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play³ Magazin Play Station 4 (Vorschau)

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magazin <strong>play³</strong><br />

Vollgas ist tödlich: Waffen in Rennspielen<br />

Bei Rennspielen tuckert man brav im Kreis, überholt sich höflich und winkt anschließend<br />

wacker vom Siegertreppchen herab? Nein, so bieder muss der Fahrspaß<br />

nicht ablaufen. Bestes Beispiel: der zeitlose Party-Racer Mario Kart. Mario,<br />

Prinzessin Peach, Bowser und andere Stars aus der Klempner-Welt rasen<br />

in den verschiedenen Ablegern des Arcade-Rennspiels um den Sieg, kämpfen<br />

dabei aber alles andere als fair. Grüne Schildkrötenpanzer zischen als gefährliche<br />

Projektile durch Strecken wie Bowsers Schloss, cooler sind aber die roten<br />

Panzer, weil zielsuchend. Wer bei hitzigen Positionsduellen in Warios Stadium<br />

nicht aufpasst, fährt über eine von Gegnern platzierte Bananenschale und<br />

gerät ins Schleudern. Wer am Koopa-Strand mal der Größte sein möchte, zündet<br />

den Blitz, schrumpft das gesamte Fahrerfeld und drückt die Konkurrenten<br />

beim Drüberfahren platt wie eine Nintendo-Flunder. Zugegeben, das ist alles<br />

Nintendo-typisch putzig, aber es geht natürlich auch bösartiger. Mit Knüppeln<br />

und Brechstangen bearbeiten sich die Motorradfahrer von Road Rash, wohingegen<br />

Wipeout deutlich futuristischer Rennpisten-Krieg führt. Warum nicht mal ein<br />

Erdbeben abfeuern, das alle Fahrzeuge vor dem Spieler böse erwischt? Ein Zerstörungshimmel<br />

voller Minen, Raketen, Lenkprojektile, Dunkle-Energie-Massen,<br />

Bomben und elektrischen Schockwellen – unterlegt mit Elektro-Mucke. Per Reflektor-Schild sendet man tödliche Geschosse auch wahlweise einfach postwendend an den Absender zurück.<br />

Ganz ähnlich wird in Extreme-G geschrottet, einem Future-Racer für N64, inklusive spaßigem Magnet-Laser. Twisted Metal hat neben dem üblichen Kram wie Maschinengewehr und Minen auch<br />

satellitengesteuerte Waffen und Nukleargeschosse im Angebot. Und wenn man es genau betrachtet, hat auch Destruction Derby Waffen: die Autos selbst. In dem PSone-Klassiker sollen Spieler<br />

– der Titel lässt es schon erahnen – einfach mal der Zerstörung frönen und die Konkurrenz durch Ramm-Attacken zu Abwrackmüll verarbeiten.<br />

Alle Bilder: <strong>play³</strong><br />

ziert auf den Gameplay-Kern „töten<br />

oder getötet werden“, ist differenzierter,<br />

facettenreicher geworden.<br />

Spielerische Knarren<br />

Nirgends weiß man das besser als<br />

bei Aperture Science. Deren Gerät<br />

Portal Device hat ein riesiges blaues<br />

„Auge“, flankiert von drei schwarzen,<br />

leicht gekrümmten Griffen, eingefasst<br />

in einen blitzblanken, weißen<br />

Rahmen. Wer das verdammt<br />

fremdartige, ein bisschen insektenartig<br />

aussehende Ding auf seinen<br />

Feind richtet, sollte nicht erwarten,<br />

dass ebenjener gleich den Styx passiert.<br />

Stattdessen öffnen sich am<br />

Zielort ovale Gebilde, orange oder<br />

blau umrahmt – Portale! Ja, Valves<br />

Überraschungshit Portal hat eine<br />

„Gun“, eine Ego-Perspektive; und<br />

doch keine umherfliegenden Extremitäten,<br />

und es vergießt weniger<br />

Blut als Graf Dracula im Ruhestand.<br />

Auch in Sachen Spielmechanik ist<br />

alles anders. Reaktionsschnelligkeit<br />

und akribisches Zielen sind<br />

hier nicht vonnöten. Hirnzellen fliegen<br />

hier nur umher, wenn sie durch<br />

Rätsel angeregt werden, durch die<br />

strategische Platzierung von Portalen<br />

zur Erschaffung von Kettenreaktionen,<br />

welche allein das Vorankommen<br />

ermöglichen. Mindestens<br />

so wundersam wie der Portal-Verschießer<br />

ist das TMD (Time Manipulation<br />

Device) aus Singularity. Man<br />

stelle sich folgende Situationen vor:<br />

Ein begeisterter Zocker sitzt vor seiner<br />

defekten PSone und blickt frustriert<br />

auf die kaputte CD-Schleuder<br />

hinab. Ein Mann steht auf der Straße<br />

vor seinem Haus, während seine<br />

wütende Frau seine Klamotten hinabwirft<br />

und die Scheidung will. Was,<br />

wenn der Gamer am Rad der Zeit<br />

drehen, ans Ende der Neunzigerjahre<br />

zurückreisen und mit seiner<br />

brandneuen PSOne spielen könnte?<br />

Und der Mann in noch länger<br />

vergangene Zeiten, in denen seine<br />

Frau mehr als nur Verachtung<br />

für ihn übrig hatte? Hätten sie den<br />

TMD, könnten sie es. Wer den schicken<br />

Experimental-Handschuh auf<br />

fieses Schurkenpack richtet, sieht,<br />

wie sich die Typen in ein Skelett verwandeln.<br />

Eine eingestürzte Brücke<br />

kann der Wunderhandschuh wieder<br />

ganz machen – indem er die Zeit<br />

zu dem Punkt dreht, an dem das<br />

Ding noch in voller Pracht stand.<br />

In diesem Fall verändert die Waffe<br />

nicht (nur) den Körper der Gegner,<br />

sondern sie verändert die Umgebung.<br />

„Lass das hier altern, verjünge<br />

dies“, fordert die clevere Mechanik,<br />

unmittelbar verknüpft mit der<br />

„Nicht-so-wirklich-Waffe“-Waffe,<br />

dem TMD. Noch vor TMD und Portal<br />

Gun sorgte allerdings die Gravity<br />

Gun für Aufsehen, wohl unvergessen<br />

von jedem, der Half-Life 2<br />

selbst gespielt oder auch nur kurz<br />

bei Freunden gesehen hat. In erster<br />

Linie war sie ein Produkt ihrer<br />

Zeit. Realistische Physikeffekte<br />

werden ja bis heute von vielen,<br />

selbst großen Entwicklerstätten<br />

sträflich vernachlässigt, doch vor<br />

dem Jahrtausendwechsel waren<br />

sie in Videospielen quasi nicht existent.<br />

Dann kam 2004 ein gewisser<br />

Gordon Freeman daher und stellte<br />

die Spielwelt erneut auf den Kopf.<br />

Neben sympathischen Charakteren,<br />

einer spannenden Story und einer<br />

großartigen Atmosphäre packte<br />

Valve auch gleich eine ansprechende<br />

Physik-Engine ins Half-Life 2-Paket.<br />

Um die Technik-Spielerei an<br />

den Mann zu bringen, verwob Valve<br />

diese geschickt mit dem Gameplay.<br />

Mit der Gravity Gun konnte<br />

der schmächtige Brillenträger Gordon<br />

Kisten und anderen Quatsch<br />

greifen, in der Luft halten und dann<br />

von sich schleudern. Viele Objekte<br />

waren vom Entwickler speziell<br />

als „Munition“ für die Gravity Gun<br />

Feurig: Marios Feuerball zählt zu den klassischen Videospiel-<br />

Waffen und bereitet frechen Gumbas einen heißen Abgang.<br />

Legendär: Die Gravity Gun aus Half-Life 2 (hier eine Szene aus Episode 2) entpuppte<br />

sich als Design-Geniestreich und ermöglichte ganz neue Physik-Spielereien.<br />

90 | 08.2013 | play 3 www.playdrei.de

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