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Serie › GEHEIMNISSE DER TONTECHNIK<br />

(Stereo Ambient Sampling System), bei<br />

der zwei Grenzflächen-Mikros in einem<br />

speziellen Gehäuse sitzen. Besonders<br />

bei atmosphärisch angelegten Aufnahmen<br />

liefert diese Konstruktion erstaunliche<br />

klangliche Ergebnisse.<br />

NATURTALENT: SASS-Systeme finden oft<br />

bei Aufnahmen im Freien Verwendung. In<br />

ihrem Inneren sitzen zwei Grenzflächenmics.<br />

Die interessanteste Technik dieser Sparte<br />

ist der „Decca-Tree”. Die Stereo-<br />

Abbildung, die Auflösung der einzelnen<br />

Stimmen und die Raumanteile werden<br />

mit dieser Methode feinauflösend aufgezeichnet.<br />

Besonders bei Orchester- oder<br />

Chor-Aufnahmen greifen Tontechniker<br />

darauf zurück. Drei omnidirektionale<br />

Mikrofone (also Kugeln), werden hierbei<br />

an den Ecken eines Dreieck-Stativs<br />

angebracht und etwa zwei Meter über<br />

dem Dirigenten aufgehängt.<br />

Bei der Äquivalenzstereofonie werden<br />

sowohl Unterschiede im Pegel als auch<br />

in der Laufzeit ausgenutzt. Jeder größere<br />

Rundfunksender entwickelte im Laufe<br />

der Zeit sein eigenes Verfahren, wodurch<br />

sich auch die Namensgebungen erklären:<br />

NOS (Niederlande), ORTF (Frankreich),<br />

RAI (Italien) und DIN (Deutschland)<br />

sind die bekanntesten Vertreter. Jedes<br />

dieser Verfahren benutzt zwei Schallwandler<br />

mit Nierencharakteristik. Ihr<br />

Aufstellungsabstand variiert zwischen<br />

17 und 30 Zentimetern, und die Kapseln<br />

sind mit 90 bis 140 Grad von einander<br />

abgewinkelt.<br />

Die beste räumliche Abbildung liefern<br />

aber nach wie vor binaurale Mikrofonierungsarten.<br />

Die Idee dahinter ist simpel,<br />

denn die unterschiedlichen Konstruktionen<br />

versuchen im Grunde, den menschlichen<br />

Kopf nachzuahmen. Benutzt wird<br />

hierfür etwa die „Jecklin-Disk” (auch<br />

„Optimal Stereo System”, kurz: OSS genannt)<br />

– eine etwa 30 Zentimeter große<br />

Holzscheibe, die beidseitig mit Dämmmaterial<br />

beklebt ist. Die Rolle des<br />

menschlichen Ohres übernimmt ein<br />

Mikrofon auf jeder Seite, das leicht angewinkelt<br />

nach vorne zeigt. Ein ähnliches<br />

Konzept verfolgt die „SASS”-Technik<br />

HARRY UND FRITZ<br />

Auf die Spitze treibt es der Kunstkopf<br />

(auch Dummyhead genannt) – er besitzt<br />

sogar Ohrmuscheln. Bekannte Kunstkopfmikros<br />

sind das D99 von AKG (liebevoll<br />

„Harry” genannt) oder das KU100<br />

von Neumann („Fritz”). Größter Nachteil<br />

dieser Systeme: Dummyhead-Aufnahmen<br />

können nur über Kopfhörer korrekt<br />

wiedergegeben werden, weil nur auf<br />

diese Weise die Kanaltrennung garantiert<br />

wird. Über Lautsprecher wäre der<br />

Schall aus beispielsweise der linken Box,<br />

unwillkürlich auch vom rechten Ohr hörbar,<br />

was den 3D-Effekt vernichten würde.<br />

Die günstigste Art, binaurale Aufnahmen<br />

zu machen, erfolgt mit speziellen Mikrofonen,<br />

die man sich wie In-Ears in die<br />

Ohren stöpselt. Vor allem für audio-visuelle<br />

Anwendungen ist diese Technik<br />

interessant: Hier verändert sich der Klang<br />

je nach Bewegung des Bildes – und<br />

durch die binaurale Technik hört man<br />

quasi mit den Ohren des Kamera mannes.<br />

Untauglich wäre dieses Verfahren hingegen<br />

für den Mitschnitt eines Live-Konzertes:<br />

Mit jeder noch so kleinen Kopfbewegung<br />

würde sich dann die Stereo-<br />

Abbildung verschieben.<br />

Zu guter Letzt seien noch einige<br />

Surround-Techniken erwähnt,<br />

die überwiegend<br />

bei Film- oder modernen<br />

Orchester-Aufnahmen<br />

benutzt werden. In letzterer<br />

Aufnahmesituation<br />

werden neben den drei<br />

Front- auch zwei nach<br />

hinten gerichtete Rear-<br />

Mikrofone – etwa 15 Meter<br />

von der Bühne ent-<br />

DREI „ÄSTE” ... hat der<br />

„Decca-Tree“. Diese<br />

Mikrofonierungsart ist<br />

etwas für Fortgeschrittene<br />

und liefert hervorragende<br />

Aufnahmen von Orchestern<br />

oder Chor-Ensembles.<br />

KOPF AN KOPF: Herrliche Klavier-<br />

Aufnahmen gelingen mit Dummyheads (hier:<br />

„Fritz”). Dabei wird der Kunstkopf direkt über<br />

und leicht hinter dem Pianisten platziert.<br />

fernt – aufgestellt, um Reflexionen aufzuzeichnen.<br />

Und Surround-Filmton wird<br />

meist mit fünf Mics aufgenommen, die<br />

auf einer speziellen, kompakten Schiene<br />

direkt auf der Kamera sitzen.<br />

In Heft 5/12 geht es nächstes Mal um<br />

das Thema Klanggestaltung und Sounddesign<br />

– verraten werden wie stets wichtige<br />

Basisinfos und viele Insider-Tricks ...<br />

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www.audio.de ›04 /2012

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