

der Faktoren<br />

Unsichtbare Wechselwirkung<br />

der Faktoren<br />

Versuch 1<br />

Versuch 2<br />

Versuch 3c<br />

Grundzüge der klassischen Versuchsmethodik<br />

Einfaktorielle Versuche<br />

5-41<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

d<br />

d<br />

d<br />

Positive Korrelation<br />

Schweißdauer<br />

Negative Korrelation<br />

Innendruck<br />

Keine Korrelation<br />

Schweißtemperatur<br />

Die Einfaktor-Methode war lange Zeit die bevorzugte Vorgehensweise bei der Durchführung<br />

von Versuchen. Charakteristisch ist, dass von Versuch zu Versuch <strong>im</strong>mer nur eine<br />

Einflußgröße bei Konstanthaltung der jeweils anderen variiert wird und die Auswirkung auf<br />

die Zielgröße beobachtet wird.<br />

Am Beispiel des Folienschweißens am Wärmetauscher und der fiktiven Zielgröße “Dichtigkeit<br />

d” sollen die Grundzüge der klassischen Versuchsmethodik verdeutlicht werden. Be<strong>im</strong><br />

einfaktoriellen Versuch werden in 3 Versuchen die Schweißdauer, der Innendruck sowie die<br />

Schweißtemperatur variiert. Werden dabei, wie <strong>im</strong> Bild dargestellt, sehr viele Stufen oder<br />

Einstellungen der Faktoren berücksichtigt, erhält man Streudiagramme, die eine bestehende<br />

Korrelation zwischen Faktor und Zielgröße aufzeigen. Die Versuchszahl ist entsprechend<br />

hoch und begrenzt das Einsatzspektrum dieser Methode.<br />

Zur Reduzierung der Versuchszahlen bei einfaktoriellen Versuchen ist die Beschränkung der<br />

Faktorstufen auf 2 Einstellungen möglich. Damit ergibt sich als Versuchszahl:<br />

Anzahl der Versuche = k + 1<br />

mit: k = Faktorenzahl<br />

Die Einfaktor-Methode verleitet dazu, Wechselwirkungen zu vernachlässigen. Wechselwirkungen<br />

sind Beeinflussungen der Faktoren untereinander. Das bedeutet, die Wirkung eines<br />

Faktors auf die Zielgröße ist abhängig von der Einstellung eines anderen Faktors. Bei der<br />

separaten Variation eines Faktors besteht die Gefahr, diejenige Einstellung, die zu einer


Vollfaktorielle Versuche<br />

Untersuchung von k Faktoren<br />

mit x Stufen durch x Versuche<br />

Q 05506<br />

© iw b 2005<br />

V<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

Dauer<br />

-<br />

+<br />

-<br />

+<br />

Faktoren: Schweißdauer<br />

Schweißtemperatur<br />

Systematik:<br />

5-42<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Zielgröße: Dichtigkeit d des Wärmetauschers [mm³]<br />

Temp.<br />

-<br />

-<br />

+<br />

+<br />

d<br />

3<br />

5<br />

2<br />

6<br />

Systematik:<br />

Effekt Effekt Effekt<br />

Dauer Temp. Wechselwirkung<br />

- - +<br />

+ - -<br />

- + -<br />

+ + +<br />

Verbesserung des Prozessergebnisses führt, als endgültige Einstellung anzunehmen, ohne<br />

eventuelle Abhängigkeiten von der Einstellung anderer Faktoren zu berücksichtigen.<br />

Vollfaktorielle Versuche<br />

Be<strong>im</strong> Vollfaktorellen Versuch werden alle Kombinationen von Einflussgrößen mit ihren Stufen<br />

<strong>im</strong> Versuch erfasst und die Zielgröße gemessen.<br />

Im Beispiel des Wärmetauschers werden als Haupteinflussfaktoren auf den Schweißprozess<br />

die Schweißdauer und die Schweißtemperatur auf jeweils zwei Stufen (Dauer: Lang/Kurz;<br />

Temperatur: Hoch/Tief) variiert. Nach der angegebenen Systematik wird ein orthogonaler<br />

Versuchsplan erstellt. Orthogonal bedeutet, dass jede Stufe eines Faktors gleich oft in der<br />

Spalte des Faktors und die Kombination der Stufen in zwei beliebigen Spalten ebenfalls<br />

gleich oft auftritt. Eine derartige Anordnung bietet die Voraussetzung für eine Mittelung der<br />

Werte bei der Versuchsauswertung.<br />

Im Anschluss an die Planerstellung werden die Versuche durchgeführt. Dazu sollte die Reihenfolge<br />

durch die “Randomisierung” zufällig festgelegt werden, um sonstige Einflüsse ohne<br />

systematische Auswirkung auf das Versuchsergebnis zu erfassen. Jedes Versuchsergebnis<br />

wird entsprechend in die letzte Spalte des Plans eingetragen.<br />

Ziel der Versuchsauswertung ist es, die Wirkungen (Effekte) der Einflüsse sowie die Wechselwirkung<br />

zwischen zwei und mehreren Einflüssen zu best<strong>im</strong>men. Mit Hilfe eines aus dem<br />

Versuchsplan abgeleiteten Auswertungsplans lässt sich die Berechnung einfach durchführen.<br />

Die Vorzeichen helfen, die richtigen Versuchsergebnisse zusammenzufassen.


Auswertung und Darstellung der<br />

Versuche<br />

Q 05507<br />

© iw b 2005<br />

5-43<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

grafische Darstellung der Effekte Berechnung der Effekte<br />

d<br />

6<br />

4<br />

2<br />

d<br />

6<br />

4<br />

2<br />

d<br />

6<br />

4<br />

2<br />

- +<br />

- +<br />

Dauer +<br />

Effekt<br />

Dauer<br />

Temp.<br />

Dauer -<br />

Temp<br />

- +<br />

E 1<br />

1<br />

Dauer = (V2+V4) - (V1+V3) = 3 mm³<br />

Anz(+)<br />

Anz(-)<br />

1<br />

1<br />

E = (V3+V4) - (V1+V2) = 0 mm³<br />

Temp Anz(+)<br />

Anz(-)<br />

1<br />

1<br />

E = (V1+V4) - (V2+V3) = 1 mm³<br />

WW Anz(+)<br />

Anz(-)<br />

Zur Berechnung werden die Versuchsergebnisse bei Einstellung eines Faktors auf Stufe “+”<br />

mit der Einstellung auf Stufe “-“ verglichen. Für den Haupteffekt der Schweißdauer wird also<br />

der Mittelwert der Ergebnisse aus den Versuchen 1 und 3 vom Mittelwert der Ergebnisse aus<br />

den Versuchen 2 und 4 subtrahiert. Zur Berechnung der Wechselwirkungseffekte werden die<br />

Ergebnisse bei gleicher Einstellung der Wechselwirkungseinflüsse mit den Ergebnissen bei<br />

unterschiedlicher Einstellung verglichen. Im Beispiel bedeutet das die Subtraktion des Mittelwertes<br />

aus den Ergebnissen der Versuche 2 und 3 von dem der Versuche 1 und 4.<br />

Deutlich wird, dass stets alle Ergebnisse zur Berechnung eines Effekts benutzt werden. Aufgrund<br />

der Orthogonalität des Versuchsplans lassen sich die Ergebnisse aus mehreren Versuchen<br />

mitteln. Damit wird nahezu die gleiche Aussagewahrscheinlichkeit einer Versuchswiederholung<br />

erreicht.<br />

Aus der Berechnung ergibt sich für das Beispiel:<br />

• Die Schweißdauer beeinflusst die Dichtigkeit entscheidend.<br />

• Die Temperatur besitzt keinen Einfluss.<br />

• Die Wechselwirkung zwischen den beiden Einflüssen ist stark ausgeprägt.<br />

Die grafische Darstellung verdeutlicht die Effekte. Als opt<strong>im</strong>ale Einstellung des Prozesses<br />

empfiehlt sich also eine lange Schweißdauer bei gleichzeitig hoher Schweißtemperatur.


Teilfaktorielle Versuche<br />

Vollfaktorieller Versuchsplan<br />

V<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

Q 05508<br />

© iw b 2005<br />

A<br />

-<br />

+<br />

-<br />

+<br />

B<br />

-<br />

-<br />

+<br />

+<br />

Vorteil:<br />

A<br />

-<br />

+<br />

-<br />

+<br />

B<br />

-<br />

-<br />

+<br />

+<br />

AB<br />

+<br />

-<br />

-<br />

+<br />

Es existiert eine<br />

weitere, orthogonale<br />

Spalte<br />

Ein zusätzlicher<br />

Faktor C wird<br />

aufgenommen<br />

5-44<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Teilfaktorieller Versuchsplan<br />

V<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

Untersuchung von 3 Faktoren mit 4 Versuchen<br />

Nachteil: Wechselwirkungseffekte werden nicht dargestellt<br />

Haupteffekte A, B, und C sind mit den Wechselwirkungseffekten<br />

überlagert<br />

Teilfaktorielle Versuche<br />

A<br />

-<br />

+<br />

-<br />

+<br />

B<br />

-<br />

-<br />

+<br />

+<br />

C<br />

+<br />

-<br />

-<br />

+<br />

A+ B+ C+<br />

BC AC AB<br />

- - +<br />

+ - -<br />

- + -<br />

+ + +<br />

Bei der Betrachtung der Versuchszahl der vollfaktoriellen Versuchspläne wird das größte<br />

Einsatzhemmnis deutlich: Jeder weitere Faktor führt zu einer Verdoppelung der Versuchszahl,<br />

jede weitere Stufe erhöht die Anzahl ebenfalls. In der Praxis handhabbare Pläne umfassen<br />

max<strong>im</strong>al 4 Einflussgrößen auf 2 Stufen (entspricht 16 Versuchen).<br />

Analysiert man den vollfaktoriellen Versuchsplan rein statistisch, gibt es nach Gesetzen der<br />

Kombinatorik noch genau eine weitere Spalte, ohne die Orthogonalität des Plans und damit<br />

die Vereinfachung der Auswertung zu verletzen. Es kann also ein weiterer Faktor in den Versuch<br />

mitaufgenommen werden. Derartige Versuchspläne werden als teilfaktorielle Versuchspläne<br />

bezeichnet (fractional factorial).<br />

Ein Vergleich des teilfaktoriellen Versuchsplans mit der Auswertematrix des vollfaktoriellen<br />

Versuchsplans zeigt Überschneidungen. Anstelle der Wechselwirkungen mit weiteren Faktoren<br />

A und B wurde ein neuer Faktor C eingesetzt. Diese Überlagerung der Wechselwirkungen<br />

mit weiteren Faktoren kann dazu benutzt werden, die zu untersuchende Einflusszahl<br />

drastisch zu erhöhen. Beispielsweise können bei einer 4-Faktoren-Untersuchung insgesamt<br />

11 Wechselwirkungsspalten mit zusätzlichen Faktoren belegt werden. Damit lassen sich mit<br />

16 Versuchen 15 Faktoren untersuchen.<br />

Vergleicht man die Auswertungsbereiche beider Pläne, wird der Nachteil der teilfaktoriellen<br />

Versuche deutlich. Es ist nicht mehr möglich, Wechselwirkungen zwischen den Faktoren<br />

darzustellen. Weiterhin sind die Haupteffekte der Faktoren den Wechselwirkungseffekten<br />

überlagert. Man spricht hier von einer Vermengung der Effekte. Sinnvolle und korrekte<br />

Er


Gefahr der Nutzung teilfaktorieller<br />

Pläne<br />

Q 05509<br />

Anteil der Folienablösungen<br />

© iw b 2005<br />

Folienmaterial<br />

Temperatur<br />

Mitarbeiter<br />

5-45<br />

Folienmaterial<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Temperatur<br />

-<br />

Mitarbeiter<br />

1 -<br />

+<br />

2 + - -<br />

3 - + -<br />

4 + + +<br />

Effekt 0 0 - 30 %<br />

Anteil<br />

Fehlteile<br />

10 %<br />

40 %<br />

40 %<br />

10 %<br />

Interpretation: Folienmaterial hat keinen Effekt<br />

Temperatur hat keinen Effekt<br />

Mitarbeiter ist die Hauptursache<br />

Empfehlung: Mitarbeiterschulung durchführen<br />

gebnisse erhält man also nur, wenn diejenigen Wechselwirkungen, die durch zusätzliche<br />

Effekte überlagert werden, vernachlässigbar klein sind.<br />

Ein einfaches Beispiel verdeutlicht die Gefahr der Nutzung teilfaktorieller Pläne.<br />

Das bereits angesprochene Aufschweißen der Folie auf das Gehäuse des Wärmetauschers<br />

bereitet Probleme, da sich bei einer gewissen Prozentzahl der Tauscher die Folien wieder<br />

ablösen. In einem Versuch sollen die Faktoren “Folienmaterial”, “Schweißtemperatur” und<br />

“Mitarbeiter an der Anlage” auf die Auswirkungen hin betrachtet werden.<br />

Die Wechselwirkungsspalte des vollfaktoriellen Plans wird mit dem Haupteffekt des Mitarbeiters<br />

belegt. Die konsequente Interpretation dieses teilfaktoriellen Versuchs löst als Empfehlung<br />

eine Mitarbeiterschulung aus, ohne das tatsächliche Problem zu beseitigen. Be<strong>im</strong> Einsatz<br />

eines vollfaktoriellen Versuchsplans hätte die Auswertung ergeben, dass nur bei einer<br />

Abst<strong>im</strong>mung des Folienmaterials auf die Temperatur eine Verringerung der Ablösungen erzielt<br />

werden kann. Die Einzeleffekte der Faktoren sind unbedeutend. Wird die Wechselwirkung,<br />

wie bei diesem Beispiel, von vornherein also ausgeschlossen, ist die Gefahr der Fehlinterpretation<br />

sehr groß.<br />

Die Technik der teilfaktoriellen Versuchspläne setzt ein hohes Maß an technologischem<br />

Fachwissen voraus, um Wechselwirkungen <strong>im</strong> Vorfeld auszugrenzen. Dann<br />

allerdings lässt sich eine starke Reduzierung des Versuchsaufwands erreichen, die<br />

insbesondere von Taguchi eingesetzt wird.


Die Philosophie von Taguchi<br />

Q 05510<br />

© iw b 2005<br />

Traditionelles Denken<br />

gut<br />

schlecht schlecht<br />

unterer<br />

Grenzwert<br />

Zielwert<br />

oberer<br />

Grenzwert<br />

5-46<br />

DM<br />

Verlust<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Prozeßergebnis<br />

OGW Zielwert UGW<br />

Prozeß innerhalb der Grenzen "robuster Prozeß"<br />

Philosophie von Taguchi<br />

Taguchi´s Denken der Verluste<br />

L(y) = Verlustfunktion<br />

Sensibilität des Prozesses gegenüber<br />

Rauschfaktoren durch opt<strong>im</strong>ale Einstellung<br />

der Konzeptfaktoren min<strong>im</strong>ieren<br />

Dr. Genichi Taguchi ist ein Statistiker, der maßgeblich am Aufbau des japanischen Telefonnetzes<br />

beteiligt war. Der von ihm propagierten Philosophie liegt Taguchis eigene Definition<br />

der <strong>Qualität</strong> zugrunde: “Die <strong>Qualität</strong> eines Produktes wird durch den (geringst möglichen)<br />

Verlust best<strong>im</strong>mt, der der Gesellschaft ab dem Zeitpunkt entsteht, an dem das Produkt verschickt<br />

wurde.” Die <strong>Qualität</strong> wird dabei als geldwerter Verlust gemessen, der durch unterschiedliche<br />

Formeln abgeschätzt werden kann. Im allgemeinen wird allerdings eine quadratische<br />

Verlustfunktion benutzt. Diese Verlustfunktion drückt dabei ein völlig anderes Toleranzverständnis<br />

aus. Jede Abweichung vom festgelegten Zielwert führt bereits zu einem <strong>Qualität</strong>sverlust.<br />

Darüber hinaus ist Taguchi für seine Methode der Versuchsplanung bekannt, die darauf abzielt,<br />

schwer beherrschbare sog. Rauschfaktoren in ihrem Einfluss auf einen Prozess zu min<strong>im</strong>ieren.<br />

Versuchsplanung nach Shainin<br />

Shainins Versuchsplanung zielt auf eine schrittweise Eingrenzung der Haupteinflussgrößen<br />

ab. Wichtigste Randbedingung ist das Pareto-Prinzip, das besagt, dass unter vielen Einflussgrößen<br />

nur wenige einen dominanten Einfluss besitzen (“The vital few – The trivial many”).<br />

Shainin begibt sich nun auf die Suche nach der Haupteinflussgröße (“Rotes X”).<br />

y


Prozess, Einflussgrößen,<br />

Prozessergebnis<br />

© iw b 2005<br />

5.5.1.2 Prozessregelung<br />

Statistische Grundlagen der Prozessbeschreibung<br />

5-47<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Ein Prozess umfasst das Zusammenwirken verschiedener Einflussgrößen und Ursachen, um<br />

aus Eingangsgrößen (Rohteil) ein Ergebnis mit einem best<strong>im</strong>mten <strong>Qualität</strong>smerkmal (Produkt<br />

mit gewisser Spezifikation) zu erzeugen. Die Ausprägungen und Veränderungen der<br />

Prozesse werden durch Zahlen dargestellt, die mit Hilfe der beurteilenden Statistik analysiert,<br />

dargestellt und interpretiert werden.<br />

Zwei Ergebnisse eines Prozesses sind nie identisch. Durch unabhängige Einflussgrößen<br />

werden Variationen produziert, die sich beispielsweise mit der Gaußschen Normalverteilung<br />

darstellen lassen. Am Beispiel des Galtonschen Nagelbretts wird die Wirkung der Einflüsse<br />

deutlich. An jedem Nagel einer Nagelreihe (=Einfluss) besteht die Wahrscheinlichkeit 50 %,<br />

dass eine Kugel nach links oder rechts fällt. Nach einer gewissen Anzahl von Nagelreihen<br />

ergibt sich eine Kugelanordnung, die normalverteilt ist.<br />

Übertragen auf den Prozess wirken auf die Eingangsgröße zahlreiche Einflüsse der 5 M, die<br />

zu einer Streuung des Prozessergebnisses führen.<br />

Die Einflüsse können dabei zufälliger oder systematischer Natur sein. Zufallseinflüsse sind<br />

auf viele Ursachen zurückzuführen und <strong>im</strong>mer in unterschiedlicher Stärke in allen Prozessen<br />

vorhanden. Systematische Einflüsse beruhen auf beeinflussbaren Faktoren, die häufig unregelmäßig<br />

und instabil und damit nicht voraussagbar sind.


Diskrete und stetige Verteilungen<br />

© iw b 2005<br />

Bernoulliverteilung<br />

0,8<br />

0,2<br />

0<br />

1<br />

0,8<br />

0<br />

Q 05514<br />

be(x|0,2)<br />

Be(x|0,2)<br />

0 1<br />

0 1<br />

Verteilungsformen<br />

Wahrscheinlichkeitsfunktion<br />

Verteilungsfunktion<br />

Poissonverteilung<br />

5-48<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Diskrete <strong>Qualität</strong>smerkmale Stetige <strong>Qualität</strong>smerkmale<br />

x<br />

x<br />

po(x|0,5)<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

0<br />

0 1 2 3 4<br />

1<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

0<br />

Po(x|0,5)<br />

0<br />

1 2 3 4<br />

x<br />

x<br />

Exponentialverteilung Normalverteilung<br />

ex(x0,5)<br />

0,5<br />

0,3<br />

0,1<br />

0 1 2 3 4 5<br />

1<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

0<br />

Ex(x|0,5)<br />

1 2 3 4 5<br />

x<br />

Dichtefunktion<br />

x<br />

0,4<br />

0,5<br />

Verteilungsfunktion<br />

no(x|0,1)<br />

-3 -2 -1 0 1 2 3<br />

No(x|0,1)<br />

1<br />

-3 -2 -1 0 1 2 3<br />

Es gibt verschiedene Verteilungsformen, denen die unterschiedlichen Prozessergebnisse<br />

bzw. <strong>Qualität</strong>smerkmale gehorchen. Grundsätzlich kann zwischen diskreten und stetigen<br />

<strong>Qualität</strong>smerkmalen und deren Verteilungen unterschieden werden.<br />

Die Bernoulli- und die Poisson-Verteilung stellen zwei wichtige Verteilungsformen diskreter<br />

Merkmale dar. Wird die Güte eines Produkts in zwei Klassen eingeteilt, z.B. fehlerhaft/fehlerfrei,<br />

so ist dieses <strong>Qualität</strong>smerkmal über die Produktgesamtheit Bernoulli-verteilt.<br />

Interessiert die Anzahl der Fehler in den Produkten, liegt eine Poisson-Verteilung vor.<br />

Häufig werden in der Produktionstechnik geometrische Merkmale gemessen, deren Werte<br />

nach oben und unten abweichen können und damit normalverteilt sind. Daneben gibt es die<br />

Lebensdauerverteilungen, z.B. die Exponentialfunktion usw., die in Kap. 6 ausführlicher beschrieben<br />

werden.<br />

Die Wahrscheinlichkeitsfunktion ist die Funktion, die den Zusammenhang zwischen der Ausprägung<br />

eines <strong>Qualität</strong>smerkmals und der Eintrittswahrscheinlichkeit vermittelt. Die Dichtefunktion<br />

entspricht <strong>im</strong> stetigen Fall der Wahrscheinlichkeitsfunktion. Die Verteilungsfunktion<br />

kann durch Summation bzw. Integration aus der Wahrscheinlichkeitsfunktion bzw. Dichtefunktion<br />

errechnet werden. Sie gibt die Wahrscheinlichkeit dafür an, dass das <strong>Qualität</strong>smerkmal<br />

Werte bis zu einer best<strong>im</strong>mten Ausprägungsform ann<strong>im</strong>mt.<br />

x<br />

x


Theorie der Normalverteilung<br />

Q 05515<br />

© iwb 2005<br />

h(x)<br />

arithmetisches<br />

Mittel<br />

Standardabweichung<br />

0,135%<br />

Vertrauensbereich<br />

für Mittelwert<br />

-3σ +3σ<br />

99,73%<br />

-1σ +1σ<br />

68,26%<br />

5-49<br />

Institut für Werkzeugmaschinen<br />

und Betriebswissenschaften<br />

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Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Wendepunkt<br />

Vertrauensbereich<br />

für Streuung<br />

0,135%<br />

Stichprobe Indirekter<br />

Schluss<br />

Grundgesamtheit<br />

Theorie der Normalverteilung<br />

s =<br />

x =<br />

1 Σ x<br />

n ι<br />

Σ(x - x)²<br />

ι<br />

n - 1<br />

x<br />

Mittelwert μ<br />

Streuung<br />

Die Normalverteilung ist durch die Eigenschaft charakterisiert, dass der Logarithmus der<br />

Wahrscheinlichkeitsdichte eines Wertes x mit dem Quadrat der Abweichung des Wertes x<br />

vom wahren Mittelwert μ abn<strong>im</strong>mt. Die Normalverteilung ist vollständig best<strong>im</strong>mt durch ihren<br />

Mittelwert m und ihre Streuung σ. σ ist der Abstand des Wendepunktes vom Mittelwert.<br />

Die Wahrscheinlichkeiten, dass irgendein Wert x innerhalb gewisser Intervalle liegt, werden<br />

durch Flächenstücke, die von der Dichtefunktion begrenzt sind, best<strong>im</strong>mt. Das bedeutet, die<br />

Wahrscheinlichkeit, dass ein Wert x innerhalb +/- 3 σ vom Mittelwert liegt, beträgt 99,73 %.<br />

Die Zahl lässt sich auch anders interpretieren: 99,73 % aller Prozessergebnisse sind nicht<br />

weiter als +/- 3 σ vom Mittelwert entfernt.<br />

In der Praxis besteht kaum die Möglichkeit, alle Prozessergebnisse zu messen und damit<br />

exakte Werte für μ und σ zu erbringen. Vielmehr werden <strong>im</strong>mer nur Teile der Gesamtheit<br />

(Stichproben) entnommen und Schätzwerte x (arithmetisches Mittel) für den Mittelwert und s<br />

(Standardabweichung) für die Streuung ermittelt. Es ist einleuchtend, dass in Abhängigkeit<br />

des Stichprobenumfangs n die Aussagesicherheit variiert. Aus diesem Grund wird eine Vertrauenswahrscheinlichkeit<br />

1 - α (häufig 0,95) gefordert und der zugehörige Vertrauensbereich<br />

in Abhängigkeit von der Stichprobengröße berechnet. Man versteht darunter ein Intervall<br />

um den Schätzwert, in dem mit der geforderten Wahrscheinlichkeit der wahre Wert liegt.<br />

Die Parameter t und κ 2 werden in Abhängigkeit der Vertrauenswahrscheinlichkeit und des<br />

Stichprobenumfangs statistischen Tabellen entnommen.<br />

σ


Werkzeuge des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />

Stratifizierung<br />

Stratifizierung<br />

Stratifizieren heißt Daten trennen und in Kategorien (Gruppen) einteilen.<br />

Dies geschieht hauptsächlich zur Analyse.<br />

Ziel ist zu erkennen, welche Kategorien Einfluß auf das zu lösende Problem haben.<br />

Vorgehen<br />

(1) Stratifizierungskriterien auswählen<br />

(Bei der Erhebung neuer Daten sicherstellen, dass für alle möglichen Stratifizierungskriterien<br />

die entsprechenden Kenngrößen aufgezeichnet werden)<br />

(2) Für jedes Stratifizierungskriterium Klassen (Werte, Bereiche) aufstellen<br />

(3) Beobachtungen den Klassen zuordnen<br />

(4) Beobachtungen in jeder Klasse zählen, Ergebnisse grafisch darstellen<br />

(5) Ergebnisse bestätigen (zusätzliche Daten, andere Methoden, Versuche)<br />

(6) Für weitere Stratifizierungskriterien (2) bis (5) wiederholen<br />

Beispiel (siehe Abbildung)<br />

Eine Firma hatte häufig Ärger mit fehlerhaften Rechnungen. Ein Team befaßte sich mit diesem<br />

Problem, sammelte 60 fehlerhafte Rechnungen und stratifizierte die vorliegenden Daten:<br />

(1) Folgende Stratifizierungskriterien wurden ausgewählt:<br />

- Wochentag der Rechnungsstellung<br />

- Woche der Rechnungsstellung <strong>im</strong> Monat<br />

- Angestellter, der die Rechnung bearbeitete<br />

(2) Klassen für<br />

Rechnung Nr.<br />

Wochentag<br />

Woche <strong>im</strong> Monat<br />

Angestellter<br />

Rechnung Nr.<br />

Wochentag<br />

Woche <strong>im</strong> Monat<br />

Angestellter<br />

Rechnung Nr.<br />

Wochentag<br />

Woche <strong>im</strong> Monat<br />

Angestellter<br />

Rechnung Nr.<br />

Wochentag<br />

Woche <strong>im</strong> Monat<br />

Angestellter<br />

- Wochentag: Mo, Di, Mi, Do, Fr<br />

- Woche <strong>im</strong> Monat: 1, 2, 3, 4<br />

5-50<br />

Institut für Werkzeugmaschinen<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Zäh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15<br />

Mo Do Di Mo Di Mi Di Do Fr Fr Mo Mi Do Fr Di<br />

1 4 3 4 4 4 1 2 4 3 4 1 4 3 4<br />

A B A C B A B C A B C A B C A<br />

16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30<br />

Do Fr Fr Do Mo Di Di Di Mi Di Mi Do Fr Mo Mo<br />

4 2 4 4 4 4 1 3 4 4 4 4 3 1 4<br />

A B A C C D D D D A B C D A A<br />

31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45<br />

Mo Mi Mi Di Fr Do Do Mo Mi Fr Do Di Di Mi Fr<br />

4 3 2 4 2 3 4 3 2 4 4 2 4 3 2<br />

A C D D A C C D A C D B A B C<br />

46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60<br />

Fr Fr Do Mi Mi Mi Do Mo Di Do Mi Fr Mo Fr Mi<br />

4 4 3 4 4 4 2 1 4 4 2 4 2 1 4<br />

D D D C A D C D A C C C A D C


- Angestellter: A, B, C, D<br />

siehe Tabelle!<br />

(4)<br />

Anzahl der Fehler<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Mo Di Mi Do Fr<br />

Fehler in Rechnungen<br />

Wochentage Angestellte<br />

5-51<br />

A B C D<br />

Die Stratifizierung nach Wochentagen brachte keine Aufschlüsse.<br />

Die Stratifizierung nach Angestellten legte den Schluß nahe, dass der Angestellte B seine<br />

Arbeit deutlich besser ausführte als seine Kollegen.<br />

(5) Dieses Ergebnis bestätigte sich jedoch nicht: Der Angestellte B ist eine Halbtagskraft.<br />

Das ist die Erklärung dafür, dass er in der Fehlerliste nur etwa halb so oft auftaucht wie<br />

seine Kollegen.<br />

(6)<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Fehler nach Wochen - absolut und prozentual<br />

Fehler absolut<br />

1 2 3 4<br />

Wochen<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

Fehler prozentual<br />

1 2 3 4<br />

Wochen<br />

Aufschlußreich war die Stratifizierung nach Wochen <strong>im</strong> Monat.*) Dabei zeigte sich, dass in<br />

der letzten Woche des Monats die meisten Fehler gemacht wurden. Ursache dafür war der<br />

zum Monatsende hin zunehmende Termindruck, der aufgrund dieser Erkenntnis durch bessere<br />

Planung des Arbeitsablaufs abgebucht werden konnte.<br />

*) Achtung: Umgang mit „Überhangtagen“ muss eindeutig festgelegt sein!


<strong>Qualität</strong>sregelkarte<br />

Q 05516 Quelle: Pfeifer<br />

© iw b 2005<br />

<strong>Qualität</strong>sregelkarte<br />

9:00<br />

8:00<br />

8:00<br />

10:00<br />

9:00<br />

11:00<br />

11:00<br />

10:00<br />

Systematische<br />

Abweichung<br />

5-52<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

obere<br />

Eingriffsgrenze<br />

obere<br />

Warngrenze<br />

zufällige<br />

Abweichung<br />

untere<br />

Warngrenze<br />

untere<br />

Eingriffsgrenze<br />

Eine <strong>Qualität</strong>sregelkarte – abgekürzt QRK – ist ein Formblatt zur graphischen Darstellung<br />

von Werten und deren Streuung, die bei einer Prüfung ermittelt werden. Diese Werte sind<br />

Messwerte bzw. daraus berechnete statistische Kennwerte oder Zählwerte und dienen dazu,<br />

mit Hilfe vorher eingetragener Warn- und Eingriffgrenzen den Prozess zu regeln. Die QRK<br />

enthält ein rechtwinkliges Koordinatensystem. An der horizontalen Achse wird die Nummer<br />

der Stichprobe aufgetragen oder der Zeitpunkt ihrer Entnahme. An der senkrechten Achse<br />

wird eine Skala für das diskrete oder stetige Merkmal mit de m in den Stichproben zu erwartenden<br />

Bereich aufgetragen. In das Koordinatennetz einer QRK werden die Mittellinie, evtl.<br />

Warngrenzen und die Eingriffsgrenzen eingetragen, die für jeden Fertigungsprozess berechnet<br />

werden.<br />

Das Führen der QRK geschieht dadurch, dass der laufenden Fertigung in regelmäßigen Abständen<br />

Stichproben entnommen werden. Überschreitet das <strong>Qualität</strong>smerkmal der Stichprobe<br />

eine Warngrenze, so ist erhöhte Aufmerksamkeit geboten, und es wird in kürzeren Zeitabständen<br />

geprüft oder sofort eine neue Stichprobe entnommen. Das Überschreiten der<br />

Eingriffsgrenze erfordert dagegen einen sofortigen Eingriff in den zu überwachenden Prozess.<br />

Zu beachten ist, dass zwischen den Eingriffsgrenzen einer klassischen QRK und eventuellen<br />

Toleranzgrenzen für das <strong>Qualität</strong>smerkmal, wie sie i.a. vom Produktdesign vorgegeben<br />

sind, kein funktionaler Zusammenhang besteht. Die Eingriffsgrenzen werden nach statistischen<br />

Kriterien festgelegt, nämlich in Abhängigkeit von der Streuung der Stichprobenfunktion<br />

bei ungestörter Fertigung. Durch das Führen von <strong>Qualität</strong>sregelkarten wird die Produktivität<br />

der Fertigung erhöht, dokumentiert und nachgewiesen.


SPC-Regelung<br />

© iw b 2005<br />

SPC – Statistische Prozessregelung<br />

5-53<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Die Statistische Prozessregelung (Statistical Process Control, SPC) wird zur Steuerung von<br />

Prozessen eingesetzt, um das Niveau von <strong>Qualität</strong>smerkmalen auf vorgegebenen Sollwerten<br />

oder innerhalb best<strong>im</strong>mter Toleranzgrenzen zu halten. Hierzu wird ein prozessnaher Regelkreis<br />

aus Fertigung, Prüfung der gefertigten Teile, Analyse der Prüfergebnisse und Rückkopplung<br />

in den Prozess realisiert. Die Auswertung der geprüften Stichproben erfolgt mit<br />

<strong>Qualität</strong>sregelkarten. Der Verlauf der Prüfwerte und das aktuelle Stichprobenergebnis ermöglichen<br />

den Rückschluss auf die <strong>Qualität</strong>slage der laufenden Fertigung. Abhängig von der<br />

Lage und Ausprägung der Stichprobenergebnisse wird regelnd in den Prozess eingegriffen.<br />

Die Regelung setzt die Kenntnis eines möglichst exakten Prozessmodells voraus.<br />

Für die SPC müssen folgende Voraussetzungen erfüllt sein:<br />

− Fertigungsprozess muss beherrscht und fähig sein<br />

− Prozessparameter müssen mess- und regelbar sein<br />

− Prozessmodell muss bekannt sein<br />

− Stückzahlen müssen ausreichend groß sein<br />

− Reaktionszeit zwischen Auswertung und Regelung muss kurz sein<br />

Ziel der Statistischen Prozessregelung ist das frühzeitige Erkennen von systematischen Abweichungen<br />

<strong>im</strong> Fertigungsprozess und die Beseitigung der Ursachen, um mit fähigen und<br />

beherrschten Prozessen die Produktqualität zu verbessern (Siehe auch Kap 7.3.3 '<strong>Qualität</strong>sregelkreis').


Ablauf e iner SPC<br />

Q 05518 Quelle: Pfeifer<br />

© iw b 2005<br />

Vorlauf durchführen<br />

ja<br />

nein<br />

Prozess opt<strong>im</strong>ieren<br />

Q<br />

weitere<br />

Stichprobe<br />

fähig<br />

Ablauf einer SPC<br />

Stichprobe<br />

messen<br />

Eingriffsgrenzen<br />

best<strong>im</strong>men<br />

Punkte mit<br />

systematischem<br />

Einfluss kenn-<br />

nein zeichnen und bei<br />

der Neuberechnung<br />

ja<br />

der Eingriffsgrenzen<br />

ausschließen<br />

ja<br />

Eingriffsgrenzen<br />

berechnen und<br />

eintragen<br />

5-54<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

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Regelkarte führen<br />

Q<br />

systematischer<br />

Fehler<br />

Stichprobe<br />

messen<br />

Kenngrößen<br />

berechnen<br />

und einzeichnen<br />

nein<br />

Fehlerursache<br />

ermitteln<br />

und Fehler<br />

el<strong>im</strong>inieren<br />

Bei installierten Fertigungsprozessen ist es notwendig, vor dem Einsatz der Regelkartentechnik<br />

das Prozessverhalten durch einen Vorlauf zu untersuchen, um die Parameter der<br />

Verteilung des <strong>Qualität</strong>smerkmals zu best<strong>im</strong>men. Sind die <strong>Qualität</strong>smerkmale messbar, dann<br />

sind sie gewöhnlich normalverteilt. Um die Parameter der Verteilung best<strong>im</strong>men zu können,<br />

werden mehrere Stichproben aus dem Prozess entnommen. Für die Größe der Stichprobe<br />

gibt es in der Literatur unterschiedliche Angaben. Sie reichen von mind. 50 bis mind. 200<br />

Einzelmesswerten, von denen jeweils 5 Messwerte zu einer Stichprobe zusammenzufassen<br />

sind. Die Stichproben werden zu Kennwerten verdichtet und einem statistischen Test unterzogen,<br />

der die Störungsfreiheit des Vorlaufs mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit garantiert.<br />

Dazu wird in dem Test die Verteilung der Mittelwerte und der Standardabweichungen<br />

der einzelnen Stichproben überprüft. Anschließend wird die Fertigungslage und die Fertigungsstreuung<br />

des <strong>Qualität</strong>smerkmals geschätzt. Dazu existieren verschiedene Schätzfunktionen,<br />

mit denen die Standardabweichung und der Mittelwert des <strong>Qualität</strong>smerkmals errechnet<br />

werden.<br />

Mit Hilfe des geschätzten Mittelwerts und der Standardabweichung wird die Prozessfähigkeit<br />

berechnet und bei fähigem Prozess werden die Eingriffsgrenzen ermittelt.<br />

Ermittlung der Eingriffsgrenzen<br />

Die Ermittlung von Eingriffsgrenzen kann graphisch, mit Hilfe von Tabellen oder rechnerisch<br />

erfolgen. Für die grafische Best<strong>im</strong>mung stehen für die möglichen Verteilungsformen der<br />

<strong>Qualität</strong>smerkmale verschiedene Nomogramme zur Verfügung.


Voraussetzungen der Untersuchungen<br />

Stabilität<br />

des<br />

Prozesses<br />

Normalverteilung<br />

des<br />

Prozesses<br />

Q 05519<br />

© iw b 2005<br />

systematische Einflüsse<br />

sind noch vorhanden<br />

andere Berechnungsarten<br />

müssen gewählt werden<br />

5-55<br />

17:00<br />

12:00<br />

8:00<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

nur zufällige<br />

Einflüsse wirken<br />

17:00<br />

12:00<br />

8:00<br />

Prozess ist<br />

beherrscht<br />

Formeln zur Berechnung<br />

können angewendet werden<br />

Für die Best<strong>im</strong>mung der Eingriffsgrenzen für <strong>Qualität</strong>smerkmale die Bernoulli-verteilt sind,<br />

wird häufig die Binomialverteilung und damit das Larson-Diagramm, für poissonverteilte<br />

Merkmale das Thorndike-Diagramm und für normal-verteilte Merkmale das Wahrscheinlichkeitsnetz<br />

verwendet.<br />

Das Larson-Nomogramm zeigt in grafischer Form den Zusammenhang zwischen dem Anteil<br />

fehlerhafter Einheiten p in der Grundgesamtheit, der Anzahl fehlerhafter Einheiten x in der<br />

Stichprobe vom Umgang n und der dazugehörigen Wahrscheinlichkeitssumme G.<br />

Im Wahrscheinlichkeitsnetz wird durch die logarithmische Hochachse die Normalverteilung<br />

der Messwerte durch eine Gerade repräsentiert. Damit kann auf einfache Art und Weise überprüft<br />

werden, ob die Messwerte normalverteilt sind, und das Diagramm kann zur grafischen<br />

Ermittlung der Eingriffsgrenzen verwendet werden.<br />

Im deutschsprachigen Raum werden die Grenzlinien i.a. in der Weise berechnet, dass die<br />

Kennwerte, die aus den Stichproben ermittelt werden, bei ungestörtem Prozessverlauf mit<br />

99%-iger Wahrscheinlichkeit innerhalb der Eingriffsgrenzen und – bei Verwendung der<br />

Warngrenzen – mit 95%-iger Wahrscheinlichkeit innerhalb der Warngrenzen liegen. Ist die<br />

Prozesskenngröße über einen längeren Zeitraum in Regelkarten eingetragen, können die<br />

Eingriffs- und Warngrenzen erneut berechnet und in den Regelkarten angepasst werden. Bei<br />

der Berechnung müssen die Kennwerte, bei denen systematische Prozesseinflüsse vorhanden<br />

waren, ausgeschlossen werden. Durch die <strong>im</strong> Vergleich zum Vorlauf größere Anzahl an<br />

Stichproben können die Parameter der Verteilung der Prozesskenngrößen genauer ermittelt<br />

und dadurch die Grenzen genauer best<strong>im</strong>mt werden.


Kenngrößen der Fähigkeit<br />

© iw b 2005<br />

Prozessfähigkeit <strong>im</strong> Vorlauf best<strong>im</strong>men<br />

5-56<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Für die Beurteilung der Fähigkeit und die Auswahl der Berechnungsverfahren müssen be<strong>im</strong><br />

Prozess zwingende Voraussetzungen erfüllt sein.<br />

Die Stabilität gibt Auskunft über die zeitliche Abweichung der Mittelwerte einzelner Stichproben.<br />

Hierzu werden am selben Ort durch den selben Werker an den selben Teilen und zu<br />

unterschiedlichen Zeiten Stichproben entnommen. Die Ergebnisse werden häufig in Form<br />

von QRKs dargestellt. Ist ein Prozess instabil, sind systematische Einflüsse vorhanden, die<br />

in jedem Fall vor einer Fähigkeitsuntersuchung abgestellt werden müssen.<br />

Eine weitere Grundvoraussetzung zur Anwendung der Berechnungsformeln ist die Normalverteilung<br />

des Prozesses. Liegen andere Verteilungsformen vor, wie z.B. schiefe Verteilungen<br />

oder einseitig begrenzte Verteilungen, müssen alternative Berechnungsarten gewählt<br />

werden, denen allerdings identische Überlegungen zugrunde liegen. Der Nachweis der Normalverteilung<br />

erfolgt grafisch über ein Wahrscheinlichkeitsnetz.<br />

Ein Prozess gilt dann als fähig und wird beherrscht, wenn sämtliche auftretenden Toleranzen<br />

stabil innerhalb der vorher definierten Grenzen liegen und nur noch zufällige Abweichungen<br />

innerhalb dieser Grenzen auftreten.<br />

Im Rahmen der Fähigkeitsuntersuchungen werden zwei Kerngrößen unterschieden. Bei der<br />

Berechnung des Prozesspotentials (Index p) wird der vorgegebene Toleranzbereich mit der<br />

tatsächlichen Prozessstreuung verglichen. Sie ist das Maß für die beste Leistung, die der<br />

Prozess erbringen könnte. Bei der Prozessfähigkeit (Index pk) einer Maschine wird sowohl<br />

die Lage des produzierten Mittelwerts relativ zum Sollwert als auch die Prozessstreuung relativ<br />

zu den Grenzwerten berücksichtigt. Sie ist damit ein Maß für die tatsächliche Fähigkeit


Berechnung und<br />

Ergebnisinterpretation<br />

Berechnung für<br />

normal verteilte<br />

Prozessergebnisse<br />

Prozesspotential<br />

Q 05521 Quelle: Pfeifer<br />

© iw b 2005<br />

Cp =<br />

Prozessfähigkeit Cpk =min<br />

Mindestforderungen an Fähigkeit und Potential<br />

zum Beispiel nach Ford Q101<br />

vorläufige Prozessfähigkeit<br />

vorläufiges Prozesspotential<br />

fortdauernde Prozessfähigkeit<br />

fortdauerndes Prozesspotential<br />

x<br />

-3s +3s<br />

OGW - UGW<br />

2 (3s)<br />

OGW - x x - UGW<br />

3s<br />

;<br />

3s<br />

Ppk<br />

Pp Cpk Cp 1,67<br />

1,33<br />

5-57<br />

3s<br />

x<br />

3s<br />

x<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

- OGW<br />

x<br />

x<br />

UGW OGW<br />

C p =5.00<br />

C pk =5.00<br />

C p =1.67<br />

C pk =1.33<br />

C p =2.50<br />

C pk =1.00<br />

C p =0.71<br />

C pk =0.71<br />

Prozess ist<br />

fähig<br />

Prozess muss<br />

zentriert werden<br />

Prozess ist<br />

nicht fähig<br />

des Prozesses, ein best<strong>im</strong>mtes Merkmal in gleich bleibender Weise innerhalb der Spezifikationsgrenzen<br />

zu erzeugen.<br />

Die Kenngrößen geben weiterhin den zeitlichen Aspekt der Untersuchung an. Die Kennzahl<br />

C bezeichnet die fortdauernde Prozessfähigkeit. Dazu ist eine Betrachtung der Maschine<br />

über einen längeren Produktionszeitraum (5-20 Arbeitstage) notwendig. Die Kennzahl P bezeichnet<br />

die vorläufige Prozessfähigkeit. Dazu ist häufig die Entnahme einer Stichprobe mit<br />

einem Umfang n = 50 ausreichend. Da man davon ausgeht, dass bei einer kurzen Untersuchung<br />

nur Einflüsse des Betriebsmittels wirken und Umgebungseinflüsse unwirksam bleiben,<br />

findet man auch die Bezeichnung Maschinenfähigkeit.<br />

Zur Berechnung der Indizes werden aus den Einzelstichproben die Mittelwerte und daraus<br />

der Gesamtmittelwert berechnet. Aus dem Gesamtmittelwert sowie der Streuung s werden<br />

gemäß den Formeln die Indizes ermittelt. Die unteren Grenzwerte für Potential und Fähigkeit<br />

liegen überlicherweise bei 1,67 und 1,33.<br />

Ist die Fähigkeit damit nachgewiesen, kann der Prozess mittels SPC laufend überwacht und,<br />

wenn erforderlich, korrigiert werden.


Erkennung von Prozessstörungen<br />

© iw b 2005<br />

Mittelwert<br />

Überschreiten der<br />

Eingriffsgrenze<br />

2 von 3 Werten auf der<br />

selben Seite mehr als 2<br />

von der Mittellinie entfernt<br />

Q 05522 Quelle: Pfeifer<br />

Mehr als 7 Werte auf einer<br />

Seite der Mittellinie (Run)<br />

4 von 5 Werten zwischen<br />

Mittellinie und 1 -Linie<br />

5-58<br />

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Mehr als 7 Werte mit<br />

gleichem Steigungsvorzeichen<br />

(Trend)<br />

Es existiert eine Vielzahl von Testkriterien, um das Eintreten nichtzufälliger Ereignisse in der<br />

Regelkarte zu erkennen. Der Stichprobenbefund kann innerhalb der Warngrenzen, zwischen<br />

Warn- und Eingriffsgrenzen und außerhalb der Eingriffsgrenzen liegen. Liegt der Stichprobenbefund<br />

innerhalb der Warngrenzen, ist der Fertigungsprozess unter statistischer Kontrolle.<br />

Es ist keine Aktion erforderlich, und man lässt den Prozess weiterlaufen. Liegt der Stichprobenbefund<br />

zwischen Warn- und Eingriffsgrenzen, ist der Verdacht auf Eintritt einer Störung<br />

gegeben. Man zieht i.a. zusätzliche Stichproben, die wiederum beurteilt werden. Liegt<br />

der Befund innerhalb der Warngrenzen, wird der Verdacht ausgeräumt. Liegt er außerhalb,<br />

muss der Prozess wieder unter statistische Kontrolle gebracht werden. Liegt der Stichprobenbefund<br />

auf oder außerhalb der Eingriffsgrenzen, ist der Prozess nicht mehr unter statistischer<br />

Kontrolle. Es muss sofort korrigierend in den Prozess eingegriffen werden. Was der<br />

Eingriff konkret bedeutet, hängt vom jeweiligen Prozess und von den Prozesskenntnissen<br />

ab. Es sind u.U. auch die seit der letzten Probenentnahme gefertigten Teile zu sortieren.<br />

Neben der Überschreitung der Eingriffs- und Warngrenzen wird getestet, ob mehr als 7 aufeinander<br />

folgende Werte auf einer Seite der Mittellinie liegen (Run) oder in aufsteigender<br />

oder abfallender Reihenfolge auftreten (Trend). Die Wahrscheinlichkeit für 7 Werte auf einer<br />

Seite ist 0,5 7 =0,008


Betriebsmittelorientierte<br />

<strong>Qualität</strong>smaßnahmen<br />

© iw b 2005<br />

5.5.2 Betriebsmittelorientierte Maßnahmen<br />

5-59<br />

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Ein weiterer Inhalt der Produktion ist die Auswahl der Produktionssysteme, die zur Fertigung<br />

des Produktes benötigt werden. Die Teilaspekte Prozess und Produktionssystem sind dabei<br />

nur schwer trennbar. Ein robuster und stabiler Prozess ist nur mit einer entsprechenden,<br />

qualitativ hochwertigen Anlage realisierbar. Häufig ist die letzte Möglichkeit einer Prozessverbesserung<br />

ein Austausch der Maschine.<br />

Um dies zu vermeiden, sind die Planungen und Überlegungen bei Auswahl der Anlage so zu<br />

gestalten, dass Prozess, Produkt und Produktionssystem auch bei Einwirkungen äußerer<br />

Einflüsse die an sie gestellten Anforderungen erfüllen. Gleichzeitig gilt es, die Erfüllung dieser<br />

Anforderungen noch vor der Integration des Systems in die Serienfertigung nachzuweisen.<br />

Beispiele für mögliche Maßnahmen:<br />

• Beschaffung: Lieferantenaudit<br />

• Prozess: Auditierung, QRK, Cpk-Best<strong>im</strong>mung<br />

• Betriebsmittel: Maschinenfähigkeitsuntersuchung, Abgleich mit Lastenheft


Dokumenterstellung als gemeinsame<br />

Aufgabe von Kunde und Hersteller<br />

Q 05524<br />

© iw b 2005<br />

5.5.2.1 Lastenheft, Pflichtenheft und Abnahme<br />

5-60<br />

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Funktionsumfang, Einsatzbereich und Einsatzbedingungen müssen bei der Bestellung einer<br />

Anlage schriftlich in Form eines Lastenheftes festgehalten werden. Ein Entwurf der VDI/VDE-<br />

Richtlinie 3694 gibt dazu an:<br />

“Das Lastenheft ist eine Zusammenstellung aller Anforderungen des Auftraggebers hinsichtlich<br />

Liefer- und Leistungsumfang“.<br />

Es wird vom Auftraggeber oder in dessen Auftrag erstellt. Es dient als Ausschreibungs-, Angebots-<br />

und/oder Vertragsgrundlage. Im Lastenheft wird definiert, “was” und „wofür die Aufgabe”<br />

zu lösen ist. Das Lastenheft enthält die Wünsche und Anforderungen des Kunden.<br />

Das Pflichtenheft basiert auf den Informationen des Lastenhefts. Nach der VDI/VDE-<br />

Richtlinie lautet die Definition:<br />

“Das Pflichtenheft ist die Beschreibung der Realisierung aller Anforderungen des Lastenhefts."<br />

Der Auftragnehmer prüft bei der Erstellung die Widerspruchsfreiheit und Realisierbarkeit der<br />

genannten Anforderungen. Im Pflichtenheft wird definiert, ”wie” und ”womit” die Anforderungen<br />

zu realisieren sind. Es enthält die Ideen und Lösungen des Auftragnehmers für das<br />

Problem des Auftraggebers.


Schrittweise Erstellung von<br />

Lasten- und Pflichtenheft<br />

© iw b 2005<br />

5-61<br />

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Die Erstellung des Lasten- und Pflichtenhefts erfolgt in mehreren Schritten.<br />

Erster Schritt ist dabei eine detaillierte Produkt-, Prozess- und Umfeldanalyse durch den<br />

Auftraggeber. Damit werden die technischen und auftragsspezifischen Aufgaben, die die<br />

Anlage zu erfüllen hat, sowie die vorherrschenden Einsatzbedingungen vorgegeben.<br />

Im zweiten Schritt werden diese Informationen mit maschinenspezifischen Vorgaben der<br />

Bereiche Mechanik, Elektrik, Fluidtechnik und Software ergänzt. Dabei werden häufig allgemeine,<br />

anwender-spezifische Betriebsmittelvorschriften oder Ausführungsrichtlinien als<br />

Grundlage für den speziellen Anwendungsfall eingesetzt.<br />

Der dritte Schritt vervollständigt das Lastenheft mit kundenspezifischen Informationen.<br />

Dazu zählen beispielsweise Anforderungen an die Aufstellung und Montage der Anlage, die<br />

Schulung von Mitarbeitern sowie die Projektabwicklung, also die Definition von Meilensteinen,<br />

Benennung des Projektleiters usw. Hinzu kommen detaillierte Anforderungen an die<br />

<strong>Qualität</strong> der Anlage. Neben den <strong>Qualität</strong>smerkmalen sollen hierbei auch Maßnahmen und<br />

Methoden der <strong>Qualität</strong>ssicherung sowie Anforderungen an den <strong>Qualität</strong>snachweis aufgeführt<br />

werden. Dabei sind auch detaillierte Hinweise zur Durchführung der Abnahmeprüfung aufzunehmen.<br />

Nach diesem dritten Schritt erfolgt die Übergabe des Lastenhefts an den Auftragnehmer.<br />

Die Punkte des Lastenheftes werden in das Pflichtenheft übernommen und mit der Darstellung<br />

der Lösung ergänzt. Als Gestaltungsgrundlage kann die VDI/VDE-Richtlinie 3683 verwendet<br />

werden.


Zielsetzung und Folgen<br />

der Abnahme<br />

Q 05526<br />

© iw b 2005<br />

5-62<br />

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Das Pflichtenheft bedarf schließlich der Genehmigung durch den Auftraggeber. Nach Genehmigung<br />

wird das Pflichtenheft die verbindliche Vereinbarung für die Realisierung und<br />

Abwicklung des Projekts für Auftraggeber und Auftragnehmer.<br />

Die Anforderungen, die <strong>im</strong> Lastenheft vom Auftraggeber festgehalten wurden, müssen in<br />

einer Abnahmeprüfung verifiziert werden. Modalitäten der Abnahme, wie betriebliche<br />

Randbedingungen und Termine sind Inhalt des Pflichtenhefts.<br />

Mit der Unterschrift von Auftraggeber und Auftragnehmer unter das Abnahmeprotokoll ändert<br />

sich das rechtliche Verhältnis. Vor der Abnahme muss der Auftragnehmer nachweisen, dass<br />

die Anlage mängelfrei ist. Nach der Abnahme dreht sich die Beweislast um, d.h. der Auftraggeber<br />

muss beweisen, dass an der Anlage vorhandene Mängel bereits vor der Abnahme<br />

vorhanden waren. Kann er diesen Beweis nicht führen, so geht die Unklarheit zu seinen Lasten.<br />

Weiterhin beginnt nach der Abnahme der Gewährleistungszeitraum, die Zeit, in der<br />

der Auftragnehmer Fehler der Anlage auf seine Kosten zu beseitigen hat. Der Gefahrübergang<br />

auf den Anwender bedeutet, dass der Hersteller auch für den Fall, dass die Anlage<br />

ohne sein Verschulden Schaden n<strong>im</strong>mt, seinen Vergütungsanspruch behält. Das Gesetz<br />

knüpft weiterhin die Fälligkeit der Vergütung, beziehungsweise der letzten Rate an den Abnahmezeitpunkt,<br />

sofern nicht <strong>im</strong> Einzelfall anders lautende Vereinbarungen getroffen wurden.<br />

Die Abnahme erhält aus rechtlicher Sicht damit eine weitaus größere Bedeutung als aus<br />

technischer und qualitätsbezogener Sicht.


Beurteilung des Anlagenverhaltens<br />

λ(t)<br />

Ausfallrate<br />

© iw b 2005<br />

5-63<br />

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Frühausfälle Zufallsausfälle Verschleißausfälle<br />

z. B. Montagefehler,<br />

Fertigungsfehler, Werkstoffehler,Konstruktionsfehler<br />

Q 05527 Quelle: Bertsche/Lechner<br />

5.5.2.2 Instandhaltung<br />

bei erhöhter Belastung<br />

z.B. verursacht durch<br />

Bedienungsfehler, Schmutz-<br />

partikel, Wartungsfehler<br />

Lebensdauer<br />

z.B. Dauerbruch,<br />

Alterung, Grübchen<br />

Um hohe Produktqualität produzieren zu können, müssen die Betriebsmittel ein zuverlässiges<br />

Betriebsverhalten aufweisen. Fallen die Betriebsmittel häufig aus, hat dies Einfluss auf<br />

die mit den Betriebsmitteln produzierte <strong>Qualität</strong>. So treten beispielsweise nach der Reparatur<br />

einer Maschine häufig Wideranlaufprobleme auf. Der Prozess muss bei größeren Reparaturmaßnahmen<br />

erneut eingestellt und die Prozessfähigkeit nachgewiesen werden.<br />

Die Ausfallrate λ zu einem best<strong>im</strong>mten Zeitpunkt ist ein Maß für das Ausfallrisiko des Betriebsmittels.<br />

Sie gibt an, welcher Anteil der bis zur Lebensdauer t noch nicht ausgefallener<br />

Produkte <strong>im</strong> darauf folgenden Abschnitt t+dt ausfällt. In der Badewannenkurve wird die Ausfallrate<br />

dazu benutzt, das gesamte Ausfallverhalten eines Betriebsmittels zu beschreiben.<br />

Jedem der Bereiche liegen verschiedene Ausfallursachen zugrunde. Entsprechend den verschiedenen<br />

Ausfallursachen erfordert jeder Bereich andere Maßnahmen zur Erhöhung der<br />

Zuverlässigkeit. So kann die Ausfallrate <strong>im</strong> Bereich der Frühausfälle durch entsprechende<br />

Prüfungen bei der Abnahme reduziert werden. Daneben kann durch geeignete Instandhaltungsstrategien<br />

der Bereich der Zufallsausfälle in die Länge und der Bereich der Verschleiß-<br />

und Ermüdungsausfälle nach hinten verschoben werden.<br />

t


Instandhaltungsstrategien<br />

Q 05528<br />

© iw b 2005<br />

Instandhaltungsstrategie<br />

-ausfallbedingt<br />

"Feuerwehrstrategie"<br />

- periodisch vorbeugend<br />

"Präventivstrategie"<br />

- zustandsabhängig<br />

vorbeugend<br />

"Inspektionsstrategie"<br />

Vorteil<br />

volle<br />

Nutzung der<br />

Bauelementelebensdauer<br />

hohe<br />

Verfügbarkeit<br />

Planbarkeit<br />

hohe<br />

Zuverlässigkeit<br />

Planbarkeit<br />

Es stehen 3 Grundstrategien zur Verfügung:<br />

1. Ausfallstrategie:<br />

Nachteil<br />

hohe<br />

Ausfallzeit<br />

hohe<br />

Kosten<br />

zusätzliche<br />

Inspektion<br />

5-64<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

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Abnutzungsvorrat<br />

Schadensgrenze<br />

Abnutzungsvorrat<br />

Schadensgrenze<br />

Abnutzungsvorrat<br />

Schadensgrenze<br />

volle<br />

Funktionsfähigkeit<br />

unzulässige<br />

Beeinträchtigung<br />

volle<br />

Funktionsfähigkeit<br />

Inspektion<br />

Restabnutzungsvorrat<br />

Ausfallzeit<br />

Ausfallzeit<br />

Soll- Zustand<br />

Soll- Ist-<br />

Differenz<br />

Restnutzungsdauer<br />

Die Ausfallstrategie eignet sich, wenn das Betriebsmittel nicht jederzeit verfügbar sein muss,<br />

keine hohe Zuverlässigkeit gefordert ist, keine hohen Folgeschäden zu erwarten sind und<br />

der Zustand des Betriebsmittels nicht vermittelt werden kann.<br />

2. Präventivstrategie:<br />

Eine periodisch wirksame Präventivstrategie ist sinnvoll, wenn das Betriebsmittel jederzeit<br />

verfügbar sein muss, hohe Zuverlässigkeit gefordert ist, technische Folgeschäden zu erwarten<br />

sind, oder die Kosten einer periodischen Instandsetzung geringer sind als die möglichen<br />

Folgekosten durch den Ausfall.<br />

3. Inspektionsstrategie:<br />

Die zustandsabhängige vorbeugende Inspektionsstrategie wird angewandt, wenn durch<br />

Soll/Ist-Vergleiche der Abnutzungszustand, die restliche Nutzungsdauer und damit der voraussichtliche<br />

Ausfallzeitpunkt best<strong>im</strong>mt werden können. Voraussetzung dazu ist die Ermittlung<br />

des Verschleißverhaltens des Betriebsmittels mit vertretbarem Aufwand.<br />

Grundsätzlich ist eine fachgerechte Instandhaltung der Betriebsmittel eine Grundvoraussetzung<br />

für die Produktion von <strong>Qualität</strong>sprodukten. Dabei sollten einfache Wartungsarbeiten<br />

regelmäßig und selbständig vom Bedienpersonal und aufwendige Instandsetzungsarbeiten<br />

von Experten durchgeführt werden. In der Praxis hat sich gezeigt, dass der Ausschussanteil<br />

durch umfassende Instandhaltungsmaßnahmen um bis zu 50% reduziert werden kann.<br />

Ausfallzeit<br />

Schaden<br />

Zeit<br />

Zeit<br />

Zeit


<strong>Qualität</strong>ssicherung in der Beschaffung<br />

Q 05529<br />

© iw b 2005<br />

prozessorientiert<br />

betriebsmittelorientiert<br />

5.5.3 Maßnahmen in der Beschaffung<br />

5-65<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

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Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Maßnahmen<br />

in der Beschaffung<br />

<strong>Qualität</strong>sbetrachtung<br />

von Lieferanten<br />

Waren<br />

Die Beschaffung von Material, Komponenten oder Einzelteilen macht einen Transfer des<br />

internen <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s über die Grenzen des eigenen Unternehmens hinaus notwendig.<br />

Aufgrund des fehlenden direkten Einflusses auf die <strong>Qualität</strong> der Waren best<strong>im</strong>men<br />

zusätzliche Gesichtspunkte die Arbeit des <strong>Qualität</strong>swesens. Die Integration von psychologischen,<br />

logistischen, rechtlichen und <strong>Qualität</strong>saspekten ist für eine fruchtbare Zusammenarbeit<br />

mit Zulieferbetrieben unabdingbar.


Steigende Anforderungen an die<br />

<strong>Qualität</strong>ssicherung von Lieferant und<br />

Kunde<br />

Q 05530<br />

© iw b 2005<br />

1950 1960 1970 1980 1990<br />

Zukaufteile werden komplexer<br />

Entwicklungsanteil steigt<br />

Kapitalbindung steigt<br />

hohe Anforderungen an die<br />

<strong>Qualität</strong>ssicherung in der<br />

Produktion des Lieferanten<br />

5.5.3.1 Ausgangssituation<br />

LIEFERANTEN ZA H L<br />

FERTIGUNGSTIEF E<br />

5-66<br />

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2000<br />

Bedeutender Anteil an der Wertschöpfung<br />

des Produkts wird<br />

durch Beschaffung abgedeckt<br />

hohe Anforderungen an die<br />

<strong>Qualität</strong>ssicherung <strong>im</strong> Wareneingang<br />

des Kunden<br />

Die Abnahme der Fertigungstiefe bei gleichzeitigem Rückgang der Zuliefererzahl (Single<br />

Sourcing) in den letzten Jahren ist Hauptursache für steigende Anforderungen an die <strong>Qualität</strong>ssicherung,<br />

sowohl bei Kunden als auch be<strong>im</strong> Lieferanten.<br />

In der Automobilindustrie liegt bspw. der Anteil der zugekauften Waren bei 60% und ist damit<br />

in den vergangenen Jahren um über 20% gestiegen. Der Wertschöpfungsanteil, der durch<br />

Beschaffung abgedeckt wird, liegt bereits höher als der der Fertigung. Die Anforderungen an<br />

die <strong>Qualität</strong>ssicherung <strong>im</strong> Bereich der Wareneingangsprüfung nehmen als Konsequenz daraus<br />

zu.<br />

Vom Abnehmer werden in verringertem Maße Einzelteile und in verstärktem Maße Produktsysteme<br />

bzw. vormontierte Baugruppen bestellt. Der Komplexitätszuwachs der georderten<br />

Zulieferteile wirkt sich insbesondere auf die Entwicklungskosten und –risiken des Zulieferers<br />

aus. Die Reduzierung der Aufwendungen für Forschung und Entwicklung, Fertigung und<br />

<strong>Qualität</strong>ssicherung be<strong>im</strong> Kunden führt zu einer entsprechenden Zunahme dieser Posten<br />

be<strong>im</strong> Zulieferer. Zudem erhöht sich seine Kapitalbindung.<br />

Um dieses erhöhte Risiko abzudecken, ist der Druck auf die <strong>Qualität</strong>ssicherung des Zulieferbetriebs<br />

enorm. Hinzu kommen die Forderungen des Kunden, der aufgrund des hohen Wertschöpfungsanteils<br />

<strong>im</strong> Zuliefergeschäft besonderes Augenmerk auf die <strong>Qualität</strong>saktivitäten<br />

des Lieferanten legt.


Ablauf der Be schaffung<br />

aus Sicht der <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

Q 05531<br />

© iw b 2005<br />

technische Lieferbedingung<br />

Erstmusterbewertung<br />

in Ordnung<br />

nicht<br />

in Ordnung<br />

5-67<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

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Produktbeschreibung<br />

Konstruktion<br />

Prüfplanung <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

Lieferantenauswahl<br />

Bestellung<br />

Prüfauftrag<br />

Identprüfung<br />

Erstprüfung<br />

Bereitstellung für die Produktion<br />

Nacharbeit<br />

<strong>Qualität</strong>ssicherung + Einkauf<br />

Konstruktion + Einkauf<br />

<strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

Einkauf<br />

<strong>Qualität</strong>ssicherung + AV<br />

Wareneingang + <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

Wareneingang + <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

Rückweisung<br />

Einkauf<br />

Fertigung<br />

Am chronologischen Ablauf der Beschaffung wird die Integration aller Bereiche eines Unternehmens<br />

deutlich. Im ersten Schritt erfolgt die detaillierte Produktbeschreibung durch die<br />

Konstruktion. Bei der sich anschließenden Prüfplanerstellung werden für das Zulieferteil die<br />

Prüfmerkmale sowie der Prüfumfang festgelegt. Weiterhin unterstützt die <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

die Einkaufsabteilung bei der Auswahl geeigneter Lieferanten durch Audits und Lieferantenbewertungen.<br />

Nach Festlegung der technischen Lieferbedingungen, die meist Gegenstand<br />

des Kaufvertrags sind, kann der Einkauf die Lieferverträge aushandeln.<br />

Während der Erstmusterbewertung werden die Vorgaben an einem Serienprodukt der<br />

Nullserie überprüft. Häufig sind danach letzte Änderungen an Konstruktions- und Fertigungsprozessen<br />

fällig. Bei positivem Ergebnis wird das Zulieferteil zur Bestellung freigegeben.<br />

Einige Tage vor der Warenanlieferung wird durch die Arbeitsvorbereitung auf Basis des<br />

Prüfplans der aktuelle Prüfauftrag erstellt. Bei Anlieferung erfolgt zunächst die Identprüfung,<br />

bei der die internen Bestelldaten aus dem Einkauf mit der tatsächlichen Warenlieferung verglichen<br />

werden. Ist laut Prüfauftrag nur die Identprüfung durchzuführen, wird die Ware für die<br />

Produktion bereitgestellt. In der Erstprüfung werden alle Prüfmerkmale überprüft. Werden<br />

dabei <strong>Qualität</strong>smängel aufgedeckt, wird <strong>im</strong> weiteren Vorgehen über die Rückweisung des<br />

Loses oder eine eventuelle Nacharbeit entschieden.


Wertanalytische Betrachtung<br />

unterschiedlicher Lieferanten<br />

© iw b 2005<br />

Entwicklungspotential<br />

und -leistung<br />

Q 05532 Quelle: nach VW<br />

Termindisziplin<br />

Preisverhalten<br />

Kommunikation<br />

Liefertreue<br />

Lieferflexibilität<br />

5-68<br />

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FE Einkauf Logistik QS Produktion<br />

Checklistenverfahren<br />

5.5.3.2 Lieferantenbewertung<br />

Bewertende Bereiche des Unternehmens<br />

Punktbewertungsmethode<br />

ausgewählter Lieferant<br />

<strong>Qualität</strong>sfähigkeit<br />

und<br />

<strong>Qualität</strong>sleistung<br />

Geldwertmethode<br />

Die <strong>Qualität</strong>sbewertung der Lieferanten lässt sich grob in zwei Bereiche teilen:<br />

Montageprobleme<br />

Reaktion bei<br />

Beanstandungen<br />

− Bewertung vor Auftragsvergabe mit dem Ziel der Lieferantenauswahl<br />

− Beurteilung bei laufender Lieferung mit dem Ziel des <strong>Qualität</strong>snachweises des Lieferanten.<br />

Die meisten Methoden der <strong>Qualität</strong>ssicherung können in beiden Bereichen eingesetzt werden.<br />

Je nach Bereich stehen unterschiedliche Bewertungskriterien <strong>im</strong> Vordergrund.<br />

Um eine objektive Lieferantenbewertung zu begründen, werden in der Praxis verschiedene<br />

Verfahren eingesetzt. Be<strong>im</strong> Checklistenverfahren werden die für best<strong>im</strong>mte Bedarfssituationen<br />

relevanten Kriterien aufgelistet und die Angebote der Lieferanten überprüft, inwieweit<br />

sie das Anforderungsprofil erfüllen.<br />

Die Punktbewertungsmethode verwendet als Grundlage gewichtete Kriterien. Aus der<br />

Kombination von Erfüllungsgrad und Gewichtung ergibt sich die Rangfolge. Die Methode ist<br />

der Nutzwertanalyse sehr ähnlich.<br />

Die Geldwertmethode beruht auf einer konsequenten Anwendung der <strong>im</strong> Materialwirtschaftsbereich<br />

bekannten Technik der Wertanalyse. Den einzelnen Kriterien werden nach<br />

eigenen Unternehmenszielen Geldwerte zugewiesen. Die Summe der Geldwerte der unterschiedlichen<br />

Angebote wird gegenübergestellt.


Direkte Lieferantenbeurteilung<br />

Q 05533<br />

© iw b 2005<br />

Direkt<br />

Produkt<br />

Beurteilung von: - Produktqualität<br />

- Logistische <strong>Qualität</strong> Logistik<br />

kritischer Fehler<br />

Hauptfehler<br />

Nebenfehler<br />

Q<br />

Q<br />

Produkt<br />

Audit<br />

Q<br />

Logistik<br />

<strong>Qualität</strong>swertzahl<br />

QGesamt Lieferantenbeurteilung<br />

5-69<br />

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Liefertreue<br />

mo di mi do fr<br />

Lieferflexibilität<br />

mo di mi do fr<br />

Änderungsflexibilität<br />

Indirekt<br />

Die Lieferantenbeurteilung ist ein wichtiges Regelinstrument zur objektiven Beurteilung von<br />

Lieferant und Lieferung über den Zeitpunkt der Bestellung hinaus. Es lassen sich zwei Verfahren<br />

unterscheiden, wobei Überschneidungen vorhanden sind.<br />

• Direkte Lieferantenbeurteilung<br />

• Indirekte Lieferantenbeurteilung<br />

Bei der direkten Lieferantenbeurteilung steht die fortlaufende Überwachung der tatsächlichen<br />

Produktqualität sowie der logistischen <strong>Qualität</strong> <strong>im</strong> Vordergrund. Grundlage für die Berechnung<br />

der Produkt-<strong>Qualität</strong>skennzahl sind die Ergebnisse der Wareneingangsprüfung.<br />

Jede Nichterfüllung eines <strong>Qualität</strong>smerkmals wird als Fehler gewertet und in Abhängigkeit<br />

seiner Schwere gewichtet. Auf ähnlicher Grundlage erfolgt die Berechnung der Logistik-<br />

<strong>Qualität</strong>skennzahl. Logistische <strong>Qualität</strong>smerkmale sind bspw. die Lieferzeit und –treue oder<br />

die Reaktion auf Änderungswünsche. Die <strong>Qualität</strong>swertzahl ergibt sich aus den einzelnen<br />

Kennzahlen, wobei zusätzlich auch die Ergebnisse einer Audit-Bewertung mit einfließen<br />

können. Anhand der <strong>Qualität</strong>swertzahl, die kontinuierlich aktualisiert wird, lässt sich die aktuelle<br />

<strong>Qualität</strong>sfähigkeit des Lieferanten darstellen.


Indirekte Lieferantenbeurteilung<br />

Q 05534<br />

© iw b 2005<br />

Direkt<br />

Systemaudit<br />

Beurteilung der<br />

einzelnen Elemente des<br />

<strong>Qualität</strong>sicherungssystems<br />

auf ihre Existenz<br />

und ihre Anwendung<br />

Lieferantenbeurteilung<br />

Indirekt<br />

Beurteilung von: - Arbeitsweise<br />

- Systematik<br />

- Einrichtungen<br />

- Mitarbeiter<br />

durch<br />

<strong>Qualität</strong>saudit<br />

Verfahrensaudit<br />

Überprüfung best<strong>im</strong>mter<br />

Verfahren und Arbeitsabläufe<br />

auf Einhaltung<br />

und Zweckmäßigkeit<br />

5-70<br />

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und Betriebswissenschaften<br />

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Produktaudit<br />

systemorientiert verfahrensorientiert produktorientiert<br />

Untersuchung einer<br />

kleinen Zahl von Produkten<br />

auf Übereinst<strong>im</strong>mung<br />

mit den vorgegebenen<br />

<strong>Qualität</strong>smerkmalen<br />

Im Gegensatz zur direkten bewertet die indirekte Lieferantenbeurteilung die Arbeitsweise,<br />

Systematik sowie die Einrichtungen und Mitarbeiter des Lieferanten. Sie bezieht sich damit<br />

nicht direkt auf das tatsächlich erzielte Ergebnis, sondern auf den gesamten Entstehungsprozess.<br />

Die Beurteilung erfolgt in Form sogenannter Audits, die system-, verfahrens- oder<br />

produktorientiert sein können.<br />

Das <strong>Qualität</strong>saudit ist eine systematische und unabhängige Untersuchung, um festzustellen,<br />

ob die qualitätsbezogenen Tätigkeiten und die damit zusammenhängenden Ergebnisse<br />

den geplanten Anforderungen entsprechen und ob diese Anforderungen wirkungsvoll realisiert<br />

werden können und geeignet sind, die Ziele zu erreichen.<br />

Das Systemaudit überprüft das QS-System auf seine Effizienz und veranlasst die Einleitung<br />

oder Überwachung von Verbesserungen. Betrachtet werden dazu Verfahrensanweisungen,<br />

deren Inhalt und Befolgung und vor allem deren Wirksamkeit <strong>im</strong> Hinblick auf das Erreichen<br />

der <strong>Qualität</strong>sziele.<br />

Das Verfahrensaudit überprüft Verfahren und Arbeitsabläufe auf Einhaltung und Zweckmäßigkeit<br />

und versucht mögliche Schwachstellen aufzudecken.<br />

Ziel des Produktaudits ist es festzustellen, wo Fehlerschwerpunkte, systematische Fehler<br />

oder Entwicklungstrends von Fehlern ihre Ausprägung am Produkt haben und wo ihre Ursachen<br />

liegen.<br />

Die Lieferantenaudits werden jedoch mehr und mehr von einer vertraglich vereinbarten <strong>Qualität</strong>ssicherungsnachweisführung<br />

und der Zertifizierung abgelöst. Die Zertifizierung ist ein<br />

Audit durch eine anerkannte Zertifizierungsstelle.


Prüfung von Erstmustern<br />

Erstmuster:<br />

Wann wird geprüft?<br />

Warum wird geprüft?<br />

Was wird geprüft?<br />

Wie wird geprüft?<br />

Wer prüft?<br />

Q 05535<br />

© iw b 2005<br />

5-71<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Geringe Anzahl von Produkten aus einem größeren Produktionslauf,<br />

der mit endgültigen Werkzeugen und Prozessen durchgeführt wurde<br />

QS-Maßnahmen bei Zulieferanten<br />

- vor der ersten Serienlieferung des Produkts<br />

- vor der ersten Serienlieferung nach Produkt- oder Prozessänderung<br />

- vor der ersten Serienlieferung von einer neuen Fertigungsstätte oder<br />

nach Verwendung neuer oder verlagerter Werkzeuge und Einrichtungen<br />

- Feststellung systematischer Fehler noch vor Serienlieferung<br />

- Korrekturen durch Lieferant können sofort veranlasst werden<br />

- Festgelegte, wichtige Produktmerkmale<br />

- Vollprüfung: Materialprüfung<br />

Geometrieprüfung<br />

Funktionsprüfung<br />

- Kunde prüft be<strong>im</strong> Lieferant<br />

- Lieferant prüft, erstellt Bericht zum Nachweis<br />

Die bei den Zulieferanten zu treffenden QS-Maßnahmen entsprechen denjenigen, die auch<br />

be<strong>im</strong> Produzenten bzw. Kunden getroffen werden. Ziel ist, daß durch geeignete QS-<br />

Maßnahmen be<strong>im</strong> Lieferanten die Wareneingangskontrolle be<strong>im</strong> Kunden entweder auf<br />

Stichproben- oder Identprüfungen reduziert werden oder ganz entfallen kann.<br />

5.5.3.3 Wareneingangsprüfung<br />

Ein Erstmuster ist eine geringe Anzahl von Produkten aus einem größeren Produktionslauf,<br />

der mit endgültigen Werkzeugen und Prozessen durchgeführt wurde. Mit der Erstmusterprüfung<br />

soll bestätigt werden, dass unter Produktionsbedingungen gefertigte Teile allen Anforderungen<br />

von Zeichnungen und Spezifikationen entsprechen.<br />

Die Prüfung wird bei neuen oder geänderten Produkten sowie nach Prozess- und Betriebsmitteländerungen<br />

durchgeführt. Ziel ist eine Fehlervermeidung noch vor Serienanlauf.<br />

Die Prüfdurchführung hängt von den Erfahrungen vergangener Erstmusterprüfungen sowie<br />

vom Ergebnis der laufenden Lieferantenbeurteilung ab. So kann beispielsweise ein hoch<br />

eingestufter Lieferant die Erstmusterprüfung selbständig durchführen und das Ergebnis sowie<br />

das Muster an den Kunden weitergeben. Bei negativen Erfahrungen und Lieferanten<br />

ohne <strong>Qualität</strong>sfähigkeitsnachweis oder bei kritischen Prozessen übern<strong>im</strong>mt der Kunde die<br />

Prüfaufgaben be<strong>im</strong> Lieferanten.


Prüfstrategien <strong>im</strong> Wareneingang<br />

© iw b 2005<br />

Kritischer<br />

Fehler<br />

Automatisierbarkeit<br />

der Messung<br />

Produkte<br />

Stückzahlen<br />

5-72<br />

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Vertrauensbasis<br />

Lieferant - Kunde<br />

Prüfdynamisierung<br />

Hauptfehler<br />

Neben-<br />

Fehler<br />

Strategie Vollprüfung 100% Prüfung Stichprobenprüfung Prüfverzicht<br />

Q 05536<br />

Aus der Tradition der “Kontrolle” zählt die <strong>Qualität</strong>sprüfung <strong>im</strong> Wareneingang zu den klassischen<br />

Aufgaben der <strong>Qualität</strong>ssicherung in der Beschaffung. Die Unterschiede zur Fertigungsüberwachung<br />

liegen in der Betrachtung klar definierter Mengen (Lose), die <strong>im</strong> Rahmen<br />

von Stichprobenüberprüfungen auf das Vorhandensein best<strong>im</strong>mter, vertraglich festgelegter<br />

Eigenschaften überprüft werden.<br />

Die Art der Prüfstrategie, die <strong>im</strong> Wareneingang eingesetzt wird, ist von mehreren Faktoren<br />

abhängig. So entscheiden bspw. die Automatisierbarkeit der Messung, die Gesamtstückzahlen<br />

oder das Vertrauensverhältnis zwischen Kunden und Lieferanten über die Art der Prüfung.<br />

Weiterhin kann die Prüfstrategie in Abhängigkeit vergangener, positiver Prüfergebnisse,<br />

<strong>im</strong>mer weiter entschärft werden (Prüfdynamisierung), bis hin zum Prüfverzicht.<br />

Bei der Best<strong>im</strong>mung des Prüfumfangs sowie der Auswahl der Prüfmerkmale ist die Auswirkung<br />

eines Fehlers des Zulieferteils auf die weitere Fertigung oder das fertige Produkt zu<br />

berücksichtigen. Nach DIN 55350 unterscheidet man hierzu für den Wareneingangsbereich<br />

die 3 Fehlerarten: Kritischer Fehler, Hauptfehler und Nebenfehler.<br />

Bei der Vollprüfung bzw. der vollständigen Prüfung wird das gesamte Los auf Einhaltung<br />

aller Produktspezifikationen überprüft.<br />

Im Gegensatz dazu überprüft die 100%-Prüfung nur ausgewählte <strong>Qualität</strong>smerkmale, jedoch<br />

ebenfalls an allen Teilen eines Loses.


Schema einer fortlaufenden<br />

Wareneingangsprüfung<br />

Q 05537<br />

© iw b 2005<br />

Datenbasis<br />

Lieferschein-<br />

Erfassung<br />

Prüfergebnis-<br />

Erfassung<br />

Entscheidung<br />

5-73<br />

Prüfanweisung<br />

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Wareneingang<br />

Prüfverfahren<br />

Stichprobe<br />

Ergebnis<br />

Die Durchführung der Wareneingangsprüfung ist als kontinuierlicher Prozess zu sehen. Beginnend<br />

mit der Anlieferung der Ware wird auf Basis des Lieferscheins sowie des zugehörigen<br />

Prüfplans eine Prüfanweisung ausgegeben. Nach dem festgelegten Prüfverfahren wird<br />

eine Stichprobenprüfung der Ware durchgeführt und das Ergebnis festgehalten. Das Prüfergebnis<br />

wird in eine Datenbasis integriert, die unter Berücksichtigung vergangener Ergebnisse<br />

die Prüfanweisung für die nächste Warenanlieferung dynamisch anpasst.<br />

Die Annahme-Stichprobenprüfung n<strong>im</strong>mt in Kauf, dass ein Anteil der fehlerhaften Einheiten<br />

nicht erkannt wird, denn es wird nur eine Teilmenge des Loses, die Stichprobe, geprüft. Die<br />

damit verbundenen Risiken lassen sich jedoch abschätzen. Die Vorteile der Stichprobenprüfung<br />

sind:<br />

− geringere Prüfkosten,<br />

− weniger Hantierungsfehler,<br />

− Anwendung auch bei zerstörender Prüfung,<br />

− Lose sind schneller verfügbar,<br />

− weniger Prüfpersonal mit besserer Qualifikation<br />

− Motivation durch höherwertige und weniger monotone Arbeit<br />

− Rückweisung von Losen hat Signalwirkung<br />

− Bestandsaufnahme bei Lieferant und Abnehmer<br />

Es gibt zwei Möglichkeiten, bei der Durchführung einer stichprobenartigen Abnahmeprüfung<br />

eine Fehlentscheidung zu treffen. Man kann das Los abweisen, obwohl der Fehleranteil <strong>im</strong><br />

Los den Grenzwert nicht überschreitet. Diese Fehlentscheidung heißt Fehler 1. Art, Lieferantenrisiko<br />

oder α-Fehler, wobei die Eintrittswahrscheinlichkeit mit α bezeichnet wird. Der ande-


e mögliche Irrtum besteht darin, dass man das Los ann<strong>im</strong>mt, obwohl die <strong>Qualität</strong> des Loses<br />

zu gering ist. Dieser Fehler heißt Fehler 2. Art, Abnehmerrisiko, oder β-Fehler. Die Wahrscheinlichkeiten<br />

für das Begehen eines Fehlers 1. und 2. Art lassen sich berechnen. Man<br />

kann aber auch die Eintrittswahrscheinlichkeit vorgeben und die Prüfvorschrift entsprechend<br />

auslegen.<br />

Strategien der Beschaffung<br />

Q 05539<br />

Lieferantenbeurteilung<br />

Lieferantenbewertung<br />

Lieferantenaudit<br />

Erstmusterprüfung<br />

Eingangsprüfung<br />

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Single Sourcing<br />

5-74<br />

Just in T<strong>im</strong>e<br />

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Kunde Lieferant<br />

Null-Fehler-Lieferung<br />

Es existieren unterschiedliche Stichprobensysteme für die zählende und die messende Abnahmeprüfung.<br />

Die Prüfstrategie besteht darin,<br />

• die Wahrscheinlichkeit für die Rückweisung einzelner guter Lose prinzipiell klein zu halten,<br />

wenn die <strong>Qualität</strong>slage der angelieferten Lose gleich einer vereinbarten <strong>Qualität</strong>slage<br />

oder besser ist,<br />

• die Wahrscheinlichkeit für die Annahme einzelner schlechter Lose prinzipiell klein zu halten,<br />

wenn die <strong>Qualität</strong>slage der angelieferten Lose schlechter als eine vereinbarte <strong>Qualität</strong>slage<br />

ist,<br />

• einen wirtschaftlichen Kompromiss zu finden zwischen Prüfaufwand und Risiko für Lieferant<br />

und Abnehmer.<br />

Just-in-T<strong>im</strong>e-Lieferung bedeutet, dass das Zulieferteil exakt zum benötigten Zeitpunkt an den<br />

Abnehmer geliefert wird. Ziel ist dabei die Wirtschaftlichkeit durch Wegfall eines Wareneingangslagers<br />

und der Wareneingangsprüfung zu erhöhen. Dies setzt Null-Fehler-Lieferungen<br />

voraus. Dies bedeutet wiederum eine Beschränkung auf nur wenige Zulieferer (Single Sourcing)<br />

und deren langfristige Bindung. Die Basis für diese enge Kunden-Lieferant-Beziehung<br />

sind sehr detailliert gestaltete Verträge, die nicht nur Spezifikationen des Produktes beinhalten,<br />

sondern auch Anforderungen an die Produktionsmittel und <strong>Qualität</strong>ssicherungsaktivitäten.


<strong>Vorlesungsskript</strong><br />

<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />

<strong>Qualität</strong> <strong>im</strong> Produktlebenszyklus<br />

6 Betreuung nach der Produkterstellung 6-1<br />

6.1 Aufgaben nach der Produkterstellung......................................................................6-1<br />

6.2 Inbetriebnahme ........................................................................................................6-2<br />

6.3 <strong>Qualität</strong> <strong>im</strong> Produkteinsatz .......................................................................................6-3<br />

6.3.1 Kundenbetreuung .....................................................................................6-3<br />

6.3.2 Ermittlung des Einsatzverhaltens .............................................................6-5<br />

6.3.3 Weibullanalyse .........................................................................................6-8<br />

6.3.4 Isochronendiagramm..............................................................................6-10<br />

6.4 Umweltverträglichkeit .............................................................................................6-11<br />

6.4.1 Recylingfähigkeit ....................................................................................6-11<br />

6.4.2 Demontagefähigkeit................................................................................6-12<br />

5-1


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Betreuung nach der Produkterstellung<br />

Aufgabenbereichen der Betreuung<br />

nach der Produkterstellung<br />

Q 06101<br />

© iw b 2005<br />

6- 1<br />

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Aufgabenbereiche der Betreuung nach der Produkterstellung<br />

Auslieferung Inbetriebnahme Produkteinsatz Rückführung<br />

- Handhabung<br />

- Lagerung<br />

- Identifikation<br />

- Verpackung<br />

- Versand<br />

(Distribution)<br />

- Anlauf<br />

- Dokumentationen (Anleitungen)<br />

- Kundendienst<br />

(Ersatzteil-, Reparaturservice)<br />

- Ermittlung des Einsatzverhaltens<br />

Auswertung und Analyse des Produktverhaltens<br />

6 Betreuung nach der Produkterstellung<br />

6.1 Aufgaben nach der Produkterstellung<br />

- Redistribution<br />

- Demontage<br />

- Recycling<br />

<strong>Qualität</strong> hört nicht mit der Produkterstellung auf. Sie hat auch unmittelbar vor, während und<br />

nach dem Produkteinsatz eine hohe Bedeutung, da der Kunde <strong>Qualität</strong> auch nach den Leistungen<br />

des Kundenservice misst. Die einzelnen <strong>Qualität</strong>saspekte nach der Produkterstellung<br />

sind <strong>im</strong> Bild dargestellt. Daraus lassen sich zwei Aufgabenbereiche ableiten:<br />

• unmittelbare Aufgaben:<br />

Zufriedenstellen des gegenwärtigen Kunden durch z.B. ordnungsgemäße Auslieferung,<br />

Funktionsfähigkeit sowie Information über Funktion und Gebrauch.<br />

• mittelbare Aufgaben:<br />

Sichern der <strong>Qualität</strong> zukünftiger Produkte und damit der Zufriedenheit zukünftiger Kunden<br />

durch ständige Analyse des Produktverhaltens be<strong>im</strong> Kunden z.B. durch Auswertung von<br />

Kundenreklamationen, Kundendienstberichten usw.. Um dies zu erreichen, muss das<br />

Kundenrückinformationssystem eng mit dem Marketingbereich verknüpft sein, um so laufend<br />

die ermittelten Informationen bei der Planung neuer Produkte oder <strong>im</strong> Rahmen von<br />

Modellpflege einfließen lassen zu können. <strong>Qualität</strong>ssichernde Methoden bei der Produktplanung<br />

wurden in Kapitel 3 vorgestellt.


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Betreuung nach der Produkterstellung<br />

<strong>Qualität</strong> bei der Inbetriebnahme<br />

Q 06201<br />

© iw b 2005<br />

Grundsatz<br />

Einteilung<br />

Bezeichnung<br />

Überprüfung<br />

Informationsaufbereitung<br />

6- 2<br />

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Produktqualität verfügbare Information<br />

Informationspräsentation<br />

6.2 Inbetriebnahme<br />

Grundsatz:<br />

Erstellen einer Anleitung<br />

Information nach Empfänger ausrichten<br />

Gebrauchsanleitung, Montageanleitung, Inbetriebsetzungsanleitung,<br />

Bedienungsanleitung, Zubereitungsanleitung<br />

- Verfasser: Vollständigkeit, Genauigkeit, Eindeutigkeit<br />

- Fachleute: sachliche Richtigkeit<br />

- Berater: Lernwirksamkeit, Richtigkeit der Sprache<br />

Gliederung in Lernziele und Lernschritte<br />

einfache Darstellung<br />

Handzettel, Bücher, Aufkleber, Hotline, Video, Helpfiles<br />

Die <strong>Qualität</strong> des Produktes ist untrennbar mit der <strong>Qualität</strong> der zur Verfügung gestellten Information<br />

über die Bedienung des Produktes verbunden. Der Betrieb eines Produktes ist<br />

<strong>im</strong>mer dann ein Risiko, wenn die notwendige Information nicht, unvollständig oder zu umfangreich<br />

vorhanden ist. Ungenügende Information und daraus resultierendes Fehlverhalten<br />

können die Produkthaftplicht auslösen. Wichtig ist die Ausrichtung von Anleitungen auf den<br />

Benutzer. Die Anleitung ist die "Visitenkarte" des Produkts.<br />

Bezeichnungen von Anleitungen:<br />

Die Gebrauchsanleitung stellt in Kurzform für einfache Geräte alles Wissenswerte über<br />

Verwendungszweck, Inbetriebsetzung und Bedienung dar.<br />

Die Zubereitungsanleitung tritt bei Lebensmitteln an Stelle der Gebrauchsanleitung. Auf<br />

Gefahren sollte hingewiesen werden.<br />

Eine Montageanleitung (Aufbaurichtlinie) wird benötigt, wenn komplizierte Produkte vor<br />

ihrem Einsatz mit anderen Baugruppen zu einem System zusammengefügt und evtl. angepasst<br />

und modifiziert werden müssen.<br />

Die Inbetriebsetzungsanleitung ist die Anleitung für die Inbetriebnahme und beschreibt den<br />

ordnungsgemäßen Anschluss an Versorgungs- und Entsorgungsnetze (Strom, Wasser, Gas<br />

...) und die Gefahren.


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Betreuung nach der Produkterstellung<br />

Kundenanforderungsprofil an den<br />

Service<br />

© iw b 2005<br />

Leistungsmerkmal<br />

- Eintreffen in der erwarteten Zeit<br />

- vollständige, gründliche Reparatur<br />

- schnelle Reparatur<br />

- Kompetenter Telefonpartner<br />

- Techniker hört zu<br />

- schnelle problemlose Installation<br />

- Techniker höflich und interessiert<br />

- Schulung für kleine Störungen<br />

- Rücknahme von Verbrauchsmaterial<br />

- Ferndiagnose<br />

6- 3<br />

47 %<br />

46 %<br />

43 %<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

"wichtig für ... % aller Befragten"<br />

96 %<br />

93 %<br />

90 %<br />

79 %<br />

70 %<br />

69 %<br />

67 %<br />

0 1 0 2 0 3 0 4 0 5 0 6 0 7 0 8 0 9 0 1 00<br />

Die Bedienungsanleitung beschreibt die notwendigen Maßnahmen zur Ingangsetzung,<br />

Überwachung, Steuerung und Pflege während des Betriebs, Außerbetriebsetzung und<br />

Selbsthilfemaßnahmen bei Betriebsausfall.<br />

6.3 <strong>Qualität</strong> <strong>im</strong> Produkteinsatz<br />

6.3.1 Kundenbetreuung<br />

Das Kundenanforderungsprofil an den Service ist oft je nach Branche, Marktsegment oder<br />

regionalen Gesichtspunkten sehr unterschiedlich. Deshalb gilt es herauszufinden: welches<br />

sind die entscheidenden Bedürfnisse und in welcher Reihenfolge treten sie auf? Wichtige<br />

Kriterien sind:<br />

• Erreichbarkeit<br />

• Reaktionszeit<br />

• Ersatzteilverfügbarkeit<br />

• Preis/Leistungsverhältnis<br />

• Technische Kompetenz


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Betreuung nach der Produkterstellung<br />

Ermittlung des Einsatzverhaltens<br />

© iw b 2005<br />

S<strong>im</strong>ulation einzelner<br />

Beanspruchungen<br />

Umwelts<strong>im</strong>ulation<br />

Feldversuche<br />

vor Kundeneinsatz<br />

Befragung<br />

Beobachtung<br />

Exper<strong>im</strong>ent<br />

Daten<br />

6- 4<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Serienerprobung Marktforschung Felddatenerfassung<br />

Kriterien zur Messung der Servicequalität:<br />

Ermittlung des Einsatzverhaltens<br />

Methode<br />

in Garantiezeit<br />

Während Kundeneinsatz /<br />

Kundenrückinformationssystem<br />

Auswerten der gesammelten Daten<br />

Korrekturmaßnahmen<br />

Rückkopplung zu Produktplanung<br />

nach Garantiezeit<br />

• Reaktionszeit<br />

• Störungsbeseitigung be<strong>im</strong> ersten Besuch<br />

• Ausbleiben von Wiederholungen der Störung<br />

• Perfektionsgrad der Installation<br />

Service ist sehr personalintensiv. Die Auswahl, Qualifizierung, Weiterbildung und der zielorientierte<br />

Einsatz des Servicepersonals sind daher entscheidend, um sowohl aus Kundensicht<br />

als auch aus innerbetrieblicher Sicht kostengünstig arbeiten zu können.<br />

6.3.2 Ermittlung des Einsatzverhaltens<br />

Serienerprobung: Prüfung auf Überlebenswahrscheinlichkeit vollständiger, verkaufsfertiger<br />

Produkte.<br />

S<strong>im</strong>ulation einzelner Beanspruchungen: Min<strong>im</strong>ieren der Anzahl der äußeren Einflüsse, S<strong>im</strong>ulation<br />

einzelner Prüfbedingungen, Beanspruchungen deutlich über den Betriebsbeanspruchungen,<br />

Beschleunigen der Alterung und Aktivieren der Ausfallmechanismen.<br />

Umwelts<strong>im</strong>ulation: S<strong>im</strong>ulation einzelner Beanspruchungen, oft nicht den tatsächlichen Belastungen<br />

entsprechend, Kombination einzelner Beanspruchungen in Umwelts<strong>im</strong>ulation,<br />

Annäherung an Gebrauchssituationen.<br />

Feldversuche: Produkt <strong>im</strong> praktischen Einsatz unter realen Umweltbedingungen.<br />

Garantie<br />

Garantie


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Betreuung nach der Produkterstellung<br />

Prinzipieller Ablauf bei der<br />

Felddatenverarbeitung und -auswertung<br />

© iw b 2005<br />

Kennzahlen<br />

technische<br />

Statistik<br />

An alysen t<br />

6- 5<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

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Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Ausfalldaten Stammdaten Bezugsgrößen<br />

Datenaufbereitung<br />

- Weibull-Analyse<br />

Analysen<br />

- Garantiekosten-<br />

- Isochronen-Diagramm analyse<br />

An alysen t<br />

- Fehler, Schwachstellen<br />

- Lebensdauer<br />

- Wirksamkeit von Verbesserungen<br />

Kennzahlen<br />

Kaufmännische<br />

Statistik<br />

- Garantiekosten<br />

Marktforschung: vgl. auch 4.2.3 Datenbeschaffung bei der Ermittlung der Produktanforderungen.<br />

Befragung: Ermittlung des Ausfallverhaltens bei Investitions- und Konsumgütern; bei Konsumgütern<br />

häufig die einzige Möglichkeit eine Verbindung zum Kunden herzustellen.<br />

Beobachtung: Erfassung von wahrnehmbaren Sachverhalten wie Sort<strong>im</strong>entsbestände oder<br />

Kundenverhaltensweisen; dient zur Bewertung der Gebrauchstauglichkeit von Konsumgütern.<br />

Exper<strong>im</strong>ent: Befragung und Beobachtung mit exper<strong>im</strong>entellem Charakter, Konsument kennt<br />

seine Funktion als Testperson, Erfassung der Wirkung auf Verbraucher (z.B. der Preis<br />

etc.).<br />

Felddatenerfassung: Daten zeigen tatsächliche Gegebenheiten und Beanspruchungen der<br />

Nutzung ( Versuch) und liefern Auskünfte über Zuverlässigkeit. Die wichtigste<br />

Quelle für die Felddatenermittlung ist die Garantiereparatur, da zum einen eine vollständige<br />

Datenerfassung gewährleistet ist und zum anderen die hier anfallenden Kosten<br />

direkt vom Unternehmen zu tragen sind. Die Daten für eine spätere ausführliche<br />

Analyse werden aus der vom Kundendienstpersonal angefertigten Schadensdokumentation<br />

oder direkt aus Untersuchungen an den Ausfallteilen gewonnen.<br />

Stammdaten: werden benötigt, um später Ergebnisse zuordnen und Maßnahmen ableiten zu<br />

können (Identifizierung).<br />

Bsp.: Erzeugnisnummer; Erzeugnisbezeichnung; Angabe von Baureihe, Baumuster, Modell,<br />

Typ; Produktionsort; Hersteller.


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Betreuung nach der Produkterstellung<br />

Datenaufbereitung<br />

© iwb 2005<br />

Beleganalyse<br />

von Garantiefällen bei<br />

Geschirrspüler x<br />

Rennliste<br />

Auswertung der Ausfälle<br />

für den Geschirrspüler X<br />

<strong>im</strong> Quartal 4/97<br />

Geräusch<br />

Kein Wassereinlauf<br />

Kein Fehlerbefund<br />

Spülergebnis<br />

Türverschluss<br />

Korb / Korbrollen<br />

Platz<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

Häufigkeit<br />

123<br />

69<br />

61<br />

54<br />

42<br />

9.8.2006 Seite 7<br />

6- 6<br />

Institut für Werkzeugmaschinen<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Zäh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Ausfallratenanteile<br />

Fehlerort<br />

Umwälzpumpe<br />

Eingangsmagnetventil<br />

Durchlauferhitzer<br />

Türverschluss<br />

Reinigerbehälter<br />

Fehlerart<br />

lautes Spülgeräusch<br />

kein Wassereinlauf<br />

schlechtes Spülergebnis<br />

undicht<br />

schlechtes Spülergebnis<br />

Trend<br />

Kosten<br />

Ausfalldaten: geben Auskunft über Häufigkeit und Art der Ausfälle, eigentliche Aussage über<br />

das Verhalten der Produkte während der Nutzung. Zum Beispiel:<br />

• Fehlerdaten wie Fehlerarten (Fehlernummer), Fehlerort, Fehlerursachen<br />

• Reparaturart (gibt an, ob Garantiefall an einem neuen oder bereits reparierten oder ausgetauschten<br />

Erzeugnis aufgetreten ist)<br />

• Fertigungs-, Kauf-, Zulassungs-, Ausfalldatum (trendmäßige Vorhersage der Ausfallzahlen)<br />

Bezugsgrößen: liefern Auskunft über Produktionsausstoß wie z.B. Fertigungs- u. Verkaufsmengen<br />

eines Berichtzeitraums oder Anzahl der sich <strong>im</strong> Betrieb oder Garantie befindlichen<br />

Erzeugnisse.<br />

Kennzahlen: sind Hilfsgrößen für Statistiken, die alleine aber noch nicht genügend aussagekräftig<br />

sind.<br />

Bsp.: relative Schadenshäufigkeit = Summe der Kundendienstreparaturen / Summe der in<br />

Garantie befindlichen Geräte.<br />

Statistiken und Analysen:<br />

technische Statistiken: Ausfallstatistiken, Weibull-Analyse zur Einteilung nach Ausfallmechanismen,<br />

Isochronendiagramm zur Beurteilung von Änderungsmaßnahmen<br />

wirtschaftliche Statistiken: Garantiekostendiagramm (auch in Isochronendarstellung möglich)<br />

61,5<br />

60,0<br />

52,7<br />

33,8<br />

20,5


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Betreuung nach der Produkterstellung<br />

Im Bild wird ein mögliches Ergebnis einer monatlichen Beleganalyse von Garantiefällen bei<br />

einem Geschirrspüler gezeigt. Die <strong>im</strong> Reparaturschein eingetragenen Fehlerarten dienen als<br />

Grundlage für diese Analyse. Dabei werden die zehn häufigsten Fehler, ihre Ausfallratenanteile<br />

und die Änderung der Ausfallrate gegenüber dem vorherigen Berichtszeitraum dargestellt<br />

und ermöglichen so erste Fehlerbeseitigungsmaßnahmen einzuleiten bzw. bereits getroffene<br />

Korrekturmaßnahmen zu beurteilen.<br />

Eine weitere Möglichkeit der Datenaufbereitung ist die Darstellung der aufgetretenen Fehler<br />

in einer "Rennliste" (vgl. Bild). Die Fehler werden dabei nach ihrer Auftretenshäufigkeit sortiert<br />

und zu einer Tabelle zusammengestellt.<br />

Pareto-Analyse<br />

Die Pareto-Analyse (ABC-Analyse, Lorenz-Verteilung) liefert eine Rangordnung der Einflüsse,<br />

die ein <strong>Qualität</strong>sproblem betreffen.<br />

Man erkennt damit die wenigen wesentlichen Faktoren und kann sich bei der Bearbeitung<br />

auf sie konzentrieren.<br />

Pareto-Diagramme und –Tabellen enthalten <strong>im</strong>mer drei Grundelemente:<br />

(1) die Faktoren, die am betrachteten Problem insgesamt Anteil haben, absteigend geordnet<br />

nach der Größe ihres Einflusses<br />

(2) die Bedeutung jedes Einflußfaktors (zahlenmäßig)<br />

(3) den kumulierten Anteil der Einflußfaktoren (in Prozent)<br />

Vorgehen<br />

(1) Auswirkung jedes Einflußfaktors best<strong>im</strong>men, Gesamtsumme bilden<br />

(2) Einflußfaktoren vom bedeutendsten zum unbedeutendsten ordnen<br />

(3) Kumulierten Anteil an der Gesamtsumme in Prozent best<strong>im</strong>men<br />

(4) Linke senkrechte Achse zeichnen und beschriften (0 bis Gesamtsumme; Maßeinheit)<br />

(5) Waagrechte Achse zeichnen und beschriften (Einflußfaktoren von links nach rechts vom<br />

größten zum kleinsten)<br />

(6) Rechte senkrechte Achse zeichnen und beschriften (0 – 100%, 100% entspricht Gesamtsumme;<br />

„Kumulierter Anteil in %“)<br />

(7) Säulen zeichnen entsprechend der Größe jedes Einflußfaktors (Achse li.)<br />

(8) Kumulierten Anteil in % mit Linienzug darstellen (Achse rechts)<br />

(9) Diagramm analysieren<br />

(10) Titel, „wenige wesentliche“, „viele unwesentliche“ und deren kumulierten Anteil in<br />

Prozent angeben<br />

Beispiel<br />

Die Zentrale einer Firma erhielt von den Außenstellen oft fehlerhaft ausgefüllte Auftragsformulare.<br />

Diese enthielten 18 Positionen, die hier mit A bis R bezeichnet werden.<br />

Ein Team befaßte sich mit diesem Problem, prüfte eine Woche lang alle Aufträge und stellte<br />

dann eine Pareto-Tabelle (Q_U314 a)) auf.<br />

6- 7


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Betreuung nach der Produkterstellung<br />

Sie enthält 3 Grundelemente (vgl.S.1):<br />

Position am Anzahl der Anteil (%) an der Kumulierter<br />

Auftragsfomular Fehler Gesamtsumme Anteil (%)<br />

G 44 29 29<br />

J 38 25 54<br />

M 31 21 75<br />

Q 16 11 86<br />

B 8 5 91<br />

D 5 3 96<br />

C 3 2 97<br />

A 1 0,67 98<br />

O 1 0,67 98<br />

R 1 0,67 99<br />

N 1 0,67 99<br />

L 1 0,66 100<br />

I 0 0 100<br />

E 0 0 100<br />

H 0 0 100<br />

K 0 0 100<br />

F 0 0 100<br />

P 0 0 100<br />

Gesamt 150 100<br />

- 1.Spalte: Einflußfaktoren (18 Formularpositionen geordnet nach Anzahl der jeweils<br />

gefundenen Fehler)<br />

- 2./3. Spalte: Bedeutung der Faktoren (Fehleranzahl/Anteil an Gesamtsumme)<br />

- 4. Spalte: Kumulierter Anteil in % am gesamten Fehlergeschehen (Schlüssel zur Pareto-Analyse)<br />

Der „Kumulierte Anteil In %“ ist die Summe der Werte in Spalte 3 bis zur betrachteten Position<br />

einschließlich. Für Position J beträgt der kumulierte Anteil z.B. 29% + 25% = 54%, für Q<br />

29% + 25% + 21% + 11% = 86%.<br />

Die ersten vier Positionen G, J, M und Q sind für 86% der gefunden Fehler verantwortlich.<br />

Sie sind die „wenigen wesentlichen“.<br />

Anzahl der Fehler<br />

50<br />

45<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

wenige<br />

wesentliche<br />

viele<br />

unwesentliche<br />

G J M Q B D C A O R N L I E H K F P<br />

Position <strong>im</strong> Auftragsformular<br />

Das Pareto-Diagramm veranschaulicht die in der Pareto-Tabelle enthaltenen Informationen:<br />

6- 8<br />

105<br />

85<br />

65<br />

45<br />

25<br />

5<br />

-15<br />

Kumulierter Anteil [%]


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Betreuung nach der Produkterstellung<br />

- Die 18 Positionen sind an der waagrechten Achse in der Reihenfolge ihres Anteils am<br />

gesamten Fehlergeschehen aufgelistet.<br />

- Die Höhe jeder Säule bezieht sich auf die linke senkrechte Achse und zeigt die jeweilige<br />

für die Position gefundene Fehleranzahl.<br />

- Der Linienzug bezieht sich auf die rechte senkrechte Achse und zeigt den kumulierten<br />

Anteil am gesamten Fehlergeschehen in Prozent.<br />

Die ersten vier Positionen (die „wenigen wesentlichen“) verursachen 86% aller gefundenen<br />

Fehler. Danach flacht der Linienzug deutlich ab.<br />

Aufgrund der Erkenntnisse aus der Pareto-Analyse konzentrierte das Team seine Anstrengungen<br />

auf vier der insgesamt 18 Positionen <strong>im</strong> Auftragsformular. Damit konnte eine deutliche<br />

Verbesserung erreicht werden.<br />

Die Pareto-Analyse ermöglicht eine effektive Bearbeitung von Problemen.<br />

6- 9


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Betreuung nach der Produkterstellung<br />

Weibullverteilung<br />

Häufigkeit h(%)<br />

© iw b 2005<br />

Dichtefunktion<br />

b t b-1<br />

( )<br />

b = 2<br />

b = 1<br />

b = 0,5<br />

1-exp(-(x/2)**2)<br />

Lebensdauer t<br />

-( )<br />

t b<br />

T<br />

Integration der Dichtefunktion<br />

1-exp(-(x/2))<br />

1-exp(-(x/2)**.5)<br />

t Lebenszeit<br />

T char. Lebensdauer<br />

Summenhäufigkeit H(%)<br />

63,2<br />

Verteilungsfunktion<br />

f(t) = T T e b Formparameter F(t) = 1 - e<br />

b = 2<br />

b = 1<br />

b = 0,5<br />

1-exp(-(x/2)**2)<br />

1-exp(-(x/2))<br />

1-exp(-(x/2)**.5)<br />

6- 10<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

t b<br />

-( T )<br />

Doppeltes Logarithmieren<br />

der Verteilungsfunktion<br />

Summenhäufigkeit H(%)<br />

63,2<br />

tan α = b<br />

b1 Verschleißausfälle<br />

T<br />

T<br />

Lebensdauer t Lebensdauer t<br />

Dichtefunktion f(t) Verteilungsfunktion F(t) Verteilungsfunktion F(t)<br />

6.3.3 Weibullanalyse<br />

α<br />

b = 2<br />

1-exp(-(x/2)**2)<br />

1-exp(-(x/2)) b = 1<br />

1-exp(-(x/2)**.5)<br />

Die Weibullanalyse ist ein Verfahren zum Erkennen unterschiedlicher Ausfallmechanismen in<br />

der Nutzungsphase eines best<strong>im</strong>mten Produktes, um geeignete Änderungen an Konstruktion,<br />

Fertigung oder Montage einleiten zu können.<br />

Grundzusammenhänge und wichtige Größen:<br />

b−1 t<br />

b<br />

b t<br />

( )<br />

• Dichtefunktion T<br />

ft () = ⋅ e<br />

T T<br />

⎛ ⎞ −<br />

⎜ ⎟ ⋅ (= Ausfallhäufigkeit h: Anteil der Gesamtmenge,<br />

⎝ ⎠<br />

der in einem best<strong>im</strong>mten Zeitintervall ausgefallen ist).<br />

t b<br />

• Verteilungsfunktion<br />

( )<br />

T<br />

Ft ( ) = f(t)dt = −e −<br />

∫ 1 (=Summenausfallhäufigkeit H: Anteil aller<br />

bis zu einer best<strong>im</strong>mten Lebensdauer insgesamt ausgefallenen Erzeugnisse).<br />

( )<br />

• Zuverlässigkeit, Überlebenswahrscheinlichkeit T<br />

Rt () = − Ft () = e<br />

−<br />

1 (Anteil einer Menge,<br />

der eine best<strong>im</strong>mte Lebensdauer übertroffen hat).<br />

b<br />

dR b t<br />

• Ausfallrate λ( t)<br />

=− ⋅ = ⋅<br />

R dt T T<br />

⎛<br />

−1<br />

1<br />

⎞<br />

⎜ ⎟ (=Anteil des Restbestandes, der <strong>im</strong> nächsten Zeitin-<br />

⎝ ⎠<br />

tervall ausfällt).<br />

• Ausfallquote ≈ Ausfallrate (=Anzahl aller ausgefallenen Erzeugnisse einer Lebensdauer<br />

bezogen auf die Gesamtmenge).<br />

t b<br />

b = 0,5


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Betreuung nach der Produkterstellung<br />

Einteilung der Ausfälle mit Hilfe der<br />

Weibullanalyse<br />

© iw b 2005<br />

Summenausfallhäufigkeitsdiagramm<br />

%<br />

Summenausfallhäufigkeit<br />

Lebensdauer<br />

t<br />

Verschleiß- und<br />

Ermüdungsausfälle<br />

Zufallsausfälle<br />

Frühausfälle<br />

6- 11<br />

Ausfallrate<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

"Badewannenkurve"<br />

= Summe der Kurven<br />

Lebensdauer<br />

Einteilung der Ausfallmechanismen: Die Einteilung erfolgt <strong>im</strong> Lebensdauernetz (grafische<br />

Darstellung der Verteilungsfunktion in einem Koordinatensystem, in dem die Ordinate "doppeltlogarithmisch-reziprok"<br />

und die Abszisse logarithmisch verzerrt ist) über die Geradensteigung<br />

bzw. den Formparameter b (vgl. rechtes Teilbild). Darüber hinaus lässt sich über den<br />

Formparameter b die Art der Verteilung best<strong>im</strong>men. So entspricht b ≈ 1 einer Exponentialverteilung,<br />

b ≈ 2 einer Logonormalverteilung und b ≈ 3,2...3,6 einer Normalverteilung.<br />

Anwendung der Weibullanalyse<br />

Ziel der Weibullanalyse ist die Best<strong>im</strong>mung der vorliegenden Ausfallmechanismen und ggf.<br />

das Aufstellen einer Prognose über den weiteren Verlauf der Schadenshäufigkeit. Prognosen<br />

über zu erwartende Ausfallraten sind allerdings nur bei entsprechender Erfahrung in einem<br />

gewissen Umfang möglich.<br />

Die wichtigsten Schritte bei der Weibullanalyse sind:<br />

• Definieren einer Stichprobe einer Grundgesamtheit aller Einheiten. Das Lebensdauermerkmal<br />

ist die Überlebenszeit, die für alle Elemente der Stichprobe bekannt ist.<br />

• Bilden von Summenhäufigkeiten Hj (Klassenbildung bei Stichproben über 50) und Eintragen<br />

der Wertepaare (Hj ,tj ) <strong>im</strong> Lebensdauernetz (Diagramm auf der vorigen Seite)<br />

• Ermittlung der Weibullparameter:<br />

- Formparameter b: Steigung der Verteilungsfunktion <strong>im</strong> Lebensdauernetz,<br />

- charakteristische Lebensdauer T: Zeit bei der 1-e -1 = 63,2% der Teile ausgefallen<br />

sind<br />

t


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Betreuung nach der Produkterstellung<br />

•<br />

Isochronendiagramm<br />

Fehler bzw. Ausfälle<br />

© iw b 2005<br />

%<br />

1,4<br />

1,2<br />

1<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

0<br />

< 9<br />

< 8<br />

< 7<br />

< 6<br />

6- 12<br />

< 5<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

1/92 2/92 3/92 4/92 1/93 2/93 3/93 4/93 1/94<br />

Fertigungsquartal<br />

• Einteilung der Ausfallmechanismen nach Tabelle<br />

• Best<strong>im</strong>mung des Vertrauensbereichs der Lebensdauerkurve, da die ermittelte Lebensdauerverteilung<br />

nur das Ausfallverhalten der Stichprobe widerspiegelt (je größer t desto<br />

sicherer die Aussage, da mit zunehmender Lebensdauer die Anzahl ausgefallener Einheiten<br />

zun<strong>im</strong>mt)<br />

6.3.4 Isochronendiagramm<br />

Will man beurteilen, welche Wirkung die ergriffenen Maßnahmen zeigen, muss die Produktqualität<br />

über der Zeit verfolgt werden. Das Isochronendiagramm beschreibt die Beanstandungshäufigkeit<br />

für Produkte gleichen Alters (Isochronen = Kurven gleichen Alters). Ausfälle<br />

werden nicht zum Zeitpunkt des Auftretens festgehalten, sondern dem Fertigungsquartal<br />

zugeordnet. Damit wird ein Abbild der <strong>Qualität</strong>sfähigkeit zum Zeitpunkt der Produktentstehung<br />

gezeigt.<br />

Das Isochronendiagramm wird in folgenden Schritten erstellt:<br />

• Sortieren der <strong>im</strong> aktuellen Quartal aufgetretenen Ausfälle nach dem Alter der ausgefallenen<br />

Produkte. Anhand des Alters der Produkte lässt sich das Fertigungsquartal ermitteln,<br />

in dem die betreffenden Produkte hergestellt wurden.<br />

• Ausgehend davon wird das Isochronendiagramm (<strong>im</strong> obiger Abbildung sind diese mit<br />

dem Alter des Produkts, z.B.


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Betreuung nach der Produkterstellung<br />

Recyclinggerechte<br />

Produktentwicklung<br />

Q 06401<br />

© iw b 2005<br />

Produktplanung<br />

Entwicklung<br />

und<br />

Konstruktion<br />

Rohstoffe<br />

Vertrieb<br />

Produktnutzung<br />

Abfallstoffe<br />

Fertigung Recycling<br />

Rückführung<br />

6- 13<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Problem:<br />

isolierte Betrachtung der<br />

einzelnen Prozessschritte<br />

Recyclingpotetiale nicht<br />

opt<strong>im</strong>al genutzt<br />

zu hohe und unwirtschaftliche<br />

Anforderungen<br />

Recyclinggerechte<br />

Produktentwicklung<br />

Aus dem Isochronendiagramm lassen sich z.B. Aussagen darüber ableiten, welche Auswirkungen<br />

eine Änderung <strong>im</strong> Produktionsprozess auf die Ausfallhäufigkeit der Produkte in den<br />

verschiedenen Phasen des Produktlebenszyklus hat.<br />

Nach obiger Abbildung wurden z.B. <strong>im</strong> Fertigungsquartal 2/92 Änderungen vorgenommen,<br />

die zu einer Verringerung der Ausfallhäufigkeiten in den ersten 2 Quartalen des Produkteinsatzes<br />

bewirkt haben. Dagegen steigt aber die Ausfallhäufigkeit bei den Produkten, die älter<br />

als vier Quartale sind<br />

6.4 Umweltverträglichkeit<br />

6.4.1 Recyclingfähigkeit<br />

Bisher werden <strong>im</strong> Produktlebenslauf meist nur die Phasen bis zur Produktnutzung betrachtet<br />

und die Planung und Entwicklung ist darauf abgest<strong>im</strong>mt. Material wird nicht wie in der Natur<br />

in geschlossenen Kreisläufen wiederverwendet, sondern deponiert bzw. verbrannt. Geplante<br />

Verordnungen und Gesetze zur Rücknahme von Altprodukten sowie wachsendes Umweltbewusstsein<br />

der Kunden zwingen Unternehmen sich mehr mit Redistribution (Rücknahme<br />

von Altgeräten) und Recycling zu beschäftigen.<br />

Problematik:


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Betreuung nach der Produkterstellung<br />

Aufgaben und Funktionen der<br />

Demontage<br />

© iw b 2005<br />

Aufgaben<br />

6- 14<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

- Gewinnung von wieder- und weiterzuverwendenden Baugruppen<br />

- Trennen von mechanisch nicht wirtschaftlich separierbaren Recyclingmodulen<br />

<strong>im</strong> Rahmen des Materialrecycling<br />

- Entfernen von Schad- und Betriebsstoffen<br />

Bereitstellen<br />

Teilfunktionen<br />

Zuführen Trennen Abführen<br />

Durch eine isolierte Betrachtung der einzelnen Prozessschritte werden Recyclinganforderungen<br />

und<br />

-wissen in den vorangehenden Prozessschritten wie z.B. Planung, Konstruktion, Produktion<br />

nicht genügend berücksichtigt. Recyclingpotentiale werden so nicht ausreichend genutzt<br />

(z.B. angestrebte Sortenreinheit wird nicht erreicht) und führen zu hohen Recyclingkosten<br />

(z.B. Abfallbeseitigung, Schadstoffentsorgung) bzw. geringen Recyclingmaterialerlösen.<br />

Abhilfe:<br />

• Recyclinggerechte Produktentwicklung durch<br />

• Denken in Prozessketten zur Erhöhung der Recyclingquote,<br />

• Berücksichtigung von Recyclinganforderungen in den ersten Produktentstehungsphasen<br />

(Organisatorische Einbindung des Recyclings in die Produktentwicklung z.B. <strong>im</strong> Team und<br />

damit Förderung von Wissens- und Informationsaustausch zwischen den einzelnen an der<br />

Herstellung beteiligten Abteilungen),<br />

• Einteilung in Recyclinggruppen und -verfahren.<br />

Formen des Recycling:<br />

• Wiederverwendung: erneute Benutzung eines Produkts für den gleichen Zweck<br />

• Weiterverwendung: Nutzung eines Produkts für einen anderen als den ursprünglichen<br />

Zweck<br />

• Wiederverwertung: Materialien eines Altprodukts werden in einem gleichartigen Produktionsprozess<br />

eingesetzt<br />

• Weiterverwertung: Materialien eines Altprodukts werden in einem verschiedenartigen<br />

Produktionsprozess eingesetzt (meist auf niedrigerem Niveau)


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Betreuung nach der Produkterstellung<br />

6.4.2 Demontagefähigkeit<br />

Die Demontage als Teilprozess des Recycling gliedert sich in die Gewinnung von wieder-<br />

und weiter zu verwendenden Baugruppen, das Trennen von mechanisch nicht wirtschaftlich<br />

separierbaren Recyclingmodulen <strong>im</strong> Rahmen des Materialrecyclings und das Entfernen von<br />

Schad- und Betriebsstoffen.<br />

Folgende Teilfunktionen sind zu bewältigen:<br />

• Bereitstellen:<br />

Vorgänge von der Anlieferung bis hin zur lagegerechten Positionierung der zu demontierenden<br />

Bauteile<br />

• Zuführen:<br />

Bewegen des Demontageobjekts vom Bereitstellungsort zum Demontageprozess<br />

• Trennen:<br />

Prozesse, die geeignet sind, den Zusammenhalt eines oder mehrerer fester Körper örtlich<br />

aufzuheben.<br />

• Abführen:<br />

Vorgänge, die die getrennten Teile vom Demontageort weg zu einem Speicher oder einem<br />

weiteren Demontageort bewegen.<br />

6- 15


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Betreuung nach der Produkterstellung<br />

Recyclinggerechte Produktgestaltung<br />

bei einem Geschirrspüler<br />

© iw b 2005<br />

6- 16<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

1. Behälter<br />

2. Rahmen<br />

3. Tür<br />

4. Türscharnier<br />

5. Laugenpumpe<br />

6. Anschlußtechnik<br />

7. Pumpentopf<br />

8. Montageboden<br />

9. Umlaufpumpe<br />

Ein modularer Aufbau ist vorteilhaft für Herstellung, Wartung und Recycling (Demontage).<br />

Beispiele:<br />

• Montage von unten nach oben durch modularen Aufbau<br />

• Montageboden besteht aus gekennzeichnetem, recycelten Kunststoff<br />

• <strong>im</strong> Montageboden sind Halterungen integriert, so dass keine zusätzlichen Befestigungselemente<br />

notwendig sind<br />

• Aggregate können <strong>im</strong> zurückgeklappten Zustand einfach eingelegt werden.


<strong>Vorlesungsskript</strong><br />

<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />

<strong>Qualität</strong> <strong>im</strong> Produktlebenszyklus<br />

7 Das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system 7-1<br />

7.1 Bedeutung des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems........................................................7-1<br />

7.2 <strong>Qualität</strong>srelevante Normen und Regelwerkte...........................................................7-3<br />

7.3 Struktur des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems.............................................................7-4<br />

7.4 Methoden und Werkzeuge des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems.............................7-12<br />

7.5 Einführung des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems......................................................7-17<br />

7.6 Zertifizierung ..........................................................................................................7-21<br />

7.7 Konformität mit dem Europäischen Gemeinschaftsrecht .......................................7-25<br />

7.8 Internationale <strong>Qualität</strong>sauszeichnungen ................................................................7-27<br />

5-1


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system<br />

Bedeutung des<br />

<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems<br />

definiert<br />

unternehmensspezifische<br />

Grundsätze<br />

© iw b 2005<br />

<strong>Qualität</strong>spolitik<br />

Strategie<br />

<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system<br />

Realisierung<br />

setzt <strong>Qualität</strong>spolitik und <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />

in konkrete Aufgabenstellungen um<br />

7 Das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system<br />

7 - 1<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />

Führungsaufgabe<br />

verankert<br />

<strong>Qualität</strong><br />

als<br />

übergeordnete<br />

Führungsaufgabe<br />

7.1 Bedeutung des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems<br />

Nach DIN ISO 8402 umfasst das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system "die Organisationsstruktur,<br />

Verantwortlichkeiten, Verfahren, Prozesse und erforderliche Mittel für die Verwirklichung des<br />

<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s."<br />

Die unternehmensspezifische Ausprägung wird durch die <strong>Qualität</strong>spolitik, welche unternehmensspezifische<br />

Grundsätze definiert, und durch das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>, welches die<br />

<strong>Qualität</strong>spolitik als unternehmerische Führungsaufgabe verankert, entscheidend beeinflusst.<br />

Die DIN ISO 8402 besagt weiterhin, dass das QM-System "nur den zum Erreichen der <strong>Qualität</strong>sziele<br />

erforderlichen Umfang haben sollte", jedoch umfangreicher sein muss, als die Forderungen<br />

eines speziellen Kunden.<br />

Ausgehend von einer nicht mehr zeitgemäßen Organisation der innerbetrieblichen <strong>Qualität</strong>ssicherung,<br />

z.B. in Form von End- bzw. Wareneingangskontrollen, erfordert der Aufbau eines<br />

unternehmensweiten <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems einen erheblichen Aufwand, welcher<br />

viele Unternehmen zunächst abschreckt. Der Nutzen, den ein QM-System erbringt, ist zunächst<br />

nicht direkt monetär quantifizierbar und auch <strong>im</strong> Nachhinein nur schwer auf die Einführung<br />

des QM-Systems zurückzuführen.


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system<br />

Aufwand und Nutzen eines<br />

<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems<br />

© iw b 2005<br />

Aufwand<br />

DM<br />

Prozent<br />

Investition für<br />

den Aufbau<br />

Krankenstand<br />

Zeit<br />

Zeit<br />

DM<br />

Prozent<br />

Schulungsaufwand<br />

für M itarbeiter<br />

7 - 2<br />

Zeit<br />

Identifikation mit<br />

dem Unternehmen<br />

Zeit<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Grad<br />

Prozent<br />

Einbeziehung der<br />

Mitarbeiter<br />

Fehlerkosten<br />

Zeit<br />

Zeit<br />

Nutzen<br />

Neben dem investiven Aufwand für die Werkzeuge des QM-Systems sowie der organisatorischen<br />

Änderung der innerbetrieblichen Leistungserbringung ist ein hoher Aufwand für die<br />

Schulung und Qualifizierung aller Mitarbeiter erforderlich. In diesem Zusammenhang ist auch<br />

der notwendige Aufwand zur Einbeziehung der Mitarbeiter zu nennen. Hierunter fällt die Überzeugungsarbeit,<br />

die auf allen hierarchischen Unternehmensebenen zu leisten ist, um das<br />

Potential der Mitarbeiter effizient nutzen zu können.<br />

Neben der Senkung der Kosten, die durch das Auftreten von Fehlern entstehen, können dem<br />

Unternehmen noch weitere Nutzenpotentiale eröffnet werden. Der Krankenstand kann reduziert<br />

werden. Dies ist ein direkter Rückschluss durch die Erhöhung der Arbeitszufriedenheit<br />

und Motivation insbesondere bei den operativ tätigen Mitarbeitern. Aber auch die Identifikation<br />

mit dem Unternehmen kann steigen, was wiederum nicht nur positive Auswirkungen auf<br />

die <strong>Qualität</strong> der hergestellten Produkte bewirkt.<br />

Bei der Einführung ist aber besonders zu beachten, dass sich der Nutzen nicht zwingend<br />

sofort einstellen muss. Es ist durchaus möglich, dass nach der Einführung zunächst eine<br />

Verschlechterung der Bedingungen eintritt. Dies ist auf die Unsicherheit der Mitarbeiter gegenüber<br />

dem neuen System zurückzuführen. Nach einer Gewöhnungsphase sollten sich<br />

diese Verschlechterungen jedoch schnell in positive Effekte verändern.<br />

Die dargestellten Aufwände und Nutzen sind nur ein kleiner Teil der möglichen Effekte eine<br />

QM-Systems.


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system<br />

Die Normenreihe DIN ISO 9000 ff.<br />

Erklärung grundsätzlicher<br />

Konzepte<br />

zur QM-Nachweisführung,<br />

Anleitung für<br />

die Auswahl und<br />

Nutzung der<br />

9001-9004<br />

© iw b 2005<br />

Leitfaden zur Auswahl<br />

und Anwendung<br />

der Normen zu QM,<br />

Elementen eines QM-<br />

Systems und zu QM-<br />

Nachweisstufen<br />

Anforderungen<br />

an das QM in<br />

drei Nachweisstufen<br />

Vertragliche Vereinbarung<br />

Kunde-Lieferant<br />

Begriffe der QS,<br />

Begriffe Begriffe des der QM, QS,<br />

Hinweise für für die die<br />

Anwendung der der<br />

Normen für für inter- interne<br />

nes QS QM und und den<br />

den<br />

Vertragsfall<br />

Auswahl durch<br />

Struktur des<br />

Unternehmens<br />

Kundenforderung<br />

7 - 3<br />

umfassender<br />

Grundstock von<br />

Anforderungen<br />

und Elementen<br />

von QM-Systemen<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Ziele DIN/ISO 9000 Inhalt Inhalt DIN/ISO 9004 Ziele<br />

Inhalt<br />

Aufbau eines<br />

QM-Systems<br />

DIN/ISO 9003<br />

DIN/ISO 9002<br />

DIN/ISO 9001<br />

<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>nachweisstufe<br />

für<br />

nachweisstufenachweisstufe<br />

für Produktion und<br />

für<br />

Entwicklung,<br />

Endprüfungen<br />

Montage<br />

Konstruktion,<br />

Produktion,<br />

Montage und<br />

Kundendienst<br />

<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />

und Elemente<br />

eines <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems,<br />

Leitfaden<br />

Ziele<br />

Normung der<br />

Nachweisforderung<br />

über die Eignung<br />

eines Lieferers<br />

Unterstützung<br />

bei der Entwicklung<br />

und Einführung von<br />

QM-Systemen<br />

7.2 <strong>Qualität</strong>srelevante Normen und Regelwerke<br />

Das wachsende Verlangen nach einer hohen Produktqualität und der <strong>Qualität</strong> der entsprechenden<br />

Produktion hat in den 80er Jahren zu einem international abgest<strong>im</strong>mten Leitfaden<br />

geführt, der unter der Bezeichnung DIN ISO 9000-9004 <strong>im</strong> Jahr 1987 als Norm in der 1. Auflage<br />

veröffentlicht worden ist. Er ist heute als das zentrale Normenwerk <strong>im</strong> Bereich des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />

anzusehen und mittlerweile in 53 Ländern in der jeweiligen Landessprache<br />

als nationale Norm herausgegeben worden. Als EN 29000-29004 wurde die Normenreihe<br />

in das europäische Normenwerk integriert.<br />

Das Normenwerk ist in seinem Anwendungsgebiet universell, d.h. es ist nicht auf best<strong>im</strong>mte<br />

Unternehmen bzw. Branchen beschränkt. Aus diesem Grund hat die Normenreihe den Charakter<br />

eines Leitfadens, dessen Inhalte vor dem Hintergrund der unternehmensspezifischen<br />

Randbedingungen angewendet werden müssen, um die individuellen Ausprägungen einzelner<br />

Umsetzungsmöglichkeiten von qualitätssichernden Maßnahmen zu bewerten und festzulegen.<br />

Die Norm gliedert sich in<br />

− einen Leitfaden zur Auswahl und Anwendung der Normenreihe (DIN ISO 9000),<br />

− die Normen DIN ISO 9001-9003, die Modelle zur Darlegung des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />

in drei unterschiedlichen Stufen beinhalten und<br />

− die Norm DIN ISO 9004, die Empfehlungen für den Aufbau eines <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems<br />

gibt.


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system<br />

Die drei Modelle des<br />

<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems<br />

© iw b 2005<br />

DIN ISO 9001<br />

DIN ISO 9002<br />

DIN ISO 9003<br />

Designlenkung<br />

Kundendienst<br />

Vertragsüberprüfung<br />

Beschaffung<br />

beigestellte Produkte<br />

Prozeßlenkung<br />

Korrekturmaßnahmen<br />

<strong>Qualität</strong>saudits (intern)<br />

statistische Methoden<br />

Verantwortung der obersten Leitung<br />

Lenkung der Dokumente<br />

Identifikation/Rückverfolgbarkeit<br />

Prüfungen<br />

Prüfmittel<br />

Prüfstatus<br />

Lenkung fehlerhafter Produkte<br />

Handhabung, Lagerung,<br />

Verpackung, Versand<br />

<strong>Qualität</strong>saufzeichnungen<br />

Schulung<br />

7 - 4<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Design, Entwicklung, Produktion,<br />

Montage und Kundendienst<br />

Produktion, Montage und<br />

Kundendienst<br />

Endprüfung<br />

7.3 Struktur des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems<br />

7.3.1 Modelle des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems<br />

Im Rahmen der Normenreihe DIN ISO 9000 ff. werden drei mögliche Modelle eines <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems<br />

(als Darlegungsstufen bezeichnet) in Abhängigkeit des Anwendungshorizonts<br />

innerhalb eines Unternehmens vorgeschlagen.<br />

Die Darlegungsstufen unterscheiden sich in ihrer Komplexität, d.h. in der Anzahl der enthaltenen<br />

QM-Elemente. Die Modelle bauen bzg. der enthaltenen QM-Elemente aufeinander auf,<br />

wobei das Darlegungsmodell für ein QM-System in den Bereichen Design, Entwicklung, Produktion,<br />

Montage und Kundendienst nach DIN ISO 9001 am umfangreichsten ist. Die Darlegungsmodelle<br />

nach DIN ISO 9001, 9002 und 9003 stellen die Grundlage für die Zertifizierung<br />

dar.<br />

Die Inhalte der wesentlichen QM-Elemente wurden bereits in den vorangegangenen Kapiteln<br />

am Beispiel des Produktlebenszyklus dargestellt. Ein weiteres Element mit entscheidender<br />

Bedeutung für den Erfolg des QM-Systems wird <strong>im</strong> folgenden erläutert.<br />

<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system in ...


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system<br />

Verantwortung<br />

© iw b 2005<br />

<strong>Qualität</strong>spolitik, <strong>Qualität</strong>sziele,<br />

<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system .................<br />

<strong>Qualität</strong>sstrategien, Maßnahmen,<br />

Verbesserungsprogramme ...............<br />

Koordinierte Teilziele,<br />

Verbesserungsprojekte .............<br />

Abgeleitete Einzelziele,<br />

Maßnahmen zur<br />

Fehlervermeidung .........<br />

GF<br />

Unternehmensbereiche<br />

Mittleres<br />

Management<br />

Ausführende<br />

Mitarbeiter<br />

7 - 5<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Top-Down<br />

Bottom-Up<br />

Konsens<br />

Die Einführung eines <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems ist ohne die volle Unterstützung und<br />

Mitarbeit der Unternehmensleitung nicht realisierbar. Dies wird häufig in der Aussage zusammengefasst:<br />

<strong>Qualität</strong> ist Managementaufgabe!<br />

Die Erfüllung notwendiger Aufgaben des Management wird durch folgende Maßnahmen erreicht.<br />

Führungsaufgaben der obersten Leitung:<br />

• <strong>Qualität</strong>spolitik einführen und festlegen<br />

• <strong>Qualität</strong>sziele definieren<br />

• <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system durch Führungskräfte entwickeln und überwachen<br />

Grundsätze zum QM-System:<br />

• Struktur und Ablauforganisation festlegen<br />

• Formelle, schriftliche Anweisungen erstellen<br />

• Überwachung der Wirksamkeit -> d.h. Überprüfung<br />

Wirtschaftlichkeit, Überlegungen zu qualitätsbezogenen Kosten:<br />

• Kosten erfassen und darstellen<br />

• Kosten/Nutzen-Analysen durchführen


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system<br />

<strong>Qualität</strong>sregelkreis in direkten<br />

Produktionsbereichen<br />

© iw b 2005<br />

Informationen<br />

Rohmaterial<br />

Stellgröße<br />

Maschineneinstellung<br />

Werkzeugnachstellung<br />

Werkzeugwechsel<br />

...<br />

Korrekturwerte<br />

P r o z e s s<br />

Regler<br />

Prozeßrechner<br />

Bediener<br />

...<br />

Störgrößen<br />

Regelstrecke<br />

Maschine<br />

Verfahren<br />

Umwelt<br />

...<br />

7 - 6<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Informationen<br />

Produkte<br />

Regelgröße<br />

Maschinendaten<br />

Werkzeugdaten<br />

Werkstückdaten<br />

...<br />

Führungsgröße<br />

Maschinen-Vorgaben<br />

Werkzeug-Vorgaben<br />

Werkstück-Vorgaben<br />

...<br />

7.3.2 <strong>Qualität</strong>sregelkreis<br />

Im Sinne einer präventiven Fehlervermeidung bzw. einer Vermeidung eines erneuten Auftretens<br />

des Fehlers ist dem <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system das Prinzip des aus der Regelungstechnik<br />

bekannten Regelkreises unterlegt. Das Funktionsprinzip der <strong>Qualität</strong>sregelkreise<br />

basiert auf der Rückführung und Verarbeitung von Informationen und Wissen aus nachgelagerten<br />

Phasen des Produktentstehungsprozesses.<br />

Die abgebildete Regelung stellt einen <strong>Qualität</strong>sregelkreis in direkten Produktionsbereichen<br />

dar.<br />

• Die Regelgröße ist die Ausgangsgröße der Regelstrecke und soll auf einem vorgegebenen<br />

Wert gehalten werden. Sie entspricht der <strong>Qualität</strong> des Produkts.<br />

• Die Sollgröße oder Führungsgröße entspricht der in der <strong>Qualität</strong>splanung definierten Ausprägung<br />

des <strong>Qualität</strong>smerkmals.<br />

• Die Stellgröße ist die Größe, durch deren Änderung die Regelgröße über die Stellgröße<br />

beeinflusst werden kann. Sie repräsentiert hier die durchgeführte qualitätssichernde Maßnahme.<br />

Die Stellgröße kann sowohl auf das Produkt als auch auf das zur Herstellung eingesetzte<br />

Betriebsmittel bzw. auf den Fertigungsprozess wirken.<br />

• Störgrößen werden durch eine ungeplante und veränderte Einwirkung aus den Einflussbereichen<br />

Mensch, Maschine, Material, Mitwelt oder Methode (5 M) repräsentiert.<br />

(siehe auch Kap. 5: Statistische Prozessregelung)


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system<br />

Technische und organisatorische<br />

<strong>Qualität</strong>sregelkreise <strong>im</strong> Unternehmen<br />

© iw b 2005<br />

Status<br />

Ergebnisse<br />

Zielvorgaben<br />

Führungsebene<br />

Planungsebene<br />

Steuerungsebene<br />

operative Ebene<br />

maschinennaher<br />

Regelkreis<br />

7 - 7<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

maschineninterner<br />

Regelkreis<br />

ebenenübergreifende<br />

Regelkreise<br />

ebenenübergreifende<br />

Regelkreise<br />

<strong>Qualität</strong>sregelkreise sind theoretisch auf allen Unternehmensebenen anwendbar. Die Abbildung<br />

zeigt ein vierstufiges Unternehmensmodell mit Darstellung der Informationsflüsse, die<br />

wie bereits angedeutet, in engem Zusammenhang mit <strong>Qualität</strong>sregelkreisen stehen. Ineinandergeschachtelt<br />

arbeiten hier <strong>Qualität</strong>sregelkreise mit unterschiedlichen organisatorischen<br />

Spannen und Zeithorizonten. Auf der operativen Ebene gibt es sehr schnelle maschineninterne<br />

(innerhalb der Steuerung <strong>im</strong>plementierte) und maschinennahe Regelkreise (z.B. SPC),<br />

die durch ebeneninterne Regelkreise vermascht sind. Ebenenübergreifende Regelkreise<br />

verbinden operative Ebene und Steuerungsebene mit Planungs- und Führungsebene. Mit<br />

zunehmendem Umfang n<strong>im</strong>mt die Reaktionsgeschwindigkeit der Regelkreise ab.<br />

Aus heutiger Sicht ist die Modellvorstellung in diesem Umfang nur teilweise realisiert und<br />

stellt ein langfristig anvisiertes Unternehmensziel dar. Dagegen sind kleine Regelkreise zur<br />

unmittelbaren Bewertung und Korrektur des beobachteten Prozesses auf operativer Ebene<br />

vielfach realisiert.<br />

Aufgaben der ebeneninternen Regelkreise:<br />

• Rückführung der Ergebnisse an den Verursacher, z.B. Bewertung von Lieferwegen, Fertigungslosen,<br />

Schichtergebnissen<br />

• Dynamisierung von Prüftätigkeiten<br />

• kurzfristige Aufdeckung von Schwachstellen<br />

Aufgaben der ebenenübergreifenden Regelkreise:<br />

• Aktualisierung und Korrektur der Planungsprozesse


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system<br />

Ziele der Dokumentation des<br />

<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems<br />

Q 07305 Quelle: VDW<br />

© iw b 2005<br />

Nachweis<br />

- Behörden<br />

- Versicherungen<br />

- Gerichte<br />

Ablauf<br />

- tranparenter und<br />

rationeller Ablauf<br />

- min. Reaktionszeiten<br />

- beschl. Durchführung<br />

von Audits<br />

Akzeptanz des<br />

QM-Systems<br />

durch:<br />

extern<br />

Original<br />

QM<br />

intern<br />

Aufrechterhaltung<br />

des<br />

QM-Systems<br />

7 - 8<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Akquisition<br />

- Kunden<br />

Aufbau<br />

- transparenter<br />

Aufbau<br />

- personalunabhängig<br />

7.3.3 Dokumentation des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems<br />

Nach DIN ISO 9004 Teil 1 sollten "alle von einer Organisation für ihr QM-System übernommenen<br />

Elemente, Forderungen und Vorkehrungen in einer systematischen, geordneten und<br />

verständlichen Weise in Form schriftlich niedergelegter Grundsätze und Verfahrensanweisungen<br />

dokumentiert werden." Um den Umfang dieser Dokumentation in einem sinnvollen<br />

Rahmen zu halten, sollte sie auf das "für die Anwendung sachdienliche Ausmaß" beschränkt<br />

werden.<br />

Die Dokumentation bietet folgende Vorteile:<br />

• Die schriftliche Festlegung von Anforderungen erreicht einen höheren Ordnungs- und<br />

Wirkungsgrad. Unterlassungen, Versäumnisse und Missverständnisse werden weitgehend<br />

vermieden. Eine bessere und nachprüfbare Übersichtlichkeit des Systems wird erreicht.<br />

Mündliche Anweisungen sind hierfür kein Ersatz.<br />

• Das System ist nur nachweisbar, wenn es schriftlich dargestellt ist. Jeder Außenstehende<br />

kann sich vor dem Beginn von Geschäftsbeziehungen vom Vorhandensein zweckmäßig<br />

angeordneter Maßnahmen auch ohne Einblick in den Betrieb überzeugen. Dadurch wird<br />

eine vertrauensvolle Atmosphäre geschaffen, die anders kaum zu erreichen ist.<br />

• Im Produkthaftungsfall hat eine Entlastung nach §831 BGB nur dann Aussicht auf Erfolg,<br />

wenn die Unterlagen zweckmäßig gestaltet sind und einen lückenlosen Nachweis der<br />

Wahrnehmung unternehmerischer Sorgfaltspflicht möglich machen.


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system<br />

Struktur der Dokumentation der<br />

<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems<br />

© iw b 2005<br />

Beschreibungshorizont<br />

ganzes<br />

Unternehmen<br />

Teilbereiche,<br />

Abteilung<br />

Sachgebiet,<br />

Arbeitsplatz<br />

Anwendungshorizont<br />

Intern:<br />

Unternehmensleitung,<br />

Abteilungsleitung<br />

Extern:<br />

Auf Anforderung<br />

Nur Intern:<br />

Abteilung<br />

Nur Intern:<br />

Tätigkeit<br />

7 - 9<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Bezeichnung Inhalte<br />

Original<br />

Original Original Original Original Original<br />

Original Original Original Original Original Original Original Original Original Original Original<br />

Grundsätze, Aufbau- und Ablauforganisation,<br />

betriebsweite Zusammenhänge,<br />

Verantwortungen<br />

und Befugnisse, Verweis auf mitgeltende<br />

Unterlagen<br />

Detaillierte Beschreibung von<br />

Teilgebieten des QM-Systems.<br />

Enthält organisatorisches und<br />

fachliches Know-how des<br />

Unternehmens.<br />

Festlegung von Einzeltätigkeiten,<br />

Detailanweisungen,<br />

sowohl auftragsneutral als<br />

auch auftragsgebunden.<br />

Enthält fachliches Know-how.<br />

Die Dokumentation besteht aus folgenden Dokumenten, die sich in den Punkten Beschreibungs-<br />

und Anwendungshorizont sowie dem dargestellten Inhalt unterscheiden:<br />

• das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>-Handbuch<br />

• die <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>-Verfahrensanweisungen und<br />

• Arbeitsanweisungen mit qualitätsrelevantem Inhalt.<br />

Darüber hinaus gibt es produktspezifische Dokumentationen, wie z.B.<br />

• technische Spezifikationen,<br />

• <strong>Qualität</strong>spläne,<br />

• Prüfunterlagen für die Durchführung von Prüfungen,<br />

• <strong>Qualität</strong>snachweise und<br />

• <strong>Qualität</strong>sberichte (verdichtete <strong>Qualität</strong>sdaten).


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system<br />

Vorgehensweise bei der Erstellung des<br />

<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>-Handbuchs<br />

© iw b 2005<br />

Pflege und Sicherstellung<br />

der Anwendung<br />

Einführung des QM-Handbuchs<br />

Überprüfung der<br />

Anwendung<br />

Anpassung des QM-<br />

Handbuchs an sich<br />

ändernde Rahmenbedingungen<br />

Erstellung<br />

Erarbeitung von Richtlinien<br />

zur Erstellung des Handbuchs<br />

Erstellung von Formblättern<br />

Sichtung und Überprüfung bestehender<br />

Richtlinien und Anweisungen<br />

Diskussion neuer Richtlinien mit Betroffenen<br />

Erstellung neuer Anweisungen und Richtlinien<br />

Freigabe von Richtlinien und Anweisungen<br />

Erstellung eines<br />

QM-Handbuchs<br />

7 - 10<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Vorbereitung<br />

Überzeugung der Geschäftsführung<br />

von der Notwendigkeit<br />

des QM-Handbuchs<br />

Benennung eines Verantwortlichen<br />

für die Erstellung<br />

des Handbuchs<br />

Erstellung eines Grobkonzeptes<br />

und eines<br />

Zeitplans<br />

Einbeziehung der<br />

jeweiligen Führungskräfte<br />

in die Konzeption<br />

Festlegung von<br />

Verantwortungsbereichen<br />

Zuordnung von Aufgaben<br />

<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> ist eine Querschnittsaufgabe. Daher sollten an der Erstellung des<br />

<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>-Handbuchs alle Bereiche und Mitarbeiter eines Unternehmens<br />

teilnehmen, durch die die beschriebenen Regelungen zur Anwendung kommen. Darüber<br />

hinaus hat die Praxis gezeigt, dass ohne die vorherige Einbeziehung der Mitarbeiter keine<br />

ausreichende Akzeptanz erreicht wird.<br />

Eine unverzichtbare Voraussetzung ist die aktive Unterstützung der Geschäftsleitung bei<br />

der Erstellung des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>-Handbuchs.<br />

Das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>-Handbuch enthält die Darlegung der <strong>Qualität</strong>spolitik und die<br />

Beschreibung des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems. Es muss neben der <strong>Qualität</strong>spolitik<br />

auch über strukturorganisatorische und ablauforganisatorische Regelungen, über die Festlegung<br />

der Zuständigkeiten für die <strong>Qualität</strong>, über alle Maßnahmen und Regelungen sowie über<br />

die Dokumentation und die Überwachung des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s durch interne Audits<br />

hinreichend Auskunft geben. Im <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>-Handbuch kann gegebenenfalls auf<br />

Verfahrensanweisungen (Durchführungsbest<strong>im</strong>mungen) verwiesen werden.<br />

Es ist zwingend notwendig, das einmal erstellte QM-Handbuch stets an die sich ändernden<br />

Verhältnisse, wie z.B. Änderungen an den Produkten, an den genutzten Technologien, bei<br />

Kundenforderungen und an Regelwerken, anzupassen.


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system<br />

Typische Gliederung<br />

7 - 11<br />

Institut für Werkzeugmaschinen<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Zäh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

© iwb 2005 11.8.2006<br />

Quelle: Gleason-Hurth<br />

Seite 15<br />

Das Bild zeigt eine typische Gliederung eines QM-Handbuches als Ergebnis der Zertifizierungsbemühungen<br />

nach DIN ISO 9000 ff.


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system<br />

Auszug aus Verfahrensanweisung<br />

Quelle: Gleason-Hurth<br />

E=Entscheid; D=Durchführungsverantwortung; M=Mitwirken; I=Informationsempfänger<br />

© iwb 2005 11.8.2006 Seite 16<br />

7 - 12<br />

Institut für Werkzeugmaschinen<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Zäh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Einzelne Verfahrensanweisungen enthalten die Details bezüglich der Prozesse, die es zu<br />

steuern gilt. Das Bild zeigt eine typische Verfahrensanweisung für den zentralen Prozess der<br />

Abwicklung eines Kundenauftrages.


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system<br />

Auszug aus Prüfanweisung<br />

Quelle: Gleason-Hurth<br />

E=Entscheid; D=Durchführungsverantwortung; M=Mitwirken; I=Informationsempfänger<br />

© iwb 2005 11.8.2006 Seite 17<br />

7 - 13<br />

Institut für Werkzeugmaschinen<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Zäh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Im Bild ist ein weiterer Vertreter einer typischen Verfahrensanweisung zu sehen.


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system<br />

Kritische Betrachtung der<br />

<strong>Qualität</strong>sdokumentation<br />

Q 07308<br />

© iw b 2005<br />

7 - 14<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Vorteile? Nachteile?<br />

Grundlagen zur ständigen<br />

Verbesserung der Abläufe<br />

Know - how Transfer<br />

Informationslücken geschlossen<br />

Unternehmensziele und<br />

- philosophie bekannt<br />

Nachweisforderungen der Kunden<br />

und gesetzliche Auflagen erfüllt<br />

...<br />

Hoher Aufwand bei Erstellung<br />

und Pflege der Dokumentation<br />

Gefahr der Zementierung der<br />

einmal festgelegten Strukturen<br />

Gefahr von Inkonsistenzen<br />

Bürokratisierung der Tätigkeiten<br />

...<br />

Betrachtet man die <strong>Qualität</strong>sdokumentation unter kritischen Gesichtspunkten, so kommt <strong>im</strong><br />

Wesentlichen zwei Aspekten eine besondere Bedeutung zu.<br />

Damit die Vorteile, die eine durchgängige Dokumentation des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems<br />

bietet, realisiert werden können, ist ein hoher Aufwand bei der Erstellung und der Pflege zu<br />

betreiben. Notwendige Änderungen <strong>im</strong> <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system, die aufgrund von Änderungen<br />

in der Systemumwelt erforderlich werden, müssen zwangsläufig in die Dokumentation<br />

übernommen werden, damit keine Inkonsistenzen auftreten.<br />

Ein weiterer kritischer Aspekt der <strong>Qualität</strong>sdokumentation besteht in der "Zementierung" des<br />

<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems. Durch den hohen Aufwand, der in die Entwicklung des <strong>Qualität</strong>shandbuches<br />

und der Verfahrensanweisungen investiert werden muss, trifft man heute in<br />

vielen Unternehmen auf eine mangelnde Weiterentwicklungsbereitschaft. Vielfach begnügt<br />

man sich mit dem bestehenden System, da dieses angeblich den gestellten Anforderungen<br />

entspricht und eine erneute Überarbeitung wiederum zu einem Mehraufwand führen würde.<br />

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ein <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system, und somit auch<br />

die Dokumentation, nur dann wirksam sein können, wenn es ein dynamisches System bildet.


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system<br />

Der kontinuierliche<br />

Verbesserungsprozess<br />

Q 07401<br />

© iw b 2005<br />

Schrittweise<br />

Verbesserung<br />

Erwartungsniveau<br />

Innovationssprünge<br />

Innovation<br />

<strong>Qualität</strong><br />

- große Schritte<br />

- technologischer Durchbruch<br />

- Investitionen<br />

- Ergebnisorientierung<br />

- Herausragende Einzelleistung<br />

- von Zeit zu Zeit<br />

+<br />

7 - 15<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Niveau der<br />

Innovation<br />

mit KVP<br />

Zeit<br />

- kleine Schritte<br />

- kontinuierliches Know-how<br />

- Bemühungen<br />

- Prozessorientierung<br />

- Einbeziehung aller<br />

Mitarbeiter<br />

- permanent<br />

<strong>Qualität</strong>ssteigerung<br />

durch<br />

KVP<br />

Praxisniveau<br />

der Innovation<br />

ohne KVP<br />

Kontinuierliche<br />

Verbesserung<br />

7.4 Methoden und Werkzeuge des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>-<br />

systems<br />

7.4.1 Kontinuierliche Verbesserung (KVP)<br />

Das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> und dessen Operationalisierung in Form des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems<br />

verfolgt das Ziel der systematischen und kontinuierlichen Verbesserung auf<br />

allen Gebieten der innerbetrieblichen Leistungserstellung.<br />

Prinzipiell unterscheidet man bei Verbesserungen zwischen<br />

• der Innovation und<br />

• der kontinuierlichen Verbesserung in kleinen Schritten.<br />

Betrachtungsschwerpunkte sind<br />

• die Vereinfachung von Prozessen,<br />

• die Beseitigung von Verschwendungen,<br />

• die Steigerung der Sicherheit,<br />

• die Verbesserung der Produkt-, Dienstleistungs- und Prozessqualität,<br />

• die Steigerung der Produktivität,


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system<br />

•<br />

Methoden des<br />

<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems<br />

(3-Phasen-Konzept in Anlehnung an Juran)<br />

Q 07402<br />

© iwb 2005<br />

% Ausschuß + Nacharbeit<br />

(Toleranzüberschreitung)<br />

Methoden Aufgaben<br />

10<br />

5<br />

0<br />

zu schlecht<br />

-geplant A+N 5%<br />

<strong>Qualität</strong>splanung<br />

Betriebsmittelplanung<br />

Prüfplanung<br />

QFD<br />

FMEA<br />

DOE<br />

zu teuer<br />

Prozesslenkung<br />

Eigenkontrolle der<br />

Produktion<br />

Einhaltung von<br />

Toleranzen<br />

9.8.2006 Seite 17<br />

7 - 16<br />

Institut für Werkzeugmaschinen<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Zäh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Planen Sichern Verbessern<br />

Q-Planung<br />

Q-Sicherung<br />

Q-Verbesserung<br />

(Quality Function<br />

Deployment)<br />

(Konstruktion und<br />

Prozess)<br />

(Design of Exper<strong>im</strong>ents)<br />

die Verbesserung der Liefertreue,<br />

• die Reduzierung der Kosten und<br />

• die Steigerung des Ertrags.<br />

3 - Phasen - Q - Konzept<br />

häufig einzeln Prozessverbesserung<br />

Fertigungsbeginn<br />

(Fehler abstellen,<br />

Standardisieren)<br />

neue<br />

Prozessgrenzen<br />

Prozessverbesserung<br />

Prozessanalyse<br />

Opt<strong>im</strong>ierung der<br />

Prozessparameter<br />

SPC<br />

KAIZEN<br />

7 WERKZEUGE<br />

TPM (Total Productive<br />

Maintenance=<br />

PROZESS-FMEA<br />

Vorbeugende Wartung) DOE<br />

<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system<br />

ständige Verbesserung<br />

(Ishikawa,<br />

Pareto u.a.)<br />

(Designs of Exper<strong>im</strong>ents)<br />

7.4.2 Methoden und deren Einsatz <strong>im</strong> <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system<br />

Im Bereich des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s sind in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten<br />

viele Philosophien und Strategien entwickelt worden. Sie alle beschreiben, wie ein qualitätsbezogenes<br />

Denken und Handeln gestaltet sein sollte. So prägte zum Beispiel Crosby den<br />

Begriff "Null Fehler", der jegliche Vermeidung des Auftretens von Fehlern zum Ziel hat. Kaizen<br />

verfolgt die ständige Verbesserung aller Leistungen und Leistungserbringungen<br />

in kleinen Schritten, initiiert durch den jeweiligen Verantwortlichen.<br />

Aus diesen Philosophien und Strategien sind eine Vielzahl von Methoden und Werkzeugen<br />

entwickelt worden, die für die Operationalisierung dieser Ansätze hilfreich sind. Viele dieser<br />

Verfahren sind keine revolutionären Entwicklungen, sondern eine Systematisierung und Benennung<br />

existierender Vorgehensweisen. Fragt man einen Arbeiter in einem japanischen<br />

Unternehmen, ob während des Produktdesigns die Methode QFD angewendet wird, so wird<br />

er mit großer Wahrscheinlichkeit verneinen. Lässt man ihn allerdings die angewendete Vorgehensweise<br />

beschreiben, so wird sich diese mit der Vorgehensweise des QFD decken.<br />

Welche Methoden <strong>im</strong> Rahmen eines <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system angewendet werden,<br />

muss auf der Basis der unternehmensspezifischen Anforderungen und Gegebenheiten<br />

ent


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system<br />

Phasen des Benchmarking-Prozesses<br />

Q 07403<br />

© iw b 2005<br />

Akzeptanz<br />

erreichen<br />

Ergebnisse<br />

durchsprechen<br />

Funktionale<br />

Ziele setzen<br />

Leistungsniveauprojektieren<br />

Integration<br />

Analyse<br />

Aktionsplan<br />

entwickeln<br />

Benchmarking-<br />

Prozess<br />

Leistungsdifferenz<br />

best<strong>im</strong>men<br />

Aktion<br />

Planung<br />

Realisieren u.<br />

Ergebnisse<br />

festhalten<br />

Datenerhebung<br />

planen und<br />

durchführen<br />

7 - 17<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Reifegrad<br />

Führungsposition<br />

erreicht<br />

Benchmarks<br />

rekalibrieren<br />

Identifikation, was<br />

beurteilt werden soll<br />

Vergleichbare<br />

Unternehmen<br />

identifizieren<br />

schieden werden. Allen gemeinsam ist jedoch der Schulungsaufwand vor dem Methodeneinsatz.<br />

Von ihrer spezifischen Aufgabenstellung und Zielorientierung lassen sich diese Methoden<br />

entlang der grundlegenden Phasen des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s, der <strong>Qualität</strong>splanung, der<br />

<strong>Qualität</strong>ssicherung und der <strong>Qualität</strong>sverbesserung anordnen. Eine Auswahl bedeutender<br />

Methoden und deren Einordnung ist in der Abbildung dargestellt.<br />

Ein Werkzeug, das in den vergangenen Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen hat, ist<br />

das Benchmarking.<br />

Das Benchmarking geht von dem unternehmerischen Wunsch aus, in der eigenen<br />

Branche, der "Klassenbeste" werden zu wollen. Hierfür bietet das Benchmarking ein systematisiertes<br />

Vorgehen, bei dem sich mindestens zwei Unternehmen (sog. Benchmarking-<br />

Partner) anhand von vorher definierten charakteristischen Größen, den Benchmarks, vergleichen<br />

und somit die wesentlichen Unterschiede und Erfolgsfaktoren des anderen ersichtlich<br />

werden. Das prinzipielle Vorgehen ist in der Abbildung in Form des Phasenmodells auf<br />

zwei unterschiedlich detaillierten Ebenen dargestellt.<br />

Insbesondere ist die Möglichkeit interessant, sich mit Benchmarking-Partnern aus vollkommen<br />

unterschiedlichen Branchen zu vergleichen. Dies bietet den Vorteil, das eigene Handeln<br />

von einem ganz neuen Gesichtspunkt aus zu betrachten.


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system<br />

<strong>Qualität</strong>sdaten und deren<br />

Entstehungsorten<br />

Grundlagen einer <strong>Qualität</strong>sdatenbasis<br />

Wareneingang<br />

Q 07404<br />

© iw b 2005<br />

Einkauf<br />

Q-Anforderungen<br />

Lieferantenbewertung<br />

Bestellvorschriften<br />

Lieferanten<br />

Zertifikate<br />

Fertigungsvorfeld / Administration<br />

Kostenrechnung<br />

Konstruktion<br />

CAD<br />

Planung<br />

CAP<br />

Mess- und<br />

Prüffeld<br />

PPS<br />

<strong>Qualität</strong>sdatenbasis<br />

CAM - Bereich<br />

7 - 18<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Reklamationsbearbeitung<br />

Vorschriften<br />

Prüfplanung<br />

Prüfaufträge<br />

dynamische<br />

Prüfsteuerung<br />

Fertigungsstufe 1Fertigungsstufe 2Fertigungsstufe 3Fertigungsstufe n Endprüfung<br />

Verkauf<br />

Q-Anforderungen<br />

Vorschriften<br />

Audits<br />

Kunden<br />

Zertifikate<br />

Erstmuster-<br />

Prüfberichte<br />

Waren-<br />

Prüfberichte<br />

ausgang<br />

7.4.3 Informationsverarbeitung<br />

<strong>Qualität</strong>sinformationen sind ein fundamentaler Bestandteil eines wirksamen <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems.<br />

Sie sind:<br />

• Voraussetzung für eine zielgerichtete Tätigkeit,<br />

• Nachweis der Erfüllung von <strong>Qualität</strong>sforderungen und<br />

• Regelgröße zur Opt<strong>im</strong>ierung der Prozessfähigkeiten und Kosten.<br />

Alle QS-Nachweisstufen nach DIN ISO 9001-9003 verlangen als Forderungen an QS-<br />

Maßnahmen die Aufzeichnungspflicht von qualitätsrelevanten Informationen.<br />

<strong>Qualität</strong>sinformationen beziehen sich in erster Linie auf die <strong>Qualität</strong>szustände der Produkte<br />

und Leistungen bei ihrer Planung, Entwicklung, Beschaffung, Herstellung, Verteilung, Nutzung<br />

und Entsorgung. Ihre Aussagen erstrecken sich aber auch auf weitergehende qualitätsrelevante<br />

Fakten <strong>im</strong> Unternehmen, die für die Entstehung der Produktqualität von Bedeutung<br />

sind. Dies sind:<br />

• Technische <strong>Qualität</strong>sinformationen (produktbezogen, prozessbezogen, Analysen, Berechnungen,<br />

Auswertungen),<br />

• kostenbezogene <strong>Qualität</strong>sinformationen,<br />

• QM-systembezogene <strong>Qualität</strong>sinformationen,<br />

• organisations-, ablaufbezogene <strong>Qualität</strong>sinformationen,<br />

• arbeitsbezogene <strong>Qualität</strong>sinformationen und<br />

• Termine.


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system<br />

Das Unternehmensweite<br />

<strong>Qualität</strong>sinformationssystem<br />

Q 07405<br />

© iw b 2005<br />

Konstruktion<br />

Leitstand<br />

Arbeitsvorbereitung<br />

Maschine<br />

Einkauf<br />

Maschine<br />

7 - 19<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Geschäftsleitung<br />

Messmaschine<br />

Vertrieb<br />

PPS<br />

Disposition<br />

In einem Unternehmen fallen ständig an verschiedenen Stellen/Bereichen, an unterschiedlichen<br />

räumlichen Orten, zu verschiedenen Zeiten und aufgrund unterschiedlicher Veranlassungen<br />

und Ursachen <strong>Qualität</strong>sinformationen an. Durch den Einsatz rechnergestützter<br />

Systeme wird dieses Informationsangebot zusätzlich deutlich gesteigert, da mit diesem<br />

Hilfsmittel die Gewinnung und Ablage von Daten und der Zugriff auf diese deutlich vereinfacht<br />

wird.<br />

Im Rahmen eines <strong>Qualität</strong>sinformationssystems kommen die unterschiedlichsten rechnergestützten<br />

Systeme zum Einsatz. Klassische rechnergestützte Systeme, die breite Verwendung<br />

finden, sind<br />

• CAQ-Systeme,<br />

• SPC-Systeme und<br />

• Diagnose-Systeme.<br />

Einsatz und Verwendung dieser rechnergestützten Systeme müssen in der <strong>Qualität</strong>sdokumentation,<br />

z.B. Arbeitsanweisungen, festgehalten werden.


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system<br />

Voraussetzungen für die Einführung<br />

eines <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems<br />

Q 07501 Quelle: McKinsey TOP 500 CEO´s Survey<br />

© iw b 2005<br />

7 - 20<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Das Wichtigste bei<br />

der Einführung eines <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems<br />

...vom Topmanagement<br />

unterstützen und begleiten<br />

...Mitarbeiter schulen<br />

und motivieren<br />

...QM-System in die Unternehmensstruktur<br />

einbinden<br />

...Zielgrößen definieren<br />

und überwachen<br />

...das Topmanagement<br />

motivieren und sensibilisieren<br />

...Bewusstsein schaffen<br />

60<br />

73<br />

70<br />

95<br />

87<br />

82<br />

ist ist nicht<br />

Grundvoraussetzung<br />

für den Erfolg<br />

eines QM - Systems<br />

7.5 Einführung des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems<br />

7.5.1 Voraussetzungen für die Einführung des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems<br />

Für die erfolgreiche Einführung des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s bzw. des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems<br />

müssen grundlegende Voraussetzungen in einem Unternehmen erfüllt sein. In der<br />

Grafik sind die wichtigsten Aspekte dargestellt.<br />

Entscheidend für die Einführung ist die Unterstützung und Begleitung der Einführung<br />

durch das Topmanagement bzw. die Geschäftsleitung. Diese Aussage wird auch dadurch<br />

unterstrichen, dass Mitarbeiter nicht das tun, was man ihnen sagt, sondern das, was<br />

man ihnen vorlebt. Eine Geschäftsleitung die sich nicht an den gesteckten <strong>Qualität</strong>szielen<br />

des Unternehmens orientiert, wird auch nicht die Mitarbeiter von der Notwendigkeit überzeugen.<br />

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Definition und Überwachung geeigneter Ziel- bzw.<br />

Messgrößen, anhand derer die Einführung und die Wirksamkeit des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems<br />

transparent gemacht wird.<br />

Zusammenfassend wird ersichtlich, dass für die Einführung eines <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems<br />

neben der rein organisatorischen und technischen Implementierung gleichermaßen<br />

auch sogenannte "soft values" eine sehr große Bedeutung besitzen. Ohne die Überzeugung<br />

aller Beteiligten ist das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system zum Scheitern verurteilt.<br />

40<br />

27<br />

30<br />

13<br />

18<br />

5


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system<br />

Integration des<br />

<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems in die<br />

Aufbau- und Ablauforganisation<br />

Entwicklung Produktion<br />

© iw b 2005<br />

Q-<br />

Sicherung<br />

Aufbauorganisation<br />

Horizontale Ausbreitung der<br />

<strong>Qualität</strong>sverantwortung<br />

Q-<br />

Sicherung<br />

Q-<br />

Prüfung<br />

Geschäftsführung<br />

Einkauf<br />

+<br />

Logistik<br />

Q-<br />

Sicherung<br />

Verkauf<br />

+<br />

Service<br />

Q-<br />

Sicherung<br />

<strong>Qualität</strong>swesen<br />

Q-<br />

Planung<br />

Q-<br />

Förderung<br />

Q-<br />

Analyse<br />

Prüfplanung<br />

Komplexe<br />

Prüfungen<br />

Vertikale Ausbreitung der<br />

<strong>Qualität</strong>sverantwortung<br />

7 - 21<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Ablauforganisation<br />

Kundenorientierung<br />

integrierte<br />

Arbeits- und<br />

Prüfplanung<br />

Werkerselbstprüfung<br />

Prüfen<br />

7.5.2 Integration des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems<br />

Die Integration des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems in die Aufbau- und Ablauforganisation des<br />

Unternehmens bedeutet eine horizontale und vertikale Ausbreitung der <strong>Qualität</strong>sverantwortung.<br />

Die Sicherstellung der <strong>Qualität</strong> ist keine zentrale Aufgabe einer einzelnen Abteilung, früher<br />

als <strong>Qualität</strong>ssicherung bezeichnet, sondern stellt eine Querschnittsaufgabe dar. Darüber<br />

hinaus muss die Überzeugung verstärkt werden, dass nicht nur das materielle Produkt, die<br />

hergestellte Ware, eine bewertbare <strong>Qualität</strong> aufweist. Vielmehr müssen sämtliche innerbetrieblichen<br />

Leistungserstellungsprozesse - und dazu gehört z.B. auch die Erstellung eines<br />

Arbeitsplans bzw. die Erstellung eines Auftragsangebots - Gegenstand der <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

sein.<br />

Ablauforganisatorisch ist die <strong>Qualität</strong>sverantwortung vertikal auszubreiten. Die Kompetenz<br />

qualitätsfördernde Entscheidungen zu treffen und qualitätssichernde Maßnahmen zu<br />

ergreifen muss an die Stelle der Leistungserstellung verlagert werden. Darüber hinaus müssen<br />

sich inhaltlich ähnelnde Aufgaben zusammengefasst werden, wie z.B. die Erstellung von<br />

Arbeits- und Prüfplan.<br />

Oberstes Ziel bei der Verlagerung der <strong>Qualität</strong>sverantwortung ist die Schaffung einer Kundenorientierung<br />

<strong>im</strong> gesamten Unternehmen. Dies beinhaltet sowohl den externen als auch<br />

den internen Kunden.


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system<br />

Vorgehensweise be<strong>im</strong> Aufbau eines<br />

<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems<br />

© iw b 2005<br />

Kunden<br />

Markt<br />

Fehlerquelle<br />

Konstruktion<br />

Fertigung 1<br />

Fertigung 2<br />

Fertigung 3<br />

QM-<br />

Handbuch<br />

IST-Zustand<br />

FMEA<br />

DEFIZIT<br />

SPC<br />

DEFIZIT<br />

Gesetze<br />

Richtlinien<br />

<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system<br />

IST-Analyse<br />

Schwachstellen<br />

ermitteln<br />

Defizite herleiten/<br />

beseitigen<br />

Gestalten und<br />

Dokumentieren<br />

7 - 22<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Unternehmens<br />

- philosophie<br />

- einflüsse<br />

- QM-Funktionen<br />

- QM-Hilfsmittel<br />

- QM-Formulare<br />

- QM-Dokumentation<br />

- . . .<br />

- Auftragsannahme<br />

- Konstruktion<br />

- Fertigung<br />

- Montage<br />

- . . .<br />

- Fehlende<br />

Funktionen<br />

- unzureichende Formulare<br />

- keine Methoden<br />

- . . .<br />

- Formblätter<br />

gestalten<br />

- Ablaufschemata erstellen<br />

- Handbuch aufbauen<br />

- . . .<br />

7.5.3 Vorgehensweise be<strong>im</strong> Aufbau des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems<br />

Der Aufbau eines Unternehmensweiten <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems untergliedert sich in<br />

die dargestellten Schritte.<br />

In der Ist-Analyse muss der gesamte Produktentstehungsprozess von der Auftragsdefinition<br />

über den Warenausgang bis hin zur Produktnutzung unter der Fragestellung betrachtet werden,<br />

welche QM-Aufgaben durchgeführt und welche Hilfsmittel hierfür verwendet werden.<br />

Dieser Produktentstehungsprozess ist dann <strong>im</strong> Rahmen der Schwachstellenanalyse auf<br />

Risiken und systematische Fehler hin zu untersuchen.<br />

Die erkannten Defizite des bestehenden Systems sind daraufhin durch geeignete Maßnahmen<br />

abzustellen. Das Gesamtsystem muss anschließend <strong>im</strong> Rahmen der <strong>Qualität</strong>sdokumentation<br />

dargelegt und unternehmensweit transparent gemacht werden.


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system<br />

Hemmnisse bei der Einführung des<br />

<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems<br />

Ausgangssituation<br />

© iw b 2005<br />

Leistung / Motivation<br />

Angst der<br />

Mitarbeiter vor<br />

Veränderungen<br />

Zeit<br />

7 - 23<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Gesagt ist noch nicht gehört!<br />

Gehört ist noch nicht verstanden!<br />

Verstanden ist noch nicht akzeptiert!<br />

Akzeptiert ist noch nicht getan!<br />

Einmal getan sichert noch keine Kontinuität!<br />

7.5.4 Hemmnisse<br />

In der Abbildung sind zwei wesentliche Hemmnisse bei der Einführung des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems<br />

dargestellt. Diese führen häufig zu einem Scheitern des Einführungsprojekts.<br />

Die Erwartungen an die Einführung des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems werden in der Regel<br />

relativ hoch gesteckt. Dabei wird insbesondere eine Steigerung der Leistung bzw. Motivation<br />

der Mitarbeiter erwartet. Es ist aber durchaus möglich, dass zu Beginn der Einführung zunächst<br />

eine Verringerung dieser beiden Faktoren einsetzt, auch über die Ausgangssituation<br />

hinaus. Ursache hierfür ist die Unsicherheit bzw. das Sicherheitsbedürfnis der Mitarbeiter,<br />

welches durch die Veränderung bestehender Strukturen und Abläufe eingeschränkt und beeinträchtigt<br />

wird.<br />

Die Einführung muss durch einen hohen Aufwand an Schulungen und Qualifizierungen<br />

begleitet werden. Allein die Dokumentation und das einmalige Vorstellen des Konzepts<br />

und der neuen Abläufe sichern noch keinen Erfolg. Organisationen besitzen dabei die Tendenz<br />

schnell wieder zu dem Ausgangszustand zurückzukehren.


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system<br />

Ziele der Zertifizierung<br />

© iw b 2005<br />

Forderung<br />

des Kunden<br />

Dokumentiertes<br />

QM-System<br />

7.6 Zertifizierung<br />

Auditierung<br />

Qualifizierung<br />

Senkung der<br />

<strong>Qualität</strong>skosten<br />

Zertifizierung<br />

7 - 24<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Verbesserung<br />

der <strong>Qualität</strong><br />

Werbezwecke<br />

Identifikation<br />

der Mitarbeiter<br />

7.6.1 Gründe für die Zertifizierung<br />

Die Gründe für die Entscheidung eines Unternehmens für die Zertifizierung sowie die Ziele,<br />

die damit verbunden werden, sind vielfältiger Natur. Die Erklärung wesentlicher Ziele ist <strong>im</strong><br />

folgenden dargestellt.<br />

Das zertifizierte QM-System bzw. die Urkunde (Zertifikat) bietet dem Unternehmen die Gelegenheit,<br />

über die Selbstdarstellung in der Werbung den Unterschied zu seinen Wettbewerbern<br />

herauszustellen. Das Zertifikat als Werbe- bzw. Verkaufsargument setzt aber auch Unternehmen,<br />

die noch nicht zertifiziert sind, unter Zugzwang. Darüber hinaus gilt, dass in zunehmendem<br />

Maße die Unternehmen, die kein zertifiziertes <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system<br />

betreiben, sich vom Markt ausschließen und damit ihre Existenzgrundlage entziehen.


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system<br />

Anlässe für die Zertifizierung<br />

© iw b 2005<br />

Interne Anlässe<br />

Kostensenkung<br />

3%<br />

Q-Sicherung<br />

Q-Verbesserung<br />

6%<br />

Konzernvorgabe 8%<br />

4%<br />

Firmenstrategie 2%<br />

Sonstige<br />

22%<br />

11%<br />

Wettbewerbsvorteile/<br />

Wettbewerbsdruck<br />

Umsetzungsdruck von außen: 65,9%<br />

Produkthaftungs-<br />

Gesetz<br />

3%<br />

7 - 25<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

5%<br />

EG-Markt<br />

EG-Richtlinien<br />

Kundenwünsche/<br />

Kundenfor-<br />

36% derungen<br />

Externe Anlässe<br />

In dieser Grafik ist die prozentuale Verteilung der Anlässe aufgeführt, die Unternehmen in<br />

den vergangenen Jahren dazu bewegt haben, sich zertifizieren zu lassen.<br />

Bemerkenswert ist, dass der Anteil externer Anlässe, also Gründe für die Zertifizierungsentscheidung<br />

eines Unternehmens die außerhalb des unternehmenseigenen Einflussbereiches<br />

liegen, überwiegt. Dies kann ein Anzeichen dafür sein, dass die meisten Unternehmen den<br />

eigentlichen Sinn bzw. die Chance, die ein funktionierendes <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system<br />

bietet, noch nicht erkannt haben.


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system<br />

Ablaufschema der Zertifizierung des<br />

<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems<br />

© iw b 2005<br />

Nachauditierung<br />

Korrekturmaßnahmen<br />

<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>vorstudie<br />

Einführung des<br />

QM-Systems<br />

Aktivitäten des<br />

QM-Systems<br />

Zertifizierungsaudit<br />

Erteilung des<br />

Zertifikates<br />

7 - 26<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Programm zur Durchführung<br />

Formulierung der Q-Politik<br />

und -zielsetzung<br />

Bewertung des Ist-Zustandes<br />

Einführung des QM-Systems<br />

Beschreibung des Soll-Zustands<br />

Erarbeitung qualitätssichernder<br />

Maßnahmen -> Maßnahmenplan<br />

Überarbeitung der Dokumentation<br />

Schulung und Motivation<br />

Einführung der QM-Methoden<br />

Maßnahmen umsetzen<br />

Termin- und Kostenüberwachung<br />

Erfüllungsgrad der Normkonformität<br />

Zertifikat<br />

7.6.2 Ablaufschema der Zertifizierung des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems<br />

Voraussetzung für die Zertifizierung ist die normkonforme Einführung und Stabilisierung eines<br />

unternehmensweiten <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems. Erst wenn die Organisation funktioniert<br />

und die Verfahren sicher angewandt werden, erfolgt das eigentliche Verfahren der<br />

Zertifizierung.<br />

Die Auditoren des Zertifizierungsorgans überprüfen <strong>im</strong> Rahmen eines Zertifizierungsaudits,<br />

welches sich über mehrere Tage erstrecken kann, die Normkonformität und stellen bei einem<br />

hohen Erfüllungsgrad das Zertifikat aus. Nach der ersten Erteilung des Zertifikats, das in der<br />

Regel drei Jahre gültig ist, wird jährlich durch den Zertifizierer eine Nachauditierung durchgeführt<br />

Analyse<br />

Konzeption<br />

Realisierung<br />

Stabilisierung


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system<br />

Ablauf des Systemaudits<br />

© iw b 2005<br />

Dokumente<br />

Auditplan<br />

Checkliste<br />

Zeitplan<br />

Abweichungsbericht<br />

Auditbericht<br />

Abgeschlossene<br />

Abweichungsberichte<br />

Auditbericht<br />

Nachaudit<br />

bzw.<br />

Kontrolle<br />

durchführen<br />

ja<br />

7 - 27<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Ablauf Zuständigkeit<br />

Start<br />

Auditteam<br />

zusammenstellen<br />

Checklisten, Zeitpläne<br />

vorbereiten<br />

bestätigten Zeitplan<br />

verteilen<br />

Systemaudit<br />

Auditbericht<br />

verteilen<br />

Nachkontrolle<br />

?<br />

nein<br />

Abgeschlossenen<br />

Auditbericht<br />

archivieren<br />

QS<br />

Auditor/QS<br />

Auditor<br />

QS<br />

Auditor<br />

Auditor<br />

Auditor/QS<br />

7.6.3 Systemaudit<br />

Ein Werkzeug, das auch bei der Zertifizierung des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems zum Einsatz<br />

kommt, ist das Systemaudit. Der allgemeine Ablauf eines Systemaudits ist in der Abbildung<br />

dargestellt.<br />

Das Systemaudit ist nach DIN ISO 9000 ff. "eine systematische und unabhängige Untersuchung,<br />

um festzustellen, ob die qualitätsbezogenen Tätigkeiten und die damit zusammenhängenden<br />

Ergebnisse den geplanten Vorgaben entsprechen und ob diese Vorgaben wirkungsvoll<br />

verwirklicht und geeignet sind, die Ziele zu erreichen."<br />

Das Systemaudit wird durch eine neutrale Person, den Auditor (Ausbildung erforderlich), auf<br />

ein <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system oder auf einzelne Elemente davon angewendet. Es besteht<br />

<strong>im</strong> wesentlichen aus einer Überprüfung qualitätsrelevanter Dokumente und Abläufe, einer<br />

direkten Befragung des leitenden und ausführenden Personals sowie einer Stichprobenprüfung<br />

vor Ort. Zum Systemaudit gehört auch die Veranlassung von Korrekturmaßnahmen<br />

sowie die Überprüfung deren Wirksamkeit.<br />

Das Systemaudit kann sowohl als internes Werkzeug des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems als<br />

auch als Werkzeug zur Zertifizierung verwendet werden. Die Vorgehensweise ist bei beiden<br />

Formen weitgehend identisch.<br />

QS


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system<br />

Normung in der EU am Beispiel der<br />

EG-Maschinenrichtlinie 89/392/EWG<br />

© iw b 2005<br />

7 - 28<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

7.7 Konformität mit dem Europäischen Gemeinschaftsrecht<br />

7.7.1 Europäische Normung<br />

Innerhalb der EU wird die Politik der Beseitigung von Handelshemmnissen für den freien<br />

Verkehr von Waren und Gütern verfolgt. Hierzu sind insbesondere auf dem technischen Gebiet<br />

Harmonisierungen vorhandener, national unterschiedlicher Normen und Richtlinien erforderlich.<br />

Ziel dieser Harmonisierung ist die Verkehrsfähigkeit einer einzigen Produktausführung<br />

<strong>im</strong> gesamten EU-Markt.<br />

Früher verfolgte man in der EU die Strategie der max<strong>im</strong>alen Harmonisierung. Man versuchte,<br />

alle technischen Detailregelungen ursprünglicher nationaler Vorschriften auf ein möglichst<br />

breites Produktspektrum anzuwenden, was in Einzelfällen zu unsinnigen Forderungen an<br />

Exportgüter führte. Ein Beispiel: Ein Rasenmäher, Produktgruppe Maschine, hätte früher nur<br />

in Verbindung mit einem Feuerlöscher exportiert werden dürfen, welcher dann bei Inbetriebnahme<br />

des Rasenmähers durch den Bediener hätte geschultert werden müssen, um eine<br />

geeignete Löscheinheit für diesen Maschinentyp bereitzustellen.


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system<br />

Die CE - Kennzeichnung für Maschinen<br />

Q 07702<br />

© iw b 2005<br />

...ist ab dem 1.1.1995 Pflicht<br />

... ist die allgemeingültige<br />

Konformitätskennzeichnung<br />

mit der/den EG-Richtlinie(n)<br />

... ist kein <strong>Qualität</strong>ssiegel<br />

oder die Bestätigung der<br />

Umweltverträglichkeit<br />

... bedeutet die Konformität<br />

mit sämtlichen grundlegenden<br />

Sicherheitsanforderungen der<br />

EG-Maschinenrichtlinie<br />

CE<br />

7 - 29<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

... steht mit den QM-Aktivitäten<br />

(EN 29000 ff) in keinem<br />

Zusammenhang<br />

... harmonisiert nationale Normen<br />

und baut technische Handelshemmnisse<br />

<strong>im</strong> Binnenmarkt ab<br />

... erasst eine ständig wachsende<br />

Zahl von Produktgruppen<br />

und wird an Bedeutung weiter<br />

gewinnen<br />

... beruht auf der Anwendung der<br />

"Neuen Konzeption" harmonisierter<br />

europäischer Normen<br />

Ziel des neuen Konzeptes von 1985 ist es, auf EU-Ebene nur noch die wesentlichen Anforderungen<br />

in Bezug auf Gesundheit und Sicherheit des Bedieners vorzuschreiben. Eine weitere<br />

Konkretisierung dieser Anforderungen obliegt den europäischen Normenorganisationen,<br />

die hierfür entsprechende technische Spezifikationen erstellen müssen. Die Konformität mit<br />

diesen Richtlinien wird durch das CE-Kennzeichen symbolisiert. Die CE-Kennzeichnung ist<br />

seit dem 1.1.1995 Pflicht für alle Maschinen die Zugang auf den EU-Markt haben.<br />

Weitere EG-Richtlinien existieren bereits für Niederspannungsgeräte, einfache Druckbehälter,<br />

Sicherheit von Spielzeugen, Bauprodukte, persönliche Schutzausrüstungen, Medizinprodukte,<br />

<strong>im</strong>plantierbare medizinische Geräte, Gasverbrauchseinrichtungen, nichtselbsttätige<br />

Waagen, Warmwasserheizkessel und Telekommunikationssendeeinrichtungen.<br />

Das CE-Zeichen bescheinigt die Konformität des Produktes mit der Richtlinie und ermöglicht<br />

somit den freien Zugang zum europäischen Binnenmarkt. Es trifft grundsätzlich<br />

keine Aussage über die Produktqualität oder über die obligatorischen Vorschriften<br />

hinausgehenden Kundenerwartungen. Ausschlaggebend für die Kennzeichnungspflicht<br />

eines Produktes sind ausschließlich die entsprechenden CE-Richtlinien und nicht andere<br />

europäische Rechtsnormen. Zielgruppe des Zeichens sind vor allem die Marktaufsichtsbehörden.


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system<br />

Kriterien des European Quality Award<br />

(EQA)<br />

Q 07801 nach: Kirstein<br />

© iw b 2005<br />

7 - 30<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Menschen Prozesse Ergebnisse<br />

Leitung<br />

(10 %)<br />

Mitarbeiterorientierung<br />

(9 %)<br />

Unternehmenspolitik,<br />

-strategie<br />

(8 %)<br />

Ressourcen<br />

(9 %)<br />

Wertschöpfungsprozess<br />

(14 %)<br />

Mitarbeiterzufriedenheit<br />

(9 %)<br />

Kundenzufriedenheit<br />

(20 %)<br />

Image des<br />

Unternehmens<br />

(6 %)<br />

Unternehmensergebnisse<br />

(15 %)<br />

Enablers (Befähiger) Results (Ergebnisse)<br />

7.8 Internationale <strong>Qualität</strong>sauszeichnungen<br />

7.8.1 Der European Quality Award<br />

Zur Würdigung und Auszeichnung der Leistungen von Unternehmen, die sich besonders für<br />

die Förderung der <strong>Qualität</strong> engagieren, begann die European Foundation for Quality Management<br />

(EFQM) <strong>im</strong> Jahr 1992 mit der Vergabe von Europäischen <strong>Qualität</strong>spreisen und dem<br />

European Quality Award (EQA). Um mit einem <strong>Qualität</strong>spreis ausgezeichnet zu werden, hat<br />

ein Unternehmen den Nachweis zu erbringen, dass sein Vorgehen zur Verwirklichung von<br />

TQM über eine Reihe von Jahren einen beträchtlichen Beitrag zur Erfüllung der Erwartungen<br />

von Kunden, Mitarbeitern usw. geleistet hat.<br />

Neben dem EQA gibt es noch weitere <strong>Qualität</strong>spreise, so z.B. den Malcolm Baldrige National<br />

Quality Award, bei dem nur Amerikanische Firmen teilnahmeberechtigt sind, d.h. mindestens<br />

50 Prozent aller Mitarbeiter müssen in den USA beschäftigt sein bzw. mindestens 50 Prozent<br />

aller Anlagen müssen in den USA stehen.


<strong>Vorlesungsskript</strong><br />

<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />

<strong>Qualität</strong> <strong>im</strong> Produktlebenszyklus<br />

8 Arbeitswissenschaftliche Aspekte 8-1<br />

8.1 Ziele und Inhalte der Arbeitswissenschaft und des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s............8-1<br />

8.2 Der Mensch <strong>im</strong> Unternehmen ..................................................................................8-3<br />

8.2.1 Schwachstelle der herkömmlichen <strong>Qualität</strong>sverbesserung ......................8-3<br />

8.2.2 Einflußgrößen menschlicher Leistungsfähigkeit .......................................8-4<br />

8.2.3 Gestaltung des Arbeitsplatzes..................................................................8-5<br />

8.2.4 Motivation der Mitarbeiter .........................................................................8-7<br />

8.2.5 Qualifizierung..........................................................................................8-12<br />

8.3 Organisations- und Führungsstrukturen.................................................................8-16<br />

8.3.1 Ziele bei der Organisationsgestaltung ....................................................8-16<br />

8.3.2 Prozessorientierung der Organisationsstruktur ......................................8-17<br />

8.3.3 <strong>Qualität</strong>sgruppen ....................................................................................8-18<br />

5-1


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Arbeitswissenschaftliche Aspekte<br />

Ziele und Inhalte von<br />

Arbeitswissenschaft und<br />

<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />

Q 08101 Pfeiffer/Luczak und Volpert<br />

© iw b 2005<br />

Prozessorientierung<br />

Arbeits- und<br />

Betriebsmittelgestaltung<br />

Qualifizierung<br />

Identifikation<br />

Mitwirkung<br />

Gesellschaftliche<br />

Verantwortung<br />

<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />

Produkte<br />

und Dienstleistungen<br />

Arbeitsabläufe<br />

und<br />

-verfahren<br />

Arbeitsbedingungen<br />

Außenbeziehungen<br />

technische<br />

Bedingungen<br />

soziale<br />

Bedingungen<br />

8 - 1<br />

organisatorische<br />

Bedingungen<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Arbeitsbedingungen<br />

• ausführbar<br />

• erträglich<br />

• beeinträchtigungsfrei<br />

• schädigungslos<br />

Arbeitswissenschaft<br />

Standards sozialer<br />

Angemessenheit<br />

• Arbeitsinhalt<br />

• Arbeitsaufgabe<br />

• Arbeitsumgebung<br />

• Entlohnung<br />

• Kooperation<br />

Spielräume zur<br />

• Kommunikation und<br />

Kooperation mit anderen<br />

• Entfaltung der<br />

Persönlichkeit<br />

• Erwerb von Fähigkeiten<br />

8 Arbeitswissenschaftliche Aspekte des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />

8.1 Ziele und Inhalte der Arbeitswissenschaft und des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />

Die Arbeitswissenschaft analysiert, ordnet und gestaltet<br />

• technische<br />

• organisatorische und<br />

• soziale<br />

Bedingungen, mit dem Ziel, menschliche Arbeitsbedingungen, sozial angemessene Standards<br />

und Spielräume zu schaffen, die dem Mitarbeiter die Möglichkeit geben, in der Kommunikation<br />

und Kooperation mit anderen seine Persönlichkeit zu entwickeln und seine Fähigkeiten<br />

zu erweitern.<br />

In diesem Zusammenhang ist es Ziel des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s, neben der <strong>Qualität</strong>sverbesserung<br />

der eigentlichen Produkte bzw. Dienstleistungen auch die <strong>Qualität</strong> der<br />

• Arbeitsabläufe<br />

• Arbeitsbedingungen und<br />

• Außenbeziehungen


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Arbeitswissenschaftliche Aspekte<br />

Das Unternehmen als soziotechnologisches<br />

System<br />

© iw b 2005<br />

zu erhöhen.<br />

Arbeitswelt<br />

Arbeitswelt<br />

Soziales System<br />

• Funktionen, Aufgaben,<br />

Kompetenzen,<br />

Verantwortung<br />

• Zusammenwirken<br />

von Menschen,<br />

Gruppen<br />

• Menschliches<br />

Interesse, Wissen, Können<br />

• Struktur,<br />

Aufbauorganisation<br />

<strong>Qualität</strong>s<strong>Qualität</strong>ssteigerungsteigerung Gesellschaft<br />

Gesellschaft<br />

Produktivitätssteigerung<br />

8 - 2<br />

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und Betriebswissenschaften<br />

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Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Volkswirtschaft<br />

Volkswirtschaft<br />

• Technik,<br />

physische Mittel<br />

• Prozesse,<br />

Ablauforganisation<br />

• Ökonomie<br />

Technologisches<br />

System<br />

FlexibilitätsFlexibilitätssteigerungsteigerung<br />

Im Vordergrund stehen dabei die Prozessorientierung und Opt<strong>im</strong>ierung der Abläufe, die Gestaltung<br />

der Arbeit sowie die Qualifikation der Mitarbeiter für ihre eventuell neue oder erweiterte<br />

Aufgabe.<br />

Damit soll die über lange Zeit festgeschriebene Anonymisierung der Arbeit aufgebrochen<br />

und eine neue Identifikation der Mitarbeiter mit ihrem Produkt und ihrem Unternehmen<br />

erreicht werden.<br />

Neben der herkömmlichen Betrachtung des Unternehmens aus rein technischer Sicht, mit<br />

seinen Elementen Technik, Organisation und Ökonomie, ist jedes Unternehmen auch ein<br />

soziales System. Wesentlicher Bestandteil dieses sozialen Systems sind die <strong>im</strong> Unternehmen<br />

beschäftigten Menschen, deren Zusammenwirken und deren Interessen.<br />

Daher ist ein Unternehmen <strong>im</strong>mer ein soziotechnologisches System, welches unter den<br />

Umwelteinflüssen Arbeitswelt, Volkswirtschaft und Gesellschaft die Erfüllung und Steigerung<br />

von Produktivität, <strong>Qualität</strong> und Flexibilität anstrebt.


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Arbeitswissenschaftliche Aspekte<br />

Ungleichgewicht herkömmlicher<br />

Verbesserungsmaßnahmen<br />

© iw b 2005<br />

Unternehmensqualität<br />

technische<br />

<strong>Qualität</strong>sverbesserung<br />

8.2 Der Mensch <strong>im</strong> Unternehmen<br />

8 - 3<br />

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und Betriebswissenschaften<br />

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Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

soziale <strong>Qualität</strong>sverbesserung<br />

8.2.1 Schwachstelle der herkömmlichen <strong>Qualität</strong>sverbesserung<br />

Die bisherigen Maßnahmen zur Verbesserung der Unternehmensqualität zielten vor allem<br />

auf die Verbesserung technischer <strong>Qualität</strong>.<br />

Zunehmend genauere Bearbeitungsmaschinen ermöglichen den Vorstoß in neue Bereiche<br />

der Bearbeitungsgenauigkeit, hochpräzise Messmaschinen erlauben die Überprüfung der<br />

gefertigten Maße. Extreme Formen der Arbeitsteilung gestatten Stückzahlsteigerungen in der<br />

Serien- und Massenproduktion, führen jedoch gleichzeitig zu einer Entfremdung von Mitarbeiter<br />

und Unternehmen.<br />

Im Mittelpunkt dieser Maßnahmen stand vor allem die technische Seite des soziotechnologischen<br />

Systems - die Verbesserung der <strong>Qualität</strong> sozialer Bereiche wurde somit vernachlässigt.


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Arbeitswissenschaftliche Aspekte<br />

Einflussgroßen menschlicher Leistung<br />

Q 08202 Zink<br />

© iw b 2005<br />

Sachliche<br />

Leistungselemente<br />

Situationsbedingte<br />

Einflussgrößen<br />

z.B.:<br />

technologische<br />

Verfahren und<br />

Betriebsmittel<br />

Art und Zustand<br />

der Werkstoffe<br />

Organisationsstruktur<br />

Struktur der<br />

Aufgabe<br />

Einflussgrößen menschlicher Leistung<br />

(verknüpft in der Betriebsorganisation)<br />

Soziale<br />

Leistungselemente<br />

z.B.:<br />

Führungsstil<br />

Gruppenmerkmale<br />

Anlage<br />

Leistungsfähigkeit<br />

psychophysiologische<br />

Kapazität<br />

8 - 4<br />

Entfaltung<br />

Wachstum Training<br />

Erfahrung<br />

Beziehung zwischen<br />

Individuen<br />

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individuelle<br />

Einflussgrößen<br />

Beziehung zwischen Individual- und Sachsphäre<br />

Leistungsbereitschaft<br />

physiologisch psychologisch<br />

Kondition und<br />

Disposition<br />

Motivation<br />

8.2.2 Einflussgrößen menschlicher Leistungsfähigkeit<br />

Die Verbesserung der sozialen <strong>Qualität</strong> ist kein Selbstzweck. Sie findet ihre Berechtigung in<br />

der Erhaltung und Steigerung der Leistungskraft der <strong>im</strong> Unternehmen beschäftigten Mitarbeiter.<br />

Die Leistung eines Individuums wird einerseits durch das Individuum selbst, andererseits<br />

durch die Situation bedingt, in der sich das Individuum befindet.<br />

Während bei den situationsbedingten Einflussgrößen<br />

• sachliche und<br />

• soziale<br />

Leistungselemente zu unterscheiden sind, wird bei den individuell bedingten Einflussgrößen<br />

nach dem Können und Wollen, also nach<br />

• Leistungsfähigkeit und<br />

• Leistungsbereitschaft<br />

gefragt.<br />

Die Vielzahl unterschiedlicher Einflussgrößen menschlicher Leistung bedingt vielfältige Beziehungen,<br />

sowohl zwischen den Individual- und Sachsphären als auch zwischen den Individualsphären<br />

selbst.


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Arbeitswissenschaftliche Aspekte<br />

Wissenschaftliche Aspekte bei der<br />

Gestaltung von Arbeitsplätzen<br />

© iw b 2005<br />

Anatomie Physiologie Anthropometrie<br />

Physiologische<br />

Psychologie<br />

Gestaltung des Arbeitsplatzes<br />

Exper<strong>im</strong>entelle<br />

Psychologie<br />

8 - 5<br />

Physik<br />

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und Betriebswissenschaften<br />

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Arbeitsmedizin<br />

Ingenieurwissenschaften<br />

8.2.3 Gestaltung des Arbeitsplatzes<br />

Die Vielfältigkeit der Beziehungen zwischen dem arbeitenden Menschen und seiner Umgebung<br />

spiegelt sich in den wissenschaftlichen Disziplinen wider, welche diese Beziehungen<br />

beschreiben.<br />

Wichtige Erkenntnisse bei der Gestaltung des menschlichen Arbeitsplatzes liefern:<br />

• Anatomie und Physiologie, (Untersuchung von Aufbau und Funktionen des menschlichen<br />

Körpers),<br />

• Anthropometrie, welche die Maße des menschlichen Körpers systematisch beschreibt,<br />

• physiologische Psychologie, die sich mit der Funktion des Gehirns und des Nervensystems<br />

befasst,<br />

• exper<strong>im</strong>entelle Psychologie, die das menschliche Verhalten untersucht,<br />

• Arbeitsmedizin, in der die Arbeitsbedingungen betrachtet werden sowie<br />

• Physik und Ingenieurwissenschaften, die Kenntnisse über die Umgebungsfaktoren<br />

besitzen,


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Arbeitswissenschaftliche Aspekte<br />

Rechnergestützte Planung des<br />

Arbeitsplatzes<br />

© iw b 2005<br />

8 - 6<br />

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Haltungsanalyse Belastungsanalyse<br />

S<strong>im</strong>ulation der Bewegungsabläufe<br />

Zeit- und Belastungsstudien<br />

Arbeitsplatzlayout und Arbeitsplatzstückliste<br />

Arbeitsunterweisung durch An<strong>im</strong>ation<br />

Bei der Arbeitsplatzgestaltung sind:<br />

• die Arbeit selbst, d.h.<br />

• die Gestaltung des Arbeitsinhalts<br />

• die Anpassung der Arbeitsintensität an die rhythmische Leistungsfähigkeit und<br />

• die Verteilung der Belastungs- und Erholungsphasen<br />

• sowie die Umgebung, d.h. Wechselwirkungen des Systems Mensch/Maschine und<br />

Umwelteinflüsse<br />

zu berücksichtigen.<br />

Zur Planung des Arbeitsplatzes stehen heute rechnergestützte Planungsmodule zur Verfügung,<br />

mit denen die anfallenden Planungstätigkeiten in einem Planungssystem ausführt<br />

werden können.<br />

So ist es <strong>im</strong> Falle des Planungssystems AnySIM-man beispielsweise möglich,<br />

• S<strong>im</strong>ulationen der Bewegungsfolgen,<br />

• Zeitermittlungen,<br />

• Bewertungen auftretender Kräfte und<br />

• Bewertungen von Körperhaltungen<br />

durchzuführen.


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Arbeitswissenschaftliche Aspekte<br />

Entstehung von Motivation<br />

© iw b 2005<br />

Reaktion Determinierung<br />

Anreize<br />

Situation<br />

8.2.4 Motivation der Mitarbeiter<br />

Anreize<br />

8 - 7<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Motive<br />

Motive<br />

Motive<br />

Aktivierung<br />

Anreize<br />

8.2.4.1 Definition der Motivation<br />

Die Arbeitswissenschaft wählt einen sehr behavioristischen Ansatz zur Definition der Motivation,<br />

demzufolge Motivation aus der Interaktion eines Individuums und einer Situation entsteht.<br />

Im Individuum werden eine Reihe unterschiedlicher Bereitschaften zu zielgerichtetem Verhalten<br />

angenommen, sogenannte Motive. Die Situation wiederum enthält best<strong>im</strong>mte Gegebenheiten,<br />

sogenannte Anreize.<br />

Durch das Individuum wahrgenommen, aktivieren diese Anreize ihnen zugeordnete Motive,<br />

die ihrerseits das Verhalten des Individuums determinieren und zu einer Reaktion führen.<br />

Der Einzelne wird dabei <strong>im</strong>mer versuchen, durch sein Verhalten von seiner Umwelt entweder<br />

eine positive Verstärkung zu erlangen oder zumindest eine negative Verstärkung abzuwenden.


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Arbeitswissenschaftliche Aspekte<br />

Zwei-Faktoren-Theorie von Herzberg<br />

© iw b 2005<br />

Faktoren, die als besonders<br />

unbefriedigend angesehen wurden<br />

8 - 8<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Faktoren, die als besonders<br />

befriedigend angesehen wurden<br />

50% 40% 30% 20% 10% 0% 10% 20% 30% 40% 50%<br />

Erfolg<br />

Anerkennung der eigenen Leistung<br />

Arbeit an sich<br />

Verantwortung<br />

Fortschritt<br />

Aufstieg<br />

Unternehmenspolitik<br />

Führungsstil<br />

Beziehung zu Vorgesetzten<br />

Arbeitsbedingungen<br />

Entlohnung<br />

Beziehung zu Kollegen<br />

Persönliche Lebensbedingungen<br />

Beziehung zu Untergebenen<br />

Status<br />

Arbeitssicherheit<br />

8.2.4.2 Motivationstheorien<br />

Eine Reihe von Wissenschaftlern hat sich mit dem Gebiet der Motivation befasst, so zum<br />

Beispiel Herzberg, Neuberger, von Rosenstiel und Maslow.<br />

Aus den dabei entwickelten Motivationstheorien sei hier zunächst die von Herzberg und seinen<br />

Mitarbeitern 1959 entwickelte Zwei-Faktoren-Theorie hervorgehoben, da sich aus ihr,<br />

trotz kontroverser Diskussionen <strong>im</strong> Bereich der Arbeitswissenschaft, <strong>im</strong>plizit Hinweise zur<br />

Arbeitsgestaltung ableiten lassen.<br />

In umfassenden Untersuchungen befragte Herzberg seine Versuchspersonen unter anderem<br />

nach Ereignissen, die zu deren besonderen Zufriedenheit bzw. zu deren besonderen Unzufriedenheit<br />

beigetragen haben.<br />

In den Untersuchungsergebnissen ließen sich sogenannte<br />

• Defizitmotivatoren und<br />

• Expansionsmotivatoren<br />

identifizieren.<br />

Zu den Defizitmotivatoren zählte Herzberg<br />

• Führungsstil,<br />

• Unternehmenspolitik/Verwaltung,<br />

Beziehung zu Vorgesetzten,<br />

Arbeitsbedingungen,


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Arbeitswissenschaftliche Aspekte<br />

Motivationspyramide von Maslow<br />

© iw b 2005<br />

Selbstverwirklichung<br />

Ich-Motive<br />

(Anerkennung, Status,<br />

Prestige, Achtung)<br />

Soziale Motive<br />

(Kontakt, Liebe, Zugehörigkeit)<br />

Sicherheitsmotive<br />

(Schutz, Vorsorge, Angstfreiheit)<br />

Physiologische Bedürfnisse<br />

(Hunger, Durst, Atmung, Schlafen ...)<br />

• Entlohnung,<br />

• Beziehung zu Kollegen,<br />

• Persönliche Lebensbedingungen,<br />

• Beziehung zu Untergebenen,<br />

• Status und<br />

8 - 9<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Wachstums-<br />

Motive<br />

Defizit-<br />

Motive<br />

• Arbeitssicherheit<br />

Über die Befriedigung dieser Faktoren lässt sich, wenn überhaupt, nur sehr kurzfristig eine<br />

Leistungssteigerung erzielen. Die Erfüllung der Defizitmotivatoren oder auch Dissatisfaktoren<br />

wird vielmehr als Voraussetzung für ein Nicht-Unzufriedensein angesehen. In Anlehnung an<br />

die Medizin ist auch die Bezeichnung Hygienefaktoren gebräuchlich, da diese Faktoren auf<br />

die Befriedigung der menschlichen Grundbedürfnisse ausgerichtet sind.<br />

Als Expansionsmotivatoren identifizierte Herzberg<br />

• Erfolg<br />

• Anerkennung der eigenen Leistung<br />

• Arbeit an sich<br />

• Verantwortung<br />

• Fortschritt<br />

• Aufstieg


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Arbeitswissenschaftliche Aspekte<br />

Motivationsmaßnahmen<br />

© iw b 2005<br />

Leistung und Erfolg<br />

Anerkennung<br />

Arbeit selbst<br />

Verantwortung<br />

Fortschritt<br />

Aufstieg<br />

Expansionsmotivation<br />

Defizitmotivation<br />

8 - 10<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Führung durch Zielvereinbarung<br />

Rückmeldung über den Grad der Zielerreichung<br />

Lob und Kritik als Führungselemente<br />

Institutionalisierte Mitarbeiterbeurteilung<br />

Anpassung an quantitative und qualitative Leistungsfähigkeit<br />

Berücksichtigung des Selbstverständnisses des Mitarbeiters<br />

Identifikation mit der Aufgabe<br />

Ausgewogenheit zwischen Aufgaben und Rechten<br />

Möglichkeit zur Horizonterweiterung<br />

Arbeitsgebiet als Lernfeld<br />

Erreichen höherer Hierarchien<br />

Erweiterter Handlungsspielraum<br />

Erst eine Befriedigung dieser auf Wachstum ausgerichteten Satisfaktoren führt zu einer Steigerung<br />

der Zufriedenheit über eine bloße Nicht-Unzufriedenheit hinaus und bedingt demnach<br />

eine länger anhaltende Leistungssteigerung.<br />

Etwas losgelöst von der eigentlichen Arbeitszufriedenheit entwickelte Maslow seine Theorie<br />

der Selbstverwirklichung. Trotz ihres Ursprungs in der klinischen Psychologie genießt diese<br />

Theorie wegen ihrer leichten Operationalisierbarkeit in der Organisationspsychologie vielfache<br />

Beachtung.<br />

Ähnlich wie Herzberg unterscheidet Maslow zwei Klassen von Bedürfnissen, sogenannte<br />

• Defizitmotive und<br />

• Wachstumsmotive.<br />

Fehlende Befriedigung der Defizitmotive führt zu Krankheit, ihre Befriedigung zu Gesundheit<br />

- an dieser Stelle wird der klinische Ursprung deutlich. Erst die Erfüllung der Wachstumsmotive<br />

führt jedoch zu einer Selbstverwirklichung.<br />

Zusätzlich zu Herzberg bringt Maslow eine Hierarchisierung ein. Die Erfüllung der Wachstumsbedürfnisse<br />

erfordert zwingend erfüllte Defizitbedürfnisse.<br />

Eine häufige Darstellung der Maslow`schen Theorie der Selbstverwirklichung ist die Motivationspyramide,<br />

welche die Hierarchisierung zwischen und innerhalb der Motivklassen<br />

verdeutlicht.


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Arbeitswissenschaftliche Aspekte<br />

8.2.4.3 Motivationsmaßnahmen<br />

Die entwickelten Motivationstheorien liefern neben den rein wissenschaftlichen Erkenntnissen<br />

zur Motivation und deren Mechanismus auch eine Reihe von Hinweisen zur Entwicklung<br />

geeigneter Motivationsmaßnahmen.<br />

Ein wichtiger Ansatz sind Herzbergs Defizitmotivatoren aus dessen Zwei-Faktoren-Theorie.<br />

Da sie die menschlichen Grundbedürfnisse ansprechen, sind sie bei der Entwicklung von<br />

Motivationsmaßnahmen unerlässlich. Im Sinne von Maslows Hierarchisierung können sie<br />

jedoch nur ein Fundament darstellen, auf dem Selbstverwirklichung und Wachstumsdrang<br />

ansprechende Motivationsmaßnahmen aufbauen.<br />

Für die Entwicklung effizienter Motivationsmaßnahmen müssen diese zusätzlich Faktoren<br />

ansprechen, die in der Lage sind, den Menschen von sich aus zu motivieren - Herzbergs<br />

Motivatoren können hier als Gestaltungsempfehlung gesehen werden.<br />

Im Bereich Leistung und Erfolg geben klar formulierte Ziele dem Mitarbeiter die Möglichkeit,<br />

die Erfüllung seiner Aufgabe sich und seinem Vorgesetzten gegenüber nachvollziehbar zu<br />

dokumentieren. Führung durch Zielvereinbarung bedeutet in diesem Zusammenhang die<br />

Ziele<br />

• präzise aber nicht dirigistisch<br />

• herausfordern jedoch erreichbar<br />

• messbar und akzeptiert<br />

zu gestalten.<br />

Für die Anerkennung der Leistung ist es notwendig, gegenüber dem Mitarbeiter in regelmäßigen,<br />

idealer Weise institutionalisierten Personalbeurteilungen Stellung zu den Ergebnissen<br />

seiner Handlungen zu beziehen. Lob und sachliche Kritik sind hier wichtige Elemente der<br />

Mitarbeiterführung.<br />

Die Gestaltung der Arbeit selbst ist so vorzunehmen, dass der Arbeitsinhalt auf die Fähigkeiten<br />

des Mitarbeiters, sowohl in quantitativer als auch in qualitativer Hinsicht abgest<strong>im</strong>mt ist.<br />

Insbesondere sind die Fähigkeiten zu berücksichtigen, die der Mitarbeiter zu seinen Stärken<br />

zählt. Defizite in diesem Bereich sind nach Möglichkeit durch eine gezielte Qualifikation der<br />

Mitarbeiter auszugleichen.<br />

Für die Übernahme von Verantwortung müssen die Rechte des einzelnen Mitarbeiters an<br />

seine Aufgaben angepasst werden. Sich verantwortlich fühlen, heißt <strong>im</strong>mer auch, sich mit<br />

dem zu identifizieren, wofür Verantwortung übernommen wird. Zusätzlich muss dem Mitarbeiter<br />

die Möglichkeit gegeben werden, die Auswirkungen seiner Handlungen überhaupt<br />

wahrnehmen zu können. Auch damit wird wieder der weite Bereich der Arbeits- und Umfeldgestaltung<br />

angesprochen.<br />

Der Aspekt Fortschritt ist sehr eng mit dem Wunsch nach persönlichem Wachstum verknüpft.<br />

Fortschreiten heißt <strong>im</strong>mer auch neue Erfahrungen sammeln und seinen Horizont erweitern.<br />

Möglichkeiten der Fort- und Weiterbildung sowie entsprechender Handlungsspielraum müssen<br />

dem Mitarbeiter die Gelegenheit geben, sein Arbeitsgebiet als Lernfeld zu interpretieren.<br />

Die Möglichkeit eines Aufstiegs spricht den Wunsch des Menschen an, seinen Status zu erhöhen.<br />

Im Zusammenhang mit seiner Arbeit heißt dies, aus Verdienst für Leistungen in einer<br />

Position, höhere Hierarchien zu erreichen, die neben besserer finanzieller Dotierung auch<br />

mit einem erweiterten Arbeitsinhalt und mehr Verantwortung ausgestattet sind.<br />

8 - 11


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Arbeitswissenschaftliche Aspekte<br />

Ziele der Qualifizierung<br />

© iw b 2005<br />

Personalförderung<br />

Erweiterung der Fähigkeiten<br />

Erhöhung des Überblicks<br />

Flexibilisierung<br />

Identifikation mit dem Produkt<br />

Sicherheit<br />

Einhaltung der Normen<br />

und Vorschriften<br />

Absicherung gegen<br />

Gewährleistungsansprüche<br />

8.2.5 Qualifizierung<br />

8.2.5.1 Ziele der Qualifizierung<br />

Personalförderung<br />

8 - 12<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Effektivität<br />

Opt<strong>im</strong>ierung der Abläufe<br />

Neue Produktionsverfahren<br />

Behebung unvorhersehbarer<br />

Probleme <strong>im</strong> Auftragsablauf<br />

Marktposition<br />

Ansehen des Unternehmens<br />

Auftragseingänge<br />

Auditierung durch den Kunden<br />

Jede Qualifizierung stellt zunächst eine Personalförderung dar. Die Mitarbeiter erhalten einen<br />

höheren Ausbildungsstand, der ihre Fähigkeiten erweitert und ihnen einen größeren Überblick<br />

über ihr Arbeitsgebiet verschafft. Die erweiterten Fähigkeiten flexibilisieren den Personaleinsatz<br />

und tragen zur Humanisierung der Arbeit bei. Mit dem größeren Überblick über<br />

das Arbeitsgebiet werden Zusammenhänge <strong>im</strong> Produktionsablauf deutlich und die Identifikation<br />

mit dem Unternehmen und dem Produkt fällt leichter, als dies in einem anonymen Umfeld<br />

der Fall wäre.<br />

Bei der Qualifizierung wurde bisher häufig übersehen, dass dieselben Mitarbeiter, die<br />

an ihrem Arbeitsplatz <strong>im</strong> Sinne strenger Arbeitsteilung nur wenige Handgriffe verrichten,<br />

in ihrer Freizeit fähig sind, ein Haus zu bauen oder verantwortungsvolle Tätigkeiten<br />

in Vereinen zu übernehmen. Dieses Potential gilt es bei der Personalförderung zu<br />

nutzen.


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Arbeitswissenschaftliche Aspekte<br />

Effektivität<br />

Da eine Qualifizierung für das Unternehmen <strong>im</strong>mer auch mit Kosten verbunden ist, stellt sich<br />

aus Unternehmenssicht, über die reine Personalförderung hinaus, die legit<strong>im</strong>e Frage nach<br />

dem Return On Invest.<br />

Dieser Investitionsrückfluss äußert sich für das Unternehmen in einer deutlichen Erhöhung<br />

der Effektivität seiner Produktionsprozesse. Qualifizierte und motivierte Mitarbeiter werden<br />

ihr Problemlösungspotential ihrem Unternehmen zur Verfügung stellen, indem sie Anhaltspunkte<br />

für die Opt<strong>im</strong>ierung der Abläufe und für neue Produktionsverfahren liefern, aber auch<br />

flexibel bei der Behebung von unvorhersehbaren Problemen <strong>im</strong> Auftragsablauf reagieren<br />

können. Durch den zielgerichteten Einsatz<br />

des <strong>im</strong> Unternehmen vorhandenen Potentials wird entscheidend zur Verringerung von Blind-<br />

bzw. Fehlleistung und zur Steigerung der Produktivität, Flexibilität und <strong>Qualität</strong> beigetragen.<br />

Sicherheit<br />

Jedes Unternehmen übern<strong>im</strong>mt mit der Auslieferung seiner Produkte ein je nach Produkt<br />

mehr oder minder hohes Maß an Verantwortung. Die zu gewährleistende Sicherheit reglementieren<br />

unternehmenseigene, inländische sowie internationale Normen- und Vorschriften.<br />

Nicht selten übertrifft dabei das Volumen der Regelwerke den Umfang der eigentlichen Produktbeschreibung.<br />

Die Kenntnis dieser Regelwerke erleichtert deren Einhaltung und hilft damit, das Unternehmen<br />

gegen etwaige Gewährleistungen und Produkthaftpflichtansprüche abzusichern. So<br />

einleuchtend der Aspekt der Regelwerke ist, so schwierig ist deren Handhabung für Hersteller<br />

sicherheitsrelevanter Produkte, besonders wenn diese international agieren.<br />

Marktposition<br />

Das Unternehmensziel einer guten Marktposition ist ein weiterer Aspekt bei der Qualifizierung<br />

der Mitarbeiter. Neben den direkt spürbaren Auswirkungen mangelhafter <strong>Qualität</strong> hat<br />

ein Unternehmen, welches unter dem Ruf steht, qualitativ nicht hochwertige Produkte herzustellen,<br />

auf einem hart umkämpften Markt einen schweren Stand, was sich in der Zahl der<br />

Auftragseingänge niederschlägt.<br />

Hinzu kommt, dass gerade <strong>im</strong> Bereich höherwertiger Güter die Kunden heute in der Position<br />

sind, ihren Lieferanten weitreichende Vorschriften, von der Produktqualität bis hin zum Produktionsprozess,<br />

zu machen. Die Auditierungen, in denen diese Forderungen von Kundenseite<br />

überprüft werden, übertreffen in ihrer Schärfe nicht selten deutlich die Anforderungen,<br />

die bei einer Zertifizierung nach DIN / ISO gestellt werden.<br />

8 - 13


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Arbeitswissenschaftliche Aspekte<br />

Entwicklung und Durchführung eines<br />

Lernprogramms<br />

© iw b 2005<br />

Lernziele<br />

Lernziele<br />

festlegen<br />

festlegen<br />

Schulungphase<br />

Feedback-Phase<br />

Soll-Zustand<br />

definieren<br />

Ergebnis-<br />

Feedback<br />

Ist-Zustand<br />

ermitteln<br />

Lernprogramm<br />

Erfolg<br />

kontrollieren<br />

Erlerntes<br />

verifizieren<br />

8 - 14<br />

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Überprüfungskriterien<br />

ermitteln Methoden und<br />

Schulungsort<br />

auswählen<br />

Schulungsmaßnahmen<br />

mit den<br />

Beteiligten besprechen<br />

Schulung<br />

durchführen<br />

Lernprogramm<br />

Überprüfungskriterien<br />

entwickeln ableiten<br />

Schulungsphase<br />

8.2.5.2 Aus- und Weiterbildung<br />

Mit Rücksicht auf rechtliche Verordnungen ist zwischen Aus- und Weiterbildung zu unterscheiden.<br />

Die Ausbildung einer Person führt zum Erlernen eines Basisberufs, während die<br />

Weiterbildung die Spezialisierung <strong>im</strong> Basisberuf zur Folge hat.<br />

In der betrieblichen Praxis wird jedoch nicht zwischen Aus- und Weiterbildung unterschieden<br />

- in der Regel sind damit Maßnahmen gemeint, die best<strong>im</strong>mte Fähigkeiten der Mitarbeiter<br />

festigen oder verbessern.<br />

Festlegen der Lernziele<br />

Der erste Schritt bei der Entwicklung effizienter Schulungsmaßnahmen ist die Definition der<br />

Lernziele. Eine Gegenüberstellung des Ist- und des Soll-Zustandes der für eine best<strong>im</strong>mte<br />

Position nötigen Fähigkeiten liefert den Schulungsbedarf,<br />

Lernprogramm entwickeln<br />

Anschließend ist ein Lernprogramm zu entwickeln, in dem ausgehend von dem Zweck der<br />

Schulung und den Merkmalen des Auszubildenden geeignete Methoden auszuwählen und<br />

der Ausbildungsort festzulegen ist.<br />

Der Zweck der Schulung kann beispielsweise die Vermittlung von kognitiven, motorischen<br />

oder interpersonellen Fähigkeiten sein.


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Arbeitswissenschaftliche Aspekte<br />

Unter den Merkmalen des Auszubildenden sind dessen Vorkenntnisse zu verstehen, die sich<br />

aus der Ermittlung des Ist-Zustandes seiner Fähigkeiten ergeben. Ein weiteres Merkmal ist<br />

seine hierarchische Stellung, besonders wenn es um die Vermittlung von Führungstechniken<br />

geht.<br />

Die Methoden, in denen die Lerninhalte vermittelt werden, reichen von der individuellen Erklärung,<br />

über Plenarvorträge, Beobachtung anderer, dem Rollenspiel, einem Workshop, bis<br />

hin zur Übung an einem konkreten Beispiel.<br />

Mit den Methoden in engem Zusammenhang steht die Wahl des Ausbildungsortes, also ob<br />

ein Seminar, Workshop etc. extern oder intern abgehalten wird oder ob die Ausbildung am<br />

Arbeitsplatz selbst stattfinden kann.<br />

Schulungsphase<br />

Schließlich ist in der Schulungsphase das Lernprogramm durchzuführen.<br />

Feedback-Phase<br />

Teil der Feedback-Phase ist die Erfolgskontrolle und das Feedback der Ergebnisse. Hier gilt<br />

es zu überprüfen, inwieweit die Schulungsmaßnahmen den angestrebten Lernerfolg erzielt<br />

haben.<br />

8 - 15


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Arbeitswissenschaftliche Aspekte<br />

Ziele bei der Organisationsgestaltung<br />

© iw b 2005<br />

Aufbau<br />

Organisation<br />

Ziele<br />

Verringerung der Schleifen<br />

Verkürzung der Rückwirkungsketten<br />

Reduktion der Schnittstellen<br />

Überschaubare Einheiten<br />

Klare Regelung der Zuständigkeiten<br />

8.3 Organisations- und Führungsstrukturen<br />

8 - 16<br />

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und Betriebswissenschaften<br />

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Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Ablauf<br />

8.3.1 Ziele bei der Organisationsgestaltung<br />

Die Organisationsform eines Unternehmens beinhaltet zum einen den Rahmen, in dem das<br />

Unternehmen seine Tätigkeiten ausübt und zum anderen die Zielorientierung der Prozesse.<br />

Es stellt sich damit die Frage nach dem formalen Aufbau einer Organisation und dem zur<br />

Produkterstellung notwendigen Ablauf.<br />

Ziel bei der Gestaltung von Organisationsstrukturen ist es, einen formalen Aufbau zu finden,<br />

der den zur Produkterstellung notwendigen Ablauf opt<strong>im</strong>al berücksichtigt.<br />

Anzustreben sind dabei<br />

• überschaubare Einheiten,<br />

• eindeutige Zuständigkeiten,<br />

• reduzierte Anzahl von Schnittstellen,<br />

• verringerte Anzahl von Schleifen und<br />

• verkürzte Rückwirkungsketten<br />

Insbesondere ist der organisatorische Aufbau so zu gestalten, dass er sich weitestgehend an<br />

den Prozessen orientiert. Daraus folgt einerseits, dass es keine auf alle Unternehmen anwendbare<br />

Organisationsform gibt, sondern für jedes Unternehmen aufgrund seiner individuellen<br />

Prozesse ein spezieller organisatorischer Aufbau gefunden werden muss. Zum zweiten<br />

orientiert sich die eingeführte Organisationsform an den zum Untersuchungszeitpunkt gültigen<br />

Prozessen - demzufolge hat sich der Aufbau idealer Weise <strong>im</strong>mer wieder an sich ändernde<br />

Prozesse anzupassen.


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Arbeitswissenschaftliche Aspekte<br />

Prozessorientierung der<br />

Organisationsstrukturen<br />

Kommunikation<br />

Materialfluss<br />

Datenfluss<br />

Q 09302<br />

© iw b 2005<br />

Analyse<br />

Synthese<br />

Vorgänger<br />

Input<br />

Element<br />

Output<br />

Nachfolger<br />

8 - 17<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Opt<strong>im</strong>ierung Zusammenfassung<br />

Streichen<br />

Vertauschen<br />

8.3.2 Prozessorientierung der Organisationsstruktur<br />

Bei der Prozessorientierung der Organisationsstruktur ist in einer ersten Phase<br />

• Materialfluss,<br />

• Datenfluss und<br />

• Kommunikation<br />

zwischen den Prozessschritten zu analysieren. Insbesondere ist auf eine eindeutige Identifizierung<br />

der notwendigen Vorgänger und Nachfolger sowie auf die klare Best<strong>im</strong>mung der<br />

relevanten In- und Output-Daten zu achten. Aus den Ergebnissen dieser Analyse kann nun<br />

der Gesamtprozess synthetisiert werden.<br />

Die anschließende Opt<strong>im</strong>ierungsphase untersucht den Gesamtprozess auf unnötige Schleifen<br />

und Redundanzen. Durch Vertauschen bzw. durch Streichen von Prozessschritten bzw.<br />

Teilprozessen wird versucht, kritische Bereiche zu opt<strong>im</strong>ieren und den Gesamtprozess zu<br />

verbessern.<br />

In der Phase der Zusammenfassung werden bezüglich Inhalt und Ablauf zusammengehörige<br />

Teilprozesse zu organisatorischen Einheiten zusammengefasst. Bei diesem Schritt ist insbesondere<br />

darauf zu achten, inwieweit sich Konflikte mit anderen Prozessketten ergeben. Hier<br />

liefern die Erkenntnisse der Analysephase wichtige Gestaltungshinweise.


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Arbeitswissenschaftliche Aspekte<br />

Formen der <strong>Qualität</strong>sgruppen<br />

Arten von<br />

<strong>Qualität</strong>sgruppen<br />

Q 08306 Zink<br />

© iw b 2005<br />

<strong>Qualität</strong>s-<br />

Gespräche<br />

<strong>Qualität</strong>s-<br />

Projektgruppen<br />

<strong>Qualität</strong>szirkel<br />

8.3.3 <strong>Qualität</strong>sgruppen<br />

Formen der <strong>Qualität</strong>sgruppen<br />

Wesentliche<br />

Aufgabenstellungen<br />

Diskussion aktueller <strong>Qualität</strong>sfragen,<br />

Analyse beispielhafterKunden-Lieferanten-Beziehungen<br />

Lösung konkreter, vorgegebenerProblemstellungen,<br />

Analyse bereichsübergreifender<br />

Prozesse<br />

Mitwirken an der Lösung<br />

frei gewählter Problemstellungen<br />

( i. a. des<br />

eigenen Arbeitsbereiches)<br />

8 - 18<br />

Zusammensetzung<br />

Vorgesetzter und die<br />

ihm direkt unterstellten<br />

Mitarbeiter<br />

nach fachlichen<br />

Gesichtspunkten<br />

Mitarbeiter der ausführenden<br />

Ebene eines<br />

Arbeitsbereiches<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Zeitliche Befristung<br />

keine<br />

zeitliche Befristung<br />

Auflösung der Gruppe<br />

nach Abschluss der<br />

Aufgabe<br />

keine<br />

zeitliche Befristung<br />

Die Übertragung des Ansatzes der Gruppenarbeit hat <strong>im</strong> Bereich des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />

zu der Entwicklung von <strong>Qualität</strong>sgruppen geführt.<br />

Im wesentlichen lassen sich nach ZINK folgende <strong>Qualität</strong>sgruppen unterscheiden:<br />

• <strong>Qualität</strong>sgespräche<br />

• <strong>Qualität</strong>s-Projektgruppen<br />

• <strong>Qualität</strong>szirkel<br />

Die <strong>Qualität</strong>sgruppen unterscheiden sich in den Aspekten Aufgabenstellung, personelle Zusammensetzung<br />

und zeitliche Befristung.<br />

Das Ziel aller <strong>Qualität</strong>sgruppen ist die Nutzung der unternehmensweit vorhandenen Ressourcen<br />

des <strong>Qualität</strong>swissens und der Erfahrungen der Mitarbeiter bei der Lösung qualitätsbezogener<br />

Problemstellungen. Trotz der hohen fachlichen Kompetenz innerhalb der Gruppen,<br />

besitzen diese i.d.R. keine Entscheidungskompetenz, sondern erarbeiten lediglich Lösungsalternativen,<br />

die von einem Steuerkreis oder der Geschäftsleitung bewertet werden.


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Arbeitswissenschaftliche Aspekte<br />

Voraussetzungen von <strong>Qualität</strong>szirken<br />

Q 08307<br />

© iw b 2005<br />

<strong>Qualität</strong>szirkel<br />

freiwillige Teilnahme<br />

Gruppengröße 6-8<br />

8 - 19<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Ablauf: - einmal pro Monat ca. 1 Std.<br />

- außerhalb des Arbeitsplatzes in einem geeigneten Raum<br />

- innerhalb der Arbeitszeit<br />

Leitung: Startphase Vorgesetzter (Meister, Gruppenleiter)<br />

später Zirkelteilnehmer<br />

Themen: werden von den Mitgliedern best<strong>im</strong>mt; z.B. aus folgenden Bereichen:<br />

- maschinenbezogene Technik<br />

- organisatorische Verfahren<br />

- produktbezogene (<strong>Qualität</strong>s-)Fragen<br />

- personelle Überlegungen (zum Beispiel Führungsverhalten)<br />

- Arbeitsabläufe und Zusammenarbeit mit Nachbarbereichen<br />

Der erfolgreiche Einsatz von <strong>Qualität</strong>szirkeln erfordert die Einhaltung wichtiger Voraussetzungen:<br />

• Die Mitarbeit muss grundsätzlich freiwillig sein, da der Erfolg der Arbeit in hohem Maße<br />

von der konstruktiven und kreativen Mitarbeit aller Teilnehmer abhängt. Ein Teilnahmezwang<br />

wirkt sich hierauf jedoch negativ aus.<br />

• Die Gruppengröße muss begrenzt sein, da praktische Erfahrungen gezeigt haben, dass<br />

mit zunehmender Gruppengröße die Möglichkeit zur aktiven Teilnahme aller Mitglieder<br />

sinkt.<br />

• Die <strong>Qualität</strong>szirkel bearbeiten nur arbeitsbezogene Probleme, da eine sinnvolle Gruppenarbeit<br />

nur dann gewährleistet ist, wenn alle Gruppenmitglieder über die notwendigen<br />

Kenntnisse und Erfahrungen verfügen und diese auch selbst beeinflussen können.<br />

• Die Gruppe muss für die gesamte Problembearbeitung verantwortlich sein. Sie muss von<br />

der Auswahl des Problems bis zur Erarbeitung einer entsprechenden Lösung echte Mitwirkungsmöglichkeiten<br />

und Freiräume besitzen. Für eine sachgerechte Bearbeitung erforderliche<br />

Beratungen durch Spezialisten müssen möglich sein.<br />

• Die Gruppenarbeit erfolgt unter der Führung eines Gruppenleiters, der eine zielgerichtete<br />

und wirksame Gruppenarbeit gewährleisten muss.


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Arbeitswissenschaftliche Aspekte<br />

• Die Gruppensitzungen müssen regelmäßig und während der Arbeitszeit in geeigneten<br />

Räumen außerhalb des Arbeitsplatzes erfolgen.<br />

Die Missachtung dieser grundlegenden Voraussetzungen führt zu einem Scheitern der <strong>Qualität</strong>sgruppenarbeit.<br />

Versuche, diese Gruppen gezielt für andere Aufgaben, wie z.B. Rationalisierungen,<br />

zu verwenden, sind nicht zulässig.<br />

8 - 20


<strong>Vorlesungsskript</strong><br />

<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />

<strong>Qualität</strong> <strong>im</strong> Produktlebenszyklus<br />

9 Wirtschaftliche Aspekte 9-1<br />

9.1 Bedeutung der <strong>Qualität</strong>skosten für Unternehmen 9-1<br />

9.2 <strong>Qualität</strong>skostenrechnung 9-2<br />

9.3 <strong>Qualität</strong>skostenmanagement <strong>im</strong> Unternehmen 9-5<br />

21


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Wirtschaftlichkeitsbetrachtung und <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />

Die versteckte Fabrik<br />

© iw b 2005<br />

9 Wirtschaftliche Aspekte<br />

9 - 1<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Verlustquellen in der Fertigung<br />

- Überproduktion<br />

- Stillstand<br />

- Transport<br />

- Herstellung, ausgewähltes Fertigungsverfahren<br />

- Lagerhaltung<br />

- Bewegung<br />

- Fertigung von fehlerhaften Teilen<br />

<strong>Qualität</strong>skosten (DIN 55350):<br />

Bewerteter Verbrauch von Gütern und<br />

Dienstleistungen, der durch die Planung,<br />

Prüfung, Steuerung und Förderung<br />

der <strong>Qualität</strong> verursacht wird oder den<br />

<strong>Qualität</strong>smaßnahmen zuzuordnen ist.<br />

9.1 Bedeutung der <strong>Qualität</strong>skosten für Unternehmen<br />

Unterzieht man Unternehmen einer genaueren Betrachtung, so kann man in der Regel innerhalb<br />

des Unternehmens eine "versteckte Fabrik" entdecken. Diese "versteckte Fabrik"<br />

trägt nicht zur Wertschöpfung des Unternehmens bei. Es handelt sich um Prozesse, die sich<br />

<strong>im</strong> Laufe der Zeit manifestiert haben und die niemand mehr in Frage gestellt hat.<br />

Erst in neuerer Zeit, <strong>im</strong> Rahmen der <strong>Qualität</strong>skostenrechnung und der Geschäftsprozessopt<strong>im</strong>ierung<br />

durchleuchtet man alle Unternehmensprozesse um den sogenannten nicht wertschöpfenden<br />

Prozessen auf die Spur zu kommen. Es kann sich hierbei um Überproduktionen,<br />

Stillstände, Lagerhaltung und um die Fertigung fehlerhafter Teile handeln.<br />

Einen nicht unerheblichen Teil der Verlustquellen stellen die Fehlerkosten als Teil der <strong>Qualität</strong>skosten<br />

eines Unternehmens dar. Jede Tätigkeit <strong>im</strong> Unternehmen, die nicht fehlerfrei<br />

durchgeführt wurde und dadurch anschließend nochmals durchgeführt oder nachgebessert<br />

werden muss kann vermieden werden und belastet somit das Betriebsergebnis nicht.


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Wirtschaftlichkeitsbetrachtung und <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />

Gliederung der <strong>Qualität</strong>skosten<br />

Q 09201 Quelle: DGQ<br />

© iw b 2005<br />

FEHLERVERHÜTUNGS-<br />

KOSTEN<br />

<strong>Qualität</strong>splanung<br />

<strong>Qualität</strong>sfähigkeitsuntersuchungen<br />

Lieferantenbeurteilung u. -beratung<br />

Prüfplanung<br />

<strong>Qualität</strong>saudit<br />

Leitung des <strong>Qualität</strong>swesens<br />

<strong>Qualität</strong>slenkung<br />

Schulung in <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

<strong>Qualität</strong>sförderungsprogramme<br />

<strong>Qualität</strong>svergleiche mit dem<br />

Wettbewerb<br />

sonst. Maßnahmen und Anschaffungen<br />

zur <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

Eingangsprüfung<br />

Fertigungsprüfung<br />

Endprüfung<br />

<strong>Qualität</strong>sprüfung bei eigenen<br />

Außenmontagen<br />

Abnahmeprüfung<br />

Prüfmittel<br />

Prüfdokumentation<br />

sonst. Maßnahmen und Anschaffungen<br />

zur <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

9 - 2<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

PRÜFKOSTEN FEHLERKOSTEN<br />

Instandhaltung von Prüfmitteln<br />

<strong>Qualität</strong>sgutachten<br />

Laboruntersuchungen<br />

innerbetrieblich<br />

Ausschuss<br />

Nacharbeit<br />

Mengenabweichung<br />

Wertminderung<br />

Sortierprüfung<br />

WiederholungsprüfungProblemuntersuchung<br />

<strong>Qualität</strong>sbedingte<br />

Ausfallzeit<br />

sonst. Kosten<br />

innerbetrieblich<br />

festgestellter<br />

Fehler<br />

Nicht die <strong>Qualität</strong> kostet, Fehler kosten!<br />

Nicht die <strong>Qualität</strong> kostet, Fehler kosten!<br />

9.2 <strong>Qualität</strong>skostenrechnung<br />

9.2.1 Gliederung der <strong>Qualität</strong>skosten<br />

Die Gliederung der <strong>Qualität</strong>skosten erfolgt traditionell in drei Kostengruppen:<br />

außerbetrieblich<br />

Ausschuss<br />

Nacharbeit<br />

Gewährleistung<br />

Produzentenhaftung<br />

sonst. Kosten<br />

außerbetrieblich<br />

festgestellter<br />

Fehler<br />

- Fehlerverhütungskosten (prevention costs) sind alle Kosten, die durch fehlerverhütende<br />

oder vorbeugende Tätigkeiten und Maßnahmen <strong>im</strong> Rahmen des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />

verursacht werden.<br />

- Prüfkosten (appraisal costs) sind Kosten, die vorwiegend durch <strong>Qualität</strong>sprüfungen verursacht<br />

werden.<br />

- Fehlerkosten (failure costs) werden durch Produkte und Dienstleistungen verursacht, die<br />

ihren vorgegebenen Anforderungen nicht genügen.<br />

Entsprechend dem Fehlerentdeckungsort werden unternehmensinterne und -externe Fehlerkosten<br />

unterschieden. Diese Differenzierung begründet sich zum einen darin, dass unternehmensinterne<br />

Fehler häufig früher entdeckt und vom betrieblichen Rechnungswesen erfasst<br />

werden müssen als externe Fehler. Zum anderen haben unternehmensexterne Fehler<br />

meist über die eigentlichen Fehlerkosten hinaus Auswirkungen. So drohen z.B. durch Verschlechterung<br />

des Firmen<strong>im</strong>age Umsatzeinbußen, welche die eigentlichen Fehlerkosten weit<br />

übersteigen können. Außerdem ist die Beseitigung der externen Fehler mit weit höheren<br />

Kosten verbunden als die der internen Fehler.


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Wirtschaftlichkeitsbetrachtung und <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />

<strong>Qualität</strong>skostenanteile<br />

Materialkosten<br />

© iw b 2005<br />

Sonstige Kosten<br />

19%<br />

Personalkosten<br />

13%<br />

68%<br />

15%<br />

Prüfkosten<br />

Herstellkosten<br />

9 - 3<br />

35%<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Fehlerverhütungskosten<br />

7%<br />

43%<br />

<strong>Qualität</strong>skosten<br />

15%<br />

Externe<br />

Fehlerkosten<br />

Interne<br />

Fehlerkosten<br />

In der Abbildung ist exemplarisch für ein Unternehmen des Maschinenbaus die <strong>Qualität</strong>skostenstruktur<br />

dargestellt. Basis der Zahlen sind <strong>Qualität</strong>skostenuntersuchungen, die über den<br />

Verlauf zweier Jahre in dem Unternehmen durchgeführt wurden.<br />

Wichtigster Aspekt der Untersuchung ist, dass Fehlerkosten in Höhe von ca. 8.5% der Herstellkosten<br />

akzeptiert werden, aber dass nur ca. 1% der Herstellkosten in Fehlerverhütungskosten<br />

bzw. -maßnahmen investiert werden.<br />

<strong>Qualität</strong>skostenuntersuchungen sind eine wichtige Erkenntnis für einzelne Unternehmen, da<br />

in der Regel keine Transparenz über die <strong>Qualität</strong>skostenanteile vorliegen. Auch herrscht oft<br />

Unkenntnis darüber vor, in welchen Abhängigkeiten die <strong>Qualität</strong>skostenanteile untereinander<br />

stehen. Dies wird in der folgenden Abbildung näher erläutert.


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Wirtschaftlichkeitsbetrachtung und <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />

Abhängigkeiten der<br />

<strong>Qualität</strong>skostenanteilen<br />

© iw b 2005<br />

Kosten<br />

<strong>Qualität</strong>skosten<br />

Fehlerkosten<br />

Fehlerkosten<br />

Prüfkosten<br />

Prüfkosten<br />

Vollkommenheitsgrad<br />

9 - 4<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Opt<strong>im</strong>ale<br />

<strong>Qualität</strong>skosten<br />

FehlerverhütungsFehlerverhütungskosten<br />

In der Abbildung ist der Verlauf der <strong>Qualität</strong>skosten und ihrer Kostenanteile bezogen auf den<br />

Vollkommenheitsgrad der Produkte und Dienstleistungen dargestellt. Man kann erkennen,<br />

daß die Fehlerkosten und die Prüfkosten mit zunehmender Vollkommenheit abnehmen,<br />

demgegenüber die Fehlerverhütungskosten stark ansteigen. Dies liegt daran, dass die Vollkommenheit<br />

(Null-Fehler) nur mit verstärktem Einsatz präventiver Maßnahmen erreicht werden<br />

kann.<br />

Es ergibt sich somit ein <strong>Qualität</strong>skostenopt<strong>im</strong>um, bei dem die <strong>Qualität</strong>skosten min<strong>im</strong>al<br />

sind. Dieses Opt<strong>im</strong>um ist nicht allgemeingültig festzulegen, sondern muss spezifisch für jedes<br />

Unternehmen, sogar für jeden Produktbereich ermittelt werden.


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Wirtschaftlichkeitsbetrachtung und <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />

<strong>Qualität</strong>skostengliederung nach<br />

Crosby<br />

© iw b 2005<br />

traditionelle <strong>Qualität</strong>skostengliederung<br />

Fehlerverhütungskosten<br />

Kosten der<br />

Übereinst<strong>im</strong>mung<br />

Beitrag zum<br />

Unternehmenserfolg<br />

Prüfkosten<br />

neue <strong>Qualität</strong>skostengliederung<br />

neue Kostengliederung<br />

9 - 5<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Fehlerkosten<br />

Kosten der<br />

Abweichung<br />

Verschwendung von<br />

Ressourcen<br />

9.3 <strong>Qualität</strong>skostenmanagement <strong>im</strong> Unternehmen<br />

Die traditionelle <strong>Qualität</strong>skostengliederung hat in der Vergangenheit oft zu zeitraubenden<br />

und unnützen Diskussionen sowie Abgrenzungs- und Erfassungsversuchen geführt.<br />

Crosby hat demzufolge einen Vorschlag einer neuen <strong>Qualität</strong>skostengliederung gemacht.<br />

Die Kosten der Übereinst<strong>im</strong>mung können als Investitionen zur Erfüllung der Kundenwünsche<br />

gesehen werden. Es handelt sich hierbei um die Fehlerverhütungskosten und um die unbedingt<br />

notwendigen Anteile der Prüfkosten. Sie leisten einen Beitrag zum Unternehmenserfolg.<br />

Die Kosten der Abweichung beinhalten die Fehler- und Fehlerfolgekosten sowie die<br />

überflüssigen Prüfkostenanteile. Sie bedeuten eine Verschwendung von Ressourcen.


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Wirtschaftlichkeitsbetrachtung und <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />

Leistungsarten der<br />

Unternehmensprozesse<br />

Q 09302 Quelle: Kamiske<br />

© iw b 2005<br />

9 - 6<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Nutzleistung Stützleistung Blindleistung Fehlleistung<br />

W<br />

K W K W K W K W<br />

K<br />

Bearbeitung<br />

Montage<br />

Entwicklung<br />

Einkauf<br />

Marketing<br />

Leistungsarten der Prozesse<br />

W<br />

K<br />

Transport<br />

Wareneingang<br />

Prüfung<br />

WerkzeugwechselMaschinenbestückung<br />

Prod.steuerung<br />

W<br />

K<br />

Zwischenlager,<br />

Sicherheitspuffer<br />

Konstruktionsänderung<br />

nach<br />

Freigabe<br />

Transport zu<br />

und von Puffern<br />

W<br />

K<br />

Ausschuss<br />

Nacharbeit<br />

Fehlerfolgen<br />

Sortierprüfung<br />

Störungen,<br />

Intern und<br />

Extern<br />

K: Kosten<br />

W: Wert<br />

Einen noch weiteren Ansatz macht Kamiske. Er führt eine Gliederung der Leistungsarten von<br />

Prozessen ein. Unternehmensprozesse werden gemäß ihres Nutzens in Nutz-, Stütz-,<br />

Blind- und Fehlleistungsprozesse eingeteilt.<br />

Untersuchungen haben ergeben, dass max. 25% des Unternehmensaufwandes Nutzleistung<br />

ist. Ca. 10% sind Fehlleistungen. Zwischen der Nutzleistung und der Fehlleistung liegt ein<br />

Graubereich von ca. 65% der Unternehmensleistung. Es handelt sich hierbei um notwendige<br />

Stützleistung und um unnütze Blindleistung ("Versteckte Fabrik").<br />

Fehl- und Blindleistung zusammen, angenommen es seien 30% mit einer Schätzunsicherheit<br />

von 10%, sind zu 100% entgangener Gewinn.<br />

Der hier gewählte Ansatz ist als Erweiterung der <strong>Qualität</strong>skostenrechnung zu sehen. Die<br />

traditionellen <strong>Qualität</strong>skostenanteile werden ergänzt um die nicht notwendigen Unternehmensprozesse.


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Wirtschaftlichkeitsbetrachtung und <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />

Wirkungsgrad von<br />

Unternehmensprozessen<br />

Leistungsarten der Prozesse<br />

Q 09303 Quelle: Kamiske<br />

© iw b 2005<br />

Fehlleistung<br />

Prozesswirkungsgrad<br />

W p<br />

9 - 7<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Nutzleistung<br />

Einsatz von <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> steigt<br />

Blindleistung und<br />

Scheinleistung<br />

In der Abbildung ist ein idealtypischer Zusammenhang der Leistungsarten dargestellt. Mit<br />

zunehmendem Einsatz von <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>techniken steigt der Wirkungsgrad des<br />

Unternehmens an. Der Wirkungsgrad ist definiert als der Quotient von werterhöhenden Leistungen<br />

zu der gesamten aufgewendeten Leistung <strong>im</strong> Unternehmen.


<strong>Vorlesungsskript</strong><br />

<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />

<strong>Qualität</strong> <strong>im</strong> Produktlebenszyklus<br />

10 Rechtliche Aspekte 10-1<br />

10.1 Bedeutung gesetzlicher Vorschriften für Unternehmensprozesse 10-1<br />

10.2 Haftungsregelungen 10-3<br />

10.2.1 Haftungsgrundlagen 10-3<br />

10.2.2 Gewährleistung 10-5<br />

10.2.3 Produkthaftung 10-7<br />

10.3 Wege zur Minderung des Produktrisikos 10-9<br />

10.4 <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> nach rechtlichen Anforderungen 10-10<br />

8


Auswirkungen fehlerhafter Produkten<br />

© iw b 2005<br />

10 Rechtliche Aspekte<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

10.1 Bedeutung gesetzlicher Vorschriften für Unternehmensprozesse<br />

Gesetz und Rechtsprechung stellen vor allem über das Instrument der Produkthaftung Anforderungen<br />

an produktbezogenes, unternehmerisches Handeln. Dabei sind nur die grundlegenden<br />

Rahmenbedingungen kodifiziert, die <strong>im</strong> Einzelfall, d.h. in Urteilen zu Schadensfällen,<br />

konkretisiert werden.<br />

<strong>Qualität</strong>sfördernde Maßnahmen, soweit sie systematisch und wirksam betrieben werden,<br />

können das Haftungsrisiko reduzieren. Die in den aktuellen Normen (DIN ISO 9000 ff.) beschriebenen<br />

Elemente eines <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems umfassen allerdings nur Teile<br />

der aus rechtlicher Sicht erforderlichen Maßnahmen. Insoweit kann eine auf diesen Normen<br />

basierende Zertifizierung auch nur eine begrenzte Wirkung haben - die Verantwortung bleibt<br />

<strong>im</strong>mer be<strong>im</strong> Hersteller.<br />

In der Abbildung sind die Auswirkungen fehlerhafter Produkte in einer Karikatur dargestellt.<br />

Diese können <strong>im</strong> Extremfall sehr schwerwiegende Folgen haben. Der Produzent des Produktes<br />

haftet für die von ihm in Verkehr gebrachten Produkte. Dies kann bis zur strafrechtlichen<br />

Ahndung gehen.


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Rechtliche Aspekte<br />

Produktrisiken des Unternehmens<br />

nicht rechtlich<br />

Wirtschaftliche<br />

Verluste<br />

Einbußen an<br />

•Umsatz<br />

• Marktstellung<br />

•Image<br />

© iw b 2005<br />

Garantiehaftung<br />

Bei v orheriger<br />

(f reiwillig!)<br />

übernommener<br />

Garantieerklärung<br />

durch den Verkäuf er<br />

oder Produzenten<br />

f ür Beschaff enheit<br />

oder Haltbarkeit<br />

Folgen fehlerhafter Produkte<br />

Zivilrecht<br />

10-2<br />

rechtlich<br />

Gew ährleistung<br />

Mängelausgleich<br />

• Nacherf üllung:<br />

Mangelbeseitigung,<br />

Ersatzlief erung<br />

• Minderung oder<br />

Rücktritt<br />

• Schadensersatz<br />

statt der Leistung<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Produkthaftung<br />

Schadensersatz<br />

für Folgeschäden<br />

• Personenschäden<br />

• Sachschäden<br />

• Vermögensschäden<br />

Strafrecht<br />

Strafrechtliche<br />

Produktverantwortung<br />

Sanktionen<br />

• Freiheitsstraf e<br />

• Geldstraf e<br />

Das Produkthaftungsgesetz (PHG, seit 1.1.1990 in Kraft) hat auf das Verhältnis von Kunde<br />

und Lieferant zusätzliche Auswirkungen. Im Rahmen dieses Kapitels sollen daher die rechtlichen<br />

Rahmenbedingungen des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s erläutert werden.<br />

Mit rechtlichen Konsequenzen für wirtschaftliches Handeln muss dann gerechnet werden,<br />

wenn dessen Ergebnisse fehlerhaft sind.<br />

Die Rechtsfolgen Gewährleistung und Produkthaftung können zu dem Oberbegriff der zivilrechtlichen<br />

Haftung zusammengefasst werden. Die strafrechtliche Verantwortung vervollständigt diese.<br />

Oft haben nichtrechtliche Konsequenzen erhebliche Auswirkungen für ein Unternehmen,<br />

wenn Kunden wegbleiben, das Produkt- und Firmenansehen leiden und diesen Folgen durch<br />

große finanzielle Aufwendungen (z.B. Werbung) entgegengewirkt werden muss.


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Rechtliche Aspekte<br />

Haftungsgrundlagen<br />

Garantiehaftung<br />

(§ 443 BGB)<br />

f ür all das,<br />

wof ür die<br />

Garantie<br />

übernomme<br />

n wurde<br />

© iw b 2005<br />

Mängelhaftung<br />

(§ 437 bzw. § 634<br />

BGB)<br />

• Nacherf üllung<br />

• Ersatzv ornahme<br />

be<strong>im</strong> Werkv ertrag<br />

• Rücktritt oder<br />

Minderung<br />

• Schadensersatz<br />

statt der Leistung<br />

oder Ersatz<br />

v ergeblicher<br />

Auf wendungen<br />

Vertragshaftung<br />

gegenüber dem<br />

Vertragspartner<br />

Schadensersatz wegen<br />

• Verletzung der Pf licht,<br />

auf die Rechtsgüter des<br />

Vertragspartners Rücksicht<br />

zu nehmen<br />

§§ 280 I, 241 II BGB<br />

• Vertretenmüssen wird<br />

vermutet<br />

�<br />

v erschuldensunabhängig<br />

nur bei Übernahme einer<br />

Garantie<br />

10-3<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

aus Vertrag: Kauf- / Werkvertrag § 433 / § 631 BGB aus Gesetz: § 823 I BGB / PHG<br />

10.2 Haftungsregelungen<br />

Produktverantwortung<br />

Produkthaftung<br />

Haftung f ür Folgeschäden durch f ehlerhafte Produkte<br />

Deliktshaftung gegenüber<br />

jedermann<br />

Schadensersatz wegen<br />

Unerlaubter<br />

Handlung<br />

§ 823 I BGB<br />

Verschulden wird<br />

vermutet<br />

(Anspruchsgegner<br />

kann Gegenbeweis<br />

f ühren �<br />

kein Pf lichtv erstoß,<br />

Produkt f ehlerf rei<br />

be<strong>im</strong> In-Verkehr-<br />

Bringen)<br />

Hersteller-<br />

Eigenschaf t<br />

§1 PHG<br />

v erschuldensunabhängig<br />

(möglicherweise<br />

Ausschluss nach<br />

§1 II PHG)<br />

10.2.1 Haftungsgrundlagen<br />

Die Produktverantwortung des Herstellers – und sinngemäß die des Händlers und<br />

Dienstleisters – kann aus einem Vertrag oder unmittelbar aus dem Gesetz resultieren.<br />

Aus dem Vertrag ergibt sich in erster Linie die Pflicht für den Hersteller, die vertraglichen<br />

Pflichten zu erfüllen, die Ware zu liefern bzw. die Leistung zu erstellen. Ist ein Produkt (eine<br />

Leistung) fehlerhaft, hat der Kunde bei vertraglicher Beziehung Ansprüche <strong>im</strong> Rahmen der<br />

Gewährleistung (§§ 437 ff; 634 ff BGB). Daneben kann auch für Folgeschäden, die durch ein<br />

fehlerhaftes Produkt ausgelöst werden, ein Anspruch auf Schadensersatz bestehen. Denn<br />

jeder Teil ist verpflichtet, auf die Güter, Rechte und Interessen seines Vertragspartners<br />

Rücksicht zu nehmen. Diese Ansprüche stehen unter dem Sammelbegriff Produkthaftung.<br />

Es handelt sich hierbei um Vertragshaftung gegenüber dem Vertragspartner.<br />

Neben der nur gegenüber dem Vertragspartner wirksamen vertraglichen Haftung gibt es die<br />

<strong>im</strong> Gesetz verankerte deliktische Haftung (§§ 823 ff BGB) und das Produkthaftungsgesetz (§<br />

1 PHG), welche gegenüber jedermann wirken und damit keiner vertraglichen Beziehung bedürfen.


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Rechtliche Aspekte<br />

Vertragliche Bindungen von<br />

Unternehmen mit Kunden und<br />

Lieferanten<br />

© iw b 2005<br />

10-4<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

existente Sache noch zu erstellende Sache Dienstleistung<br />

Kaufvertrag<br />

§§ 433 bis 452 BGB<br />

Übergabe und<br />

Übereignung der<br />

Sache wird bezahlt<br />

Lieferung<br />

herzustellender oder zu<br />

erzeugender beweglicher<br />

Sache<br />

Werklieferungsvertrag<br />

§ 651 BGB<br />

vertretbare<br />

Sachen<br />

(Sachen ohne<br />

indiv iduelle<br />

Merkmale �<br />

austauschbar)<br />

grundsätzlich wie Kaufvertrag<br />

nicht vertretbare<br />

Sachen<br />

(Spezial-/ Sonderanf<br />

ertigungen)<br />

sonstige<br />

Herstellung einer<br />

Sache<br />

Werkvertrag<br />

§§ 631 bis 650 BGB<br />

Herstellung des<br />

Werkes (Erf olg)<br />

wird bezahlt<br />

Werkvertragsrecht nur ergänzend<br />

Dienstvertrag<br />

§§ 611 bis 630 BGB<br />

Tun, Bemühen<br />

(Auf wand wird<br />

bezahlt �<br />

unabhängig<br />

vom Erfolg)<br />

Seit dem 1. Januar 1990 ist das Produkthaftungsgesetz in Kraft. Es stellt eine zusätzliche<br />

Anspruchsgrundlage (Anspruchskonkurrenz) dar und tritt neben das bisher geltende deliktische<br />

Haftungsrecht hinzu. Wesentliche Neuerung ist der Wegfall der Verschuldensvoraussetzung,<br />

was bedeutet, dass eine Entlastung des Herstellers nicht mehr möglich ist.<br />

Immerhin muss der Anspruchsteller nach wie vor als Grundvoraussetzung den Fehler des<br />

Produktes, die Ursächlichkeit dieses Fehler für den Verletzungserfolgs und den daraus entstanden<br />

Schaden beweisen.


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Rechtliche Aspekte<br />

Gewährleistung bei Kauf- und<br />

Werkvertrag<br />

© iw b 2005<br />

Kaufvertrag und Werkvertrag<br />

10-5<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Sachmangel<br />

Ist-Beschaffenheit entspricht nicht Soll-Beschaffenheit, v gl. § 434 BGB und § 633 BGB<br />

Rechte des Käufers bzw. des Bestellers bei Mängeln, § 437 bzw. § 634 BGB<br />

zunächst: Recht auf<br />

Nacherf üllung (Beseitigung des<br />

Mangels oder Neulief erung<br />

bzw. Neuherstellung<br />

nach Fristablauf oder f alls Frist entbehrlich<br />

Ersatz der<br />

erf orderlichen<br />

Auf wendungen f ür<br />

die Selbstv ornahme<br />

(nur bei<br />

Werkv ertrag)<br />

Schadenersatz<br />

statt der<br />

Leistung oder<br />

Ersatz<br />

v ergeblicher<br />

Auf wendungen<br />

daneben Ersatz sonstiger durch einen Mangel v erursachte Schäden, § 280 I BGB<br />

Rücktritt<br />

oder<br />

Minderung<br />

10.2.2 Gewährleistung<br />

Bei vertraglichen Beziehungen und deren möglichen Haftungsfolgen spielen unterschiedliche<br />

Vertragstypen eine Rolle.<br />

Der in der Praxis häufigste Vertragstyp ist der Kaufvertrag (§§ 433 ff BGB). Immer dann,<br />

wenn es um eine schon existierende Sache geht, liegt ein Kaufvertrag vor.<br />

Be<strong>im</strong> Werkvertrag (§§ 631 ff BGB) ist dagegen die Sache erst noch zu erstellen, sie existiert<br />

zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses noch nicht.<br />

Ein Werklieferungsvertrag (i.S.v. § 651 BGB) liegt vor, wenn der Auftragnehmer eine bewegliche<br />

Sache herzustellen oder zu erzeugen hat und diese dem Besteller liefern muss.<br />

Vertragsrechtlich wird er grundsätzlich wie ein Kaufvertrag behandelt. Bei nicht vertretbaren<br />

Sachen sind zudem werkvertragsrechtliche Vorschriften lediglich ergänzend anzuwenden.<br />

Be<strong>im</strong> Dienstvertrag (§ 611 BGB) geht es nicht um eine fehlerfreie Lieferung oder Herstellung,<br />

also um einen Erfolg, sondern nur um ein Tätig werden, den Aufwand, der unabhängig<br />

vom erzielten Erfolg zu bezahlen ist.<br />

Gattungssache: Diese ist bei Vertragsabschluss noch nicht genau konkretisiert, sondern nur<br />

nach allgemeinen Merkmalen der jeweiligen Gattung bezeichnet. Vertragsgegenstand ist<br />

demnach eine Sache von mittlerer Art und Güte aus best<strong>im</strong>mter Gattung.


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Rechtliche Aspekte<br />

Kaufvertrag: Die Sache muss die vereinbarte Beschaffenheit haben oder, wenn diese nicht<br />

vereinbart ist, für den vertraglich vorausgesetzten oder sonst gewöhnlichen Gebrauch tauglich<br />

sein. Wird die <strong>Qualität</strong>sanforderung nicht erfüllt, obliegt es dem Abnehmer, den Mangel<br />

gegenüber seinem Vertragspartner geltend zu machen. Das Gesetz verpflichtet dann den<br />

Verkäufer, Nacherfüllung nach Wahl des Käufers in Form von Mangelbeseitigung oder Lieferung<br />

einer mangelfreien Sachen zu erbringen. Erst nach erfolgloser Nacherfüllung kann der<br />

Käufer zurücktreten oder den Kaufpreis mindern. Daneben hat er bei Verschulden des Verkäufers<br />

einen Anspruch auf Schadens- oder Aufwendungsersatz.<br />

Werkvertrag: Vergleichbar verhält es sich be<strong>im</strong> Werkvertrag. Entspricht die erstellte Leistung<br />

nicht den vertraglichen Anforderungen, dann kann der Besteller Nacherfüllung jedoch<br />

nach Wahl des Unternehmers in Form von Mangelbeseitigung oder Herstellung eines neuen<br />

Werkes verlangen. Ist diese erfolglos, steht dem Besteller ebenso ein Rücktritts- bzw. Minderungsrecht<br />

sowie bei Verschulden des Herstellers ein Anspruch auf Schadens- oder Aufwendungsersatz<br />

zu.<br />

10-6


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Rechtliche Aspekte<br />

Produkthaftung<br />

Haftung<br />

nach<br />

aus<br />

für<br />

gegenüber<br />

wegen<br />

© iw b 2005<br />

Produkthaftung<br />

1. Sc haden<br />

als Folg e<br />

2. ei nes f ehler haft en Produkts (Folgeschaden)<br />

3. Ursächlichk eit des Fehlers für den Sc haden (Kaus alität)<br />

Verletzung der Pflicht, auf die<br />

Rechtsgüter des anderen Teils<br />

Rücksicht zu nehmen<br />

(§ 241II BGB)<br />

bei Vertretenmüssen<br />

(wird vermutet)<br />

versc huldensunabhängig<br />

nur falls Übernahme ei ner<br />

Garanti e<br />

insbesondere widerrechtlicher<br />

Verletzung von<br />

Leben, Körper, G esundheit<br />

und Eigentum<br />

bei Verschulden<br />

(aber: Anspruc hsgegner<br />

trägt Beweislast bzgl.<br />

Fehlerfreiheit bei In-Verkehr-<br />

Bringen des Produktes und<br />

Nichtvorliegen eines<br />

objekti ven Pflichtverstoßes)<br />

10-7<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissensch aften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Vertragsrecht Deliktsrecht<br />

Vertrag<br />

Personen-, Sachund<br />

Ver mögenssc häden<br />

unerlaubter Handlung<br />

(§ 823 I BGB)<br />

Personen- und Sac h-<br />

(nur bedingt Vermögens-)<br />

Schäden<br />

PHG (ab 1.1.1990)<br />

Personenund<br />

Sac hschäden<br />

Vertragspartner jedermann jedermann<br />

Herstellereigenschaft<br />

(Definition des Herstellers:<br />

§4 PHG)<br />

versc huldensunabhängig<br />

Ausnahme: Aussc hluss<br />

der Ersatz pflicht nac h<br />

§1 II PHG<br />

10.2.3 Produkthaftung (Mangelfolgeschäden)<br />

Für die Produkthaftung müssen 3 Voraussetzungen vorliegen. Es muss ein Schaden als Folge<br />

eines fehlerhaften Produkts mit der Ursächlichkeit des Fehlers für den Schaden bestehen.<br />

Die Produkthaftung aus dem Kaufvertrag bietet die Möglichkeit der Forderung nach Ersatz des Schadens,<br />

der durch die mangelhafte Sache entstanden ist. Gemäß § 241 II BGB ist der Vertragspartner<br />

nämlich verpflichtet, auf die Rechtsgüter des anderen Teils Rücksicht zu nehmen. Diese Pflicht verletzt<br />

er, wenn durch seine mangelhafte Ware ein Schaden bei den Rechtsgütern des anderen Teils<br />

entsteht. Sein Verschulden wird dabei vermutet, das heißt, es obliegt ihm, das Gegenteil zu beweisen.<br />

Das Deliktsrecht gegenüber jedermann bietet zwei Anspruchsgrundlagen. Zum einen besteht<br />

die Haftung aus unerlaubter (deliktischer) Handlung gemäß § 823 I BGB bei einer verschuldeten<br />

Verletzung der absoluten Rechte <strong>im</strong> Sinne des § 823 I BGB. Zum anderen gilt das<br />

Produkthaftungsgesetz, das in Anspruchskonkurrenz zur deliktischen Haftung steht. Voraussetzung<br />

der verschuldensunabhängigen Produkthaftung ist eine bewegliche Sache in Form<br />

eines Produkts, das einem best<strong>im</strong>mten Hersteller zugeordnet werden kann und mit einem<br />

Fehler behaftet ist.


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Rechtliche Aspekte<br />

Konsequenzen aus dem<br />

Produkthaftungsgesetz<br />

© iw b 2005<br />

Wird durch den<br />

Fehler eines Produkts<br />

jemand<br />

getötet<br />

sein Körper oder<br />

seine Gesundheit verletzt oder<br />

eine Sache beschädigt<br />

so ist der Hersteller<br />

des Produkts<br />

verpflichtet, dem Geschädigten<br />

den daraus entstehenden<br />

Schaden zu ersetzen.<br />

10-8<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Tatbestand:<br />

Haftungsvoraussetzung (ohne Verschulden)<br />

An spruchssteller<br />

(Geschädigter)<br />

geschützte Rechtsgüter<br />

(nicht: Vermögen!)<br />

An spruchsadressat<br />

(Schuldner des Sc hadens ersatzes)<br />

Rechtsfolge:<br />

Schadens ersatz pflicht<br />

Das Produkthaftungsgesetz vom 1. Januar 1990 stellt eine Transformation der 1985 verabschiedeten<br />

EG-Richtlinie über die Haftung für fehlerhafte Produkte in deutsches Recht dar.<br />

Nach dem Produkthaftungsgesetz wird der Hersteller des Produktes zum Ersatz von Personen-<br />

und Sachschäden verpflichtet, die durch Fehler des Produkts verursacht worden sind.<br />

Der wichtigste Unterschied zur deliktischen Haftung nach dem BGB ist die fehlende Verschuldensvoraussetzung.<br />

Vorsatz oder Fahrlässigkeit wird nicht verlangt.


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Rechtliche Aspekte<br />

Unternehmerisches Produkt-<br />

Risikomanagement<br />

betriebliche<br />

Organisation<br />

• Inf ormationssy stem<br />

© iw b 2005<br />

vorbeugende<br />

Schadensverhütung<br />

• Funktions- und<br />

Verantwortungsstruktur<br />

• Personalstruktur<br />

• <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />

Produktsicherheit<br />

• technische Fehlerf<br />

reiheit (Konstruktion,<br />

Fabrikation)<br />

• beschreibende<br />

Sicherheit<br />

• Bewährung <strong>im</strong> Einsatz<br />

Dokumentation<br />

Information/Beratung/Vermittlung von Know-how<br />

Empfehlungen von Verbesserungsmaßnahmen<br />

10-9<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Begrenzen oder Verlagern<br />

der Schadenfolgen<br />

Vertragsgestaltung<br />

• Auftrags- und<br />

Lief erspezif ikationen<br />

• Haf tungsregelung mit<br />

AGB oder Indiv idualv<br />

ertrag<br />

• Organisationsv erträge<br />

10.3 Wege zur Minderung des Produktrisikos<br />

Ansätze zur Minderung des Produktrisikos gibt es mit zwei Zielrichtungen:<br />

Haftpflichtversicherung<br />

• Betriebshaftpf licht<br />

• erweiterte Produkthaf<br />

tpf licht<br />

• Sonderv ereinbarungen<br />

Versicherer:<br />

• Schadenausgleich<br />

• Abwehr unberechtigter<br />

Ansprüche<br />

• v orbeugende<br />

Schadensv erhütung<br />

• vorbeugend, schadenverhütend<br />

• haftungsabwehrend, schadenabwälzend.<br />

Im Rahmen der Risikominderung ist ein unternehmensumfassendes <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system<br />

ein wichtiger Baustein. Ein Zertifikat (z.B. nach DIN ISO 9001) kann zwar die Risiken<br />

und damit die Wahrscheinlichkeit eines Schadens mindern, berührt jedoch nicht die Haftung<br />

des Herstellers.


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Rechtliche Aspekte<br />

Herstellerverantwortung<br />

© iw b 2005<br />

10-10<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

“Hersteller“ -Verantwortung<br />

Nach § 4 PHG haften als Hersteller der Endhersteller, Zulief erer, EG-Importeure und (bedingt) Händler<br />

Wegfall der<br />

“Ausreißerverteidigung“<br />

für Vorgänge <strong>im</strong><br />

eigenen Unternehmen<br />

pr<strong>im</strong>äre Verantwortung<br />

(Sorgfaltspflichten)<br />

• Konstruktion<br />

• Fabrikation, einschl.<br />

<strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

und Vertrieb<br />

• Instruktion<br />

• Produktbeobachtung<br />

• Organisation<br />

für Vorgänge <strong>im</strong><br />

vorgeschalteten Unternehmen<br />

verschuldensunabhängige Produkthaftung:<br />

Inverkehrbringen fehlerhafter Produkte vermeiden!<br />

Produktverschuldenshaftung:<br />

(Herstellungs-) Fehler vermeiden<br />

Mitverantwortung<br />

(3 “A“ s)<br />

• “Auswahl“<br />

(Qualifikation)<br />

• “Anweisung“<br />

(Pflichtenspezifikation)<br />

• “Aufsicht“<br />

(Überwachung)<br />

Pflichtenkanalisierung<br />

auf jeweilige<br />

Fertigungsstufe<br />

10.4 <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> nach rechtlichen Anforderungen<br />

Die entscheidende Voraussetzung der Produkthaftung ist der Produktfehler. Im Umkehrschluss<br />

für das Unternehmen bedeutet dies, dass ein fehlerfreies Produkt keinen Folgeschaden<br />

bewirken kann und somit keine Haftung nach sich ziehen wird.<br />

Die Herstellerverantwortung bezieht sich sowohl auf Vorgänge <strong>im</strong> eigenen Unternehmen, als<br />

auch auf Vorgänge in vorgeschalteten Unternehmen.<br />

Hinsichtlich der Produktverschuldenshaftung gilt es in erster Linie, Fehler zu vermeiden.<br />

Hierbei sind Sorgfaltspflichten bzgl. der Fehlerfreiheit in der Konstruktion, Fabrikation, Instruktion,<br />

Produktbeobachtung und der Organisation besonders zu beachten. In Bezug auf<br />

vorgeschaltete Unternehmen existiert eine Mitverantwortung bzgl. der Auswahl, der Anweisung<br />

und der Aufsicht der Lieferanten. Ein funktionierendes <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> kann bei<br />

den hier gestellten Aufgaben gute Dienste leisten.<br />

Bei der verschuldensunabhängigen Produkthaftung sind die Anforderungen noch etwas<br />

höher. Denn die „Ausreißerverteidigung" fällt weg, wenn es sich um den Fehler an einem<br />

Einzelstück aus einer Serie handelt. Die Verantwortung für die Verwendung fehlerhafter Vorprodukte<br />

wird jeweils dem Verwender zugerechnet. Bei mehrstufiger Produktion läuft be<strong>im</strong><br />

Endhersteller letztlich alles zusammen. Der sieht sich somit dem gesamten Haftungsrisiko<br />

ausgesetzt. In erster Linie sollte die notwendige Schlussfolgerung sein, die Fehlerfreiheit der<br />

eingesetzten Zulieferteile zu sichern, was geeignete und wirksame <strong>Qualität</strong>ssicherungsmaßnahmen<br />

an der Schnittstelle von Zulieferer und Weiterverarbeiter oder Endhersteller<br />

erfordert. An dieser Stelle greift das Handelsrecht (HGB).


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Rechtliche Aspekte<br />

Rechtliche Anforderungen an das<br />

<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />

nach traditioneller Produktverschuldenshaftung<br />

(Maßstab: das Mögliche und Zumutbare):<br />

© iw b 2005<br />

technische Sicherheit<br />

beschreibende Sicherheit<br />

dauerhafte Bewährung<br />

Produktbeobachtung<br />

allg. Verkehrssicherungspflicht<br />

Gesetz und/oder Rechtssprechung verlangen<br />

Konstruktion<br />

Produktion<br />

Instruktion<br />

Organisation<br />

10-11<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

nach verschuldensunabhängiger Produkthaftung<br />

(Maßstab: Stand von Wissenschaft und Technik):<br />

(allg.) Produktsicherheit<br />

mit Betonung von<br />

Präsentation<br />

Benutzungserwartung<br />

damit indirekt<br />

Verhinderung des<br />

Inverkehrbringens<br />

unsicherer/gefährlicher<br />

Produkte<br />

keine konkreten Forderungen zur Installation, keine speziellen Vorgaben zur<br />

Gestaltung eines betrieblichen QS-Systems<br />

Frage: In welchem Umf ang erf üllen die eingef ührten Normen<br />

(DIN ISO 9000 bis 9004) die rechtlichen Maßstäbe?<br />

In der Abbildung sind die Anforderungen an das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> für unternehmensinterne<br />

Prozesse dargestellt.<br />

Betrachtet man die Normenreihe DIN ISO 9000 ff., so kann man feststellen, dass eine Reihe<br />

wichtiger rechtlicher Fragen nicht oder jedenfalls nicht <strong>im</strong> notwendigen Umfang abgedeckt<br />

werden.


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Rechtliche Aspekte<br />

Rechtliche Anforderungen an das<br />

<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />

nach traditioneller Produktverschuldenshaftung<br />

(Maßstab: das Mögliche und Zumutbare):<br />

© iw b 2005<br />

Zulieferer-Auswahl<br />

(technische, organisatorische<br />

und persönliche Qualifikation)<br />

Zulieferer-Bindung<br />

(Pflichtenspezifikation)<br />

Zulieferer-Überwachung<br />

(Überprüfung der<br />

Zuliefererproduktmerkmale<br />

und -leistungen)<br />

Gesetz und/oder Rechtssprechung verlangen<br />

10-12<br />

Institut für W erkzeugmaschin en<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Z äh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

nach verschuldensunabhängiger Produkthaftung<br />

(Maßstab: Stand von Wissenschaft und Technik):<br />

(allg.) Produktsicherheit<br />

und damit<br />

(auf jeder Fertigungsstufe)<br />

volle Verantwortung für<br />

die Fehlerfreiheit des<br />

jeweiligen (Teil-) Produkts<br />

keine konkreten Forderungen zum Einsatz best<strong>im</strong>mter Verf ahren der Überewchung, zum<br />

Inhalt v on Audits oder zur Gestaltung v on Prüf maßnahmen<br />

Frage: In welchem Umf ang können die eingef ührten Normen (DIN ISO 9000 bis 9004)<br />

die rechtlichen Maßstäbe ausf üllen?<br />

Analog zur vorangegangenen Abbildung sind hier die rechtlichen Anforderungen an das<br />

<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> bzgl. der Lieferantenauswahl und -überwachung dargestellt.<br />

Im gleichen Maße stellt sich hier die Frage, in welchem Umfang die Normenreihe DIN ISO<br />

9000 ff. die rechtlichen Maßstäbe ausfüllen kann?


<strong>Vorlesungsskript</strong><br />

<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />

<strong>Qualität</strong> <strong>im</strong> Produktlebenszyklus<br />

11 Literatur 11-1<br />

11.1. Begleitende Literatur zur Vorlesung ....................................................................11-1<br />

11.2. Literatur zu den einzelnen Kapiteln .....................................................................11-1


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Literatur<br />

10 Literatur<br />

Begleitende Literatur zur Vorlesung<br />

Reinhart, G.; Lindemann, U.; Heinzl, J. (1996): <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> -<br />

Ein Kurs für Studium und Praxis. Springer, München<br />

10.1 Literatur zu den einzelnen Kapiteln<br />

10.1.1 Literatur zu Kapitel 1<br />

1.1 Hansen, W.; Jansen, H.H.; Kamiske, G.F. (Hrsg) (1993): <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> <strong>im</strong><br />

Unternehmen. Springer, Berlin<br />

1.2 Kirstein, H. (1994): Der Einfluß Demings auf die Entwicklung des Total Quality Managements.<br />

Hanser, München<br />

1.3 Juran, J.M. (1993): Der neue Juran - <strong>Qualität</strong> von Anfang an. Verlag Moderne Industrie,<br />

Landsberg am Lech<br />

1.4 Taguchi, G. (1989): Quality Engineering. gfmt, München<br />

1.5 Feigenbaum, A.V. (1990): Management of Quality - the Key to the Nineties. Hanser,<br />

München<br />

10.1.2 Literatur zu Kapitel 2<br />

2.1 Sprenger, R. K. (1995) Das Prinzip Selbstverantwortung: Wege zur Motivation. Campus-Verlag,<br />

Frankfurt/Main<br />

2.2 Weckenmann, A. (1993) Vorlesung <strong>Qualität</strong>ssicherung. Lehrstuhl <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

und Fertigungsmeßtechnik, Universität Erlangen<br />

2.3 Masing, W. (1988) Handbuch der <strong>Qualität</strong>ssicherung. Hanser, München<br />

2.4 Juran,.J. M. (1989) Handbuch der <strong>Qualität</strong>splanung. Verlag Moderne Industrie, Landberg/Lech<br />

2.5 Evershe<strong>im</strong> (Hrsg.) (1993) Marktorientierte Flexibilisierung der Produktion: Sicherung<br />

der Wettbewerbsfähigkeit am Standort Deutschland. Tagungsband Aachener Werkzeugmaschinen<br />

Kolloquium 1993, TÜV Rheinland, Köln<br />

2.6 Jansen, H. H. (1993) <strong>Qualität</strong>ssicherung in der Wertschöpfungskette Teil 1: Unternehmenspolitik;<br />

<strong>Qualität</strong>spolitik; Strategien; Ziele. In: Hansen, W.; Jansen, H. H, Kamiske,<br />

G. F (Hrsg) <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> <strong>im</strong> Unternehmen, Springer, Berlin Heidelberg New York.<br />

2.7 Schneider, W. (1994) Erfolgsfaktor <strong>Qualität</strong>. Cornelsen Giradet, Berlin<br />

2.8 DIN EN ISO 8402 (1995) <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>. Beuth, Berlin<br />

2.9 Hering, E.; Triemel, J.; Blank, H. P. (Hrsg) (1993) <strong>Qualität</strong>ssicherung für Ingenieure.<br />

VDI-Verlag, Düsseldorf<br />

2.10 Kamiske, G. F., Malorny, Chr. (1994) Total Quality Management - eine herausfordernde<br />

Chance. In: Kamiske, G. F. (1994) Die Hohe Schule des Total Quality Management,<br />

Springer, Berlin Heidelberg New York<br />

11-1


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Literatur<br />

2.11 Krusche, D. (1983) Japan, konkrete Fremde: Dialog mit einer fernen Kultur. Hirzel,<br />

Stuttgart,<br />

2.12 Rehfeld, J. E. (1991) Japan I: Methoden, die Sie nicht kennen - ein Topmanager berichtet.<br />

In HARVARD manager 3/1991<br />

2.13 Schneidewind, D.(1991) Beobachtungen zur Entscheidungsfindung in japanischen<br />

Unternehmen. In Zeitschrift für Betriebswirtschaft (ZfB), Gabler-Verlag, Wiesbaden<br />

2.14 Jones, K. K. (1992) Competing to learn in Japan. In THE McKINSEY QUARTERLY<br />

1992 NUMBER 1<br />

2.15 Henkel, H.O. (1994) Offensive Strategien für den Standort Deutschland. In Milberg,<br />

J.; Reinhart, G. (Hrsg.) Unsere Stärken stärken: der Weg zu Wettbewerbsfähigkeit und<br />

Standortsicherung/Münchener Kolloquium '95. Verlag Moderne Industrie, Landberg/Lech<br />

2.16 Leibinger, B. (1994) Der Maschinenbau und seine Abnehmer- Zwang zur Partnerschaft.<br />

In Milberg, J.; Reinhart, G. (Hrsg.) Unsere Stärken stärken: Der Weg zur Wettbewerbsfähigkeit<br />

und Standortsicherung/Münchener Kolloquium`95. Verlag Moderne Industrie,<br />

Landsberg/Lech<br />

2.17 Pischetsrieder, B. (1994) Standortsicherung und Internationalisierung - Grundsätzliche<br />

Überlegungen über die Automobilindustrie und ihre Zulieferer. In Milberg, J.; Reinhart,G.<br />

(Hrsg.) Unsere Stärken stärken: Der Weg zur Wettbewerbsfähigkeit und Standortsicherung/Münchener<br />

Kolloquium `95. Verlag Moderne Industrie, Landsberg/Lech<br />

2.18 Milberg, J. (1994) Unsere Stärken stärken - Der Weg zur Wettbewerbsfähigkeit und<br />

Standortsicherung/Münchener Kolloquium `95. Verlag Moderne Industrie, Landsberg/Lech<br />

10.1.3 Literatur zu Kapitel 3<br />

3.1 Rupp, M. (1983) Produkt / Marktstrategien. Verlag industrielle Organisation, Zürich<br />

3.2 Rupp, M. (1983) Produkt / Marktstrategien. Verlag industrielle Organisation, Zürich<br />

3.3 Danzer, H. H. (1990) Quality-Denken stärkt die Schlagkraft des Unternehmens. TÜV<br />

Rheinland, Köln<br />

3.4 DIN 55350 Teil 11 (1987) Begriffe der <strong>Qualität</strong>ssicherung und Statistik. Beuth, Berlin<br />

3.5 VDI-Richtlinie 2247 (Entwurf) (1994) <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> in der Produktentwicklung.<br />

VDI-Verlag, Düsseldorf<br />

3.6 Ehrlenspiel, K. (1995) Integrierte Produktentwicklung: Methoden für Prozeßorganisation,<br />

Produkterstellung und Konstruktion. Hanser, München<br />

3.7 Berekoven, L.; Eckert, W.; Ellenrieder, P. (1989) Marktforschung: Methodische<br />

Grundlagen und praktische Anwendung. 5. Aufl. Gabler, Wiesbaden<br />

3.8 Berekoven, L.; Eckert, W.; Ellenrieder, P. (1989) Marktforschung: Methodische<br />

Grundlagen und praktische Anwendung. 5. Aufl. Gabler, Wiesbaden<br />

3.9 Grafers, H. W. (1980) Investitionsgütermarketing. Poeschel Stuttgart<br />

3.10 Hüttner (1989) Grundzüge der Marktforschung. 5. Aufl. Verlag Walter de Gruyter,<br />

Berlin New York<br />

11-2


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Literatur<br />

3.11 Meffert, H. (1987) Marketing: Grundlagen der Absatzpolitik. Gabler, Wiesbaden<br />

3.12 Miller, P. (1993) Marktforschung als notwendige Grundlage für ein fundiertes I+T-<br />

Marketing In: Hofmaier, R. (Hrsg.) (1993) Investitionsgüter- und High-Tech-Marketing (ITM).<br />

2. Aufl. Moderne Industrie, Landsberg/Lech<br />

3.13 Curtius, B.; Ertürk, Ü. (1994) QFD-Einsatz in Deutschland. <strong>Qualität</strong> und Zuverlässigkeit<br />

39 (4, 94): 349<br />

3.14 Berekoven, L.; Eckert, W.; Ellenrieder, P. (1989) Marktforschung: Methodische<br />

Grundlagen und praktische Anwendung. 5. Aufl. Gabler, Wiesbaden<br />

3.15 Ehrlenspiel, K. (1995) Integrierte Produktentwicklung: Methoden für Prozeßorganisation,<br />

Produkterstellung und Konstruktion. Hanser, München<br />

3.16 Berekoven, L.; Eckert, W.; Ellenrieder, P. (1989) Marktforschung: Methodische<br />

Grundlagen und praktische Anwendung. 5. Aufl. Gabler, Wiesbaden<br />

3.17 Berekoven, L.; Eckert, W.; Ellenrieder, P. (1989) Marktforschung: Methodische<br />

Grundlagen und praktische Anwendung. 5. Aufl. Gabler, Wiesbaden<br />

3.18 Rupp, M. (1983) Produkt / Marktstrategien. Verlag industrielle Organisation, Zürich<br />

3.19 Beumers, M. (1992) <strong>Qualität</strong>sgerechte Gestaltung: Opt<strong>im</strong>ierung der Schnittstelle zwischen<br />

Entwicklung und Fertigung mittels <strong>Qualität</strong>smerkmalsfokussierung. RWTH, Aachen.<br />

3.20 Akao, Y. (1992) QFD: Quality Function Deployment. Moderne Industrie Landsberg/Lech<br />

3.21 Clausing, D. (1994) Total Quality Development: A Step-by-Step Guide to World-Class<br />

Concurrent Engineering. ASME Press, New York<br />

3.22 Akao, Y. (1992) QFD: Quality Function Deployment. Moderne Industrie Landsberg/Lech<br />

3.23 King, B. (1994) Doppelt so schnell wie die Konkurrenz: Quality Function Deployment.<br />

2. Aufl. gfmt St. Gallen<br />

3.24 King, B. (1994) Doppelt so schnell wie die Konkurrenz: Quality Function Deployment.<br />

2. Aufl. gfmt St. Gallen<br />

3.25 Pugh, S. (1990) Total Design: Integrated Methods for Successful Product Engineering.<br />

Addison-Wesley Wokingham, England:.<br />

3.26 King, B. (1994) Doppelt so schnell wie die Konkurrenz: Quality Function Deployment.<br />

2. Aufl. gfmt St. Gallen<br />

3.27 Stuffer, R. (1994) Planung und Steuerung der Integrierten Produktentwicklung. Hanser,<br />

München<br />

3.28 Burghardt, M. (1993) Projektmanagement: Leitfaden für die Planung, Überwachung<br />

und Steuerung von Entwicklungsprojekten. 2. Auflage Siemens-Aktiengesellschaft, Berlin<br />

München<br />

3.29 Madauss, B.-J. (1984) Projektmanagement: Ein Handbuch für Industriebetriebe, Unternehmensberater<br />

und Behörden. 2. Aufl. Poeschel, Stuttgart<br />

10.1.4 Literatur zu Kapitel 4<br />

11-3


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Literatur<br />

4.1 Ehrlenspiel, K. (1995) Integrierte Produktentwicklung: Methoden für Prozeßorganisation,<br />

Produkterstellung und Konstruktion. Hanser, München<br />

4.2 Ehrlenspiel, K. (1995) Integrierte Produktentwicklung: Methoden für Prozeßorganisation,<br />

Produkterstellung und Konstruktion. Hanser, München<br />

4.3 Pahl, G.; Beitz, W. (1993) Konstruktionslehre: Methoden und Anwendung, 4. Aufl.<br />

Springer, Berlin Heidelberg New York<br />

4.4 Ehrlenspiel, K. (1995) Integrierte Produktentwicklung: Methoden für Prozeßorganisation,<br />

Produkterstellung und Konstruktion. Hanser, München<br />

4.5 Daenzer, W. E. (Hrsg.) (1988) Systems Engineering: Leitfaden zur methodischen<br />

Durchführung umfangreicher Planungsvorhaben. 7. Aufl. Industrielle Organisation, Zürich<br />

4.6 Ehrlenspiel, K. (1995) Integrierte Produktentwicklung: Methoden für Prozeßorganisation,<br />

Produkterstellung und Konstruktion. Hanser, München<br />

4.7 VDI-Richtlinie 2221 (1993) Methodik zum Entwickeln und Konstruieren technischer<br />

Systeme und Produkte. VDI-Verlag Düsseldorf<br />

4.8 Ehrlenspiel, K. (1995) Integrierte Produktentwicklung: Methoden für Prozeßorganisation,<br />

Produkterstellung und Konstruktion. Hanser, München<br />

4.9 Ehrlenspiel, K. (1995) Integrierte Produktentwicklung: Methoden für Prozeßorganisation,<br />

Produkterstellung und Konstruktion. Hanser, München<br />

4.10 Pahl, G.; Beitz, W. (1993) Konstruktionslehre: Methoden und Anwendung, 4. Aufl.<br />

Springer, Berlin Heidelberg New York<br />

4.11 Bullinger, H. J. (1986) Systematische Montageplanung. Hanser, München Wien<br />

4.11 Märker, M. (1995) Gestaltungsrichtlinie für Gestelle von Verarbeitungsmaschinen,<br />

insbesondere von Textilmaschinen. Konstruktion 47 (1995) 7/8, S.241-249<br />

4.12 Giapoulis, A.; Ehrlenspiel, K. (1995) Konstruktionsbegleitende, effektive FEM-<br />

S<strong>im</strong>ulation VDI, VDI Bericht Nr. 1215 S<strong>im</strong>ulation in der Praxis- Neue Produkte effizienter<br />

entwickeln 95:209<br />

4.13 VDI-Richtlinie 2221 (1993) Methodik zum Entwickeln und Konstruieren technischer<br />

Systeme und Produkte. VDI-Verlag Düsseldorf<br />

4.14 Ehrlenspiel, K. (1995) Integrierte Produktentwicklung: Methoden für Prozeßorganisation,<br />

Produkterstellung und Konstruktion. Hanser, München<br />

4.15 Ehrlenspiel, K. (1995) Integrierte Produktentwicklung: Methoden für Prozeßorganisation,<br />

Produkterstellung und Konstruktion. Hanser, München<br />

4.16 Wöhe, G. (1976) Einführung in die allgemeine Betriebswirtschaftslehre, 12. Auflage<br />

Franz Vahlen, München<br />

4.17 VDI-Richtlinie 2221 (1993) Methodik zum Entwickeln und Konstruieren technischer<br />

Systeme und Produkte. VDI-Verlag Düsseldorf<br />

4.18 St<strong>im</strong>mler, P. (1993) Design Review, <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>: Methoden und Werkzeuge<br />

zur Planung und Sicherung der <strong>Qualität</strong> (nach DIN ISO 9000 ff). WEKA Fachverlag Augsburg<br />

11-4


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Literatur<br />

4.19 Stockinger, K. (1993) Fehlermöglichkeits und Einflußanalyse (FMEA), <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />

<strong>im</strong> Unternehmen: Grundlagen, Methoden und Praxisbeispiele. Springer, Berlin<br />

Heidelberg New York<br />

4.20 Scheucher, F. (1993) FTA - Fehlerbaumanalyse, <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>: Methoden<br />

und Werkzeuge zur Planung und Sicherung der <strong>Qualität</strong> (nach DIN ISO 9000 ff.). WEKA<br />

Fachverlag Augsburg<br />

4.21 Scheucher, F. (1993) FTA - Fehlerbaumanalyse, <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>: Methoden<br />

und Werkzeuge zur Planung und Sicherung der <strong>Qualität</strong> (nach DIN ISO 9000 ff.). WEKA<br />

Fachverlag Augsburg<br />

4.22 VDI-Richtlinie 2247 (Entwurf) (1994) <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> in der Produktentwicklung.<br />

VDI-Verlag, Düsseldorf<br />

10.1.5 Literatur zu Kapitel 5<br />

5.1 Pfeifer, T. (1998) Fertigungsmeßtechnik. Oldenbourg Verlag, München Wien<br />

5.2 Pfeifer, T. (1993) <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>. Hanser-Verlag, München Wien<br />

5.3 VDI/VDE/DGQ 2619 (1985) Richtlinie zur Prüfplanung. Beuth Verlag, Berlin<br />

5.4 Naumann, H.; u.a. (1993) Koordinatenmeßtechnik. Kontakt & Studium, Band 427.<br />

Expert Verlag, Ehningen bei Böblingen<br />

5.5 DIN 55350 Teil 11ff. (1987) Begriffe der <strong>Qualität</strong>ssicherung und Statistik. Beuth Verlag,<br />

Berlin<br />

5.6 Masing, W. (1994) Handbuch <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>. Hanser-Verlag, München Wien<br />

5.7 Zeller, P. (1990) Automatisierte Prüfplanerstellung und Prüfzeichnungsgenerierung.<br />

Dissertation RWTH Aachen<br />

5.8 Spath, D.; Bös, K. (1994) Integration der <strong>Qualität</strong>s- und Prüfplanung in die Produktentwicklung<br />

und Arbeitsplanung. In: VDI-Berichte Nr. 1106 Wege zum erfolgreichen <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />

in der Produktentwicklung. VDI-Verlag, Düsseldorf<br />

5.9 Ehrlenspiel, K.; Reinhart, G. (1995) Integration von Konstruktion und Planung. In:<br />

SFB 336 Kolloquiumsband. Eigenverlag TU München<br />

5.10 Irlinger, R.; Trautenberg, W.; Zanker, W. (1995) Konstruktionswerkzeuge. In: SFB<br />

336 Kolloquiumsband 1996. Eigenverlag TU München<br />

5.11 DIN 1319, Teil 1 (1995) Grundlagen der Meßtechnik. Beuth Verlag, Berlin<br />

5.12 DIN 1301, Teil 1 (1985) Einheiten. Beuth Verlag, Berlin<br />

5.13 DIN 1301, Teil 2 (1978) Einheiten. Beuth Verlag, Berlin<br />

5.14 Frohne, H.; Ueckert, E. (1984) Grundlagen der elektrischen Meßtechnik. B. G. Teubner,<br />

Stuttgart<br />

5.15 Profos, P.; Pfeifer, T. (Hrsg.) (7. Auflage, 1994) Handbuch der industriellen Meßtechnik.<br />

R. Oldenbourg Verlag, München Wien<br />

5.16 Czichos, H. (Hrsg.) (27. Auflage, 1991) Hütte: Die Grundlagen der Ingenieurwissenschaften.<br />

Springer-Verlag, Berlin Heidelberg New York<br />

11-5


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Literatur<br />

5.17 Schrüfer, E. (4. Auflage, 1988) Elektrische Meßtechnik. Carl Hanser Verlag, München<br />

Wien<br />

5.18 Beitz, W.; Küttner, K.-H. (Hrsg.) (17. Auflage, 1990) Dubbel: Taschenbuch für den<br />

Maschinenbau. Springer-Verlag, Berlin Heidelberg New York<br />

5.19 VDI/VDE-Richtlinie 2617, Blatt 3 (1989) Genauigkeit von Koordinatenmeßgeräten.<br />

VDI-Verlag, Düsseldorf<br />

5.20 Dutschke, W. (2. Auflage, 1993) Fertigungsmeßtechnik. B.G. Teubner, Stuttgart<br />

5.21 Hering, E.; Triemel, J; Blank, H.-P. (1993) <strong>Qualität</strong>ssicherung für Ingenieure. VDI-<br />

Verlag, Düsseldorf<br />

5.22 DGQ (1993) Werkzeuge und statistische Methoden für das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />

5.23 Krottmaier, J. (1994) Versuchsplanung: Ein integraler Bestandteil der TQM-Strategie.<br />

Verlag TÜV Rheinland, Köln<br />

5.24 Quentin, H. (1994) Versuchsmethoden <strong>im</strong> <strong>Qualität</strong>s-Engineering. Vieweg, Wiesbaden<br />

5.25 Rinne, H.; Mittag, H.J.; (1989) Statistische Methoden der <strong>Qualität</strong>ssicherung. Hanser-<br />

Verlag, München Wien<br />

5.26 Mohr, G. (1991) <strong>Qualität</strong>sverbesserung <strong>im</strong> Produktionsprozeß. Vogel Verlag, Würzburg<br />

5.27 Dietrich, E.; Schulze, A. (1995) Statistische Verfahren zur Maschinen- und Prozeßqualifikation.<br />

Hanser-Verlag, München Wien<br />

5.28 Ford (1990) Weltweite <strong>Qualität</strong>ssystem-Richtlinie Q-101. Corporate Quality Office<br />

10.1.6 Literatur zu Kapitel 6<br />

6.1 Surges, H. (1993) <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> in der Produktentwicklung als strategischer<br />

Erfolgsfaktor. In: Messen und Regeln <strong>im</strong> CAD-CAM-CAQ Informationsverbund. wbk, Karlsruhe<br />

6.2 Ebner, C. (1995) Ganzheitliches Verfügbarkeits- und <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> unter<br />

Verwendung von Felddaten. Dissertation TU München<br />

6.3 Junghans, W. (1994) Benutzerinformation. In: W. Masing (Hrsg.): Handbuch <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>.<br />

Hanser, München<br />

6.4 DIN 31000/VDE 1000 (1979) Allgemeine Leitsätze für das sicherheitsgerechte Gestalten<br />

technischer Erzeugnisse. Beuth, Berlin<br />

6.5 Walek, J. (1988) Inbetriebnahme. In: W. Masing (Hrsg.): Handbuch der <strong>Qualität</strong>ssicherung.<br />

Hanser, München<br />

6.6 Frankenberger, K. (1995) Kundenservice. In: Leist R, Scharnagl A. (Hrsg.): <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>.<br />

WEKA, Augsburg<br />

6.7 Winkler, J. (1994) Kundendienst. In: W. Masing (Hrsg.): Handbuch <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>.<br />

Hanser, München<br />

6.8 Seidel W., Stauss B. (1995) Beschwerdemangement. QZ 40 (1995) 8, S. 915-920<br />

11-6


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Literatur<br />

6.9 Pfeifer, T. (1993) <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>. Hanser, München<br />

6.10 DGQ-Schrift 17-33 (1987) Einführung in die Zuverlässigkeitssicherung. Beuth, Berlin<br />

6.11 Schrüfer, E. (1990) Signalverarbeitung: Numerische Verarbeitung digitaler Signale.<br />

Hanser, München<br />

6.12 DGQ-Schrift 17-26 (1995) Das Lebensdauernetz. Beuth, Berlin<br />

6.13 Birolini, E. (1991) <strong>Qualität</strong> und Zuverlässigkeit technischer Systeme. Springer, Berlin<br />

6.14 Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (Hrsg.) (1992)<br />

Verordnung über die Vermeidung, Verringerung und Verwertung von Abfüllen gebrauchter<br />

elektrischer und elektronischer Geräte (Elektronik-Schrott-Verordnung) (Arbeitspapier). Bonn<br />

6.15 Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (Hrsg.) (1993)<br />

Gesetz zur Förderung einer abfallarmen Kreislaufwirtschaft und Sicherung der umweltverträglichen<br />

Entsorgung von Abfällen (Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz - Krw-/ AbfG)<br />

(Gesetzentwurf). Bonn<br />

6.16 Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (Hrsg.) (1994)<br />

Verordnung über die Vermeidung, Verringerung und Verwertung von Abfällen aus der Altautoentsorgung<br />

(Altauto-Verordnung) (Arbeitspapier). Bonn<br />

6.17 Milberg, J.; Schuster, G.; Fischbacher, J.; Dieterle, A. (1992) Montage- und demontagegerechte<br />

Produkte durch Integration der Produkt- und Arbeitssystemgestaltung. In: Montage<br />

und Demontage - Aspekte erfolgreicher Produktkonstruktion. VDI-Bericht 997. VDI-<br />

Verlag, Düsseldorf<br />

10.1.7 Literatur zu Kapitel 7<br />

7.1 Kamiske, G. F.; Brauer, J. P. (1993) <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> von A-Z. Hanser, München<br />

7.2 Geiger, W. (1994) <strong>Qualität</strong>slehre. Vieweg, Braunschweig Wiesbaden<br />

7.3 Ford (1990) Weltweite <strong>Qualität</strong>ssystem-Richtlinie Q-101. Corporate Quality Office<br />

7.4 VDW (1994) Leitfaden zur systematischen Einführung eines QS Systems mit<br />

Schwerpunkt auf den QS Elementen „Verantwortung der obersten Leitung" und „QS System".<br />

Unveröffentlichter Forschungsbericht VDW 0158/2<br />

7.5 Jütting, K; Möbus, M. (1993) Aufbau eines unternehmensweiten <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems<br />

und Vorbereitung auf die Zertifizierung. In Zertifizierung, Sonderteil in Hanser<br />

Fachzeitschriften, Hanser, München<br />

7.6 Engelke, M.; Pfohl, H. C. (1994) QM Systeme sind extern motiviert - Ergebnisse einer<br />

empirischen Studie zu den Gründen der Zertifizierung nach DIN ISO 9000 ff. In QZ 8:860,<br />

Hanser, München<br />

7.7 Dieck, D.; Schmidt, H. W. (1994) Wer ,A" sagt muß auch ,B" sagen. In <strong>Qualität</strong> und<br />

Zuverlässigkeit 39:110, Hanser, München<br />

7.8 Riekeles, H. (1994) Maschinenrichtlinie und CE-Kennzeichnung. In Zertifizierung,<br />

Sonderteil in Hanser Fachzeitschriften, Hanser, München<br />

11-7


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Literatur<br />

7.9 Pfeifer, T.; Theis, C. (1994) Das CE Zeichen - Reisepaß deutscher Exportgüter. In pa<br />

3:25, Oldenbourg, München<br />

7.10 Berghaus H.: (1994) Technische Harmonisierung und CE-Kennzeichnung. In Zertifizierung,<br />

Sonderteil in Hanser Fachzeitschriften, Hanser, München<br />

7.11 Stumpf, T. (1994) EG-Konformitätsbewertungsverfahren. In Unterlagen zu DGQ<br />

Lehrgang Block QB/QM, Eigenverlag<br />

7.12 United States Department of Commerce (1992) The Malcolm Baldrige National Quality<br />

Award. National Institute of Standards and Technology (Hrsg.), Eigenverlag<br />

7.13 European Foundation for Quality Management (Hrsg.) (1995) Selbstbewertung 1995<br />

Richtlinien, E.F.Q.M., 5. Jahrgang, Eigenverlag, Brüssel, 1995<br />

7.14 European Foundation for Quality Management (Hrsg.) (1995) Prel<strong>im</strong>inary Information<br />

about the European Quality Award (I), Eigenverlag,Eindhoven/ Holland<br />

7.15 Kirstein, H. (1994) Der Einfluß Demings auf die Entwicklung des Total Quality Managements.<br />

Hanser, München<br />

7.16 DIN ISO 9000 - <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>- und Qaulitätssicherungsnormen; Leitfaden zur<br />

Auswahl und Anwendung, Beuth Verlag GmbH, Berlin, 1990<br />

7.17 DIN ISO 9001 - <strong>Qualität</strong>ssicherungssysteme; Modell zur Darlegung der <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

in Design/Entwicklung, Produktion und Kundendienst, Beuth Verlag GmbH, Berlin,<br />

1990<br />

7.18 DIN ISO 9002 - <strong>Qualität</strong>ssicherungssysteme; Modell zur Darlegung der <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

in Produktion und Montage, Beuth Verlag GmbH, Berlin, 1990<br />

7.19 DIN ISO 9003 - <strong>Qualität</strong>ssicherungssysteme; Modell zur Darlegung der <strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

bei der Endprüfung, Beuth Verlag GmbH, Berlin, 1990<br />

7.20 DIN ISO 9004 - <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> und Elemente eines <strong>Qualität</strong>ssicherungssystems;<br />

Leitfaden, Beuth Verlag GmbH, Berlin, 1990<br />

10.1.8 Literatur zu Kapitel 8<br />

8.1 Taylor, W. F. (1919) The Principles of Scientific Management. Raben, München<br />

8.2 Ulich, E (1994) Arbeitspsychologie. Schaeffer-Poeschel, Stuttgart<br />

8.3 Reinhart, G.; Lindemann, U.; Heinzl, J. (1995) <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> - <strong>Qualität</strong> <strong>im</strong><br />

Produktlebenszyklus. Skriptum zur gleichnamigen Vorlesung. Eigenverlag, München<br />

8.4 von Rosenstiel, L. (1992) Grundlagen der Organisationspsychologie. Schaeffer-<br />

Poeschel, Stuttgart<br />

8.5 Herzberg, F.; Mausner, B.; Snyderman, B. (1959) The Motivation to work. Wiley &<br />

Sons, New York<br />

8.6 Neuberger, O. (1974) Theorien der Arbeitszufriedenheit. Kohlhammer, Stuttgart<br />

8.7 Neuberger, O. (1974) Messung der Arbeitszufriedenheit. Kohlhammer, Stuttgart<br />

8.8 Maslow, A. H. (1954) Motivation and personality. Harper, New York<br />

11-8


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Literatur<br />

8.9 Albert, H. (1995) Einsatz und Wirkung eines qualitäts- und leistungsorientierten Anreiz-<br />

und Motivationssystems. In Reinhart, G.; Milberg, J. (Hrsg.) <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> - der<br />

Weg ist das Ziel. Utz, München<br />

8.10 Neuberger, O. (1978) Führung. In Mayer, A. (Hrsg.) Organisationspsychologie. Kohlhammer,<br />

Stuttgart<br />

8.11 Weinert, A. B. (1989) Führung und soziale Steuerung. In Roth, E. (Hrsg.) Grundlagen<br />

der Organisationspsychologie. Hogrefe, Göttingen<br />

8.12 Jochum, E. (1993) Laterale Führung und Zusammenarbeit - Der Umgang mit Kollegen.<br />

In v. Rosenstiel, L.; Regnet, E.; Domsch, M. (Hrsg.) Führung von Mitarbeitern. Schaeffer-Poeschel,<br />

Stuttgart<br />

8.13 Hauser, E. (1993) Coaching von Mitarbeitern. In v. Rosenstiel, L.; Regnet, E.;<br />

Domsch, M. (Hrsg.) Führung von Mitarbeitern. Schaeffer-Poeschel, Stuttgart<br />

8.14 Wunderer, R. (1987) Laterale Kooperation als Führungsaufgabe. In Kieser, A.; Reber,<br />

G.; Wunderer, R. (Hrsg.) Handwörterbuch der Führung. Schaeffer-Poeschel, Stuttgart<br />

8.15 Merei, F. (1949) Group, leadership and institutionalization. Human relations<br />

8.16 Pohl, Chr. (1991) Gruppenarbeit und Qualifizierung für die Montage der Zukunft. In<br />

Seitz, D. (Hrsg.) Qualifizierung und Personalentwicklung. Rationalisierungs-Kuratorium der<br />

Deutschen Wirtschaft e.V., Eschborn<br />

8.17 Küpper, H.-U. (1981) Ablauforganisation. Gustav Fischer, Stuttgart, New York<br />

8.18 Wiswede, G. (1977) Rollentheorie. Kohlhammer, Stuttgart<br />

8.19 Wahren, H.-K. E. (1992) Gruppen- und Teamarbeit <strong>im</strong> Unternehmen. De Gruyter,<br />

Berlin, New York<br />

8.20 Zink, K. J.; Schick, G. (1987) Quality Circles. Hanser, München<br />

8.21 Antoni, C.; Bungard, W. (1989) Quality Circles <strong>im</strong> Büro-, Verwaltungs- bzw. Angestelltenbereich.<br />

Deutscher Quality-Circle-Kongreß, Mannhe<strong>im</strong><br />

8.22 Bungard, W. (1991) <strong>Qualität</strong>szirkel - Ein soziotechnisches System auf dem Prüfstand.<br />

Mannhe<strong>im</strong><br />

8.23 Womack, J.P.; Jones, D.T.; Roos, D. (1991) Die zweite Revolution in der Automobilindustrie.<br />

Konsequenzen aus der weltweiten Studie des MIT. Campus, Frankfurt a. M.<br />

8.24 Kummetsteiner, G. (1994) 3D-Bewegungss<strong>im</strong>ulation als integratives Hilfsmittel zur<br />

Planung manueller Montagesysteme. TU-München, iwb Forschungsberichte Band 69.<br />

Springer Verlag, Heidelberg Berlin New York<br />

8.25 Milberg, J.; Reinhart, G. (Hrsg.) 3D-S<strong>im</strong>ulation: schneller, sicherer und kostengünstiger<br />

zum Ziel. Seminarberichte/iwb, Institut für Werkzeugmaschinen und Betriebswissenschaften;<br />

Band 9. Herbert Utz Verlag Wissenschaft, München<br />

8.26 Koestler, A. (1989) The Ghost in the Machine. Arkana Books<br />

8.27 Fuchs, J. (1994) Das Unternehmen - lebender Organismus oder tote Institution. In:<br />

Fuchs, J. (Hrsg): Das biokybernetische Modell - Unternehmen als Organismen. Gabler,<br />

Wiesbaden<br />

8.28 Kühnle, H. et al. (1995) Produzieren <strong>im</strong> turbulenten Umfeld. In: Warnecke, H.J. (Hrsg)<br />

Aufbruch zum Fraktalen Unternehmen - Praxisbeispiele für neues Denken und Handeln.<br />

Springer, Heidelberg Berlin New York<br />

11-9


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Literatur<br />

8.29 Warnecke, H.J. (1993) Revolution der Unternehmenskultur - das Fraktale Unternehmen.<br />

Springer, Heidelberg Berlin New York<br />

10.1.9 Literatur zu Kapitel 9<br />

9.1 Crosby, P. (1990): <strong>Qualität</strong> ist machbar, Hamburg 1990<br />

9.2 Danzer, H. (1990): Quality-Denken stärkt die Schlagkraft des Unternehmens, Verlag<br />

TÜV Rheinland, Köln<br />

9.3 Deutsche Gesellschaft für <strong>Qualität</strong> (1990): <strong>Qualität</strong>ssicherung für Mitarbeiter in der<br />

Fertigung, 2. Auflage, DGQ<br />

9.4 Fischer, T. (1993): Kostenmanagement strategischer Erfolgsfaktoren, Verlag Vahlen,<br />

München<br />

9.5 Fröhling, O. (1994): Dynamisches Kostenmanagement, Verlag Vahlen, München<br />

1994<br />

9.6 Hahner, A.(1981): Qualitäskostenrechnung als Informationssystem zur <strong>Qualität</strong>slenkung,<br />

Carl Hanser Verlag, München<br />

9.7 Kandaouroff, A. (1994): <strong>Qualität</strong>skosten, in: Zeitschrift für Betriebswirtschaft 64 (1994)<br />

6, S. 122-123<br />

9.8 Masing, W. (1993): Nachdenken über qualitätsbezogene Kosten, in QZ, 38 (1993) 3,<br />

S.122-123<br />

9.9 Rauba, A. (1990): Planungsmethodik für ein <strong>Qualität</strong>skostensystem, Springer Verlag,<br />

Berlin<br />

9.10 Rollwage, N. (1994): Kosten- und Leistungsrechnung, 5. Auflage, WRW-Verlag, Köln<br />

9.11 Steinbach, W. (1985): Erfassen und Beurteilen von <strong>Qualität</strong>skosten, VDI-Verlag, Düsseldorf<br />

9.12 Wildemann, H. (1995): Kosten- und Leistungsrechnung für präventive <strong>Qualität</strong>ssicherungssysteme,<br />

Transfer-Centrum-Verlag, München<br />

10.1.10 Literatur zu Kapitel 10<br />

10.1 Hollmann, H.H. (1985): Die EG Produkthaftungsrichtlinie, Teil1, DB<br />

10.2 Hollmann, H.H. (1986): Strengere Haftungsregeln aufgrund EG-Produkthaftungs-<br />

Richtlinie, QZ<br />

10.3 Lemor, U.D. (1986): Verschärfung der Regeln über die Haftung für fehlerhafte Produkte<br />

in der EG, Versicherungswirtschaft 2/1986<br />

BGB, Bürgerliches Gesetzbuch, 35.Auflage, Nördlingen 1993<br />

11-10


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Literatur<br />

HGB, Handelsgesetzbuch, 211. Auflage, Nördlingen 1993<br />

Palandt, Bürgerliches Gesetzbuch, 411. Aufl., München 1989<br />

10.4 Westphalen, F. Graf v. (1988): <strong>Qualität</strong>ssicherungsvereinbarungen: Rechtsprobleme<br />

des Just-In-T<strong>im</strong>e-Delivery. In Festschrift 40 Jahre der Betrieb. Stuttgart<br />

11-11


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Literatur<br />

11-12


<strong>Vorlesungsskript</strong><br />

<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />

<strong>Qualität</strong> <strong>im</strong> Produktlebenszyklus<br />

12 Glossar 12-1


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Glossar<br />

11 Glossar<br />

Abbesches Komparatorprinzip: “Das Gerät ist stets so anzuordnen, daß die zu messende<br />

Strecke die geradlinige Fortsetzung der als Maßstab dienenden Teilung ist.”<br />

Maßverkörperung und Prüfling sollen fluchtend hintereinander angeordnet sein.<br />

Dadurch werden geringe Messfehler erzielt (Fehler 2. Ordnung).<br />

Anforderungsliste: Hier werden in der Definitionsphase alle Anforderungen an das Produkt<br />

aufgestellt.<br />

Arbeitswissenschaft: Die Arbeitswissenschaft analysiert, ordnet und gestaltet technische,<br />

organisatorische und soziale Bedingungen, mit dem Ziel, menschliche Arbeitsbedingungen,<br />

sozial angemessene Standards und Spielräume zu schaffen, die dem<br />

Mitarbeiter die Möglichkeit geben, in der Kommunikation und Kooperation mit anderen<br />

seine Persönlichkeit zu entwickeln und seine Fähigkeiten zu erweitern.<br />

Audit: allg.: Untersuchung, Anhörung.<br />

Produktaudit: Methode der => Indirekten Lieferantenbeurteilung.<br />

Ziel des Produktaudits ist es festzustellen, wo Fehlerschwerpunkte, systematische<br />

Fehler oder Entwicklungstrends von Fehlern ihre Ausprägung am Produkt<br />

haben und wo ihre Ursachen liegen.<br />

<strong>Qualität</strong>saudit: Methode der => Indirekten Lieferantenbeurteilung.<br />

Eine systematische und unabhängige Untersuchung, um festzustellen, ob die<br />

qualitätsbezogenen Tätigkeiten und die damit zusammenhängenden Ergebnisse<br />

den geplanten Anforderungen entsprechen und ob diese Anforderungen wirkungsvoll<br />

realisiert werden können und geeignet sind, die Ziele zu erreichen.<br />

Systemaudit: Methode der => Indirekten Lieferantenbeurteilung. Das Systemaudit überprüft<br />

das <strong>Qualität</strong>ssicherungssystem auf seine Effizienz und veranlasst die Einleitung<br />

oder Überwachung von Verbesserungen. Betrachtet werden dazu Verfahrensanweisungen,<br />

deren Inhalt und Befolgung und vor allem deren Wirksamkeit <strong>im</strong> Hinblick<br />

auf das Erreichen der <strong>Qualität</strong>sziele.<br />

Verfahrensaudit: Methode der => Indirekten Lieferantenbeurteilung. Das Verfahrensaudit<br />

überprüft Verfahren und Arbeitsabläufe auf Einhaltung und Zweckmäßigkeit und<br />

versucht mögliche Schwachstellen aufzudecken.<br />

Benchmarking: allgemein: Leistungsvergleich hier: Methode <strong>im</strong> Rahmen des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>systems.<br />

Systematisiertes Vorgehen, bei dem sich mindestens zwei<br />

Unternehmen (sog. Benchmarking-Partner) anhand von vorher definierten charakteristischen<br />

Größen, den Benchmarks, vergleichen und somit die wesentlichen<br />

Unterschiede und Erfolgsfaktoren des anderen ersichtlich werden.<br />

DGQ (Deutsche Gesellschaft für <strong>Qualität</strong>): Die DGQ hat sich zur Aufgabe gemacht, "das<br />

Gedankengut des QM einschließlich seiner Systeme umfassend in deren gesellschaftlichen,<br />

wirtschaftlichen, rechtlichen, betrieblichen, unternehmerischen und<br />

wissenschaftlichen Umfeldern und Beziehungen in allen Zweigen der Wirtschaft<br />

und des öffentlichen Lebens anzuregen, zu fördern und zu verbreiten" (§2 der<br />

DGQ-Satzung).<br />

12-1


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Glossar<br />

Checklistenverfahren: Methode der Lieferantenbewertung. Bei diesem Verfahren werden<br />

die für best<strong>im</strong>mte Bedarfssituationen relevanten Kriterien aufgelistet und die Angebote<br />

der Lieferanten überprüft, inwieweit sie das Anforderungsprofil erfüllen.<br />

Deming'sche Reaktionskette: Von Edward Deming entwickeltes Modell, das die Verknüpfungen<br />

zwischen kostenbewusstem, unternehmerischem Handeln und <strong>Qualität</strong>sverbesserungen<br />

darstellt. Ausgehend von der konsequenten Verfolgung der Strategie<br />

einer ständigen <strong>Qualität</strong>sverbesserung wird die Produktivität <strong>im</strong> Unternehmen<br />

verbessert. Die hierdurch sinkenden Kosten können in wettbewerbsfähige<br />

Preise umgesetzt werden. Die dadurch möglichen sicheren Marktanteile führen<br />

zu einer Festigung der Position des Unternehmens und damit wiederum zu sicheren<br />

Arbeitsplätzen.<br />

Design Review: Formale Überprüfung eines Entwurfes/Entwicklungsergebnisses zur Feststellung<br />

von Problembereichen und Unzulänglichkeiten, die Auswirkungen auf<br />

den Einsatzzweck und die Einsatzbedingungen eines Produktes haben.<br />

Drei-Rollen-Konzept v. Juran: Jedem werden gleichzeitig drei Rollen zugewiesen: Kunde,<br />

Produzent und Lieferant.<br />

Fehlerbaumanalyse (Fault Tree Analysis FTA): Methode zur systematischen Suche nach<br />

denkbaren Ursachen für einen best<strong>im</strong>mten Fehler. Ausgehend von Fehlern werden<br />

alle möglichen Ausfallkombinationen in Form eines Fehlerbaums dargestellt<br />

(logische Verknüpfungen aller Ausfallmöglichkeiten).<br />

Fehler-Möglichkeits- und Einfluss-Analyse FMEA (Failure Mode and Effects Analysis):<br />

Methodische Untersuchung mit dem Ziel, potentielle Fehler bei der Entwicklung<br />

eines Produktes bzw. bei (neuen) Fertigungsverfahren bereits während der Planung<br />

aufzudecken und durch geeignete Maßnahmen zu vermeiden.<br />

Geldwertmethode:Methode der Lieferantenbewertung. Die Geldwertmethode beruht auf<br />

einer konsequenten Anwendung der Wertanalyse. Den einzelnen Kriterien werden<br />

nach eigenen Unternehmenszielen Geldwerte zugewiesen. Die Summe der<br />

Geldwerte der unterschiedlichen Angebote wird gegenübergestellt.<br />

House of Quality (HoQ): Formblatt mit Matrixstruktur, das für den Ablauf eines QFD benötigt<br />

wird.<br />

12-2


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Glossar<br />

Instandhaltung<br />

Ausfallstrategie: Eine Instandsetzung erfolgt erst <strong>im</strong> Fehlerfall und eignet sich, wenn das<br />

Betriebsmittel nicht jederzeit verfügbar sein muss, keine hohe Zuverlässigkeit gefordert<br />

ist, keine hohen Folgeschäden zu erwarten sind und der Zustand des Betriebsmittels<br />

nicht vermittelt werden kann.<br />

Präventivstrategie: Diese Art der Instandhaltung ist sinnvoll, wenn das Betriebsmittel jederzeit<br />

verfügbar sein muss, hohe Zuverlässigkeit gefordert ist, technische Folgeschäden<br />

zu erwarten sind, oder die Kosten einer periodischen Instandsetzung geringer<br />

sind als die möglichen Folgekosten durch den Ausfall.<br />

Inspektionsstrategie: Diese Präventivstrategie wird angewandt, wenn durch Soll/Ist-<br />

Vergleiche der Abnutzungszustand, die restliche Nutzungsdauer und damit der<br />

voraussichtliche Ausfallzeitpunkt best<strong>im</strong>mt werden können. Voraussetzung dazu<br />

ist die Ermittlung des Verschleißverhaltens des Betriebsmittels mit vertretbarem<br />

Aufwand.<br />

Isochronendiagramm: Darstellung der Beanstandungshäufigkeit für Produkte gleichen Alters<br />

(Kurven gleichen Alters = Isochronen)<br />

KANO-Modell: Es gibt nach dem Kano-Modell drei Arten von Kundenanforderungen an ein<br />

Produkt:<br />

- Grundforderungen (Basic)<br />

- <strong>Qualität</strong>s- und Leistungsforderungen (Performance)<br />

- Begeisterungsforderung (Excitement).<br />

Die Erfüllung der drei Forderungsarten trägt in verschiedener Art zur Zufriedenheit<br />

bei.<br />

Konstruktionsfreigabe: siehe => Design Review<br />

λ: Ausfallrate, Maß für das Risiko eines Betriebsmittels zu einem best<strong>im</strong>mten Zeitpunkt<br />

auszufallen.<br />

Lastenheft: Zusammenstellung aller Anforderungen des Auftraggebers hinsichtlich Liefer-<br />

und Leistungsumfang.<br />

Lieferantenbeurteilung: Regelinstrument zur objektiven Beurteilung von Lieferant und Lieferung<br />

über den Zeitpunkt der Bestellung hinaus. Es lassen sich zwei Verfahren unterscheiden:<br />

Lieferantenbeurteilung, direkt: Fortlaufende Überwachung der tatsächlichen Produktqualität<br />

sowie der logistischen <strong>Qualität</strong> aufgrund der Ergebnisse der Wareneingangsprüfung.<br />

Jede Nichterfüllung eines <strong>Qualität</strong>smerkmals wird als Fehler gewertet<br />

und in Abhängigkeit seiner Schwere gewichtet.<br />

Lieferantenbeurteilung, indirekt: Diese Methode bewertet die Arbeitsweise, Systematik<br />

sowie die Einrichtungen und Mitarbeiter des Lieferanten. Die Beurteilung erfolgt in<br />

Form sogenannter => Audits, die system-, verfahrens- oder produktorientiert sein<br />

können.<br />

Maslow, Theorie der Selbstverwirklichung: Maslow unterscheidet zwei Klassen von Bedürfnissen,<br />

sogenannte Defizitmotive und Wachstumsmoitve. Fehlende Befriedi-<br />

12-3


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Glossar<br />

gung der Defizitmotive führt zu Krankheit, ihre Befriedigung zu Gesundheit. Erst<br />

die Erfüllung der Wachstumsmotive führt jedoch zu einer Selbstverwirklichung.<br />

Maslow führt dabei eine Hierarchisierung ein: Die Erfüllung der Wachstumsbedürfnisse<br />

erfordert zwingend erfüllte Defizitbedürfnisse. Eine häufige Darstellung<br />

ist die Motivationspyramide, welche die Hierarchisierung zwischen und innerhalb<br />

der Motivklassen verdeutlicht.<br />

Motivationspyramide: siehe => Maslow, Theorie der Selbstverwirklichung<br />

Null-Fehler-Strategie: Präventives Handeln mit dem Ziel, Fehler vor ihrer Entstehung zu<br />

verhüten. Dadurch sollen ausschließlich fehlerfreie Produkte oder Dienstleistungen<br />

geboten werden.<br />

Pflichtenheft: Das Pflichtenheft ist die Beschreibung der Realisierung aller Anforderungen<br />

des Lastenhefts.<br />

Prozesskenngrößen<br />

C: Bezeichnung für die fortdauernde Prozessfähigkeit. Zu ihrer Ermittlung muss die<br />

Maschine über einen längeren Zeitraum betrachtet werden.<br />

p (Index): Prozesspotential: Ein Maß für die beste Leistung, die der Prozess erbringen<br />

könnte. Bei der Berechnung wird der vorgegebene Toleranzbereich mit der tatsächlichen<br />

Prozessstreuung verglichen.<br />

P: Vorläufige Prozessfähigkeit. Meist ist zu ihrer Best<strong>im</strong>mung die Entnahme einer<br />

kleinen Stichprobe ausreichend.<br />

pk (Index):Prozessfähigkeit. Hierbei wird sowohl die Lage des produzierten Mittelwerts relativ<br />

zum Sollwert, als auch die Prozessstreuung relativ zu den Grenzwerten berücksichtigt.<br />

Sie ist damit ein Maß für die tatsächliche Fähigkeit des Prozesses, ein<br />

best<strong>im</strong>mtes Merkmal in gleichbleibender Weise innerhalb der Spezifikationsgrenzen<br />

zu erzeugen<br />

Statistische Prozessregelung (Statistical Process Control, SPC): Dieses Verfahren wird zur<br />

Steuerung von Prozessen eingesetzt, um das Niveau von <strong>Qualität</strong>smerkmalen<br />

auf vorgegebenen Sollwerten oder innerhalb best<strong>im</strong>mter Toleranzgrenzen zu halten.<br />

Hierzu wird ein prozessnaher Regelkreis aus Fertigung, Prüfung der gefertigten<br />

Teile, Analyse der Prüfergebnisse und Rückkopplung in den Prozess realisiert.<br />

Prüfmerkmale: Diejenigen technischen (physikalischen oder chemischen) oder nichttechnischen<br />

(z.B. biologischen oder soziotechnischen) Größen oder Parameter des<br />

Prüfobjektes, die seine Eigenschaft “<strong>Qualität</strong>” ausmachen und mit einer gewissen<br />

Unsicherheit behaftet, d.h. prüfenswert sind.<br />

Prüfplanung: Unter Prüfplanung versteht man die Planung der <strong>Qualität</strong>sprüfung für den gesamten<br />

Produktionsprozess vom Wareneingang bis zur Auslieferung an den<br />

Kunden.<br />

Prüfung, 100%-: <strong>Qualität</strong>sprüfung an allen Einheiten eines Prüfloses.<br />

12-4


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Glossar<br />

Prüfung, Klassier-: Klassierprüfung ist eine Form der 100%-Prüfung, bei der entsprechend<br />

dem Prüfergebnis zur weiteren Verwendung in Klassen eingeordnet wird.<br />

Prüfung, Sortier-: Sortierprüfung bezeichnet eine 100%-Prüfung, bei der sämtliche fehlerbehafteten<br />

Einheiten aussortiert werden.<br />

Prüfung, Stichproben-: Bei Stichprobenprüfungen werden nur Teile einer Produktion ausgewertet,<br />

<strong>im</strong> allgemeinen nach statistischen Methoden.<br />

Prüfung, Voll-: <strong>Qualität</strong>sprüfung hinsichtlich aller <strong>Qualität</strong>smerkmale.<br />

Punktbewertungsmethode: Methode der Lieferantenbewertung. Grundlage dieses Verfahrens<br />

sind gewichtete Kriterien. Aus der Kombination von Erfüllungsgrad und Gewichtung<br />

ergibt sich die Rangfolge. Die Methode ist der Nutzwertanalyse sehr<br />

ähnlich.<br />

Qualifizierung: Personalförderung mit dem Ziel, den Mitarbeitern einen höheren Ausbildungsstand<br />

zu verschaffen, der ihre Fähigkeiten erweitert und ihnen einen größeren<br />

Überblick über ihr Arbeitsgebiet verschafft.<br />

<strong>Qualität</strong>sgrenzlage, annehmbar (AQL): Nach best<strong>im</strong>mten Kriterien kann ein sogenannter<br />

AQL-Wert für die Annahmestichprobenprüfung vereinbart werden. Je nach AQL-<br />

Wert sind best<strong>im</strong>mte Stichprobenanweisungen mit Regeln für ihre Anwendung<br />

festgelegt. Es handelt sich dabei um ein genormtes Stichprobensystem.<br />

<strong>Qualität</strong>sgruppen: <strong>Qualität</strong>sgruppen sind Teams <strong>im</strong> Bereich des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s, die<br />

sich je nach Einsatzzweck in den Aspekten Aufgabenstellung, personelle Zusammensetzung<br />

und zeitliche Befristung unterscheiden. Das Ziel aller <strong>Qualität</strong>sgruppen<br />

ist die Nutzung der unternehmensweit vorhandenen Ressourcen des<br />

<strong>Qualität</strong>swissens und der Erfahrungen der Mitarbeiter bei der Lösung qualitätsbezogener<br />

Problemstellungen. Die Gruppen besitzen i.d.R. keine Entscheidungskompetenz,<br />

sondern erarbeiten lediglich Lösungsalternativen, die von einem<br />

Steuerkreis oder der Geschäftsleitung bewertet werden.<br />

<strong>Qualität</strong>sinformationssystem: Aufgabe eines <strong>Qualität</strong>sinformationssystems ist es, die für<br />

das <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> notwendigen Daten herauszufiltern, zu verdichten und<br />

in geeigneter Form zur Verfügung zu stellen.<br />

<strong>Qualität</strong>skosten: Bewerteter Verbrauch von Gütern und Dienstleistungen, der durch die Planung,<br />

Prüfung, Steuerung und Förderung der <strong>Qualität</strong> verursacht wird oder den<br />

<strong>Qualität</strong>smaßnahmen zuzuordnen ist.<br />

<strong>Qualität</strong>skreis: Die Ausdehnung der <strong>Qualität</strong>sanstrengungen auf den gesamten Produktlebenszyklus,<br />

d.h. von der Konzeption bis zur Entsorgung.<br />

<strong>Qualität</strong>slenkung: Die zur Erfüllung der <strong>Qualität</strong>sforderungen notwendigen Arbeitstechniken<br />

und Tätigkeiten (<strong>Qualität</strong>sforderung: die spezifischen Anforderungen an die<br />

Merkmale einer Einheit zur Ermöglichung ihrer Realisierung und Prüfung).<br />

<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>: Alle Tätigkeiten der Gesamtführungsaufgabe, welche die <strong>Qualität</strong>spolitik,<br />

Ziele und Verantwortung festlegen sowie durch Mittel wie Qualitästplanung,<br />

<strong>Qualität</strong>slenkung und <strong>Qualität</strong>sverbesserung <strong>im</strong> Rahmen des QM-Systems<br />

verwirklichen<br />

12-5


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Glossar<br />

<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system: Das QM-System umfasst die Organisationsstruktur, Verantwortlichkeiten,<br />

Verfahren, Prozesse und erforderliche Mittel für die Verwirklichung<br />

des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s.<br />

<strong>Qualität</strong>splanung: Zu den Aufgaben der <strong>Qualität</strong>splanung gehört:<br />

- Planung der Produkteigenschaften<br />

- Planung der Verwirklichung<br />

- QS-Programmplanung<br />

- Nachweisführung<br />

<strong>Qualität</strong>sregelkarte (QRK): Eine <strong>Qualität</strong>sregelkarte ist ein Formblatt zur graphischen Darstellung<br />

von Werten und deren Streuung, die bei einer Prüfung ermittelt werden.<br />

Diese Werte sind Messwerte bzw. daraus berechnete statistische Kennwerte oder<br />

Zählwerte und dienen dazu, mit Hilfe vorher eingetragener Warn- und Eingriffgrenzen<br />

den Prozess zu regeln.<br />

<strong>Qualität</strong>sregelkreis: Im Sinne einer präventiven Fehlervermeidung bzw. einer Vermeidung<br />

eines erneuten Auftretens des Fehlers ist dem <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>system das<br />

Prinzip des Regelkreises unterlegt. Das Funktionsprinzip der <strong>Qualität</strong>sregelkreise<br />

basiert auf der Rückführung und Verarbeitung von Informationen und Wissen aus<br />

nachgelagerten Phasen des Produktentstehungsprozesses.<br />

<strong>Qualität</strong>ssicherung: Teilaspekt des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s. Die <strong>Qualität</strong>ssicherung hat zwei<br />

Aspekte, zum einen das Schaffen von Transparenz der qualitätsbezogenen Aktivitäten<br />

nach innen (für die Unternehmensführung) und außen (für die Kunden),<br />

und zum anderen das Sichern des Zusammenspiels der planenden und lenkenden<br />

Funktionen des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s.<br />

<strong>Qualität</strong>szirkel: Team von Mitarbeitern, das selbst gewählte, arbeitsbezogene Probleme<br />

bearbeitet, z.B. produktbezogene <strong>Qualität</strong>sfragen.<br />

Quality Function Deployment (QFD): In jeder Phase des Produktentstehungsprozesses<br />

sollen die Forderungen des Kunden (“St<strong>im</strong>me des Kunden”) wesentliches Maß in<br />

allen Entscheidungsprozessen sein. Nicht das technisch machbare, sondern nur<br />

das vom Kunden geforderte soll in der Produktentwicklung verwirklicht werden.<br />

Die Anforderungen werden als Zielvorgaben für die Entwicklung und Produktion<br />

an alle betroffenen Stellen weitervermittelt und angepasst. Grundlegender Ansatz<br />

des QFD ist die Verbindung verschiedener Modellierungsstufen der Produkteigenschaften<br />

über Matrizen. Diese dienen als Kommunikationsmittel und Schnittstellen<br />

für die integrierte, s<strong>im</strong>ultane Arbeit in S<strong>im</strong>ultaneous-Engineering-Teams.<br />

Shainin, Versuchsplanung: Shainins Versuchsplanung zielt auf eine schrittweise Eingrenzung<br />

der Haupteinflussgrößen ab. Wichtigste Randbedingung ist das Pareto-<br />

Prinzip, das besagt, dass unter vielen Einflussgrößen nur wenige einen dominanten<br />

Einfluss besitzen. es wird nun nach der Haupteinflussgröße gesucht (“Rotes<br />

X”). Die Auswahl der verwendeten Techniken richtet sich nach der Zahl der noch<br />

vorhandenen Einflussgrößen.<br />

Teilautonome Gruppenkonzepte: Die Gruppe stellt ein Organisationselement innerhalb<br />

eines Unternehmens dar. Teilautonomie erlaubt Gruppen, Selbststeuermechanismen<br />

aufzubauen. Dies reicht von der gruppeninternen Mitarbeiterführung, der<br />

Ressourcenplanung, der Festlegung der Auftragsreihenfolge und der Qualifizierung<br />

der Gruppenmitglieder bis hin zum Vorschlag notwendiger Investitionen.<br />

12-6


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Glossar<br />

Total Quality Management (TQM): Auf der Mitwirkung aller ihrer Mitglieder beruhende Führungsmethode<br />

einer Organisation, die <strong>Qualität</strong> in den Mittelpunkt stellt, und durch<br />

Zufriedenstellung der Kunden auf langfristigen Geschäftserfolg sowie auf Nutzen<br />

für die Mitglieder der Organisation und für die Gesellschaft zielt.<br />

Statistische Kenngrößen<br />

X: Messgröße<br />

n 1<br />

X : Arithmetischer Mittelwert (der Stichprobe), definiert durch: X = ∑ n =<br />

s: Standardabweichung:<br />

s =<br />

n<br />

∑<br />

i=<br />

1<br />

( X<br />

i<br />

n −1<br />

12-7<br />

− X )<br />

σ oben / unten : Vertrauensbereich der Standardabweichung: oben / unten<br />

2<br />

2<br />

σ<br />

=<br />

xi<br />

i 1<br />

2<br />

s ( n −1)<br />

χ<br />

2<br />

χ wird abhängig von der geforderten Vertrauenswahrscheinlichkeit und dem<br />

Stichprobenumfang aus Tabellen entnommen.<br />

μ : Arithmetischer Mittelwert der Grundgesamtheit (gesamte zu beurteilende Menge):<br />

μ = X ± t<br />

s<br />

n<br />

μ : Vertrauensbereich des arithmetischen Mittelwertes der Grundgesamtheit:<br />

oben /<br />

unten<br />

s<br />

μ oben / unten = X ± t<br />

n<br />

t wird abhängig von der geforderten Vertrauenswahrscheinlichkeit und dem<br />

Stichprobenumfang aus Tabellen entnommen.<br />

Versuch, einfaktoriell: Bei einem Versuch zur Prozessopt<strong>im</strong>ierung wird jeweils nur ein Einflussparameter<br />

verändert, alle anderen bleiben unverändert.<br />

Versuch, teilfaktoriell: Nach Gesetzen der Kombinatorik wird ein weiterer Faktor zum Versuchsplan<br />

eines vollfaktoriellen Versuchs hinzugefügt, wodurch sich die Anzahl<br />

der nötigen Versuche reduziert.<br />

Versuch, vollfaktoriell: Im Gegensatz zum => Einfaktoriellen Versuch werden mehrere Einflussparameter<br />

gemeinsam systematisch verändert, so dass Informationen über<br />

Wechselwirkungen zwischen den Faktoren erhalten werden.<br />

Zehnerregel der Fehlerkosten: Mit jeder Produktentwicklungsphase, die ein Fehler unentdeckt<br />

durchläuft, verzehnfachen sich die Fehlerkosten<br />

Zertifizierung: Anerkennung der zuverlässigen Erfüllung der Normen EN 29000 ff. durch das<br />

QM-System eines Unternehmens, bescheinigt durch ein unabhängiges Gremium.


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Glossar<br />

Zwei-Faktoren-Theorie: Herzberg unterscheidet Defizit- und Expansionsmotivatoren. Erfüllung<br />

der Defizitmotivatoren führt nur zu geringer Befriedigung, ihre Nicht-<br />

Erfüllung jedoch zu großer Unzufriedenheit. Umgekehrt die Expansionsmotivatoren,<br />

deren Nichterfüllung nur zu geringer Unzufriedenheit führt, ihre Erfüllung hingegen<br />

als sehr befriedigend empfunden wird und die dadurch zu länger anhaltender<br />

Leistungssteigerung führen.<br />

12-8


Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Glossar<br />

12-9


<strong>Vorlesungsskript</strong><br />

<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />

<strong>Qualität</strong> <strong>im</strong> Produktlebenszyklus<br />

Übung 1<br />

Konstruktions-FMEA


Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Konstruktions-FMEA<br />

Übung zur Vorlesung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />

Gliederung<br />

Konstruktions-FMEA<br />

(Fehler-Möglichkeits- und Einfluß-Analyse)<br />

1 Einführung in die Konstruktions-FMEA (ca. 15 min)<br />

2 Durchführung einer Konstruktions-FMEA in Gruppenarbeit (ca. 85 min)<br />

2.1 Kurze Erklärung des betrachteten Bauteils und Gruppenaufteilung (ca. 10 min)<br />

2.2 Funktion und Aufbau des Bauteils in der Gruppe diskutieren (ca. 5 min)<br />

2.3 Funktionsanalyse mit Formblatt durchführen (ca. 15 min)<br />

2.4 K-FMEA mit Formblatt durchführen (ca. 55 min)<br />

3 Präsentation der Ergebnisse durch Gruppensprecher (ca. 20 min)<br />

Verlauf der Fehlerbeseitungskosten (rule of 10)<br />

Kosten pro Fehler<br />

1<br />

Planung Entwicklung AV Fertigung Endprüfung Kunde<br />

und Konstruktion<br />

Konsequenzen<br />

für die<br />

Firma<br />

Fehlerverhütung Fehlerentdeckung<br />

sehr gering<br />

Fehlerkostenfestlegung<br />

10<br />

geringer<br />

Zeitverlust<br />

Nacharbeit<br />

Neuplanung<br />

der Arbeit<br />

Ü1 - 1<br />

100<br />

Fehlerkostenentstehung<br />

viel<br />

Nacharbeit<br />

verspätete<br />

Auslieferung<br />

zusätzliche<br />

Kontrolle<br />

1000<br />

VersandkostenVerwaltungskosten<br />

Rufschädigung<br />

Verlust von<br />

Marktanteilen


Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Konstruktions-FMEA<br />

Was versteht man unter FMEA ?<br />

Fehler-Möglichkeits- und Einfluß-Analyse oder Failure Mode and Effects Analysis<br />

Risiko<br />

Methode zur Voraussage potentieller Fehler und deren Folgen<br />

(Analyse eines zukünftigen Systems, das derzeit noch nicht real existiert!)<br />

Welche potentiellen Fehler existieren?<br />

Welche Fehlerfolgen können daraus entstehen?<br />

Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, daß der Fehler eintritt?<br />

Welches damit verbundene Risiko ergibt sich daraus?<br />

Welche Maßnahmen sind zur Reduzierung der Risiken notwendig?<br />

Methode <strong>im</strong> interdisziplinären Team<br />

Risiko<br />

potientielle<br />

Folgen<br />

gering<br />

schwer<br />

Ü1 - 2<br />

Eintrittswahrscheinlichkeit<br />

gering hoch<br />

geringes<br />

Risiko<br />

hohes<br />

Risiko<br />

hohes<br />

Risiko<br />

sehr hohes<br />

Risiko


Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Konstruktions-FMEA<br />

Beispiele für Risiko<br />

Spieler A ist viel besser Spieler B<br />

potientielle Folgen<br />

gering<br />

schwer<br />

Fehler -Möglichkeit und Einflußanalyse<br />

FMEA<br />

Risikoanalyse<br />

=> =><br />

Risikobewertung<br />

Verbesserungsmaßnahmen<br />

Folgen des Fehlers<br />

Eintrittswahrscheinlichkeit<br />

gering hoch<br />

Spieler A<br />

verliert ein<br />

Weißbier<br />

Spieler A<br />

verliert sein<br />

Auto<br />

Risiko durch einen<br />

Fehler<br />

Fehler entsteht<br />

(Entstehungswahrscheinlichkeit)<br />

Ü1 - 3<br />

der Fehler tritt auf<br />

&<br />

Spieler B<br />

verliert ein<br />

Weißbier<br />

Spieler B<br />

verliert sein<br />

Auto<br />

Fehler wird nicht<br />

entdeckt<br />

(Entdeckungswahrscheinlichkeit)


Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Konstruktions-FMEA<br />

Beispiel für eine Funktionsanalyse<br />

1.<br />

2.<br />

3.<br />

Funktionsanalyse<br />

Hauptfunktion der Betrachtungseinheit<br />

Funktionssystem<br />

Studium<br />

Sachnummer<br />

3156794<br />

Modell<br />

Maschinenbau<br />

Datum<br />

20.11.93<br />

Erstellt durch (Name/Abt.) Blatt<br />

AD/KO<br />

1<br />

Teilfunktion Funktionselement Schnittstelle/Bemerkung<br />

Vordiplom bestehen<br />

Hauptdiplom bestehen<br />

Diplomarbeit erstellen<br />

"Prüfungsthematik"<br />

...<br />

Formblatt zur FMEA<br />

Bauteile/<br />

Funktionssystem<br />

Prozeßschritte<br />

Potentielle<br />

Fehler<br />

Wahrscheinlichkeit des Auftretens<br />

(Fehler kann vorkommen)<br />

unwahrscheinlich<br />

1<br />

sehr gering<br />

2 - 3<br />

gering<br />

4 - 6<br />

mäßig<br />

7 - 8<br />

hoch<br />

9 - 10<br />

1.1<br />

1.2<br />

...<br />

3.1<br />

3.2<br />

3.3<br />

3.4<br />

Nachbar<br />

Unterlagen<br />

...<br />

Dip.- Ing. werden<br />

Thema<br />

Bearbeitung des Themas<br />

Ausarbeitung<br />

Abschlußvortrag<br />

Fehler-Möglichkeits- und Einfluß-Analyse<br />

Konstruktions-FMEA Prozeß-FMEA<br />

Bestätigung durch<br />

betroffene Abteilungen<br />

und/oder Lieferant<br />

Potentielle<br />

Folgen<br />

des Fehlers<br />

Name/Abt./Lieferant<br />

Name/Abt./Lieferant<br />

Potentielle<br />

Fehlerursachen<br />

Vorgesehene<br />

VerhütungsundPrüfmaßnahmen<br />

Auftreten<br />

Bedeutung<br />

Entdeckung<br />

Bedeutung (Auswirkungen auf den Kunden)<br />

kaum wahrnehmbare Auswirkungen<br />

1<br />

unbedeutender Fehler, geringe Belästigung des Kunden 2 - 3<br />

mäßig schwerer Fehler<br />

4 - 6<br />

schwerer Fehler, Verärgerung des Kunden<br />

7 - 8<br />

äußerst schwerwiegender Fehler<br />

9 - 10<br />

Ü1 - 4<br />

Teil-Name Teil-Nummer<br />

Modell/Typ Datum<br />

Erstellt durch (Name/Abt.) überarbeitet<br />

Derzeitiger Zustand Empfohlene Verant- Verbesserter Zustand<br />

Abstellwortmaßnahmenlichkeit<br />

Getroffene<br />

Maßnahmen<br />

Risikobe-<br />

Risikoanalyse "<br />

Konzeptopt<strong>im</strong>ierung<br />

wertung<br />

Risikoprioritätszahl<br />

W ahrscheinlichkeit der Entdeckung<br />

(vor Auslieferung an Kunden)<br />

hoch<br />

1<br />

mäßig<br />

2 - 5<br />

gering<br />

6 - 8<br />

sehr gering<br />

9<br />

unwahrscheinlich<br />

10<br />

Auftreten<br />

Bedeutung<br />

Entdeckung<br />

Risikoprioritätszahl<br />

Priorität (R PZ)<br />

hoch<br />

m ittel<br />

keine<br />

1000<br />

125<br />

1


Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Konstruktions-FMEA<br />

Risikoanalyse<br />

Bauteile/<br />

Funktionssystem<br />

Prozeßschritte<br />

Potentielle<br />

Fehler<br />

Wahrscheinlichkeit des Auftretens<br />

(Fehler kann vorkom m en)<br />

unwahrscheinlich<br />

1<br />

sehr gering<br />

2 - 3<br />

gering<br />

4 - 6<br />

mäßig<br />

7 - 8<br />

hoch<br />

9 - 10<br />

Risikobewertung<br />

Bauteile/<br />

Funktionssystem<br />

Potentielle<br />

Fehler<br />

W ahrscheinlichkeit des Auftretens<br />

(Fehler kann vorkommen)<br />

unwahrscheinlich<br />

1<br />

sehr gering<br />

2 - 3<br />

gering<br />

4 - 6<br />

mäßig<br />

7 - 8<br />

hoch<br />

9 - 10<br />

Fehler-Möglichkeits- und Einfluß-Analyse<br />

Konstruktions-FMEA Prozeß-FMEA<br />

Bestätigung durch<br />

betroffene Abteilungen<br />

und/oder Lieferant<br />

Potentielle<br />

Folgen<br />

des Fehlers<br />

Name/Abt./Lieferant<br />

Name/Abt./Lieferant<br />

Potentielle<br />

Fehlerursachen<br />

Vorgesehene<br />

VerhütungsundPrüfmaßnahmen<br />

Bedeutung (Auswirkungen auf den Kunden)<br />

kaum wahrnehm bare Auswirkungen<br />

1<br />

unbedeutender Fehler, geringe Belästigung des Kunden 2 - 3<br />

mäßig schwerer Fehler<br />

4 - 6<br />

schwerer Fehler, Verärgerung des Kunden<br />

7 - 8<br />

äußerst schwerwiegender Fehler<br />

9 - 10<br />

Fehler-Möglichkeits- und Einfluß-Analyse<br />

Konstruktions-FMEA Prozeß-FMEA<br />

Bestätigung durch<br />

betroffene Abteilungen<br />

und/oder Lieferant<br />

Potentielle<br />

Folgen<br />

des Fehlers<br />

Name/Abt./Lieferant<br />

Name/Abt./Lieferant<br />

Potentielle<br />

Fehlerursachen<br />

Vorgesehene<br />

VerhütungsundPrüfmaßnahmen<br />

RPZ = A x B x E<br />

Welche Fehler können am betrachteten<br />

Bauteil des Teilsystems auftreten ?<br />

Welche Folgen haben diese Fehler für<br />

den Kunden und den Hersteller ?<br />

Was sind die Ursachen für diese Fehler<br />

des Bauteils ?<br />

Welche Maßnahmen sind zur Entdeckung /<br />

Vermeidung des Fehlers vorgesehen ?<br />

Derzeitiger Zustand<br />

Ü1 - 5<br />

Teil-Name Teil-Nummer<br />

Modell/Typ Datum<br />

Erstellt durch (Name/Abt.) überarbeitet<br />

Risikoanalyse<br />

Auftreten<br />

Bedeutung<br />

Entdeckung<br />

Bedeutung (Auswirkungen auf den Kunden)<br />

kaum wahrnehm bare Auswirkungen<br />

unbedeutender Fehler, geringe Belästigung des Kunden<br />

mäßig schwerer Fehler<br />

schwerer Fehler, Verärgerung des Kunden<br />

äußerst schwerwiegender Fehler<br />

1<br />

2 - 3<br />

4 - 6<br />

7 - 8<br />

9 - 10<br />

Risikoprioritätszahl<br />

Wahrscheinlichkeit der Entdeckung<br />

(vor Auslieferung an Kunden)<br />

hoch<br />

1<br />

mäßig<br />

2 - 5<br />

gering<br />

6 - 8<br />

sehr gering<br />

9<br />

unwahrscheinlich<br />

10<br />

Teil-Name Teil-Nummer<br />

Modell/Typ Datum<br />

Erstellt durch (Name/Abt.) überarbeitet<br />

A B E RPZ<br />

Risikobewertung<br />

W ahrscheinlichkeit der Entdeckung<br />

(vor Auslieferung an Kunden)<br />

hoch<br />

1<br />

mäßig<br />

2 - 5<br />

gering<br />

6 - 8<br />

sehr gering<br />

9<br />

unwahrscheinlich<br />

10<br />

Priorität (R PZ)<br />

hoch<br />

mittel<br />

keine<br />

1000<br />

125<br />

1<br />

Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, daß die<br />

genannte Ursache unter Berücksichtigung<br />

der vorgesehenen Verhütungsmaßnahmen<br />

den Fehler bewirkt ?<br />

Wie stark wirkt sich dieser Fehler be<strong>im</strong><br />

Kunden aus ?<br />

Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, den<br />

Fehler mit den vorgesehenen Prüfmaßnahmen<br />

vor Auslieferung an den Kunden<br />

zu entdecken ?<br />

Priorität (R PZ)<br />

hoch<br />

m ittel<br />

keine<br />

1000<br />

125<br />

1


Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Konstruktions-FMEA<br />

Konzeptopt<strong>im</strong>ierung<br />

Konzeptopt<strong>im</strong>ierung<br />

Welche konstruktive Maßnahmen können eingeleitet werden, um den<br />

Fehler zu vermeiden ?<br />

Welche Prüfmaßnahmen sind geeignet, die Entdeckungswahrscheinlichkeit<br />

zu erhöhen ?<br />

Wer ist für die Durchführung dieser Maßnahmen verantwortlich ?<br />

Welche Maßnahmen wurden letztendlich durchgeführt ?<br />

Wie ist das Risiko nach Durchführung dieser Maßnahmen zu beurteilen ?<br />

W ahrscheinlichkeit des Auftretens<br />

(Fehler kann vorkom m en)<br />

unwahrscheinlich<br />

1<br />

sehr gering<br />

2 - 3<br />

gering<br />

4 - 6<br />

mäßig<br />

7 - 8<br />

hoch<br />

9 - 10<br />

Fehler-Möglichkeits- und Einfluß-Analyse<br />

Konstruktions-FMEA Prozeß-FMEA<br />

Bestätigung durch<br />

betroffene Abteilungen<br />

und/oder Lieferant<br />

Name/Abt./Lieferant<br />

Name/Abt./Lieferant<br />

Bedeutung (Auswirkungen auf den Kunden)<br />

kaum wahrnehmbare Auswirkungen<br />

1<br />

unbedeutender Fehler, geringe Belästigung des Kunden 2 - 3<br />

mäßig schwerer Fehler<br />

4 - 6<br />

schwerer Fehler, Verärgerung des Kunden<br />

7 - 8<br />

äußerst schwerwiegender Fehler<br />

9 - 10<br />

Beispiel für eine Konstruktions-FMEA<br />

Bauteile/<br />

Funktionssystem<br />

Endschalter<br />

PW0815<br />

Prüfung<br />

bestehen<br />

Prozeßschritte<br />

Bestätigung durch<br />

betroffene Abteilungen<br />

und/oder Lieferant<br />

Potentielle<br />

Fehler<br />

schaltet<br />

nicht<br />

Prüfung<br />

nicht<br />

bestehen<br />

Wahrscheinlichkeit des Auftretens<br />

(Fehler kann vorkommen)<br />

unwahrscheinlich<br />

1<br />

sehr gering<br />

2 - 3<br />

gering<br />

4 - 6<br />

mäßig<br />

7 - 8<br />

hoch<br />

9 - 10<br />

Vorgesehene<br />

VerhütungsundPrüfmaßnahmen<br />

Auftreten<br />

Bedeutung<br />

Entdeckung<br />

Bedeutung (Auswirkungen auf den Kunden)<br />

kaum wahrnehmbare Auswirkungen<br />

1<br />

unbedeutender Fehler, geringe Belästigung des Kunden 2 - 3<br />

mäßig schwerer Fehler<br />

4 - 6<br />

schwerer Fehler, Verärgerung des Kunden<br />

7 - 8<br />

äußerst schwerwiegender Fehler<br />

9 - 10<br />

Ü1 - 6<br />

Teil-Name Teil-Nummer<br />

Modell/Typ Datum<br />

Erstellt durch (Name/Abt.) überarbeitet<br />

Risikoprioritätszahl<br />

Empfohlene<br />

Abstellmaßnahmen<br />

Verantwortlichkeit<br />

W ahrscheinlichkeit der Entdeckung<br />

(vor Auslieferung an Kunden)<br />

hoch<br />

1<br />

mäßig<br />

2 - 5<br />

gering<br />

6 - 8<br />

sehr gering<br />

9<br />

unwahrscheinlich<br />

10<br />

Verbesserter Zustand<br />

Getroffene<br />

Maßnahmen<br />

W ahrscheinlichkeit der Entdeckung<br />

(vor Auslieferung an Kunden)<br />

hoch<br />

1<br />

mäßig<br />

2 - 5<br />

gering<br />

6 - 8<br />

sehr gering<br />

9<br />

unwahrscheinlich<br />

10<br />

Priorität (R PZ)<br />

hoch<br />

m ittel<br />

keine<br />

Auftreten<br />

Bedeutung<br />

Entdeckung<br />

Teil-Name Teil-Nummer<br />

Palettenwechsler 089-909940<br />

Konstruktions-FMEA Prozeß-FMEA<br />

Name/Abt./Lieferant<br />

Name/Abt./Lieferant<br />

Modell/Typ<br />

BAZ/DC30<br />

Erstellt durch (Name/Abt.)<br />

Müller/KO<br />

Datum<br />

überarbeitet<br />

20.11.93<br />

26.11.93<br />

Potentielle Potentielle Derzeitiger Zustand Empfohlene Verant- Verbesserter Zustand<br />

Folgen FehlerAbstellwort<br />

des Fehlers ursachenmaßnahmenlichkeit<br />

Getroffene<br />

Maßnahmen<br />

Fehler-Möglichkeits- und Einfluß-Analyse<br />

Palettenwechsler<br />

wechselt<br />

nicht<br />

längere<br />

Studiendauer<br />

Kühlmitteleinfluß<br />

-Vorbereitung<br />

schlecht<br />

-Blackout<br />

Funktionsprüfung<br />

"trocken"<br />

6 6 9 324 Funktionsprüfung<br />

unter<br />

Kühlmitteleinfluß<br />

Spickzettel 2 8 1 16 Keine<br />

EB/KO<br />

zusätzliche<br />

Kapselung<br />

Funktionsprüfung<br />

unter<br />

Kühlmitteleinfluß<br />

1000<br />

125<br />

1<br />

Risikoprioritätszahl<br />

Priorität (R PZ)<br />

hoch<br />

m ittel<br />

keine<br />

Auftreten<br />

Bedeutung<br />

Entdeckung<br />

1000<br />

125<br />

1<br />

Risikoprioritätszahl<br />

4 6 2 48


Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Konstruktions-FMEA<br />

Gründe für die Durchführung einer K-FMEA<br />

Durchführung einer K-FMEA<br />

Finanzen<br />

FMEA-<br />

TEAM<br />

Versuch<br />

Planung<br />

Wann ist eine K-FMEA sinnvoll ?<br />

Neue bzw. geänderte Teile,<br />

Neue bzw. geänderte Werkstoffe,<br />

geänderte bzw. zusätzliche Verwendung / Anforderungen,<br />

geänderte gesetzliche Vorgaben,<br />

Besondere Funktions- und Sicherheitsrisiken,<br />

Fertigungstechnische Problemdauerbrenner,<br />

Teile, die erfahrungsgemäß problembehaftet sind,<br />

sehr schwierige Prüfbarkeit von Teilen bzw. Funktionen.<br />

Vorgehen Vorarbeiten - Festlegung Umfang durch Projektverantwortlichen<br />

- Beschaffung von Unterlagen<br />

Logistik<br />

Lieferant<br />

Entwicklung<br />

Produktion<br />

<strong>Qualität</strong>ssicherung<br />

Vertrieb<br />

Kunde<br />

Teambildung - Kernteam aus max. 5 Personen wird bei Bedarf<br />

durch weitere Wissensträger kurzfristig ergänzt.<br />

Risikoanalyse<br />

- Klarheit schaffen über Aufbau und Funktion des<br />

Systems / Bauteils durch Funktionsanalyse<br />

- Negierte Teilfuktion sind potentielle Fehler<br />

- Ursachen potentieller Fehler<br />

- Fehlerfolge be<strong>im</strong> Kunden<br />

- Maßnahmen der Fehlerentdeckung<br />

- Wahrscheinlichkeit, daß der Fehler entdeckt wird<br />

bevor er be<strong>im</strong> Kunden auftritt<br />

Risikobewertung - Auftretenswahrscheinlichkeit, Bedeutung,<br />

Entdeckungswahrscheinlichkeit, RPZ<br />

Maßnahmen- - Abstellmaßnahmen<br />

erarbeitung - Verantwortlichkeiten / Termine<br />

Ergebnisbeurteilung -getroffene Maßnahmen, erneute Risikobewertung.<br />

Ü1 - 7


Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Konstruktions-FMEA<br />

Ereignisbaumanalyse EBA<br />

Fehlerbaumanalyse FBA (FTA)<br />

Ursache<br />

Fehler<br />

Ü1 - 8<br />

Fehlerfolgen<br />

Fehlerbaumanalyse Ereignisbaumanalyse<br />

Häufige Fehler bei der Durchführung einer K-FMEA<br />

Themenauswahl nicht sinnvoll<br />

Fehler bei der Konstruktions - FMEA<br />

FMEA nicht um ihrer selbst willen machen<br />

Falsch verstandendes Vollständigkeitsstreben<br />

Unterschiedliche Bewertungsziffern für gleiche Auftretenswahrscheinlichkeit,<br />

Bedeutung, Entdeckung<br />

Wahllos erarbeitete Abstellmaßnahmen (unrealistisch, nicht notwedig,...)<br />

Erstellung in Eigenregie bzw. ständiger Wechsel der Teammitglieder<br />

=> "Moderator" einsetzen


Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Konstruktions-FMEA<br />

Kompakt-Geschirrspüler<br />

Beispielprodukt<br />

Konstruktionsskizze<br />

Sprüharmlager<br />

Auslauf zum Sprüharm<br />

Pumpentopf<br />

(Schw<strong>im</strong>merventil<br />

geschlossen)<br />

Führungsrippen<br />

Schw<strong>im</strong>merventil mit<br />

Magnet (geöffnet)<br />

Thermoaktuator<br />

Ü1 - 9<br />

Funktionsprinzip<br />

Schw<strong>im</strong>merventil Pumpentopf<br />

Magnete<br />

Feder<br />

Thermoaktuator<br />

S<br />

N<br />

Funktion: Unterkorbspülung an / aus<br />

N S<br />

N S


Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Konstruktions-FMEA<br />

Funktionssystem Sachnummer<br />

Modell Datum<br />

Funktionsanalyse<br />

Erstellt durch (Name/Abt.) Blatt<br />

Hauptfunktion der Betrachtungseinheit<br />

Verbinden der Bauteile Rillenkugellager, Gehäuse<br />

Teilfunktion Funktionselement Schnittstelle/Bemerkung<br />

Ü1 - 10<br />

...


Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Konstruktions-FMEA<br />

Teil-Name Teil-Nummer<br />

Fehler-Möglichkeits- und Einfluß-Analyse<br />

Modell/Typ Datum<br />

Konstruktions-FMEA Prozeß-FMEA<br />

Name/Abt./Lieferant<br />

Erstellt durch (Name/Abt.) überarbeitet<br />

Name/Abt./Lieferant<br />

Bestätigung durch<br />

betroffene Abteilungen<br />

und/oder Lieferant<br />

Derzeitiger Zustand Empfohlene Verant- Verbesserter Zustand<br />

Abstellwortmaßnahmenlichkeit Getroffene<br />

Maßnahmen<br />

Potentielle<br />

Fehlerursachen<br />

Potentielle<br />

Folgen<br />

des Fehlers<br />

Potentielle<br />

Fehler<br />

Bauteile/<br />

Funktionssystem<br />

Risikoprioritätszahl<br />

Entdeckung<br />

Auftreten<br />

Bedeutung<br />

Risikoprioritätszahl<br />

Entdeckung<br />

Auftreten<br />

Bedeutung<br />

Vorgesehene<br />

VerhütungsundPrüfmaßnahmen<br />

Prozeßschritte<br />

Ü1 - 11<br />

Priorität (RPZ)<br />

1000<br />

125<br />

1<br />

hoch<br />

mittel<br />

keine<br />

Wahrscheinlichkeit der Entdeckung<br />

(vor Auslieferung an Kunden)<br />

hoch<br />

1<br />

mäßig<br />

2 - 5<br />

gering<br />

6 - 8<br />

sehr gering<br />

9<br />

unwahrscheinlich<br />

10<br />

1<br />

2 - 3<br />

4 - 6<br />

7 - 8<br />

9 - 10<br />

Bedeutung (Auswirkungen auf den Kunden)<br />

kaum wahrnehmbare Auswirkungen<br />

unbedeutender Fehler, geringe Belästigung des Kunden<br />

mäßig schwerer Fehler<br />

schwerer Fehler, Verärgerung des Kunden<br />

äußerst schwerwiegender Fehler<br />

Wahrscheinlichkeit des Auftretens<br />

(Fehler kann vorkommen)<br />

unwahrscheinlich<br />

1<br />

sehr gering<br />

2 - 3<br />

gering<br />

4 - 6<br />

mäßig<br />

7 - 8<br />

hoch<br />

9 - 10


<strong>Vorlesungsskript</strong><br />

<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />

<strong>Qualität</strong> <strong>im</strong> Produktlebenszyklus<br />

Übung 2<br />

1. Prüfplanung in der Beschaffung<br />

2. Statistische Prozessregelung


Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s


Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s


Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s


Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s


Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s


Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s


Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />

Arbeitspaper: Beschaffungsstrategien<br />

Das Ergebnis einer „Strategiebesprechung“ in Ihrem Unternehmen ist eine Neuorientierung<br />

<strong>im</strong> Beschaffungsbereich. Als Verantwortlicher für den Geschäfts-bereich „Beschaffung“<br />

sollen Sie für unterschiedliche Teile bzw. Baugruppen die Beschaffungsstrategie,<br />

eine Lieferantenbewertung usw. entwickeln. Gehen Sie davon aus, dass es<br />

bei den zu beschaffenden Teilen und Baugruppen verschiedene Rahmenbedingungen<br />

zu berücksichtigen gilt, wie z.B. Beschaffung auf Lager, direkt Lieferung ans<br />

Band usw.<br />

Bearbeiten Sie die folgenden 5 Aufgaben in der Gruppe und präsentieren Sie am<br />

Ende Ihre Ergebnisse. Gehen Sie davon aus, dass sie Ihre Ergebnisse der Geschäftsleitung<br />

vorstellen.<br />

Aufgabe 1: Beschaffungsstrategien:<br />

Bitte diskutieren Sie in der Gruppe die vorgestellten Beschaffungsstrategien und entscheiden<br />

Sie sich für eine bzw. mehrere Strategien für die unterschiedlichen Bauteile.<br />

(Gehen Sie davon aus, dass für sämtliche Strategie Lieferanten zur Verfügung stehen<br />

und die Entscheidung in Ihrem Unternehmen anhand des Produktspektrums zu<br />

treffen ist)<br />

Just-In-T<strong>im</strong>e Single Sourcing Global Sourcing<br />

pro: pro: pro:<br />

contra: contra: contra:


Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />

Aufgabe 2: Lieferantenbewertung und -beurteilung<br />

Sie haben sich für eine Beschaffungsstrategie entschieden. Nun geht es um die konkrete<br />

Festlegung von welchem Lieferanten die Teile bezogen werden sollen. Stellen<br />

Sie eine „Bewertungsmethodik“ auf, die es erlaubt <strong>im</strong> Vorfeld bzw. während der Lieferbeziehung<br />

eine Lieferantenbeurteilung durchzuführen.


Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />

Aufgabe 3: <strong>Qualität</strong>ssicherungsvereinbarungen<br />

Nach reger Diskussion haben Sie sich für einen Lieferanten entschieden. Nun müssen<br />

sie als QM-Beauftrager die QS - Vereinbarungen mit dem Lieferanten aushandeln.<br />

Was ist Ihre Ansicht nach Inhalt dieser QS- Vereinbarungen und welchen<br />

Zweck erfüllen diese Vereinbarungen? Diskutieren Sie die gestellte Frage in der<br />

Gruppe und stellen exemplarisch Ihre QS- Vereinbarungen dar.


Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />

Aufgabe 4: Differenzierung nach Fehlerarten<br />

Damit eine wirtschaftliche Wareneingangskontrolle durchgeführt werden kann, wird<br />

nach verschiedenen Fehlerarten differenziert: Kritischer Fehler, Hauptfehler und Nebenfehler.<br />

Durch wen und wie soll die <strong>Qualität</strong> der gelieferten Produkte sichergestellt<br />

werden. Diskutieren Sie die zu verfolgenden Wareneingangsprüfungen anhand der<br />

vorgestellten Fehlerarten.


Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />

Aufgabe 5: Wirtschaftliche und rechtliche Aspekte


Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />

Bei der Gestaltung von Lieferantenbeziehungen müssen des weiteren wirtschaftliche<br />

und rechtliche Aspekte berücksichtigt werden. Ordnen Sie den vorgestellte Fehlerarten<br />

entsprechende Prüfmethoden zu und diskutieren Sie deren Einsatz anhand der<br />

„Theorie der <strong>Qualität</strong>skosten“. Jede Lieferantenbeziehung wird durch einen Vertrag<br />

festgelegt. Diskutieren Sie notwendige Vertragsbestandteile die in jedem Fall Inhalt<br />

des Vertrages sein müssen.


Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />

Arbeitsunterlagen Statistische Prozessregelung<br />

Neben den eigenen Lieferanten existiert auch die eigene Fertigung. Als Beispiel soll eine<br />

Spülmaschine dienen. Dabei wird in der firmeneigenen Spritzgießerei der variantenfreie Adapter<br />

für den Thermoaktuator produziert.<br />

Folgende Randbedingungen sind bekannt:<br />

Vorgesehen ist eine Jahresproduktion von ca. 100.000 Stück, wobei die Fertigungslosgröße<br />

bei ca. 10.000 Stück liegt. Aus wirtschaftlichen Überlegungen erfolgt die Fertigung <strong>im</strong> Zweischichtbetrieb.<br />

Einem möglichen Störgrößeneinfluss, wie er etwa durch Temperaturschwankungen,<br />

Bedienerwechsel oder durch die 10 Jahre alte Anlage denkbar ist, soll in der Prüfplanung<br />

Rechnung getragen werden.<br />

Aus dem Vorgängermodell ist bekannt, dass Gießfehler gerade <strong>im</strong> Bereich der Thermoaktuatorbefestigung<br />

auftreten. Dabei wurde festgestellt, dass der Adapter <strong>im</strong>mer fehlerfrei gegossen<br />

wurde, wenn das Bajonett-Verschlussmaß 3,1 in der Toleranz liegt. Eine <strong>im</strong> Vorfeld<br />

durchgeführte Prozess-FMEA (s.u.) ergab eine RPZ von 160. Im Rahmen der Prüfplanung<br />

sollen diese Gießfehler am Adapter möglichst früh erkannt werden und eine Weiterverwendung<br />

von Bauteilen, die n.i.O. sind, sicher verhindert werden.<br />

Aufgabe 1:<br />

Welche grundsätzlichen Prüfumfänge kommen in Frage? Nennen sie jeweils Vor- und<br />

Nachteile der Prüfverfahren. Welche verbesserten RPZ ergeben Sich daraus in der Prozess-<br />

FMEA?


Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s


Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s


Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />

Um den Gießprozess regeln zu können, bietet sich die SPC an. In einem Vorlauf wurden<br />

hierfür bereits Messwerte (s.u.) aufgenommen.<br />

Aufgabe 2:<br />

Welche Voraussetzungen müssen für die SPC erfüllt sein? Sind diese Voraussetzungen erfüllt?<br />

Aufgabe 3:<br />

Im Folgenden sollen anhand einer Mittelwert-/Spannweitenregelkarte die Stabilität und die<br />

Prozessfähigkeit des Prozesses ermittelt werden. Vervollständigen sie hierzu die Regelkarte.<br />

Best<strong>im</strong>men sie dazu den Prozessmittelwert x und den Mittelwert der einzelnen Spannweiten<br />

R . Weiterhin sind die Eingriffsgrenzen zu best<strong>im</strong>men. Verwenden Sie die angegebenen<br />

Berechnungsgrundlagen für die Mittelwert-/Spannweitenkarte.


Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s


Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s


Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />

Berechnungsgrundlage für die Mittelwert-/Spannweitenkarte:<br />

Prozessmittelwerte:<br />

Eingriffsgrenzen/Mittelwert:<br />

x1<br />

+ x2<br />

+ ... + xm<br />

x =<br />

m<br />

R1<br />

+ R2<br />

+ ... + R<br />

R =<br />

m<br />

OEG<br />

UEG<br />

x<br />

x<br />

= x + A<br />

= x − A<br />

R = x − x<br />

Spannweite: max min<br />

Eingriffsgrenzen/Spannweite:<br />

Näherungsgleichung für Standardabweichung:<br />

Tabellenwerte:<br />

OEG<br />

UEG<br />

s<br />

s<br />

x<br />

R<br />

=<br />

R<br />

R<br />

2<br />

2<br />

R<br />

d<br />

⋅R<br />

⋅R<br />

m<br />

= D4<br />

⋅R<br />

= D ⋅R<br />

2<br />

2<br />

3<br />

d 3 ⋅R<br />

=<br />

d<br />

n A2 D3 D4 d2 d3<br />

2 1,880 - 3,267 1,128 0,8525<br />

3 1,023 - 2,574 1,693 0,8884<br />

4 0,729 - 2,282 2,059 0,8798<br />

5 0,577 - 2,114 2,326 0,8641<br />

6 0,483 - 2,004 2,534 0,8480<br />

7 0,419 0,076 1,924 2,704 0,8332<br />

... ... ... ... ... ...<br />

... ... ... ... ... ...


Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />

Aufgabe 4:<br />

Ist der Prozess stabil; sind systematische Einflüsse erkennbar? Begründen Sie ihr Ergebnis<br />

unter Zuhilfenahme des <strong>Vorlesungsskript</strong>es<br />

Aufgabe 5:<br />

Ist der Prozess fähig? Berechnen Sie die Fähigkeitskennwerte.


Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />

<strong>Vorlesungsskript</strong><br />

<strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong><br />

<strong>Qualität</strong> <strong>im</strong> Produktlebenszyklus<br />

Übung 3<br />

Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s


Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />

Ü3 Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />

1 Karten-Abfrage<br />

Wozu?<br />

Zur Sammlung von Themen, Fragen, Ideen, Lösungsansätzen ... ist die Kartenabfrage die<br />

Methode schlechthin.<br />

Vorteile:<br />

Jeder Teilnehmer wird einbezogen. Alle Nennungen sind gleich wichtig, es gibt keine Hierarchie-<br />

oder sonstigen Unterschiede. Die Nennungen können jederzeit neu geordnet werden.<br />

Nachteile:<br />

Hoher Zeitaufwand. Sie wird bei großen Gruppen und/oder vielen Nennungen leicht unübersichtlich.<br />

Letzteres ist aber nur bedingt als Nachteil zu werten, da die Möglichkeit besteht, die<br />

Karten zu l<strong>im</strong>itieren.<br />

Wie?<br />

Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />

Offene Kartenabfrage<br />

Worüber möchten<br />

Sie hier sprechen?<br />

knappe<br />

Vo r g a b en<br />

wenig<br />

Zeit<br />

Streß<br />

Zeit Abfall Z usammenarbeit<br />

<strong>im</strong>mer<br />

Zeitdruck<br />

Papierabfall<br />

Mülle<strong>im</strong>er<br />

Abfall<br />

Absprache Um gang<br />

Zusammenarbeit<br />

Die Moderatoren stellen eine auf einer Pinwand visualisierte Frage an die Gruppe. Die Beantwortung<br />

dieser Frage soll in schriftlicher Form geschehen. Hierzu verteilen sie Moderationskarten.<br />

Diese haben eine einheitliche Farbe, damit nicht Einzelkarten schon aufgrund<br />

ihrer Farbe hervortreten (beachte: Farben und Formen sind Bedeutungsträger!).<br />

Sie bitten nun die Teilnehmer um schriftliche Beantwortung der gestellten Frage. Dabei ist<br />

darauf zu achten, dass die Teilnehmer...<br />

... mit Filzstiften schreiben;<br />

... in Druckschrift schreiben;<br />

... die Karten groß und deutlich, max<strong>im</strong>al aber dreizeilig, beschreiben, damit sie später, wenn<br />

sie an der Pinwand hängen, für alle Teilnehmer lesbar sind;<br />

Ü3 - 1<br />

Institut für Werkzeugmaschinen<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Zäh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Beziehungen<br />

Streit<br />

Urlaubsabsprache<br />

Miteinander


Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />

... max<strong>im</strong>al einen Gedanken pro Karte notieren.<br />

Der nächste Schritt ist nun das Einsammeln der Karten. Dabei ist darauf zu achten, dass<br />

diese verdeckt (mit dem „Gesicht nach unten“) eingesammelt werden. Dies ist wichtig, weil<br />

auch die offene Kartenabfrage möglichst anonym ablaufen soll.<br />

Dann folgt das Anpinnen der Karten an der Pinwand. Hierzu ist folgende Aufgabenteilung<br />

zwischen den Moderatoren sinnvoll: während der eine eine Karte der Gruppe zeigt und dabei<br />

vorliest, bereitet sein Partner die Nadeln vor und pinnt die Karte an.<br />

Bei den folgenden Karten stellt der Moderator die Frage an die Gruppe, ob diese der bereits<br />

angepinnten Karte zugeordnet werden kann oder eine neue Sinneinheit bildet und deshalb<br />

nicht darunter, sondern daneben angepinnt werden muß. Dieser Prozeß ist abgeschlossen,<br />

wenn alle Karten angeheftet worden sind.<br />

Abschließend überprüft die Gruppe die Zuordnung der Karten.<br />

Wann?<br />

Vorrangig in Schritt 2: “Themen sammeln“ situativ in jedem Moderationsschritt anwendbar.<br />

Ü3 - 2


Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />

2 Mehrpunktabfrage<br />

Wozu?<br />

Die Mehrpunktabfrage ist in der Moderation Ersatz für die Abst<strong>im</strong>mung. Sie eignet sich dazu,<br />

Entscheidungen herbeizuführen und Prioritäten zu setzen.<br />

Wie?<br />

Die Moderatoren fordern die Teilnehmer auf, eine vorab formulierte und visualisierte Frage<br />

durch das Kleben von mehreren Punkten zu beantworten. Hierbei müssen verschiedene Alternativen<br />

vorgegeben sein, beispielsweise die Überbegriffe aus der Themensammlung, die<br />

<strong>im</strong> Themenspeicher aufgelistet sind.<br />

Regel: Die Anzahl der Klebepunkte entspricht der Anzahl der Alternativen, dividiert durch<br />

zwei, wobei gegebenenfalls abgerundet wird.<br />

Jeder Teilnehmer klebt an der Pinwand max<strong>im</strong>al zwei Punkte pro Alternative zu den Themen,<br />

für die er sich entschieden hat.<br />

Wann?<br />

Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />

Mehrpunktabfrage<br />

Themenspeicher<br />

Nr.<br />

Schritt 3: „Thema auswählen“<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

Thema<br />

Zeitdruck in der Fertigstellung<br />

Zusammenarbeit<br />

Weiterbildung<br />

Neue Mitarbeiter <strong>im</strong> WE<br />

Ü3 - 3<br />

Institut für Werkzeugmaschinen<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Zäh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

7<br />

5<br />

4<br />

6<br />

1<br />

3<br />

4<br />

2


Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />

3 Ursachen-Wirkungs-Diagramm<br />

Wozu?<br />

Das Ursachen-Wirkungs-Diagramm eignet sich zur systematischen Analyse der Ursachen<br />

eines Problems, vor allem <strong>im</strong> quantitativen (meßbaren) Bereich.<br />

Vorteil:<br />

Die Vorstrukturierung der Problemlandschaft ist eine große Hilfe für die Problemanalyse. Sie<br />

konzentriert die Aufmerksamkeit der Gruppe auf die vorgegebenen Kategorien.<br />

Nachteil:<br />

Im Rahmen der Lösungssuche muss jede in das Diagramm eingetragenen Nennung nochmal<br />

besprochen werden.<br />

Wie?<br />

Die Moderatoren stellen der Gruppe die Grobstruktur eines Flußdiagrammes nach dem<br />

Fischgrätenmuster, das Ursachen-Wirkungs-Diagramm, vor. Am „Kopfende“ wird das zu untersuchende<br />

Problem eingetragen. Die vier Hauptarme werden mit den Begriffen „Mensch“,<br />

„Maschine“, „Methode“ und „Material“ beschriftet. Anschließend tragen die Moderatoren die<br />

Problemursachen, die die Gruppe sieht, per Zuruf in das Schema ein.<br />

Ein Moderator steuert den Prozeß, währen der andere die Beiträge, für alle sichtbar, mitvisualisiert.<br />

Wann?<br />

Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />

Ursachen-Wirkungs-Diagramm<br />

Was verursacht<br />

bei uns ...<br />

Schritt 4: „Thema bearbeiten“<br />

Mensch Maschine<br />

Personal-<br />

engpässe<br />

zuviel Nacharbeit<br />

Kontrollen dauern<br />

viel zu lang<br />

Härtezeiten<br />

zu lang<br />

Maschinenausfälle<br />

Engpässe<br />

zum Teil<br />

fehlerhaft<br />

Methode Material<br />

Ü3 - 4<br />

Institut für Werkzeugmaschinen<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Zäh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

... zu<br />

lange<br />

Lieferzeiten


Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />

4 Netzbild<br />

Wozu?<br />

Das Netzbild eignet sich besonders zur Vertiefung eines Themas, zum Aufzeigen von Aufbaustrukturen<br />

und zur Verdeutlichung von Beziehungen. Es ist eine gute Methode, um „in die<br />

Tiefe“ zu gehen.<br />

Vorteile:<br />

Breite Anwendungsmöglichkeiten.<br />

Nachteile:<br />

Bei vielen Punkten/Nennungen kann die Darstellung unübersichtlich werden.<br />

Wie?<br />

© iwb 2005<br />

Der Ausgangspunkt des Netzbildes ist <strong>im</strong>mer ein in der Mitte des Plakats angebrachter<br />

Kreis, in dem stichwortartig das Thema bzw. die Problemstellung, als Frage oder Satzergänzung,<br />

visualisiert ist. Ein Beispiel: “Was gehört zu den Aufgaben eines Moderators? Die Moderatoren<br />

bitten die Gruppe, das Schema per Zuruf zu ergänzen, und visualisieren die Zurufe<br />

auf dem Plakat mit. Wichtig ist hierbei, dass das Bild von innen nach außen wächst.<br />

Ist die Ausgangsfrage erschöpfend bearbeitet, wird jeweils eine neue Fragestellung für die<br />

gefundenen Punkte formuliert. Angenommen, wir hätten in unserem Beispiel den Punkt<br />

„Steuerung der Gruppe“ erhalten, so könnte die weiterführende Frage lauten: „Was gehört<br />

zur Steuerung der Gruppe?“. Dieser Prozeß dauert so lange, bis das Thema entsprechend<br />

der Zielsetzung in ausreichendem Umfang bearbeitet ist.<br />

Wann?<br />

Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />

Netzbild<br />

Was gehört<br />

zu den ...<br />

Auf offene<br />

Kommunikation<br />

achten<br />

Methode<br />

visualisieren<br />

Methode<br />

vorstellen<br />

Diskussion<br />

leiten<br />

Methoden<br />

anbieten<br />

Gruppe auf<br />

Methode<br />

konzentrieren<br />

Formulierung<br />

mit der Gruppe<br />

Aufgaben<br />

eines<br />

Moderators<br />

Beiträge<br />

visualisieren<br />

Fragen<br />

stellen<br />

offene Fragen<br />

stellen<br />

Sauber<br />

visualisieren<br />

Fragen an<br />

die Gruppe<br />

geben<br />

Fragende<br />

Haltung<br />

einnehmen<br />

In Schritt 4: „Thema bearbeiten“<br />

Was haben wir<br />

von der ...<br />

Zeitersparnis<br />

durch<br />

Einsparung<br />

des Arbeitsvorganges<br />

II<br />

Institut für Werkzeugmaschinen<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Zäh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

bringt<br />

Planung<br />

... Lösung<br />

dieses<br />

Problems<br />

Mehrarbeit<br />

für<br />

Ü3 - 5<br />

führt<br />

zu<br />

verursacht<br />

weniger<br />

Ärger<br />

aufgrund<br />

Kosten<br />

für<br />

Überstundenreduzierung<br />

Werkzeuge<br />

Transportbehälter<br />

Seite 5


Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />

5 Ablaufplan<br />

Wozu?<br />

Der Ablaufplan eignet sich besonders für die Bearbeitung eines Themas, wenn sich ein Ablauf<br />

zur Strukturierung der Arbeit anbietet, wie zum Beispiel in einem Produktionsprozeß.<br />

Vorteil:<br />

Klare Strukturierung der Arbeit<br />

Nachteil:<br />

Engt möglicherweise den Blick ein.<br />

Wie?<br />

Die Moderatoren erarbeiten mit der Gruppe einen Ablauf bzw. geben diesen vor, wenn er<br />

allgemein bekannt ist.<br />

Die Gruppe bearbeitet dann die zu dem jeweiligen Ablaufschritt gehörenden Fragen und<br />

Probleme. Die Moderatoren steuern arbeitsteilig den Prozeß und visualisieren die Teilnehmerbeiträge<br />

auf dem Plakat mit.<br />

Wann?<br />

Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />

Ablaufplan<br />

Was verursacht den<br />

hohen Au schuß?<br />

ablängen<br />

stanzen<br />

entgraten<br />

polieren<br />

grundieren<br />

Im Schritt 4: „Thema bearbeiten“<br />

Grate durch ungenaue Einstellungen<br />

fehlende vorbeugende Wartung der Substanzen<br />

hohe Verletzungsgefahr<br />

wird nicht sorgfältig genung gemacht<br />

Arbeitsplätze nicht staubfrei!<br />

Pads werden zu spät gewechselt<br />

Ü3 - 6<br />

Institut für Werkzeugmaschinen<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Zäh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart


Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />

6 Maßnahmenplan<br />

Wozu?<br />

Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />

Maßnahmeplan<br />

Maßnahmen<br />

Nr.<br />

1<br />

2<br />

3<br />

was? wozu? wer? wann?<br />

Zusätzliche<br />

Anwände<br />

kaufen<br />

Geruchsarme<br />

Stifte kaufen<br />

Prüfen, ob Info-<br />

Copy bestellt<br />

werden kann und<br />

gf. bestellen<br />

Arbeitsmöglichkeit<br />

verbessern<br />

Lösungsmitteldampf<br />

abstellen<br />

Protokolle<br />

schneller<br />

erstellen<br />

können<br />

H. Moser<br />

H. Müller<br />

Fr. Bauer<br />

Der Maßnahmenplan soll gewährleisten, dass die Gruppensitzung nicht ergebnislos bleibt,<br />

sondern mit konkreten Vorhaben abgeschlossen wird, zu deren Realisierung auch konkrete<br />

Maßnahmen vereinbart werden.<br />

Wie?<br />

Die Moderatoren stellen der Gruppe eine Tabelle vor, deren Spaltenüberschriften bereits<br />

visualisiert sind. Es geht darum, festzulegen, ...<br />

... wer,<br />

... was,<br />

... mit welchem Ziel (wozu)<br />

... bis/ab wann tut und<br />

... wie die Ausführung kontrolliert werden soll, bzw. auf welche Art die anderen Rückmeldung<br />

über<br />

deren Erledigung erhalten.<br />

Die Gruppe muss sich am Ende der gemeinsamen Arbeit einigen, welche der angedachten<br />

Maßnahmen/Lösungen sie konkret weiterverfolgen wird und welche konkreten Maßnahmen<br />

sich daraus ergeben.<br />

Aufgabe der Moderatoren ist es, darauf zu achten, dass die einzelnen Maßnahmen möglichst<br />

konkret formuliert und von der Gruppe selbst umsetzbar sind. Dies bedeutet, dass in<br />

den jeweiligne Spalten nur Namen von Teilnehmern der Gruppe eingetragen werden können<br />

und auf konkrete Terminvereinbarungen zu achten ist. Die Moderatoren übernehmen keine<br />

inhaltlichen Aufgaben!<br />

Wann?<br />

Im Schritt 5: „Maßnahmen planen“<br />

Ü3 - 7<br />

KW 3/93<br />

KW 2/93<br />

KW 3/93<br />

Institut für Werkzeugmaschinen<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Zäh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Rückmeldung<br />

Info über<br />

Liefertermin<br />

bei nächst.<br />

Treffen<br />

"<br />

Info über<br />

Ergebnis<br />

bei nächst.<br />

Treffen


Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />

Werkzeuge des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />

Problemlösung<br />

Vorgehen<br />

Schritte der Problemlösung<br />

- Projektorganisation (1, 2)<br />

- Diagnose (3-6)<br />

- Therapie (7-10)<br />

- Stabilisierung (11, 12)<br />

1) Probleme auflisten und priorisieren<br />

2) Projekt und Team benennen<br />

3) Symptome analysieren<br />

4) Theorien über Ursachen formulieren<br />

5) Theorien prüfen<br />

6) Grundlegende Ursachen feststellen<br />

7) Lösungsalternativen betrachten<br />

8) Lösungen + Prüfmethoden entwerfen<br />

9) Auf Widerstände eingehen<br />

10) Lösungen und Prüfmethoden einführen<br />

11) Wirksamkeit der Maßnahmen prüfen<br />

12) Regelungssystem <strong>im</strong> Auge behalten<br />

7 Werkzeuge des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />

7.1 Problemlösung<br />

Werkzeuge zur <strong>Qualität</strong>sverbesserung<br />

Flußdiagramm<br />

Brainstorming<br />

Fischgräten-Diagramm<br />

Datenerhebung<br />

Graphische Darstellung<br />

Stratifizierung<br />

Pareto-Analyse<br />

Histogramm<br />

Korrelationsdiagramm<br />

Box Plots<br />

- Ohne logisch strukturierten Ansatz sind chronische Probleme in einem Unternehmen<br />

nicht zu lösen.<br />

- Bei jedem Schritt der Problemlösung sind geeignete Werkzeuge zur <strong>Qualität</strong>sverbesserung<br />

anzuwenden.<br />

Ü3 - 8<br />

Institut für Werkzeugmaschinen<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Zäh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Anwendung des Werkzeugs:<br />

häufig<br />

selten<br />

nie/sehr selten


Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />

Werkzeuge des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />

Erstellen von Flußdiagrammen<br />

7.2 Flußdiagramme<br />

Ein Flußdiagramm ist die grafische Darstellung einer Schrittfolge, die zu einem best<strong>im</strong>mten<br />

Ergebnis (zu einer Sache, einer Dienstleistung, einer Information oder zu einer Kombination<br />

daraus) führt.<br />

Flußdiagramme erleichtern die Prozeßanalyse.<br />

Vorgehen<br />

Start<br />

Zweck<br />

diskutieren<br />

Detaillierungs<br />

grad festlegen<br />

Start / Ende<br />

definieren<br />

ersten Schritt<br />

angeben<br />

Verzwei-<br />

gung?<br />

nein<br />

vertraut?<br />

ja<br />

Prozeß-<br />

grenze?<br />

nein<br />

nächsten<br />

Schritt<br />

angeben<br />

zusätzl. Schritt<br />

angeben<br />

ja<br />

nein<br />

ja<br />

Ast wählen,<br />

weitermachen<br />

markieren,<br />

überspringen<br />

(1) Zweck des Flußdiagramms diskutieren<br />

(2) Detaillierungsgrad festlegen<br />

(3) Grenzen des zu untersuchenden Prozesses definieren (Start/Ende)<br />

(4) Alle Schritte beginnend mit dem ersten (oder letzten) folgerichtig darstellen<br />

(Durchgängige Richtung: Start oben oder links, Ende unten oder rechts)<br />

(5) Bei Verzweigungen einen Ast auswählen und konsequent weiterverfolgen<br />

(6) Ist ein Schritt keinem Anwesenden vertraut: markieren und auslassen<br />

(7) [4, 5, 6] wiederholen, bis der letzte (oder erste) Prozeßschritt erreicht ist<br />

(8) Zurückgehen; von den Verzweigungen aus die übrigen Äste behandeln<br />

(9) Lücken (6) schließen durch Informationen von außen: Prozeß direkt beobachten, Erfahrungsträger<br />

(evtl. Werker) befragen<br />

(10) Genauigkeit und Vollständigkeit überprüfen; zur Analyse übergehen<br />

Hinweis<br />

Der tatsächlich laufende Prozeß soll analysiert und ggf. verbessert werden. Das Flußdiagramm<br />

muss daher den Prozeß so zeigen, wie er ist, nicht wie er sein soll.<br />

Ü3 - 9<br />

ja<br />

Institut für Werkzeugmaschinen<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Zäh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

weitere<br />

Äste?<br />

nein<br />

auf Sonderfälle<br />

prüfen<br />

Sonder-<br />

fälle?<br />

nein<br />

Lücken<br />

schließen<br />

ja<br />

Diagramm<br />

analysieren<br />

Ende


Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />

Werkzeuge des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />

Fischgräten-Diagramme<br />

7.3 Fischgräten-Diagramme<br />

Fischgräten-Diagramme dienen zur Problemanalyse. Sie helfen be<strong>im</strong> Ermitteln von Streuungsursachen.<br />

Man nennt sie:<br />

Ursache-Wirkungs-Diagramme (nach dem Zweck),<br />

Fischgräten-Diagramme (nach der Form) oder<br />

Ishikawa-Diagramme (nach dem Erfinder)<br />

Vorgehen<br />

Drehen<br />

Q_U309<br />

Bohren<br />

Schleifen Härten<br />

Gliederung nach Streuungsursachen:<br />

"4 M" (s. Bild), dazu oft "3 neue M"<br />

(Mitwelt, Meßbarkeit, Management)<br />

Gliederung nach Prozeßschritten<br />

(häufig geeignet zur Vorklärung)<br />

Wirkung<br />

Mensch Maschine<br />

(1) Definition des Problems („Wirkung“)<br />

(2) Arbeitsgruppe bilden zur Analyse der Einflußgrößen („Ursachen“)<br />

(3) Auswahl der geeigneten Fischgrätenstruktur<br />

(4) Sammeln (Brainstorming) und Einordnen der „Ursachen“ (Moderator!)<br />

(5) Zusammenhang der „Ursachen“ mit der „Wirkung“ kennzeichnen<br />

Lieferant Zusammenhang wesentlich, bekannt und qualifizierbar<br />

Wärme Zusammenhang vorhanden, aber nicht quantifizierbar und/oder komplexer Art<br />

Rauhtiefe Kein Zusammenhang bekannt<br />

(6) Prioritäten der Bearbeitung festlegen (Diskussion, Punktvergabe...)<br />

Ü3 - 10<br />

Ursachengruppe<br />

Material<br />

Institut für Werkzeugmaschinen<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Zäh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

Methode<br />

Einzelursache<br />

Wirkung


Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />

Hinweis<br />

Es gibt fehlerorientierte und erfolgsorientierte Fischgräten-Diagramme. Diese beiden Arten<br />

sind streng auseinanderzuhalten:<br />

Be<strong>im</strong> erfolgsorientierten Fischgräten-Diagramm wird als „Wirkung“ das Ziel angegeben,<br />

also ein positiver, erwünschter Zustand (z.B. „paßgenaue Fensterdichtung“). Als „Ursachen“<br />

hat man dann die Voraussetzungen zu erarbeiten, die zum Erreichen des Soll-Zustands erforderlich<br />

sind. Diese induktive Vorgehensweise eignet sich besonders für die Betrachtung<br />

von Gesamtsystemen, speziell in der Planungsphase.<br />

Be<strong>im</strong> fehlerorientierten Fischgräten-Diagramm geht man den deduktiven Weg. Als „Wirkung“<br />

wird ein definierter Fehler in das Diagramm eingetragen (z.B. „Fensterdichtung wellig“<br />

oder – wie in obigem Beispiel – „bitterer Kaffee“). Zu suchen sind dann die möglichen „Ursachen“<br />

des Fehlers. Dieses Vorgehen bietet sich an, wenn ein Fehler bereits vorhanden ist<br />

und systematisch analysiert und abgestellt werden soll.<br />

Beide Arten des Fischgräten-Diagramms erleichtern durch ihren strukturierten Aufbau Diskussion<br />

und Analyse von Problemstellungen. Trotz dieses gemeinsamen Vorteils dürfen sie<br />

jedoch keinesfalls miteinander vermengt werden.<br />

Ü3 - 11


Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />

7.4 Datenerhebung<br />

Daten und Fakten sind die Grundlage jeder <strong>Qualität</strong>sverbesserung.<br />

Die Erhebung von Daten erfordert daher gründliche Vorbereitung und den richtigen Einsatz<br />

geeigneter Werkzeuge.<br />

Vorgehen<br />

(1) Im Hinblick auf die benötigten Informationen gezielte Fragen formulieren<br />

(2) Geeignete Datenanalyse-Werkzeuge auswählen und die Erhebung der dafür nötigen<br />

Daten sicherstellen (wo <strong>im</strong>mer möglich in Form von Meßwerten)<br />

(3) Prozeßschritte ermitteln, an denen umfassende Datenerhebung möglich ist<br />

(4) Unvoreingenommene Prüfer auswählen<br />

(5) Möglichkeiten der Prüfer und Prüfmittel berücksichtigen<br />

(6) Prüfmethode festlegen (möglichst unter Beteiligung der Prüfer)<br />

- Prüfvorgänge einfach halten<br />

- Fehlerquellen reduzieren<br />

- Bezugsgrößen für spätere Analyse festhalten<br />

- Formblätter selbst-erklärend gestalten<br />

- Formblätter müssen „offiziell“ aussehen.<br />

(7) Trainigsmaßnahmen vorbereiten<br />

(8) Formulare und Trainingsmaßnahmen prüfen<br />

(9) Prüfer trainieren, Trainingserfolg überprüfen<br />

(10) Datenerhebungsprozeß prüfen und Gültigkeit der Ergebnisse nachweisen<br />

Hinweis<br />

Bei der Datenerhebung sind folgende Punkte wesentlich:<br />

- Ziel der Datenerhebung <strong>im</strong> Auge behalten<br />

- Stichproben repräsentativ und zufällig ziehen<br />

- Zu messende Merkmale kennen<br />

- Meßmethoden und Meßeinrichtungen beherrschen<br />

- Meß(un)genauigkeit berücksichtigen<br />

Werkzeuge zur Datenerhebung<br />

Wichtig bei jeder Datenerhebung ist das Erfassen der Bezugsgrößen. In Bild 7 und 8 wird<br />

dies exemplarisch gezeigt (Datum, Linie, Prüfer, Bemerkungen), bei den anderen Beispielen<br />

wurde aus Platzgründen darauf verzichtet.<br />

Fehlerart<br />

locker<br />

beschädigt<br />

wellig<br />

Spalt<br />

Überlappung<br />

Maß 35,2<br />

2x45°<br />

Sonstiges<br />

Anzahl<br />

II<br />

IIII I<br />

II<br />

IIII<br />

Bild 1:<br />

Fehlersammelliste für<br />

mehrere Fehlerarten<br />

I<br />

Risse Anzahl<br />

0<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

mehr<br />

IIII III<br />

IIII<br />

I<br />

II<br />

Bild 2:<br />

Fehlersammelliste<br />

für eine Fehlerart<br />

Lackfehler Frontklappe<br />

Ü3 - 12<br />

xx xx<br />

x<br />

x xx<br />

x<br />

Bild 3:<br />

Fehlerort-Diagramm<br />

x<br />

Merkmal<br />

Kriterium 1<br />

Kriterium 2<br />

...<br />

Kriterium X<br />

Messung A<br />

Messung B<br />

...<br />

Messung Y<br />

Bild 4:<br />

Checkliste<br />

Ergebnis<br />

i.O.<br />

n.i.O.<br />

...<br />

...<br />

15,03<br />

19.57<br />

...<br />

...


Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />

Das gebräuchlichste Hilfsmittel der Datenerhebung ist die Strichliste.<br />

Bei attributiven Prüfungen (Entscheidung: „gut/schlecht“) unterscheidet man die Fehlersammelliste<br />

für mehrere Fehlerarten (Bild 1), die Fehlersammelliste für eine Fehlerart (Bild 2)<br />

und – sozusagen als „grafische Strichliste“ – das Fehlerort-Diagramm (Bild 3). Diese Werkzeuge<br />

sind anwendbar bei der Prüfung eines Teils oder bei der Prüfung mehrerer Teile, deren<br />

definierte Anzahl unbedingt angegeben werden muß.<br />

Für die Prüfung eines komplexen Teils (z.B. Motor) werden häufig Checklisten (Bild 4) verwendet.<br />

Dabei ist eine Folge attributiver (z.B. Zylinderkopfdichtung i.O./n.i.O.) und/oder variabler<br />

Merkmale (z.B. Öldruck 1,6 bar) zu prüfen.<br />

Obwohl die Checkliste beides vereint, sind attributive („gut/schlecht“- Entscheidung; qualitativ)<br />

und variable Prüfungen (Messung; quantitativ) zu unterscheiden.<br />

Merkmalswert<br />

57,0<br />

57,1<br />

57,2<br />

57,3<br />

57,4<br />

57,5<br />

57,6<br />

57,7<br />

57,8<br />

57,9<br />

58,0<br />

Anzahl<br />

I<br />

III<br />

II<br />

IIII IIII II<br />

IIII III<br />

III<br />

Bild 5: Strichliste<br />

für Meßwerte mit Urwerten<br />

II<br />

Löt-Temperatur<br />

Datum:<br />

8.8.88<br />

Linie:<br />

4a<br />

Prüfer:<br />

Paralaxo<br />

Klasse<br />

> 56,8-57,0<br />

> 57,0-57,2<br />

> 57,2-57,4<br />

> 57,4-57,6<br />

> 57,6-57,8<br />

> 57,8-58,0<br />

> 58,0-58,2<br />

Anzahl<br />

I<br />

IIII<br />

IIII IIII IIII IIII<br />

III<br />

II<br />

Bild 6: Strichliste<br />

für Meßwerte mit Klassen<br />

Bemerkungen:<br />

Löt-Temperatur (°C)<br />

120<br />

118<br />

116<br />

114<br />

112<br />

110<br />

108<br />

106<br />

104<br />

102<br />

100<br />

gemessen: 11.12 Uhr<br />

Ü3 - 13<br />

Tageszeit<br />

08.00 Uhr<br />

09.00 Uhr<br />

10.00 Uhr<br />

x<br />

11.00 Uhr<br />

12.00 Uhr<br />

13.00 Uhr<br />

14.00 Uhr<br />

15.00 Uhr<br />

16.00 Uhr<br />

17.00 Uhr<br />

Löt-Temperatur<br />

116°C<br />

117°C<br />

113°C<br />

113°C<br />

112°C<br />

108°C<br />

110°C<br />

107°C<br />

104°C<br />

104°C<br />

Bemerkungen<br />

x gemessen:<br />

11.12 Uhr<br />

Anlage steht<br />

13.10 - 13.30 Uhr<br />

Datum: 8.8.88 Linie: 4a Prüfer: Paralaxo<br />

Bild 7: Datenblatt<br />

Anlage steht 13.10 - 13.30 Uhr<br />

08 09 10 11 12 13 14 15 16 17<br />

Uhrzeit<br />

Bild 8:<br />

Liniendiagramm<br />

Auch bei der Erfahrung meßbarer Merkmalswerte ist die Strichlist verwendbar. Dabei kann<br />

man die Urwerte direkt eintragen (Bild 5) oder Klassen zuordnen (Bild 6). In beiden Fällen ist<br />

bereits be<strong>im</strong> Entwurf der Strichliste darauf zu achten, dass jeder Wert eindeutig (durch einen<br />

Strich) eingeordnet werden kann (Rundungsregeln beachten; Klassenbildung siehe Nr.<br />

9, „Histogramme“).<br />

Trotz ihrer Vielseitigkeit hat die Strichliste einen Nachteil: Die Informationen über die zeitliche<br />

Folge der Daten geht verloren. Dies ist manchmal unwesentlich (z.B. Prüfung mehrerer Teile<br />

aus einer Lieferung <strong>im</strong> Wareneingang), manchmal dagegen von entscheidender Bedeutung<br />

(z.B. bei der laufenden Überwachung von Fertigungsprozessen). In solchen Fällen sind geeignete<br />

Datenblätter (Bild 7) oder entsprechende Liniendiagramme (Bild 8) zu entwerfen.<br />

Letztere können durch Angabe von Warn- und Eingriffsgrenzen zu <strong>Qualität</strong>sregelkarten weiterentwickelt<br />

werden.


Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />

Ergänzende Anmerkung<br />

x<br />

x<br />

x x<br />

x<br />

x x<br />

Bild 9: "Fehler" und "fehlerhafte Einheit"<br />

Ü3 - 14<br />

Stichprobe 1<br />

3 Einheiten geprüft<br />

1 Fehler gefunden<br />

1 fehlerhafte Einheit<br />

Stichprobe 2<br />

3 Einheiten geprüft<br />

3 Fehler gefunden<br />

1 fehlerhafte Einheit<br />

Stichprobe 3<br />

3 Einheiten geprüft<br />

3 Fehler gefunden<br />

3 fehlerhafte Einheiten<br />

Bei der Erhebung attributiver Daten sind die Begriffe „Fehler“ und „fehlerhafte Einheit“ auseinanderzuhalten.<br />

Bild 9 verdeutlicht den Unterschied.


Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />

Werkzeuge des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />

Stratifizierung<br />

7.5 Stratifizierung<br />

Stratifizieren heißt Daten trennen und in Kategorien (Gruppen) einteilen.<br />

Dies geschieht hauptsächlich zur Analyse.<br />

Ziel ist zu erkennen, welche Kategorien Einfluß auf das zu lösende Problem haben.<br />

Vorgehen<br />

(7) Stratifizierungskriterien auswählen<br />

(Bei der Erhebung neuer Daten sicherstellen, dass für alle möglichen Stratifizierungskriterien<br />

die entsprechenden Kenngrößen aufgezeichnet werden)<br />

(8) Für jedes Stratifizierungskriterium Klassen (Werte, Bereiche) aufstellen<br />

(9) Beobachtungen den Klassen zuordnen<br />

(10) Beobachtungen in jeder Klasse zählen, Ergebnisse grafisch darstellen<br />

(11) Ergebnisse bestätigen (zusätzliche Daten, andere Methoden, Versuche)<br />

(12) Für weitere Stratifizierungskriterien (2) bis (5) wiederholen<br />

Beispiel (siehe Abbildung)<br />

Eine Firma hatte häufig Ärger mit fehlerhaften Rechnungen. Ein Team befaßte sich mit diesem<br />

Problem, sammelte 60 fehlerhafte Rechnungen und stratifizierte die vorliegenden Daten:<br />

(3) Folgende Stratifizierungskriterien wurden ausgewählt:<br />

- Wochentag der Rechnungsstellung<br />

- Woche der Rechnungsstellung <strong>im</strong> Monat<br />

- Angestellter, der die Rechnung bearbeitete<br />

(4) Klassen für<br />

Rechnung Nr.<br />

Wochentag<br />

Woche <strong>im</strong> Monat<br />

Angestellter<br />

Rechnung Nr.<br />

Wochentag<br />

Woche <strong>im</strong> Monat<br />

Angestellter<br />

Rechnung Nr.<br />

Wochentag<br />

Woche <strong>im</strong> Monat<br />

Angestellter<br />

Rechnung Nr.<br />

Wochentag<br />

Woche <strong>im</strong> Monat<br />

Angestellter<br />

- Wochentag: Mo, Di, Mi, Do, Fr<br />

- Woche <strong>im</strong> Monat: 1, 2, 3, 4<br />

Ü3 - 15<br />

Institut für Werkzeugmaschinen<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Zäh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15<br />

Mo Do Di Mo Di Mi Di Do Fr Fr Mo Mi Do Fr Di<br />

1 4 3 4 4 4 1 2 4 3 4 1 4 3 4<br />

A B A C B A B C A B C A B C A<br />

16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30<br />

Do Fr Fr Do Mo Di Di Di Mi Di Mi Do Fr Mo Mo<br />

4 2 4 4 4 4 1 3 4 4 4 4 3 1 4<br />

A B A C C D D D D A B C D A A<br />

31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45<br />

Mo Mi Mi Di Fr Do Do Mo Mi Fr Do Di Di Mi Fr<br />

4 3 2 4 2 3 4 3 2 4 4 2 4 3 2<br />

A C D D A C C D A C D B A B C<br />

46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60<br />

Fr Fr Do Mi Mi Mi Do Mo Di Do Mi Fr Mo Fr Mi<br />

4 4 3 4 4 4 2 1 4 4 2 4 2 1 4<br />

D D D C A D C D A C C C A D C


Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />

- Angestellter: A, B, C, D<br />

siehe Tabelle!<br />

(4)<br />

Anzahl der Fehler<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Mo Di Mi Do Fr<br />

Fehler in Rechnungen<br />

Wochentage Angestellte<br />

Ü3 - 16<br />

A B C D<br />

Die Stratifizierung nach Wochentagen brachte keine Aufschlüsse.<br />

Die Stratifizierung nach Angestellten legte den Schluß nahe, dass der Angestellte B seine<br />

Arbeit deutlich besser ausführte als seine Kollegen.<br />

(6) Dieses Ergebnis bestätigte sich jedoch nicht: Der Angestellte B ist eine Halbtagskraft.<br />

Das ist die Erklärung dafür, dass er in der Fehlerliste nur etwa halb so oft auftaucht wie<br />

seine Kollegen.<br />

(6)<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Fehler nach Wochen - absolut und prozentual<br />

Fehler absolut<br />

1 2 3 4<br />

Wochen<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

Fehler prozentual<br />

1 2 3 4<br />

Wochen<br />

Aufschlußreich war die Stratifizierung nach Wochen <strong>im</strong> Monat.*) Dabei zeigte sich, dass in<br />

der letzten Woche des Monats die meisten Fehler gemacht wurden. Ursache dafür war der<br />

zum Monatsende hin zunehmende Termindruck, der aufgrund dieser Erkenntnis durch bessere<br />

Planung des Arbeitsablaufs abgebucht werden konnte.<br />

*) Achtung: Umgang mit „Überhangtagen“ muss eindeutig festgelegt sein!


Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />

7.6 Pareto-Analyse<br />

Die Pareto-Analyse (ABC-Analyse, Lorenz-Verteilung) liefert eine Rangordnung der Einflüsse,<br />

die ein <strong>Qualität</strong>sproblem betreffen.<br />

Man erkennt damit die wenigen wesentlichen Faktoren und kann sich bei der Bearbeitung<br />

auf sie konzentrieren.<br />

Pareto-Diagramme und –Tabellen enthalten <strong>im</strong>mer drei Grundelemente:<br />

(4) die Faktoren, die am betrachteten Problem insgesamt Anteil haben, absteigend geordnet<br />

nach der Größe ihres Einflusses<br />

(5) die Bedeutung jedes Einflußfaktors (zahlenmäßig)<br />

(6) den kumulierten Anteil der Einflußfaktoren (in Prozent)<br />

Vorgehen<br />

(11) Auswirkung jedes Einflußfaktors best<strong>im</strong>men, Gesamtsumme bilden<br />

(12) Einflußfaktoren vom bedeutendsten zum unbedeutendsten ordnen<br />

(13) Kumulierten Anteil an der Gesamtsumme in Prozent best<strong>im</strong>men<br />

(14) Linke senkrechte Achse zeichnen und beschriften (0 bis Gesamtsumme; Maßeinheit)<br />

(15) Waagrechte Achse zeichnen und beschriften (Einflußfaktoren von links nach rechts<br />

vom größten zum kleinsten)<br />

(16) Rechte senkrechte Achse zeichnen und beschriften (0 – 100%, 100% entspricht Gesamtsumme;<br />

„Kumulierter Anteil in %“)<br />

(17) Säulen zeichnen entsprechend der Größe jedes Einflußfaktors (Achse li.)<br />

(18) Kumulierten Anteil in % mit Linienzug darstellen (Achse rechts)<br />

(19) Diagramm analysieren<br />

(20) Titel, „wenige wesentliche“, „viele unwesentliche“ und deren kumulierten Anteil in<br />

Prozent angeben<br />

Beispiel<br />

Die Zentrale einer Firma erhielt von den Außenstellen oft fehlerhaft ausgefüllte Auftragsformulare.<br />

Diese enthielten 18 Positionen, die hier mit A bis R bezeichnet werden.<br />

Ein Team befaßte sich mit diesem Problem, prüfte eine Woche lang alle Aufträge und stellte<br />

dann eine Pareto-Tabelle (Q_U314 a)) auf.<br />

Position am Anzahl der Anteil (%) an der Kumulierter<br />

Auftragsfomular Fehler Gesamtsumme Anteil (%)<br />

G 44 29 29<br />

J 38 25 54<br />

M 31 21 75<br />

Q 16 11 86<br />

B 8 5 91<br />

D 5 3 96<br />

C 3 2 97<br />

A 1 0,67 98<br />

O 1 0,67 98<br />

R 1 0,67 99<br />

N 1 0,67 99<br />

L 1 0,66 100<br />

I 0 0 100<br />

E 0 0 100<br />

H 0 0 100<br />

K 0 0 100<br />

F 0 0 100<br />

P 0 0 100<br />

Gesamt 150 100<br />

Ü3 - 17


Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />

Sie enthält 3 Grundelemente (vgl.S.1):<br />

- 1.Spalte: Einflußfaktoren (18 Formularpositionen geordnet nach Anzahl der jeweils<br />

gefundenen Fehler)<br />

- 2./3. Spalte: Bedeutung der Faktoren (Fehleranzahl/Anteil an Gesamtsumme)<br />

- 4. Spalte: Kumulierter Anteil in % am gesamten Fehlergeschehen (Schlüssel zur Pareto-Analyse)<br />

Der „Kumulierte Anteil In %“ ist die Summe der Werte in Spalte 3 bis zur betrachteten Position<br />

einschließlich. Für Position J beträgt der kumulierte Anteil z.B. 29% + 25% = 54%, für Q<br />

29% + 25% + 21% + 11% = 86%.<br />

Die ersten vier Positionen G, J, M und Q sind für 86% der gefunden Fehler verantwortlich.<br />

Sie sind die „wenigen wesentlichen“.<br />

Anzahl der Fehler<br />

50<br />

45<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

wenige<br />

wesentliche<br />

viele<br />

unwesentliche<br />

G J M Q B D C A O R N L I E H K F P<br />

Position <strong>im</strong> Auftragsformular<br />

Das Pareto-Diagramm veranschaulicht die in der Pareto-Tabelle enthaltenen Informationen:<br />

- Die 18 Positionen sind an der waagrechten Achse in der Reihenfolge ihres Anteils am<br />

gesamten Fehlergeschehen aufgelistet.<br />

- Die Höhe jeder Säule bezieht sich auf die linke senkrechte Achse und zeigt die jeweilige<br />

für die Position gefundene Fehleranzahl.<br />

- Der Linienzug bezieht sich auf die rechte senkrechte Achse und zeigt den kumulierten<br />

Anteil am gesamten Fehlergeschehen in Prozent.<br />

Die ersten vier Positionen (die „wenigen wesentlichen“) verursachen 86% aller gefundenen<br />

Fehler. Danach flacht der Linienzug deutlich ab.<br />

Aufgrund der Erkenntnisse aus der Pareto-Analyse konzentrierte das Team seine Anstrengungen<br />

auf vier der insgesamt 18 Positionen <strong>im</strong> Auftragsformular. Damit konnte eine deutliche<br />

Verbesserung erreicht werden.<br />

Die Pareto-Analyse ermöglicht eine effektive Bearbeitung von Problemen.<br />

Ü3 - 18<br />

105<br />

85<br />

65<br />

45<br />

25<br />

5<br />

-15<br />

Kumulierter Anteil [%]


Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />

7.7 Histogramme<br />

Histogramme sind Häufigkeitsschaubilder.<br />

Bei der Auswertung einer Meßreihe lassen sie Lage, Streuung und Form der Meßwert-<br />

Verteilung auf einen Blick erkennen.<br />

Voraussetzung: Mindestens 50 Meßwerte<br />

Vorgehen<br />

(1) Werteanzahl n, Größtwert xmax und Kleinstwert xmin feststellen<br />

(2) Spannweite R berechnen: R = xmax – xmin<br />

(3) Richtwert für Klassenanzahl k best<strong>im</strong>men: k = √n; für n > 400: k = 20<br />

(4) Richtwert für Klassenweite w ermitteln: w = R/k<br />

(5) Klassengrenzen festlegen (jeder Wer muss eindeutig in eine Klasse fallen):<br />

(a) Nur natürliche Rundungsgrenzen könne Klassengrenzen sein<br />

(b) Klassenweite w mit Endziffer 1, 2 oder 5 wählen (einfache Klassierung)<br />

(c) Die Klassenweite w muss <strong>im</strong> ganzen Bereich jeweils gleich sein<br />

(6) Strichliste erstellen: Werteanzahl in jeder Klasse markieren<br />

(7) Achsen einteilen, beschriften: Benennung, Einheit (waagrecht); Anzahl (senkrecht)<br />

(8) Säulen zeichnen: Höhe entsprechend der Werteanzahl in der Klasse<br />

(9) Überschrift, Werteanzahl n, ggf. Sollwert und Toleranzgrenzen angeben<br />

(10) Verteilung erklären und analysieren<br />

Beispiel:<br />

Reihenschaltungen von Verstärkern zeigten mangelnde Leistung. Zur Klärung der Ursache<br />

wurden 120 einzelne Verstärker geprüft (siehe folgende Tabelle):<br />

8,1 10,4 8,8 9,7 7,8 9,9 11,7 8,0 9,3 9,0<br />

8,2 8,9 10,1 9,4 9,2 7,9 9,5 10,9 7,8 8,3<br />

9,1 8,4 9,6 11,1 7,9 8,5 8,7 7,8 10,5 8,5<br />

11,5 8 7,9 8,3 8,7 10 9,4 9 9,2 10,7<br />

9,3 9,7 8,7 8,2 8,9 8,6 9,5 9,4 8,8 8,3<br />

8,4 9,1 10,1 7,8 8,1 8,8 8 9,2 8,4 7,8<br />

7,9 8,5 9,2 8,7 10,2 7,9 9,8 8,3 9 9,6<br />

9,9 10,6 8,6 9,4 8,8 8,2 10,5 9,7 9,1 8<br />

8,7 9,8 8,5 8,9 9,1 8,4 8,1 9,5 8,7 9,3<br />

8,1 10,1 9,6 8,3 8 9,8 9 8,9 8,1 9,7<br />

8,5 8,2 9 10,2 9,5 8,3 8,9 9,1 10,3 8,4<br />

8,6 9,2 8,5 9,6 9 10,7 8,6 10 8,8 8,6<br />

Tabelle: Leistung von 120 Verstärkern in dB.<br />

Die Analyse der Daten wurde gemäß den obigen 10 Schritten wie folgt durchgeführt:<br />

(1) Werteanzahl n = 120, Größtwert xmax = 11,7; und Kleinstwert xmin = 7,8<br />

(2) Spannweite R = xmax – xmin = 11,7 – 7,8 = 3,9 (dB)<br />

(3) Richtwert für Klassenanzahl k = √n = √120 = 11<br />

(4) Richtwert für Klassenweite w ermitteln: w = R/k<br />

Ü3 - 19


Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />

(5) Klassengrenzen festlegen (jeder Wer muss eindeutig in eine Klasse fallen):<br />

(a) Kleinstwert xmin = 7,8; Rundungsgrenzen: 7,75 – 7,85 – 7,95 usw.<br />

(b) Gewählte Klassenweite w = 0,5<br />

(c) Klassengrenzen: 7,75 x < 8,25; 8,25 x < 8,75; ... (exakte Angabe)<br />

(6) Strichliste<br />

Kassen<br />

7,75 - 8,25<br />

8,25 - 8,75<br />

8,75 - 9,25<br />

9,25 - 9,75<br />

9,75 - 10,25<br />

10,25 - 10,75<br />

10,75 - 11,25<br />

11,25 - 11,75<br />

(7) Achsen, (8) Achsen, (9) Angaben.<br />

Anzahl<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Anzahl der Meßwerte<br />

IIII IIII IIII IIII IIII<br />

IIII IIII IIII IIII IIII III<br />

IIII IIII IIII IIII IIII I<br />

IIII IIII IIII IIII<br />

IIII IIII II<br />

IIII II<br />

II<br />

II<br />

Ergebnisse der Verstärker-Prüfung<br />

Teil Nummer: AN895 120 Teile geprüft<br />

UGW<br />

7,75 dB<br />

Soll<br />

10 dB<br />

Ü3 - 20<br />

24<br />

28<br />

26<br />

19<br />

12<br />

7<br />

2<br />

2<br />

120<br />

OGW<br />

12,5 dB<br />

8 9 10 11 12 13<br />

Verstärkung (dB)<br />

(10) Verteilung:<br />

Die Leistung aller geprüften Verstärker liegt innerhalb der Toleranz. Die Verteilung ist nicht<br />

symmetrisch zum Sollwert, die Mehrzahl der Verstärker hat eine geringere Leistung als 10<br />

dB.<br />

Negative Abweichungen einzelner Verstärker vom Sollwert werden deshalb in der Reihenschaltung<br />

nicht wie erhofft durch positive ausgeglichen. Die negativen Abweichungen summieren<br />

sich und führen zu unerwartet geringer Gesamtleistung.<br />

Dieser Zusammenhang bleibt in der Meßwert-Tabelle verborgen, <strong>im</strong> Histogramm tritt er dagegen<br />

deutlich hervor.


Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />

Werkzeuge des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />

Histogramme<br />

Verteilungen (Form; Interpretation; Ursache; Maßnahme):<br />

Glockenformige Verteilung: Symmetrisch, Gipfel in der Mitte; normale Verteilung = Normalverteilung;<br />

(Abweichungen davon erfordern Untersuchung der äußeren Einflüsse auf den<br />

Prozeß.)<br />

Zweigipflige Verteilung: Tal in der Mitte, Gipfel an den Seiten; Kombination aus zwei Normalverteilungen;<br />

meist: Mischverteilung aus zwei Prozessen; Untergruppen bilden (Stratifizierung).<br />

Rechteckverteilung: Oben flach, kein Gipfel, kaum seitl. Auslauf; Kombination mehrerer<br />

Normalverteilungen; oft ausgeprägter Trend; Flußdiagramm des Prozesses erstellen.<br />

Kammförmige Verteilung: Abwechselnd große und kleine Häufigkeiten; systematisch „zerklüftete“<br />

Verteilung; oft: Meß-, Rundungs- oder Klassierungsfehler; Datensammlung überprüfen.<br />

Schiefe Verteilung: Unsymmetrisch, „kurzes und langes Ende“; linkssteile bzw. rechtssteile<br />

Verteilung; oft: Natürliche Grenze (z.B. zeit <strong>im</strong>mer > 0); prüfen, wie sich das „lange Ende“<br />

auswirkt.<br />

Gestutzte Verteilung*): Unsymmetrisch, einseitig abruptes Ende; abgeschnittene Normalverteilung;<br />

100%-Prüfung, aussortierte Teile; Notwendigkeit klären (Prüf-/Ausschußkosten!)<br />

*) Achtung: Extrem schiefe Verteilungen (s.o.) sehen genauso aus wie gestutzte!<br />

Inselgipflige Verteilung: 2 separate, unterschiedlich große Verteilungen; Normalverteilung<br />

mit „vorgelagerter Insel“; zeitweise läuft 2.Prozeß (Unregelmäßigkeit); klären (Fehler be<strong>im</strong><br />

Messen, Auswerten?).<br />

Randgipflige Verteilung: Gipfelartige Häufung am Rand der Verteilung; „überbesetzte“<br />

Klasse (vor Toleranzgrenze?); oft: Verhindern von Toleranzüberschreitungen; klären (Manipulation?).<br />

Ü3 - 21<br />

Institut für Werkzeugmaschinen<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Zäh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

glockenförmig zweigipflig rechteckig kammförmig<br />

schief gestutzt*) inselgipflig randgipflig


Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />

7.8 Korrelationsdiagramme<br />

Korrelationsdiagramme zeigen die Beziehung zwischen zwei meßbaren oder Rang-<br />

Merkmalen nach Art und Stärke.<br />

Bei Problemanalysen dienen sie zum Feststellen von Ursache und Wirkung; in der Meßtechnik<br />

zum Best<strong>im</strong>men brauchbarer Stellvertreter-Merkmale.<br />

Vorgehen<br />

(1) Entwickeln einer fachlich fundierten Theorie zu der vermuteten Beziehung zwischen den<br />

beiden interessierenden Merkmalen.<br />

(2) Sammeln geeigneter Datenpaare.<br />

(3) Erstellen des Korrelationsdiagramms.<br />

(4) Best<strong>im</strong>men des „Bildes“ der Korrelation und Vergleich mit der Theorie.<br />

(5) Infragestellen der ursprünglichen Theorie; andere Erklärung für das beobachtete Korrelationsbild<br />

diskutieren.<br />

Beispiel<br />

(1) Elektronische Sensoren funktionierten <strong>im</strong> Feld nicht einwandfrei. Es wurde die Theorie<br />

aufgestellt, die Spannungsabgabe der Sensoren steige mit der Luftfeuchtigkeit an und<br />

dies führe zu den Funktionsfehlern.<br />

(2) In einer Kl<strong>im</strong>akammer wurde ein Versuch mit 5 Sensoren durchgeführt. Die Feuchte (F)<br />

wurde in Stufen gesteigert und die jeweilige Spannungsabgabe (U) festgestellt.<br />

F U F U F U F U F U<br />

10 43,1 30 46 50 51,2 70 54 90 58,9<br />

39,9 43,2 47 52 56,5<br />

41,3 45,5 50,1 51,3 56,1<br />

42,2 45,8 51,2 54,6 58,2<br />

40,4 44,1 49,7 53,2 56,7<br />

20 45,2 40 49,1 60 53,6 80 57,1 100 60,5<br />

42,9 45 50,5 55,1 58,4<br />

42,6 48,4 51,4 54,3 57<br />

44,3 48,9 52,1 55,8 59,3<br />

43,1 46,3 52,9 55,8 57,5<br />

Tabelle: Gepaarte Meßwerte<br />

(3) Korrelationsdiagramm erstellen.<br />

(a) Max<strong>im</strong>al- und Min<strong>im</strong>alwerte beider Merkmale feststellen (Urwertliste)<br />

(b) Merkmal auf der waagrechten Achse festlegen<br />

- Soll ein Ursache-Wirkungs-Zusammenhang untersucht werden, so setzt man die<br />

vermutete Ursache auf die waagrechte Achse.<br />

(c) Beide Achsen zeichnen, skalieren und benennen<br />

- Achsen etwa gleich lang zeichnen (quadratische Zeichenfläche)<br />

- Kleinsten Skalenwert etwas unter dem Min<strong>im</strong>alwert, größten etwas über dem Max<strong>im</strong>alwert<br />

des betreffenden Merkmals festlegen<br />

- Skalierung nach oben bzw. rechts ansteigend vornehmen<br />

- Achsen mit einer Teilung in (etwa) 6 Schritten versehen, Skalenpunkte mit einem<br />

geeigneten Vielfachen von 1, 2 oder 5 Wählen<br />

- Merkmale und Maßeinheiten an den Achsen benennen<br />

(d) Datenpunkte einzeichnen<br />

- Identische Datenpaare durch konzentrische Kreise kennzeichnen<br />

- Bei gruppierten Daten gefüllte und ungefüllte Symbole verwenden<br />

(e) Titel und Hinweise anbringen<br />

Ü3 - 22


Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />

Ausgangsspannung [mV]<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

AX124 Sensor-Versuch<br />

Kl<strong>im</strong>akammer 126 874, Voltmeter 436 759<br />

0 20 40 60 80 100<br />

rel. Feuchte [%]<br />

(4) Korrelationsbild analysieren und interpretieren<br />

Das Bild stützt die anfängliche Theorie. Die Spannung wächst praktisch linear <strong>im</strong> Bereich<br />

von 10 bis 100% Feuchte an.<br />

(5) Entscheidungen treffen<br />

(a) Analyse auf mögliche Fehlinterpretationen prüfen<br />

(b) Gemeinsame Faktoren und andere mögliche Deutungen für das Korrelationsbild in Betracht<br />

ziehen<br />

(c) Über die nächsten Schritte entscheiden.<br />

Ü3 - 23


Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />

Werkzeuge des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />

Korrelationsdiagramme<br />

© iwb 2005<br />

Hinweise<br />

y<br />

y<br />

x<br />

stark positiv<br />

x<br />

schwach negativ<br />

(1) Das obenstehende Bild zeigt einige Typen von Korrelationsformen:<br />

Mit zunehmendem x... ...n<strong>im</strong>mt y deutlich zu: stark positive Korrelation<br />

...n<strong>im</strong>mt y deutlich ab: stark negative Korrelation<br />

...n<strong>im</strong>mt y etwas zu: schwach positive Korrelation<br />

...n<strong>im</strong>mt y etwas ab: schwach negative Korrelation<br />

y scheint von x abhängig zu sein, aber nicht linear: komplexe Korrelation<br />

y unabhängig von x: keine Korrelation<br />

y<br />

y<br />

x<br />

stark negativ<br />

x<br />

komplex<br />

Institut für Werkzeugmaschinen<br />

und Betriebswissenschaften<br />

Prof. Dr.-Ing. M. Zäh<br />

Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart<br />

(2) Hinter jedem Korrelationsdiagramm muss stets eine fachlich sinnvolle Annahme (Theorie,<br />

Hypothese) stehen (andernfalls: Nonsens-Korrelation).<br />

(3) Ein Korrelationsdiagramm zeigt die Beziehung zwischen zwei Merkmalen. Es beweist<br />

allein dadurch jedoch nicht, dass ein Merkmal vom anderen abhängt oder es verursacht<br />

(Scheinkorrelation).<br />

(4) Ein nicht deutlich erkennbarer oder komplexer Zusammenhang von zwei Merkmalen <strong>im</strong><br />

Korrelationsdiagramm kann auf einen oder mehrere überlagernde Einflüsse zurückzuführen<br />

sein, die nicht erfaßt worden sind (gemeinsame Faktoren).<br />

y<br />

y<br />

Ü3 - 24<br />

x<br />

schwach positiv<br />

x<br />

keine Korrelation<br />

Seite 15


Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />

7.9 Fehlerbaumanalyse<br />

Der Fehlerbaum<br />

Trotz aller Bemühungen, bereits in der Planungsphase Fehlermöglichkeiten zu erkennen und<br />

auszuschließen, ist es in der Praxis nicht möglich, das Auftreten von Störungen generell zu<br />

vermeiden. In einem Fehlerbaum können die aufgetretenen Störungen bzw. Fehler mit ihren<br />

Ursachen in einer baumartigen Struktur abgebildet werden. Ausgehend von einem festgestellten<br />

Fehler verzweigt sich der Baum <strong>im</strong>mer weiter, je genauer die möglichen Fehlerursachen<br />

dokumentiert werden.<br />

Ausfall von Zelle XY<br />

><br />

= 1<br />

Steuerung defekt Werkzeugsystem defekt<br />

&<br />

lokaler Handhabungsautomat defekt mobiler Roboter nicht verfügbar<br />

Die Anwendung eines Fehlerbaums dient zum Dokumentieren und schnellen Auffinden einer<br />

Fehlerursache. Durch die übersichtliche und strukturierte Darstellung <strong>im</strong> Fehlerbaum kann<br />

dies mit geringem Aufwand geschehen. Eine weitere Anwendung ist die statistische Auswertung<br />

z.B. der Fehlerhäufigkeiten, Fehlerdauern und der Verfügbarkeit des betrachteten Systems.<br />

Aufbau eines Fehlerbaums<br />

Ausgehend von einem Fehler werden seine möglichen Ursachen abgebildet. Im Bild ist der<br />

Fehler der Ausfall der Zelle XY. Eine mögliche Ursache sei z.B. ein defektes Werkzeugsystem<br />

oder ein Steuerungsdefekt. Ein defektes Werkzeugsystem ist aber nur dann für den<br />

Fehler verantwortlich, wenn <strong>im</strong> betrachteten System der lokale Werkzeug-<br />

Handhabungsautomat defekt und der mobile Roboter nicht verfügbar ist. Diese Bedingungen<br />

werden durch UND-, ODER-, und NICHT- Verknüpfungen abgebildet (s. Bild). Wird die tatsächliche<br />

Ursache mit Hilfe der Fehlerbaumanalyse entdeckt, kann die Fertigung nach der<br />

Reparatur der defekten Einheit wieder anlaufen.<br />

ODER-<br />

Verknüpfung<br />

E1<br />

A<br />

><br />

= 1<br />

E2<br />

UND-<br />

Verknüpfung<br />

&<br />

A<br />

E1 E2<br />

Nicht-<br />

Verknüpfung<br />

A<br />

= 1<br />

E<br />

Ü3 - 25<br />

Standardeingang<br />

X1<br />

X1=0: funktionsfähig<br />

X1=1: ausgefallen<br />

Kommentar<br />

A= Ausgang des Verknüpfungselements<br />

E= Eingang des Verknüpfungselements<br />

X= Standardeingang des Fehlerbaums


Übung <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong> Methoden des <strong><strong>Qualität</strong>smanagement</strong>s<br />

Aufgaben<br />

1 Stellen Sie den Demontageprozeß dar!<br />

Methode: Ablaufplan, Flußdiagramm<br />

12 Untersuchen Sie den Entschraubprozeß näher.<br />

Ermitteln Sie Ursache-Wirkungs-Beziehungen !<br />

Methode: Ursache-Wirkungsdiagramm<br />

Wirkung: Deckel kann nicht gelöst werden<br />

Gliederung: z.B. Mensch, Material, Methode, Maschinen<br />

13 Wählen Sie aus den ermittelten Ursachen die Ihrer<br />

Meinung nach wichtigste(n) aus !<br />

Methode: Clustern / Punkte kleben<br />

14 Suchen Sie nach Lösungsmöglichkeiten für das Problem<br />

!<br />

Methode: Brainstorming, Kartenabfrage<br />

15 Bewerten Sie die gefundenen Lösungen !<br />

Methode: Nutzwertanalyse<br />

Kriterien: Schnelle Umsetzbarkeit<br />

Aufwand, Kosten<br />

Kundennutzen<br />

Mitarbeiternutzen<br />

Unternehmensnutzen<br />

etc.<br />

zus.Methode: evtl. paarweiser Vergleich (Gewichtung der Kriterien)<br />

16 Entwickeln Sie einen Maßnahmenkatalog zur Umsetzung<br />

der Lösungen!<br />

Methode: Maßnahmenplan, Aktionsplan<br />

Ü3 - 26

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