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Lautsprecher › STANDBOXEN<br />
KEF Q700 UM 1400 EURO<br />
DOPPELHERZ, DOPPELKÖRPER<br />
Bei der KEF Q700 schaut man als Tester<br />
zweimal auf das Datenblatt. Der Preis<br />
stimmt, die Bauform auch. Doch die Anzahl<br />
der Chassis irritiert. Positiv. Wie<br />
können die britischen Boxenbauer diese<br />
wuchtige Erscheinung für 1400 Euro anbieten<br />
und zugleich drei frontfüllende<br />
Chassis plus Koaxtöner verbauen?<br />
Der Trick liegt in einem Denkfehler: Wir<br />
sehen vier identische Chassisrun dungen<br />
mit 16 Zentimetern und denken:<br />
„Bumm“. Dabei spielen aktiv nur zwei<br />
Körbe auf. In nicht offensichtlicher Anordnung.<br />
Das Gehäuse trennt die oberen<br />
beiden von den unteren beiden<br />
Chassis ab. Zwei Lufträume in einer Gesamtkonstruktion.<br />
Die jeweils beiden<br />
unteren Membranen sind rein passiv.<br />
Was die Abwesenheit der Bassreflexöffnung<br />
erklärt. Den wirklich erschwinglichen<br />
Preis aber nur zum Teil. Schließlich<br />
ist gerade die Fertigung eines Koax-<br />
Chassis aufwändig und kostenintensiv.<br />
Wenn man nicht KEF heißt. Die Briten<br />
haben die Fertigung dieser Superchassis<br />
über Jahrzehnte perfektioniert und<br />
standardisiert. Umsatzstärke schafft<br />
Großserienfertigung, schafft konkurrenzfähige<br />
Preise – auch für Konstruktionen,<br />
die vor zehn Jahren noch exotisch<br />
gut und ebenso teuer waren. Um<br />
die Vorstellungskraft anzuheizen: Das<br />
Uni-Q-Mittel-/Hochtonchassis besteht<br />
aus fast zwei Dutzend Einzelbauteilen.<br />
Die weitgehend maschinell und automatisiert<br />
im chinesischen Ausland zusammengefügt<br />
werden.<br />
Andere Akzente setzte KEF auch in Sachen<br />
Optik: War die alte iQ- Serie in ihrem<br />
Design den schönen Rundungen<br />
verpflichtet, wirken ihre Q-Nachfolger<br />
viel klassischer, strenger, konservativer.<br />
Die Briten selbst nennen die Vorgänger-<br />
Generation aus heutiger Sicht „illuster“.<br />
Darüber kann man streiten. Tatsache<br />
sind aber handfeste physikalische Vorteile:<br />
Die harte Kastenform der neuen<br />
Qs bringt einen Volumengewinn von 30<br />
Prozent. Bei gleichzeitig minimalisierten<br />
Frequenzweichen. Die Aura der kargen<br />
Mönchsklause soll offenbar entstehen.<br />
Auch klanglich? Ja – in unserem Hörtest<br />
war eine erstaunliche Knorrigkeit bis in<br />
den Tiefbass hinein zu hören. Die Passiv-Chassis-Architektur<br />
beherrscht die<br />
Informationen unter 80 Hertz vorbildlich.<br />
Wieder diese Überraschung, dass die<br />
kantige Tiefe auch die Grundlage für ein<br />
noch definierteres Raumbild ist. Paradebeispiel<br />
ist beispielsweise die gefeierte<br />
Neueinspielung alter US-Songs von Paul<br />
McCartney – „Kiss The Bottom“. Ein<br />
Pflichtkauf für Ohrenmenschen. Die<br />
Studioatmosphäre können nur wenige<br />
Lautsprecher wirklich greifen – durch<br />
RAUM UND<br />
AUFSTELLUNG<br />
Raumgröße<br />
K M<br />
Akustik<br />
T<br />
A<br />
Aufstellung<br />
W<br />
D<br />
G<br />
H<br />
F<br />
Etwa 15 Grad am Hörer vorbei<br />
richten, Hörabstand flexibel. In<br />
trockenen Räumen verhangener<br />
Klang, wandnah zu fett.<br />
Die Aufschlüsselung der Symbole finden Sie<br />
auf Seite 154.<br />
GLOBALE PUNKTARBEIT: Die neuste Generation seiner Koax-Chassis hat KEF für die<br />
Q-Serie in Great Britain erdacht – und in Fernost gefertigt. Der globale Markt und hohe<br />
Stückzahlen machen die Punktschallquelle erstaunlich erschwinglich.<br />
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www.audio.de ›04 /2012