21.02.2014 Aufrufe

natur und mensch - Rheinaubund

natur und mensch - Rheinaubund

natur und mensch - Rheinaubund

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Aus dem Rheinaub<strong>und</strong><br />

Im Gespräch mit den Zeitzeugen<br />

Gerold Meier <strong>und</strong> Walter Büsch<br />

Das 50 jährige Rheinaub<strong>und</strong>-Jubiläum ist Gr<strong>und</strong> genug,<br />

Rückschau zu halten <strong>und</strong> sich Gedanken über die Anfänge<br />

des Rheinaub<strong>und</strong>es zu machen. Wie kam es zu der beeindruckenden<br />

Volksbewegung <strong>und</strong> was stand bei dem<br />

Kampf um Rheinau im Vordergr<strong>und</strong>? Die Zeitzeugen<br />

Gerold Meier <strong>und</strong> Walter Büsch gaben dem Rheinaub<strong>und</strong><br />

hierzu in einem sehr persönlichen Gespräch Auskunft.<br />

Herr Büsch, im Rheinau-Komitee hatten Sie<br />

die Funktion des Sekretärs. Wann <strong>und</strong> wie<br />

kamen Sie zu diesem Engagement <strong>und</strong> was<br />

war Ihre Motivation?<br />

Das muss so 1953 oder 1954 gewesen sein.<br />

Ich wurde damals von Hans Blum <strong>und</strong><br />

Gerold Meier angesprochen, ob ich nicht in<br />

Zürich das Sekretariat führen könnte. Ich<br />

habe das damals als Werkstudent gemacht,<br />

wobei das natürlich ein bisschen auf Kosten<br />

meines Studiums ging.<br />

Die Arbeit bestand in erster Linie aus der<br />

Vorbereitung der Inseratekampagne, dem<br />

Suchen von Referenten <strong>und</strong> dem Kontakt zu<br />

befre<strong>und</strong>eten Organisationen. Natürlich<br />

musste ich unter anderem auch für die Aufnahme<br />

von Artikeln über die Initiative sorgen.<br />

– Im Sekretariat trafen laufend uneingeschriebene<br />

Briefe, oft ohne Absender ein,<br />

die Spenden-Beträge bis Fr. 1000.– enthielten.<br />

Anregungen <strong>und</strong> Anfragen von Bürgern<br />

führten schon damals zu einer erheblichen<br />

Korrespondenz.<br />

Herr Meier, was war Ihre Funktion im Rheinau-Komitee?<br />

Wann <strong>und</strong> wie kamen Sie zu<br />

diesem Engagement <strong>und</strong> was war Ihre Motivation?<br />

Rheinau beigetreten. Später war ich während<br />

längerer Zeit Vizepräsident.<br />

Der Arbeitsaufwand für die Organisation<br />

der Grossdemos in Rheinau, die Koordination<br />

der politischen Vorstösse, insbesondere<br />

die Lancierung der beiden eidg. Volksinitiativen<br />

war sicher gewaltig. Wie konnte<br />

eine derart kleine Gruppe eine Volksbewegung<br />

initiieren?<br />

Gerold Meier – Das war damals ja die Gründerzeit<br />

der Natur- <strong>und</strong> Heimatschutzbewegung.<br />

Wir haben eigentlich gar nicht so viel<br />

gemacht, man darf aber nicht vergessen,<br />

dass es um den Rheinfall ging, der durch das<br />

Kraftwerk ja teilweise eingestaut werden<br />

sollte. Das war für die Leute wirklich ein<br />

Heiligtum, an dem man sich nicht vergreift.<br />

Professor Giacometti hat damals ein Gutachten<br />

für den Rheinaub<strong>und</strong> gemacht <strong>und</strong><br />

den Rheinfall darin mit dem Matterhorn verglichen,<br />

so dass da eine ungeheure Eigendynamik<br />

zum Tragen kam. Wir haben keine<br />

grosse Werbung für die K<strong>und</strong>gebung gemacht,<br />

die Leute sind einfach gekommen.<br />

Es ist alles sehr friedlich zugegangen, obgleich<br />

die Stimmung gereizt war <strong>und</strong> die<br />

Elektrizitätswirtschaft sogar versucht hat,<br />

manche Veranstaltungen zu unterwandern.<br />

Was ist Ihnen vom Kampf ums Kraftwerk<br />

Rheinau 1951–1954 noch am lebhaftesten<br />

in Erinnerung geblieben?<br />

Walter Büsch – Ich denke das ist die besondere,<br />

gr<strong>und</strong>ernste Stimmung. Die Betroffenheit,<br />

der Ernst der Menschen. Ich denke aber<br />

Nachdem ich von der Existenz des Komitees<br />

gehört hatte, das ja von Kurt Bächthold, Willi<br />

Schudel, Oskar Bek <strong>und</strong> Arthur Uehlinger<br />

ins Leben gerufen worden ist, bin ich gemeinsam<br />

mit Hans Blum zu einer Sitzung<br />

gegangen. Wir sind beide mit grosser Überzeugung<br />

dem überparteilichen Komitee<br />

zum Schutze der Stromlandschaft Rheinfallauch<br />

an Prof. Zaccaria Giacometti , der an<br />

der Universität Zürich Staats <strong>und</strong> Verwaltungsrecht<br />

lehrte, ein Gutachten für den<br />

Rheinau-B<strong>und</strong> schrieb <strong>und</strong> unsere Anliegen<br />

stets unterstützt hat. Als er vernahm, dass<br />

der Rückzug der Initiative im Rheinau-Komitee<br />

ein Thema war, sagte er mir, ich solle an<br />

der entscheidenden Sitzung mitteilen, ein<br />

Rückzug wäre nach seiner Überzeugung ein<br />

grosser Fehler. Mit grosser Mehrheit wurde<br />

der Antrag auf Rückzug der Initiative daraufhin<br />

abgelehnt. Ich erlebte den Kampf um<br />

das Kraftwerk Rheinau als eigentlichen<br />

Glaubenskrieg.<br />

Was zeichnete das Rheinau-Komitee gegenüber<br />

anderen Vereinigungen wie Heimatschutz<br />

oder den SBN (heute Pro Natura) aus?<br />

Walter Büsch – Wir waren damals viel schlagkräftiger<br />

<strong>und</strong> flexibler <strong>und</strong> sind deutlich<br />

militanter aufgetreten als SBN <strong>und</strong> Heimatschutz.<br />

Gerold Meier – Da waren aber auch Unterschiede<br />

in den Strukturen. Beim SBN war ja<br />

die Generalversammlung für alle Aktivitäten<br />

massgebend <strong>und</strong> da sind dann zahlreiche<br />

Energievertreter eingetreten <strong>und</strong> haben<br />

den Verband unterwandert.<br />

Walter Büsch – Die anderen Verbände haben<br />

sich aber auch wohl davon abhalten lassen,<br />

dass die Konzession ja bereits seit etwa 1944<br />

bestand.<br />

Warum sind die beiden Volksinitiativen Ihrer<br />

Meinung nach gescheitert?<br />

Seite 28 <strong>natur</strong> <strong>und</strong> <strong>mensch</strong> 2 / 2010

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!