Sibylle Kathriner - Twoday

Sibylle Kathriner Master Thesis Palliative Care, 2010
Heilungsverlauf des Trauerprozesses mit der Zeit zu einer Wiederherstellung
des ursprünglichen Zustands (Spiegel 1973, S. 53ff.).
Ralf Jerneizig bringt vor, dass eine „normal“ verlaufende Trauer - gerade weil
sie so vielfältig ist - den Anschein erwecken könne, sie sei
behandlungsbedürftig. Dies könne wiederum dazu führen, dass die
Trauernden dazu tendieren, ihre „Trauergefühle“ zu verbergen, um so in
ihrem sozialen Umfeld nicht als verrückt betrachtet zu werden.
Gegenwärtig sei der Ausdruck von Trauergefühlen immer weniger
gesellschaftsfähig. So werde die Trauer vermehrt institutionalisiert und den
Fachleuten zur Behandlung/Betreuung übergeben (vgl. Jerneizig 2006, S.
215f.).
Abschliessend macht Ralf Jerneizig deutlich, wie vielschichtig und komplex
Trauer ist:
„Trauer kann Symptome ausbilden, die einer Krankheit ähneln;
Trauer ist aber keine Krankheit“ (Jerneizig 2006, S. 216).
2.6.3. Komplizierte Trauer
Die komplizierte Trauer entsteht durch einen Aufschaukelungsprozess
verschiedener separat zu betrachtender Prozesse, in welchen Intrusionen
(die unauslöschliche, seelische Prägung durch eine traumatische Erfahrung)
und emotionale Dysregulation (Fehlregulation) eine wichtige Rolle spielen.
Beeinflussende Faktoren, wie dysfunktionale (gestörte) Gedanken,
ungenügende soziale Unterstützung und maladaptive (nicht befriedigend
gelungene) Bewältigungsstrategien können dazu beitragen, dass die
einzelnen Prozesse verstärkt werden und ein Trauerprozess nicht
abgeschlossen werden kann.
Nach dem primären Schock mit wechselnder Intensität kann es Phasen
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