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Bund + Länder Journal 01/2013 - Ver.di

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1/2<strong>01</strong>3<br />

1/2<strong>01</strong>3<br />

Bau- und Liegenschaftsmanagement der Länder | <strong>Bund</strong>es- und Landesverwaltungen | <strong>Bund</strong>esverkehrsverwaltung / Straßenbauverwaltung<br />

| <strong>Bund</strong>eswehr | Finanz- und Steuerverwaltung | Justiz | Stationierungsstreitkräfte | Statistische <strong>Bund</strong>es- und Landesämter<br />

<strong>Bund</strong>eswehr-reform<br />

Die 11 größten Webfehler der<br />

Neuausrichtung <strong>Bund</strong>eswehr<br />

zwischen hoffen und<br />

bangen<br />

Übernahme des Tarifergebnisses<br />

auf <strong>di</strong>e Beamtenschaft in den<br />

Ländern<br />

Aufruf Umfairteilen<br />

Öffentliche Finanzen stärken –<br />

Reichtum besteuern!<br />

Seite 21 Seite 8 Seite 7<br />

1


1/2<strong>01</strong>3<br />

Inhalt<br />

Vorwort<br />

von Frank Bsirske ................................ 3<br />

Allgemein<br />

ver.<strong>di</strong> fordert: Schluss mit befristeten Arbeitsverträgen<br />

bei <strong>Bund</strong>esbehörden! ............................. 4<br />

11. Potsdamer Forum für Führungskräfte<br />

im öffentlichen Dienst ............................. 4<br />

Demografiestrategie – Was ist das und was<br />

bringt mir das? .................................. 6<br />

Öffentliche Finanzen stärken – Reichtum besteuern! ...... 7<br />

Übernahme des Tarifergebnisses in den Ländern –<br />

zwischen Hoffen und Bangen ....................... 8<br />

PSI-Kongress in Durban ............................ 8<br />

Es ist mehr möglich ............................... 9<br />

EG-Check, was ist das eigentlich? ....................10<br />

Gemeinsam Gesundheit fördern .....................11<br />

Bau- und Liegenschaftsmanagement<br />

der Länder<br />

Hessisches Baumanagement bereitet Orga-Wahlen vor ....12<br />

Gegen prekäre Beschäftigung beim Bau- und<br />

Liegenschaftsbetrieb NRW .........................13<br />

<strong>Bund</strong>es- und Landesverwaltungen<br />

ver.<strong>di</strong>-<strong>Ver</strong>trauensleute bewerten das Tarifergebnis des<br />

Landes Hessen: Gutes Ergebnis erzielt .................13<br />

Aktive Kolleginnen und Kollegen im Prüfungswesen ......14<br />

<strong>Bund</strong>esfachkommission Landesverwaltungen<br />

tagte in Berlin ...................................15<br />

<strong>Bund</strong>esverkehrsverwaltung /<br />

Straßenbauverwaltung<br />

Wasser- und Schifffahrtsverwaltung – Erfahrungen aus<br />

dem Tollhaus? ...................................16<br />

Perspektivlos? ...................................17<br />

Neues aus dem Deutschen Wetter<strong>di</strong>enst ...............17<br />

„Wir müssen handeln“ ............................18<br />

Aufgabe des Staates: <strong>Ver</strong>kehrswege erhalten, ausbauen<br />

und sichern gelingt nur mit ausreichender Finanzierung ...19<br />

Zukunftsperspektive für Auszubildende –<br />

Stellenabbau – ÖPP ...............................20<br />

<strong>Bund</strong>eswehr<br />

Neuausrichtung <strong>Bund</strong>eswehr .......................21<br />

Kleines Jubiläum des Bezirkspersonalrates<br />

bei der WBV West ................................22<br />

BMVg: Expertengespräche mit ver.<strong>di</strong> im Nachgang<br />

des Bildungsgipfels 2<strong>01</strong>2 ..........................23<br />

WBV West adé – Festakt ohne Mitarbeiter ..............24<br />

ver.<strong>di</strong> Spitzenkan<strong>di</strong>dat zu Gast im BwDLZ Münster .......24<br />

Finanz- und Steuerverwaltung<br />

ver.<strong>di</strong> Zöllnerinnen und Zöllner bei der Neufassung<br />

der Regeln für Schicht<strong>di</strong>enstleistende beteiligt ...........25<br />

Finanzkontrolle Schwarzarbeit beim Zoll ...............26<br />

Deutschland braucht mehr Steuereinnahmen ...........26<br />

ver.<strong>di</strong>-Erfolg bei Personalratswahlen der<br />

Steuerverwaltungen in Berlin und im Saarland ..........27<br />

Tagung der ver.<strong>di</strong> <strong>Bund</strong>esfachkommission<br />

Steuerverwaltung ................................28<br />

Justiz<br />

ver<strong>di</strong>kt 1-2<strong>01</strong>3 ..................................29<br />

Sozialstaat – Spielball der Finanzmärkte? ...............29<br />

Bericht über <strong>di</strong>e Mitgliederversammlung<br />

der hessischen Richterinnen und Richter,<br />

Staatsanwältinnen und Staatsanwälte .................30<br />

Entwurf eines konsoli<strong>di</strong>erten Sicherheitsrahmenkonzeptes<br />

für <strong>di</strong>e Gerichte und Staatsanwaltschaften<br />

des Landes Hessen (Stand 04.<strong>01</strong>.2<strong>01</strong>3) ................31<br />

Bericht der Landesfachgruppe Justiz über Gespräche<br />

mit Mitgliedern des Rechtsausschusses. ................32<br />

Dienstrechtsreform und Personalentwicklung<br />

in der NRW-Justiz ................................33<br />

Stationierungsstreitkräfte<br />

Tarifrunde 2<strong>01</strong>3 Stationierungsstreitkräfte ..............33<br />

<strong>Bund</strong>esweite Konversionskonferenz in Mainz ...........34<br />

Impressum ..................................35<br />

2


1/2<strong>01</strong>3<br />

Vorwort<br />

zur Sache<br />

Mehr Lebensqualität<br />

Es ist nicht nur Zeit, es ist höchste Zeit für<br />

eine Neujustierung. Das wissen nicht nur<br />

<strong>di</strong>e Gewerkschaften und ihre Mitglieder.<br />

Das weiß inzwischen auch <strong>di</strong>e Mehrheit<br />

der Bürgerinnen und Bürger. Umfragen<br />

zeigen: Steuersenkungen kommen gar<br />

nicht mehr gut an. Denn <strong>di</strong>e Menschen<br />

haben erlebt, dass bei Steuersenkungen<br />

besonders <strong>di</strong>e Reichen viel weniger<br />

einzahlen und dass am Ende der Staat<br />

weniger Geld hat, um <strong>di</strong>e Aufgaben zu<br />

bezahlen, <strong>di</strong>e der Mittelschicht und den<br />

einfachen Leuten zugutekommen.<br />

Die Bürgerinnen und Bürger wollen mehr<br />

Gerechtigkeit. Dass es viele Menschen<br />

gibt, <strong>di</strong>e Vollzeit schuften, aber von ihrem<br />

Geld nicht leben und schon gar keine Familie<br />

ernähren können, hat mit Gerechtigkeit<br />

nichts zu tun. ver.<strong>di</strong> kämpft für einen<br />

allgemeinen gesetzlichen Mindestlohn.<br />

Von der schwarz-gelben <strong>Bund</strong>esregierung<br />

– und vor allem vom gelben Teil – gibt es<br />

nur Mogelpackungen und Ausflüchte.<br />

Wir sagen: Arbeit und Leistung müssen<br />

sich lohnen. Wer Vollzeit arbeitet, darf<br />

nicht zum Jobcenter gehen müssen, um<br />

Frank Bsirske (Foto: Kay Herschelmann)<br />

Miete, Essen und Kleidung zu bezahlen.<br />

Und <strong>di</strong>e regulär Beschäftigten? Im öffentlichen<br />

Dienst werden seit Jahren Stellen<br />

abgebaut. Für <strong>di</strong>e, <strong>di</strong>e noch da sind, bedeutet<br />

das mehr Arbeit und Leistungsver<strong>di</strong>chtung<br />

bis hin zur Erschöpfung. Stress<br />

und psychischen Belastungen nehmen seit<br />

Jahren zu. Die Beschäftigten leisten unter<br />

zum Teil schwierigsten Umständen gute<br />

Arbeit. Sie leiden darunter, dass schlechte<br />

Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen zu Abstrichen an der<br />

an der Qualität führen. Doch Träger guter<br />

Dienstleistungen sind zumeist <strong>di</strong>e Beschäftigten<br />

– und gute Dienstleistungen<br />

und gute Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen gehören<br />

zusammen.<br />

Die neoliberale Politik der letzten Jahre<br />

hat sowohl <strong>di</strong>e sozialen Dienstleistungen<br />

als auch <strong>di</strong>e öffentlichen Infrastrukturen<br />

stark vernachlässigt. Beides wird nicht<br />

mehr ausreichend finanziert. Doch wir<br />

benötigen umfangreiche öffentliche Investitionen,<br />

nicht nur in Beton, sondern<br />

auch in <strong>di</strong>e Köpfe.<br />

Bildung ist ein Schlüssel für qualitatives<br />

Wachstum wie für <strong>di</strong>e Bewältigung des<br />

demografischen Wandels. Darum sind<br />

hohe Bildungsinvestitionen notwen<strong>di</strong>g.<br />

Das Gesundheitswesen muss ausgebaut<br />

werden, um dem demografischen Wandel<br />

gerecht zu werden. Lebenswerte Städte,<br />

<strong>di</strong>e allen gleiche Chancen bieten und<br />

in denen es bezahlbare Wohnungen gibt,<br />

verlangen Investitionen. Erhalt und Ausbau<br />

der öffentlichen Infrastruktur, unserer<br />

Straßen und Wasserwege, des öffentlichen<br />

Nahverkehrs, unserer kulturellen<br />

und sozialen Einrichtungen, sind als öffentliche<br />

Aufgaben zugänglich zu halten.<br />

Sie dürfen nicht systematisch finanziell<br />

ausgetrocknet und dann an private Investoren<br />

vergeben werden. Darum ist eine<br />

systematische Strukturpolitik in <strong>Bund</strong>,<br />

Ländern und Regionen erforderlich. Ziel<br />

muss es sein, gesellschaftlich notwen<strong>di</strong>ge<br />

Dienstleistungen als öffentliche Güter in<br />

guter Qualität zur <strong>Ver</strong>fügung zu stellen.<br />

Die Politik hat viel zu lange dem Ausverkauf<br />

öffentlichen Eigentums und öffentlicher<br />

Dienstleistungen zugesehen, vielfach<br />

gar das Wort geredet. Damit muss Schluss<br />

sein. Wir brauchen eine Neujustierung:<br />

für mehr Lebensqualität – für <strong>di</strong>e Beschäftigten<br />

und <strong>di</strong>e Bürgerinnen und Bürger.<br />

Dafür braucht der Staat mehr Einnahmen.<br />

Die müssen fair erbracht und gerecht<br />

verteilt werden. Die ganz starken Schultern<br />

müssen wieder mehr <strong>Ver</strong>antwortung<br />

übernehmen. Jetzt ist ihr Beitrag gefordert<br />

– für <strong>Ver</strong>besserungen im Bildungssystem<br />

von der Krippe bis zur Hochschule,<br />

für <strong>di</strong>e bessere Pflege Älterer und Kranker,<br />

für notwen<strong>di</strong>ge öffentliche Infrastruktur.<br />

Nachdem sie mit Hunderten von Milliarden<br />

Euros durch <strong>di</strong>e Steuerzahler vor <strong>Ver</strong>mögensschäden<br />

bewahrt worden sind, ist<br />

das mehr als ausgleichende Gerechtigkeit.<br />

Deutschland darf im internationalen <strong>Ver</strong>gleich<br />

bei der Besteuerung von <strong>Ver</strong>mögen<br />

und großer Erbschaften nicht länger faktisch<br />

eine Steueroase bleiben.<br />

Euer Frank Bsirske<br />

3


1/2<strong>01</strong>3<br />

Allgemein<br />

ver.<strong>di</strong> fordert: Schluss mit befristeten<br />

Arbeitsverträgen bei <strong>Bund</strong>esbehörden!<br />

Atilla Ay<strong>di</strong>nogullari (Foto: Ronny Keller)<br />

Rund 2,8 Millionen Menschen waren in<br />

Deutschland im Jahr 2<strong>01</strong>1 befristet beschäftigt,<br />

so viel wie nie zuvor. Auch der<br />

<strong>Bund</strong> mit seinen <strong>Bund</strong>esbehörden beteiligt<br />

sich an <strong>di</strong>eser erschreckenden Entwicklung<br />

und setzt immer mehr auf <strong>di</strong>e<br />

Befristung von Arbeitsverträgen, mit der<br />

Auswirkung, dass zum Teil über 30 Prozent<br />

der Beschäftigten in den einzelnen<br />

Behörden befristet beschäftigt sind.<br />

Bemerkenswert ist auch, dass nicht alle<br />

Ressorts so intensiv auf <strong>di</strong>e Befristung von<br />

Arbeitsverträgen setzen und es dadurch<br />

zu enormen Unterschieden im Hinblick<br />

auf den Anteil der Befristungen zwischen<br />

den verschiedenen Ressorts kommt.<br />

Die enorme Anzahl von befristeten Beschäftigten<br />

in <strong>Bund</strong>esbehörden ist das<br />

Resultat einer jahrelangen verfehlten<br />

Personalpolitik. Über 130.000 Stellen<br />

wurden allein beim <strong>Bund</strong> seit 1989 abgebaut,<br />

obwohl das Arbeitsvolumen unverändert<br />

geblieben ist. Die Ministerien habe<br />

sichere Arbeitsplätze ersetzt durch <strong>di</strong>e<br />

<strong>Ver</strong>lagerung auf zunehmend befristete<br />

Beschäftigungsverhältnisse. Besonders zu<br />

kritisieren sind hierbei <strong>di</strong>e sachgrundlosen<br />

Befristungen. Einzelne Behörden greifen<br />

auch auf so genannte Kettenbefristungen<br />

zurück.<br />

Von <strong>di</strong>eser Entwicklung sind besonders<br />

schwer <strong>di</strong>e 20 bis 29 jährigen Beschäftigten<br />

betroffen, <strong>di</strong>e einen Anteil von<br />

rund 40 Prozent der befristet Beschäftigten<br />

darstellen und <strong>di</strong>e 30 bis 39 jährigen<br />

Beschäftigten, <strong>di</strong>e rund 32 Prozent der<br />

Befristungen darstellen. Die befristeten<br />

Arbeitsverträge <strong>di</strong>enen auch nicht als<br />

Sprungbrett in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis,<br />

da im Jahr 2<strong>01</strong>1 gerade mal 11<br />

Prozent der befristet Beschäftigten in ein<br />

unbefristetes Arbeitsverhältnis übernommen<br />

wurden.<br />

Die Politik der (Dauer-) Befristungen bedeutet<br />

für <strong>di</strong>e Beschäftigten, dass sie<br />

keine Planungssicherheit für sich und<br />

ihre Familien haben, mangelnde Perspektiven<br />

und Angst vor einer jederzeitigen<br />

Austauschbarkeit. Eine weitere Folgeerscheinung<br />

besteht in der zunehmenden<br />

Arbeitsver<strong>di</strong>chtung und führt somit zu einer<br />

steigenden psychischen Belastung der<br />

Beschäftigten.<br />

Dass teilweise rund ein Drittel der Arbeitsverhältnisse<br />

über <strong>di</strong>e Befristung entsichert<br />

wurden, ist für ver.<strong>di</strong> ein unhaltbarer Zustand.<br />

Wir fordern <strong>di</strong>e Arbeit wieder sicherer<br />

zu machen, zu entfristen und für<br />

<strong>di</strong>e Menschen wieder Planungssicherheit<br />

und damit bessere Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen<br />

zu schaffen.<br />

von: Atilla Ay<strong>di</strong>nogullari<br />

11. Potsdamer Forum für Führungskräfte<br />

im öffentlichen Dienst<br />

Solide Staatsfinanzen - Grundlage für gute öffentliche Dienstleistungen<br />

Vom 4. bis 5. Juni 2<strong>01</strong>3 fand das 11.<br />

Potsdamer Forum für Führungskräfte im<br />

öffentlichen Dienst in der Brandenburger<br />

Landeshauptstadt statt. Rund 200 Führungskräfte<br />

aus dem öffentlichen Dienst<br />

<strong>di</strong>skutierten mit <strong>Ver</strong>tretern aus Politik und<br />

Wirtschaft <strong>di</strong>e Zukunft des öffentlichen<br />

Dienstes.<br />

„Wir befassen uns in <strong>di</strong>esem Jahr mit der<br />

Lage der Staatsfinanzen“, sagte Klaus Weber,<br />

ver.<strong>di</strong>-<strong>Bund</strong>esbeamtensekretär und<br />

Leiter des Potsdamer Forums zur Eröffnung.<br />

Dabei stünden <strong>di</strong>e Personalpolitik<br />

und <strong>di</strong>e Frage, wohin sich der öffentliche<br />

Dienst entwickeln soll, im Fokus. Deutschland<br />

habe einen leistungsfähigen öffentlichen<br />

Dienst, betonte er. Hochwertige<br />

Dienstleistungen seien <strong>di</strong>e Vorbe<strong>di</strong>ngung<br />

und der Rahmen für einen bürgernahen<br />

Rechtsstaat und für den Zusammenhalt<br />

in der Gesellschaft. „Damit <strong>di</strong>es so bleibt,<br />

muss sich einiges verändern“, stellte Klaus<br />

Weber fest. Es ginge um nicht weniger als<br />

<strong>di</strong>e Lebensqualität in unserem Land. Für<br />

ver.<strong>di</strong> seien mit Blick auf <strong>di</strong>e europäische<br />

Union Frieden, Wohlstand und soziale Gerechtigkeit<br />

<strong>di</strong>e wichtigsten Punkte. „Wir<br />

brauchen ein soziales Europa und eine<br />

vertiefte und handlungsfähige europäische<br />

Union“, betonte Klaus Weber. Die<br />

dramatisch hohe Jugendarbeitslosigkeit in<br />

einigen Ländern sei geradezu Sprengstoff<br />

für <strong>di</strong>e Demokratie und Freiheit. „Die Gewerkschaften<br />

in Europa wollen ein Schiff<br />

auf Kiel legen, das keine Schlagseite hat“,<br />

stellte Klaus Weber klar.<br />

4


1/2<strong>01</strong>3<br />

Klaus Weber (Foto: Kay Herschelmann)<br />

Brandenburgs Ministerpräsident Matthias<br />

Platzeck musste kurzfristig absagen, sein<br />

Grußwort leider ausfallen. Da das Land<br />

Brandenburg ebenso wie weitere Regionen<br />

in Deutschland von Hochwasser zum<br />

Zeitpunkt des Potsdamer Forums betroffen<br />

war, waren neben Ministerpräsident<br />

Platzeck auch einige andere Referenten<br />

verhindert.<br />

Einleitung in das Forum von Frank<br />

Bsirske<br />

Frank Bsirske (Foto: Kay Herschelmann)<br />

„Wir haben in Deutschland immer noch<br />

einen sehr leistungsfähigen öffentlichen<br />

Dienst“, betonte auch ver.<strong>di</strong>-<strong>Bund</strong>esvorsitzender<br />

Frank Bsirske. „Privat vor Staat,<br />

so lautete <strong>di</strong>e Maxime einer Politik, <strong>di</strong>e<br />

sich bis heute in manchen Teilen der Parteipolitik<br />

religiöser <strong>Ver</strong>ehrung erfreut.“ Es<br />

habe sich in der <strong>Ver</strong>gangenheit gezeigt,<br />

dass „<strong>di</strong>e erfolgte Privatisierung nicht billiger<br />

und besser, sondern oft genug teuer<br />

und schlechter“ sei. Als Beispiel nannte<br />

Frank Bsirske private Winter<strong>di</strong>enste, <strong>di</strong>e<br />

nach anhaltendem Schneefall <strong>di</strong>e <strong>Ver</strong>träge<br />

kün<strong>di</strong>gten. Dies sei offenbar in deren<br />

Geschäftsmodell nicht vorgesehen gewesen.<br />

Die Entstaatlichung habe starke Spuren<br />

hinterlassen, <strong>di</strong>e Deregulierung eine<br />

soziale Schieflage produziert. Mit <strong>di</strong>esem<br />

Scheitern habe ein Umdenken stattgefunden.<br />

„Dies ist gut so“, betonte Frank<br />

Bsirske. „Wir reden wieder vom Staat als<br />

Krisenmanager und Steuermann.“ Die<br />

Kluft zwischen Arm und Reich habe in<br />

den vergangenen zehn Jahren zugenommen.<br />

„Das Comeback des Staates war <strong>di</strong>e<br />

Folge des Scheiterns der neoliberalen Politik“,<br />

stellte Frank Bsirske fest.<br />

Es sei <strong>di</strong>e Frage, ob <strong>di</strong>e Kommunen ihre<br />

Aufgaben noch erfüllen können. Die<br />

Steuerquote sei heute niedriger als vor 40<br />

Jahren, bei einem gleichzeitigen öffentlichen<br />

Schuldenrekord. <strong>Bund</strong>eskanzlerin<br />

Angela Merkel würde propagieren, dass<br />

<strong>di</strong>e Deutschen daran selbst Schuld hätten.<br />

Sie hätten jahrzehntelang über ihre <strong>Ver</strong>hältnisse<br />

gelebt. Dabei sei <strong>di</strong>e Sozialleistungsquote<br />

heute nicht höher als Mitte<br />

der 1970er Jahre. Vielmehr sei <strong>di</strong>e Art und<br />

Weise, wie <strong>di</strong>e deutsche Einheit finanziert<br />

wurde, aber auch Steuergeschenke der<br />

Koalition seit 1998 und steuerpolitische<br />

Begünstigungen von großen <strong>Ver</strong>mögen<br />

und Erbschaften und <strong>di</strong>e Bankenrettung<br />

dafür verantwortlich. Ab 2020 dürfen <strong>di</strong>e<br />

<strong>Bund</strong>esländer keine Schulden mehr aufnehmen.<br />

„Die Schuldenbremse behindert<br />

den Staat, in Krisenzeiten zu handeln“,<br />

warnte Frank Bsirske. „Die gegenwärtigen<br />

Einnahmen reichen offensichtlich<br />

nicht aus, <strong>di</strong>e Ausgaben zu gewährleisten<br />

und gleichzeitig den Schuldenberg abzutragen.<br />

Wenn wir in <strong>di</strong>e Zukunft investieren<br />

wollen, müssen wir mehr ausgeben.“<br />

Drei von vier Deutschen würden befürworten,<br />

dass Reiche mehr Steuern zahlen<br />

sollen. Dies sei das steuerpolitische Streitthema<br />

im <strong>Bund</strong>estagswahlkampf. Ein<br />

handlungsfähiger Staat falle nicht vom<br />

Himmel, sagte Frank Bsirske: „Über den<br />

Weg dahin wird zu reden sein.“<br />

Der öffentliche Dienst als Produktionsfaktor<br />

In seinem Impulsreferat verdeutlichte<br />

Prof. Dr. Dr. Giacomo Corneo von der<br />

Freien Universität Berlin, Lehrstuhl für<br />

öffentliche Finanzen, den <strong>di</strong>rekten Zusammenhang<br />

zwischen einer funktionierenden<br />

Volkswirtschaft und einem guten<br />

funktionierenden öffentlichen Dienst. Der<br />

öffentliche Dienst erbringe eine große<br />

Vielfalt an Dienstleistungen. „Die produktive<br />

Eigenschaft des öffentlichen Dienstes<br />

möchte ich hervorheben“, sagte Giacomo<br />

Corneo. „Sie findet oft zu wenig Beachtung.“<br />

Die typische Sicht sei, dass eine<br />

reiche Volkswirtschaft auch hochwertige<br />

öffentliche Dienstleitungen erbringen<br />

könne. Es sei aber genauso richtig, dass<br />

hochwertige öffentliche Dienstleistungen<br />

eine reiche Volkswirtschaft ermöglichen.<br />

Als Beispiele nannte er <strong>di</strong>e Pflege der Infrastruktur,<br />

den Schutz der Eigentumsrechte,<br />

Bildung und Armutsbekämpfung. So<br />

würde eine funktionierende Polizei und<br />

Gerichtsbarkeit <strong>di</strong>e notwen<strong>di</strong>ge Sicherheit<br />

erbringen, damit <strong>di</strong>e Unternehmen bereit<br />

sind, zu investieren. Dadurch würde sich<br />

der Kapitalstock einer Volkswirtschaft erhöhen.<br />

Die Produktivität hänge aber nicht<br />

nur von den Leistungen ab, <strong>di</strong>e heute erbracht<br />

würden, sondern auch von denen,<br />

<strong>di</strong>e in der <strong>Ver</strong>gangenheit erbracht wurden.<br />

Wird <strong>di</strong>es aber erst zeitlich verzögert<br />

sichtbar, kann es dazu führen, dass der<br />

öffentliche Dienst in seiner Bedeutung unterschätzt<br />

werde. Dies gelte zum Beispiel<br />

für <strong>di</strong>e Infrastruktur.<br />

Prof. Dr. Dr. Giacomo Corneo<br />

(Foto: Kay Herschelmann)<br />

Der öffentliche Dienst sei ein zentraler<br />

Bestimmungsfaktor der gesamtwirtschaftlichen<br />

Arbeitsproduktivität und des<br />

Wirtschaftswachstums, führte Giacomo<br />

Corneo aus. Sein Produktivbeitrag hänge<br />

von der Qualität und der Anzahl der öffentlich<br />

Be<strong>di</strong>ensteten ab. Eine höhere Bezahlung<br />

sei ein zentraler Hebel zur Steuerung<br />

der Qualität. Nach einer neuen, breit<br />

angelegten empirischen Stu<strong>di</strong>e (Dal Bòet<br />

al., 2<strong>01</strong>3) könne eine bessere Bezahlung<br />

im öffentlichen Dienst <strong>di</strong>e Qualität der<br />

Bewerber/-innen und damit der Beschäftigten<br />

erhöhen. Damit werde deutlich,<br />

dass nur ein gut bezahlter öffentlicher<br />

Dienst auch Bewerber/-innen mit hoher<br />

Qualifikation für sich gewinnen kann. Befürchtungen,<br />

dass eine höhere Bezahlung<br />

<strong>di</strong>e falschen Bewerber/-innen anziehen<br />

würde, <strong>di</strong>e sich nur für Geld interessieren<br />

würden, wies Giacomo Corneo zurück.<br />

Die Stu<strong>di</strong>e belege hingegen, dass<br />

dadurch Bewerber/-innen angesprochen<br />

würden, <strong>di</strong>e besonders produktiv seien.<br />

„Wir reden über <strong>di</strong>e Handlungsfähigkeit<br />

des Staates in den kommenden Jahrzehnten“,<br />

verdeutlichte Giacomo Corneo <strong>di</strong>e<br />

Bedeutung <strong>di</strong>eser wissenschaftlichen Erkenntnis.<br />

Bisher sei es so, dass im <strong>Ver</strong>gleich zur<br />

Privatwirtschaft Personen mit niedriger<br />

Bildung im öffentlichen Dienst tendenziell<br />

mehr ver<strong>di</strong>enen würden. Hochqualifizierte<br />

jedoch würden tendenziell weniger als<br />

in der Privatwirtschaft ver<strong>di</strong>enen. Beim <strong>di</strong>rekten<br />

<strong>Ver</strong>gleich würde sich zeigen, dass<br />

<strong>di</strong>e Bezahlung der DAX-Vorstände inklusive<br />

Boni regelmäßig gestiegen sei, aller-<br />

5


1/2<strong>01</strong>3<br />

<strong>di</strong>ngs habe es einen Einbruch durch <strong>di</strong>e<br />

Finanzkrise gegeben. Von 1977 bis 2<strong>01</strong>1<br />

hätte es für sie eine Steigerung von 132<br />

Prozent gegeben, bei den Tarifbeschäftigten<br />

der Metallverarbeitenden Industrie<br />

um 38 Prozent, bei <strong>Bund</strong>esverfassungsrichtern<br />

le<strong>di</strong>glich 12 Prozent. Damit könne<br />

festgestellt werden, dass <strong>di</strong>e Attraktivität<br />

des öffentlichen Dienstes, was <strong>di</strong>e<br />

Bezahlung angehe, von einer Generation<br />

zur nächsten gesunken sei.<br />

Zudem sei der Anteil der Beschäftigten im<br />

öffentlichen Dienst in Deutschland gesunken.<br />

Laut einer ökonometrischen Stu<strong>di</strong>e<br />

(Karras, 2007) für 23 OECD-Länder für<br />

den Zeitraum von 1960 bis 2004 sollte<br />

der optimale Anteil der Beschäftigten im<br />

öffentlichen Dienst im <strong>Ver</strong>gleich zur Zahl<br />

der Erwerbstätigen der Privatwirtschaft<br />

bei 12,8 bis 13,7 Prozent liegen. Diese<br />

Quote wird jedoch sowohl nach der Definition<br />

der OECD als auch nach den Daten<br />

des statistischen <strong>Bund</strong>esamtes klar verfehlt.<br />

<strong>Ver</strong>mutlich könne das langfristige<br />

Produktionspotential Deutschlands durch<br />

eine bessere Bezahlung der Hochqualifizierten<br />

und durch ein moderates Wachstum<br />

der Beschäftigung im öffentlichen<br />

Dienst erhöht werden.<br />

Giacomo Corneo plä<strong>di</strong>erte deshalb für<br />

eine Erhöhung der Bezahlung von zehn<br />

Prozent. Würden weitere fünf Prozent<br />

ausgegeben werden, um das Personal<br />

aufzustocken, hätte <strong>di</strong>es fiskalische Kosten<br />

von gut einem BIP-Prozentpunkt zur<br />

Folge. Dadurch würden sich aber auch<br />

<strong>di</strong>e Einnahmen bei der Lohnsteuer, den<br />

Sozialabgaben und den in<strong>di</strong>rekten Steuern<br />

erhöhen. Unter dem Strich bliebe ein<br />

Finanzbedarf von 15 bis 18 Milliarden<br />

Euro übrig. „Die Ausgaben für den öffentlichen<br />

Dienst sind Investitionen in <strong>di</strong>e<br />

Zukunft“, betonte Giacomo Corneo. Ein<br />

hinsichtlich seiner Kompetenz und seines<br />

Steuerungsvermögens gezielt gestärkter<br />

öffentlicher Dienst würde aus volkswirtschaftlicher<br />

Sicht dem Wirtschaftswachstum<br />

in Deutschland mehr Nachhaltigkeit<br />

verleihen. Dies sei mit der Aufrechterhaltung<br />

solider Staatsfinanzen durchaus<br />

kompatibel. Dafür müssten sehr hohe<br />

Einkommen höher besteuert und <strong>di</strong>e<br />

Abgeltungssteuer angehoben werden.<br />

Er plä<strong>di</strong>erte auch für <strong>di</strong>e Kürzung von<br />

überflüssigen Zuschüssen und Steuervergünstigungen,<br />

für Bürokratieabbau und<br />

Neuverschuldung.<br />

Den vollstän<strong>di</strong>gen Bericht zum 11. Potsdamer<br />

Forum finden Sie unter:<br />

www.postdamer-forum.ver<strong>di</strong>.de<br />

von: Silke Leuckfeld<br />

N<br />

den<br />

Demografiestrategie – Was ist das und<br />

was bringt mir das?<br />

um<br />

und<br />

en.<br />

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sell-<br />

rch-<br />

en<br />

ringe<br />

PERSONALBESTANDSENTWICKLUNG GEBIETSKÖRPERSCHAFTEN<br />

<strong>Bund</strong><br />

251.868<br />

3<strong>01</strong>.449<br />

Jahr 2<strong>01</strong>2 Jahr 1989<br />

Länder<br />

BEISPIELHAFTE ENTWICKLUNG IM BUND:<br />

Quelle: Statistisches <strong>Bund</strong>esamt, Fachserie 14, Reihe 6, Wiesbaden 2<strong>01</strong>1<br />

2.340.000<br />

2.390.000<br />

Jahr 2<strong>01</strong>1 Jahr 2000<br />

Gemeinden<br />

1.370.000<br />

1.570.000<br />

Jahr 2<strong>01</strong>1 Jahr 2000<br />

• Weiterer Anstieg des Durchschnittsalters der Beschäftigten (heute 45 Jahre)<br />

• Auf einen Beschäftigten kommen 326 Einwohner (1989 noch 206)<br />

• Zeitraum 2025 bis 2030 viele Altersabgänge<br />

• Ausscheiden von Beamten (<strong>Bund</strong>):<br />

innerhalb der nächsten 10 Jahre: 24.968 (19%) – innerhalb der nächsten 20 Jahre: 67.895 (52,2%)<br />

Demografie<br />

Die <strong>Bund</strong>esregierung beschloss am 14. werden öffentliche Dienste weniger erforderlich<br />

sein. In anderen hingegen steigt<br />

Mai 2<strong>01</strong>3 eine Strategie, um vorbeugend<br />

und rechtzeitig auf <strong>di</strong>e demografische der Bedarf durch Bevölkerungszuwanderung.<br />

Der technische<br />

ategie<br />

Entwicklung und seine Folgen<br />

–<br />

u.<br />

Was<br />

a. für<br />

ist<br />

Fortschritt, wie<br />

den öffentlichen Dienst reagieren zu können.<br />

Dienste und auch <strong>di</strong>e älter werdende Ge-<br />

das zunehmende Angebot elektronischer<br />

sellschaft werden den öffentlichen Dienst<br />

ingt mir Das?<br />

Von welchen Entwicklungen sprechen verändern.<br />

wir?<br />

Darüber hinaus wird es zunehmend<br />

Die Bevölkerungszahl geht insgesamt schwieriger, qualifiziertes Personal für<br />

betrachtet zurück. In einigen Regionen <strong>Bund</strong>, Länder und Gemeinden zu gewinnen.<br />

Das Durchschnittsalter der Belegschaften<br />

in den <strong>Ver</strong>waltungen und Betrieben<br />

steigt von Jahr zu Jahr an. Der Grund:<br />

Einstellungsstopp oder geringe Anzahl<br />

von Nachwuchskräften.<br />

Was ist zu tun, um den Anforderungen<br />

gerecht zu werden?<br />

Es geht vor allem darum, auch zukünftig<br />

qualifizierte und engagierte Menschen<br />

für Berufe im öffentlichen Dienst zu finden<br />

und zu werben. Für vorhandene Beschäftigte<br />

müssen Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen<br />

geschaffen werden, <strong>di</strong>e es ermöglichen,<br />

gesund den ver<strong>di</strong>enten Ruhestand erreichen<br />

zu können. Die Arbeitsbelastung ist<br />

bei vielen Tätigkeiten zu hoch und muss<br />

dringend reduziert werden. Das Angebot<br />

zur <strong>Ver</strong>einbarkeit von Beruf und Familie<br />

und zur Wahrnehmung von Pflegeleistungen<br />

muss dringend ausgebaut werden.<br />

Möglichkeiten der Fortbildung müssen erweitert<br />

und Potenziale, wie in<strong>di</strong>viduelles<br />

Lernen genutzt werden.<br />

Ohne zu dramatisieren: Qualifizierte Arbeitskräfte<br />

werden schon jetzt händeringend<br />

gesucht! Gute bis ausgezeichnete<br />

Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen, gerade bei sozialen<br />

Leistungen und Freiheiten zur passgenauen<br />

Lebensorganisation, sind <strong>di</strong>e Argumente<br />

für eine Tätigkeit im öffentlichen Dienst!<br />

6<br />

| 1


1/2<strong>01</strong>3<br />

Warum beteiligt sich ver.<strong>di</strong> an der Debatte<br />

über eine Demografiestrategie?<br />

Die demografische Entwicklung betrifft<br />

uns alle. Sowohl als Bürgerin oder Bürger<br />

als auch als Beschäftigte oder Beschäftigter<br />

im öffentlichen Dienst. ver.<strong>di</strong> setzt sich<br />

für einen leistungsfähigen öffentlichen<br />

Dienst ein, mit flächendeckend hochwertigen<br />

Dienstleistungen.<br />

Die Entwicklung ist aber nicht ausschließlich<br />

ein Grund zur Sorge, sondern auch<br />

eine echte Chance für bessere Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen.<br />

Genau dafür setzen wir uns<br />

seit Jahren ein und durch <strong>di</strong>e Demografiestrategie<br />

ergeben sich neue Möglichkeiten.<br />

Ausführliche Informationen zum Thema<br />

finden Sie auf unseren Internetseiten<br />

unter:<br />

www.bund-laender.ver<strong>di</strong>.de/demografiegipfel-2<strong>01</strong>3<br />

von: Klaus Weber<br />

Klaus Weber (Foto: Ronny Keller)<br />

Öffentliche Finanzen stärken –<br />

Reichtum besteuern!<br />

Ein leistungsfähiger öffentlicher Dienst und Sozialstaat brauchen eine solide und solidarische<br />

Finanzierung. Es muss endlich Schluss sein mit Personalabbau und immer mehr Befristungen.<br />

Wie das finanziert werden kann ist kein Geheimnis, <strong>di</strong>e Vorschläge liegen auf<br />

dem Tisch. Was fehlt ist der politische Wille.<br />

Gegen zunehmenden Stress und Arbeitsüberlastung<br />

und für bessere öffentliche<br />

Leistungen und sichere gute Arbeitsplätze<br />

brauchen wir mehr Personal auf festen<br />

Stellen, in der Regel in Vollzeit. Und<br />

selbstverständlich müssen <strong>di</strong>e Beschäftigten<br />

auch in Zukunft angemessene Einkommenserhöhungen<br />

bekommen - auch<br />

<strong>di</strong>e Beamten.<br />

Dafür fehlt das Geld, halten uns <strong>di</strong>e politisch<br />

<strong>Ver</strong>antwortlichen entgegen. Schon<br />

seit vielen Jahren, und in den kommenden<br />

erst recht. Denn <strong>di</strong>e Schuldenbremse<br />

zwinge dazu, <strong>di</strong>e öffentlichen Haushalte<br />

im <strong>Ver</strong>lauf der nächsten Jahre auszugleichen<br />

und deshalb <strong>di</strong>e Ausgaben zu senken.<br />

Nichts davon ist Sachzwang. Wenn<br />

es um Bankenrettung ging, war trotzdem<br />

immer Geld da. Die Alternative ist: mehr<br />

Gerechtigkeit und höhere Einnahmen.<br />

Die Möglichkeiten sind vorhanden. Allein<br />

<strong>di</strong>e Millionäre und Multimillionäre,<br />

weniger als ein Prozent der Bevölkerung,<br />

verfügen über mehr als ein Drittel des gesamten<br />

<strong>Ver</strong>mögens. Das sind mehr als drei<br />

Billionen Euro. Alle öffentlichen Schulden<br />

in Deutschland betragen zusammen etwa<br />

2,1 Billionen Euro.<br />

Der Reichtum wächst Jahr für Jahr weiter<br />

an. Statistisch hat jede/r Deutsche ein<br />

Nettovermögen - nach Abzug von Schulden<br />

- von über 100.000 Euro. Doch <strong>di</strong>e<br />

„unteren“ 70 Prozent haben zusammen<br />

weniger als 10 Prozent des <strong>Ver</strong>mögens.<br />

Der Sozialstaat wurde finanziell geradezu<br />

planmäßig ausgetrocknet. Die Wirtschaft<br />

wächst, doch der öffentliche Dienst kennt<br />

seit Jahrzehnten nur noch Schrumpfen.<br />

Dahinter steckt eine Steuer- und Finanzpolitik<br />

unter Kohl, Schröder und Merkel,<br />

<strong>di</strong>e systematisch <strong>di</strong>e Reichen und <strong>di</strong>e Unternehmensgewinne<br />

begünstigt und öffentliche<br />

Armut produziert hat: Seit 1997<br />

wird <strong>di</strong>e <strong>Ver</strong>mögensteuer nicht mehr<br />

erhoben. Der Spitzensatz der Einkommensteuer<br />

wurde von 53 auf 42 Prozent<br />

gesenkt. Auf Kapitalerträge, darunter <strong>di</strong>e<br />

Dividenden und Aktienwertzuwächse der<br />

Superreichen, werden sogar nur noch 25<br />

Prozent Abgeltungssteuer erhoben. Die<br />

Gewinnsteuer der Aktiengesellschaften<br />

und GmbHs wurde von 40 auf 15 Prozent<br />

gesenkt. Bei der Erbschaftsteuer bleiben<br />

selbst Milliardenvermögen steuerfrei,<br />

wenn sie als Betriebsvermögen gelten -<br />

dazu zählen auch große Aktienpakete. Erhöht<br />

wurde dagegen <strong>di</strong>e Mehrwertsteuer,<br />

<strong>di</strong>e alle zahlen.<br />

Damit sich all das ändert, ist Druck aus<br />

der Gesellschaft nötig. ver.<strong>di</strong> will dazu <strong>di</strong>e<br />

kommenden Monate und den <strong>Bund</strong>estagswahlkampf<br />

nutzen.<br />

Bitte beteiligt Euch und unterstützt den<br />

Aufruf Höchste Zeit zum Umfairteilen!<br />

Mehr unter www.umfairteilen.de<br />

Am 14. September 2<strong>01</strong>3 finden bundesweite<br />

Demonstrationen in Bochum<br />

und Berlin statt. Näheres auf<br />

der angegebenen Homepage.<br />

von: Ralf Krämer, Bereich Wirtschaftspolitik,<br />

ver.<strong>di</strong> - <strong>Bund</strong>esverwaltung<br />

7


1/2<strong>01</strong>3<br />

Übernahme des Tarifergebnisses in den<br />

Ländern – zwischen Hoffen und Bangen<br />

Offensichtlich sind Beamtinnen und<br />

Beamte jetzt mehr denn je bereit, den<br />

Affront der Landesregierungen gegen<br />

ihre berechtigte Erwartung auf Gleichbehandlung<br />

mit den Tarifangestellten<br />

in der einzig richtigen Weise zu beantworten<br />

– sichtbare, spürbare Empörung!<br />

Besonders in NRW und Norddeutschland<br />

sind Beamtinnen und Beamte auf der<br />

Straße, protestieren im Gesichtskreis der<br />

Landesregierungen und intervenieren mit<br />

Unterschriftenaktionen und politische Gesprächen,<br />

um <strong>di</strong>e Übertragung des Tarifergebnisses<br />

doch noch zu erzwingen.<br />

Bei <strong>di</strong>esen Anstrengungen zeichnen sich<br />

erste Erfolge in Hinblick auf eine Ergebnisverbesserung<br />

ab! In Schleswig-Holstein<br />

gelang es, nach zähen <strong>Ver</strong>handlungen mit<br />

der Landesregierung und orchestriert von<br />

öffentlichen Protesten der Beamtinnen<br />

und Beamten, eine deutliche <strong>Ver</strong>besserung<br />

der Übernahmemodalitäten in Form<br />

einer wirkungsgleichen Übertragung zu<br />

erreichen.<br />

Diese mutige Hartnäckigkeit und unbeirrbare<br />

Zielstrebigkeit können beispielgebend<br />

für <strong>di</strong>e gesamte gewerkschaftliche<br />

Vorgehensweise zur Übernahme des Tarifergebnisses<br />

sein.<br />

Vor allen Dingen appelliert ver.<strong>di</strong> an <strong>di</strong>e<br />

anderen <strong>Bund</strong>esländer, dem Beispiel von<br />

Schleswig-Holstein zu folgen und ihre bisherige<br />

Position zu revi<strong>di</strong>eren!<br />

Leider sind anderswo <strong>Ver</strong>schiebungen,<br />

Ergebnisverschlechterungen und zeitliche<br />

<strong>Ver</strong>schleppung des Übertragungsaktes zu<br />

Lasten unserer verbeamteten Kolleginnen<br />

und Kollegen zu konstatieren.<br />

Der Bereich Beamtinnen und Beamte<br />

freut sich über <strong>di</strong>e solidarische Unterstützung,<br />

<strong>di</strong>e wir am 11.04. in der ver.<strong>di</strong>-<strong>Bund</strong>estarifkommission<br />

für <strong>di</strong>e Übernahme<br />

des Tarifergebnisses bekamen und hoffen<br />

auf beharrliche Fortsetzung und Steigerung<br />

des Widerstands in allen betroffenen<br />

<strong>Bund</strong>esländern.<br />

ver.<strong>di</strong> muss sich darüber hinaus der Tatsache<br />

stellen, dass <strong>di</strong>e aktuelle <strong>Ver</strong>weigerungshaltung<br />

der Länder einen Politikwechsel<br />

auf längere Sicht dokumentiert,<br />

der eine innergewerkschaftliche Auseinandersetzung<br />

zur Zukunft der Besoldungspolitik<br />

erfordert!<br />

Eine Übersicht mit dem aktuellen Stand<br />

der Übertragung vom 21.06.2<strong>01</strong>3 finden<br />

Sie unter: www.beamte.ver<strong>di</strong>.de/besoldung/besoldungsrunde-2<strong>01</strong>3/information<br />

PSI-Kongress in Durban<br />

Der Kongress des internationalen Öffentlichen<br />

Dienstes (PSI) fand im Dezember<br />

2<strong>01</strong>2 in Durban/Südafrika statt. ver.<strong>di</strong><br />

nahm mit einer 17-köpfigen Delegation<br />

unter der Leitung von Frank Bsirske und<br />

Isolde Kunkel-Weber (Mitglied im PSI-<br />

Vorstand) teil. Für den <strong>Bund</strong>esfachbereich<br />

<strong>Bund</strong> und Länder nahm Alfred Schäfftlein<br />

daran teil. Schwerpunkte des Kongresses<br />

waren <strong>di</strong>e Entschließung über ein Aktionsprogramm<br />

und <strong>di</strong>e <strong>Ver</strong>abschiedung<br />

einer neuen Satzung.<br />

(Foto: ver.<strong>di</strong>)<br />

26. und 27. November 2<strong>01</strong>3 in Berlin<br />

„Gute Arbeit – Faire Be<strong>di</strong>ngungen“<br />

Programm und Anmeldung unter<br />

www.schöneberger-forum.de<br />

8


1/2<strong>01</strong>3<br />

Es ist mehr möglich<br />

Im Interesse der Mitglieder: <strong>Bund</strong>esfachbereiche Gemeinden und <strong>Bund</strong>/Länder wollen<br />

noch enger zusammenrücken<br />

(Foto: ver.<strong>di</strong>)<br />

Die Kooperation der Fachbereiche Gemeinden<br />

und <strong>Bund</strong>/Länder hat sich auf<br />

<strong>Bund</strong>esebene bewährt. Die Kooperation<br />

wird deshalb nicht nur fortgesetzt, sondern<br />

sie wird intensiviert. Das haben <strong>di</strong>e<br />

Vorstände der beiden Fachbereiche im<br />

Frühjahr 2<strong>01</strong>3 beschlossen.<br />

Seit 2007 haben <strong>di</strong>e Fachbereiche Gemeinden<br />

und <strong>Bund</strong>/Länder mit Achim<br />

Meerkamp einen gemeinsamen <strong>Bund</strong>esfachbereichsleiter.<br />

Bei den <strong>Bund</strong>esfachbereichskonferenzen<br />

2<strong>01</strong>1 haben beide<br />

Fachbereiche dann beschlossen, themenbezogen<br />

zu kooperieren. Eine Zwischenbilanz<br />

nach nun zwei Jahren lautet: „Unterm<br />

Strich läuft es nicht nur gut. Es ist<br />

mehr möglich.“ Diese stärkere Kooperation<br />

soll in den kommenden Monaten<br />

Wirklichkeit werden. So sollen weiterhin<br />

gemeinsam Projekte angestoßen und<br />

durchgeführt werden, wie das Projekt ÖF-<br />

FENTLICH IST WESENTLICH. Auch „Gute<br />

Arbeit“ lautet ein zentrales Thema beider<br />

Fachbereiche.<br />

Dass beide Fachbereiche jede Menge Berührungspunkte<br />

und gemeinsame Themen<br />

haben, liegt auf der Hand – auch<br />

wenn <strong>di</strong>e Länder seit einigen Jahren nicht<br />

zusammen mit dem <strong>Bund</strong> und den Gemeinden<br />

Tarifverhandlungen führen. Die<br />

Beschäftigten beider Fachbereiche setzen<br />

sich für <strong>di</strong>e Sicherung der Daseinsvorsorge<br />

ein und für <strong>di</strong>e Sicherung der<br />

Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen in der öffentlichen<br />

<strong>Ver</strong>waltung. „Public-Private-Partnership<br />

(PPP) bedroht beide Fachbereiche“, sagt<br />

Clau<strong>di</strong>a Nowak, Vorsitzende des <strong>Bund</strong>esfachbereichs<br />

Gemeinden. Kein Wunder,<br />

dass PPP beziehungsweise <strong>di</strong>e <strong>Ver</strong>hinderung<br />

von PPP-Projekten <strong>di</strong>e Beschäftigten<br />

beider Fachbereiche umtreibt.<br />

Doch nicht nur <strong>di</strong>e <strong>Bund</strong>esfachbereiche<br />

fragten sich in den vergangenen Wochen,<br />

wie <strong>di</strong>e Zukunft der Kooperation aussieht.<br />

Auch in den Landesbezirken und Bezirken<br />

wird nun Bilanz gezogen und Perspektiven<br />

<strong>di</strong>skutiert. „Wir haben mehr Gemeinsamkeiten,<br />

als einige von uns glaubten“,<br />

betont denn auch Ulrich Maaz, Vorsitzender<br />

des <strong>Bund</strong>esfachbereichs <strong>Bund</strong>/Länder.<br />

Worum geht es bei der Kooperation?<br />

„Dass unsere Mitglieder so gut wie möglich<br />

betreut werden, dass ihren Anliegen<br />

nachgegangen wird und wir gewerkschaftspolitisch<br />

durchsetzbar bleiben“,<br />

sagt Maaz.<br />

Sowohl Maaz als auch Nowak wissen<br />

auch, dass <strong>di</strong>e Kooperation nicht überall<br />

gleich enthusiastisch Wirklichkeit ist.<br />

„Vielerorts hat <strong>di</strong>e Kooperation noch Potenzial“,<br />

sind sich beide sicher. Manchmal<br />

braucht es eben Zeit, bis wirklich zusammenwächst,<br />

was zusammengehört. „Wir<br />

wollen <strong>di</strong>e Zusammenarbeit Schritt für<br />

Schritt weiterentwickeln – also weitere<br />

gemeinsame politische Themen anschieben,<br />

Tagungen und <strong>Ver</strong>anstaltungen organisieren“,<br />

stellt Nowak fest.<br />

Die Arbeitsgruppe „Kooperation weiterentwickeln“<br />

beider Fachbereiche auf der<br />

<strong>Bund</strong>esebene hat den Auftrag weitere<br />

Kooperationsfelder inhaltlich voranzubringen.<br />

In den nächsten Wochen werden<br />

<strong>di</strong>e Sachstände zur Kooperation in den<br />

Landesbezirken und Bezirken analysiert<br />

und Vorschläge zur Weiterentwicklung<br />

– auch zu einer möglichen Fusion beider<br />

Fachbereiche in ver.<strong>di</strong> – bis zum Januar<br />

2<strong>01</strong>4 erarbeitet.<br />

Ulrich Maaz (Foto: ver.<strong>di</strong>)<br />

Clau<strong>di</strong>a Nowak (Foto: ver.<strong>di</strong>)<br />

9


1/2<strong>01</strong>3<br />

Wege zur Durchsetzung, falls es Probleme<br />

geben sollte:<br />

1. Einzelklage, hierbei geht es nicht um<br />

eine Eingruppierungsklage sondern<br />

um eine Diskriminierungsklage und es<br />

gilt <strong>di</strong>e Rechtsfolge Angleichung „nach<br />

oben“<br />

2. Klage des Betriebsrats oder der Gewerkschaft,<br />

gilt nicht für den Perso-<br />

Frauenvorstand des <strong>Bund</strong>esfachbereichs<br />

eg-check, was ist das eigentlich?<br />

Der Frauenvorstand des <strong>Bund</strong>esfachbereichs hat es sich zum Ziel gesetzt, zum Thema<br />

Entgeltgleichheit aufzuklären und für <strong>di</strong>e Durchführung des eg-checks in<br />

betrieblichen und tariflichen Regelungen zu werben.<br />

„Durch amtliche Statistiken wissen wir,<br />

dass <strong>di</strong>e Durchschnittsver<strong>di</strong>enste von<br />

Frauen in Deutschland nahezu um ein<br />

Viertel niedriger sind als <strong>di</strong>e der Männer.<br />

Wir wissen jedoch nichts über das konkrete<br />

Ausmaß von geschlechtsbezogener<br />

Entgelt<strong>di</strong>skriminierung - weder auf gesamtwirtschaftlicher<br />

noch auf betrieblicher<br />

Ebene. Aus <strong>di</strong>esem Grunde wurde<br />

das Instrumentarium eg-check.de mit<br />

Unterstützung der Hans-Böckler-Stiftung<br />

entwickelt. Es handelt sich um einen<br />

„Werkzeugkasten“, der verschiedene Instrumente<br />

für <strong>di</strong>e Erkennung von betrieblich<br />

feststellbaren Entgeltunterschieden<br />

enthält, <strong>di</strong>e nach geltendem Recht auf<br />

eine Diskriminierung deuten.<br />

Die Entlohnung hat sich über <strong>di</strong>e Jahre zu<br />

einer komplexen und schwer durchschaubaren<br />

Materie entwickelt. Zwar können<br />

Beschäftigte mit Blick auf ihre Gehaltsabrechnung<br />

leicht feststellen, wie sich ihr<br />

Arbeitsentgelt zusammensetzt. Jedoch<br />

sind <strong>di</strong>e Kriterien und <strong>Ver</strong>fahren, <strong>di</strong>e über<br />

<strong>di</strong>e Höhe der Entgeltbestandteile entscheiden,<br />

selten bekannt. Nach welchen<br />

Kriterien werden Tätigkeiten von Frauen<br />

und Männern eingruppiert? Wie wird<br />

ihre Leistung festgestellt und bewertet?<br />

Was gilt als „besondere“ Belastung, was<br />

nicht? Wie viel sind zusätzliche Arbeitsstunden<br />

von Teilzeitbeschäftigten wert?<br />

Insbesondere ist aber zu fragen: Sind <strong>di</strong>e<br />

geregelten und betrieblich praktizierten<br />

Kriterien und <strong>Ver</strong>fahren geschlechtsneutral,<br />

so dass davon ausgegangen werden<br />

kann, dass <strong>di</strong>e Arbeitsplätze, <strong>di</strong>e Berufserfahrung,<br />

<strong>di</strong>e Leistung und <strong>di</strong>e arbeitsbe<strong>di</strong>ngten<br />

Belastungen von Frauen fair und<br />

frei von Geschlechterstereotypen bewertet<br />

und bezahlt werden? Erfahrungen lehren<br />

uns, dass <strong>di</strong>es nicht unterstellt werden<br />

kann. In jedem Entgeltbestandteil können<br />

spezifische Diskriminierungsmechanismen<br />

verborgen sein, <strong>di</strong>e - oft unbeabsichtigt<br />

und unerkannt - zu geringerem Einkommen<br />

von Frauen führen. Aus <strong>di</strong>esem<br />

Grunde betrachten wir das Arbeitsentgelt<br />

Rechtsgrundlage zum <strong>Ver</strong>bot von<br />

Diskriminierung im Überblick:<br />

1. Grundgesetz Art. 23 Die Gleichheit von Männern und Frauen in allen<br />

Bereichen.<br />

2. Art 157 AEUV (ex Artikel 141EG)<br />

(1) <strong>Ver</strong>pflichtet <strong>di</strong>e Mitgliedstaaten, den Grundsatz des gleichen Entgelts<br />

für Männer und Frauen bei gleicher oder gleichwertiger Arbeit sicherzustellen.<br />

(2) Definiert Entgelt: Die üblichen Grundentgelte sowie alle sonstigen <strong>Ver</strong>günstigungen<br />

in Bar oder Sachleistungen<br />

(3) Präzisierte Diskriminierungsfreiheit bei Lohnforderungen:<br />

(a) Bei Akkordlohn<br />

(b) Bei Zeitlohn<br />

3. Unionsrecht Genderrichtlinie 2006/54/EG, Art 4 Satz 1 gleichwertige Anerkennung:<br />

wenn ein Arbeitsgericht gleichwertig befunden hat. (Nicht was Tarifvertragsparteien<br />

als gleichwertig empfinden.)<br />

von Frauen und Männern nicht pauschal,<br />

sondern nehmen einzelne Entgeltkomponenten<br />

genauer unter <strong>di</strong>e Lupe.“ 1<br />

Mit dem Entgeltgleichheits-Check , kurz:<br />

eg-check können Formulierungen in Tarifverträgen,<br />

betrieblichen Regelungen und<br />

Arbeitgebervorschläge zu Stellenbewertungen<br />

auf unmittelbare, aber vor allem<br />

mittelbare Diskriminierung auf Grundlagen<br />

des AGG überprüft werden. Der §7<br />

AGG Benachteiligungsverbot (1) + (2) z.B.<br />

nimmt dabei den einzelnen Arbeitgeber<br />

in <strong>di</strong>e Pflicht, weder unmittelbare noch<br />

mittelbare Diskriminierung zuzulassen.<br />

Nach AGG bezieht sich das Diskriminierungsverbot<br />

vor allem auf <strong>di</strong>e Bereiche<br />

Entgelt, Zugang zu Beschäftigung, Ausbildung,<br />

Aufstieg und Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen.<br />

2 Unmittelbare Diskriminierung entsteht<br />

nach § 3 AGG, durch ungünstigere<br />

Behandlung, durch neutral formulierte<br />

Regelungen verursacht, wenn <strong>di</strong>ese z.B.<br />

unterschiedliche Auswirkungen auf Frauen<br />

und Männern haben. Ein Beispiel der<br />

unmittelbaren Diskriminierung wäre z.B.<br />

in der Absenkung des Entgelts um 20%<br />

in unteren Eingruppierungen mit dem Ziel<br />

Beschäftigung zu sichern, zu sehen, da in<br />

der Regel Frauen in den unteren Entgeltgruppen<br />

beschäftigt sind.<br />

Anforderungen des eg-checks an Entgeltsysteme:<br />

1. Tarifvertrag muss transparent und<br />

durchschaubar sein<br />

2. Er muss objektive Kriterien enthalten<br />

(nicht nur Funktionen)<br />

3. Die das „ Wesen“ der Arbeit abbilden<br />

und<br />

4. Diskriminierungsfrei ausgelegt und gewichtet<br />

sind.<br />

1 Aus dem Vorwort des Arbeitspapiers EG-Check von Dr. K. Tondorf/Dr.A.Jochmann-Döll, 2<strong>01</strong>0<br />

2 Bezüglich der mittelbaren Diskriminierung beim Aufstieg, gibt es bereits ein AGG Urteil des LAG Brandenburg-Az.: 3Sa917/11<br />

10


1/2<strong>01</strong>3<br />

nalrat- Grundlage ist das Betriebsverfassungsgesetz-<br />

in den Fällen wo der<br />

Arbeitgeber gegen Vorschriften des<br />

AGGs verstösst. Hierbei wird eine Klage<br />

nach AGG angestrebt.<br />

3. Tarifliche Neuregelung<br />

Erster Schritt ist: Benachteiligungen<br />

sichtbar machen!!! Darüber reden, immer<br />

wieder darauf hinweisen, überall und<br />

gegenüber allen und immer und immer<br />

wieder.<br />

von: Sylvia Mölls, Vorsitzende des<br />

<strong>Bund</strong>esfrauenvorstands des Fachbereichs<br />

<strong>Bund</strong>/Länder<br />

Gemeinsam Gesundheit fördern…<br />

war das Motto des Bildungsangebots im<br />

ver.<strong>di</strong> Fachbereich <strong>Bund</strong> + Länder, das<br />

der <strong>Bund</strong>esfachbereichsfrauenvorstand<br />

angeregt hatte, und das am 24. und 25.<br />

April 2<strong>01</strong>3 mit 27 TeilnehmerInnen aus<br />

verschiedensten Bereichen des Fachbereichs<br />

6 und 7 in der ver.<strong>di</strong> <strong>Bund</strong>esverwaltung<br />

stattfand. Das Ziel des <strong>Bund</strong>esfachbereichsfrauenvorstands<br />

war, den<br />

Austausch, bzw. <strong>di</strong>e <strong>Ver</strong>netzung von<br />

Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten<br />

und Personalräten über das Thema „Gesundheitsmanagement<br />

in Dienststellen<br />

und Behörden – eine Aufgabe für Perosnalratsmitglieder<br />

und Frauenbeauftrage“,<br />

zu fördern.<br />

Juristin Doreen Lindner von Ratgeber<br />

GmbH, gab einen Überblick über Arbeitsund<br />

Gesundheitsschutz, rechtliche Grundlagen<br />

und Handlungsmöglichkeiten für<br />

Personalräte und Frauenbeauftragte, mit<br />

Schwerpunkt Gefärdungsbeurteilung und<br />

betrieblichem Eingliederungsmanagement<br />

nach SGB IX. Aber auch <strong>di</strong>e Themen Arbeitszeiten<br />

und Arbeitszeitmodell wurden<br />

behandelt.<br />

ver.<strong>di</strong> will GUTE ARBEIT in <strong>di</strong>e betriebliche<br />

Praxis umsetzen. Dazu gehört es, Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen<br />

gesundheitsförderlich<br />

und gendergerecht zu gestalten. Hierzu<br />

haben Sylvia Skrabs von der Tarifpolitischen<br />

Grundsatzabteilung und Heike<br />

Werner vom Bereich Genderpolitik eine<br />

Methode entwickelt, mit der <strong>di</strong>e Teilnehmenden<br />

anhand von beschriebenen<br />

Situationen konkret und praxisnah <strong>di</strong>e<br />

Themen bearbeiten und <strong>di</strong>e Inhalte lernen<br />

konnten. Vier Schwerpunkte wurden<br />

bearbeitet: Arbeitszeit und Gesundheitsschutz,<br />

Leistungsanforderungen und ihre<br />

gesundheitsförderliche Gestaltung, <strong>di</strong>e<br />

Gestaltung des Arbeits- und Gesundheitsschutzes<br />

als einen nachhaltigen Prozess<br />

und Demografie. Die Idee des Lernens<br />

an Stationen ermöglicht optimales Üben<br />

durch ein breites Angebot mit unterschiedlichen<br />

Aufgabenarten und Schwierigkeiten.<br />

Es besteht <strong>di</strong>e Möglichkeit für<br />

vertiefendes Bearbeiten eines Themengebietes<br />

in der Gruppe und es schafft Be<strong>di</strong>ngungen<br />

für selbstän<strong>di</strong>ges Erarbeiten von<br />

Themengebieten, indem <strong>di</strong>e Lernenden<br />

Sachverhalte hinterfragen, erforschen, erfahren<br />

und gestalten können.<br />

Das Seminar fand regen Zuspruch, positive<br />

Ressonanz bis hin zu heller Begeisterung.<br />

Insbesondere <strong>di</strong>e gemeinsame<br />

Teilnahme von Frauenbeauftragten und<br />

Personalratsmitgliedern hat zum Erfolg<br />

des Seminars beigetragen. Wir haben hier<br />

einen wirklichen Bedarf be<strong>di</strong>enen können<br />

und sind froh darüber. Es war erstaunlich,<br />

wie einfach es sein kann, gute und positive<br />

Gewerkschaftsarbeit zu machen.<br />

von: Sylvia Mölls<br />

Aus dem Frauenvorstand v.l.n.r.: Ilona Ziesche-Grosse, Sylvia Moells, Annett Beise, Karin van Deel (Foto: ver.<strong>di</strong>)<br />

11


1/2<strong>01</strong>3<br />

Bau- und Liegenschaftsmanagement der Länder<br />

Hessisches Baumanagement bereitet<br />

Orga-Wahlen vor<br />

Die nächsten Organisationswahlen stehen<br />

vor der Tür. Da ist es wichtig, junge Kolleginnen<br />

und Kollegen fit zu machen und<br />

für <strong>di</strong>e Wahlen zu begeistern. Das hat das<br />

Hessische Baumanagement gemacht, in<br />

dem es eine Kollegin zum Bildungsurlaub<br />

Prozessqualifikation entsandt hat.<br />

Was bedeutet Prozessqualifikation und<br />

was verbirgt sich hinter <strong>di</strong>esem Begriff?<br />

Das Seminar vermittelt, wie <strong>Ver</strong>trauensleute<br />

oder betrieblich Aktive erfolgreich<br />

und selbstbewusst Prozesse im eigenen<br />

Arbeitsumfeld aktivieren, gestalten und<br />

begleiten können. Bei den Prozessen handelt<br />

es sich um selbst durch <strong>di</strong>e Teilnehmer<br />

gewählte Themen, <strong>di</strong>e sie im Unternehmen<br />

entweder voranbringen oder anstoßen<br />

möchten. Die Prozessfindung ergibt<br />

sich aus den aktuellen Themen/Problemen<br />

der Personal-/ bzw. Betriebsrätearbeit. Ein<br />

weiteres Thema ist <strong>di</strong>e Mitgliedergewinnung<br />

sowie Aktivierung bzw. <strong>Ver</strong>besserung<br />

der gewerkschaftlichen Arbeit im<br />

Betrieb. Im zweiten Teil der Fortbildung<br />

werden <strong>di</strong>e Prozesse der Teilnehmer vorgestellt.<br />

Wer hat bei dem Prozess mitgewirkt,<br />

wer sind <strong>di</strong>e <strong>Ver</strong>antwortlichen wie<br />

weit ist man gekommen und auf welche<br />

Widerstände ist man gestoßen. Die Vorstellung<br />

ist gleichzeitig auch eine Übung,<br />

da Sie vor der Gruppe präsentiert wird.<br />

Die Präsentationstechnik kann dabei frei<br />

von jedem Teilnehmer gewählt werden<br />

(PowerPoint, Flipchart, Kärtchen etc.).<br />

Die Teilnehmer kommen aus unterschiedlichen<br />

Fachbereichen von ver.<strong>di</strong>, dadurch<br />

findet ein reger Informations- und Erfahrungsaustausch<br />

zwischen den Teilnehmern<br />

statt. Ideen, Anregungen, Motivation<br />

- das war immer wieder das, was<br />

viele Teilnehmer positiv bewertet haben.<br />

Ebenso <strong>di</strong>e angenehme kollegiale und<br />

wertschätzende Atmosphäre, <strong>di</strong>e sie in so<br />

einem Maße noch nie erlebt haben.<br />

Die Fortbildung ist sehr interaktiv, kein<br />

(Foto: ver.<strong>di</strong>)<br />

Frontalunterricht, jeder arbeitet mit und<br />

ist auch selbst für das Ergebnis verantwortlich.<br />

„Ich bin ok, du bist ok“, das<br />

wurde im Seminar gelebt.<br />

Neben den einzelnen Prozessen übt man<br />

<strong>di</strong>e freie Rede, lernt verschiedene Moderations-<br />

und Präsentationstechniken<br />

kennen, erhält Einblick in <strong>di</strong>e Transaktionsanalyse<br />

und in das Thema gewaltfreie<br />

Kommunikation sowie Konfliktmanagement.<br />

Die Theorie wird immer durch praktische<br />

Übungen ergänzt. Man kann also<br />

sofort das erworbene Wissen in der Praxis<br />

anwenden.<br />

Rundum ein gelungenes Seminar mit zwei<br />

sehr sympathischen Teamern, <strong>di</strong>e ihre Sache<br />

sehr gut machen. Langeweile kommt<br />

nie auf, es bleibt bis zum Schluss spannend,<br />

denn im dritten Teil wird <strong>di</strong>e Umsetzung<br />

der Prozesse vorgestellt.<br />

12


1/2<strong>01</strong>3<br />

Gegen prekäre Beschäftigung beim<br />

Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW<br />

Gemeinsame Erklärung der SPD-Landtagsfraktion und der ver.<strong>di</strong> Fachgruppe Bau- und<br />

Liegenschaftsmanagement im Landesbezirk NRW<br />

vlnr: Schmidt, Brückner, Gebhard, Röwekamp, Eickenbusch (Foto: JBLB2)<br />

Der Abbau befristeter Beschäftigung beim<br />

BLB NRW und sichere Arbeitsplätze für<br />

dauerhafte Aufgaben sind gemeinsames<br />

Ziel der SPD-Landtagsfraktion und von<br />

ver.<strong>di</strong> in NRW. Dies war ein Ergebnis eines<br />

Gesprächs der ver.<strong>di</strong>-Personalvertreter<br />

aus dem BLB NRW und Abgeordneten der<br />

SPD Landtagsfraktion in Düsseldorf.<br />

Konkret umgesetzt wird <strong>di</strong>es unter anderem<br />

durch einen Antrag von SPD und<br />

Grünen zum Haushalt 2<strong>01</strong>3, der nun im<br />

Rahmen der 3. Lesung des Landeshaushaltes<br />

beschlossen wurde und der auf<br />

eine Initiative von ver.<strong>di</strong> zurück ging.<br />

Durch <strong>di</strong>esen Antrag, der in enger Abstimmung<br />

mit Landesfinanzminister Norbert<br />

Walter-Borjans erarbeitet wurde, werden<br />

Mittel für Leiharbeiter/innen beim Bauund<br />

Liegenschaftsbetrieb des Landes in<br />

dauerhafte Arbeitsplätze umgewandelt.<br />

„Menschen <strong>di</strong>e dauerhafte Aufgaben für<br />

den BLB NRW übernehmen, müssen auch<br />

dauerhaft beschäftigt werden“, so Stefan<br />

Zimkeit, stellvertretender finanzpolitischer<br />

Sprecher der SPD-Fraktion.<br />

Zimkeit kritisierte in <strong>di</strong>esem Zusammenhang<br />

<strong>di</strong>e vormalige schwarz-gelbe Landesregierung:<br />

„CDU und FDP haben feste<br />

Stellen abgebaut, um ihre Bilanz zu schönen.<br />

Stattdessen wurden prekäre Arbeitsplätze<br />

geschaffen. Dies war nicht nur zum<br />

Schaden der Beschäftigten sondern auch<br />

nachteilig für den Landeshaushalt.“<br />

ver.<strong>di</strong> begrüßte den Antrag der Regierungsfraktionen<br />

als wichtigen ersten<br />

Schritt auf dem Weg zur aufgabengerechten<br />

Personalausstattung im BLB NRW.<br />

„Dies schafft bei den betroffenen Arbeitnehmerinnen<br />

und Arbeitnehmern Sicherheit“,<br />

so <strong>di</strong>e ver.<strong>di</strong>-Fachgruppe.<br />

SPD und ver.<strong>di</strong> vereinbarten, den Abbau<br />

prekärer Beschäftigungsverhältnisse auf<br />

Landesebene gemeinsam weiter zu verfolgen.<br />

„Unser gemeinsames Ziel ist gute<br />

und sichere Arbeit in NRW. Das wollen wir<br />

gemeinsam auch in den Landesbetrieben<br />

umsetzen“, so Heike Gebhard, SPD-Sprecherin<br />

für Personalangelegenheiten und<br />

ver.<strong>di</strong> Landesfachbereichsleiter Michael<br />

Kötzing.<br />

von: Michael Kötzing, Landesfachbereichsleiter<br />

<strong>Bund</strong> + Länder, NRW<br />

<strong>Bund</strong>es- und Landesverwaltungen<br />

ver.<strong>di</strong>-<strong>Ver</strong>trauensleute bewerten das<br />

Tarifergebnis des Landes Hessen:<br />

Gutes Ergebnis erzielt<br />

Am Dienstag, 23.04.2<strong>01</strong>3, haben ver.<strong>di</strong>-<br />

<strong>Ver</strong>trauensleute des Fachbereichs <strong>Bund</strong> +<br />

Länder aus den verschiedensten Dienststellen,<br />

<strong>Ver</strong>waltungen und Betrieben des<br />

Landes Hessen im Bürgerhaus Gutleut in<br />

Frankfurt a. M. <strong>di</strong>e Tarifeinigung der ver.<strong>di</strong><br />

mit dem Land Hessen vom 16.04.2<strong>01</strong>3<br />

analysiert und bewertet.<br />

„Habt ihr gut gemacht“ oder „in meiner<br />

Dienststelle ist bisher nicht einer gekommen,<br />

der das Tarifergebnis kritisiert hat –<br />

wenn das so ist, muss es gut sein, denn<br />

sonst stehen <strong>di</strong>e Kritiker bei mir auf der<br />

Matte“, erwähnte Willi Donath, GPR-Vorsitzender<br />

bei Hessen Mobil. Das war der<br />

Tenor der Bewertung erster Reaktionen.<br />

13


1/2<strong>01</strong>3<br />

(Foto: ver.<strong>di</strong>)<br />

Besonders wichtig sind aus Sicht der <strong>Ver</strong>trauensleute<br />

dabei:<br />

Urlaub:<br />

30 Tage für alle unabhängig vom Alter<br />

erfüllt <strong>di</strong>e Erwartungen. Und ganz wichtig:<br />

Die 3 Zusatztage für <strong>di</strong>e Beschäftigten<br />

über 50 Jahre bleiben entsprechend <strong>Ver</strong>einbarung<br />

im TVÜ-H erhalten.<br />

Einkommensentwicklung:<br />

Die linearen Steigerungen um jeweils 2,8<br />

% zum <strong>01</strong>.07.2<strong>01</strong>3 und <strong>01</strong>.04.2<strong>01</strong>4 (in<br />

der Summe 5,6 %) stellen nicht nur eine<br />

Sicherung an der allgemeinen Einkommensentwicklung<br />

dar, sie entsprechen<br />

auch den Entgelttabellen des TV-L (gilt für<br />

<strong>di</strong>e übrigen Länder). Hinzu kommen noch<br />

<strong>di</strong>e Einmalzahlungen für <strong>di</strong>e Monate Januar<br />

bis Juni 2<strong>01</strong>3 in Höhe von 450,- €<br />

und Januar bis März 2<strong>01</strong>4 in Höhe von<br />

225,- €.<br />

(Foto: ver.<strong>di</strong>)<br />

Zustimmung fanden auch <strong>di</strong>e vereinbarten<br />

Regelungen für Auszubildende bei der<br />

Ausbildungsvergütung (ab <strong>01</strong>.<strong>01</strong>.2<strong>01</strong>3<br />

plus 50,- € und plus 3 % ab <strong>01</strong>.<strong>01</strong>.2<strong>01</strong>4)<br />

sowie <strong>di</strong>e neue Regelung zur Übernahme<br />

nach erfolgreichem Abschluss der Berufsausbildung.<br />

Das Land Hessen hat in der Tarifeinigung<br />

keine Erklärung zur Zeit- und inhaltsgleichen<br />

Übertragung des Tarifergebnisses<br />

auf <strong>di</strong>e Beamtinnen und Beamten sowie<br />

<strong>di</strong>e <strong>Ver</strong>sorgungsempfänger/innen abgeben.<br />

Stattdessen hat der <strong>Ver</strong>handlungsführer<br />

des Landes, Innenminister Boris<br />

Rhein, auf <strong>di</strong>e Zustän<strong>di</strong>gkeit und Kompetenz<br />

des Gesetzgebers verwiesen.<br />

Damit ist klargestellt: Die Auseinandersetzung<br />

liegt im Spielfeld des politischen<br />

Handelns der Fraktion der Hessischen<br />

Landtages.<br />

Einig sind sich alle gewesen: Es bedarf der<br />

Aktivität der Beamten/innen und <strong>Ver</strong>sorgungsempfänger/innen,<br />

um <strong>di</strong>e Zielsetzung<br />

der Übertragung des Tarifergebnisses<br />

durchzusetzen.<br />

Aktive Kolleginnen und Kollegen<br />

im Prüfungswesen<br />

Rückschau auf eine Prüferqualifizierung<br />

ver.<strong>di</strong> Kolleginnen und Kollegen sind im<br />

besonderen Maße für eine berufsfachliche<br />

Mitarbeit zu begeistern. Im Rahmen<br />

einer Prüferqualifizierung in den Berufen<br />

der Geoinformationstechnologie fanden<br />

sich interessierte Kolleginnen und Kollegen<br />

im ver.<strong>di</strong>-Bildungs- und Tagungszentrum<br />

Walsrode zusammen. Dieses Seminar<br />

fand vom 25.03. bis 28.03.2<strong>01</strong>3 mit<br />

tatkräftiger Unterstützung der ver.<strong>di</strong> <strong>Bund</strong>esverwaltung<br />

Ressort 11 Bildungspolitik<br />

und Kollegin Annegret Biller statt. Unterstützende<br />

Teilnehmer waren weiterhin <strong>di</strong>e<br />

Sachverstän<strong>di</strong>gen im Neuordnungsverfahren<br />

der Berufe in der Geoinformationstechnologie<br />

(siehe Unterzeichner <strong>di</strong>eses<br />

Artikels, Mitglieder in der ver.<strong>di</strong> <strong>Bund</strong>esfachkommission<br />

<strong>Ver</strong>messung und Karto-<br />

14


1/2<strong>01</strong>3<br />

Teilnehmer des Semainars (Foto: ver.<strong>di</strong>)<br />

graphie) unter hervorragender Anleitung<br />

des vortragenden Referenten Klaus Skindelies.<br />

Die Notwen<strong>di</strong>gkeit der paritätischen Besetzung<br />

(Arbeitnehmer/ Arbeitgeber) in<br />

Prüfungsausschüssen ist fachlich unab<strong>di</strong>ngbar.<br />

Laut Berufsbildungsgesetz (BBiG)<br />

sollen <strong>di</strong>e Auszubildenden während der<br />

„Dualen Ausbildung“ im Betrieb und<br />

Berufsschule und am Ende ihrer zumeist<br />

dreijährigen Ausbildung von fachkun<strong>di</strong>gen<br />

Prüfungsausschussmitgliedern<br />

geprüft werden. ver.<strong>di</strong> bietet in sogenannten<br />

Schwerpunktseminaren eine<br />

Prüferqualifizierung für ihre Mitglieder<br />

an, <strong>di</strong>e in ehrenamtlicher Tätigkeit den<br />

Umfang und <strong>di</strong>e Qualität der Ausbildung<br />

in Prüfungsausschüssen beurteilen können.<br />

Die ver.<strong>di</strong>-<strong>Bund</strong>esfachkommission<br />

<strong>Ver</strong>messung und Kartographie möchte<br />

speziell für <strong>di</strong>e Berufe in der Geoinformationstechnologie<br />

hierauf aufmerksam<br />

machen. An das sehr gut besuchte<br />

Schwerpunktseminar „Qualität sicherstellen<br />

in Berufsausbildung und Prüfung“<br />

möchten wir gern erinnern und auf<br />

künftige Seminare <strong>di</strong>eser Art hinweisen.<br />

Das viertägige Seminar befasste sich insbesondere<br />

mit Ausbildungsordnungen,<br />

Rahmenlehrplänen und zugehörigen<br />

Prüfungsinstrumenten. Die geänderten<br />

Rahmenbe<strong>di</strong>ngungen im Prüfungswesen,<br />

<strong>di</strong>e für Auszubildende, Ausbilder und<br />

Prüfer in den neugeordneten Berufen<br />

<strong>Ver</strong>messer/in und Geomatiker/in gelten,<br />

waren in vielen Gesprächen spürbar. Der<br />

Erfahrungsaustauch, <strong>di</strong>e Erstellung von<br />

handlungsorientierten Prüfungen wie<br />

dem Betrieblichen Auftrag und zugehörige<br />

Rollenspiele waren von wertvoller<br />

Hilfe. Eine <strong>Ver</strong>anstaltung, <strong>di</strong>e jedem Prüfungsausschussmitglied<br />

zu empfehlen<br />

ist. Für fast alle Berufe und Prüfungsbereiche<br />

werden entsprechende Seminare<br />

angeboten und durch <strong>di</strong>e Unterstützung<br />

durch das <strong>Bund</strong>esbildungsministerium ist<br />

<strong>di</strong>e Teilnahme an <strong>di</strong>esen Seminaren für <strong>di</strong>e<br />

Teilnehmer kostenfrei.<br />

Weitere Infos und <strong>Ver</strong>anstaltungshinweise<br />

unter www.pruef-mit.de und www.geo.<br />

ver<strong>di</strong>.de<br />

von: Hartmut Loewenthal und Michael<br />

Sennholz<br />

<strong>Bund</strong>esfachkommission Landesverwaltungen<br />

tagte in BerliN<br />

Am 12. und 13. März 2<strong>01</strong>3 fand <strong>di</strong>e letzte<br />

Sitzung der <strong>Bund</strong>esfachkommission Landesverwaltungen<br />

in Berlin statt. Der Vorsitzende,<br />

Wolfgang Schmidt, begrüßte<br />

besonders den neuen Betreuungssekretär,<br />

Atilla Ay<strong>di</strong>nogullari, und wünschte ihm<br />

für seine Tätigkeit und <strong>di</strong>e gemeinsame<br />

Zusammenarbeit alles Gute. Die Sitzung<br />

begann mit Berichten aus den übergeordneten<br />

Gremien.<br />

Ein Schwerpunkt der Beratungen war <strong>di</strong>e<br />

Vorbereitung des alljährlichen Seminars<br />

der Hauptpersonalräte der Innenministerien<br />

des <strong>Bund</strong>es und der Länder, das<br />

vom 19. bis 21. August 2<strong>01</strong>3 ausgerichtet<br />

wird. Weiteres Thema war <strong>di</strong>e Berichterstattung<br />

der Mitglieder über aktuelle<br />

Entwicklungen in den einzelnen <strong>Bund</strong>esländern<br />

und deren Landesverwaltungen.<br />

Außerdem wurde über den Stand der<br />

Tarifverhandlungen zum TV-L informiert.<br />

Abschließend erfolgte noch eine intensive<br />

Diskussion über <strong>di</strong>e Änderungen der Fachstatuten<br />

im Fachbereich 6 und Kooperationsbestrebungen<br />

mit dem Fachbereich 7.<br />

Die nächste Sitzung der Fachkommission<br />

ist für den 21. und 22. Oktober<br />

2<strong>01</strong>3 in Dresden geplant.<br />

von: Günter Janßen<br />

15


1/2<strong>01</strong>3<br />

<strong>Bund</strong>esverkehrsverwaltung / Straßenbauverwaltung<br />

Wasser- und Schifffahrtsverwaltung –<br />

Erfahrungen aus dem Tollhaus?<br />

Seit dem 1. Mai 2<strong>01</strong>3 gibt es nun <strong>di</strong>e<br />

General<strong>di</strong>rektion Binnenschifffahrt und<br />

Wasserstraßen (GDWS) mit Sitz in Bonn.<br />

Damit soll eine neue Organisation und<br />

Aufgabenerle<strong>di</strong>gung der GDWS ab dem<br />

1.5.2<strong>01</strong>3 bestehen. Die bisherigen regionalen<br />

sieben Wasser- und Schifffahrts<strong>di</strong>rektionen<br />

(WSD’n) werden geschlossen<br />

und gleichzeitig als Außenstellen<br />

der GDWS deklariert. Die Aufgaben der<br />

WSD’en gehen an <strong>di</strong>e GDWS über, gleichzeitig<br />

bleibt <strong>di</strong>e Aufgabenerle<strong>di</strong>gung wie<br />

bisher, in den ehemaligen WSD’en. Die<br />

Bezirkspersonalräte bestehen nicht mehr.<br />

Eine <strong>Ver</strong>tretung der Ämter in den Hierarchiestufen<br />

gibt es nicht mehr (so sind<br />

etwaige Streitigkeiten im Stufenverfahren<br />

nicht mehr zu lösen). Der HPR wird für<br />

personalvertretungsrechtliche Belange als<br />

zustän<strong>di</strong>g erklärt.<br />

Seit einem Monat existiert <strong>di</strong>e GDWS nun.<br />

Blicken wir ein wenig hinter <strong>di</strong>e Kulissen<br />

und wir erkennen:<br />

• Es gibt <strong>di</strong>e GDWS mit obiger Adresse<br />

und einer Telefonnummer. Ruft man<br />

<strong>di</strong>e an, dann meldet sich das <strong>Bund</strong>esministerium<br />

für <strong>Ver</strong>kehr, Bau und Stadtentwicklung.<br />

Fragt man nach einem<br />

Ansprechpartner, dann kommt da gar<br />

nichts. Da ist nämlich niemand, noch<br />

nicht mal jemand, der kompetent Auskunft<br />

geben kann.<br />

• Der stellvertretende General<strong>di</strong>rektor ist<br />

zunächst kommissarisch eingesetzt.<br />

• Die Abteilungsleiter/-in, d.h. <strong>di</strong>e ehemaligen<br />

Präsidenten der WSD’en bleiben<br />

zunächst in ihren WSD’en und leiten sie<br />

bis August 2<strong>01</strong>3 als Außenstellender<br />

GDWS. Für Aufgaben der GDWS werden<br />

sie zunächst abgeordnet. Im Übrigen<br />

hat man für <strong>di</strong>esen Personenkreis<br />

alles geregelt, vom Bestandsschutz für<br />

<strong>di</strong>e Besoldung bis hin zu Altersteilzeit<br />

im Blockmodell, alles bestens bestellt.<br />

• So haben wir eine Behörde, <strong>di</strong>e le<strong>di</strong>glich<br />

aus ihrem General<strong>di</strong>rektor besteht<br />

und der ist nicht erreichbar. Ein Potemkinsches<br />

Dorf?<br />

Es ist genau das eingetreten, was wir erwartet<br />

haben: wir arbeiten mit doppelten<br />

Christel Björkman mit Minister Ramsauer (Foto: Ronny Keller)<br />

Strukturen, keiner fühlt sich zustän<strong>di</strong>g,<br />

keiner will entscheiden, man wartet ab,<br />

bis……, ja bis wann? Ich weiß es nicht.<br />

Und wie ist’s um <strong>di</strong>e anderen 12490 Beschäftigten<br />

bestellt? Um gleich mit der<br />

Tür ins Haus zu fallen:<br />

Die Tarifverhandlungen sind gescheitert.<br />

Noch mal zur Erinnerung unsere<br />

Forderungen: Arbeitsplatzsicherung<br />

(Ausschluss betriebsbe<strong>di</strong>ngter Kün<strong>di</strong>gungen,<br />

keine <strong>Ver</strong>setzung gegen den Willen<br />

des Beschäftigten… - all <strong>di</strong>e Punkte, <strong>di</strong>e<br />

Minister Ramsauer uns auf der Kundgebung<br />

am 28.02.2<strong>01</strong>3 versprochen hatte);<br />

Entgeltsicherung, Mobilitätsförderung,<br />

Ausschluss von Leiharbeit, Altersteilzeit<br />

(hier: Einhaltung des bestehenden Tarifvertrags),<br />

Geltungsbereich für alle Umstrukturierungsvorhaben,<br />

Härtefallregelung,<br />

Ausbildungsquote und Übernahme<br />

von Azubis, u.a.<br />

Am Mittwoch, den 29.05.2<strong>01</strong>3 war der<br />

zweite <strong>Ver</strong>handlungstermin, nachdem<br />

wir am ersten <strong>Ver</strong>handlungstag, dem 30.<br />

April 2<strong>01</strong>3, <strong>di</strong>e Forderungen der ver.<strong>di</strong>-<br />

Tarifkommission übergeben hatten. Am<br />

Mittwoch machte nun der <strong>Ver</strong>handlungsführer<br />

des BMI zur Be<strong>di</strong>ngung, dass ver.<br />

<strong>di</strong> wesentliche Forderungen komplett zurücknehmen<br />

muss, bevor überhaupt eine<br />

<strong>Ver</strong>handlung beginnen kann.<br />

Wir betrachteten <strong>di</strong>ese Forderung als<br />

Diktat von Vorbe<strong>di</strong>ngungen, <strong>di</strong>e nicht akzeptabel<br />

sind, und forderten unsererseits<br />

be<strong>di</strong>ngungslose, ergebnisoffene Tarifverhandlungen.<br />

Auch hier ist genau das eingetreten, was<br />

wir vorhergesagt haben. In vielen Personalversammlungen<br />

und Gesprächen haben<br />

sich <strong>di</strong>e <strong>Ver</strong>antwortlichen des BMVBS<br />

erklärt, es gibt keine betriebsbe<strong>di</strong>ngten<br />

Kün<strong>di</strong>gungen, keine <strong>Ver</strong>setzungen gegen<br />

den Willen der Beschäftigten usw. Aber<br />

das waren nur Lippenbekenntnisse, Beruhigungspillen<br />

für <strong>di</strong>e Beschäftigten. Jetzt<br />

wo es konkret wird, will keiner eine tariflich<br />

verbindliche Zusage geben.<br />

Das ist inakzeptabel und wir werden uns<br />

<strong>di</strong>ese berechtigten Forderungen wohl<br />

erstreit(k)en müssen. Wir können uns<br />

schon mal darauf einstellen, dass wir nur<br />

mit weitergehenden Aktionen unsere Forderungen<br />

nach einem Tarifvertrag durchsetzen.<br />

Und das werden wir bestimmt<br />

hinbekommen – bei einer Zustimmung<br />

für einen unbefristeten Streik von 97%<br />

bundesweit.<br />

von: Christel Björkman<br />

Reform der WSV<br />

Immer aktuell informiert!<br />

www.bvsbv.ver<strong>di</strong>.de<br />

16


1/2<strong>01</strong>3<br />

Perspektivlos?<br />

Junge Beschäftigte in der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung<br />

Philipp Moritz, 20, arbeitet beim Wasserund<br />

Schifffahrtsamt Berlin im Außenbezirk<br />

Fürstenwalde als Industriemechaniker.<br />

Doch sein <strong>Ver</strong>trag läuft zum 14. Februar<br />

2<strong>01</strong>4 aus. Er ist nach dem Abschluss einer<br />

Ausbildung nur für ein weiteres Jahr übernommen<br />

worden.<br />

Wie siehst Du Deine Perspektiven ab<br />

Februar 2<strong>01</strong>4?<br />

Ich glaube, dass meine Perspektiven gut<br />

sind, denn ich habe eine fun<strong>di</strong>erte Ausbildung<br />

bekommen. Ich würde gerne in<br />

Fürstenwald und Umgebung bleiben. Hier<br />

gibt es einige größere und mehrere kleine<br />

Unternehmen in der Metallverarbeitung,<br />

bei denen ich mir ganz gute Chancen auf<br />

einen neuen Arbeitsplatz ausrechne.<br />

Und beim Wasser- und Schifffahrtsamt<br />

bestehen keine Chancen?<br />

Ich habe bislang noch nichts gehört. In<br />

den Ausbildungsjahren vor uns gab es<br />

zwar einige Ausnahmen, dass doch noch<br />

jemand nach dem einen Jahr unbefristet<br />

übernommen wurde, aber das waren<br />

nicht viele.<br />

Warum hast Du Dich beim Wasserund<br />

Schifffahrtsamt um eine Ausbildung<br />

beworben?<br />

Ich habe hier in der 9. Klasse ein Praktikum<br />

gemacht. Das hat mir viel Spaß gemacht.<br />

Ich habe in den dreieinhalb Jahren<br />

der Ausbildung nicht nur in der Werkstatt<br />

gearbeitet, ich habe auch vor Ort bei der<br />

Instandhaltung von Wehren und Schleusen<br />

mitgemacht. Ich war zum Beispiel<br />

am Bau der Slipanlage in Fürstenwalde<br />

beteiligt. Jetzt als fertig ausgebildeter Industriemechaniker<br />

werde ich auf verschiedenen<br />

Baustellen eingesetzt. Ich mag es,<br />

draußen zu arbeiten, viel am Wasser und<br />

in der Natur zu sein.<br />

Wenn <strong>di</strong>e Wasser- und Schifffahrtsämter<br />

ihr Ausbildungsangebot einschränken<br />

würden, wäre das ein <strong>Ver</strong>lust?<br />

Ja, das wäre ein großer <strong>Ver</strong>lust, denn eine<br />

Ausbildung, wie ich sie dort bekommen<br />

habe, ist ein guter Einstieg in den Beruf.<br />

Ich habe dreieinhalb Jahre in der Ausbildungswerkstatt<br />

in Fürstenwalde gearbeitet.<br />

Dort habe ich alles gelernt, was man<br />

als Industriemechaniker für <strong>di</strong>e Arbeit mit<br />

Metall braucht, so wie schweißen, drehen,<br />

schmieden oder <strong>di</strong>e Zerspanung.<br />

Jetzt habe ich gute Perspektiven, wenn<br />

ich mich in der Metallverarbeitung bewerbe.<br />

Je nach Stelle muss ich vielleicht noch<br />

eine Schweißerprüfung machen, aber <strong>di</strong>e<br />

Grundlage, <strong>di</strong>e ich habe, ist schon mal<br />

gut.<br />

Das Interview führte: Helga Kunze<br />

Neues aus dem Deutschen Wetter<strong>di</strong>enst<br />

Das Wort „Strategie“ ist seit Jahren ein<br />

Dauer-Modewort im DWD. Im März erhielt<br />

der Vorstand des DWD vom Ministerium<br />

<strong>di</strong>e Zustimmung zur Fortschreibung<br />

der DWD-Strategie bis 2020. Aller<strong>di</strong>ngs<br />

mit der ausdrücklichen Auflage, sozial<br />

verträgliche Lösungen zu finden.<br />

„Strategie“ suggeriert: Wir wissen, wo’s<br />

lang geht! Aber Realität ist: Fachstrategien<br />

und Fachkonzepte, in denen konkret<br />

steht, worauf sich <strong>di</strong>e Beschäftigten bis<br />

2020 einzustellen haben, werden erst<br />

in den kommenden Monaten fertiggestellt.<br />

Entwürfe wurden von plötzlichen<br />

Entscheidungen überholt. Echte und<br />

vermeintliche äußere Zwänge lassen sie<br />

schneller zu Makulatur werden, als sie -<br />

wortreich formuliert - entstanden sind<br />

und in Kraft treten.<br />

Ein Beispiel: Dass <strong>di</strong>e „alten“ Wetterbeobachter<br />

immer mehr durch Messtechnik<br />

ersetzt werden, ist allen klar. Aber kürzlich<br />

fiel der knallharte Vorstandsbeschluss:<br />

Wir wollen das Messnetz bis 2020 voll<br />

automatisieren. Mit dem permanent<br />

vorgebrachten Argument, dass <strong>di</strong>e Beschäftigten<br />

an anderen Standorten prioritär<br />

gebraucht würden . Gleichzeitig wird<br />

versprochen, dass niemand gegen ihren/<br />

seinen Willen umgesetzt werden solle.<br />

An den Wetterwarten arbeiten KollegInnen<br />

mit Familie, <strong>di</strong>e noch teils 20 Jahre<br />

Arbeitsleben vor sich haben und an den<br />

bisherigen Dienstorten familiär verwurzelt<br />

sind. Da passt offensichtlich etwas nicht<br />

zusammen. Aber unsere Führung wird ja<br />

bis zum Herbst <strong>di</strong>e „erneuerten“ Konzepte<br />

entwickeln. Die Personalvertretungen<br />

und <strong>di</strong>e Betroffenen werden zum wiederholten<br />

Male nicht mit eingebunden.<br />

Auch das ist wohl „Strategie“…<br />

von: Henry Geyer, Anna-Maria Haider<br />

Sprecher ver.<strong>di</strong>-<strong>Bund</strong>esbetriebsgruppe<br />

im DWD<br />

17


1/2<strong>01</strong>3<br />

„Wir müssen handeln“<br />

Saarbrücken: Landesbetrieb sucht nach Antworten auf <strong>di</strong>e Herausforderungen des<br />

demografischen Wandels<br />

(Foto: ver.<strong>di</strong>)<br />

Noch gibt es mehr Fragen als Antworten,<br />

denn das Projekt ist erst gestartet. Doch<br />

es wurden bereits Arbeitsgruppen gebildet,<br />

Workshops organisiert und drei Pilotbereiche<br />

definiert – zwei Außen<strong>di</strong>enststellen<br />

und ein Bereich in der <strong>Ver</strong>waltung. In<br />

den Arbeitsgruppen werden nun <strong>di</strong>e Arbeitsbe<strong>di</strong>ngungen<br />

der einzelnen Tätigkeiten<br />

im Detail erläutert. Der Hintergrund:<br />

Nicht immer werden körperliche Belastungen<br />

vom Chef oder von Außenstehenden<br />

genauso eingeschätzt wie von den Mitarbeitern,<br />

<strong>di</strong>e <strong>di</strong>e Tätigkeit ausüben. Und<br />

manchmal wissen Chef wie Mitarbeiter,<br />

wie anstrengend eine Tätigkeit ist – vor<br />

(Foto: ver.<strong>di</strong>)<br />

allem, wenn sie stundenlang ausgeübt<br />

wird. Doch sie ist erträglich, wenn es sich<br />

jeweils nur eine halbe Stunde handelt,<br />

geben oft <strong>di</strong>e Beschäftigten zu bedenken.<br />

Das muss Folgen haben für <strong>di</strong>e Arbeitsorganisation:<br />

So dürfen belastende Tätigkeiten<br />

immer nur für eine kurze Zeit eingeplant<br />

werden und nicht für den gesamten<br />

Arbeitstag.<br />

Vorgesetzte und Beschäftigte des Landesbetriebes<br />

grübeln auch darüber nach,<br />

welche Möglichkeiten, aber auch welche<br />

Grenzen altersgemischte Teams haben<br />

können. Oder spezielle Kolonnen, <strong>di</strong>e<br />

sich zum Beispiel um das Radwegenetz<br />

kümmern. Solche Spezialeinheiten sind<br />

für den Betrieb sinnvoll, denn es werden<br />

wichtige – oft zusätzliche - Aufgaben abgedeckt.<br />

Zudem sind solche Stellen, solche<br />

Spezialeinheiten ideal für Beschäftigte<br />

mit gesundheitlichen Einschränkungen.<br />

Aller<strong>di</strong>ngs fehlen <strong>di</strong>ese Beschäftigten für<br />

<strong>di</strong>e reguläre Aufgabenerle<strong>di</strong>gung und insbesondere<br />

im Winter<strong>di</strong>enst. Mit der Folge,<br />

dass <strong>di</strong>e hier verbliebenen Beschäftigten<br />

deutlich stärker – vielleicht sogar zu stark<br />

– beansprucht werden. „Damit besteht<br />

<strong>di</strong>e Gefahr, dass wir aus den Jungen und<br />

Gesunden, <strong>di</strong>e Kranken von Morgen machen“,<br />

gibt Niehren zu bedenken – vor<br />

allem, wenn es nur wenige oder gar keine<br />

zusätzlichen Stellen gibt.<br />

„Wir brauchen neue Modelle“, betont<br />

Personalrat Hartmut Eisinger. Und er<br />

meint: Es braucht sinnvolle Stellen, auf<br />

denen <strong>di</strong>e Beschäftigten entsprechend<br />

ihrer Leistungsfähigkeit eingesetzt werden<br />

können und auf denen <strong>di</strong>e Beschäftigten<br />

ihre Erfahrungen und ihr Wissen<br />

einbringen können. Ansätze zu solchen<br />

neuen Modellen soll auch das ver.<strong>di</strong>-Projekt<br />

demografischer Wandel aufzeigen.<br />

Es gehe darum zu sehen, wo Handlungsspielräume<br />

liegen und wo vielleicht an der<br />

Arbeitsorganisation Änderungen vorgenommen<br />

werden können und auch müssen.<br />

Ergebnisse sollen bis Mitte des Jahres<br />

vorliegen.<br />

Dass solche Modelle am besten mit und<br />

nicht gegen <strong>di</strong>e Beschäftigten entwickelt<br />

und umgesetzt werden können, stand<br />

sowohl für Eisinger als auch für Niehren<br />

immer außer Frage. Auch deshalb hat das<br />

ver.<strong>di</strong>-Projekt „Demografischer Wandel“,<br />

das <strong>di</strong>e Mitarbeiterbeteiligung als wesentlichen<br />

Erfolgsfaktor sieht, für sie einen<br />

besonderen Charme. Übrigens: Die Beschäftigten<br />

honorieren <strong>di</strong>e Intention des<br />

Arbeitgebers, <strong>di</strong>e Kolleginnen und Kollegen<br />

einzubeziehen. Aller<strong>di</strong>ngs erwarten<br />

<strong>di</strong>e Beschäftigten auch, dass es <strong>Ver</strong>änderungen<br />

gibt. „Sie wollen, dass sich nun<br />

auch was verbessert“, sagt Eisinger.<br />

von: Jana Bender<br />

18


1/2<strong>01</strong>3<br />

Aufgabe des Staates: <strong>Ver</strong>kehrswege erhalten,<br />

ausbauen und sichern gelingt<br />

nur mit ausreichender Finanzierung<br />

<strong>Bund</strong>esfachkommission Straßenbauverwaltung bezieht Stellung<br />

Aus Sicht der <strong>Bund</strong>esfachkommission<br />

Straßenbauverwaltung ist eine ausreichende<br />

Finanzierung der <strong>Ver</strong>kehrsinfrastruktur<br />

dringend geboten und lange<br />

überfällig. Die Sicherstellung der<br />

<strong>Ver</strong>kehrsinfrastruktur für <strong>di</strong>e Wirtschaft<br />

und für den privaten <strong>Ver</strong>kehrsteilnehmer<br />

ist von elementarer Bedeutung und darf<br />

nicht durch eine Unterfinanzierung gefährdet<br />

werden.<br />

Aber immer weniger Geld steht für den<br />

Erhalt und Ausbau der <strong>Ver</strong>kehrsinfrastruktur<br />

zur <strong>Ver</strong>fügung. Bereits seit Jahren bemängelt<br />

ver.<strong>di</strong> <strong>di</strong>e ungenügende Finanzausstattung<br />

der Straßenbauverwaltungen<br />

für Unterhalt, Erhalt und Neubau. Gleiches<br />

gilt für <strong>di</strong>e Wasserschifffahrtswege<br />

und <strong>di</strong>e Schiene.<br />

Der Bericht der sogenannten Daehre-<br />

Kommission 1 geht allein für den <strong>Ver</strong>kehrsträger<br />

Straße (überörtlich) von einer<br />

Unterfinanzierung von 2,55 Mrd. Euro<br />

jährlich auf 15 Jahre aus. Über alle <strong>Ver</strong>kehrsträger<br />

hinweg summiert sich <strong>di</strong>e Unterfinanzierung<br />

auf 7,2 Mrd. Euro jährlich<br />

auf 15 Jahre.<br />

ver.<strong>di</strong>-Forderung:<br />

Vorrang der Steuerfinanzierung von<br />

<strong>Ver</strong>kehrsinfrastruktur<br />

Die für jeden <strong>Ver</strong>kehrsteilnehmer freie<br />

<strong>Ver</strong>fügbarkeit von öffentlicher Infrastruktur<br />

ist von ausschlaggebender Bedeutung<br />

für eine mobile Gesellschaft. Erst<br />

<strong>di</strong>e öffentliche Infrastruktur stellt sicher,<br />

dass über ganz Deutschland hinweg alle<br />

gleichermaßen an der wirtschaftlichen<br />

Entwicklung teilhaben können – gleich ob<br />

Industrie, Mittelstand, Dienstleister oder<br />

BürgerInnen.<br />

Die Lasten der Finanzierung von <strong>Ver</strong>kehrsinfrastruktur<br />

sind gerecht auf <strong>di</strong>e<br />

Gesellschaft zu verteilen. Daher fordert<br />

ver.<strong>di</strong> grundsätzlich <strong>di</strong>e vollumfängliche<br />

Finanzierung der <strong>Ver</strong>kehrsinfrastruktur<br />

aus allgemeinen Steuermitteln. Damit<br />

werden aufgrund der Steuerprogression<br />

<strong>di</strong>e Teile der Gesellschaft stärker an<br />

der Finanzierung beteiligt, <strong>di</strong>e auch über<br />

höhere Einkommen verfügen. Dass <strong>Ver</strong>kehrsinfrastruktur<br />

<strong>di</strong>rekt oder zumindest<br />

in<strong>di</strong>rekt aus der gesamten Breite unserer<br />

Gesellschaft genutzt wird, ist ein weiteres<br />

Argument für eine vollumfängliche Finanzierung<br />

aus den allgemeinen Steuern.<br />

Derzeit wird der Großteil des Ausbaus<br />

unserer Straßen über Steuereinnahmen<br />

finanziert (KFZ- und Mineralölsteuer). Die<br />

<strong>Ver</strong>wendung von Steuergeldern unterliegt<br />

der Kontrolle durch das Parlament<br />

und der Rechnungshöfe. Bei dem derzeitigen<br />

<strong>Ver</strong>fahren zu den Einnahmen von<br />

Mautgebühren, also Nutzerfinanzierung<br />

ist <strong>di</strong>eses nicht so.<br />

Differenziert zu bewerten: Nutzerfinanzierung<br />

Seit 2005 wird <strong>di</strong>e LKW-Maut auf <strong>Bund</strong>esautobahnen<br />

und wenigen <strong>Bund</strong>esstraßen<br />

erhoben, im August 2<strong>01</strong>2 ausgeweitet<br />

auf vierspurige <strong>Bund</strong>esstraßen mit Autobahnanschluss.<br />

Das System zur Erhebung<br />

der Maut wird von der Toll Collect<br />

GmbH betrieben. Hiermit wurde für den<br />

Bereich des Schwerlastverkehrs <strong>di</strong>e Nutzerfinanzierung<br />

von <strong>Ver</strong>kehrsinfrastruktur<br />

entsprechend dem <strong>Ver</strong>ursacherprinzip<br />

eingeführt. Die ver.<strong>di</strong>-<strong>Bund</strong>esfachkommission<br />

stellt fest, dass durch <strong>di</strong>e Erhebung<br />

der Maut zusätzlicher Aufwand für<br />

Erfassung, Kontrolle und der Abrechnung<br />

entsteht. Dieser Transaktionsaufwand ist<br />

nicht unerheblich und wird von dem Anteil<br />

der Maut, <strong>di</strong>e dem Staat zukommt, in<br />

Abzug gebracht.<br />

Auch wenn es wegen des Aufwands für<br />

<strong>di</strong>e Erhebung gute Gründe gibt, davon<br />

wieder abzukommen, hat <strong>di</strong>ese Art der<br />

Nutzerfinanzierung Akzeptanz in Gesellschaft<br />

und Politik gefunden. Die Ausweitung<br />

der LKW-Maut auf alle Straßen und/<br />

oder alle KFZ > 3,5 to zGG wird im Bericht<br />

der Daehre-Kommission als mögliche Finanzierungsvariante<br />

betrachte.<br />

Aufgrund der Rahmenbe<strong>di</strong>ngungen ist<br />

in <strong>di</strong>esen Bereichen somit am ehesten<br />

damit zu rechnen, dass <strong>di</strong>e Nutzerfinanzierung<br />

ausgeweitet wird. Dieses ist unter<br />

dem Aspekt einer sozial und gesellschaftlich<br />

gerechten <strong>Ver</strong>teilung der Lasten der<br />

<strong>Ver</strong>kehrsinfrastrukturfinanzierung nur<br />

akzeptabel, wenn es eine gesicherte<br />

Kompensation für finanziell schwache<br />

Gesellschaftsschichten gibt.<br />

Folgen einer PKW-Maut<br />

In allen bisherigen Diskussionen wird <strong>di</strong>e<br />

Einführung einer PKW-Maut aufgrund<br />

fehlender Investitionsmittel aber auch als<br />

Wirtschaftsfaktor gerechtfertigt.<br />

6 Mio. Menschen in der <strong>Bund</strong>esrepublik<br />

sind auf Hartz IV angewiesen, prekäre<br />

Beschäftigung hat mittlerweile einen Anteil<br />

von über 20 % erreicht. Aber gerade<br />

von <strong>di</strong>esen Bevölkerungsgruppen wird ein<br />

hoher Grad an Mobilität erwartet, um<br />

beschäftigungsfähig zu bleiben. Die Einführung<br />

einer PKW-Maut würde <strong>di</strong>ese Bevölkerungsgruppen<br />

aufgrund ihrer wirtschaftlichen<br />

Möglichkeiten aber praktisch<br />

von der Benutzung der <strong>Bund</strong>esautobahnen<br />

ausschließen. Bei Einführung einer<br />

Maut über alle Straßen müssten sich Teile<br />

der Bevölkerung wohlmöglich sogar gegen<br />

ein eigenes Kraftfahrzeug entscheiden,<br />

auch wenn Region und Arbeitsstätte<br />

eigentlich Mobilität erfordern.<br />

Auch das Gerechtigkeitsargument gegenüber<br />

auslän<strong>di</strong>schen PKW-Nutzern zieht<br />

nicht. Deren Anteil beträgt gerade einmal<br />

5 % am Gesamt-PKW-Aufkommen auf<br />

den <strong>Bund</strong>esautobahnen. Nachgewiesenermaßen<br />

würden <strong>di</strong>e Mauteinnahmen<br />

auslän<strong>di</strong>scher PKWs <strong>di</strong>e Kosten für <strong>di</strong>e<br />

Erhebung einer Maut bei weitem nicht<br />

decken. Allein aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten<br />

würde eine von der Politik<br />

gerne angeführte Entlastung inlän<strong>di</strong>scher<br />

PKWs bei der PKW- oder Mineralölsteuer<br />

somit nicht realisierbar sein.<br />

1 D Kommission „Zukunft der <strong>Ver</strong>kehrsinfrastrukturfinanzierung“ hat 2<strong>01</strong>2 unter dem Vorsitz von Dr. Daehre (Minister a.D., Magdeburg)<br />

im Auftrag der <strong>Bund</strong>esregierung.<br />

19


1/2<strong>01</strong>3<br />

<strong>Ver</strong>kehrsinfrastruktur als öffentliche<br />

Dienstleistung<br />

Wir sind der Auffassung, dass <strong>di</strong>e Benutzung<br />

unserer Straßen für alle Bürger möglich<br />

sein muss. Die geforderte PKW-Maut<br />

ist nach unserer Auffassung ein weiterer<br />

Schritt der Politik in Richtung Entsolidarisierung<br />

der Bevölkerung. Dieses ist teilweise<br />

schon gelungen, wenn man nur an<br />

<strong>di</strong>e Zusatzbeiträge der Krankenversicherungen<br />

oder <strong>di</strong>e Zusatzversicherungen<br />

denkt, ohne <strong>di</strong>e für große Bevölkerungsschichten<br />

Brillen oder Zahnersatz nicht<br />

mehr finanzierbar sind.<br />

Das Vorhalten einer funktionierenden Infrastruktur<br />

fällt nach unserer Auffassung<br />

unter <strong>di</strong>e Daseinsvorsorge und ist eine<br />

elementare Aufgabe des Staates.<br />

Die Steuerung und Bereitstellung von<br />

Infrastruktur muss daher in öffentlicher<br />

Hand bleiben, auch um dem Staat ein<br />

wirtschaftspolitisches Steuerungsinstrument<br />

an <strong>di</strong>e Hand zu geben.<br />

20 % der Bevölkerung sind heute arm und auch <strong>di</strong>e unmittelbar angrenzende<br />

Bevölkerungsschicht hat oft keine Spielräume z.B. selbst für zusätzliche<br />

Altersvorsorge.<br />

Wenn <strong>di</strong>e LKW-Maut auf alle Straßen und alle KFZ > 3,5 to zulässiges Gesamtgewicht<br />

(zGG) ausgeweitet wird, sind damit nach heutigem Stand ca. 5 Mrd.<br />

Einnahmen zu erzielen. Diese Einnahmen werden über <strong>di</strong>e Preise letztendlich<br />

dem Endverbraucher in Rechnung gestellt. Der wesentliche Konsum besteht hier<br />

aus Gütern und Waren des täglichen Bedarfs, der für alle Bevölkerungsschichten<br />

volumenmäßig relativ gleich ausfällt, aller<strong>di</strong>ngs aufgrund der unterschiedlichen<br />

Einkommensentwicklung für <strong>di</strong>e einzelnen Bevölkerungsgruppen unterschiedliche<br />

Auswirkungen hat. So z.B. für einen Zwei-Personen-Haushalt, der von eher<br />

geringen Altersbezügen leben muss, aber hohe Gesundheitskosten zu tragen<br />

hat. Der Mautaufschlag würde auch auf den Gesundheitsbedarf aufgeschlagen.<br />

Dem gegenüber steht ein moderner Zwei-Personenhaushalt, beide berufstätig<br />

mit doppeltem Einkommen. In Summe wird ihr Beitrag an der Maut über <strong>di</strong>e<br />

Endverbraucherpreise geringer ausfallen als der des Rentnerhaushalts. Daher<br />

kann aus unserer Sicht eine Ausweitung der LKW-Maut nur in Betracht kommen,<br />

wenn es eine gesicherte Kompensation für untere und einfache Einkommen<br />

und sozial Schwache gibt.<br />

Aus den Ländern - Schleswig-Holstein<br />

Zukunftsperspektive für Auszubildende<br />

– Stellenabbau – ÖPP<br />

ver.<strong>di</strong>-Betriebsgruppe LBV-Schleswig-Holstein trifft Reinhard Meyer, den Minister für<br />

Wirtschaft, Arbeit, <strong>Ver</strong>kehr und Technik in Schleswig-Holstein<br />

Die Mitglieder der ver.<strong>di</strong>-Betriebsgruppe<br />

Ralf Wrobel, Peter Clausen, Jörg Wiens,<br />

Martin Jeß sowie der ver.<strong>di</strong> Fachbereichssekretär<br />

Karl-Heinz Pliete trafen am Dienstag,<br />

den 28.05.2<strong>01</strong>3, Minister Meyer in<br />

seinem Büro in Kiel.<br />

Die Situation der Auszubildenden lag<br />

auch dem Minister am Herzen, so dass erreicht<br />

werden konnte, dass <strong>di</strong>e Situation<br />

(Foto: ver.<strong>di</strong>)<br />

der Auszubildenden genauer untersucht<br />

werden soll. Nicht nur in der überbetrieblichen<br />

Ausbildungseinrichtung des<br />

Landesbetriebes, sondern auch in den<br />

Meistereien soll nach <strong>Ver</strong>besserungsmöglichkeiten<br />

für <strong>di</strong>e Förderung der Auszubildenden<br />

gesucht werden. Denn nur durch<br />

den Ausbau der Ausbildungsplätze kann<br />

der Personalbedarf der Zukunft mit qualitativ<br />

gut ausgebildeten Beschäftigten<br />

gedeckt werden kann.<br />

Zum Thema Stellenabbau gab es eine gute<br />

und eine schlechte Nachricht. Die schlechte<br />

Nachricht ist, dass auch im LBV-SH Stellen<br />

eingespart werden müssen. Der Minister<br />

vertrat <strong>di</strong>e Auffassung, dass der LBV-SH<br />

nicht vom allgemeinen Stellenabbau in der<br />

Landesverwaltung ausgenommen werden<br />

könne, wenn selbst bei der Polizei Stellen<br />

eingespart werden müssen.<br />

Die gute Nachricht ist, dass es keine betriebsbe<strong>di</strong>ngten<br />

Kün<strong>di</strong>gungen geben soll.<br />

Alle Stelleneinsparungen sollen durch<br />

Altersabgänge erreicht werden. Dies bedeutet<br />

aber für <strong>di</strong>e Kollegen eine höhere<br />

Arbeitsver<strong>di</strong>chtung, wenn nicht gleichzeitig<br />

<strong>di</strong>e Aufgabenwahrnehmung verändert<br />

wird.<br />

Auch der Minister nicht glücklich mit den<br />

ÖPP-Maßnahmen ist. Aber ein Zurückdrehen<br />

der bereits angeschobenen Projekte<br />

wie das A7-Projekt würde das Land in<br />

der Planung und Durchführung um 7 bis<br />

10 Jahre zurück werfen. Das Land werde<br />

aber <strong>di</strong>e Kosten/Nutzenbewertung der<br />

Projekte im Auge behalten. Weitere Gespräche<br />

wurden vereinbart.<br />

von: Martin Jeß<br />

20


1/2<strong>01</strong>3<br />

<strong>Bund</strong>eswehr<br />

Neuausrichtung <strong>Bund</strong>eswehr<br />

<strong>Bund</strong>esfachgruppenvorstand beschreibt 11 größten Webfehler der Reform<br />

Michael Peters (Foto: Ronny Keller)<br />

Die <strong>Bund</strong>eswehr steckt wieder mal mitten<br />

in einer Reform, <strong>di</strong>e alle bisherigen Ausmaße<br />

sprengt, kaum dass sie <strong>di</strong>e jüngsten<br />

<strong>Ver</strong>änderungsprozesse verdaut hat. Mehr<br />

noch: Eigentlich trifft es immer nur <strong>di</strong>e<br />

Beschäftigtengruppen der Arbeitnehmer,<br />

Beamten und Soldaten. Neuaufstellung,<br />

Wegfall und vor allem Auflösung, das<br />

sind <strong>di</strong>e großen Stichworte der Reform.<br />

Diese Reform wurde von den Zivilbeschäftigten<br />

der <strong>Bund</strong>eswehr in Hinblick auf<br />

Prioritätensetzung, welche Fähigkeiten<br />

<strong>di</strong>e <strong>Bund</strong>eswehr erhalten und ausbauen<br />

sollte und welche Fähigkeiten und Aufgabenbereiche<br />

mit Blick auf künftige Anforderungen<br />

und angesichts begrenzter<br />

Ressourcen (Personal), hoffnungsvoll erwartet.<br />

Nun: eine wahrzunehmende Prioritätensetzung<br />

wurde nicht vorgenommen,<br />

eine Aufgabenkritik fand nicht statt<br />

und somit sprechen böse Zungen nicht<br />

von reformieren sondern deformieren.<br />

Dass es so ist sehen wir als <strong>Bund</strong>esfachgruppe<br />

<strong>Bund</strong>eswehr in der Vorgehensweise<br />

der Reformer begründet: Da wird alles<br />

unternommen, damit eine politisch vorgegebene<br />

Zahl der Haushaltsstellen beim<br />

Zivilpersonal auf 55.000 sinkt. Statt sich<br />

zunächst zu überlegen, welche Aufgaben<br />

künftig noch erle<strong>di</strong>gt werden müssen und<br />

entsprechend Personal einzuplanen, wird<br />

umgekehrt gedacht: Das Personal muss<br />

schrumpfen, wie <strong>di</strong>e Aufgaben erle<strong>di</strong>gt<br />

werden sollen, wird wohl später beraten?<br />

Kein Wunder, dass es den Beschäftigten<br />

reichlich schummrig wird und dass sie sich<br />

fragen: „Was wird aus mir?“.<br />

Bei unseren ver.<strong>di</strong> Kolleginnen und Kollegen<br />

vor Ort häufen sich <strong>di</strong>e Anfragen,<br />

wie denn <strong>di</strong>e einzelnen <strong>Bund</strong>esparteien<br />

sich zu <strong>di</strong>eser <strong>Bund</strong>eswehr-Reform positionieren.<br />

Um <strong>di</strong>es zu erfahren, hat <strong>di</strong>e <strong>Bund</strong>esfachgruppe<br />

in der letzten Sitzung beschlossen,<br />

bei allen im <strong>Bund</strong>estag vertretenen<br />

Parteien <strong>di</strong>e Positionen zur <strong>Bund</strong>eswehr-<br />

Reform anzufragen. Gleichzeitig erfragen<br />

wir, was sie im Falle einer Regierungsverantwortung<br />

nach den anstehenden<br />

<strong>Bund</strong>estagswahlen im September 2<strong>01</strong>3<br />

verändern bzw. weiter führen würden.<br />

Die Antworten wollen wir dann unseren<br />

interessierten ver.<strong>di</strong> Kolleginnen und Kollegen<br />

vor Ort zur <strong>Ver</strong>fügung stellen.<br />

Die 11 gröSSten Webfehler der Neuausrichtung <strong>Bund</strong>eswehr<br />

1. <strong>Bund</strong>eswehr rank, schlank und einfach<br />

So sollte <strong>di</strong>e <strong>Bund</strong>eswehr nach der Reform<br />

sein! Was haben wir jetzt: 9 Abteilungen<br />

im BMVg und 8 Kommandobehörden<br />

bzw. <strong>Bund</strong>esämter außerhalb,<br />

davon 5 zwischen Koblenz und Köln mit<br />

erheblicher Personalunterdeckung in den<br />

<strong>Bund</strong>esämtern.<br />

8 Organisationsbereiche außerhalb des<br />

BMVg: Kommando SKB | Kommando<br />

Luftwaffe | Kommando Heer | Kommando<br />

Sanität | Marine Kommando | BAIUD |<br />

BAAIN | BAPersBw<br />

9 Abteilungen innerhalb des BMVg Personal:<br />

IUD | AIN | Führung Streitkräfte |<br />

Strategie und Einsatz | Planung | Politik |<br />

Haushalt und Controlling | Recht<br />

Diese „schlanke“ Struktur entscheidet<br />

einfach und schnell über Auftrag, Einsatz,<br />

Material und Manpower der <strong>Bund</strong>eswehr.<br />

Demokratisch legitimierte Entscheidungen<br />

werden im Parlament verkürzt eingeholt<br />

und <strong>di</strong>e Mitbestimmungsrechte<br />

finden nur eingeschränkt statt.<br />

2. Die Inspekteure der Teilstreitkräfte<br />

raus aus dem BMVg<br />

Die Inspekteure der Teilstreitkräfte sind<br />

zu Befehlsempfängern degra<strong>di</strong>ert. Stattdessen<br />

sind mehrere Räte und Gremien<br />

installiert worden, <strong>di</strong>e eine Beratung des<br />

Generalinspekteurs u.a. in Fragen des effektiven<br />

Einsatzes der Soldaten übernommen<br />

haben.<br />

3. Zentrale Personalführung<br />

Stichwort: Alles aus einer Hand. Z.B. Weiterverpflichtungsentscheidung<br />

durch das<br />

BAPersBw nach Aktenlage. Folge für <strong>di</strong>e<br />

Betroffenen: Starker Anstieg von Nachfragen<br />

zu <strong>Ver</strong>setzungen, Beurteilungen,<br />

Zustän<strong>di</strong>gkeiten, Weiterverpflichtungen,<br />

zur Gehaltssicherung, etc.<br />

4. Reduzierung von 75.000 zivilen<br />

Beschäftigten auf 55.000 am grünen<br />

Tisch.<br />

Umfang der Aufgaben der zivilen Beschäftigten<br />

waren und sind den Entscheidungsträgern<br />

bis heute unbekannt. Somit<br />

21


1/2<strong>01</strong>3<br />

kann bis heute auch niemand sagen, ob<br />

<strong>di</strong>e Zahl 55.000 als Zielgröße für <strong>di</strong>e Zivilbeschäftigten<br />

dem tatsächlichen Bedarf<br />

entspricht. Um <strong>di</strong>e <strong>Bund</strong>eswehr mit ihren<br />

bisherigen / zukünftigen Aufgaben funktionsfähig<br />

zu halten, werden mindestens<br />

67.252 zivile Beschäftigte benötigt. Dies<br />

war einmal das Ergebnis einer internen<br />

ministeriellen Bedarfsanalyse auf der Basis<br />

der Stationierungsentscheidung.<br />

5.1. Abschaffung des Wehr<strong>di</strong>enstes<br />

Es gab bisher keine Diskussion in der<br />

<strong>Bund</strong>esrepublik Deutschland zur <strong>Ver</strong>tei<strong>di</strong>gungspolitik.<br />

Die Abschaffung („Aussetzung“)<br />

wurde ohne Erklärung und schnell<br />

durchgeführt und bei der Bevölkerung<br />

ist sie überwiegend positiv wahrgenommen<br />

worden. Die zusätzlichen Ausgaben<br />

in Milliardenhöhe für den freiwilligen<br />

Wehr<strong>di</strong>enst als Folge der Aussetzung der<br />

Wehrpflicht wurde in der Öffentlichkeit<br />

nicht publiziert, sondern le<strong>di</strong>glich <strong>di</strong>e Einsparpotenziale.<br />

5.2. Mindestgröße der <strong>Bund</strong>eswehr<br />

Es wurde über eine Größe von 185.000<br />

Soldaten gesprochen. Aller<strong>di</strong>ngs wurde<br />

<strong>di</strong>eser Umfang nie als Untergrenze festgelegt.<br />

Mit einer Mindestuntergrenze könnten<br />

<strong>di</strong>e Teilstreitkräfte auch planen, egal<br />

ob eine weitere Reform kommt. Es wurde<br />

keine konkrete Zahl der freiwilligen Wehr<strong>di</strong>enstleistenden<br />

(5.000 und bis zu 15.000<br />

Soldaten) festgelegt. Eine ungenaue Zahl<br />

führt immer zu Mehrkosten und Problemen<br />

bei der Planung der Infrastruktur,<br />

Aufgabenerfüllung etc.<br />

6. Aufgabentrennung nach GG Art<br />

87a / 87b<br />

Wenn ziviles Personal fehlt, wird <strong>di</strong>eses<br />

Personal durch Soldaten ersetzt. Reine<br />

<strong>Ver</strong>waltungsaufgaben werden von Militärs<br />

wahrgenommen. Wer <strong>di</strong>e Aufgabentrennung,<br />

<strong>di</strong>e das Grundgesetz im Artikel<br />

87a / 87b vorsieht, nicht mehr für zeitgemäß<br />

ansieht, der sollte das Grundgesetz<br />

im Parlament ändern und nicht durch <strong>di</strong>e<br />

Hintertür.<br />

7. Outsourcing von Aufgaben der<br />

<strong>Bund</strong>eswehr<br />

Wie sagte einst ein Politiker so treffend:<br />

„Soldaten sollen ihren Kernaufgaben<br />

nachkommen“. Dabei war dem Politiker<br />

nicht bewusst, wie komplex <strong>di</strong>e <strong>Bund</strong>eswehr<br />

und wie vielschichtig <strong>di</strong>e Aufgaben<br />

der Soldaten sind.<br />

7.1. Zentralisierung und Abgabe des<br />

Travel Managements (TM)<br />

Ziel ist, alles wird einfacher. Bisher wurde<br />

der Kunde (Dienstreisender) beraten und<br />

abgerechnet aus einer Hand durch einen<br />

Sachbearbeiter bei einem <strong>Bund</strong>eswehr<strong>di</strong>enstleistungszentrum.<br />

Der persönliche<br />

Kontakt und <strong>di</strong>e räumliche Nähe war<br />

sichergestellt. Klagen gab es so gut wie<br />

keine, es hat sich bewährt. Zukünftig<br />

wird der Kontakt zwischen dem Antragsteller<br />

und dem Berechner per LoNo oder<br />

im Briefverkehr stattfinden. Beschwerden<br />

und gerichtliche <strong>Ver</strong>fahren sind <strong>di</strong>e Konsequenzen,<br />

denn Rechtsauffassungen<br />

zwischen Berater, <strong>di</strong>e bei den BwDLZ bleiben,<br />

und Abrechner können unterschiedlich<br />

sein.<br />

7.2. Personalabrechnung<br />

Mit Zeitverschiebung von 10 Jahren (altersbe<strong>di</strong>ngtes<br />

Ausscheiden der dann ehemaligen<br />

<strong>Bund</strong>eswehrbeschäftigten der<br />

Personalabrechnung) wird <strong>di</strong>eselbe Problematik<br />

wie beim TM zu verzeichnen sein.<br />

Die bundeswehrspezifischen Belange (Zulagen<br />

usw.) finden nur Anklang, wenn<br />

<strong>di</strong>e Bezüge-/Besoldungsrechner auch dass<br />

Wissen um <strong>di</strong>ese Zulagen haben. Nach<br />

Überleitung der Personalabrechnung zum<br />

<strong>01</strong>.07.2<strong>01</strong>3 wird kein <strong>Bund</strong>eswehrpersonal<br />

nachgesteuert.<br />

8. Schließung von Standorten/Renovierungen<br />

Es gibt viele Begründungen, warum man<br />

<strong>di</strong>esen oder jenen Standort schließt. Es ist<br />

aber widersinnig eine Liegenschaft zuerst<br />

zu renovieren, dann zu schließen und <strong>di</strong>ese<br />

mehrerer Jahre verrotten zu lassen. Eine<br />

Wirtschaftlichkeitsberechnung macht nur<br />

bei belastbarem Material wirklich Sinn.<br />

(siehe z.B. Heidenheim, Lechfeld, Fürstenfeldbruck,<br />

Ahlorn, Donauwörth, Rheine<br />

usw.)<br />

9. Abschaffen/Reduzierung der Beteiligungsrechte<br />

für Beschäftigte der<br />

<strong>Bund</strong>eswehr<br />

Die stän<strong>di</strong>gen <strong>Ver</strong>weigerungen der unmittelbaren<br />

Beteiligungen durch Mitbestimmung<br />

des HPR bei der Umgliederung<br />

der <strong>Bund</strong>eswehr führt zu Widerstand und<br />

fehlender Identifizierung mit den Entscheidungen.<br />

Die Rechte der Beteiligungen<br />

von Soldaten (SBG) werden weiter<br />

eingeschränkt.<br />

Durch das Konstrukt „<strong>Ver</strong>waltungsseitiges<br />

Einvernehmen § 92 Nr. 1 BPersVG“<br />

werden <strong>di</strong>e unmittelbaren Mitbestimmungsrechte<br />

besonders beim Zivilpersonal,<br />

hier Beamte und Arbeitnehmer ab<br />

der Entgeltgruppe 9, ausgehöhlt.<br />

10. Reform beenden<br />

Bisher wurde keine Reform zu Ende geführt.<br />

So kann auch niemand sagen, dass<br />

sie ein Erfolg war. Nachsteuern war somit<br />

auch nicht möglich, selbst wenn mal ein<br />

Teil einer Reform Sinn hatte. Daher muss<br />

<strong>di</strong>e laufende Reform mit den notwen<strong>di</strong>gen<br />

Nachbesserungen zu Ende geführt<br />

werden. Ein Dialog mit Interessenvertretungen<br />

und der Basis ist hierzu notwen<strong>di</strong>g.<br />

11. Reduzierung der Berufsausbildung<br />

Zurzeit zählen wir in der <strong>Bund</strong>eswehr<br />

4.575 junge Menschen <strong>di</strong>e sich in der<br />

Ausbildung bei der <strong>Bund</strong>eswehr befinden.<br />

Ohne Festlegung eines tatsächlichen Bedarfes<br />

will der Minister <strong>di</strong>e Ausbildungsplätze<br />

und guten Ausbildungsmöglichkeiten<br />

der <strong>Bund</strong>eswehr bei der Umsetzung<br />

der Neuausrichtung zusammenstreichen.<br />

Im Zuge der demographischen Entwicklung<br />

und einer konzeptionellen Personalentwicklung<br />

sind hier erst <strong>di</strong>e Bedarfe<br />

unter Einbeziehung der Interessenvertretungen<br />

festzulegen.<br />

Kleines Jubiläum des Bezirkspersonalrates<br />

bei der WBV West<br />

Im Anschluss an <strong>di</strong>e letzte Sitzung des<br />

Bezirkspersonalrates am 2. Mai 2<strong>01</strong>3 begingen<br />

<strong>di</strong>e Kolleginnen und Kollegen das<br />

kleine Jubiläumsfest im Bildungszentrum<br />

der WBV West. Ehemalige Vorstandskolleginnen<br />

und -kollegen sowie erst aufgrund<br />

der fortschreitenden Strukturreform der<br />

<strong>Bund</strong>eswehr kürzlich ausgeschiedene Mitglieder<br />

sind der Einladung gerne gefolgt.<br />

22


1/2<strong>01</strong>3<br />

In seiner Begrüßung ging der Vorsitzende<br />

des Bezirkspersonalrates, Konrad Tatzel,<br />

auf <strong>di</strong>e 55-jährige Geschichte des BPR<br />

ein. Dabei stand <strong>di</strong>e <strong>Bund</strong>esreform im<br />

kritischen Fokus, aber großer Raum fand<br />

er auch für <strong>di</strong>e zahlreichen Gemeinschafterlebnisse<br />

der Gremiumsmitglieder miteinander.<br />

So manche schöne Erinnerungen<br />

wurden noch einmal leben<strong>di</strong>g. Oft hatte<br />

er <strong>di</strong>e Lacher auf seiner Seite.<br />

Konrad Tatzel dankte allen für <strong>di</strong>e mehr<br />

als 12 Jahre lange Unterstützung seiner<br />

Funktion als Vorsitzender und <strong>di</strong>e hervorragende<br />

Teamarbeit in verschiedenen<br />

Zusammensetzungen des Vorstandes und<br />

des Gremiums. Ein ganz besonderes Dankeschön<br />

richtete er an <strong>di</strong>e guten Seelen<br />

im Geschäftszimmer, den Kolleginnen Gabriele<br />

Rawalski und Petra Hengst.<br />

Nach 55 Jahren und einen Monat endet<br />

offiziell mit der Schließung der WBV West<br />

zum 30.Juni 2<strong>01</strong>3 <strong>di</strong>e Existenz des Bezirkspersonalrates.<br />

Mit den besten Wünschen<br />

für <strong>di</strong>e berufliche und private Zukunft<br />

beendete der Vorsitzende sichtlich<br />

emotional seine Rede.<br />

Seine letzte Amtshandlung war <strong>di</strong>e Aushän<strong>di</strong>gung<br />

der Sitzungsglocke an Michael<br />

(Foto: ver.<strong>di</strong>)<br />

Geifes, der als Listenführer der Gruppen<br />

der Arbeitnehmer für ver.<strong>di</strong> zum BPR des<br />

<strong>Bund</strong>esamtes für das Personalmanagement<br />

der <strong>Bund</strong>eswehr kan<strong>di</strong><strong>di</strong>ert.<br />

Ein zünftiges Grillfest, wie immer hervorragend<br />

organisiert von Kollege Walter<br />

Kunkel und sein Team, folgte dem offiziellen<br />

Teil. Bis in <strong>di</strong>e späten Abendstunden<br />

verweilte man in gemütlicher Atmosphäre<br />

im regen Gedankenaustausch.<br />

BMvg: Expertengespräche mit ver.<strong>di</strong><br />

im Nachgang des Bildungsgipfels 2<strong>01</strong>2<br />

ver.<strong>di</strong> fordert:<br />

• Übernahme aller Auszubildenden<br />

• Berufsausbildung im bisherigen Umfang<br />

• Übernahme von Tarifbeschäftigten ins<br />

Beamtenverhältnis ohne Laufbahnprüfung<br />

Nachdem man sich in der ersten Runde<br />

über <strong>di</strong>e Grundsätze der Personalentwicklung<br />

von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern<br />

verstän<strong>di</strong>gt hat und Teilaspekte<br />

wie:<br />

• Kommunikation im Rahmen der Personalentwicklung<br />

• Mobilität, Flexibilität und <strong>Ver</strong>wendungsbreite<br />

• Identifizierung besonders leistungsstarker<br />

Nachwuchskräfte/Fortbildung<br />

• Personalentwicklung mit Blick auf Auszubildende<br />

besprochen hat, war <strong>di</strong>e zweite Runde<br />

geprägt von der klaren Feststellung, dass<br />

der Begriff „Personalentwicklung“ als<br />

„Förderung der beruflichen Fortentwicklung<br />

von Tarifbeschäftigten“ verstanden<br />

wird. Ein wesentlicher Baustein für ein<br />

Personalentwicklungskonzept ist <strong>di</strong>e Beantwortung<br />

der Frage nach dem Bedarf.<br />

ver.<strong>di</strong> stellt fest, dass sich ein nachhaltiges<br />

Personalentwicklungskonzept in seiner<br />

Umsetzung auf nachprüfbare, einheitliche<br />

Instrumente stützt. ver.<strong>di</strong> hat insbesondere<br />

auf <strong>di</strong>e Durchführung von Qualifizierungsgesprächen<br />

nach § 5 TVöD hingewiesen<br />

und eine Handlungshilfe incl.<br />

Musterleitfaden und eine Mustervorlage<br />

der Dokumentation des Qualifizierungsgesprächs<br />

übergeben. ver.<strong>di</strong> erwartet den<br />

Abschluss einer verbindlichen <strong>Ver</strong>einbarung<br />

für ein Personalentwicklungskonzept.<br />

Am 14. März fand ein drittes Gespräch<br />

statt. Hier konnten fast erwartungsgemäß<br />

<strong>di</strong>e <strong>Ver</strong>treterdes BMVg nicht mit belastbaren<br />

Zahlen des Personalbedarfs im<br />

Bereich der Tarifbeschäftigten aufwarten.<br />

Aller<strong>di</strong>ngs wurde mitgeteilt, dass im Jahr<br />

2<strong>01</strong>3 mit Steigerung in den folgenden<br />

Jahren 500 bis 900 Arbeitnehmer/-Innen<br />

aus dem gewerblich technischen u. me<strong>di</strong>zinischen<br />

Bereich durch <strong>Ver</strong>rentung ausscheiden<br />

werden. Auch wurde bekanntgegeben,<br />

dass bereits ca. 300 befristete<br />

Arbeitsverträge in den letzten Monaten<br />

entfristet und Neueinstellungen vorgenommen<br />

wurden.<br />

23


1/2<strong>01</strong>3<br />

ver.<strong>di</strong> fordert als erste Sofortmaßnahme:<br />

• <strong>di</strong>e unbefristete Übernahme aller Auszubildenden<br />

• <strong>di</strong>e Fortsetzung der Berufsausbildung<br />

im bestehenden Umfang<br />

• <strong>di</strong>e vereinfachte Übernahme von Tarifbeschäftigten<br />

in das Beamtenverhältnis<br />

auf Lebenszeit gemäß §19 Abs.1 Nr.2<br />

Beamtenlaufbahnverordnung.<br />

Um den konkreten Bedarf im mittleren<br />

nichttechnischen <strong>Ver</strong>waltungs<strong>di</strong>enst im<br />

BAIUD und im BAPersBw sicher zu stellen,<br />

darf nicht nur den SoldatenInnen auf Zeit<br />

<strong>di</strong>e Übernahme als Beamtin bzw. Beamte<br />

zum <strong>01</strong>.07.2<strong>01</strong>3 angeboten werden!<br />

Die Tarifbeschäftigten der <strong>Bund</strong>eswehr<br />

sind nicht Beschäftigte 2. Klasse!<br />

WBV West adé –<br />

Festakt ohne Mitarbeiter<br />

Auch das Ende guter ver.<strong>di</strong> Strukturen in Düsseldorf<br />

Als am 28. Mai 2<strong>01</strong>3 <strong>di</strong>e WBV West durch<br />

einen Festakt und eine Serenade gewür<strong>di</strong>gt<br />

wurde, blieben <strong>di</strong>e Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter - wie im Ressort BMVg<br />

üblich - außen vor. Vom obligatorischen<br />

Dank an das Personal erfuhren <strong>di</strong>e Kolleginnen<br />

und Kollegen aus den Me<strong>di</strong>en,<br />

auch wie üblich. Warum auch beim letzten<br />

Akt vom Gewohnten abweichen?<br />

Durch <strong>di</strong>e Neuausrichtung der <strong>Bund</strong>eswehr<br />

verliert ver.<strong>di</strong> eine gut funktionierende,<br />

kampfstarke und -erprobte Betriebsgruppe.<br />

Die Mitglieder finden sich<br />

zukünftig in Splittergruppen bei verschiedenen,<br />

kleinen <strong>Bund</strong>eswehr<strong>di</strong>enststellen<br />

und den aufnehmenden neuen Dienststellen<br />

von BMI (<strong>Bund</strong>esverwaltungsamt)<br />

und BMF (<strong>Bund</strong>esamt für zentrale Dienste<br />

und offene <strong>Ver</strong>mögensfragen und <strong>Bund</strong>esfinanz<strong>di</strong>rektion<br />

West) wieder.<br />

In den vergangenen Jahrzehnten prägten<br />

<strong>di</strong>e ver.<strong>di</strong>anerinnen und ver.<strong>di</strong>aner<br />

(und vorher schon als DAG und ÖTV) am<br />

Standort Düsseldorf auch immer <strong>di</strong>e Personalratsarbeit<br />

im ÖPR, GPR und BPR der<br />

WBV West (und vorher WBV III)!<br />

von: U.P.<br />

ver.<strong>di</strong> Spitzenkan<strong>di</strong>dat zu Gast<br />

im BwDLZ Münster<br />

v.l. Andreas Bergener, ÜBPR-BAIUDBw, Michael Peters, ver.<strong>di</strong>, Herr Paul, Behördenleiter, Wilfried Münning, PR-Vorsitzender<br />

(Foto: ver.<strong>di</strong>)<br />

„Wir setzen ein immer <strong>di</strong>ckeres Fragezeichen<br />

hinter <strong>di</strong>e Zusage der <strong>Bund</strong>eswehrleitung<br />

und der Politik, dass es bei der<br />

Neuausrichtung der <strong>Bund</strong>eswehr nicht<br />

zu sozialen Härten kommen werde und<br />

dass sich keiner mit der Reform schlechter<br />

stellen wird als vorher“, so das Fazit<br />

der ver.<strong>di</strong> <strong>Ver</strong>treter Andreas Bergener,<br />

ÜBPR-BAIUDBw und Michael Peters, ver.<strong>di</strong><br />

Berlin, am 27. Juni 2<strong>01</strong>3 bei der Personalversammlung<br />

des <strong>Bund</strong>eswehr<strong>di</strong>enstleistungszentrums<br />

Münster.<br />

24


1/2<strong>01</strong>3<br />

Finanz- und Steuerverwaltung<br />

ver.<strong>di</strong> Zöllnerinnen und Zöllner bei der<br />

Neufassung der Regeln für Schicht<strong>di</strong>enstleistende<br />

beteiligt<br />

Am 5. Juni 2<strong>01</strong>3 konnte ein jahrelanger<br />

Abstimmungsprozess zwischen dem BMI<br />

und den Gewerkschaften durch einen Kabinettsbeschluss<br />

abgeschlossen werden.<br />

Ziel des Gesetzgebers war es verschiedene<br />

Regelungen, Begrifflichkeiten und Anwendungsvorschriften<br />

zum Ausgleich für<br />

Schicht<strong>di</strong>enst zu vereinheitlichen.<br />

Dazu war Sachverstand auf beiden Seiten<br />

nötig. Für ver.<strong>di</strong> nahm der Kollege Andreas<br />

Gallus an den Vorabstimmungen teil<br />

und kommentiert <strong>di</strong>e nun vorliegende<br />

<strong>Ver</strong>ordnung wie folgt:<br />

Natürlich kann man mit gefundenen<br />

Kompromissen nicht in Gänze zufrieden<br />

sein. Wir haben uns z.B. vehement für <strong>di</strong>e<br />

Anrechnung von Dienstzeiten eingesetzt,<br />

<strong>di</strong>e nach 06.00 Uhr geleistet werden müssen,<br />

weil Hausdurchsuchungen, <strong>Ver</strong>nehmungen<br />

oder ähnliches zu erle<strong>di</strong>gen sind.<br />

Ohne Erfolg. Noch wichtiger wäre für uns<br />

gewesen, dass ein ganzheitlicher Ansatz<br />

im Zusammenhang mit den gesundheitlichen<br />

Risiken bei Schicht<strong>di</strong>enst, vor allem<br />

aber der Nachtarbeit, Berücksichtigung<br />

gefunden hätte. Die <strong>Ver</strong>kürzung der Lebensarbeitszeit<br />

ist für uns ein wichtiger<br />

adäquater Ausgleich für <strong>di</strong>e Belastungen<br />

<strong>di</strong>e langjährigen Schicht<strong>di</strong>enst. Das BMI<br />

war dazu zum jetzigen Zeitpunkt nicht<br />

bereit, sagte aber zu, mit dem DGB und<br />

seinen Mitgliedsgewerkschaften darüber<br />

zu einem späteren Zeitpunkt zu <strong>di</strong>skutieren.<br />

Der Wegfall der sogenannten kleinen<br />

Schichtzulage führt für <strong>di</strong>e bisherigen<br />

Empfängerinnen und Empfänger zu einem<br />

jährlichen Einkommensverlust von<br />

ca. 400,00 €. Das tut besonders weh und<br />

ich bezweifle, ob <strong>di</strong>eser Kreis durch <strong>di</strong>e<br />

neuen Regeln den <strong>Ver</strong>lust kompensieren<br />

kann.<br />

Dennoch ziehe ich insgesamt ein positives<br />

Resümee, da wir uns bei einigen wesentlichen<br />

Punkten im Sinne der Beschäftigten<br />

einigen konnten.<br />

Das BMI hatte vor, <strong>di</strong>e anrechenbare Zeit<br />

für Zulagen und Zusatzurlaub erst ab<br />

21.00 Uhr gelten zu lassen. Nunmehr<br />

gilt 20.00 Uhr. Die Zulage wird in der Zukunft<br />

nun auch dann zu 100 % bezahlt,<br />

wenn <strong>di</strong>e Empfänger parallel Polizeizulage<br />

erhalten. Bisher wurde sie auf 75 %<br />

gekürzt. Auch Beamtinnen und Beamte<br />

auf Widerruf erhalten spätestens ab dem<br />

nächsten Jahr <strong>di</strong>ese Zulagen.<br />

Insgesamt gesehen werden <strong>di</strong>e <strong>Ver</strong>änderungen<br />

für <strong>di</strong>e nacht<strong>di</strong>enstleistenden<br />

Kolleginnen und Kollegen zu einer doch<br />

erheblichen Erhöhung des Erstattungsbetrages<br />

führen.<br />

Die Regelungen im Einzelnen:<br />

Erschwerniszulage<br />

Beamte und Soldaten erhalten eine monatliche<br />

Zulage, wenn sie zu wechselnden<br />

Zeiten zum Dienst herangezogen werden<br />

und im Kalendermonat mindestens<br />

5 Stunden Dienst in der Zeit von 20.00-<br />

06.00 Uhr (Nacht<strong>di</strong>enststunden) leisten.<br />

Die eigentliche Zulage ist dreigeteilt:<br />

Andreas Gallus ist Mitglied in der<br />

<strong>Bund</strong>esfachkommission <strong>Bund</strong>esfinanzverwaltung,<br />

im Hauptpersonalrat beim<br />

<strong>Bund</strong>esfinanzministerium und Vorsitzender<br />

des örtlichen Personalrates beim<br />

Hauptzollamt Singen (Foto: ver.<strong>di</strong>)<br />

1. Grundbetrag 02,40 € / Stunde zwischen<br />

20.00 - 06.00 Uhr (höchstens<br />

108,00 € monatlich)<br />

2. Erhöhungsbetrag<br />

<strong>01</strong>,00 € / Stunde zusätzliche zwischen<br />

00.00 - 06.00 Uhr<br />

3. Zusatzbetrag 20,00 € wenn mindestens<br />

drei Dienste an einem Samstag,<br />

Sonntag oder Feuertag beginnen.<br />

Geleistete Nachtstunden, <strong>di</strong>e wegen der<br />

Kappung bei 108,00 € nicht abgegolten<br />

werden, können in den folgenden Monat<br />

übertragen werden. Diese Übertragung<br />

ist auf weitere 135 Nacht<strong>di</strong>enststunden<br />

begrenzt.<br />

Zusatzurlaub<br />

Die Gutschreibung erfolgt monatlich.<br />

Beamtinnen und Beamte haben Anspruch<br />

auf einen halben Arbeitstag Zusatzurlaub,<br />

wenn sie<br />

1. Dienst zu wechselnden Zeiten verrichten<br />

(gleiche Definition wie bei der Zulage)<br />

und<br />

2. im Kalendermonat mindestens 35<br />

Stunden in der Zeit zwischen 20.00 -<br />

06.00 Uhr Dienst geleistet wird.<br />

Hinweise:<br />

1. Nachtstunden, <strong>di</strong>e nicht für einen halben<br />

Tag Zusatzurlaub ausreichen und<br />

<strong>di</strong>e in einem Kalendermonat über 35<br />

Stunden hinaus geleisteten Nachtstunden,<br />

werden in den Folgemonat übertragen.<br />

2. Der Übertrag ist auf 70 Stunden begrenzt.<br />

3. Im Urlaubsjahr werden bis zu 6 Tage<br />

Zusatzurlaub gewährt.<br />

4. Es werden nur volle Tage Zusatzurlaub<br />

gewährt.<br />

Beschäftigte, <strong>di</strong>e <strong>di</strong>e obigen Be<strong>di</strong>ngungen<br />

nicht erfüllen, erhalten je 100 geleistete<br />

Nachtstunden einen Arbeitstag Zusatzurlaub.<br />

25


1/2<strong>01</strong>3<br />

Hinweise:<br />

1. Es werden im Höchstfall 6 Tage Zusatzurlaub<br />

gewährt.<br />

2. Im Urlaubsjahr werden bis zu 6 Tage<br />

Zusatzurlaub gewährt.<br />

3. Nacht<strong>di</strong>enststunden <strong>di</strong>e in einem Urlaubsjahr<br />

über 600 geleistet worden<br />

sind, werden in das Folgejahr übertragen.<br />

4. Der Übertrag ist auf 100 Stunden begrenzt.<br />

Allgemeine Hinweise:<br />

1. Die notwen<strong>di</strong>gen Nacht<strong>di</strong>enststunden<br />

zur Gewährung von Zusatzurlaub sind<br />

proportional zur einer Teilzeitbeschäftigung<br />

zu erbringen.<br />

2. Beamtinnen und Beamte, <strong>di</strong>e das 50.<br />

Lebensjahr vollendet haben oder im<br />

Laufe des Urlaubsjahres vollenden,<br />

bekommen einen Tag Zusatzurlaub<br />

zusätzlich.<br />

3. Beamtinnen und Beamte, <strong>di</strong>e das 60.<br />

Lebensjahr vollendet haben oder im<br />

Laufe des Urlaubsjahres vollenden,<br />

bekommen zwei Tage Zusatzurlaub<br />

zusätzlich. Voraussetzung für <strong>di</strong>e Regelung<br />

unter 2. und 3. ist, dass <strong>di</strong>e<br />

Voraussetzungen für mindestens einen<br />

Tag Zusatzurlaub erbracht worden<br />

sind.<br />

Finanzkontrolle<br />

Schwarzarbeit beim Zoll<br />

Fast 10 Jahre ist es her: Wie ein Krebsgeschwür<br />

verbreitete sich in Deutschland<br />

Schwarzarbeit und illegale Beschäftigung.<br />

Es wurde salonfähig, ganze Gebäude „an<br />

der Steuer vorbei“ mit schwarz zu Dumpinglöhnen<br />

beschäftigten Menschen zu<br />

bauen. Nur <strong>di</strong>e Dummen hielten sich an<br />

Tarifverträge und soziale Mindeststandards.<br />

Also beschlossen <strong>di</strong>e damaligen <strong>Bund</strong>esminister<br />

für Wirtschaft, Arbeit und<br />

Soziales einerseits und der <strong>Bund</strong>esfinanzminister<br />

für Finanzen <strong>di</strong>e Einrichtung eines<br />

Aufgabengebietes „Finanzkontrolle<br />

Schwarzarbeit“ (FKS) in der <strong>Bund</strong>esfinanzverwaltung,<br />

beim Zoll. Das nötige<br />

Personal sollte kurzfristig durch Überleitung<br />

von Angehörigen der Arbeitsmarktinspektionen<br />

kommen. Zusätzlich wurden<br />

in den folgenden Jahren hunderte Be<strong>di</strong>enstete<br />

anderer Behörden angeworben.<br />

Seitdem hat sich viel getan. Die politischen<br />

und rechtlichen Rahmenbe<strong>di</strong>ngungen<br />

haben sich geändert. Heute gibt es<br />

eine Vielzahl regionaler und branchenbzw.<br />

berufsspezifischer Mindestlohnregelungen.<br />

Ihre Einhaltung wird von ca. 5000 Zöllnerinnen<br />

und Zöllnern überwacht.<br />

Wie ist <strong>di</strong>e Stimmung? Aufschlüsse gibt<br />

<strong>di</strong>e aktuelle Mitarbeiterbefragung. Danach<br />

gibt es für den Zoll noch viel zu tun.<br />

Wie sinnvoll sind Zielvorgaben, <strong>di</strong>e blind<br />

auf einzelne Zahlen wie Schadenshöhe<br />

oder Anzahl von Personenbefragungen<br />

beschränkt sind und keinerlei Auskunft<br />

über Erfolg oder Qualität der geleisteten<br />

Arbeit geben?<br />

Wie berücksichtigt <strong>di</strong>e Behördenleitung<br />

den besonderen Druck, dem FKS-Be<strong>di</strong>enstete<br />

im Umgang mit Staatsanwaltschaften<br />

und Gerichten ausgesetzt sind? Schließlich<br />

gibt es in <strong>di</strong>esem speziellen Arbeitsgebiet<br />

eine besondere „Qualitätskontrolle“.<br />

Während in anderen Bereichen des<br />

Zolls Fehler meistens intern erkannt und<br />

behoben werden, sind in der FKS gleich<br />

Staatsanwaltschaften und Gerichte damit<br />

befasst, Mängel aufzuspüren.<br />

Wie geht man damit um, wenn über<br />

<strong>di</strong>e Politik permanent an der FKS gezerrt<br />

wird? Es gibt Branchenvertreter, <strong>di</strong>e beschweren<br />

sich über zu viel Kontrolle. Es<br />

gibt andere, denen wird gar nicht genug<br />

kontrolliert.<br />

Hohen Belastungen sind Angehörige der<br />

FKS bei Kontrollaktionen ausgesetzt. Morgens<br />

um 4 Uhr auf einem Schlachthof,<br />

Durchsuchungen in einem Großbetrieb,<br />

Kontrollen im Rotlichtmilieu. Wie werden<br />

hier <strong>di</strong>e psychischen und physischen Belastungen<br />

ausgeglichen?<br />

All <strong>di</strong>esen Fragen wird sich <strong>di</strong>e Behördenleitung<br />

im BMF stellen müssen. Dann wird<br />

man sehen, ob es sich lohnt, Mitarbeiterbefragungen<br />

durchzuführen und ob es<br />

sich für <strong>di</strong>e Beschäftigten lohnt, sich an<br />

künftigen Befragungen zu beteiligen.<br />

Deutschland braucht mehr Steuereinnahmen<br />

ver.<strong>di</strong> fordert gesellschaftliche Ächtung von Steuerhinterziehung<br />

Endlich wird in Deutschland über Steuererhöhungen<br />

und über Steuerhinterziehung<br />

offen debattiert. Politikerinnen<br />

und Politiker <strong>di</strong>eses Landes haben sich<br />

über Jahre hinweg an neoliberalen Forderungen<br />

interessierter Wirtschaftskreise<br />

orientiert. Danach war staatlicher Einfluss<br />

zurückzufahren, Steuern waren zu<br />

senken, der Steuervollzug wurde sehr<br />

halbherzig betrieben. Wohin das geführt<br />

hat, wird immer mehr klar: Zu einer erhöhten<br />

Staatsverschuldung und zu einer<br />

Drosselung der staatlichen Aufgaben für<br />

<strong>di</strong>e Bevölkerung. Zugleich ist <strong>di</strong>e Schere<br />

zwischen Arm und Reich unerträglich<br />

auseinander gegangen und weite Kreise<br />

der wirtschaftlich Starken entziehen sich<br />

ihrer <strong>Ver</strong>pflichtung für <strong>di</strong>ese Gesellschaft.<br />

26


1/2<strong>01</strong>3<br />

Damit muss endlich Schluss sein.<br />

ver.<strong>di</strong> fordert: Der gesetzmäßige Steuervollzug<br />

muss endlich durchgesetzt werden.<br />

Dazu sind <strong>di</strong>e Steuerverwaltungen<br />

der Länder, <strong>di</strong>e systematisch geschwächt<br />

wurden, personell in Höhe der von den<br />

<strong>Ver</strong>waltungen der Länder selbst errechneten<br />

Personalbedarfsberechnung auszustatten.<br />

Die Prüfungs<strong>di</strong>enste sind so zu<br />

verstärken, dass das Risiko, der Steuerhinterziehung<br />

überführt zu werden, abschreckend<br />

groß wird. Steuerhinterziehung<br />

darf nicht mehr ein Kavaliersdelikt sein,<br />

sondern muss gesellschaftlich geächtet<br />

werden.<br />

Interessengeleitete Initiativen wie <strong>di</strong>e arbeitgeberfinanzierte<br />

Initiative Neue Soziale<br />

Marktwirtschaft oder <strong>di</strong>e Stiftung<br />

Eigentum versuchen, <strong>di</strong>e Öffentlichkeit<br />

gegen eine stärkere Belastung der wirtschaftlich<br />

Starken zu vereinnahmen.<br />

• Da wird behauptet, <strong>di</strong>e Steuereinnahmen<br />

wären so hoch wie nie zuvor<br />

• Das obere Zehntel der Einkommensbezieher<br />

würde 50 Prozent der Einkommensteuer<br />

zahlen<br />

• Eine <strong>Ver</strong>mögensteuer würde <strong>di</strong>e Eigennutzer<br />

von Immobilien treffen; <strong>di</strong>e <strong>Ver</strong>waltungskosten<br />

würden 30 Prozent des<br />

Aufkommens betragen<br />

Mit <strong>di</strong>esen „Argumenten“ soll den Arbeitnehmern/innen<br />

Angst vor dem Zugriff<br />

des Staates eingejagt werden.<br />

Zutreffend ist:<br />

• Nominell sind <strong>di</strong>e Steuereinnahmen so<br />

hoch wie nie zuvor, inflationsbereinigt<br />

aber nicht; wegen der Rettung der Banken<br />

sind <strong>di</strong>e Belastungen des Staates<br />

höher als je zuvor<br />

• Die Behauptung, dass 10 Prozent der<br />

Einkommensbezieher 50 Prozent des<br />

Einkommensteueraufkommens erbrächten,<br />

bezieht sich nur auf <strong>di</strong>e veranlagte<br />

Einkommensteuer, <strong>di</strong>e gerade<br />

einmal 6 Prozent des gesamten Steueraufkommens<br />

ausmacht<br />

• Eine <strong>Ver</strong>mögensteuer wäre nach ver.<strong>di</strong>-<br />

Forderungen nur auf <strong>Ver</strong>mögen nach<br />

Abzug von Freibeträgen von 1 Mio.<br />

Euro pro Person zu zahlen; <strong>di</strong>e <strong>Ver</strong>waltungskosten<br />

betragen 3 Prozent des<br />

Steueraufkommens<br />

Übrigens: 10 Prozent der Bevölkerung<br />

besitzen 66 Prozent des <strong>Ver</strong>mögens. Von<br />

einer <strong>Ver</strong>mögensteuer mit persönlichen<br />

Freibeträgen von 1 Mio. Euro wäre weniger<br />

als 1 Prozent der Bevölkerung betroffen.<br />

Da ist es nur recht und billig, wenn<br />

<strong>di</strong>eser Personenkreis einen größeren Anteil<br />

an der Finanzierung gesellschaftlicher<br />

Aufgaben übernimmt.<br />

von: Klaus-Dieter Gössel, Vorsitzender<br />

der <strong>Bund</strong>esfachkommission Steuerverwaltung<br />

ver.<strong>di</strong>-Erfolg bei Personalratswahlen<br />

der Steuerverwaltungen in Berlin und<br />

im Saarland<br />

ver.<strong>di</strong> hat <strong>di</strong>e im Dezember 2<strong>01</strong>2 in Berlin<br />

stattgefundenen Wahlen zum Gesamtpersonalrat<br />

für <strong>di</strong>e Finanzämter erneut<br />

gewonnen. Damit hat ver.<strong>di</strong> zum sechsten<br />

Mal hintereinander und nun im 21. Jahr<br />

<strong>di</strong>e Mehrheit. Klaus Wilzer wurde erneut<br />

zum Vorsitzenden des Gesamtpersonalrats<br />

gewählt. Die Freistellungen für ver.<br />

<strong>di</strong> nehmen Klaus Wilzer als Vorsitzender<br />

und Klaus-Dieter Gössel als erster stellvertretender<br />

Vorsitzender wahr. ver.<strong>di</strong> hat in<br />

der Gruppe der Arbeitnehmer <strong>di</strong>e Mehrheit<br />

sogar noch ausbauen können. In<br />

der Gruppe der Beamten hat ver.<strong>di</strong> mehr<br />

Stimmen als <strong>di</strong>e DSTG erhalten.<br />

Ergebnis 2<strong>01</strong>2 in Sitzen<br />

(in Klammern Ergebnis 2008):<br />

Gruppe ver.<strong>di</strong> DSTG<br />

Unabhängige<br />

Wählergemeinschaft<br />

Arbeitnehmer 4 (3) 1 (2) ---<br />

Beamte 8 (9) 8 (9) 2<br />

Summe 12 (12) 9 (11) 2 (---)<br />

Auch <strong>di</strong>e Personalratswahlen bei der Senatsverwaltung<br />

für Finanzen in Berlin hat<br />

ver.<strong>di</strong> gewonnen. Hier beträgt <strong>di</strong>e Sitzverteilung:<br />

ver.<strong>di</strong> 7 Sitze und DSTG 3 Sitze.<br />

Bei den im April 2<strong>01</strong>3 im Saarland stattgefundenen<br />

Wahlen zum Hauptpersonalrat<br />

für alle Finanzämter hat das Bündnis<br />

ver.<strong>di</strong>/Freie Liste mit insgesamt 4 : 3 Sitzen<br />

gegen <strong>di</strong>e DSTG <strong>di</strong>e Mehrheit gewonnen.<br />

Klaus Wilzer (Foto: ver.<strong>di</strong>)<br />

Klaus-Dieter Gössel (Foto: ver.<strong>di</strong>)<br />

Wir gratulieren zum Wahlsieg und wünschen<br />

viel Erfolg in der weiteren Arbeit für<br />

<strong>di</strong>e Kolleginnen und Kollegen.<br />

27


1/2<strong>01</strong>3<br />

Tagung der ver.<strong>di</strong> <strong>Bund</strong>esfachkommission<br />

Steuerverwaltung<br />

Forderung nach mehr Steuergerechtigkeit durch gleichmäßigen Steuervollzug<br />

Ungeachtet der sommerlichen Hitze<br />

tauschten sich <strong>di</strong>e TeilnehmerInnen auf<br />

der Tagung der <strong>Bund</strong>esfachkommission<br />

Steuerverwaltung rege über <strong>di</strong>e bundesweite<br />

Situation in den Landesfinanzverwaltungen<br />

aus.<br />

Durch <strong>di</strong>e Föderalismusreform gehen <strong>di</strong>e<br />

Regelungen im Dienst-, Besoldungs- und<br />

<strong>Ver</strong>sorgungsrecht in den einzelnen <strong>Bund</strong>esländern<br />

auseinander.<br />

Doch Schwerpunkt bildete <strong>di</strong>e Diskussion<br />

um einen gleichmäßigen Steuervollzug.<br />

Letztlich kann der Steuerflucht in <strong>di</strong>e sog.<br />

Steueroasen nur ein Riegel vorgeschoben<br />

werden, wenn <strong>di</strong>e Möglichkeiten zum Betrug<br />

im Inland beseitigt werden.<br />

Aufgrund der unzureichenden Personalausstattung<br />

in den Finanzämtern und der<br />

komplexen Gesetzgebung ist eine gleichmäßige,<br />

qualifizierte Bearbeitung und<br />

Überprüfung der Steuerfestsetzungen<br />

nicht mehr gewährleistet.<br />

In <strong>di</strong>esem Rahmen referierte MR R. Hoffmann<br />

(BMF, Bild: 1. R. 2. v.l.) über <strong>di</strong>e Entwicklung<br />

und den aktuellen Stand bei den<br />

bilateralen Kontrakten zwischen <strong>Bund</strong><br />

und den einzelnen <strong>Bund</strong>esländern nach §<br />

21 a Finanzverwaltungsgesetz (FVG).<br />

Diese Vorschrift wurde vor dem Hintergrund<br />

der politischen Diskussion um eine<br />

<strong>Bund</strong>essteuerverwaltung geschaffen und<br />

weiterentwickelt, um bei der beschlossenen<br />

Beibehaltung der föderalen Strukturen<br />

<strong>di</strong>e Rechts– und Fachaufsichtskompetenzen<br />

des <strong>Bund</strong>es beim Vollzug der<br />

Steuergesetze zu stärken.<br />

Ziel<strong>di</strong>mension bilden vereinheitlichte Vollzugsziele,<br />

wie z.B. <strong>di</strong>e periodengerechte,<br />

zeitnahe und effiziente <strong>Ver</strong>anlagung. Auf<br />

der Grundlage der vorhandenen Kennzahlen<br />

im Controllingwesen werden<br />

(Foto: ver.<strong>di</strong>)<br />

künftig mit jedem <strong>Bund</strong>esland einzeln<br />

abgestimmte <strong>Ver</strong>träge mit halbjährlichen<br />

Berichtswesen geschlossen. Die bisherigen<br />

<strong>Ver</strong>träge im Rahmen der Pilotierung<br />

weisen einen unterschiedlichen Umfang<br />

aus. Zielkennzahlen sind u.a. <strong>di</strong>e Erle<strong>di</strong>gungsquote,<br />

Durchlaufzeiten, Mehrergebnisse<br />

und Nullfallquote der BP.<br />

Die ver.<strong>di</strong> <strong>Ver</strong>treterInnen bemängelten,<br />

dass <strong>di</strong>e <strong>Ver</strong>einbarungen sich an dem<br />

quantitativen Output orientieren würden,<br />

und forderten <strong>di</strong>e Einführung des maßgebenden<br />

Wertes „Personalausstattung“.<br />

Zudem verwiesen sie auf <strong>di</strong>e Erfordernisse<br />

einer einheitlichen Datenaustauschplattform.<br />

Dabei sprachen sie sich gegen <strong>di</strong>e Schaffung<br />

eines sogenannten „ Steuer-FBI“<br />

auf <strong>Bund</strong>esebene aus. Eine neue <strong>Bund</strong>esbehörde<br />

löst nicht <strong>di</strong>e derzeitigen<br />

Hemmnisse bei der Bekämpfung der<br />

Steuerhinterziehung. Es ist vielmehr <strong>di</strong>e<br />

fehlende technische <strong>Ver</strong>netzung der Steuerfahndungsstellen,<br />

<strong>di</strong>e zu einer massiven<br />

Beeinträchtigung der Effizienz der Strafverfolgung<br />

führt.<br />

Im weiteren <strong>Ver</strong>lauf der Tagung verabschiedeten<br />

<strong>di</strong>e Teilnehmer/Innen einen an<br />

<strong>Bund</strong> und Länder gerichteten Forderungskatalog.<br />

Er erstreckt sich über organisatorische,<br />

gesetzgeberische und personelle<br />

Maßnahmen, exemplarisch genannt werden<br />

hier:<br />

• Personalausstattung nach der von der<br />

<strong>Ver</strong>waltung erstellten Personalbedarfsberechnung<br />

• einheitliche <strong>Ver</strong>anlagungs- und Datenaustausch-Plattform<br />

der gesamten<br />

bundesdeutschen Steuerbehörden, so<br />

auch der Steuerfahndungsstellen<br />

• deutliche Senkung der Prüfungsturni<br />

bei Mittel-, Klein- und Kleinstbetrieben<br />

• wirksame Maßnahmen zur Bekämpfung<br />

von Scheinfirmen<br />

• automatisierte Bankauskünfte zu den<br />

steuerpflichtigen Erträgen aus Kapitalvermögen<br />

• <strong>Ver</strong>änderung des Länderfinanzausgleichs<br />

28


1/2<strong>01</strong>3<br />

Justiz<br />

ver<strong>di</strong>kt 1-2<strong>01</strong>3<br />

Halbjahreszeitschrift der Richterinnen und Richter, Staatsanwältinnen und Staatsanwälte<br />

in der <strong>Ver</strong>einten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.<strong>di</strong>)<br />

Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,<br />

wir möchten auf <strong>di</strong>e neue Ausgabe der<br />

ver<strong>di</strong>kt aufmerksam machen. Sie kann<br />

als PDF-Datei auf der Internetseite der<br />

ver.<strong>di</strong>-Fachgruppe Justiz heruntergeladen<br />

werden.<br />

Themen des aktuelle Heftes ver<strong>di</strong>kt<br />

1-2<strong>01</strong>3 sind <strong>di</strong>esmal u. a.<br />

• Brennpunkt Rechtsterrorismus und Sicherheitsbehörden<br />

– Eine Zwischenbilanz<br />

(Roland Eckert); Schlapphüte und<br />

Geheimniskrämer ignorieren Rechtsterrorismus<br />

(Christian Oestmann); ver.<strong>di</strong><br />

gegen rechts<br />

• Justiz im Fokus Das <strong>Ver</strong>trauen der Afganen<br />

in <strong>di</strong>e Deutschen ist schwer beschä<strong>di</strong>gt<br />

- Ein Interview mit dem Bremer<br />

Rechtsanwalt Karim Popal (Uwe<br />

Boysen)<br />

• Justizpolitisches Frauen in der Justiz –<br />

Die unvollstän<strong>di</strong>ge Diskussion (Anja<br />

Farries); Mitbestimmung und Selbstverwaltung<br />

der Justiz. Erfahrungsaustausch<br />

der Richterräte und Staatsanwaltsräte<br />

in der DRA Wustrau (Christian<br />

Oestmann); Ein Guter Anfang – Richtergesetze<br />

Berlin und Brandenburg im<br />

Praxistest (Christian Oestmann); Der<br />

lange Marsch – oder: Neues von der<br />

Unabhängigkeitsbewegung (Hans-<br />

Ernst Böttcher)<br />

• Justizgeschichte Aufs den Akten auf<br />

<strong>di</strong>e Bühne – Ein cross-over-projekt zwischen<br />

Gesichtswissenschaft und Theater<br />

(Eva Schöck-Quinteros)<br />

• Aus der Justiz Konsoli<strong>di</strong>ertes Sicherheitskonzept<br />

für Gerichte und Staatsanwaltschaften.<br />

In Bericht aus Hessen<br />

(Georg Schäfer)<br />

• Rezensionen VERRAT Geschichte – Me<strong>di</strong>zin<br />

– Philosophie – Kunst – Literatur<br />

(Uwe Boysen)<br />

Link: http://ver<strong>di</strong>kt.ver<strong>di</strong>.de<br />

Bestelladresse: Barbara Wederhake<br />

<strong>Ver</strong>einte Dienstleistungsgewerkschaft<br />

<strong>Bund</strong>esfachbereich <strong>Bund</strong> und Länder<br />

Fon: 030 / 6956 - 2135<br />

Barbara.Wederhake@ver<strong>di</strong>.de<br />

www.justiz.ver<strong>di</strong>.de<br />

Sozialstaat – Spielball der<br />

Finanzmärkte?<br />

MEDEL-Konferenz am 21. Juni 2<strong>01</strong>3<br />

Der <strong>Bund</strong>esfachausschuss Richterinnen<br />

und Richter, Staatsanwältinnen und<br />

Staatsanwälte in ver.<strong>di</strong> hat am 21. Juni<br />

zu einer Konferenz mit der europäischen<br />

Richterorganisation MEDEL in das<br />

Gewerkschaftshaus nach Berlin eingeladen.<br />

Der Einladung zum Thema „Der<br />

Sozialstaat – Spielball der Finanzmärkte?“<br />

folgten rund 100 Teilnehmerinnen und<br />

Teilnehmer aus dem In- und Ausland. Die<br />

Konferenz fand in Kooperation mit den<br />

Richterinnen und Richter für Demokratie<br />

und Freiheitsrechte (MEDEL – Magistrats<br />

Européens pour la Démocratie et les Libertés)<br />

und dem Hugo Sinzheimer Institut für<br />

Arbeitsrecht (HSI) statt.<br />

Ziel der Konferenz war es, das „soziale<br />

Gewissen“ in Europa zu verorten und einer<br />

demokratischen Justiz den ihr zukommenden<br />

Platz zuzuweisen. Infolge der<br />

krisenhaften Entwicklung auf den europäischen<br />

Finanzmärkten geraten der Sozialstaat<br />

und staatliche Sozialpolitik erheblich<br />

unter Druck. Soziale und demokratische<br />

Fortschritte werden in Europa zunehmend<br />

in Frage gestellt. Unter dem Druck der Finanzmärkte<br />

sehen sich viele europäische<br />

Staaten vor <strong>di</strong>e Entscheidung gestellt, Errungenschaften<br />

des Sozialstaats und der<br />

Arbeitnehmerrechte sowie den sozialen<br />

Frieden zun opfern. Im Kontext einer internationalen<br />

sozialen Solidarität kommt<br />

der Justiz eine wichtige Rolle zu, <strong>di</strong>e auf<br />

<strong>di</strong>eser Konferenz durch namhafte Fachleute<br />

und Referenten aus europäischen<br />

Richterorganisationen und Interessenvertretungen<br />

beleuchtet wurde. Bürgerliche,<br />

wirtschaftliche, soziale und kulturelle<br />

Rechte des Einzelnen, so <strong>di</strong>e zentrale Botschaft,<br />

müssen erhalten und geschützt<br />

werden. Notfalls ist es Aufgabe der Justiz,<br />

den Bürgern den Zugang zu <strong>di</strong>esen Rechten<br />

zu garantieren, wenn durch Globalisierung<br />

und Nivellierung der Normgefüge<br />

<strong>di</strong>e Realisierung der Bürgerrechte gefährdet<br />

ist. Die Rolle der Justiz in <strong>di</strong>eser Krisensituation<br />

war das Schwerpunktthema<br />

in den Vorträgen und Diskussionen der<br />

15 Referenten, <strong>di</strong>e überwiegend aus dem<br />

europäischen Ausland kamen. Prof. Dr.<br />

Däubler referierte zum Thema Rechtliche<br />

Regulierung von Rating-Agenturen.<br />

Der ausführliche Tagungsbericht, Präsentationen<br />

und Redemanuskripte sind unter<br />

www.justiz.ver<strong>di</strong>.de einzusehen.<br />

29


1/2<strong>01</strong>3<br />

Berichte aus den Ländern - Hessen<br />

Bericht über <strong>di</strong>e Mitgliederversammlung<br />

der hessischen Richterinnen<br />

und Richter, Staatsanwältinnen und<br />

Staatsanwälte<br />

Wie es schon seit vielen Jahren Tra<strong>di</strong>tion<br />

ist, trafen sich <strong>di</strong>e hessischen Kolleginnen<br />

und Kollegen auch <strong>di</strong>eses Jahr wieder<br />

am ersten März-Wochenende im ver.<strong>di</strong>-<br />

Bildungszentrum Gladenbach.<br />

Im Mittelpunkt standen in <strong>di</strong>esem Jahr<br />

außer intern-organisatorischen Fragen<br />

zur Zusammensetzung des Landesbezirksfachausschusses<br />

und zu dessen Arbeitsprogramm<br />

der nächsten Monate zwei<br />

Themen, zu denen Referenten eingeladen<br />

waren.<br />

1. Sicherheit in hessischen Gerichtsgebäuden<br />

Dieses Thema bewegt seit einigen Monaten<br />

viele Kolleginnen und Kollegen und<br />

insbesondere auch <strong>di</strong>e Bezirksrichterräte,<br />

denn nach dem Mordanschlag von Dachau<br />

hatte der hessische Justizminister<br />

Hahn zwar vollmun<strong>di</strong>g versprochen, in <strong>di</strong>e<br />

Sicherheit hessischer Gerichte alles Nötige<br />

zu investieren, aber <strong>di</strong>e Umsetzung lässt<br />

doch noch sehr auf sich warten.<br />

Da der vorgesehene Referent zum <strong>di</strong>esem<br />

Thema, Herr Dr. Felix Kunkel (Leiter<br />

des Referats Bau und Sicherheit im Hessischen<br />

Ministerium der Justiz, für Europa<br />

und Integration), wegen Krankheit<br />

abgesagt hatte und eine kompetente<br />

<strong>Ver</strong>tretung kurzfristig nicht zur <strong>Ver</strong>fügung<br />

stand, <strong>di</strong>skutierten <strong>di</strong>e Anwesenden<br />

vor allem an Hand des Entwurfs eines<br />

„Konsoli<strong>di</strong>erten Sicherheitskonzepts für<br />

<strong>di</strong>e hessischen Justizgebäude“ sowie der<br />

Ausschreibungs- und <strong>Ver</strong>tragsunterlagen<br />

bezüglich des Sicherheitsunternehmens<br />

Goldschmidt & Levy, eines international<br />

vor allem im Bereich der Bewachung von<br />

Militäranlagen tätigen israelischen Unternehmens,<br />

dessen deutsche Niederlassung<br />

ihren Sitz in Potsdam hat.<br />

Das Konzept und <strong>di</strong>e Auftragsvergabe<br />

betreffen alle Gerichtsstandorte, <strong>di</strong>e nicht<br />

bereits bei der Einrichtung oder dem Bau<br />

mit einem integrierten Zugangs- und Sicherheitssystem<br />

ausgestattet wurden, wie<br />

<strong>di</strong>es z.B. bei den Justizzentren Wiesbaden<br />

und Kassel oder beim OLG, LG und AG<br />

Frankfurt der Fall ist, also insbesondere<br />

<strong>di</strong>e kleineren Gerichte, aber z.B. auch <strong>di</strong>e<br />

im Behördenzentrum Frankfurt untergebrachten<br />

(LAG, ArbG und SG Frankfurt).<br />

Kernpunkt der von den <strong>Ver</strong>sammlungsteilnehmern<br />

geäußerten Kritik war weniger<br />

das Konzept selbst als vielmehr seine<br />

Umsetzung durch Ausschreibung und<br />

Auftragserteilung, insbesondere <strong>di</strong>e personelle<br />

Ausstattung der Eingangskontrollen.<br />

So soll jede Einheit nur montags bis<br />

freitags von 8.00 Uhr bis 12.00 Uhr mit<br />

je einer Person besetzt werden. Ungeklärt<br />

ist, wie unter <strong>di</strong>esen Umständen Pausen<br />

ermöglicht werden sollen. Außerdem sind<br />

geschlechtsspezifische Körperkontrollen -<br />

falls erforderlich - nicht möglich.<br />

Aus den <strong>Ver</strong>tragsunterlagen ergibt sich<br />

darüber hinaus ein Stundenverrechnungssatz<br />

von 12,22 €, dem wiederum ein<br />

Grundlohn von 7,76 € / Std. zu Grunde<br />

liegt. Damit fördert das Land Hessen erneut<br />

den Niedriglohnsektor, in dem <strong>di</strong>e<br />

<strong>Ver</strong>gütung weit unter dem u.a. von ver.<strong>di</strong><br />

geforderten Mindestlohn liegt.<br />

Die bisherigen Erfahrungen an mehreren<br />

Gerichten zeigen, dass Goldschmidt &<br />

Levy ganz offensichtlich nicht in der Lage<br />

ist, <strong>di</strong>e vertraglich übernommenen Leistungen<br />

zu erbringen. So wurden bisher<br />

für mehrere Gerichtsstandorte keine geeigneten<br />

Kräfte gefunden, zum Teil steht<br />

Ersatzpersonal im Falle von Krankheit etc.<br />

nicht zur <strong>Ver</strong>fügung.<br />

Justizintern haben <strong>di</strong>e <strong>Ver</strong>suche einiger<br />

Gerichtsvorstände, zu einer flexibleren,<br />

den <strong>Ver</strong>handlungsterminen angepassten<br />

Zeiteinteilung zu kommen, nichts erbracht.<br />

Trotz entsprechender mündlicher<br />

Ankün<strong>di</strong>gungen blieb es bei der starren<br />

Regelung „8 bis 12 Uhr“.<br />

Außerdem sind nach dem Sicherheitskonzept<br />

sowohl Waffenschränke zur <strong>Ver</strong>wahrung<br />

etwa eingezogener Waffen als auch<br />

Wertfächer zur sicheren Aufbewahrung<br />

anderer beanstandeter Gegenstände vorgesehen.<br />

Beides fehlt an allen Standorten,<br />

für <strong>di</strong>e Anschaffung ist kein Geld vorgesehen.<br />

Es scheint weiterhin so, dass es sich bei<br />

den angeschafften Detektorrahmen um<br />

eine sehr einfache Ausführung handelt,<br />

<strong>di</strong>e zudem häufig so programmiert ist,<br />

dass sie bereits bei geringem Metallanteil<br />

- z.B. in Schuhen - Signal gibt. Dies<br />

ist weitgehend ineffektiv, da dem privaten<br />

Personal weder <strong>di</strong>e Durchsuchung der<br />

Kleidung und Taschen ohne Einverständnis<br />

der durchsuchten Personen möglich<br />

noch eine Durchleuchtung der Taschen,<br />

Mäntel etc. vorgesehen ist.<br />

Einerseits wurde vielfach <strong>di</strong>e mangelnde<br />

Anpassung an <strong>di</strong>e örtlichen <strong>Ver</strong>hältnisse<br />

gerügt, andererseits fehlt es offensichtlich<br />

in vielen Fällen, in denen ein konkret abgestimmtes<br />

Konzept vorliegt, an dem für<br />

<strong>di</strong>e Umsetzung notwen<strong>di</strong>gen Geld.<br />

Im Laufe der Diskussion wurde aller<strong>di</strong>ngs<br />

auch <strong>di</strong>e Frage aufgeworfen worden, ob<br />

tatsächlich für alle angesprochenen Bereiche<br />

<strong>di</strong>e umfangreiche Sicherheitstechnik<br />

und das zur Be<strong>di</strong>enung notwen<strong>di</strong>ge<br />

Personal erforderlich ist oder ob <strong>di</strong>e dafür<br />

notwen<strong>di</strong>gen Mittel nicht für <strong>di</strong>e eigentlichen<br />

Aufgaben der Justiz sinnvoller eingesetzt<br />

werden könnten.<br />

Aus den gemeinsam erarbeiteten Kernpunkten<br />

formulierte eine Redaktionskommission<br />

den Entwurf einer gemeinsamen<br />

Stellungnahme aller hessischen Richterorganisationen,<br />

<strong>di</strong>e inzwischen in endgültiger<br />

Form vorliegt (siehe Anlage) und dem<br />

Justizministerium, allen Richterinnen und<br />

Richtern, Staatsanwältinnen und Staatsanwälten<br />

in Hessen sowie der Öffentlichkeit<br />

mitgeteilt wurde.<br />

2. Rechtsschutz bei überlangen <strong>Ver</strong>fahren<br />

Der Kollege Georg D. Falk referierte über<br />

erste Erfahrungen der für <strong>di</strong>e entsprechenden<br />

Entschä<strong>di</strong>gungsklagen zustän<strong>di</strong>gen<br />

OLG-Senate, insbesondere des<br />

Senates, dem er vorsitzt und der 2/3 der<br />

eingehenden <strong>Ver</strong>fahren bearbeitet.<br />

30


1/2<strong>01</strong>3<br />

Entgegen der Erwartungen, <strong>di</strong>e von 600<br />

<strong>Ver</strong>fahren im ersten Jahr ausgingen, wurden<br />

bisher erst 25 entsprechende Klagen<br />

anhängig, <strong>di</strong>e zum großen Teil von „problematischen“<br />

Klägern eingereicht wurden.<br />

Er stellte einige Beispiele solcher <strong>Ver</strong>fahren<br />

vor und beschrieb <strong>di</strong>e inzwischen entwickelten<br />

Grundprinzipien sowie das vom<br />

OLG angewandte Prüfungsverfahren.<br />

Als Hauptursache für potenziell entschä<strong>di</strong>gungspflichtige<br />

<strong>Ver</strong>zögerungen stehe<br />

rein statistisch noch vor besonderen Umständen<br />

im <strong>Ver</strong>fahren (z.B. aufwän<strong>di</strong>ge<br />

Gutachten) und strukturellen Umständen<br />

(z.B. in Form von mehrmaligem Richterwechsel)<br />

<strong>di</strong>e unzulängliche Bearbeitung<br />

durch <strong>di</strong>e beteiligten Richterinnen und<br />

Richter fest. Diese Feststellung widerspreche<br />

anscheinend dem subjektiven Gefühl<br />

vieler an solchen <strong>Ver</strong>fahren beteiligter<br />

Kolleginnen und Kollegen.<br />

Falk betonte, dass nicht jede <strong>Ver</strong>zögerung<br />

verfassungsrechtlich relevant sei und zu<br />

einem Entschä<strong>di</strong>gungsanspruch führe.<br />

Das Gesetz sei weder eine Justizbeschleunigungsnovelle<br />

noch schaffe es eine zusätzliche<br />

Rechtsmittelinstanz. Sein Ziel sei<br />

vielmehr, <strong>Ver</strong>letzungen des verfassungsrechtlich<br />

gebotenen Justizgewährungsanspruchs<br />

finanziell auszugleichen.<br />

Im zweiten Teil machte G.-D. Falk allgemeine<br />

Ausführungen zur richterlichen<br />

<strong>Ver</strong>antwortung im Hinblick auf <strong>di</strong>e <strong>Ver</strong>meidung<br />

überlanger <strong>Ver</strong>fahren, <strong>di</strong>e er in<br />

Kürze in einem eigenen Beitrag für ver<strong>di</strong>kt<br />

darstellen möchte.<br />

3. Interner Teil<br />

Im internen Teil der Mitgliederversammlung<br />

wurde Jens-Peter Hoth als Sprecher<br />

des Landesbezirksfachausschusses bestätigt.<br />

Auch <strong>di</strong>e Zusammensetzung <strong>di</strong>eses<br />

Gremiums blieb weitgehend unverändert.<br />

Im Rahmen der Planung zukünftiger<br />

Aktivitäten wurden erste Festlegungen<br />

für eine öffentliche <strong>Ver</strong>anstaltung getroffen,<br />

<strong>di</strong>e im Rahmen des hessischen<br />

Landtagswahlkampfs vom ver.<strong>di</strong>-Landesbezirksvorstand<br />

als Po<strong>di</strong>ums<strong>di</strong>skussion<br />

mit den rechtspolitischen Sprecherinnen<br />

oder Sprechern der Landtagsfraktionen<br />

durchgeführt werden soll. Hier wird das<br />

Thema „Selbstverwaltung der Justiz“ neben<br />

weiteren justizpolitischen Themen im<br />

Mittelpunkt stehen. Die inhaltliche Vorbereitung<br />

liegt deshalb beim Landesbezirksfachausschuss.<br />

Entwurf eines konsoli<strong>di</strong>erten Sicherheitsrahmenkonzeptes<br />

für <strong>di</strong>e Gerichte<br />

und Staatsanwaltschaften des Landes<br />

Hessen (Stand 04.<strong>01</strong>.2<strong>01</strong>3)<br />

Gemeinsame Erklärung des deutschen Richterbundes (LV Hessen), der Neuen Richtervereinigung<br />

(LV Hessen), der Hessischen Richterinnen und Richter, Staatsanwältinnen und<br />

Staatsanwälte in ver.<strong>di</strong>, des <strong>Ver</strong>bandes der Richterinnen und Richter an den Gerichten für<br />

Arbeitssachen in Hessen (VRA-Hessen) und der <strong>Ver</strong>einigung Hessischer <strong>Ver</strong>waltungsrichterinnen<br />

und <strong>Ver</strong>waltungsrichter (VHV)<br />

Wir begrüßen <strong>di</strong>e Tatsache, dass das<br />

Hessische Ministerium der Justiz, für Integration<br />

und Europa ein solches Rahmenkonzept<br />

erarbeitet hat, und erklären uns<br />

auch mit dem Inhalt in den Grundzügen<br />

einverstanden.<br />

Soweit nach <strong>di</strong>esem Rahmenkonzept <strong>di</strong>e<br />

konkrete Ausgestaltung vor Ort unter Einbeziehung<br />

der Nutzer entwickelt werden<br />

soll, muss <strong>di</strong>es unseres Erachtens unter<br />

Beachtung folgender Aspekte geschehen:<br />

• Es bedarf für jeden einzelnen Standort<br />

einer ausführlichen Gebäude- und<br />

Situationsanalyse, aus der unter Beteiligung<br />

der Personal- und Richtervertretungen<br />

der jeweilige Bedarf konkret<br />

ermittelt werden muss.<br />

• Das Sicherheitsmanagement muss in<br />

der Hand der öffentlichen <strong>Ver</strong>waltung<br />

Sicherheit im Hess. LAG (Foto: Georg Schäfer)<br />

31


1/2<strong>01</strong>3<br />

bleiben. Die Auftragsvergabe an private<br />

Sicherheitsunternehmen muss aus<br />

verschiedenen Gründen unterbleiben:<br />

- Nur durch den Einsatz eigener,<br />

entsprechend qualifizierter Beschäftigter<br />

kann <strong>di</strong>e für <strong>di</strong>ese Aufgaben<br />

erforderliche Qualität und<br />

Kompetenz gewährleistet werden.<br />

- Beschäftigte von Privatunternehmen<br />

haben keine hoheitlichen Befugnisse.<br />

- Die bisherigen Erfahrungen zeigen<br />

bereits, dass private Unternehmen<br />

insbesondere im Falle kurzfristiger<br />

Personalausfälle, nicht in<br />

Lage sind, den vertraglich übernommenen<br />

Pflichten nachzukommen.<br />

- Das Land Hessen darf sich nicht zum<br />

Förderer des Niedriglohnsektors machen.<br />

• Im Rahmen der Bedarfsanalyse sollte<br />

bei geeigneten Standorten geprüft<br />

werden, ob ein <strong>di</strong>enststel-lenübergreifender<br />

Personalpool gebildet werden<br />

kann, damit Synergieeffekte nutzbar<br />

gemacht wer-den können.<br />

• Das konkrete Sicherheitskonzept muss<br />

<strong>di</strong>e Sicherheit aller im jeweiligen Justizgebäude<br />

Beschäftigten wie auch der<br />

Prozessbeteiligten und der Besucher<br />

gewährleisten; es darf sich insbesondere<br />

nicht auf Einlasskontrollen beschränken.<br />

Darmstadt/Frankfurt am Main/Offenbach/<br />

Wiesbaden, 15.03.2<strong>01</strong>3<br />

gez. Dr. Goedel (DRB) | gez. Schwamb<br />

(NRV) | gez. Hoth (ver.<strong>di</strong>) | gez. Schäfer<br />

(VRA) | gez. Domann-Hessenauer (VhV)<br />

Berichte aus den Ländern - NRW<br />

Bericht der Landesfachgruppe Justiz<br />

über Gespräche mit Mitgliedern des<br />

Rechtsausschusses<br />

ver.<strong>di</strong>-<strong>Ver</strong>treterinnen und <strong>Ver</strong>treter aus allen<br />

Bereichen der NRW-Justiz haben sich<br />

im Landtag mit Abgeordneten des Rechtsausschusses<br />

zum einen mit Nadja Lüders<br />

von der SPD, zum anderen mit Dagmar<br />

Hanses von Bündnis90/Grüne, zusammengesetzt<br />

und intensiv zu drängenden<br />

Themen ausgetauscht.<br />

ver.<strong>di</strong> kritisierte am Beispiel Dienstrechtsanpassungsgesetz<br />

das <strong>Ver</strong>halten<br />

der Regierung, <strong>di</strong>e zunehmend verordnet<br />

und verkündet. Die in Zeiten der Minderheitsregierung<br />

propagierte - und gelebte<br />

- Transparenz von Entscheidungen<br />

fällt ebenso weg wie <strong>di</strong>e umfangreiche<br />

Beteiligung der Betroffenen im Vorfeld.<br />

Diese <strong>Ver</strong>änderung wird auch seitens der<br />

Regierungsfraktionen wahrgenommen<br />

und angegangen. Bei der kommenden<br />

Dienstrechtsreform in NRW werde <strong>di</strong>e Beteiligung<br />

wieder in bewährtem Umfang<br />

erfolgen. Anders als beim Haushalt 2<strong>01</strong>3<br />

seien Korrekturen denkbar.<br />

Damit war <strong>di</strong>e Besoldungsrunde 2<strong>01</strong>3<br />

Thema. Hier seien den Fraktionen durch<br />

<strong>di</strong>e Schulden-bremse faktisch <strong>di</strong>e Hände<br />

gebunden. Freude bereite <strong>di</strong>e nur teilweise<br />

Anpassung keinem Fraktionsmitglied,<br />

realistisch seien aber durch <strong>di</strong>e geplanten<br />

Änderungen deutlich drastischere Einschnitte<br />

abgewendet worden. Eine komplette<br />

Nullrunde habe niemand gewollt<br />

und natürlich stehe der Klageweg offen.<br />

Angesprochen auf <strong>di</strong>e schon erbrachten,<br />

umfangreichen Sonderopfer und<br />

das Ergebnis einer aktuellen EU-Stu<strong>di</strong>e<br />

zur Richterbesoldung, nach der selbst<br />

moldawische Staatsanwälte ein höheres<br />

Einkommen erzielen, blieben <strong>di</strong>e Gesprächspartnerinnen<br />

dabei, dass aus ihrer<br />

derzeitigen Sicht kurzfristig keine andere<br />

Handhabung möglich sei. Bis 2<strong>01</strong>6 werde<br />

eine „moderate Konsoli<strong>di</strong>erung“ des<br />

Haushalts erfolgen, von 2<strong>01</strong>7 bis 2020<br />

seien strukturell jeweils 1 Milliarde Euro<br />

einzusparen.<br />

Bei dem neu zu schaffenden Richter- und<br />

Staatsanwältegesetz für NRW gebe es<br />

bisher keine Vorentscheidung. ver.<strong>di</strong> fordert<br />

eine frühzeitige Einbindung in <strong>di</strong>e<br />

Willensbildung. Wir haben auf <strong>di</strong>e Notwen<strong>di</strong>gkeit<br />

hingewiesen, dass <strong>di</strong>e Fraktionen<br />

sich <strong>di</strong>e Entscheidung nicht durch<br />

<strong>di</strong>e verwaltungslastige Sicht des Ministeriums<br />

abnehmen lassen. Wichtig wird sein,<br />

dass nicht <strong>di</strong>e Präsi<strong>di</strong>alräte, sondern <strong>di</strong>e<br />

Richterräte - vorzugsweise Richterwahlausschüsse<br />

(siehe als Vorbild in Österreich)<br />

- entscheiden.<br />

Zur Personalsituation der Fachgerichte<br />

hat ver.<strong>di</strong> den ersten Schritt von der Einstellung<br />

von je 4 eigenen, unbefristeten<br />

Kräften (demnächst als Beamte in A 4) für<br />

<strong>di</strong>e Zugangskontrollen bei den Arbeitsund<br />

Sozialgerichten begrüßt. Die Stellen<br />

wurden durch Umwandlung von Mitteln<br />

für <strong>di</strong>e befristete Beschäftigung von Aushilfskräften<br />

haushaltsneutral geschaffen.<br />

Jedoch haben wir <strong>di</strong>e Aufstockung um<br />

weitere Stellen damit begründet, dass<br />

für alle Pfortenbereiche der Fachgerichte<br />

unbefristete Stellen für <strong>di</strong>e Zugangskontrollen<br />

zur <strong>Ver</strong>fügung gestellt werden<br />

müssen. Die Koalition hat sich zudem zur<br />

Bekämpfung „prekärer“ Beschäftigung<br />

jeder Art bekannt. Das Prinzip „Heuern<br />

und Feuern“ im Sicherheitsbereich der<br />

Fachgerichtsbarkeit muss endlich ein<br />

Ende haben.<br />

ver.<strong>di</strong> stellt nachdrücklich das weiter vorhandene<br />

Problem massiver Mehrarbeitsstunden<br />

(ca. 500.000) im Vollzug dar.<br />

Direkte Zusammenhänge zwischen hohe<br />

Überstundenanzahl und hohen Krankenständen<br />

sind nicht eindeutig zu sehen, so<br />

dass anstaltsspezifisch eine Analyse der<br />

Situation erfolgen sollte und müsste. Eine<br />

Reduzierung auf <strong>di</strong>e Begründung „neue<br />

Aufgaben und Umzüge“ greift viel zu<br />

kurz, ebenso wie eine einseitige Forderung<br />

nach mehr Personal. ver.<strong>di</strong> fordert<br />

zur Lösung <strong>di</strong>eses Dauerproblems eine<br />

enge Zusammenarbeit der Fachaufsicht<br />

des Justizministeriums mit den Personalräten<br />

und den Anstaltsleitungen der betroffenen<br />

Anstalten.<br />

Ein deutliches Problem bei der Personalgewinnung<br />

stellt <strong>di</strong>e durch das Dienstrechtsanpassungsgesetz<br />

vorgesehene<br />

Zuordnung in <strong>di</strong>e Erfahrungsstufen dar. Es<br />

werden lebenserfahrene Mitarbeiter gesucht,<br />

<strong>di</strong>e dann aber in Stufe 1 eingrup-<br />

32


1/2<strong>01</strong>3<br />

piert würden und somit in der Regel einen<br />

Minderver<strong>di</strong>enst haben. Zusätzlich werden<br />

Arbeitszeiten außerhalb des Vollzuges<br />

beim Pensionseintritt gegebenenfalls<br />

nicht vollstän<strong>di</strong>g angerechnet. Die Politikerinnen<br />

stellten fest, dass hier nochmals<br />

in <strong>di</strong>e Details geschaut werden müsse.<br />

Hinsichtlich der Ruhegehaltsfähigkeit der<br />

„Gitterzulage“ erinnerte ver.<strong>di</strong> erneut an<br />

<strong>di</strong>e Koalitionsvereinbarung und erwartet<br />

eine entsprechende Umsetzung im Sinne<br />

der Kolleginnen und Kollegen.<br />

Mehr zu uns im Internet:<br />

www.justiz-nrw.ver<strong>di</strong>.de<br />

Dienstrechtsreform und Personalentwicklung<br />

in der NRW-Justiz<br />

Die Modernisierung des Dienstrechts<br />

muss auch zu neuen Ausbildungsinhalten<br />

und Berufsbildern im tariflichen bzw. beamteten<br />

Justiz<strong>di</strong>enst führen. Insbesondere<br />

im Hinblick auf weitere zu übertragende<br />

Tätigkeiten vom Rechtspfleger bzw.<br />

gehobenen auf den tariflichen bzw. beamteten<br />

mittleren Justiz<strong>di</strong>enst ist das konsequent<br />

und dürfte auch zu entsprechend<br />

längeren Ausbildungszeiten bzw. neuen<br />

Qualifizierungsmodulen im Rahmen der<br />

Personalentwicklung führen.<br />

Im Rahmen der anstehenden Dienstrechtsreform<br />

gilt es <strong>di</strong>e Dienstposten neu<br />

zu bewerten und Ämtern -nicht Laufbahnen-<br />

zuzuordnen. Das gleiche gilt für<br />

Arbeitsplatzbeschreibungen und damit<br />

Tätigkeitsbeschreibungen für den Tarifbereich.<br />

Im Rahmen der Personalentwicklung stellt<br />

sich dann <strong>di</strong>e Frage, welche Bewerberinnen<br />

und Bewerber für den beamteten<br />

Justiz<strong>di</strong>enst zum Zuge kommen sollten.<br />

Anders als <strong>di</strong>e DJG - einem Mitgliedsverband<br />

im Deutschen Beamtenbund -, <strong>di</strong>e<br />

eine Öffnung für externe Bewerber für<br />

unab<strong>di</strong>ngbar hält, tritt ver.<strong>di</strong> in NRW ganz<br />

klar dafür ein, dass <strong>di</strong>e Möglichkeit zur<br />

Zulassung für den beamteten mittleren<br />

Justiz<strong>di</strong>enst ausschließlich den geprüften<br />

Justizfachangestellten vorbehalten bleibt.<br />

Der derzeit verkürzte Vorbereitungs<strong>di</strong>enst<br />

setzt an der Ausbildung zum Justizfachangestellten<br />

an und vermeidet damit<br />

auch entsprechende Wiederholungen von<br />

Ausbildungsinhalten.<br />

Jede Öffnung der Zulassung zum Vorbereitungs<strong>di</strong>enst<br />

für den beamteten mittleren<br />

Justiz<strong>di</strong>enst für externe Bewerber<br />

würde zu einer <strong>Ver</strong>schlechterung der Weiterqualifizierungsmöglichkeiten<br />

der Justizfachangestellten<br />

führen, <strong>di</strong>e doch gerade<br />

zukünftig gestärkt werden müssen.<br />

Denkbar wäre auch nach einer entsprechenden<br />

<strong>Ver</strong>längerung der Ausbildungszeiten<br />

für <strong>di</strong>e Justizfachangestellten - bei<br />

entsprechender Eignung - <strong>di</strong>e <strong>di</strong>rekte<br />

Übernahme in das Beamtenverhältnis.<br />

Mehr im Internet:<br />

www.justiz-nrw.ver<strong>di</strong>.de<br />

Stationierungsstreitkräfte<br />

Tarifrunde 2<strong>01</strong>3<br />

Stationierungsstreitkräfte<br />

Eure Warnstreiks waren erfolgreich. Die<br />

Arbeitgeber mussten sich bewegen. Nach<br />

zähen <strong>Ver</strong>handlungen konnte am 14. Juni<br />

2<strong>01</strong>3 in Bonn folgendes <strong>Ver</strong>handlungsergebnis<br />

erzielt werden.<br />

• 500 € für 2<strong>01</strong>3 – Silvester frei<br />

• 30 € tabellenwirksam ab Januar 2<strong>01</strong>4<br />

• 15€ tabellenwirksam ab Januar 2<strong>01</strong>4<br />

(Azubis)<br />

Damit gibt es ein <strong>Ver</strong>handlungsergebnis<br />

für <strong>di</strong>e Zivilbeschäftigten bei den Stationierungsstreitkräften<br />

in Deutschland. Für<br />

(Foto: ver.<strong>di</strong>)<br />

33


1/2<strong>01</strong>3<br />

(Foto: ver.<strong>di</strong>)<br />

<strong>di</strong>e Monate Februar bis Dezember 2<strong>01</strong>3<br />

soll es im Juli eine Einmalzahlung in Höhe<br />

von 500 € geben, Teilzeitbeschäftigte<br />

erhalten Anteile entsprechend ihres Beschäftigungsumfangs.<br />

Ab Januar 2<strong>01</strong>4<br />

sollen dann <strong>di</strong>e Tabellenbeträge des Tarifvertrage<br />

einheitlich um 30 € erhöht werden,<br />

bei Auszubildenden um 15 €. Der Tarifvertrag<br />

soll eine Laufzeit von insgesamt<br />

19 Monaten haben.<br />

(Foto: ver.<strong>di</strong>)<br />

(Foto: ver.<strong>di</strong>)<br />

„Wir haben das Geld buchstäblich loseisen<br />

müssen. Schließlich haben wir das<br />

Pay-Freeze der amerikanischen Regierung,<br />

das Einfrieren der Einkommen überwunden.<br />

Der Durchbruch war nur möglich,<br />

weil viele Menschen engagiert und<br />

phantasievoll für <strong>di</strong>esen Tarifabschluss<br />

gekämpft haben.“ so Alexander Brehm,<br />

Vorsitzender der <strong>Bund</strong>esfachgruppe SSK.<br />

(Foto: ver.<strong>di</strong>)<br />

(Foto: ver.<strong>di</strong>)<br />

<strong>Bund</strong>esweite Konversionskonferenz<br />

in Mainz<br />

Keine Zweiklassengesellschaft bei sozialer Konversion!<br />

In Mainz führte <strong>di</strong>e ver.<strong>di</strong> <strong>Bund</strong>esfachgruppe<br />

Stationierungsstreitkräfte (SSK)<br />

gemeinsam mit Arbeit und Leben Rheinland-Pfalz<br />

<strong>di</strong>e erste bundesweite Konferenz<br />

zum Thema Beschäftigungskonversion<br />

mit 100 Teilnehmerinnen und<br />

Teilnehmern durch. Anlass: Die besorgniserregende<br />

Beschäftigungsentwicklung bei<br />

den Gaststreitkräften. Allein in Rheinland-<br />

Pfalz gingen seit den 80er Jahren 16.000<br />

Arbeitsplätze verloren und der Personalabbau<br />

ist noch lange nicht zu Ende, wie<br />

<strong>di</strong>e Sparbeschlüsse in den Entsendestaaten<br />

zeigen.<br />

Eine Vielzahl an Arbeitsplätzen wird<br />

abgebaut und steht dauerhaft dem Arbeitsmarkt<br />

nicht mehr zur <strong>Ver</strong>fügung.<br />

Die Dienststellen sind häufig im strukturschwachen<br />

Raum angesiedelt und <strong>di</strong>e<br />

Folgen für <strong>di</strong>e betroffenen Menschen wie<br />

auch für <strong>di</strong>e ganze Region sind bedrohlich.<br />

Durch das NATO Truppenstatut sind<br />

<strong>di</strong>e Rechte der ArbeitnehmerInnen und<br />

deren <strong>Ver</strong>tretungen sehr eingeschränkt.<br />

Anders als in der Privatwirtschaft ist <strong>di</strong>e<br />

Forderung und Durchsetzung eines Sozialplanes<br />

nicht möglich.<br />

Gegenüber der städtebaulichen, wirtschaftsförderungs-<br />

und wohnungsbaupolitischen<br />

Konversion spielt <strong>di</strong>e Beschäftigungskonversion<br />

häufig nur eine<br />

untergeordnete Rolle. Dabei entscheidet<br />

<strong>di</strong>e Perspektive der vom Truppenabzug<br />

betroffenen Zivilbeschäftigten und ihrer<br />

Familien mit darüber, ob und wie in<br />

der Region <strong>di</strong>e Konversion positiv gestaltet<br />

und als Chance genutzt werden<br />

kann. Standortaufgaben bedeuten für<br />

<strong>di</strong>e betroffenen Regionen sowohl wirtschafts-<br />

als auch arbeitsmarktpolitisch<br />

eine besondere Herausforderung, <strong>di</strong>e<br />

eine Beteiligung aller betroffenen Akteure<br />

und entsprechende politische Unterstützung<br />

erfordert (z. B. Konversionskabinett<br />

Rheinland-Pfalz).<br />

Eröffnet wurde <strong>di</strong>e Konferenz im Schatten<br />

des Mainzer Doms von Alexander Brehm,<br />

Vorsitzender der <strong>Bund</strong>esfachgruppe SSK.<br />

Er konnte u. a. Gustav Herzog, MDB begrüßen.<br />

Der Abgeordnete für Kaiserslautern,<br />

der im <strong>Bund</strong>estag den Arbeitskreiskreis<br />

der vom Truppenabzug betroffenen<br />

Wahlkreise unterstrich <strong>di</strong>e prekäre Situation.<br />

Achim Meerkamp vom ver.<strong>di</strong> <strong>Bund</strong>esvorstand<br />

referierte zum Thema AB-<br />

ZUG zukunftsorientiert GESTALTEN und<br />

der Oberbürgermeister der Stadt Zwei-<br />

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brücken Kurt Pirmann stellte das Konversionsmodell<br />

Flughafen Zweibrücken vor.<br />

Am Nachmittag berichtete Thomas Warth,<br />

ver.<strong>di</strong> <strong>Bund</strong>esfachgruppe und langjähriger<br />

Betreuungssekretär am Schwerpunkt<br />

Westpfalz seine Erfahrungen aus zwanzig<br />

Jahren Konversion in Rheinland Pfalz. Die<br />

<strong>Ver</strong>treter der großen Hauptbetriebsvertretungen<br />

Helmut Pemsel, HBV USAREUR<br />

(US Army), Klaus Niehaus, HBV HQ BFG<br />

(Briten) und Thomas Meschkat - HBV<br />

USAFE (Airforce) stellten <strong>di</strong>e derzeitige<br />

Situation eindringlich dar und berichteten<br />

aus ihrer täglichen Arbeit bei den Streitkräften.<br />

Zum Abschluss der Konferenz zog Michael<br />

Peters, ver.<strong>di</strong> Fachgruppenleiter SSK in<br />

Berlin das Fazit aus vielen Diskussionsbeiträgen<br />

und formulierte folgende Forderungen<br />

auf:<br />

1. Es müssen in allen <strong>Bund</strong>esländern auf<br />

allen Ebenen <strong>di</strong>e politisch verantwortlichen<br />

aufgefordert werden soziale Konversion<br />

zu unterstützen.<br />

2. Alle Zivilbeschäftigten brauchen frühzeitige<br />

Qualifizierungen vor Aussprache<br />

der Been<strong>di</strong>gungskün<strong>di</strong>gung. Hier<br />

darf es keine Zweiklassengesellschaft<br />

geben.<br />

3. Dabei geht es um: Profiling, Qualifizierung,<br />

Zertifizierung bzw. Formalisierung<br />

von im Berufsleben erworbenen<br />

Fähigkeiten, Entwickeln einer beruflichen<br />

Perspektive, <strong>Ver</strong>mitteln auf freie<br />

Stellen bei SSK und im öffentlichen<br />

Dienst.<br />

4. Tarifvertraglich vereinbarte Transfergesellschaften<br />

für ALLE<br />

(Foto: Rü<strong>di</strong>ger Mosler)<br />

ver.<strong>di</strong> werde als Interessenvertretung der<br />

betroffenen Beschäftigten aktiv, um gemeinsam<br />

mit anderen Akteuren in der<br />

Region <strong>di</strong>e Konversion positiv mit zu gestalten<br />

(z. B. ver.<strong>di</strong>-Gemeinschaftsprojekt<br />

zum Truppenabzug der britischen Streitkräfte<br />

in Niedersachsen und NRW)<br />

ver.<strong>di</strong> werde sich für <strong>di</strong>e tarifvertragliche<br />

Absicherung des Instruments der Beschäftigten<br />

und Qualifizierungsgesellschaften<br />

(BQG) einsetzen, <strong>di</strong>e Beschäftigungsgesellschaften<br />

sollen dabei zukünftig so früh<br />

wie möglich tätig werden können, um<br />

eine zügige und zielgerichtete <strong>Ver</strong>mittlung<br />

zu ermöglichen.<br />

Michael Peters bedankte sich zum Schluss<br />

bei allen HelferInnen <strong>di</strong>e zum Gelingen<br />

der Konferenz beigetragen haben und<br />

schloss <strong>di</strong>e Konversionskonferenz.<br />

von: Jürgen Dehnert / Michael Peters<br />

Diese Konferenz wurde unterstützt durch:<br />

Impressum<br />

Herausgeberin<br />

ver.<strong>di</strong> – <strong>Ver</strong>einte Dienstleistungsgewerkschaft<br />

V.i.S.d.P. Achim Meerkamp<br />

Mitglied des <strong>Bund</strong>esvorstandes<br />

Fachbereich <strong>Bund</strong> + Länder<br />

Paula-Thiede-Ufer 10<br />

1<strong>01</strong>79 Berlin<br />

Redaktion<br />

Michael Peters<br />

Danny Prusseit<br />

Jens Weidt<br />

Redaktionsanschrift<br />

ver.<strong>di</strong> – <strong>Ver</strong>einte Dienstleistungsgewerkschaft<br />

Fachbereich <strong>Bund</strong> + Länder<br />

Paula-Thiede-Ufer 10 | 1<strong>01</strong>79 Berlin<br />

Tel (0 30) - 69 56 - 21 15<br />

Fax (0 30) - 69 56 - 35 51<br />

redaktion.bul-journal@ver<strong>di</strong>.de<br />

Gestaltung<br />

Toni Polkowski<br />

www.fksd-design.de<br />

Druck<br />

alpha print me<strong>di</strong>en AG, Darmstadt<br />

Bildnachweise<br />

Titelseite: Ronny Keller<br />

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36<br />

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