Sibylle Kathriner - Twoday
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<strong>Sibylle</strong> <strong>Kathriner</strong> Master Thesis Palliative Care, 2010<br />
Aufgabe der Trauerarbeit soll die Realisierung des Todes sein, indem man<br />
diesen sehen, hören, riechen und begreifen kann.<br />
Weshalb es jedoch zu einer perimortalen Lücke in der Trauerbegleitung<br />
kommt, darüber lassen sich Vermutungen anstellen. Dies hängt einerseits<br />
mit einer Segmentierung professioneller Zuständigkeiten zusammen, bei<br />
denen es um Arbeitsbedingungen, Zugangsweisen und um<br />
Zuständigkeitsbereiche von Berufsgruppen geht, welche mit Sterbenden und<br />
Trauernden arbeiten. Im Todesfall sind Berufsgruppen (vorliegend: Die<br />
Pflegenden) mit ihrem institutionellen Auftrag am Ende und ihre<br />
Zuständigkeit für Hinterbliebene umfasst oft nur noch die Übermittlung der<br />
Todesnachricht. Oft sind Pflegende, deren Fachgebiet die Begleitung<br />
Trauernder beinhaltet, zum Zeitpunkt des Todes oder kurz danach, nur<br />
selten präsent.<br />
Andererseits spielt hierbei der oben genannte Mythos „Schockphase“ eine<br />
nicht unwesentliche Rolle. Die verschiedenen Phasenmodelle des<br />
Trauerprozesses wurden von Autoren wie Ross, Spiegel und Bowlby wie<br />
folgt beschrieben: Dass in den ersten Stunden und Tagen nach einem<br />
Todesfall die Trauernden erstarren und wie betäubt seien und somit unfähig<br />
sind wahrzunehmen und zu handeln. Somit würde eine Begleitung nicht<br />
nötig oder sogar unmöglich sein. Oft werden auch heute noch in<br />
Pflegeschulen diese Phasenmodelle fälschlicherweise in Zusammenhang mit<br />
Trauer rezitiert.<br />
Erfahrungen aus der Praxis zeigen, dass An- und Zugehörigen oft über<br />
Jahre in Erinnerung bleibt, wie die Sterbesituation war, ob und wie sie darin<br />
begleitet wurden. Insbesondere spielt es eine grosse Rolle, wie die<br />
Todesnachricht übermittelt wurde und wie sie sich von ihrem verstorbenen<br />
Menschen verabschieden konnten. Hierbei wird klar, wie hoch die<br />
emotionale Präsenz der Angehörigen besonders in der allerersten Phase ist,<br />
auch wenn dies nach aussen nicht immer so in Erscheinung tritt.<br />
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