natur und mensch - Rheinaubund
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Gewässer<br />
50 Jahre Rheinaub<strong>und</strong>: Wende zum „Wassermann“ ?<br />
Für die Berücksichtigung der psychischen Dimension im Gewässerschutz<br />
Der Rheinaub<strong>und</strong> feiert sein 50-jähriges Bestehen: Eine schöne Gelegenheit, den<br />
Einsatz für die Gewässer aus einem ungewohnten Blickwinkel – dem tiefenpsychologischen–<br />
zu beleuchten <strong>und</strong> die symbolischen Bilder zu erk<strong>und</strong>en, welche unsere<br />
Vorstellungen über Wasser beeinflussen. Wie die therapeutische Erfahrung zeigt,<br />
können aus der Achtsamkeit gegenüber innerseelischen Bildern schöpferische<br />
Lösungen erarbeitet werden, die von der tieferen Natur mitgetragen, wenn nicht<br />
gar vorgeschlagen werden. Können wir insbesondere von den alten Wassermythen<br />
etwas lernen? Kann die Berücksichtigung der seelischen <strong>und</strong> symbolischen Dimension<br />
des Wassers den Gewässerschutz befruchten ?<br />
Von Brigitte Egger<br />
Eine bemerkenswerte Wende in der Beziehung<br />
des Menschen zur Natur wurde vor<br />
über h<strong>und</strong>ert Jahren durch die Schaffung<br />
von Naturschutzb<strong>und</strong>en konkretisiert: das<br />
Bewusstwerden, dass der <strong>mensch</strong>lichen Nutzung<br />
der Natur tatkräftig Grenzen gesetzt<br />
werden müssen <strong>und</strong> für den Erhalt von unberührter<br />
Natur aktiv zu sorgen ist. Ein bedeutsamer<br />
Schritt weiter in dieser Wende wurde<br />
dann vor 50 Jahren durch die Schaffung des<br />
Rheinaub<strong>und</strong>es realisiert: einerseits mit der<br />
Mitsprache des Volkes bezüglich der Nutzung<br />
der Natur wie auch mit der Verankerung<br />
des Natur- <strong>und</strong> Heimatschutzes in Verfassung<br />
<strong>und</strong> Gesetz; anderseits mit der<br />
richtungsweisenden Idee der Wiederherstellung<br />
natürlicher Lebensräume, welche radikal<br />
über den blossen Erhalt noch unberührter<br />
Natur hinausgeht. Was steht nun jetzt an?<br />
Nutzung der Natur:<br />
Integration versus Expansion<br />
gen über mehr Eigendynamik als das zweite,<br />
ganzheitliche, wofür der Verstand doch leicht<br />
zu gewinnen ist? Ähnliche Fragen beim einzelnen<br />
Menschen sind das tägliche Brot der<br />
analytisch-psychologischen Arbeit. Ihre Erfahrung<br />
<strong>und</strong> die daraus gewonnenen theoretischen<br />
Einsichten, welche unerbittlich an der<br />
Wirksamkeit der Therapie gemessen werden,<br />
können mit Gewinn für kollektive Probleme<br />
herangezogen werden.<br />
Wasser in Träumen als Ausdruck<br />
der psychischen Energie<br />
Einen Einblick in die seelischen Wasserbilder<br />
geben uns am unmittelbarsten unsere nächtlichen<br />
Träume. Geht es etwa um Sintflut<br />
(noch nie von Überschwemmungen geträumt?…),<br />
um Durst, Taufe, Reinigung,<br />
Quelle? Um es vorwegzunehmen, das Traumwasser<br />
stellt ein sprechendes Symbol für<br />
den Zustand <strong>und</strong> die Dynamik der Lebensenergie,<br />
oder psychischen Energie dar: wir<br />
erleben sie z.B. fliessend als Inspiration, Motivation,<br />
Hoffnung, Liebe; aufgestaut oder<br />
stürmend als Wut, Neid, Rache; oder fehlend<br />
als Depression, Burn-out, Gleich gültigkeit. Es<br />
leuchtet ein, dass dieses emotionale Wasser<br />
zunächst unbedingt gefasst, kanalisiert <strong>und</strong><br />
beherrscht werden will, die innere Quelle gef<strong>und</strong>en,<br />
um in einer weiteren Stufe bewusst<br />
im Dienst etwas Höherem zum Fliessen<br />
gebracht zu werden. In der therapeutischen<br />
Arbeit kann man sich an den Traum-Wasserbildern<br />
vortrefflich orientieren.<br />
Nun erweisen sich Kenntnis <strong>und</strong> Meisterung<br />
<strong>und</strong> danach Befreiung des Wassers, der inne-<br />
Wir stehen heute mehr denn je vor zwei<br />
Gr<strong>und</strong>tendenzen hinsichtlich der Nutzung<br />
der Natur: einerseits gibt es eine mächtige<br />
Tendenz zur grenzenlosen Nutzbarmachung<br />
aller verfügbaren natürlichen Ressourcen<br />
<strong>und</strong> anderseits eine ganzheitliche Sorge,<br />
uns Menschen besser in die natür lichen<br />
Kreisläufe zu integrieren <strong>und</strong> die Nutzung der<br />
Natur auf ein nachhaltiges Minimum zu reduzieren<br />
– wobei beide Tendenzen emotional<br />
hoch besetzt sind. So stehen ökonomische<br />
<strong>und</strong> ökologische Anliegen oft quer zueinander.<br />
Auch in uns selbst erleben wir beide Antriebe.<br />
Warum verfügt aber das erste Anlieren<br />
Energie, schlicht als Kern der Spiritualität.<br />
Hier wird bereits anschaulich, warum Wasser<br />
<strong>und</strong> Energie Schlüsselthemen nicht nur für<br />
die Umwelt (<strong>und</strong> den Frieden) sondern ebenso<br />
für die Seele des Einzelnen sind. Und warum<br />
die Fassung <strong>und</strong> Beherrschung aller Wässer,<br />
als primäre psychische Notwendigkeit,<br />
emotional derart beladen ist.<br />
Seite 8 <strong>natur</strong> <strong>und</strong> <strong>mensch</strong> 2 / 2010