Bund + Länder Journal 01/2013 - Ver.di
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Bau- und Liegenschaftsmanagement der Länder | <strong>Bund</strong>es- und Landesverwaltungen | <strong>Bund</strong>esverkehrsverwaltung / Straßenbauverwaltung<br />
| <strong>Bund</strong>eswehr | Finanz- und Steuerverwaltung | Justiz | Stationierungsstreitkräfte | Statistische <strong>Bund</strong>es- und Landesämter<br />
<strong>Bund</strong>eswehr-reform<br />
Die 11 größten Webfehler der<br />
Neuausrichtung <strong>Bund</strong>eswehr<br />
zwischen hoffen und<br />
bangen<br />
Übernahme des Tarifergebnisses<br />
auf <strong>di</strong>e Beamtenschaft in den<br />
Ländern<br />
Aufruf Umfairteilen<br />
Öffentliche Finanzen stärken –<br />
Reichtum besteuern!<br />
Seite 21 Seite 8 Seite 7<br />
1
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Inhalt<br />
Vorwort<br />
von Frank Bsirske ................................ 3<br />
Allgemein<br />
ver.<strong>di</strong> fordert: Schluss mit befristeten Arbeitsverträgen<br />
bei <strong>Bund</strong>esbehörden! ............................. 4<br />
11. Potsdamer Forum für Führungskräfte<br />
im öffentlichen Dienst ............................. 4<br />
Demografiestrategie – Was ist das und was<br />
bringt mir das? .................................. 6<br />
Öffentliche Finanzen stärken – Reichtum besteuern! ...... 7<br />
Übernahme des Tarifergebnisses in den Ländern –<br />
zwischen Hoffen und Bangen ....................... 8<br />
PSI-Kongress in Durban ............................ 8<br />
Es ist mehr möglich ............................... 9<br />
EG-Check, was ist das eigentlich? ....................10<br />
Gemeinsam Gesundheit fördern .....................11<br />
Bau- und Liegenschaftsmanagement<br />
der Länder<br />
Hessisches Baumanagement bereitet Orga-Wahlen vor ....12<br />
Gegen prekäre Beschäftigung beim Bau- und<br />
Liegenschaftsbetrieb NRW .........................13<br />
<strong>Bund</strong>es- und Landesverwaltungen<br />
ver.<strong>di</strong>-<strong>Ver</strong>trauensleute bewerten das Tarifergebnis des<br />
Landes Hessen: Gutes Ergebnis erzielt .................13<br />
Aktive Kolleginnen und Kollegen im Prüfungswesen ......14<br />
<strong>Bund</strong>esfachkommission Landesverwaltungen<br />
tagte in Berlin ...................................15<br />
<strong>Bund</strong>esverkehrsverwaltung /<br />
Straßenbauverwaltung<br />
Wasser- und Schifffahrtsverwaltung – Erfahrungen aus<br />
dem Tollhaus? ...................................16<br />
Perspektivlos? ...................................17<br />
Neues aus dem Deutschen Wetter<strong>di</strong>enst ...............17<br />
„Wir müssen handeln“ ............................18<br />
Aufgabe des Staates: <strong>Ver</strong>kehrswege erhalten, ausbauen<br />
und sichern gelingt nur mit ausreichender Finanzierung ...19<br />
Zukunftsperspektive für Auszubildende –<br />
Stellenabbau – ÖPP ...............................20<br />
<strong>Bund</strong>eswehr<br />
Neuausrichtung <strong>Bund</strong>eswehr .......................21<br />
Kleines Jubiläum des Bezirkspersonalrates<br />
bei der WBV West ................................22<br />
BMVg: Expertengespräche mit ver.<strong>di</strong> im Nachgang<br />
des Bildungsgipfels 2<strong>01</strong>2 ..........................23<br />
WBV West adé – Festakt ohne Mitarbeiter ..............24<br />
ver.<strong>di</strong> Spitzenkan<strong>di</strong>dat zu Gast im BwDLZ Münster .......24<br />
Finanz- und Steuerverwaltung<br />
ver.<strong>di</strong> Zöllnerinnen und Zöllner bei der Neufassung<br />
der Regeln für Schicht<strong>di</strong>enstleistende beteiligt ...........25<br />
Finanzkontrolle Schwarzarbeit beim Zoll ...............26<br />
Deutschland braucht mehr Steuereinnahmen ...........26<br />
ver.<strong>di</strong>-Erfolg bei Personalratswahlen der<br />
Steuerverwaltungen in Berlin und im Saarland ..........27<br />
Tagung der ver.<strong>di</strong> <strong>Bund</strong>esfachkommission<br />
Steuerverwaltung ................................28<br />
Justiz<br />
ver<strong>di</strong>kt 1-2<strong>01</strong>3 ..................................29<br />
Sozialstaat – Spielball der Finanzmärkte? ...............29<br />
Bericht über <strong>di</strong>e Mitgliederversammlung<br />
der hessischen Richterinnen und Richter,<br />
Staatsanwältinnen und Staatsanwälte .................30<br />
Entwurf eines konsoli<strong>di</strong>erten Sicherheitsrahmenkonzeptes<br />
für <strong>di</strong>e Gerichte und Staatsanwaltschaften<br />
des Landes Hessen (Stand 04.<strong>01</strong>.2<strong>01</strong>3) ................31<br />
Bericht der Landesfachgruppe Justiz über Gespräche<br />
mit Mitgliedern des Rechtsausschusses. ................32<br />
Dienstrechtsreform und Personalentwicklung<br />
in der NRW-Justiz ................................33<br />
Stationierungsstreitkräfte<br />
Tarifrunde 2<strong>01</strong>3 Stationierungsstreitkräfte ..............33<br />
<strong>Bund</strong>esweite Konversionskonferenz in Mainz ...........34<br />
Impressum ..................................35<br />
2
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Vorwort<br />
zur Sache<br />
Mehr Lebensqualität<br />
Es ist nicht nur Zeit, es ist höchste Zeit für<br />
eine Neujustierung. Das wissen nicht nur<br />
<strong>di</strong>e Gewerkschaften und ihre Mitglieder.<br />
Das weiß inzwischen auch <strong>di</strong>e Mehrheit<br />
der Bürgerinnen und Bürger. Umfragen<br />
zeigen: Steuersenkungen kommen gar<br />
nicht mehr gut an. Denn <strong>di</strong>e Menschen<br />
haben erlebt, dass bei Steuersenkungen<br />
besonders <strong>di</strong>e Reichen viel weniger<br />
einzahlen und dass am Ende der Staat<br />
weniger Geld hat, um <strong>di</strong>e Aufgaben zu<br />
bezahlen, <strong>di</strong>e der Mittelschicht und den<br />
einfachen Leuten zugutekommen.<br />
Die Bürgerinnen und Bürger wollen mehr<br />
Gerechtigkeit. Dass es viele Menschen<br />
gibt, <strong>di</strong>e Vollzeit schuften, aber von ihrem<br />
Geld nicht leben und schon gar keine Familie<br />
ernähren können, hat mit Gerechtigkeit<br />
nichts zu tun. ver.<strong>di</strong> kämpft für einen<br />
allgemeinen gesetzlichen Mindestlohn.<br />
Von der schwarz-gelben <strong>Bund</strong>esregierung<br />
– und vor allem vom gelben Teil – gibt es<br />
nur Mogelpackungen und Ausflüchte.<br />
Wir sagen: Arbeit und Leistung müssen<br />
sich lohnen. Wer Vollzeit arbeitet, darf<br />
nicht zum Jobcenter gehen müssen, um<br />
Frank Bsirske (Foto: Kay Herschelmann)<br />
Miete, Essen und Kleidung zu bezahlen.<br />
Und <strong>di</strong>e regulär Beschäftigten? Im öffentlichen<br />
Dienst werden seit Jahren Stellen<br />
abgebaut. Für <strong>di</strong>e, <strong>di</strong>e noch da sind, bedeutet<br />
das mehr Arbeit und Leistungsver<strong>di</strong>chtung<br />
bis hin zur Erschöpfung. Stress<br />
und psychischen Belastungen nehmen seit<br />
Jahren zu. Die Beschäftigten leisten unter<br />
zum Teil schwierigsten Umständen gute<br />
Arbeit. Sie leiden darunter, dass schlechte<br />
Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen zu Abstrichen an der<br />
an der Qualität führen. Doch Träger guter<br />
Dienstleistungen sind zumeist <strong>di</strong>e Beschäftigten<br />
– und gute Dienstleistungen<br />
und gute Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen gehören<br />
zusammen.<br />
Die neoliberale Politik der letzten Jahre<br />
hat sowohl <strong>di</strong>e sozialen Dienstleistungen<br />
als auch <strong>di</strong>e öffentlichen Infrastrukturen<br />
stark vernachlässigt. Beides wird nicht<br />
mehr ausreichend finanziert. Doch wir<br />
benötigen umfangreiche öffentliche Investitionen,<br />
nicht nur in Beton, sondern<br />
auch in <strong>di</strong>e Köpfe.<br />
Bildung ist ein Schlüssel für qualitatives<br />
Wachstum wie für <strong>di</strong>e Bewältigung des<br />
demografischen Wandels. Darum sind<br />
hohe Bildungsinvestitionen notwen<strong>di</strong>g.<br />
Das Gesundheitswesen muss ausgebaut<br />
werden, um dem demografischen Wandel<br />
gerecht zu werden. Lebenswerte Städte,<br />
<strong>di</strong>e allen gleiche Chancen bieten und<br />
in denen es bezahlbare Wohnungen gibt,<br />
verlangen Investitionen. Erhalt und Ausbau<br />
der öffentlichen Infrastruktur, unserer<br />
Straßen und Wasserwege, des öffentlichen<br />
Nahverkehrs, unserer kulturellen<br />
und sozialen Einrichtungen, sind als öffentliche<br />
Aufgaben zugänglich zu halten.<br />
Sie dürfen nicht systematisch finanziell<br />
ausgetrocknet und dann an private Investoren<br />
vergeben werden. Darum ist eine<br />
systematische Strukturpolitik in <strong>Bund</strong>,<br />
Ländern und Regionen erforderlich. Ziel<br />
muss es sein, gesellschaftlich notwen<strong>di</strong>ge<br />
Dienstleistungen als öffentliche Güter in<br />
guter Qualität zur <strong>Ver</strong>fügung zu stellen.<br />
Die Politik hat viel zu lange dem Ausverkauf<br />
öffentlichen Eigentums und öffentlicher<br />
Dienstleistungen zugesehen, vielfach<br />
gar das Wort geredet. Damit muss Schluss<br />
sein. Wir brauchen eine Neujustierung:<br />
für mehr Lebensqualität – für <strong>di</strong>e Beschäftigten<br />
und <strong>di</strong>e Bürgerinnen und Bürger.<br />
Dafür braucht der Staat mehr Einnahmen.<br />
Die müssen fair erbracht und gerecht<br />
verteilt werden. Die ganz starken Schultern<br />
müssen wieder mehr <strong>Ver</strong>antwortung<br />
übernehmen. Jetzt ist ihr Beitrag gefordert<br />
– für <strong>Ver</strong>besserungen im Bildungssystem<br />
von der Krippe bis zur Hochschule,<br />
für <strong>di</strong>e bessere Pflege Älterer und Kranker,<br />
für notwen<strong>di</strong>ge öffentliche Infrastruktur.<br />
Nachdem sie mit Hunderten von Milliarden<br />
Euros durch <strong>di</strong>e Steuerzahler vor <strong>Ver</strong>mögensschäden<br />
bewahrt worden sind, ist<br />
das mehr als ausgleichende Gerechtigkeit.<br />
Deutschland darf im internationalen <strong>Ver</strong>gleich<br />
bei der Besteuerung von <strong>Ver</strong>mögen<br />
und großer Erbschaften nicht länger faktisch<br />
eine Steueroase bleiben.<br />
Euer Frank Bsirske<br />
3
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Allgemein<br />
ver.<strong>di</strong> fordert: Schluss mit befristeten<br />
Arbeitsverträgen bei <strong>Bund</strong>esbehörden!<br />
Atilla Ay<strong>di</strong>nogullari (Foto: Ronny Keller)<br />
Rund 2,8 Millionen Menschen waren in<br />
Deutschland im Jahr 2<strong>01</strong>1 befristet beschäftigt,<br />
so viel wie nie zuvor. Auch der<br />
<strong>Bund</strong> mit seinen <strong>Bund</strong>esbehörden beteiligt<br />
sich an <strong>di</strong>eser erschreckenden Entwicklung<br />
und setzt immer mehr auf <strong>di</strong>e<br />
Befristung von Arbeitsverträgen, mit der<br />
Auswirkung, dass zum Teil über 30 Prozent<br />
der Beschäftigten in den einzelnen<br />
Behörden befristet beschäftigt sind.<br />
Bemerkenswert ist auch, dass nicht alle<br />
Ressorts so intensiv auf <strong>di</strong>e Befristung von<br />
Arbeitsverträgen setzen und es dadurch<br />
zu enormen Unterschieden im Hinblick<br />
auf den Anteil der Befristungen zwischen<br />
den verschiedenen Ressorts kommt.<br />
Die enorme Anzahl von befristeten Beschäftigten<br />
in <strong>Bund</strong>esbehörden ist das<br />
Resultat einer jahrelangen verfehlten<br />
Personalpolitik. Über 130.000 Stellen<br />
wurden allein beim <strong>Bund</strong> seit 1989 abgebaut,<br />
obwohl das Arbeitsvolumen unverändert<br />
geblieben ist. Die Ministerien habe<br />
sichere Arbeitsplätze ersetzt durch <strong>di</strong>e<br />
<strong>Ver</strong>lagerung auf zunehmend befristete<br />
Beschäftigungsverhältnisse. Besonders zu<br />
kritisieren sind hierbei <strong>di</strong>e sachgrundlosen<br />
Befristungen. Einzelne Behörden greifen<br />
auch auf so genannte Kettenbefristungen<br />
zurück.<br />
Von <strong>di</strong>eser Entwicklung sind besonders<br />
schwer <strong>di</strong>e 20 bis 29 jährigen Beschäftigten<br />
betroffen, <strong>di</strong>e einen Anteil von<br />
rund 40 Prozent der befristet Beschäftigten<br />
darstellen und <strong>di</strong>e 30 bis 39 jährigen<br />
Beschäftigten, <strong>di</strong>e rund 32 Prozent der<br />
Befristungen darstellen. Die befristeten<br />
Arbeitsverträge <strong>di</strong>enen auch nicht als<br />
Sprungbrett in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis,<br />
da im Jahr 2<strong>01</strong>1 gerade mal 11<br />
Prozent der befristet Beschäftigten in ein<br />
unbefristetes Arbeitsverhältnis übernommen<br />
wurden.<br />
Die Politik der (Dauer-) Befristungen bedeutet<br />
für <strong>di</strong>e Beschäftigten, dass sie<br />
keine Planungssicherheit für sich und<br />
ihre Familien haben, mangelnde Perspektiven<br />
und Angst vor einer jederzeitigen<br />
Austauschbarkeit. Eine weitere Folgeerscheinung<br />
besteht in der zunehmenden<br />
Arbeitsver<strong>di</strong>chtung und führt somit zu einer<br />
steigenden psychischen Belastung der<br />
Beschäftigten.<br />
Dass teilweise rund ein Drittel der Arbeitsverhältnisse<br />
über <strong>di</strong>e Befristung entsichert<br />
wurden, ist für ver.<strong>di</strong> ein unhaltbarer Zustand.<br />
Wir fordern <strong>di</strong>e Arbeit wieder sicherer<br />
zu machen, zu entfristen und für<br />
<strong>di</strong>e Menschen wieder Planungssicherheit<br />
und damit bessere Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen<br />
zu schaffen.<br />
von: Atilla Ay<strong>di</strong>nogullari<br />
11. Potsdamer Forum für Führungskräfte<br />
im öffentlichen Dienst<br />
Solide Staatsfinanzen - Grundlage für gute öffentliche Dienstleistungen<br />
Vom 4. bis 5. Juni 2<strong>01</strong>3 fand das 11.<br />
Potsdamer Forum für Führungskräfte im<br />
öffentlichen Dienst in der Brandenburger<br />
Landeshauptstadt statt. Rund 200 Führungskräfte<br />
aus dem öffentlichen Dienst<br />
<strong>di</strong>skutierten mit <strong>Ver</strong>tretern aus Politik und<br />
Wirtschaft <strong>di</strong>e Zukunft des öffentlichen<br />
Dienstes.<br />
„Wir befassen uns in <strong>di</strong>esem Jahr mit der<br />
Lage der Staatsfinanzen“, sagte Klaus Weber,<br />
ver.<strong>di</strong>-<strong>Bund</strong>esbeamtensekretär und<br />
Leiter des Potsdamer Forums zur Eröffnung.<br />
Dabei stünden <strong>di</strong>e Personalpolitik<br />
und <strong>di</strong>e Frage, wohin sich der öffentliche<br />
Dienst entwickeln soll, im Fokus. Deutschland<br />
habe einen leistungsfähigen öffentlichen<br />
Dienst, betonte er. Hochwertige<br />
Dienstleistungen seien <strong>di</strong>e Vorbe<strong>di</strong>ngung<br />
und der Rahmen für einen bürgernahen<br />
Rechtsstaat und für den Zusammenhalt<br />
in der Gesellschaft. „Damit <strong>di</strong>es so bleibt,<br />
muss sich einiges verändern“, stellte Klaus<br />
Weber fest. Es ginge um nicht weniger als<br />
<strong>di</strong>e Lebensqualität in unserem Land. Für<br />
ver.<strong>di</strong> seien mit Blick auf <strong>di</strong>e europäische<br />
Union Frieden, Wohlstand und soziale Gerechtigkeit<br />
<strong>di</strong>e wichtigsten Punkte. „Wir<br />
brauchen ein soziales Europa und eine<br />
vertiefte und handlungsfähige europäische<br />
Union“, betonte Klaus Weber. Die<br />
dramatisch hohe Jugendarbeitslosigkeit in<br />
einigen Ländern sei geradezu Sprengstoff<br />
für <strong>di</strong>e Demokratie und Freiheit. „Die Gewerkschaften<br />
in Europa wollen ein Schiff<br />
auf Kiel legen, das keine Schlagseite hat“,<br />
stellte Klaus Weber klar.<br />
4
1/2<strong>01</strong>3<br />
Klaus Weber (Foto: Kay Herschelmann)<br />
Brandenburgs Ministerpräsident Matthias<br />
Platzeck musste kurzfristig absagen, sein<br />
Grußwort leider ausfallen. Da das Land<br />
Brandenburg ebenso wie weitere Regionen<br />
in Deutschland von Hochwasser zum<br />
Zeitpunkt des Potsdamer Forums betroffen<br />
war, waren neben Ministerpräsident<br />
Platzeck auch einige andere Referenten<br />
verhindert.<br />
Einleitung in das Forum von Frank<br />
Bsirske<br />
Frank Bsirske (Foto: Kay Herschelmann)<br />
„Wir haben in Deutschland immer noch<br />
einen sehr leistungsfähigen öffentlichen<br />
Dienst“, betonte auch ver.<strong>di</strong>-<strong>Bund</strong>esvorsitzender<br />
Frank Bsirske. „Privat vor Staat,<br />
so lautete <strong>di</strong>e Maxime einer Politik, <strong>di</strong>e<br />
sich bis heute in manchen Teilen der Parteipolitik<br />
religiöser <strong>Ver</strong>ehrung erfreut.“ Es<br />
habe sich in der <strong>Ver</strong>gangenheit gezeigt,<br />
dass „<strong>di</strong>e erfolgte Privatisierung nicht billiger<br />
und besser, sondern oft genug teuer<br />
und schlechter“ sei. Als Beispiel nannte<br />
Frank Bsirske private Winter<strong>di</strong>enste, <strong>di</strong>e<br />
nach anhaltendem Schneefall <strong>di</strong>e <strong>Ver</strong>träge<br />
kün<strong>di</strong>gten. Dies sei offenbar in deren<br />
Geschäftsmodell nicht vorgesehen gewesen.<br />
Die Entstaatlichung habe starke Spuren<br />
hinterlassen, <strong>di</strong>e Deregulierung eine<br />
soziale Schieflage produziert. Mit <strong>di</strong>esem<br />
Scheitern habe ein Umdenken stattgefunden.<br />
„Dies ist gut so“, betonte Frank<br />
Bsirske. „Wir reden wieder vom Staat als<br />
Krisenmanager und Steuermann.“ Die<br />
Kluft zwischen Arm und Reich habe in<br />
den vergangenen zehn Jahren zugenommen.<br />
„Das Comeback des Staates war <strong>di</strong>e<br />
Folge des Scheiterns der neoliberalen Politik“,<br />
stellte Frank Bsirske fest.<br />
Es sei <strong>di</strong>e Frage, ob <strong>di</strong>e Kommunen ihre<br />
Aufgaben noch erfüllen können. Die<br />
Steuerquote sei heute niedriger als vor 40<br />
Jahren, bei einem gleichzeitigen öffentlichen<br />
Schuldenrekord. <strong>Bund</strong>eskanzlerin<br />
Angela Merkel würde propagieren, dass<br />
<strong>di</strong>e Deutschen daran selbst Schuld hätten.<br />
Sie hätten jahrzehntelang über ihre <strong>Ver</strong>hältnisse<br />
gelebt. Dabei sei <strong>di</strong>e Sozialleistungsquote<br />
heute nicht höher als Mitte<br />
der 1970er Jahre. Vielmehr sei <strong>di</strong>e Art und<br />
Weise, wie <strong>di</strong>e deutsche Einheit finanziert<br />
wurde, aber auch Steuergeschenke der<br />
Koalition seit 1998 und steuerpolitische<br />
Begünstigungen von großen <strong>Ver</strong>mögen<br />
und Erbschaften und <strong>di</strong>e Bankenrettung<br />
dafür verantwortlich. Ab 2020 dürfen <strong>di</strong>e<br />
<strong>Bund</strong>esländer keine Schulden mehr aufnehmen.<br />
„Die Schuldenbremse behindert<br />
den Staat, in Krisenzeiten zu handeln“,<br />
warnte Frank Bsirske. „Die gegenwärtigen<br />
Einnahmen reichen offensichtlich<br />
nicht aus, <strong>di</strong>e Ausgaben zu gewährleisten<br />
und gleichzeitig den Schuldenberg abzutragen.<br />
Wenn wir in <strong>di</strong>e Zukunft investieren<br />
wollen, müssen wir mehr ausgeben.“<br />
Drei von vier Deutschen würden befürworten,<br />
dass Reiche mehr Steuern zahlen<br />
sollen. Dies sei das steuerpolitische Streitthema<br />
im <strong>Bund</strong>estagswahlkampf. Ein<br />
handlungsfähiger Staat falle nicht vom<br />
Himmel, sagte Frank Bsirske: „Über den<br />
Weg dahin wird zu reden sein.“<br />
Der öffentliche Dienst als Produktionsfaktor<br />
In seinem Impulsreferat verdeutlichte<br />
Prof. Dr. Dr. Giacomo Corneo von der<br />
Freien Universität Berlin, Lehrstuhl für<br />
öffentliche Finanzen, den <strong>di</strong>rekten Zusammenhang<br />
zwischen einer funktionierenden<br />
Volkswirtschaft und einem guten<br />
funktionierenden öffentlichen Dienst. Der<br />
öffentliche Dienst erbringe eine große<br />
Vielfalt an Dienstleistungen. „Die produktive<br />
Eigenschaft des öffentlichen Dienstes<br />
möchte ich hervorheben“, sagte Giacomo<br />
Corneo. „Sie findet oft zu wenig Beachtung.“<br />
Die typische Sicht sei, dass eine<br />
reiche Volkswirtschaft auch hochwertige<br />
öffentliche Dienstleitungen erbringen<br />
könne. Es sei aber genauso richtig, dass<br />
hochwertige öffentliche Dienstleistungen<br />
eine reiche Volkswirtschaft ermöglichen.<br />
Als Beispiele nannte er <strong>di</strong>e Pflege der Infrastruktur,<br />
den Schutz der Eigentumsrechte,<br />
Bildung und Armutsbekämpfung. So<br />
würde eine funktionierende Polizei und<br />
Gerichtsbarkeit <strong>di</strong>e notwen<strong>di</strong>ge Sicherheit<br />
erbringen, damit <strong>di</strong>e Unternehmen bereit<br />
sind, zu investieren. Dadurch würde sich<br />
der Kapitalstock einer Volkswirtschaft erhöhen.<br />
Die Produktivität hänge aber nicht<br />
nur von den Leistungen ab, <strong>di</strong>e heute erbracht<br />
würden, sondern auch von denen,<br />
<strong>di</strong>e in der <strong>Ver</strong>gangenheit erbracht wurden.<br />
Wird <strong>di</strong>es aber erst zeitlich verzögert<br />
sichtbar, kann es dazu führen, dass der<br />
öffentliche Dienst in seiner Bedeutung unterschätzt<br />
werde. Dies gelte zum Beispiel<br />
für <strong>di</strong>e Infrastruktur.<br />
Prof. Dr. Dr. Giacomo Corneo<br />
(Foto: Kay Herschelmann)<br />
Der öffentliche Dienst sei ein zentraler<br />
Bestimmungsfaktor der gesamtwirtschaftlichen<br />
Arbeitsproduktivität und des<br />
Wirtschaftswachstums, führte Giacomo<br />
Corneo aus. Sein Produktivbeitrag hänge<br />
von der Qualität und der Anzahl der öffentlich<br />
Be<strong>di</strong>ensteten ab. Eine höhere Bezahlung<br />
sei ein zentraler Hebel zur Steuerung<br />
der Qualität. Nach einer neuen, breit<br />
angelegten empirischen Stu<strong>di</strong>e (Dal Bòet<br />
al., 2<strong>01</strong>3) könne eine bessere Bezahlung<br />
im öffentlichen Dienst <strong>di</strong>e Qualität der<br />
Bewerber/-innen und damit der Beschäftigten<br />
erhöhen. Damit werde deutlich,<br />
dass nur ein gut bezahlter öffentlicher<br />
Dienst auch Bewerber/-innen mit hoher<br />
Qualifikation für sich gewinnen kann. Befürchtungen,<br />
dass eine höhere Bezahlung<br />
<strong>di</strong>e falschen Bewerber/-innen anziehen<br />
würde, <strong>di</strong>e sich nur für Geld interessieren<br />
würden, wies Giacomo Corneo zurück.<br />
Die Stu<strong>di</strong>e belege hingegen, dass<br />
dadurch Bewerber/-innen angesprochen<br />
würden, <strong>di</strong>e besonders produktiv seien.<br />
„Wir reden über <strong>di</strong>e Handlungsfähigkeit<br />
des Staates in den kommenden Jahrzehnten“,<br />
verdeutlichte Giacomo Corneo <strong>di</strong>e<br />
Bedeutung <strong>di</strong>eser wissenschaftlichen Erkenntnis.<br />
Bisher sei es so, dass im <strong>Ver</strong>gleich zur<br />
Privatwirtschaft Personen mit niedriger<br />
Bildung im öffentlichen Dienst tendenziell<br />
mehr ver<strong>di</strong>enen würden. Hochqualifizierte<br />
jedoch würden tendenziell weniger als<br />
in der Privatwirtschaft ver<strong>di</strong>enen. Beim <strong>di</strong>rekten<br />
<strong>Ver</strong>gleich würde sich zeigen, dass<br />
<strong>di</strong>e Bezahlung der DAX-Vorstände inklusive<br />
Boni regelmäßig gestiegen sei, aller-<br />
5
1/2<strong>01</strong>3<br />
<strong>di</strong>ngs habe es einen Einbruch durch <strong>di</strong>e<br />
Finanzkrise gegeben. Von 1977 bis 2<strong>01</strong>1<br />
hätte es für sie eine Steigerung von 132<br />
Prozent gegeben, bei den Tarifbeschäftigten<br />
der Metallverarbeitenden Industrie<br />
um 38 Prozent, bei <strong>Bund</strong>esverfassungsrichtern<br />
le<strong>di</strong>glich 12 Prozent. Damit könne<br />
festgestellt werden, dass <strong>di</strong>e Attraktivität<br />
des öffentlichen Dienstes, was <strong>di</strong>e<br />
Bezahlung angehe, von einer Generation<br />
zur nächsten gesunken sei.<br />
Zudem sei der Anteil der Beschäftigten im<br />
öffentlichen Dienst in Deutschland gesunken.<br />
Laut einer ökonometrischen Stu<strong>di</strong>e<br />
(Karras, 2007) für 23 OECD-Länder für<br />
den Zeitraum von 1960 bis 2004 sollte<br />
der optimale Anteil der Beschäftigten im<br />
öffentlichen Dienst im <strong>Ver</strong>gleich zur Zahl<br />
der Erwerbstätigen der Privatwirtschaft<br />
bei 12,8 bis 13,7 Prozent liegen. Diese<br />
Quote wird jedoch sowohl nach der Definition<br />
der OECD als auch nach den Daten<br />
des statistischen <strong>Bund</strong>esamtes klar verfehlt.<br />
<strong>Ver</strong>mutlich könne das langfristige<br />
Produktionspotential Deutschlands durch<br />
eine bessere Bezahlung der Hochqualifizierten<br />
und durch ein moderates Wachstum<br />
der Beschäftigung im öffentlichen<br />
Dienst erhöht werden.<br />
Giacomo Corneo plä<strong>di</strong>erte deshalb für<br />
eine Erhöhung der Bezahlung von zehn<br />
Prozent. Würden weitere fünf Prozent<br />
ausgegeben werden, um das Personal<br />
aufzustocken, hätte <strong>di</strong>es fiskalische Kosten<br />
von gut einem BIP-Prozentpunkt zur<br />
Folge. Dadurch würden sich aber auch<br />
<strong>di</strong>e Einnahmen bei der Lohnsteuer, den<br />
Sozialabgaben und den in<strong>di</strong>rekten Steuern<br />
erhöhen. Unter dem Strich bliebe ein<br />
Finanzbedarf von 15 bis 18 Milliarden<br />
Euro übrig. „Die Ausgaben für den öffentlichen<br />
Dienst sind Investitionen in <strong>di</strong>e<br />
Zukunft“, betonte Giacomo Corneo. Ein<br />
hinsichtlich seiner Kompetenz und seines<br />
Steuerungsvermögens gezielt gestärkter<br />
öffentlicher Dienst würde aus volkswirtschaftlicher<br />
Sicht dem Wirtschaftswachstum<br />
in Deutschland mehr Nachhaltigkeit<br />
verleihen. Dies sei mit der Aufrechterhaltung<br />
solider Staatsfinanzen durchaus<br />
kompatibel. Dafür müssten sehr hohe<br />
Einkommen höher besteuert und <strong>di</strong>e<br />
Abgeltungssteuer angehoben werden.<br />
Er plä<strong>di</strong>erte auch für <strong>di</strong>e Kürzung von<br />
überflüssigen Zuschüssen und Steuervergünstigungen,<br />
für Bürokratieabbau und<br />
Neuverschuldung.<br />
Den vollstän<strong>di</strong>gen Bericht zum 11. Potsdamer<br />
Forum finden Sie unter:<br />
www.postdamer-forum.ver<strong>di</strong>.de<br />
von: Silke Leuckfeld<br />
N<br />
den<br />
Demografiestrategie – Was ist das und<br />
was bringt mir das?<br />
um<br />
und<br />
en.<br />
en<br />
sell-<br />
rch-<br />
en<br />
ringe<br />
PERSONALBESTANDSENTWICKLUNG GEBIETSKÖRPERSCHAFTEN<br />
<strong>Bund</strong><br />
251.868<br />
3<strong>01</strong>.449<br />
Jahr 2<strong>01</strong>2 Jahr 1989<br />
Länder<br />
BEISPIELHAFTE ENTWICKLUNG IM BUND:<br />
Quelle: Statistisches <strong>Bund</strong>esamt, Fachserie 14, Reihe 6, Wiesbaden 2<strong>01</strong>1<br />
2.340.000<br />
2.390.000<br />
Jahr 2<strong>01</strong>1 Jahr 2000<br />
Gemeinden<br />
1.370.000<br />
1.570.000<br />
Jahr 2<strong>01</strong>1 Jahr 2000<br />
• Weiterer Anstieg des Durchschnittsalters der Beschäftigten (heute 45 Jahre)<br />
• Auf einen Beschäftigten kommen 326 Einwohner (1989 noch 206)<br />
• Zeitraum 2025 bis 2030 viele Altersabgänge<br />
• Ausscheiden von Beamten (<strong>Bund</strong>):<br />
innerhalb der nächsten 10 Jahre: 24.968 (19%) – innerhalb der nächsten 20 Jahre: 67.895 (52,2%)<br />
Demografie<br />
Die <strong>Bund</strong>esregierung beschloss am 14. werden öffentliche Dienste weniger erforderlich<br />
sein. In anderen hingegen steigt<br />
Mai 2<strong>01</strong>3 eine Strategie, um vorbeugend<br />
und rechtzeitig auf <strong>di</strong>e demografische der Bedarf durch Bevölkerungszuwanderung.<br />
Der technische<br />
ategie<br />
Entwicklung und seine Folgen<br />
–<br />
u.<br />
Was<br />
a. für<br />
ist<br />
Fortschritt, wie<br />
den öffentlichen Dienst reagieren zu können.<br />
Dienste und auch <strong>di</strong>e älter werdende Ge-<br />
das zunehmende Angebot elektronischer<br />
sellschaft werden den öffentlichen Dienst<br />
ingt mir Das?<br />
Von welchen Entwicklungen sprechen verändern.<br />
wir?<br />
Darüber hinaus wird es zunehmend<br />
Die Bevölkerungszahl geht insgesamt schwieriger, qualifiziertes Personal für<br />
betrachtet zurück. In einigen Regionen <strong>Bund</strong>, Länder und Gemeinden zu gewinnen.<br />
Das Durchschnittsalter der Belegschaften<br />
in den <strong>Ver</strong>waltungen und Betrieben<br />
steigt von Jahr zu Jahr an. Der Grund:<br />
Einstellungsstopp oder geringe Anzahl<br />
von Nachwuchskräften.<br />
Was ist zu tun, um den Anforderungen<br />
gerecht zu werden?<br />
Es geht vor allem darum, auch zukünftig<br />
qualifizierte und engagierte Menschen<br />
für Berufe im öffentlichen Dienst zu finden<br />
und zu werben. Für vorhandene Beschäftigte<br />
müssen Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen<br />
geschaffen werden, <strong>di</strong>e es ermöglichen,<br />
gesund den ver<strong>di</strong>enten Ruhestand erreichen<br />
zu können. Die Arbeitsbelastung ist<br />
bei vielen Tätigkeiten zu hoch und muss<br />
dringend reduziert werden. Das Angebot<br />
zur <strong>Ver</strong>einbarkeit von Beruf und Familie<br />
und zur Wahrnehmung von Pflegeleistungen<br />
muss dringend ausgebaut werden.<br />
Möglichkeiten der Fortbildung müssen erweitert<br />
und Potenziale, wie in<strong>di</strong>viduelles<br />
Lernen genutzt werden.<br />
Ohne zu dramatisieren: Qualifizierte Arbeitskräfte<br />
werden schon jetzt händeringend<br />
gesucht! Gute bis ausgezeichnete<br />
Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen, gerade bei sozialen<br />
Leistungen und Freiheiten zur passgenauen<br />
Lebensorganisation, sind <strong>di</strong>e Argumente<br />
für eine Tätigkeit im öffentlichen Dienst!<br />
6<br />
| 1
1/2<strong>01</strong>3<br />
Warum beteiligt sich ver.<strong>di</strong> an der Debatte<br />
über eine Demografiestrategie?<br />
Die demografische Entwicklung betrifft<br />
uns alle. Sowohl als Bürgerin oder Bürger<br />
als auch als Beschäftigte oder Beschäftigter<br />
im öffentlichen Dienst. ver.<strong>di</strong> setzt sich<br />
für einen leistungsfähigen öffentlichen<br />
Dienst ein, mit flächendeckend hochwertigen<br />
Dienstleistungen.<br />
Die Entwicklung ist aber nicht ausschließlich<br />
ein Grund zur Sorge, sondern auch<br />
eine echte Chance für bessere Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen.<br />
Genau dafür setzen wir uns<br />
seit Jahren ein und durch <strong>di</strong>e Demografiestrategie<br />
ergeben sich neue Möglichkeiten.<br />
Ausführliche Informationen zum Thema<br />
finden Sie auf unseren Internetseiten<br />
unter:<br />
www.bund-laender.ver<strong>di</strong>.de/demografiegipfel-2<strong>01</strong>3<br />
von: Klaus Weber<br />
Klaus Weber (Foto: Ronny Keller)<br />
Öffentliche Finanzen stärken –<br />
Reichtum besteuern!<br />
Ein leistungsfähiger öffentlicher Dienst und Sozialstaat brauchen eine solide und solidarische<br />
Finanzierung. Es muss endlich Schluss sein mit Personalabbau und immer mehr Befristungen.<br />
Wie das finanziert werden kann ist kein Geheimnis, <strong>di</strong>e Vorschläge liegen auf<br />
dem Tisch. Was fehlt ist der politische Wille.<br />
Gegen zunehmenden Stress und Arbeitsüberlastung<br />
und für bessere öffentliche<br />
Leistungen und sichere gute Arbeitsplätze<br />
brauchen wir mehr Personal auf festen<br />
Stellen, in der Regel in Vollzeit. Und<br />
selbstverständlich müssen <strong>di</strong>e Beschäftigten<br />
auch in Zukunft angemessene Einkommenserhöhungen<br />
bekommen - auch<br />
<strong>di</strong>e Beamten.<br />
Dafür fehlt das Geld, halten uns <strong>di</strong>e politisch<br />
<strong>Ver</strong>antwortlichen entgegen. Schon<br />
seit vielen Jahren, und in den kommenden<br />
erst recht. Denn <strong>di</strong>e Schuldenbremse<br />
zwinge dazu, <strong>di</strong>e öffentlichen Haushalte<br />
im <strong>Ver</strong>lauf der nächsten Jahre auszugleichen<br />
und deshalb <strong>di</strong>e Ausgaben zu senken.<br />
Nichts davon ist Sachzwang. Wenn<br />
es um Bankenrettung ging, war trotzdem<br />
immer Geld da. Die Alternative ist: mehr<br />
Gerechtigkeit und höhere Einnahmen.<br />
Die Möglichkeiten sind vorhanden. Allein<br />
<strong>di</strong>e Millionäre und Multimillionäre,<br />
weniger als ein Prozent der Bevölkerung,<br />
verfügen über mehr als ein Drittel des gesamten<br />
<strong>Ver</strong>mögens. Das sind mehr als drei<br />
Billionen Euro. Alle öffentlichen Schulden<br />
in Deutschland betragen zusammen etwa<br />
2,1 Billionen Euro.<br />
Der Reichtum wächst Jahr für Jahr weiter<br />
an. Statistisch hat jede/r Deutsche ein<br />
Nettovermögen - nach Abzug von Schulden<br />
- von über 100.000 Euro. Doch <strong>di</strong>e<br />
„unteren“ 70 Prozent haben zusammen<br />
weniger als 10 Prozent des <strong>Ver</strong>mögens.<br />
Der Sozialstaat wurde finanziell geradezu<br />
planmäßig ausgetrocknet. Die Wirtschaft<br />
wächst, doch der öffentliche Dienst kennt<br />
seit Jahrzehnten nur noch Schrumpfen.<br />
Dahinter steckt eine Steuer- und Finanzpolitik<br />
unter Kohl, Schröder und Merkel,<br />
<strong>di</strong>e systematisch <strong>di</strong>e Reichen und <strong>di</strong>e Unternehmensgewinne<br />
begünstigt und öffentliche<br />
Armut produziert hat: Seit 1997<br />
wird <strong>di</strong>e <strong>Ver</strong>mögensteuer nicht mehr<br />
erhoben. Der Spitzensatz der Einkommensteuer<br />
wurde von 53 auf 42 Prozent<br />
gesenkt. Auf Kapitalerträge, darunter <strong>di</strong>e<br />
Dividenden und Aktienwertzuwächse der<br />
Superreichen, werden sogar nur noch 25<br />
Prozent Abgeltungssteuer erhoben. Die<br />
Gewinnsteuer der Aktiengesellschaften<br />
und GmbHs wurde von 40 auf 15 Prozent<br />
gesenkt. Bei der Erbschaftsteuer bleiben<br />
selbst Milliardenvermögen steuerfrei,<br />
wenn sie als Betriebsvermögen gelten -<br />
dazu zählen auch große Aktienpakete. Erhöht<br />
wurde dagegen <strong>di</strong>e Mehrwertsteuer,<br />
<strong>di</strong>e alle zahlen.<br />
Damit sich all das ändert, ist Druck aus<br />
der Gesellschaft nötig. ver.<strong>di</strong> will dazu <strong>di</strong>e<br />
kommenden Monate und den <strong>Bund</strong>estagswahlkampf<br />
nutzen.<br />
Bitte beteiligt Euch und unterstützt den<br />
Aufruf Höchste Zeit zum Umfairteilen!<br />
Mehr unter www.umfairteilen.de<br />
Am 14. September 2<strong>01</strong>3 finden bundesweite<br />
Demonstrationen in Bochum<br />
und Berlin statt. Näheres auf<br />
der angegebenen Homepage.<br />
von: Ralf Krämer, Bereich Wirtschaftspolitik,<br />
ver.<strong>di</strong> - <strong>Bund</strong>esverwaltung<br />
7
1/2<strong>01</strong>3<br />
Übernahme des Tarifergebnisses in den<br />
Ländern – zwischen Hoffen und Bangen<br />
Offensichtlich sind Beamtinnen und<br />
Beamte jetzt mehr denn je bereit, den<br />
Affront der Landesregierungen gegen<br />
ihre berechtigte Erwartung auf Gleichbehandlung<br />
mit den Tarifangestellten<br />
in der einzig richtigen Weise zu beantworten<br />
– sichtbare, spürbare Empörung!<br />
Besonders in NRW und Norddeutschland<br />
sind Beamtinnen und Beamte auf der<br />
Straße, protestieren im Gesichtskreis der<br />
Landesregierungen und intervenieren mit<br />
Unterschriftenaktionen und politische Gesprächen,<br />
um <strong>di</strong>e Übertragung des Tarifergebnisses<br />
doch noch zu erzwingen.<br />
Bei <strong>di</strong>esen Anstrengungen zeichnen sich<br />
erste Erfolge in Hinblick auf eine Ergebnisverbesserung<br />
ab! In Schleswig-Holstein<br />
gelang es, nach zähen <strong>Ver</strong>handlungen mit<br />
der Landesregierung und orchestriert von<br />
öffentlichen Protesten der Beamtinnen<br />
und Beamten, eine deutliche <strong>Ver</strong>besserung<br />
der Übernahmemodalitäten in Form<br />
einer wirkungsgleichen Übertragung zu<br />
erreichen.<br />
Diese mutige Hartnäckigkeit und unbeirrbare<br />
Zielstrebigkeit können beispielgebend<br />
für <strong>di</strong>e gesamte gewerkschaftliche<br />
Vorgehensweise zur Übernahme des Tarifergebnisses<br />
sein.<br />
Vor allen Dingen appelliert ver.<strong>di</strong> an <strong>di</strong>e<br />
anderen <strong>Bund</strong>esländer, dem Beispiel von<br />
Schleswig-Holstein zu folgen und ihre bisherige<br />
Position zu revi<strong>di</strong>eren!<br />
Leider sind anderswo <strong>Ver</strong>schiebungen,<br />
Ergebnisverschlechterungen und zeitliche<br />
<strong>Ver</strong>schleppung des Übertragungsaktes zu<br />
Lasten unserer verbeamteten Kolleginnen<br />
und Kollegen zu konstatieren.<br />
Der Bereich Beamtinnen und Beamte<br />
freut sich über <strong>di</strong>e solidarische Unterstützung,<br />
<strong>di</strong>e wir am 11.04. in der ver.<strong>di</strong>-<strong>Bund</strong>estarifkommission<br />
für <strong>di</strong>e Übernahme<br />
des Tarifergebnisses bekamen und hoffen<br />
auf beharrliche Fortsetzung und Steigerung<br />
des Widerstands in allen betroffenen<br />
<strong>Bund</strong>esländern.<br />
ver.<strong>di</strong> muss sich darüber hinaus der Tatsache<br />
stellen, dass <strong>di</strong>e aktuelle <strong>Ver</strong>weigerungshaltung<br />
der Länder einen Politikwechsel<br />
auf längere Sicht dokumentiert,<br />
der eine innergewerkschaftliche Auseinandersetzung<br />
zur Zukunft der Besoldungspolitik<br />
erfordert!<br />
Eine Übersicht mit dem aktuellen Stand<br />
der Übertragung vom 21.06.2<strong>01</strong>3 finden<br />
Sie unter: www.beamte.ver<strong>di</strong>.de/besoldung/besoldungsrunde-2<strong>01</strong>3/information<br />
PSI-Kongress in Durban<br />
Der Kongress des internationalen Öffentlichen<br />
Dienstes (PSI) fand im Dezember<br />
2<strong>01</strong>2 in Durban/Südafrika statt. ver.<strong>di</strong><br />
nahm mit einer 17-köpfigen Delegation<br />
unter der Leitung von Frank Bsirske und<br />
Isolde Kunkel-Weber (Mitglied im PSI-<br />
Vorstand) teil. Für den <strong>Bund</strong>esfachbereich<br />
<strong>Bund</strong> und Länder nahm Alfred Schäfftlein<br />
daran teil. Schwerpunkte des Kongresses<br />
waren <strong>di</strong>e Entschließung über ein Aktionsprogramm<br />
und <strong>di</strong>e <strong>Ver</strong>abschiedung<br />
einer neuen Satzung.<br />
(Foto: ver.<strong>di</strong>)<br />
26. und 27. November 2<strong>01</strong>3 in Berlin<br />
„Gute Arbeit – Faire Be<strong>di</strong>ngungen“<br />
Programm und Anmeldung unter<br />
www.schöneberger-forum.de<br />
8
1/2<strong>01</strong>3<br />
Es ist mehr möglich<br />
Im Interesse der Mitglieder: <strong>Bund</strong>esfachbereiche Gemeinden und <strong>Bund</strong>/Länder wollen<br />
noch enger zusammenrücken<br />
(Foto: ver.<strong>di</strong>)<br />
Die Kooperation der Fachbereiche Gemeinden<br />
und <strong>Bund</strong>/Länder hat sich auf<br />
<strong>Bund</strong>esebene bewährt. Die Kooperation<br />
wird deshalb nicht nur fortgesetzt, sondern<br />
sie wird intensiviert. Das haben <strong>di</strong>e<br />
Vorstände der beiden Fachbereiche im<br />
Frühjahr 2<strong>01</strong>3 beschlossen.<br />
Seit 2007 haben <strong>di</strong>e Fachbereiche Gemeinden<br />
und <strong>Bund</strong>/Länder mit Achim<br />
Meerkamp einen gemeinsamen <strong>Bund</strong>esfachbereichsleiter.<br />
Bei den <strong>Bund</strong>esfachbereichskonferenzen<br />
2<strong>01</strong>1 haben beide<br />
Fachbereiche dann beschlossen, themenbezogen<br />
zu kooperieren. Eine Zwischenbilanz<br />
nach nun zwei Jahren lautet: „Unterm<br />
Strich läuft es nicht nur gut. Es ist<br />
mehr möglich.“ Diese stärkere Kooperation<br />
soll in den kommenden Monaten<br />
Wirklichkeit werden. So sollen weiterhin<br />
gemeinsam Projekte angestoßen und<br />
durchgeführt werden, wie das Projekt ÖF-<br />
FENTLICH IST WESENTLICH. Auch „Gute<br />
Arbeit“ lautet ein zentrales Thema beider<br />
Fachbereiche.<br />
Dass beide Fachbereiche jede Menge Berührungspunkte<br />
und gemeinsame Themen<br />
haben, liegt auf der Hand – auch<br />
wenn <strong>di</strong>e Länder seit einigen Jahren nicht<br />
zusammen mit dem <strong>Bund</strong> und den Gemeinden<br />
Tarifverhandlungen führen. Die<br />
Beschäftigten beider Fachbereiche setzen<br />
sich für <strong>di</strong>e Sicherung der Daseinsvorsorge<br />
ein und für <strong>di</strong>e Sicherung der<br />
Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen in der öffentlichen<br />
<strong>Ver</strong>waltung. „Public-Private-Partnership<br />
(PPP) bedroht beide Fachbereiche“, sagt<br />
Clau<strong>di</strong>a Nowak, Vorsitzende des <strong>Bund</strong>esfachbereichs<br />
Gemeinden. Kein Wunder,<br />
dass PPP beziehungsweise <strong>di</strong>e <strong>Ver</strong>hinderung<br />
von PPP-Projekten <strong>di</strong>e Beschäftigten<br />
beider Fachbereiche umtreibt.<br />
Doch nicht nur <strong>di</strong>e <strong>Bund</strong>esfachbereiche<br />
fragten sich in den vergangenen Wochen,<br />
wie <strong>di</strong>e Zukunft der Kooperation aussieht.<br />
Auch in den Landesbezirken und Bezirken<br />
wird nun Bilanz gezogen und Perspektiven<br />
<strong>di</strong>skutiert. „Wir haben mehr Gemeinsamkeiten,<br />
als einige von uns glaubten“,<br />
betont denn auch Ulrich Maaz, Vorsitzender<br />
des <strong>Bund</strong>esfachbereichs <strong>Bund</strong>/Länder.<br />
Worum geht es bei der Kooperation?<br />
„Dass unsere Mitglieder so gut wie möglich<br />
betreut werden, dass ihren Anliegen<br />
nachgegangen wird und wir gewerkschaftspolitisch<br />
durchsetzbar bleiben“,<br />
sagt Maaz.<br />
Sowohl Maaz als auch Nowak wissen<br />
auch, dass <strong>di</strong>e Kooperation nicht überall<br />
gleich enthusiastisch Wirklichkeit ist.<br />
„Vielerorts hat <strong>di</strong>e Kooperation noch Potenzial“,<br />
sind sich beide sicher. Manchmal<br />
braucht es eben Zeit, bis wirklich zusammenwächst,<br />
was zusammengehört. „Wir<br />
wollen <strong>di</strong>e Zusammenarbeit Schritt für<br />
Schritt weiterentwickeln – also weitere<br />
gemeinsame politische Themen anschieben,<br />
Tagungen und <strong>Ver</strong>anstaltungen organisieren“,<br />
stellt Nowak fest.<br />
Die Arbeitsgruppe „Kooperation weiterentwickeln“<br />
beider Fachbereiche auf der<br />
<strong>Bund</strong>esebene hat den Auftrag weitere<br />
Kooperationsfelder inhaltlich voranzubringen.<br />
In den nächsten Wochen werden<br />
<strong>di</strong>e Sachstände zur Kooperation in den<br />
Landesbezirken und Bezirken analysiert<br />
und Vorschläge zur Weiterentwicklung<br />
– auch zu einer möglichen Fusion beider<br />
Fachbereiche in ver.<strong>di</strong> – bis zum Januar<br />
2<strong>01</strong>4 erarbeitet.<br />
Ulrich Maaz (Foto: ver.<strong>di</strong>)<br />
Clau<strong>di</strong>a Nowak (Foto: ver.<strong>di</strong>)<br />
9
1/2<strong>01</strong>3<br />
Wege zur Durchsetzung, falls es Probleme<br />
geben sollte:<br />
1. Einzelklage, hierbei geht es nicht um<br />
eine Eingruppierungsklage sondern<br />
um eine Diskriminierungsklage und es<br />
gilt <strong>di</strong>e Rechtsfolge Angleichung „nach<br />
oben“<br />
2. Klage des Betriebsrats oder der Gewerkschaft,<br />
gilt nicht für den Perso-<br />
Frauenvorstand des <strong>Bund</strong>esfachbereichs<br />
eg-check, was ist das eigentlich?<br />
Der Frauenvorstand des <strong>Bund</strong>esfachbereichs hat es sich zum Ziel gesetzt, zum Thema<br />
Entgeltgleichheit aufzuklären und für <strong>di</strong>e Durchführung des eg-checks in<br />
betrieblichen und tariflichen Regelungen zu werben.<br />
„Durch amtliche Statistiken wissen wir,<br />
dass <strong>di</strong>e Durchschnittsver<strong>di</strong>enste von<br />
Frauen in Deutschland nahezu um ein<br />
Viertel niedriger sind als <strong>di</strong>e der Männer.<br />
Wir wissen jedoch nichts über das konkrete<br />
Ausmaß von geschlechtsbezogener<br />
Entgelt<strong>di</strong>skriminierung - weder auf gesamtwirtschaftlicher<br />
noch auf betrieblicher<br />
Ebene. Aus <strong>di</strong>esem Grunde wurde<br />
das Instrumentarium eg-check.de mit<br />
Unterstützung der Hans-Böckler-Stiftung<br />
entwickelt. Es handelt sich um einen<br />
„Werkzeugkasten“, der verschiedene Instrumente<br />
für <strong>di</strong>e Erkennung von betrieblich<br />
feststellbaren Entgeltunterschieden<br />
enthält, <strong>di</strong>e nach geltendem Recht auf<br />
eine Diskriminierung deuten.<br />
Die Entlohnung hat sich über <strong>di</strong>e Jahre zu<br />
einer komplexen und schwer durchschaubaren<br />
Materie entwickelt. Zwar können<br />
Beschäftigte mit Blick auf ihre Gehaltsabrechnung<br />
leicht feststellen, wie sich ihr<br />
Arbeitsentgelt zusammensetzt. Jedoch<br />
sind <strong>di</strong>e Kriterien und <strong>Ver</strong>fahren, <strong>di</strong>e über<br />
<strong>di</strong>e Höhe der Entgeltbestandteile entscheiden,<br />
selten bekannt. Nach welchen<br />
Kriterien werden Tätigkeiten von Frauen<br />
und Männern eingruppiert? Wie wird<br />
ihre Leistung festgestellt und bewertet?<br />
Was gilt als „besondere“ Belastung, was<br />
nicht? Wie viel sind zusätzliche Arbeitsstunden<br />
von Teilzeitbeschäftigten wert?<br />
Insbesondere ist aber zu fragen: Sind <strong>di</strong>e<br />
geregelten und betrieblich praktizierten<br />
Kriterien und <strong>Ver</strong>fahren geschlechtsneutral,<br />
so dass davon ausgegangen werden<br />
kann, dass <strong>di</strong>e Arbeitsplätze, <strong>di</strong>e Berufserfahrung,<br />
<strong>di</strong>e Leistung und <strong>di</strong>e arbeitsbe<strong>di</strong>ngten<br />
Belastungen von Frauen fair und<br />
frei von Geschlechterstereotypen bewertet<br />
und bezahlt werden? Erfahrungen lehren<br />
uns, dass <strong>di</strong>es nicht unterstellt werden<br />
kann. In jedem Entgeltbestandteil können<br />
spezifische Diskriminierungsmechanismen<br />
verborgen sein, <strong>di</strong>e - oft unbeabsichtigt<br />
und unerkannt - zu geringerem Einkommen<br />
von Frauen führen. Aus <strong>di</strong>esem<br />
Grunde betrachten wir das Arbeitsentgelt<br />
Rechtsgrundlage zum <strong>Ver</strong>bot von<br />
Diskriminierung im Überblick:<br />
1. Grundgesetz Art. 23 Die Gleichheit von Männern und Frauen in allen<br />
Bereichen.<br />
2. Art 157 AEUV (ex Artikel 141EG)<br />
(1) <strong>Ver</strong>pflichtet <strong>di</strong>e Mitgliedstaaten, den Grundsatz des gleichen Entgelts<br />
für Männer und Frauen bei gleicher oder gleichwertiger Arbeit sicherzustellen.<br />
(2) Definiert Entgelt: Die üblichen Grundentgelte sowie alle sonstigen <strong>Ver</strong>günstigungen<br />
in Bar oder Sachleistungen<br />
(3) Präzisierte Diskriminierungsfreiheit bei Lohnforderungen:<br />
(a) Bei Akkordlohn<br />
(b) Bei Zeitlohn<br />
3. Unionsrecht Genderrichtlinie 2006/54/EG, Art 4 Satz 1 gleichwertige Anerkennung:<br />
wenn ein Arbeitsgericht gleichwertig befunden hat. (Nicht was Tarifvertragsparteien<br />
als gleichwertig empfinden.)<br />
von Frauen und Männern nicht pauschal,<br />
sondern nehmen einzelne Entgeltkomponenten<br />
genauer unter <strong>di</strong>e Lupe.“ 1<br />
Mit dem Entgeltgleichheits-Check , kurz:<br />
eg-check können Formulierungen in Tarifverträgen,<br />
betrieblichen Regelungen und<br />
Arbeitgebervorschläge zu Stellenbewertungen<br />
auf unmittelbare, aber vor allem<br />
mittelbare Diskriminierung auf Grundlagen<br />
des AGG überprüft werden. Der §7<br />
AGG Benachteiligungsverbot (1) + (2) z.B.<br />
nimmt dabei den einzelnen Arbeitgeber<br />
in <strong>di</strong>e Pflicht, weder unmittelbare noch<br />
mittelbare Diskriminierung zuzulassen.<br />
Nach AGG bezieht sich das Diskriminierungsverbot<br />
vor allem auf <strong>di</strong>e Bereiche<br />
Entgelt, Zugang zu Beschäftigung, Ausbildung,<br />
Aufstieg und Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen.<br />
2 Unmittelbare Diskriminierung entsteht<br />
nach § 3 AGG, durch ungünstigere<br />
Behandlung, durch neutral formulierte<br />
Regelungen verursacht, wenn <strong>di</strong>ese z.B.<br />
unterschiedliche Auswirkungen auf Frauen<br />
und Männern haben. Ein Beispiel der<br />
unmittelbaren Diskriminierung wäre z.B.<br />
in der Absenkung des Entgelts um 20%<br />
in unteren Eingruppierungen mit dem Ziel<br />
Beschäftigung zu sichern, zu sehen, da in<br />
der Regel Frauen in den unteren Entgeltgruppen<br />
beschäftigt sind.<br />
Anforderungen des eg-checks an Entgeltsysteme:<br />
1. Tarifvertrag muss transparent und<br />
durchschaubar sein<br />
2. Er muss objektive Kriterien enthalten<br />
(nicht nur Funktionen)<br />
3. Die das „ Wesen“ der Arbeit abbilden<br />
und<br />
4. Diskriminierungsfrei ausgelegt und gewichtet<br />
sind.<br />
1 Aus dem Vorwort des Arbeitspapiers EG-Check von Dr. K. Tondorf/Dr.A.Jochmann-Döll, 2<strong>01</strong>0<br />
2 Bezüglich der mittelbaren Diskriminierung beim Aufstieg, gibt es bereits ein AGG Urteil des LAG Brandenburg-Az.: 3Sa917/11<br />
10
1/2<strong>01</strong>3<br />
nalrat- Grundlage ist das Betriebsverfassungsgesetz-<br />
in den Fällen wo der<br />
Arbeitgeber gegen Vorschriften des<br />
AGGs verstösst. Hierbei wird eine Klage<br />
nach AGG angestrebt.<br />
3. Tarifliche Neuregelung<br />
Erster Schritt ist: Benachteiligungen<br />
sichtbar machen!!! Darüber reden, immer<br />
wieder darauf hinweisen, überall und<br />
gegenüber allen und immer und immer<br />
wieder.<br />
von: Sylvia Mölls, Vorsitzende des<br />
<strong>Bund</strong>esfrauenvorstands des Fachbereichs<br />
<strong>Bund</strong>/Länder<br />
Gemeinsam Gesundheit fördern…<br />
war das Motto des Bildungsangebots im<br />
ver.<strong>di</strong> Fachbereich <strong>Bund</strong> + Länder, das<br />
der <strong>Bund</strong>esfachbereichsfrauenvorstand<br />
angeregt hatte, und das am 24. und 25.<br />
April 2<strong>01</strong>3 mit 27 TeilnehmerInnen aus<br />
verschiedensten Bereichen des Fachbereichs<br />
6 und 7 in der ver.<strong>di</strong> <strong>Bund</strong>esverwaltung<br />
stattfand. Das Ziel des <strong>Bund</strong>esfachbereichsfrauenvorstands<br />
war, den<br />
Austausch, bzw. <strong>di</strong>e <strong>Ver</strong>netzung von<br />
Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten<br />
und Personalräten über das Thema „Gesundheitsmanagement<br />
in Dienststellen<br />
und Behörden – eine Aufgabe für Perosnalratsmitglieder<br />
und Frauenbeauftrage“,<br />
zu fördern.<br />
Juristin Doreen Lindner von Ratgeber<br />
GmbH, gab einen Überblick über Arbeitsund<br />
Gesundheitsschutz, rechtliche Grundlagen<br />
und Handlungsmöglichkeiten für<br />
Personalräte und Frauenbeauftragte, mit<br />
Schwerpunkt Gefärdungsbeurteilung und<br />
betrieblichem Eingliederungsmanagement<br />
nach SGB IX. Aber auch <strong>di</strong>e Themen Arbeitszeiten<br />
und Arbeitszeitmodell wurden<br />
behandelt.<br />
ver.<strong>di</strong> will GUTE ARBEIT in <strong>di</strong>e betriebliche<br />
Praxis umsetzen. Dazu gehört es, Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen<br />
gesundheitsförderlich<br />
und gendergerecht zu gestalten. Hierzu<br />
haben Sylvia Skrabs von der Tarifpolitischen<br />
Grundsatzabteilung und Heike<br />
Werner vom Bereich Genderpolitik eine<br />
Methode entwickelt, mit der <strong>di</strong>e Teilnehmenden<br />
anhand von beschriebenen<br />
Situationen konkret und praxisnah <strong>di</strong>e<br />
Themen bearbeiten und <strong>di</strong>e Inhalte lernen<br />
konnten. Vier Schwerpunkte wurden<br />
bearbeitet: Arbeitszeit und Gesundheitsschutz,<br />
Leistungsanforderungen und ihre<br />
gesundheitsförderliche Gestaltung, <strong>di</strong>e<br />
Gestaltung des Arbeits- und Gesundheitsschutzes<br />
als einen nachhaltigen Prozess<br />
und Demografie. Die Idee des Lernens<br />
an Stationen ermöglicht optimales Üben<br />
durch ein breites Angebot mit unterschiedlichen<br />
Aufgabenarten und Schwierigkeiten.<br />
Es besteht <strong>di</strong>e Möglichkeit für<br />
vertiefendes Bearbeiten eines Themengebietes<br />
in der Gruppe und es schafft Be<strong>di</strong>ngungen<br />
für selbstän<strong>di</strong>ges Erarbeiten von<br />
Themengebieten, indem <strong>di</strong>e Lernenden<br />
Sachverhalte hinterfragen, erforschen, erfahren<br />
und gestalten können.<br />
Das Seminar fand regen Zuspruch, positive<br />
Ressonanz bis hin zu heller Begeisterung.<br />
Insbesondere <strong>di</strong>e gemeinsame<br />
Teilnahme von Frauenbeauftragten und<br />
Personalratsmitgliedern hat zum Erfolg<br />
des Seminars beigetragen. Wir haben hier<br />
einen wirklichen Bedarf be<strong>di</strong>enen können<br />
und sind froh darüber. Es war erstaunlich,<br />
wie einfach es sein kann, gute und positive<br />
Gewerkschaftsarbeit zu machen.<br />
von: Sylvia Mölls<br />
Aus dem Frauenvorstand v.l.n.r.: Ilona Ziesche-Grosse, Sylvia Moells, Annett Beise, Karin van Deel (Foto: ver.<strong>di</strong>)<br />
11
1/2<strong>01</strong>3<br />
Bau- und Liegenschaftsmanagement der Länder<br />
Hessisches Baumanagement bereitet<br />
Orga-Wahlen vor<br />
Die nächsten Organisationswahlen stehen<br />
vor der Tür. Da ist es wichtig, junge Kolleginnen<br />
und Kollegen fit zu machen und<br />
für <strong>di</strong>e Wahlen zu begeistern. Das hat das<br />
Hessische Baumanagement gemacht, in<br />
dem es eine Kollegin zum Bildungsurlaub<br />
Prozessqualifikation entsandt hat.<br />
Was bedeutet Prozessqualifikation und<br />
was verbirgt sich hinter <strong>di</strong>esem Begriff?<br />
Das Seminar vermittelt, wie <strong>Ver</strong>trauensleute<br />
oder betrieblich Aktive erfolgreich<br />
und selbstbewusst Prozesse im eigenen<br />
Arbeitsumfeld aktivieren, gestalten und<br />
begleiten können. Bei den Prozessen handelt<br />
es sich um selbst durch <strong>di</strong>e Teilnehmer<br />
gewählte Themen, <strong>di</strong>e sie im Unternehmen<br />
entweder voranbringen oder anstoßen<br />
möchten. Die Prozessfindung ergibt<br />
sich aus den aktuellen Themen/Problemen<br />
der Personal-/ bzw. Betriebsrätearbeit. Ein<br />
weiteres Thema ist <strong>di</strong>e Mitgliedergewinnung<br />
sowie Aktivierung bzw. <strong>Ver</strong>besserung<br />
der gewerkschaftlichen Arbeit im<br />
Betrieb. Im zweiten Teil der Fortbildung<br />
werden <strong>di</strong>e Prozesse der Teilnehmer vorgestellt.<br />
Wer hat bei dem Prozess mitgewirkt,<br />
wer sind <strong>di</strong>e <strong>Ver</strong>antwortlichen wie<br />
weit ist man gekommen und auf welche<br />
Widerstände ist man gestoßen. Die Vorstellung<br />
ist gleichzeitig auch eine Übung,<br />
da Sie vor der Gruppe präsentiert wird.<br />
Die Präsentationstechnik kann dabei frei<br />
von jedem Teilnehmer gewählt werden<br />
(PowerPoint, Flipchart, Kärtchen etc.).<br />
Die Teilnehmer kommen aus unterschiedlichen<br />
Fachbereichen von ver.<strong>di</strong>, dadurch<br />
findet ein reger Informations- und Erfahrungsaustausch<br />
zwischen den Teilnehmern<br />
statt. Ideen, Anregungen, Motivation<br />
- das war immer wieder das, was<br />
viele Teilnehmer positiv bewertet haben.<br />
Ebenso <strong>di</strong>e angenehme kollegiale und<br />
wertschätzende Atmosphäre, <strong>di</strong>e sie in so<br />
einem Maße noch nie erlebt haben.<br />
Die Fortbildung ist sehr interaktiv, kein<br />
(Foto: ver.<strong>di</strong>)<br />
Frontalunterricht, jeder arbeitet mit und<br />
ist auch selbst für das Ergebnis verantwortlich.<br />
„Ich bin ok, du bist ok“, das<br />
wurde im Seminar gelebt.<br />
Neben den einzelnen Prozessen übt man<br />
<strong>di</strong>e freie Rede, lernt verschiedene Moderations-<br />
und Präsentationstechniken<br />
kennen, erhält Einblick in <strong>di</strong>e Transaktionsanalyse<br />
und in das Thema gewaltfreie<br />
Kommunikation sowie Konfliktmanagement.<br />
Die Theorie wird immer durch praktische<br />
Übungen ergänzt. Man kann also<br />
sofort das erworbene Wissen in der Praxis<br />
anwenden.<br />
Rundum ein gelungenes Seminar mit zwei<br />
sehr sympathischen Teamern, <strong>di</strong>e ihre Sache<br />
sehr gut machen. Langeweile kommt<br />
nie auf, es bleibt bis zum Schluss spannend,<br />
denn im dritten Teil wird <strong>di</strong>e Umsetzung<br />
der Prozesse vorgestellt.<br />
12
1/2<strong>01</strong>3<br />
Gegen prekäre Beschäftigung beim<br />
Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW<br />
Gemeinsame Erklärung der SPD-Landtagsfraktion und der ver.<strong>di</strong> Fachgruppe Bau- und<br />
Liegenschaftsmanagement im Landesbezirk NRW<br />
vlnr: Schmidt, Brückner, Gebhard, Röwekamp, Eickenbusch (Foto: JBLB2)<br />
Der Abbau befristeter Beschäftigung beim<br />
BLB NRW und sichere Arbeitsplätze für<br />
dauerhafte Aufgaben sind gemeinsames<br />
Ziel der SPD-Landtagsfraktion und von<br />
ver.<strong>di</strong> in NRW. Dies war ein Ergebnis eines<br />
Gesprächs der ver.<strong>di</strong>-Personalvertreter<br />
aus dem BLB NRW und Abgeordneten der<br />
SPD Landtagsfraktion in Düsseldorf.<br />
Konkret umgesetzt wird <strong>di</strong>es unter anderem<br />
durch einen Antrag von SPD und<br />
Grünen zum Haushalt 2<strong>01</strong>3, der nun im<br />
Rahmen der 3. Lesung des Landeshaushaltes<br />
beschlossen wurde und der auf<br />
eine Initiative von ver.<strong>di</strong> zurück ging.<br />
Durch <strong>di</strong>esen Antrag, der in enger Abstimmung<br />
mit Landesfinanzminister Norbert<br />
Walter-Borjans erarbeitet wurde, werden<br />
Mittel für Leiharbeiter/innen beim Bauund<br />
Liegenschaftsbetrieb des Landes in<br />
dauerhafte Arbeitsplätze umgewandelt.<br />
„Menschen <strong>di</strong>e dauerhafte Aufgaben für<br />
den BLB NRW übernehmen, müssen auch<br />
dauerhaft beschäftigt werden“, so Stefan<br />
Zimkeit, stellvertretender finanzpolitischer<br />
Sprecher der SPD-Fraktion.<br />
Zimkeit kritisierte in <strong>di</strong>esem Zusammenhang<br />
<strong>di</strong>e vormalige schwarz-gelbe Landesregierung:<br />
„CDU und FDP haben feste<br />
Stellen abgebaut, um ihre Bilanz zu schönen.<br />
Stattdessen wurden prekäre Arbeitsplätze<br />
geschaffen. Dies war nicht nur zum<br />
Schaden der Beschäftigten sondern auch<br />
nachteilig für den Landeshaushalt.“<br />
ver.<strong>di</strong> begrüßte den Antrag der Regierungsfraktionen<br />
als wichtigen ersten<br />
Schritt auf dem Weg zur aufgabengerechten<br />
Personalausstattung im BLB NRW.<br />
„Dies schafft bei den betroffenen Arbeitnehmerinnen<br />
und Arbeitnehmern Sicherheit“,<br />
so <strong>di</strong>e ver.<strong>di</strong>-Fachgruppe.<br />
SPD und ver.<strong>di</strong> vereinbarten, den Abbau<br />
prekärer Beschäftigungsverhältnisse auf<br />
Landesebene gemeinsam weiter zu verfolgen.<br />
„Unser gemeinsames Ziel ist gute<br />
und sichere Arbeit in NRW. Das wollen wir<br />
gemeinsam auch in den Landesbetrieben<br />
umsetzen“, so Heike Gebhard, SPD-Sprecherin<br />
für Personalangelegenheiten und<br />
ver.<strong>di</strong> Landesfachbereichsleiter Michael<br />
Kötzing.<br />
von: Michael Kötzing, Landesfachbereichsleiter<br />
<strong>Bund</strong> + Länder, NRW<br />
<strong>Bund</strong>es- und Landesverwaltungen<br />
ver.<strong>di</strong>-<strong>Ver</strong>trauensleute bewerten das<br />
Tarifergebnis des Landes Hessen:<br />
Gutes Ergebnis erzielt<br />
Am Dienstag, 23.04.2<strong>01</strong>3, haben ver.<strong>di</strong>-<br />
<strong>Ver</strong>trauensleute des Fachbereichs <strong>Bund</strong> +<br />
Länder aus den verschiedensten Dienststellen,<br />
<strong>Ver</strong>waltungen und Betrieben des<br />
Landes Hessen im Bürgerhaus Gutleut in<br />
Frankfurt a. M. <strong>di</strong>e Tarifeinigung der ver.<strong>di</strong><br />
mit dem Land Hessen vom 16.04.2<strong>01</strong>3<br />
analysiert und bewertet.<br />
„Habt ihr gut gemacht“ oder „in meiner<br />
Dienststelle ist bisher nicht einer gekommen,<br />
der das Tarifergebnis kritisiert hat –<br />
wenn das so ist, muss es gut sein, denn<br />
sonst stehen <strong>di</strong>e Kritiker bei mir auf der<br />
Matte“, erwähnte Willi Donath, GPR-Vorsitzender<br />
bei Hessen Mobil. Das war der<br />
Tenor der Bewertung erster Reaktionen.<br />
13
1/2<strong>01</strong>3<br />
(Foto: ver.<strong>di</strong>)<br />
Besonders wichtig sind aus Sicht der <strong>Ver</strong>trauensleute<br />
dabei:<br />
Urlaub:<br />
30 Tage für alle unabhängig vom Alter<br />
erfüllt <strong>di</strong>e Erwartungen. Und ganz wichtig:<br />
Die 3 Zusatztage für <strong>di</strong>e Beschäftigten<br />
über 50 Jahre bleiben entsprechend <strong>Ver</strong>einbarung<br />
im TVÜ-H erhalten.<br />
Einkommensentwicklung:<br />
Die linearen Steigerungen um jeweils 2,8<br />
% zum <strong>01</strong>.07.2<strong>01</strong>3 und <strong>01</strong>.04.2<strong>01</strong>4 (in<br />
der Summe 5,6 %) stellen nicht nur eine<br />
Sicherung an der allgemeinen Einkommensentwicklung<br />
dar, sie entsprechen<br />
auch den Entgelttabellen des TV-L (gilt für<br />
<strong>di</strong>e übrigen Länder). Hinzu kommen noch<br />
<strong>di</strong>e Einmalzahlungen für <strong>di</strong>e Monate Januar<br />
bis Juni 2<strong>01</strong>3 in Höhe von 450,- €<br />
und Januar bis März 2<strong>01</strong>4 in Höhe von<br />
225,- €.<br />
(Foto: ver.<strong>di</strong>)<br />
Zustimmung fanden auch <strong>di</strong>e vereinbarten<br />
Regelungen für Auszubildende bei der<br />
Ausbildungsvergütung (ab <strong>01</strong>.<strong>01</strong>.2<strong>01</strong>3<br />
plus 50,- € und plus 3 % ab <strong>01</strong>.<strong>01</strong>.2<strong>01</strong>4)<br />
sowie <strong>di</strong>e neue Regelung zur Übernahme<br />
nach erfolgreichem Abschluss der Berufsausbildung.<br />
Das Land Hessen hat in der Tarifeinigung<br />
keine Erklärung zur Zeit- und inhaltsgleichen<br />
Übertragung des Tarifergebnisses<br />
auf <strong>di</strong>e Beamtinnen und Beamten sowie<br />
<strong>di</strong>e <strong>Ver</strong>sorgungsempfänger/innen abgeben.<br />
Stattdessen hat der <strong>Ver</strong>handlungsführer<br />
des Landes, Innenminister Boris<br />
Rhein, auf <strong>di</strong>e Zustän<strong>di</strong>gkeit und Kompetenz<br />
des Gesetzgebers verwiesen.<br />
Damit ist klargestellt: Die Auseinandersetzung<br />
liegt im Spielfeld des politischen<br />
Handelns der Fraktion der Hessischen<br />
Landtages.<br />
Einig sind sich alle gewesen: Es bedarf der<br />
Aktivität der Beamten/innen und <strong>Ver</strong>sorgungsempfänger/innen,<br />
um <strong>di</strong>e Zielsetzung<br />
der Übertragung des Tarifergebnisses<br />
durchzusetzen.<br />
Aktive Kolleginnen und Kollegen<br />
im Prüfungswesen<br />
Rückschau auf eine Prüferqualifizierung<br />
ver.<strong>di</strong> Kolleginnen und Kollegen sind im<br />
besonderen Maße für eine berufsfachliche<br />
Mitarbeit zu begeistern. Im Rahmen<br />
einer Prüferqualifizierung in den Berufen<br />
der Geoinformationstechnologie fanden<br />
sich interessierte Kolleginnen und Kollegen<br />
im ver.<strong>di</strong>-Bildungs- und Tagungszentrum<br />
Walsrode zusammen. Dieses Seminar<br />
fand vom 25.03. bis 28.03.2<strong>01</strong>3 mit<br />
tatkräftiger Unterstützung der ver.<strong>di</strong> <strong>Bund</strong>esverwaltung<br />
Ressort 11 Bildungspolitik<br />
und Kollegin Annegret Biller statt. Unterstützende<br />
Teilnehmer waren weiterhin <strong>di</strong>e<br />
Sachverstän<strong>di</strong>gen im Neuordnungsverfahren<br />
der Berufe in der Geoinformationstechnologie<br />
(siehe Unterzeichner <strong>di</strong>eses<br />
Artikels, Mitglieder in der ver.<strong>di</strong> <strong>Bund</strong>esfachkommission<br />
<strong>Ver</strong>messung und Karto-<br />
14
1/2<strong>01</strong>3<br />
Teilnehmer des Semainars (Foto: ver.<strong>di</strong>)<br />
graphie) unter hervorragender Anleitung<br />
des vortragenden Referenten Klaus Skindelies.<br />
Die Notwen<strong>di</strong>gkeit der paritätischen Besetzung<br />
(Arbeitnehmer/ Arbeitgeber) in<br />
Prüfungsausschüssen ist fachlich unab<strong>di</strong>ngbar.<br />
Laut Berufsbildungsgesetz (BBiG)<br />
sollen <strong>di</strong>e Auszubildenden während der<br />
„Dualen Ausbildung“ im Betrieb und<br />
Berufsschule und am Ende ihrer zumeist<br />
dreijährigen Ausbildung von fachkun<strong>di</strong>gen<br />
Prüfungsausschussmitgliedern<br />
geprüft werden. ver.<strong>di</strong> bietet in sogenannten<br />
Schwerpunktseminaren eine<br />
Prüferqualifizierung für ihre Mitglieder<br />
an, <strong>di</strong>e in ehrenamtlicher Tätigkeit den<br />
Umfang und <strong>di</strong>e Qualität der Ausbildung<br />
in Prüfungsausschüssen beurteilen können.<br />
Die ver.<strong>di</strong>-<strong>Bund</strong>esfachkommission<br />
<strong>Ver</strong>messung und Kartographie möchte<br />
speziell für <strong>di</strong>e Berufe in der Geoinformationstechnologie<br />
hierauf aufmerksam<br />
machen. An das sehr gut besuchte<br />
Schwerpunktseminar „Qualität sicherstellen<br />
in Berufsausbildung und Prüfung“<br />
möchten wir gern erinnern und auf<br />
künftige Seminare <strong>di</strong>eser Art hinweisen.<br />
Das viertägige Seminar befasste sich insbesondere<br />
mit Ausbildungsordnungen,<br />
Rahmenlehrplänen und zugehörigen<br />
Prüfungsinstrumenten. Die geänderten<br />
Rahmenbe<strong>di</strong>ngungen im Prüfungswesen,<br />
<strong>di</strong>e für Auszubildende, Ausbilder und<br />
Prüfer in den neugeordneten Berufen<br />
<strong>Ver</strong>messer/in und Geomatiker/in gelten,<br />
waren in vielen Gesprächen spürbar. Der<br />
Erfahrungsaustauch, <strong>di</strong>e Erstellung von<br />
handlungsorientierten Prüfungen wie<br />
dem Betrieblichen Auftrag und zugehörige<br />
Rollenspiele waren von wertvoller<br />
Hilfe. Eine <strong>Ver</strong>anstaltung, <strong>di</strong>e jedem Prüfungsausschussmitglied<br />
zu empfehlen<br />
ist. Für fast alle Berufe und Prüfungsbereiche<br />
werden entsprechende Seminare<br />
angeboten und durch <strong>di</strong>e Unterstützung<br />
durch das <strong>Bund</strong>esbildungsministerium ist<br />
<strong>di</strong>e Teilnahme an <strong>di</strong>esen Seminaren für <strong>di</strong>e<br />
Teilnehmer kostenfrei.<br />
Weitere Infos und <strong>Ver</strong>anstaltungshinweise<br />
unter www.pruef-mit.de und www.geo.<br />
ver<strong>di</strong>.de<br />
von: Hartmut Loewenthal und Michael<br />
Sennholz<br />
<strong>Bund</strong>esfachkommission Landesverwaltungen<br />
tagte in BerliN<br />
Am 12. und 13. März 2<strong>01</strong>3 fand <strong>di</strong>e letzte<br />
Sitzung der <strong>Bund</strong>esfachkommission Landesverwaltungen<br />
in Berlin statt. Der Vorsitzende,<br />
Wolfgang Schmidt, begrüßte<br />
besonders den neuen Betreuungssekretär,<br />
Atilla Ay<strong>di</strong>nogullari, und wünschte ihm<br />
für seine Tätigkeit und <strong>di</strong>e gemeinsame<br />
Zusammenarbeit alles Gute. Die Sitzung<br />
begann mit Berichten aus den übergeordneten<br />
Gremien.<br />
Ein Schwerpunkt der Beratungen war <strong>di</strong>e<br />
Vorbereitung des alljährlichen Seminars<br />
der Hauptpersonalräte der Innenministerien<br />
des <strong>Bund</strong>es und der Länder, das<br />
vom 19. bis 21. August 2<strong>01</strong>3 ausgerichtet<br />
wird. Weiteres Thema war <strong>di</strong>e Berichterstattung<br />
der Mitglieder über aktuelle<br />
Entwicklungen in den einzelnen <strong>Bund</strong>esländern<br />
und deren Landesverwaltungen.<br />
Außerdem wurde über den Stand der<br />
Tarifverhandlungen zum TV-L informiert.<br />
Abschließend erfolgte noch eine intensive<br />
Diskussion über <strong>di</strong>e Änderungen der Fachstatuten<br />
im Fachbereich 6 und Kooperationsbestrebungen<br />
mit dem Fachbereich 7.<br />
Die nächste Sitzung der Fachkommission<br />
ist für den 21. und 22. Oktober<br />
2<strong>01</strong>3 in Dresden geplant.<br />
von: Günter Janßen<br />
15
1/2<strong>01</strong>3<br />
<strong>Bund</strong>esverkehrsverwaltung / Straßenbauverwaltung<br />
Wasser- und Schifffahrtsverwaltung –<br />
Erfahrungen aus dem Tollhaus?<br />
Seit dem 1. Mai 2<strong>01</strong>3 gibt es nun <strong>di</strong>e<br />
General<strong>di</strong>rektion Binnenschifffahrt und<br />
Wasserstraßen (GDWS) mit Sitz in Bonn.<br />
Damit soll eine neue Organisation und<br />
Aufgabenerle<strong>di</strong>gung der GDWS ab dem<br />
1.5.2<strong>01</strong>3 bestehen. Die bisherigen regionalen<br />
sieben Wasser- und Schifffahrts<strong>di</strong>rektionen<br />
(WSD’n) werden geschlossen<br />
und gleichzeitig als Außenstellen<br />
der GDWS deklariert. Die Aufgaben der<br />
WSD’en gehen an <strong>di</strong>e GDWS über, gleichzeitig<br />
bleibt <strong>di</strong>e Aufgabenerle<strong>di</strong>gung wie<br />
bisher, in den ehemaligen WSD’en. Die<br />
Bezirkspersonalräte bestehen nicht mehr.<br />
Eine <strong>Ver</strong>tretung der Ämter in den Hierarchiestufen<br />
gibt es nicht mehr (so sind<br />
etwaige Streitigkeiten im Stufenverfahren<br />
nicht mehr zu lösen). Der HPR wird für<br />
personalvertretungsrechtliche Belange als<br />
zustän<strong>di</strong>g erklärt.<br />
Seit einem Monat existiert <strong>di</strong>e GDWS nun.<br />
Blicken wir ein wenig hinter <strong>di</strong>e Kulissen<br />
und wir erkennen:<br />
• Es gibt <strong>di</strong>e GDWS mit obiger Adresse<br />
und einer Telefonnummer. Ruft man<br />
<strong>di</strong>e an, dann meldet sich das <strong>Bund</strong>esministerium<br />
für <strong>Ver</strong>kehr, Bau und Stadtentwicklung.<br />
Fragt man nach einem<br />
Ansprechpartner, dann kommt da gar<br />
nichts. Da ist nämlich niemand, noch<br />
nicht mal jemand, der kompetent Auskunft<br />
geben kann.<br />
• Der stellvertretende General<strong>di</strong>rektor ist<br />
zunächst kommissarisch eingesetzt.<br />
• Die Abteilungsleiter/-in, d.h. <strong>di</strong>e ehemaligen<br />
Präsidenten der WSD’en bleiben<br />
zunächst in ihren WSD’en und leiten sie<br />
bis August 2<strong>01</strong>3 als Außenstellender<br />
GDWS. Für Aufgaben der GDWS werden<br />
sie zunächst abgeordnet. Im Übrigen<br />
hat man für <strong>di</strong>esen Personenkreis<br />
alles geregelt, vom Bestandsschutz für<br />
<strong>di</strong>e Besoldung bis hin zu Altersteilzeit<br />
im Blockmodell, alles bestens bestellt.<br />
• So haben wir eine Behörde, <strong>di</strong>e le<strong>di</strong>glich<br />
aus ihrem General<strong>di</strong>rektor besteht<br />
und der ist nicht erreichbar. Ein Potemkinsches<br />
Dorf?<br />
Es ist genau das eingetreten, was wir erwartet<br />
haben: wir arbeiten mit doppelten<br />
Christel Björkman mit Minister Ramsauer (Foto: Ronny Keller)<br />
Strukturen, keiner fühlt sich zustän<strong>di</strong>g,<br />
keiner will entscheiden, man wartet ab,<br />
bis……, ja bis wann? Ich weiß es nicht.<br />
Und wie ist’s um <strong>di</strong>e anderen 12490 Beschäftigten<br />
bestellt? Um gleich mit der<br />
Tür ins Haus zu fallen:<br />
Die Tarifverhandlungen sind gescheitert.<br />
Noch mal zur Erinnerung unsere<br />
Forderungen: Arbeitsplatzsicherung<br />
(Ausschluss betriebsbe<strong>di</strong>ngter Kün<strong>di</strong>gungen,<br />
keine <strong>Ver</strong>setzung gegen den Willen<br />
des Beschäftigten… - all <strong>di</strong>e Punkte, <strong>di</strong>e<br />
Minister Ramsauer uns auf der Kundgebung<br />
am 28.02.2<strong>01</strong>3 versprochen hatte);<br />
Entgeltsicherung, Mobilitätsförderung,<br />
Ausschluss von Leiharbeit, Altersteilzeit<br />
(hier: Einhaltung des bestehenden Tarifvertrags),<br />
Geltungsbereich für alle Umstrukturierungsvorhaben,<br />
Härtefallregelung,<br />
Ausbildungsquote und Übernahme<br />
von Azubis, u.a.<br />
Am Mittwoch, den 29.05.2<strong>01</strong>3 war der<br />
zweite <strong>Ver</strong>handlungstermin, nachdem<br />
wir am ersten <strong>Ver</strong>handlungstag, dem 30.<br />
April 2<strong>01</strong>3, <strong>di</strong>e Forderungen der ver.<strong>di</strong>-<br />
Tarifkommission übergeben hatten. Am<br />
Mittwoch machte nun der <strong>Ver</strong>handlungsführer<br />
des BMI zur Be<strong>di</strong>ngung, dass ver.<br />
<strong>di</strong> wesentliche Forderungen komplett zurücknehmen<br />
muss, bevor überhaupt eine<br />
<strong>Ver</strong>handlung beginnen kann.<br />
Wir betrachteten <strong>di</strong>ese Forderung als<br />
Diktat von Vorbe<strong>di</strong>ngungen, <strong>di</strong>e nicht akzeptabel<br />
sind, und forderten unsererseits<br />
be<strong>di</strong>ngungslose, ergebnisoffene Tarifverhandlungen.<br />
Auch hier ist genau das eingetreten, was<br />
wir vorhergesagt haben. In vielen Personalversammlungen<br />
und Gesprächen haben<br />
sich <strong>di</strong>e <strong>Ver</strong>antwortlichen des BMVBS<br />
erklärt, es gibt keine betriebsbe<strong>di</strong>ngten<br />
Kün<strong>di</strong>gungen, keine <strong>Ver</strong>setzungen gegen<br />
den Willen der Beschäftigten usw. Aber<br />
das waren nur Lippenbekenntnisse, Beruhigungspillen<br />
für <strong>di</strong>e Beschäftigten. Jetzt<br />
wo es konkret wird, will keiner eine tariflich<br />
verbindliche Zusage geben.<br />
Das ist inakzeptabel und wir werden uns<br />
<strong>di</strong>ese berechtigten Forderungen wohl<br />
erstreit(k)en müssen. Wir können uns<br />
schon mal darauf einstellen, dass wir nur<br />
mit weitergehenden Aktionen unsere Forderungen<br />
nach einem Tarifvertrag durchsetzen.<br />
Und das werden wir bestimmt<br />
hinbekommen – bei einer Zustimmung<br />
für einen unbefristeten Streik von 97%<br />
bundesweit.<br />
von: Christel Björkman<br />
Reform der WSV<br />
Immer aktuell informiert!<br />
www.bvsbv.ver<strong>di</strong>.de<br />
16
1/2<strong>01</strong>3<br />
Perspektivlos?<br />
Junge Beschäftigte in der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung<br />
Philipp Moritz, 20, arbeitet beim Wasserund<br />
Schifffahrtsamt Berlin im Außenbezirk<br />
Fürstenwalde als Industriemechaniker.<br />
Doch sein <strong>Ver</strong>trag läuft zum 14. Februar<br />
2<strong>01</strong>4 aus. Er ist nach dem Abschluss einer<br />
Ausbildung nur für ein weiteres Jahr übernommen<br />
worden.<br />
Wie siehst Du Deine Perspektiven ab<br />
Februar 2<strong>01</strong>4?<br />
Ich glaube, dass meine Perspektiven gut<br />
sind, denn ich habe eine fun<strong>di</strong>erte Ausbildung<br />
bekommen. Ich würde gerne in<br />
Fürstenwald und Umgebung bleiben. Hier<br />
gibt es einige größere und mehrere kleine<br />
Unternehmen in der Metallverarbeitung,<br />
bei denen ich mir ganz gute Chancen auf<br />
einen neuen Arbeitsplatz ausrechne.<br />
Und beim Wasser- und Schifffahrtsamt<br />
bestehen keine Chancen?<br />
Ich habe bislang noch nichts gehört. In<br />
den Ausbildungsjahren vor uns gab es<br />
zwar einige Ausnahmen, dass doch noch<br />
jemand nach dem einen Jahr unbefristet<br />
übernommen wurde, aber das waren<br />
nicht viele.<br />
Warum hast Du Dich beim Wasserund<br />
Schifffahrtsamt um eine Ausbildung<br />
beworben?<br />
Ich habe hier in der 9. Klasse ein Praktikum<br />
gemacht. Das hat mir viel Spaß gemacht.<br />
Ich habe in den dreieinhalb Jahren<br />
der Ausbildung nicht nur in der Werkstatt<br />
gearbeitet, ich habe auch vor Ort bei der<br />
Instandhaltung von Wehren und Schleusen<br />
mitgemacht. Ich war zum Beispiel<br />
am Bau der Slipanlage in Fürstenwalde<br />
beteiligt. Jetzt als fertig ausgebildeter Industriemechaniker<br />
werde ich auf verschiedenen<br />
Baustellen eingesetzt. Ich mag es,<br />
draußen zu arbeiten, viel am Wasser und<br />
in der Natur zu sein.<br />
Wenn <strong>di</strong>e Wasser- und Schifffahrtsämter<br />
ihr Ausbildungsangebot einschränken<br />
würden, wäre das ein <strong>Ver</strong>lust?<br />
Ja, das wäre ein großer <strong>Ver</strong>lust, denn eine<br />
Ausbildung, wie ich sie dort bekommen<br />
habe, ist ein guter Einstieg in den Beruf.<br />
Ich habe dreieinhalb Jahre in der Ausbildungswerkstatt<br />
in Fürstenwalde gearbeitet.<br />
Dort habe ich alles gelernt, was man<br />
als Industriemechaniker für <strong>di</strong>e Arbeit mit<br />
Metall braucht, so wie schweißen, drehen,<br />
schmieden oder <strong>di</strong>e Zerspanung.<br />
Jetzt habe ich gute Perspektiven, wenn<br />
ich mich in der Metallverarbeitung bewerbe.<br />
Je nach Stelle muss ich vielleicht noch<br />
eine Schweißerprüfung machen, aber <strong>di</strong>e<br />
Grundlage, <strong>di</strong>e ich habe, ist schon mal<br />
gut.<br />
Das Interview führte: Helga Kunze<br />
Neues aus dem Deutschen Wetter<strong>di</strong>enst<br />
Das Wort „Strategie“ ist seit Jahren ein<br />
Dauer-Modewort im DWD. Im März erhielt<br />
der Vorstand des DWD vom Ministerium<br />
<strong>di</strong>e Zustimmung zur Fortschreibung<br />
der DWD-Strategie bis 2020. Aller<strong>di</strong>ngs<br />
mit der ausdrücklichen Auflage, sozial<br />
verträgliche Lösungen zu finden.<br />
„Strategie“ suggeriert: Wir wissen, wo’s<br />
lang geht! Aber Realität ist: Fachstrategien<br />
und Fachkonzepte, in denen konkret<br />
steht, worauf sich <strong>di</strong>e Beschäftigten bis<br />
2020 einzustellen haben, werden erst<br />
in den kommenden Monaten fertiggestellt.<br />
Entwürfe wurden von plötzlichen<br />
Entscheidungen überholt. Echte und<br />
vermeintliche äußere Zwänge lassen sie<br />
schneller zu Makulatur werden, als sie -<br />
wortreich formuliert - entstanden sind<br />
und in Kraft treten.<br />
Ein Beispiel: Dass <strong>di</strong>e „alten“ Wetterbeobachter<br />
immer mehr durch Messtechnik<br />
ersetzt werden, ist allen klar. Aber kürzlich<br />
fiel der knallharte Vorstandsbeschluss:<br />
Wir wollen das Messnetz bis 2020 voll<br />
automatisieren. Mit dem permanent<br />
vorgebrachten Argument, dass <strong>di</strong>e Beschäftigten<br />
an anderen Standorten prioritär<br />
gebraucht würden . Gleichzeitig wird<br />
versprochen, dass niemand gegen ihren/<br />
seinen Willen umgesetzt werden solle.<br />
An den Wetterwarten arbeiten KollegInnen<br />
mit Familie, <strong>di</strong>e noch teils 20 Jahre<br />
Arbeitsleben vor sich haben und an den<br />
bisherigen Dienstorten familiär verwurzelt<br />
sind. Da passt offensichtlich etwas nicht<br />
zusammen. Aber unsere Führung wird ja<br />
bis zum Herbst <strong>di</strong>e „erneuerten“ Konzepte<br />
entwickeln. Die Personalvertretungen<br />
und <strong>di</strong>e Betroffenen werden zum wiederholten<br />
Male nicht mit eingebunden.<br />
Auch das ist wohl „Strategie“…<br />
von: Henry Geyer, Anna-Maria Haider<br />
Sprecher ver.<strong>di</strong>-<strong>Bund</strong>esbetriebsgruppe<br />
im DWD<br />
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„Wir müssen handeln“<br />
Saarbrücken: Landesbetrieb sucht nach Antworten auf <strong>di</strong>e Herausforderungen des<br />
demografischen Wandels<br />
(Foto: ver.<strong>di</strong>)<br />
Noch gibt es mehr Fragen als Antworten,<br />
denn das Projekt ist erst gestartet. Doch<br />
es wurden bereits Arbeitsgruppen gebildet,<br />
Workshops organisiert und drei Pilotbereiche<br />
definiert – zwei Außen<strong>di</strong>enststellen<br />
und ein Bereich in der <strong>Ver</strong>waltung. In<br />
den Arbeitsgruppen werden nun <strong>di</strong>e Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen<br />
der einzelnen Tätigkeiten<br />
im Detail erläutert. Der Hintergrund:<br />
Nicht immer werden körperliche Belastungen<br />
vom Chef oder von Außenstehenden<br />
genauso eingeschätzt wie von den Mitarbeitern,<br />
<strong>di</strong>e <strong>di</strong>e Tätigkeit ausüben. Und<br />
manchmal wissen Chef wie Mitarbeiter,<br />
wie anstrengend eine Tätigkeit ist – vor<br />
(Foto: ver.<strong>di</strong>)<br />
allem, wenn sie stundenlang ausgeübt<br />
wird. Doch sie ist erträglich, wenn es sich<br />
jeweils nur eine halbe Stunde handelt,<br />
geben oft <strong>di</strong>e Beschäftigten zu bedenken.<br />
Das muss Folgen haben für <strong>di</strong>e Arbeitsorganisation:<br />
So dürfen belastende Tätigkeiten<br />
immer nur für eine kurze Zeit eingeplant<br />
werden und nicht für den gesamten<br />
Arbeitstag.<br />
Vorgesetzte und Beschäftigte des Landesbetriebes<br />
grübeln auch darüber nach,<br />
welche Möglichkeiten, aber auch welche<br />
Grenzen altersgemischte Teams haben<br />
können. Oder spezielle Kolonnen, <strong>di</strong>e<br />
sich zum Beispiel um das Radwegenetz<br />
kümmern. Solche Spezialeinheiten sind<br />
für den Betrieb sinnvoll, denn es werden<br />
wichtige – oft zusätzliche - Aufgaben abgedeckt.<br />
Zudem sind solche Stellen, solche<br />
Spezialeinheiten ideal für Beschäftigte<br />
mit gesundheitlichen Einschränkungen.<br />
Aller<strong>di</strong>ngs fehlen <strong>di</strong>ese Beschäftigten für<br />
<strong>di</strong>e reguläre Aufgabenerle<strong>di</strong>gung und insbesondere<br />
im Winter<strong>di</strong>enst. Mit der Folge,<br />
dass <strong>di</strong>e hier verbliebenen Beschäftigten<br />
deutlich stärker – vielleicht sogar zu stark<br />
– beansprucht werden. „Damit besteht<br />
<strong>di</strong>e Gefahr, dass wir aus den Jungen und<br />
Gesunden, <strong>di</strong>e Kranken von Morgen machen“,<br />
gibt Niehren zu bedenken – vor<br />
allem, wenn es nur wenige oder gar keine<br />
zusätzlichen Stellen gibt.<br />
„Wir brauchen neue Modelle“, betont<br />
Personalrat Hartmut Eisinger. Und er<br />
meint: Es braucht sinnvolle Stellen, auf<br />
denen <strong>di</strong>e Beschäftigten entsprechend<br />
ihrer Leistungsfähigkeit eingesetzt werden<br />
können und auf denen <strong>di</strong>e Beschäftigten<br />
ihre Erfahrungen und ihr Wissen<br />
einbringen können. Ansätze zu solchen<br />
neuen Modellen soll auch das ver.<strong>di</strong>-Projekt<br />
demografischer Wandel aufzeigen.<br />
Es gehe darum zu sehen, wo Handlungsspielräume<br />
liegen und wo vielleicht an der<br />
Arbeitsorganisation Änderungen vorgenommen<br />
werden können und auch müssen.<br />
Ergebnisse sollen bis Mitte des Jahres<br />
vorliegen.<br />
Dass solche Modelle am besten mit und<br />
nicht gegen <strong>di</strong>e Beschäftigten entwickelt<br />
und umgesetzt werden können, stand<br />
sowohl für Eisinger als auch für Niehren<br />
immer außer Frage. Auch deshalb hat das<br />
ver.<strong>di</strong>-Projekt „Demografischer Wandel“,<br />
das <strong>di</strong>e Mitarbeiterbeteiligung als wesentlichen<br />
Erfolgsfaktor sieht, für sie einen<br />
besonderen Charme. Übrigens: Die Beschäftigten<br />
honorieren <strong>di</strong>e Intention des<br />
Arbeitgebers, <strong>di</strong>e Kolleginnen und Kollegen<br />
einzubeziehen. Aller<strong>di</strong>ngs erwarten<br />
<strong>di</strong>e Beschäftigten auch, dass es <strong>Ver</strong>änderungen<br />
gibt. „Sie wollen, dass sich nun<br />
auch was verbessert“, sagt Eisinger.<br />
von: Jana Bender<br />
18
1/2<strong>01</strong>3<br />
Aufgabe des Staates: <strong>Ver</strong>kehrswege erhalten,<br />
ausbauen und sichern gelingt<br />
nur mit ausreichender Finanzierung<br />
<strong>Bund</strong>esfachkommission Straßenbauverwaltung bezieht Stellung<br />
Aus Sicht der <strong>Bund</strong>esfachkommission<br />
Straßenbauverwaltung ist eine ausreichende<br />
Finanzierung der <strong>Ver</strong>kehrsinfrastruktur<br />
dringend geboten und lange<br />
überfällig. Die Sicherstellung der<br />
<strong>Ver</strong>kehrsinfrastruktur für <strong>di</strong>e Wirtschaft<br />
und für den privaten <strong>Ver</strong>kehrsteilnehmer<br />
ist von elementarer Bedeutung und darf<br />
nicht durch eine Unterfinanzierung gefährdet<br />
werden.<br />
Aber immer weniger Geld steht für den<br />
Erhalt und Ausbau der <strong>Ver</strong>kehrsinfrastruktur<br />
zur <strong>Ver</strong>fügung. Bereits seit Jahren bemängelt<br />
ver.<strong>di</strong> <strong>di</strong>e ungenügende Finanzausstattung<br />
der Straßenbauverwaltungen<br />
für Unterhalt, Erhalt und Neubau. Gleiches<br />
gilt für <strong>di</strong>e Wasserschifffahrtswege<br />
und <strong>di</strong>e Schiene.<br />
Der Bericht der sogenannten Daehre-<br />
Kommission 1 geht allein für den <strong>Ver</strong>kehrsträger<br />
Straße (überörtlich) von einer<br />
Unterfinanzierung von 2,55 Mrd. Euro<br />
jährlich auf 15 Jahre aus. Über alle <strong>Ver</strong>kehrsträger<br />
hinweg summiert sich <strong>di</strong>e Unterfinanzierung<br />
auf 7,2 Mrd. Euro jährlich<br />
auf 15 Jahre.<br />
ver.<strong>di</strong>-Forderung:<br />
Vorrang der Steuerfinanzierung von<br />
<strong>Ver</strong>kehrsinfrastruktur<br />
Die für jeden <strong>Ver</strong>kehrsteilnehmer freie<br />
<strong>Ver</strong>fügbarkeit von öffentlicher Infrastruktur<br />
ist von ausschlaggebender Bedeutung<br />
für eine mobile Gesellschaft. Erst<br />
<strong>di</strong>e öffentliche Infrastruktur stellt sicher,<br />
dass über ganz Deutschland hinweg alle<br />
gleichermaßen an der wirtschaftlichen<br />
Entwicklung teilhaben können – gleich ob<br />
Industrie, Mittelstand, Dienstleister oder<br />
BürgerInnen.<br />
Die Lasten der Finanzierung von <strong>Ver</strong>kehrsinfrastruktur<br />
sind gerecht auf <strong>di</strong>e<br />
Gesellschaft zu verteilen. Daher fordert<br />
ver.<strong>di</strong> grundsätzlich <strong>di</strong>e vollumfängliche<br />
Finanzierung der <strong>Ver</strong>kehrsinfrastruktur<br />
aus allgemeinen Steuermitteln. Damit<br />
werden aufgrund der Steuerprogression<br />
<strong>di</strong>e Teile der Gesellschaft stärker an<br />
der Finanzierung beteiligt, <strong>di</strong>e auch über<br />
höhere Einkommen verfügen. Dass <strong>Ver</strong>kehrsinfrastruktur<br />
<strong>di</strong>rekt oder zumindest<br />
in<strong>di</strong>rekt aus der gesamten Breite unserer<br />
Gesellschaft genutzt wird, ist ein weiteres<br />
Argument für eine vollumfängliche Finanzierung<br />
aus den allgemeinen Steuern.<br />
Derzeit wird der Großteil des Ausbaus<br />
unserer Straßen über Steuereinnahmen<br />
finanziert (KFZ- und Mineralölsteuer). Die<br />
<strong>Ver</strong>wendung von Steuergeldern unterliegt<br />
der Kontrolle durch das Parlament<br />
und der Rechnungshöfe. Bei dem derzeitigen<br />
<strong>Ver</strong>fahren zu den Einnahmen von<br />
Mautgebühren, also Nutzerfinanzierung<br />
ist <strong>di</strong>eses nicht so.<br />
Differenziert zu bewerten: Nutzerfinanzierung<br />
Seit 2005 wird <strong>di</strong>e LKW-Maut auf <strong>Bund</strong>esautobahnen<br />
und wenigen <strong>Bund</strong>esstraßen<br />
erhoben, im August 2<strong>01</strong>2 ausgeweitet<br />
auf vierspurige <strong>Bund</strong>esstraßen mit Autobahnanschluss.<br />
Das System zur Erhebung<br />
der Maut wird von der Toll Collect<br />
GmbH betrieben. Hiermit wurde für den<br />
Bereich des Schwerlastverkehrs <strong>di</strong>e Nutzerfinanzierung<br />
von <strong>Ver</strong>kehrsinfrastruktur<br />
entsprechend dem <strong>Ver</strong>ursacherprinzip<br />
eingeführt. Die ver.<strong>di</strong>-<strong>Bund</strong>esfachkommission<br />
stellt fest, dass durch <strong>di</strong>e Erhebung<br />
der Maut zusätzlicher Aufwand für<br />
Erfassung, Kontrolle und der Abrechnung<br />
entsteht. Dieser Transaktionsaufwand ist<br />
nicht unerheblich und wird von dem Anteil<br />
der Maut, <strong>di</strong>e dem Staat zukommt, in<br />
Abzug gebracht.<br />
Auch wenn es wegen des Aufwands für<br />
<strong>di</strong>e Erhebung gute Gründe gibt, davon<br />
wieder abzukommen, hat <strong>di</strong>ese Art der<br />
Nutzerfinanzierung Akzeptanz in Gesellschaft<br />
und Politik gefunden. Die Ausweitung<br />
der LKW-Maut auf alle Straßen und/<br />
oder alle KFZ > 3,5 to zGG wird im Bericht<br />
der Daehre-Kommission als mögliche Finanzierungsvariante<br />
betrachte.<br />
Aufgrund der Rahmenbe<strong>di</strong>ngungen ist<br />
in <strong>di</strong>esen Bereichen somit am ehesten<br />
damit zu rechnen, dass <strong>di</strong>e Nutzerfinanzierung<br />
ausgeweitet wird. Dieses ist unter<br />
dem Aspekt einer sozial und gesellschaftlich<br />
gerechten <strong>Ver</strong>teilung der Lasten der<br />
<strong>Ver</strong>kehrsinfrastrukturfinanzierung nur<br />
akzeptabel, wenn es eine gesicherte<br />
Kompensation für finanziell schwache<br />
Gesellschaftsschichten gibt.<br />
Folgen einer PKW-Maut<br />
In allen bisherigen Diskussionen wird <strong>di</strong>e<br />
Einführung einer PKW-Maut aufgrund<br />
fehlender Investitionsmittel aber auch als<br />
Wirtschaftsfaktor gerechtfertigt.<br />
6 Mio. Menschen in der <strong>Bund</strong>esrepublik<br />
sind auf Hartz IV angewiesen, prekäre<br />
Beschäftigung hat mittlerweile einen Anteil<br />
von über 20 % erreicht. Aber gerade<br />
von <strong>di</strong>esen Bevölkerungsgruppen wird ein<br />
hoher Grad an Mobilität erwartet, um<br />
beschäftigungsfähig zu bleiben. Die Einführung<br />
einer PKW-Maut würde <strong>di</strong>ese Bevölkerungsgruppen<br />
aufgrund ihrer wirtschaftlichen<br />
Möglichkeiten aber praktisch<br />
von der Benutzung der <strong>Bund</strong>esautobahnen<br />
ausschließen. Bei Einführung einer<br />
Maut über alle Straßen müssten sich Teile<br />
der Bevölkerung wohlmöglich sogar gegen<br />
ein eigenes Kraftfahrzeug entscheiden,<br />
auch wenn Region und Arbeitsstätte<br />
eigentlich Mobilität erfordern.<br />
Auch das Gerechtigkeitsargument gegenüber<br />
auslän<strong>di</strong>schen PKW-Nutzern zieht<br />
nicht. Deren Anteil beträgt gerade einmal<br />
5 % am Gesamt-PKW-Aufkommen auf<br />
den <strong>Bund</strong>esautobahnen. Nachgewiesenermaßen<br />
würden <strong>di</strong>e Mauteinnahmen<br />
auslän<strong>di</strong>scher PKWs <strong>di</strong>e Kosten für <strong>di</strong>e<br />
Erhebung einer Maut bei weitem nicht<br />
decken. Allein aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten<br />
würde eine von der Politik<br />
gerne angeführte Entlastung inlän<strong>di</strong>scher<br />
PKWs bei der PKW- oder Mineralölsteuer<br />
somit nicht realisierbar sein.<br />
1 D Kommission „Zukunft der <strong>Ver</strong>kehrsinfrastrukturfinanzierung“ hat 2<strong>01</strong>2 unter dem Vorsitz von Dr. Daehre (Minister a.D., Magdeburg)<br />
im Auftrag der <strong>Bund</strong>esregierung.<br />
19
1/2<strong>01</strong>3<br />
<strong>Ver</strong>kehrsinfrastruktur als öffentliche<br />
Dienstleistung<br />
Wir sind der Auffassung, dass <strong>di</strong>e Benutzung<br />
unserer Straßen für alle Bürger möglich<br />
sein muss. Die geforderte PKW-Maut<br />
ist nach unserer Auffassung ein weiterer<br />
Schritt der Politik in Richtung Entsolidarisierung<br />
der Bevölkerung. Dieses ist teilweise<br />
schon gelungen, wenn man nur an<br />
<strong>di</strong>e Zusatzbeiträge der Krankenversicherungen<br />
oder <strong>di</strong>e Zusatzversicherungen<br />
denkt, ohne <strong>di</strong>e für große Bevölkerungsschichten<br />
Brillen oder Zahnersatz nicht<br />
mehr finanzierbar sind.<br />
Das Vorhalten einer funktionierenden Infrastruktur<br />
fällt nach unserer Auffassung<br />
unter <strong>di</strong>e Daseinsvorsorge und ist eine<br />
elementare Aufgabe des Staates.<br />
Die Steuerung und Bereitstellung von<br />
Infrastruktur muss daher in öffentlicher<br />
Hand bleiben, auch um dem Staat ein<br />
wirtschaftspolitisches Steuerungsinstrument<br />
an <strong>di</strong>e Hand zu geben.<br />
20 % der Bevölkerung sind heute arm und auch <strong>di</strong>e unmittelbar angrenzende<br />
Bevölkerungsschicht hat oft keine Spielräume z.B. selbst für zusätzliche<br />
Altersvorsorge.<br />
Wenn <strong>di</strong>e LKW-Maut auf alle Straßen und alle KFZ > 3,5 to zulässiges Gesamtgewicht<br />
(zGG) ausgeweitet wird, sind damit nach heutigem Stand ca. 5 Mrd.<br />
Einnahmen zu erzielen. Diese Einnahmen werden über <strong>di</strong>e Preise letztendlich<br />
dem Endverbraucher in Rechnung gestellt. Der wesentliche Konsum besteht hier<br />
aus Gütern und Waren des täglichen Bedarfs, der für alle Bevölkerungsschichten<br />
volumenmäßig relativ gleich ausfällt, aller<strong>di</strong>ngs aufgrund der unterschiedlichen<br />
Einkommensentwicklung für <strong>di</strong>e einzelnen Bevölkerungsgruppen unterschiedliche<br />
Auswirkungen hat. So z.B. für einen Zwei-Personen-Haushalt, der von eher<br />
geringen Altersbezügen leben muss, aber hohe Gesundheitskosten zu tragen<br />
hat. Der Mautaufschlag würde auch auf den Gesundheitsbedarf aufgeschlagen.<br />
Dem gegenüber steht ein moderner Zwei-Personenhaushalt, beide berufstätig<br />
mit doppeltem Einkommen. In Summe wird ihr Beitrag an der Maut über <strong>di</strong>e<br />
Endverbraucherpreise geringer ausfallen als der des Rentnerhaushalts. Daher<br />
kann aus unserer Sicht eine Ausweitung der LKW-Maut nur in Betracht kommen,<br />
wenn es eine gesicherte Kompensation für untere und einfache Einkommen<br />
und sozial Schwache gibt.<br />
Aus den Ländern - Schleswig-Holstein<br />
Zukunftsperspektive für Auszubildende<br />
– Stellenabbau – ÖPP<br />
ver.<strong>di</strong>-Betriebsgruppe LBV-Schleswig-Holstein trifft Reinhard Meyer, den Minister für<br />
Wirtschaft, Arbeit, <strong>Ver</strong>kehr und Technik in Schleswig-Holstein<br />
Die Mitglieder der ver.<strong>di</strong>-Betriebsgruppe<br />
Ralf Wrobel, Peter Clausen, Jörg Wiens,<br />
Martin Jeß sowie der ver.<strong>di</strong> Fachbereichssekretär<br />
Karl-Heinz Pliete trafen am Dienstag,<br />
den 28.05.2<strong>01</strong>3, Minister Meyer in<br />
seinem Büro in Kiel.<br />
Die Situation der Auszubildenden lag<br />
auch dem Minister am Herzen, so dass erreicht<br />
werden konnte, dass <strong>di</strong>e Situation<br />
(Foto: ver.<strong>di</strong>)<br />
der Auszubildenden genauer untersucht<br />
werden soll. Nicht nur in der überbetrieblichen<br />
Ausbildungseinrichtung des<br />
Landesbetriebes, sondern auch in den<br />
Meistereien soll nach <strong>Ver</strong>besserungsmöglichkeiten<br />
für <strong>di</strong>e Förderung der Auszubildenden<br />
gesucht werden. Denn nur durch<br />
den Ausbau der Ausbildungsplätze kann<br />
der Personalbedarf der Zukunft mit qualitativ<br />
gut ausgebildeten Beschäftigten<br />
gedeckt werden kann.<br />
Zum Thema Stellenabbau gab es eine gute<br />
und eine schlechte Nachricht. Die schlechte<br />
Nachricht ist, dass auch im LBV-SH Stellen<br />
eingespart werden müssen. Der Minister<br />
vertrat <strong>di</strong>e Auffassung, dass der LBV-SH<br />
nicht vom allgemeinen Stellenabbau in der<br />
Landesverwaltung ausgenommen werden<br />
könne, wenn selbst bei der Polizei Stellen<br />
eingespart werden müssen.<br />
Die gute Nachricht ist, dass es keine betriebsbe<strong>di</strong>ngten<br />
Kün<strong>di</strong>gungen geben soll.<br />
Alle Stelleneinsparungen sollen durch<br />
Altersabgänge erreicht werden. Dies bedeutet<br />
aber für <strong>di</strong>e Kollegen eine höhere<br />
Arbeitsver<strong>di</strong>chtung, wenn nicht gleichzeitig<br />
<strong>di</strong>e Aufgabenwahrnehmung verändert<br />
wird.<br />
Auch der Minister nicht glücklich mit den<br />
ÖPP-Maßnahmen ist. Aber ein Zurückdrehen<br />
der bereits angeschobenen Projekte<br />
wie das A7-Projekt würde das Land in<br />
der Planung und Durchführung um 7 bis<br />
10 Jahre zurück werfen. Das Land werde<br />
aber <strong>di</strong>e Kosten/Nutzenbewertung der<br />
Projekte im Auge behalten. Weitere Gespräche<br />
wurden vereinbart.<br />
von: Martin Jeß<br />
20
1/2<strong>01</strong>3<br />
<strong>Bund</strong>eswehr<br />
Neuausrichtung <strong>Bund</strong>eswehr<br />
<strong>Bund</strong>esfachgruppenvorstand beschreibt 11 größten Webfehler der Reform<br />
Michael Peters (Foto: Ronny Keller)<br />
Die <strong>Bund</strong>eswehr steckt wieder mal mitten<br />
in einer Reform, <strong>di</strong>e alle bisherigen Ausmaße<br />
sprengt, kaum dass sie <strong>di</strong>e jüngsten<br />
<strong>Ver</strong>änderungsprozesse verdaut hat. Mehr<br />
noch: Eigentlich trifft es immer nur <strong>di</strong>e<br />
Beschäftigtengruppen der Arbeitnehmer,<br />
Beamten und Soldaten. Neuaufstellung,<br />
Wegfall und vor allem Auflösung, das<br />
sind <strong>di</strong>e großen Stichworte der Reform.<br />
Diese Reform wurde von den Zivilbeschäftigten<br />
der <strong>Bund</strong>eswehr in Hinblick auf<br />
Prioritätensetzung, welche Fähigkeiten<br />
<strong>di</strong>e <strong>Bund</strong>eswehr erhalten und ausbauen<br />
sollte und welche Fähigkeiten und Aufgabenbereiche<br />
mit Blick auf künftige Anforderungen<br />
und angesichts begrenzter<br />
Ressourcen (Personal), hoffnungsvoll erwartet.<br />
Nun: eine wahrzunehmende Prioritätensetzung<br />
wurde nicht vorgenommen,<br />
eine Aufgabenkritik fand nicht statt<br />
und somit sprechen böse Zungen nicht<br />
von reformieren sondern deformieren.<br />
Dass es so ist sehen wir als <strong>Bund</strong>esfachgruppe<br />
<strong>Bund</strong>eswehr in der Vorgehensweise<br />
der Reformer begründet: Da wird alles<br />
unternommen, damit eine politisch vorgegebene<br />
Zahl der Haushaltsstellen beim<br />
Zivilpersonal auf 55.000 sinkt. Statt sich<br />
zunächst zu überlegen, welche Aufgaben<br />
künftig noch erle<strong>di</strong>gt werden müssen und<br />
entsprechend Personal einzuplanen, wird<br />
umgekehrt gedacht: Das Personal muss<br />
schrumpfen, wie <strong>di</strong>e Aufgaben erle<strong>di</strong>gt<br />
werden sollen, wird wohl später beraten?<br />
Kein Wunder, dass es den Beschäftigten<br />
reichlich schummrig wird und dass sie sich<br />
fragen: „Was wird aus mir?“.<br />
Bei unseren ver.<strong>di</strong> Kolleginnen und Kollegen<br />
vor Ort häufen sich <strong>di</strong>e Anfragen,<br />
wie denn <strong>di</strong>e einzelnen <strong>Bund</strong>esparteien<br />
sich zu <strong>di</strong>eser <strong>Bund</strong>eswehr-Reform positionieren.<br />
Um <strong>di</strong>es zu erfahren, hat <strong>di</strong>e <strong>Bund</strong>esfachgruppe<br />
in der letzten Sitzung beschlossen,<br />
bei allen im <strong>Bund</strong>estag vertretenen<br />
Parteien <strong>di</strong>e Positionen zur <strong>Bund</strong>eswehr-<br />
Reform anzufragen. Gleichzeitig erfragen<br />
wir, was sie im Falle einer Regierungsverantwortung<br />
nach den anstehenden<br />
<strong>Bund</strong>estagswahlen im September 2<strong>01</strong>3<br />
verändern bzw. weiter führen würden.<br />
Die Antworten wollen wir dann unseren<br />
interessierten ver.<strong>di</strong> Kolleginnen und Kollegen<br />
vor Ort zur <strong>Ver</strong>fügung stellen.<br />
Die 11 gröSSten Webfehler der Neuausrichtung <strong>Bund</strong>eswehr<br />
1. <strong>Bund</strong>eswehr rank, schlank und einfach<br />
So sollte <strong>di</strong>e <strong>Bund</strong>eswehr nach der Reform<br />
sein! Was haben wir jetzt: 9 Abteilungen<br />
im BMVg und 8 Kommandobehörden<br />
bzw. <strong>Bund</strong>esämter außerhalb,<br />
davon 5 zwischen Koblenz und Köln mit<br />
erheblicher Personalunterdeckung in den<br />
<strong>Bund</strong>esämtern.<br />
8 Organisationsbereiche außerhalb des<br />
BMVg: Kommando SKB | Kommando<br />
Luftwaffe | Kommando Heer | Kommando<br />
Sanität | Marine Kommando | BAIUD |<br />
BAAIN | BAPersBw<br />
9 Abteilungen innerhalb des BMVg Personal:<br />
IUD | AIN | Führung Streitkräfte |<br />
Strategie und Einsatz | Planung | Politik |<br />
Haushalt und Controlling | Recht<br />
Diese „schlanke“ Struktur entscheidet<br />
einfach und schnell über Auftrag, Einsatz,<br />
Material und Manpower der <strong>Bund</strong>eswehr.<br />
Demokratisch legitimierte Entscheidungen<br />
werden im Parlament verkürzt eingeholt<br />
und <strong>di</strong>e Mitbestimmungsrechte<br />
finden nur eingeschränkt statt.<br />
2. Die Inspekteure der Teilstreitkräfte<br />
raus aus dem BMVg<br />
Die Inspekteure der Teilstreitkräfte sind<br />
zu Befehlsempfängern degra<strong>di</strong>ert. Stattdessen<br />
sind mehrere Räte und Gremien<br />
installiert worden, <strong>di</strong>e eine Beratung des<br />
Generalinspekteurs u.a. in Fragen des effektiven<br />
Einsatzes der Soldaten übernommen<br />
haben.<br />
3. Zentrale Personalführung<br />
Stichwort: Alles aus einer Hand. Z.B. Weiterverpflichtungsentscheidung<br />
durch das<br />
BAPersBw nach Aktenlage. Folge für <strong>di</strong>e<br />
Betroffenen: Starker Anstieg von Nachfragen<br />
zu <strong>Ver</strong>setzungen, Beurteilungen,<br />
Zustän<strong>di</strong>gkeiten, Weiterverpflichtungen,<br />
zur Gehaltssicherung, etc.<br />
4. Reduzierung von 75.000 zivilen<br />
Beschäftigten auf 55.000 am grünen<br />
Tisch.<br />
Umfang der Aufgaben der zivilen Beschäftigten<br />
waren und sind den Entscheidungsträgern<br />
bis heute unbekannt. Somit<br />
21
1/2<strong>01</strong>3<br />
kann bis heute auch niemand sagen, ob<br />
<strong>di</strong>e Zahl 55.000 als Zielgröße für <strong>di</strong>e Zivilbeschäftigten<br />
dem tatsächlichen Bedarf<br />
entspricht. Um <strong>di</strong>e <strong>Bund</strong>eswehr mit ihren<br />
bisherigen / zukünftigen Aufgaben funktionsfähig<br />
zu halten, werden mindestens<br />
67.252 zivile Beschäftigte benötigt. Dies<br />
war einmal das Ergebnis einer internen<br />
ministeriellen Bedarfsanalyse auf der Basis<br />
der Stationierungsentscheidung.<br />
5.1. Abschaffung des Wehr<strong>di</strong>enstes<br />
Es gab bisher keine Diskussion in der<br />
<strong>Bund</strong>esrepublik Deutschland zur <strong>Ver</strong>tei<strong>di</strong>gungspolitik.<br />
Die Abschaffung („Aussetzung“)<br />
wurde ohne Erklärung und schnell<br />
durchgeführt und bei der Bevölkerung<br />
ist sie überwiegend positiv wahrgenommen<br />
worden. Die zusätzlichen Ausgaben<br />
in Milliardenhöhe für den freiwilligen<br />
Wehr<strong>di</strong>enst als Folge der Aussetzung der<br />
Wehrpflicht wurde in der Öffentlichkeit<br />
nicht publiziert, sondern le<strong>di</strong>glich <strong>di</strong>e Einsparpotenziale.<br />
5.2. Mindestgröße der <strong>Bund</strong>eswehr<br />
Es wurde über eine Größe von 185.000<br />
Soldaten gesprochen. Aller<strong>di</strong>ngs wurde<br />
<strong>di</strong>eser Umfang nie als Untergrenze festgelegt.<br />
Mit einer Mindestuntergrenze könnten<br />
<strong>di</strong>e Teilstreitkräfte auch planen, egal<br />
ob eine weitere Reform kommt. Es wurde<br />
keine konkrete Zahl der freiwilligen Wehr<strong>di</strong>enstleistenden<br />
(5.000 und bis zu 15.000<br />
Soldaten) festgelegt. Eine ungenaue Zahl<br />
führt immer zu Mehrkosten und Problemen<br />
bei der Planung der Infrastruktur,<br />
Aufgabenerfüllung etc.<br />
6. Aufgabentrennung nach GG Art<br />
87a / 87b<br />
Wenn ziviles Personal fehlt, wird <strong>di</strong>eses<br />
Personal durch Soldaten ersetzt. Reine<br />
<strong>Ver</strong>waltungsaufgaben werden von Militärs<br />
wahrgenommen. Wer <strong>di</strong>e Aufgabentrennung,<br />
<strong>di</strong>e das Grundgesetz im Artikel<br />
87a / 87b vorsieht, nicht mehr für zeitgemäß<br />
ansieht, der sollte das Grundgesetz<br />
im Parlament ändern und nicht durch <strong>di</strong>e<br />
Hintertür.<br />
7. Outsourcing von Aufgaben der<br />
<strong>Bund</strong>eswehr<br />
Wie sagte einst ein Politiker so treffend:<br />
„Soldaten sollen ihren Kernaufgaben<br />
nachkommen“. Dabei war dem Politiker<br />
nicht bewusst, wie komplex <strong>di</strong>e <strong>Bund</strong>eswehr<br />
und wie vielschichtig <strong>di</strong>e Aufgaben<br />
der Soldaten sind.<br />
7.1. Zentralisierung und Abgabe des<br />
Travel Managements (TM)<br />
Ziel ist, alles wird einfacher. Bisher wurde<br />
der Kunde (Dienstreisender) beraten und<br />
abgerechnet aus einer Hand durch einen<br />
Sachbearbeiter bei einem <strong>Bund</strong>eswehr<strong>di</strong>enstleistungszentrum.<br />
Der persönliche<br />
Kontakt und <strong>di</strong>e räumliche Nähe war<br />
sichergestellt. Klagen gab es so gut wie<br />
keine, es hat sich bewährt. Zukünftig<br />
wird der Kontakt zwischen dem Antragsteller<br />
und dem Berechner per LoNo oder<br />
im Briefverkehr stattfinden. Beschwerden<br />
und gerichtliche <strong>Ver</strong>fahren sind <strong>di</strong>e Konsequenzen,<br />
denn Rechtsauffassungen<br />
zwischen Berater, <strong>di</strong>e bei den BwDLZ bleiben,<br />
und Abrechner können unterschiedlich<br />
sein.<br />
7.2. Personalabrechnung<br />
Mit Zeitverschiebung von 10 Jahren (altersbe<strong>di</strong>ngtes<br />
Ausscheiden der dann ehemaligen<br />
<strong>Bund</strong>eswehrbeschäftigten der<br />
Personalabrechnung) wird <strong>di</strong>eselbe Problematik<br />
wie beim TM zu verzeichnen sein.<br />
Die bundeswehrspezifischen Belange (Zulagen<br />
usw.) finden nur Anklang, wenn<br />
<strong>di</strong>e Bezüge-/Besoldungsrechner auch dass<br />
Wissen um <strong>di</strong>ese Zulagen haben. Nach<br />
Überleitung der Personalabrechnung zum<br />
<strong>01</strong>.07.2<strong>01</strong>3 wird kein <strong>Bund</strong>eswehrpersonal<br />
nachgesteuert.<br />
8. Schließung von Standorten/Renovierungen<br />
Es gibt viele Begründungen, warum man<br />
<strong>di</strong>esen oder jenen Standort schließt. Es ist<br />
aber widersinnig eine Liegenschaft zuerst<br />
zu renovieren, dann zu schließen und <strong>di</strong>ese<br />
mehrerer Jahre verrotten zu lassen. Eine<br />
Wirtschaftlichkeitsberechnung macht nur<br />
bei belastbarem Material wirklich Sinn.<br />
(siehe z.B. Heidenheim, Lechfeld, Fürstenfeldbruck,<br />
Ahlorn, Donauwörth, Rheine<br />
usw.)<br />
9. Abschaffen/Reduzierung der Beteiligungsrechte<br />
für Beschäftigte der<br />
<strong>Bund</strong>eswehr<br />
Die stän<strong>di</strong>gen <strong>Ver</strong>weigerungen der unmittelbaren<br />
Beteiligungen durch Mitbestimmung<br />
des HPR bei der Umgliederung<br />
der <strong>Bund</strong>eswehr führt zu Widerstand und<br />
fehlender Identifizierung mit den Entscheidungen.<br />
Die Rechte der Beteiligungen<br />
von Soldaten (SBG) werden weiter<br />
eingeschränkt.<br />
Durch das Konstrukt „<strong>Ver</strong>waltungsseitiges<br />
Einvernehmen § 92 Nr. 1 BPersVG“<br />
werden <strong>di</strong>e unmittelbaren Mitbestimmungsrechte<br />
besonders beim Zivilpersonal,<br />
hier Beamte und Arbeitnehmer ab<br />
der Entgeltgruppe 9, ausgehöhlt.<br />
10. Reform beenden<br />
Bisher wurde keine Reform zu Ende geführt.<br />
So kann auch niemand sagen, dass<br />
sie ein Erfolg war. Nachsteuern war somit<br />
auch nicht möglich, selbst wenn mal ein<br />
Teil einer Reform Sinn hatte. Daher muss<br />
<strong>di</strong>e laufende Reform mit den notwen<strong>di</strong>gen<br />
Nachbesserungen zu Ende geführt<br />
werden. Ein Dialog mit Interessenvertretungen<br />
und der Basis ist hierzu notwen<strong>di</strong>g.<br />
11. Reduzierung der Berufsausbildung<br />
Zurzeit zählen wir in der <strong>Bund</strong>eswehr<br />
4.575 junge Menschen <strong>di</strong>e sich in der<br />
Ausbildung bei der <strong>Bund</strong>eswehr befinden.<br />
Ohne Festlegung eines tatsächlichen Bedarfes<br />
will der Minister <strong>di</strong>e Ausbildungsplätze<br />
und guten Ausbildungsmöglichkeiten<br />
der <strong>Bund</strong>eswehr bei der Umsetzung<br />
der Neuausrichtung zusammenstreichen.<br />
Im Zuge der demographischen Entwicklung<br />
und einer konzeptionellen Personalentwicklung<br />
sind hier erst <strong>di</strong>e Bedarfe<br />
unter Einbeziehung der Interessenvertretungen<br />
festzulegen.<br />
Kleines Jubiläum des Bezirkspersonalrates<br />
bei der WBV West<br />
Im Anschluss an <strong>di</strong>e letzte Sitzung des<br />
Bezirkspersonalrates am 2. Mai 2<strong>01</strong>3 begingen<br />
<strong>di</strong>e Kolleginnen und Kollegen das<br />
kleine Jubiläumsfest im Bildungszentrum<br />
der WBV West. Ehemalige Vorstandskolleginnen<br />
und -kollegen sowie erst aufgrund<br />
der fortschreitenden Strukturreform der<br />
<strong>Bund</strong>eswehr kürzlich ausgeschiedene Mitglieder<br />
sind der Einladung gerne gefolgt.<br />
22
1/2<strong>01</strong>3<br />
In seiner Begrüßung ging der Vorsitzende<br />
des Bezirkspersonalrates, Konrad Tatzel,<br />
auf <strong>di</strong>e 55-jährige Geschichte des BPR<br />
ein. Dabei stand <strong>di</strong>e <strong>Bund</strong>esreform im<br />
kritischen Fokus, aber großer Raum fand<br />
er auch für <strong>di</strong>e zahlreichen Gemeinschafterlebnisse<br />
der Gremiumsmitglieder miteinander.<br />
So manche schöne Erinnerungen<br />
wurden noch einmal leben<strong>di</strong>g. Oft hatte<br />
er <strong>di</strong>e Lacher auf seiner Seite.<br />
Konrad Tatzel dankte allen für <strong>di</strong>e mehr<br />
als 12 Jahre lange Unterstützung seiner<br />
Funktion als Vorsitzender und <strong>di</strong>e hervorragende<br />
Teamarbeit in verschiedenen<br />
Zusammensetzungen des Vorstandes und<br />
des Gremiums. Ein ganz besonderes Dankeschön<br />
richtete er an <strong>di</strong>e guten Seelen<br />
im Geschäftszimmer, den Kolleginnen Gabriele<br />
Rawalski und Petra Hengst.<br />
Nach 55 Jahren und einen Monat endet<br />
offiziell mit der Schließung der WBV West<br />
zum 30.Juni 2<strong>01</strong>3 <strong>di</strong>e Existenz des Bezirkspersonalrates.<br />
Mit den besten Wünschen<br />
für <strong>di</strong>e berufliche und private Zukunft<br />
beendete der Vorsitzende sichtlich<br />
emotional seine Rede.<br />
Seine letzte Amtshandlung war <strong>di</strong>e Aushän<strong>di</strong>gung<br />
der Sitzungsglocke an Michael<br />
(Foto: ver.<strong>di</strong>)<br />
Geifes, der als Listenführer der Gruppen<br />
der Arbeitnehmer für ver.<strong>di</strong> zum BPR des<br />
<strong>Bund</strong>esamtes für das Personalmanagement<br />
der <strong>Bund</strong>eswehr kan<strong>di</strong><strong>di</strong>ert.<br />
Ein zünftiges Grillfest, wie immer hervorragend<br />
organisiert von Kollege Walter<br />
Kunkel und sein Team, folgte dem offiziellen<br />
Teil. Bis in <strong>di</strong>e späten Abendstunden<br />
verweilte man in gemütlicher Atmosphäre<br />
im regen Gedankenaustausch.<br />
BMvg: Expertengespräche mit ver.<strong>di</strong><br />
im Nachgang des Bildungsgipfels 2<strong>01</strong>2<br />
ver.<strong>di</strong> fordert:<br />
• Übernahme aller Auszubildenden<br />
• Berufsausbildung im bisherigen Umfang<br />
• Übernahme von Tarifbeschäftigten ins<br />
Beamtenverhältnis ohne Laufbahnprüfung<br />
Nachdem man sich in der ersten Runde<br />
über <strong>di</strong>e Grundsätze der Personalentwicklung<br />
von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern<br />
verstän<strong>di</strong>gt hat und Teilaspekte<br />
wie:<br />
• Kommunikation im Rahmen der Personalentwicklung<br />
• Mobilität, Flexibilität und <strong>Ver</strong>wendungsbreite<br />
• Identifizierung besonders leistungsstarker<br />
Nachwuchskräfte/Fortbildung<br />
• Personalentwicklung mit Blick auf Auszubildende<br />
besprochen hat, war <strong>di</strong>e zweite Runde<br />
geprägt von der klaren Feststellung, dass<br />
der Begriff „Personalentwicklung“ als<br />
„Förderung der beruflichen Fortentwicklung<br />
von Tarifbeschäftigten“ verstanden<br />
wird. Ein wesentlicher Baustein für ein<br />
Personalentwicklungskonzept ist <strong>di</strong>e Beantwortung<br />
der Frage nach dem Bedarf.<br />
ver.<strong>di</strong> stellt fest, dass sich ein nachhaltiges<br />
Personalentwicklungskonzept in seiner<br />
Umsetzung auf nachprüfbare, einheitliche<br />
Instrumente stützt. ver.<strong>di</strong> hat insbesondere<br />
auf <strong>di</strong>e Durchführung von Qualifizierungsgesprächen<br />
nach § 5 TVöD hingewiesen<br />
und eine Handlungshilfe incl.<br />
Musterleitfaden und eine Mustervorlage<br />
der Dokumentation des Qualifizierungsgesprächs<br />
übergeben. ver.<strong>di</strong> erwartet den<br />
Abschluss einer verbindlichen <strong>Ver</strong>einbarung<br />
für ein Personalentwicklungskonzept.<br />
Am 14. März fand ein drittes Gespräch<br />
statt. Hier konnten fast erwartungsgemäß<br />
<strong>di</strong>e <strong>Ver</strong>treterdes BMVg nicht mit belastbaren<br />
Zahlen des Personalbedarfs im<br />
Bereich der Tarifbeschäftigten aufwarten.<br />
Aller<strong>di</strong>ngs wurde mitgeteilt, dass im Jahr<br />
2<strong>01</strong>3 mit Steigerung in den folgenden<br />
Jahren 500 bis 900 Arbeitnehmer/-Innen<br />
aus dem gewerblich technischen u. me<strong>di</strong>zinischen<br />
Bereich durch <strong>Ver</strong>rentung ausscheiden<br />
werden. Auch wurde bekanntgegeben,<br />
dass bereits ca. 300 befristete<br />
Arbeitsverträge in den letzten Monaten<br />
entfristet und Neueinstellungen vorgenommen<br />
wurden.<br />
23
1/2<strong>01</strong>3<br />
ver.<strong>di</strong> fordert als erste Sofortmaßnahme:<br />
• <strong>di</strong>e unbefristete Übernahme aller Auszubildenden<br />
• <strong>di</strong>e Fortsetzung der Berufsausbildung<br />
im bestehenden Umfang<br />
• <strong>di</strong>e vereinfachte Übernahme von Tarifbeschäftigten<br />
in das Beamtenverhältnis<br />
auf Lebenszeit gemäß §19 Abs.1 Nr.2<br />
Beamtenlaufbahnverordnung.<br />
Um den konkreten Bedarf im mittleren<br />
nichttechnischen <strong>Ver</strong>waltungs<strong>di</strong>enst im<br />
BAIUD und im BAPersBw sicher zu stellen,<br />
darf nicht nur den SoldatenInnen auf Zeit<br />
<strong>di</strong>e Übernahme als Beamtin bzw. Beamte<br />
zum <strong>01</strong>.07.2<strong>01</strong>3 angeboten werden!<br />
Die Tarifbeschäftigten der <strong>Bund</strong>eswehr<br />
sind nicht Beschäftigte 2. Klasse!<br />
WBV West adé –<br />
Festakt ohne Mitarbeiter<br />
Auch das Ende guter ver.<strong>di</strong> Strukturen in Düsseldorf<br />
Als am 28. Mai 2<strong>01</strong>3 <strong>di</strong>e WBV West durch<br />
einen Festakt und eine Serenade gewür<strong>di</strong>gt<br />
wurde, blieben <strong>di</strong>e Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter - wie im Ressort BMVg<br />
üblich - außen vor. Vom obligatorischen<br />
Dank an das Personal erfuhren <strong>di</strong>e Kolleginnen<br />
und Kollegen aus den Me<strong>di</strong>en,<br />
auch wie üblich. Warum auch beim letzten<br />
Akt vom Gewohnten abweichen?<br />
Durch <strong>di</strong>e Neuausrichtung der <strong>Bund</strong>eswehr<br />
verliert ver.<strong>di</strong> eine gut funktionierende,<br />
kampfstarke und -erprobte Betriebsgruppe.<br />
Die Mitglieder finden sich<br />
zukünftig in Splittergruppen bei verschiedenen,<br />
kleinen <strong>Bund</strong>eswehr<strong>di</strong>enststellen<br />
und den aufnehmenden neuen Dienststellen<br />
von BMI (<strong>Bund</strong>esverwaltungsamt)<br />
und BMF (<strong>Bund</strong>esamt für zentrale Dienste<br />
und offene <strong>Ver</strong>mögensfragen und <strong>Bund</strong>esfinanz<strong>di</strong>rektion<br />
West) wieder.<br />
In den vergangenen Jahrzehnten prägten<br />
<strong>di</strong>e ver.<strong>di</strong>anerinnen und ver.<strong>di</strong>aner<br />
(und vorher schon als DAG und ÖTV) am<br />
Standort Düsseldorf auch immer <strong>di</strong>e Personalratsarbeit<br />
im ÖPR, GPR und BPR der<br />
WBV West (und vorher WBV III)!<br />
von: U.P.<br />
ver.<strong>di</strong> Spitzenkan<strong>di</strong>dat zu Gast<br />
im BwDLZ Münster<br />
v.l. Andreas Bergener, ÜBPR-BAIUDBw, Michael Peters, ver.<strong>di</strong>, Herr Paul, Behördenleiter, Wilfried Münning, PR-Vorsitzender<br />
(Foto: ver.<strong>di</strong>)<br />
„Wir setzen ein immer <strong>di</strong>ckeres Fragezeichen<br />
hinter <strong>di</strong>e Zusage der <strong>Bund</strong>eswehrleitung<br />
und der Politik, dass es bei der<br />
Neuausrichtung der <strong>Bund</strong>eswehr nicht<br />
zu sozialen Härten kommen werde und<br />
dass sich keiner mit der Reform schlechter<br />
stellen wird als vorher“, so das Fazit<br />
der ver.<strong>di</strong> <strong>Ver</strong>treter Andreas Bergener,<br />
ÜBPR-BAIUDBw und Michael Peters, ver.<strong>di</strong><br />
Berlin, am 27. Juni 2<strong>01</strong>3 bei der Personalversammlung<br />
des <strong>Bund</strong>eswehr<strong>di</strong>enstleistungszentrums<br />
Münster.<br />
24
1/2<strong>01</strong>3<br />
Finanz- und Steuerverwaltung<br />
ver.<strong>di</strong> Zöllnerinnen und Zöllner bei der<br />
Neufassung der Regeln für Schicht<strong>di</strong>enstleistende<br />
beteiligt<br />
Am 5. Juni 2<strong>01</strong>3 konnte ein jahrelanger<br />
Abstimmungsprozess zwischen dem BMI<br />
und den Gewerkschaften durch einen Kabinettsbeschluss<br />
abgeschlossen werden.<br />
Ziel des Gesetzgebers war es verschiedene<br />
Regelungen, Begrifflichkeiten und Anwendungsvorschriften<br />
zum Ausgleich für<br />
Schicht<strong>di</strong>enst zu vereinheitlichen.<br />
Dazu war Sachverstand auf beiden Seiten<br />
nötig. Für ver.<strong>di</strong> nahm der Kollege Andreas<br />
Gallus an den Vorabstimmungen teil<br />
und kommentiert <strong>di</strong>e nun vorliegende<br />
<strong>Ver</strong>ordnung wie folgt:<br />
Natürlich kann man mit gefundenen<br />
Kompromissen nicht in Gänze zufrieden<br />
sein. Wir haben uns z.B. vehement für <strong>di</strong>e<br />
Anrechnung von Dienstzeiten eingesetzt,<br />
<strong>di</strong>e nach 06.00 Uhr geleistet werden müssen,<br />
weil Hausdurchsuchungen, <strong>Ver</strong>nehmungen<br />
oder ähnliches zu erle<strong>di</strong>gen sind.<br />
Ohne Erfolg. Noch wichtiger wäre für uns<br />
gewesen, dass ein ganzheitlicher Ansatz<br />
im Zusammenhang mit den gesundheitlichen<br />
Risiken bei Schicht<strong>di</strong>enst, vor allem<br />
aber der Nachtarbeit, Berücksichtigung<br />
gefunden hätte. Die <strong>Ver</strong>kürzung der Lebensarbeitszeit<br />
ist für uns ein wichtiger<br />
adäquater Ausgleich für <strong>di</strong>e Belastungen<br />
<strong>di</strong>e langjährigen Schicht<strong>di</strong>enst. Das BMI<br />
war dazu zum jetzigen Zeitpunkt nicht<br />
bereit, sagte aber zu, mit dem DGB und<br />
seinen Mitgliedsgewerkschaften darüber<br />
zu einem späteren Zeitpunkt zu <strong>di</strong>skutieren.<br />
Der Wegfall der sogenannten kleinen<br />
Schichtzulage führt für <strong>di</strong>e bisherigen<br />
Empfängerinnen und Empfänger zu einem<br />
jährlichen Einkommensverlust von<br />
ca. 400,00 €. Das tut besonders weh und<br />
ich bezweifle, ob <strong>di</strong>eser Kreis durch <strong>di</strong>e<br />
neuen Regeln den <strong>Ver</strong>lust kompensieren<br />
kann.<br />
Dennoch ziehe ich insgesamt ein positives<br />
Resümee, da wir uns bei einigen wesentlichen<br />
Punkten im Sinne der Beschäftigten<br />
einigen konnten.<br />
Das BMI hatte vor, <strong>di</strong>e anrechenbare Zeit<br />
für Zulagen und Zusatzurlaub erst ab<br />
21.00 Uhr gelten zu lassen. Nunmehr<br />
gilt 20.00 Uhr. Die Zulage wird in der Zukunft<br />
nun auch dann zu 100 % bezahlt,<br />
wenn <strong>di</strong>e Empfänger parallel Polizeizulage<br />
erhalten. Bisher wurde sie auf 75 %<br />
gekürzt. Auch Beamtinnen und Beamte<br />
auf Widerruf erhalten spätestens ab dem<br />
nächsten Jahr <strong>di</strong>ese Zulagen.<br />
Insgesamt gesehen werden <strong>di</strong>e <strong>Ver</strong>änderungen<br />
für <strong>di</strong>e nacht<strong>di</strong>enstleistenden<br />
Kolleginnen und Kollegen zu einer doch<br />
erheblichen Erhöhung des Erstattungsbetrages<br />
führen.<br />
Die Regelungen im Einzelnen:<br />
Erschwerniszulage<br />
Beamte und Soldaten erhalten eine monatliche<br />
Zulage, wenn sie zu wechselnden<br />
Zeiten zum Dienst herangezogen werden<br />
und im Kalendermonat mindestens<br />
5 Stunden Dienst in der Zeit von 20.00-<br />
06.00 Uhr (Nacht<strong>di</strong>enststunden) leisten.<br />
Die eigentliche Zulage ist dreigeteilt:<br />
Andreas Gallus ist Mitglied in der<br />
<strong>Bund</strong>esfachkommission <strong>Bund</strong>esfinanzverwaltung,<br />
im Hauptpersonalrat beim<br />
<strong>Bund</strong>esfinanzministerium und Vorsitzender<br />
des örtlichen Personalrates beim<br />
Hauptzollamt Singen (Foto: ver.<strong>di</strong>)<br />
1. Grundbetrag 02,40 € / Stunde zwischen<br />
20.00 - 06.00 Uhr (höchstens<br />
108,00 € monatlich)<br />
2. Erhöhungsbetrag<br />
<strong>01</strong>,00 € / Stunde zusätzliche zwischen<br />
00.00 - 06.00 Uhr<br />
3. Zusatzbetrag 20,00 € wenn mindestens<br />
drei Dienste an einem Samstag,<br />
Sonntag oder Feuertag beginnen.<br />
Geleistete Nachtstunden, <strong>di</strong>e wegen der<br />
Kappung bei 108,00 € nicht abgegolten<br />
werden, können in den folgenden Monat<br />
übertragen werden. Diese Übertragung<br />
ist auf weitere 135 Nacht<strong>di</strong>enststunden<br />
begrenzt.<br />
Zusatzurlaub<br />
Die Gutschreibung erfolgt monatlich.<br />
Beamtinnen und Beamte haben Anspruch<br />
auf einen halben Arbeitstag Zusatzurlaub,<br />
wenn sie<br />
1. Dienst zu wechselnden Zeiten verrichten<br />
(gleiche Definition wie bei der Zulage)<br />
und<br />
2. im Kalendermonat mindestens 35<br />
Stunden in der Zeit zwischen 20.00 -<br />
06.00 Uhr Dienst geleistet wird.<br />
Hinweise:<br />
1. Nachtstunden, <strong>di</strong>e nicht für einen halben<br />
Tag Zusatzurlaub ausreichen und<br />
<strong>di</strong>e in einem Kalendermonat über 35<br />
Stunden hinaus geleisteten Nachtstunden,<br />
werden in den Folgemonat übertragen.<br />
2. Der Übertrag ist auf 70 Stunden begrenzt.<br />
3. Im Urlaubsjahr werden bis zu 6 Tage<br />
Zusatzurlaub gewährt.<br />
4. Es werden nur volle Tage Zusatzurlaub<br />
gewährt.<br />
Beschäftigte, <strong>di</strong>e <strong>di</strong>e obigen Be<strong>di</strong>ngungen<br />
nicht erfüllen, erhalten je 100 geleistete<br />
Nachtstunden einen Arbeitstag Zusatzurlaub.<br />
25
1/2<strong>01</strong>3<br />
Hinweise:<br />
1. Es werden im Höchstfall 6 Tage Zusatzurlaub<br />
gewährt.<br />
2. Im Urlaubsjahr werden bis zu 6 Tage<br />
Zusatzurlaub gewährt.<br />
3. Nacht<strong>di</strong>enststunden <strong>di</strong>e in einem Urlaubsjahr<br />
über 600 geleistet worden<br />
sind, werden in das Folgejahr übertragen.<br />
4. Der Übertrag ist auf 100 Stunden begrenzt.<br />
Allgemeine Hinweise:<br />
1. Die notwen<strong>di</strong>gen Nacht<strong>di</strong>enststunden<br />
zur Gewährung von Zusatzurlaub sind<br />
proportional zur einer Teilzeitbeschäftigung<br />
zu erbringen.<br />
2. Beamtinnen und Beamte, <strong>di</strong>e das 50.<br />
Lebensjahr vollendet haben oder im<br />
Laufe des Urlaubsjahres vollenden,<br />
bekommen einen Tag Zusatzurlaub<br />
zusätzlich.<br />
3. Beamtinnen und Beamte, <strong>di</strong>e das 60.<br />
Lebensjahr vollendet haben oder im<br />
Laufe des Urlaubsjahres vollenden,<br />
bekommen zwei Tage Zusatzurlaub<br />
zusätzlich. Voraussetzung für <strong>di</strong>e Regelung<br />
unter 2. und 3. ist, dass <strong>di</strong>e<br />
Voraussetzungen für mindestens einen<br />
Tag Zusatzurlaub erbracht worden<br />
sind.<br />
Finanzkontrolle<br />
Schwarzarbeit beim Zoll<br />
Fast 10 Jahre ist es her: Wie ein Krebsgeschwür<br />
verbreitete sich in Deutschland<br />
Schwarzarbeit und illegale Beschäftigung.<br />
Es wurde salonfähig, ganze Gebäude „an<br />
der Steuer vorbei“ mit schwarz zu Dumpinglöhnen<br />
beschäftigten Menschen zu<br />
bauen. Nur <strong>di</strong>e Dummen hielten sich an<br />
Tarifverträge und soziale Mindeststandards.<br />
Also beschlossen <strong>di</strong>e damaligen <strong>Bund</strong>esminister<br />
für Wirtschaft, Arbeit und<br />
Soziales einerseits und der <strong>Bund</strong>esfinanzminister<br />
für Finanzen <strong>di</strong>e Einrichtung eines<br />
Aufgabengebietes „Finanzkontrolle<br />
Schwarzarbeit“ (FKS) in der <strong>Bund</strong>esfinanzverwaltung,<br />
beim Zoll. Das nötige<br />
Personal sollte kurzfristig durch Überleitung<br />
von Angehörigen der Arbeitsmarktinspektionen<br />
kommen. Zusätzlich wurden<br />
in den folgenden Jahren hunderte Be<strong>di</strong>enstete<br />
anderer Behörden angeworben.<br />
Seitdem hat sich viel getan. Die politischen<br />
und rechtlichen Rahmenbe<strong>di</strong>ngungen<br />
haben sich geändert. Heute gibt es<br />
eine Vielzahl regionaler und branchenbzw.<br />
berufsspezifischer Mindestlohnregelungen.<br />
Ihre Einhaltung wird von ca. 5000 Zöllnerinnen<br />
und Zöllnern überwacht.<br />
Wie ist <strong>di</strong>e Stimmung? Aufschlüsse gibt<br />
<strong>di</strong>e aktuelle Mitarbeiterbefragung. Danach<br />
gibt es für den Zoll noch viel zu tun.<br />
Wie sinnvoll sind Zielvorgaben, <strong>di</strong>e blind<br />
auf einzelne Zahlen wie Schadenshöhe<br />
oder Anzahl von Personenbefragungen<br />
beschränkt sind und keinerlei Auskunft<br />
über Erfolg oder Qualität der geleisteten<br />
Arbeit geben?<br />
Wie berücksichtigt <strong>di</strong>e Behördenleitung<br />
den besonderen Druck, dem FKS-Be<strong>di</strong>enstete<br />
im Umgang mit Staatsanwaltschaften<br />
und Gerichten ausgesetzt sind? Schließlich<br />
gibt es in <strong>di</strong>esem speziellen Arbeitsgebiet<br />
eine besondere „Qualitätskontrolle“.<br />
Während in anderen Bereichen des<br />
Zolls Fehler meistens intern erkannt und<br />
behoben werden, sind in der FKS gleich<br />
Staatsanwaltschaften und Gerichte damit<br />
befasst, Mängel aufzuspüren.<br />
Wie geht man damit um, wenn über<br />
<strong>di</strong>e Politik permanent an der FKS gezerrt<br />
wird? Es gibt Branchenvertreter, <strong>di</strong>e beschweren<br />
sich über zu viel Kontrolle. Es<br />
gibt andere, denen wird gar nicht genug<br />
kontrolliert.<br />
Hohen Belastungen sind Angehörige der<br />
FKS bei Kontrollaktionen ausgesetzt. Morgens<br />
um 4 Uhr auf einem Schlachthof,<br />
Durchsuchungen in einem Großbetrieb,<br />
Kontrollen im Rotlichtmilieu. Wie werden<br />
hier <strong>di</strong>e psychischen und physischen Belastungen<br />
ausgeglichen?<br />
All <strong>di</strong>esen Fragen wird sich <strong>di</strong>e Behördenleitung<br />
im BMF stellen müssen. Dann wird<br />
man sehen, ob es sich lohnt, Mitarbeiterbefragungen<br />
durchzuführen und ob es<br />
sich für <strong>di</strong>e Beschäftigten lohnt, sich an<br />
künftigen Befragungen zu beteiligen.<br />
Deutschland braucht mehr Steuereinnahmen<br />
ver.<strong>di</strong> fordert gesellschaftliche Ächtung von Steuerhinterziehung<br />
Endlich wird in Deutschland über Steuererhöhungen<br />
und über Steuerhinterziehung<br />
offen debattiert. Politikerinnen<br />
und Politiker <strong>di</strong>eses Landes haben sich<br />
über Jahre hinweg an neoliberalen Forderungen<br />
interessierter Wirtschaftskreise<br />
orientiert. Danach war staatlicher Einfluss<br />
zurückzufahren, Steuern waren zu<br />
senken, der Steuervollzug wurde sehr<br />
halbherzig betrieben. Wohin das geführt<br />
hat, wird immer mehr klar: Zu einer erhöhten<br />
Staatsverschuldung und zu einer<br />
Drosselung der staatlichen Aufgaben für<br />
<strong>di</strong>e Bevölkerung. Zugleich ist <strong>di</strong>e Schere<br />
zwischen Arm und Reich unerträglich<br />
auseinander gegangen und weite Kreise<br />
der wirtschaftlich Starken entziehen sich<br />
ihrer <strong>Ver</strong>pflichtung für <strong>di</strong>ese Gesellschaft.<br />
26
1/2<strong>01</strong>3<br />
Damit muss endlich Schluss sein.<br />
ver.<strong>di</strong> fordert: Der gesetzmäßige Steuervollzug<br />
muss endlich durchgesetzt werden.<br />
Dazu sind <strong>di</strong>e Steuerverwaltungen<br />
der Länder, <strong>di</strong>e systematisch geschwächt<br />
wurden, personell in Höhe der von den<br />
<strong>Ver</strong>waltungen der Länder selbst errechneten<br />
Personalbedarfsberechnung auszustatten.<br />
Die Prüfungs<strong>di</strong>enste sind so zu<br />
verstärken, dass das Risiko, der Steuerhinterziehung<br />
überführt zu werden, abschreckend<br />
groß wird. Steuerhinterziehung<br />
darf nicht mehr ein Kavaliersdelikt sein,<br />
sondern muss gesellschaftlich geächtet<br />
werden.<br />
Interessengeleitete Initiativen wie <strong>di</strong>e arbeitgeberfinanzierte<br />
Initiative Neue Soziale<br />
Marktwirtschaft oder <strong>di</strong>e Stiftung<br />
Eigentum versuchen, <strong>di</strong>e Öffentlichkeit<br />
gegen eine stärkere Belastung der wirtschaftlich<br />
Starken zu vereinnahmen.<br />
• Da wird behauptet, <strong>di</strong>e Steuereinnahmen<br />
wären so hoch wie nie zuvor<br />
• Das obere Zehntel der Einkommensbezieher<br />
würde 50 Prozent der Einkommensteuer<br />
zahlen<br />
• Eine <strong>Ver</strong>mögensteuer würde <strong>di</strong>e Eigennutzer<br />
von Immobilien treffen; <strong>di</strong>e <strong>Ver</strong>waltungskosten<br />
würden 30 Prozent des<br />
Aufkommens betragen<br />
Mit <strong>di</strong>esen „Argumenten“ soll den Arbeitnehmern/innen<br />
Angst vor dem Zugriff<br />
des Staates eingejagt werden.<br />
Zutreffend ist:<br />
• Nominell sind <strong>di</strong>e Steuereinnahmen so<br />
hoch wie nie zuvor, inflationsbereinigt<br />
aber nicht; wegen der Rettung der Banken<br />
sind <strong>di</strong>e Belastungen des Staates<br />
höher als je zuvor<br />
• Die Behauptung, dass 10 Prozent der<br />
Einkommensbezieher 50 Prozent des<br />
Einkommensteueraufkommens erbrächten,<br />
bezieht sich nur auf <strong>di</strong>e veranlagte<br />
Einkommensteuer, <strong>di</strong>e gerade<br />
einmal 6 Prozent des gesamten Steueraufkommens<br />
ausmacht<br />
• Eine <strong>Ver</strong>mögensteuer wäre nach ver.<strong>di</strong>-<br />
Forderungen nur auf <strong>Ver</strong>mögen nach<br />
Abzug von Freibeträgen von 1 Mio.<br />
Euro pro Person zu zahlen; <strong>di</strong>e <strong>Ver</strong>waltungskosten<br />
betragen 3 Prozent des<br />
Steueraufkommens<br />
Übrigens: 10 Prozent der Bevölkerung<br />
besitzen 66 Prozent des <strong>Ver</strong>mögens. Von<br />
einer <strong>Ver</strong>mögensteuer mit persönlichen<br />
Freibeträgen von 1 Mio. Euro wäre weniger<br />
als 1 Prozent der Bevölkerung betroffen.<br />
Da ist es nur recht und billig, wenn<br />
<strong>di</strong>eser Personenkreis einen größeren Anteil<br />
an der Finanzierung gesellschaftlicher<br />
Aufgaben übernimmt.<br />
von: Klaus-Dieter Gössel, Vorsitzender<br />
der <strong>Bund</strong>esfachkommission Steuerverwaltung<br />
ver.<strong>di</strong>-Erfolg bei Personalratswahlen<br />
der Steuerverwaltungen in Berlin und<br />
im Saarland<br />
ver.<strong>di</strong> hat <strong>di</strong>e im Dezember 2<strong>01</strong>2 in Berlin<br />
stattgefundenen Wahlen zum Gesamtpersonalrat<br />
für <strong>di</strong>e Finanzämter erneut<br />
gewonnen. Damit hat ver.<strong>di</strong> zum sechsten<br />
Mal hintereinander und nun im 21. Jahr<br />
<strong>di</strong>e Mehrheit. Klaus Wilzer wurde erneut<br />
zum Vorsitzenden des Gesamtpersonalrats<br />
gewählt. Die Freistellungen für ver.<br />
<strong>di</strong> nehmen Klaus Wilzer als Vorsitzender<br />
und Klaus-Dieter Gössel als erster stellvertretender<br />
Vorsitzender wahr. ver.<strong>di</strong> hat in<br />
der Gruppe der Arbeitnehmer <strong>di</strong>e Mehrheit<br />
sogar noch ausbauen können. In<br />
der Gruppe der Beamten hat ver.<strong>di</strong> mehr<br />
Stimmen als <strong>di</strong>e DSTG erhalten.<br />
Ergebnis 2<strong>01</strong>2 in Sitzen<br />
(in Klammern Ergebnis 2008):<br />
Gruppe ver.<strong>di</strong> DSTG<br />
Unabhängige<br />
Wählergemeinschaft<br />
Arbeitnehmer 4 (3) 1 (2) ---<br />
Beamte 8 (9) 8 (9) 2<br />
Summe 12 (12) 9 (11) 2 (---)<br />
Auch <strong>di</strong>e Personalratswahlen bei der Senatsverwaltung<br />
für Finanzen in Berlin hat<br />
ver.<strong>di</strong> gewonnen. Hier beträgt <strong>di</strong>e Sitzverteilung:<br />
ver.<strong>di</strong> 7 Sitze und DSTG 3 Sitze.<br />
Bei den im April 2<strong>01</strong>3 im Saarland stattgefundenen<br />
Wahlen zum Hauptpersonalrat<br />
für alle Finanzämter hat das Bündnis<br />
ver.<strong>di</strong>/Freie Liste mit insgesamt 4 : 3 Sitzen<br />
gegen <strong>di</strong>e DSTG <strong>di</strong>e Mehrheit gewonnen.<br />
Klaus Wilzer (Foto: ver.<strong>di</strong>)<br />
Klaus-Dieter Gössel (Foto: ver.<strong>di</strong>)<br />
Wir gratulieren zum Wahlsieg und wünschen<br />
viel Erfolg in der weiteren Arbeit für<br />
<strong>di</strong>e Kolleginnen und Kollegen.<br />
27
1/2<strong>01</strong>3<br />
Tagung der ver.<strong>di</strong> <strong>Bund</strong>esfachkommission<br />
Steuerverwaltung<br />
Forderung nach mehr Steuergerechtigkeit durch gleichmäßigen Steuervollzug<br />
Ungeachtet der sommerlichen Hitze<br />
tauschten sich <strong>di</strong>e TeilnehmerInnen auf<br />
der Tagung der <strong>Bund</strong>esfachkommission<br />
Steuerverwaltung rege über <strong>di</strong>e bundesweite<br />
Situation in den Landesfinanzverwaltungen<br />
aus.<br />
Durch <strong>di</strong>e Föderalismusreform gehen <strong>di</strong>e<br />
Regelungen im Dienst-, Besoldungs- und<br />
<strong>Ver</strong>sorgungsrecht in den einzelnen <strong>Bund</strong>esländern<br />
auseinander.<br />
Doch Schwerpunkt bildete <strong>di</strong>e Diskussion<br />
um einen gleichmäßigen Steuervollzug.<br />
Letztlich kann der Steuerflucht in <strong>di</strong>e sog.<br />
Steueroasen nur ein Riegel vorgeschoben<br />
werden, wenn <strong>di</strong>e Möglichkeiten zum Betrug<br />
im Inland beseitigt werden.<br />
Aufgrund der unzureichenden Personalausstattung<br />
in den Finanzämtern und der<br />
komplexen Gesetzgebung ist eine gleichmäßige,<br />
qualifizierte Bearbeitung und<br />
Überprüfung der Steuerfestsetzungen<br />
nicht mehr gewährleistet.<br />
In <strong>di</strong>esem Rahmen referierte MR R. Hoffmann<br />
(BMF, Bild: 1. R. 2. v.l.) über <strong>di</strong>e Entwicklung<br />
und den aktuellen Stand bei den<br />
bilateralen Kontrakten zwischen <strong>Bund</strong><br />
und den einzelnen <strong>Bund</strong>esländern nach §<br />
21 a Finanzverwaltungsgesetz (FVG).<br />
Diese Vorschrift wurde vor dem Hintergrund<br />
der politischen Diskussion um eine<br />
<strong>Bund</strong>essteuerverwaltung geschaffen und<br />
weiterentwickelt, um bei der beschlossenen<br />
Beibehaltung der föderalen Strukturen<br />
<strong>di</strong>e Rechts– und Fachaufsichtskompetenzen<br />
des <strong>Bund</strong>es beim Vollzug der<br />
Steuergesetze zu stärken.<br />
Ziel<strong>di</strong>mension bilden vereinheitlichte Vollzugsziele,<br />
wie z.B. <strong>di</strong>e periodengerechte,<br />
zeitnahe und effiziente <strong>Ver</strong>anlagung. Auf<br />
der Grundlage der vorhandenen Kennzahlen<br />
im Controllingwesen werden<br />
(Foto: ver.<strong>di</strong>)<br />
künftig mit jedem <strong>Bund</strong>esland einzeln<br />
abgestimmte <strong>Ver</strong>träge mit halbjährlichen<br />
Berichtswesen geschlossen. Die bisherigen<br />
<strong>Ver</strong>träge im Rahmen der Pilotierung<br />
weisen einen unterschiedlichen Umfang<br />
aus. Zielkennzahlen sind u.a. <strong>di</strong>e Erle<strong>di</strong>gungsquote,<br />
Durchlaufzeiten, Mehrergebnisse<br />
und Nullfallquote der BP.<br />
Die ver.<strong>di</strong> <strong>Ver</strong>treterInnen bemängelten,<br />
dass <strong>di</strong>e <strong>Ver</strong>einbarungen sich an dem<br />
quantitativen Output orientieren würden,<br />
und forderten <strong>di</strong>e Einführung des maßgebenden<br />
Wertes „Personalausstattung“.<br />
Zudem verwiesen sie auf <strong>di</strong>e Erfordernisse<br />
einer einheitlichen Datenaustauschplattform.<br />
Dabei sprachen sie sich gegen <strong>di</strong>e Schaffung<br />
eines sogenannten „ Steuer-FBI“<br />
auf <strong>Bund</strong>esebene aus. Eine neue <strong>Bund</strong>esbehörde<br />
löst nicht <strong>di</strong>e derzeitigen<br />
Hemmnisse bei der Bekämpfung der<br />
Steuerhinterziehung. Es ist vielmehr <strong>di</strong>e<br />
fehlende technische <strong>Ver</strong>netzung der Steuerfahndungsstellen,<br />
<strong>di</strong>e zu einer massiven<br />
Beeinträchtigung der Effizienz der Strafverfolgung<br />
führt.<br />
Im weiteren <strong>Ver</strong>lauf der Tagung verabschiedeten<br />
<strong>di</strong>e Teilnehmer/Innen einen an<br />
<strong>Bund</strong> und Länder gerichteten Forderungskatalog.<br />
Er erstreckt sich über organisatorische,<br />
gesetzgeberische und personelle<br />
Maßnahmen, exemplarisch genannt werden<br />
hier:<br />
• Personalausstattung nach der von der<br />
<strong>Ver</strong>waltung erstellten Personalbedarfsberechnung<br />
• einheitliche <strong>Ver</strong>anlagungs- und Datenaustausch-Plattform<br />
der gesamten<br />
bundesdeutschen Steuerbehörden, so<br />
auch der Steuerfahndungsstellen<br />
• deutliche Senkung der Prüfungsturni<br />
bei Mittel-, Klein- und Kleinstbetrieben<br />
• wirksame Maßnahmen zur Bekämpfung<br />
von Scheinfirmen<br />
• automatisierte Bankauskünfte zu den<br />
steuerpflichtigen Erträgen aus Kapitalvermögen<br />
• <strong>Ver</strong>änderung des Länderfinanzausgleichs<br />
28
1/2<strong>01</strong>3<br />
Justiz<br />
ver<strong>di</strong>kt 1-2<strong>01</strong>3<br />
Halbjahreszeitschrift der Richterinnen und Richter, Staatsanwältinnen und Staatsanwälte<br />
in der <strong>Ver</strong>einten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.<strong>di</strong>)<br />
Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,<br />
wir möchten auf <strong>di</strong>e neue Ausgabe der<br />
ver<strong>di</strong>kt aufmerksam machen. Sie kann<br />
als PDF-Datei auf der Internetseite der<br />
ver.<strong>di</strong>-Fachgruppe Justiz heruntergeladen<br />
werden.<br />
Themen des aktuelle Heftes ver<strong>di</strong>kt<br />
1-2<strong>01</strong>3 sind <strong>di</strong>esmal u. a.<br />
• Brennpunkt Rechtsterrorismus und Sicherheitsbehörden<br />
– Eine Zwischenbilanz<br />
(Roland Eckert); Schlapphüte und<br />
Geheimniskrämer ignorieren Rechtsterrorismus<br />
(Christian Oestmann); ver.<strong>di</strong><br />
gegen rechts<br />
• Justiz im Fokus Das <strong>Ver</strong>trauen der Afganen<br />
in <strong>di</strong>e Deutschen ist schwer beschä<strong>di</strong>gt<br />
- Ein Interview mit dem Bremer<br />
Rechtsanwalt Karim Popal (Uwe<br />
Boysen)<br />
• Justizpolitisches Frauen in der Justiz –<br />
Die unvollstän<strong>di</strong>ge Diskussion (Anja<br />
Farries); Mitbestimmung und Selbstverwaltung<br />
der Justiz. Erfahrungsaustausch<br />
der Richterräte und Staatsanwaltsräte<br />
in der DRA Wustrau (Christian<br />
Oestmann); Ein Guter Anfang – Richtergesetze<br />
Berlin und Brandenburg im<br />
Praxistest (Christian Oestmann); Der<br />
lange Marsch – oder: Neues von der<br />
Unabhängigkeitsbewegung (Hans-<br />
Ernst Böttcher)<br />
• Justizgeschichte Aufs den Akten auf<br />
<strong>di</strong>e Bühne – Ein cross-over-projekt zwischen<br />
Gesichtswissenschaft und Theater<br />
(Eva Schöck-Quinteros)<br />
• Aus der Justiz Konsoli<strong>di</strong>ertes Sicherheitskonzept<br />
für Gerichte und Staatsanwaltschaften.<br />
In Bericht aus Hessen<br />
(Georg Schäfer)<br />
• Rezensionen VERRAT Geschichte – Me<strong>di</strong>zin<br />
– Philosophie – Kunst – Literatur<br />
(Uwe Boysen)<br />
Link: http://ver<strong>di</strong>kt.ver<strong>di</strong>.de<br />
Bestelladresse: Barbara Wederhake<br />
<strong>Ver</strong>einte Dienstleistungsgewerkschaft<br />
<strong>Bund</strong>esfachbereich <strong>Bund</strong> und Länder<br />
Fon: 030 / 6956 - 2135<br />
Barbara.Wederhake@ver<strong>di</strong>.de<br />
www.justiz.ver<strong>di</strong>.de<br />
Sozialstaat – Spielball der<br />
Finanzmärkte?<br />
MEDEL-Konferenz am 21. Juni 2<strong>01</strong>3<br />
Der <strong>Bund</strong>esfachausschuss Richterinnen<br />
und Richter, Staatsanwältinnen und<br />
Staatsanwälte in ver.<strong>di</strong> hat am 21. Juni<br />
zu einer Konferenz mit der europäischen<br />
Richterorganisation MEDEL in das<br />
Gewerkschaftshaus nach Berlin eingeladen.<br />
Der Einladung zum Thema „Der<br />
Sozialstaat – Spielball der Finanzmärkte?“<br />
folgten rund 100 Teilnehmerinnen und<br />
Teilnehmer aus dem In- und Ausland. Die<br />
Konferenz fand in Kooperation mit den<br />
Richterinnen und Richter für Demokratie<br />
und Freiheitsrechte (MEDEL – Magistrats<br />
Européens pour la Démocratie et les Libertés)<br />
und dem Hugo Sinzheimer Institut für<br />
Arbeitsrecht (HSI) statt.<br />
Ziel der Konferenz war es, das „soziale<br />
Gewissen“ in Europa zu verorten und einer<br />
demokratischen Justiz den ihr zukommenden<br />
Platz zuzuweisen. Infolge der<br />
krisenhaften Entwicklung auf den europäischen<br />
Finanzmärkten geraten der Sozialstaat<br />
und staatliche Sozialpolitik erheblich<br />
unter Druck. Soziale und demokratische<br />
Fortschritte werden in Europa zunehmend<br />
in Frage gestellt. Unter dem Druck der Finanzmärkte<br />
sehen sich viele europäische<br />
Staaten vor <strong>di</strong>e Entscheidung gestellt, Errungenschaften<br />
des Sozialstaats und der<br />
Arbeitnehmerrechte sowie den sozialen<br />
Frieden zun opfern. Im Kontext einer internationalen<br />
sozialen Solidarität kommt<br />
der Justiz eine wichtige Rolle zu, <strong>di</strong>e auf<br />
<strong>di</strong>eser Konferenz durch namhafte Fachleute<br />
und Referenten aus europäischen<br />
Richterorganisationen und Interessenvertretungen<br />
beleuchtet wurde. Bürgerliche,<br />
wirtschaftliche, soziale und kulturelle<br />
Rechte des Einzelnen, so <strong>di</strong>e zentrale Botschaft,<br />
müssen erhalten und geschützt<br />
werden. Notfalls ist es Aufgabe der Justiz,<br />
den Bürgern den Zugang zu <strong>di</strong>esen Rechten<br />
zu garantieren, wenn durch Globalisierung<br />
und Nivellierung der Normgefüge<br />
<strong>di</strong>e Realisierung der Bürgerrechte gefährdet<br />
ist. Die Rolle der Justiz in <strong>di</strong>eser Krisensituation<br />
war das Schwerpunktthema<br />
in den Vorträgen und Diskussionen der<br />
15 Referenten, <strong>di</strong>e überwiegend aus dem<br />
europäischen Ausland kamen. Prof. Dr.<br />
Däubler referierte zum Thema Rechtliche<br />
Regulierung von Rating-Agenturen.<br />
Der ausführliche Tagungsbericht, Präsentationen<br />
und Redemanuskripte sind unter<br />
www.justiz.ver<strong>di</strong>.de einzusehen.<br />
29
1/2<strong>01</strong>3<br />
Berichte aus den Ländern - Hessen<br />
Bericht über <strong>di</strong>e Mitgliederversammlung<br />
der hessischen Richterinnen<br />
und Richter, Staatsanwältinnen und<br />
Staatsanwälte<br />
Wie es schon seit vielen Jahren Tra<strong>di</strong>tion<br />
ist, trafen sich <strong>di</strong>e hessischen Kolleginnen<br />
und Kollegen auch <strong>di</strong>eses Jahr wieder<br />
am ersten März-Wochenende im ver.<strong>di</strong>-<br />
Bildungszentrum Gladenbach.<br />
Im Mittelpunkt standen in <strong>di</strong>esem Jahr<br />
außer intern-organisatorischen Fragen<br />
zur Zusammensetzung des Landesbezirksfachausschusses<br />
und zu dessen Arbeitsprogramm<br />
der nächsten Monate zwei<br />
Themen, zu denen Referenten eingeladen<br />
waren.<br />
1. Sicherheit in hessischen Gerichtsgebäuden<br />
Dieses Thema bewegt seit einigen Monaten<br />
viele Kolleginnen und Kollegen und<br />
insbesondere auch <strong>di</strong>e Bezirksrichterräte,<br />
denn nach dem Mordanschlag von Dachau<br />
hatte der hessische Justizminister<br />
Hahn zwar vollmun<strong>di</strong>g versprochen, in <strong>di</strong>e<br />
Sicherheit hessischer Gerichte alles Nötige<br />
zu investieren, aber <strong>di</strong>e Umsetzung lässt<br />
doch noch sehr auf sich warten.<br />
Da der vorgesehene Referent zum <strong>di</strong>esem<br />
Thema, Herr Dr. Felix Kunkel (Leiter<br />
des Referats Bau und Sicherheit im Hessischen<br />
Ministerium der Justiz, für Europa<br />
und Integration), wegen Krankheit<br />
abgesagt hatte und eine kompetente<br />
<strong>Ver</strong>tretung kurzfristig nicht zur <strong>Ver</strong>fügung<br />
stand, <strong>di</strong>skutierten <strong>di</strong>e Anwesenden<br />
vor allem an Hand des Entwurfs eines<br />
„Konsoli<strong>di</strong>erten Sicherheitskonzepts für<br />
<strong>di</strong>e hessischen Justizgebäude“ sowie der<br />
Ausschreibungs- und <strong>Ver</strong>tragsunterlagen<br />
bezüglich des Sicherheitsunternehmens<br />
Goldschmidt & Levy, eines international<br />
vor allem im Bereich der Bewachung von<br />
Militäranlagen tätigen israelischen Unternehmens,<br />
dessen deutsche Niederlassung<br />
ihren Sitz in Potsdam hat.<br />
Das Konzept und <strong>di</strong>e Auftragsvergabe<br />
betreffen alle Gerichtsstandorte, <strong>di</strong>e nicht<br />
bereits bei der Einrichtung oder dem Bau<br />
mit einem integrierten Zugangs- und Sicherheitssystem<br />
ausgestattet wurden, wie<br />
<strong>di</strong>es z.B. bei den Justizzentren Wiesbaden<br />
und Kassel oder beim OLG, LG und AG<br />
Frankfurt der Fall ist, also insbesondere<br />
<strong>di</strong>e kleineren Gerichte, aber z.B. auch <strong>di</strong>e<br />
im Behördenzentrum Frankfurt untergebrachten<br />
(LAG, ArbG und SG Frankfurt).<br />
Kernpunkt der von den <strong>Ver</strong>sammlungsteilnehmern<br />
geäußerten Kritik war weniger<br />
das Konzept selbst als vielmehr seine<br />
Umsetzung durch Ausschreibung und<br />
Auftragserteilung, insbesondere <strong>di</strong>e personelle<br />
Ausstattung der Eingangskontrollen.<br />
So soll jede Einheit nur montags bis<br />
freitags von 8.00 Uhr bis 12.00 Uhr mit<br />
je einer Person besetzt werden. Ungeklärt<br />
ist, wie unter <strong>di</strong>esen Umständen Pausen<br />
ermöglicht werden sollen. Außerdem sind<br />
geschlechtsspezifische Körperkontrollen -<br />
falls erforderlich - nicht möglich.<br />
Aus den <strong>Ver</strong>tragsunterlagen ergibt sich<br />
darüber hinaus ein Stundenverrechnungssatz<br />
von 12,22 €, dem wiederum ein<br />
Grundlohn von 7,76 € / Std. zu Grunde<br />
liegt. Damit fördert das Land Hessen erneut<br />
den Niedriglohnsektor, in dem <strong>di</strong>e<br />
<strong>Ver</strong>gütung weit unter dem u.a. von ver.<strong>di</strong><br />
geforderten Mindestlohn liegt.<br />
Die bisherigen Erfahrungen an mehreren<br />
Gerichten zeigen, dass Goldschmidt &<br />
Levy ganz offensichtlich nicht in der Lage<br />
ist, <strong>di</strong>e vertraglich übernommenen Leistungen<br />
zu erbringen. So wurden bisher<br />
für mehrere Gerichtsstandorte keine geeigneten<br />
Kräfte gefunden, zum Teil steht<br />
Ersatzpersonal im Falle von Krankheit etc.<br />
nicht zur <strong>Ver</strong>fügung.<br />
Justizintern haben <strong>di</strong>e <strong>Ver</strong>suche einiger<br />
Gerichtsvorstände, zu einer flexibleren,<br />
den <strong>Ver</strong>handlungsterminen angepassten<br />
Zeiteinteilung zu kommen, nichts erbracht.<br />
Trotz entsprechender mündlicher<br />
Ankün<strong>di</strong>gungen blieb es bei der starren<br />
Regelung „8 bis 12 Uhr“.<br />
Außerdem sind nach dem Sicherheitskonzept<br />
sowohl Waffenschränke zur <strong>Ver</strong>wahrung<br />
etwa eingezogener Waffen als auch<br />
Wertfächer zur sicheren Aufbewahrung<br />
anderer beanstandeter Gegenstände vorgesehen.<br />
Beides fehlt an allen Standorten,<br />
für <strong>di</strong>e Anschaffung ist kein Geld vorgesehen.<br />
Es scheint weiterhin so, dass es sich bei<br />
den angeschafften Detektorrahmen um<br />
eine sehr einfache Ausführung handelt,<br />
<strong>di</strong>e zudem häufig so programmiert ist,<br />
dass sie bereits bei geringem Metallanteil<br />
- z.B. in Schuhen - Signal gibt. Dies<br />
ist weitgehend ineffektiv, da dem privaten<br />
Personal weder <strong>di</strong>e Durchsuchung der<br />
Kleidung und Taschen ohne Einverständnis<br />
der durchsuchten Personen möglich<br />
noch eine Durchleuchtung der Taschen,<br />
Mäntel etc. vorgesehen ist.<br />
Einerseits wurde vielfach <strong>di</strong>e mangelnde<br />
Anpassung an <strong>di</strong>e örtlichen <strong>Ver</strong>hältnisse<br />
gerügt, andererseits fehlt es offensichtlich<br />
in vielen Fällen, in denen ein konkret abgestimmtes<br />
Konzept vorliegt, an dem für<br />
<strong>di</strong>e Umsetzung notwen<strong>di</strong>gen Geld.<br />
Im Laufe der Diskussion wurde aller<strong>di</strong>ngs<br />
auch <strong>di</strong>e Frage aufgeworfen worden, ob<br />
tatsächlich für alle angesprochenen Bereiche<br />
<strong>di</strong>e umfangreiche Sicherheitstechnik<br />
und das zur Be<strong>di</strong>enung notwen<strong>di</strong>ge<br />
Personal erforderlich ist oder ob <strong>di</strong>e dafür<br />
notwen<strong>di</strong>gen Mittel nicht für <strong>di</strong>e eigentlichen<br />
Aufgaben der Justiz sinnvoller eingesetzt<br />
werden könnten.<br />
Aus den gemeinsam erarbeiteten Kernpunkten<br />
formulierte eine Redaktionskommission<br />
den Entwurf einer gemeinsamen<br />
Stellungnahme aller hessischen Richterorganisationen,<br />
<strong>di</strong>e inzwischen in endgültiger<br />
Form vorliegt (siehe Anlage) und dem<br />
Justizministerium, allen Richterinnen und<br />
Richtern, Staatsanwältinnen und Staatsanwälten<br />
in Hessen sowie der Öffentlichkeit<br />
mitgeteilt wurde.<br />
2. Rechtsschutz bei überlangen <strong>Ver</strong>fahren<br />
Der Kollege Georg D. Falk referierte über<br />
erste Erfahrungen der für <strong>di</strong>e entsprechenden<br />
Entschä<strong>di</strong>gungsklagen zustän<strong>di</strong>gen<br />
OLG-Senate, insbesondere des<br />
Senates, dem er vorsitzt und der 2/3 der<br />
eingehenden <strong>Ver</strong>fahren bearbeitet.<br />
30
1/2<strong>01</strong>3<br />
Entgegen der Erwartungen, <strong>di</strong>e von 600<br />
<strong>Ver</strong>fahren im ersten Jahr ausgingen, wurden<br />
bisher erst 25 entsprechende Klagen<br />
anhängig, <strong>di</strong>e zum großen Teil von „problematischen“<br />
Klägern eingereicht wurden.<br />
Er stellte einige Beispiele solcher <strong>Ver</strong>fahren<br />
vor und beschrieb <strong>di</strong>e inzwischen entwickelten<br />
Grundprinzipien sowie das vom<br />
OLG angewandte Prüfungsverfahren.<br />
Als Hauptursache für potenziell entschä<strong>di</strong>gungspflichtige<br />
<strong>Ver</strong>zögerungen stehe<br />
rein statistisch noch vor besonderen Umständen<br />
im <strong>Ver</strong>fahren (z.B. aufwän<strong>di</strong>ge<br />
Gutachten) und strukturellen Umständen<br />
(z.B. in Form von mehrmaligem Richterwechsel)<br />
<strong>di</strong>e unzulängliche Bearbeitung<br />
durch <strong>di</strong>e beteiligten Richterinnen und<br />
Richter fest. Diese Feststellung widerspreche<br />
anscheinend dem subjektiven Gefühl<br />
vieler an solchen <strong>Ver</strong>fahren beteiligter<br />
Kolleginnen und Kollegen.<br />
Falk betonte, dass nicht jede <strong>Ver</strong>zögerung<br />
verfassungsrechtlich relevant sei und zu<br />
einem Entschä<strong>di</strong>gungsanspruch führe.<br />
Das Gesetz sei weder eine Justizbeschleunigungsnovelle<br />
noch schaffe es eine zusätzliche<br />
Rechtsmittelinstanz. Sein Ziel sei<br />
vielmehr, <strong>Ver</strong>letzungen des verfassungsrechtlich<br />
gebotenen Justizgewährungsanspruchs<br />
finanziell auszugleichen.<br />
Im zweiten Teil machte G.-D. Falk allgemeine<br />
Ausführungen zur richterlichen<br />
<strong>Ver</strong>antwortung im Hinblick auf <strong>di</strong>e <strong>Ver</strong>meidung<br />
überlanger <strong>Ver</strong>fahren, <strong>di</strong>e er in<br />
Kürze in einem eigenen Beitrag für ver<strong>di</strong>kt<br />
darstellen möchte.<br />
3. Interner Teil<br />
Im internen Teil der Mitgliederversammlung<br />
wurde Jens-Peter Hoth als Sprecher<br />
des Landesbezirksfachausschusses bestätigt.<br />
Auch <strong>di</strong>e Zusammensetzung <strong>di</strong>eses<br />
Gremiums blieb weitgehend unverändert.<br />
Im Rahmen der Planung zukünftiger<br />
Aktivitäten wurden erste Festlegungen<br />
für eine öffentliche <strong>Ver</strong>anstaltung getroffen,<br />
<strong>di</strong>e im Rahmen des hessischen<br />
Landtagswahlkampfs vom ver.<strong>di</strong>-Landesbezirksvorstand<br />
als Po<strong>di</strong>ums<strong>di</strong>skussion<br />
mit den rechtspolitischen Sprecherinnen<br />
oder Sprechern der Landtagsfraktionen<br />
durchgeführt werden soll. Hier wird das<br />
Thema „Selbstverwaltung der Justiz“ neben<br />
weiteren justizpolitischen Themen im<br />
Mittelpunkt stehen. Die inhaltliche Vorbereitung<br />
liegt deshalb beim Landesbezirksfachausschuss.<br />
Entwurf eines konsoli<strong>di</strong>erten Sicherheitsrahmenkonzeptes<br />
für <strong>di</strong>e Gerichte<br />
und Staatsanwaltschaften des Landes<br />
Hessen (Stand 04.<strong>01</strong>.2<strong>01</strong>3)<br />
Gemeinsame Erklärung des deutschen Richterbundes (LV Hessen), der Neuen Richtervereinigung<br />
(LV Hessen), der Hessischen Richterinnen und Richter, Staatsanwältinnen und<br />
Staatsanwälte in ver.<strong>di</strong>, des <strong>Ver</strong>bandes der Richterinnen und Richter an den Gerichten für<br />
Arbeitssachen in Hessen (VRA-Hessen) und der <strong>Ver</strong>einigung Hessischer <strong>Ver</strong>waltungsrichterinnen<br />
und <strong>Ver</strong>waltungsrichter (VHV)<br />
Wir begrüßen <strong>di</strong>e Tatsache, dass das<br />
Hessische Ministerium der Justiz, für Integration<br />
und Europa ein solches Rahmenkonzept<br />
erarbeitet hat, und erklären uns<br />
auch mit dem Inhalt in den Grundzügen<br />
einverstanden.<br />
Soweit nach <strong>di</strong>esem Rahmenkonzept <strong>di</strong>e<br />
konkrete Ausgestaltung vor Ort unter Einbeziehung<br />
der Nutzer entwickelt werden<br />
soll, muss <strong>di</strong>es unseres Erachtens unter<br />
Beachtung folgender Aspekte geschehen:<br />
• Es bedarf für jeden einzelnen Standort<br />
einer ausführlichen Gebäude- und<br />
Situationsanalyse, aus der unter Beteiligung<br />
der Personal- und Richtervertretungen<br />
der jeweilige Bedarf konkret<br />
ermittelt werden muss.<br />
• Das Sicherheitsmanagement muss in<br />
der Hand der öffentlichen <strong>Ver</strong>waltung<br />
Sicherheit im Hess. LAG (Foto: Georg Schäfer)<br />
31
1/2<strong>01</strong>3<br />
bleiben. Die Auftragsvergabe an private<br />
Sicherheitsunternehmen muss aus<br />
verschiedenen Gründen unterbleiben:<br />
- Nur durch den Einsatz eigener,<br />
entsprechend qualifizierter Beschäftigter<br />
kann <strong>di</strong>e für <strong>di</strong>ese Aufgaben<br />
erforderliche Qualität und<br />
Kompetenz gewährleistet werden.<br />
- Beschäftigte von Privatunternehmen<br />
haben keine hoheitlichen Befugnisse.<br />
- Die bisherigen Erfahrungen zeigen<br />
bereits, dass private Unternehmen<br />
insbesondere im Falle kurzfristiger<br />
Personalausfälle, nicht in<br />
Lage sind, den vertraglich übernommenen<br />
Pflichten nachzukommen.<br />
- Das Land Hessen darf sich nicht zum<br />
Förderer des Niedriglohnsektors machen.<br />
• Im Rahmen der Bedarfsanalyse sollte<br />
bei geeigneten Standorten geprüft<br />
werden, ob ein <strong>di</strong>enststel-lenübergreifender<br />
Personalpool gebildet werden<br />
kann, damit Synergieeffekte nutzbar<br />
gemacht wer-den können.<br />
• Das konkrete Sicherheitskonzept muss<br />
<strong>di</strong>e Sicherheit aller im jeweiligen Justizgebäude<br />
Beschäftigten wie auch der<br />
Prozessbeteiligten und der Besucher<br />
gewährleisten; es darf sich insbesondere<br />
nicht auf Einlasskontrollen beschränken.<br />
Darmstadt/Frankfurt am Main/Offenbach/<br />
Wiesbaden, 15.03.2<strong>01</strong>3<br />
gez. Dr. Goedel (DRB) | gez. Schwamb<br />
(NRV) | gez. Hoth (ver.<strong>di</strong>) | gez. Schäfer<br />
(VRA) | gez. Domann-Hessenauer (VhV)<br />
Berichte aus den Ländern - NRW<br />
Bericht der Landesfachgruppe Justiz<br />
über Gespräche mit Mitgliedern des<br />
Rechtsausschusses<br />
ver.<strong>di</strong>-<strong>Ver</strong>treterinnen und <strong>Ver</strong>treter aus allen<br />
Bereichen der NRW-Justiz haben sich<br />
im Landtag mit Abgeordneten des Rechtsausschusses<br />
zum einen mit Nadja Lüders<br />
von der SPD, zum anderen mit Dagmar<br />
Hanses von Bündnis90/Grüne, zusammengesetzt<br />
und intensiv zu drängenden<br />
Themen ausgetauscht.<br />
ver.<strong>di</strong> kritisierte am Beispiel Dienstrechtsanpassungsgesetz<br />
das <strong>Ver</strong>halten<br />
der Regierung, <strong>di</strong>e zunehmend verordnet<br />
und verkündet. Die in Zeiten der Minderheitsregierung<br />
propagierte - und gelebte<br />
- Transparenz von Entscheidungen<br />
fällt ebenso weg wie <strong>di</strong>e umfangreiche<br />
Beteiligung der Betroffenen im Vorfeld.<br />
Diese <strong>Ver</strong>änderung wird auch seitens der<br />
Regierungsfraktionen wahrgenommen<br />
und angegangen. Bei der kommenden<br />
Dienstrechtsreform in NRW werde <strong>di</strong>e Beteiligung<br />
wieder in bewährtem Umfang<br />
erfolgen. Anders als beim Haushalt 2<strong>01</strong>3<br />
seien Korrekturen denkbar.<br />
Damit war <strong>di</strong>e Besoldungsrunde 2<strong>01</strong>3<br />
Thema. Hier seien den Fraktionen durch<br />
<strong>di</strong>e Schulden-bremse faktisch <strong>di</strong>e Hände<br />
gebunden. Freude bereite <strong>di</strong>e nur teilweise<br />
Anpassung keinem Fraktionsmitglied,<br />
realistisch seien aber durch <strong>di</strong>e geplanten<br />
Änderungen deutlich drastischere Einschnitte<br />
abgewendet worden. Eine komplette<br />
Nullrunde habe niemand gewollt<br />
und natürlich stehe der Klageweg offen.<br />
Angesprochen auf <strong>di</strong>e schon erbrachten,<br />
umfangreichen Sonderopfer und<br />
das Ergebnis einer aktuellen EU-Stu<strong>di</strong>e<br />
zur Richterbesoldung, nach der selbst<br />
moldawische Staatsanwälte ein höheres<br />
Einkommen erzielen, blieben <strong>di</strong>e Gesprächspartnerinnen<br />
dabei, dass aus ihrer<br />
derzeitigen Sicht kurzfristig keine andere<br />
Handhabung möglich sei. Bis 2<strong>01</strong>6 werde<br />
eine „moderate Konsoli<strong>di</strong>erung“ des<br />
Haushalts erfolgen, von 2<strong>01</strong>7 bis 2020<br />
seien strukturell jeweils 1 Milliarde Euro<br />
einzusparen.<br />
Bei dem neu zu schaffenden Richter- und<br />
Staatsanwältegesetz für NRW gebe es<br />
bisher keine Vorentscheidung. ver.<strong>di</strong> fordert<br />
eine frühzeitige Einbindung in <strong>di</strong>e<br />
Willensbildung. Wir haben auf <strong>di</strong>e Notwen<strong>di</strong>gkeit<br />
hingewiesen, dass <strong>di</strong>e Fraktionen<br />
sich <strong>di</strong>e Entscheidung nicht durch<br />
<strong>di</strong>e verwaltungslastige Sicht des Ministeriums<br />
abnehmen lassen. Wichtig wird sein,<br />
dass nicht <strong>di</strong>e Präsi<strong>di</strong>alräte, sondern <strong>di</strong>e<br />
Richterräte - vorzugsweise Richterwahlausschüsse<br />
(siehe als Vorbild in Österreich)<br />
- entscheiden.<br />
Zur Personalsituation der Fachgerichte<br />
hat ver.<strong>di</strong> den ersten Schritt von der Einstellung<br />
von je 4 eigenen, unbefristeten<br />
Kräften (demnächst als Beamte in A 4) für<br />
<strong>di</strong>e Zugangskontrollen bei den Arbeitsund<br />
Sozialgerichten begrüßt. Die Stellen<br />
wurden durch Umwandlung von Mitteln<br />
für <strong>di</strong>e befristete Beschäftigung von Aushilfskräften<br />
haushaltsneutral geschaffen.<br />
Jedoch haben wir <strong>di</strong>e Aufstockung um<br />
weitere Stellen damit begründet, dass<br />
für alle Pfortenbereiche der Fachgerichte<br />
unbefristete Stellen für <strong>di</strong>e Zugangskontrollen<br />
zur <strong>Ver</strong>fügung gestellt werden<br />
müssen. Die Koalition hat sich zudem zur<br />
Bekämpfung „prekärer“ Beschäftigung<br />
jeder Art bekannt. Das Prinzip „Heuern<br />
und Feuern“ im Sicherheitsbereich der<br />
Fachgerichtsbarkeit muss endlich ein<br />
Ende haben.<br />
ver.<strong>di</strong> stellt nachdrücklich das weiter vorhandene<br />
Problem massiver Mehrarbeitsstunden<br />
(ca. 500.000) im Vollzug dar.<br />
Direkte Zusammenhänge zwischen hohe<br />
Überstundenanzahl und hohen Krankenständen<br />
sind nicht eindeutig zu sehen, so<br />
dass anstaltsspezifisch eine Analyse der<br />
Situation erfolgen sollte und müsste. Eine<br />
Reduzierung auf <strong>di</strong>e Begründung „neue<br />
Aufgaben und Umzüge“ greift viel zu<br />
kurz, ebenso wie eine einseitige Forderung<br />
nach mehr Personal. ver.<strong>di</strong> fordert<br />
zur Lösung <strong>di</strong>eses Dauerproblems eine<br />
enge Zusammenarbeit der Fachaufsicht<br />
des Justizministeriums mit den Personalräten<br />
und den Anstaltsleitungen der betroffenen<br />
Anstalten.<br />
Ein deutliches Problem bei der Personalgewinnung<br />
stellt <strong>di</strong>e durch das Dienstrechtsanpassungsgesetz<br />
vorgesehene<br />
Zuordnung in <strong>di</strong>e Erfahrungsstufen dar. Es<br />
werden lebenserfahrene Mitarbeiter gesucht,<br />
<strong>di</strong>e dann aber in Stufe 1 eingrup-<br />
32
1/2<strong>01</strong>3<br />
piert würden und somit in der Regel einen<br />
Minderver<strong>di</strong>enst haben. Zusätzlich werden<br />
Arbeitszeiten außerhalb des Vollzuges<br />
beim Pensionseintritt gegebenenfalls<br />
nicht vollstän<strong>di</strong>g angerechnet. Die Politikerinnen<br />
stellten fest, dass hier nochmals<br />
in <strong>di</strong>e Details geschaut werden müsse.<br />
Hinsichtlich der Ruhegehaltsfähigkeit der<br />
„Gitterzulage“ erinnerte ver.<strong>di</strong> erneut an<br />
<strong>di</strong>e Koalitionsvereinbarung und erwartet<br />
eine entsprechende Umsetzung im Sinne<br />
der Kolleginnen und Kollegen.<br />
Mehr zu uns im Internet:<br />
www.justiz-nrw.ver<strong>di</strong>.de<br />
Dienstrechtsreform und Personalentwicklung<br />
in der NRW-Justiz<br />
Die Modernisierung des Dienstrechts<br />
muss auch zu neuen Ausbildungsinhalten<br />
und Berufsbildern im tariflichen bzw. beamteten<br />
Justiz<strong>di</strong>enst führen. Insbesondere<br />
im Hinblick auf weitere zu übertragende<br />
Tätigkeiten vom Rechtspfleger bzw.<br />
gehobenen auf den tariflichen bzw. beamteten<br />
mittleren Justiz<strong>di</strong>enst ist das konsequent<br />
und dürfte auch zu entsprechend<br />
längeren Ausbildungszeiten bzw. neuen<br />
Qualifizierungsmodulen im Rahmen der<br />
Personalentwicklung führen.<br />
Im Rahmen der anstehenden Dienstrechtsreform<br />
gilt es <strong>di</strong>e Dienstposten neu<br />
zu bewerten und Ämtern -nicht Laufbahnen-<br />
zuzuordnen. Das gleiche gilt für<br />
Arbeitsplatzbeschreibungen und damit<br />
Tätigkeitsbeschreibungen für den Tarifbereich.<br />
Im Rahmen der Personalentwicklung stellt<br />
sich dann <strong>di</strong>e Frage, welche Bewerberinnen<br />
und Bewerber für den beamteten<br />
Justiz<strong>di</strong>enst zum Zuge kommen sollten.<br />
Anders als <strong>di</strong>e DJG - einem Mitgliedsverband<br />
im Deutschen Beamtenbund -, <strong>di</strong>e<br />
eine Öffnung für externe Bewerber für<br />
unab<strong>di</strong>ngbar hält, tritt ver.<strong>di</strong> in NRW ganz<br />
klar dafür ein, dass <strong>di</strong>e Möglichkeit zur<br />
Zulassung für den beamteten mittleren<br />
Justiz<strong>di</strong>enst ausschließlich den geprüften<br />
Justizfachangestellten vorbehalten bleibt.<br />
Der derzeit verkürzte Vorbereitungs<strong>di</strong>enst<br />
setzt an der Ausbildung zum Justizfachangestellten<br />
an und vermeidet damit<br />
auch entsprechende Wiederholungen von<br />
Ausbildungsinhalten.<br />
Jede Öffnung der Zulassung zum Vorbereitungs<strong>di</strong>enst<br />
für den beamteten mittleren<br />
Justiz<strong>di</strong>enst für externe Bewerber<br />
würde zu einer <strong>Ver</strong>schlechterung der Weiterqualifizierungsmöglichkeiten<br />
der Justizfachangestellten<br />
führen, <strong>di</strong>e doch gerade<br />
zukünftig gestärkt werden müssen.<br />
Denkbar wäre auch nach einer entsprechenden<br />
<strong>Ver</strong>längerung der Ausbildungszeiten<br />
für <strong>di</strong>e Justizfachangestellten - bei<br />
entsprechender Eignung - <strong>di</strong>e <strong>di</strong>rekte<br />
Übernahme in das Beamtenverhältnis.<br />
Mehr im Internet:<br />
www.justiz-nrw.ver<strong>di</strong>.de<br />
Stationierungsstreitkräfte<br />
Tarifrunde 2<strong>01</strong>3<br />
Stationierungsstreitkräfte<br />
Eure Warnstreiks waren erfolgreich. Die<br />
Arbeitgeber mussten sich bewegen. Nach<br />
zähen <strong>Ver</strong>handlungen konnte am 14. Juni<br />
2<strong>01</strong>3 in Bonn folgendes <strong>Ver</strong>handlungsergebnis<br />
erzielt werden.<br />
• 500 € für 2<strong>01</strong>3 – Silvester frei<br />
• 30 € tabellenwirksam ab Januar 2<strong>01</strong>4<br />
• 15€ tabellenwirksam ab Januar 2<strong>01</strong>4<br />
(Azubis)<br />
Damit gibt es ein <strong>Ver</strong>handlungsergebnis<br />
für <strong>di</strong>e Zivilbeschäftigten bei den Stationierungsstreitkräften<br />
in Deutschland. Für<br />
(Foto: ver.<strong>di</strong>)<br />
33
1/2<strong>01</strong>3<br />
(Foto: ver.<strong>di</strong>)<br />
<strong>di</strong>e Monate Februar bis Dezember 2<strong>01</strong>3<br />
soll es im Juli eine Einmalzahlung in Höhe<br />
von 500 € geben, Teilzeitbeschäftigte<br />
erhalten Anteile entsprechend ihres Beschäftigungsumfangs.<br />
Ab Januar 2<strong>01</strong>4<br />
sollen dann <strong>di</strong>e Tabellenbeträge des Tarifvertrage<br />
einheitlich um 30 € erhöht werden,<br />
bei Auszubildenden um 15 €. Der Tarifvertrag<br />
soll eine Laufzeit von insgesamt<br />
19 Monaten haben.<br />
(Foto: ver.<strong>di</strong>)<br />
(Foto: ver.<strong>di</strong>)<br />
„Wir haben das Geld buchstäblich loseisen<br />
müssen. Schließlich haben wir das<br />
Pay-Freeze der amerikanischen Regierung,<br />
das Einfrieren der Einkommen überwunden.<br />
Der Durchbruch war nur möglich,<br />
weil viele Menschen engagiert und<br />
phantasievoll für <strong>di</strong>esen Tarifabschluss<br />
gekämpft haben.“ so Alexander Brehm,<br />
Vorsitzender der <strong>Bund</strong>esfachgruppe SSK.<br />
(Foto: ver.<strong>di</strong>)<br />
(Foto: ver.<strong>di</strong>)<br />
<strong>Bund</strong>esweite Konversionskonferenz<br />
in Mainz<br />
Keine Zweiklassengesellschaft bei sozialer Konversion!<br />
In Mainz führte <strong>di</strong>e ver.<strong>di</strong> <strong>Bund</strong>esfachgruppe<br />
Stationierungsstreitkräfte (SSK)<br />
gemeinsam mit Arbeit und Leben Rheinland-Pfalz<br />
<strong>di</strong>e erste bundesweite Konferenz<br />
zum Thema Beschäftigungskonversion<br />
mit 100 Teilnehmerinnen und<br />
Teilnehmern durch. Anlass: Die besorgniserregende<br />
Beschäftigungsentwicklung bei<br />
den Gaststreitkräften. Allein in Rheinland-<br />
Pfalz gingen seit den 80er Jahren 16.000<br />
Arbeitsplätze verloren und der Personalabbau<br />
ist noch lange nicht zu Ende, wie<br />
<strong>di</strong>e Sparbeschlüsse in den Entsendestaaten<br />
zeigen.<br />
Eine Vielzahl an Arbeitsplätzen wird<br />
abgebaut und steht dauerhaft dem Arbeitsmarkt<br />
nicht mehr zur <strong>Ver</strong>fügung.<br />
Die Dienststellen sind häufig im strukturschwachen<br />
Raum angesiedelt und <strong>di</strong>e<br />
Folgen für <strong>di</strong>e betroffenen Menschen wie<br />
auch für <strong>di</strong>e ganze Region sind bedrohlich.<br />
Durch das NATO Truppenstatut sind<br />
<strong>di</strong>e Rechte der ArbeitnehmerInnen und<br />
deren <strong>Ver</strong>tretungen sehr eingeschränkt.<br />
Anders als in der Privatwirtschaft ist <strong>di</strong>e<br />
Forderung und Durchsetzung eines Sozialplanes<br />
nicht möglich.<br />
Gegenüber der städtebaulichen, wirtschaftsförderungs-<br />
und wohnungsbaupolitischen<br />
Konversion spielt <strong>di</strong>e Beschäftigungskonversion<br />
häufig nur eine<br />
untergeordnete Rolle. Dabei entscheidet<br />
<strong>di</strong>e Perspektive der vom Truppenabzug<br />
betroffenen Zivilbeschäftigten und ihrer<br />
Familien mit darüber, ob und wie in<br />
der Region <strong>di</strong>e Konversion positiv gestaltet<br />
und als Chance genutzt werden<br />
kann. Standortaufgaben bedeuten für<br />
<strong>di</strong>e betroffenen Regionen sowohl wirtschafts-<br />
als auch arbeitsmarktpolitisch<br />
eine besondere Herausforderung, <strong>di</strong>e<br />
eine Beteiligung aller betroffenen Akteure<br />
und entsprechende politische Unterstützung<br />
erfordert (z. B. Konversionskabinett<br />
Rheinland-Pfalz).<br />
Eröffnet wurde <strong>di</strong>e Konferenz im Schatten<br />
des Mainzer Doms von Alexander Brehm,<br />
Vorsitzender der <strong>Bund</strong>esfachgruppe SSK.<br />
Er konnte u. a. Gustav Herzog, MDB begrüßen.<br />
Der Abgeordnete für Kaiserslautern,<br />
der im <strong>Bund</strong>estag den Arbeitskreiskreis<br />
der vom Truppenabzug betroffenen<br />
Wahlkreise unterstrich <strong>di</strong>e prekäre Situation.<br />
Achim Meerkamp vom ver.<strong>di</strong> <strong>Bund</strong>esvorstand<br />
referierte zum Thema AB-<br />
ZUG zukunftsorientiert GESTALTEN und<br />
der Oberbürgermeister der Stadt Zwei-<br />
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brücken Kurt Pirmann stellte das Konversionsmodell<br />
Flughafen Zweibrücken vor.<br />
Am Nachmittag berichtete Thomas Warth,<br />
ver.<strong>di</strong> <strong>Bund</strong>esfachgruppe und langjähriger<br />
Betreuungssekretär am Schwerpunkt<br />
Westpfalz seine Erfahrungen aus zwanzig<br />
Jahren Konversion in Rheinland Pfalz. Die<br />
<strong>Ver</strong>treter der großen Hauptbetriebsvertretungen<br />
Helmut Pemsel, HBV USAREUR<br />
(US Army), Klaus Niehaus, HBV HQ BFG<br />
(Briten) und Thomas Meschkat - HBV<br />
USAFE (Airforce) stellten <strong>di</strong>e derzeitige<br />
Situation eindringlich dar und berichteten<br />
aus ihrer täglichen Arbeit bei den Streitkräften.<br />
Zum Abschluss der Konferenz zog Michael<br />
Peters, ver.<strong>di</strong> Fachgruppenleiter SSK in<br />
Berlin das Fazit aus vielen Diskussionsbeiträgen<br />
und formulierte folgende Forderungen<br />
auf:<br />
1. Es müssen in allen <strong>Bund</strong>esländern auf<br />
allen Ebenen <strong>di</strong>e politisch verantwortlichen<br />
aufgefordert werden soziale Konversion<br />
zu unterstützen.<br />
2. Alle Zivilbeschäftigten brauchen frühzeitige<br />
Qualifizierungen vor Aussprache<br />
der Been<strong>di</strong>gungskün<strong>di</strong>gung. Hier<br />
darf es keine Zweiklassengesellschaft<br />
geben.<br />
3. Dabei geht es um: Profiling, Qualifizierung,<br />
Zertifizierung bzw. Formalisierung<br />
von im Berufsleben erworbenen<br />
Fähigkeiten, Entwickeln einer beruflichen<br />
Perspektive, <strong>Ver</strong>mitteln auf freie<br />
Stellen bei SSK und im öffentlichen<br />
Dienst.<br />
4. Tarifvertraglich vereinbarte Transfergesellschaften<br />
für ALLE<br />
(Foto: Rü<strong>di</strong>ger Mosler)<br />
ver.<strong>di</strong> werde als Interessenvertretung der<br />
betroffenen Beschäftigten aktiv, um gemeinsam<br />
mit anderen Akteuren in der<br />
Region <strong>di</strong>e Konversion positiv mit zu gestalten<br />
(z. B. ver.<strong>di</strong>-Gemeinschaftsprojekt<br />
zum Truppenabzug der britischen Streitkräfte<br />
in Niedersachsen und NRW)<br />
ver.<strong>di</strong> werde sich für <strong>di</strong>e tarifvertragliche<br />
Absicherung des Instruments der Beschäftigten<br />
und Qualifizierungsgesellschaften<br />
(BQG) einsetzen, <strong>di</strong>e Beschäftigungsgesellschaften<br />
sollen dabei zukünftig so früh<br />
wie möglich tätig werden können, um<br />
eine zügige und zielgerichtete <strong>Ver</strong>mittlung<br />
zu ermöglichen.<br />
Michael Peters bedankte sich zum Schluss<br />
bei allen HelferInnen <strong>di</strong>e zum Gelingen<br />
der Konferenz beigetragen haben und<br />
schloss <strong>di</strong>e Konversionskonferenz.<br />
von: Jürgen Dehnert / Michael Peters<br />
Diese Konferenz wurde unterstützt durch:<br />
Impressum<br />
Herausgeberin<br />
ver.<strong>di</strong> – <strong>Ver</strong>einte Dienstleistungsgewerkschaft<br />
V.i.S.d.P. Achim Meerkamp<br />
Mitglied des <strong>Bund</strong>esvorstandes<br />
Fachbereich <strong>Bund</strong> + Länder<br />
Paula-Thiede-Ufer 10<br />
1<strong>01</strong>79 Berlin<br />
Redaktion<br />
Michael Peters<br />
Danny Prusseit<br />
Jens Weidt<br />
Redaktionsanschrift<br />
ver.<strong>di</strong> – <strong>Ver</strong>einte Dienstleistungsgewerkschaft<br />
Fachbereich <strong>Bund</strong> + Länder<br />
Paula-Thiede-Ufer 10 | 1<strong>01</strong>79 Berlin<br />
Tel (0 30) - 69 56 - 21 15<br />
Fax (0 30) - 69 56 - 35 51<br />
redaktion.bul-journal@ver<strong>di</strong>.de<br />
Gestaltung<br />
Toni Polkowski<br />
www.fksd-design.de<br />
Druck<br />
alpha print me<strong>di</strong>en AG, Darmstadt<br />
Bildnachweise<br />
Titelseite: Ronny Keller<br />
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