Bund + Länder Journal 01/2013 - Ver.di
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Allgemein<br />
ver.<strong>di</strong> fordert: Schluss mit befristeten<br />
Arbeitsverträgen bei <strong>Bund</strong>esbehörden!<br />
Atilla Ay<strong>di</strong>nogullari (Foto: Ronny Keller)<br />
Rund 2,8 Millionen Menschen waren in<br />
Deutschland im Jahr 2<strong>01</strong>1 befristet beschäftigt,<br />
so viel wie nie zuvor. Auch der<br />
<strong>Bund</strong> mit seinen <strong>Bund</strong>esbehörden beteiligt<br />
sich an <strong>di</strong>eser erschreckenden Entwicklung<br />
und setzt immer mehr auf <strong>di</strong>e<br />
Befristung von Arbeitsverträgen, mit der<br />
Auswirkung, dass zum Teil über 30 Prozent<br />
der Beschäftigten in den einzelnen<br />
Behörden befristet beschäftigt sind.<br />
Bemerkenswert ist auch, dass nicht alle<br />
Ressorts so intensiv auf <strong>di</strong>e Befristung von<br />
Arbeitsverträgen setzen und es dadurch<br />
zu enormen Unterschieden im Hinblick<br />
auf den Anteil der Befristungen zwischen<br />
den verschiedenen Ressorts kommt.<br />
Die enorme Anzahl von befristeten Beschäftigten<br />
in <strong>Bund</strong>esbehörden ist das<br />
Resultat einer jahrelangen verfehlten<br />
Personalpolitik. Über 130.000 Stellen<br />
wurden allein beim <strong>Bund</strong> seit 1989 abgebaut,<br />
obwohl das Arbeitsvolumen unverändert<br />
geblieben ist. Die Ministerien habe<br />
sichere Arbeitsplätze ersetzt durch <strong>di</strong>e<br />
<strong>Ver</strong>lagerung auf zunehmend befristete<br />
Beschäftigungsverhältnisse. Besonders zu<br />
kritisieren sind hierbei <strong>di</strong>e sachgrundlosen<br />
Befristungen. Einzelne Behörden greifen<br />
auch auf so genannte Kettenbefristungen<br />
zurück.<br />
Von <strong>di</strong>eser Entwicklung sind besonders<br />
schwer <strong>di</strong>e 20 bis 29 jährigen Beschäftigten<br />
betroffen, <strong>di</strong>e einen Anteil von<br />
rund 40 Prozent der befristet Beschäftigten<br />
darstellen und <strong>di</strong>e 30 bis 39 jährigen<br />
Beschäftigten, <strong>di</strong>e rund 32 Prozent der<br />
Befristungen darstellen. Die befristeten<br />
Arbeitsverträge <strong>di</strong>enen auch nicht als<br />
Sprungbrett in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis,<br />
da im Jahr 2<strong>01</strong>1 gerade mal 11<br />
Prozent der befristet Beschäftigten in ein<br />
unbefristetes Arbeitsverhältnis übernommen<br />
wurden.<br />
Die Politik der (Dauer-) Befristungen bedeutet<br />
für <strong>di</strong>e Beschäftigten, dass sie<br />
keine Planungssicherheit für sich und<br />
ihre Familien haben, mangelnde Perspektiven<br />
und Angst vor einer jederzeitigen<br />
Austauschbarkeit. Eine weitere Folgeerscheinung<br />
besteht in der zunehmenden<br />
Arbeitsver<strong>di</strong>chtung und führt somit zu einer<br />
steigenden psychischen Belastung der<br />
Beschäftigten.<br />
Dass teilweise rund ein Drittel der Arbeitsverhältnisse<br />
über <strong>di</strong>e Befristung entsichert<br />
wurden, ist für ver.<strong>di</strong> ein unhaltbarer Zustand.<br />
Wir fordern <strong>di</strong>e Arbeit wieder sicherer<br />
zu machen, zu entfristen und für<br />
<strong>di</strong>e Menschen wieder Planungssicherheit<br />
und damit bessere Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen<br />
zu schaffen.<br />
von: Atilla Ay<strong>di</strong>nogullari<br />
11. Potsdamer Forum für Führungskräfte<br />
im öffentlichen Dienst<br />
Solide Staatsfinanzen - Grundlage für gute öffentliche Dienstleistungen<br />
Vom 4. bis 5. Juni 2<strong>01</strong>3 fand das 11.<br />
Potsdamer Forum für Führungskräfte im<br />
öffentlichen Dienst in der Brandenburger<br />
Landeshauptstadt statt. Rund 200 Führungskräfte<br />
aus dem öffentlichen Dienst<br />
<strong>di</strong>skutierten mit <strong>Ver</strong>tretern aus Politik und<br />
Wirtschaft <strong>di</strong>e Zukunft des öffentlichen<br />
Dienstes.<br />
„Wir befassen uns in <strong>di</strong>esem Jahr mit der<br />
Lage der Staatsfinanzen“, sagte Klaus Weber,<br />
ver.<strong>di</strong>-<strong>Bund</strong>esbeamtensekretär und<br />
Leiter des Potsdamer Forums zur Eröffnung.<br />
Dabei stünden <strong>di</strong>e Personalpolitik<br />
und <strong>di</strong>e Frage, wohin sich der öffentliche<br />
Dienst entwickeln soll, im Fokus. Deutschland<br />
habe einen leistungsfähigen öffentlichen<br />
Dienst, betonte er. Hochwertige<br />
Dienstleistungen seien <strong>di</strong>e Vorbe<strong>di</strong>ngung<br />
und der Rahmen für einen bürgernahen<br />
Rechtsstaat und für den Zusammenhalt<br />
in der Gesellschaft. „Damit <strong>di</strong>es so bleibt,<br />
muss sich einiges verändern“, stellte Klaus<br />
Weber fest. Es ginge um nicht weniger als<br />
<strong>di</strong>e Lebensqualität in unserem Land. Für<br />
ver.<strong>di</strong> seien mit Blick auf <strong>di</strong>e europäische<br />
Union Frieden, Wohlstand und soziale Gerechtigkeit<br />
<strong>di</strong>e wichtigsten Punkte. „Wir<br />
brauchen ein soziales Europa und eine<br />
vertiefte und handlungsfähige europäische<br />
Union“, betonte Klaus Weber. Die<br />
dramatisch hohe Jugendarbeitslosigkeit in<br />
einigen Ländern sei geradezu Sprengstoff<br />
für <strong>di</strong>e Demokratie und Freiheit. „Die Gewerkschaften<br />
in Europa wollen ein Schiff<br />
auf Kiel legen, das keine Schlagseite hat“,<br />
stellte Klaus Weber klar.<br />
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