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RasPi-Tuning<br />
Schwerpunkt<br />
teien (etwa Bilder für die Owncloud-Galerie)<br />
funktioniert gut. Ein anderer Massenspeicher<br />
wäre aber besser geeignet.<br />
Als Alternative zur SD-Karte bietet sich<br />
eine USB-Festplatte an – doch hier fangen<br />
die Probleme erst an. Festplatten<br />
ohne externe Spannungsquelle fressen<br />
viel Strom, was schon beim Anstecken in<br />
der Regel für den Totalabsturz sorgt. Die<br />
erste Revision der Boards besaß sogar<br />
eine 140-mAh-Sicherung vor den USB-<br />
Ports: Das liegt so weit unterhalb der<br />
USB-Spezifikation, dass es selbst den Betrieb<br />
anderer USB-Peripherie wie WLAN-<br />
Dongles unmöglich macht.<br />
Besitzt die externe Festplatte keine eigene<br />
Stromversorgung, kann ein aktiver<br />
USB-Hubs weiterhelfen – doch die bringen<br />
ihre eigenen Probleme mit sich. Verhalten<br />
sie sich konform zur Spezifikation,<br />
dann liefern sie stur 500 mAh pro Port.<br />
Viele Festplatten brauchen aber beim<br />
Anlaufen kurzzeitig mehr Strom. Ein weiteres<br />
Manko: USB-Hubs kommen überwiegend<br />
aus der Fernost-Billigstproduktion.<br />
Im Internet finden sich zahlreiche<br />
Berichte, die von mechanischen Problemen<br />
bis hin zu in Flammen aufgehenden<br />
Netzteilen berichten. Ein explizit für<br />
den Dauerbetrieb entworfener aktiver<br />
USB-Hub ist dem Autor nicht bekannt.<br />
Als letzte Alternative bleiben noch<br />
USB-Sticks, die allerdings ähnliche Zugriffsmuster<br />
wie SD-Karten aufweisen<br />
und damit im Owncloud-Szenario im<br />
Test dieselben Probleme bereiteten. Zusätzlich<br />
legen die meisten Hersteller den<br />
inneren Aufbau der Sticks nicht offen –<br />
womit unklar bleibt, wie sie die Flash-<br />
Chips ansteuern.<br />
Wie empfindlich der RasPi mit USB-<br />
Geräten interagiert, zeigt eine Konfiguration<br />
des Autors: Eine wegen eines Laptop-Umbaus<br />
verfügbare mSATA-SSD<br />
wurde mit einem externen mSATA-<br />
USB3-Gehäuse an den Minirechner angeschlossen.<br />
Erfolgte das im laufenden<br />
Betrieb, stürzte der Raspberry reproduzierbar<br />
ab. Wurde die SSD dagegen vor<br />
dem Booten schon angestöpselt, startete<br />
und arbeitete das System ohne Probleme.<br />
In dieser – zugegeben überteuerten<br />
– Kombi bleibt das System kompakt<br />
und liefert ausreichend I/O-Performance,<br />
5 Eine hohe Last bei langsamen I/O-System bremst – unabhängig von der CPU – das<br />
gesamte System aus. Da hilft nur der Umstieg auf einen schnelleren Datenträger.<br />
auch wenn sich die Möglichkeiten der<br />
SSD an der USB-2-Schnittstelle des RasPi<br />
nicht ausreizen lassen.<br />
Fazit<br />
Sind Sie bereit, ein wenig Zeit zu investieren,<br />
dann können Sie aus dem Raspberry<br />
Pi problemlos 10 bis 50 Prozent<br />
mehr Leistung herausholen. In vielen<br />
Anwendungsszenarien macht das den<br />
subjektiven Unterschied zwischen „zu<br />
langsam“ und „ausreichend schnell“ aus.<br />
Sicher: Es gibt Plattformen mit mehr Performance,<br />
die weniger Mühe machen.<br />
Aber gerade das Ausloten von Grenzen<br />
macht einen Teil des Bastelspaßes aus.<br />
Genügt aber trotz Tunings die Leistung<br />
nicht, ist dennoch Abhilfe möglich:<br />
RasPi-ähnliche Kleinrechner mit besserer<br />
Ausstattung sprießen derzeit förmlich<br />
wie Pilze aus dem Boden. Allerdings<br />
konnte der Autor in dieser Riege noch<br />
keinen entdecken, der sowohl deutlich<br />
mehr Rechenleistung als auch eine bessere<br />
I/O-Performance bietet.<br />
Im Vergleich zur Raspberry-Pi-Gemeinde<br />
fallen die Communities um die Alternativ-Boards<br />
allerdings viel kleiner aus –<br />
und der Hardware- beziehungsweise<br />
Distributionssupport entsprechend geringer.<br />
Das erweist sich in der Praxis oft<br />
als viel hinderlicher als die zugegebenermaßen<br />
beschränkte Performance des<br />
Raspberry Pi. (tle/jlu) n<br />
Der Autor<br />
Weitere Infos und<br />
interessante Links<br />
www. linux‐user. de/ qr/ 27792<br />
Bernhard Bablok arbeitet<br />
bei der Allianz Managed &<br />
Operations Services SE als<br />
SAP-HR-Entwickler. Wenn er<br />
nicht Musik hört, mit dem<br />
Radl oder zu Fuß unterwegs ist, beschäftigt<br />
er sich mit Themen rund um Linux<br />
und Objektorientierung. Sie erreichen ihn<br />
unter mail@bablokb.de.<br />
09.2013 www.linux-user.de<br />
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