natur und mensch - Rheinaubund
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50 Jahre Rheinaub<strong>und</strong><br />
Sinkende Fischvielfalt<br />
<strong>und</strong> sinkender Fischertrag<br />
Gemäss der vom B<strong>und</strong>esamt für Umwelt<br />
2007 publizierten «Roten Liste» sind von<br />
den ursprünglich 55 in der Schweiz heimischen<br />
Fischarten bereits heute 8 ausgestorben<br />
(Lachs, Meerforelle, Flussneunauge,<br />
Atlantischer Stör, Maifisch, Mittelmeer-Stör,<br />
Finte <strong>und</strong> Huchen) <strong>und</strong> sechs (Moorgr<strong>und</strong>el,<br />
Roi du Doubs, Sofie, Savetta, Marmorforelle<br />
<strong>und</strong> Nase) vom Aussterben bedroht. Gerade<br />
einmal 14 Arten gelten als nicht gefährdet.<br />
Bei der am meisten verbreiteten Fischart,<br />
der Bachforelle, wird innerhalb von 15 Jahren<br />
trotz massiver Besatzanstrengungen ein<br />
dramatischer Rückgang bei den Fangerträgen<br />
um r<strong>und</strong> zwei Drittel beklagt.<br />
Besonders zu schaffen machen den Fischen<br />
die 130 Kraftwerke, welche zur Maximierung<br />
ihrer Gewinne ein ökologisch schädliches<br />
Schwall-Sunk-Regime betreiben. Als<br />
Folge der dadurch entstehenden unnatürlichen<br />
Wasserschwankungen verenden täglich<br />
h<strong>und</strong>erte, oder gar tausende von Fischen<br />
<strong>und</strong> unzählige Kleinlebewesen!<br />
Dazu kommen r<strong>und</strong> 101.000 künstliche Barrieren<br />
von mehr als 50 cm Höhe, welche die<br />
für das Überleben <strong>und</strong> die Fortpflanzung<br />
unabdingbare Wanderung der Fische behindern.<br />
Laut BAFU ist die Hälfte dieser Barrieren<br />
sanierungsbedürftig.<br />
Vielfältige Ursachen der<br />
Gewässermisere<br />
Es sind aber keineswegs nur die Wasserkraftwerke<br />
an der Gewässermisere schuld.<br />
Neben der Ableitung grosser Wassermassen<br />
<strong>und</strong> deren schwallartigen Rückgabe unter<br />
den Speicherkraftwerken sind es die Eingriffe<br />
in die natürliche Morphologie der Wasserläufe,<br />
die die Vielfalt an Fluss- <strong>und</strong> Auenlebensräumen<br />
<strong>und</strong> somit auch an Tier- <strong>und</strong><br />
Pflanzenarten so stark einschränken. Vom<br />
unglaublichen Reichtum an Wasserläufen -<br />
gesamtschweizerisch 65 000 km, sind zwar<br />
knapp 4/5 in <strong>natur</strong>nahem oder wenig beeinträchtigtem<br />
Zustand, aber das Verhältnis<br />
täuscht. Schon die schwer vorstellbare Länge<br />
der Wasserläufe zeigt, dass es dabei zur<br />
Hauptsache um kleine Bäche geht. Von den<br />
grossen Flüssen sind 40 Prozent in schlechtem<br />
Zustand (heisst morphologisch stark<br />
beeinträchtigt bis <strong>natur</strong>fremd) <strong>und</strong> von den<br />
mittleren sind es immerhin noch 21 Prozent.<br />
Es sind dies die Gewässer, an denen sich<br />
normalerweise Auen bilden, die Hotspots<br />
der Artenvielfalt, die heute bedrängt auf<br />
Calancasca-Fluss unmittelbar ober- <strong>und</strong><br />
unterhalb der Fassung Valbella. Die Bündner<br />
Regierung verzichtet auf eine Sanierung<br />
dieses wertvollen Fischgewässers <strong>und</strong> somit<br />
auf jegliches Restwasser, weil es ihrer Meinung<br />
nach zu stark die Stromproduktion der<br />
Misoxer Werke schmälern würde. Das knappe<br />
Sickerwasser, das auf dem Bild zu sehen ist,<br />
verschwindet wenige Meter weiter unterhalb<br />
im steinigen Flussbett, das somit bis auf ganz<br />
wenige Überlauftage pro Jahr vollkommen<br />
trocken fällt.<br />
Fotos: Pro Natura<br />
knapp einem halben Prozent der Landesfläche<br />
immerhin die Hälfte aller Tier- <strong>und</strong><br />
Pflanzenarten beherbergen.<br />
Neue Herausforderungen<br />
bei der Wasserqualität<br />
Zudem wirft die Wasserqualität grosse Fragen<br />
auf, wenngleich die chemische Belastung<br />
der Gewässer insgesamt wesentlich<br />
tiefer liegt als noch vor 30 bis 50 Jahren.<br />
Doch sind die Gefahren, die hier nur angedeutet<br />
werden können, heimtückischer <strong>und</strong><br />
rühren etwa von unzähligen Substanzen<br />
her, die in allerkleinsten Konzentrationen<br />
hormonähnlich wirken. Bezieht man den<br />
gewaltigen Effort, der im letzten halben<br />
Jahrh<strong>und</strong>ert zur Abwasserreinigung geleistet<br />
wurde, auf das Defizit, das man damit<br />
beheben wollte, so ist die heutige Lage hin-<br />
<strong>natur</strong> <strong>und</strong> <strong>mensch</strong> 2 / 2010<br />
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